Guten Appetit! - Evangelische Kirchengemeinde Alt-Lichtenberg
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Eine Katholikin sieht die evangelische Gemeinde<br />
Hinter dem Rathaus <strong>Lichtenberg</strong><br />
befindet sich der alte Dorfanger.<br />
Umgeben von zwei belebten Straßen,<br />
auf denen Tag und Nacht der Verkehr<br />
rollt, steht die <strong>Alt</strong>e Pfarrkirche<br />
<strong>Lichtenberg</strong>.<br />
Sie wirkt fast ein bisschen fehl am<br />
Platz. Unterscheidet sie sich doch<br />
deutlich in <strong>Alt</strong>er und Größe von ihrer<br />
Umgebung. Ist sie ein Museum<br />
oder noch in „Betrieb“? Wenn man<br />
an dem Kirchlein vorüber geht oder<br />
fährt, sieht man keinen Besucher. Wo<br />
treffen sich die Leute, die zu dieser<br />
Gemeinde gehören? Sieht man etwas<br />
näher hin, entdeckt man dem Anger<br />
gegenüber das Pfarrhaus. Findet dort<br />
Gemeindeleben statt oder wohnt dort<br />
der Pfarrer? Wer und was gehört alles<br />
dazu? Worum kümmert man sich, wofür<br />
engagiert sich die Gemeinde?<br />
Betritt man die alte Pfarrkirche, ist<br />
man überrascht von der Stille. Die<br />
dicken Mauern lassen keinen Lärm<br />
nach innen dringen. Ihre Schlichtheit<br />
rührt an.<br />
Zur Nacht der offenen Kirchen an<br />
Pfingsten treffen sich evangelische<br />
und katholische Christen hier zum<br />
gemeinsamen Gottesdienst. Die Lieder<br />
sind vertraut, die Anliegen, für<br />
die man betet, sind gemeinsam. Das<br />
verbindet, man fühlt sich nicht fremd.<br />
8 I Lichtblick<br />
Leider sind nur wenige evangelische<br />
Gemeindemitglieder dabei. Man<br />
wohnt nahe beieinander, begegnet sich<br />
im Alltag auf der Straße, beim Einkaufen.<br />
Aber man kennt sich nicht und<br />
weiß kaum etwas voneinander. Das ist<br />
schade, wünscht man sich doch Verbündete<br />
und Mitstreiter. Der gemeinsame<br />
Weg nach dem Gottesdienst zur<br />
katholischen Gemeinde ist ein Symbol<br />
für das Miteinander-auf-dem-Weg-<br />
Sein. Könnte nicht auch praktisch der<br />
ein oder andere Weg miteinander gegangen<br />
werden?<br />
Viele aktuelle Sorgen und Nöte haben<br />
katholische und evangelische<br />
Gemeinden in gleichem Maße. Wie<br />
mobilisiert man Leute, um sie für ehrenamtliche<br />
Aufgaben zu begeistern?<br />
Wie setzt man das knappe Geld am<br />
nutzbringendsten ein? Wie kann man<br />
Außenstehenden die frohe Botschaft<br />
nahe bringen? Empfinden sich fusionierte<br />
Gemeinden als Gemeinschaft?<br />
Beim gemeinsamen Beginn des Advent,<br />
der am Standort Fennpfuhl begangen<br />
wird, erkennt man, dass die<br />
Kirchenmusik sehr gepflegt wird. Egal,<br />
ob eine Kinderkantate aufgeführt wird<br />
oder andere konzertante Weisen vorgetragen<br />
werden, es ist eine Freude<br />
zuzuhören. Bei der sich anschließenden<br />
Agape verzehrt man die gemeinsam<br />
mitgebrachten Speisen. Alles ist<br />
gut vorbereitet. Man fühlt sich willkommen.<br />
Hier findet Begegnung statt,<br />
aber kommt man sich wirklich dabei<br />
näher? Ist man offen füreinander, für<br />
Neues oder hält man sich an <strong>Alt</strong>hergebrachtem<br />
fest?<br />
Die Kirche am Fennpfuhl ist von<br />
Neubauten aus den siebziger Jahren<br />
umgeben wie die katholische Nachbargemeinde<br />
auch. Inmitten der<br />
Grünanlage befindet sich das Gemeindezentrum<br />
mit der kleinen Neubaukirche.<br />
Nimmt die Umgebung dieses<br />
Zentrum wahr? Gelingt es, Anwohner<br />
für das Zentrum zu interessieren,<br />
gibt es Kontakte oder wird man übersehen?<br />
Wirkt die Gemeinde in das<br />
Wohngebiet hinein? Wenn ja, dann<br />
kann man als katholische Gemeinde<br />
davon lernen. Wie hält man es mit der<br />
Öffentlichkeitsarbeit?<br />
Am Martinstag, dem 11. November,<br />
tritt die Kirche in die Öffentlichkeit.<br />
<strong>Evangelische</strong> und katholische Kinder<br />
ziehen mit ihren Laternen durch das<br />
Wohngebiet, um an den Heiligen Martin<br />
zu erinnern, der seinen Mantel teilt<br />
und die Hälfte einem Bettler gibt, der<br />
friert. Mit anderen zu teilen, Not zu<br />
lindern und zu helfen, ist die Botschaft<br />
an die Menschen. Das Abendcafé ist<br />
mit seinem Angebot an die, die am<br />
Rand stehen, die konkrete Umsetzung<br />
dieser Botschaft. Schön, dass es diese<br />
Außensicht<br />
Möglichkeit gibt. „Laib und Seele“ soll<br />
materielle Not lindern helfen. Es ist<br />
bei uns nicht selbstverständlich, dass<br />
alle immer satt werden. Danke dafür,<br />
dass sich Ehrenamtliche um dieses<br />
Projekt kümmern und somit zu einem<br />
menschlichen Miteinander beitragen.<br />
Man sagt, in den ersten drei Lebensjahren<br />
werden die entscheidenden<br />
Wesenszüge eines Menschen geprägt.<br />
Den Eltern, aber auch den Kindereinrichtungen<br />
kommt dabei eine große<br />
Verantwortung zu. Darum ist es gut,<br />
wenn <strong>Kirchengemeinde</strong>n Kindertagesstätten<br />
betreiben und so versuchen<br />
können, christliche Werte vorzuleben<br />
und zu vermitteln. Kirche ist auch für<br />
benachteiligte Kinder besonders in<br />
der Pflicht.<br />
Katholische und evangelische Kirche<br />
verbindet weit mehr als die Sorge<br />
um schwindende Mitgliederzahlen.<br />
Sie sind immer Gemeinden vor Ort<br />
und haben hier Verantwortung für<br />
ihre Mitmenschen, die ein Recht auf<br />
die frohe Botschaft haben. Kirchtürme<br />
sind in ihrer unterschiedlichen Bauart<br />
schön anzusehen, aber erfüllen erst<br />
dann ihren Sinn, wenn von ihnen der<br />
Geist Gottes in die Welt weht.<br />
Petra Materne<br />
Katholische Kirche St. Mauritius<br />
Pfarrgemeinderatsvorsitzende<br />
Dezember 2012 – Januar – Februar 2013 I 9