MASTER-/DIPLOMARBEIT Studien und Arbeiten zu Raum und Licht ...
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Times Square bei Nacht, New York, 1928<br />
Fotografie <strong>und</strong> Film spielten eine wesentliche Rolle im Dokumentationsprozess dieser ersten<br />
Architekturbeleuchtungen. Tag- <strong>und</strong> Nachtfassaden eines Bauwerkes verhalten sich oft in einem<br />
Positiv – Negativ Verhältnis. Tagsüber erscheint der Baukörper in seinem vollen Volumen inszeniert<br />
durch Sonnenlicht <strong>und</strong> Schatten. Die Fassade strahlt, die Fenster sind dunkel. Nachts erstrahlen die<br />
Fenster <strong>und</strong> die Mauern verschwinden. Durch den gezielten Einsatz von Architekturlicht kann man<br />
in der Nacht eindrucksvolle Effekte an der Fassade erzeugen. Durch Betonungen <strong>und</strong> das Spiel<br />
von <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> Schatten im Streiflicht der Architekturscheinwerfer werden die Fassadenornamente<br />
hervorgehoben <strong>und</strong> erhalten eine grafische Qualität. Beim Fotografieren bestimmen Perspektive,<br />
<strong>Licht</strong>verhältnisse <strong>und</strong> Belichtungszeit, Witterung <strong>und</strong> Ausschnitt maßgeblich die entstehende<br />
Aufnahme. Das fotografische Abbild <strong>und</strong> der optische Eindruck des nächtlichen Besuchers<br />
sind niemals identisch. Bei gemalten oder gezeichneten Ansichten ist der Eingriff des Künstlers<br />
offensichtlich. Die Architekturfotografie hingegen ist ein scheinbar objektives Medium. Doch der<br />
künstlerische Blick <strong>und</strong> die Zielset<strong>zu</strong>ngen des Fotografen beeinflussen das Architekturabbild<br />
maßgeblich, <strong>zu</strong> Gunsten oder <strong>zu</strong> Ungunsten des Bauwerks. Durch bestimmte fotografische Stilmittel<br />
können Stimmung <strong>und</strong> Atmosphäre im Foto gezielt erzeugt werden. Mittels Überbelichtung<br />
beispielsweise erscheint das <strong>Licht</strong> der Leuchtreklamen strahlend, <strong>und</strong> die Umgebung heller als mit<br />
dem menschlichen Auge wahrgenommen.<br />
Um 1900 entstand das Genre der nächtlichen Stadtfotografie. Es trug wesentlich da<strong>zu</strong> bei, dass<br />
moderne Städte wie New York oder Paris als illuminierte Metropolen Weltruhm erlangten. Die große<br />
Herausforderung im Fotografieren der damaligen Zeit bestand darin einerseits einen unverbauten<br />
Blick auf die Gebäude <strong>zu</strong> bekommen, andererseits trotz der langen Belichtungszeiten ein scharfes<br />
Bild <strong>zu</strong> machen. Mit dem damaligen Equipement war das viel schwieriger als heute. Es wurde<br />
viel experimentiert <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> der langen Belichtungszeiten mit Mehrfachüberblendungen<br />
gearbeitet. Das war das erste Experimentierfeld der gezielt manipulierten Fotografie. Die kollektive<br />
Wahrnehmung der amerikanischen Großstädte wurde durch die eindrucksvoll inszenierten Nightscapes<br />
(Nachtaufnahmen) der 1920er <strong>und</strong> 1930 Jahre maßgeblich geprägt. Diese waren in zahlreichen<br />
Filmen <strong>zu</strong> sehen. Zu dieser Zeit herrschte in Österreich eine große Amerikafaszination, die sich kulturell<br />
verwurzelte. Amerika galt als gelobtes Land des Wohlstandes, des Fortschritts <strong>und</strong> der Freiheit. Man<br />
begann eine Vielzahl amerikanischer Waren <strong>zu</strong> importieren, die hier<strong>zu</strong>lande früher unbekannt oder<br />
geächtet waren: Luftbefüllte Autoreifen, leicht bekleidete Tiller–Girls, Jazzmusik, Boxkämpfe <strong>und</strong><br />
diverse andere Kulturprodukte, allen voran der Hollywoodfilm als Transfermedium des Amerikanischen<br />
Traumes mit seinen stetig wachsenden Hochhäusern als Sinnbild für eine fortschrittliche Gesellschaft.<br />
Amerikabilder generierten sich in Österreich vor allem über das <strong>Licht</strong> auf den Kinoleinwänden.<br />
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