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Literatur am Musi schen Gymna sium - des Musischen Gymnasiums ...

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Worte, Worte, Worte<br />

2002<br />

<strong>Literatur</strong><br />

Zum dritten Mal veranstaltet das <strong>Musi</strong>sche <strong>Gymna</strong><strong>sium</strong> einen Literari<strong>schen</strong> Abend, der<br />

Texte in den Mittelpunkt stellt, die von SchülerInnen im laufenden Schuljahr verfasst wurden.<br />

Zu diesem Anlass gibt es auch heuer wieder eine kleine Veröffentlichung, die auch<br />

das enthält, was in dem beschränkten Rahmen einer solchen Veranstaltung nicht unterzubringen<br />

war.<br />

<strong>am</strong><br />

Neu in diesem Jahr ist, dass sich der zweite Schwerpunkt neben den Ergebnissen der<br />

Schreibwerkstätten geändert hat. Es hat sich nämlich gezeigt, dass im ganz normalen<br />

Deutschunterricht oft sehr schöne Texte entstehen, die mit gleichem Recht verdienen dokumentiert<br />

zu werden wie die Einsendungen für einen Schreibwettbewerb. Wir haben uns<br />

daher für heuer geeinigt, uns auf diese zu konzentrieren und dafür auf einen gesonderten<br />

<strong>Literatur</strong>-wettbewerb zu verzichten. Aus diesem Grund gibt es heuer auch kein<br />

<strong>Musi</strong><br />

gemeins<strong>am</strong>es Thema. Vielleicht ist gerade die Vielfalt, die sich dadurch ergeben hat,<br />

besonders reizvoll.<br />

Die hier ges<strong>am</strong>melten Texte wurden<br />

<strong>schen</strong><br />

von den LehrerInnen der Schreibgruppen und<br />

Klassen teils in gemeins<strong>am</strong>er Entscheidung mit den SchülerInnen ausgewählt. Die<br />

Redaktion hat auf die Texte und ihre Gestaltung keinen Einfluss genommen.<br />

sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.<br />

<strong>Gymna</strong><br />

Allen KollegInnen, die viel Zeit und Energie in die redaktionelle Mitarbeit gesteckt haben,<br />

Seite 3<br />

<strong>sium</strong><br />

B Ä r e n - G e d i c h t e<br />

Vorlage war das folgende Gedicht, zu dem per Analogie eine zweite Strophe zu schreiben war<br />

Wenn der Bär nach Hause kommt,<br />

dann freun sich alle sehr.<br />

Dann bringt er süßen Honig mit<br />

Und manchmal auch noch mehr.<br />

Wenn der Bär saunieren geht,<br />

Ist er wirklich arm.<br />

Da sein Fell kein Mantel ist,<br />

wird ihm furchtbar warm.<br />

Wenn der Bär im Winter schläft,<br />

Dann ist`s im Wald ganz still.<br />

Denn er träumt vom Honigschlecken:<br />

Honig, so viel er will.<br />

Wenn der Bär ins Schwimmbad geht,<br />

Dann zieht er schnell sein Hö<strong>schen</strong> an.<br />

Oft trifft er dann ein Bärenweibchen<br />

Und macht sich gierig an es ran.<br />

Maximilian Bell, 1m<br />

Cornelia Absmanner, 3i<br />

Bettina Landl und Katrin Schaffer, 3i<br />

N i l p f e r d – G e d i c h t e<br />

eine vergleichbare Strophe wie beim Bären als Vorlage<br />

Das kleine Nilpferd soll nicht fressen,<br />

das kleine Nilpferd soll nicht saufen,<br />

denn mit einem vollen Magen<br />

kann man überhaupt nicht laufen.<br />

Das kleine Nilpferd soll nicht weinen,<br />

das kleine Nilpferd soll nicht heulen,<br />

denn von einem Sprung ins Wasser<br />

bekommt man keine Beulen.<br />

Maximilian Bell, 1m<br />

Seite 4


Das kleine Nilpferd soll nicht rülpsen.<br />

Das kleine Nilpferd soll nicht schmatzen.<br />

Sonst wird die Mutter schimpfen:<br />

Musst du uns den Appetit verpatzen?<br />

Flora Seierl, 1m<br />

A m e i s e n i n S a l z b u r g<br />

Vorlage war das bekannte Gedicht von Joachim Ringelnatz<br />

In Salzburg lebten zwei Ameisen.<br />

Die wollten zum Nordpol reisen.<br />

Doch <strong>am</strong> Grünmarkt beim Kaffee<br />

Da taten ihnen die Beine weh.<br />

Und so verzichteten sie klugerweise<br />

Schon auf den Anfangsteil der Reise<br />

Spaßig-absurde<br />

Nachrichtentexte<br />

Guten Morgen zum Abendjournal und zur Vorschau für das letzte Wochenende!<br />

Flora Seierl, 1m<br />

Ein absolutes Highlight wäre <strong>am</strong> Mittwoch ein Besuch im Rattenmuseum an der<br />

Kanalecke zur 5th Avenue. Zweibeinige Katzen haben freien Eintritt, vierbeinige zahlen<br />

das Doppelte. Am selben Tag sind wie jeden Donnerstag die "Rollmöpse", die süßen<br />

Schlagersängerinnen aus Ottakring, im Seniorenheim "Jungbrunnen" zu bestaunen. Die<br />

Blues Water Band erleben Sie im Haifischappartement im Zoo von Schönbrunn. Beim<br />

anschließenden kalten Buffet, also der Fütterung der Haie, müssen Sie mit Staus vor den<br />

Gittern rechnen. Planen Sie Verzögerungen ein. Sie kommen bestimmt an die Reihe. Vor<br />

allem dann, wenn Sie den Stößen von hinten nachgeben.<br />

Maximilian Bell, 1m<br />

Auf der A1 kommt Ihnen ein Geistergänger entgegen. Geben Sie bitte keine Acht und<br />

fahren Sie weiterhin rasant!<br />

Beatrice Holzer-Graf und Lisa Brandhuber, 1m<br />

Am kommenden S<strong>am</strong>stag findet im Katschbergtunnell eine Haloweenfeier und anschließend<br />

ein Ostereiersuchen statt. Und jetzt zum Wetterbericht. Gestern war es sonnig und<br />

Seite 5<br />

neblig zugleich. In den Nebelregionen k<strong>am</strong> das Thermometer ab 37 in den<br />

Fieberbereich und hörte erst bei 60 Grad zu steigen auf. Dort wartet es nun, bis wieder<br />

die Sonne scheint.<br />

JJulia Polak, 1m<br />

Wir schreiben über uns<br />

… Ich habe eine sehr witzige Eigenschaft. Wenn ich lache, dann kann ich einstellen,<br />

ob ich mit den Nasenflügeln wackeln will oder nicht. Ich tu dies aber nur dann, wenn<br />

ich will, dass die anderen mitlachen. Mein Vater sagt immer, wenn ich mit den<br />

Nasenflügeln wackle, dann hebe ich gleich ab. Es ist oft sehr lustig, wenn ich wackle,<br />

denn alle, die mir dann zuschauen, können sich das Lachen nicht verkneifen. Ich sage<br />

auch jeden Morgen zu mir selbst "Guten Morgen", fast automatisch. Und jeden Abend<br />

sage ich zu mir selbst "Gute Nacht", einfach so. Ich habe auch eine supertolle Freundin.<br />

Einen Baum! Sie heißt Susi und ist eine große, alte Eiche. Ich kenne nicht viele Kinder,<br />

die sich mit Bäumen anfreunden könnten. Deswegen ist meine Susi auch etwas ganz<br />

Besonderes. Ich sage euch, so eine Freundschaft ist die beste, die es gibt. Denn man<br />

kann Susi alle Geheimnisse anvertrauen und sicher sein, dass sie sie nicht verrät. Ich und<br />

Susi haben auch eine eigene Sprache. Rascheln zum Beispiel bedeutet "ja" und still sein<br />

heißt so viel wie "nein" oder so ähnlich. Und so verstehen wir uns prächtig …<br />

Eva Rossegger, 1m<br />

Wenn ich mich ärgere, hat meistens meine große Schwester d<strong>am</strong>it zu tun. Sie nimmt mir<br />

oft meine liebsten Spielsachen weg. Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich eine<br />

Lieblingspuppe, sie hieß Laura. Wenn ich mit Laura spielte, schaute meine Schwester<br />

ganz neidig auf meine Puppe. Sie war d<strong>am</strong>als selber noch in so einem Puppenalter wie<br />

ich, denn sie war da sieben Jahre alt. An einem Tag war ich im Kindergarten und hatte<br />

meine Puppe nicht mitgenommen. Das war ein Fehler! Meine Schwester war nämlich an<br />

diesem Tag früher zu Hause als ich und konnte seelenruhig mit Laura spielen. Sie klappte<br />

ihr immer wieder die Augen auf und klebte einen Kaugummi hinein. Meine Laura musste<br />

so viel Pulverbrei essen, dass ihr Stoffbauch feucht wurde und unangenehm roch.<br />

Außerdem cremte sie meine Puppe dick mit einer Fettcreme ein. Ich k<strong>am</strong> gerade dazu,<br />

als sie meine Laura heiß baden wollte. Mit einem Ruck riss ich ihr laut schreiend meine<br />

Laura aus der Hand und drückte sie an mich. Ich schluchzte und beschimpfte meine<br />

Schwester. Als ich Marie eine kleben wollte, ging meine M<strong>am</strong>a dazwi<strong>schen</strong> und beruhigte<br />

uns. Marie und ich versöhnten uns bald wieder und pflegten gemeins<strong>am</strong> meine<br />

Puppe.<br />

Josepha Krüger, 1m<br />

Seite 6


Überraschungseier<br />

Nach der Lektüre der Geschichte „Il pulcino cosmico“ von Gianni Rodari, in der ein aus<br />

dem Osterei kommen<strong>des</strong> „Weltraumküken“ die ganze F<strong>am</strong>ilie überrascht, erhielt die<br />

Klasse den Auftrag, in Partnerarbeit ebenfalls eine Fantasiegeschichte über solch eine<br />

Überraschung aus dem Ei zu schreiben.<br />

Das Monster<br />

Fast wäre Bauer Huber auf das Ei gestiegen, das auf dem Hof in einer kleinen Pfütze<br />

lag. Der Bauer las das Ei auf und legte es vorsichtig zu den anderen Hühnereiern, die<br />

er <strong>am</strong> Freitag beim Bauernmarkt verkaufen wollte. Der Rottweiler von Herrn Huber<br />

beschnüffelte misstrauisch das Osterei. Plötzlich zersplitterte ein stachelbewehrter<br />

Schwanz die Schale. Darauf folgte ein Körper, der einem Nadelkissen glich. Die Haut<br />

<strong>des</strong> Monsters war rot. Auf seinem Rücken prangten zwei große Flügel. Das Ungeheuer<br />

hatte 8 Füße und ein Maul wie ein Krokodil. Der Hund rannte jaulend davon. Der Bauer<br />

k<strong>am</strong> mit einer Schrotflinte aus dem Haus. Schoss auf das Ungetüm ..... Die Kugel prallte<br />

ab und verfehlte Herrn Huber nur knapp. Der rannte jetzt in wilder Panik zu seinem<br />

Haus und sperrte sich ein. Alle Bürger fürchten sich noch immer vor dem Monster, das<br />

auf dem mittlerweile verlassenen Hof haust.<br />

Lukas Garnweidner, Christoph Gschaider, 1i<br />

(Ohne Titel)<br />

Es ist Ostern. F<strong>am</strong>ilie Schmidhuber ist im Garten und alle F<strong>am</strong>ilienmitglieder suchen ihr<br />

Os-ternest. Plötzlich sieht Annika ein riesiges Ei. Als sie es aufheben und hineintragen<br />

will, hebt es ab und schwebt um Annika herum. Das Ei bricht auf und ein Käfer kommt<br />

heraus. Auf dem Kopf trägt er eine riesige rote Masche, die als Propeller dient. Der Käfer<br />

surrt: „Komm, setz dich auf den linken gelben Platz, der ist noch nicht besetzt.“ Welcher<br />

gelbe Platz? Annika versteht nur Bahnhof. „Du wunderst dich?“, plappert der Käfer weiter.<br />

„Ach ja, ich habe ja ganz vergessen, dass ich meine Masche noch nicht umgewandelt<br />

habe.“ Schwups!!! Schon ist von dem Käfer fast nichts mehr zu sehen, aber vor<br />

Annika steht eine Reihe buntlackierter Sitzplätze. „Na komm schon!“, drängt die<br />

Käferstimme. Annika setzt sich auf den linken gel-ben Platz. Wie aus dem Nichts sind<br />

plötzlich alle Plätze voll. „Achtung, Achtung, es geht los!“, dröhnt es aus einem<br />

Lautsprecher. Es beginnt die wil<strong>des</strong>te Karussell-, Autodrom- und Crazy-Wave-Fahrt in<br />

Annikas Leben. Nach einer guten halben Stunde landet sie unsanft auf der Erde. Ihre<br />

Mutter ruft: „Annika! Hast du dein Ei immer noch nicht gefunden?“ Annika rennt ins Haus<br />

und erzählt allen die Geschichte.<br />

Seite 7<br />

Magdalena Peyrer-Heimstätt, Bernadette Riesner, 1i<br />

Das Superkangu<br />

Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Osterfußballspiel. Es spielte SV Jupiter gegen<br />

FC Saturn. Der Ball war dieses Mal kein Meteorit, sondern ein dreieckiges Osterei.<br />

Jupiter bek<strong>am</strong> einen Freistoß, weil ein FC-Saturn-Spieler einem SV-Jupiter-Spieler den Kopf<br />

abgerissen hatte. Jupiter verschoss den Freistoß und das dreieckige Osterei geriet aus<br />

der Umlaufbahn. Es flog genau auf die Erde zu. Das Osterei landete im Beutel eines<br />

Kängurus im Zoo Schlafhau-sen. Seit diesem Tag wurde es nicht mehr gesehen.<br />

Zwei Jahre später: Es war Vollmond. Es war die schönste Nacht der Nächte. Im Zoo war<br />

totale Stille eingetreten. Plötzlich gab es im Kängurugehege eine Explosion. Sofort rannte<br />

der Wärter zu dem Gehege hin, um nachzusehen, was passiert war. Da stand im<br />

Käfig ein Känguru mit einem Superman-Anzug. Das Känguru sagte zum Wärter: „Ich bin<br />

Superkangu!“<br />

Von diesem Tag an gab es in Schlafhausen nie wieder ein Verbrechen. Doch keiner wusste,<br />

welcher Held dies vollbrachte. Oder doch??<br />

Matthias Blaukowitsch, Christoph Ertl, Thomas Genser, 1i<br />

Disko-Kuh Else<br />

Rosa mit goldenen Sternen – so sah das Ei aus, das sich Lola aussuchte.<br />

Lola ist ein unverschämtes kleines Mädchen. Sie fährt Skateboard, trägt Skaterhosen und<br />

liebt alles Verrückte. Lola ist eben anders als die meisten Mädchen.<br />

Als Lola das Ei öffnete, sprang daraus eine große Kuh. Die hatte eine rosa Sonnenbrille,<br />

ein Paar 20 cm hohe Stöckelhufe, ein blutrotes Top, eine knallenge Dreiviertelhose und<br />

ihre Haare waren zu hunderten kleinen Zöpfen gebunden. Ihre Lippen waren pink, in<br />

der Nase trug sie einen Ring und <strong>am</strong> Schwanz eine kecke Spange, und ihre Hörner hatte<br />

die Kuh zu zwei Locken gedreht. Da begann die Kuh schon zu muhen: „Hast du hier<br />

’nen Spiegel? Ich muss mich etwas frisch machen!“ Lola staunte und sagte: „Groovy!“ –<br />

„Ich bin übrigens die ‚Disko-Kuh Else’ und wer bist du?“<br />

Doch Else ließ Lola gar nicht erst zu Wort kommen. Sie trabte zu einem Schaufenster, in<br />

dem ein Riesen-Ei ausgestellt war. Dann lief sie in den Laden und erklärte dem Verkäufer:<br />

„Ich interessiere mich für Ihr krasses Ei.“ Doch der Verkäufer sah Else nur entsetzt an. Da<br />

sagte sie: „Na, was ist?“ – „K-k-kostet 5 Euro.“ – „Zu teuer“, meinte die Kuh und kehrte<br />

zu Lola zurück. Sie zog Lola mit sich und schnaufte immer wieder: „Diese<br />

Ausländerfeinde!“<br />

Bald k<strong>am</strong>en sie zu einer Disko. Dort trafen sie einen Jungen mit einem Disko-Stier. Die<br />

beiden Disko-Rinder tanzten schon bald zus<strong>am</strong>men ab und Lola sah sie nie wieder.<br />

Isabel Artmayr, Marie Doblhofer, 1i<br />

Seite 8


Rahmenthema: Zutaten werden<br />

lebendig.<br />

Nach dem Grimm<strong>schen</strong> Märchen<br />

„Strohhalm, Kohle und Bohne“<br />

Warum sind die Tomaten ROT?<br />

Schon zur Zeit der Römer liebten die Leute Spaghetti. Eine Köchin kochte die<br />

Lieblingsnu-deln <strong>des</strong> Kaisers mit grüner Tomatensauce. Man muss bedenken, dass zu dieser<br />

Zeit die Tomaten noch dunkelgrün waren.<br />

Geschäftig eilte die Köchin Aurelia herum. Als sie in der Speisek<strong>am</strong>mer das<br />

Olivenöl holte, begannen die auf dem Tisch liegenden Zutaten zu tuscheln. Eine scharf<br />

denkende Zwiebel riet: „Kommt, Freunde! Dies ist die letzte Gelegenheit, ein freies Leben<br />

zu führen.“ Kurz entschlossen rollten auch noch eine Tomate und eine Nudel vom Tisch<br />

und zur Tür hinaus.<br />

Die Augustsonne brannte vom Himmel. Die dicke Zwiebel begann zu schwitzen.<br />

Ächzend zog sie sich eine Schicht nach der anderen aus. Am Abend <strong>des</strong> zweiten<br />

Tages war sie plötzlich gar nicht mehr da. Nun mussten die Tomate und die Nudel ohne<br />

ihre Anführerin auskommen.<br />

Aber auch die Nudel war die Hitze nicht gewöhnt. Als sie träge zu Boden fiel,<br />

verwechselte ein Vogel sie mit einem langen Regenwurm. So endete die Spaghetti-Nudel<br />

als Leckerbissen für Vogelbabys. Eins<strong>am</strong> wanderte die Tomate weiter. Plötzlich k<strong>am</strong> ein<br />

hübscher Tomaterich <strong>des</strong> Weges. Dieser sprach die Tomate an: „Was hast du nur für<br />

süße rote Bäckchen.“ Denn die Tomate hatte einen leichten Sonnenbrand. Aus<br />

Verlegenheit über das ungewohnte Kompliment errötete sie gänzlich. So k<strong>am</strong> es, dass<br />

sich der fesche Jüngling Hals über Kopf in sie verliebte.<br />

Die beiden heirateten und bek<strong>am</strong>en viele Kinder, die alle so wunderbar rot<br />

waren. Seit dieser Zeit haben alle Nachfahren der Wandertomate ihre schöne rote<br />

Farbe.<br />

Bernadette Riesner 1i<br />

Die Aufgabe bei der folgenden Textproduktion bestand darin, mit einigen Stichwörtern<br />

aus dem Wörterkasten eine Waldgeschichte zu verfassen. (Übungen zum Nomen)<br />

Am mor<strong>schen</strong>, alten Baum - im runden Turmfenster - sein ängstlicher Blick und der unsichere<br />

Gang - vom knorrigen Baumstumpf aus - das ungute Gefühl - ein verdächtiges<br />

Seite 9<br />

Geräusch - die umgestürzte Leiter - das schwache Licht - dieser lange, dunkle Schatten -<br />

eine unheimliche Stille - sein pochen<strong>des</strong> Herz - ein lustiger, unvergessener Streich.<br />

Die (wahre) Geschichte<br />

Es war einmal vor langer, langer Zeit............ So beginnen ja bekanntlich alle Märchen,<br />

nur ist eben diese Geschichte kein Märchen. Zwar ist sie unglaublich und erschreckend<br />

sie ist aber wahr. Es begann alles vor ca. einem Monat, als meine Freundin und ich im<br />

Wald spazieren gingen. Wir nahmen unseren gewohnten Weg, nur als wir bei der kleinen<br />

Abzweigung vor-beik<strong>am</strong>en – der eine Weg führte zurück auf die Hauptstraße und<br />

der andere tiefer in den Wald hinein - schlug ich Anette vor den Weg zu nehmen, der<br />

in den Wald führte, denn ich wollte mal was anderes ausprobieren. Und siehe da, dieser<br />

Weg war ungemein schön, überall schimmerte und schillerte es, so k<strong>am</strong> es uns vor,<br />

die eine Blume übertraf die andere. Doch bei der nächsten Biegung, wir waren schon<br />

ganz übermütig vor so viel Glück, sahen wir etwas ungewöhnlich Dunkles und Trostloses,<br />

das so gar nicht in diese schillernde Pracht passte. Wir schlichen langs<strong>am</strong> näher, und<br />

wir glaubten es kaum, es war ein Schloss! Danach begannen wir zu diskutieren, ob wir<br />

klopfen sollten oder nicht. Natürlich k<strong>am</strong> es uns komisch vor, denn in Salzburg gibt es ja<br />

bekanntlich keine Schlösser mit bunten, schillernden Wegen davor, doch schließlich entschlossen<br />

wir uns anzuklopfen – ich weiß auch nicht warum. Wir warteten vor der großen,<br />

hölzernen Tür, bis uns jemand aufmachen würde. Nun bemerkte ich auch eine<br />

umgefallene Leiter, doch die interessierte mich jetzt nicht sehr. Plötzlich, ein lautes<br />

Knarren, und die Tür ging langs<strong>am</strong> auf. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir sahen,<br />

wer da vor uns stand. Ein Butler bat uns herein und in unserem Schrecken folgten wir ihm<br />

sogar. Es war wie in einem schlechten Krimi. Es passte alles: Der Frack, den der Butler<br />

trug, die Einrichtung im Schloss und sogar der Wind blies sein schauriges Lied dazu. Im<br />

nächsten Moment fiel mir auf, dass der Butler ziemlich ängstlich dreinschaute, und sein<br />

Gang war auch ziemlich unsicher. Ich war gespannt, wo der uns hinbringen wollte. Erst<br />

ein wenig später, wir waren noch immer unterwegs, bek<strong>am</strong> ich ein ungutes Gefühl, denn<br />

gerade heute hatte ich im Radio wieder eine schreckliche Meldung gehört, schon wieder<br />

wurde ein 12-jähriges Mädchen vergewaltigt und dann graus<strong>am</strong> umgebracht.<br />

Woher wusste ich, ob das nicht auch solche Leute waren, die vielleicht hier durch die<br />

Leiter hereingekommen waren? „Lieber nicht daran denken,“ schärfte ich mir ein. Fast im<br />

selben Augenblick blieb der Butler – oder wer immer er war – abrupt stehen, ich donnerte<br />

fast auf seinen Allerwertesten. Wir waren ca. eine Viertelstunde gelaufen, also mussten<br />

wir ziemlich weit im Schloss sein. Ich erschrak furchtbar, denn es gab auf einmal<br />

einen lauten Knall, und die Tür, vor der wir standen, flog auf.<br />

Vor uns lag ein kleiner, runder Raum. „Es muss also ein Turm sein“, schloss ich messerscharf<br />

aber leise. Er, in dem Frack vor uns, ich traute mich schon gar nicht mehr über ihn<br />

Seite 10


als „Butler“ zu denken, schubste uns rein. „Aua!“, riefen ich und meine Freundin fast<br />

gleichzeitig. Etwas unsicher schlich ich zum Turmfenster und warf einen Blick hinaus. Das<br />

schwache Licht war ein klares Zeichen, dass es mittlerweile schon sehr spät sein musste.<br />

Doch noch etwas passte nicht so ganz. Einige Sekunden später wusste ich auch was.<br />

Die Festung, ja, die Festung stand da, genauso, und das war das Komischste an der<br />

Sache, genauso, wie ich sie aus unserer Altstadtwohnung sah. Das würde also bedeuten,<br />

dass wir in unserer Wohnung waren, aber das ging ja gar nicht. Schön langs<strong>am</strong><br />

kapierte ich gar nichts mehr. Denn mit diesen Sachen wie: Andere Ebene, aber gleicher<br />

Ort, war ich noch nie so richtig per „Du“. Als ich gerade Anette darauf aufmerks<strong>am</strong><br />

machen wollte, dass wir eigentlich in unserer Altstadtwohnung sein müssten, hörte ich<br />

unheimliche Schritte näherkommen und, ja, jetzt konnte man auch einen langen, dunklen<br />

Schatten erkennen. Nun trat eine schon fast unheimliche Stille ein, bis auf das verrückte<br />

Pochen meines eigenen Herzens, als,...<br />

Ach, was soll´s, ich kann euch doch sowieso nicht mehr länger auf den Arm nehmen,<br />

dieser lustige, unvergessene Streich besteht darin, dass es diese Waldgeschichte und<br />

diesen Butler und dieses Schloss gar nicht gibt, tja, da haben ich und meine Freundin<br />

noch mal Glück gehabt, doch Vergewaltigungen gibt es immer wieder, also, seid auf<br />

der Hut!!!!!!!!!!!<br />

Laura Quehenberger, 2a<br />

Seite 11<br />

Wonn ma fad is<br />

Wonn ma fad is,<br />

ruaf i an Pizzaservice o<br />

und bschtö 20 Pizzen<br />

füa mein Nochbarn.<br />

Wonn ma fad is,<br />

geh i in Kella<br />

Schw<strong>am</strong>mal suacha.<br />

Wonn ma fad is,<br />

schreib i a Nochricht<br />

auf a Klopapier<br />

und spül‘s obi.<br />

Wonn ma fad is,<br />

verkleid i mi als Eisbär<br />

und daschreck<br />

den gloan Nochbarsbu<strong>am</strong>.<br />

Wonn ma fad is,<br />

fong i im Dochbodn<br />

Fliag ein und loss<br />

im Kella wieda aus.<br />

Wonn ma fad is,<br />

zö i, wiafü Groshoim<br />

auf <strong>am</strong> m_ wochsn,<br />

und wenn i fertig bin,<br />

zö i zua Kontrolle numoi noch.<br />

Wonn ma fad is,<br />

tsleg i s’Radio und schau,<br />

ob i’s wieda zombaun konn.<br />

Wonn ma fad is,<br />

ruaf i d‘ Faiawehr on,<br />

und sog eana,<br />

dass bei mir net brennt.<br />

Wonn ma fad is,<br />

moi i ma<br />

a Musta<br />

auf’n Bauch.<br />

Wonn ma fad is,<br />

denk i noch,<br />

wos i doa kunnt,<br />

wenn ma fad wa.<br />

Oba eigentlich is ma jo eh nia fad!!<br />

Birgit Islek, 2e<br />

Seite 12


Fantasiegeschichten: Das<br />

Loch in der Tür<br />

nach dem Bild „The Surprise Answer“ von<br />

René Magritte<br />

Die Reise in eine andere Welt<br />

An einem lauen Sommerabend war ich auf dem Nachhauseweg von der Gitarrenstunde.<br />

Wie immer nahm ich die Abkürzung durch den Wald. Als ich so dahinstapfte, entdekkte<br />

ich eine selts<strong>am</strong>e Tür, die vor mir mitten im Wald stand. Sie war festgemauert in einen<br />

Türstock, als wäre sie schon immer da gewesen. Langs<strong>am</strong> schritt ich darauf zu. Jetzt fiel<br />

mir noch etwas Selts<strong>am</strong>es auf: Die Tür hatte ein Loch, als wäre ein Monster durchgelaufen!<br />

Etwas sehr Komisches war hinter dem Loch zu sehen: nämlich gar nichts, das Loch<br />

war vollkommen schwarz. Ich überlegte nun hin und her: „Soll ich durchgehen, oder soll<br />

ich nicht?“ - Endlich fasste ich Mut und schritt durch das Loch. Doch jetzt war ich ganz<br />

verwirrt: ich k<strong>am</strong> auf der anderen Seite der Tür an, mitten im Wald auf meinem Weg.<br />

So ganz nebenbei: ich glaubte, ich sei durchgeknallt. „Aber bitte, was soll’s, ich geh einfach<br />

nachhause und tu so, als wäre nichts gewesen“. Also setzte ich meinen Weg fort.<br />

Nach ca. zehn Minuten stand ich vor unserer Haustür. Ich steckte den Schlüssel in das<br />

Schlüsselloch und drehte ihn um. Nachdem ich den Schlüssel wieder aus dem Loch gezogen<br />

hatte, trat ich ein. Mein Hund begrüßte mich. Doch irgendwie k<strong>am</strong> es mir anders<br />

vor als sonst. Jetzt hatte ich den Fehler an meinem Haustier entdeckt. Er bellte zwar, aber<br />

wie! Statt „wau“ gab er einen Laut wie „uaw“ von sich!! War er krank oder war hier<br />

etwas nicht in Ordnung? Ich dachte mir: „Ich rufe doch lieber den Tierarzt an!“ Vor mir<br />

stand das Telefon, doch die Zahlen waren nicht von Eins bis Null, sondern von Null bis<br />

Eins geordnet. Ich wählte die Nummer <strong>des</strong> Tierarztes. Eine Stimme erklang: „Tag guten<br />

Floh Doktor Praxis!“ Ich dachte, die Sprechstundenhilfe sei reif für die Nervenklinik. Denn<br />

sie hatte die Wörter von hinten nach vorne aufgesagt. Der einzige Ausweg, den es nun<br />

noch gab, war die Bibliothek. Ich rannte aus dem Haus und steuerte die Bibliothek an.<br />

Dort stöberte ich in den Regalen. Plötzlich fiel mir ein Buch auf den Kopf. Der Titel lautete:<br />

„Reise in eine andere Welt“. Ich nahm das Buch, setzte mich auf den nächsten Stuhl<br />

und las darin. Als ich das erste Kapitel gelesen hatte, war mir klar, was zu tun war:<br />

zurück durch die Tür im Wald! Im Dauerlauf sprintete ich gleich von der Bibliothek aus<br />

in den Wald, dort sprang ich durch die Tür und: Geschafft! Nun ging es so schnell wie<br />

möglich nachhause. Mein Hund war wieder normal, juhu!!!<br />

Eine Lehre habe ich aus diesem Erlebnis gezogen: In Zukunft nehme ich nicht mehr die<br />

Ab-kürzung durch den Wald!<br />

Seite 13<br />

Barbara Brawisch 2m<br />

(Ohne Titel)<br />

Merle war ungefähr zwölf Jahre alt und lag mit einer schweren Verletzung im<br />

Krankenhaus. Sie war ein Waisenkind. Mit einem Monat hatte man sie ins Waisenhaus<br />

gebracht, weil man sie ausgesetzt in einer Autobahnstation gefunden hatte.<br />

Seit zwei Monaten lag sie also im Krankenhaus, aß fast nichts und war spindeldürr.<br />

Regelmäßig k<strong>am</strong>en die Ärzte und Krankenschwestern zu ihr ins Zimmer und versuchten<br />

sie aufzumuntern, doch alles half nichts. Es blieb dabei: Merle aß und redete fast nichts<br />

und ihre Verletzungen heilten nicht.<br />

Als sie einmal wie immer ihr Essen vor sich stehen hatte und Löcher in die Luft starrte, k<strong>am</strong><br />

eine Krankenschwester herein, legte Merles Füße auf einen Stapel aus Polstern und sagte<br />

zu ihr: „Warum isst du nichts, mein Kind? Du wür<strong>des</strong>t schnell gesund werden und zurück<br />

ins Waisenhaus gehen dürfen. Also, komm und iss. Bitte!“ – „Und wieso soll ich zurück<br />

ins Waisenhaus?“, fragte Merle nach langer Zeit endlich. – „Ja, weil dort die anderen<br />

Kinder sind, mit denen du spielen kannst, und weil du dann wieder herumlaufen darfst!“,<br />

antwortete die Schwester. – „Ich will aber doch nicht zurück!“, meinte Merle und fing an<br />

zu weinen. Viele hundert Tränen kullerten über ihr Gesicht. Die Krankenschwester schloss<br />

sie in ihre Arme. Als sie losließ, hörte sie nur noch ein leises Schluchzen und dann war<br />

Merle eingeschlafen. Bedrückt verließ die Schwester den Raum.<br />

In dieser Nacht wurden die Ärzte von einem merkwürdigen Geräusch geweckt. Sie<br />

waren eingeschlafen, was sie ja eigentlich nicht durften. Sofort teilten sie sich in<br />

Gruppen auf und schwirrten in verschiedene Richtungen aus. Plötzlich schrie eine<br />

Krankenschwester laut auf, und die anderen eilten zu ihr. „Was ist ...“ – los, wollte ein<br />

Arzt sagen, doch dann verfiel er in Schweigen. Nun sah es alle. In Merles Zimmertür<br />

war ein riesiges schwarzes Loch. Es hatte eine eigenartige Form, als ob ein Monster<br />

durch die Tür gekommen war um Merle einen Besuch abzustatten. Im Zimmer war es<br />

stockdunkel. Der Chefarzt fiel in Ohnmacht. Ein Teil der Ärzte musste mit dem bewusstlosen<br />

Chef abmarschieren. Nun blieben nur noch wenige Schwestern und Ärzte über.<br />

Darunter die Krankenschwester, die mit Merle heute gesprochen hatte. Sie traute sich<br />

zuerst in das Zimmer, durch das Loch, zu gehen. – „Wo ist denn nur der Lichtschalter?“,<br />

fluchte sie und fand ihn gleich darauf. Sofort wurde es hell. Sie sah sich um. Zuerst entdeckte<br />

sie nichts, doch als sie genauer hinschaute, sah sie es: Merle war fort! Das<br />

Fenster war zertrümmert. Und Merle war nirgends zu finden.<br />

Johanna Zaunschirm, 2m<br />

Die hinterhältige Tür<br />

Ich heiße Will. Und ich bin eine Hexe. Ich wohne <strong>am</strong> Ende der Kräuterkesselstraße.<br />

Unser Haus hat die Zahl 12. Bei uns ist überhaupt nichts normal. Die Fenster sind bissig.<br />

Die Betten verwandeln sich ab und zu in Kröten und die Teppiche speien Feuer. Und<br />

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wenn man in ein Zimmer durch eine Tür gehen will (hi, hi, hi), dann ist man dann und<br />

wann in der Wüste oder im Regenwald. Ihr seht also, es ist total verrückt. Ich wohne mit<br />

meiner Mutti und meinen Tieren zus<strong>am</strong>men. Auch die Tiere sind etwas ungewöhnlich.<br />

Mein Lieblingstier ist Muff. Er ist ein Wolfspferd mit den Zähnen eines Säbelzahntigers<br />

und den Pfoten eines Frosches.<br />

Heute Morgen reite ich mit ihm aus, das haben wir eigentlich gar nicht vorgehabt,<br />

aber wir sind aus Versehen ein bis<strong>schen</strong> zu schnell durch die Wohnzimmertür<br />

gegangen. Jetzt befinden wir uns gerade in der Wüste Zottelfell. (Ich habe die Wüste<br />

so genannt). Gerade macht es uns total den Spaß, als ich merke, dass wir unsere Tür<br />

verloren haben. Wir drehen uns in alle Richtungen, doch vergebens. Man weiß ja, dass<br />

man immer durch die Tür wieder zurückgehen muss. In den nächsten Stunden passiert<br />

nichts Besonderes. Wir laufen nur einem Koal<strong>am</strong>olch, einer Klapperschlangenhasenbärin<br />

und einem Tigerwarzenschwein über den Weg. Gerade fange ich an zu verzweifeln,<br />

als Muff mit seinem Rüssel in meiner Tasche herumwühlt. Da fällt mein Kessel,<br />

mein Zaubertränkebuch und mein Zauberstab heraus. In diesem Augenblick kommt mir<br />

eine Idee zugeflogen. Ich zaubere mir einfach eine neue Tür. Zuerst geht es fünfmal<br />

daneben. Jetzt – mit schwarzem Gesicht, aufgestellten Haaren und zwei ausgefallenen<br />

Zähnen – probiere ich es noch ein letztes Mal. Diesmal klappt es!!! Es kommt eine rosagelbliche<br />

Tür zum Vorschein. Mit lautem Jubel stürzen Muff und ich durch die Tür. Das<br />

große Loch kann man heute noch sehen, wenn man durch die Wohnzimmertür geht.<br />

Oder man macht wie ich einen Bogen um diese Tür und steigt einfach durch ein Fenster,<br />

um an seinen Fledermausschlangenpickelkakao zu kommen.<br />

P.S.: Heute bin ich Lehrerin an der Hexenakademie BG III ... IV ... V! Ich unterrichte<br />

Türenzauber aller Art.<br />

Angela Filnkößl, 2m<br />

Nächtlicher Spaziergang<br />

Eines Sonntagmorgens, genau genommen war es 4.05 Uhr, weckte mich hart arbeitenden<br />

Schüler etwas aus meinem wohlverdienten Schlaf. Es knirschte, und irgendwie fühlte<br />

ich mich während <strong>des</strong> Knir<strong>schen</strong>s gar nicht wohl. Ich konnte nicht sagen, was es war,<br />

ich wusste auch nicht, woher es k<strong>am</strong>. Es war einfach da. Das hält jeder aus, aber nicht<br />

ich als große Neugiersnase.<br />

Ich schlüpfte also aus meiner Decke hervor, streckte meine Beine über die Bettkante und<br />

riss sie wieder zurück. Ich hatte in der Aufregung vergessen, dass ich in einem Stockbett<br />

schlafe! Vorsichtig tappte ich, Stufe für Stufe, die Leiter hinunter. Ich schob mich der<br />

Wand entlang zur Türe meines Kinderzimmers, um zu verhindern, dass der alte<br />

Parkettboden Laute von sich gab, bei denen man meinen könnte, eine Kompanie der<br />

ärgsten Schwiegermütter mit einer Bürokl<strong>am</strong>mer auf der Nase schliefe nebenan. Das ist<br />

zwar nicht wahr, denn nebenan schlief meine Schwester, aber die schnarchte auch. So<br />

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schlich ich mich durch das ganze Haus. Durch den Gang, durch das Wohnzimmer,<br />

durch die Küche. Vor der Speichertür blieb ich stehen. Ich schlug mir drei-, viermal ins<br />

Gesicht, sodass jeder, der daneben gestanden hätte, glauben musste, ich sei total durchgeknallt.<br />

War ich aber nicht, sondern ich wollte nur eine vorbeugende Behandlung<br />

gegen die Augen-aus-dem-Kopf-Fall-Krankheit. In der Tür war ein men<strong>schen</strong>hohes Loch,<br />

nach oben kleiner werdend. Weil ich d<strong>am</strong>als ein Tom-Turbo-Fan war, vermutete ich<br />

gleich Aliens, Roboter oder Doktor Gruselglatz als Schuldigen. Vorsichtig, mit klopfendem<br />

Herzen, versuchte ich mich durch das Loch zu schieben. Sekunden später spürte ich<br />

einen stechenden Schmerz in der Nase. Diesmal war ich es nicht selbst gewesen und<br />

ich fand <strong>des</strong>halb so schnell keine vernünftige Erklärung dafür, außer Fritz Fantom hätte<br />

mir den Haxen gelegt. Auch bei einem zweiten Versuch klappte es nicht, und bei einem<br />

dritten auch nicht. Da fiel mir auf einmal die beste Lösung ein. Ich drückte einen geheimnisvoll<br />

rot schimmernden Schalter, der leicht vibrierte, und das Licht ging an. Ich erschrak<br />

und schrie, als hätte ich ein blutrünstiges Monster gesehen. Meine Eltern k<strong>am</strong>en schlaftrunken<br />

aus ihren Betten und fragten, was los sei, dass ihr Kind so gottverd<strong>am</strong>mt schrie.<br />

Das Loch in der Tür, das sahen sie nicht, denn das war weg, als das Licht anging und<br />

der Mond nicht mehr die mannshohe Bronzefigur, die gegenüber der Tür steht, beschien.<br />

Danach hörte ich noch das Knir<strong>schen</strong> der Holzwürmer im Holzstapel. Irgendwie k<strong>am</strong> mir<br />

das Geräusch bekannt vor, aber ich wusste nicht mehr woher.<br />

Sebastian Haas, 2m<br />

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„Akrosticha“<br />

über Winter und Engel<br />

Die 2m hat sich für die Weihnachtsstunde in der Klasse ihre eigenen Gedichte<br />

geschrieben:<br />

Wege sind verschneit<br />

Iglus baun die Kinder<br />

Niemand stört die Landschaft<br />

Tierspuren sind im Schnee<br />

Ein Tannenbaum g’hört auch dazu,<br />

Reden tut man viel.<br />

Sebastian Beer<br />

Weiß ist die Welt,<br />

Ich kann es nur bestaunen.<br />

Nirgendwo Grün,<br />

Tannen sind verschneit.<br />

Endlich ist es still,<br />

Rufe verklingen im Wind.<br />

Seite 17<br />

Julia Tröndle<br />

Weiß ist die Welt,<br />

Ich kann es nur bestaunen.<br />

Nirgendwo Grün,<br />

Tannen sind verschneit.<br />

Endlich ist es still,<br />

Rufe verklingen im Wind.<br />

Wege, die echt rutschig werden,<br />

Iglus tauchen auf in Herden.<br />

Nebel zieht zu uns herauf,<br />

Tee kocht meine Mutter auf.<br />

Eisig macht der Schnee die Ohren.<br />

Regen ist zu Eis gefroren.<br />

Die ganze Welt ist weiß voll Schnee,<br />

´s ist Winterzeit. Hurra! Juchhe!<br />

Dominik Friedhuber-Grubenthal<br />

Wenn der Schnee fällt auf das Dach,<br />

Ich mich freue und dann lach’:<br />

Nicht mehr Schule – das ist schön,<br />

Tausend Flocken und kein Föhn!<br />

Endlich Weihnacht und Neujahr,<br />

Richtig Winter, das ist wahr!<br />

Julia Tröndle<br />

Martin Brahier<br />

Eltern sind im Weihnachtstrubel,<br />

Nah und fern die Men<strong>schen</strong> jubeln.<br />

Gleich kommen Kinder allerlei,<br />

Engel strömen alle herbei.<br />

Lange wird es nicht mehr dauern,<br />

Dann wird das Christkind auf uns lauern.<br />

Helene Golser, Stefanie Mayrhauser<br />

Endlich kommt die Winterzeit.<br />

Neujahr, Glück und Seligkeit.<br />

Große Flocken fallen nieder.<br />

Eis, das spiegelt alles wider -<br />

Leise diese Jahreszeit.<br />

Einst lag ein Kind in der Krippen<br />

Neugeboren und tiefgefroren.<br />

Gab ihm der Ochs einen Stups in die Rippen,<br />

Entdeckte dann erst den Floh in den Ohren,<br />

Lächelte ihm zu, und machte leise „Muh!“<br />

Michaela Kaaser<br />

Teresa Stiegelmair<br />

Texte mit Modalverben<br />

dürfen, können, müssen,<br />

sollen, wollen ...<br />

Gestern durfte ich mit Isabella ins Kino gehen. Ich wollte unbedingt den Film „Der Schuh<br />

<strong>des</strong> Manitu“ anschauen. Leider mussten wir um fünf Uhr zu Hause sein, und <strong>des</strong>halb<br />

konnten wir nicht mehr in die Stadt zum Bummeln fahren.<br />

Nicole Schöfecker<br />

Anuschka will kommen und bei mir lernen. Aber sie darf nicht, weil sie zuviel telefoniert<br />

hat. Deswegen hat sie Hausarrest, und ich soll zu ihr kommen. Ich mag und kann auch!<br />

Um sechs Uhr muss ich aber daheim sein!<br />

Hannah Dölzlmüller<br />

Ich will <strong>am</strong> Wochenende ins Kino gehen. Ich darf mir einen Film ansehen. Du kannst<br />

gerne mitkommen. Du musst aber selber zahlen. Ich möchte mein Geld noch sparen …<br />

Anuschka Jakup<br />

Heute will Thomas Fußball spielen. Aber seine Freunde dürfen alle nicht, weil es leicht<br />

nieselt. Seine Schwester möchte mitspielen, aber Thomas ist der Ansicht, Mädchen können<br />

nicht Fußball spielen. Er schreit sie an, sie solle sich schleichen, aber sie kann nicht<br />

davonlaufen, weil sie im Schmutz feststeckt.<br />

Michaela Kaaser<br />

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Sabrina, Isabella, Nici und ich wollten „Pflicht, Wahl oder Wahrheit“ spielen. Nici durfte<br />

anfangen. Sie konnte mich nehmen, was sie auch tat. Ich sollte den Buffet-Mann<br />

anbetteln, mir einen Kuss zu geben. Ich wollte mich nicht bl<strong>am</strong>ieren, <strong>des</strong>halb leistete ich<br />

Widerstand. Doch sie sagten: „Du musst es machen!“ Also tat ich es auch.<br />

Teresa Stiegelmair<br />

Er will mit ihr schwimmen gehen. Aber sie darf nicht. Die beiden könnten gehen, wenn<br />

ein Erwachsener mitgeht. Es geht aber nicht, denn seine Eltern müssen arbeiten. Deshalb<br />

sollen ihre Eltern mitgehen. Aber die mögen nicht.<br />

Isabella Huber<br />

Ich möchte eine Kuh sein, aber meine Mutter sagt: „Deine Schwester ist doch schon<br />

eine.“ Mein Bruder könnte es auch werden, aber dann müsste ich ihn immer auf die<br />

Weide bringen. Ich sollte diesen Gedanken schnell wieder vergessen.<br />

Seite 19<br />

Raffael Scheil<br />

Wir wollen mit unserer Band richtig toll vorspielen, dürfen aber nicht so laut.<br />

Wir könnten sehr laut spielen!<br />

Wir mögen auch sehr laut spielen!<br />

Aber leider müssen wir uns einbremsen.<br />

Denn wir dürfen nicht so laut spielen, und das wollen wir nicht akzeptieren!<br />

Ich könnte rauchen.<br />

Aber ich will nicht rauchen.<br />

Denn wenn ich anfangen würde,<br />

dann müsste ich rauchen.<br />

Darum will ich nicht rauchen<br />

Alle Kinder wollen lachen,<br />

haufenweise Blödsinn machen.<br />

Lehrer müssen ernsthaft sein,<br />

finden Wissen richtig fein.<br />

Manchmal wollen Leute raufen,<br />

manchmal woll’n sie sich besaufen.<br />

Doch das dürfen viele nicht.<br />

Geschrieben hat’s ein netter Wicht.<br />

Matthias Sollak<br />

Sebastian Neumaier<br />

Dominik Friedhuber-Grubenthal<br />

Terror über New York<br />

„Wann treffen wir uns wieder, wir Drei?“<br />

„In New York bei Men<strong>schen</strong>geschrei!“<br />

„Tausende von Men<strong>schen</strong> müssen ihr Leben lassen!“<br />

„Sterben werden sie in Massen!“<br />

Am 11. September ist es geschehen.<br />

Ich wollte ins World Trade Center gehen.<br />

Doch plötzlich, es ging so wahnsinnig schnell,<br />

traf mich ein Lichtstrahl, hell und grell.<br />

Ich sah hinauf und konnte es nicht fassen:<br />

Aus dem Center stürmten Men<strong>schen</strong>massen.<br />

Ein Passagierflugzeug raste hinein.<br />

Das muss ein katastrophaler Unfall sein!<br />

Das Trade Center ging in Fl<strong>am</strong>men auf.<br />

Viele Opfer sahen beim Fenster heraus.<br />

Die Staubwolken zogen durch die Gassen.<br />

Men<strong>schen</strong> flohen fort in Massen.<br />

Ich lief hinfort, so schnell es ging,<br />

als meine Kleidung plötzlich Feuer fing.<br />

Ich riss sie vom Leib, war schwerstens verletzt.<br />

Trotzdem wurde ich von der Menge weiter gehetzt.<br />

Wieder gab es einen lauten Knall.<br />

Im zweiten Turm brannte es überall.<br />

Endlich nach langer Zeit,<br />

war ich draußen in Sicherheit.<br />

Plötzlich stürzten beide Türme ein.<br />

Dann hörte man keine Men<strong>schen</strong> mehr schreien.<br />

Tausende mussten ihr Leben dafür lassen,<br />

gestorben sind sie nun in Massen.<br />

Es war ein Terroranschlag, das ist nun klar,<br />

doch noch nicht genau, wer der Täter war.<br />

Seite 20


Ich finde es graus<strong>am</strong>, feig und gemein.<br />

Welch kranker Mensch muss das sein!<br />

Zu einer Gruppe er gehört,<br />

die andere Men<strong>schen</strong>leben zerstört.<br />

Eine Welt ohne Rache und ohne Krieg<br />

wäre für die Menschheit ein großer Sieg.<br />

„Wann treffen wir uns wieder, wir Drei?“<br />

„Ich kann euch erzählen allerlei!“<br />

„Viele Opfer hat es gegeben.“<br />

„Sie alle verloren durch uns das Leben!“<br />

Stephanie Fischer, 3a<br />

Die Schüler verfassen ein „Reihumgedicht“, indem jeder Mitspieler seine Impressionen<br />

anschließt, in diesem Fall einen Blick zurück in die Kindheit tut.<br />

Ich erinnere mich...<br />

Ich erinnere mich an das gemeins<strong>am</strong>e Schwimmen im Wallersee, wenn es bereits dunkel<br />

war.<br />

Ich erinnere mich, dass ich einmal drei Stunden lang im Volksgartenbad vergessen worden<br />

bin.<br />

Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich mein eigenes Zimmer bekommen habe.<br />

Ich erinnere mich, dass mein Papa mich vor der Schule zwei Stunden hat warten lassen.<br />

Ich erinnere mich, wie meine Nonna mich als Baby das letzte Mal an der Hand gehalten<br />

hat.<br />

Ich erinnere mich, wie ich einen Gips bekommen habe.<br />

Ich erinnere mich, wie meine Schwester fast ertrunken wäre.<br />

Ich erinnere mich an den ersten Kübel Schw<strong>am</strong>merl, den ich im Wald mit meinem Opa<br />

ge-funden habe.<br />

Ich erinnere mich, wie ich mit unserem Schlauchboot umgekippt und ins Wasser gefallen<br />

bin.<br />

Ich erinnere mich, als ich zu Weihnachten meinen Holzzug bekommen habe.<br />

Ich erinnere mich, wie ich nach vier Stunden <strong>am</strong> Gipfel <strong>des</strong> Hoch-Golling gestanden bin.<br />

Ich erinnere mich an mein erstes verdientes Geld.<br />

Ich erinnere mich an einen Ausflug, an dem mich meine Eltern bei einer Auslage stehen ließen,<br />

mich ein Polizist fand, mit auf <strong>des</strong> Revier nahm und dann meine Eltern<br />

informierte.<br />

Seite 21<br />

Ich erinnere mich an meine erste Klavierstunde, als ich so aufgeregt war, dass meine<br />

Hände ganz nass und unruhig waren.<br />

Ich erinnere mich, als ich in einer Winternacht mit meiner Freundin durch den Schnee<br />

spaziert bin.<br />

Ich erinnere mich, wie viele schöne Tage ich mit Freunden in meinem großen Garten verbrachte.<br />

Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Schwester oft streite.<br />

Ich erinnere mich an die vielen lustigen Streiche, die ich anderen gespielt habe.<br />

Ich erinnere mich, wie Magdalena und ich Getränke verkauft haben.<br />

Ich erinnere mich, als sich meine Eltern getrennt haben.<br />

Ich erinnere mich an den Schmerz, als mein Opa gestorben ist.<br />

Ich erinnere mich, dass ich in Kärnten ein Erdbeben miterlebte.<br />

Ich erinnere mich an meine alten Freunde und Freundinnen.<br />

Ich erinnere mich, dass meine Freundin und ich barfuß durch eine Wiese voller Kuhmist<br />

ge-laufen sind.<br />

Ich erinnere mich an das Faulenzen in der Blumenwiese und über Gott und die Welt zu<br />

reden.<br />

Ich erinnere mich an die geschätzten acht Eis <strong>am</strong> Stiel, die wir verdrückten, <strong>am</strong> nächsten<br />

Tag lagen wir krank im Bett.<br />

Ich erinnere mich, wie wir durch den Bach wateten und versuchten Fische zu fangen,<br />

Versuch erfolgreich!<br />

Ich erinnere mich an den Urlaub, bei dem mich ein Grieche auf den Rücken eines<br />

K<strong>am</strong>els setzte.<br />

Ich erinnere mich an das Paragleiten mit meinem Vater.<br />

Ich erinnere mich, wie wir unser eigenes Baumhaus bauten.<br />

Ich erinnere mich an die Jahre, in denen ich glaubte, dass ich das „Wolferl“ würde,<br />

wenn ich Mozartkugeln essen würde.<br />

Ich erinnere mich an meinen 3. Geburtstag, als ich von meiner Uroma eine Puppe<br />

bek<strong>am</strong>, die gehen konnte.<br />

Ich erinnere mich, dass ich Regenwürmer aus unserem Beet heraus ges<strong>am</strong>melt habe.<br />

Ich erinnere mich an meine Geburtstage, an denen ich den Kuchen für mich allein hatte<br />

und ihn mit Händen essen durfte.<br />

Ich erinnere mich, dass ich Fieber hatte und Bierpat<strong>schen</strong> anziehen musste.<br />

Ich erinnere mich, wie ich meine Katze mit Puppengewand anzog.<br />

Ich erinnere mich, wie ich mit Magda die Kaugummis <strong>am</strong> Schulweg gezählt habe.<br />

Ich erinnere mich, wie ich meiner M<strong>am</strong>a, als ich noch ziemlich klein war, heimlich den<br />

Kaffee austrank, wenn sie aus dem Zimmer ging.<br />

Ich erinnere mich an meine Häsin „Veronika“, der ich eine Leine anlegte und mit der ich<br />

den Fuschlsee umrundete.<br />

Ich erinnere mich an den Tag, an dem meine Schildkröte n<strong>am</strong>ens Kiki starb.<br />

Seite 22


Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich im Eis einbrach.<br />

Ich erinnere mich an das Krokodil in Südafrika, das einen Zoowärter gefressen hat.<br />

Ich erinnere mich an den Strauß, auf dem ich in Südafrika geritten bin.<br />

Ich erinnere mich an die 1. Klasse Volksschule, in der ich kein Wort Deutsch sprechen<br />

konnte.<br />

Ich erinnere mich, wie wir spielten, dass meine Freundin Melanie heiraten wollte, doch<br />

ihr Bräutig<strong>am</strong> k<strong>am</strong> nicht.<br />

Ich erinnere mich an meine Freundin Nici, auf die ich immer so neidisch war.<br />

Ich erinnere mich, wie ich einen Apfelkern geschluckt habe und meine<br />

Kindergartenfreundin gesagt hat: “In dir wächst jetzt ein Apfelbaum.“<br />

Ich erinnere mich an meinen schwarzen Hasen.<br />

Ich erinnere mich, dass ich meiner Mutter ein Ge<strong>schen</strong>k zweimal ge<strong>schen</strong>kt habe.<br />

Ich erinnere mich an die schweren Zeiten in meinem Leben, die ich nicht nennen will.<br />

Gemeinschaftsarbeit der 3a<br />

Alles sah ganz anders aus,<br />

als es mir in Erinnerung<br />

geblieben war...<br />

Die Aufgabe bei der folgenden Textproduktion bestand darin, den folgenden Satz an<br />

den Be-ginn einer phantasti<strong>schen</strong> Reisegeschichte zu stellen.<br />

Kriegsabend<br />

Alles sah ganz anders aus, als es mir in Erinnerung geblieben war. Die Kirche, der<br />

Marktplatz, alles war zerstört. Eine schwarze Wolke von Trauer lag über der kleinen<br />

Stadt in den Bergen, in der ich einst gewohnt hatte. Wir schreiben das Jahr 2010 und<br />

ich bin bereits 23 Jahre alt. Vor genau 5 Jahren hatte ich meine Heimatstadt verlassen<br />

um in Amerika Karriere zu machen. Ich hatte geheiratet und kurz darauf ein Mädchen<br />

n<strong>am</strong>ens Lea bekommen. Mein Leben schien perfekt, bis ein mächtiger Politiker anfing die<br />

Ausländer zu hassen. Egal ob Jude, Afrikaner oder Asiat, für ihn waren nur bestimmte<br />

Men<strong>schen</strong> willkommen. Er fing an alle Zugewanderten aus Amerika in ihre eigenen<br />

Heimatländer abzuschieben. Ein gewaltiger Krieg brach aus.<br />

Der Albtraum der Hitlerzeit schien sich zu wiederholen. Atombomben zerstörten weite<br />

Teile Asiens. In fast allen Ländern herrschte Not, Hunger und Verzweiflung. Da meine<br />

F<strong>am</strong>ilie und ich auch Ausländer in Amerika waren, wurden auch wir in unser Heimatland<br />

verwiesen. In die kleine Stadt in den Bergen, in der ich groß geworden war. Obwohl<br />

Seite 23<br />

ich Amerika nicht verlassen wollte, freute ich mich doch auf meine Eltern, auf mein Haus<br />

mit dem grünen Gartenzaun und mein ehemaliges Kinderzimmer. Ich konnte mich genau<br />

an mein Zimmer erinnern. An den Fenstern hingen blaue Vorhänge, die meine Mutter<br />

extra für mich genäht hatte. Auf meinem Bett saß immer mein allerliebster Teddybär, mit<br />

dem ich jeden Abend schlafen gegangen war. Es musste wunderschön sein wieder einmal<br />

die Heimat zu besuchen. D<strong>am</strong>als wusste ich nicht, dass meine kleine Heimatstadt in<br />

den Bergen auch schon längst in Schutt und Asche lag. Wir in Amerika waren alle<br />

davon überzeugt, dass Europa noch nicht ins Verderben <strong>des</strong> Krieges gestürzt war. Dann<br />

war es soweit. Es war der Tag, an dem mir die Augen geöffnet wurden. Die Rückkehr<br />

in meine Heimat. Schon von weitem sah man deutlich eine Rauchwolke über der Stadt<br />

aufsteigen. Die Kirche lag völlig in Trümmern. Leute waren keine zu sehen. Es schien wie<br />

eine Geisterstadt. Ausgestorben. Fenster waren eingeschlagen, Häuser brannten. Ich<br />

k<strong>am</strong> in die Straße, in der mein Haus stand. Der grüne Gartenzaun war umgerissen. Ich<br />

betrat das, was von meinem Haus übrig geblieben war. Keine Eltern. Alles leer.<br />

Totenstille. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich stieg die Treppe in mein<br />

altes Kinderzimmer hinauf. Verwüstet. An meine Vorhänge erinnerte nur mehr ein Fetzen<br />

blauer Stoff. Die Fensterscheibe war zerbrochen. Tränen stiegen mir in die Augen. Was<br />

hat der Krieg angerichtet? Was ist mit meiner kleinen Stadt in den Bergen passiert? Hass<br />

und Rassismus bringen uns alle noch um.<br />

Wie in Trance ließ ich mich auf mein Bett fallen, nahm meinen Teddybär in den Arm. Mit<br />

seinen schwarzen Knopfaugen schaute er mich an, als wolle er fragen: "Warum?"<br />

Anna Offner, 3e<br />

Eines Morgens gelangte ich zu dem Bahnhof, einem großen und bevölkerten Bahnhof,<br />

in dem es einem schwer gemacht wurde, sich zu orientieren. Sämtliche Anzeigetafeln<br />

waren wegen eines Stromausfalles erlo<strong>schen</strong>, die große Wanduhr wurde gerade ausgewechselt,<br />

der Infor-mationsschalter war geschlossen und die wenigen<br />

Bahnhofsbediensteten enteilten, sobald man sich ihnen zu nähern drohte.<br />

(Stefano Benni)<br />

Bahnhof<br />

Eines Morgens gelangte ich zu dem Bahnhof, einem großen und bevölkerten Bahnhof,<br />

in dem es einem schwer gemacht wurde, sich zu orientieren. Sämtliche Anzeigetafeln<br />

waren wegen eines Stromausfalles erlo<strong>schen</strong>, die große Wanduhr wurde gerade ausgewechselt,<br />

der Infor-mationsschalter war geschlossen und die wenigen Bahnhofsbediensteten<br />

enteilten, sobald man sich ihnen zu nähern drohte.<br />

So ging ich, ganz auf mich allein gestellt, zu den Bahnsteigen und schaute mich nach<br />

meinem Zug um. Es war ein InterPlanetExpress, eine Neuerfindung eines gewissen Herrn<br />

Seite 24


Kobalt. Der Zug sollte mich zu meinem Freund, dem Waschbären <strong>am</strong> Bibersee in<br />

H<strong>am</strong>burg bringen. Es war nämlich den Wissenschaftlern gelungen eine Kommunikation<br />

zwi<strong>schen</strong> Men<strong>schen</strong> und Tieren mittels eines kleinen Chips im Ohr zu ermöglichen. Der<br />

Zug fuhr ab. Als er über einen großen breiten Fluss gefahren war, entfaltete der Lokführer<br />

alle Möglichkeiten <strong>des</strong> InterPlanetExpress. Zuerst klappte er auf den Seiten je<strong>des</strong><br />

Waggons einen Flügel heraus, der sich schon bald zu drehen anfing. Dann hob der Zug<br />

ab. Nachdem er ungefähr 20 Meter in der Luft war, verstand ich die Notwendigkeit dieses<br />

Vorgangs. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich nämlich, dass die Schienen hier<br />

aufhörten.<br />

Plötzlich gab es einen Ruck und der Zug begann zu sinken. Mittels <strong>des</strong> Chips im Ohr<br />

wurde den Passagieren und auch mir mitgeteilt, dass wir uns auf Kollisionskurs mit einem<br />

anderen Zug befanden. Der Lokführer hatte versucht ihm durch Absinken auszuweichen,<br />

doch das hatte nicht funktioniert. Die Passagiere wurden unruhig und auch ich hatte ein<br />

mulmiges Ge-fühl im Bauch. „Bitte schnallen Sie sich an, wir werden aufsteigen!,“ sagte<br />

eine freundliche Frauenstimme durch den Chip. Ich war mir nicht sicher, ob ich meinen<br />

Freund, den Waschbä-ren, noch sehen würde. Ganz in Gedanken versunken merkte ich<br />

gar nicht, wie der Zug auf-stieg. Doch plötzlich sah ich durch das Fenster, dass der Flügel<br />

<strong>des</strong> Waggons sich zu lösen drohte. „In Waggon 18 wackelt der Flügel, ich fürchte, er<br />

kann abfallen,“ gab ich durch die Sprechanlage an meinem Sitz dem Schaffner durch.<br />

Dieser k<strong>am</strong> sofort und versuchte mit di-versen Werkzeugen den Flügel zu reparieren.<br />

Ohne Erfolg. Aufgrund dieser Tatsache holte er aus einem Wandschrank einen<br />

Ersatzflügel, montierte ihn und ließ den kaputten in die Tiefe stürzen. In dem Moment<br />

hörte ich die Entwarnung <strong>des</strong> Lokführers.<br />

37 Minuten danach setzten wir wieder auf den Schienen auf und rollten in den Bahnhof<br />

ein. Alle Passagiere stiegen aus. Der Schaffner bedankte sich bei mir für die Warnung<br />

und verließ mit mir den Zug. Der Waschbär wartete schon auf mich. Als wir durch die<br />

Bahnhofshalle gingen, drehte ich mich noch einmal um. Der Zug stand wie ein normaler<br />

Zug aus meiner Schulzeit auf den Gleisen und ich zweifelte an meiner Wahrnehmung<br />

und war mir nicht mehr sicher, ob es nicht ein Traum gewesen war.<br />

Der Waschbär fuhr mich mit seinem Audi A50 zu seiner Höhle <strong>am</strong> Bibersee, wo wir eine<br />

schöne Zeit verbrachten. Er führte mich in die Kunst <strong>des</strong> Wa<strong>schen</strong>s und <strong>des</strong><br />

Honigs<strong>am</strong>melns ein, da er dachte: Warum soll ein Waschbär seinem N<strong>am</strong>en nicht<br />

gerecht werden? Vor allem im Jahre 2050.<br />

Clemens Wiltsche, 3e<br />

Seite 25<br />

Die Aufgabe lautete, sich einen Tag im Jahre 2042 vorzustellen...<br />

Ein Tag im Jahr 2042: LACHTAG<br />

Die Ferien sind vorüber und ich sitze im Unterricht von Herrn Professor Swabedu. Seinen<br />

Unterrichtsgegenstand nennt er: Früher und Heute. Er erzählt uns, dass sich die<br />

Men<strong>schen</strong> früher in kleinen Fahrzeugen fortbewegten, die höchstens 120 km/h fahren<br />

konnten. Man nannte sie "Autos". Erst ab 18 Jahren durfte man d<strong>am</strong>it fahren. Heutzutage<br />

hat schon je<strong>des</strong> Kleinkind ein Tusoa. In kürzester Zeit beschleunigt es von null auf 33333<br />

km/h.<br />

Mit leiser Stimme flüstere ich meinem Heft zu, es solle bitte das heutige Datum auf die<br />

leere Seite schreiben. Sekunden später erscheint dort bunt das Datum: "Lachtag, der 42.<br />

13. 2042".<br />

Es ist eine interessante Stunde, aber trotzdem kann ich nur an die nächste Stunde denken.<br />

Ge-rade setzt der Lehrer zu einem neuen Satz an, da läutet auch schon die<br />

Pausenglocke.<br />

Jetzt habe ich mein Lieblingsfach: Kontakt mit Außerirdi<strong>schen</strong>. Ich sitze neben Haras (sie<br />

ist meine beste Freundin in der Schule).<br />

Professor Molko erzählt uns, dass sie in den Ferien auf dem Planeten Klafo auf Urlaub<br />

war. Sie sagt, es gibt dort nur Sonnenschein und vergnügte Leute. Ausgiebig berichtet<br />

sie uns, dass eine Schulklasse von diesem Planeten mit uns Kontakt aufnehmen möchte.<br />

Laut ihren Be-schreibungen haben sie zwar zwei Arme, so wie wir, aber vier Beine und<br />

sechs Augen. Wahr-scheinlich werden wir uns durch das Quatschophon verständigen.<br />

Es ist ein Gerät, durch das man sich akustisch verständigen sowie Gerüche und<br />

Gegenstände, Bilder und auch Gefühle schicken kann (der Lachtag heißt nur <strong>des</strong>wegen<br />

so, weil man an diesem Tag jedem seiner Freunde Freude und Spaß durch das<br />

Quatschophon sendet). So vergeht auch die zweite Stun-de.<br />

Anschließend haben wir: Rennfahren. Gemeins<strong>am</strong> mit Haras fahre ich in meinem, wie<br />

Haras meint, viel zu verwöhnten Rennwagen gegen Anomis und Aniger. Eigentlich ist<br />

Haras ja froh darüber, dass das Fahrzeug so glücklich ist, schließlich fährt es um so<br />

schneller, wenn es gut gelaunt ist. Aus diesem Grund sind wir unschlagbar und haben<br />

auch dieses Rennen eindeutig gewonnen.<br />

Nach diesen drei Schulstunden darf Haras noch mit mir zum Essen und Spielen nach<br />

Hause fahren. Innerhalb weniger Minuten sitzen wir auch schon <strong>am</strong> Esstisch. Schließlich<br />

ist es ja auch kein besonders langer Weg. Wir müssen nur nach der Milchstraße links<br />

abbiegen, eine viertel Drehung nach rechts, nochmals zwei Lichtjahre gerade aus<br />

.....das ist alles! Zum Mit-tagessen gibt es Spaghetti mit Vit<strong>am</strong>inen A und E in der<br />

Geschmacksrichtung 3 aus der Tube. Echt lecker!<br />

Seite 26


Dann gehen wir mit meinem Roboterhund spazieren, bis er nach lautem Klirren bekannt<br />

gibt, dass die Batterie leer ist. Nebenbei verschicken bzw. erhalten wir jede Menge lustige<br />

Gefühle, bis wir uns vor lauter Lachen mit Freudentränen in den Augen <strong>am</strong> Boden<br />

wälzen.<br />

Beide sind wir uns einig, dass der Lachtag der beste Tag im Jahr ist.<br />

Nina Gucher, 3e<br />

Verfasse eine phantastische Reisegeschichte:<br />

Träume sind Schäume<br />

Die erste Nacht an Bord, es war ein Donnerstag, glaube ich, im Juni. Meine Mannschaft<br />

und ich hatten vor auf unserem Schiff Kirst das Bermudadreieck zu durchqueren. Seit<br />

Jahrzehnten verschwanden aus unerklärlichen Gründen in diesem Dreieck alle Schiffe<br />

unserer Flotte.<br />

Wir vermuteten, dass ein Fluch auf uns und dem Dreieck lag. Wir waren dazu gezwungen<br />

darüber zu fahren, denn unsere Insel, auf der meine Besatzung lebte, wurde auch<br />

noch von zwei Monstern bewacht. Auf der Insel gingen unseren Frauen und Kindern die<br />

Essensvorräte aus und wir, die letzten Männer, mussten doch für unsere F<strong>am</strong>ilien sorgen.<br />

Meine Crew hatte schreckliche Angst vor den Monstern, die unsere Boote in Stücke reißen<br />

konnten. Sie sahen aus wie zwei riesige Wasserschlangen mit übergroßen Mäulern,<br />

aus denen Feuer quoll.<br />

Doch jetzt war es endlich soweit. Am Freitag Morgen um fünf Uhr in aller Frühe, als wir<br />

un-gefähr in der Mitte <strong>des</strong> Dreiecks angekommen waren, saugte uns auf einmal ein<br />

mächtiges Wassermonster in die Tiefe <strong>des</strong> Ozeans.<br />

Als ich mich dann von meiner Schwäche erholt hatte, traute ich meinen Augen kaum. Ich<br />

lag an einem Strand, der aussah wie auf meiner Heimatinsel. Doch ich war allein. Ich<br />

irrte auf der Insel herum und suchte mein Dorf.<br />

Nach sieben Stunden gab ich es auf. Weit und breit war keine Men<strong>schen</strong>seele zu<br />

sehen. Plötzlich stand vor mir eine gigantische Ananas, die min<strong>des</strong>tens 18 Meter hoch<br />

war. Als ich genauer hinsah, k<strong>am</strong> mir alles so riesig vor. In einiger Entfernung sah ich ein<br />

Pferd mit weißen Flügeln, das fest an einer Trauerweide angebunden war. Es versuchte<br />

sich zu befreien. Ich redete ihm gut zu, um es zu beruhigen, band es schließlich los,<br />

bestieg es und flog mit ihm hinauf in die Lüfte bis über die Wolken.<br />

"Danke, dass du mich gerettet hast", sprach es. "Deshalb hast du drei Wünsche frei". Ich<br />

brauchte nicht lange zu überlegen und antwortetet ihm:<br />

1. möchte ich wieder zurück auf meine Heimatinsel.<br />

2. sollen nie wieder Schiffe von Monstern und Seeungeheuern versenkt werden.<br />

Seite 27<br />

3. sollen unsere F<strong>am</strong>ilien nie mehr hungern müssen.“<br />

Das Pferd setzte mich wieder auf der Insel ab, begann dann heftig mit seinen Flügeln zu<br />

schlagen und flog davon. Ich rief und schrie ihm hinterher und hörte plötzlich eine Stimme<br />

ru-fen: "Guten Morgen, es ist Zeit zum Aufstehen!" Ich schrak hoch. "Frühstück ist fertig.<br />

Ich habe dir einen heißen Kakao und Air-Energy-Palatschinken gemacht“, rief eine<br />

Stimme aus der Küche. Ich atmete auf. Alles war nur ein Traum gewesen. Ich sah auf<br />

den Kalender:<br />

Heute war der 20.10. 2332. Ich sprang aus dem Bett, nahm meine Hyper-Astro-<br />

Schultasche und flitzte mit meinem Flugboard hinunter zum Frühstück und anschließend<br />

mit Papas Flug-mobil BMW-Mazda-Fort Airview zur Schule.<br />

Stefanie Hansen, 3m<br />

Ein Weihnachtsgedicht<br />

nach einem bekannten Weihnachtslied<br />

Alle Jahre wieder<br />

Kommt der Weihnachtsmann<br />

Durch den K<strong>am</strong>in hernieder<br />

Und rußt alles an.<br />

Schmeißt mit seinem Sacke<br />

Fast den Christbaum um,<br />

Zwickt mir in die Backe.<br />

Ich nehm`s ihm nicht krumm.<br />

Bläst mir seine Fahne<br />

Mitten ins Gesicht.<br />

Schleckt von der Tort Sahne.<br />

Das darf er doch nicht!<br />

Rülpst noch einmal tüchtig.<br />

Dann legt er sich hin.<br />

Blinzelt nur mehr flüchtig.<br />

Oh, ich glaub, ich spinn´!<br />

Cornelia Absmanner, 3I<br />

Seite 28


Eine Prosavariante zu Goethes Ballade „Der Fischer“<br />

Es war früh <strong>am</strong> Morgen, als ich zu meinem täglichen Morgenspazierschwumm aufbrach.<br />

Ich war noch nicht weit von meiner Grotte entfernt und schw<strong>am</strong>m <strong>am</strong> Ufer entlang, als<br />

ich mich in einer Angelschnur verfing. Große Wut überk<strong>am</strong> mich, denn ich hasse<br />

Men<strong>schen</strong>, die mein Volk, die Fische, fangen, töten und verzehren. Und so rauschte ich<br />

unverzüglich an die Was-seroberfläche. Kaum war ich aufgetaucht, da sah ich auch<br />

schon den Übeltäter. Ruhig saß er auf dem Steg und starrte mich unverwandt an. Da ich<br />

Poesie liebe, rief ich: " Was lockst du meine Brut mit Men<strong>schen</strong>witz und Men<strong>schen</strong>list<br />

hinauf in To<strong>des</strong>glut?!" Meine Stimme über-schlug sich dabei fast vor Empörung und meine<br />

Flosse peitschte wild das Wasser auf. Der Fischer brachte aber angesichts der Tatsache,<br />

dass ich eine Nixe bin und Nixen nun mal, abgesehen von ihrem Fischschwanz, nichts<br />

anhaben, den Mund nicht mehr zu. Ich merkte, dass ich anders vorgehen musste und<br />

begann einen Sprechgesang anzustimmen. Lockend schwärmte ich ihm von der<br />

Unterwasserwelt vor und es dauerte nicht lange, da trat schon dieser mir wohlbekannte<br />

Ausdruck ins Gesicht <strong>des</strong> Fischmörders. Seine Augen verklärten sich und er begann ganz<br />

eigenartig zu grinsen. Da wusste ich, dass es um ihn geschehen war. Mittlerweile war<br />

der Mann schon halb ins Wasser geglitten und ich brauchte nur mehr seine Hand zu packen<br />

und er folgte mir willig wie ein unwissen<strong>des</strong> L<strong>am</strong>m, das man zur Schlachtbank führt,<br />

in mein Reich.<br />

Cornelia Absmanner, 3i<br />

Es war einmal<br />

Vorgegeben waren drei kurze Texte von Jochen Jung aus dem Band "Ein dunkelblauer<br />

Schuhkarton. Hundert Märchen und mehr"; Haymon 2000.Einer davon handelt von<br />

einem Blatt.<br />

Es war einmal ein Blatt, das hing an einem Baum. Und eines Tages, der ein schöner, stiller<br />

Herbsttag war, löste es sich in einem ganz bestimmten Augenblick von seinem Zweig<br />

und fiel in einem weichen Zickzackkurs zu Boden. Da liegt es nun.<br />

Nach einer Besprechung unter dem Arbeitstitel „Die Tiefe <strong>des</strong> Gewöhnlichen“ (Jungs<br />

Texte sind sehr kurz; Kürzestgeschichten im Märchenton: Gegenstände, Organismen<br />

etc., die nach unserem Alltagsverständnis nichts Menschliches an sich haben, werden mit<br />

menschlichen Verhaltensweisen ausgestattet oder auf ihnen, denen sonst überhaupt keine<br />

Beachtung ge<strong>schen</strong>kt wird, ruht - für den Leser überra<strong>schen</strong>d - die Aufmerks<strong>am</strong>keit <strong>des</strong><br />

Autors. Wir werden mit den Texten gleichs<strong>am</strong> in unsere Kinderzeit zurückversetzt. Diese<br />

Kürzestgeschichten kommen sehr schnell zu dem Punkt, an dem sie den Leser überra<strong>schen</strong><br />

und treffen (Schon im 3. Satz ist das Blatt es allein). Man könnte auch sagen, Jungs<br />

Seite 29<br />

Texte haben eine Pointe, die auf unangestrengte Weise Reflexionen auslösen können.<br />

Dies gelingt dadurch, dass der Autor Situationen auswählt, die eine Analogie zum<br />

menschlichen Leben - und d<strong>am</strong>it Identifikation - ermöglichen. Dazu wurden dann zu frei<br />

gewählten Gegenständen Analogietexte geschrieben, in denen nach Möglichkeit auch<br />

bestimmte Redewendungen ausprobiert und deren verblasste konkrete Bedeutung zu<br />

neuer Anschaulichkeit erweckt werden sollten<br />

Es war einmal ein Ei. Das Ei lebte in einem Kühlschrank. Es war das einzige Braune unter<br />

zehn weißen Eiern. Die anderen Eier hänselten es, und das braune Ei war sehr unglücklich.<br />

Eines Tages wurden alle Eier aus dem Kühlschrank geholt. Man wollte Spiegeleier<br />

aus ihnen machen. Das braune Ei wusste, dass sie dann sterben würden. Es wollte aber<br />

den anderen Eiern noch einen Streich spielen. Also sagte es, dass es in der Pfanne ein<br />

Paradies sei und die Eier sprangen hinein. Das braune Ei lachte, denn es hatte die anderen<br />

in die Pfanne gehauen.<br />

Katharina S<strong>am</strong>s, 3i<br />

Es war einmal ein Streichholz, das den ganzen Tag in einer muffeligen, alten Schachtel<br />

lag. Manchmal wurde einer seiner Freund aus der Streichholzschachtel gezogen, aber<br />

er k<strong>am</strong> nie zurück. Das Streichholz sehnte sich nach dem Moment, wo es auch hinaus<br />

kommen könnte wie so viele Freunde vor ihm. Wie sah es draußen aus? Was würde mit<br />

ihm passieren? Eines Tages war es soweit, die fetten Finger öffneten wieder einmal die<br />

Schachtel. Das Streichholz dachte: „Nimm mich! Mich!“, und so war es. Es wurde wirklich<br />

heraus gezogen. Es sah einen Baum, eine Blume, einen lieben Schmetterling, und<br />

vor lauter Freude wurde es Feuer und Fl<strong>am</strong>me.<br />

Hansi Kogler, 3i<br />

Es war einmal ein Luftballon, der in der Salzburger Raiffeisenkassa geboren wurde. Er<br />

wollte schon immer die erfri<strong>schen</strong>de Luft und den Wind, der ihn hoch hinauftragen sollte,<br />

spüren. Eines Tages war es soweit. An einem Weltspartag wurde er von einem kleinen<br />

Mädchen in die große, weite Welt hinaus getragen. Doch sein Schicksal meinte es<br />

nicht gut mit ihm, denn wenige Minuten später war er schon wieder in einer<br />

Zweistockwohnung gefangen. Langs<strong>am</strong> aber sicher s<strong>am</strong>melte sich Wut in ihm, und<br />

schlussendlich ging er vor lauter Zorn an die Decke.<br />

Lena Schweitl, 3i<br />

Es war einmal ein Luftballon, der war sehr jähzornig, denn er wurde immer von einem<br />

Platz zum andern gestoßen. Nirgends war er zuhause, nicht unter dem Tisch, wie der<br />

Teppich, und nicht auf der Couch, wie der Vater. Er hasste die ganz kleinen<br />

Kinderhände, die ihn herumwarfen und festhielten. Er war so verzweifelt, dass er einmal<br />

vor lauter Zorn an die Decke ging.<br />

Birgit Meiche, 3i<br />

Seite 30


Ein Streichholz lag Tag ein, Tag aus in einer Schachtel und langweilte sich. Wann<br />

komme ich denn endlich einmal aus dieser Schachtel heraus? dachte es oft verbittert. Ab<br />

und zu wurde die Schachtel geöffnet und eine Hand griff hinein und holte ein Streichholz<br />

heraus. Immer hoffte das Streichholz, das nächste zu sein. Eines Tages, als die Schachtel<br />

wieder geöffnet wurde, hüpfte das Streichholz in die Hand und wurde <strong>am</strong> Schachtelrand<br />

gerieben. Das Streichholz war Feuer und Fl<strong>am</strong>me. Und was blieb übrig? Ein Häufchen<br />

Asche.<br />

Clara Kals, 3i<br />

Es war einmal eine Glühbirne, die eines Tages ausbrannte. Sie wurde achtlos weggeschmissen<br />

und landete unversehrt auf der Müllhalde <strong>am</strong> Salzachsee. Da lag sie nun in<br />

Sektor 7a für ausgebrannte Glühbirnen, und sie hatte viel Zeit, über ihr Schicksal nachzudenken.<br />

Beim Gedanken daran, wie vielen Leuten sie eigentlich Licht gespendet hatte,<br />

platzte ihr angesichts der lieblosen Behandlung endgültig der Kragen.<br />

Florian Ehgartner und Matthias Plot, 3i<br />

Es war einmal ein Milchpackerl, das zus<strong>am</strong>men mit anderen im Kühlregal im Spar stand.<br />

Eines Tages wurde es gekauft und in ein kleineres Kühlregal, das man zuschließen konnte,<br />

gesteckt. Mit der Zeit wurde es immer leerer und sein Inhalt schlussendlich auch sauer.<br />

Man warf es achtlos weg, und es wurde als Packerl nie wieder gesehen.<br />

Sophie Lautner und Marcella Kronlachner, 3i<br />

Es war einmal ein Schuh, der stank so fürchterlich, dass er total depressiv wurde. Jeden<br />

Tag k<strong>am</strong> der große Stinkefuß und schlüpfte in ihn hinein. Das wurde dem Schuh mit der<br />

Zeit zu dumm, und er fing an zu zwicken, zu kitzeln und zu drücken, bis er schließlich<br />

an die frische Luft gesetzt wurde.<br />

Cornelia Absmanner und Lisa Ringl, 3i<br />

Es war einmal ein Fußball, der vor Kraft strotzte, aber niemand spielte mit ihm. Also<br />

haderte er jeden Tag mit seinem Schicksal und j<strong>am</strong>merte: "Keiner spielt mit mir." Als der<br />

Sommer k<strong>am</strong>, war ihm die Luft zum J<strong>am</strong>mern ausgegangen. Zus<strong>am</strong>mengesunken lungerte<br />

er im Eck, denn mit einer unförmigen Wuchtel wollte schon gar keiner mehr spielen.<br />

Hansi Kogler 3i<br />

Es war einmal ein Zuckerstück, das Tag für Tag mit anderen Stücken in der Dose lag. Es<br />

war gespannt, wie es wohl außerhalb der Dose aussah, bis es eines Tages in einen heißen<br />

Tee geworfen wurde und darin solange litt, bis ihm die Sinne schwanden.<br />

Hansi Kogler, 3I<br />

Seite 31<br />

Texte zum Thema Frieden (5i)<br />

Den folgenden Texten vorausgegangen ist ein „stummer Dialog“, der innerhalb weniger<br />

Minuten die Tafel mit eine Fülle von Gedanken und Assoziationen füllte. Außer diesen<br />

gab es keine weiteren Vorgaben:<br />

Die Friedenstruppen<br />

Kämpfen für den Weltfrieden<br />

Ist das denn sinnvoll?<br />

Krieg akzeptieren<br />

Es kann die Freiheit kosten<br />

Und auch das Leben.<br />

Franz Schallmoser, 5i<br />

Frieden ist nie überall möglich.<br />

Frieden ist nicht schwarz.<br />

Frieden ist Toleranz und Verständnis.<br />

Frieden ist nicht schwarz.<br />

Frieden ist Ruhe und Stille.<br />

Frieden ist nicht schwarz.<br />

Frieden ist wie ein versteckter Ort, den es immer und überall gibt, der<br />

aber schwer zu finden ist.<br />

Frieden ist nicht so schwarz.<br />

Frieden ist oft unmöglich.<br />

Frieden ist nicht: Hass, Gewalt, Angst.<br />

Ist Frieden das Gegenteil von Krieg?<br />

Hanna Parisot, 5i<br />

Frieden ist schön<br />

Frieden ist unvorstellbar<br />

Frieden der Traum der Menschheit<br />

Frieden wäre fad<br />

Frieden ist der Wunsch vieler Men<strong>schen</strong><br />

Krieg auch?<br />

Seite 32


Seite 33<br />

Frieden – beginnt mit einem warmen Händedruck<br />

Frieden – ein gutes Wort<br />

Frieden – ein Lächeln<br />

Frieden – ein Blick<br />

Krieg - beginnt mit einer Auseinandersetzung<br />

Krieg – ein böses Wort<br />

Krieg – ein böser Blick<br />

Krieg – ein Angriff<br />

Bote <strong>des</strong> Friedens<br />

Du sprichst zu uns, jeden Tag<br />

Doch hören wir nicht<br />

Friedliche Natur<br />

Alles war heil und ruhig<br />

Doch dann k<strong>am</strong> der Mensch<br />

Am Rand <strong>des</strong> Dschungels<br />

In Frieden, ein Baum vor mir<br />

Doch lebt er allein<br />

Sonnenuntergang<br />

schöne, glitzernde Funken,<br />

spiegeln sich im See<br />

Ein kleines Bächlein<br />

Gurgelt munter vor sich hin,<br />

in Richtung Sonne<br />

Mücken, sehr lästig<br />

Elendige Blutsauger<br />

Ha! – Mückenspray<br />

Eva Heitzinger, 5i<br />

Karl Bauer, 5i<br />

Ein großer Kirschbaum,<br />

seine Schönheit, wie ein Traum.<br />

Doch – man sieht ihn kaum<br />

Ein See, still und klar<br />

Doch Wind bläst stark auf ihn ein<br />

Der See wehrt sich nicht<br />

Fabian Bonecker, 5i<br />

Wenn du Frieden willst, bereite den Frieden vor.<br />

Fang bei dir an!<br />

Wer Krieg will, wird Krieg bekommen.<br />

F rieden ist tolerant, andere tolerieren<br />

R espekt<br />

I n andere sich hineinversetzen, hineinfühlen<br />

E ine Lösung gegen Krieg?<br />

D ie gibt es nicht?<br />

E twa doch?<br />

N ein<br />

Wir alle glauben<br />

Frieden ist so wunderschön<br />

Doch ist er so fern<br />

Laura Hochhäusl, 5i<br />

Raffaela Bauer, 5i<br />

Anna Schmitzberger, 5i<br />

Seite 34


Orte/ Reisen - Essays<br />

Wachs<br />

Langs<strong>am</strong> öffne ich die schwere Geschäftstüre. Sofort kommt mir ein Schwall von Kerzenund<br />

Lebkuchenduft entgegen. Ich atme ganz tief ein. Eine Zeit lang stehe ich regungslos<br />

da und nehme den vertrauten Geruch in mich auf. So, als würde ich das erste Mal das<br />

zarte Gemisch aus Parafin und Teig riechen. Gerade jetzt vor Weihnachten ist der<br />

Geruch noch intensiver, noch vertrauter. Langs<strong>am</strong> gehe ich weiter, vorbei an den<br />

Sterbekerzen links und den Hochzeitskerzen rechts von mir und betrete das Büro meiner<br />

Mutter. Alles ist finster, nur der Computer läuft noch und wartet verzweifelt auf neue<br />

Anweisungen. Schnell verlasse ich den kleinen, unsympathi<strong>schen</strong> Raum und komme ins<br />

Lager. Hier ist es kalt und ungemütlich. Auf beiden Seiten neben mir türmen sich<br />

Schachteln in den Regalen, die bis unter die Decke reichen. Jede Schachtel ist sorgfältig<br />

mit einer Nummer und einem Firmenetikett versehen. So warten die Kerzen, gut verpackt,<br />

vielleicht schon bald verkauft zu werden. Auch hier sehe ich keine<br />

Men<strong>schen</strong>seele. Ich vermute, dass die ganze Belegschaft oben im zweiten Stock im<br />

Vers<strong>am</strong>mlungsraum ist, aber ich habe noch keine Lust zu ihnen zu gehen. Ich liebe es<br />

nach Geschäftsschluss alleine durch die dunkle Firma zu schlendern. Vor allem der alte<br />

Teil, den ich jetzt, nach Verlassen <strong>des</strong> Lagers, betrete, fasziniert mich. Ich befinde mich<br />

jetzt in der Wachszieherei. Ich gehe auf eine Unmenge von so genannten Tunkkesseln<br />

zu. Langs<strong>am</strong> hebe ich den Deckel eines Kessels hoch und sehe das bereits erstarrte<br />

Wachs darin. Erst morgen früh wird es wieder erhitzt werden und viele Kerzen in einen<br />

Farbmantel hüllen. Rechts von mir steht der gewaltige Kerzenzug. Zwei riesige Rollen,<br />

die einander übertrumpfen zu wollen scheinen. Von einer zur anderen Rolle sind ewig<br />

lange Dochte gespannt, die (wenn der Zug in Betrieb ist) durch die <strong>am</strong> Boden stehenden<br />

Wachsbecken gezogen werden. Nach einiger Zeit hat man schließlich richtige<br />

Kerzenschnüre, die nur mehr auseinandergeschnitten werden müssen. Heutzutage werden<br />

allerdings nur mehr sehr wenige Kerzen so hergestellt. Früher a-ber, als mein<br />

Urururgroßvater den Betrieb gründete, wurden so ziemlich alle Kerzen auf diese Weise<br />

hergestellt. D<strong>am</strong>als war die Firma ja auch noch um vieles kleiner. Eine nette, kleine<br />

Wachszieherei und Lebzelterei eines aus Ungarn st<strong>am</strong>menden Mannes, der sich in<br />

Salzburg selbstständig gemacht hat. Seit 1879 also stehen diese altmodi<strong>schen</strong><br />

Maschinen und Geräte an ihrem Platz und verrichten ihre Arbeit. Bei jedem kleinen<br />

Wachsfleck, der auf den Maschinen klebt, fragt man sich, wie alt er wohl sein mag und<br />

was er denn schon alles erlebt haben könnte. Obwohl das nun eher Träumerei als<br />

Realität sein dürfte, denn die Maschinen werden jeden Tag mit gewaltigen Spachteln<br />

abgeschabt und gesäubert. Ich erinnere mich noch, dass mein Bruder und ich als Kinder<br />

nur allzu gerne mit diesen Spachteln gespielt haben und dass meine Oma je<strong>des</strong> Mal<br />

einen halben Herzinfarkt bek<strong>am</strong>, wenn sie uns mit diesen – für uns viel zu gefährlichen<br />

Seite 35<br />

– Dingern herumlaufen sah. Also legten wir die Spachteln zur Seite, um fünf Minuten später<br />

mit einem anderen uns verbotenem Gegenstand in der Hand aufzutauchen. Wenn es<br />

meiner Großmutter dann allerdings doch einmal zu bunt wurde und sie uns aus der<br />

Wachszieherei verbannte (bei Gott, ich kann sie verstehen!), dann versteckten wir uns<br />

eben unter der Stufe, wo hinter einem Vorhang Bananenschachteln verstaut wurden, und<br />

warteten darauf den nächsten Passanten zu erschrecken. (Unsere lieben Opfer, die mir<br />

heute noch leid tun, wussten natürlich, dass wir hinter dem Vorhang saßen und erschraken<br />

dennoch je<strong>des</strong> Mal von neuem für uns, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin.)<br />

Die alten Heizkörper an der Wand geben ein lautes, zi<strong>schen</strong><strong>des</strong> Geräusch von sich, und<br />

ich schrecke aus meinen Kindheitserinnerungen hoch. Langs<strong>am</strong> und ein wenig wehmütig<br />

verlasse ich meinen geliebten Kerzenzug und betrete den nächsten Raum. Hier werden<br />

die Modeln ge-gossen. An der Wand hängen noch ein paar Holzmodeln, die wohl<br />

schon über hundert Jahre alt sind. Alle von meinen männlichen Vorfahren mütterlicherseits<br />

selbst geschnitzt. Wie oft musste ich mir das schon von meiner Großmutter anhören!!!<br />

Auch hier stehen etliche alte Maschinen herum, deren Funktion ich teilweise gar nicht<br />

mehr kenne. Schade eigentlich.<br />

Ich verlasse nun diesen Teil der Firma und gehe die Stufen hinauf in den ersten Stock. Da<br />

wo jetzt Wand ist, gab es einmal eine Tür. Sie führte in einen kleinen Raum, in dem die<br />

Kerzen verziert und bemalt wurden. Es stank dort immer fürchterlich nach Terpentin und<br />

Farbe, aber es machte mir nichts aus. Ich liebte diesen Raum! Dort saßen meine Tante<br />

und meine Oma hintereinander an ihren kleinen Tischchen und bemalten Kerzen. Jetzt<br />

befindet sich dort wie gesagt Wand. Die Firma wurde vor einem Jahr umgebaut und dieser<br />

Teil der Wachszieherei wurde in den neu erbauten zweiten Stock verlegt. Dort sitzen<br />

noch immer meine Tante und meine Oma hintereinander und bemalen Kerzen, nur dass<br />

es jetzt nicht mehr so nach Terpen-tin stinkt, weil der Raum jetzt viel größer und moderner<br />

und heller ist. Es ist eben nicht mehr der kleine, dunkle, stinkende, geliebte Raum.<br />

Ich wende mich von der kahlen Wand ab und betrete die Backstube. Auch sie wurde<br />

erneuert und restauriert, aber im Grunde ist sie noch immer dieselbe. Es riecht herrlich<br />

süß nach Leb-kuchen und Weihnachten! In der Mitte steht ein langer Arbeitstisch mit<br />

etlichen Laden, in de-nen alle Arten von Nudelwalkern und Ausstechformen verstaut sind.<br />

Rechts davon steht mein absolutes Lieblingsgerät. Die Schokoladriermaschine! (Sprich:<br />

schockladriermaschin.) Man legt die „nackten“ Lebkuchen auf ein Laufband, das sie<br />

dann durch einen Schokovorhang hindurch und an einem Ventilator vorbei bis zu einer<br />

Plastikwanne transportiert, in der sie, nun endlich von zarter Schokolade umhüllt, gelagert<br />

werden. Ja, und dann gibt es natürlich noch die Art von Geräten, die man in jeder<br />

Backstube findet: Backofen, Teigknetmaschine, etliche Waagen und Gewürzdosen,...<br />

Ich nehme mir noch einen Schokolebkuchen aus dem Kühlraum und steige dann die<br />

Stufen hinauf in den zweiten Stock, wo ich schon die Stimmen aus dem<br />

Vers<strong>am</strong>mlungsraum höre...<br />

Michaela Maislinger 7e<br />

Seite 36


So wie hier könnte es wohl überall sein.<br />

La Cascata<br />

Ich stehe auf einer hölzernen, überdachten Brücke, von der fraglich ist, ob man es ihr<br />

wohl noch erlauben dürfte, Leute zu tragen, so morsch ist sie – aber danach fragt keiner,<br />

der Fluss ist hier ohnehin nicht recht viel mehr als einen Meter tief. Im Moment sehe<br />

ich vor mir nur die Holzwand der Brücke, von der man sich ebenso fragen könnte,<br />

warum sie nicht schon in tau-send Stücke zerbrochen ist – aber so lange sie noch ein<br />

paar mehr der eingeritzten Herzen, Pfeile, Liebesbekenntnisse in temper<strong>am</strong>entvollen italieni<strong>schen</strong><br />

Lettern, sowie einige auf-gesprayte Rebell- Parolen vertragen kann, wird sie es<br />

sich nicht nehmen lassen, Zuseher all dieser kleinen Bedürfnisse, etwas loszuwerden, zu<br />

sein. Seit Jahren komme ich hierher und seit Jahren finde ich, dass es nichts gibt, das so<br />

vollgekritzelt ist wie hier, und je<strong>des</strong> Jahr wundere ich mich, dass es noch voller werden<br />

konnte. Früher habe ich mir immer ausgemalt, wer hier wohl für mich ein weiteres Stück<br />

<strong>des</strong> mitgenommenen Holzes opfern würde, und jetzt... na ja.<br />

Wie gesagt, so wie hier könnte es wohl überall sein, aber ich brauche nur von der<br />

Brücke hi-nunterzugehen, um jeden vom Gegenteil zu überzeugen. Obwohl ich mich<br />

sicher mehr als fünf Meter von dem tosenden, rumorenden Schleier aus Wasser entfernt<br />

befinde, sprühen mir kühle Tropfen ins Gesicht. Tit<strong>schen</strong>bachfall heißt er, wenn man seinen<br />

N<strong>am</strong>en auf der Landkarte sucht. Meine Großmutter allerdings pflegte zu sagen:<br />

„Wenn du einmal nicht mehr weißt, wo du anfangen sollst, dann geh zur Cascata.“ Und<br />

das tat ich auch. Wenn ich von der ungeheuren Kraft gebannt war, mir die Einhöhlung<br />

in den Berg ansah, die das Wasser schon gemacht hatte – die Cascata, die den Berg<br />

irgendwann zum Einstürzen bringen würde... aber jetzt war sie noch die Cascata, die<br />

Leben brachte – wenn ich sie mir ansah, war mir alles egal. Ich stand einfach da, atmete<br />

und schaute. Ja, hier konnte man einen ANFANG suchen.<br />

Das Gleiche schienen die Bewohner dieses Ortes Salurn schon sehr viel früher bemerkt<br />

zu haben – ist der prähistorische Ursprung <strong>des</strong> Wortes „Salurn“ doch „ Ort der Kanäle“<br />

– die Kanäle, die Bäche waren der wichtigste Grund für die Leute, sich einst hier niederzulassen.<br />

Und als Ursprung, als Anfang dieser Bäche, der Wasserfall – die Cascata- der Anfang.<br />

Durch die leicht abfallenden, durchgehend gepflasterten kleinen Gassen bewege ich<br />

mich nun in Richtung Ortsmitte, vorbei an den zum Teil komplett verwilderten kleinen<br />

Gärten, die er-staunlicherweise sicher einige Dutzend Male mehr an prächtiger Blumenund<br />

Gemüseflora hervorbringen als die düngergehätschelten Zuchtbeete unserer Breiten,<br />

obwohl die Wurzeln dieser Pflanzen sich kriechend aus aufgebrochenem Asphalt herausbewegen<br />

und nach Nahrung suchen.<br />

Völlig vertieft in solch botanische Wichtigkeiten bemerke ich gar nicht, dass ich schon<br />

auf dem Platz bin, den ich in diesem kleinen Ort wohl <strong>am</strong> meisten liebe und auch <strong>am</strong><br />

öftesten gesehen habe: Schon als kleines Kind bin ich nach 4-stündiger ermüdender<br />

Seite 37<br />

Autofahrt als erste aufgeregt aus dem Auto gekrabbelt, von dem mich mein erster Weg<br />

stets zum Brunnen, der die Mitte der „Piazza Andrea“ ziert, führt. In jeder – kaffbedingt<br />

sehr ruhigen – Nacht, in der ich hier ank<strong>am</strong>, war trotzdem er da, der mich durch sein<br />

lustiges Plätschern begrüßte, und sein Wasser war das Beste, das ich je getrunken habe.<br />

Von der romanti<strong>schen</strong> Vorstellung, hier beinebaumelnd auf der steinernen Brunnenmauer<br />

zu sitzen, ist nicht mehr viel übergeblieben, weil die Häuserfassaden, von denen der<br />

Platz umge-ben ist, jetzt von überdimensionalen Konzessionsschildern verschiedener<br />

Baufirmen geziert werden. Wird das Baugewerbe in Italien überbewertet, oder sind<br />

Baufirmeninhaber grundsätzlich Komplexhäufchen, die sich durch Monsterschilder<br />

beweisen müssen? Und wozu überhaupt all dieser Bauaufwand hier? Natürlich ist es<br />

gefährlich, nie renovierte Häuser, die schon über 100 Jahre alt sind, einfach sich selbst<br />

zu überlassen – wäre ja empörend für die mehr und mehr einströmenden Touristen – aber<br />

mir haben die Häuser trotzdem gefallen, so wie sie waren – mit dem abbröckelnden<br />

Verputz und den nur teilweise vollständigen Fenster-läden. Und schon gar nicht kann ich<br />

es akzeptieren, wenn der neue Anstrich für das Haus ein dottergelber ist...<br />

Doch der Anblick, der sich mir bietet, wenn ich mich umdrehe, lässt es mir um nichts besser<br />

ergehen: Für die Geschichte wohl eher unbedeutend, nirgends wirklich erwähnt,<br />

außer als Anbau an einen Hof eines einstmals wohlhabenden Bauern, heute grauer kleiner<br />

Bruder <strong>des</strong> protzigen weißen Rathauses, steht unser Haus, besser gesagt: das Haus,<br />

das einmal unserer F<strong>am</strong>ilie gehörte.<br />

Wenn ich die Bank vor dem Haus ansehe, sitzt darauf noch immer meine ewig trat<strong>schen</strong>de<br />

Großmutter, die hier auf ihrem Thron der Klatschgeschichten stundenlang sitzen<br />

konnte, ihre Gesprächspartner k<strong>am</strong>en von selbst, im Vorbeigehen KONNTE fast keiner<br />

an ihr und ihrem unerschöpflichen Skandalrepertoire vorbei – sie war bestimmt nicht die<br />

ehrlichste, aber langweilig wurde einem sicher nicht mit ihr.<br />

Wenn ich jedoch auf das Haus blicke, <strong>des</strong>sen beinahe schon „antike“ Dachschindeln zu<br />

einem Großteil eingebrochen sind, wird mir zu einem der ersten Male das graus<strong>am</strong>e<br />

Schicksal, dem wir durch das Vergehen der Zeit alle ausgesetzt sind, bewusst. Tausende<br />

Geschichten hängen hier noch immer fest – gefangen zwi<strong>schen</strong> überwucherten<br />

Türeingängen und einer zerbroche-nen Fensterscheibe – Geschichten über den<br />

Großvater, der das alles hier einmal selber gebaut hatte, in den Krieg geschickt wurde<br />

und als gebrochener Mann zurückk<strong>am</strong>, der aus Schmerz fast gar nichts mehr redete,<br />

außer manchmal von der „ Amalia von der Kl<strong>am</strong>m“, einer Ju-gendliebe. An sie konnte er<br />

sich noch erinnern, im Gegensatz zu dem Butterbrot, das er sich vor zwei Minuten gestrichen<br />

hatte. Im selben verstaubten Haus war ich gesessen, m<strong>am</strong>pfte Nonna – Pasta und<br />

lauschte den lauten, italieni<strong>schen</strong> Stimmen, die ich zwar nicht wirklich verstand, aber das<br />

spielt keine Rolle – wichtig war an diesen Gesprächen eigentlich mehr, wer wen sprechorganmäßig<br />

übertönt, und Begriffe wie das Wort „bibbelen“ hatte auch ich schnell<br />

kapiert.<br />

Wenn ich jetzt auf dem noch immer schönen Platz stehe, ist nichts davon übergeblieben.<br />

Seite 38


Mei-ne Großeltern liegen längst auf dem nur einen Katzensprung entfernten Friedhof, der<br />

schon seit den Römern Men<strong>schen</strong> in seinen Boden aufnimmt. Mit Schaudern denke ich<br />

daran, dass, wenn ich einmal nicht mehr bin, keiner mehr herkommen und an sie denken<br />

wird – sie waren ja schließlich auch AUSGEWANDERT und alle Verwandten, die<br />

noch da sind, sterben langs<strong>am</strong>, aber stetig... Wenn jemand hier durchfährt, wird er wohl<br />

höchstens daran denken, dass nach diesem Ort die Sprachgrenze zwi<strong>schen</strong> Deutsch-<br />

Italienisch und Italienisch gezogen wird, und es keinem mehr einfallen wird, mit dir<br />

Deutsch zu sprechen, wenn du sie erst einmal überquert hast – überschwemmt wirst du<br />

von italienischem Großmut, aber auch von Hochmut – in Salurn jedoch, im Ort der<br />

Kanäle, verschwimmen die Grenzen zwi<strong>schen</strong> dem, was war und was ist, zwi<strong>schen</strong><br />

dem, was die Leute glauben, und dem was sie sehen – und wenn ich in manche<br />

Gesichter blicke, habe ich das Gefühl, sie würden MICH fragen, was hier passiert ist,<br />

dabei bin ich wohl diejenige, die gar nichts mehr versteht.<br />

Und plötzlich verstehe ich: Ich bin hier nur mehr eine Fremde, den Ort, den ich kenne,<br />

gibt es nur mehr in meiner Kindheit. Als ich klein war, glaubte ich, dass ich später einmal<br />

ganz sicher hier wohnen würde, weil ich die Leute hier für die besten und liebenswertesten<br />

der Welt hielt - heute weiß ich, dass ich mit ihnen wahrscheinlich nur das<br />

Allerwenigste gemeins<strong>am</strong> habe, außer dem Wissen, dass alles ein Ende hat, aber auch<br />

einen Anfang...<br />

...Noch ein letztes Mal nehme ich den Weg zu der mor<strong>schen</strong> Brücke und werfe einen<br />

kurzen Blick nach oben... Die Cascata – der Anfang – das Ende...???<br />

Nein, der Anfang.<br />

Ich steige in mein Auto und drehe die Zündschlüssel um.<br />

Cornelia Girardi, 7e<br />

In der Bucht <strong>des</strong> Bibers<br />

Die Luft ist trocken und es ist heiß, der Himmel glänzt wolkenlos und ein südlicher Wind<br />

trägt den Dreck über die Erde davon. Ich kann kaum atmen wegen <strong>des</strong> vielen Staubs,<br />

der durch die Jeeps von der Straße hochgewirbelt wird. Es ist Hochsommer, jetzt ist die<br />

Zeit, da lässt die Sonne das ‚sweet grass‘ vergilben und es duftet herrlich süß. Ich sauge<br />

den Geruch mit geschlossenen Augen in meine Lungen, während ich auf der<br />

Motorhaube unseres Chevy`s auf meinen Vater warte und mir die Nasenspitze von den<br />

brennenden Sonnenstrahlen kitzeln lasse. Er ist in den etwas herabgekommenen<br />

Tankstellenladen gegangen, um nach dem Weg zu fragen. Wir sind unterwegs in den<br />

wilden Norden Kanadas, in die äußerste P<strong>am</strong>pa. 170 km südwestlich von Sudbury, der<br />

nächsten größeren Stadt, ist unser Ziel das Wikwemikong Indi-aner Reservat auf der östlichen<br />

Seite der Insel Manitoulin in der Provinz Ontario. Manitoulin liegt in einem der fünf<br />

größten Seen Kanadas, dem Lake Huron, und ist die größte Süßwas-serinsel der Welt.<br />

Dieses Reservat ist das einzige Gebiet in Kanada, welches nie von den Indi-anern an<br />

Seite 39<br />

die Weißen verloren wurde. Alle anderen Reservate wurden erst festgelegt, als man die<br />

Indianer von ihren Heimaten ausgesiedelt und in weniger fruchtbare Gebiete geschickt<br />

hatte. In den Reservaten müssen die Indianer keine Steuern an den Staat zahlen, sie werden<br />

sogar subventioniert. Dies ist leider auch der Grund, wieso es dort so viele Casinos<br />

gibt, und der Alkohol verkauft sich auch besser, wenn er billiger ist. Die Indianer können<br />

aber eigene Schulen führen und ihre eigenen Sprachen und Kulturen unterrichten. Trotz<br />

der vielen Vorteile, die es in ihrer Heimat für sie gibt, ziehen es viele der jüngeren<br />

Generationen vor, sich in die Großstädte und vor ihrer Geschichte zu flüchten. Von den<br />

Einheimi<strong>schen</strong> kurz Wiky genannt, bedeutet Wikwemikong ‚Bucht <strong>des</strong> Bibers‘ auf<br />

Ojibway, ihrer Sprache, und ist der N<strong>am</strong>e eines Dorfes, das entlang einer Bucht liegt,<br />

aber auch der N<strong>am</strong>e <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Reservats, welches ca. 7000 Indianer beherbergt.<br />

In Wiky leben drei Stämme; die Ojibwa, die Odawa und die Pottawatomies. Sie feiern<br />

dieses Wochenende ein dreitägiges Pow-wow. Auf einem Pow-wow werden traditionelle<br />

Tänze getanzt, um zum Beispiel die Freundschaft mit anderen Stämmen zu erneuern<br />

oder für Kranke zu beten. Es ist ein religiöses Fest, bei dem die Indianer die Freude <strong>des</strong><br />

Lebens und die Würde eines noch nicht vollkommen ausgelöschten Volkes bestätigen. Es<br />

ist eine Möglichkeit, mit dem Herzschlag der Mutter Erde im Einklang zu tanzen, denn<br />

so nennen sie die Trommelschläge, von denen die Tänze begleitet werden. Jeder ist willkommen,<br />

wenn er ihre Regeln und ihre Kultur respektiert. Ich kurble das Fenster herunter,<br />

als wir wieder auf einer der vielen Landstraßen fahren. An mir ziehen unzählige<br />

Birkenwäldchen vorbei, hin und wieder ein von einem Biber trockengelegter Sumpf mit<br />

toten Bäumen. Weit und breit keine Seele, keine Straßenmarkierungen, es wundert mich,<br />

dass es hier überhaupt Straßen gibt. Ein Adler kreist über der Straße, bei den vielen<br />

Bäumen wird er Schwierigkeiten haben eine Beute zu finden. Nach zwei Tagen Fahrt<br />

sind wir endlich da, ich kann es kaum glauben, vor mir erstreckt sich der Georgian Bay,<br />

so groß wie das Meer. Auf einer Tafel steht: ‚Welcome to the Wikwemikong Unceded<br />

Indian Reservation‘. Ich denke an die Kommerzialisierung dieses Ortes, Einheimische<br />

bräuchten kein Schild, um zu wissen, wo sie zu Hause sind. 20 – 30 000 Men<strong>schen</strong>,<br />

darunter auch sicher viele Touristen aber auch in-dianische Tänzer und Sänger aus ganz<br />

Nord<strong>am</strong>erika werden kommen. Ich wollte glauben, dass diese Pow-wows vielleicht einmal<br />

rein kulturelle Anlässe <strong>des</strong> Feierns gewesen waren, doch waren sie jetzt sicher auch<br />

als Touristenattraktionen entdeckt worden. In Wiky gibt es nur wenig asphaltierte<br />

Straßen, die Regierung hält es wohl nicht für nötig, für die nicht steu-erpflichtige<br />

Bevölkerung Bulldozer auszufahren. Von weitem höre ich schon die Trommeln, die für<br />

den morgigen Tag üben, sie kündigen den Sonnenuntergang an. Wir sind nicht die<br />

ersten auf dem C<strong>am</strong>pingplatz. Ich erkenne die Kennzeichen einiger Wohnwagen aus<br />

den USA und den westlicheren Provinzen Kanadas. Als wir unsere Zelte aufschlagen,<br />

hinterlässt die Sonne einen einzigen orangeroten Strich <strong>am</strong> Horizont, der vom dunklen<br />

Blau <strong>des</strong> Sees verschluckt wird. Ich sehe hinauf, noch nie habe ich in der Stadt so viele<br />

Sterne gesehen, Millionen zieren den klaren Himmel. Über meinem Kopf erstreckt sich<br />

Seite 40


ganz deutlich die Milchstrasse und der Vollmond hängt unecht an einem silbernen Faden.<br />

Wir sind früh wieder aufgewacht, geweckt von den Trommeln, die schon beim<br />

Morgengrauen den Tag begrüßen. Zu Fuß erreichen wir das Gelände, wo schon<br />

Wochen zuvor die Tribünen und Stände aufgebaut worden waren. Die Eintrittskarten sind<br />

nicht billig, ich wundere mich nicht. Was mich hinter dem Zaun erwartet, lässt mich für<br />

kurze Zeit den Atem anhalten. Noch nie habe ich mehr Farben und mehr fröhliche<br />

Gesichter gesehen. Wir suchen einen Platz auf einer der Tribünen, es ist noch früh, aber<br />

trotzdem sind fast alle Plätze schon besetzt, keiner will zu einem solchen Ereignis zu spät<br />

kommen.<br />

Der Platz, auf dem getanzt wird, ist rund. In der Mitte sind unter einem Dach aus Brettern<br />

die Trommeln aufgestellt. Sieben sind es insges<strong>am</strong>t und bei jeder sitzen ca. sieben<br />

Trommler, die mit einem Schlägel alle im gleichen Takt auf die mit Tierhaut bezogenen<br />

Trommeln schlagen und dazu singen. Um die Trommeln befindet sich die heilige Erde,<br />

auf der, immer im Uhrzei-gersinn, im Kreis getanzt wird. Ganz außen stehen die<br />

Tribünen, an einem Ende ist aber statt einer Tribüne eine Bühne und daneben ein Dach,<br />

unter dem das heilige Feuer brennt, aufgebaut. Auf der Bühne befindet sich der Master<br />

of Ceremonies, der mit seinen Ansagen die Tänze in Gang hält. Bei Wettbewerben werden<br />

dort die Preise vergeben. Es geht hier zu wie auf einem Jahrmarkt. Hinter den<br />

Tribünen sind die Stände, dort wird geredet, getrunken und man kann traditionelle<br />

Speisen kaufen. Es gibt auch viele Händler, die für indiani<strong>schen</strong> Schmuck,<br />

Handwerkskunst, Bücher und Kleidung werben. Ich betrachte einen achtzigjährigen<br />

Mann, der gerade an mir vorübergeht. Er trägt seinen Kopfschmuck und die langen<br />

Federn seines Gewan<strong>des</strong> mit solcher Anmut und Würde, als wäre er noch zwanzig und<br />

hätte keinen Buckel, dem er sich beugen müsste. Er hält seinen Kopf hoch, sein Gesicht<br />

hat scharfe Züge, es ist geprägt vom letzten Jahrhundert. Seine Mundwinkel ziehen leicht<br />

nach unten und lange weiße Haare fallen ihm in die Stirn, aber in seinen dunklen Augen<br />

flackert das Feuer seiner Seele.<br />

Ich denke an Karl May, so ganz anders hatte ich mir Winnetou vorgestellt.<br />

Es gibt verschiedene Tänze, manchmal dürfen nur die Frauen oder die Dorfältesten tanzen.<br />

Dann gibt es noch den ‚Toddlers- dance‘, es ist ein Tanz, mit dem man den Respekt<br />

vor den Kindern zeigt, denn sie sind die Zukunft. Man dankt der Mutter Erde für die<br />

Kinder und bittet sie um deren Glück und Gesundheit. Gerade wird ‚the song of 49‘<br />

gesungen. Das Lied spiegelt die Mentalität <strong>des</strong> Volkes: man ehrt d<strong>am</strong>it die 50 Krieger,<br />

die hinaus gezogen waren, um ihr Dorf zu verteidigen und den einen, der nicht zurükkgekehrt<br />

ist. Die Körper der Tänzer heben und senken sich, als sie im Takt der<br />

Trommelschläge einen Fuß vor den anderen setzen. Das Geräusch der Schellen auf den<br />

Kleidern der Frauen schwebt über den Stimmen der Sänger. Die Schellen werden aus<br />

dem Metall von Tabakdosen gefertigt. Hunderte hängen an einem Kleid und lassen die<br />

Tänzerinnen in der grellen Sonne silbern und golden glänzen. Federn wirbeln durch die<br />

Seite 41<br />

Luft, die Mokassins erzeugen dumpfe Klänge, wenn die Tänzer st<strong>am</strong>pfen. Manche von<br />

ihnen sehen aus, als seien sie von dem Gesang und den Trommeln in Ekstase oder<br />

Trance versetzt worden. Ein Mann nickt beim Tanzen mit dem Kopf, er hat seine Augen<br />

geschlossen und trägt einen leidenden Gesichtsausdruck. Mit erhobenen Händen dreht<br />

er sich und betet zu seinen Göttern. Eine andere Tänzerin springt mit leichten Füßen über<br />

das Gras und hält ihren Umhang offen, als würde sie bald wie ein Falke davonfliegen.<br />

Ihre Zöpfe wirbeln durch die Luft, sie sind mit Federn und Schleifen geschmückt, Hunderte<br />

Perlen zieren ihren Kopf. Der Aufwand, die Gewänder und Frisuren zu gestalten, muss<br />

unvorstellbar gewesen sein. Das Lied ist aus. Als nächstes wird der ‚Intertribal Dance‘<br />

angekündigt. Alle Tänzer und Gäste sind willkommen mitzutanzen. Ich stehe auf und<br />

beschließe es zu versuchen. Fasziniert von dem Schauspiel, haben mehrere Men<strong>schen</strong><br />

Lust bekommen, es selbst zu wagen. Ich lausche dem Trommelschlag und setze ein. Mit<br />

den Händen in der Hüfte beginne ich zu tanzen. Ich drehe mich im Kreis, bleibe einmal<br />

stehen und mache es den echten Tänzern nach; ich schließe die Augen und vergesse<br />

alles, was um mich herum geschieht.<br />

Cecilia Bruck, 7e<br />

Witzige argumentative Texte<br />

Was spricht dafür, dass Männer Kleider tragen?<br />

Das Privileg Kleider tragen zu dürfen blieb dem angeblich stärkeren Geschlecht bis jetzt<br />

verwehrt. Aber warum eigentlich? Schließlich spricht man heutzutage von der<br />

Gleichberechtigung zwi<strong>schen</strong> Mann und Frau. Die Frauen hatten sich bereits Mitte <strong>des</strong><br />

20.Jahrhunderts so weit emanzipiert, dass sie angefangen haben Hosen zu tragen, somit<br />

bietet sich das 21. Jahrhundert geradezu für eine weitere Veränderung in der Modewelt<br />

an. Außerdem wäre es eine wirks<strong>am</strong>e Methode einer Monopolbildung der<br />

Hosenindustrie vorzubeugen. Das Gegenargument, Kleider würden Männern nicht stehen<br />

und sie schwul aussehen lassen, ist lächerlich. Denn besonders junge Männer haben<br />

meist sogar die schöneren Beine, also warum sie verstecken? Und ein ganzer Kerl würde<br />

sich dadurch auch nicht seiner Männlichkeit beraubt fühlen. Für den Sommer bieten sich<br />

besonders kurze Kleider und Röcke an, die den Männern nicht nur die Möglichkeit verschaffen,<br />

Bein zu zeigen, sondern auch eine luftige Abkühlung ermöglichen. Hier sollte<br />

allerdings auch der Mann auf eine Beinenthaarung nicht verzichten. Und warum sollten<br />

sie nicht auch die Freuden einer Warmwachsenthaarung kennenlernen? Schließlich<br />

bleibt ihnen das Wunder der Geburt selbst zu erleben verwehrt. Und d<strong>am</strong>it würden wir<br />

einem weiteren Problem entgegenwirken, der hohen Arbeitslosenrate. Denn die hier entstandene<br />

Marktlücke, Beautyfarmen speziell für Männer, die schonende Enthaarungs-<br />

Seite 42


methoden anbieten, würde viele neue Arbeitsplätze schaffen. Weiters stellen Kleider eine<br />

schöne Alternative zur bisherigen Garderobe der Männer dar. Diese ist ja bekanntlich<br />

relativ eintönig. Besonders bei gesellschaftlichen Ereignissen fällt auf, dass alle Männer<br />

stets gleich aussehen in ihren Anzügen, was es einer Frau schwer macht, ihren Partner<br />

in der Menge wiederzufinden. Eine Frau hingegen kann an ihrem Outfit schnell wiedergefunden<br />

werden. Wenn sich das Kleid für den Mann durchsetzt, würden Männer vielleicht<br />

sogar lieber einkaufen gehen, sogar mit ihrer Freundin, möglicherweise die Rettung<br />

für so manche Beziehung, und Paare mit derselben Konfektionsgröße könnten mehr<br />

Kleidungsstücke austau<strong>schen</strong>.<br />

Wie man sieht, sind Kleider für Männer nicht nur schick und sexy, sondern auch die<br />

Lösung für so manches Problem.<br />

Cynthia Gundringer, 7i<br />

Wie sollte eine Regelung <strong>des</strong> Verkehrs für Fußgänger<br />

in der Getreidegasse aussehen?<br />

Jährlich im Sommer findet in der Altstadt von Salzburg ein sintflutartiger Touristeneinfall<br />

statt. Und weil auch die Einheimi<strong>schen</strong> einen Rundgang in ihrer Stadt sehr schätzen,<br />

kommt es zu regelmäßigen Stauungen und Verstopfungen in Salzburgs Gassen.<br />

Besonders davon in Mitleidenschaft gezogen zu sein scheint die Getreidegasse.<br />

Um diesem Problem Einhalt zu gebieten, wäre eine Straßenverbreiterung optimal. Dazu<br />

müsste man jedoch die umliegenden Häuser abreißen, was sich in diesem Fall aber nicht<br />

empfiehlt, da diese einerseits für die Charakteristik einer Gasse unverzichtbar und andererseits<br />

Weltkulturerbe sind. Demnach wäre eine wirks<strong>am</strong>e Verkehrspolitik zur<br />

Reduzierung <strong>des</strong> Verkehrs angebracht. Da der Mensch meistens nicht gerne Geld für<br />

nichtmaterielle Dinge ausgibt, würden Mautgebühren für das Passieren der<br />

Getreidegasse und eine Gassenvignette, die man sich nasenpflasterähnlich auf kleben<br />

kann und außerdem nur für den Gültigkeitsbereich eines ganzen Jahres erhältlich ist,<br />

erheblich zur Verkehrsverminderung beitragen. Für die Flüssigkeit <strong>des</strong> Restverkehrs sollten<br />

im Abstand von wenigen Metern Halteverbotsschilder vor den Schaufenstern angebracht<br />

werden. Außerdem sollte eine Min<strong>des</strong>tschrittge-schwindigkeit von 5 km/h dem<br />

Stadtbudget durch von Radar ermittelte Geschwindigkeitsunterschreitungen, die mit einer<br />

Geldstrafe von min<strong>des</strong>tens 50 Euro geahndet werden sollten, auf die Sprünge helfen.<br />

Durch eine derartige Regelung würde es zu einer angenehmen Viskosität <strong>des</strong><br />

Fußgängerverkehrs in Salzburgs Gassen kommen und außerdem könnte man durch die<br />

zusätzlichen Geldeinnahmen die von allerlei Abgaben geplagten Autofahrer steuerlich<br />

entlasten.<br />

Thomas Leitner, 7i<br />

Seite 43<br />

Marketingstrategie für eine neue Buchdruck -<br />

Technologie<br />

Es ist eine der größten Erfindungen <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts und bald wird es jeder besitzen:<br />

das Einwegbuch, <strong>des</strong>sen Seiten verschwinden, sobald man sie gelesen hat. Es gibt<br />

keine Probleme mehr, die richtige Seite zu finden, und man erspart sich das Geld für<br />

Lesezeichen. Diese Technologie rentiert sich vor allem bei besonders dicken Büchern.<br />

Das Lesen macht doppelt so viel Spaß, wenn das Buch immer leichter und dünner wird<br />

und immer besser in die Schultasche oder den Aktenkoffer passt und die Ta<strong>schen</strong> außerdem<br />

immer leichter werden. Was passiert außerdem mit den alten Büchern, wenn sie<br />

ausgelesen sind? In den Häusern und Wohnungen Österreichs wachsen die<br />

Bücherregale unaufhörlich und in den Dachböden haben die Leute keinen Platz mehr für<br />

andere Dinge. Sie müssen ihre Häuser vergrößern um Platz für alle Bücher zu haben und<br />

nehmen somit Tieren und anderen Men<strong>schen</strong> wertvollen Lebensraum weg, sodass immer<br />

mehr Men<strong>schen</strong> auf der Straße leben müssen. So dienen Einwegbücher also nicht nur<br />

zur Vorbeugung von Rückenproblemen, sondern helfen auch, die Obdachlosenzahl in<br />

Österreich zu verkleinern.<br />

Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, auf die man bei dieser neuen Technologie aufpassen<br />

muss. Erstens müssen in Bibliotheken weiterhin die alten Bücher verwendet werden,<br />

denn sonst würde die Anschaffung neuer Bücher die meisten österreichi<strong>schen</strong><br />

Bibliotheken in den Ruin stürzen. Und es sollten auch Wörterbücher wie zum Beispiel der<br />

Stowasser und Lexika von dieser neuen Technologie verschont bleiben. Zweitens sollten<br />

die Verkäufer in den Buchläden auf die Leute aufpassen, die gerne in Büchern schmökern,<br />

bevor sie sich für eines entscheiden, denn mit Büchern, in denen zwi<strong>schen</strong>durch<br />

immer ein paar Seiten fehlen, werden die Läden bald ernste Probleme mit ihren Kunden<br />

bekommen. Sehr wichtig wäre auch ein Hinweis auf der Vorderseite <strong>des</strong> Buches, um die<br />

Leute zu warnen, die gerne zuerst das Ende eines Buches lesen, denn das könnte sonst<br />

sehr ärgerliche Folgen haben.<br />

Aber wenn man von diesen wenigen Problemen absieht, ist das Einwegbuch, <strong>des</strong>sen<br />

Seiten beim Lesen verschwinden, eine Idee, die man auf jeden Fall unterstützen sollte.<br />

Barbara Trettenbrein, 7i<br />

Sollte man vor dem Verzehr eines Kaiserschmarrns<br />

das Kompott über diesen gießen oder<br />

bei<strong>des</strong> getrennt servieren?<br />

So unwichtig und nebensächlich, ja geradezu nichtig uns solche Themen in der krisengeschüttelten,<br />

katastrophengebeutelten Welt von heute auch erscheinen mögen, aber in<br />

dem kleinen mitteleuropäi<strong>schen</strong> Alpenländchen n<strong>am</strong>ens „Österreich“ ist ein wahrer<br />

Kulturkrieg um den richtigen Verzehr der Nationalsüßspeise entbrannt. Es handelt sich<br />

Seite 44


dabei um den österreichi<strong>schen</strong> Kaiserschmarrn (sprich: Kaisaschmoan), zu dem traditionellerweise<br />

noch ein Kompott gegessen wird. Nun stellt sich jedoch die für einen Österreicher<br />

existenzielle Frage, ob man denn nun das Kompott über den Kaiserschmarrn gießen<br />

oder es von der Süßspeise getrennt serviert zu sich nehmen sollte (die Idee einer<br />

Tiroler Minderheit, bei<strong>des</strong> in einen Trog zu lehren und die Masse dann mit einem<br />

Schöpflöffel in den eigenen Mund zu schaufeln, darf hier getrost ignoriert werden).<br />

Die Fronten sind verhärtet in Österreich. Beide Seiten sind überzeugt, ihre Art und Weise,<br />

Kaiserschmarrn s<strong>am</strong>t Kompott zu konsumieren, sei die einzig richtige. Und beide sind<br />

darauf bedacht, ihre Idee umzusetzen und zur Norm zu machen. Ein Kärntner Landwirt<br />

meinte zu diesem Thema sogar, er würde jedem, der bei ihm das Kompott über den<br />

„Schmoan“ gieße, „eine in die Gosch’n haun“. Unsere Übersetzer rätseln noch, was<br />

diese österreichische Redewendung bedeuten könnte, sind sich aber einig, dass es sich<br />

um eine Androhung aggressiven Verhaltens halten dürfte.<br />

Die Front der „Kompott-Getrennt-Esser“ soll sogar schon ein Volksbegehren gestartet haben,<br />

die das barbarische Kompottvergießen endlich verbieten soll. Die restlichen EU-<br />

Länder sähen stets kopfschüttelnd auf die primitiven, mit verschüttetem Kompott beflekkten,<br />

Österreicher herab und dies wäre der erste Schritt, diese Vorurteile zu beseitigen.<br />

Ihre Gegner argumentieren, dass Österreich gerade heutzutage eine Einheit darstellen<br />

müsse und diese Einheit zu allererst in einem der Gründbedürfnisse, nämlich dem Essen,<br />

demonstriert werden müsse, indem Kompott und Kaiserschmarrn als Einheit verzehrt werden.<br />

Da der Österreicher seine Art und Weise, Kaiserschmarrn zu essen, mit seinem<br />

Nationalstolz in Verbindung bringt, ist kaum zu erwarten, dass eine der Gruppen nachgeben<br />

wird und vielleicht dürfen wir bald einen neuen Herd von Krisen und Terror erwarten:<br />

Österreich<br />

Doch wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Neben der These, dass Leute, die<br />

das Kompott vom Schmarren getrennt zu sich nehmen, auch im Geiste gespalten sind,<br />

die zweifellos von einem Anhänger der Fraktion der „Kompott-über-den-Schmarrn-Gießer“<br />

st<strong>am</strong>men dürfte, berichten glaubwürdigere Quellen von einem österreichi<strong>schen</strong> Ritter <strong>des</strong><br />

12. Jahrhunderts, <strong>des</strong>sen N<strong>am</strong>e leider in den Überlieferungen verloren ging. D<strong>am</strong>als soll<br />

das Kompott noch in ganz Österreich über den mittelalterlichen Kaiserschmarrn gegossen<br />

worden sein. Besagtem Ritter jedoch soll einst eine Küchenmagd das heiße Kompott<br />

über den Panzerhandschuh gegossen haben und der Ritter musste nicht nur mit schweren<br />

Verbrühungen fertig werden, sondern auch tagelang Kompottstücke aus dem Rüstungsteil<br />

entfernen. Sobald er mit dieser Arbeit fertig war, soll er ein Gesetz erlassen haben, das<br />

„forthin alles gefährliche und wider die Natur <strong>des</strong> Man<strong>schen</strong> gehende<br />

Kompottvergießen“ verbieten sollte.<br />

Da dieses Gesetz jedoch nur von einem Teil der Bevölkerung akzeptiert wurde, entwikkelte<br />

sch mit der Zeit diese Spaltung im Volke Österreichs. Angesichts so tief liegender<br />

Wurzeln dürfen wir also kein baldiges Ende <strong>des</strong> Konflikts erwarten und können nur hof-<br />

Seite 45<br />

fen, dass er sich auf nationale Ebene beschränkt und keine internationale Beilagenkrise<br />

auslöst.<br />

Stefan Perlega, 7i<br />

Hausarbeit für Männer?<br />

Viele Männer helfen wenig bis gar nicht im Haushalt, weil Haushaltsarbeit ihrer Meinung<br />

nach Frauenarbeit ist. Deshalb wurde nach Arbeiten gesucht, die für Männer geeignet<br />

sind.<br />

Die erste Arbeit, für Männer noch leicht auszuführen, ist das Dosenpressen. So kann man<br />

in den S<strong>am</strong>melcontainern viel Platz sparen und außerdem die Dosen viel leichter transportieren.<br />

Eine weitere Männer - Aufgabe ist die äußerst wichtige Dachziegel - Überprüfung.<br />

Dabei müssen die männlichen Mitbewohner auf das Dach ihres Hauses steigen<br />

und einen Dachziegel nach dem anderen betreten, um zu prüfen, ob diese locker sind.<br />

So kann man herabstürzenden Dachteilen vorbeugen. Da diese Arbeit nur einmal im Jahr<br />

notwendig ist und sich außerdem besser im Sommer durchführen lässt, gibt es auch eine<br />

wichtige Aufgabe für die kalte Jahreszeit: Eisblumenabtauen. Dabei müssen sie ihre<br />

Hände und, wenn es notwendig ist, auch ihre Füße an die Fensterscheibe pressen und<br />

in dieser Position warten, bis durch die Körperwärme die Eisblumen zu schmelzen beginnen.<br />

Diese Arbeit müsste sogar von den hausarbeitsunfähigsten Männern durchgeführt<br />

werden können. Dann gibt es noch eine Arbeit, für die Männer sogar besser geeignet<br />

sind als Frauen. Sie sind nämlich wie geschaffen für eine umweltfreundliche<br />

Müllverwertung. Wenn nach Parties oder auch nach dem täglichen Mittagessen etwas<br />

übrigbleibt, kann der Mann das Essen restlos verwerten, d.h. aufessen, ohne irgendwelche<br />

umweltschädlichen Stoffe zurückzulassen.<br />

Vielleicht sind Männer gar nicht alleine schuld daran, dass sie im Haushalt nicht helfen<br />

können, weil die Frauen so egoistisch waren und nur Frauenarbeiten im Haushalt erfunden<br />

haben.<br />

Barbara Trettenbrein, 7i<br />

Worin besteht der signifikante Zus<strong>am</strong>menhang<br />

zwi<strong>schen</strong> der erhöhten Selbstmordrate in Österreich<br />

und braunen Lesebüchern?<br />

Die Zahlen sind erschreckend: Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Selbstmordraten<br />

innerhalb der Europäi<strong>schen</strong> Union. Und diese Rate steigt. Parallel zu dieser<br />

Ent-wicklung nehmen immer mehr österreichische Schulbuchverlage braune Lesebücher in<br />

ihr Repertoire auf. Worin besteht nun aber der signifikante Zus<strong>am</strong>menhang zwi<strong>schen</strong> die-<br />

Seite 46


sen bei-den fatalen Entwicklungen? Dass hier nämlich ein Konnex gegeben ist, ist zwar<br />

heftig umstritten, jedoch mit wenigen Fakten zu belegen. Als tragisches Beispiel hierfür<br />

sei das Dörfchen Unterpfalz in Oberöster-reich genannt. In den letzten fünf Jahren stieg<br />

laut Statistik die Zahl der Selbstmorde um 0,4% an , Insider befürchten, die Dunkelziffer<br />

sei jedoch noch um einiges höher. Wie bereits zu vermuten ist, wurden im Winter 1996<br />

die als veraltet betrachteten blauen Lesebücher der Volksschule Unterpfalz durch die braunen<br />

To<strong>des</strong>boten ersetzt.<br />

Jüngste Erkenntnisse über die Psyche <strong>des</strong> Österreichers zeigen, dass der Anblick eines<br />

braunen Lesebuchs innerhalb weniger Sekunden bis Jahre danach bei dem Opfer den<br />

unwi-derstehlichen Drang auslösen, sich das Leben zu nehmen. Laut Umfrage zeigen<br />

59% der Ös-terreicher eine Abneigung gegen braune Lesebücher, 70% sind generell<br />

gegen Lesen (93% gegen Bildung überhaupt, usw.). Da die Schulbuchindustrie diese<br />

Vorwürfe strikt ignoriert, greifen die Selbstmorde weiter um sich.<br />

13. Mai 2001, Hintertauern: Der 15-jährige Daniel K. erhängt sich mittels Zahnseide in<br />

der Dusche. Als sein Vater in das Bad kommt und das braune Lesebuch in Daniels<br />

Händen erblickt, ertränkt er sich neben ihm in der Badewanne. Doch dieser<br />

Doppelselbstmord zählt nicht zum Schlimmsten: 1995 soll sich eine komplette AHS<br />

Klasse beim Lesen von Schillers „Glocke“ aus den Schulfenstern gestürzt haben (auch<br />

bekannt als „Schüler Gerber-Syndrom“). Enttäuschung machte sich breit, als man bemerkte,<br />

dass sich die Klasse im Erdgeschoss befand. Die Klasse mit den 27 <strong>am</strong> Boden verstreuten<br />

braunen Lesebüchern soll demnächst durch ein ausländisches<br />

Bergungskommando gesäubert werden. Die wahre Gefahr wird einem jedoch erst mit<br />

unserer entdeckten Verwundbarkeit bewusst. Die US-Luftwaffe soll angeblich 1000 der<br />

todbringenden Folianten bestellt haben, um einen eventuellen Erstschlag gegen Österreich<br />

durchführen zu können.<br />

All diese drohenden Katastrophen bieten wahrlich trübe Aussichten für die Zukunft Österreichs-<br />

eigentlich ein weiterer guter Grund, sich umzubringen.<br />

(Anm. d. Verf.: Wie der Leser bereits merkt haben dürfte, wird der Text mit zunehmender Länge immer ausfallender.<br />

Streichen Sie <strong>am</strong> besten das letzte Drittel- oder wissen Sie was? Vergessen Sie überhaupt den ganzen<br />

Text! Und sollten Sie ein braunes Lesebuch zu Hause haben- verbrennen Sie es umgehend!)<br />

Stefan Perlega, 7i<br />

Warum eignet sich ein Ahornblatt nicht als<br />

Lesezeichen?<br />

Jeder hat es, man benutzt es, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Es ist eines<br />

der selbstverständlichsten und wohl nichtigsten Dinge auf der Welt: das Lesezeichen.<br />

Man erhält es in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen und je<strong>des</strong> erfüllt seinen<br />

Zweck. Warum eignet sich also nicht auch ein Ahornblatt als Lesezeichen?!<br />

Das erste Argument, das dagegen einzuwenden ist, ist die Dauerhaftigkeit eines<br />

Ahornblattes als Lesezeichen. Nach einigen Tagen verwittert es und ist durch seine<br />

Seite 47<br />

Brüchigkeit absolut un-geeignet. Außerdem kann ein frisches Blatt, das zwi<strong>schen</strong> die<br />

Seiten eines Buches gepresst wird, Verfärbungen auf diesen hinterlassen, was sicher nicht<br />

der Sinn eines brauchbaren Le-sezeichens ist. Auch die Größe spielt eine Rolle.<br />

Gewöhnliche Lesezeichen sind praktischer-weise fast immer lang und schmal, manchmal<br />

sogar noch mit einem Faden versehen, um es dem Leser noch einfacher zu machen, die<br />

Seite zu finden. Ein Ahornblatt hingegen besitzt weder den Luxus einer schlanken Form,<br />

noch bietet es den Service eines Fadens - wenn man vom Stiel <strong>des</strong> Blattes absieht, der<br />

absolut kein Ersatz eines solchen für den modernen Leser von heute darstellt.<br />

Und - last but not least - wäre das "Lesezeichen Ahornblatt" auch noch an einem<br />

Zus<strong>am</strong>men-bruch <strong>des</strong> Marktes schuld, da niemand mehr zum maschinell hergestellten<br />

Lesezeichen greifen würde, wenn es mit Blättern wirklich so einfach wäre, die Seite<br />

wiederzufinden.<br />

Darum ist es letztendlich fast ein Glück festzustellen, dass das Ahornblatt eben doch nur<br />

auf Bäumen gute Figur macht.<br />

Katharina Speil, 7i<br />

Seite 48


A N A G R A M M E<br />

Schwerpunktfach LITERATUR/KREATIVES SCHREIBEN, 5aei<br />

Ein Anagr<strong>am</strong>m ist die Umstellung der in einem Wort oder Satz enthaltenen Buchstaben<br />

zu anderer Reihenfolge und neuem Sinn.<br />

Die folgenden Texte sind in Anagr<strong>am</strong>m-Technik geschrieben, allerdings nicht im strengen<br />

Sinn, da die vorgegebenen Buchstaben beliebig oft verwendet werden konnten.<br />

Dieses Schreibspiel war schon im Barock ein beliebtes Gesellschaftsspiel in adeligen<br />

Kreisen.<br />

Unser Ausgangssatz war der Titel eines Buches, das <strong>am</strong> Beginn unserer<br />

Auseinandersetzung mit <strong>Literatur</strong> stand:<br />

Seite 49<br />

DER CLUB DER TOTEN DICHTER<br />

Nein!<br />

ich liebe dich nicht,<br />

nicht hier.<br />

Doch eile herbei<br />

und rette,<br />

denn ich bin in Not!<br />

Rede,<br />

du Tier,<br />

denn ich leide!<br />

Dein Blut<br />

tot und bleich?<br />

Nein!<br />

Rein und reich<br />

rinnt dein Leben.<br />

Die Reue bindet,<br />

doch er,<br />

der Held,<br />

er rettet nicht!<br />

Die Not treibt ihn<br />

und er gehorcht.<br />

Lea Schmidlechner, 5e<br />

2.Variante:<br />

Der Rote leitet ihn;<br />

in den Tod?<br />

Er dreht und rennt.<br />

Ich rede nicht.<br />

Doch ich erlebe die Not.<br />

Beete ohne Ernten.<br />

Die Leute beten und hoeren in ihren Reihen Buben leiden.<br />

Ohne Rettung.<br />

Ich erlebe die Not.<br />

Die Herrin der Diebe.<br />

Nicht bereuen – leben!<br />

Ich lob den Herrn Richter.<br />

Er liebt die Erde,<br />

rettet die Tiere<br />

lebt ein Leben<br />

und rennt dich um.<br />

Er hört den Donner,<br />

riecht den Tod,<br />

dichtet den Reim<br />

und dreht die Tür;<br />

und ordnet, ordnet.<br />

Und noch eine Variante mit K: DER KLUB DER TOTEN DICHTER<br />

Libretto der Liebe:<br />

ohne Treten,<br />

ohne Toeten<br />

leben.<br />

Doch –<br />

riecht ihr Blut?<br />

Blut –<br />

Astrid Stockinger, 5e<br />

Marie Macheiner, 5e<br />

Lukas Uitz, 5a<br />

Seite 50


die Buehne der Lebenden.<br />

Blut der Tiere.<br />

Hoeren nicht Tiere reden.<br />

Reden ueber ihren Tod.<br />

Herren treten ueber die Toten<br />

und – reicher, reicher.<br />

Ohne Denken:<br />

kein Reden<br />

oder Hoeren,<br />

kein Dichten,<br />

kein Lieben –<br />

Erde oed;<br />

Chor der Toten:<br />

Ende.<br />

A L L T A G S L Y R I K<br />

Schwerpunktfach LITERATUR/KREATIVES SCHREIBEN, 5aei<br />

Mitten<br />

Auf der Straße<br />

Die Frau<br />

Im blauen Mantel<br />

Johannes Pascher, 5e<br />

Rolf Dieter Brinkmann<br />

Schreibauftrag: Gestalte, ähnlich wie im vorliegenden Gedicht von Rolf Dieter Brinkmann<br />

(aus dem Gedichtband Standphotos, 1969) Augenblickseindrücke, Momente <strong>des</strong><br />

Alltags.<br />

Seite 51<br />

In<br />

der Brille<br />

der Zahnärztin<br />

meine Zähne –<br />

gespiegelt<br />

Johannes Pascher, 5e<br />

Die Ampel<br />

grün<br />

schnell!<br />

rot.<br />

Vor meinem Fenster<br />

der Baum<br />

majestätisch<br />

Spielzeug<br />

<strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />

Am Computer<br />

im Bann<br />

man kann<br />

nicht fliehen.<br />

Die Schaukel<br />

zerstört<br />

von wütenden Kindern<br />

verlassen<br />

vergessen.<br />

An der Wand<br />

die Poster der Schönen<br />

davor<br />

die wirkliche Welt<br />

Im Zimmer<br />

der Mistkübel<br />

daneben<br />

der Müll<br />

Im Raum<br />

die Stille<br />

auf dem Sofa<br />

der Schlaf<br />

Magdalena Mandl, 5i<br />

Karl Bauer, 5i<br />

Lea Schmidlechner, 5e<br />

Seite 52


Seite 53<br />

Die Seiten<br />

im Buch<br />

leblose<br />

Intelligenz<br />

Die Blätter<br />

auf der Erde<br />

farbiger<br />

Tod<br />

Zi<strong>schen</strong><br />

-Pause-<br />

Zi<strong>schen</strong><br />

-Pause-<br />

Bügeln<br />

Fünf Videos<br />

Drei Packungen Chips<br />

Ein großes Bett<br />

Alleine<br />

Clara Toth, 5e<br />

Fabian Bonecker, 5i<br />

Marie Macheiner, 5e<br />

VERGNÜGUNGEN<br />

Der erste Blick aus dem Fenster <strong>am</strong> Morgen<br />

Das wiedergefundene alte Buch<br />

Begeisterte Gesichter<br />

Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten<br />

Die Zeitung<br />

Der Hund<br />

Die Dialektik<br />

Du<strong>schen</strong>, Schwimmen<br />

Alte <strong>Musi</strong>k<br />

Bequeme Schuhe<br />

Begreifen<br />

Neue <strong>Musi</strong>k<br />

Schreiben, Pflanzen<br />

Reisen<br />

Singen<br />

Freundlich sein.<br />

Bertolt Brecht<br />

Schreibauftrag: Schreibe in Analogie zu dem vorliegenden Gedicht einen eigenen Text<br />

über die Dinge, die deinen Alltag positiv machen.<br />

In der Früh weiter schlafen<br />

Von der Sonne geweckt werden<br />

Klingeln der Pause<br />

Vom Regen geweckt werden<br />

<strong>Musi</strong>k hören<br />

Schokolade, Nudeln<br />

Am Nachmittag pennen<br />

Lange telephonieren<br />

Ohne schlechtes Gewissen fernsehen<br />

Unnötig Geld ausgeben<br />

Keine Schularbeiten mehr<br />

Prüfungsschluss<br />

An der Salzach sitzen<br />

Warmes Wasser in der Badewanne<br />

In die Sonne blinzeln<br />

Am Geräusch erkennen, wer die Treppe heraufkommt<br />

Clara Toth, 5e<br />

Seite 54


Seite 55<br />

Ein warmes Bett<br />

Ein warmes Bett<br />

Ein gutes Frühstück<br />

Zum Zug gefahren zu werden<br />

Freunde treffen<br />

Gute Noten<br />

Die Pausenglocke<br />

Die pünktliche Lokalbahn<br />

Ein gutes Mittagessen<br />

Unterhalts<strong>am</strong>e, informative Gespräche<br />

Schwimmen im eigenen Teich<br />

Das Gras unter den Füßen<br />

Lachen<br />

Fernweh und Heimweh<br />

Weinen<br />

Sich <strong>am</strong>üsieren<br />

Blödsinn machen<br />

Eine heiße Dusche<br />

Ein gutes Aben<strong>des</strong>sen<br />

Ein guter Film<br />

Ein gutes Buch<br />

Ein warmes Bett<br />

Der Gesang der Vögel <strong>am</strong> Morgen<br />

Leise klingt der natürliche Wecker<br />

in meinen Ohren<br />

weckt mich behuts<strong>am</strong> auf<br />

der kalte Luftzug vom geöffneten Fenster<br />

der jaulende Hund<br />

ein lang ersehnter Spaziergang<br />

quer über die Felder<br />

das Grün <strong>des</strong> Grases<br />

Fabian Bonecker, 5i<br />

das Blau <strong>des</strong> Himmels<br />

die Wärme der Sonne<br />

ich höre ihn wieder<br />

den Gesang der Vögel<br />

ein Wettlauf mit dem Hund von<br />

einem Maulwurfhügel zum anderen<br />

das zarte grüne Gras<br />

unter meinen nackten Füßen<br />

ein gutes Frühstück<br />

der Gesang der Vögel <strong>am</strong> Morgen<br />

In der Früh<br />

In der Früh<br />

das Radfahren in die Finsternis<br />

kein Licht<br />

kein Mensch<br />

kein Vogelgezwitscher<br />

nur eisiger Gegenwind<br />

in mein unbedecktes Gesicht.<br />

BILDLICHES SCHREIBEN<br />

Magdalena Mandl,5i<br />

Ulli Seidl, 5i<br />

Die folgenden Texte (bildliches Schreiben und Alltagsgeschichten) wurden in den<br />

Intensivtagen in einer Schreibwerkstatt mit Gudrun Seidenauer verfasst:<br />

mein herz<br />

mein herz ist das lächelnde kleid eines nie erratenen gedankens<br />

mein herz ist die stumme frage eines bogens aus elfenbein<br />

mein herz ist der frische schnee auf der spur junger vögel<br />

mein herz ist die abendstille geste einer atmenden hand<br />

mein herz liegt im glänzend weißen kästchen aus mosselin<br />

mein herz trinkt leuchtend gelbes wasser von der smaragdschale<br />

Seite 56


mein herz trägt einen selts<strong>am</strong>en tierkreis aus zartestem gold<br />

mein herz schlägt fröhlich im losen regen der mittwintersterne.<br />

Schreibauftrag: Schreibe, analog zu diesem Gedicht, zu den Themen<br />

Mein Kopf, Mein Leben, Meine Zukunft:<br />

H.C.Artmann<br />

Mein Kopf ist eine ziellose Gegend fantastischer Malereien,<br />

Mein Kopf ist ein kindischer Teich voll rotem Wissen,<br />

Mein Kopf ist eine steinige Halle gefallener Ideen,<br />

Mein Kopf ist ein staubiger Hort wilder Sprünge.<br />

Raffael.Miribung<br />

Mein Kopf ist ein Sträfling, eingeengt in seinem Lebensraum.<br />

Mein Kopf ist das letzte Blatt <strong>am</strong> Baum, verlassen von den anderen,<br />

Mein Kopf ist frei wie ein Vogel über den Bergen, getragen vom Wind.<br />

Karl Bauer<br />

Mein Kopf ist der knöcherne Topf meiner köchelnden Gedanken<br />

Mein Kopf ist der harte Strapazeur meines weichen Polsters.<br />

Mein Kopf ist der isolierende Transformator elektrischer Schwingungen.<br />

Johannes.Pascher<br />

Mein Kopf ist die bewachsene Insel, die aus dem Meer herausragt.<br />

Mein Kopf ist ein laufen<strong>des</strong> Fließband, ständig im Einsatz<br />

Magdalena.Mandl<br />

Mein Leben ist der regenbogenfarbene Sonnenstrahl in der Gischt <strong>des</strong> Wasserfalls.<br />

Mein Leben ist die graue Windsäule in der blauen Wolkenwelt.<br />

Franz Schallmoser<br />

Mein Leben ist eine Achterbahnfahrt; <strong>am</strong> Ende ist man froh, dass man aussteigen kann.<br />

Fabian Bonecker<br />

Meine Zukunft ist ein unverständlicher Kartentrick.<br />

Meine Zukunft ist der S<strong>am</strong>en eines Baumes, der noch nicht weiß, ob er Blätter oder<br />

Nadeln tragen wird.<br />

Astrid Stockinger<br />

Meine Zukunft ist leise <strong>Musi</strong>k in einem tauben Ohr.<br />

Meine Zukunft ist der Redefluss aus einem stummen Mund.<br />

Clara Toth<br />

Meine Zukunft ist wie ein Erstklassler, der unwissend durch die Schule irrt.<br />

Meine Zukunft ist ungewiss wie der Sprung einer Katze.<br />

Ulli Seidl<br />

Seite 57<br />

ALLTAGSGESCHICHTEN<br />

Schreibauftrag: Verfasse einen kurzen Prosatext, bei dem ein Begriff, der blind gezogen<br />

wurde, im Zentrum steht. Die Wahl der Perspektive ist dabei frei.<br />

Die Sicherheitsnadel<br />

Lange Zeit führte sie ein Schattendasein in einem engen Kästchen – fensterlos, Wände<br />

aus Sperrholz, kein Klo.<br />

Eines Tages aber k<strong>am</strong> Licht in die Sache: eine zarte weiße Hand griff nach ihr und holte<br />

sie heraus.<br />

„Oh Gott, ist das peinlich! Wenn das jemand sieht!“<br />

So die hysterisch gebildeten Worte der Handbesitzerin.<br />

„Maria Theresia hatte das auch so.“ –die ihres historisch gebildeten Gatten.<br />

Das alles nahm sie aus Mangel an Ohren per Vibrationsdeutung wahr.<br />

„Was“, so wollte sie von der Hand wissen, „wird gemacht mit mir?“<br />

Doch diese antwortete nicht und packte sie grob.<br />

Verärgert stach sie den Zeigefinger der Hand.<br />

„Au“ sagte diese.<br />

„Auauauauau!“ kreischte ihre Besitzerin.<br />

Nun war auch die Hand zornig, packte sie und steckte sie so ins Kleid, dass dieses nicht<br />

mehr zu rut<strong>schen</strong> vermochte.<br />

Allgemeines Seufzen der Sieger und Besiegten.<br />

„Sieht das jemand?“ fragte die Handbesitzerin.<br />

„Nein, gehen wir“ <strong>des</strong> Gatten Antwort.<br />

Was war jetzt mit der Festgesteckten?<br />

Nun, sie verbündete sich mit dem Kleid und beide versuchten mit allen Mitteln sich loszurei-ßen.<br />

Und – um das Ende zu verraten – nach zwei Stunden Opernball, beim Linkswalzer mit<br />

dem Bun<strong>des</strong>präsidenten, schafften sowohl unsere Hauptperson als auch das Kleid es,<br />

sich vom Körper der Trägerin zu separieren.<br />

Johannes Pascher, 5e<br />

Der Korkenzieher<br />

Es ist immer dasselbe! Die erste Flasche: Behuts<strong>am</strong> werde ich an die Mitte <strong>des</strong> Korkens<br />

ange-setzt, hineingeschraubt und meine hochgehobenen Arme werden von geschickten<br />

Händen nach unten gedrückt. Ich werde beiseite gelegt und der teure Wein wird von<br />

seinem stolzen Besitzer in die ausgestreckten Gläser einge<strong>schen</strong>kt. Kein Tropfen geht<br />

daneben.<br />

Seite 58


Man spricht über Politik und den Beruf und man eifert um den Titel ,,der Erfolgreichste in<br />

der Runde“. Ich liege neben der Weinflasche, die jetzt leer ist, und höre zu, wie die<br />

Gesellschaft, von den ernsten Themen ganz verausgabt, die zweite Flasche verlangt. Ich<br />

werde gepackt, herumgewirbelt, und in Sekunden ist mein Einsatz vorbei.<br />

Man lehnt sich zurück, die Krawatten werden gelockert. Gesprächsthema Nummer 1:<br />

Frauen. ,,Die Frau vom Peter ist so hässlich, dass mein Hund den Schwanz einzieht,<br />

wenn er sie sieht!“<br />

Die Gruppe bemitleidet einen Genossen, der verlassen wurde, und rühmt den anderen,<br />

der drei Frauen gleichzeitig hat: „ Wie geht’s denn deinem Frauenzimmer ?“ ,, Welche<br />

von den Dreien meinst du ?“<br />

Die Zeit vergeht, und die letzte Weinflasche wird von meiner Wenigkeit geöffnet.<br />

Man gönnt mir eine halbe Stunde Pause, dann beginnt der tägliche Alptraum: Jemand<br />

verlangt Bier! Ich kann gar nicht so schnell denken, da werde ich von einer unkontrollierten<br />

Hand ge-packt und Kopf voraus an den Bierstöpsel geknallt. Das schmerzt!<br />

Es ist eine Zumutung ! Ich, der dazu erlesen wurde, teure und vor allem edle Weine zu<br />

öffnen, werde dazu missbraucht ein paar Betrunkenen schäbige Bierfla<strong>schen</strong> zu öffnen<br />

!<br />

Man grapscht nach mir und ich werde von Bier zu Bier weitergereicht und dabei fast<br />

zer-quetscht. Der letzte Tollpatsch ist so ungeschickt, dass ich abrutsche und seinen fetten<br />

Dau-men erwische ! Mit einem lauten Aufschrei schleudert mich der Säufer in die Ecke.<br />

Die ande-ren grölen, ich bin verbogen. Mein Kopf ist verbeult und Blut klebt an meinen<br />

Armen.<br />

Man hebt mich erst nach Stunden wieder auf. Das Gelage ist vorüber, ich armer<br />

Korkenzieher liege in meiner Lade, und mir graut vor der nächsten ,,Gesprächsrunde“.<br />

Marie Macheiner, 5e<br />

Der Rauch<br />

Wirre Farben tummelten sich vor seinen Augen. Sein Bewusstsein verabschiedete sich<br />

auf eine andere Ebene. Langs<strong>am</strong> formten sich erste Bilder, und der Farbsturm begann<br />

leicht abzuflauen. Zuerst zeigte sich nur eine beleibte rosa Elefantend<strong>am</strong>e, welche sich<br />

hinter einem großen gelben Klecks versteckte. Ihr blasses Tüt-Tüt zitterte wie ein<br />

Mäuseherz in To<strong>des</strong>angst. Plötzlich gab sie sich einen Ruck, sprang aus ihrem Versteck<br />

hervor und vollführte eine Pirouette. Leider landete sie etwas unsanft, stürzte und kugelte<br />

wie ein Igel, mit dem man Krocket spielt, in das Unterbewusstsein. Als schließlich auch<br />

die letzte der 12 selts<strong>am</strong>en Gestalten verschwand, begann die Wirkung nachzulassen<br />

und Engelbert sah wieder das graue Zimmer <strong>des</strong> Altersheimes, vor dem er sich seit 10<br />

Jahren gefürchtet hatte, vor sich.<br />

„Ach verflixt“, dachte er, „jetzt muss ich mir schon wieder einen neuen anstecken.“<br />

Seite 59<br />

Die Fl<strong>am</strong>me <strong>des</strong> Feuerzeuges leuchtete auf und verwandelte sich in eine Boogie tanzende<br />

Voodoohexe, als der Rauch von neuem zu wirken begann.<br />

Raffael Miribung,5a<br />

Das Gleis<br />

Er stand vor den Gleisen. Schon oft hatte er dort gestanden, auf den Zug gewartet,<br />

Freunde getroffen, überlegt. Auch heute dachte er nach, nicht über vieles, nur eines wusste<br />

er, eines wusste er ganz genau, und eben jenes zwang ihn dazu nun vor den Gleisen<br />

zu stehen.<br />

Langs<strong>am</strong> setzte er sich, stützte seinen Kopf in die Hände und schloss die Augen. Es<br />

zogen dunkle Wolken auf, es wurde kalt. Er saß nur da, wartete. Als ein Regentropfen<br />

seine Hand berührte, sah er kurz zum Himmel auf, senkte aber sogleich seinen Kopf wieder.<br />

Immer mehr Tropfen fielen aus den Wolken auf ihn herab. Es störte ihn nicht, er saß<br />

da, bemerkte nicht, was um ihn herum geschah. Da liefen Leute, unter großen oder kleineren<br />

Schirmen, um Un-terschlupf zu finden. Da k<strong>am</strong> Zug um Zug, Leute stiegen ein und<br />

aus, Kinder, Mütter, Schaff-ner, aber er, er bemerkte sie alle nicht. Er saß nur da.<br />

Als er seine Augen wieder öffnete, waren sie glasig. Wut, Trauer, Entschlossenheit und<br />

Mut spiegelten sich in ihnen.<br />

Er stand wieder auf, ging ein paar Schritte, vor und zurück. Immer langs<strong>am</strong>er wurde er,<br />

und der Regen immer mehr. Nur wenige Geräusche vernahm er, das Prasseln <strong>des</strong> Regens<br />

auf dem Dach der Bahnhofsvorhalle, Schreie eines Kin<strong>des</strong>, das wohl seine Mutter verloren<br />

hatte, und das laute Dröhnen eines herankommenden Zuges.<br />

Die Geräusche formten eine Melodie in seinem Kopf, er begann sich zu drehen, breitete<br />

seine Arme aus, tanzte zur Melodie und blickte lange in den grauen Himmel.<br />

Regentropfen pras-selten auf ihn, doch bald schon hörte es auf zu regnen. Er jedoch<br />

drehte sich weiter, zum Takt der <strong>Musi</strong>k, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, von der hervorkommenden<br />

Sonne gewärmt. Er hörte auf sich zu drehen. Er legte sich hin. Er legte<br />

sich auf die Gleise.<br />

Stefan Pichler, 5i<br />

Der Sumpf<br />

Der Sumpf ist langweilig, öde und an sich schon ein ziemlich komisches Wort, wenn<br />

man es sich öfter vorsagt: Sumpf, Sumpf, Sumpf.<br />

Da sieht man den Matsch schon regelrecht vor sich.<br />

Aber man kann sich seinen N<strong>am</strong>en nun einmal nicht aussuchen. Ich würde eh viel lieber<br />

Moor oder Torf heißen. Aber ich bin nun einmal ein Sumpf; gatschig, dreckig und gefährlich!<br />

Hehe!<br />

Seite60


Zumin<strong>des</strong>t in den Augen der Eltern von schwer kontrollierbaren Kindern.<br />

Als ob man im Moor nicht auch versinken könnte.<br />

OK, OK, ich geb’s ja zu! Es ist vielleicht eine dumme Angewohnheit von mir, dass ich<br />

ab und zu ein paar Wertgegenstände mitgehen lasse; jeder hat schließlich seine schlechten<br />

Seiten.<br />

Aber warum rege ich mich überhaupt so auf?<br />

Immerhin ist das Moor für seine Leichen berühmt und nicht ich!<br />

Da bin ich dagegen wirklich ein stilles Wässerchen! Bei mir kommt höchstens mal ein<br />

Gum-mistiefel abhanden. Und das auch nur, wenn man mich provoziert!<br />

So wie neulich: Da spazierte so eine kleine Rotzgöre mit ihrer Oma und so einem Kläffer,<br />

der natürlich gleich wieder alles verdrecken musste, hier herein und hatte nichts Besseres<br />

zu tun, als ununterbrochen über mich zu lästern.<br />

„Oma, es ist soo schiach hier und so nebelig!“ (weil ich da was dafür kann)<br />

„Und eigentlich wollt` ich sowieso viel lieber mit der Marlies ins Moor fahren! Da ist es<br />

viel spannender!“<br />

Das musste ich mir dann doch wirklich nicht bieten lassen, oder?!<br />

Naja, Tatsache war, dass mir der Kragen platzte und ich ihr den Stiefel vom Fuß riss.<br />

Darauf-hin war sie, glaub ich, ziemlich sauer. Sie ist auf jeden Fall mit der Oma und dem<br />

Köter abge-zogen. Wahrscheinlich ins Moor. Soll sie halt glücklich werden dort! Mir<br />

doch egal!<br />

Naja, was soll’s? Das Leben besteht aus Nehmen und Geben und ich gehe davon aus,<br />

dass ich irgendwann sowieso trockengelegt werde.<br />

Dann muss ich sowieso alles geben. Also kann ich jetzt wohl ohne schlechtes Gewissen<br />

weiter nehmen!<br />

Astrid Stockinger, 5e<br />

Die Geldbörse<br />

Mein Besitzer behandelt mich nicht gerade, wie soll ich es sagen, wie einen Freund. Er<br />

kennt mich gar nicht richtig, weiß nur, von welcher Marke ich bin. Aber nett fand ich,<br />

dass er mich beim Kauf einer anderen vorgezogen hat. Aber auch nur, weil ich einer<br />

von der billigeren Sorte war.<br />

Ab und zu zieht er mich aus seiner Tasche, um etwas aus mir heraus zu holen. Da kann<br />

ich immer ein bis<strong>schen</strong> durchatmen und sehe etwas von der Welt.<br />

Aber das sind seltene Augenblicke. Die meiste Zeit verbringe ich in seiner Gesäßtasche,<br />

wo es mir nicht wirklich gefällt. Es ist eng und dunkel da drinnen. Einmal habe ich mir<br />

ein Luftloch gegraben. Die Hose landete zwei Tage später im Müll. So kann man seinen<br />

Besitzer ärgern.<br />

Was mich sehr stört ist, dass ich immer so spärlich gefüllt bin. Erst gestern bin ich einem<br />

Kollegen begegnet, der war prall gefüllt mit Kredit-Karten, Wertpapieren, Ausweisen und<br />

Seite 61<br />

Geld. Letzteres ist in mir leider sehr selten zu finden, da die Menschheit etwas sehr Fieses<br />

erfunden hat. Sie nennt es Konto. Alles auf einer mickrigen Karte, die einen dünn aussehen<br />

lässt. Wenn ich aber an den sich darauf befindenden Betrag denke, bin ich<br />

eigentlich ganz stolz auf sie.<br />

Oh nein, ich glaube, es geht wieder los. Ah, gute Luft hier draußen! Aber was ist das?<br />

Grüne Gräser, gelbe Blumen, riesige Bäume. Hier gehör ich nicht hin! He du, heb mich<br />

wieder auf! Ich will nicht zurückgelassen werden, da bleib ich lieber bei dir.<br />

Gottseidank, er hat mich bemerkt und kommt zurück. Hier oben ist es besser, aber aber<br />

nein, nicht!<br />

Na toll, da sitz ich jetzt wieder in seiner stinkenden Gesäßtasche und warte auf das<br />

Licht.<br />

Aber das ist nun mal unser Leben. Man wird verloren, wird gefunden, wechselt seinen<br />

Besit-zer und bekommt ein pralleres oder ärmlicheres Leben. Aber leben tut man immer<br />

nur in einer dunklen Grube.<br />

Lukas Uitz, 5a<br />

Seite 62


Die Uhr<br />

„Driiiiiiiing!“, machte die Uhr. Sie hatte es ein weiteres Mal „geschafft“. Die Glocke<br />

hatte geläutet, und sie war erst jetzt da.<br />

Diese ersten Sätze vermitteln uns unmissverständlich, dass wir uns in der Schule befinden.<br />

E-benso erfahren wir, dass „sie“, also ein weibliches Wesen, zu spät zur Schule<br />

kommt. Und dann noch die Worte: ein weiteres Mal. Das soll uns wohl zeigen, dass<br />

„sie“ nicht zum ersten Mal zu spät dran ist. Und zu spät ist sie, weil irgendeine Glocke<br />

„Driiiiiiiing!“ gemacht hat. Wenn Sie, d<strong>am</strong>it meine ich „Sie“, die Leser bzw. Zuhörer,<br />

mir folgen konnten, geht es jetzt weiter.<br />

Also, sie war wie gesagt da. Mit hastigen Schritten eilte sie die Treppe hinunter, um sich<br />

in der Garderobe Hausschuhe an- und Jacke auszuziehen. Doch das dauerte lange<br />

und dazu hatte sie das ständige Ticken in den Ohren. „Die Uhr läuft!“, sagte sie sich,<br />

und dabei rutschte ihr ein weiteres Mal die Handtasche von der Schulter. Schnell stürzte<br />

sie die Treppe hinauf, um wenigstens nicht die Zehn-Minuten-Marke zu erreichen,<br />

denn die Uhr tickte. Endlich stand sie vor der Tür. Sie griff an die Klinke, wollte gerade<br />

dem Ticken ein Ende bereiten und öffnen, als ihr ein Gedanke k<strong>am</strong>: Unterricht, oder<br />

nach Hause gehen?<br />

Nun, dieser Textabschnitt verrät uns, dass die Person es im Rhythmus der Uhr äußerst<br />

eilig hat, die Klasse zu erreichen. Wie man bemerkt hat, stellt sie sich aber sehr ungeschickt<br />

an, denn sie verliert mehrmals die Handtasche. Dann noch die Hetzerei zum<br />

Klassenzimmer, und dann das Allerschlimmste, Selbstzweifel. Soll sie nun zum Unterricht,<br />

oder nicht? Eine gute Frage. Ich denke, sie sollte selbst entscheiden, was sie will. Den<br />

langweiligen Unterricht im stickigen Klassenzimmer, wo die Uhr sie noch lange gefangen<br />

hält, oder zurück nach Hause, vielleicht noch mal ins Bett.<br />

Mit einem tiefen Seufzer drückte sie die Tür auf. Wie jeden Morgen schallte der<br />

Stimmchor: „Guten Morgen, Frau Professor!“<br />

Franz Schallmoser, 5i<br />

Seite 63<br />

HAIKUS<br />

Das Haiku ist eine japanische Gedichtform, die aus 3 Zeilen mit begrenzter<br />

Silbenanzahl ( 5 / 7 / 5 ) besteht. Dies dient dazu, die Wahrnehmung auf das<br />

Wesentliche zu konzentrieren.<br />

Die folgenden Haikus sind in den Intensivtagen in Zellhof <strong>am</strong> Grabensee entstanden:<br />

Der See<br />

Glitzernder Spiegel<br />

Gekräuselter Wirklichkeit<br />

Gedankenfänger<br />

Wellen, kraftvoll<br />

Und schön, <strong>Musi</strong>k <strong>des</strong> Wassers,<br />

Peit<strong>schen</strong> das Ufer.<br />

Rhythmisches, wieder-<br />

Kehren<strong>des</strong> Klopfen: Karlis<br />

Zehen beim Schreiben.<br />

Ein Baum auf der Wiese<br />

Mit einem roten Fleck<br />

Oh, das ist Clara!<br />

Die Taube, sie gurrt<br />

Plustert ihr Gefieder auf<br />

Und scheißt auf den Platz<br />

Wer steht da vor mir?<br />

Der Mann hat ja ein Messer!!<br />

Ich geh jetzt besser<br />

Grau ist der Himmel<br />

Wolken im sonstigen Blau<br />

Raffael Miribung, 5a<br />

Astrid Stockinger, 5e<br />

Marie Macheiner, 5e<br />

Johannes Pascher, 5e<br />

Seite 64


Bald trommelt es nass<br />

Das Glitzern <strong>des</strong> Sees<br />

Ist schön. Deine Augen auch<br />

Ich ertränk dich<br />

Karl, ich steh hinter<br />

Dir. Hast du schon Angst? Atme<br />

Noch ein letztes Mal<br />

STIMMUNGSGEDICHTE<br />

Schwerpunkt <strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben 6aei<br />

Clara Toth, 5e<br />

Vorgegeben waren die Wörter: Schwelle, Dünen, Brandung, Herzschlag, Frieden. Mit<br />

ihnen sollte ein Gedicht geschrieben werden.<br />

Seite 65<br />

Frieden<br />

Wann bin ich das letzte Mal<br />

auf der Schwelle <strong>des</strong> Hauses<br />

gesessen und hab auf die Dünen<br />

rübergeschaut?<br />

Wann war ich mit der Brandung,<br />

der Sonne und meinem Herzschlag<br />

allein?<br />

Sommer<br />

Über die Schwelle <strong>des</strong> Hauses,<br />

die hohe, weiße, kalte,<br />

mit nackten Füßen,<br />

in den Sand der Dünen.<br />

Von fern dringt das Geräusch<br />

starker Brandung steiler Meeresküste,<br />

Ulrich Gruber, 6i<br />

durch gleißen<strong>des</strong> Licht.<br />

Eins<strong>am</strong>keit.<br />

Im Rhythmus meines Herzschlags,<br />

Fußstapfen im heißen Sand.<br />

Ich umarme den Himmel!<br />

Friede!<br />

Frieden<br />

Sophie Hartl, 6a<br />

Auf der Schwelle <strong>des</strong> Hauses<br />

Die blau ist und voll mit Sand<br />

Sitz ich und versuche mein<br />

Gesicht vor der Sonne zu schützen<br />

Die Wärme spür ich noch immer<br />

Weit weg hinter den Dünen rauscht die Brandung<br />

Ganz leise gedämpft durch die Hitze<br />

Magdalena Mauracher, 6a<br />

NASCHMARKT - IMPRESSIONEN<br />

Während der Wienfahrt der Schwerpunktfachgruppe "<strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben"<br />

der 6. Klassen (19. - 23. April) haben wir auch den Naschmarkt besucht. Die dort aufgeschnappten<br />

Eindrücke sollten zu einem Text verarbeitet werden, wobei die 'Textsorte<br />

freigestellt war.<br />

Naschmarkt<br />

regen tropft<br />

leute rufen<br />

gehüllt in mäntel<br />

ziehen men<strong>schen</strong> ihre<br />

spuren durch das traurige<br />

nass<br />

Naschmarkt<br />

alles ist<br />

in bewegung<br />

er sitzt reglos da<br />

den kopf eingezogen<br />

Seite 66


die hände in den ta<strong>schen</strong><br />

arm<br />

Naschmarkt<br />

kleines kind<br />

patscht durch das nass<br />

springt in die pfützen<br />

streckt die hand nach süßen<br />

rosa leuchtenden zuckerln<br />

lacht<br />

Kathrin Kranawitter, 6a<br />

Naschmarkt<br />

Der Himmel scheint sich an den Giebeldächern der Häuserreihen verfangen zu haben.<br />

Perlen-ketten aus Wasser fallen zu Boden, zerreißen und die einzelnen Tropfen springen<br />

über den nassglänzenden Asphalt. Rasch verwandeln sich die kleinen Pfützen zu Seen,<br />

die ölig schim-mern und in denen aufgeweichte Salatblätter schwimmen; von zahlreichen<br />

Füßen zertreten, die in ihren, vom Regen schwer gewordenen Schuhen von Stand zu<br />

Stand eilen. Die heiseren, kratzenden Stimmen der Verkäufer preisen in gebrochenem<br />

Deutsch Waren an, fremde Gerü-che fließen ineinander und hängen in dicken, unsichtbaren<br />

Schwaden knapp über dem Pflaster. Rauch kriecht aus den Ritzen der Holzwände<br />

hervor und löst sich in der kalten Luft auf. Hektisches Feil<strong>schen</strong>, Schreien, das Rascheln<br />

von Plastik und eine Vielzahl von anderen Ge-räu<strong>schen</strong> verschwimmenin den Ohren der<br />

Besucher: Rausch, Farben, Düfte, Unbekanntes, Verwirrung. Das ist der Naschmarkt.<br />

Sophie Hartl, 6a<br />

Seite 67<br />

Lockerungsübungen<br />

Eine der besten Lockerungsübungen für das kreative Schreiben ist der spie-lerische<br />

Umgang mit vorgefundenem Sprachmaterial. Ein Verfahren besteht darin, das Thema<br />

einer bekannten, berühmten Vorlage durch Austausch einiger Inhaltswörter, aber gößtmöglicher<br />

Beibehaltung der syntakti<strong>schen</strong>, metri<strong>schen</strong> und sonstigen formalen Vorga-ben<br />

zu verändern. Im Folgendem werden zwei Gedichte von Rilke und eines von Hölderlin<br />

„kreativ bearbeitet“.<br />

Rainer Maria Rilke: Herbsttag<br />

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.<br />

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,<br />

und auf den Fluren lass die Winde los.<br />

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;<br />

Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,<br />

dränge sie zur Vollendung hin und jage<br />

die letzte Süße in den schweren Wein.<br />

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.<br />

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,<br />

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben<br />

und wird in den Alleen hin und her<br />

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.<br />

Putztag im Herbst<br />

Hausfrau: es ist Zeit. Der Dreck ist sehr groß<br />

Leg deine Hände auf die Putzlappen,<br />

und auf den Fluren lass die Besen los.<br />

Befiehl dem letzten Schmutz weg zu sein;<br />

gib ihm noch zwei Wischer mit dem Besen,<br />

dränge den Glanz zur Vollendung hin und jage<br />

den letzten Staub aus dem Haus.<br />

Wer jetzt keinen Besen hat, nimmt sich keinen mehr.<br />

Wer jetzt nicht putzt, wird es lange nicht tun,<br />

wird wachen, lesen, im Dreck ersticken<br />

Seite 68


Seite 69<br />

und wird im Haus hin und her<br />

unruhig wandern, wenn der Staub fliegt.<br />

Friedrich Hölderlin: Hälfte <strong>des</strong> Lebens<br />

Mit gelben Birnen hänget<br />

Und voll mit wilden Rosen<br />

Das Land in den See,<br />

Ihr holden Schwäne,<br />

Und trunken von Küssen<br />

Tunkt ihr das Haupt<br />

Ins heilignüchterne Wasser.<br />

Weh mir, wo nehm ich, wenn<br />

Es Winter ist, die Blumen, und wo<br />

Den Sonnenschein,<br />

Und Schatten der Erde?<br />

Die Mauern stehn<br />

Sprachlos und kalt, im Winde<br />

Klirren die Fahnen.<br />

Ende <strong>des</strong> Lebens<br />

Mit gelber Birne hänget<br />

Und voll mit wilden Wunden<br />

Der Mann vom Galgen,<br />

Ihr schrecklichen Götter,<br />

Und trunken vom Blut<br />

Holt ihr sein Haupt<br />

In den ewigen Himmel.<br />

Weh mir, wo nehm ich, wenn<br />

Er weg ist, die Blumen, und wo<br />

Den Sonnenschein,<br />

Und Schatten der Liebe?<br />

Der Grabstein steht<br />

Sprachlos und kalt, im Winde<br />

Klirren die Fahnen.<br />

Verena Strobl, 6e<br />

Tobias Göllner, 6i<br />

Rainer Maria Rilke: Der Panther<br />

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe<br />

So müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />

Und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />

ist wie ein Tanz um eine Mitte,<br />

in der betäubt ein großer Wille steht.<br />

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />

Sich lautlos auf - . Dann geht ein Bild hinein,<br />

geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />

und hört im Herzen auf zu sein.<br />

Legehenne statt Rilke-Panther<br />

Ihr Blick ist vom Anstarren der Stäbe<br />

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />

Ihr ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />

und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />

Das Gackern, Krächzen, lasche, müde Flattern,<br />

das sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />

ist wie ein K<strong>am</strong>pf von Hysterie um eine Mitte,<br />

in der allein ein kleines Eilein liegt.<br />

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />

sich lautlos auf. – Dann geht eine Hand hinein,<br />

ein Schreck fährt durch der Glieder angespannte Federn<br />

und das Ei hört auf zu sein<br />

Magdalena Mauracher, 6a<br />

Seite 70


ES WAR EINMAL<br />

(dieselbe Aufgabenstellung wie bei den „Es war einmal – Texten“ der 3i)<br />

Es war einmal ein Stück Seife. Sie lag Tag ein Tag aus in ihrer Seifenschale. Am Anfang<br />

ihres Daseins war sie noch sauber und roch gut. Doch je mehr Leute sich mit ihr die<br />

Hände wu-<strong>schen</strong>, <strong>des</strong>to kleiner und dreckiger wurde sie. Alle luden auf der armen Seife<br />

ihren Dreck ab. Bald k<strong>am</strong> sich die Seife so schäbig, dreckig und klein vor, dass sie sich<br />

in der kleinen Was-serlacke ihrer Seifenschale vor Sch<strong>am</strong> auflöste.<br />

Verena Strobl, 6e<br />

Es war einmal ein Sonnenstahl, der von der Sonne ausging. Wagemutige drang er in<br />

den Raum vor, zog vorbei an der Venus und stieß in die Atmosphäre der Erde vor.<br />

Neugierig, was er wohl finden mochte, bek<strong>am</strong> er die Welt der Men<strong>schen</strong> zu Gesicht,<br />

landete schließlich in den Fängen eines Sonnenkollektors und wurde zu Wärme und<br />

Strom verarbeitet.<br />

Es war einmal ein Pickel, das entschloss sich, so groß zu werden, dass es jeder sehen<br />

konnte. Es lehnte sich an die Haut, schlug Wurzeln, die bis tief an die Muskeln langten<br />

und fing an zu faulen. Als es dann tatsächlich an Größe und an Reife gewonnen hatte,<br />

wurde es ausgedrückt.<br />

Es war einmal ein Windzug, der wahnsinnig faul war und sich <strong>am</strong> liebsten von der<br />

Sonne wärmen ließ. Er wollte sich einfach nicht bewegen. Er war gewissermaßen einfach<br />

nur stehende Luft. Eines Tages erfuhren die anderen Windzüge und auch die großen<br />

Winde von diesem faulen Gesellen. Sie k<strong>am</strong>en alle herbei und bliesen ihn davon.<br />

Und wann immer er versuchte sich zu verstecken und zu entspannen, k<strong>am</strong> wieder irgendein<br />

anderer Wind und blies ihn vor sich her. Nach einiger Zeit hatte der faule Windzug<br />

genug und überlegte sich, was er gegen diese ständige Schikane machen könne.<br />

Schlau, wie er war, s<strong>am</strong>melte er all die verdunsteten Wassertropfen, die durch die Luft<br />

flogen, und heftete sie an sich. Irgendwann bestand er dann selbst zu einem großen Teil<br />

aus Wasser. Er ließ sich einfangen und zu einem Eiswürfel verarbeiten. Irgendwie landete<br />

er auf einer Terrasse. Dort machte er es sich bequem und genoss die Sonne.<br />

Es war einmal ein Nasenmann, der hatte ein abenteuerliches Leben. Nachdem er groß<br />

und kräftig gewachsen war, blies ihn der starke Nasensturm aus seiner Verankerung. Mit<br />

viel Geschick konnte er sich festhalten und baumelte dann ein paar Atemzüge lang im<br />

Freien, erfuhr so manch Wissenswertes, löste sich dann und flog davon.<br />

Florian Schmidsberger, 6i<br />

Seite 71<br />

Es war einmal eine Flasche guten Rotweins, die 50 Jahre in einem Weinkeller lagerte<br />

und nur durch ihre Hoffnung, einmal noch das Tageslicht zu sehen oder weil sie gar nicht<br />

anders konnte, weiterlebte. Eines Tages wurde sie schließlich doch geöffnet und obwohl<br />

ihr grüner Körper jetzt im Altglas begraben lag, schwebte ihr Fla<strong>schen</strong>geist blau aber<br />

glücklich den Himmel empor.<br />

Es war einmal eine rote Christbaumkerze, die wurde mit elf anderen roten<br />

Christbaumkerzen <strong>am</strong> 20. Dezember gekauft und vier Tage später auf eine Tanne<br />

gesetzt. Als es langs<strong>am</strong> dun-kelte, wurde sie angezündet und im Flackern ihres Lichts sah<br />

sie Kinderaugen leuchten. Aus Freude darüber begann sie wild und ausgelassen herumzuhüpfen<br />

und setzte dabei eine Tannennadel in Brand, die das Licht weiterreichte, bis<br />

der ganze Baum Feuer und Fl<strong>am</strong>me und das Kerzenwachs verraucht war.<br />

Kathrin Kranawitter, 6a<br />

Es war einmal ein Eisberg, der brach an der Küste der Arktis mit lautem Getöse vom<br />

Festland ab und trieb Richtung Süden. Er träumte davon <strong>am</strong> Mittelmeer Urlaub zu<br />

machen und dort <strong>am</strong> Strand zu liegen und bei einem guten Cocktail schön braun zu werden.<br />

Nach einiger Zeit traf er einen dieser neuartigen, schwimmenden Berge, die von<br />

Men<strong>schen</strong> gebaut wurden, doch als der Eisberg ihn nach dem Weg fragen wollte und<br />

darum nahe heranschw<strong>am</strong>m, r<strong>am</strong>mte der Klotz ihn und versank. Er zog auf gut Glück<br />

weiter, und dabei wurde es immer wärmer. Der Eisberg schwitzte und wurde immer kleiner.<br />

Doch er wähnte sich einem heißersehnten Urlaub so nahe, dass er nicht darauf achtete.<br />

Und so zerschmolz er und wurde zu einem kleinen Eis-würfelchen, das ein Wal verschluckte,<br />

als dieser seinen Algencocktail zu sich nahm, den er sich je<strong>des</strong> Jahr im Urlaub<br />

gönnte.<br />

Sophie Hartl, 6a<br />

Seite 72


Traum – Realität<br />

Thematik und auch Texsorte haben sich die SchülerInnen auf ihren Wunsch hin selbst gewählt.<br />

Ich schließe meine Augen und dein Bild beginnt sich in meinem Kopf auszubreiten. Du<br />

wirst immer bunter und lebendiger. Ich kann dich hören und fühlen. Du nimmst mich an<br />

der Hand. „Komm mit“, sagst du und ich lasse mich fallen – vertraue dir. Ich laufe mit dir<br />

durch eine neue Welt, meine Welt – meine Traumwelt. Wir wandern auf einer weiten<br />

Blumenwiese. Schmetterlinge fliegen durch die Luft und ich rieche den Duft von<br />

Schokolade. Alles hier ist bunt, es ist warm und hell. Eine leise Stimme von der kalten<br />

Welt dort draußen dringt an mein Ohr und langs<strong>am</strong> bin ich gezwungen zurückzukommen.<br />

Ich öffne meine Augen. Du wirst blass und durchsichtig und schließlich habe ich<br />

dich ganz aus meinen Gedanken verloren. Aber das Lächeln auf meinen Lippen bleibt.<br />

Kathrin Kranawitter, 6i<br />

Absur<strong>des</strong>/ Satiren / Grotesken<br />

Es gibt viele Fragen, auf die der Mensch keine Antwort weiß. So zum Beispiel die Frage<br />

nach der N<strong>am</strong>ensgebung der drei mittleren Zehen zwi<strong>schen</strong> Großem und Kleinem. Ich<br />

stellte mich dieser Frage und fand darauf folgende Antwort:<br />

Füße und Hände haben beide einige Gemeins<strong>am</strong>keiten. 10 Finger, 10 Zehen. Alle von<br />

ihnen brauchen wir, um zu handeln, zu gehen, zu wetten, zu treten und zur Erledigung<br />

von sonsti-gem Firlefanz – der Mensch ist schließlich sehr kreativ!<br />

Ich fange jetzt einmal mit den Händen an. Die Hände sind etwas, was man im täglichen<br />

Leben unbedingt braucht. Ohne Hände hat man es einfach schwer. Mit den Händen<br />

wird gehandelt. Hände verraten viel, z. B. ob man etwas verheimlich oder nicht – das<br />

ist nicht schwer festzu-stellen. Würde man die Finger personifizieren, so wären sie wohl<br />

Be<strong>am</strong>te, oder sagen wir besser: arbeitstüchtige Men<strong>schen</strong>. Die haben alle einen<br />

N<strong>am</strong>en.<br />

Was ist jetzt aber mit den Füßen und den Zehen? Darauf achtet keiner. Die Füßen stekken<br />

fast immer in Socken und/oder Schuhen, so dass man nicht sieht, was sich da unten<br />

abspielt. Auch im Sommer, wenn die Men<strong>schen</strong> mit „nackten“ Füßen herumlaufen, achtet<br />

niemand darauf, was die Zehen tun oder nicht tun. Ein Vorteil. Würde man die Zehen<br />

nun personifizieren, wä-ren sie eindeutig Mafiosi – das ist meine Meinung.<br />

Der Große Zeh ist der Türsteher. Groß, dick, plump, aber kräftig – schwer zu umgehen.<br />

Der nächste ist der Killer, der alle tötet, die ihm „vor die Zehe kommen“: lang, unauffällig<br />

und flexibel – ein ernst zu nehmender Genosse. Vor allem wenn man daran denkt,<br />

Seite 73<br />

wie aggressiv dieser ist. Bei vielen Socken schneidet er mit seinem Nagel Löcher hinein,<br />

um besser sehen zu können. Kein anderer Zeh schlägt so fest gegen Bettpfosten oder<br />

andere Holzteile wie dieser.<br />

In der Mitte steht natürlich der Boss: Hager, stolz und mächtig – er schafft an, zu min<strong>des</strong>t<br />

denkt er das. Wenn er sich bewegt, müssen die anderen alle schuften.<br />

Der nächste ist der Assistent: klein, unwichtig, aber doch ist er da und klebt immer an<br />

einem – ein Arschkriecher. Bewegt sich immer nur dann, wenn’s der Boss tut und steht<br />

immer gleich daneben. Der letzte ist der Spion: er ist der kleinste, aber der hinterlistigste.<br />

Auch wenn’s die anderen nicht ahnen, wenn er sich bewegt, tanzen die anderen<br />

und zwar nach seiner Pfeife – ein ernstzunehmender Zeitgenosse.<br />

Wie man sieht, eine sehr gefährlich Gesellschaft, die einen tragen! Nur gut, dass man<br />

diese Mafiosi nicht an Waffen oder Sprengstoff heranlässt!<br />

Florian Schmitzberger , 6i<br />

Touristenalarm<br />

Ich versinke in weißen Amerika T-Shirts, italienische Mo<strong>des</strong>andalen treten auf meine<br />

Zehen, ein deutscher Bierbauch r<strong>am</strong>mt mich, Blitze von japani<strong>schen</strong> K<strong>am</strong>eras erschießen<br />

mich beinahe und mit meiner letzten Kraft weiche ich einem holländischem Fahrrad aus.<br />

Was klingt wie ein wahrer Albtraum, ist leider schlagende Realität; nämlich ein ganz normaler<br />

Sommertag in der Salzburger Getreidegasse. Zu allem Überfluss muss ich jetzt hier<br />

auch noch meine Freundin finden. Dummerweise haben wir uns als Treffpunkt Mozarts<br />

Geburtshaus ausgemacht. Ich schaue und sehe doch nicht, was ich sehen will: Meine<br />

Freundin! Sie ist unauffindbar. Dank meines Handys schaffe ich es dann doch noch sie<br />

zu treffen – der eigentliche Grund, wieso ich mich <strong>am</strong> helllichten Tag in der Hauptsaison<br />

hierher wage. Doch aus unserem geplanten Einkaufsbummel wird leider nichts. H&M -<br />

wegen Überfüllung geschlossen - Mango – ausverkauft! Erschöpft möchten wir uns eine<br />

Pause in der „Nordsee“ gönnen – aber keine Chance – sie ist von Friesen überschwemmt.<br />

Wir geben auf. Eigentlich wollen wir nur noch raus aus der schmalen Gasse,<br />

wo die Häuser angesichts dieser multikulturellen Massen schon schief stehen. Doch auf<br />

ein echtes „Eisgrotteneis“ haben wir natürlich trotzdem noch Lust. Wir boxen uns durch<br />

eine Gruppe von Men<strong>schen</strong> mit weiß eingefärbten XXL Amerika T-Shirts, die den ganzen<br />

Platz vor Mac Donalds einnehmen. Wir treten wütend und absichtlich auf runzelige<br />

Plattfüsse, die in italieni<strong>schen</strong> teuer aussehenden Mo<strong>des</strong>andalen stecken. Macht Spaß.<br />

Wir laufen schlitzäugigen Fotografen genau vor die Linse und zu guter Letzt landen wir<br />

dann auf dem Boden. Überfahren von einem holländi<strong>schen</strong> Fahrrad!<br />

Kathrin Kranawitter, 6a<br />

Seite 74


Die ganze Wahrheit<br />

Schwester Maria war noch jung gewesen, als sie beschloss, ihr Leben Gott zu widmen<br />

und in einen Orden einzutreten.<br />

Sie führt ein perfektes Klosterleben. Sie steht als erste auf, sie isst nur wenig, denn den<br />

größten Teil ihres Essens gibt sie den Obdachlosen, sie trinkt nur Weihwasser, das sie<br />

immer in einer eigenen Flasche mit sich führt, sie betet stundenlang in weihrauchverqualmten<br />

Räumen, hat mehr Rosenkränze als der Papst und jeder weiß von ihrer<br />

Fähigkeit, mit dem Heiligen Geist zu sprechen.<br />

Gäbe es den Titel „Nonne <strong>des</strong> Jahres“, würde sie ihn jährlich gewinnen, ob ihres so vorbildhaften<br />

und frommen Lebens.<br />

Doch niemand kennt die schreckliche Wahrheit über die scheinbare Supernonne Maria.<br />

Würde die Wahrheit publik – Gott behüte! Der Papst würde sofort sterben und Schwester<br />

Maria öffentlich verbrannt.<br />

In der Nacht, wenn die anderen Nonnen schlafen, beginnt ihr richtiges Leben. Sie hängt<br />

das Kreuz in ihrem Zimmer verkehrt rum auf, zieht sich um, bindet ihre Rosenkränze<br />

zus<strong>am</strong>men und seilt sich daran aus dem Fenster ab.<br />

Mary führt ein perfektes Nachtleben. Sie geht als letzte nach Hause, trinkt viel, tanzt stundenlang<br />

in zigarettenverqualmten Diskotheken, hat mehr Männer als eine Prostituierte und<br />

jeder weiß von ihrer Fähigkeit mit dem verstorbenen Jimmy Hendrix zu sprechen.<br />

Wöchentlich gewinnt sie den Titel „Disco-Queen“, ob ihres so wilden Lebens.<br />

Jetzt fragt sich der Leser natürlich, wie Mary untertags so eine brave Maria sein kann.<br />

Tja, man höre: Sie steht <strong>am</strong> frühesten auf, um sich die Ringe unter den Augen wegzuschminken.<br />

Da sie magersüchtig ist, isst sie nur wenig. In der Flasche, in der die übrigen<br />

Nonnen Weihwasser wähnen, ist Wodka. Beim scheinbaren Beten inhaliert sie den<br />

Weihrauch, verfällt in Trance, meditiert und erholt sich dabei von der letzten Nacht. Und<br />

wenn sie wieder mal mit dem Heiligen Geist oder Jimmy Hendrix spricht, ist sie gerade<br />

auf einem LSD-Trip.<br />

Lieber Gott, erbarme dich ihrer verlorenen Seele.<br />

Hummeln im Arsch<br />

Tobias Göllner, 6i<br />

Aufgabe war eine Geschichte zu schreiben, in der „nachgeforscht“ wird, wie sprichwörtliche<br />

Redensarten wie eben die im obigen Titel oder etwa „es geht einem ein Licht<br />

auf“ oder „vor Wut an die Decke gehen“, „jemandem einen Bären aufbinden“ usw. entstanden<br />

sind. Diese Redensarten sind heute in ihrer konkreten Bedeutung verblasst. Es<br />

kann reizvoll sein, diese ehemalige Anschaulichkeit wieder bewusst zu machen.<br />

Seite 75<br />

Sicher hat schon jeder von der bekannten sprichwörtlichen Redensart „Hummeln im Arsch<br />

haben“ gehört, wenn er als kleines Kind unruhig hin und her gerutscht ist und andere zur<br />

Ver-zweiflung gebracht hat! Aber fast keiner kennt die Geschichte, wie Martin Luther, der<br />

diesen Satz bekannt machte, wirklich darauf k<strong>am</strong>!<br />

Im Jahre 1487 saß die F<strong>am</strong>ilie <strong>des</strong> Bergmanns Hans Luther bei Tisch. Draußen erschlug<br />

einen beinahe die brennende Sonne und so hatte man die hölzernen Fensterläden vorgeschoben,<br />

wodurch der Raum in schummrige Dämmerung getaucht war. Einzelne<br />

Strahlen drangen durch haarfeine Ritzen im Holz und zeichneten bizarre Muster auf das<br />

Stroh <strong>am</strong> Boden und die rohen Wände, während die vielen Staubfussel im leichten<br />

Windzug lebhaft umhertanzten, bis sie sich irgendwann auf die spärlichen<br />

Einrichtungsgegenstände setzten um zu warten, dass Frau Luther mit ihrem Tuch k<strong>am</strong> und<br />

sie fortwischte.<br />

Das Klappern der hölzernen Löffel, Schmatzgeräusche und das Wimmern <strong>des</strong> vierjährigen<br />

Martin, der soeben eine Ohrfeige vom Vater bekommen hatte, weil er nicht ruhig<br />

hatte sitzen können, erfüllten den Raum. Die Schatten ließen die Falten im Gesicht <strong>des</strong><br />

F<strong>am</strong>ilienoberhaupts wie tiefe Schluchten herausstechen und die Hakennase ragte wie ein<br />

Fels aus einer Ebene.<br />

Die Köpfe tief über den Teller haltend, sehnte jeder das Ende <strong>des</strong> sonst immer so erfreulichen<br />

Sonntagsessens herbei. Während sie so saßen und auf die Tischplatte starrten und<br />

die Hände mit den Löffeln mechanisch Suppe schöpften um diese dann in den Mund zu<br />

schieben, schlüpfte eine Hummel durch einen etwas größeren Spalt an der Tür und summte<br />

durch das Zimmer. Durch Zufall flog das Tier auf den Rücken <strong>des</strong> kleinen Martin, krabbelte<br />

über die Falten <strong>des</strong> groben Leinenhemds und hinein in <strong>des</strong>sen Hose. Als sie aber<br />

den Ausgang nicht mehr fand, begann die Hummel wild auf und ab zu fliegen und der<br />

Junge, der zuerst vor Schreck ganz bleich geworden war, rutschte erneut auf seinem Stuhl<br />

herum, bis der Sessel nach hinten umfiel.<br />

Danach war alles ruhig, bis der Vater zornesrot aufsprang und losbrüllte. Martin rollten<br />

dicke Tränen über die schmutzigen Wangen und hinterließen helle, feuchte Spuren, doch<br />

es half nichts! Der Vater riss ihn hoch, legte den Jungen übers Knie, zog ihm die Hose<br />

bis zu den Knien herunter und erstarrte. Sein mächtiger Körper erbebte vor Lachen, als<br />

er die arme, in-zwi<strong>schen</strong> tote Hummel auf Martins Hintern sah, die bei seinem Sturz vom<br />

Stuhls regelrecht erdrückt worden war.<br />

Seitdem hieß es im lutheri<strong>schen</strong> Haushalt je<strong>des</strong> Mal, wenn jemand nicht still sitzen konnte,<br />

er hätte Hummeln im Arsch. Und mit der Ausstrahlung <strong>des</strong> protestanti<strong>schen</strong> Glaubens<br />

hat sich diese kräftige Wendung auch in anderen Haushalten breit gemacht.<br />

Sophie Hartl, 6a<br />

Seite 76


CHARAKTERISIERUNG<br />

Schwerpunkt <strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben 7aei<br />

Katja<br />

Es ist ein schöner, sonniger Tag und Katja feiert ihren 10. Geburtstag. Nachdem sie Torte<br />

gegessen haben, gehen alle Kinder hinaus, um Katjas neues Fahrrad anzuschauen. Nur<br />

ein dunkelhaariges Mädchen bleibt auf halbem Weg plötzlich stehen. Es ist Jule. „Katja“,<br />

ruft sie mit leicht zitternder Stimme. Katja dreht sich um. „ Ich will mal kurz mit dir allein<br />

reden“. Katja runzelt die Stirn. „Aber wir wollten doch gerade mein Fahrrad anschauen<br />

gehen!“ „Sonst fahr ich sofort heim“, sagt Jule und verengt ihre Augen zu kleinen<br />

Schlitzen. In diesem Moment ruft Benj<strong>am</strong>in: „Katja, wo bleibst du denn?“ Katja beginnt<br />

mit schnellen Kieferbewegungen auf einer Haarsträhne herumzukauen. Dann legt sie den<br />

Arm um Jules Schulter und schiebt sie neben sich her zu den anderen. Nachdem alle laut<br />

Worte der Bewunderung über das neue Rad von sich gegeben haben, darf jeder mal<br />

eine Runde fahren. Als Letzte ist Jule an der Reihe. Mit leicht vorgeschobenen Lippen und<br />

ohne irgendjemanden eines Blickes zu würdigen besteigt sie den fahrbaren Untersatz<br />

und tritt fest in die Pedale. Doch anstatt <strong>am</strong> Ende der Straße wieder umzukehren biegt<br />

sie nach links ab und verschwindet hinter einer hohen Hecke. Laute Protestrufe der anderen<br />

Kinder sind die Folge, dann stürzen alle hinter ihr her die Straße hinunter. Im nächsten<br />

Moment macht es einen lauten Knall und als sie um die Ecke stürmen, sehen sie ein<br />

Fahrrad mit verbeultem Vorderreifen an der Mauer kleben und eine heulende Jule, die<br />

daneben sitzt. „Was hast du denn mit dem Rad angestellt?“, beginnen einige zu rufen.<br />

„Du hast es kaputt gemacht! Die Eltern von der Katja werden dich sicher schimpfen und<br />

dann musst du ein neues kaufen!“ Jule springt auf, ihr Knie blutet ein bis<strong>schen</strong>. „Ihr<br />

Schweine, ich hasse euch alle!“ Mit diesen Worten lässt sie die vers<strong>am</strong>melte<br />

Gesellschaft stehen und läuft davon, in Richtung Katjas Haus. Langs<strong>am</strong> machen sich<br />

auch die anderen Kinder auf den Weg zurück, das zerbeulte Fahrrad in ihrer Mitte,<br />

erzählen sich gegenseitig, wie blöd sie Jule finden und sprechen Katja tröstliche Worte<br />

zu. Als sie zurückkehren, bemerken sie, dass die Klotür versperrt ist. Katjas Mutter berichtet<br />

von einer weinenden Jule, die gerade eben hereingestürzt ist und sich sofort im Klo<br />

verschanzt hat. Nach langem Klopfen und vielen Überredungsversuchen erteilt Jule<br />

schließlich die Erlaubnis, dass Katja - aber wohlgemerkt nur Katja - zu ihr hinein darf.<br />

Leise dreht sich der Schlüssel im Schloss und die Tür öffnet sich einen Spalt. Drinnen ist<br />

es dunkel. Schnell schlüpft Katja hinein, drückt auf den Lichtschalter und erblickt eine<br />

gänzlich in Klopapier eingewickelte Jule. Ihr Gewand liegt auf einem Haufen in der<br />

Ecke. „Ich hab mich verkleidet“, sagt sie. „Aber du darfst es keinem verraten und es darf<br />

mich auch niemand anderer sehen“. Katja verspricht es und fragt, ob es jetzt nicht an<br />

der Zeit wäre, sich wieder umzuziehen. Im nächsten Moment wird die Klotüre von den<br />

Seite 77<br />

draußen Gebliebenen aufgedrückt und ein Haufen Kinder platzt in den engen Kloraum.<br />

Kaum haben sie Jule entdeckt, beginnen alle schallend zu lachen und ihr dann einzelne<br />

Streifen Klopapier vom Körper zu reißen. „Huh, man sieht deine Unterhose“. Jule wird<br />

von einem Moment auf den anderen kreidebleich. Dann stößt sie einen spitzen Schrei<br />

aus und läuft unter lautem Krei<strong>schen</strong> hinüber ins Badezimmer, das sie abermals von innen<br />

verschließt. Katja spurtet hinter ihr her. „Komm, bitte mach auf!“ „Nein, ich bleib jetzt hier<br />

drin und werde verhungern und dann werden euch meine Eltern hassen!“ Als die<br />

Geburtstagsfeier <strong>am</strong> Abend zu Ende ist, sitzt Jule immer noch im Bad. Erst als der letzte<br />

Gast gegangen ist und Katja versprochen hat, dass sie nie wieder mit einem anderen<br />

Kind als mit ihr etwas unternehmen wird, öffnet sich die Türe und im Türrahmen steht eine<br />

zufrieden lächelnde Jule.<br />

Clara Migsch, 7i<br />

Erna P´s Ausbruch<br />

Frau Erna P., <strong>Musi</strong>kschulhausmeistersgattin und begnadete Fabrikantin von gehäkelten<br />

Toilettenpapierhütchen, stand auf einer Leiter, putzte mit Hingabe die Fensterscheiben<br />

ihres Wohnzimmers und dachte nach. Die Tatsache, dass sie nachdachte, sei hier extra<br />

hervorgeho-ben; wir wollen ihr nicht unterstellen, dass sie das sonst nie tat, keineswegs!<br />

Jedoch k<strong>am</strong> es traurigerweise immer seltener vor, daher sei es speziell löblich erwähnt.<br />

Der Anlass für Frau P.s Gehirn, seine Ruhephase gerade jetzt zu beenden, war ein Fleck<br />

auf dem oberen Drittel der linken Fensterscheibe. Besser gesagt eine Fliege. Eine Fliege,<br />

die einst ihr trauriges Ende als Fleck auf der linken Fenster... (siehe oben) fand, als Herr<br />

Egon P. sich von ihr beim Fernsehen gestört fühlte und in unerschütterlicher Graus<strong>am</strong>keit<br />

zur Zeitung griff. Dieser Fleck also, den die Fliege hinterließ – mit Ausnahme <strong>des</strong>sen, was<br />

sich nunmehr auf der Titelseite der Kronen-Zeitung befand – regte Frau P. insofern zum<br />

Nachdenken an, als er die Form eines Herzens hatte. (Dass sie sich außerdem mit der<br />

Frage beschäftigte, ob dem Fleck besser mit Essigreiniger oder mit Cif streifenfrei beizukommen<br />

sei, bleibe hier unerwähnt.) Ein Herz. Die Liebe. Der Ehemann!? Wann hatte<br />

Herr P. ihr zum letzten Mal gesagt, dass er sie liebte? Hatte er es denn überhaupt schon<br />

mal gesagt? Erna P. konnte sich nicht daran erinnern. Und zum Hochzeitstag hatte er ihr<br />

eine elektrische Trockenhaube s<strong>am</strong>t Lockenwicklern ge<strong>schen</strong>kt, von denen sie auch jetzt<br />

vier im Haar trug. War das etwa ein Ge<strong>schen</strong>k aus Liebe gewesen? Wahrscheinlich<br />

wollte er ihr so zu verstehen geben, dass sie ihm nicht mehr gefiel und mit den<br />

Lockenwicklern eventuell noch etwas zu retten sei! Frau P. schnaubte, dass ihre feinen,<br />

blau-rot melierten Nasenflügel bebten. Und wie war das eigentlich letzten S<strong>am</strong>stagabend<br />

gewesen, als ihr Egon ihre liebevoll zubereitete Bratwurst verschmäht hatte,<br />

angeblich, weil er eine Magenverstimmung habe? War das Liebe? Die Liebe, um derentwillen<br />

sie in der kleinen Hausmeisterwohnung ihr Leben d<strong>am</strong>it verbrachte,<br />

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Fensterscheiben zu putzen und Würste zu braten? Nein!, beschloss Frau P. und schleuderte<br />

energiegeladen den Putzlappen zurück in den Wassereimer. Sie riss die<br />

Lockenwickler aus den Haaren und warf sie zu Boden, um sogleich mit einem k<strong>am</strong>pflustigen<br />

Aufschrei hinterher zu springen; wobei wir uns kurz abwenden wollen, da uns<br />

schon klar ist, dass der bis zum Platzen gespannte Gürtel <strong>des</strong> rosa Bademantels, den<br />

Frau P. in der Wohnung zu tragen pflegt, dem Aufprall nicht standhalten wird. Als wir<br />

uns wieder umzudrehen wagen, sitzt Erna P. schon <strong>am</strong> Küchentisch, vor sich Papier und<br />

Stift, wildentschlossen, ihrem Egon einen Abschiedsbrief zu schreiben und dann den<br />

nächsten Zug nach Obergurgl zu nehmen (was uns vielleicht nicht ganz verständlich ist,<br />

ihr aber schon. Wir wollen es zumin<strong>des</strong>t hoffen.).<br />

„Gelibter Egon!“, beginnt sie, besinnt sich dann aber und streicht das „Gelibt“ weg, da<br />

es ihr in Anbetracht der Situation unpassend erscheint (und nicht etwa, da sie wie wir<br />

die falsche Schreibweise <strong>des</strong> Wortes bemerkt hätte). Da steht nun also „Egon!“ auf dem<br />

Papier, und schon weiß Frau P. nicht weiter. Ihr ist klar, dass das der wichtigste, wundervollste<br />

und befreiendste Brief ihres Lebens wird und werden muss, ein Manifest der<br />

Emanzipation, ein Dokument <strong>des</strong> Triumphes! Und soeben schleicht sich eine schillernde,<br />

funkelnde Phrase in den hintersten Winkel ihres Hirns, bahnt sich ihren Weg durch den<br />

rechten Arm bis hin zu den Fingern und will Frau P. eben durch den Stift verlassen, um<br />

ihr weiteres Dasein gut sichtbar auf dem Papier zu fristen –<br />

als sie von den nebenan plötzlich einsetzenden Trompeten der Blasmusikkapelle<br />

erschrickt und von den von oben erklingenden Einsingübungen <strong>des</strong> Kinderchores schließlich<br />

endgültig aus Frau P.s Gedanken entflieht. Erna P.s Nerven, bisher wenig strapaziert,<br />

suchen das Weite, das die Phrase inzwi<strong>schen</strong> schon gefunden hat, und als Herr Egon<br />

P. fünf Minuten später nach Hause kommt, sieht er seine Frau zu den Klängen <strong>des</strong><br />

Rainermarschs schreiend auf kleinen Papierfetzen herumtr<strong>am</strong>peln.<br />

„Bist du verrückt geworden?“, fragt er. „Jaaa!!“, kreischt Erna P. und fängt an, ihn mit Lockenwicklern<br />

zu bewerfen. Herrn P. scheint das eine logische Antwort, und so fragt er<br />

nicht wie üblich, was es zu essen gebe, sondern duckt sich nur, um den rosa<br />

Plastikgeschoßen auszuweichen.<br />

Lisa Kriechh<strong>am</strong>mer, 7e<br />

Seite 79<br />

Nächste Haltestelle Pflanzmann....<br />

Nächste Haltestelle Pflanzmann....<br />

Pflanzen sind grün.<br />

Ich habe keine Pflanzen, mag sie nicht, kenne sie nicht.<br />

Ich mag sie nicht, verstehst du,<br />

lass mich in Frieden mit den grünen Schlangen.<br />

Haltestelle Äußerer Stein....<br />

Steine gibt es auf Bergen. Steine sind hart.<br />

Ich weiß, dass Felsen groß sind. Ich kenne Klippen.<br />

In Schluchten fällt man hinein.<br />

Pass auf! Schau wo du hinsteigst!<br />

Nächste Haltestelle....lass mich bitte raus!<br />

Ich mache das, was mir die Men<strong>schen</strong> sagen.<br />

Ich stehe auf, Blicke, ich setze mich. Ich sitze.<br />

Haltestelle Mirabellplatz....<br />

Platz. Hund, mach Platz! Nicht beißen! Hunde bellen, kläffen, sie sind laut.<br />

Aua, lass mich raus. Will keine Hunde kläffen hören. Du tust mir weh, sei leise.<br />

Sitz! Sitz so wie ich und sei leise. Will dich nicht mehr hören.<br />

Nächste Haltestelle Kongresshaus....<br />

Haus. Aus. Will dich nicht hören, muss aussteigen. Stehe auf, steig aus.<br />

Julia Pucher, 7e<br />

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Seite 81<br />

Die Schreibenden wurden von den folgenden LehrerInnen betreut:<br />

Gabriele Berka: 2e, 3a<br />

Angela Croll: 1i, 2m<br />

Annette Kr<strong>am</strong>i: 5aei<br />

Wolfgang Mühlbacher: 1m, 3i. 6aei, 7i<br />

Richard Pertlwieser; 7aei<br />

Birgit Pfeifer: 2a, 3e, 3m<br />

Alois Roither: 1a, 4a<br />

Karl Schimpl: 5i<br />

Gudrun Seidenauer: 7e<br />

Redaktion: Karl Schimpl<br />

Gestaltung und Layout: Anton Thiel<br />

Die Zeichnungern der Bäume in diesem Heft entstanden im Zus<strong>am</strong>menhang mit dem<br />

Engagement der Schüler für den Erhalt der 51 Ahornbäume <strong>am</strong> Mayburger Kai<br />

(3e, 3i, 4a) und sind während der Ausstellung „balance“ (01strich02) <strong>am</strong> <strong>Musi</strong><strong>schen</strong><br />

<strong>Gymna</strong><strong>sium</strong> zu besichtigen.<br />

Mehr dazu auf der Homepage www.go.to/baumschutz<br />

und auf unserer Homepage: www.musgym.salzburg.at<br />

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