Literatur am Musi schen Gymna sium - des Musischen Gymnasiums ...
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Worte, Worte, Worte<br />
2002<br />
<strong>Literatur</strong><br />
Zum dritten Mal veranstaltet das <strong>Musi</strong>sche <strong>Gymna</strong><strong>sium</strong> einen Literari<strong>schen</strong> Abend, der<br />
Texte in den Mittelpunkt stellt, die von SchülerInnen im laufenden Schuljahr verfasst wurden.<br />
Zu diesem Anlass gibt es auch heuer wieder eine kleine Veröffentlichung, die auch<br />
das enthält, was in dem beschränkten Rahmen einer solchen Veranstaltung nicht unterzubringen<br />
war.<br />
<strong>am</strong><br />
Neu in diesem Jahr ist, dass sich der zweite Schwerpunkt neben den Ergebnissen der<br />
Schreibwerkstätten geändert hat. Es hat sich nämlich gezeigt, dass im ganz normalen<br />
Deutschunterricht oft sehr schöne Texte entstehen, die mit gleichem Recht verdienen dokumentiert<br />
zu werden wie die Einsendungen für einen Schreibwettbewerb. Wir haben uns<br />
daher für heuer geeinigt, uns auf diese zu konzentrieren und dafür auf einen gesonderten<br />
<strong>Literatur</strong>-wettbewerb zu verzichten. Aus diesem Grund gibt es heuer auch kein<br />
<strong>Musi</strong><br />
gemeins<strong>am</strong>es Thema. Vielleicht ist gerade die Vielfalt, die sich dadurch ergeben hat,<br />
besonders reizvoll.<br />
Die hier ges<strong>am</strong>melten Texte wurden<br />
<strong>schen</strong><br />
von den LehrerInnen der Schreibgruppen und<br />
Klassen teils in gemeins<strong>am</strong>er Entscheidung mit den SchülerInnen ausgewählt. Die<br />
Redaktion hat auf die Texte und ihre Gestaltung keinen Einfluss genommen.<br />
sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.<br />
<strong>Gymna</strong><br />
Allen KollegInnen, die viel Zeit und Energie in die redaktionelle Mitarbeit gesteckt haben,<br />
Seite 3<br />
<strong>sium</strong><br />
B Ä r e n - G e d i c h t e<br />
Vorlage war das folgende Gedicht, zu dem per Analogie eine zweite Strophe zu schreiben war<br />
Wenn der Bär nach Hause kommt,<br />
dann freun sich alle sehr.<br />
Dann bringt er süßen Honig mit<br />
Und manchmal auch noch mehr.<br />
Wenn der Bär saunieren geht,<br />
Ist er wirklich arm.<br />
Da sein Fell kein Mantel ist,<br />
wird ihm furchtbar warm.<br />
Wenn der Bär im Winter schläft,<br />
Dann ist`s im Wald ganz still.<br />
Denn er träumt vom Honigschlecken:<br />
Honig, so viel er will.<br />
Wenn der Bär ins Schwimmbad geht,<br />
Dann zieht er schnell sein Hö<strong>schen</strong> an.<br />
Oft trifft er dann ein Bärenweibchen<br />
Und macht sich gierig an es ran.<br />
Maximilian Bell, 1m<br />
Cornelia Absmanner, 3i<br />
Bettina Landl und Katrin Schaffer, 3i<br />
N i l p f e r d – G e d i c h t e<br />
eine vergleichbare Strophe wie beim Bären als Vorlage<br />
Das kleine Nilpferd soll nicht fressen,<br />
das kleine Nilpferd soll nicht saufen,<br />
denn mit einem vollen Magen<br />
kann man überhaupt nicht laufen.<br />
Das kleine Nilpferd soll nicht weinen,<br />
das kleine Nilpferd soll nicht heulen,<br />
denn von einem Sprung ins Wasser<br />
bekommt man keine Beulen.<br />
Maximilian Bell, 1m<br />
Seite 4
Das kleine Nilpferd soll nicht rülpsen.<br />
Das kleine Nilpferd soll nicht schmatzen.<br />
Sonst wird die Mutter schimpfen:<br />
Musst du uns den Appetit verpatzen?<br />
Flora Seierl, 1m<br />
A m e i s e n i n S a l z b u r g<br />
Vorlage war das bekannte Gedicht von Joachim Ringelnatz<br />
In Salzburg lebten zwei Ameisen.<br />
Die wollten zum Nordpol reisen.<br />
Doch <strong>am</strong> Grünmarkt beim Kaffee<br />
Da taten ihnen die Beine weh.<br />
Und so verzichteten sie klugerweise<br />
Schon auf den Anfangsteil der Reise<br />
Spaßig-absurde<br />
Nachrichtentexte<br />
Guten Morgen zum Abendjournal und zur Vorschau für das letzte Wochenende!<br />
Flora Seierl, 1m<br />
Ein absolutes Highlight wäre <strong>am</strong> Mittwoch ein Besuch im Rattenmuseum an der<br />
Kanalecke zur 5th Avenue. Zweibeinige Katzen haben freien Eintritt, vierbeinige zahlen<br />
das Doppelte. Am selben Tag sind wie jeden Donnerstag die "Rollmöpse", die süßen<br />
Schlagersängerinnen aus Ottakring, im Seniorenheim "Jungbrunnen" zu bestaunen. Die<br />
Blues Water Band erleben Sie im Haifischappartement im Zoo von Schönbrunn. Beim<br />
anschließenden kalten Buffet, also der Fütterung der Haie, müssen Sie mit Staus vor den<br />
Gittern rechnen. Planen Sie Verzögerungen ein. Sie kommen bestimmt an die Reihe. Vor<br />
allem dann, wenn Sie den Stößen von hinten nachgeben.<br />
Maximilian Bell, 1m<br />
Auf der A1 kommt Ihnen ein Geistergänger entgegen. Geben Sie bitte keine Acht und<br />
fahren Sie weiterhin rasant!<br />
Beatrice Holzer-Graf und Lisa Brandhuber, 1m<br />
Am kommenden S<strong>am</strong>stag findet im Katschbergtunnell eine Haloweenfeier und anschließend<br />
ein Ostereiersuchen statt. Und jetzt zum Wetterbericht. Gestern war es sonnig und<br />
Seite 5<br />
neblig zugleich. In den Nebelregionen k<strong>am</strong> das Thermometer ab 37 in den<br />
Fieberbereich und hörte erst bei 60 Grad zu steigen auf. Dort wartet es nun, bis wieder<br />
die Sonne scheint.<br />
JJulia Polak, 1m<br />
Wir schreiben über uns<br />
… Ich habe eine sehr witzige Eigenschaft. Wenn ich lache, dann kann ich einstellen,<br />
ob ich mit den Nasenflügeln wackeln will oder nicht. Ich tu dies aber nur dann, wenn<br />
ich will, dass die anderen mitlachen. Mein Vater sagt immer, wenn ich mit den<br />
Nasenflügeln wackle, dann hebe ich gleich ab. Es ist oft sehr lustig, wenn ich wackle,<br />
denn alle, die mir dann zuschauen, können sich das Lachen nicht verkneifen. Ich sage<br />
auch jeden Morgen zu mir selbst "Guten Morgen", fast automatisch. Und jeden Abend<br />
sage ich zu mir selbst "Gute Nacht", einfach so. Ich habe auch eine supertolle Freundin.<br />
Einen Baum! Sie heißt Susi und ist eine große, alte Eiche. Ich kenne nicht viele Kinder,<br />
die sich mit Bäumen anfreunden könnten. Deswegen ist meine Susi auch etwas ganz<br />
Besonderes. Ich sage euch, so eine Freundschaft ist die beste, die es gibt. Denn man<br />
kann Susi alle Geheimnisse anvertrauen und sicher sein, dass sie sie nicht verrät. Ich und<br />
Susi haben auch eine eigene Sprache. Rascheln zum Beispiel bedeutet "ja" und still sein<br />
heißt so viel wie "nein" oder so ähnlich. Und so verstehen wir uns prächtig …<br />
Eva Rossegger, 1m<br />
Wenn ich mich ärgere, hat meistens meine große Schwester d<strong>am</strong>it zu tun. Sie nimmt mir<br />
oft meine liebsten Spielsachen weg. Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich eine<br />
Lieblingspuppe, sie hieß Laura. Wenn ich mit Laura spielte, schaute meine Schwester<br />
ganz neidig auf meine Puppe. Sie war d<strong>am</strong>als selber noch in so einem Puppenalter wie<br />
ich, denn sie war da sieben Jahre alt. An einem Tag war ich im Kindergarten und hatte<br />
meine Puppe nicht mitgenommen. Das war ein Fehler! Meine Schwester war nämlich an<br />
diesem Tag früher zu Hause als ich und konnte seelenruhig mit Laura spielen. Sie klappte<br />
ihr immer wieder die Augen auf und klebte einen Kaugummi hinein. Meine Laura musste<br />
so viel Pulverbrei essen, dass ihr Stoffbauch feucht wurde und unangenehm roch.<br />
Außerdem cremte sie meine Puppe dick mit einer Fettcreme ein. Ich k<strong>am</strong> gerade dazu,<br />
als sie meine Laura heiß baden wollte. Mit einem Ruck riss ich ihr laut schreiend meine<br />
Laura aus der Hand und drückte sie an mich. Ich schluchzte und beschimpfte meine<br />
Schwester. Als ich Marie eine kleben wollte, ging meine M<strong>am</strong>a dazwi<strong>schen</strong> und beruhigte<br />
uns. Marie und ich versöhnten uns bald wieder und pflegten gemeins<strong>am</strong> meine<br />
Puppe.<br />
Josepha Krüger, 1m<br />
Seite 6
Überraschungseier<br />
Nach der Lektüre der Geschichte „Il pulcino cosmico“ von Gianni Rodari, in der ein aus<br />
dem Osterei kommen<strong>des</strong> „Weltraumküken“ die ganze F<strong>am</strong>ilie überrascht, erhielt die<br />
Klasse den Auftrag, in Partnerarbeit ebenfalls eine Fantasiegeschichte über solch eine<br />
Überraschung aus dem Ei zu schreiben.<br />
Das Monster<br />
Fast wäre Bauer Huber auf das Ei gestiegen, das auf dem Hof in einer kleinen Pfütze<br />
lag. Der Bauer las das Ei auf und legte es vorsichtig zu den anderen Hühnereiern, die<br />
er <strong>am</strong> Freitag beim Bauernmarkt verkaufen wollte. Der Rottweiler von Herrn Huber<br />
beschnüffelte misstrauisch das Osterei. Plötzlich zersplitterte ein stachelbewehrter<br />
Schwanz die Schale. Darauf folgte ein Körper, der einem Nadelkissen glich. Die Haut<br />
<strong>des</strong> Monsters war rot. Auf seinem Rücken prangten zwei große Flügel. Das Ungeheuer<br />
hatte 8 Füße und ein Maul wie ein Krokodil. Der Hund rannte jaulend davon. Der Bauer<br />
k<strong>am</strong> mit einer Schrotflinte aus dem Haus. Schoss auf das Ungetüm ..... Die Kugel prallte<br />
ab und verfehlte Herrn Huber nur knapp. Der rannte jetzt in wilder Panik zu seinem<br />
Haus und sperrte sich ein. Alle Bürger fürchten sich noch immer vor dem Monster, das<br />
auf dem mittlerweile verlassenen Hof haust.<br />
Lukas Garnweidner, Christoph Gschaider, 1i<br />
(Ohne Titel)<br />
Es ist Ostern. F<strong>am</strong>ilie Schmidhuber ist im Garten und alle F<strong>am</strong>ilienmitglieder suchen ihr<br />
Os-ternest. Plötzlich sieht Annika ein riesiges Ei. Als sie es aufheben und hineintragen<br />
will, hebt es ab und schwebt um Annika herum. Das Ei bricht auf und ein Käfer kommt<br />
heraus. Auf dem Kopf trägt er eine riesige rote Masche, die als Propeller dient. Der Käfer<br />
surrt: „Komm, setz dich auf den linken gelben Platz, der ist noch nicht besetzt.“ Welcher<br />
gelbe Platz? Annika versteht nur Bahnhof. „Du wunderst dich?“, plappert der Käfer weiter.<br />
„Ach ja, ich habe ja ganz vergessen, dass ich meine Masche noch nicht umgewandelt<br />
habe.“ Schwups!!! Schon ist von dem Käfer fast nichts mehr zu sehen, aber vor<br />
Annika steht eine Reihe buntlackierter Sitzplätze. „Na komm schon!“, drängt die<br />
Käferstimme. Annika setzt sich auf den linken gel-ben Platz. Wie aus dem Nichts sind<br />
plötzlich alle Plätze voll. „Achtung, Achtung, es geht los!“, dröhnt es aus einem<br />
Lautsprecher. Es beginnt die wil<strong>des</strong>te Karussell-, Autodrom- und Crazy-Wave-Fahrt in<br />
Annikas Leben. Nach einer guten halben Stunde landet sie unsanft auf der Erde. Ihre<br />
Mutter ruft: „Annika! Hast du dein Ei immer noch nicht gefunden?“ Annika rennt ins Haus<br />
und erzählt allen die Geschichte.<br />
Seite 7<br />
Magdalena Peyrer-Heimstätt, Bernadette Riesner, 1i<br />
Das Superkangu<br />
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Osterfußballspiel. Es spielte SV Jupiter gegen<br />
FC Saturn. Der Ball war dieses Mal kein Meteorit, sondern ein dreieckiges Osterei.<br />
Jupiter bek<strong>am</strong> einen Freistoß, weil ein FC-Saturn-Spieler einem SV-Jupiter-Spieler den Kopf<br />
abgerissen hatte. Jupiter verschoss den Freistoß und das dreieckige Osterei geriet aus<br />
der Umlaufbahn. Es flog genau auf die Erde zu. Das Osterei landete im Beutel eines<br />
Kängurus im Zoo Schlafhau-sen. Seit diesem Tag wurde es nicht mehr gesehen.<br />
Zwei Jahre später: Es war Vollmond. Es war die schönste Nacht der Nächte. Im Zoo war<br />
totale Stille eingetreten. Plötzlich gab es im Kängurugehege eine Explosion. Sofort rannte<br />
der Wärter zu dem Gehege hin, um nachzusehen, was passiert war. Da stand im<br />
Käfig ein Känguru mit einem Superman-Anzug. Das Känguru sagte zum Wärter: „Ich bin<br />
Superkangu!“<br />
Von diesem Tag an gab es in Schlafhausen nie wieder ein Verbrechen. Doch keiner wusste,<br />
welcher Held dies vollbrachte. Oder doch??<br />
Matthias Blaukowitsch, Christoph Ertl, Thomas Genser, 1i<br />
Disko-Kuh Else<br />
Rosa mit goldenen Sternen – so sah das Ei aus, das sich Lola aussuchte.<br />
Lola ist ein unverschämtes kleines Mädchen. Sie fährt Skateboard, trägt Skaterhosen und<br />
liebt alles Verrückte. Lola ist eben anders als die meisten Mädchen.<br />
Als Lola das Ei öffnete, sprang daraus eine große Kuh. Die hatte eine rosa Sonnenbrille,<br />
ein Paar 20 cm hohe Stöckelhufe, ein blutrotes Top, eine knallenge Dreiviertelhose und<br />
ihre Haare waren zu hunderten kleinen Zöpfen gebunden. Ihre Lippen waren pink, in<br />
der Nase trug sie einen Ring und <strong>am</strong> Schwanz eine kecke Spange, und ihre Hörner hatte<br />
die Kuh zu zwei Locken gedreht. Da begann die Kuh schon zu muhen: „Hast du hier<br />
’nen Spiegel? Ich muss mich etwas frisch machen!“ Lola staunte und sagte: „Groovy!“ –<br />
„Ich bin übrigens die ‚Disko-Kuh Else’ und wer bist du?“<br />
Doch Else ließ Lola gar nicht erst zu Wort kommen. Sie trabte zu einem Schaufenster, in<br />
dem ein Riesen-Ei ausgestellt war. Dann lief sie in den Laden und erklärte dem Verkäufer:<br />
„Ich interessiere mich für Ihr krasses Ei.“ Doch der Verkäufer sah Else nur entsetzt an. Da<br />
sagte sie: „Na, was ist?“ – „K-k-kostet 5 Euro.“ – „Zu teuer“, meinte die Kuh und kehrte<br />
zu Lola zurück. Sie zog Lola mit sich und schnaufte immer wieder: „Diese<br />
Ausländerfeinde!“<br />
Bald k<strong>am</strong>en sie zu einer Disko. Dort trafen sie einen Jungen mit einem Disko-Stier. Die<br />
beiden Disko-Rinder tanzten schon bald zus<strong>am</strong>men ab und Lola sah sie nie wieder.<br />
Isabel Artmayr, Marie Doblhofer, 1i<br />
Seite 8
Rahmenthema: Zutaten werden<br />
lebendig.<br />
Nach dem Grimm<strong>schen</strong> Märchen<br />
„Strohhalm, Kohle und Bohne“<br />
Warum sind die Tomaten ROT?<br />
Schon zur Zeit der Römer liebten die Leute Spaghetti. Eine Köchin kochte die<br />
Lieblingsnu-deln <strong>des</strong> Kaisers mit grüner Tomatensauce. Man muss bedenken, dass zu dieser<br />
Zeit die Tomaten noch dunkelgrün waren.<br />
Geschäftig eilte die Köchin Aurelia herum. Als sie in der Speisek<strong>am</strong>mer das<br />
Olivenöl holte, begannen die auf dem Tisch liegenden Zutaten zu tuscheln. Eine scharf<br />
denkende Zwiebel riet: „Kommt, Freunde! Dies ist die letzte Gelegenheit, ein freies Leben<br />
zu führen.“ Kurz entschlossen rollten auch noch eine Tomate und eine Nudel vom Tisch<br />
und zur Tür hinaus.<br />
Die Augustsonne brannte vom Himmel. Die dicke Zwiebel begann zu schwitzen.<br />
Ächzend zog sie sich eine Schicht nach der anderen aus. Am Abend <strong>des</strong> zweiten<br />
Tages war sie plötzlich gar nicht mehr da. Nun mussten die Tomate und die Nudel ohne<br />
ihre Anführerin auskommen.<br />
Aber auch die Nudel war die Hitze nicht gewöhnt. Als sie träge zu Boden fiel,<br />
verwechselte ein Vogel sie mit einem langen Regenwurm. So endete die Spaghetti-Nudel<br />
als Leckerbissen für Vogelbabys. Eins<strong>am</strong> wanderte die Tomate weiter. Plötzlich k<strong>am</strong> ein<br />
hübscher Tomaterich <strong>des</strong> Weges. Dieser sprach die Tomate an: „Was hast du nur für<br />
süße rote Bäckchen.“ Denn die Tomate hatte einen leichten Sonnenbrand. Aus<br />
Verlegenheit über das ungewohnte Kompliment errötete sie gänzlich. So k<strong>am</strong> es, dass<br />
sich der fesche Jüngling Hals über Kopf in sie verliebte.<br />
Die beiden heirateten und bek<strong>am</strong>en viele Kinder, die alle so wunderbar rot<br />
waren. Seit dieser Zeit haben alle Nachfahren der Wandertomate ihre schöne rote<br />
Farbe.<br />
Bernadette Riesner 1i<br />
Die Aufgabe bei der folgenden Textproduktion bestand darin, mit einigen Stichwörtern<br />
aus dem Wörterkasten eine Waldgeschichte zu verfassen. (Übungen zum Nomen)<br />
Am mor<strong>schen</strong>, alten Baum - im runden Turmfenster - sein ängstlicher Blick und der unsichere<br />
Gang - vom knorrigen Baumstumpf aus - das ungute Gefühl - ein verdächtiges<br />
Seite 9<br />
Geräusch - die umgestürzte Leiter - das schwache Licht - dieser lange, dunkle Schatten -<br />
eine unheimliche Stille - sein pochen<strong>des</strong> Herz - ein lustiger, unvergessener Streich.<br />
Die (wahre) Geschichte<br />
Es war einmal vor langer, langer Zeit............ So beginnen ja bekanntlich alle Märchen,<br />
nur ist eben diese Geschichte kein Märchen. Zwar ist sie unglaublich und erschreckend<br />
sie ist aber wahr. Es begann alles vor ca. einem Monat, als meine Freundin und ich im<br />
Wald spazieren gingen. Wir nahmen unseren gewohnten Weg, nur als wir bei der kleinen<br />
Abzweigung vor-beik<strong>am</strong>en – der eine Weg führte zurück auf die Hauptstraße und<br />
der andere tiefer in den Wald hinein - schlug ich Anette vor den Weg zu nehmen, der<br />
in den Wald führte, denn ich wollte mal was anderes ausprobieren. Und siehe da, dieser<br />
Weg war ungemein schön, überall schimmerte und schillerte es, so k<strong>am</strong> es uns vor,<br />
die eine Blume übertraf die andere. Doch bei der nächsten Biegung, wir waren schon<br />
ganz übermütig vor so viel Glück, sahen wir etwas ungewöhnlich Dunkles und Trostloses,<br />
das so gar nicht in diese schillernde Pracht passte. Wir schlichen langs<strong>am</strong> näher, und<br />
wir glaubten es kaum, es war ein Schloss! Danach begannen wir zu diskutieren, ob wir<br />
klopfen sollten oder nicht. Natürlich k<strong>am</strong> es uns komisch vor, denn in Salzburg gibt es ja<br />
bekanntlich keine Schlösser mit bunten, schillernden Wegen davor, doch schließlich entschlossen<br />
wir uns anzuklopfen – ich weiß auch nicht warum. Wir warteten vor der großen,<br />
hölzernen Tür, bis uns jemand aufmachen würde. Nun bemerkte ich auch eine<br />
umgefallene Leiter, doch die interessierte mich jetzt nicht sehr. Plötzlich, ein lautes<br />
Knarren, und die Tür ging langs<strong>am</strong> auf. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir sahen,<br />
wer da vor uns stand. Ein Butler bat uns herein und in unserem Schrecken folgten wir ihm<br />
sogar. Es war wie in einem schlechten Krimi. Es passte alles: Der Frack, den der Butler<br />
trug, die Einrichtung im Schloss und sogar der Wind blies sein schauriges Lied dazu. Im<br />
nächsten Moment fiel mir auf, dass der Butler ziemlich ängstlich dreinschaute, und sein<br />
Gang war auch ziemlich unsicher. Ich war gespannt, wo der uns hinbringen wollte. Erst<br />
ein wenig später, wir waren noch immer unterwegs, bek<strong>am</strong> ich ein ungutes Gefühl, denn<br />
gerade heute hatte ich im Radio wieder eine schreckliche Meldung gehört, schon wieder<br />
wurde ein 12-jähriges Mädchen vergewaltigt und dann graus<strong>am</strong> umgebracht.<br />
Woher wusste ich, ob das nicht auch solche Leute waren, die vielleicht hier durch die<br />
Leiter hereingekommen waren? „Lieber nicht daran denken,“ schärfte ich mir ein. Fast im<br />
selben Augenblick blieb der Butler – oder wer immer er war – abrupt stehen, ich donnerte<br />
fast auf seinen Allerwertesten. Wir waren ca. eine Viertelstunde gelaufen, also mussten<br />
wir ziemlich weit im Schloss sein. Ich erschrak furchtbar, denn es gab auf einmal<br />
einen lauten Knall, und die Tür, vor der wir standen, flog auf.<br />
Vor uns lag ein kleiner, runder Raum. „Es muss also ein Turm sein“, schloss ich messerscharf<br />
aber leise. Er, in dem Frack vor uns, ich traute mich schon gar nicht mehr über ihn<br />
Seite 10
als „Butler“ zu denken, schubste uns rein. „Aua!“, riefen ich und meine Freundin fast<br />
gleichzeitig. Etwas unsicher schlich ich zum Turmfenster und warf einen Blick hinaus. Das<br />
schwache Licht war ein klares Zeichen, dass es mittlerweile schon sehr spät sein musste.<br />
Doch noch etwas passte nicht so ganz. Einige Sekunden später wusste ich auch was.<br />
Die Festung, ja, die Festung stand da, genauso, und das war das Komischste an der<br />
Sache, genauso, wie ich sie aus unserer Altstadtwohnung sah. Das würde also bedeuten,<br />
dass wir in unserer Wohnung waren, aber das ging ja gar nicht. Schön langs<strong>am</strong><br />
kapierte ich gar nichts mehr. Denn mit diesen Sachen wie: Andere Ebene, aber gleicher<br />
Ort, war ich noch nie so richtig per „Du“. Als ich gerade Anette darauf aufmerks<strong>am</strong><br />
machen wollte, dass wir eigentlich in unserer Altstadtwohnung sein müssten, hörte ich<br />
unheimliche Schritte näherkommen und, ja, jetzt konnte man auch einen langen, dunklen<br />
Schatten erkennen. Nun trat eine schon fast unheimliche Stille ein, bis auf das verrückte<br />
Pochen meines eigenen Herzens, als,...<br />
Ach, was soll´s, ich kann euch doch sowieso nicht mehr länger auf den Arm nehmen,<br />
dieser lustige, unvergessene Streich besteht darin, dass es diese Waldgeschichte und<br />
diesen Butler und dieses Schloss gar nicht gibt, tja, da haben ich und meine Freundin<br />
noch mal Glück gehabt, doch Vergewaltigungen gibt es immer wieder, also, seid auf<br />
der Hut!!!!!!!!!!!<br />
Laura Quehenberger, 2a<br />
Seite 11<br />
Wonn ma fad is<br />
Wonn ma fad is,<br />
ruaf i an Pizzaservice o<br />
und bschtö 20 Pizzen<br />
füa mein Nochbarn.<br />
Wonn ma fad is,<br />
geh i in Kella<br />
Schw<strong>am</strong>mal suacha.<br />
Wonn ma fad is,<br />
schreib i a Nochricht<br />
auf a Klopapier<br />
und spül‘s obi.<br />
Wonn ma fad is,<br />
verkleid i mi als Eisbär<br />
und daschreck<br />
den gloan Nochbarsbu<strong>am</strong>.<br />
Wonn ma fad is,<br />
fong i im Dochbodn<br />
Fliag ein und loss<br />
im Kella wieda aus.<br />
Wonn ma fad is,<br />
zö i, wiafü Groshoim<br />
auf <strong>am</strong> m_ wochsn,<br />
und wenn i fertig bin,<br />
zö i zua Kontrolle numoi noch.<br />
Wonn ma fad is,<br />
tsleg i s’Radio und schau,<br />
ob i’s wieda zombaun konn.<br />
Wonn ma fad is,<br />
ruaf i d‘ Faiawehr on,<br />
und sog eana,<br />
dass bei mir net brennt.<br />
Wonn ma fad is,<br />
moi i ma<br />
a Musta<br />
auf’n Bauch.<br />
Wonn ma fad is,<br />
denk i noch,<br />
wos i doa kunnt,<br />
wenn ma fad wa.<br />
Oba eigentlich is ma jo eh nia fad!!<br />
Birgit Islek, 2e<br />
Seite 12
Fantasiegeschichten: Das<br />
Loch in der Tür<br />
nach dem Bild „The Surprise Answer“ von<br />
René Magritte<br />
Die Reise in eine andere Welt<br />
An einem lauen Sommerabend war ich auf dem Nachhauseweg von der Gitarrenstunde.<br />
Wie immer nahm ich die Abkürzung durch den Wald. Als ich so dahinstapfte, entdekkte<br />
ich eine selts<strong>am</strong>e Tür, die vor mir mitten im Wald stand. Sie war festgemauert in einen<br />
Türstock, als wäre sie schon immer da gewesen. Langs<strong>am</strong> schritt ich darauf zu. Jetzt fiel<br />
mir noch etwas Selts<strong>am</strong>es auf: Die Tür hatte ein Loch, als wäre ein Monster durchgelaufen!<br />
Etwas sehr Komisches war hinter dem Loch zu sehen: nämlich gar nichts, das Loch<br />
war vollkommen schwarz. Ich überlegte nun hin und her: „Soll ich durchgehen, oder soll<br />
ich nicht?“ - Endlich fasste ich Mut und schritt durch das Loch. Doch jetzt war ich ganz<br />
verwirrt: ich k<strong>am</strong> auf der anderen Seite der Tür an, mitten im Wald auf meinem Weg.<br />
So ganz nebenbei: ich glaubte, ich sei durchgeknallt. „Aber bitte, was soll’s, ich geh einfach<br />
nachhause und tu so, als wäre nichts gewesen“. Also setzte ich meinen Weg fort.<br />
Nach ca. zehn Minuten stand ich vor unserer Haustür. Ich steckte den Schlüssel in das<br />
Schlüsselloch und drehte ihn um. Nachdem ich den Schlüssel wieder aus dem Loch gezogen<br />
hatte, trat ich ein. Mein Hund begrüßte mich. Doch irgendwie k<strong>am</strong> es mir anders<br />
vor als sonst. Jetzt hatte ich den Fehler an meinem Haustier entdeckt. Er bellte zwar, aber<br />
wie! Statt „wau“ gab er einen Laut wie „uaw“ von sich!! War er krank oder war hier<br />
etwas nicht in Ordnung? Ich dachte mir: „Ich rufe doch lieber den Tierarzt an!“ Vor mir<br />
stand das Telefon, doch die Zahlen waren nicht von Eins bis Null, sondern von Null bis<br />
Eins geordnet. Ich wählte die Nummer <strong>des</strong> Tierarztes. Eine Stimme erklang: „Tag guten<br />
Floh Doktor Praxis!“ Ich dachte, die Sprechstundenhilfe sei reif für die Nervenklinik. Denn<br />
sie hatte die Wörter von hinten nach vorne aufgesagt. Der einzige Ausweg, den es nun<br />
noch gab, war die Bibliothek. Ich rannte aus dem Haus und steuerte die Bibliothek an.<br />
Dort stöberte ich in den Regalen. Plötzlich fiel mir ein Buch auf den Kopf. Der Titel lautete:<br />
„Reise in eine andere Welt“. Ich nahm das Buch, setzte mich auf den nächsten Stuhl<br />
und las darin. Als ich das erste Kapitel gelesen hatte, war mir klar, was zu tun war:<br />
zurück durch die Tür im Wald! Im Dauerlauf sprintete ich gleich von der Bibliothek aus<br />
in den Wald, dort sprang ich durch die Tür und: Geschafft! Nun ging es so schnell wie<br />
möglich nachhause. Mein Hund war wieder normal, juhu!!!<br />
Eine Lehre habe ich aus diesem Erlebnis gezogen: In Zukunft nehme ich nicht mehr die<br />
Ab-kürzung durch den Wald!<br />
Seite 13<br />
Barbara Brawisch 2m<br />
(Ohne Titel)<br />
Merle war ungefähr zwölf Jahre alt und lag mit einer schweren Verletzung im<br />
Krankenhaus. Sie war ein Waisenkind. Mit einem Monat hatte man sie ins Waisenhaus<br />
gebracht, weil man sie ausgesetzt in einer Autobahnstation gefunden hatte.<br />
Seit zwei Monaten lag sie also im Krankenhaus, aß fast nichts und war spindeldürr.<br />
Regelmäßig k<strong>am</strong>en die Ärzte und Krankenschwestern zu ihr ins Zimmer und versuchten<br />
sie aufzumuntern, doch alles half nichts. Es blieb dabei: Merle aß und redete fast nichts<br />
und ihre Verletzungen heilten nicht.<br />
Als sie einmal wie immer ihr Essen vor sich stehen hatte und Löcher in die Luft starrte, k<strong>am</strong><br />
eine Krankenschwester herein, legte Merles Füße auf einen Stapel aus Polstern und sagte<br />
zu ihr: „Warum isst du nichts, mein Kind? Du wür<strong>des</strong>t schnell gesund werden und zurück<br />
ins Waisenhaus gehen dürfen. Also, komm und iss. Bitte!“ – „Und wieso soll ich zurück<br />
ins Waisenhaus?“, fragte Merle nach langer Zeit endlich. – „Ja, weil dort die anderen<br />
Kinder sind, mit denen du spielen kannst, und weil du dann wieder herumlaufen darfst!“,<br />
antwortete die Schwester. – „Ich will aber doch nicht zurück!“, meinte Merle und fing an<br />
zu weinen. Viele hundert Tränen kullerten über ihr Gesicht. Die Krankenschwester schloss<br />
sie in ihre Arme. Als sie losließ, hörte sie nur noch ein leises Schluchzen und dann war<br />
Merle eingeschlafen. Bedrückt verließ die Schwester den Raum.<br />
In dieser Nacht wurden die Ärzte von einem merkwürdigen Geräusch geweckt. Sie<br />
waren eingeschlafen, was sie ja eigentlich nicht durften. Sofort teilten sie sich in<br />
Gruppen auf und schwirrten in verschiedene Richtungen aus. Plötzlich schrie eine<br />
Krankenschwester laut auf, und die anderen eilten zu ihr. „Was ist ...“ – los, wollte ein<br />
Arzt sagen, doch dann verfiel er in Schweigen. Nun sah es alle. In Merles Zimmertür<br />
war ein riesiges schwarzes Loch. Es hatte eine eigenartige Form, als ob ein Monster<br />
durch die Tür gekommen war um Merle einen Besuch abzustatten. Im Zimmer war es<br />
stockdunkel. Der Chefarzt fiel in Ohnmacht. Ein Teil der Ärzte musste mit dem bewusstlosen<br />
Chef abmarschieren. Nun blieben nur noch wenige Schwestern und Ärzte über.<br />
Darunter die Krankenschwester, die mit Merle heute gesprochen hatte. Sie traute sich<br />
zuerst in das Zimmer, durch das Loch, zu gehen. – „Wo ist denn nur der Lichtschalter?“,<br />
fluchte sie und fand ihn gleich darauf. Sofort wurde es hell. Sie sah sich um. Zuerst entdeckte<br />
sie nichts, doch als sie genauer hinschaute, sah sie es: Merle war fort! Das<br />
Fenster war zertrümmert. Und Merle war nirgends zu finden.<br />
Johanna Zaunschirm, 2m<br />
Die hinterhältige Tür<br />
Ich heiße Will. Und ich bin eine Hexe. Ich wohne <strong>am</strong> Ende der Kräuterkesselstraße.<br />
Unser Haus hat die Zahl 12. Bei uns ist überhaupt nichts normal. Die Fenster sind bissig.<br />
Die Betten verwandeln sich ab und zu in Kröten und die Teppiche speien Feuer. Und<br />
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wenn man in ein Zimmer durch eine Tür gehen will (hi, hi, hi), dann ist man dann und<br />
wann in der Wüste oder im Regenwald. Ihr seht also, es ist total verrückt. Ich wohne mit<br />
meiner Mutti und meinen Tieren zus<strong>am</strong>men. Auch die Tiere sind etwas ungewöhnlich.<br />
Mein Lieblingstier ist Muff. Er ist ein Wolfspferd mit den Zähnen eines Säbelzahntigers<br />
und den Pfoten eines Frosches.<br />
Heute Morgen reite ich mit ihm aus, das haben wir eigentlich gar nicht vorgehabt,<br />
aber wir sind aus Versehen ein bis<strong>schen</strong> zu schnell durch die Wohnzimmertür<br />
gegangen. Jetzt befinden wir uns gerade in der Wüste Zottelfell. (Ich habe die Wüste<br />
so genannt). Gerade macht es uns total den Spaß, als ich merke, dass wir unsere Tür<br />
verloren haben. Wir drehen uns in alle Richtungen, doch vergebens. Man weiß ja, dass<br />
man immer durch die Tür wieder zurückgehen muss. In den nächsten Stunden passiert<br />
nichts Besonderes. Wir laufen nur einem Koal<strong>am</strong>olch, einer Klapperschlangenhasenbärin<br />
und einem Tigerwarzenschwein über den Weg. Gerade fange ich an zu verzweifeln,<br />
als Muff mit seinem Rüssel in meiner Tasche herumwühlt. Da fällt mein Kessel,<br />
mein Zaubertränkebuch und mein Zauberstab heraus. In diesem Augenblick kommt mir<br />
eine Idee zugeflogen. Ich zaubere mir einfach eine neue Tür. Zuerst geht es fünfmal<br />
daneben. Jetzt – mit schwarzem Gesicht, aufgestellten Haaren und zwei ausgefallenen<br />
Zähnen – probiere ich es noch ein letztes Mal. Diesmal klappt es!!! Es kommt eine rosagelbliche<br />
Tür zum Vorschein. Mit lautem Jubel stürzen Muff und ich durch die Tür. Das<br />
große Loch kann man heute noch sehen, wenn man durch die Wohnzimmertür geht.<br />
Oder man macht wie ich einen Bogen um diese Tür und steigt einfach durch ein Fenster,<br />
um an seinen Fledermausschlangenpickelkakao zu kommen.<br />
P.S.: Heute bin ich Lehrerin an der Hexenakademie BG III ... IV ... V! Ich unterrichte<br />
Türenzauber aller Art.<br />
Angela Filnkößl, 2m<br />
Nächtlicher Spaziergang<br />
Eines Sonntagmorgens, genau genommen war es 4.05 Uhr, weckte mich hart arbeitenden<br />
Schüler etwas aus meinem wohlverdienten Schlaf. Es knirschte, und irgendwie fühlte<br />
ich mich während <strong>des</strong> Knir<strong>schen</strong>s gar nicht wohl. Ich konnte nicht sagen, was es war,<br />
ich wusste auch nicht, woher es k<strong>am</strong>. Es war einfach da. Das hält jeder aus, aber nicht<br />
ich als große Neugiersnase.<br />
Ich schlüpfte also aus meiner Decke hervor, streckte meine Beine über die Bettkante und<br />
riss sie wieder zurück. Ich hatte in der Aufregung vergessen, dass ich in einem Stockbett<br />
schlafe! Vorsichtig tappte ich, Stufe für Stufe, die Leiter hinunter. Ich schob mich der<br />
Wand entlang zur Türe meines Kinderzimmers, um zu verhindern, dass der alte<br />
Parkettboden Laute von sich gab, bei denen man meinen könnte, eine Kompanie der<br />
ärgsten Schwiegermütter mit einer Bürokl<strong>am</strong>mer auf der Nase schliefe nebenan. Das ist<br />
zwar nicht wahr, denn nebenan schlief meine Schwester, aber die schnarchte auch. So<br />
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schlich ich mich durch das ganze Haus. Durch den Gang, durch das Wohnzimmer,<br />
durch die Küche. Vor der Speichertür blieb ich stehen. Ich schlug mir drei-, viermal ins<br />
Gesicht, sodass jeder, der daneben gestanden hätte, glauben musste, ich sei total durchgeknallt.<br />
War ich aber nicht, sondern ich wollte nur eine vorbeugende Behandlung<br />
gegen die Augen-aus-dem-Kopf-Fall-Krankheit. In der Tür war ein men<strong>schen</strong>hohes Loch,<br />
nach oben kleiner werdend. Weil ich d<strong>am</strong>als ein Tom-Turbo-Fan war, vermutete ich<br />
gleich Aliens, Roboter oder Doktor Gruselglatz als Schuldigen. Vorsichtig, mit klopfendem<br />
Herzen, versuchte ich mich durch das Loch zu schieben. Sekunden später spürte ich<br />
einen stechenden Schmerz in der Nase. Diesmal war ich es nicht selbst gewesen und<br />
ich fand <strong>des</strong>halb so schnell keine vernünftige Erklärung dafür, außer Fritz Fantom hätte<br />
mir den Haxen gelegt. Auch bei einem zweiten Versuch klappte es nicht, und bei einem<br />
dritten auch nicht. Da fiel mir auf einmal die beste Lösung ein. Ich drückte einen geheimnisvoll<br />
rot schimmernden Schalter, der leicht vibrierte, und das Licht ging an. Ich erschrak<br />
und schrie, als hätte ich ein blutrünstiges Monster gesehen. Meine Eltern k<strong>am</strong>en schlaftrunken<br />
aus ihren Betten und fragten, was los sei, dass ihr Kind so gottverd<strong>am</strong>mt schrie.<br />
Das Loch in der Tür, das sahen sie nicht, denn das war weg, als das Licht anging und<br />
der Mond nicht mehr die mannshohe Bronzefigur, die gegenüber der Tür steht, beschien.<br />
Danach hörte ich noch das Knir<strong>schen</strong> der Holzwürmer im Holzstapel. Irgendwie k<strong>am</strong> mir<br />
das Geräusch bekannt vor, aber ich wusste nicht mehr woher.<br />
Sebastian Haas, 2m<br />
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„Akrosticha“<br />
über Winter und Engel<br />
Die 2m hat sich für die Weihnachtsstunde in der Klasse ihre eigenen Gedichte<br />
geschrieben:<br />
Wege sind verschneit<br />
Iglus baun die Kinder<br />
Niemand stört die Landschaft<br />
Tierspuren sind im Schnee<br />
Ein Tannenbaum g’hört auch dazu,<br />
Reden tut man viel.<br />
Sebastian Beer<br />
Weiß ist die Welt,<br />
Ich kann es nur bestaunen.<br />
Nirgendwo Grün,<br />
Tannen sind verschneit.<br />
Endlich ist es still,<br />
Rufe verklingen im Wind.<br />
Seite 17<br />
Julia Tröndle<br />
Weiß ist die Welt,<br />
Ich kann es nur bestaunen.<br />
Nirgendwo Grün,<br />
Tannen sind verschneit.<br />
Endlich ist es still,<br />
Rufe verklingen im Wind.<br />
Wege, die echt rutschig werden,<br />
Iglus tauchen auf in Herden.<br />
Nebel zieht zu uns herauf,<br />
Tee kocht meine Mutter auf.<br />
Eisig macht der Schnee die Ohren.<br />
Regen ist zu Eis gefroren.<br />
Die ganze Welt ist weiß voll Schnee,<br />
´s ist Winterzeit. Hurra! Juchhe!<br />
Dominik Friedhuber-Grubenthal<br />
Wenn der Schnee fällt auf das Dach,<br />
Ich mich freue und dann lach’:<br />
Nicht mehr Schule – das ist schön,<br />
Tausend Flocken und kein Föhn!<br />
Endlich Weihnacht und Neujahr,<br />
Richtig Winter, das ist wahr!<br />
Julia Tröndle<br />
Martin Brahier<br />
Eltern sind im Weihnachtstrubel,<br />
Nah und fern die Men<strong>schen</strong> jubeln.<br />
Gleich kommen Kinder allerlei,<br />
Engel strömen alle herbei.<br />
Lange wird es nicht mehr dauern,<br />
Dann wird das Christkind auf uns lauern.<br />
Helene Golser, Stefanie Mayrhauser<br />
Endlich kommt die Winterzeit.<br />
Neujahr, Glück und Seligkeit.<br />
Große Flocken fallen nieder.<br />
Eis, das spiegelt alles wider -<br />
Leise diese Jahreszeit.<br />
Einst lag ein Kind in der Krippen<br />
Neugeboren und tiefgefroren.<br />
Gab ihm der Ochs einen Stups in die Rippen,<br />
Entdeckte dann erst den Floh in den Ohren,<br />
Lächelte ihm zu, und machte leise „Muh!“<br />
Michaela Kaaser<br />
Teresa Stiegelmair<br />
Texte mit Modalverben<br />
dürfen, können, müssen,<br />
sollen, wollen ...<br />
Gestern durfte ich mit Isabella ins Kino gehen. Ich wollte unbedingt den Film „Der Schuh<br />
<strong>des</strong> Manitu“ anschauen. Leider mussten wir um fünf Uhr zu Hause sein, und <strong>des</strong>halb<br />
konnten wir nicht mehr in die Stadt zum Bummeln fahren.<br />
Nicole Schöfecker<br />
Anuschka will kommen und bei mir lernen. Aber sie darf nicht, weil sie zuviel telefoniert<br />
hat. Deswegen hat sie Hausarrest, und ich soll zu ihr kommen. Ich mag und kann auch!<br />
Um sechs Uhr muss ich aber daheim sein!<br />
Hannah Dölzlmüller<br />
Ich will <strong>am</strong> Wochenende ins Kino gehen. Ich darf mir einen Film ansehen. Du kannst<br />
gerne mitkommen. Du musst aber selber zahlen. Ich möchte mein Geld noch sparen …<br />
Anuschka Jakup<br />
Heute will Thomas Fußball spielen. Aber seine Freunde dürfen alle nicht, weil es leicht<br />
nieselt. Seine Schwester möchte mitspielen, aber Thomas ist der Ansicht, Mädchen können<br />
nicht Fußball spielen. Er schreit sie an, sie solle sich schleichen, aber sie kann nicht<br />
davonlaufen, weil sie im Schmutz feststeckt.<br />
Michaela Kaaser<br />
Seite 18
Sabrina, Isabella, Nici und ich wollten „Pflicht, Wahl oder Wahrheit“ spielen. Nici durfte<br />
anfangen. Sie konnte mich nehmen, was sie auch tat. Ich sollte den Buffet-Mann<br />
anbetteln, mir einen Kuss zu geben. Ich wollte mich nicht bl<strong>am</strong>ieren, <strong>des</strong>halb leistete ich<br />
Widerstand. Doch sie sagten: „Du musst es machen!“ Also tat ich es auch.<br />
Teresa Stiegelmair<br />
Er will mit ihr schwimmen gehen. Aber sie darf nicht. Die beiden könnten gehen, wenn<br />
ein Erwachsener mitgeht. Es geht aber nicht, denn seine Eltern müssen arbeiten. Deshalb<br />
sollen ihre Eltern mitgehen. Aber die mögen nicht.<br />
Isabella Huber<br />
Ich möchte eine Kuh sein, aber meine Mutter sagt: „Deine Schwester ist doch schon<br />
eine.“ Mein Bruder könnte es auch werden, aber dann müsste ich ihn immer auf die<br />
Weide bringen. Ich sollte diesen Gedanken schnell wieder vergessen.<br />
Seite 19<br />
Raffael Scheil<br />
Wir wollen mit unserer Band richtig toll vorspielen, dürfen aber nicht so laut.<br />
Wir könnten sehr laut spielen!<br />
Wir mögen auch sehr laut spielen!<br />
Aber leider müssen wir uns einbremsen.<br />
Denn wir dürfen nicht so laut spielen, und das wollen wir nicht akzeptieren!<br />
Ich könnte rauchen.<br />
Aber ich will nicht rauchen.<br />
Denn wenn ich anfangen würde,<br />
dann müsste ich rauchen.<br />
Darum will ich nicht rauchen<br />
Alle Kinder wollen lachen,<br />
haufenweise Blödsinn machen.<br />
Lehrer müssen ernsthaft sein,<br />
finden Wissen richtig fein.<br />
Manchmal wollen Leute raufen,<br />
manchmal woll’n sie sich besaufen.<br />
Doch das dürfen viele nicht.<br />
Geschrieben hat’s ein netter Wicht.<br />
Matthias Sollak<br />
Sebastian Neumaier<br />
Dominik Friedhuber-Grubenthal<br />
Terror über New York<br />
„Wann treffen wir uns wieder, wir Drei?“<br />
„In New York bei Men<strong>schen</strong>geschrei!“<br />
„Tausende von Men<strong>schen</strong> müssen ihr Leben lassen!“<br />
„Sterben werden sie in Massen!“<br />
Am 11. September ist es geschehen.<br />
Ich wollte ins World Trade Center gehen.<br />
Doch plötzlich, es ging so wahnsinnig schnell,<br />
traf mich ein Lichtstrahl, hell und grell.<br />
Ich sah hinauf und konnte es nicht fassen:<br />
Aus dem Center stürmten Men<strong>schen</strong>massen.<br />
Ein Passagierflugzeug raste hinein.<br />
Das muss ein katastrophaler Unfall sein!<br />
Das Trade Center ging in Fl<strong>am</strong>men auf.<br />
Viele Opfer sahen beim Fenster heraus.<br />
Die Staubwolken zogen durch die Gassen.<br />
Men<strong>schen</strong> flohen fort in Massen.<br />
Ich lief hinfort, so schnell es ging,<br />
als meine Kleidung plötzlich Feuer fing.<br />
Ich riss sie vom Leib, war schwerstens verletzt.<br />
Trotzdem wurde ich von der Menge weiter gehetzt.<br />
Wieder gab es einen lauten Knall.<br />
Im zweiten Turm brannte es überall.<br />
Endlich nach langer Zeit,<br />
war ich draußen in Sicherheit.<br />
Plötzlich stürzten beide Türme ein.<br />
Dann hörte man keine Men<strong>schen</strong> mehr schreien.<br />
Tausende mussten ihr Leben dafür lassen,<br />
gestorben sind sie nun in Massen.<br />
Es war ein Terroranschlag, das ist nun klar,<br />
doch noch nicht genau, wer der Täter war.<br />
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Ich finde es graus<strong>am</strong>, feig und gemein.<br />
Welch kranker Mensch muss das sein!<br />
Zu einer Gruppe er gehört,<br />
die andere Men<strong>schen</strong>leben zerstört.<br />
Eine Welt ohne Rache und ohne Krieg<br />
wäre für die Menschheit ein großer Sieg.<br />
„Wann treffen wir uns wieder, wir Drei?“<br />
„Ich kann euch erzählen allerlei!“<br />
„Viele Opfer hat es gegeben.“<br />
„Sie alle verloren durch uns das Leben!“<br />
Stephanie Fischer, 3a<br />
Die Schüler verfassen ein „Reihumgedicht“, indem jeder Mitspieler seine Impressionen<br />
anschließt, in diesem Fall einen Blick zurück in die Kindheit tut.<br />
Ich erinnere mich...<br />
Ich erinnere mich an das gemeins<strong>am</strong>e Schwimmen im Wallersee, wenn es bereits dunkel<br />
war.<br />
Ich erinnere mich, dass ich einmal drei Stunden lang im Volksgartenbad vergessen worden<br />
bin.<br />
Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich mein eigenes Zimmer bekommen habe.<br />
Ich erinnere mich, dass mein Papa mich vor der Schule zwei Stunden hat warten lassen.<br />
Ich erinnere mich, wie meine Nonna mich als Baby das letzte Mal an der Hand gehalten<br />
hat.<br />
Ich erinnere mich, wie ich einen Gips bekommen habe.<br />
Ich erinnere mich, wie meine Schwester fast ertrunken wäre.<br />
Ich erinnere mich an den ersten Kübel Schw<strong>am</strong>merl, den ich im Wald mit meinem Opa<br />
ge-funden habe.<br />
Ich erinnere mich, wie ich mit unserem Schlauchboot umgekippt und ins Wasser gefallen<br />
bin.<br />
Ich erinnere mich, als ich zu Weihnachten meinen Holzzug bekommen habe.<br />
Ich erinnere mich, wie ich nach vier Stunden <strong>am</strong> Gipfel <strong>des</strong> Hoch-Golling gestanden bin.<br />
Ich erinnere mich an mein erstes verdientes Geld.<br />
Ich erinnere mich an einen Ausflug, an dem mich meine Eltern bei einer Auslage stehen ließen,<br />
mich ein Polizist fand, mit auf <strong>des</strong> Revier nahm und dann meine Eltern<br />
informierte.<br />
Seite 21<br />
Ich erinnere mich an meine erste Klavierstunde, als ich so aufgeregt war, dass meine<br />
Hände ganz nass und unruhig waren.<br />
Ich erinnere mich, als ich in einer Winternacht mit meiner Freundin durch den Schnee<br />
spaziert bin.<br />
Ich erinnere mich, wie viele schöne Tage ich mit Freunden in meinem großen Garten verbrachte.<br />
Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Schwester oft streite.<br />
Ich erinnere mich an die vielen lustigen Streiche, die ich anderen gespielt habe.<br />
Ich erinnere mich, wie Magdalena und ich Getränke verkauft haben.<br />
Ich erinnere mich, als sich meine Eltern getrennt haben.<br />
Ich erinnere mich an den Schmerz, als mein Opa gestorben ist.<br />
Ich erinnere mich, dass ich in Kärnten ein Erdbeben miterlebte.<br />
Ich erinnere mich an meine alten Freunde und Freundinnen.<br />
Ich erinnere mich, dass meine Freundin und ich barfuß durch eine Wiese voller Kuhmist<br />
ge-laufen sind.<br />
Ich erinnere mich an das Faulenzen in der Blumenwiese und über Gott und die Welt zu<br />
reden.<br />
Ich erinnere mich an die geschätzten acht Eis <strong>am</strong> Stiel, die wir verdrückten, <strong>am</strong> nächsten<br />
Tag lagen wir krank im Bett.<br />
Ich erinnere mich, wie wir durch den Bach wateten und versuchten Fische zu fangen,<br />
Versuch erfolgreich!<br />
Ich erinnere mich an den Urlaub, bei dem mich ein Grieche auf den Rücken eines<br />
K<strong>am</strong>els setzte.<br />
Ich erinnere mich an das Paragleiten mit meinem Vater.<br />
Ich erinnere mich, wie wir unser eigenes Baumhaus bauten.<br />
Ich erinnere mich an die Jahre, in denen ich glaubte, dass ich das „Wolferl“ würde,<br />
wenn ich Mozartkugeln essen würde.<br />
Ich erinnere mich an meinen 3. Geburtstag, als ich von meiner Uroma eine Puppe<br />
bek<strong>am</strong>, die gehen konnte.<br />
Ich erinnere mich, dass ich Regenwürmer aus unserem Beet heraus ges<strong>am</strong>melt habe.<br />
Ich erinnere mich an meine Geburtstage, an denen ich den Kuchen für mich allein hatte<br />
und ihn mit Händen essen durfte.<br />
Ich erinnere mich, dass ich Fieber hatte und Bierpat<strong>schen</strong> anziehen musste.<br />
Ich erinnere mich, wie ich meine Katze mit Puppengewand anzog.<br />
Ich erinnere mich, wie ich mit Magda die Kaugummis <strong>am</strong> Schulweg gezählt habe.<br />
Ich erinnere mich, wie ich meiner M<strong>am</strong>a, als ich noch ziemlich klein war, heimlich den<br />
Kaffee austrank, wenn sie aus dem Zimmer ging.<br />
Ich erinnere mich an meine Häsin „Veronika“, der ich eine Leine anlegte und mit der ich<br />
den Fuschlsee umrundete.<br />
Ich erinnere mich an den Tag, an dem meine Schildkröte n<strong>am</strong>ens Kiki starb.<br />
Seite 22
Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich im Eis einbrach.<br />
Ich erinnere mich an das Krokodil in Südafrika, das einen Zoowärter gefressen hat.<br />
Ich erinnere mich an den Strauß, auf dem ich in Südafrika geritten bin.<br />
Ich erinnere mich an die 1. Klasse Volksschule, in der ich kein Wort Deutsch sprechen<br />
konnte.<br />
Ich erinnere mich, wie wir spielten, dass meine Freundin Melanie heiraten wollte, doch<br />
ihr Bräutig<strong>am</strong> k<strong>am</strong> nicht.<br />
Ich erinnere mich an meine Freundin Nici, auf die ich immer so neidisch war.<br />
Ich erinnere mich, wie ich einen Apfelkern geschluckt habe und meine<br />
Kindergartenfreundin gesagt hat: “In dir wächst jetzt ein Apfelbaum.“<br />
Ich erinnere mich an meinen schwarzen Hasen.<br />
Ich erinnere mich, dass ich meiner Mutter ein Ge<strong>schen</strong>k zweimal ge<strong>schen</strong>kt habe.<br />
Ich erinnere mich an die schweren Zeiten in meinem Leben, die ich nicht nennen will.<br />
Gemeinschaftsarbeit der 3a<br />
Alles sah ganz anders aus,<br />
als es mir in Erinnerung<br />
geblieben war...<br />
Die Aufgabe bei der folgenden Textproduktion bestand darin, den folgenden Satz an<br />
den Be-ginn einer phantasti<strong>schen</strong> Reisegeschichte zu stellen.<br />
Kriegsabend<br />
Alles sah ganz anders aus, als es mir in Erinnerung geblieben war. Die Kirche, der<br />
Marktplatz, alles war zerstört. Eine schwarze Wolke von Trauer lag über der kleinen<br />
Stadt in den Bergen, in der ich einst gewohnt hatte. Wir schreiben das Jahr 2010 und<br />
ich bin bereits 23 Jahre alt. Vor genau 5 Jahren hatte ich meine Heimatstadt verlassen<br />
um in Amerika Karriere zu machen. Ich hatte geheiratet und kurz darauf ein Mädchen<br />
n<strong>am</strong>ens Lea bekommen. Mein Leben schien perfekt, bis ein mächtiger Politiker anfing die<br />
Ausländer zu hassen. Egal ob Jude, Afrikaner oder Asiat, für ihn waren nur bestimmte<br />
Men<strong>schen</strong> willkommen. Er fing an alle Zugewanderten aus Amerika in ihre eigenen<br />
Heimatländer abzuschieben. Ein gewaltiger Krieg brach aus.<br />
Der Albtraum der Hitlerzeit schien sich zu wiederholen. Atombomben zerstörten weite<br />
Teile Asiens. In fast allen Ländern herrschte Not, Hunger und Verzweiflung. Da meine<br />
F<strong>am</strong>ilie und ich auch Ausländer in Amerika waren, wurden auch wir in unser Heimatland<br />
verwiesen. In die kleine Stadt in den Bergen, in der ich groß geworden war. Obwohl<br />
Seite 23<br />
ich Amerika nicht verlassen wollte, freute ich mich doch auf meine Eltern, auf mein Haus<br />
mit dem grünen Gartenzaun und mein ehemaliges Kinderzimmer. Ich konnte mich genau<br />
an mein Zimmer erinnern. An den Fenstern hingen blaue Vorhänge, die meine Mutter<br />
extra für mich genäht hatte. Auf meinem Bett saß immer mein allerliebster Teddybär, mit<br />
dem ich jeden Abend schlafen gegangen war. Es musste wunderschön sein wieder einmal<br />
die Heimat zu besuchen. D<strong>am</strong>als wusste ich nicht, dass meine kleine Heimatstadt in<br />
den Bergen auch schon längst in Schutt und Asche lag. Wir in Amerika waren alle<br />
davon überzeugt, dass Europa noch nicht ins Verderben <strong>des</strong> Krieges gestürzt war. Dann<br />
war es soweit. Es war der Tag, an dem mir die Augen geöffnet wurden. Die Rückkehr<br />
in meine Heimat. Schon von weitem sah man deutlich eine Rauchwolke über der Stadt<br />
aufsteigen. Die Kirche lag völlig in Trümmern. Leute waren keine zu sehen. Es schien wie<br />
eine Geisterstadt. Ausgestorben. Fenster waren eingeschlagen, Häuser brannten. Ich<br />
k<strong>am</strong> in die Straße, in der mein Haus stand. Der grüne Gartenzaun war umgerissen. Ich<br />
betrat das, was von meinem Haus übrig geblieben war. Keine Eltern. Alles leer.<br />
Totenstille. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich stieg die Treppe in mein<br />
altes Kinderzimmer hinauf. Verwüstet. An meine Vorhänge erinnerte nur mehr ein Fetzen<br />
blauer Stoff. Die Fensterscheibe war zerbrochen. Tränen stiegen mir in die Augen. Was<br />
hat der Krieg angerichtet? Was ist mit meiner kleinen Stadt in den Bergen passiert? Hass<br />
und Rassismus bringen uns alle noch um.<br />
Wie in Trance ließ ich mich auf mein Bett fallen, nahm meinen Teddybär in den Arm. Mit<br />
seinen schwarzen Knopfaugen schaute er mich an, als wolle er fragen: "Warum?"<br />
Anna Offner, 3e<br />
Eines Morgens gelangte ich zu dem Bahnhof, einem großen und bevölkerten Bahnhof,<br />
in dem es einem schwer gemacht wurde, sich zu orientieren. Sämtliche Anzeigetafeln<br />
waren wegen eines Stromausfalles erlo<strong>schen</strong>, die große Wanduhr wurde gerade ausgewechselt,<br />
der Infor-mationsschalter war geschlossen und die wenigen<br />
Bahnhofsbediensteten enteilten, sobald man sich ihnen zu nähern drohte.<br />
(Stefano Benni)<br />
Bahnhof<br />
Eines Morgens gelangte ich zu dem Bahnhof, einem großen und bevölkerten Bahnhof,<br />
in dem es einem schwer gemacht wurde, sich zu orientieren. Sämtliche Anzeigetafeln<br />
waren wegen eines Stromausfalles erlo<strong>schen</strong>, die große Wanduhr wurde gerade ausgewechselt,<br />
der Infor-mationsschalter war geschlossen und die wenigen Bahnhofsbediensteten<br />
enteilten, sobald man sich ihnen zu nähern drohte.<br />
So ging ich, ganz auf mich allein gestellt, zu den Bahnsteigen und schaute mich nach<br />
meinem Zug um. Es war ein InterPlanetExpress, eine Neuerfindung eines gewissen Herrn<br />
Seite 24
Kobalt. Der Zug sollte mich zu meinem Freund, dem Waschbären <strong>am</strong> Bibersee in<br />
H<strong>am</strong>burg bringen. Es war nämlich den Wissenschaftlern gelungen eine Kommunikation<br />
zwi<strong>schen</strong> Men<strong>schen</strong> und Tieren mittels eines kleinen Chips im Ohr zu ermöglichen. Der<br />
Zug fuhr ab. Als er über einen großen breiten Fluss gefahren war, entfaltete der Lokführer<br />
alle Möglichkeiten <strong>des</strong> InterPlanetExpress. Zuerst klappte er auf den Seiten je<strong>des</strong><br />
Waggons einen Flügel heraus, der sich schon bald zu drehen anfing. Dann hob der Zug<br />
ab. Nachdem er ungefähr 20 Meter in der Luft war, verstand ich die Notwendigkeit dieses<br />
Vorgangs. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich nämlich, dass die Schienen hier<br />
aufhörten.<br />
Plötzlich gab es einen Ruck und der Zug begann zu sinken. Mittels <strong>des</strong> Chips im Ohr<br />
wurde den Passagieren und auch mir mitgeteilt, dass wir uns auf Kollisionskurs mit einem<br />
anderen Zug befanden. Der Lokführer hatte versucht ihm durch Absinken auszuweichen,<br />
doch das hatte nicht funktioniert. Die Passagiere wurden unruhig und auch ich hatte ein<br />
mulmiges Ge-fühl im Bauch. „Bitte schnallen Sie sich an, wir werden aufsteigen!,“ sagte<br />
eine freundliche Frauenstimme durch den Chip. Ich war mir nicht sicher, ob ich meinen<br />
Freund, den Waschbä-ren, noch sehen würde. Ganz in Gedanken versunken merkte ich<br />
gar nicht, wie der Zug auf-stieg. Doch plötzlich sah ich durch das Fenster, dass der Flügel<br />
<strong>des</strong> Waggons sich zu lösen drohte. „In Waggon 18 wackelt der Flügel, ich fürchte, er<br />
kann abfallen,“ gab ich durch die Sprechanlage an meinem Sitz dem Schaffner durch.<br />
Dieser k<strong>am</strong> sofort und versuchte mit di-versen Werkzeugen den Flügel zu reparieren.<br />
Ohne Erfolg. Aufgrund dieser Tatsache holte er aus einem Wandschrank einen<br />
Ersatzflügel, montierte ihn und ließ den kaputten in die Tiefe stürzen. In dem Moment<br />
hörte ich die Entwarnung <strong>des</strong> Lokführers.<br />
37 Minuten danach setzten wir wieder auf den Schienen auf und rollten in den Bahnhof<br />
ein. Alle Passagiere stiegen aus. Der Schaffner bedankte sich bei mir für die Warnung<br />
und verließ mit mir den Zug. Der Waschbär wartete schon auf mich. Als wir durch die<br />
Bahnhofshalle gingen, drehte ich mich noch einmal um. Der Zug stand wie ein normaler<br />
Zug aus meiner Schulzeit auf den Gleisen und ich zweifelte an meiner Wahrnehmung<br />
und war mir nicht mehr sicher, ob es nicht ein Traum gewesen war.<br />
Der Waschbär fuhr mich mit seinem Audi A50 zu seiner Höhle <strong>am</strong> Bibersee, wo wir eine<br />
schöne Zeit verbrachten. Er führte mich in die Kunst <strong>des</strong> Wa<strong>schen</strong>s und <strong>des</strong><br />
Honigs<strong>am</strong>melns ein, da er dachte: Warum soll ein Waschbär seinem N<strong>am</strong>en nicht<br />
gerecht werden? Vor allem im Jahre 2050.<br />
Clemens Wiltsche, 3e<br />
Seite 25<br />
Die Aufgabe lautete, sich einen Tag im Jahre 2042 vorzustellen...<br />
Ein Tag im Jahr 2042: LACHTAG<br />
Die Ferien sind vorüber und ich sitze im Unterricht von Herrn Professor Swabedu. Seinen<br />
Unterrichtsgegenstand nennt er: Früher und Heute. Er erzählt uns, dass sich die<br />
Men<strong>schen</strong> früher in kleinen Fahrzeugen fortbewegten, die höchstens 120 km/h fahren<br />
konnten. Man nannte sie "Autos". Erst ab 18 Jahren durfte man d<strong>am</strong>it fahren. Heutzutage<br />
hat schon je<strong>des</strong> Kleinkind ein Tusoa. In kürzester Zeit beschleunigt es von null auf 33333<br />
km/h.<br />
Mit leiser Stimme flüstere ich meinem Heft zu, es solle bitte das heutige Datum auf die<br />
leere Seite schreiben. Sekunden später erscheint dort bunt das Datum: "Lachtag, der 42.<br />
13. 2042".<br />
Es ist eine interessante Stunde, aber trotzdem kann ich nur an die nächste Stunde denken.<br />
Ge-rade setzt der Lehrer zu einem neuen Satz an, da läutet auch schon die<br />
Pausenglocke.<br />
Jetzt habe ich mein Lieblingsfach: Kontakt mit Außerirdi<strong>schen</strong>. Ich sitze neben Haras (sie<br />
ist meine beste Freundin in der Schule).<br />
Professor Molko erzählt uns, dass sie in den Ferien auf dem Planeten Klafo auf Urlaub<br />
war. Sie sagt, es gibt dort nur Sonnenschein und vergnügte Leute. Ausgiebig berichtet<br />
sie uns, dass eine Schulklasse von diesem Planeten mit uns Kontakt aufnehmen möchte.<br />
Laut ihren Be-schreibungen haben sie zwar zwei Arme, so wie wir, aber vier Beine und<br />
sechs Augen. Wahr-scheinlich werden wir uns durch das Quatschophon verständigen.<br />
Es ist ein Gerät, durch das man sich akustisch verständigen sowie Gerüche und<br />
Gegenstände, Bilder und auch Gefühle schicken kann (der Lachtag heißt nur <strong>des</strong>wegen<br />
so, weil man an diesem Tag jedem seiner Freunde Freude und Spaß durch das<br />
Quatschophon sendet). So vergeht auch die zweite Stun-de.<br />
Anschließend haben wir: Rennfahren. Gemeins<strong>am</strong> mit Haras fahre ich in meinem, wie<br />
Haras meint, viel zu verwöhnten Rennwagen gegen Anomis und Aniger. Eigentlich ist<br />
Haras ja froh darüber, dass das Fahrzeug so glücklich ist, schließlich fährt es um so<br />
schneller, wenn es gut gelaunt ist. Aus diesem Grund sind wir unschlagbar und haben<br />
auch dieses Rennen eindeutig gewonnen.<br />
Nach diesen drei Schulstunden darf Haras noch mit mir zum Essen und Spielen nach<br />
Hause fahren. Innerhalb weniger Minuten sitzen wir auch schon <strong>am</strong> Esstisch. Schließlich<br />
ist es ja auch kein besonders langer Weg. Wir müssen nur nach der Milchstraße links<br />
abbiegen, eine viertel Drehung nach rechts, nochmals zwei Lichtjahre gerade aus<br />
.....das ist alles! Zum Mit-tagessen gibt es Spaghetti mit Vit<strong>am</strong>inen A und E in der<br />
Geschmacksrichtung 3 aus der Tube. Echt lecker!<br />
Seite 26
Dann gehen wir mit meinem Roboterhund spazieren, bis er nach lautem Klirren bekannt<br />
gibt, dass die Batterie leer ist. Nebenbei verschicken bzw. erhalten wir jede Menge lustige<br />
Gefühle, bis wir uns vor lauter Lachen mit Freudentränen in den Augen <strong>am</strong> Boden<br />
wälzen.<br />
Beide sind wir uns einig, dass der Lachtag der beste Tag im Jahr ist.<br />
Nina Gucher, 3e<br />
Verfasse eine phantastische Reisegeschichte:<br />
Träume sind Schäume<br />
Die erste Nacht an Bord, es war ein Donnerstag, glaube ich, im Juni. Meine Mannschaft<br />
und ich hatten vor auf unserem Schiff Kirst das Bermudadreieck zu durchqueren. Seit<br />
Jahrzehnten verschwanden aus unerklärlichen Gründen in diesem Dreieck alle Schiffe<br />
unserer Flotte.<br />
Wir vermuteten, dass ein Fluch auf uns und dem Dreieck lag. Wir waren dazu gezwungen<br />
darüber zu fahren, denn unsere Insel, auf der meine Besatzung lebte, wurde auch<br />
noch von zwei Monstern bewacht. Auf der Insel gingen unseren Frauen und Kindern die<br />
Essensvorräte aus und wir, die letzten Männer, mussten doch für unsere F<strong>am</strong>ilien sorgen.<br />
Meine Crew hatte schreckliche Angst vor den Monstern, die unsere Boote in Stücke reißen<br />
konnten. Sie sahen aus wie zwei riesige Wasserschlangen mit übergroßen Mäulern,<br />
aus denen Feuer quoll.<br />
Doch jetzt war es endlich soweit. Am Freitag Morgen um fünf Uhr in aller Frühe, als wir<br />
un-gefähr in der Mitte <strong>des</strong> Dreiecks angekommen waren, saugte uns auf einmal ein<br />
mächtiges Wassermonster in die Tiefe <strong>des</strong> Ozeans.<br />
Als ich mich dann von meiner Schwäche erholt hatte, traute ich meinen Augen kaum. Ich<br />
lag an einem Strand, der aussah wie auf meiner Heimatinsel. Doch ich war allein. Ich<br />
irrte auf der Insel herum und suchte mein Dorf.<br />
Nach sieben Stunden gab ich es auf. Weit und breit war keine Men<strong>schen</strong>seele zu<br />
sehen. Plötzlich stand vor mir eine gigantische Ananas, die min<strong>des</strong>tens 18 Meter hoch<br />
war. Als ich genauer hinsah, k<strong>am</strong> mir alles so riesig vor. In einiger Entfernung sah ich ein<br />
Pferd mit weißen Flügeln, das fest an einer Trauerweide angebunden war. Es versuchte<br />
sich zu befreien. Ich redete ihm gut zu, um es zu beruhigen, band es schließlich los,<br />
bestieg es und flog mit ihm hinauf in die Lüfte bis über die Wolken.<br />
"Danke, dass du mich gerettet hast", sprach es. "Deshalb hast du drei Wünsche frei". Ich<br />
brauchte nicht lange zu überlegen und antwortetet ihm:<br />
1. möchte ich wieder zurück auf meine Heimatinsel.<br />
2. sollen nie wieder Schiffe von Monstern und Seeungeheuern versenkt werden.<br />
Seite 27<br />
3. sollen unsere F<strong>am</strong>ilien nie mehr hungern müssen.“<br />
Das Pferd setzte mich wieder auf der Insel ab, begann dann heftig mit seinen Flügeln zu<br />
schlagen und flog davon. Ich rief und schrie ihm hinterher und hörte plötzlich eine Stimme<br />
ru-fen: "Guten Morgen, es ist Zeit zum Aufstehen!" Ich schrak hoch. "Frühstück ist fertig.<br />
Ich habe dir einen heißen Kakao und Air-Energy-Palatschinken gemacht“, rief eine<br />
Stimme aus der Küche. Ich atmete auf. Alles war nur ein Traum gewesen. Ich sah auf<br />
den Kalender:<br />
Heute war der 20.10. 2332. Ich sprang aus dem Bett, nahm meine Hyper-Astro-<br />
Schultasche und flitzte mit meinem Flugboard hinunter zum Frühstück und anschließend<br />
mit Papas Flug-mobil BMW-Mazda-Fort Airview zur Schule.<br />
Stefanie Hansen, 3m<br />
Ein Weihnachtsgedicht<br />
nach einem bekannten Weihnachtslied<br />
Alle Jahre wieder<br />
Kommt der Weihnachtsmann<br />
Durch den K<strong>am</strong>in hernieder<br />
Und rußt alles an.<br />
Schmeißt mit seinem Sacke<br />
Fast den Christbaum um,<br />
Zwickt mir in die Backe.<br />
Ich nehm`s ihm nicht krumm.<br />
Bläst mir seine Fahne<br />
Mitten ins Gesicht.<br />
Schleckt von der Tort Sahne.<br />
Das darf er doch nicht!<br />
Rülpst noch einmal tüchtig.<br />
Dann legt er sich hin.<br />
Blinzelt nur mehr flüchtig.<br />
Oh, ich glaub, ich spinn´!<br />
Cornelia Absmanner, 3I<br />
Seite 28
Eine Prosavariante zu Goethes Ballade „Der Fischer“<br />
Es war früh <strong>am</strong> Morgen, als ich zu meinem täglichen Morgenspazierschwumm aufbrach.<br />
Ich war noch nicht weit von meiner Grotte entfernt und schw<strong>am</strong>m <strong>am</strong> Ufer entlang, als<br />
ich mich in einer Angelschnur verfing. Große Wut überk<strong>am</strong> mich, denn ich hasse<br />
Men<strong>schen</strong>, die mein Volk, die Fische, fangen, töten und verzehren. Und so rauschte ich<br />
unverzüglich an die Was-seroberfläche. Kaum war ich aufgetaucht, da sah ich auch<br />
schon den Übeltäter. Ruhig saß er auf dem Steg und starrte mich unverwandt an. Da ich<br />
Poesie liebe, rief ich: " Was lockst du meine Brut mit Men<strong>schen</strong>witz und Men<strong>schen</strong>list<br />
hinauf in To<strong>des</strong>glut?!" Meine Stimme über-schlug sich dabei fast vor Empörung und meine<br />
Flosse peitschte wild das Wasser auf. Der Fischer brachte aber angesichts der Tatsache,<br />
dass ich eine Nixe bin und Nixen nun mal, abgesehen von ihrem Fischschwanz, nichts<br />
anhaben, den Mund nicht mehr zu. Ich merkte, dass ich anders vorgehen musste und<br />
begann einen Sprechgesang anzustimmen. Lockend schwärmte ich ihm von der<br />
Unterwasserwelt vor und es dauerte nicht lange, da trat schon dieser mir wohlbekannte<br />
Ausdruck ins Gesicht <strong>des</strong> Fischmörders. Seine Augen verklärten sich und er begann ganz<br />
eigenartig zu grinsen. Da wusste ich, dass es um ihn geschehen war. Mittlerweile war<br />
der Mann schon halb ins Wasser geglitten und ich brauchte nur mehr seine Hand zu packen<br />
und er folgte mir willig wie ein unwissen<strong>des</strong> L<strong>am</strong>m, das man zur Schlachtbank führt,<br />
in mein Reich.<br />
Cornelia Absmanner, 3i<br />
Es war einmal<br />
Vorgegeben waren drei kurze Texte von Jochen Jung aus dem Band "Ein dunkelblauer<br />
Schuhkarton. Hundert Märchen und mehr"; Haymon 2000.Einer davon handelt von<br />
einem Blatt.<br />
Es war einmal ein Blatt, das hing an einem Baum. Und eines Tages, der ein schöner, stiller<br />
Herbsttag war, löste es sich in einem ganz bestimmten Augenblick von seinem Zweig<br />
und fiel in einem weichen Zickzackkurs zu Boden. Da liegt es nun.<br />
Nach einer Besprechung unter dem Arbeitstitel „Die Tiefe <strong>des</strong> Gewöhnlichen“ (Jungs<br />
Texte sind sehr kurz; Kürzestgeschichten im Märchenton: Gegenstände, Organismen<br />
etc., die nach unserem Alltagsverständnis nichts Menschliches an sich haben, werden mit<br />
menschlichen Verhaltensweisen ausgestattet oder auf ihnen, denen sonst überhaupt keine<br />
Beachtung ge<strong>schen</strong>kt wird, ruht - für den Leser überra<strong>schen</strong>d - die Aufmerks<strong>am</strong>keit <strong>des</strong><br />
Autors. Wir werden mit den Texten gleichs<strong>am</strong> in unsere Kinderzeit zurückversetzt. Diese<br />
Kürzestgeschichten kommen sehr schnell zu dem Punkt, an dem sie den Leser überra<strong>schen</strong><br />
und treffen (Schon im 3. Satz ist das Blatt es allein). Man könnte auch sagen, Jungs<br />
Seite 29<br />
Texte haben eine Pointe, die auf unangestrengte Weise Reflexionen auslösen können.<br />
Dies gelingt dadurch, dass der Autor Situationen auswählt, die eine Analogie zum<br />
menschlichen Leben - und d<strong>am</strong>it Identifikation - ermöglichen. Dazu wurden dann zu frei<br />
gewählten Gegenständen Analogietexte geschrieben, in denen nach Möglichkeit auch<br />
bestimmte Redewendungen ausprobiert und deren verblasste konkrete Bedeutung zu<br />
neuer Anschaulichkeit erweckt werden sollten<br />
Es war einmal ein Ei. Das Ei lebte in einem Kühlschrank. Es war das einzige Braune unter<br />
zehn weißen Eiern. Die anderen Eier hänselten es, und das braune Ei war sehr unglücklich.<br />
Eines Tages wurden alle Eier aus dem Kühlschrank geholt. Man wollte Spiegeleier<br />
aus ihnen machen. Das braune Ei wusste, dass sie dann sterben würden. Es wollte aber<br />
den anderen Eiern noch einen Streich spielen. Also sagte es, dass es in der Pfanne ein<br />
Paradies sei und die Eier sprangen hinein. Das braune Ei lachte, denn es hatte die anderen<br />
in die Pfanne gehauen.<br />
Katharina S<strong>am</strong>s, 3i<br />
Es war einmal ein Streichholz, das den ganzen Tag in einer muffeligen, alten Schachtel<br />
lag. Manchmal wurde einer seiner Freund aus der Streichholzschachtel gezogen, aber<br />
er k<strong>am</strong> nie zurück. Das Streichholz sehnte sich nach dem Moment, wo es auch hinaus<br />
kommen könnte wie so viele Freunde vor ihm. Wie sah es draußen aus? Was würde mit<br />
ihm passieren? Eines Tages war es soweit, die fetten Finger öffneten wieder einmal die<br />
Schachtel. Das Streichholz dachte: „Nimm mich! Mich!“, und so war es. Es wurde wirklich<br />
heraus gezogen. Es sah einen Baum, eine Blume, einen lieben Schmetterling, und<br />
vor lauter Freude wurde es Feuer und Fl<strong>am</strong>me.<br />
Hansi Kogler, 3i<br />
Es war einmal ein Luftballon, der in der Salzburger Raiffeisenkassa geboren wurde. Er<br />
wollte schon immer die erfri<strong>schen</strong>de Luft und den Wind, der ihn hoch hinauftragen sollte,<br />
spüren. Eines Tages war es soweit. An einem Weltspartag wurde er von einem kleinen<br />
Mädchen in die große, weite Welt hinaus getragen. Doch sein Schicksal meinte es<br />
nicht gut mit ihm, denn wenige Minuten später war er schon wieder in einer<br />
Zweistockwohnung gefangen. Langs<strong>am</strong> aber sicher s<strong>am</strong>melte sich Wut in ihm, und<br />
schlussendlich ging er vor lauter Zorn an die Decke.<br />
Lena Schweitl, 3i<br />
Es war einmal ein Luftballon, der war sehr jähzornig, denn er wurde immer von einem<br />
Platz zum andern gestoßen. Nirgends war er zuhause, nicht unter dem Tisch, wie der<br />
Teppich, und nicht auf der Couch, wie der Vater. Er hasste die ganz kleinen<br />
Kinderhände, die ihn herumwarfen und festhielten. Er war so verzweifelt, dass er einmal<br />
vor lauter Zorn an die Decke ging.<br />
Birgit Meiche, 3i<br />
Seite 30
Ein Streichholz lag Tag ein, Tag aus in einer Schachtel und langweilte sich. Wann<br />
komme ich denn endlich einmal aus dieser Schachtel heraus? dachte es oft verbittert. Ab<br />
und zu wurde die Schachtel geöffnet und eine Hand griff hinein und holte ein Streichholz<br />
heraus. Immer hoffte das Streichholz, das nächste zu sein. Eines Tages, als die Schachtel<br />
wieder geöffnet wurde, hüpfte das Streichholz in die Hand und wurde <strong>am</strong> Schachtelrand<br />
gerieben. Das Streichholz war Feuer und Fl<strong>am</strong>me. Und was blieb übrig? Ein Häufchen<br />
Asche.<br />
Clara Kals, 3i<br />
Es war einmal eine Glühbirne, die eines Tages ausbrannte. Sie wurde achtlos weggeschmissen<br />
und landete unversehrt auf der Müllhalde <strong>am</strong> Salzachsee. Da lag sie nun in<br />
Sektor 7a für ausgebrannte Glühbirnen, und sie hatte viel Zeit, über ihr Schicksal nachzudenken.<br />
Beim Gedanken daran, wie vielen Leuten sie eigentlich Licht gespendet hatte,<br />
platzte ihr angesichts der lieblosen Behandlung endgültig der Kragen.<br />
Florian Ehgartner und Matthias Plot, 3i<br />
Es war einmal ein Milchpackerl, das zus<strong>am</strong>men mit anderen im Kühlregal im Spar stand.<br />
Eines Tages wurde es gekauft und in ein kleineres Kühlregal, das man zuschließen konnte,<br />
gesteckt. Mit der Zeit wurde es immer leerer und sein Inhalt schlussendlich auch sauer.<br />
Man warf es achtlos weg, und es wurde als Packerl nie wieder gesehen.<br />
Sophie Lautner und Marcella Kronlachner, 3i<br />
Es war einmal ein Schuh, der stank so fürchterlich, dass er total depressiv wurde. Jeden<br />
Tag k<strong>am</strong> der große Stinkefuß und schlüpfte in ihn hinein. Das wurde dem Schuh mit der<br />
Zeit zu dumm, und er fing an zu zwicken, zu kitzeln und zu drücken, bis er schließlich<br />
an die frische Luft gesetzt wurde.<br />
Cornelia Absmanner und Lisa Ringl, 3i<br />
Es war einmal ein Fußball, der vor Kraft strotzte, aber niemand spielte mit ihm. Also<br />
haderte er jeden Tag mit seinem Schicksal und j<strong>am</strong>merte: "Keiner spielt mit mir." Als der<br />
Sommer k<strong>am</strong>, war ihm die Luft zum J<strong>am</strong>mern ausgegangen. Zus<strong>am</strong>mengesunken lungerte<br />
er im Eck, denn mit einer unförmigen Wuchtel wollte schon gar keiner mehr spielen.<br />
Hansi Kogler 3i<br />
Es war einmal ein Zuckerstück, das Tag für Tag mit anderen Stücken in der Dose lag. Es<br />
war gespannt, wie es wohl außerhalb der Dose aussah, bis es eines Tages in einen heißen<br />
Tee geworfen wurde und darin solange litt, bis ihm die Sinne schwanden.<br />
Hansi Kogler, 3I<br />
Seite 31<br />
Texte zum Thema Frieden (5i)<br />
Den folgenden Texten vorausgegangen ist ein „stummer Dialog“, der innerhalb weniger<br />
Minuten die Tafel mit eine Fülle von Gedanken und Assoziationen füllte. Außer diesen<br />
gab es keine weiteren Vorgaben:<br />
Die Friedenstruppen<br />
Kämpfen für den Weltfrieden<br />
Ist das denn sinnvoll?<br />
Krieg akzeptieren<br />
Es kann die Freiheit kosten<br />
Und auch das Leben.<br />
Franz Schallmoser, 5i<br />
Frieden ist nie überall möglich.<br />
Frieden ist nicht schwarz.<br />
Frieden ist Toleranz und Verständnis.<br />
Frieden ist nicht schwarz.<br />
Frieden ist Ruhe und Stille.<br />
Frieden ist nicht schwarz.<br />
Frieden ist wie ein versteckter Ort, den es immer und überall gibt, der<br />
aber schwer zu finden ist.<br />
Frieden ist nicht so schwarz.<br />
Frieden ist oft unmöglich.<br />
Frieden ist nicht: Hass, Gewalt, Angst.<br />
Ist Frieden das Gegenteil von Krieg?<br />
Hanna Parisot, 5i<br />
Frieden ist schön<br />
Frieden ist unvorstellbar<br />
Frieden der Traum der Menschheit<br />
Frieden wäre fad<br />
Frieden ist der Wunsch vieler Men<strong>schen</strong><br />
Krieg auch?<br />
Seite 32
Seite 33<br />
Frieden – beginnt mit einem warmen Händedruck<br />
Frieden – ein gutes Wort<br />
Frieden – ein Lächeln<br />
Frieden – ein Blick<br />
Krieg - beginnt mit einer Auseinandersetzung<br />
Krieg – ein böses Wort<br />
Krieg – ein böser Blick<br />
Krieg – ein Angriff<br />
Bote <strong>des</strong> Friedens<br />
Du sprichst zu uns, jeden Tag<br />
Doch hören wir nicht<br />
Friedliche Natur<br />
Alles war heil und ruhig<br />
Doch dann k<strong>am</strong> der Mensch<br />
Am Rand <strong>des</strong> Dschungels<br />
In Frieden, ein Baum vor mir<br />
Doch lebt er allein<br />
Sonnenuntergang<br />
schöne, glitzernde Funken,<br />
spiegeln sich im See<br />
Ein kleines Bächlein<br />
Gurgelt munter vor sich hin,<br />
in Richtung Sonne<br />
Mücken, sehr lästig<br />
Elendige Blutsauger<br />
Ha! – Mückenspray<br />
Eva Heitzinger, 5i<br />
Karl Bauer, 5i<br />
Ein großer Kirschbaum,<br />
seine Schönheit, wie ein Traum.<br />
Doch – man sieht ihn kaum<br />
Ein See, still und klar<br />
Doch Wind bläst stark auf ihn ein<br />
Der See wehrt sich nicht<br />
Fabian Bonecker, 5i<br />
Wenn du Frieden willst, bereite den Frieden vor.<br />
Fang bei dir an!<br />
Wer Krieg will, wird Krieg bekommen.<br />
F rieden ist tolerant, andere tolerieren<br />
R espekt<br />
I n andere sich hineinversetzen, hineinfühlen<br />
E ine Lösung gegen Krieg?<br />
D ie gibt es nicht?<br />
E twa doch?<br />
N ein<br />
Wir alle glauben<br />
Frieden ist so wunderschön<br />
Doch ist er so fern<br />
Laura Hochhäusl, 5i<br />
Raffaela Bauer, 5i<br />
Anna Schmitzberger, 5i<br />
Seite 34
Orte/ Reisen - Essays<br />
Wachs<br />
Langs<strong>am</strong> öffne ich die schwere Geschäftstüre. Sofort kommt mir ein Schwall von Kerzenund<br />
Lebkuchenduft entgegen. Ich atme ganz tief ein. Eine Zeit lang stehe ich regungslos<br />
da und nehme den vertrauten Geruch in mich auf. So, als würde ich das erste Mal das<br />
zarte Gemisch aus Parafin und Teig riechen. Gerade jetzt vor Weihnachten ist der<br />
Geruch noch intensiver, noch vertrauter. Langs<strong>am</strong> gehe ich weiter, vorbei an den<br />
Sterbekerzen links und den Hochzeitskerzen rechts von mir und betrete das Büro meiner<br />
Mutter. Alles ist finster, nur der Computer läuft noch und wartet verzweifelt auf neue<br />
Anweisungen. Schnell verlasse ich den kleinen, unsympathi<strong>schen</strong> Raum und komme ins<br />
Lager. Hier ist es kalt und ungemütlich. Auf beiden Seiten neben mir türmen sich<br />
Schachteln in den Regalen, die bis unter die Decke reichen. Jede Schachtel ist sorgfältig<br />
mit einer Nummer und einem Firmenetikett versehen. So warten die Kerzen, gut verpackt,<br />
vielleicht schon bald verkauft zu werden. Auch hier sehe ich keine<br />
Men<strong>schen</strong>seele. Ich vermute, dass die ganze Belegschaft oben im zweiten Stock im<br />
Vers<strong>am</strong>mlungsraum ist, aber ich habe noch keine Lust zu ihnen zu gehen. Ich liebe es<br />
nach Geschäftsschluss alleine durch die dunkle Firma zu schlendern. Vor allem der alte<br />
Teil, den ich jetzt, nach Verlassen <strong>des</strong> Lagers, betrete, fasziniert mich. Ich befinde mich<br />
jetzt in der Wachszieherei. Ich gehe auf eine Unmenge von so genannten Tunkkesseln<br />
zu. Langs<strong>am</strong> hebe ich den Deckel eines Kessels hoch und sehe das bereits erstarrte<br />
Wachs darin. Erst morgen früh wird es wieder erhitzt werden und viele Kerzen in einen<br />
Farbmantel hüllen. Rechts von mir steht der gewaltige Kerzenzug. Zwei riesige Rollen,<br />
die einander übertrumpfen zu wollen scheinen. Von einer zur anderen Rolle sind ewig<br />
lange Dochte gespannt, die (wenn der Zug in Betrieb ist) durch die <strong>am</strong> Boden stehenden<br />
Wachsbecken gezogen werden. Nach einiger Zeit hat man schließlich richtige<br />
Kerzenschnüre, die nur mehr auseinandergeschnitten werden müssen. Heutzutage werden<br />
allerdings nur mehr sehr wenige Kerzen so hergestellt. Früher a-ber, als mein<br />
Urururgroßvater den Betrieb gründete, wurden so ziemlich alle Kerzen auf diese Weise<br />
hergestellt. D<strong>am</strong>als war die Firma ja auch noch um vieles kleiner. Eine nette, kleine<br />
Wachszieherei und Lebzelterei eines aus Ungarn st<strong>am</strong>menden Mannes, der sich in<br />
Salzburg selbstständig gemacht hat. Seit 1879 also stehen diese altmodi<strong>schen</strong><br />
Maschinen und Geräte an ihrem Platz und verrichten ihre Arbeit. Bei jedem kleinen<br />
Wachsfleck, der auf den Maschinen klebt, fragt man sich, wie alt er wohl sein mag und<br />
was er denn schon alles erlebt haben könnte. Obwohl das nun eher Träumerei als<br />
Realität sein dürfte, denn die Maschinen werden jeden Tag mit gewaltigen Spachteln<br />
abgeschabt und gesäubert. Ich erinnere mich noch, dass mein Bruder und ich als Kinder<br />
nur allzu gerne mit diesen Spachteln gespielt haben und dass meine Oma je<strong>des</strong> Mal<br />
einen halben Herzinfarkt bek<strong>am</strong>, wenn sie uns mit diesen – für uns viel zu gefährlichen<br />
Seite 35<br />
– Dingern herumlaufen sah. Also legten wir die Spachteln zur Seite, um fünf Minuten später<br />
mit einem anderen uns verbotenem Gegenstand in der Hand aufzutauchen. Wenn es<br />
meiner Großmutter dann allerdings doch einmal zu bunt wurde und sie uns aus der<br />
Wachszieherei verbannte (bei Gott, ich kann sie verstehen!), dann versteckten wir uns<br />
eben unter der Stufe, wo hinter einem Vorhang Bananenschachteln verstaut wurden, und<br />
warteten darauf den nächsten Passanten zu erschrecken. (Unsere lieben Opfer, die mir<br />
heute noch leid tun, wussten natürlich, dass wir hinter dem Vorhang saßen und erschraken<br />
dennoch je<strong>des</strong> Mal von neuem für uns, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin.)<br />
Die alten Heizkörper an der Wand geben ein lautes, zi<strong>schen</strong><strong>des</strong> Geräusch von sich, und<br />
ich schrecke aus meinen Kindheitserinnerungen hoch. Langs<strong>am</strong> und ein wenig wehmütig<br />
verlasse ich meinen geliebten Kerzenzug und betrete den nächsten Raum. Hier werden<br />
die Modeln ge-gossen. An der Wand hängen noch ein paar Holzmodeln, die wohl<br />
schon über hundert Jahre alt sind. Alle von meinen männlichen Vorfahren mütterlicherseits<br />
selbst geschnitzt. Wie oft musste ich mir das schon von meiner Großmutter anhören!!!<br />
Auch hier stehen etliche alte Maschinen herum, deren Funktion ich teilweise gar nicht<br />
mehr kenne. Schade eigentlich.<br />
Ich verlasse nun diesen Teil der Firma und gehe die Stufen hinauf in den ersten Stock. Da<br />
wo jetzt Wand ist, gab es einmal eine Tür. Sie führte in einen kleinen Raum, in dem die<br />
Kerzen verziert und bemalt wurden. Es stank dort immer fürchterlich nach Terpentin und<br />
Farbe, aber es machte mir nichts aus. Ich liebte diesen Raum! Dort saßen meine Tante<br />
und meine Oma hintereinander an ihren kleinen Tischchen und bemalten Kerzen. Jetzt<br />
befindet sich dort wie gesagt Wand. Die Firma wurde vor einem Jahr umgebaut und dieser<br />
Teil der Wachszieherei wurde in den neu erbauten zweiten Stock verlegt. Dort sitzen<br />
noch immer meine Tante und meine Oma hintereinander und bemalen Kerzen, nur dass<br />
es jetzt nicht mehr so nach Terpen-tin stinkt, weil der Raum jetzt viel größer und moderner<br />
und heller ist. Es ist eben nicht mehr der kleine, dunkle, stinkende, geliebte Raum.<br />
Ich wende mich von der kahlen Wand ab und betrete die Backstube. Auch sie wurde<br />
erneuert und restauriert, aber im Grunde ist sie noch immer dieselbe. Es riecht herrlich<br />
süß nach Leb-kuchen und Weihnachten! In der Mitte steht ein langer Arbeitstisch mit<br />
etlichen Laden, in de-nen alle Arten von Nudelwalkern und Ausstechformen verstaut sind.<br />
Rechts davon steht mein absolutes Lieblingsgerät. Die Schokoladriermaschine! (Sprich:<br />
schockladriermaschin.) Man legt die „nackten“ Lebkuchen auf ein Laufband, das sie<br />
dann durch einen Schokovorhang hindurch und an einem Ventilator vorbei bis zu einer<br />
Plastikwanne transportiert, in der sie, nun endlich von zarter Schokolade umhüllt, gelagert<br />
werden. Ja, und dann gibt es natürlich noch die Art von Geräten, die man in jeder<br />
Backstube findet: Backofen, Teigknetmaschine, etliche Waagen und Gewürzdosen,...<br />
Ich nehme mir noch einen Schokolebkuchen aus dem Kühlraum und steige dann die<br />
Stufen hinauf in den zweiten Stock, wo ich schon die Stimmen aus dem<br />
Vers<strong>am</strong>mlungsraum höre...<br />
Michaela Maislinger 7e<br />
Seite 36
So wie hier könnte es wohl überall sein.<br />
La Cascata<br />
Ich stehe auf einer hölzernen, überdachten Brücke, von der fraglich ist, ob man es ihr<br />
wohl noch erlauben dürfte, Leute zu tragen, so morsch ist sie – aber danach fragt keiner,<br />
der Fluss ist hier ohnehin nicht recht viel mehr als einen Meter tief. Im Moment sehe<br />
ich vor mir nur die Holzwand der Brücke, von der man sich ebenso fragen könnte,<br />
warum sie nicht schon in tau-send Stücke zerbrochen ist – aber so lange sie noch ein<br />
paar mehr der eingeritzten Herzen, Pfeile, Liebesbekenntnisse in temper<strong>am</strong>entvollen italieni<strong>schen</strong><br />
Lettern, sowie einige auf-gesprayte Rebell- Parolen vertragen kann, wird sie es<br />
sich nicht nehmen lassen, Zuseher all dieser kleinen Bedürfnisse, etwas loszuwerden, zu<br />
sein. Seit Jahren komme ich hierher und seit Jahren finde ich, dass es nichts gibt, das so<br />
vollgekritzelt ist wie hier, und je<strong>des</strong> Jahr wundere ich mich, dass es noch voller werden<br />
konnte. Früher habe ich mir immer ausgemalt, wer hier wohl für mich ein weiteres Stück<br />
<strong>des</strong> mitgenommenen Holzes opfern würde, und jetzt... na ja.<br />
Wie gesagt, so wie hier könnte es wohl überall sein, aber ich brauche nur von der<br />
Brücke hi-nunterzugehen, um jeden vom Gegenteil zu überzeugen. Obwohl ich mich<br />
sicher mehr als fünf Meter von dem tosenden, rumorenden Schleier aus Wasser entfernt<br />
befinde, sprühen mir kühle Tropfen ins Gesicht. Tit<strong>schen</strong>bachfall heißt er, wenn man seinen<br />
N<strong>am</strong>en auf der Landkarte sucht. Meine Großmutter allerdings pflegte zu sagen:<br />
„Wenn du einmal nicht mehr weißt, wo du anfangen sollst, dann geh zur Cascata.“ Und<br />
das tat ich auch. Wenn ich von der ungeheuren Kraft gebannt war, mir die Einhöhlung<br />
in den Berg ansah, die das Wasser schon gemacht hatte – die Cascata, die den Berg<br />
irgendwann zum Einstürzen bringen würde... aber jetzt war sie noch die Cascata, die<br />
Leben brachte – wenn ich sie mir ansah, war mir alles egal. Ich stand einfach da, atmete<br />
und schaute. Ja, hier konnte man einen ANFANG suchen.<br />
Das Gleiche schienen die Bewohner dieses Ortes Salurn schon sehr viel früher bemerkt<br />
zu haben – ist der prähistorische Ursprung <strong>des</strong> Wortes „Salurn“ doch „ Ort der Kanäle“<br />
– die Kanäle, die Bäche waren der wichtigste Grund für die Leute, sich einst hier niederzulassen.<br />
Und als Ursprung, als Anfang dieser Bäche, der Wasserfall – die Cascata- der Anfang.<br />
Durch die leicht abfallenden, durchgehend gepflasterten kleinen Gassen bewege ich<br />
mich nun in Richtung Ortsmitte, vorbei an den zum Teil komplett verwilderten kleinen<br />
Gärten, die er-staunlicherweise sicher einige Dutzend Male mehr an prächtiger Blumenund<br />
Gemüseflora hervorbringen als die düngergehätschelten Zuchtbeete unserer Breiten,<br />
obwohl die Wurzeln dieser Pflanzen sich kriechend aus aufgebrochenem Asphalt herausbewegen<br />
und nach Nahrung suchen.<br />
Völlig vertieft in solch botanische Wichtigkeiten bemerke ich gar nicht, dass ich schon<br />
auf dem Platz bin, den ich in diesem kleinen Ort wohl <strong>am</strong> meisten liebe und auch <strong>am</strong><br />
öftesten gesehen habe: Schon als kleines Kind bin ich nach 4-stündiger ermüdender<br />
Seite 37<br />
Autofahrt als erste aufgeregt aus dem Auto gekrabbelt, von dem mich mein erster Weg<br />
stets zum Brunnen, der die Mitte der „Piazza Andrea“ ziert, führt. In jeder – kaffbedingt<br />
sehr ruhigen – Nacht, in der ich hier ank<strong>am</strong>, war trotzdem er da, der mich durch sein<br />
lustiges Plätschern begrüßte, und sein Wasser war das Beste, das ich je getrunken habe.<br />
Von der romanti<strong>schen</strong> Vorstellung, hier beinebaumelnd auf der steinernen Brunnenmauer<br />
zu sitzen, ist nicht mehr viel übergeblieben, weil die Häuserfassaden, von denen der<br />
Platz umge-ben ist, jetzt von überdimensionalen Konzessionsschildern verschiedener<br />
Baufirmen geziert werden. Wird das Baugewerbe in Italien überbewertet, oder sind<br />
Baufirmeninhaber grundsätzlich Komplexhäufchen, die sich durch Monsterschilder<br />
beweisen müssen? Und wozu überhaupt all dieser Bauaufwand hier? Natürlich ist es<br />
gefährlich, nie renovierte Häuser, die schon über 100 Jahre alt sind, einfach sich selbst<br />
zu überlassen – wäre ja empörend für die mehr und mehr einströmenden Touristen – aber<br />
mir haben die Häuser trotzdem gefallen, so wie sie waren – mit dem abbröckelnden<br />
Verputz und den nur teilweise vollständigen Fenster-läden. Und schon gar nicht kann ich<br />
es akzeptieren, wenn der neue Anstrich für das Haus ein dottergelber ist...<br />
Doch der Anblick, der sich mir bietet, wenn ich mich umdrehe, lässt es mir um nichts besser<br />
ergehen: Für die Geschichte wohl eher unbedeutend, nirgends wirklich erwähnt,<br />
außer als Anbau an einen Hof eines einstmals wohlhabenden Bauern, heute grauer kleiner<br />
Bruder <strong>des</strong> protzigen weißen Rathauses, steht unser Haus, besser gesagt: das Haus,<br />
das einmal unserer F<strong>am</strong>ilie gehörte.<br />
Wenn ich die Bank vor dem Haus ansehe, sitzt darauf noch immer meine ewig trat<strong>schen</strong>de<br />
Großmutter, die hier auf ihrem Thron der Klatschgeschichten stundenlang sitzen<br />
konnte, ihre Gesprächspartner k<strong>am</strong>en von selbst, im Vorbeigehen KONNTE fast keiner<br />
an ihr und ihrem unerschöpflichen Skandalrepertoire vorbei – sie war bestimmt nicht die<br />
ehrlichste, aber langweilig wurde einem sicher nicht mit ihr.<br />
Wenn ich jedoch auf das Haus blicke, <strong>des</strong>sen beinahe schon „antike“ Dachschindeln zu<br />
einem Großteil eingebrochen sind, wird mir zu einem der ersten Male das graus<strong>am</strong>e<br />
Schicksal, dem wir durch das Vergehen der Zeit alle ausgesetzt sind, bewusst. Tausende<br />
Geschichten hängen hier noch immer fest – gefangen zwi<strong>schen</strong> überwucherten<br />
Türeingängen und einer zerbroche-nen Fensterscheibe – Geschichten über den<br />
Großvater, der das alles hier einmal selber gebaut hatte, in den Krieg geschickt wurde<br />
und als gebrochener Mann zurückk<strong>am</strong>, der aus Schmerz fast gar nichts mehr redete,<br />
außer manchmal von der „ Amalia von der Kl<strong>am</strong>m“, einer Ju-gendliebe. An sie konnte er<br />
sich noch erinnern, im Gegensatz zu dem Butterbrot, das er sich vor zwei Minuten gestrichen<br />
hatte. Im selben verstaubten Haus war ich gesessen, m<strong>am</strong>pfte Nonna – Pasta und<br />
lauschte den lauten, italieni<strong>schen</strong> Stimmen, die ich zwar nicht wirklich verstand, aber das<br />
spielt keine Rolle – wichtig war an diesen Gesprächen eigentlich mehr, wer wen sprechorganmäßig<br />
übertönt, und Begriffe wie das Wort „bibbelen“ hatte auch ich schnell<br />
kapiert.<br />
Wenn ich jetzt auf dem noch immer schönen Platz stehe, ist nichts davon übergeblieben.<br />
Seite 38
Mei-ne Großeltern liegen längst auf dem nur einen Katzensprung entfernten Friedhof, der<br />
schon seit den Römern Men<strong>schen</strong> in seinen Boden aufnimmt. Mit Schaudern denke ich<br />
daran, dass, wenn ich einmal nicht mehr bin, keiner mehr herkommen und an sie denken<br />
wird – sie waren ja schließlich auch AUSGEWANDERT und alle Verwandten, die<br />
noch da sind, sterben langs<strong>am</strong>, aber stetig... Wenn jemand hier durchfährt, wird er wohl<br />
höchstens daran denken, dass nach diesem Ort die Sprachgrenze zwi<strong>schen</strong> Deutsch-<br />
Italienisch und Italienisch gezogen wird, und es keinem mehr einfallen wird, mit dir<br />
Deutsch zu sprechen, wenn du sie erst einmal überquert hast – überschwemmt wirst du<br />
von italienischem Großmut, aber auch von Hochmut – in Salurn jedoch, im Ort der<br />
Kanäle, verschwimmen die Grenzen zwi<strong>schen</strong> dem, was war und was ist, zwi<strong>schen</strong><br />
dem, was die Leute glauben, und dem was sie sehen – und wenn ich in manche<br />
Gesichter blicke, habe ich das Gefühl, sie würden MICH fragen, was hier passiert ist,<br />
dabei bin ich wohl diejenige, die gar nichts mehr versteht.<br />
Und plötzlich verstehe ich: Ich bin hier nur mehr eine Fremde, den Ort, den ich kenne,<br />
gibt es nur mehr in meiner Kindheit. Als ich klein war, glaubte ich, dass ich später einmal<br />
ganz sicher hier wohnen würde, weil ich die Leute hier für die besten und liebenswertesten<br />
der Welt hielt - heute weiß ich, dass ich mit ihnen wahrscheinlich nur das<br />
Allerwenigste gemeins<strong>am</strong> habe, außer dem Wissen, dass alles ein Ende hat, aber auch<br />
einen Anfang...<br />
...Noch ein letztes Mal nehme ich den Weg zu der mor<strong>schen</strong> Brücke und werfe einen<br />
kurzen Blick nach oben... Die Cascata – der Anfang – das Ende...???<br />
Nein, der Anfang.<br />
Ich steige in mein Auto und drehe die Zündschlüssel um.<br />
Cornelia Girardi, 7e<br />
In der Bucht <strong>des</strong> Bibers<br />
Die Luft ist trocken und es ist heiß, der Himmel glänzt wolkenlos und ein südlicher Wind<br />
trägt den Dreck über die Erde davon. Ich kann kaum atmen wegen <strong>des</strong> vielen Staubs,<br />
der durch die Jeeps von der Straße hochgewirbelt wird. Es ist Hochsommer, jetzt ist die<br />
Zeit, da lässt die Sonne das ‚sweet grass‘ vergilben und es duftet herrlich süß. Ich sauge<br />
den Geruch mit geschlossenen Augen in meine Lungen, während ich auf der<br />
Motorhaube unseres Chevy`s auf meinen Vater warte und mir die Nasenspitze von den<br />
brennenden Sonnenstrahlen kitzeln lasse. Er ist in den etwas herabgekommenen<br />
Tankstellenladen gegangen, um nach dem Weg zu fragen. Wir sind unterwegs in den<br />
wilden Norden Kanadas, in die äußerste P<strong>am</strong>pa. 170 km südwestlich von Sudbury, der<br />
nächsten größeren Stadt, ist unser Ziel das Wikwemikong Indi-aner Reservat auf der östlichen<br />
Seite der Insel Manitoulin in der Provinz Ontario. Manitoulin liegt in einem der fünf<br />
größten Seen Kanadas, dem Lake Huron, und ist die größte Süßwas-serinsel der Welt.<br />
Dieses Reservat ist das einzige Gebiet in Kanada, welches nie von den Indi-anern an<br />
Seite 39<br />
die Weißen verloren wurde. Alle anderen Reservate wurden erst festgelegt, als man die<br />
Indianer von ihren Heimaten ausgesiedelt und in weniger fruchtbare Gebiete geschickt<br />
hatte. In den Reservaten müssen die Indianer keine Steuern an den Staat zahlen, sie werden<br />
sogar subventioniert. Dies ist leider auch der Grund, wieso es dort so viele Casinos<br />
gibt, und der Alkohol verkauft sich auch besser, wenn er billiger ist. Die Indianer können<br />
aber eigene Schulen führen und ihre eigenen Sprachen und Kulturen unterrichten. Trotz<br />
der vielen Vorteile, die es in ihrer Heimat für sie gibt, ziehen es viele der jüngeren<br />
Generationen vor, sich in die Großstädte und vor ihrer Geschichte zu flüchten. Von den<br />
Einheimi<strong>schen</strong> kurz Wiky genannt, bedeutet Wikwemikong ‚Bucht <strong>des</strong> Bibers‘ auf<br />
Ojibway, ihrer Sprache, und ist der N<strong>am</strong>e eines Dorfes, das entlang einer Bucht liegt,<br />
aber auch der N<strong>am</strong>e <strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Reservats, welches ca. 7000 Indianer beherbergt.<br />
In Wiky leben drei Stämme; die Ojibwa, die Odawa und die Pottawatomies. Sie feiern<br />
dieses Wochenende ein dreitägiges Pow-wow. Auf einem Pow-wow werden traditionelle<br />
Tänze getanzt, um zum Beispiel die Freundschaft mit anderen Stämmen zu erneuern<br />
oder für Kranke zu beten. Es ist ein religiöses Fest, bei dem die Indianer die Freude <strong>des</strong><br />
Lebens und die Würde eines noch nicht vollkommen ausgelöschten Volkes bestätigen. Es<br />
ist eine Möglichkeit, mit dem Herzschlag der Mutter Erde im Einklang zu tanzen, denn<br />
so nennen sie die Trommelschläge, von denen die Tänze begleitet werden. Jeder ist willkommen,<br />
wenn er ihre Regeln und ihre Kultur respektiert. Ich kurble das Fenster herunter,<br />
als wir wieder auf einer der vielen Landstraßen fahren. An mir ziehen unzählige<br />
Birkenwäldchen vorbei, hin und wieder ein von einem Biber trockengelegter Sumpf mit<br />
toten Bäumen. Weit und breit keine Seele, keine Straßenmarkierungen, es wundert mich,<br />
dass es hier überhaupt Straßen gibt. Ein Adler kreist über der Straße, bei den vielen<br />
Bäumen wird er Schwierigkeiten haben eine Beute zu finden. Nach zwei Tagen Fahrt<br />
sind wir endlich da, ich kann es kaum glauben, vor mir erstreckt sich der Georgian Bay,<br />
so groß wie das Meer. Auf einer Tafel steht: ‚Welcome to the Wikwemikong Unceded<br />
Indian Reservation‘. Ich denke an die Kommerzialisierung dieses Ortes, Einheimische<br />
bräuchten kein Schild, um zu wissen, wo sie zu Hause sind. 20 – 30 000 Men<strong>schen</strong>,<br />
darunter auch sicher viele Touristen aber auch in-dianische Tänzer und Sänger aus ganz<br />
Nord<strong>am</strong>erika werden kommen. Ich wollte glauben, dass diese Pow-wows vielleicht einmal<br />
rein kulturelle Anlässe <strong>des</strong> Feierns gewesen waren, doch waren sie jetzt sicher auch<br />
als Touristenattraktionen entdeckt worden. In Wiky gibt es nur wenig asphaltierte<br />
Straßen, die Regierung hält es wohl nicht für nötig, für die nicht steu-erpflichtige<br />
Bevölkerung Bulldozer auszufahren. Von weitem höre ich schon die Trommeln, die für<br />
den morgigen Tag üben, sie kündigen den Sonnenuntergang an. Wir sind nicht die<br />
ersten auf dem C<strong>am</strong>pingplatz. Ich erkenne die Kennzeichen einiger Wohnwagen aus<br />
den USA und den westlicheren Provinzen Kanadas. Als wir unsere Zelte aufschlagen,<br />
hinterlässt die Sonne einen einzigen orangeroten Strich <strong>am</strong> Horizont, der vom dunklen<br />
Blau <strong>des</strong> Sees verschluckt wird. Ich sehe hinauf, noch nie habe ich in der Stadt so viele<br />
Sterne gesehen, Millionen zieren den klaren Himmel. Über meinem Kopf erstreckt sich<br />
Seite 40
ganz deutlich die Milchstrasse und der Vollmond hängt unecht an einem silbernen Faden.<br />
Wir sind früh wieder aufgewacht, geweckt von den Trommeln, die schon beim<br />
Morgengrauen den Tag begrüßen. Zu Fuß erreichen wir das Gelände, wo schon<br />
Wochen zuvor die Tribünen und Stände aufgebaut worden waren. Die Eintrittskarten sind<br />
nicht billig, ich wundere mich nicht. Was mich hinter dem Zaun erwartet, lässt mich für<br />
kurze Zeit den Atem anhalten. Noch nie habe ich mehr Farben und mehr fröhliche<br />
Gesichter gesehen. Wir suchen einen Platz auf einer der Tribünen, es ist noch früh, aber<br />
trotzdem sind fast alle Plätze schon besetzt, keiner will zu einem solchen Ereignis zu spät<br />
kommen.<br />
Der Platz, auf dem getanzt wird, ist rund. In der Mitte sind unter einem Dach aus Brettern<br />
die Trommeln aufgestellt. Sieben sind es insges<strong>am</strong>t und bei jeder sitzen ca. sieben<br />
Trommler, die mit einem Schlägel alle im gleichen Takt auf die mit Tierhaut bezogenen<br />
Trommeln schlagen und dazu singen. Um die Trommeln befindet sich die heilige Erde,<br />
auf der, immer im Uhrzei-gersinn, im Kreis getanzt wird. Ganz außen stehen die<br />
Tribünen, an einem Ende ist aber statt einer Tribüne eine Bühne und daneben ein Dach,<br />
unter dem das heilige Feuer brennt, aufgebaut. Auf der Bühne befindet sich der Master<br />
of Ceremonies, der mit seinen Ansagen die Tänze in Gang hält. Bei Wettbewerben werden<br />
dort die Preise vergeben. Es geht hier zu wie auf einem Jahrmarkt. Hinter den<br />
Tribünen sind die Stände, dort wird geredet, getrunken und man kann traditionelle<br />
Speisen kaufen. Es gibt auch viele Händler, die für indiani<strong>schen</strong> Schmuck,<br />
Handwerkskunst, Bücher und Kleidung werben. Ich betrachte einen achtzigjährigen<br />
Mann, der gerade an mir vorübergeht. Er trägt seinen Kopfschmuck und die langen<br />
Federn seines Gewan<strong>des</strong> mit solcher Anmut und Würde, als wäre er noch zwanzig und<br />
hätte keinen Buckel, dem er sich beugen müsste. Er hält seinen Kopf hoch, sein Gesicht<br />
hat scharfe Züge, es ist geprägt vom letzten Jahrhundert. Seine Mundwinkel ziehen leicht<br />
nach unten und lange weiße Haare fallen ihm in die Stirn, aber in seinen dunklen Augen<br />
flackert das Feuer seiner Seele.<br />
Ich denke an Karl May, so ganz anders hatte ich mir Winnetou vorgestellt.<br />
Es gibt verschiedene Tänze, manchmal dürfen nur die Frauen oder die Dorfältesten tanzen.<br />
Dann gibt es noch den ‚Toddlers- dance‘, es ist ein Tanz, mit dem man den Respekt<br />
vor den Kindern zeigt, denn sie sind die Zukunft. Man dankt der Mutter Erde für die<br />
Kinder und bittet sie um deren Glück und Gesundheit. Gerade wird ‚the song of 49‘<br />
gesungen. Das Lied spiegelt die Mentalität <strong>des</strong> Volkes: man ehrt d<strong>am</strong>it die 50 Krieger,<br />
die hinaus gezogen waren, um ihr Dorf zu verteidigen und den einen, der nicht zurükkgekehrt<br />
ist. Die Körper der Tänzer heben und senken sich, als sie im Takt der<br />
Trommelschläge einen Fuß vor den anderen setzen. Das Geräusch der Schellen auf den<br />
Kleidern der Frauen schwebt über den Stimmen der Sänger. Die Schellen werden aus<br />
dem Metall von Tabakdosen gefertigt. Hunderte hängen an einem Kleid und lassen die<br />
Tänzerinnen in der grellen Sonne silbern und golden glänzen. Federn wirbeln durch die<br />
Seite 41<br />
Luft, die Mokassins erzeugen dumpfe Klänge, wenn die Tänzer st<strong>am</strong>pfen. Manche von<br />
ihnen sehen aus, als seien sie von dem Gesang und den Trommeln in Ekstase oder<br />
Trance versetzt worden. Ein Mann nickt beim Tanzen mit dem Kopf, er hat seine Augen<br />
geschlossen und trägt einen leidenden Gesichtsausdruck. Mit erhobenen Händen dreht<br />
er sich und betet zu seinen Göttern. Eine andere Tänzerin springt mit leichten Füßen über<br />
das Gras und hält ihren Umhang offen, als würde sie bald wie ein Falke davonfliegen.<br />
Ihre Zöpfe wirbeln durch die Luft, sie sind mit Federn und Schleifen geschmückt, Hunderte<br />
Perlen zieren ihren Kopf. Der Aufwand, die Gewänder und Frisuren zu gestalten, muss<br />
unvorstellbar gewesen sein. Das Lied ist aus. Als nächstes wird der ‚Intertribal Dance‘<br />
angekündigt. Alle Tänzer und Gäste sind willkommen mitzutanzen. Ich stehe auf und<br />
beschließe es zu versuchen. Fasziniert von dem Schauspiel, haben mehrere Men<strong>schen</strong><br />
Lust bekommen, es selbst zu wagen. Ich lausche dem Trommelschlag und setze ein. Mit<br />
den Händen in der Hüfte beginne ich zu tanzen. Ich drehe mich im Kreis, bleibe einmal<br />
stehen und mache es den echten Tänzern nach; ich schließe die Augen und vergesse<br />
alles, was um mich herum geschieht.<br />
Cecilia Bruck, 7e<br />
Witzige argumentative Texte<br />
Was spricht dafür, dass Männer Kleider tragen?<br />
Das Privileg Kleider tragen zu dürfen blieb dem angeblich stärkeren Geschlecht bis jetzt<br />
verwehrt. Aber warum eigentlich? Schließlich spricht man heutzutage von der<br />
Gleichberechtigung zwi<strong>schen</strong> Mann und Frau. Die Frauen hatten sich bereits Mitte <strong>des</strong><br />
20.Jahrhunderts so weit emanzipiert, dass sie angefangen haben Hosen zu tragen, somit<br />
bietet sich das 21. Jahrhundert geradezu für eine weitere Veränderung in der Modewelt<br />
an. Außerdem wäre es eine wirks<strong>am</strong>e Methode einer Monopolbildung der<br />
Hosenindustrie vorzubeugen. Das Gegenargument, Kleider würden Männern nicht stehen<br />
und sie schwul aussehen lassen, ist lächerlich. Denn besonders junge Männer haben<br />
meist sogar die schöneren Beine, also warum sie verstecken? Und ein ganzer Kerl würde<br />
sich dadurch auch nicht seiner Männlichkeit beraubt fühlen. Für den Sommer bieten sich<br />
besonders kurze Kleider und Röcke an, die den Männern nicht nur die Möglichkeit verschaffen,<br />
Bein zu zeigen, sondern auch eine luftige Abkühlung ermöglichen. Hier sollte<br />
allerdings auch der Mann auf eine Beinenthaarung nicht verzichten. Und warum sollten<br />
sie nicht auch die Freuden einer Warmwachsenthaarung kennenlernen? Schließlich<br />
bleibt ihnen das Wunder der Geburt selbst zu erleben verwehrt. Und d<strong>am</strong>it würden wir<br />
einem weiteren Problem entgegenwirken, der hohen Arbeitslosenrate. Denn die hier entstandene<br />
Marktlücke, Beautyfarmen speziell für Männer, die schonende Enthaarungs-<br />
Seite 42
methoden anbieten, würde viele neue Arbeitsplätze schaffen. Weiters stellen Kleider eine<br />
schöne Alternative zur bisherigen Garderobe der Männer dar. Diese ist ja bekanntlich<br />
relativ eintönig. Besonders bei gesellschaftlichen Ereignissen fällt auf, dass alle Männer<br />
stets gleich aussehen in ihren Anzügen, was es einer Frau schwer macht, ihren Partner<br />
in der Menge wiederzufinden. Eine Frau hingegen kann an ihrem Outfit schnell wiedergefunden<br />
werden. Wenn sich das Kleid für den Mann durchsetzt, würden Männer vielleicht<br />
sogar lieber einkaufen gehen, sogar mit ihrer Freundin, möglicherweise die Rettung<br />
für so manche Beziehung, und Paare mit derselben Konfektionsgröße könnten mehr<br />
Kleidungsstücke austau<strong>schen</strong>.<br />
Wie man sieht, sind Kleider für Männer nicht nur schick und sexy, sondern auch die<br />
Lösung für so manches Problem.<br />
Cynthia Gundringer, 7i<br />
Wie sollte eine Regelung <strong>des</strong> Verkehrs für Fußgänger<br />
in der Getreidegasse aussehen?<br />
Jährlich im Sommer findet in der Altstadt von Salzburg ein sintflutartiger Touristeneinfall<br />
statt. Und weil auch die Einheimi<strong>schen</strong> einen Rundgang in ihrer Stadt sehr schätzen,<br />
kommt es zu regelmäßigen Stauungen und Verstopfungen in Salzburgs Gassen.<br />
Besonders davon in Mitleidenschaft gezogen zu sein scheint die Getreidegasse.<br />
Um diesem Problem Einhalt zu gebieten, wäre eine Straßenverbreiterung optimal. Dazu<br />
müsste man jedoch die umliegenden Häuser abreißen, was sich in diesem Fall aber nicht<br />
empfiehlt, da diese einerseits für die Charakteristik einer Gasse unverzichtbar und andererseits<br />
Weltkulturerbe sind. Demnach wäre eine wirks<strong>am</strong>e Verkehrspolitik zur<br />
Reduzierung <strong>des</strong> Verkehrs angebracht. Da der Mensch meistens nicht gerne Geld für<br />
nichtmaterielle Dinge ausgibt, würden Mautgebühren für das Passieren der<br />
Getreidegasse und eine Gassenvignette, die man sich nasenpflasterähnlich auf kleben<br />
kann und außerdem nur für den Gültigkeitsbereich eines ganzen Jahres erhältlich ist,<br />
erheblich zur Verkehrsverminderung beitragen. Für die Flüssigkeit <strong>des</strong> Restverkehrs sollten<br />
im Abstand von wenigen Metern Halteverbotsschilder vor den Schaufenstern angebracht<br />
werden. Außerdem sollte eine Min<strong>des</strong>tschrittge-schwindigkeit von 5 km/h dem<br />
Stadtbudget durch von Radar ermittelte Geschwindigkeitsunterschreitungen, die mit einer<br />
Geldstrafe von min<strong>des</strong>tens 50 Euro geahndet werden sollten, auf die Sprünge helfen.<br />
Durch eine derartige Regelung würde es zu einer angenehmen Viskosität <strong>des</strong><br />
Fußgängerverkehrs in Salzburgs Gassen kommen und außerdem könnte man durch die<br />
zusätzlichen Geldeinnahmen die von allerlei Abgaben geplagten Autofahrer steuerlich<br />
entlasten.<br />
Thomas Leitner, 7i<br />
Seite 43<br />
Marketingstrategie für eine neue Buchdruck -<br />
Technologie<br />
Es ist eine der größten Erfindungen <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts und bald wird es jeder besitzen:<br />
das Einwegbuch, <strong>des</strong>sen Seiten verschwinden, sobald man sie gelesen hat. Es gibt<br />
keine Probleme mehr, die richtige Seite zu finden, und man erspart sich das Geld für<br />
Lesezeichen. Diese Technologie rentiert sich vor allem bei besonders dicken Büchern.<br />
Das Lesen macht doppelt so viel Spaß, wenn das Buch immer leichter und dünner wird<br />
und immer besser in die Schultasche oder den Aktenkoffer passt und die Ta<strong>schen</strong> außerdem<br />
immer leichter werden. Was passiert außerdem mit den alten Büchern, wenn sie<br />
ausgelesen sind? In den Häusern und Wohnungen Österreichs wachsen die<br />
Bücherregale unaufhörlich und in den Dachböden haben die Leute keinen Platz mehr für<br />
andere Dinge. Sie müssen ihre Häuser vergrößern um Platz für alle Bücher zu haben und<br />
nehmen somit Tieren und anderen Men<strong>schen</strong> wertvollen Lebensraum weg, sodass immer<br />
mehr Men<strong>schen</strong> auf der Straße leben müssen. So dienen Einwegbücher also nicht nur<br />
zur Vorbeugung von Rückenproblemen, sondern helfen auch, die Obdachlosenzahl in<br />
Österreich zu verkleinern.<br />
Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, auf die man bei dieser neuen Technologie aufpassen<br />
muss. Erstens müssen in Bibliotheken weiterhin die alten Bücher verwendet werden,<br />
denn sonst würde die Anschaffung neuer Bücher die meisten österreichi<strong>schen</strong><br />
Bibliotheken in den Ruin stürzen. Und es sollten auch Wörterbücher wie zum Beispiel der<br />
Stowasser und Lexika von dieser neuen Technologie verschont bleiben. Zweitens sollten<br />
die Verkäufer in den Buchläden auf die Leute aufpassen, die gerne in Büchern schmökern,<br />
bevor sie sich für eines entscheiden, denn mit Büchern, in denen zwi<strong>schen</strong>durch<br />
immer ein paar Seiten fehlen, werden die Läden bald ernste Probleme mit ihren Kunden<br />
bekommen. Sehr wichtig wäre auch ein Hinweis auf der Vorderseite <strong>des</strong> Buches, um die<br />
Leute zu warnen, die gerne zuerst das Ende eines Buches lesen, denn das könnte sonst<br />
sehr ärgerliche Folgen haben.<br />
Aber wenn man von diesen wenigen Problemen absieht, ist das Einwegbuch, <strong>des</strong>sen<br />
Seiten beim Lesen verschwinden, eine Idee, die man auf jeden Fall unterstützen sollte.<br />
Barbara Trettenbrein, 7i<br />
Sollte man vor dem Verzehr eines Kaiserschmarrns<br />
das Kompott über diesen gießen oder<br />
bei<strong>des</strong> getrennt servieren?<br />
So unwichtig und nebensächlich, ja geradezu nichtig uns solche Themen in der krisengeschüttelten,<br />
katastrophengebeutelten Welt von heute auch erscheinen mögen, aber in<br />
dem kleinen mitteleuropäi<strong>schen</strong> Alpenländchen n<strong>am</strong>ens „Österreich“ ist ein wahrer<br />
Kulturkrieg um den richtigen Verzehr der Nationalsüßspeise entbrannt. Es handelt sich<br />
Seite 44
dabei um den österreichi<strong>schen</strong> Kaiserschmarrn (sprich: Kaisaschmoan), zu dem traditionellerweise<br />
noch ein Kompott gegessen wird. Nun stellt sich jedoch die für einen Österreicher<br />
existenzielle Frage, ob man denn nun das Kompott über den Kaiserschmarrn gießen<br />
oder es von der Süßspeise getrennt serviert zu sich nehmen sollte (die Idee einer<br />
Tiroler Minderheit, bei<strong>des</strong> in einen Trog zu lehren und die Masse dann mit einem<br />
Schöpflöffel in den eigenen Mund zu schaufeln, darf hier getrost ignoriert werden).<br />
Die Fronten sind verhärtet in Österreich. Beide Seiten sind überzeugt, ihre Art und Weise,<br />
Kaiserschmarrn s<strong>am</strong>t Kompott zu konsumieren, sei die einzig richtige. Und beide sind<br />
darauf bedacht, ihre Idee umzusetzen und zur Norm zu machen. Ein Kärntner Landwirt<br />
meinte zu diesem Thema sogar, er würde jedem, der bei ihm das Kompott über den<br />
„Schmoan“ gieße, „eine in die Gosch’n haun“. Unsere Übersetzer rätseln noch, was<br />
diese österreichische Redewendung bedeuten könnte, sind sich aber einig, dass es sich<br />
um eine Androhung aggressiven Verhaltens halten dürfte.<br />
Die Front der „Kompott-Getrennt-Esser“ soll sogar schon ein Volksbegehren gestartet haben,<br />
die das barbarische Kompottvergießen endlich verbieten soll. Die restlichen EU-<br />
Länder sähen stets kopfschüttelnd auf die primitiven, mit verschüttetem Kompott beflekkten,<br />
Österreicher herab und dies wäre der erste Schritt, diese Vorurteile zu beseitigen.<br />
Ihre Gegner argumentieren, dass Österreich gerade heutzutage eine Einheit darstellen<br />
müsse und diese Einheit zu allererst in einem der Gründbedürfnisse, nämlich dem Essen,<br />
demonstriert werden müsse, indem Kompott und Kaiserschmarrn als Einheit verzehrt werden.<br />
Da der Österreicher seine Art und Weise, Kaiserschmarrn zu essen, mit seinem<br />
Nationalstolz in Verbindung bringt, ist kaum zu erwarten, dass eine der Gruppen nachgeben<br />
wird und vielleicht dürfen wir bald einen neuen Herd von Krisen und Terror erwarten:<br />
Österreich<br />
Doch wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Neben der These, dass Leute, die<br />
das Kompott vom Schmarren getrennt zu sich nehmen, auch im Geiste gespalten sind,<br />
die zweifellos von einem Anhänger der Fraktion der „Kompott-über-den-Schmarrn-Gießer“<br />
st<strong>am</strong>men dürfte, berichten glaubwürdigere Quellen von einem österreichi<strong>schen</strong> Ritter <strong>des</strong><br />
12. Jahrhunderts, <strong>des</strong>sen N<strong>am</strong>e leider in den Überlieferungen verloren ging. D<strong>am</strong>als soll<br />
das Kompott noch in ganz Österreich über den mittelalterlichen Kaiserschmarrn gegossen<br />
worden sein. Besagtem Ritter jedoch soll einst eine Küchenmagd das heiße Kompott<br />
über den Panzerhandschuh gegossen haben und der Ritter musste nicht nur mit schweren<br />
Verbrühungen fertig werden, sondern auch tagelang Kompottstücke aus dem Rüstungsteil<br />
entfernen. Sobald er mit dieser Arbeit fertig war, soll er ein Gesetz erlassen haben, das<br />
„forthin alles gefährliche und wider die Natur <strong>des</strong> Man<strong>schen</strong> gehende<br />
Kompottvergießen“ verbieten sollte.<br />
Da dieses Gesetz jedoch nur von einem Teil der Bevölkerung akzeptiert wurde, entwikkelte<br />
sch mit der Zeit diese Spaltung im Volke Österreichs. Angesichts so tief liegender<br />
Wurzeln dürfen wir also kein baldiges Ende <strong>des</strong> Konflikts erwarten und können nur hof-<br />
Seite 45<br />
fen, dass er sich auf nationale Ebene beschränkt und keine internationale Beilagenkrise<br />
auslöst.<br />
Stefan Perlega, 7i<br />
Hausarbeit für Männer?<br />
Viele Männer helfen wenig bis gar nicht im Haushalt, weil Haushaltsarbeit ihrer Meinung<br />
nach Frauenarbeit ist. Deshalb wurde nach Arbeiten gesucht, die für Männer geeignet<br />
sind.<br />
Die erste Arbeit, für Männer noch leicht auszuführen, ist das Dosenpressen. So kann man<br />
in den S<strong>am</strong>melcontainern viel Platz sparen und außerdem die Dosen viel leichter transportieren.<br />
Eine weitere Männer - Aufgabe ist die äußerst wichtige Dachziegel - Überprüfung.<br />
Dabei müssen die männlichen Mitbewohner auf das Dach ihres Hauses steigen<br />
und einen Dachziegel nach dem anderen betreten, um zu prüfen, ob diese locker sind.<br />
So kann man herabstürzenden Dachteilen vorbeugen. Da diese Arbeit nur einmal im Jahr<br />
notwendig ist und sich außerdem besser im Sommer durchführen lässt, gibt es auch eine<br />
wichtige Aufgabe für die kalte Jahreszeit: Eisblumenabtauen. Dabei müssen sie ihre<br />
Hände und, wenn es notwendig ist, auch ihre Füße an die Fensterscheibe pressen und<br />
in dieser Position warten, bis durch die Körperwärme die Eisblumen zu schmelzen beginnen.<br />
Diese Arbeit müsste sogar von den hausarbeitsunfähigsten Männern durchgeführt<br />
werden können. Dann gibt es noch eine Arbeit, für die Männer sogar besser geeignet<br />
sind als Frauen. Sie sind nämlich wie geschaffen für eine umweltfreundliche<br />
Müllverwertung. Wenn nach Parties oder auch nach dem täglichen Mittagessen etwas<br />
übrigbleibt, kann der Mann das Essen restlos verwerten, d.h. aufessen, ohne irgendwelche<br />
umweltschädlichen Stoffe zurückzulassen.<br />
Vielleicht sind Männer gar nicht alleine schuld daran, dass sie im Haushalt nicht helfen<br />
können, weil die Frauen so egoistisch waren und nur Frauenarbeiten im Haushalt erfunden<br />
haben.<br />
Barbara Trettenbrein, 7i<br />
Worin besteht der signifikante Zus<strong>am</strong>menhang<br />
zwi<strong>schen</strong> der erhöhten Selbstmordrate in Österreich<br />
und braunen Lesebüchern?<br />
Die Zahlen sind erschreckend: Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Selbstmordraten<br />
innerhalb der Europäi<strong>schen</strong> Union. Und diese Rate steigt. Parallel zu dieser<br />
Ent-wicklung nehmen immer mehr österreichische Schulbuchverlage braune Lesebücher in<br />
ihr Repertoire auf. Worin besteht nun aber der signifikante Zus<strong>am</strong>menhang zwi<strong>schen</strong> die-<br />
Seite 46
sen bei-den fatalen Entwicklungen? Dass hier nämlich ein Konnex gegeben ist, ist zwar<br />
heftig umstritten, jedoch mit wenigen Fakten zu belegen. Als tragisches Beispiel hierfür<br />
sei das Dörfchen Unterpfalz in Oberöster-reich genannt. In den letzten fünf Jahren stieg<br />
laut Statistik die Zahl der Selbstmorde um 0,4% an , Insider befürchten, die Dunkelziffer<br />
sei jedoch noch um einiges höher. Wie bereits zu vermuten ist, wurden im Winter 1996<br />
die als veraltet betrachteten blauen Lesebücher der Volksschule Unterpfalz durch die braunen<br />
To<strong>des</strong>boten ersetzt.<br />
Jüngste Erkenntnisse über die Psyche <strong>des</strong> Österreichers zeigen, dass der Anblick eines<br />
braunen Lesebuchs innerhalb weniger Sekunden bis Jahre danach bei dem Opfer den<br />
unwi-derstehlichen Drang auslösen, sich das Leben zu nehmen. Laut Umfrage zeigen<br />
59% der Ös-terreicher eine Abneigung gegen braune Lesebücher, 70% sind generell<br />
gegen Lesen (93% gegen Bildung überhaupt, usw.). Da die Schulbuchindustrie diese<br />
Vorwürfe strikt ignoriert, greifen die Selbstmorde weiter um sich.<br />
13. Mai 2001, Hintertauern: Der 15-jährige Daniel K. erhängt sich mittels Zahnseide in<br />
der Dusche. Als sein Vater in das Bad kommt und das braune Lesebuch in Daniels<br />
Händen erblickt, ertränkt er sich neben ihm in der Badewanne. Doch dieser<br />
Doppelselbstmord zählt nicht zum Schlimmsten: 1995 soll sich eine komplette AHS<br />
Klasse beim Lesen von Schillers „Glocke“ aus den Schulfenstern gestürzt haben (auch<br />
bekannt als „Schüler Gerber-Syndrom“). Enttäuschung machte sich breit, als man bemerkte,<br />
dass sich die Klasse im Erdgeschoss befand. Die Klasse mit den 27 <strong>am</strong> Boden verstreuten<br />
braunen Lesebüchern soll demnächst durch ein ausländisches<br />
Bergungskommando gesäubert werden. Die wahre Gefahr wird einem jedoch erst mit<br />
unserer entdeckten Verwundbarkeit bewusst. Die US-Luftwaffe soll angeblich 1000 der<br />
todbringenden Folianten bestellt haben, um einen eventuellen Erstschlag gegen Österreich<br />
durchführen zu können.<br />
All diese drohenden Katastrophen bieten wahrlich trübe Aussichten für die Zukunft Österreichs-<br />
eigentlich ein weiterer guter Grund, sich umzubringen.<br />
(Anm. d. Verf.: Wie der Leser bereits merkt haben dürfte, wird der Text mit zunehmender Länge immer ausfallender.<br />
Streichen Sie <strong>am</strong> besten das letzte Drittel- oder wissen Sie was? Vergessen Sie überhaupt den ganzen<br />
Text! Und sollten Sie ein braunes Lesebuch zu Hause haben- verbrennen Sie es umgehend!)<br />
Stefan Perlega, 7i<br />
Warum eignet sich ein Ahornblatt nicht als<br />
Lesezeichen?<br />
Jeder hat es, man benutzt es, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Es ist eines<br />
der selbstverständlichsten und wohl nichtigsten Dinge auf der Welt: das Lesezeichen.<br />
Man erhält es in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen und je<strong>des</strong> erfüllt seinen<br />
Zweck. Warum eignet sich also nicht auch ein Ahornblatt als Lesezeichen?!<br />
Das erste Argument, das dagegen einzuwenden ist, ist die Dauerhaftigkeit eines<br />
Ahornblattes als Lesezeichen. Nach einigen Tagen verwittert es und ist durch seine<br />
Seite 47<br />
Brüchigkeit absolut un-geeignet. Außerdem kann ein frisches Blatt, das zwi<strong>schen</strong> die<br />
Seiten eines Buches gepresst wird, Verfärbungen auf diesen hinterlassen, was sicher nicht<br />
der Sinn eines brauchbaren Le-sezeichens ist. Auch die Größe spielt eine Rolle.<br />
Gewöhnliche Lesezeichen sind praktischer-weise fast immer lang und schmal, manchmal<br />
sogar noch mit einem Faden versehen, um es dem Leser noch einfacher zu machen, die<br />
Seite zu finden. Ein Ahornblatt hingegen besitzt weder den Luxus einer schlanken Form,<br />
noch bietet es den Service eines Fadens - wenn man vom Stiel <strong>des</strong> Blattes absieht, der<br />
absolut kein Ersatz eines solchen für den modernen Leser von heute darstellt.<br />
Und - last but not least - wäre das "Lesezeichen Ahornblatt" auch noch an einem<br />
Zus<strong>am</strong>men-bruch <strong>des</strong> Marktes schuld, da niemand mehr zum maschinell hergestellten<br />
Lesezeichen greifen würde, wenn es mit Blättern wirklich so einfach wäre, die Seite<br />
wiederzufinden.<br />
Darum ist es letztendlich fast ein Glück festzustellen, dass das Ahornblatt eben doch nur<br />
auf Bäumen gute Figur macht.<br />
Katharina Speil, 7i<br />
Seite 48
A N A G R A M M E<br />
Schwerpunktfach LITERATUR/KREATIVES SCHREIBEN, 5aei<br />
Ein Anagr<strong>am</strong>m ist die Umstellung der in einem Wort oder Satz enthaltenen Buchstaben<br />
zu anderer Reihenfolge und neuem Sinn.<br />
Die folgenden Texte sind in Anagr<strong>am</strong>m-Technik geschrieben, allerdings nicht im strengen<br />
Sinn, da die vorgegebenen Buchstaben beliebig oft verwendet werden konnten.<br />
Dieses Schreibspiel war schon im Barock ein beliebtes Gesellschaftsspiel in adeligen<br />
Kreisen.<br />
Unser Ausgangssatz war der Titel eines Buches, das <strong>am</strong> Beginn unserer<br />
Auseinandersetzung mit <strong>Literatur</strong> stand:<br />
Seite 49<br />
DER CLUB DER TOTEN DICHTER<br />
Nein!<br />
ich liebe dich nicht,<br />
nicht hier.<br />
Doch eile herbei<br />
und rette,<br />
denn ich bin in Not!<br />
Rede,<br />
du Tier,<br />
denn ich leide!<br />
Dein Blut<br />
tot und bleich?<br />
Nein!<br />
Rein und reich<br />
rinnt dein Leben.<br />
Die Reue bindet,<br />
doch er,<br />
der Held,<br />
er rettet nicht!<br />
Die Not treibt ihn<br />
und er gehorcht.<br />
Lea Schmidlechner, 5e<br />
2.Variante:<br />
Der Rote leitet ihn;<br />
in den Tod?<br />
Er dreht und rennt.<br />
Ich rede nicht.<br />
Doch ich erlebe die Not.<br />
Beete ohne Ernten.<br />
Die Leute beten und hoeren in ihren Reihen Buben leiden.<br />
Ohne Rettung.<br />
Ich erlebe die Not.<br />
Die Herrin der Diebe.<br />
Nicht bereuen – leben!<br />
Ich lob den Herrn Richter.<br />
Er liebt die Erde,<br />
rettet die Tiere<br />
lebt ein Leben<br />
und rennt dich um.<br />
Er hört den Donner,<br />
riecht den Tod,<br />
dichtet den Reim<br />
und dreht die Tür;<br />
und ordnet, ordnet.<br />
Und noch eine Variante mit K: DER KLUB DER TOTEN DICHTER<br />
Libretto der Liebe:<br />
ohne Treten,<br />
ohne Toeten<br />
leben.<br />
Doch –<br />
riecht ihr Blut?<br />
Blut –<br />
Astrid Stockinger, 5e<br />
Marie Macheiner, 5e<br />
Lukas Uitz, 5a<br />
Seite 50
die Buehne der Lebenden.<br />
Blut der Tiere.<br />
Hoeren nicht Tiere reden.<br />
Reden ueber ihren Tod.<br />
Herren treten ueber die Toten<br />
und – reicher, reicher.<br />
Ohne Denken:<br />
kein Reden<br />
oder Hoeren,<br />
kein Dichten,<br />
kein Lieben –<br />
Erde oed;<br />
Chor der Toten:<br />
Ende.<br />
A L L T A G S L Y R I K<br />
Schwerpunktfach LITERATUR/KREATIVES SCHREIBEN, 5aei<br />
Mitten<br />
Auf der Straße<br />
Die Frau<br />
Im blauen Mantel<br />
Johannes Pascher, 5e<br />
Rolf Dieter Brinkmann<br />
Schreibauftrag: Gestalte, ähnlich wie im vorliegenden Gedicht von Rolf Dieter Brinkmann<br />
(aus dem Gedichtband Standphotos, 1969) Augenblickseindrücke, Momente <strong>des</strong><br />
Alltags.<br />
Seite 51<br />
In<br />
der Brille<br />
der Zahnärztin<br />
meine Zähne –<br />
gespiegelt<br />
Johannes Pascher, 5e<br />
Die Ampel<br />
grün<br />
schnell!<br />
rot.<br />
Vor meinem Fenster<br />
der Baum<br />
majestätisch<br />
Spielzeug<br />
<strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />
Am Computer<br />
im Bann<br />
man kann<br />
nicht fliehen.<br />
Die Schaukel<br />
zerstört<br />
von wütenden Kindern<br />
verlassen<br />
vergessen.<br />
An der Wand<br />
die Poster der Schönen<br />
davor<br />
die wirkliche Welt<br />
Im Zimmer<br />
der Mistkübel<br />
daneben<br />
der Müll<br />
Im Raum<br />
die Stille<br />
auf dem Sofa<br />
der Schlaf<br />
Magdalena Mandl, 5i<br />
Karl Bauer, 5i<br />
Lea Schmidlechner, 5e<br />
Seite 52
Seite 53<br />
Die Seiten<br />
im Buch<br />
leblose<br />
Intelligenz<br />
Die Blätter<br />
auf der Erde<br />
farbiger<br />
Tod<br />
Zi<strong>schen</strong><br />
-Pause-<br />
Zi<strong>schen</strong><br />
-Pause-<br />
Bügeln<br />
Fünf Videos<br />
Drei Packungen Chips<br />
Ein großes Bett<br />
Alleine<br />
Clara Toth, 5e<br />
Fabian Bonecker, 5i<br />
Marie Macheiner, 5e<br />
VERGNÜGUNGEN<br />
Der erste Blick aus dem Fenster <strong>am</strong> Morgen<br />
Das wiedergefundene alte Buch<br />
Begeisterte Gesichter<br />
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten<br />
Die Zeitung<br />
Der Hund<br />
Die Dialektik<br />
Du<strong>schen</strong>, Schwimmen<br />
Alte <strong>Musi</strong>k<br />
Bequeme Schuhe<br />
Begreifen<br />
Neue <strong>Musi</strong>k<br />
Schreiben, Pflanzen<br />
Reisen<br />
Singen<br />
Freundlich sein.<br />
Bertolt Brecht<br />
Schreibauftrag: Schreibe in Analogie zu dem vorliegenden Gedicht einen eigenen Text<br />
über die Dinge, die deinen Alltag positiv machen.<br />
In der Früh weiter schlafen<br />
Von der Sonne geweckt werden<br />
Klingeln der Pause<br />
Vom Regen geweckt werden<br />
<strong>Musi</strong>k hören<br />
Schokolade, Nudeln<br />
Am Nachmittag pennen<br />
Lange telephonieren<br />
Ohne schlechtes Gewissen fernsehen<br />
Unnötig Geld ausgeben<br />
Keine Schularbeiten mehr<br />
Prüfungsschluss<br />
An der Salzach sitzen<br />
Warmes Wasser in der Badewanne<br />
In die Sonne blinzeln<br />
Am Geräusch erkennen, wer die Treppe heraufkommt<br />
Clara Toth, 5e<br />
Seite 54
Seite 55<br />
Ein warmes Bett<br />
Ein warmes Bett<br />
Ein gutes Frühstück<br />
Zum Zug gefahren zu werden<br />
Freunde treffen<br />
Gute Noten<br />
Die Pausenglocke<br />
Die pünktliche Lokalbahn<br />
Ein gutes Mittagessen<br />
Unterhalts<strong>am</strong>e, informative Gespräche<br />
Schwimmen im eigenen Teich<br />
Das Gras unter den Füßen<br />
Lachen<br />
Fernweh und Heimweh<br />
Weinen<br />
Sich <strong>am</strong>üsieren<br />
Blödsinn machen<br />
Eine heiße Dusche<br />
Ein gutes Aben<strong>des</strong>sen<br />
Ein guter Film<br />
Ein gutes Buch<br />
Ein warmes Bett<br />
Der Gesang der Vögel <strong>am</strong> Morgen<br />
Leise klingt der natürliche Wecker<br />
in meinen Ohren<br />
weckt mich behuts<strong>am</strong> auf<br />
der kalte Luftzug vom geöffneten Fenster<br />
der jaulende Hund<br />
ein lang ersehnter Spaziergang<br />
quer über die Felder<br />
das Grün <strong>des</strong> Grases<br />
Fabian Bonecker, 5i<br />
das Blau <strong>des</strong> Himmels<br />
die Wärme der Sonne<br />
ich höre ihn wieder<br />
den Gesang der Vögel<br />
ein Wettlauf mit dem Hund von<br />
einem Maulwurfhügel zum anderen<br />
das zarte grüne Gras<br />
unter meinen nackten Füßen<br />
ein gutes Frühstück<br />
der Gesang der Vögel <strong>am</strong> Morgen<br />
In der Früh<br />
In der Früh<br />
das Radfahren in die Finsternis<br />
kein Licht<br />
kein Mensch<br />
kein Vogelgezwitscher<br />
nur eisiger Gegenwind<br />
in mein unbedecktes Gesicht.<br />
BILDLICHES SCHREIBEN<br />
Magdalena Mandl,5i<br />
Ulli Seidl, 5i<br />
Die folgenden Texte (bildliches Schreiben und Alltagsgeschichten) wurden in den<br />
Intensivtagen in einer Schreibwerkstatt mit Gudrun Seidenauer verfasst:<br />
mein herz<br />
mein herz ist das lächelnde kleid eines nie erratenen gedankens<br />
mein herz ist die stumme frage eines bogens aus elfenbein<br />
mein herz ist der frische schnee auf der spur junger vögel<br />
mein herz ist die abendstille geste einer atmenden hand<br />
mein herz liegt im glänzend weißen kästchen aus mosselin<br />
mein herz trinkt leuchtend gelbes wasser von der smaragdschale<br />
Seite 56
mein herz trägt einen selts<strong>am</strong>en tierkreis aus zartestem gold<br />
mein herz schlägt fröhlich im losen regen der mittwintersterne.<br />
Schreibauftrag: Schreibe, analog zu diesem Gedicht, zu den Themen<br />
Mein Kopf, Mein Leben, Meine Zukunft:<br />
H.C.Artmann<br />
Mein Kopf ist eine ziellose Gegend fantastischer Malereien,<br />
Mein Kopf ist ein kindischer Teich voll rotem Wissen,<br />
Mein Kopf ist eine steinige Halle gefallener Ideen,<br />
Mein Kopf ist ein staubiger Hort wilder Sprünge.<br />
Raffael.Miribung<br />
Mein Kopf ist ein Sträfling, eingeengt in seinem Lebensraum.<br />
Mein Kopf ist das letzte Blatt <strong>am</strong> Baum, verlassen von den anderen,<br />
Mein Kopf ist frei wie ein Vogel über den Bergen, getragen vom Wind.<br />
Karl Bauer<br />
Mein Kopf ist der knöcherne Topf meiner köchelnden Gedanken<br />
Mein Kopf ist der harte Strapazeur meines weichen Polsters.<br />
Mein Kopf ist der isolierende Transformator elektrischer Schwingungen.<br />
Johannes.Pascher<br />
Mein Kopf ist die bewachsene Insel, die aus dem Meer herausragt.<br />
Mein Kopf ist ein laufen<strong>des</strong> Fließband, ständig im Einsatz<br />
Magdalena.Mandl<br />
Mein Leben ist der regenbogenfarbene Sonnenstrahl in der Gischt <strong>des</strong> Wasserfalls.<br />
Mein Leben ist die graue Windsäule in der blauen Wolkenwelt.<br />
Franz Schallmoser<br />
Mein Leben ist eine Achterbahnfahrt; <strong>am</strong> Ende ist man froh, dass man aussteigen kann.<br />
Fabian Bonecker<br />
Meine Zukunft ist ein unverständlicher Kartentrick.<br />
Meine Zukunft ist der S<strong>am</strong>en eines Baumes, der noch nicht weiß, ob er Blätter oder<br />
Nadeln tragen wird.<br />
Astrid Stockinger<br />
Meine Zukunft ist leise <strong>Musi</strong>k in einem tauben Ohr.<br />
Meine Zukunft ist der Redefluss aus einem stummen Mund.<br />
Clara Toth<br />
Meine Zukunft ist wie ein Erstklassler, der unwissend durch die Schule irrt.<br />
Meine Zukunft ist ungewiss wie der Sprung einer Katze.<br />
Ulli Seidl<br />
Seite 57<br />
ALLTAGSGESCHICHTEN<br />
Schreibauftrag: Verfasse einen kurzen Prosatext, bei dem ein Begriff, der blind gezogen<br />
wurde, im Zentrum steht. Die Wahl der Perspektive ist dabei frei.<br />
Die Sicherheitsnadel<br />
Lange Zeit führte sie ein Schattendasein in einem engen Kästchen – fensterlos, Wände<br />
aus Sperrholz, kein Klo.<br />
Eines Tages aber k<strong>am</strong> Licht in die Sache: eine zarte weiße Hand griff nach ihr und holte<br />
sie heraus.<br />
„Oh Gott, ist das peinlich! Wenn das jemand sieht!“<br />
So die hysterisch gebildeten Worte der Handbesitzerin.<br />
„Maria Theresia hatte das auch so.“ –die ihres historisch gebildeten Gatten.<br />
Das alles nahm sie aus Mangel an Ohren per Vibrationsdeutung wahr.<br />
„Was“, so wollte sie von der Hand wissen, „wird gemacht mit mir?“<br />
Doch diese antwortete nicht und packte sie grob.<br />
Verärgert stach sie den Zeigefinger der Hand.<br />
„Au“ sagte diese.<br />
„Auauauauau!“ kreischte ihre Besitzerin.<br />
Nun war auch die Hand zornig, packte sie und steckte sie so ins Kleid, dass dieses nicht<br />
mehr zu rut<strong>schen</strong> vermochte.<br />
Allgemeines Seufzen der Sieger und Besiegten.<br />
„Sieht das jemand?“ fragte die Handbesitzerin.<br />
„Nein, gehen wir“ <strong>des</strong> Gatten Antwort.<br />
Was war jetzt mit der Festgesteckten?<br />
Nun, sie verbündete sich mit dem Kleid und beide versuchten mit allen Mitteln sich loszurei-ßen.<br />
Und – um das Ende zu verraten – nach zwei Stunden Opernball, beim Linkswalzer mit<br />
dem Bun<strong>des</strong>präsidenten, schafften sowohl unsere Hauptperson als auch das Kleid es,<br />
sich vom Körper der Trägerin zu separieren.<br />
Johannes Pascher, 5e<br />
Der Korkenzieher<br />
Es ist immer dasselbe! Die erste Flasche: Behuts<strong>am</strong> werde ich an die Mitte <strong>des</strong> Korkens<br />
ange-setzt, hineingeschraubt und meine hochgehobenen Arme werden von geschickten<br />
Händen nach unten gedrückt. Ich werde beiseite gelegt und der teure Wein wird von<br />
seinem stolzen Besitzer in die ausgestreckten Gläser einge<strong>schen</strong>kt. Kein Tropfen geht<br />
daneben.<br />
Seite 58
Man spricht über Politik und den Beruf und man eifert um den Titel ,,der Erfolgreichste in<br />
der Runde“. Ich liege neben der Weinflasche, die jetzt leer ist, und höre zu, wie die<br />
Gesellschaft, von den ernsten Themen ganz verausgabt, die zweite Flasche verlangt. Ich<br />
werde gepackt, herumgewirbelt, und in Sekunden ist mein Einsatz vorbei.<br />
Man lehnt sich zurück, die Krawatten werden gelockert. Gesprächsthema Nummer 1:<br />
Frauen. ,,Die Frau vom Peter ist so hässlich, dass mein Hund den Schwanz einzieht,<br />
wenn er sie sieht!“<br />
Die Gruppe bemitleidet einen Genossen, der verlassen wurde, und rühmt den anderen,<br />
der drei Frauen gleichzeitig hat: „ Wie geht’s denn deinem Frauenzimmer ?“ ,, Welche<br />
von den Dreien meinst du ?“<br />
Die Zeit vergeht, und die letzte Weinflasche wird von meiner Wenigkeit geöffnet.<br />
Man gönnt mir eine halbe Stunde Pause, dann beginnt der tägliche Alptraum: Jemand<br />
verlangt Bier! Ich kann gar nicht so schnell denken, da werde ich von einer unkontrollierten<br />
Hand ge-packt und Kopf voraus an den Bierstöpsel geknallt. Das schmerzt!<br />
Es ist eine Zumutung ! Ich, der dazu erlesen wurde, teure und vor allem edle Weine zu<br />
öffnen, werde dazu missbraucht ein paar Betrunkenen schäbige Bierfla<strong>schen</strong> zu öffnen<br />
!<br />
Man grapscht nach mir und ich werde von Bier zu Bier weitergereicht und dabei fast<br />
zer-quetscht. Der letzte Tollpatsch ist so ungeschickt, dass ich abrutsche und seinen fetten<br />
Dau-men erwische ! Mit einem lauten Aufschrei schleudert mich der Säufer in die Ecke.<br />
Die ande-ren grölen, ich bin verbogen. Mein Kopf ist verbeult und Blut klebt an meinen<br />
Armen.<br />
Man hebt mich erst nach Stunden wieder auf. Das Gelage ist vorüber, ich armer<br />
Korkenzieher liege in meiner Lade, und mir graut vor der nächsten ,,Gesprächsrunde“.<br />
Marie Macheiner, 5e<br />
Der Rauch<br />
Wirre Farben tummelten sich vor seinen Augen. Sein Bewusstsein verabschiedete sich<br />
auf eine andere Ebene. Langs<strong>am</strong> formten sich erste Bilder, und der Farbsturm begann<br />
leicht abzuflauen. Zuerst zeigte sich nur eine beleibte rosa Elefantend<strong>am</strong>e, welche sich<br />
hinter einem großen gelben Klecks versteckte. Ihr blasses Tüt-Tüt zitterte wie ein<br />
Mäuseherz in To<strong>des</strong>angst. Plötzlich gab sie sich einen Ruck, sprang aus ihrem Versteck<br />
hervor und vollführte eine Pirouette. Leider landete sie etwas unsanft, stürzte und kugelte<br />
wie ein Igel, mit dem man Krocket spielt, in das Unterbewusstsein. Als schließlich auch<br />
die letzte der 12 selts<strong>am</strong>en Gestalten verschwand, begann die Wirkung nachzulassen<br />
und Engelbert sah wieder das graue Zimmer <strong>des</strong> Altersheimes, vor dem er sich seit 10<br />
Jahren gefürchtet hatte, vor sich.<br />
„Ach verflixt“, dachte er, „jetzt muss ich mir schon wieder einen neuen anstecken.“<br />
Seite 59<br />
Die Fl<strong>am</strong>me <strong>des</strong> Feuerzeuges leuchtete auf und verwandelte sich in eine Boogie tanzende<br />
Voodoohexe, als der Rauch von neuem zu wirken begann.<br />
Raffael Miribung,5a<br />
Das Gleis<br />
Er stand vor den Gleisen. Schon oft hatte er dort gestanden, auf den Zug gewartet,<br />
Freunde getroffen, überlegt. Auch heute dachte er nach, nicht über vieles, nur eines wusste<br />
er, eines wusste er ganz genau, und eben jenes zwang ihn dazu nun vor den Gleisen<br />
zu stehen.<br />
Langs<strong>am</strong> setzte er sich, stützte seinen Kopf in die Hände und schloss die Augen. Es<br />
zogen dunkle Wolken auf, es wurde kalt. Er saß nur da, wartete. Als ein Regentropfen<br />
seine Hand berührte, sah er kurz zum Himmel auf, senkte aber sogleich seinen Kopf wieder.<br />
Immer mehr Tropfen fielen aus den Wolken auf ihn herab. Es störte ihn nicht, er saß<br />
da, bemerkte nicht, was um ihn herum geschah. Da liefen Leute, unter großen oder kleineren<br />
Schirmen, um Un-terschlupf zu finden. Da k<strong>am</strong> Zug um Zug, Leute stiegen ein und<br />
aus, Kinder, Mütter, Schaff-ner, aber er, er bemerkte sie alle nicht. Er saß nur da.<br />
Als er seine Augen wieder öffnete, waren sie glasig. Wut, Trauer, Entschlossenheit und<br />
Mut spiegelten sich in ihnen.<br />
Er stand wieder auf, ging ein paar Schritte, vor und zurück. Immer langs<strong>am</strong>er wurde er,<br />
und der Regen immer mehr. Nur wenige Geräusche vernahm er, das Prasseln <strong>des</strong> Regens<br />
auf dem Dach der Bahnhofsvorhalle, Schreie eines Kin<strong>des</strong>, das wohl seine Mutter verloren<br />
hatte, und das laute Dröhnen eines herankommenden Zuges.<br />
Die Geräusche formten eine Melodie in seinem Kopf, er begann sich zu drehen, breitete<br />
seine Arme aus, tanzte zur Melodie und blickte lange in den grauen Himmel.<br />
Regentropfen pras-selten auf ihn, doch bald schon hörte es auf zu regnen. Er jedoch<br />
drehte sich weiter, zum Takt der <strong>Musi</strong>k, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, von der hervorkommenden<br />
Sonne gewärmt. Er hörte auf sich zu drehen. Er legte sich hin. Er legte<br />
sich auf die Gleise.<br />
Stefan Pichler, 5i<br />
Der Sumpf<br />
Der Sumpf ist langweilig, öde und an sich schon ein ziemlich komisches Wort, wenn<br />
man es sich öfter vorsagt: Sumpf, Sumpf, Sumpf.<br />
Da sieht man den Matsch schon regelrecht vor sich.<br />
Aber man kann sich seinen N<strong>am</strong>en nun einmal nicht aussuchen. Ich würde eh viel lieber<br />
Moor oder Torf heißen. Aber ich bin nun einmal ein Sumpf; gatschig, dreckig und gefährlich!<br />
Hehe!<br />
Seite60
Zumin<strong>des</strong>t in den Augen der Eltern von schwer kontrollierbaren Kindern.<br />
Als ob man im Moor nicht auch versinken könnte.<br />
OK, OK, ich geb’s ja zu! Es ist vielleicht eine dumme Angewohnheit von mir, dass ich<br />
ab und zu ein paar Wertgegenstände mitgehen lasse; jeder hat schließlich seine schlechten<br />
Seiten.<br />
Aber warum rege ich mich überhaupt so auf?<br />
Immerhin ist das Moor für seine Leichen berühmt und nicht ich!<br />
Da bin ich dagegen wirklich ein stilles Wässerchen! Bei mir kommt höchstens mal ein<br />
Gum-mistiefel abhanden. Und das auch nur, wenn man mich provoziert!<br />
So wie neulich: Da spazierte so eine kleine Rotzgöre mit ihrer Oma und so einem Kläffer,<br />
der natürlich gleich wieder alles verdrecken musste, hier herein und hatte nichts Besseres<br />
zu tun, als ununterbrochen über mich zu lästern.<br />
„Oma, es ist soo schiach hier und so nebelig!“ (weil ich da was dafür kann)<br />
„Und eigentlich wollt` ich sowieso viel lieber mit der Marlies ins Moor fahren! Da ist es<br />
viel spannender!“<br />
Das musste ich mir dann doch wirklich nicht bieten lassen, oder?!<br />
Naja, Tatsache war, dass mir der Kragen platzte und ich ihr den Stiefel vom Fuß riss.<br />
Darauf-hin war sie, glaub ich, ziemlich sauer. Sie ist auf jeden Fall mit der Oma und dem<br />
Köter abge-zogen. Wahrscheinlich ins Moor. Soll sie halt glücklich werden dort! Mir<br />
doch egal!<br />
Naja, was soll’s? Das Leben besteht aus Nehmen und Geben und ich gehe davon aus,<br />
dass ich irgendwann sowieso trockengelegt werde.<br />
Dann muss ich sowieso alles geben. Also kann ich jetzt wohl ohne schlechtes Gewissen<br />
weiter nehmen!<br />
Astrid Stockinger, 5e<br />
Die Geldbörse<br />
Mein Besitzer behandelt mich nicht gerade, wie soll ich es sagen, wie einen Freund. Er<br />
kennt mich gar nicht richtig, weiß nur, von welcher Marke ich bin. Aber nett fand ich,<br />
dass er mich beim Kauf einer anderen vorgezogen hat. Aber auch nur, weil ich einer<br />
von der billigeren Sorte war.<br />
Ab und zu zieht er mich aus seiner Tasche, um etwas aus mir heraus zu holen. Da kann<br />
ich immer ein bis<strong>schen</strong> durchatmen und sehe etwas von der Welt.<br />
Aber das sind seltene Augenblicke. Die meiste Zeit verbringe ich in seiner Gesäßtasche,<br />
wo es mir nicht wirklich gefällt. Es ist eng und dunkel da drinnen. Einmal habe ich mir<br />
ein Luftloch gegraben. Die Hose landete zwei Tage später im Müll. So kann man seinen<br />
Besitzer ärgern.<br />
Was mich sehr stört ist, dass ich immer so spärlich gefüllt bin. Erst gestern bin ich einem<br />
Kollegen begegnet, der war prall gefüllt mit Kredit-Karten, Wertpapieren, Ausweisen und<br />
Seite 61<br />
Geld. Letzteres ist in mir leider sehr selten zu finden, da die Menschheit etwas sehr Fieses<br />
erfunden hat. Sie nennt es Konto. Alles auf einer mickrigen Karte, die einen dünn aussehen<br />
lässt. Wenn ich aber an den sich darauf befindenden Betrag denke, bin ich<br />
eigentlich ganz stolz auf sie.<br />
Oh nein, ich glaube, es geht wieder los. Ah, gute Luft hier draußen! Aber was ist das?<br />
Grüne Gräser, gelbe Blumen, riesige Bäume. Hier gehör ich nicht hin! He du, heb mich<br />
wieder auf! Ich will nicht zurückgelassen werden, da bleib ich lieber bei dir.<br />
Gottseidank, er hat mich bemerkt und kommt zurück. Hier oben ist es besser, aber aber<br />
nein, nicht!<br />
Na toll, da sitz ich jetzt wieder in seiner stinkenden Gesäßtasche und warte auf das<br />
Licht.<br />
Aber das ist nun mal unser Leben. Man wird verloren, wird gefunden, wechselt seinen<br />
Besit-zer und bekommt ein pralleres oder ärmlicheres Leben. Aber leben tut man immer<br />
nur in einer dunklen Grube.<br />
Lukas Uitz, 5a<br />
Seite 62
Die Uhr<br />
„Driiiiiiiing!“, machte die Uhr. Sie hatte es ein weiteres Mal „geschafft“. Die Glocke<br />
hatte geläutet, und sie war erst jetzt da.<br />
Diese ersten Sätze vermitteln uns unmissverständlich, dass wir uns in der Schule befinden.<br />
E-benso erfahren wir, dass „sie“, also ein weibliches Wesen, zu spät zur Schule<br />
kommt. Und dann noch die Worte: ein weiteres Mal. Das soll uns wohl zeigen, dass<br />
„sie“ nicht zum ersten Mal zu spät dran ist. Und zu spät ist sie, weil irgendeine Glocke<br />
„Driiiiiiiing!“ gemacht hat. Wenn Sie, d<strong>am</strong>it meine ich „Sie“, die Leser bzw. Zuhörer,<br />
mir folgen konnten, geht es jetzt weiter.<br />
Also, sie war wie gesagt da. Mit hastigen Schritten eilte sie die Treppe hinunter, um sich<br />
in der Garderobe Hausschuhe an- und Jacke auszuziehen. Doch das dauerte lange<br />
und dazu hatte sie das ständige Ticken in den Ohren. „Die Uhr läuft!“, sagte sie sich,<br />
und dabei rutschte ihr ein weiteres Mal die Handtasche von der Schulter. Schnell stürzte<br />
sie die Treppe hinauf, um wenigstens nicht die Zehn-Minuten-Marke zu erreichen,<br />
denn die Uhr tickte. Endlich stand sie vor der Tür. Sie griff an die Klinke, wollte gerade<br />
dem Ticken ein Ende bereiten und öffnen, als ihr ein Gedanke k<strong>am</strong>: Unterricht, oder<br />
nach Hause gehen?<br />
Nun, dieser Textabschnitt verrät uns, dass die Person es im Rhythmus der Uhr äußerst<br />
eilig hat, die Klasse zu erreichen. Wie man bemerkt hat, stellt sie sich aber sehr ungeschickt<br />
an, denn sie verliert mehrmals die Handtasche. Dann noch die Hetzerei zum<br />
Klassenzimmer, und dann das Allerschlimmste, Selbstzweifel. Soll sie nun zum Unterricht,<br />
oder nicht? Eine gute Frage. Ich denke, sie sollte selbst entscheiden, was sie will. Den<br />
langweiligen Unterricht im stickigen Klassenzimmer, wo die Uhr sie noch lange gefangen<br />
hält, oder zurück nach Hause, vielleicht noch mal ins Bett.<br />
Mit einem tiefen Seufzer drückte sie die Tür auf. Wie jeden Morgen schallte der<br />
Stimmchor: „Guten Morgen, Frau Professor!“<br />
Franz Schallmoser, 5i<br />
Seite 63<br />
HAIKUS<br />
Das Haiku ist eine japanische Gedichtform, die aus 3 Zeilen mit begrenzter<br />
Silbenanzahl ( 5 / 7 / 5 ) besteht. Dies dient dazu, die Wahrnehmung auf das<br />
Wesentliche zu konzentrieren.<br />
Die folgenden Haikus sind in den Intensivtagen in Zellhof <strong>am</strong> Grabensee entstanden:<br />
Der See<br />
Glitzernder Spiegel<br />
Gekräuselter Wirklichkeit<br />
Gedankenfänger<br />
Wellen, kraftvoll<br />
Und schön, <strong>Musi</strong>k <strong>des</strong> Wassers,<br />
Peit<strong>schen</strong> das Ufer.<br />
Rhythmisches, wieder-<br />
Kehren<strong>des</strong> Klopfen: Karlis<br />
Zehen beim Schreiben.<br />
Ein Baum auf der Wiese<br />
Mit einem roten Fleck<br />
Oh, das ist Clara!<br />
Die Taube, sie gurrt<br />
Plustert ihr Gefieder auf<br />
Und scheißt auf den Platz<br />
Wer steht da vor mir?<br />
Der Mann hat ja ein Messer!!<br />
Ich geh jetzt besser<br />
Grau ist der Himmel<br />
Wolken im sonstigen Blau<br />
Raffael Miribung, 5a<br />
Astrid Stockinger, 5e<br />
Marie Macheiner, 5e<br />
Johannes Pascher, 5e<br />
Seite 64
Bald trommelt es nass<br />
Das Glitzern <strong>des</strong> Sees<br />
Ist schön. Deine Augen auch<br />
Ich ertränk dich<br />
Karl, ich steh hinter<br />
Dir. Hast du schon Angst? Atme<br />
Noch ein letztes Mal<br />
STIMMUNGSGEDICHTE<br />
Schwerpunkt <strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben 6aei<br />
Clara Toth, 5e<br />
Vorgegeben waren die Wörter: Schwelle, Dünen, Brandung, Herzschlag, Frieden. Mit<br />
ihnen sollte ein Gedicht geschrieben werden.<br />
Seite 65<br />
Frieden<br />
Wann bin ich das letzte Mal<br />
auf der Schwelle <strong>des</strong> Hauses<br />
gesessen und hab auf die Dünen<br />
rübergeschaut?<br />
Wann war ich mit der Brandung,<br />
der Sonne und meinem Herzschlag<br />
allein?<br />
Sommer<br />
Über die Schwelle <strong>des</strong> Hauses,<br />
die hohe, weiße, kalte,<br />
mit nackten Füßen,<br />
in den Sand der Dünen.<br />
Von fern dringt das Geräusch<br />
starker Brandung steiler Meeresküste,<br />
Ulrich Gruber, 6i<br />
durch gleißen<strong>des</strong> Licht.<br />
Eins<strong>am</strong>keit.<br />
Im Rhythmus meines Herzschlags,<br />
Fußstapfen im heißen Sand.<br />
Ich umarme den Himmel!<br />
Friede!<br />
Frieden<br />
Sophie Hartl, 6a<br />
Auf der Schwelle <strong>des</strong> Hauses<br />
Die blau ist und voll mit Sand<br />
Sitz ich und versuche mein<br />
Gesicht vor der Sonne zu schützen<br />
Die Wärme spür ich noch immer<br />
Weit weg hinter den Dünen rauscht die Brandung<br />
Ganz leise gedämpft durch die Hitze<br />
Magdalena Mauracher, 6a<br />
NASCHMARKT - IMPRESSIONEN<br />
Während der Wienfahrt der Schwerpunktfachgruppe "<strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben"<br />
der 6. Klassen (19. - 23. April) haben wir auch den Naschmarkt besucht. Die dort aufgeschnappten<br />
Eindrücke sollten zu einem Text verarbeitet werden, wobei die 'Textsorte<br />
freigestellt war.<br />
Naschmarkt<br />
regen tropft<br />
leute rufen<br />
gehüllt in mäntel<br />
ziehen men<strong>schen</strong> ihre<br />
spuren durch das traurige<br />
nass<br />
Naschmarkt<br />
alles ist<br />
in bewegung<br />
er sitzt reglos da<br />
den kopf eingezogen<br />
Seite 66
die hände in den ta<strong>schen</strong><br />
arm<br />
Naschmarkt<br />
kleines kind<br />
patscht durch das nass<br />
springt in die pfützen<br />
streckt die hand nach süßen<br />
rosa leuchtenden zuckerln<br />
lacht<br />
Kathrin Kranawitter, 6a<br />
Naschmarkt<br />
Der Himmel scheint sich an den Giebeldächern der Häuserreihen verfangen zu haben.<br />
Perlen-ketten aus Wasser fallen zu Boden, zerreißen und die einzelnen Tropfen springen<br />
über den nassglänzenden Asphalt. Rasch verwandeln sich die kleinen Pfützen zu Seen,<br />
die ölig schim-mern und in denen aufgeweichte Salatblätter schwimmen; von zahlreichen<br />
Füßen zertreten, die in ihren, vom Regen schwer gewordenen Schuhen von Stand zu<br />
Stand eilen. Die heiseren, kratzenden Stimmen der Verkäufer preisen in gebrochenem<br />
Deutsch Waren an, fremde Gerü-che fließen ineinander und hängen in dicken, unsichtbaren<br />
Schwaden knapp über dem Pflaster. Rauch kriecht aus den Ritzen der Holzwände<br />
hervor und löst sich in der kalten Luft auf. Hektisches Feil<strong>schen</strong>, Schreien, das Rascheln<br />
von Plastik und eine Vielzahl von anderen Ge-räu<strong>schen</strong> verschwimmenin den Ohren der<br />
Besucher: Rausch, Farben, Düfte, Unbekanntes, Verwirrung. Das ist der Naschmarkt.<br />
Sophie Hartl, 6a<br />
Seite 67<br />
Lockerungsübungen<br />
Eine der besten Lockerungsübungen für das kreative Schreiben ist der spie-lerische<br />
Umgang mit vorgefundenem Sprachmaterial. Ein Verfahren besteht darin, das Thema<br />
einer bekannten, berühmten Vorlage durch Austausch einiger Inhaltswörter, aber gößtmöglicher<br />
Beibehaltung der syntakti<strong>schen</strong>, metri<strong>schen</strong> und sonstigen formalen Vorga-ben<br />
zu verändern. Im Folgendem werden zwei Gedichte von Rilke und eines von Hölderlin<br />
„kreativ bearbeitet“.<br />
Rainer Maria Rilke: Herbsttag<br />
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.<br />
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,<br />
und auf den Fluren lass die Winde los.<br />
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;<br />
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,<br />
dränge sie zur Vollendung hin und jage<br />
die letzte Süße in den schweren Wein.<br />
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.<br />
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,<br />
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben<br />
und wird in den Alleen hin und her<br />
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.<br />
Putztag im Herbst<br />
Hausfrau: es ist Zeit. Der Dreck ist sehr groß<br />
Leg deine Hände auf die Putzlappen,<br />
und auf den Fluren lass die Besen los.<br />
Befiehl dem letzten Schmutz weg zu sein;<br />
gib ihm noch zwei Wischer mit dem Besen,<br />
dränge den Glanz zur Vollendung hin und jage<br />
den letzten Staub aus dem Haus.<br />
Wer jetzt keinen Besen hat, nimmt sich keinen mehr.<br />
Wer jetzt nicht putzt, wird es lange nicht tun,<br />
wird wachen, lesen, im Dreck ersticken<br />
Seite 68
Seite 69<br />
und wird im Haus hin und her<br />
unruhig wandern, wenn der Staub fliegt.<br />
Friedrich Hölderlin: Hälfte <strong>des</strong> Lebens<br />
Mit gelben Birnen hänget<br />
Und voll mit wilden Rosen<br />
Das Land in den See,<br />
Ihr holden Schwäne,<br />
Und trunken von Küssen<br />
Tunkt ihr das Haupt<br />
Ins heilignüchterne Wasser.<br />
Weh mir, wo nehm ich, wenn<br />
Es Winter ist, die Blumen, und wo<br />
Den Sonnenschein,<br />
Und Schatten der Erde?<br />
Die Mauern stehn<br />
Sprachlos und kalt, im Winde<br />
Klirren die Fahnen.<br />
Ende <strong>des</strong> Lebens<br />
Mit gelber Birne hänget<br />
Und voll mit wilden Wunden<br />
Der Mann vom Galgen,<br />
Ihr schrecklichen Götter,<br />
Und trunken vom Blut<br />
Holt ihr sein Haupt<br />
In den ewigen Himmel.<br />
Weh mir, wo nehm ich, wenn<br />
Er weg ist, die Blumen, und wo<br />
Den Sonnenschein,<br />
Und Schatten der Liebe?<br />
Der Grabstein steht<br />
Sprachlos und kalt, im Winde<br />
Klirren die Fahnen.<br />
Verena Strobl, 6e<br />
Tobias Göllner, 6i<br />
Rainer Maria Rilke: Der Panther<br />
Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe<br />
So müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
Und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
ist wie ein Tanz um eine Mitte,<br />
in der betäubt ein großer Wille steht.<br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
Sich lautlos auf - . Dann geht ein Bild hinein,<br />
geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />
und hört im Herzen auf zu sein.<br />
Legehenne statt Rilke-Panther<br />
Ihr Blick ist vom Anstarren der Stäbe<br />
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />
Ihr ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
Das Gackern, Krächzen, lasche, müde Flattern,<br />
das sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
ist wie ein K<strong>am</strong>pf von Hysterie um eine Mitte,<br />
in der allein ein kleines Eilein liegt.<br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
sich lautlos auf. – Dann geht eine Hand hinein,<br />
ein Schreck fährt durch der Glieder angespannte Federn<br />
und das Ei hört auf zu sein<br />
Magdalena Mauracher, 6a<br />
Seite 70
ES WAR EINMAL<br />
(dieselbe Aufgabenstellung wie bei den „Es war einmal – Texten“ der 3i)<br />
Es war einmal ein Stück Seife. Sie lag Tag ein Tag aus in ihrer Seifenschale. Am Anfang<br />
ihres Daseins war sie noch sauber und roch gut. Doch je mehr Leute sich mit ihr die<br />
Hände wu-<strong>schen</strong>, <strong>des</strong>to kleiner und dreckiger wurde sie. Alle luden auf der armen Seife<br />
ihren Dreck ab. Bald k<strong>am</strong> sich die Seife so schäbig, dreckig und klein vor, dass sie sich<br />
in der kleinen Was-serlacke ihrer Seifenschale vor Sch<strong>am</strong> auflöste.<br />
Verena Strobl, 6e<br />
Es war einmal ein Sonnenstahl, der von der Sonne ausging. Wagemutige drang er in<br />
den Raum vor, zog vorbei an der Venus und stieß in die Atmosphäre der Erde vor.<br />
Neugierig, was er wohl finden mochte, bek<strong>am</strong> er die Welt der Men<strong>schen</strong> zu Gesicht,<br />
landete schließlich in den Fängen eines Sonnenkollektors und wurde zu Wärme und<br />
Strom verarbeitet.<br />
Es war einmal ein Pickel, das entschloss sich, so groß zu werden, dass es jeder sehen<br />
konnte. Es lehnte sich an die Haut, schlug Wurzeln, die bis tief an die Muskeln langten<br />
und fing an zu faulen. Als es dann tatsächlich an Größe und an Reife gewonnen hatte,<br />
wurde es ausgedrückt.<br />
Es war einmal ein Windzug, der wahnsinnig faul war und sich <strong>am</strong> liebsten von der<br />
Sonne wärmen ließ. Er wollte sich einfach nicht bewegen. Er war gewissermaßen einfach<br />
nur stehende Luft. Eines Tages erfuhren die anderen Windzüge und auch die großen<br />
Winde von diesem faulen Gesellen. Sie k<strong>am</strong>en alle herbei und bliesen ihn davon.<br />
Und wann immer er versuchte sich zu verstecken und zu entspannen, k<strong>am</strong> wieder irgendein<br />
anderer Wind und blies ihn vor sich her. Nach einiger Zeit hatte der faule Windzug<br />
genug und überlegte sich, was er gegen diese ständige Schikane machen könne.<br />
Schlau, wie er war, s<strong>am</strong>melte er all die verdunsteten Wassertropfen, die durch die Luft<br />
flogen, und heftete sie an sich. Irgendwann bestand er dann selbst zu einem großen Teil<br />
aus Wasser. Er ließ sich einfangen und zu einem Eiswürfel verarbeiten. Irgendwie landete<br />
er auf einer Terrasse. Dort machte er es sich bequem und genoss die Sonne.<br />
Es war einmal ein Nasenmann, der hatte ein abenteuerliches Leben. Nachdem er groß<br />
und kräftig gewachsen war, blies ihn der starke Nasensturm aus seiner Verankerung. Mit<br />
viel Geschick konnte er sich festhalten und baumelte dann ein paar Atemzüge lang im<br />
Freien, erfuhr so manch Wissenswertes, löste sich dann und flog davon.<br />
Florian Schmidsberger, 6i<br />
Seite 71<br />
Es war einmal eine Flasche guten Rotweins, die 50 Jahre in einem Weinkeller lagerte<br />
und nur durch ihre Hoffnung, einmal noch das Tageslicht zu sehen oder weil sie gar nicht<br />
anders konnte, weiterlebte. Eines Tages wurde sie schließlich doch geöffnet und obwohl<br />
ihr grüner Körper jetzt im Altglas begraben lag, schwebte ihr Fla<strong>schen</strong>geist blau aber<br />
glücklich den Himmel empor.<br />
Es war einmal eine rote Christbaumkerze, die wurde mit elf anderen roten<br />
Christbaumkerzen <strong>am</strong> 20. Dezember gekauft und vier Tage später auf eine Tanne<br />
gesetzt. Als es langs<strong>am</strong> dun-kelte, wurde sie angezündet und im Flackern ihres Lichts sah<br />
sie Kinderaugen leuchten. Aus Freude darüber begann sie wild und ausgelassen herumzuhüpfen<br />
und setzte dabei eine Tannennadel in Brand, die das Licht weiterreichte, bis<br />
der ganze Baum Feuer und Fl<strong>am</strong>me und das Kerzenwachs verraucht war.<br />
Kathrin Kranawitter, 6a<br />
Es war einmal ein Eisberg, der brach an der Küste der Arktis mit lautem Getöse vom<br />
Festland ab und trieb Richtung Süden. Er träumte davon <strong>am</strong> Mittelmeer Urlaub zu<br />
machen und dort <strong>am</strong> Strand zu liegen und bei einem guten Cocktail schön braun zu werden.<br />
Nach einiger Zeit traf er einen dieser neuartigen, schwimmenden Berge, die von<br />
Men<strong>schen</strong> gebaut wurden, doch als der Eisberg ihn nach dem Weg fragen wollte und<br />
darum nahe heranschw<strong>am</strong>m, r<strong>am</strong>mte der Klotz ihn und versank. Er zog auf gut Glück<br />
weiter, und dabei wurde es immer wärmer. Der Eisberg schwitzte und wurde immer kleiner.<br />
Doch er wähnte sich einem heißersehnten Urlaub so nahe, dass er nicht darauf achtete.<br />
Und so zerschmolz er und wurde zu einem kleinen Eis-würfelchen, das ein Wal verschluckte,<br />
als dieser seinen Algencocktail zu sich nahm, den er sich je<strong>des</strong> Jahr im Urlaub<br />
gönnte.<br />
Sophie Hartl, 6a<br />
Seite 72
Traum – Realität<br />
Thematik und auch Texsorte haben sich die SchülerInnen auf ihren Wunsch hin selbst gewählt.<br />
Ich schließe meine Augen und dein Bild beginnt sich in meinem Kopf auszubreiten. Du<br />
wirst immer bunter und lebendiger. Ich kann dich hören und fühlen. Du nimmst mich an<br />
der Hand. „Komm mit“, sagst du und ich lasse mich fallen – vertraue dir. Ich laufe mit dir<br />
durch eine neue Welt, meine Welt – meine Traumwelt. Wir wandern auf einer weiten<br />
Blumenwiese. Schmetterlinge fliegen durch die Luft und ich rieche den Duft von<br />
Schokolade. Alles hier ist bunt, es ist warm und hell. Eine leise Stimme von der kalten<br />
Welt dort draußen dringt an mein Ohr und langs<strong>am</strong> bin ich gezwungen zurückzukommen.<br />
Ich öffne meine Augen. Du wirst blass und durchsichtig und schließlich habe ich<br />
dich ganz aus meinen Gedanken verloren. Aber das Lächeln auf meinen Lippen bleibt.<br />
Kathrin Kranawitter, 6i<br />
Absur<strong>des</strong>/ Satiren / Grotesken<br />
Es gibt viele Fragen, auf die der Mensch keine Antwort weiß. So zum Beispiel die Frage<br />
nach der N<strong>am</strong>ensgebung der drei mittleren Zehen zwi<strong>schen</strong> Großem und Kleinem. Ich<br />
stellte mich dieser Frage und fand darauf folgende Antwort:<br />
Füße und Hände haben beide einige Gemeins<strong>am</strong>keiten. 10 Finger, 10 Zehen. Alle von<br />
ihnen brauchen wir, um zu handeln, zu gehen, zu wetten, zu treten und zur Erledigung<br />
von sonsti-gem Firlefanz – der Mensch ist schließlich sehr kreativ!<br />
Ich fange jetzt einmal mit den Händen an. Die Hände sind etwas, was man im täglichen<br />
Leben unbedingt braucht. Ohne Hände hat man es einfach schwer. Mit den Händen<br />
wird gehandelt. Hände verraten viel, z. B. ob man etwas verheimlich oder nicht – das<br />
ist nicht schwer festzu-stellen. Würde man die Finger personifizieren, so wären sie wohl<br />
Be<strong>am</strong>te, oder sagen wir besser: arbeitstüchtige Men<strong>schen</strong>. Die haben alle einen<br />
N<strong>am</strong>en.<br />
Was ist jetzt aber mit den Füßen und den Zehen? Darauf achtet keiner. Die Füßen stekken<br />
fast immer in Socken und/oder Schuhen, so dass man nicht sieht, was sich da unten<br />
abspielt. Auch im Sommer, wenn die Men<strong>schen</strong> mit „nackten“ Füßen herumlaufen, achtet<br />
niemand darauf, was die Zehen tun oder nicht tun. Ein Vorteil. Würde man die Zehen<br />
nun personifizieren, wä-ren sie eindeutig Mafiosi – das ist meine Meinung.<br />
Der Große Zeh ist der Türsteher. Groß, dick, plump, aber kräftig – schwer zu umgehen.<br />
Der nächste ist der Killer, der alle tötet, die ihm „vor die Zehe kommen“: lang, unauffällig<br />
und flexibel – ein ernst zu nehmender Genosse. Vor allem wenn man daran denkt,<br />
Seite 73<br />
wie aggressiv dieser ist. Bei vielen Socken schneidet er mit seinem Nagel Löcher hinein,<br />
um besser sehen zu können. Kein anderer Zeh schlägt so fest gegen Bettpfosten oder<br />
andere Holzteile wie dieser.<br />
In der Mitte steht natürlich der Boss: Hager, stolz und mächtig – er schafft an, zu min<strong>des</strong>t<br />
denkt er das. Wenn er sich bewegt, müssen die anderen alle schuften.<br />
Der nächste ist der Assistent: klein, unwichtig, aber doch ist er da und klebt immer an<br />
einem – ein Arschkriecher. Bewegt sich immer nur dann, wenn’s der Boss tut und steht<br />
immer gleich daneben. Der letzte ist der Spion: er ist der kleinste, aber der hinterlistigste.<br />
Auch wenn’s die anderen nicht ahnen, wenn er sich bewegt, tanzen die anderen<br />
und zwar nach seiner Pfeife – ein ernstzunehmender Zeitgenosse.<br />
Wie man sieht, eine sehr gefährlich Gesellschaft, die einen tragen! Nur gut, dass man<br />
diese Mafiosi nicht an Waffen oder Sprengstoff heranlässt!<br />
Florian Schmitzberger , 6i<br />
Touristenalarm<br />
Ich versinke in weißen Amerika T-Shirts, italienische Mo<strong>des</strong>andalen treten auf meine<br />
Zehen, ein deutscher Bierbauch r<strong>am</strong>mt mich, Blitze von japani<strong>schen</strong> K<strong>am</strong>eras erschießen<br />
mich beinahe und mit meiner letzten Kraft weiche ich einem holländischem Fahrrad aus.<br />
Was klingt wie ein wahrer Albtraum, ist leider schlagende Realität; nämlich ein ganz normaler<br />
Sommertag in der Salzburger Getreidegasse. Zu allem Überfluss muss ich jetzt hier<br />
auch noch meine Freundin finden. Dummerweise haben wir uns als Treffpunkt Mozarts<br />
Geburtshaus ausgemacht. Ich schaue und sehe doch nicht, was ich sehen will: Meine<br />
Freundin! Sie ist unauffindbar. Dank meines Handys schaffe ich es dann doch noch sie<br />
zu treffen – der eigentliche Grund, wieso ich mich <strong>am</strong> helllichten Tag in der Hauptsaison<br />
hierher wage. Doch aus unserem geplanten Einkaufsbummel wird leider nichts. H&M -<br />
wegen Überfüllung geschlossen - Mango – ausverkauft! Erschöpft möchten wir uns eine<br />
Pause in der „Nordsee“ gönnen – aber keine Chance – sie ist von Friesen überschwemmt.<br />
Wir geben auf. Eigentlich wollen wir nur noch raus aus der schmalen Gasse,<br />
wo die Häuser angesichts dieser multikulturellen Massen schon schief stehen. Doch auf<br />
ein echtes „Eisgrotteneis“ haben wir natürlich trotzdem noch Lust. Wir boxen uns durch<br />
eine Gruppe von Men<strong>schen</strong> mit weiß eingefärbten XXL Amerika T-Shirts, die den ganzen<br />
Platz vor Mac Donalds einnehmen. Wir treten wütend und absichtlich auf runzelige<br />
Plattfüsse, die in italieni<strong>schen</strong> teuer aussehenden Mo<strong>des</strong>andalen stecken. Macht Spaß.<br />
Wir laufen schlitzäugigen Fotografen genau vor die Linse und zu guter Letzt landen wir<br />
dann auf dem Boden. Überfahren von einem holländi<strong>schen</strong> Fahrrad!<br />
Kathrin Kranawitter, 6a<br />
Seite 74
Die ganze Wahrheit<br />
Schwester Maria war noch jung gewesen, als sie beschloss, ihr Leben Gott zu widmen<br />
und in einen Orden einzutreten.<br />
Sie führt ein perfektes Klosterleben. Sie steht als erste auf, sie isst nur wenig, denn den<br />
größten Teil ihres Essens gibt sie den Obdachlosen, sie trinkt nur Weihwasser, das sie<br />
immer in einer eigenen Flasche mit sich führt, sie betet stundenlang in weihrauchverqualmten<br />
Räumen, hat mehr Rosenkränze als der Papst und jeder weiß von ihrer<br />
Fähigkeit, mit dem Heiligen Geist zu sprechen.<br />
Gäbe es den Titel „Nonne <strong>des</strong> Jahres“, würde sie ihn jährlich gewinnen, ob ihres so vorbildhaften<br />
und frommen Lebens.<br />
Doch niemand kennt die schreckliche Wahrheit über die scheinbare Supernonne Maria.<br />
Würde die Wahrheit publik – Gott behüte! Der Papst würde sofort sterben und Schwester<br />
Maria öffentlich verbrannt.<br />
In der Nacht, wenn die anderen Nonnen schlafen, beginnt ihr richtiges Leben. Sie hängt<br />
das Kreuz in ihrem Zimmer verkehrt rum auf, zieht sich um, bindet ihre Rosenkränze<br />
zus<strong>am</strong>men und seilt sich daran aus dem Fenster ab.<br />
Mary führt ein perfektes Nachtleben. Sie geht als letzte nach Hause, trinkt viel, tanzt stundenlang<br />
in zigarettenverqualmten Diskotheken, hat mehr Männer als eine Prostituierte und<br />
jeder weiß von ihrer Fähigkeit mit dem verstorbenen Jimmy Hendrix zu sprechen.<br />
Wöchentlich gewinnt sie den Titel „Disco-Queen“, ob ihres so wilden Lebens.<br />
Jetzt fragt sich der Leser natürlich, wie Mary untertags so eine brave Maria sein kann.<br />
Tja, man höre: Sie steht <strong>am</strong> frühesten auf, um sich die Ringe unter den Augen wegzuschminken.<br />
Da sie magersüchtig ist, isst sie nur wenig. In der Flasche, in der die übrigen<br />
Nonnen Weihwasser wähnen, ist Wodka. Beim scheinbaren Beten inhaliert sie den<br />
Weihrauch, verfällt in Trance, meditiert und erholt sich dabei von der letzten Nacht. Und<br />
wenn sie wieder mal mit dem Heiligen Geist oder Jimmy Hendrix spricht, ist sie gerade<br />
auf einem LSD-Trip.<br />
Lieber Gott, erbarme dich ihrer verlorenen Seele.<br />
Hummeln im Arsch<br />
Tobias Göllner, 6i<br />
Aufgabe war eine Geschichte zu schreiben, in der „nachgeforscht“ wird, wie sprichwörtliche<br />
Redensarten wie eben die im obigen Titel oder etwa „es geht einem ein Licht<br />
auf“ oder „vor Wut an die Decke gehen“, „jemandem einen Bären aufbinden“ usw. entstanden<br />
sind. Diese Redensarten sind heute in ihrer konkreten Bedeutung verblasst. Es<br />
kann reizvoll sein, diese ehemalige Anschaulichkeit wieder bewusst zu machen.<br />
Seite 75<br />
Sicher hat schon jeder von der bekannten sprichwörtlichen Redensart „Hummeln im Arsch<br />
haben“ gehört, wenn er als kleines Kind unruhig hin und her gerutscht ist und andere zur<br />
Ver-zweiflung gebracht hat! Aber fast keiner kennt die Geschichte, wie Martin Luther, der<br />
diesen Satz bekannt machte, wirklich darauf k<strong>am</strong>!<br />
Im Jahre 1487 saß die F<strong>am</strong>ilie <strong>des</strong> Bergmanns Hans Luther bei Tisch. Draußen erschlug<br />
einen beinahe die brennende Sonne und so hatte man die hölzernen Fensterläden vorgeschoben,<br />
wodurch der Raum in schummrige Dämmerung getaucht war. Einzelne<br />
Strahlen drangen durch haarfeine Ritzen im Holz und zeichneten bizarre Muster auf das<br />
Stroh <strong>am</strong> Boden und die rohen Wände, während die vielen Staubfussel im leichten<br />
Windzug lebhaft umhertanzten, bis sie sich irgendwann auf die spärlichen<br />
Einrichtungsgegenstände setzten um zu warten, dass Frau Luther mit ihrem Tuch k<strong>am</strong> und<br />
sie fortwischte.<br />
Das Klappern der hölzernen Löffel, Schmatzgeräusche und das Wimmern <strong>des</strong> vierjährigen<br />
Martin, der soeben eine Ohrfeige vom Vater bekommen hatte, weil er nicht ruhig<br />
hatte sitzen können, erfüllten den Raum. Die Schatten ließen die Falten im Gesicht <strong>des</strong><br />
F<strong>am</strong>ilienoberhaupts wie tiefe Schluchten herausstechen und die Hakennase ragte wie ein<br />
Fels aus einer Ebene.<br />
Die Köpfe tief über den Teller haltend, sehnte jeder das Ende <strong>des</strong> sonst immer so erfreulichen<br />
Sonntagsessens herbei. Während sie so saßen und auf die Tischplatte starrten und<br />
die Hände mit den Löffeln mechanisch Suppe schöpften um diese dann in den Mund zu<br />
schieben, schlüpfte eine Hummel durch einen etwas größeren Spalt an der Tür und summte<br />
durch das Zimmer. Durch Zufall flog das Tier auf den Rücken <strong>des</strong> kleinen Martin, krabbelte<br />
über die Falten <strong>des</strong> groben Leinenhemds und hinein in <strong>des</strong>sen Hose. Als sie aber<br />
den Ausgang nicht mehr fand, begann die Hummel wild auf und ab zu fliegen und der<br />
Junge, der zuerst vor Schreck ganz bleich geworden war, rutschte erneut auf seinem Stuhl<br />
herum, bis der Sessel nach hinten umfiel.<br />
Danach war alles ruhig, bis der Vater zornesrot aufsprang und losbrüllte. Martin rollten<br />
dicke Tränen über die schmutzigen Wangen und hinterließen helle, feuchte Spuren, doch<br />
es half nichts! Der Vater riss ihn hoch, legte den Jungen übers Knie, zog ihm die Hose<br />
bis zu den Knien herunter und erstarrte. Sein mächtiger Körper erbebte vor Lachen, als<br />
er die arme, in-zwi<strong>schen</strong> tote Hummel auf Martins Hintern sah, die bei seinem Sturz vom<br />
Stuhls regelrecht erdrückt worden war.<br />
Seitdem hieß es im lutheri<strong>schen</strong> Haushalt je<strong>des</strong> Mal, wenn jemand nicht still sitzen konnte,<br />
er hätte Hummeln im Arsch. Und mit der Ausstrahlung <strong>des</strong> protestanti<strong>schen</strong> Glaubens<br />
hat sich diese kräftige Wendung auch in anderen Haushalten breit gemacht.<br />
Sophie Hartl, 6a<br />
Seite 76
CHARAKTERISIERUNG<br />
Schwerpunkt <strong>Literatur</strong> / Kreatives Schreiben 7aei<br />
Katja<br />
Es ist ein schöner, sonniger Tag und Katja feiert ihren 10. Geburtstag. Nachdem sie Torte<br />
gegessen haben, gehen alle Kinder hinaus, um Katjas neues Fahrrad anzuschauen. Nur<br />
ein dunkelhaariges Mädchen bleibt auf halbem Weg plötzlich stehen. Es ist Jule. „Katja“,<br />
ruft sie mit leicht zitternder Stimme. Katja dreht sich um. „ Ich will mal kurz mit dir allein<br />
reden“. Katja runzelt die Stirn. „Aber wir wollten doch gerade mein Fahrrad anschauen<br />
gehen!“ „Sonst fahr ich sofort heim“, sagt Jule und verengt ihre Augen zu kleinen<br />
Schlitzen. In diesem Moment ruft Benj<strong>am</strong>in: „Katja, wo bleibst du denn?“ Katja beginnt<br />
mit schnellen Kieferbewegungen auf einer Haarsträhne herumzukauen. Dann legt sie den<br />
Arm um Jules Schulter und schiebt sie neben sich her zu den anderen. Nachdem alle laut<br />
Worte der Bewunderung über das neue Rad von sich gegeben haben, darf jeder mal<br />
eine Runde fahren. Als Letzte ist Jule an der Reihe. Mit leicht vorgeschobenen Lippen und<br />
ohne irgendjemanden eines Blickes zu würdigen besteigt sie den fahrbaren Untersatz<br />
und tritt fest in die Pedale. Doch anstatt <strong>am</strong> Ende der Straße wieder umzukehren biegt<br />
sie nach links ab und verschwindet hinter einer hohen Hecke. Laute Protestrufe der anderen<br />
Kinder sind die Folge, dann stürzen alle hinter ihr her die Straße hinunter. Im nächsten<br />
Moment macht es einen lauten Knall und als sie um die Ecke stürmen, sehen sie ein<br />
Fahrrad mit verbeultem Vorderreifen an der Mauer kleben und eine heulende Jule, die<br />
daneben sitzt. „Was hast du denn mit dem Rad angestellt?“, beginnen einige zu rufen.<br />
„Du hast es kaputt gemacht! Die Eltern von der Katja werden dich sicher schimpfen und<br />
dann musst du ein neues kaufen!“ Jule springt auf, ihr Knie blutet ein bis<strong>schen</strong>. „Ihr<br />
Schweine, ich hasse euch alle!“ Mit diesen Worten lässt sie die vers<strong>am</strong>melte<br />
Gesellschaft stehen und läuft davon, in Richtung Katjas Haus. Langs<strong>am</strong> machen sich<br />
auch die anderen Kinder auf den Weg zurück, das zerbeulte Fahrrad in ihrer Mitte,<br />
erzählen sich gegenseitig, wie blöd sie Jule finden und sprechen Katja tröstliche Worte<br />
zu. Als sie zurückkehren, bemerken sie, dass die Klotür versperrt ist. Katjas Mutter berichtet<br />
von einer weinenden Jule, die gerade eben hereingestürzt ist und sich sofort im Klo<br />
verschanzt hat. Nach langem Klopfen und vielen Überredungsversuchen erteilt Jule<br />
schließlich die Erlaubnis, dass Katja - aber wohlgemerkt nur Katja - zu ihr hinein darf.<br />
Leise dreht sich der Schlüssel im Schloss und die Tür öffnet sich einen Spalt. Drinnen ist<br />
es dunkel. Schnell schlüpft Katja hinein, drückt auf den Lichtschalter und erblickt eine<br />
gänzlich in Klopapier eingewickelte Jule. Ihr Gewand liegt auf einem Haufen in der<br />
Ecke. „Ich hab mich verkleidet“, sagt sie. „Aber du darfst es keinem verraten und es darf<br />
mich auch niemand anderer sehen“. Katja verspricht es und fragt, ob es jetzt nicht an<br />
der Zeit wäre, sich wieder umzuziehen. Im nächsten Moment wird die Klotüre von den<br />
Seite 77<br />
draußen Gebliebenen aufgedrückt und ein Haufen Kinder platzt in den engen Kloraum.<br />
Kaum haben sie Jule entdeckt, beginnen alle schallend zu lachen und ihr dann einzelne<br />
Streifen Klopapier vom Körper zu reißen. „Huh, man sieht deine Unterhose“. Jule wird<br />
von einem Moment auf den anderen kreidebleich. Dann stößt sie einen spitzen Schrei<br />
aus und läuft unter lautem Krei<strong>schen</strong> hinüber ins Badezimmer, das sie abermals von innen<br />
verschließt. Katja spurtet hinter ihr her. „Komm, bitte mach auf!“ „Nein, ich bleib jetzt hier<br />
drin und werde verhungern und dann werden euch meine Eltern hassen!“ Als die<br />
Geburtstagsfeier <strong>am</strong> Abend zu Ende ist, sitzt Jule immer noch im Bad. Erst als der letzte<br />
Gast gegangen ist und Katja versprochen hat, dass sie nie wieder mit einem anderen<br />
Kind als mit ihr etwas unternehmen wird, öffnet sich die Türe und im Türrahmen steht eine<br />
zufrieden lächelnde Jule.<br />
Clara Migsch, 7i<br />
Erna P´s Ausbruch<br />
Frau Erna P., <strong>Musi</strong>kschulhausmeistersgattin und begnadete Fabrikantin von gehäkelten<br />
Toilettenpapierhütchen, stand auf einer Leiter, putzte mit Hingabe die Fensterscheiben<br />
ihres Wohnzimmers und dachte nach. Die Tatsache, dass sie nachdachte, sei hier extra<br />
hervorgeho-ben; wir wollen ihr nicht unterstellen, dass sie das sonst nie tat, keineswegs!<br />
Jedoch k<strong>am</strong> es traurigerweise immer seltener vor, daher sei es speziell löblich erwähnt.<br />
Der Anlass für Frau P.s Gehirn, seine Ruhephase gerade jetzt zu beenden, war ein Fleck<br />
auf dem oberen Drittel der linken Fensterscheibe. Besser gesagt eine Fliege. Eine Fliege,<br />
die einst ihr trauriges Ende als Fleck auf der linken Fenster... (siehe oben) fand, als Herr<br />
Egon P. sich von ihr beim Fernsehen gestört fühlte und in unerschütterlicher Graus<strong>am</strong>keit<br />
zur Zeitung griff. Dieser Fleck also, den die Fliege hinterließ – mit Ausnahme <strong>des</strong>sen, was<br />
sich nunmehr auf der Titelseite der Kronen-Zeitung befand – regte Frau P. insofern zum<br />
Nachdenken an, als er die Form eines Herzens hatte. (Dass sie sich außerdem mit der<br />
Frage beschäftigte, ob dem Fleck besser mit Essigreiniger oder mit Cif streifenfrei beizukommen<br />
sei, bleibe hier unerwähnt.) Ein Herz. Die Liebe. Der Ehemann!? Wann hatte<br />
Herr P. ihr zum letzten Mal gesagt, dass er sie liebte? Hatte er es denn überhaupt schon<br />
mal gesagt? Erna P. konnte sich nicht daran erinnern. Und zum Hochzeitstag hatte er ihr<br />
eine elektrische Trockenhaube s<strong>am</strong>t Lockenwicklern ge<strong>schen</strong>kt, von denen sie auch jetzt<br />
vier im Haar trug. War das etwa ein Ge<strong>schen</strong>k aus Liebe gewesen? Wahrscheinlich<br />
wollte er ihr so zu verstehen geben, dass sie ihm nicht mehr gefiel und mit den<br />
Lockenwicklern eventuell noch etwas zu retten sei! Frau P. schnaubte, dass ihre feinen,<br />
blau-rot melierten Nasenflügel bebten. Und wie war das eigentlich letzten S<strong>am</strong>stagabend<br />
gewesen, als ihr Egon ihre liebevoll zubereitete Bratwurst verschmäht hatte,<br />
angeblich, weil er eine Magenverstimmung habe? War das Liebe? Die Liebe, um derentwillen<br />
sie in der kleinen Hausmeisterwohnung ihr Leben d<strong>am</strong>it verbrachte,<br />
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Fensterscheiben zu putzen und Würste zu braten? Nein!, beschloss Frau P. und schleuderte<br />
energiegeladen den Putzlappen zurück in den Wassereimer. Sie riss die<br />
Lockenwickler aus den Haaren und warf sie zu Boden, um sogleich mit einem k<strong>am</strong>pflustigen<br />
Aufschrei hinterher zu springen; wobei wir uns kurz abwenden wollen, da uns<br />
schon klar ist, dass der bis zum Platzen gespannte Gürtel <strong>des</strong> rosa Bademantels, den<br />
Frau P. in der Wohnung zu tragen pflegt, dem Aufprall nicht standhalten wird. Als wir<br />
uns wieder umzudrehen wagen, sitzt Erna P. schon <strong>am</strong> Küchentisch, vor sich Papier und<br />
Stift, wildentschlossen, ihrem Egon einen Abschiedsbrief zu schreiben und dann den<br />
nächsten Zug nach Obergurgl zu nehmen (was uns vielleicht nicht ganz verständlich ist,<br />
ihr aber schon. Wir wollen es zumin<strong>des</strong>t hoffen.).<br />
„Gelibter Egon!“, beginnt sie, besinnt sich dann aber und streicht das „Gelibt“ weg, da<br />
es ihr in Anbetracht der Situation unpassend erscheint (und nicht etwa, da sie wie wir<br />
die falsche Schreibweise <strong>des</strong> Wortes bemerkt hätte). Da steht nun also „Egon!“ auf dem<br />
Papier, und schon weiß Frau P. nicht weiter. Ihr ist klar, dass das der wichtigste, wundervollste<br />
und befreiendste Brief ihres Lebens wird und werden muss, ein Manifest der<br />
Emanzipation, ein Dokument <strong>des</strong> Triumphes! Und soeben schleicht sich eine schillernde,<br />
funkelnde Phrase in den hintersten Winkel ihres Hirns, bahnt sich ihren Weg durch den<br />
rechten Arm bis hin zu den Fingern und will Frau P. eben durch den Stift verlassen, um<br />
ihr weiteres Dasein gut sichtbar auf dem Papier zu fristen –<br />
als sie von den nebenan plötzlich einsetzenden Trompeten der Blasmusikkapelle<br />
erschrickt und von den von oben erklingenden Einsingübungen <strong>des</strong> Kinderchores schließlich<br />
endgültig aus Frau P.s Gedanken entflieht. Erna P.s Nerven, bisher wenig strapaziert,<br />
suchen das Weite, das die Phrase inzwi<strong>schen</strong> schon gefunden hat, und als Herr Egon<br />
P. fünf Minuten später nach Hause kommt, sieht er seine Frau zu den Klängen <strong>des</strong><br />
Rainermarschs schreiend auf kleinen Papierfetzen herumtr<strong>am</strong>peln.<br />
„Bist du verrückt geworden?“, fragt er. „Jaaa!!“, kreischt Erna P. und fängt an, ihn mit Lockenwicklern<br />
zu bewerfen. Herrn P. scheint das eine logische Antwort, und so fragt er<br />
nicht wie üblich, was es zu essen gebe, sondern duckt sich nur, um den rosa<br />
Plastikgeschoßen auszuweichen.<br />
Lisa Kriechh<strong>am</strong>mer, 7e<br />
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Nächste Haltestelle Pflanzmann....<br />
Nächste Haltestelle Pflanzmann....<br />
Pflanzen sind grün.<br />
Ich habe keine Pflanzen, mag sie nicht, kenne sie nicht.<br />
Ich mag sie nicht, verstehst du,<br />
lass mich in Frieden mit den grünen Schlangen.<br />
Haltestelle Äußerer Stein....<br />
Steine gibt es auf Bergen. Steine sind hart.<br />
Ich weiß, dass Felsen groß sind. Ich kenne Klippen.<br />
In Schluchten fällt man hinein.<br />
Pass auf! Schau wo du hinsteigst!<br />
Nächste Haltestelle....lass mich bitte raus!<br />
Ich mache das, was mir die Men<strong>schen</strong> sagen.<br />
Ich stehe auf, Blicke, ich setze mich. Ich sitze.<br />
Haltestelle Mirabellplatz....<br />
Platz. Hund, mach Platz! Nicht beißen! Hunde bellen, kläffen, sie sind laut.<br />
Aua, lass mich raus. Will keine Hunde kläffen hören. Du tust mir weh, sei leise.<br />
Sitz! Sitz so wie ich und sei leise. Will dich nicht mehr hören.<br />
Nächste Haltestelle Kongresshaus....<br />
Haus. Aus. Will dich nicht hören, muss aussteigen. Stehe auf, steig aus.<br />
Julia Pucher, 7e<br />
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Die Schreibenden wurden von den folgenden LehrerInnen betreut:<br />
Gabriele Berka: 2e, 3a<br />
Angela Croll: 1i, 2m<br />
Annette Kr<strong>am</strong>i: 5aei<br />
Wolfgang Mühlbacher: 1m, 3i. 6aei, 7i<br />
Richard Pertlwieser; 7aei<br />
Birgit Pfeifer: 2a, 3e, 3m<br />
Alois Roither: 1a, 4a<br />
Karl Schimpl: 5i<br />
Gudrun Seidenauer: 7e<br />
Redaktion: Karl Schimpl<br />
Gestaltung und Layout: Anton Thiel<br />
Die Zeichnungern der Bäume in diesem Heft entstanden im Zus<strong>am</strong>menhang mit dem<br />
Engagement der Schüler für den Erhalt der 51 Ahornbäume <strong>am</strong> Mayburger Kai<br />
(3e, 3i, 4a) und sind während der Ausstellung „balance“ (01strich02) <strong>am</strong> <strong>Musi</strong><strong>schen</strong><br />
<strong>Gymna</strong><strong>sium</strong> zu besichtigen.<br />
Mehr dazu auf der Homepage www.go.to/baumschutz<br />
und auf unserer Homepage: www.musgym.salzburg.at<br />
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