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Der sehr dankbare Elefantenjunge Das Original - rezept zum ...

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Ausgabe 1/2012<br />

Endziffer 03<br />

Werte Leserschaft, ich weiß gar nicht, ob Sie es wußten, aber Fern seh -<br />

köche sind die modernen Gladiatoren unserer Zeit, jede Koch show<br />

quasi ein Circus Maximus. Auch in der Alsbachprinzessin haben wir<br />

»Brot und Spiele«, das Brot gibt’s allerdings nur noch in HD.<br />

ZUR ERKLÄRUNG: Lieblingskellner<br />

Frantisek ist süchtig. Süchtig nach allem,<br />

was Jamie Oliver, Tim Mälzer oder Johann<br />

Lafer und sein Lichter ihm tagtäglich<br />

frisch aus der Bildröhre brutzeln.<br />

Und wer könnte ihm das verdenken, wo<br />

man doch zu jeder x-beliebigen Tagesund<br />

Nachtzeit von einem dieser<br />

selbsternannten Küchenheilande<br />

in den siebten Himmel<br />

gekocht wird?<br />

Keine Sekunde vergeht, in der<br />

Otto Normalkoch nicht das Gefühl<br />

bekommt, mit den belegten<br />

Broten vom Vorabend – so<br />

gut die auch gewesen sind –<br />

wieder mal haarscharf am<br />

perfekten Dinner vorbei geschrammt zu<br />

sein. Und mein guter Frantisek? <strong>Der</strong>, solcherart<br />

fehlgeleitet, war völlig beseelt, als<br />

großer Fernsehkoch zu reüssieren. Sie<br />

wissen schon: wie Andi und Alex, bloß<br />

mit gutem Essen. Aber ohne Haargel.<br />

Und ohne Tiroler. Und mit Zuschauern.<br />

Haken an der Sache: Vom Kochen hatte<br />

Frantisek so viel Ahnung wie ein Grieche<br />

vom Triple-A. Er war kochtechnisch<br />

gesehen auf dem Niveau eines Waldorfschülers,<br />

der bei der Matura seinen<br />

Namen tanzen soll. Seine Verzweiflung<br />

nervte mich natürlich unendlich, aber<br />

wer bin ich, dem guten Frantisek den Dilettantismus<br />

unter die Nase zu reiben,<br />

wie einst Helmut Misak den Parmesan<br />

über die Spaghetti Bolognese? Auf der<br />

Suche nach einer Lösung aus der Misere<br />

rekapitulierte ich also kurz die Fakten:<br />

a) Frantisek kann nix,<br />

b) er will reich werden,<br />

c) er will berühmt werden,<br />

d) aber rasch.<br />

6<br />

Magister Zwickel<br />

(Schankberater a. D.)<br />

Im Lichte dieser Erkenntnisse fand ich<br />

dann auch prompt einen genialen Ausweg:<br />

eine Castingshow musste her!<br />

»Austrias Next Topkitcheneer«, »Cook -<br />

ing mania« oder »Pimp my Schweinsbratl«<br />

schossen mir spontan als sendetaugliche<br />

Namen ein: nur ja<br />

nicht zu viele deutsche Wörter<br />

verwenden, die das Ohr des telekabelverwöhntenÖsterreichers<br />

verwirren könnten!<br />

Am nächsten Tag stand ich, bewaffnet<br />

mit einem hieb- und<br />

stichfesten Sendungskonzept,<br />

bei einem Lokalsender auf der<br />

Matte. Im Foyer lief gerade die<br />

Wiederholung jener legen dären Folge<br />

des hauseigenen Quotenhits, in der der<br />

D-Wagen am Rathaus vorbeifährt, während<br />

das Fahrrad vom Bürgermeister<br />

umfällt. Ganz großes Kino!<br />

Gefühlte zwei Stunden später empfing<br />

mich der 17-jährige Programmchef, Interesse<br />

heuchelnd zur Präsentation. Top<br />

vorbereitet konterte ich die bei ihm<br />

schon nach zwei Minuten einsetzende<br />

Langeweile mit einer infiniten Menge<br />

an mitgebrachtem Wodka-Red Bull und<br />

zwei Paletten Jägermeistern, und schon<br />

eine halbe Stunde später war der nun<br />

ebenso begeisterte wie hochgradig alkoholisierte<br />

Programmchef Feuer und<br />

Flamme. Er stellte jedoch beinharte Bedingungen<br />

an die Qualifikation der zukünftigen<br />

Kandidaten. Minimum: <strong>Der</strong><br />

muss zusammen mit Heidi Klum am<br />

Nordpol den Raab geschlagen haben«,<br />

lallte er. »Und Eltons Nissan Micra in der<br />

Crash-Car-Challenge zu Schrott gefahren<br />

haben. Wok-Weltmeister ist Voraussetzung,<br />

Deutschlands Superstar wär von<br />

Nachruf Luameso Deward Ngoma<br />

Ende November 2011 ereilte uns ganz<br />

plötzlich die unerwartete und traurige<br />

Nachricht vom Tod unseres Mitarbeiters<br />

Deward. Er wurde nicht einmal 22 Jahre<br />

alt. Über zwei Jahre arbeitete Deward bei<br />

uns im Schlossbräu als Ab wä scher. Durch<br />

seine lebensfrohe und heitere Art war er<br />

bei allen Mit arbeitern ein geschätzter und<br />

beliebter Kollege und Freund.<br />

Luameso Deward Ngoma<br />

Vorteil, aber da begnüg ich mich auch<br />

mit einem, der in der Millionenshow<br />

über die Krawatte vom Assinger gelästert<br />

hat.« Diese Verhandlungskunst beeindruckte<br />

mich. »Was ist mit Baku?«, feuerte<br />

ich ihn an. »Ha, wie geil!«, jubelte er<br />

und gemeinsam nahmen wir richtig<br />

Fahrt auf: »Brauchma nicht noch einen<br />

Single-Bauern, der mit Alfons Haider im<br />

Tangoschritt aus der Schuldenfalle rausgetanzt<br />

ist?« Die Augen des Programmchefs<br />

begannen zu leuchten, Registrierkassen<br />

ratterten in seinem Hirn. »<strong>Das</strong> ist<br />

taff! Grasser geht’s nicht!« Kurze Pause.<br />

»Und Kochen?«, frug ich vorsichtig an.<br />

»Wurscht! Kann eh auch keiner von den<br />

anderen Wapplern«. Da konnte ich nun<br />

schwerlich widersprechen.<br />

Formhalber vereinbarten wir noch die<br />

Zusammensetzung der Jury: die Gewinnerin<br />

des letztjährigen Barbara Karlich<br />

lookalike Contests, der Papagei von Norbert<br />

Darabos und dieser eine Fern seh -<br />

richter, von dem ich zufällig wusste, dass<br />

er früher mal bei McDonalds für die<br />

Pommes zuständig war.<br />

Noch am selben Tag überbrachte ich<br />

Frantisek die frohe Kunde: durch meinen<br />

vorbildlichen Einsatz musste seine<br />

Koch-Inkompetenz zwangsläufig <strong>zum</strong><br />

Erfolg führen! Und wirklich – Frantisek<br />

kam, sah und, ähm, kochte! Irgendwie.<br />

Sein Einzug ins Finale überraschte ihn jedenfalls<br />

mehr als mich, der ich ja wusste,<br />

was hinter den Kulissen solcher Veranstaltungen<br />

wirklich abgeht.<br />

Und nun, werte Leserschaft, bleibt mir<br />

nichts anderes, als eine Riesenbitte an<br />

Sie zu formulieren: sollten Sie zufällig<br />

heute Nacht, so um zwei Uhr rum, gleich<br />

nach dem schielenden Kerl mit den Tarotkarten,<br />

noch wach sein, dann unterstützen<br />

Sie den guten Frantisek – voten<br />

Sie für ihn, seine Endziffer ist die 03.*<br />

*1,50 € pro Anruf aus dem österreichischen Festnetz,<br />

Mobilfunktarife nebulös. n<br />

Er war stolz Afrikaner zu sein und Bot -<br />

schaf ter seiner Kultur. Er war ein Beispiel<br />

gelungener Integration mit Respekt und<br />

ohne Berührungsängste.<br />

Seine Familie brachte Deward in seine<br />

Heimat Kongo zurück, wo er in der Haupt -<br />

stadt Kinshasa zur letzten Ruhe gebettet<br />

wurde.<br />

Thomas Brandauer<br />

Impressum: Herausgeber: Thomas Brandauer, Am Platz 5, 1130 Wien · Redaktion: Alexandra Tulzer · Mitarbeiter dieser Ausgabe: Stefan Wagenbichler,<br />

Ilona Hauffe, Martin Freitag, Tatjana Kostic, Christa Eder, Mag. Zwickel, Peter Petrus · Fotos: Ilona Hauffe, Thomas Haubenberger · Layout / Graphik / Produktion:<br />

kurt treiber | graphic design, Hernalser Hauptstraße 113/19, 1170 Wien · Druck: E.I.S. – Megaplan, Märzstraße 50, 1150 Wien<br />

<strong>Das</strong> Journal für den Bier-Genießer<br />

P H I L O S O P H I S C H E S<br />

Platons Höhlengleichnis<br />

<strong>Das</strong> Höhlengleichnis von Platon, eines<br />

der bekanntesten Gleichnisse der antiken<br />

Philosophie beschreibt folgendes: Men -<br />

schen die von Kindheit gefangen in einer<br />

unterirdischen Höhle festgebunden le -<br />

ben, dass sie weder ihre Köpfe bewegen<br />

können und deshalb immer nur auf die<br />

ihnen gegenüber liegende Höhlen wand<br />

blicken können. Licht haben sie von einer<br />

Feuerstelle, das hinter ihnen brennt.<br />

Zwischen dem Feuer und ihren Rücken<br />

befindet sich eine Mauer. Die Gefan -<br />

genen sehen nur Schattenfiguren, die das<br />

Feuer an die Wand wirft und sie nehmen<br />

Geräusche und Stimmen wahr.<br />

Platon fragt nun, was passieren wür -<br />

de, wenn man einen Gefan genen be -<br />

freien würde.<br />

Zunächst würden seine Augen wohl<br />

schmerzlich geblendet werden vom Licht<br />

und die Figuren würden zunächst weniger<br />

real erscheinen als zuvor die Schatten<br />

an der Wand. <strong>Der</strong> Gefangene würde wieder<br />

an seinen Platz in der Höhle wollen,<br />

an dem er deutlicher sehen kann.<br />

Weiter fragt Platon, was geschehen<br />

würde, wenn man den Befreiten nun<br />

mit Gewalt an das Sonnenlicht aus<br />

der Höhle bringen würde.<br />

Er würde im ersten Moment nichts erkennen,<br />

aber das Auge würde sich langsam<br />

an das Sonnenlicht gewöhnen. Er würde<br />

nun auch erkennen, dass Schatten durch<br />

die Sonne geworfen werden. Nun würde<br />

dieser Mensch um keinen Preis sein altes<br />

Leben in der Höhle wieder aufnehmen<br />

wollen, würde er doch zurück gehen und<br />

über seine Erkenntnis berichten, dass er<br />

Neues gesehen hat und die Schatten -<br />

bilder erklären, seine Mitgefangenen<br />

wür den ihn auslachen und keinen Glau -<br />

ben schenken.<br />

Platon veranschaulicht in diesem<br />

Gleich nis, dass der Mensch im All -<br />

tag wie in einer Höhle lebt.<br />

Die Höhle im Gleichnis steht für unsere<br />

sinnlich wahrnehmbare Welt, der harte<br />

Aufstieg des Höhlenbewohners für den<br />

Weg der Seele hinauf bis zur Erkenntnis<br />

des tatsächlichen Zentrum des Seins.<br />

Es geht im Höhlengleichnis also darum,<br />

die Denkkraft nicht auf das Wahr nehm -<br />

bare der uns unmittelbar umgebenden<br />

Welt zu lenken, sondern auf das, was hinter<br />

dieser Welt steht, beziehungsweise<br />

auf den ideellen Ursprung.

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