BT_03-2020_NORD_Endpdf
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Das regionale Wirtschaftsmagazin<br />
für Ulm | Neu-Ulm | Biberach und die Region<br />
Ausgabe <strong>03</strong> | <strong>2020</strong><br />
FINANZEN<br />
GROSSES BANKENSPECIAL<br />
ORANGECAMPUS:<br />
HERZSTÜCK DES ULMER<br />
BASKETBALLS FEIERT ERÖFFNUNG<br />
BLOCKCHAIN<br />
Digitalisierung lässt Ketten rasseln
Unsere Leistungen und Kompetenzen<br />
Wir bieten Ihnen eine individuelle<br />
und maßgeschneiderte Therapie aus einer Hand.<br />
Wir machen Sie mobil.<br />
Knie – Hüfte – Schulter – Ellenbogen<br />
Fachkompetenz – Service – Komfort<br />
Sportklinik Ravensburg<br />
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Aktuelle Stellenangebote finden Sie auf<br />
unserer Homepage!<br />
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stellenangebote.html<br />
Nicht operative Behandlung<br />
• Gelenkinfiltration<br />
• Hyaluronsäure<br />
• ACP (Eigenblutbehandlung)<br />
• Manuelle Therapie<br />
• Eigenfettbehandlung<br />
Gelenkerhaltende Chirurgie und Sportorthopädie<br />
• Arthroskopie und offene Operationen bei<br />
angeborenen und erworbenen Gelenkschäden<br />
an Hüfte, Knie, Ellenbogen und Schulter<br />
Gelenkersatz Schulter<br />
• Oberflächenersatz/Totalendoprothesen<br />
• Inverse Schulterprothese<br />
Gelenkersatz Hüfte<br />
• Weichteilschonende Zugänge<br />
• Kurzschaftprothesen/Standardprothesen<br />
• Gleitpaarungen Keramik/PE und Keramik/Keramik<br />
Gelenkersatz Knie<br />
• Ersatz des Kniescheibengelenks<br />
• Teilersatz/Schlittenprothese, Oberflächenersatz<br />
• teilgekoppelte und gekoppelte Prothesen<br />
Wechseloperationen<br />
• Knie, Hüfte und Schulter (Prothesenwechsel)
Editorial<br />
» Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
noch immer hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff: Viele Unternehmen<br />
kämpfen ums Überleben, die Gesamtwirtschaft hofft auf einen Aufwärtstrend<br />
und in der Gesellschaft wird eine zunehmende Corona-Müdigkeit<br />
spürbar. Dennoch ist eines klar: Wir werden keine Zeitenwende „nach Corona“<br />
bekommen, sondern weiter mit dem Risiko von Pandemien leben<br />
müssen, wie auch der Münchner Zukunftslotse und Ingenieur Thomas Strobel<br />
betont. Corona bringt aber auch Chancen für uns: die Entwicklung neuer<br />
Geschäftsmodelle und Produkte etwa, den Einstieg in eine nachhaltigere<br />
Lebensweise, die schnellere Umsetzung längst fälliger Digitalisierungsprojekte<br />
oder auch eine größere Akzeptanzbereitschaft für Zukunftstechnologien.<br />
Mit Blockchain stellen wir Ihnen in unserer Titelgeschichte eine solche Zukunftstechnologie<br />
vor. Wem nutzt sie und warum? Bei Blockchain geht es<br />
um gemeinschaftliche Ziele und Visionen statt auf einzelne Unternehmen<br />
beschränkte Lösungen. Dabei ist nicht nur die technische Umsetzung von<br />
Bedeutung, sondern ein grundlegend neues Denken gefragt – aber lesen<br />
Sie selbst.<br />
Die Finanzbranche verbindet mit der Blockchain-Technologie die Hoffnung<br />
auf effizientere und kostengünstigere Anwendungen, aktuell allerdings ist<br />
sie vor allem durch die Corona-Krise stark gefordert und beweist sich als<br />
wichtiger Partner für Politik und Wirtschaft. In unserem Bankenspecial erfahren<br />
Sie, wie Regionalbanken gemeinsam mit ihren Kunden diese schwierige<br />
Situation bestmöglich zu meistern versuchen und insbesondere auch<br />
krisengerüttelten Kunden an vielen Stellen schnelle Lösungen und Unterstützung<br />
anbieten.<br />
Einen Grund zu feiern gibt es auch: die Eröffnung des OrangeCampus,<br />
Herzstück des Ulmer Basketballs. Knapp zwei Jahre haben Bau und Fertigstellung<br />
eines der größten Basketball-Nachwuchsleistungszentren Europas<br />
gedauert – vom ersten Spatenstich am 7. November 2018 bis zur Inbetriebnahme<br />
am 13. Juli <strong>2020</strong>.<br />
Neben Best-Practice-Beispielen in Sachen Corona, wichtigen Informationen,<br />
Tipps und Trends haben wir auch wieder Menschen- und andere Geschichten<br />
im Blatt. Unser Büroseufzer am Schluss verrät Ihnen, warum wir uns<br />
in Zeiten von Home-Office, das sich Umfragen zufolge großer Beliebtheit<br />
erfreut, auch wieder nach Büro-Kontakten sehnen.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Susann Hänig<br />
Produktmanagement<br />
BUSINESS today<br />
3
BUSINESS TODAY 3/<strong>2020</strong><br />
08 16 32<br />
34<br />
42<br />
48<br />
Inhalt<br />
Blockchain-Technologie<br />
Digitalisierung lässt die Ketten rasseln. . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8<br />
Großes Bankenspecial<br />
Finanzwirtschaft: Wichtiger Partner in Corona-Zeiten . . . Seite 16<br />
Zukunftslotse<br />
„Corona-Momentum“ als Chance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26<br />
Handwerk<br />
Firmenneugründungen auch in der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 30<br />
Mobility Business<br />
Trends der Automobilbranche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32<br />
OrangeCampus<br />
Herzstück des Ulmer Basketballs feiert Eröffnung . . . . Seite 34<br />
Menschen<br />
Unternehmerin Katharina Beyersdorff . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 48<br />
BUSINESS Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 42<br />
Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 46<br />
Gewinnspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 47<br />
Büroseufzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 50<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 50<br />
4
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SÜDMAIL<br />
Intelligente Lösungen<br />
für den Briefversand<br />
Die digitale Transformation zeigt auch im Bereich Geschäftspost<br />
Wirkung: Warum sollte man Briefe über hunderte von Kilometern<br />
transportieren, wenn man sie empfängernah ausdrucken,<br />
im Idealfall taggleich zustellen und damit auch noch Kosten<br />
sparen kann?<br />
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südmail GmbH<br />
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„Die Kommunikation von Unternehmen<br />
und Behörden entwickelt sich dynamisch<br />
vom rein physischen hin zum<br />
hybriden beziehungsweise digitalen<br />
Versand“, sagt südmail-Geschäftsführer<br />
Thomas Reiter. Mit „südmail.digital“<br />
bietet das Unternehmen seinen Kunden<br />
ein Full-Service-Angebot, bei dem<br />
sie ihre Dokumente über verschiedene<br />
Eingangskanäle nur noch digital übergeben.<br />
südmail übernimmt die Datenaufbereitung<br />
für die physische oder rein digitale<br />
Zustellung. Versender optimieren<br />
durch die Digitalisierung der Geschäftspost<br />
ihre internen Prozessabläufe und<br />
sparen substanziell Material- und Verbrauchskosten<br />
in ihrer Poststelle.<br />
Kostspielige Investitionen zur Nutzung<br />
des digitalen Service sind nicht erforderlich.<br />
Schon bei kleineren Briefaussendungen<br />
und Serienbriefen lohnt sich<br />
die einfache und sichere Übertragung<br />
per „südmail.upload“ – Briefe einfach<br />
online hochladen und sparen. Mit dem<br />
virtuellen Druckertreiber „südmail.drucker“<br />
können Briefe, zum Beispiel aus<br />
Word, direkt an südmail übermittelt werden.<br />
Dadurch können Firmenmitarbeiter<br />
auch aus dem Homeoffice ihre Dokumente<br />
einfach, schnell und sicher per<br />
Knopfdruck versenden. Sogar Gehaltsabrechnungen<br />
können mit Unterstützung<br />
des „südmail.webinterface“ vollautomatisiert<br />
versendet werden – Briefe<br />
werden über diese Variante sicher per<br />
Schnittstelle übertragen.<br />
Höchste Datensicherheit<br />
„südmail.digital“ gewährleistet in jedem<br />
Fall höchste Datensicherheit mit deutschem<br />
Server-Standort. Über das sogenannte<br />
„verteilte Drucken“ werden die<br />
südmail-Geschäftsführer Thomas Reiter.<br />
Bild: südmail<br />
digital übermittelten Briefe direkt in der<br />
jeweiligen Zustell-Region gedruckt, das<br />
sorgt für eine schnelle und klimafreundliche<br />
Auslieferung in den Empfänger-<br />
Briefkasten. Statt der hybriden Briefkasten-Zustellung<br />
gibt es zudem die<br />
Option, Briefe über den digitalen Zustellweg<br />
„secure.mail“ DSGVO-konform<br />
abgesichert und sicher mittels patentierter<br />
„SAFE-Technologie“ beim Empfänger<br />
an jede beliebige Mailadresse auf der<br />
ganzen Welt zuzustellen – in Echtzeit.<br />
Auch beim Warenversand ist südmail<br />
der effiziente Partner, wenn es um die<br />
digitale Anbindung an das Warenwirtschaftssystem<br />
einschließlich Online-<br />
Sendungsverfolgung und natürlich die<br />
schnelle und zuverlässige Zustellung<br />
geht.<br />
„Mit unseren Services ermöglichen wir<br />
unseren Kunden aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen, ihre interne Digitalisierung<br />
konsequent voranzutreiben,<br />
ohne auf den physischen Briefversand<br />
verzichten zu müssen.“, so Thomas Reiter.<br />
Der spürbar wachsende Bedarf an<br />
der Digitalisierung von Postprozessen<br />
erfordert vor allem intelligente und anpassbare<br />
Lösungen, deren Einsatz wenig<br />
oder keinen Aufwand bei der Einführung<br />
verursachen und die gleichzeitig<br />
die bestehende Prozessqualität erhöhen.<br />
Die stetig steigende Anzahl der zu verarbeitenden<br />
Sendungsmengen durch<br />
„südmail.digital“ zeige, wie gut das Servicepaket<br />
bei den Kunden ankomme,<br />
fasst Reiter zusammen.<br />
5
MENSCHEN . UNTERNEHMEN . PRODUKTE<br />
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BOEHRINGER INGELHEIM<br />
Werte schaffen durch Innovation<br />
INGELHEIM/BIBERACH_Die Entwicklung neuer und besserer Medikamente<br />
für Menschen und Tiere ist das, was unsere Arbeit ausmacht. Unser Auftrag<br />
ist es, bahnbrechende Therapien zu entwickeln, die Leben verändern. Seit der<br />
Gründung im Jahr 1885 ist Boehringer Ingelheim unabhängig und in Familienbesitz.<br />
Dadurch sind wir frei, unsere langfristige Vision zu verfolgen: die<br />
gesundheitlichen Herausforderungen der Zukunft zu identifizieren und dort<br />
tätig zu werden, wo wir am meisten erreichen können.<br />
Boehringer Ingelheim ist ein weltweit führendes, forschungsgetriebenes Unternehmen,<br />
in dem täglich über 51.000 Mitarbeitende Werte durch Innovation<br />
in den drei Geschäftsbereichen Humanpharma, Tiergesundheit und Biopharmazeutische<br />
Auftragsproduktion schaffen. In Biberach betreibt Boehringer<br />
Ingelheim mit rund 6.400 Mitarbeitenden sein größtes internationales Forschungs-<br />
und Entwicklungszentrum und ist die Top-Adresse für die Entwicklung<br />
und Herstellung von Biopharmazeutika.<br />
www.boehringer-ingelheim.de<br />
Bild: Boehringer Ingelheim<br />
7
BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE<br />
Digitalisierung<br />
lässt die Ketten<br />
rasseln<br />
8
TITEL<br />
Die Blockchain wurde vor ein paar Jahren als die Innovation<br />
im digitalen Bereich gepriesen – inzwischen<br />
ist es etwas ruhiger um das Thema geworden. Experten<br />
sind uneinig darüber, ob die neue Technologie ein<br />
ähnliches Transformationspotenzial hat wie das Internet.<br />
Aber was ist die Blockchain eigentlich genau? Wem<br />
nutzt sie und warum? BUSINESS today hat sich mit dem<br />
Thema befasst und klärt die wichtigsten Begriffe.<br />
Von Meike Winter<br />
9
TITELGESCHICHTE<br />
U<br />
nmittelbare Interaktionen<br />
ohne einen Mittelsmann,<br />
dem man zunächst Vertrauen<br />
schenken müsste, und dezentral<br />
geführte Systeme, über<br />
die Werte fälschungssicher ausgetauscht<br />
werden können – das sind vereinfacht<br />
ausgedrückt die Grundprinzipien der<br />
Blockchain-Technologie. „Die Bundesregierung<br />
setzt sich das Ziel, die Chancen<br />
der Blockchain-Technologie zu nutzen<br />
und ihre Potenziale für die digitale<br />
Transformation zu mobilisieren. Das junge<br />
und innovative Blockchain-Ökosystem<br />
in Deutschland soll erhalten werden<br />
und weiterwachsen“, ist in der Blockchain-Strategie<br />
der Bundesregierung zu<br />
lesen. Denn um Blockchains sinnvoll<br />
zu nutzen, ist nicht nur die technische<br />
Umsetzung von Bedeutung, sondern ein<br />
grundlegend neues Denken gefragt – es<br />
geht um gemeinschaftliche Ziele und Visionen<br />
statt auf einzelne Unternehmen<br />
beschränkte Lösungen.<br />
Wie wird die Blockchain sinnvoll eingesetzt?<br />
Blockchain-Technologie kann für Transparenz<br />
in der Lieferkette sorgen. So lässt<br />
sich die gesamte Zusammensetzung<br />
komplexer Maschinen oder Anlagen bis<br />
zum einzelnen Bauteil fälschungssicher<br />
nachverfolgen – eine Möglichkeit, um<br />
das Label „Made in Germany“ noch besser<br />
zu vermarkten. Grundsätzlich lassen<br />
sich ganze Wertschöpfungsketten über<br />
die Blockchain abbilden, werden Maschinen,<br />
Anlagen und Bauteile digital<br />
vernetzt und im digitalen Zwilling eines<br />
Produktes transparent dargestellt. Auf<br />
der Basis von Smart Contracts können<br />
Blockchain-Technologie<br />
kann für Transparenz in<br />
der Lieferkette sorgen.<br />
Maschinen direkt miteinander in Verbindung<br />
treten und automatisierte Prozesse<br />
gestaltet werden. Zur Qualitätssicherung<br />
können Informationen rund um die Produktion<br />
eines Teils in der Blockchain<br />
abgelegt werden. Denkbar sind Daten<br />
10
Blockchain<br />
Vor- und Nachteile im Überblick<br />
+ Sicherheit<br />
+ Genauigkeit und Transparenz<br />
+ Rückverfolgbarkeit<br />
+ Beschleunigung von Geschäftsprozessen<br />
+ Geringere Kosten für Verwaltungsaufgaben<br />
- Sinnvolle Anwendungsfelder müssen<br />
zunächst identifi ziert werden<br />
- Teils hoher Speicheraufwand<br />
- Aufwändige Einbindung in bestehende<br />
IT-Landschaften<br />
- Keine hundertprozentige<br />
Sicherheit<br />
- Performance nicht mit herkömmlicher<br />
Datenbank vergleichbar<br />
- Transparenz und Datenschutz<br />
stehen teilweise in Widerspruch<br />
- Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
sind nicht vollständig geklärt<br />
zu Produktionsbedingungen, Rohstoffen<br />
oder verwendeten Maschinen. Verknüpft<br />
mit Smart Contracts kann die Blockchain<br />
sicherstellen, dass der Status von Temperatursensoren<br />
beim Transport von empfindlichen<br />
Produkten wie beispielsweise<br />
Lebensmitteln zuverlässig festgehalten<br />
wird. Die gesamte Kühlkette ist damit<br />
fälschungssicher dokumentiert. Elektroautos<br />
könnten in Zukunft mit einer elektronischen<br />
Geldbörse ausgerüstet sein.<br />
Dann würde das Fahrzeug automatisch<br />
Induktionsschleifen an Ampeln, Parkplatzgebühren<br />
oder die Nutzung kostenpflichtiger<br />
Ladestationen bezahlen. Damit<br />
ließe sich auch die Ladeinfrastruktur<br />
verbessern, denn jeder könnte seine private<br />
Ladestation problemlos für andere<br />
zur Verfügung stellen – die Abrechnung<br />
würde automatisiert über die Blockchain<br />
erfolgen.<br />
Bereits sehr erfolgreich im Einsatz ist<br />
eine Blockchain in New York: Das sogenannte<br />
„Brooklyn Microgrid“ versorgt<br />
Anwohner mit erneuerbarer Energie<br />
und ermöglicht ihnen gleichzeitig, Überschüsse<br />
aus der Solar-Energie-Erzeugung<br />
an andere Teilnehmer zu verkaufen. Abrechnung<br />
und Bezahlung erfolgen ohne<br />
Mittelsmann direkt zwischen Stromerzeuger<br />
und Empfänger.<br />
Die Bundesregierung arbeitet aktuell<br />
am Aufbau eines Smart-Contract-Registers<br />
in der Energiewirtschaft, um in diesem<br />
Bereich eine öffentliche Plattform<br />
zu schaffen, die beispielhaft für andere<br />
Wirtschaftsbereiche stehen könnte. Dazu<br />
ist allerdings ein rechtlicher Rahmen notwendig,<br />
der Fragen des Gesellschaftsrechts<br />
sowie des Verbraucher- und Datenschutzes<br />
regelt.<br />
Hintergrundwissen zu Blockchain<br />
Die Bezeichnung Blockchain<br />
leitet sich vom<br />
virtuellen Bauprinzip ab.<br />
Die Bezeichnung Blockchain leitet sich<br />
ab von ihrem virtuellen Bauprinzip.<br />
Denn mehrere, einzelne Datenblöcke<br />
werden so miteinander zu einer Datenbank<br />
verbunden, dass sie wie Kettenglieder<br />
ineinandergreifen. In diesem<br />
digitalen Kontobuch werden sämtliche<br />
Datentransaktionen nicht zentral gespeichert,<br />
sondern verteilt auf einem<br />
Netzwerk von Rechnern. Die gesamte<br />
Kette ist für jeden vollständig einsehbar.<br />
Die Zerlegung sorgt für Sicherheit<br />
und schützt vor Cyberkriminalität oder<br />
technischen Störungen. Drei Prinzipien<br />
sind in der Datenkette besonders wichtig.<br />
Einmal der sogenannte „Hash“, ein<br />
fälschungssicherer Fingerabdruck, bestehend<br />
aus einer Buchstaben- und Zahlenkombination,<br />
den jeder einzelne Block<br />
der Kette aufweist. In jedem Block wird<br />
der eigene Hash und der des vorausgegangenen<br />
Blocks gespeichert. Wird nun<br />
weiter vorne in der Kette ein Block manipuliert,<br />
passen alle weiteren Blöcke<br />
nicht mehr dazu – die Manipulation wird<br />
sofort entdeckt. Rein theoretisch könnten<br />
leistungsstarke Rechner nach einer<br />
Änderung in einem Block alle weiteren<br />
Blöcke ebenfalls mit neuen Hashes versehen,<br />
sodass die Kette wieder lückenlos<br />
zusammenpasst. Damit das nicht passiert,<br />
ist das Erstellen von neuen Blöcken<br />
mit einem Sicherheitskonzept gekoppelt,<br />
das den Aufwand für einen neuen Block<br />
passend zur aktuellen Leistungsfähigkeit<br />
von Informationstechnologien gestaltet.<br />
Dieser „Proof-of-work“ ist für viele<br />
Public-Blockchains Teil des Sicherheitskonzepts<br />
der Kette. Denn die Neuberechnung<br />
der gesamten Blockchain nach<br />
einem Hackerangriff würde, zumindest<br />
mit heutigen Rechnern, viel zu lange<br />
dauern. Das dritte Element ist die Dezentralität.<br />
Die gesamte Blockchain ist bei<br />
jedem teilnehmenden Knoten vollständig<br />
gespeichert. Diese Knoten gleichen<br />
laufend die Daten der Blockchain ab<br />
und überprüfen sie. So ist die gesamte<br />
Kette auf einem globalen Computernetzwerk<br />
dezentral gespeichert. Wird einer<br />
dieser Rechner gehackt, wird er automatisch<br />
aus dem Netzwerk ausgeschlossen<br />
und damit doppelten Transaktionen<br />
vorgebeugt. Für eine Manipulation muss<br />
jemand mindestens 51 Prozent aller<br />
11
TITELGESCHICHTE<br />
Knoten zur Zustimmung einer Änderung<br />
bewegen können. Dieses Szenario wird<br />
51-Prozent-Attacke genannt und ist nicht<br />
völlig auszuschließen. So meldete die<br />
US-amerikanische Handelsplattform für<br />
Kryptowährungen Coinbase mit Sitz in<br />
San Francisco im vergangenen Jahr: „Am<br />
5. Januar 2019 entdeckte Coinbase eine<br />
tiefgreifende Reorganisation der Ethereum<br />
Classic Blockchain, die eine doppelte<br />
Ausgabe beinhaltete. Um die Kundengelder<br />
zu schützen, haben wir die<br />
Interaktionen mit der ETC-Blockchain<br />
sofort unterbrochen.“<br />
Verschiedene Blockchain-Typen<br />
Es gibt nicht nur die eine Blockchain,<br />
sondern viele verschiedene. Blockchain<br />
ist ein Teil der sogenannten Distributed<br />
Ledger Technologien, also von Technologien,<br />
die verteilte Transaktionsverzeichnisse<br />
(Ledger) nutzen. Unterteilt<br />
werden Blockchains meist in drei Gruppen:<br />
öffentliche Blockchains, private<br />
Blockchains und Federated Blockchains.<br />
Zu den bekanntesten öffentlichen gehört<br />
Bitcoin, mit der Zahlungen weltweit sicher<br />
ausgetauscht werden können. Die<br />
öffentlichen Chains sind für alle Benutzer<br />
auf allen Ebenen einsehbar.<br />
Eine private Blockchain steht dagegen<br />
nur einem ausgewählten Benutzerkreis<br />
Es gibt öffentliche,<br />
private und Federated<br />
Blockchains.<br />
zur Verfügung. Mehrere Verantwortliche<br />
kümmern sich um Zugangsberechtigungen<br />
oder bestimmte Aktionen innerhalb<br />
der Chain. Durch die Steuerung des Benutzerkreises<br />
und bekannte Identitäten<br />
hinter den Handelnden innerhalb der<br />
Chain können einige Design-Prinzipien,<br />
wie zum Beispiel der Proof-of-Work,<br />
durch andere ersetzt werden, die besser<br />
zum Szenario passen. Hier können vertrauliche<br />
Daten sicher ausgetauscht werden<br />
– eine Eigenschaft, die vor allem für<br />
Unternehmen interessant ist.<br />
Hyperledger ist so eine Plattform<br />
für Blockchain-Anwendungen auf<br />
Open-Source Basis. Auch kleine und<br />
mittlere Unternehmen können mit Hyperledger<br />
relativ einfach eigene Frame-<br />
works herstellen und so die Grundstruktur<br />
für die geschäftliche Nutzung der<br />
Blockchain schaffen.<br />
Die dritte Gruppe der Federated Blockchains<br />
oder Konsortien öffnet eine private<br />
Blockchain für eine begrenzte Anzahl<br />
definierter Teilnehmer, beispielsweise<br />
eine Gruppe von mehreren Unternehmen<br />
oder Finanzdienstleistern. Die Großen<br />
der Branche wie IBM, SAP oder<br />
Oracle arbeiten zusammen mit Partnern<br />
aus der Industrie an Blockchain-as-a-Service-Modellen,<br />
die den Unternehmen<br />
Cloud-basierte Lösungen für die Nutzung<br />
eigener Blockchain-Apps oder<br />
Smart Contracts zur Verfügung stellen.<br />
Die Infrastruktur der Blockchain kommt<br />
dabei vom jeweiligen Anbieter.<br />
12
Das Blockchain-ABC<br />
Altcoin: Währung wird unter Verwendung des ursprünglichen Quellcodes der von Bitcoin abgeleiteten Blockchain<br />
erstellt.<br />
51-Prozent-Attacke: Wenn sich mindestens 51 Prozent der Blockchain-Knoten zusammenschließen, könnten sie das<br />
Netzwerk in ihrem Sinn kontrollieren.<br />
Bitcoin: Populärste Kryptowährung.<br />
Block: Datensatz innerhalb der Blockkette, in dem ausstehende Transaktionen enthalten sind.<br />
Blockchain: Übersetzt „Block-Kette“ = miteinander verschränkte Datenblöcke.<br />
Coin: Kryptowährung, die im Gegensatz zur Altcoin auf einer eigenen und unabhängigen Blockchain funktioniert.<br />
Ethereum: Weitere bekannte Blockchain-Kryptowährung.<br />
Hash: Digitaler Fingerabdruck aus Buchstaben und Zahlen.<br />
Ledger: Digitales Transaktionsregister.<br />
Miner/Mining: Für die rechenintensiven Transaktionen können Nutzer/Miner Rechnerleistung zur Verfügung stellen<br />
und erhalten dafür Transaktionsgebühren. Auch bekannt als das „Schürfen“ von Bitcoins.<br />
Node/Client/Peer: Ein Knotenpunkt innerhalb des Netzwerks.<br />
Proof-of-Work: Arbeitsnachweis für die Erstellung eines neuen Blocks, gewährleistet die Sicherheit.<br />
Smart Contract: Programm für einen intelligenten Vertrag ohne menschliches Eingreifen, funktioniert durch Bedingungen,<br />
die zwingend erfüllt sein müssen.<br />
Token: Begriff für breite Funktionalitäten – ein Token kann zum Beispiel ein digitales Recht oder eine Währung im Zahlungssystem<br />
sein. Üblich verwendet als „digitaler Schlüssel“.<br />
13
TITELGESCHICHTE<br />
STUDIE ZU BLOCKCHAIN<br />
„Stolz auf<br />
Deutschlands<br />
Blockchain-Szene“<br />
Der Mittelstand tut sich derzeit noch schwer, sich mit der<br />
Blockchain-Technologie anzufreunden. Denn die Aufgaben<br />
der Digitalisierung sind groß genug, vorhandene Gelder werden<br />
aktuell eher für Cloud-Lösungen verwendet. Der Bundesverband<br />
Informationswirtschaft, Telekommunikation und<br />
neue Medien e.V. Bitkom hat 2019 eine Studie zu Blockchain<br />
in Deutschland durchgeführt, um die Situation<br />
der Unternehmen abzufragen.<br />
Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd<br />
und eindeutig: Geld für neue<br />
Blockchain-Technologien gibt es nur in<br />
größeren Unternehmen ab 500 Mitarbeitern.<br />
Diese Firmen stehen dem Thema<br />
aufgeschlossen gegenüber und können<br />
sich erste Experimente damit leisten,<br />
während ein Großteil der Unternehmen<br />
bis 500 Mitarbeiter sich noch gar nicht<br />
damit beschäftigt hat. Benjamin Matten<br />
ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender<br />
des Bitkom Arbeitskreises Blockchain<br />
und erklärt: „Die Geschäftsmodelle,<br />
für die Blockchain-Technologien<br />
geeignet sind, sind sehr komplex. Es<br />
sind Experimente notwendig, um herauszufinden,<br />
welche Ziele damit<br />
sinnvoll erreicht werden können.<br />
Das muss ein Unternehmen<br />
sich erstmal leisten<br />
können.“<br />
14
Laut der Studie ist der Einsatz<br />
der Blockchain im eigenen<br />
Unternehmen für 89 Prozent<br />
der befragten Betriebe<br />
aktuell kein Thema,<br />
nur vier Prozent arbeiten<br />
an konkreten Projekten<br />
für einen möglichen Einsatz.<br />
„Wir haben hier in Deutschland<br />
ein kulturelles Problem und sind<br />
im Bereich der Digitalisierung vor allem<br />
im Mittelstand nicht sehr innovativ.<br />
Das kann verhängnisvoll sein, denn<br />
alle physischen Produkte, die wir herstellen,<br />
können leicht durch günstige<br />
Nachahmungen ersetzt werden“,<br />
sagt Matten, der deshalb bereits<br />
2017 den Arbeitskreis Blockchain<br />
mitinitiiert hat, „...um<br />
das Thema breiter vertreten zu<br />
können“.<br />
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Grundsätzlich attestiert Matten<br />
dem Standort Deutschland und<br />
der Bundesregierung positive<br />
Tendenzen: „Ich bin stolz auf<br />
Deutschlands Blockchain-Szene,<br />
es gibt einige aktive Player,<br />
beispielsweise die Börsen in<br />
Stuttgart und Frankfurt.“ Vor allem<br />
Banken und Versicherungen würden<br />
Potenzial in der Blockchain sehen,<br />
fürchteten andererseits aber auch am<br />
ehesten, dass ihre klassische Mittelsmann-Rolle<br />
durch das neue System in<br />
Gefahr sei, und suchten neue Aufgaben.<br />
Die vollständige Studie „Blockchain<br />
in Deutschland – Einsatz, Potenziale,<br />
Herausforderungen“ steht<br />
unter www.bitkom.org zum<br />
Download bereit.<br />
Zur Person<br />
Teams erobert Business-Welt<br />
Über 44 Millionen Menschen nutzen bereits Microsoft Teams, das neue Tool des IT-Riesen.<br />
Und täglich werden es mehr. Als Teil von Microsoft 365 (ehemals Microsoft Office 365)<br />
erobert Teams als zentrale Kommunikations- und Kollaborationsplattform die Business-Welt.<br />
Benjamin Matten.<br />
Bild: NTT Data<br />
Benjamin Matten ist Technology<br />
Innovation Evangelist im CTO-Team<br />
der NTT Data Deutschland GmbH<br />
und Head of Blockchain für die<br />
DACH-Region. Mit seiner langjährigen<br />
Expertise gestaltet er als<br />
Strategic Architect große IT-Transformationsprojekte.<br />
Er ist Mitgründer<br />
und Vorstandsvorsitzender des Bitkom<br />
Arbeitskreises Blockchain. Von<br />
1998 bis 2001 hat er an der DHBW<br />
Ravensburg Wirtschaftsinformatik<br />
studiert und anschließend rund sieben<br />
Jahre bei der SAP AG gearbeitet.<br />
Vor drei Jahren entwickelte Microsoft<br />
Teams und überholte damit bereits<br />
2019 den bisherigen Marktführer Slack.<br />
Für die berufliche Kommunikation und<br />
Zusammenarbeit ist Teams schon heute<br />
unentbehrlich.<br />
Mit dem Tool spart der Nutzer in der<br />
virtuellen Zusammenarbeit nicht nur<br />
den Weg zur Arbeit und damit Reisezeit,<br />
weil mehrere Personen dezentral<br />
und zeitlich entkoppelt zusammenarbeiten<br />
können. Der digitale Konferenztisch<br />
spart auch allen Beteiligten Geld<br />
und Nerven. Gruppengespräche über<br />
Teams, egal ob als Chat oder HD-Video-Meeting,<br />
sind hygienisch und umweltfreundlich,<br />
verhindern CO 2<br />
-Ausstoß<br />
und eine Übertragung von Viren.<br />
Bild: IHK / Rolf Schultes<br />
Außerdem können Kalender, Dokumente,<br />
Whiteboards genutzt und geteilt<br />
und über 600 externe Apps angebunden<br />
werden.<br />
Und: Teams ist auf allen Betriebssystemen<br />
und allen Endgräten nutzbar – per<br />
App oder übers Web.<br />
Kurz: Teams schafft ein digitales, extrem<br />
flexibles und internationales Büro,<br />
zu dem jeder Mitarbeiter jederzeit und<br />
unabhängig vom Standort Zugang hat.<br />
Microsoft Teams ist schlicht das Tool<br />
der Stunde.<br />
Leistungsauszug<br />
• IT-Strategie, Konzepte & Lösungen<br />
• Digitale Transformation<br />
• IT-Security & Datensicherheit<br />
• Beratung und Coaching, Training und<br />
Schulung in allen genannten Bereichen.<br />
KONTAKT<br />
Lanz Services GmbH<br />
Paulinenstraße 66<br />
88046 Friedrichshafen<br />
Telefon 07541 590 88 88<br />
info@lanz.info • www.lanz.info<br />
15
BANKEN-SPECIAL<br />
Finanzwirtschaft: Wichtiger<br />
Partner in Corona-Zeiten<br />
Für die Finanzwirtschaft hat die Corona-Krise unterschiedliche Auswirkungen und gerade<br />
Regionalbanken sind besonders gefordert: Neben einer sich ändernden Arbeitswelt, massiven Veränderungen<br />
im Geschäfts- und Verbraucherverhalten oder auch den Auswirkungen einer schnell<br />
fortschreitenden Digitalisierung stehen die Banken aktuell insbesondere ihren krisengerüttelten<br />
Kunden gegenüber, die jetzt an vielen Stellen schnelle Lösungen und Unterstützung benötigen.<br />
16
Die Corona-Krise hat viele Unternehmen<br />
und Selbstständige<br />
in Liquiditätsnöte gestürzt.<br />
Die Kreditvergabe durch<br />
Banken und Sparkassen ist jedoch intakt<br />
– vor allem dank der staatlichen<br />
Rettungsprogramme. Darüber hinaus<br />
entwickeln die Banken neue Perspektiven,<br />
wie ihre Dienstleistungen für<br />
Verbraucher effektiver und effizienter<br />
bereitgestellt werden können. Die Digitalisierung<br />
schreitet auch in der Finanzwirtschaft<br />
zügig voran: So gilt die<br />
Blockchain als eine der wichtigsten<br />
Zukunftstechnologien der Finanzbranche.<br />
Ob in der Finanzierung, im Lieferkettenmanagement<br />
oder im Zahlungsverkehr<br />
– überall wird mit der neuen<br />
Technologie experimentiert.<br />
Auch wenn es bis heute – aufgrund<br />
diverser Unsicherheitsfaktoren – keine<br />
belastbaren Hochrechnungen gibt,<br />
ist sicher, dass Corona negative Auswirkungen<br />
auf die gesamte Wirtschaft<br />
haben wird. Es gilt mehr denn je für<br />
Banken, gemeinsam mit ihren Kunden<br />
diese schwierige Situation bestmöglich<br />
zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen.<br />
FINANZEN<br />
17
FINANZEN<br />
FINANZWIRTSCHAFT IN CORONA-ZEITEN<br />
Banken und Sparkassen<br />
vergeben mehr Kredite<br />
Die Corona-Krise hat viele Unternehmen und Selbstständige in Liquiditätsnöte<br />
gestürzt. Die Kreditvergabe durch Banken und Sparkassen ist jedoch<br />
intakt - vor allem dank der staatlichen Rettungsprogramme.<br />
Von Holger Koch<br />
Die Zahlen zeichnen ein recht<br />
eindeutiges Bild: Die 51<br />
Sparkassen in Baden-Württemberg<br />
haben im ersten<br />
Halbjahr <strong>2020</strong> für Unternehmen und<br />
Selbstständige rund acht Milliarden<br />
Euro an neuen Krediten zugesagt. Das<br />
ist ein deutliches Plus von fast 20 Prozent<br />
im Vergleich zum entsprechenden<br />
Vorjahreszeitraum und absolut gesehen<br />
ein Rekordwert. Gleichzeitig wurden<br />
Kredite im Volumen von sieben<br />
Milliarden Euro in den vergangenen<br />
sechs Monaten ausgezahlt.<br />
Mit den Ende Juli präsentierten Zahlen<br />
verband der Präsident des Sparkassenverbands<br />
Peter Schneider zugleich<br />
eine Botschaft an die Unternehmen<br />
und Selbstständigen im Südwesten:<br />
Die Sparkassen sehen sich zurzeit gut<br />
für die Krise gerüstet und lassen ihre<br />
Firmenkunden im Kreditgeschäft in<br />
diesen schweren Zeiten nicht im Stich.<br />
„Wir sind bereit, die wirtschaftlichen<br />
Folgen der Corona-Krise so gut es geht<br />
abzufedern. Dafür konnten wir zum<br />
Glück in den vergangenen, wirtschaftlich<br />
guten Jahren Reserven aufbauen,<br />
die uns jetzt eine hohe Risikotragfähigkeit<br />
ermöglichen. So können wir<br />
die Kreditvergabe deutlich ausweiten“,<br />
sagte Schneider.<br />
Auch bei den 168 Volks- und Raiffeisenbanken<br />
in Baden-Württemberg<br />
klingt das ähnlich. „Die Liquiditätssicherung<br />
und Unterstützung der Gewerbetreibenden<br />
und Unternehmen<br />
in der akuten Corona-Krise steht für<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
an erster Stelle“, versicherte jüngst<br />
der Präsident des baden-württembergischen<br />
Genossenschaftsverbands Roman<br />
Glaser.<br />
Beide Verbandspräsidenten gestehen<br />
aber auch ein, warum die Kreditversorgung<br />
der Wirtschaft aus ihrer Sicht<br />
zumindest aktuell nicht gestört ist: Es<br />
sind die vielfältigen Corona-Rettungsprogramme<br />
der Politik sowohl auf<br />
Landes- als auch auf Bundesebene,<br />
die dafür sorgen, dass die Banken und<br />
Sparkassen dieser Aufgabe nachkommen<br />
können.<br />
18
Vor allem die Aktivitäten der Förderbank<br />
KfW, die im Rahmen der Corona-Hilfe<br />
unbegrenzt Kredite für<br />
Investitionen und Betriebsmittel mit<br />
staatlicher Unterstützung vergeben<br />
kann, sorgen dafür, dass es trotz des<br />
historischen Wirtschaftseinbruchs<br />
noch zu keiner Kreditklemme gekommen<br />
ist. Die Darlehen müssen über<br />
die jeweilige Hausbank beantragt werden,<br />
wobei die KfW bis zu 100 Prozent<br />
des Kreditrisikos übernimmt. Darüber<br />
hinaus haben auch die Förder- und<br />
Bürgschaftsbanken der Länder eigene<br />
Corona-Hilfspakete aufgelegt.<br />
Allein die Sparkassen haben über die<br />
Landesbank Baden-Württemberg rund<br />
4100 Kreditanträge ihrer Kunden mit<br />
einem Volumen von 1,6 Milliarden<br />
Euro an die KfW weitergereicht. Rund<br />
200 Kreditanträge mit einem Volumen<br />
von gut 50 Millionen Euro gingen an<br />
die L-Bank.<br />
Kein Freibrief für unbegrenzte<br />
Kreditmittel<br />
Ein Freibrief für unbegrenzte Kreditmittel<br />
sind die Hilfsprogramme jedoch<br />
nicht. Verbandspräsident Schneider<br />
zufolge würden neue Kredite, selbst<br />
wenn sie mit einer Haftungsfreistellung<br />
des Staates verbunden sind, nur<br />
vergeben, wenn der Kreditnehmer die<br />
Zins- und Tilgungsleistungen tragen<br />
kann: „Unseren Kunden ist nur mit einem<br />
Kredit geholfen, der ihre finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit nicht überfordert.<br />
Wir prüfen die Kreditanträge so<br />
zügig wie möglich, aber auch mit der<br />
notwendigen Sorgfalt und tragen damit<br />
auch den Anforderungen der Aufsicht<br />
und der Förderbanken Rechnung.“<br />
Auch die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken arbeiten<br />
laut Glaser „eng<br />
und gut mit der Landesregierung<br />
und den Förderbanken<br />
zusammen“,<br />
damit die bereitgestellten<br />
Mittel zügig fließen können –<br />
an kleine und mittlere Unternehmen<br />
aller Branchen, aber besonders<br />
auch an die sogenannten<br />
Soloselbstständigen und freien Berufe.<br />
Zugute kommt den Banken und Sparkassen<br />
der Umstand, dass viele Unternehmen<br />
nach Jahren der Hochkonjunktur<br />
der Krise mit starken Bilanzen<br />
begegnen. „Wir sehen den oberschwäbischen<br />
Mittelstand mit guter Substanz<br />
und hoher Innovationskraft – auch<br />
unter den aktuell nicht einfachen Rahmenbedingungen.<br />
Mit den Fördermöglichkeiten<br />
zur Liquiditätssicherung<br />
und auch zur Innovationsfinanzierung<br />
können wir die Unternehmen darüber<br />
hinaus dabei unterstützen, die Krise<br />
zu meistern und positiv in die Zukunft<br />
zu blicken“, sagt Mathias Schöferle,<br />
Direktor Regionaldirektion Ulm/Neu-<br />
Ulm der Volksbank Ulm-Biberach.<br />
Vorausgesetzt, es kommt zu keinen<br />
weiteren Einschränkungen der Wirtschaft.<br />
Bislang sei die Krise gut bewältigt<br />
worden, heißt es beim Sparkassenverband.<br />
Für Schneider steht jedoch<br />
fest: „Ein zweiter Lockdown muss<br />
mit allen Mitteln verhindert werden.“<br />
Der Verband hält die<br />
Corona-Pandemie für eine<br />
größere Gefahr als frühere<br />
Finanzkrisen. Auch deshalb<br />
legen die 51 Institute<br />
im Südwesten in<br />
diesem Jahr 400 Millionen<br />
Euro für mögliche<br />
Kreditausfälle zurück.<br />
Zum Vergleich: Im<br />
vergangenen Jahr waren<br />
die Rückstellungen für<br />
ausfallgefährdete Kredite<br />
mit 127 Millionen Euro<br />
nicht mal ein Drittel so hoch.<br />
Die Bankenaufseher<br />
der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB) pochen deshalb<br />
darauf, auf Aktienrückkäufe und<br />
Dividendenausschüttungen in diesem<br />
Jahr zu verzichten. „Der Aufbau starker<br />
Kapital- und Liquiditätspuffer seit<br />
der letzten Finanzkrise hat es den Banken<br />
in dieser Krise ermöglicht, weiterhin<br />
Kredite an private Haushalte und<br />
Unternehmen zu vergeben und damit<br />
zur Stabilisierung der Realwirtschaft<br />
beizutragen“, begründete der Chef der<br />
EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria,<br />
den Dividendenstopp. Umso wichtiger<br />
sei es, die Banken zu ermutigen, ihre<br />
Kapital- und Liquiditätspuffer jetzt zu<br />
nutzen, um sich weiterhin auf diese<br />
übergeordnete Aufgabe zu konzentrieren:<br />
die Kreditvergabe.<br />
19
Anzeige<br />
BW-BANK<br />
Grüne Investmens im Trend<br />
Viele Unternehmen fremdeln noch mit „grünen“ Finanzierungsformen. Wie funktionieren sie? Sind<br />
die Projekte überhaupt „grün“ genug? Bei der BW-Bank ist man sicher: Green Finance-Instrumente<br />
kommen viel öfter in Frage, als man denkt. Die Nachfrage ist groß, das Angebot klein. Das eröffnet<br />
Chancen.<br />
Die komplette Führungsmannschaft<br />
im Unternehmenskundengeschäft<br />
der<br />
BW-Bank in Baden-Württemberg<br />
Süd-Ost (von links):<br />
Markus Kistler (Bereichsleiter),<br />
Carsten Kalmer<br />
(Leiter der Niederlassung<br />
Ulm-Biberach), Markus<br />
Baier (Leiter der Niederlassung<br />
Ostwürttemberg),<br />
Volker Ostertag (Leiter der<br />
Niederlassung Neckar-Alb),<br />
Hubert Reisacher (Leiter der<br />
Niederlassung Allgäu) und<br />
Edmund Rupp (Leiter der<br />
Niederlassung Ravensburg-<br />
Friedrichshafen).<br />
Bild: BW-Bank<br />
Alle Welt redet von „Green Finance“.<br />
Dafür gibt es gute Gründe. Wer grüne<br />
Finanzierungen für sich nutzt, spricht<br />
neue Investorenkreise an und erweitert<br />
dadurch die Finanzierungsbasis.<br />
Was lässt sich „grün“ finanzieren?<br />
Grundsätzlich gilt: Je stärker der Wirtschaftsprozess<br />
und die Wirtschaftsstrukturen<br />
durch die Verwendung finanzieller<br />
Mittel hin zu einer klimaneutralen und<br />
umweltfreundlichen Ökonomie verändert<br />
werden, desto „grüner“ sind die<br />
Finanzierungen. Im engeren Sinn sind<br />
Investitionen gemeint, die Erneuerbare<br />
Energien voranbringen und damit Ressourcen<br />
schonen.<br />
Möglichkeiten grüner Finanzierungen<br />
Grüne Kredite können für Unternehmen<br />
ein attraktives Finanzierungsinstrument<br />
sein. Auch „normale“ bilaterale oder<br />
Konsortialkredite können grün gestaltet<br />
werden, bei manchen Varianten sind<br />
sogar günstigere Zinsen drin. Doch was<br />
macht einen normalen Kredit „grün“?<br />
Das kann der Verwendungszweck sein,<br />
wenn der Kredit also für umweltschonende,<br />
klimaschützende oder ressourcensparende<br />
Investitionen ausgegeben<br />
wird. Auch Förderkredite sind erste<br />
Wahl, wenn es darum geht, nachhaltige<br />
Projekte zu finanzieren.<br />
Der „grüne“ Schuldschein<br />
Mit grünen Schuldscheindarlehen platzieren<br />
sich auch Mittelständler im Blickfeld<br />
von „Green Investors“. Durch grüne<br />
Schuldscheindarlehen (SSD) kommen<br />
sie in Kontakt mit Investoren, die vielleicht<br />
etwa Mittelständler weniger auf<br />
dem Schirm haben. Als langjährig etablierter<br />
Marktführer bei Schuldscheinen<br />
ist die BW-Bank ein natürlicher Ansprechpartner<br />
für die Unternehmen.<br />
Der Aufwand dafür ist gering. Schuldscheine<br />
werden bereits ab einem Volumen<br />
von 20 Millionen Euro Mindestvolumen<br />
vermarktet. Wer einen grünen<br />
Schuldschein aufnimmt, muss überzeugend<br />
nachweisen, dass das Geld<br />
wirklich genutzt wird, um nachhaltige<br />
Projekte zu fördern. Dafür wird im Normalfall<br />
ein Gutachten durch eine externe<br />
Agentur eingeholt.<br />
Schritt für Schritt zur nachhaltigen<br />
Finanzierung<br />
Viele Mittelständler beschäftigen sich<br />
intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit,<br />
haben es aber bislang noch nicht<br />
mit ihrem Finanzbereich verknüpft. Das<br />
Team Sustainability Advisory der LBBW<br />
unterstützt Unternehmen dabei, ihre<br />
Nachhaltigkeitsansätze für die Finanzierungssphäre<br />
zu nutzen. „Ich rechne fest<br />
damit, dass in fünf Jahren grüne Finanzierungen<br />
die Regel sind“, sagt Markus<br />
Kistler, Leiter des Unternehmenskundengeschäfts<br />
Baden-Württemberg Süd-<br />
Ost der BW-Bank.<br />
Baden-Württembergische Bank<br />
Baden-Württemberg Süd-Ost<br />
Bachstraße 12 | 88214 Ravensburg<br />
Telefon 0751 375-1 22<br />
info@bw-bank.de | www.bw-bank.de<br />
KONTAKT<br />
20
In Kooperation mit:<br />
Unbenannt-3 1 23.07.<strong>2020</strong> 11:55:48 21
FINANZEN<br />
ZUKUNFTSTECHNOLOGIE<br />
Blockchain in der Finanzbranche<br />
Mit der Blockchain-Technologie verbinden sich auch Hoffnungen auf effizientere und kostengünstigere<br />
Anwendungen in der Finanzwirtschaft. Bei der LBBW in Stuttgart glaubt man fest daran. Mit<br />
vorweisbaren Erfolgen.<br />
Von Holger Koch<br />
Die Blockchain gilt als eine der<br />
wichtigsten Zukunftstechnologien<br />
der Finanzbranche.<br />
Ob in der Finanzierung, im<br />
Lieferkettenmanagement oder im Zahlungsverkehr<br />
– überall wird mit der<br />
neuen Technologie experimentiert.<br />
Hype oder Meilenstein? Das lässt sich<br />
zum jetzigen Zeitpunkt nicht final beantworten.<br />
Doch es spricht einiges<br />
dafür, dass die Blockchain tradierte<br />
Prozesse im Finanzbereich verändern<br />
wird. Die Technologie bietet überall<br />
dort Lösungen, wo viele Parteien involviert<br />
sind, Informationsasymmetrien<br />
existieren und vermeintliche Standardprozesse<br />
heute noch manuelle Eingriffe<br />
erfordern. Sie automatisiert, ist fälschungssicher<br />
und könnte so die Rolle<br />
von Intermediären wie Banken, Börsen<br />
und anderen Infrastrukturanbietern<br />
minimieren.<br />
Bei der LBBW in Stuttgart<br />
zumindest glaubt<br />
man fest an das Potenzial<br />
der Technologie.<br />
Die größte deutsche<br />
Landesbank ist recht früh<br />
auf den Blockchain-Zug aufgesprungen<br />
und hat bereits einige Pilottransaktionen<br />
umgesetzt – Schuldscheinemissionen<br />
mit Daimler und<br />
Telefonica Deutschland sowie eine<br />
Wertpapiertransaktion mit der MEAG,<br />
dem Vermögensverwalter der Munich<br />
Re und Ergo.<br />
Während die ersten Transaktionen<br />
noch unter „Laborbedingungen“ erfolgten<br />
– zum Beispiel mit lediglich einer<br />
Handvoll vorab bekannter Investoren<br />
oder der parallelen Emission konventioneller<br />
Schuldschein-Tranchen –,<br />
platzierte die LBBW im März dieses<br />
Jahres mit Daimler den ersten voll digitalisierten<br />
Schuldschein – ohne papierhaften<br />
Parallelprozess und nach<br />
deutschem Recht. „Der größte Vorteil<br />
der Blockchain ist die deutlich effizientere<br />
Abwicklung“, sagt Joachim<br />
Erdle, Bereichsleiter Corporate<br />
Finance bei der LBBW.<br />
Durch die digitalen Verträge<br />
verkürze sich die Transaktionsgeschwindigkeit<br />
von<br />
sieben bis zehn Tagen auf<br />
nur noch fünf. Aufgrund<br />
der dezentralen Struktur der<br />
Blockchain-Technologie müssten<br />
die Parteien nach der Schließung des<br />
Orderbuchs nicht mehr einzelne Dokumente<br />
hin und her transferieren. Diese<br />
würden stattdessen im Netzwerk verteilt<br />
gespeichert.<br />
Voraussetzung für Investoren: Sie<br />
müssen an der digitalen Schuldscheinplattform<br />
Debtvision<br />
angeschlossen und beim Anbieterverbund<br />
T-Systems, DocuSign<br />
und Bundesdruckerei<br />
registriert sein. Letzteres, um<br />
eine qualifizierte elektronische<br />
Signatur abgeben zu können. Das<br />
ist notwendig, damit rechtskräftige<br />
Schuldscheindarlehensverträge<br />
auch ohne eine händische Unterschrift<br />
geschlossen werden<br />
können.<br />
Aufsichtsrecht muss<br />
mitspielen<br />
Erdle hofft, Schuldscheine – gerade<br />
bei Mittelständlern ein beliebtes Finanzierungsinstrument<br />
– künftig in größerem<br />
Stil über die Blockchain-Technologie<br />
abzuwickeln und so ohne<br />
konventionelle Dokumentation auszukommen.<br />
Von der Pilottransaktion zur<br />
Regelemission ist es aber noch ein weiter<br />
Weg. Zum einen muss die notwendige<br />
Technik inklusive der Anbindung<br />
der Marktteilnehmer vorhanden sein.<br />
Zum anderen muss das Aufsichtsrecht<br />
mitspielen – denn noch<br />
akzeptieren die Behörden die<br />
Blockchain-Technologie als<br />
alleinigen Emissionskanal<br />
in Deutschland nicht. Zwar<br />
wurde die Schuldscheinemission<br />
mit Daimler durch<br />
die Finanzaufsicht Bafin geprüft<br />
und nicht beanstandet. Allerdings<br />
war das eine Einzelfallentscheidung.<br />
Weitere Transaktionen, so Erdle, müssten<br />
erneut genehmigt werden.<br />
Der LBBW-Banker will das Potenzial<br />
der Blockchain-Technologie aber<br />
nicht nur auf Schuldscheinemissionen<br />
begrenzt wissen. Bei Handelsfinanzierungen,<br />
etwa um Lieferdokumente auszutauschen,<br />
aber auch bei den in der<br />
Industrie an Bedeutung gewinnenden<br />
Pay-per-Use-Modellen, bei der nur die<br />
Nutzung einer Maschine bezahlt wird,<br />
komme man an der Technologie gar<br />
nicht vorbei. Nachdem man den Beweis<br />
erbracht habe, dass die<br />
Technologie im Teststadium<br />
funktioniere, gehe es<br />
jetzt darum, daraus ein<br />
profitables Geschäftsmodell<br />
zu entwickeln.<br />
22
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KONTAKT<br />
23
FINANZEN<br />
ABSENKUNG DER MEHRWERTSTEUER<br />
Überschaubarer Effekt<br />
Das Herzstück des Corona-Konjunkturpakets, die Absenkung der Mehrwertsteuer,<br />
verpufft in großen Teilen des Einzelhandels. Das zeigt eine<br />
Umfrage des Handelsverbands HDE. Doch es gibt auch Profiteure.<br />
Von Holger Koch<br />
Die Senkung der Mehrwertsteuer<br />
hat im deutschen Einzelhandel<br />
bislang nicht zu der<br />
erhofften Konsumbelebung<br />
geführt und Zweifel am Nutzen des<br />
milliardenschweren Steuergeschenks<br />
an die Verbraucher aufkommen lassen.<br />
Einer aktuellen Umfrage des Handelsverbands<br />
Deutschland (HDE) unter<br />
rund 500 Einzelhandelsunternehmen<br />
zufolge bewerteten nur 13 Prozent der<br />
Firmen außerhalb des Lebensmittelhandels<br />
die Steuersenkung als wirksame<br />
Hilfe zur Belebung des Konsums. 18<br />
Prozent sehen sogar negative Folgen,<br />
beispielsweise durch höhere Kosten.<br />
Doch es gibt deutliche Unterschiede<br />
zwischen den Branchen. „Tendenziell<br />
positiver wird die Maßnahme bei den<br />
langlebigen Gebrauchsgütern wie Möbel,<br />
Technik sowie Uhren und Schmuck<br />
gesehen“, sagte HDE-Sprecher Stefan<br />
Hertel.<br />
Die befristete Senkung der Mehrwertsteuer<br />
von 19 Prozent auf 16 Prozent<br />
beziehungsweise von sieben Prozent<br />
auf fünf Prozent beim ermäßigten Umsatzsteuersatz<br />
ist einer der größten<br />
Posten des Anfang Juni beschlossenen<br />
Corona-Konjunkturpakets der Bundesregierung.<br />
Berechnungen zufolge<br />
fließen dem Staat vom 1. Juli bis Ende<br />
Dezember dieses Jahres rund 20 Milliarden<br />
Euro weniger Steuern zu. Ziel ist<br />
es, die Nachfrage nach den billigeren<br />
Waren und Dienstleistungen anzukurbeln.<br />
Das wiederum soll zu höheren<br />
Umsätzen und Unternehmensgewinnen<br />
führen und hoffentlich viele Firmen vor<br />
dem Ruin retten, die wegen der Corona-Krise<br />
finanziell mit dem Rücken zur<br />
Wand stehen.<br />
Die Wirtschaftsforscher vom Ifo-Institut<br />
aus München beurteilen aber gerade<br />
diese Maßnahme skeptisch. Die temporäre<br />
Umsatzsteuersenkung gehöre zu<br />
den weniger überzeugenden Elementen<br />
des Konjunkturprogramms, hieß es<br />
jüngst in einer ersten Einschätzung. „Sie<br />
bringt einen erheblichen Verwaltungsaufwand<br />
mit sich und es ist fraglich,<br />
inwieweit die Senkung von den Unternehmen<br />
an die Konsumenten weitergeben<br />
und zusätzliche Nachfrage erzeugt<br />
wird“, sagte Ifo-Ökonom Florian Dorn.<br />
Es sei zu erwarten, dass die fiskalischen<br />
Kosten letztlich deutlich größer ausfallen<br />
werden als der damit erzeugte positive<br />
Konjunkturimpuls.<br />
Ähnlich beurteilt das der Mittelstand in<br />
Deutschland. Einer Umfrage des Mittelstandsverbunds<br />
ZBV zufolge erwarten<br />
lediglich 17 Prozent der Verbandsmitglieder<br />
einen positiven Effekt und<br />
einen Konjunkturimpuls. Rund zwei<br />
Drittel der befragten Verbünde schätzen<br />
die vorübergehende Absenkung<br />
als negativ ein und beklagen zusätzlichen<br />
Aufwand und Kosten – etwa, weil<br />
stationäre Händler ihre Auspreisungen<br />
verändern und ihre Kassensysteme umstellen<br />
mussten.<br />
„Der Wumms, den man von der Mehrwertsteuersenkung<br />
erwartet hat, ist bei<br />
uns im Modehandel nicht angekommen“,<br />
berichtete der Hauptgeschäftsführer<br />
des Handelsverbands Textil<br />
(<strong>BT</strong>E), Rolf Pangels. Ihm zufolge geht<br />
die Steuersenkung von drei Prozentpunkten<br />
bei den 30, 40 oder 50 Prozent<br />
Rabatt, die im Modehandel zu dieser<br />
Jahreszeit üblich seien, einfach unter.<br />
Hinzu komme, dass die Steuersenkung<br />
– wenn überhaupt – bei teuren Produkten<br />
wie edlen Anzügen oder eleganten<br />
Kleidern einen nennenswerten Vorteil<br />
für den Verbraucher bringe. Doch gerade<br />
die würden in Corona-Zeiten wegen<br />
des Ausfalls vieler Veranstaltungen<br />
und des Trends zum Homeoffice kaum<br />
gekauft.<br />
Positiver fällt das Urteil über die Konjunkturmaßnahme<br />
in der Möbelindustrie<br />
aus. Bereits seit Ankündigung der<br />
Umsatzsteuersenkung Mitte Juni habe<br />
sich der Auftragseingang für Produkte<br />
mit Lieferzeiten von einigen Monaten<br />
kräftig erhöht, berichtete der Geschäftsführer<br />
des Verbands der deutschen Möbelindustrie<br />
(VDM), Jan Kurth. Und<br />
auch bei Mitnahmemöbeln sei im Juli<br />
„eine ganz rege Nachfrage“ zu verzeichnen.<br />
Bei Elektronik- und Hausgerätehändlern<br />
überwiegt dagegen die<br />
Skepsis, was die anhaltenden Effekte<br />
der Mehrwertsteuersenkung angeht.<br />
„Wir haben noch keine gesicherten Informationen<br />
aus der Marktforschung,<br />
dass sich dadurch irgendetwas bewegt<br />
hat“, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer<br />
des Handelsverbandes<br />
Technik (BVT), Joachim Dünkelmann.<br />
Ist die Mehrwertsteuersenkung also ein<br />
Fehler gewesen? Den Marktforschern<br />
der GfK zufolge nicht unbedingt, leiste<br />
sie doch durchaus einen Beitrag zur<br />
Erholung der Konsumstimmung. „Die<br />
Verbraucher beabsichtigen offenbar,<br />
geplante größere Anschaffungen vorzuziehen,<br />
was dem Konsum in diesem<br />
Jahr hilft“, erklärte GfK-Konsumexperte<br />
Rolf Bürkl. Doch einen Haken hat die<br />
Sache: Händler und Hersteller müssten<br />
sich darauf einstellen, dass die Konsumneigung<br />
einen Dämpfer bekommt,<br />
wenn ab Januar 2021 wieder der ursprüngliche<br />
Mehrwertsteuersatz gilt.<br />
Einer möglichen Verlängerung erteilte<br />
Finanzminister Olaf Schulz jüngst eine<br />
Absage.<br />
24
Anzeige<br />
UHL WINDKRAFT PROJEKTIERUNG GMBH & CO. KG<br />
Artenvielfalt durch<br />
Windkraft im Wald<br />
Dass die Errichtung von Windenergieanlagen in Waldflächen<br />
gleichzeitig eine Steigerung der Artenvielfalt bedeuten kann, ist für<br />
viele sicher nicht leicht erkennbar. Die meisten Menschen, berichtet<br />
Maximilian Weiß, Projektmanager bei Uhl Windkraft Projektierung<br />
GmbH & Co. KG, sehen nur die Rodungen, die vereinzelt zu<br />
Beginn der Bauphase durchgeführt werden müssen. Doch schaut<br />
man genauer hin, kann man nach Fertigstellung und Inbetriebnahme<br />
der Anlagen ein Aufblühen der Natur verfolgen.<br />
Zum Unternehmen<br />
Seit 1991 ist Uhl Windkraft als<br />
erfolgreicher Projektentwickler in<br />
der Windbranche aktiv. Die Kernkompetenzen<br />
umfassen die Planung,<br />
Realisierung und den Betrieb von<br />
Windenergieanlagen. Das Team aus<br />
13 engagierten Mitarbeitern konnte<br />
bisher über 200 Projekte mit Schwerpunkt<br />
in Nord- und Süddeutschland<br />
erfolgreich umsetzen. Aktuell stehen<br />
Projekte mit insgesamt 17 Neuanlagen<br />
an vier Standorten in Baden-<br />
Württemberg im Planungs- bzw.<br />
Genehmigungsprozess.<br />
„Gemeinsam mit den Waldeigentümern<br />
schaffen wir beim Rückbau der temporär<br />
nötigen Bereitstellungsflächen wertvolle,<br />
natürliche Lebensräume“, erzählt<br />
Fritz Hildenbrand, der als Bauleiter bei<br />
Uhl Windkraft diese Maßnahmen vor<br />
Ort koordiniert. „So legen wir beispielsweise<br />
Feuchtstellen und kleinere Weiher<br />
im Wald an, die aus der Regenwasserableitung<br />
der Anlagen dauerhaft gespeist<br />
werden. Diese werden zum Lebensraum<br />
und Rückzugsort für eine Vielzahl an Insekten<br />
und Amphibien.“<br />
Bereits zu Beginn der Projektierung<br />
werden die Waldflächen qualitativ bewertet.<br />
Es wird genau darauf geachtet,<br />
dass die ökologisch wertvollen Altholzbestände<br />
unangetastet bleiben. Häufig<br />
eignen sich für die Standorte der Anlagen<br />
bereits bestehende Freiflächen,<br />
die sich durch Windwurf oder aus der<br />
laufenden forstwirtschaftlichen Nutzung<br />
ergeben haben. Dabei beträgt der dauerhafte<br />
Flächenbedarf<br />
je Anlage weniger<br />
als ein halber<br />
Hektar. „Für die<br />
Wiederaufforstung<br />
der zur Errichtung<br />
nötigen Freiflächen<br />
pflanzen wir gezielt<br />
Laubwald mit Eichen<br />
und Buchen,<br />
aber auch Edelhölzer<br />
wie Esskastanie<br />
oder Wildobstsorten“,<br />
erklärt Hildenbrand<br />
weiter. Diese<br />
artenreiche Flora ist ein Paradies für<br />
Insekten, während circa 150 Meter darüber<br />
klimafreundlich und emissionsfrei<br />
Strom erzeugt wird.<br />
„Diese Synergieeffekte wollen wir noch<br />
stärker nutzen, um das enorme Potenzial<br />
der Windkraft für die Energiewende<br />
auszuschöpfen“, erläutert Dr. Matthias<br />
Pavel, der als Teamleiter die Projektierung<br />
bei Uhl Windkraft verantwortet.<br />
„Es ist beeindruckend, wie viel sauberen<br />
Strom wir heute mit dieser Technik<br />
an Standorten in unserer Region erzeugen<br />
können“, so Dr. Pavel. Die in den<br />
vergangenen Jahren errichteten Windenergieanlagen<br />
erreichen bereits 3,6<br />
Megawatt (MW) Nennleistung. Dreht<br />
sich solch eine Windturbine für nur eine<br />
Stunde unter Volllast, entspricht die erzeugte<br />
Energiemenge dem gesamten<br />
jährlichen Stromverbrauch eines durchschnittlichen<br />
Einfamilienhaushalts. „Bei<br />
den kommenden Projekten planen wir<br />
Windkraft auf Forstflächen schafft positive Synergien. Bild: Uhl Windkraft<br />
schon mit Anlagen jenseits der 5 MW-<br />
Marke, ergänzt sein Kollege Philip Gohl.<br />
Der Trend zu mehr Windenergie im<br />
Wald ist auch das Ergebnis einer aktuellen<br />
deutschlandweiten Analyse durch<br />
die Fachagentur Windenergie an Land<br />
vom April <strong>2020</strong>. Durch gezielte Forschung<br />
und branchenweiten Austausch<br />
über unterschiedliche Maßnahmenkonzepte<br />
wird der fachliche Wissensstand<br />
verbessert. Dies schafft realisierbare Methoden<br />
zum Schutz waldbewohnender<br />
Arten, was wiederum die Umsetzbarkeit<br />
von Windkraftprojekten auf Forstflächen<br />
ermöglicht.<br />
„Wir gehen gezielt auf Waldeigentümer<br />
zu und zeigen die Vorteile auf, die sich<br />
aus der Doppelnutzung von Forstflächen<br />
ergeben können“, sagt Franz Uhl,<br />
Inhaber und Geschäftsführer von Uhl<br />
Windkraft. Er selbst ist seit 1991 in der<br />
Windbranche aktiv und ist überzeugt,<br />
dass Windkraft, Forstwirtschaft und<br />
Artenschutz perfekt aufeinander abgestimmt<br />
werden kann. Sein Team aus<br />
erfahrenen Projektierern ist stets in offenem<br />
Austausch mit Flächeneigentümern,<br />
Naturschutzverbänden und Behörden.<br />
Dadurch können mögliche Konflikte<br />
frühzeitig identifiziert und durch vorrausschauende<br />
Planung und innovative<br />
Ansätze entschärft werden.<br />
KONTAKT<br />
Uhl Windkraft Projektierung<br />
GmbH & Co. KG<br />
Max-Eyth-Straße 40<br />
73479 Ellwangen<br />
info@uhl-windkraft.de<br />
Telefon 07961 98000<br />
www.uhl-windkraft.de<br />
25
DIENSTLEISTUNG<br />
ZUKUNFTSLOTSE THOMAS STROBEL<br />
„Corona-Momentum“ als Chance<br />
Startups mit Nachhaltigkeitsvorteilen könnten ebenso wie Jung-Unternehmen mit neuartigen Digitalangeboten<br />
gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen, wenn sie das „Corona-Momentum“ nutzen.<br />
Diese These vertritt der Münchner Zukunftslotse und Ingenieur Thomas Strobel.<br />
Herr Strobel, Sie entwerfen mit<br />
Industrieteams Zukunftslandkarten<br />
und blicken dabei nach einer Zeitreise<br />
von 2050 auf das Jahr 2<strong>03</strong>5 „zurück“.<br />
Was bringt das der Wirtschaft<br />
konkret?<br />
Thomas Strobel: Wer in Randbedingungen<br />
und Bedarfen der Zukunft denkt,<br />
erlebt weniger „unvorhersehbare Überraschungen“.<br />
In meiner 14-jährigen<br />
Arbeit als Zukunftslotse war eine globale<br />
Pandemie immer eines der greifbaren<br />
Bedrohungsszenarien für Unternehmen,<br />
ebenso wie ein mehrtägiger<br />
Stromausfall (Blackout) durch menschliche<br />
Fehler oder einen Hackerangriff.<br />
Trends zu thematisieren ist unter anderem<br />
Aufgabe der Zukunftsforschung.<br />
Als Zukunftslotse für Unternehmen<br />
interessieren mich die strategischen<br />
Ableitungen, die sich aus solchem Vorlaufwissen<br />
ergeben: Welche Weichen<br />
in Richtung neuer Geschäftsprozesse<br />
müssen wann gestellt werden? Was sind<br />
sinnvolle Maßnahmen aus Trendzusammenhängen,<br />
damit wir die Zukunft<br />
mitgestalten können? Alle diese Fragen<br />
und Antworten bilden das Fundament<br />
für neuen Kundennutzen und zukünftige<br />
Wettbewerbsvorteile. Als Perspektiv-<br />
Experte arbeite ich für vorausschauend<br />
planende Organisationen wie ein Lotse<br />
auf einem Schiff: als temporäre Unterstützung<br />
für einen sicheren Kurs in<br />
schwierigen Gewässern.<br />
Sie erkunden gemeinsam mit dem<br />
Mittelstand Zukunftshorizonte für<br />
neue Geschäftsmodelle. Was kommt<br />
aus Ihrer Sicht nach der Pandemie?<br />
Wir werden keine Zeitenwende „nach<br />
Corona“ bekommen; vielmehr werden<br />
wir weiter mit dem Risiko von Pandemien<br />
leben müssen. Aus meiner Sicht<br />
hat die Zeit massiver Veränderungen<br />
raumgreifend begonnen. Wesentliches<br />
Kennzeichen: Eine gedankenlos konsumierende<br />
Überflussgesellschaft wurde<br />
durch Covid-19 auf eine normale<br />
Wohlstandsgesellschaft mit einem Mehr<br />
an Nachhaltigkeitsbewusstsein zurückgebremst.<br />
Digitale Unterrichts- und<br />
Studienangebote, Videokonferenzen<br />
statt Geschäftsreisen oder der Mobilitätsschwenk<br />
in Richtung Fahrrad in den<br />
Innenstädten sind Ausdruck dafür; das<br />
lässt sich nicht mehr auf einen Status<br />
„vor Corona“ zurückdrängen.<br />
Sie plädieren in Workshops dafür, mit<br />
Blick auf die Zukunft das Denkbare<br />
zu machen, statt das Machbare zu<br />
denken. Was bedeutet das konkret?<br />
Corona hat uns unverblümt vor Augen<br />
geführt: Wer die Zukunft nicht mitgestaltet,<br />
muss morgen mit der Gegen-<br />
26
Zukunftsforscher/Zukunftslotse<br />
wart zurechtkommen, die für ihn übrigbleibt.<br />
Mit anderen Worten gesagt:<br />
Wer sich heute auf Geschäftsmodelle<br />
und Geschäfte ohne robuste mittelfristige<br />
Zukunftsperspektive verlässt, gerät<br />
in Pandemiezeiten wesentlich früher in<br />
Schwierigkeiten als in wirtschaftlichen<br />
Schönwetterzeiten. Die Frage, die alle<br />
Akteure in der Wirtschaft beantworten<br />
müssen, ist: Welche Produkte und<br />
Dienstleistungen brauchen die Menschen<br />
morgen wirklich und wie muss<br />
ich das als Unternehmer anbieten, um<br />
geschäftlich erfolgreich zu sein?<br />
Lassen Sie uns auf das „Corona-<br />
Momentum“ zu sprechen kommen…<br />
Gründer und junge Technologiefirmen,<br />
die noch zu Pandemiezeiten ihre zukunftsorientierten<br />
Konzepte in Angriff<br />
nehmen, können jetzt womöglich dieses<br />
Momentum nutzen, das so schnell<br />
nicht wiederkommt: Die sonst gefährlichen,<br />
etablierten Wettbewerber oder<br />
„Platzhirsche“ haben zumeist gerade<br />
Besseres zu tun, als sich branchenfremden<br />
Wadenbeißern zu erwehren: Sie<br />
sind die nächsten zwölf bis 18 Monate<br />
massiv auf ihr eigenes Überleben in<br />
der Krise fokussiert und können darum<br />
Quereinsteigern und Innovatoren weniger<br />
Aufmerksamkeit widmen.<br />
Zur Person<br />
Der Münchner Zukunftslotse Thomas<br />
Strobel ist Geschäftsführer der FENWIS<br />
GmbH. Der 57-jährige Diplom-Ingenieur<br />
für Maschinenwesen mit Berufserfahrung<br />
in bran-chenübergreifenden<br />
Strategie- und Planungsteams sowie<br />
im Innovationsmanagement gilt als besonders<br />
industrienah. Als Zukunftslotse<br />
ist er methodisch und inhaltlich darauf<br />
spezialisiert, für mittelständische<br />
Unternehmen und Industrieverbände<br />
aus Zu-kunftstrends systematisch erfolgversprechende<br />
Geschäftsstrategien,<br />
neue Geschäfts-modelle und Umsetzungspläne<br />
abzuleiten.<br />
Zukunftslotse und Ingenieur Thomas<br />
Strobel. Bild: W+M/R.Succo<br />
Zukunftsforscher, die vor allem Trends<br />
spiegeln, haben seit Robert Jungk und<br />
den 1980er Jahren in Deutschland<br />
Konjunktur. Sie sind oft die ersten, die<br />
neue Trends thematisieren. Wer jedoch<br />
– egal ob Industrieverband, Mittelständler<br />
oder Hidden Champion – mit<br />
360 Grad-Blick zukünftige Herausforderungen<br />
verstehen will, muss tiefer<br />
einsteigen. In der Zusammenarbeit mit<br />
einem Zukunftslotsen lassen sich so Erkenntnisse<br />
über neuen Kundennutzen,<br />
erfolgversprechende Geschäftsmodelle<br />
und zusätzliche Handlungsoptionen<br />
gewinnen.<br />
Welche Weichenstellungen liegen in<br />
der Luft?<br />
Corona zwingt uns zu zahlreichen<br />
Transformationen, damit wir nicht in<br />
die alten Problemfelder von Klimawandel,<br />
Ressourcenbedarf, Globalisierung,<br />
Wegwerfgesellschaft etc. zurückfallen.<br />
Der Einstieg in eine nachhaltigere<br />
Lebensweise und Wirtschaft bietet<br />
sich jetzt an. Er wird sicher auch bei<br />
einem kleinen Prozentsatz der mündigen<br />
Verbraucher zu einem veränderten<br />
Kauf- und Konsumverhalten führen<br />
und kann von langfristig erfolgreichen<br />
Unternehmen als Chance genutzt werden.<br />
Auch das Redesign von Liefer- und<br />
Wertschöpfungsketten ist ein großes<br />
Wirtschaftsthema in nächster Zeit; eine<br />
spontane Renationalisierung in diesem<br />
Zusammenhang wäre aber kontraproduktiv.<br />
Welche Gründungen braucht das<br />
Land jetzt?<br />
Digitale Startups und Firmen, die unsere<br />
Konsumgewohnheiten als Verbraucher<br />
nachhaltig konzeptionell<br />
verändern wollen und können – mit<br />
Geldgebern, im Bunde mit der Wissenschaft<br />
und im Dialog mit der zukunftsorientierten<br />
Politik.<br />
27
DIENSTLEISTUNG<br />
BÜRO DER ZUKUNFT<br />
Mix zwischen Arbeit in<br />
der Firma und zu Hause<br />
Das Homeoffice wird auch über die Corona-Krise hinaus an Bedeutung gewinnen und in vielen<br />
deutschen Unternehmen zur neuen Normalität werden. Dieses Fazit zieht das Stuttgarter Fraunhofer-Institut<br />
für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Jutta Rump, Direktorin des Instituts<br />
für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen, warnt allerdings davor, komplett auf<br />
Anwesenheit im Firmen-Büro zu verzichten. Nico Rose, Professor für Wirtschaftspsychologie an der<br />
International School oft Management (ISM) in Dortmund, rechnet damit, dass es künftig einen Mix<br />
aus Homeoffice und Anwesenheit im Betrieb kommen wird.<br />
Von Siegfried Großkopf<br />
Die Corona-Pandemie hat gezeigt,<br />
dass Arbeit in Berufen,<br />
die am Rechner von statten<br />
gehen, nicht unbedingt im<br />
Büro erledigt werden muss.<br />
Das Homeoffice hat während der Krise<br />
gut funktioniert. „Viele Firmen werden<br />
sich überlegen, wie sie angesichts<br />
der angespannten wirtschaftlichen Lage<br />
Flächen sparen und damit Kosten reduzieren<br />
können“, sagt Forscher Michael<br />
Voigtländer vom Institut der deutschen<br />
Wirtschaft in Köln. Denn: Büros sind ein<br />
Kostenfaktor – nicht nur für Unternehmen,<br />
sondern auch für Arbeitnehmer,<br />
denn diese können in „Heimarbeit“ die<br />
An- und Abfahrt dorthin sparen und<br />
für die Umwelt etwas tun. Ökonomen<br />
schätzen, dass die Corona-Krise ein Katalysator<br />
für mobiles Arbeiten werden<br />
könnte.<br />
Neue Balance<br />
Im Jahr 2018 arbeiteten etwa 14,8 Millionen<br />
Menschen in Deutschland in Büros.<br />
Fast jeder zweite Bürobeschäftigte<br />
(rund 46 Prozent) arbeitete 2017/18 zumindest<br />
gelegentlich von zuhause aus.<br />
Seit 2006 ist der Anteil derjenigen, die<br />
häufig oder gelegentlich im Homeoffice<br />
arbeiteten, um 8,8 Prozent gestiegen.<br />
Und es könnten mehr werden. Voigtländer<br />
glaubt, dass sich die Arbeit nicht<br />
komplett nach Hause verlegen wird,<br />
vielmehr sieht er in der Zukunft eine<br />
neue Balance zwischen der Arbeit im<br />
Büro und der zu Hause.<br />
Für das Stimmungsbild im Land haben<br />
die Forscherinnen und Forscher des<br />
Fraunhofer-Instituts rund 500 Unternehmen<br />
gefragt. Danach haben 42 Prozent<br />
bereits beschlossen, die Möglichkeiten,<br />
von zuhause aus zu arbeiten, nach der<br />
Krise auszuweiten. Ein ebenso großer<br />
Anteil ist zwar noch unentschlossen, zurück<br />
zu weniger Homeoffice will aber<br />
kaum ein Unternehmen. Fast 90 Prozent<br />
sind zu der Erkenntnis gelangt, in ihrer<br />
Firma sei mehr Homeoffice möglich,<br />
ohne Nachteile befürchten zu müssen.<br />
Fast ebenso viele sind zudem der Ansicht,<br />
den Wunsch der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, von zuhause aus arbeiten<br />
zu wollen, künftig nicht mehr so<br />
einfach ablehnen zu können.<br />
Bei der ifm Electronic GmbH in Tettnang<br />
befanden sich 80 Prozent der Mitarbeiter<br />
im Homeoffice. Das Unternehmen<br />
mit über 7300 Beschäftigten in 95<br />
Ländern ist Weltmarktführer für Sensortechnik<br />
für die Industrie 4.0 und verlagerte<br />
quasi über Nacht die Arbeit an die<br />
heimischen Schreibtische. Für die Kollegen,<br />
die ihren Dienst zuvor ausschließlich<br />
vor Ort verrichteten, schaffte das<br />
Familienunternehmen 200 neue Laptops<br />
an. Mitarbeiter an Wohnorten mit<br />
unzureichender IT-Infrastruktur wurden<br />
mit mobilen Acces Points versorgt.<br />
Es gebe Bedarf für Nachbesserungen<br />
am Homeoffice insgesamt, sagt Studienleiterin<br />
Josephine Hofmann vom Fraunhofer<br />
Institut. Am häufigsten genannt<br />
wird eine fehlende Strategie gegen sogenannte<br />
Entgrenzungserscheinungen<br />
– die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit<br />
(Corona-Krise, Kinderbetreuung,<br />
Homeschooling, Berufstätigkeit) verschwimme<br />
im Homeoffice bei vielen.<br />
Zudem fehle es bei der „Führung auf<br />
Distanz“ an Routine bei verantwortlichen<br />
Führungskräften. Auch technische<br />
Mängel machten die Unternehmen aus.<br />
Vor allem wurden Schwierigkeiten beklagt,<br />
Dokumente elektronisch signieren<br />
zu können.<br />
Dass Homeoffice nicht in allen Branchen<br />
ein Thema sein kann, ist klar. Wer<br />
in der Werkshalle schraubt, den Lkw<br />
lenkt, in Krankenhaus, Kita und Schule<br />
mit Menschen arbeitet oder mit Bus<br />
und Müllwagen unterwegs ist, kann<br />
seinen Beruf nicht von zuhause aus<br />
ausüben. Da ist noch viel Kreativität gefragt<br />
– etwa gesparte Pendelei der einen<br />
in weniger Arbeitszeit der anderen zu<br />
verrechnen –, einschließlich den in der<br />
Krise als Helden Beklatschten mehr als<br />
nur Anerkennung zukommen zu lassen.<br />
In der Handwerkskammer Ulm weiß<br />
man, dass die Handwerksunternehmer<br />
ihre Mitarbeiter unter besonderem<br />
Schutz im Haus behalten haben. Eine<br />
Trennung wie bei der Büroarbeit war<br />
nicht möglich, da in vielen Handwerks-<br />
Branchen die Mitarbeiter raus zu den<br />
Kunden müssen.<br />
28
Nicht rund<br />
um die Uhr<br />
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil<br />
will Arbeitnehmer im Homeoffi ce besser<br />
schützen – vor allem vor überlangen Arbeitszeiten.<br />
„Wir müssen darüber reden,<br />
welchen Rechtsrahmen wir für mobiles<br />
Arbeiten brauchen“, sagt er und: „Aufpassen<br />
müssen wir, dass es nicht zu einer<br />
Entgrenzung von Arbeit, zur Verfügbarkeit<br />
rund um die Uhr führt und Arbeitsschutz<br />
ausgehöhlt wird.“ Nach einer Studie der<br />
DAK-Gesundheit haben viele Arbeitnehmer<br />
im Zuge der Corona-Krise Gefallen<br />
am Homeoffi ce gefunden. 76,9 Prozent<br />
der Beschäftigten, die erst seither regelmäßig<br />
von der eigenen Wohnung aus arbeiten,<br />
wollen diese Arbeitsform auch in<br />
Zukunft zumindest zum Teil beibehalten.<br />
Anzeige<br />
IQUNIT IT GMBH<br />
IT-Expertenwissen ist gefragt<br />
Die IQunit IT GmbH wurde<br />
im Januar 2019 mit dem Ziel<br />
gegründet, Schulungen und<br />
Workshops für IT-Experten und<br />
Entscheider, sowie zugeschnittene<br />
Beratungspakete rund um IT<br />
Themen anzubieten.<br />
Laut einer Pressemeldung zu einer Studie<br />
vom Digitalverband Bitkom vom<br />
November 2019 gibt es 124.000 offene<br />
Stellen für IT-Spezialisten. Unbesetzte<br />
IT-Stellen kosten Umsatz, belasten die<br />
Innovationsfähigkeit, bremsen die nötige<br />
digitale Transformation.<br />
Vier von zehn Unternehmen geben an,<br />
dass die fachliche Qualifikation der<br />
Bewerber mangelhaft ist. Um dem zu<br />
begegnen, forciert die Bitkom-Studie<br />
mehr reizvolle Bildungsangebote, die<br />
schnell aktuelles Wissen vermitteln.<br />
Personal soll effizient mit notwendigem<br />
Wissen weiterqualifiziert werden.<br />
Genau dieses bieten die Geschäftsführer<br />
der IQunit IT GmbH aus Ulm an:<br />
Schulungen für IT-Mitarbeiter, Verantwortliche,<br />
Softwareentwickler in Form<br />
von Kursen und Workshops. Der Anspruch<br />
dabei ist, dass viel Erfahrungswissen<br />
vermittelt wird. Die Trainings<br />
werden speziell für MitarbeiterInnen<br />
von mittleren und großen Unternehmen<br />
oder Behörden entwickelt.<br />
Daneben bietet IQunit strategische<br />
Beratung zu zukunftsorientierter IT<br />
an. Wir leiten und begleiten bei den<br />
komplexen Herausforderungen, die<br />
Digitalisierung und Technologisierung<br />
an Geschäftsprozesse, Organisationen<br />
und Kultur des Unternehmens stellen.<br />
IQunit IT GmbH<br />
Münchner Straße 15 | 89073 Ulm<br />
Telefon 07319 53495-0<br />
info@iqunit.com | www.iqunit.com<br />
KONTAKT<br />
29
DIENSTLEISTUNG<br />
HANDWERKSKAMMER ULM<br />
Gründungen trotz Krise<br />
Das Handwerk zeigt sich auch in diesen Zeiten robust und krisensicher.<br />
Mit einem Plus von 110 Betrieben (+ 0,6 Prozent) ist der<br />
Zuwachs der Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee<br />
seit Jahresbeginn trotz Corona-Krise vergleichbar mit dem Vorjahreszeitraum<br />
(+ 169 Betriebe / + 0,9 Prozent).<br />
Zahlen<br />
Die Zahlen zum 30. Juni <strong>2020</strong>:<br />
Betriebssituation im Alb-Donau Kreis:<br />
Aktueller Bestand an Betrieben: 2853<br />
(+ 38)<br />
Betriebssituation im Stadtkreis Ulm:<br />
Aktueller Bestand an Betrieben: 1331<br />
(+ 21)<br />
Betriebssituation im Landkreis Biberach:<br />
Aktueller Bestand an Betrieben:<br />
2684 (- 8)<br />
Zur Mitte des Jahres <strong>2020</strong> zählt die<br />
Handwerkskammer Ulm damit insgesamt<br />
19.534 Mitgliedsbetriebe zu ihrer<br />
Region. Auch die Zahlen in den zulassungspflichtigen<br />
Handwerken sind<br />
dabei stabil mit 13.494 Betrieben. „Das<br />
Handwerk gründet auch in der Krise.<br />
Das ist der höchste Stand an Mitgliedsbetrieben<br />
für unsere Kammer“, fasst Dr.<br />
Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer Ulm, zusammen.<br />
Gemessen an der Zahl der Mitgliedsbetriebe<br />
ist sie nach Stuttgart die<br />
zweitgrößte Handwerkskammer in Baden-Württemberg.<br />
WEIL WARTUNG<br />
NICHT VON WARTEN KOMMT.<br />
Das ist kein Van. Das ist ein MAN.<br />
Der MAN TGE ist kein gewöhnlicher Van, er ist der „Truck unter<br />
den Vans“, denn seine Wurzeln liegen im Nutzfahrzeugbereich.<br />
Überzeugen Sie sich selbst vom neuen Glanzstück in der<br />
MAN Familie in versch.Auf- und Ausbauvarianten bei:<br />
Natterer GmbH & Co. KG<br />
Nutzfahrzeuge Biberach<br />
Servicepartner der<br />
MAN Truck & Bus Deutschland GmbH<br />
Oberer Stegwiesen 31<br />
88400 Biberach<br />
Ein Blick in die Regionen des Kammergebietes<br />
zeigt, dass beinahe alle Landkreise<br />
an der fortgesetzten Dynamik teilhaben.<br />
Ganz vorne liegt der Stadtkreis<br />
Ulm mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent<br />
(21 Betriebe), danach folgt der Alb-Donau-Kreis<br />
mit einem Plus von 1,3 Prozent<br />
(38 Betriebe). Im Landkreis Heidenheim<br />
gibt es einen Zuwachs von 0,7 Prozent<br />
(11 Betriebe), im Landkreis Ravensburg<br />
ein Plus von 0,3 Prozent (13 Betriebe)<br />
und im Ostalbkreis ein Plus von rund<br />
0,2 Prozent (7 Betriebe). Lediglich der<br />
Landkreis Biberach verzeichnet derzeit<br />
ein Minus von 0,3 Prozent (- 8 Betriebe).<br />
Insgesamt hat es bei den zulassungspflichtigen<br />
Handwerken trotz Lockdown<br />
im Friseur-Handwerk eine Zunahme um<br />
22 auf insgesamt fast 1700 Betriebe gegeben.<br />
Auch die Anzahl an Fleischerbetrieben<br />
steigt (+ 27 auf insgesamt 380 Betriebe),<br />
mitunter durch Fleischtheken in<br />
Supermärkten. Ein Plus an Betrieben hat<br />
es auch bei den Schilder- und Lichtreklameherstellern,<br />
den Wärme-Kälte- und<br />
Schallschutzisolierern sowie den Rollladen-<br />
und Sonnenschutztechnikern um<br />
jeweils drei Betriebe gegeben.<br />
Auch bei den zulassungsfreien Handwerken<br />
gibt es einen Zuwachs von 61<br />
Betrieben seit Jahresbeginn, beispielsweise<br />
bei den Gebäudereinigern um 34<br />
Betriebe auf rund 670 oder bei den Fotografen<br />
um 21 Betriebe auf 676. Durch<br />
die geänderte Handwerksnovelle werden<br />
nun weniger Betriebe dieser Anlage<br />
zugeordnet. Die bereinigte prozentuale<br />
I<br />
Zunahme gegenüber dem Vorjahr liegt<br />
» kostenfreie<br />
» » » bei + 2,4 Prozent. In den handwerksähnlichen<br />
Gewerben liegt die prozentuale<br />
Zunahme bei + 1,5 Prozent und damit<br />
vergleichbar zum Vorjahr (+ 1,7 Prozent).<br />
Mehlich: „Bei den Betriebsschließungen<br />
spüren wir noch keine größeren Auswirkungen<br />
der Pandemie. Das darf uns<br />
aber nicht nachlässig machen oder uns<br />
sicher fühlen lassen. Die nächsten Monate<br />
werden wichtiger und richtungsweisend<br />
sein.“ Denn auch wenn es eine<br />
leichte konjunkturelle Zuversicht für den<br />
Herbst gäbe, so fallen doch Ende des<br />
Jahres die Corona-bedingten Steuerstundungsregeln<br />
weg, viele Betriebe haben<br />
während des Lockdowns hohe Kredite<br />
aufgenommen und sind noch nicht in<br />
der Lage, alle aufgelaufenen Forderungen<br />
zum Fälligkeitszeitpunkt vollständig<br />
zu erfüllen.<br />
30
AZUBICARD<br />
Viele Vorteile für Auszubildende<br />
Die Handwerkskammer Ulm führt die AzubiCard ein. Rund 8000<br />
Auszubildende in den Handwerksbetrieben zwischen Ostalb und<br />
Bodensee erhalten erstmals einen Ausweis, über 6500 Auszubildende<br />
der IHK-Region Ulm nutzen die attraktiven Angebote bereits.<br />
Die Industrie- und Handelskammer die Fachkräfte von morgen. Die Beteiligung<br />
In den Landkreisen des Gebiets der<br />
Ulm (IHK) hat die AzubiCard im vergangenen<br />
ist also auch ein Fachkräfte-Mar-<br />
Handwerkskammer Ulm und der IHK-<br />
Jahr als eine der ersten Kammern<br />
ketinginstrument für einen Betrieb. Die Region Ulm erhält jeder, der einen Aus-<br />
deutschlandweit eingeführt. Die AzubiCard-Website hat täglich mehr als bildungsvertrag unterschrieben hat, die<br />
Auszubildenden aus Handwerk, Industrie,<br />
600 Zugriffe. Die Tendenz ist deutlich AzubiCard automatisch zugeschickt.<br />
Dienstleistung und Handel bekom-<br />
steigend, immer mehr Betriebe werden Aktuell bilden insgesamt 3410 Hand-<br />
men damit – ähnlich wie Schüler oder Partner. Schon heute bieten viele Betriebe<br />
werksbetriebe im Gebiet der Hand-<br />
Studierende – Zugang zu Vergünstigungen<br />
Vergünstigungen für Azubis an. werkskammer Ulm aus. In der Region<br />
und Vorteilen. Das können Rabatte<br />
Bisher hat die gemeinsame Plattform der IHK Ulm bilden derzeit insgesamt<br />
bei Bäckern, Friseuren, Werkstätten, gefehlt, um das Angebot bekannt zu 11<strong>03</strong> Unternehmen aus Industrie,<br />
im Einzelhandel oder der Gastronomie machen. Die Eintragung von Betrieben Dienstleistung und Handel aus.<br />
sein. Die jungen Menschen erhalten auf azubicard.de ist kostenlos.<br />
als Privatperson deutschlandweit Vergünstigungen,<br />
www.azubicard.de<br />
zum Beispiel im Frei-<br />
bad oder Kino oder auch im ÖPNV<br />
wie dem DING-Verbund rund um Ulm.<br />
„Geldströme lenken Bildungsströme.<br />
Ihr Ansprechpartner für Energieeffizienz<br />
» kostenfreie Regionale » Energieagentur neutrale » individuelle Ulm gGmbH<br />
Junge Menschen haben ein feines Gespür<br />
Gebäude-/Energieberatung<br />
Olgastraße 95. 89073 Ulm<br />
dafür, was politisch gewollt und Tel. 0731 / 173-270<br />
gefördert wird. Deshalb ist es schön, info@regionale-energieagentur-ulm.de<br />
dass wir bei unseren Auszubildenden<br />
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nun zeigen können: Ihr seid gewollt.<br />
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viele Vorteile“, sagt Dr. Tobias Mehlich,<br />
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer<br />
Ulm. Max-Martin W. Deinhard,<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm,<br />
unterstreicht: „Damit wird nicht nur<br />
Ihr Ansprechpartner für Energieeffizienz<br />
die Attraktivität der dualen Ausbildung<br />
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für Energieeffizienz<br />
erhöht, sondern den Auszubildenden<br />
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auch die Wertschätzung entgegengebracht,<br />
die sie verdienen. Das lohnt<br />
sich auch mit Blick auf die Fachkräftegewinnung.“<br />
Insgesamt 660 Angebote deutschlandweit<br />
gibt es schon durch die Azubi-<br />
Card. Eine Beteiligung als Betrieb hat<br />
auch einen Werbeeffekt: Azubis nehmen<br />
die Angebote wahr, kommen dafür<br />
vor Ort in das jeweilige Geschäft<br />
oder in die Werkstatt und bleiben dann<br />
dort im Idealfall hängen. Und: Junge<br />
Menschen sind nicht nur potenzielle<br />
und dauerhafte Kunden, sondern auch<br />
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Ihnen die Einsparpotenziale rund um<br />
Gebäudehülle, Infrastruktur, technische<br />
Gebäudeausrüstung und Quer-<br />
schnittstechnologien aufzeigen. Dabei<br />
werden Förderungen und gesetzliche<br />
Anforderungen berücksichtigt.<br />
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Gesetzes jetzt in Kraft<br />
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31
MOBILITY BUSINESS<br />
SICHERHEIT SERIENMÄSSIG<br />
EU macht Fahrerassistenzsysteme<br />
zur Pflichtausstattung<br />
Seit 2000 ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen in Deutschland um 20 Prozent<br />
zurückgegangen. Zu verdanken ist das unter anderem der Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge, die<br />
sich seit damals erheblich verbessert hat.<br />
Gefahr erkannt,<br />
Gefahr gebannt:<br />
Notbremssysteme,<br />
die schneller reagieren<br />
als der Mensch,<br />
können zahlreiche<br />
Unfälle im Straßenverkehr<br />
verhindern.<br />
Bild: djd/Robert<br />
Bosch<br />
Systeme wie die Antischleuderhilfe<br />
ESP sind zu einer Selbstverständlichkeit<br />
geworden.<br />
Heute werden zunehmend<br />
auch solche Fahrerassistenzsysteme<br />
eingesetzt, die beispielsweise eine drohende<br />
Kollision erkennen können, vor<br />
der Gefahr warnen oder sogar mit einer<br />
Notbremsung schneller reagieren als der<br />
Mensch. Die Europäische Union hat die<br />
Sicherheitswirkung solcher Systeme registriert<br />
und macht sie ab 2022 zur verpflichtenden<br />
Ausstattung von Neuwagen.<br />
Damit sollen die Verkehrssicherheit<br />
weiter gesteigert und sowohl Fußgänger<br />
als auch Radfahrer besser geschützt werden.<br />
Neue Vorgaben der EU<br />
Jeder neu zugelassene Pkw muss nach<br />
EU-Vorgaben ab dem Jahr 2022 serienmäßig<br />
mit zahlreichen Fahrerassistenzsystemen<br />
für mehr Sicherheit ausgestattet<br />
sein. Dazu gehören unter anderem ein<br />
Notbremssystem, ein Spurhalteassistent,<br />
Sensoren für die sichere Rückwärtsfahrt,<br />
eine intelligente Geschwindigkeitsassis-<br />
tenz sowie ein System, das den Fahrer<br />
bei Müdigkeit warnt. So lange brauchen<br />
Autokäufer aber nicht zu warten:<br />
Die genannten Helfer sind heute schon<br />
verfügbar – in allen Fahrzeugklassen.<br />
„Fahrerassistenzsysteme unterstützen<br />
den Fahrer in kritischen Situationen und<br />
helfen, die Sicherheit im Straßenverkehr<br />
zu erhöhen“, sagt Dr. Mathias Pillin, Vorsitzender<br />
des Bereichsvorstandes des<br />
Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems<br />
Control. Die Systeme helfen dem<br />
Fahrer, mit dem Fahrzeug in der Spur<br />
zu bleiben, Kollisionen beim Rückwärtsfahren<br />
zu vermeiden und den richtigen<br />
Abstand zum Vordermann einzuhalten.<br />
Wichtig ist dabei: Die Systeme ersetzen<br />
den Fahrer nicht, er behält jederzeit die<br />
volle Kontrolle und Verantwortung.<br />
Wirksame Notbremsassistenten<br />
Unter den Fahrerassistenzsystemen<br />
gelten automatische Notbremsassistenten<br />
als besonders wirksam. Seit ihrer<br />
Markteinführung im Jahr 2009 haben sie<br />
nach Untersuchungen der Bosch-Unfallforschung<br />
allein in Deutschland bis zu<br />
3000 Unfälle mit Personenschaden<br />
verhindert. Ist der<br />
Fahrer für einen Augenblick<br />
abgelenkt oder tritt plötzlich<br />
ein Kind zwischen parkenden<br />
Autos auf die Fahrbahn,<br />
erkennt das automatische<br />
Notbremssystem die Gefahr<br />
und berechnet innerhalb<br />
von wenigen Millisekunden,<br />
wie stark das Fahrzeug abgebremst<br />
werden muss, um<br />
einen Unfall zu vermeiden.<br />
Gleichzeitig warnt das System<br />
den Fahrer. Bremst dieser<br />
nicht ausreichend stark,<br />
erhöht es selbstständig den<br />
Bremsdruck und kann, wenn notwendig,<br />
automatisch eine Vollbremsung auslösen.<br />
(djd)<br />
Fußgänger und Radfahrer sind im Straßenverkehr<br />
besonders gefährdet. Fahrerassistenzsysteme,<br />
die diese Personengruppen schützen,<br />
werden daher ab 2022 zur Serienausstattung<br />
von Fahrzeugen in der EU. Bild: djd/Bosch<br />
32
MOBILITY BUSINESS: AUTOMARKT<br />
Nachfrage nach<br />
Elektroautos steigt<br />
Im Juni sind mit 220.000 zugelassenen Neuwagen 40 Prozent<br />
weniger neue Pkws angemeldet worden als im Vorjahresmonat.<br />
Nach Angaben des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller<br />
(VDIK) ist der Automarkt in Deutschland weiter eingebrochen.<br />
Das Licht am Horizont: Die Nachfrage nach Elektroautos<br />
ist gestiegen. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie<br />
(VDA) waren auch im Juni die Plug-In-Hybride (PHEV)Treiber der<br />
dynamischen Entwicklung.<br />
Von Siegfried Großkopf<br />
Nach Angaben des Kraftfahrt-<br />
Bundesamtes (KBA) haben<br />
die Neuzulassungen von<br />
Elektro-Pkws mit einem Zuwachs<br />
um 118 Prozent auf 18.897 Fahrzeuge<br />
wieder voll Fahrt aufgenommen.<br />
Der Anteil von E-Autos am Gesamtmarkt<br />
stieg auf 8,6 Prozent. Im ersten Halbjahr<br />
<strong>2020</strong> haben sich die Anmeldungen damit<br />
trotz der Corona-Krise auf fast 94.000<br />
Elektroautos nahezu verdoppelt.<br />
Im Vergleich zu gewerblichen Käufern<br />
agierten private Käufer im Juni bei einem<br />
Anteil von 28 Prozent an den Elektroneuzulassungen<br />
(Pkw-Gesamtmarkt 35<br />
Prozent) noch etwas verhalten. „Die ab<br />
1. Juli <strong>2020</strong> für sechs Monate abgesenkte<br />
Mehrwertsteuer in Kombination mit dem<br />
deutlich höheren Umweltbonus sollten<br />
in den nächsten Monaten zu einer Auflösung<br />
des Nachfragestaus bei privaten<br />
Käufern führen. Für Hersteller, Handel<br />
und Kunden besteht nun Klarheit über<br />
die Förderung beim Kauf von Elektroautos.<br />
Beide Maßnahmen sind wichtige<br />
Instrumente, um die Erneuerung der<br />
Fahrzeugflotte durch klima- und umweltfreundliche<br />
Elektrofahrzeuge zu<br />
unterstützen“, hofft Hildegard Müller,<br />
Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie.<br />
der Ausbau der Ladeinfrastruktur mit der<br />
dynamischen Entwicklung des Marktes<br />
Schritt hält“, fordert Müller. Denn: Nur<br />
auf Basis einer ausreichenden Ladeinfrastruktur<br />
würden sich rein batterieelektrische<br />
Fahrzeuge wie Plug-In-Hybride<br />
flächendeckend am Markt durchsetzen<br />
können.<br />
Kritiker befürchten, die deutschen<br />
Hersteller seien für den Elektroboom<br />
schlecht gewappnet. Die meisten neuen<br />
E-Fahrzeugmodelle kommen erst in den<br />
nächsten sechs bis acht Monaten auf den<br />
Markt. Und die Kapazitäten für bestehende<br />
Modelle ließen sich nicht beliebig<br />
schnell hochfahren. „Die Autokonzerne<br />
leiden unter Engpässen“, sagt Roman<br />
Zitzelsberger, IG-Metall-Landeschef in<br />
Baden-Württemberg und Daimler-Aufsichtsrat,<br />
„vor allem bei den Batteriezellen“.<br />
Wer jetzt ein Elektroauto bestellt,<br />
muss bis zu einem Jahr auf seinen Stromer<br />
warten. Für einzelne E-Modelle gilt<br />
sogar ein Bestellstopp.<br />
Ausbau der Ladeinfrastruktur<br />
„Um den Markthochlauf der Elektromobilität<br />
weiter erfolgreich zu begleiten, ist<br />
es von entscheidender Bedeutung, dass<br />
Auf dem 3. E-Mobility-Forum in Langenargen<br />
wurde gezeigt, was im Bereich e-Mobilität<br />
möglich ist. Bild: Siegfried Großkopf
DIENSTLEISTUNG<br />
ORANGECAMPUS<br />
Herzstück<br />
des Ulmer<br />
Basketballs<br />
Mitte September wurde mit Gästen die<br />
feierliche Eröffnung des OrangeCampus<br />
gefeiert. Knapp zwei Jahre hatten Bau<br />
und Fertigstellung eines der größten<br />
Basketball-Nachwuchsleistungszentren<br />
Europas gedauert – vom ersten Spatenstich<br />
am 7. November 2018 bis zur<br />
Inbetriebnahme am 13. Juli <strong>2020</strong>.<br />
Bilder: BBU ‘01 / Harry Langer, Marcel Greiner, Alexander Fischer<br />
Das moderne Nachwuchsleistungszentrum<br />
des Bauherrn<br />
BBU ‘01 ist deutschlandweites<br />
Vorzeigeprojekt für Jugendarbeit<br />
in Sachen Basketball. Für<br />
den Ulmer Ballsport steht die Farbe<br />
Orange. Das Wort Campus signalisiert<br />
den Bildungsaspekt des Projekts: Hier<br />
werden junge Menschen gefördert und<br />
ausgebildet. Das circa 18.000 Quadratmeter<br />
große Grundstück beherbergt<br />
eine Haupthalle mit 500 Sitzplätzen,<br />
zwei Trainingshallen, Funktionsberei-<br />
che, Büros und Gastronomie sowie<br />
ein Fitnesszentrum und öffentliche<br />
Außensportanlagen. Neben den zwei<br />
kleineren Hallen, die ausschließlich<br />
für den Nachwuchs- und Breitensport<br />
reserviert sind, bietet die Haupthalle<br />
mit Zuschauer-Tribünen ausreichend<br />
Platz für größere Turniere bis hinein<br />
in den Nachwuchsleistungsbereich.<br />
Dass die Nachwuchsförderung einen<br />
Schwerpunkt des OrangeCampus bildet,<br />
schlägt sich schon im Belegungsplan<br />
der drei Hallen nieder, wo über<br />
90 Prozent der Trainingszeit für den<br />
Nachwuchs reserviert sind.<br />
Das OrangeCampus mit seinen rund 300<br />
Arbeitsplätzen liegt zentral in der Doppelstadt<br />
Ulm/Neu-Ulm. Zur Ratiopharm-<br />
Arena in Neu-Ulm beträgt die Entfernung<br />
1,4 Kilometer, zum Ulmer Münster<br />
1,2 Kilometer. Mit dem OrangeCampus<br />
rücken alle noch enger zusammen: ratiopharm<br />
ulm und BBU ‘01, Profis und<br />
Talente, Fans und Bürger aus Ulm und<br />
Neu-Ulm – und weit darüber hinaus.<br />
34
Bausumme: 23,5 Millionen Euro<br />
Die Kosten des innovativen Bauprojekts<br />
schlagen mit insgesamt 23,5 Millionen<br />
Euro zu Buche. Davon steuert<br />
der BBU ‘01 rund 6,5 Millionen Euro<br />
aus Eigenmitteln bei, mit 11,5 Millionen<br />
Euro beteiligen sich Investoren.<br />
Zuschüsse in Höhe von 5,5 Millionen<br />
Euro kommen von den Städten Ulm<br />
und Neu-Ulm sowie dem Landessportbund.<br />
Für den laufenden Betrieb<br />
zeichnet der BBU ‘01 verantwortlich,<br />
der aktuell 900 aktive und 3500 passive<br />
Mitglieder zählt. Unterstützt wird er<br />
von den Ankerpartnern Teva, Allianz<br />
und Uzin Utz.<br />
Nachhaltiges Energiekonzept<br />
Ein Wärmpumpensystem (600 Kilowatt)<br />
nutzt Grundwasser zum Kühlen<br />
und Heizen. Im Sommer kommt<br />
der gesamte Gebäudekomplex ohne<br />
mechanische Kälte aus. Den dafür erforderlichen<br />
Eigenstrom liefert eine<br />
Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.<br />
In Verbindung mit weiteren energiesparenden<br />
Materialen wie LED-Lampen<br />
und einer sehr guten Dämmung<br />
wird eine Energieeffizienz gemäß dem<br />
SKfw55-Standard erreicht.<br />
KONTAKT<br />
OrangeCampus<br />
Wiblingerstraße 37<br />
89231 Neu-Ulm<br />
www.orangecampus.one<br />
35
DIENSTLEISTUNG<br />
Zahlen & Fakten<br />
zum OrangeCampus<br />
Grundstücksfläche: circa 18.000 qm<br />
(entspricht 43 Basketballfeldern)<br />
Grundfläche Gebäude: circa 8.000 qm<br />
Nutzfläche Gebäude: circa 12.500 qm<br />
Beratende Beratende<br />
Ingenieure Ingenieure<br />
VBI VBI -<br />
Beratung Beratung |<br />
Planung<br />
Planung Bauüberwachung<br />
| Bauüberwachung<br />
Sportflächen (circa 5.500 qm): Haupthalle mit 500 Sitzplätzen,<br />
zwei Trainingshallen, Funktionsbereiche.<br />
Büro & Gastronomie (circa 3.000 qm): sechs Etagen inklusive<br />
Konferenzbereich mit acht unterschiedlich großen Tagungsräumen.<br />
Innen- und Außengastronomie mit insgesamt 120 Plätzen.<br />
Fitnesszentrum (circa 4.000 qm):<br />
drei Etagen inklusive Sauna- und Wellnessbereich.<br />
Außenflächen (circa 10.000 qm): Öffentliche Sportanlagen.<br />
Anker Werbepartner: Teva, Allianz, Uzin Utz.<br />
Ständige Mieter: ATC, arborsys, Advorange, BBU ‘01, Orange-<br />
Gym, OrangeZone, OC³, Gastronomie (Betreiber noch nicht endgültig<br />
benannt).<br />
Ott Ott<br />
Ingenieure, Ingenieure,<br />
Kiesgräble Kiesgräble<br />
17, 17,<br />
89129 89129<br />
Langenau, Fon 07345 9608-0<br />
Langenau, Fon 07345 9608-0<br />
www.ott-ingenieure.de<br />
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Besonderheiten:<br />
Wall of Fan im Foyer: 11 m breit, 1,80 m hoch. Schriftzug Mosaik<br />
„WE ARE ONE“ aus 699 unterschiedlich großen „Spender-<br />
Mosaiksteinchen“.<br />
Grüne Oase an der Donau: 52 Bäume umgepflanzt, erhalten<br />
beziehungsweise neu gesetzt.<br />
36
Sport vereint<br />
Menschen!<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zur Eröffnung des<br />
OrangeCampus!<br />
Wir von Teva mit unserer Arzneimittelmarke<br />
ratiopharm sind stolz, Partner Eurer Initiative zu sein!<br />
Fairplay, Leidenschaft und Leistung machen<br />
uns zu einem starken Team.
DIENSTLEISTUNG<br />
Meilensteine<br />
März 2013:<br />
Erste Standortüberlegungen für den<br />
OrangeCampus.<br />
November 2014:<br />
Erste Entwürfe entstehen.<br />
Januar 2015:<br />
Vorstellung der Pläne in Stadtverwaltung<br />
und in den Gremien der Städte Ulm<br />
und Neu-Ulm.<br />
14. April 2016:<br />
Stadtentwicklungsverband Ulm / Neu-<br />
Ulm stimmt geschlossen für den Bebauungsplan<br />
des alten Donaubadgeländes.<br />
Mai 2017:<br />
Die Baugenehmigung wird erteilt.<br />
15. Oktober 2018:<br />
Die Baustelle wird eingerichtet.<br />
17. Mai 2019: Grundsteinlegung.<br />
25. Oktober 2019: Richtfest.<br />
13. Juli <strong>2020</strong>: Inbetriebnahme.<br />
38
Anzeige<br />
SCHERR + KLIMKE<br />
Die Planungsstrategie der Profis<br />
BIM-bam-bum oder Simsala-<br />
BIM? Steht BIM am Anfang oder<br />
am Ende (eines Bauprojektes)?<br />
Ist BIM, gleich der „Glockentönin“<br />
aus Christian Morgensterns<br />
Gedicht, ein sanftes Tönchen<br />
in der Bauindustrie oder<br />
ein Zauber, der magische Kräfte<br />
zum Gelingen eines Projektes<br />
freimacht? Weder – noch, aber<br />
ganz sicher ist BIM (Building<br />
Information Modeling) heutzutage<br />
ein Thema, wenn es um<br />
die Methode der Durchführung<br />
eines Bauprojektes geht.<br />
Vor circa 20 Jahren war BIM tatsächlich<br />
nur ein sanftes Säuseln in der Bauwelt,<br />
kaum vernehmbar und skeptisch<br />
beäugt. „Daraus wird nichts“, war die<br />
meist geäußerte Meinung, „weil Architektur<br />
viel zu individuell ist“. Doch BIM<br />
hat sich inzwischen zu einem frischen<br />
Wind entwickelt, der durch Planungsbüros,<br />
Baufirmen, Wirtschaft und öffentliche<br />
Stellen fegt. Zu Recht, denn<br />
die Vorteile sind unbestreitbar.<br />
So war auch von Anfang an klar, dass<br />
der Orange Campus ein BIM-Projekt<br />
sein würde. Zuerst wurden händisch<br />
Skizzen und Alternativen erstellt und<br />
auf dieser Basis ein Entwurf in Form<br />
eines intelligenten 3D-Modells. In den<br />
folgenden Planungsphasen kamen<br />
die Fachingenieure dazu, die das Modell<br />
Schritt für Schritt zum virtuellen<br />
Orange Campus vervollkommneten.<br />
Dies wiederum ermöglichte dem Generalplaner<br />
und den ausführenden Firmen,<br />
das Projekt schnell und koordiniert<br />
zu realisieren.<br />
Jetzt kann es theoretisch weitergehen:<br />
zum Beispiel Datenerfassung und -verwaltung<br />
im Modell von technischen<br />
Einrichtungen, Geräten, Mobiliar, Materialqualitäten<br />
usw. So wären die nötigen<br />
Daten für spätere Betriebs- und<br />
Wartungsarbeiten schon frühzeitig dokumentiert.<br />
Hört sich gut an? Doch so einfach ist<br />
das nicht. Datenqualität und -struktur<br />
sowie ein effizientes Datenmanagement<br />
sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen<br />
Facility Management (FM).<br />
Die meisten Daten für das FM können<br />
zwar im BIM-Modell integriert werden,<br />
sind jedoch nur sehr aufwändig erfassbar<br />
und aufgrund fehlender Schnittstellensoftware<br />
noch nicht direkt übertragbar.<br />
Es gibt also noch viel zu tun in Sachen<br />
BIM – packen wir‘s an.<br />
THE STARTING FIVE.<br />
Unser Planungsteam für ein starkes erstes Viertel:<br />
Top Player auf jeder Position.<br />
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DIGITALE TRANSFORMATION<br />
Eine gelungene<br />
Partnerschaft:<br />
ratiopharm ulm und<br />
arborsys<br />
Über uns:<br />
Die arborsys GmbH ist ein in<br />
Neu-Ulm ansässiges IT- und<br />
Softwareunternehmen mit Projektstandorten<br />
in Berlin, München und<br />
Bukarest.<br />
Eine verlässliche Partnerschaft ist im<br />
Basketball ebenso wie im Geschäftsleben<br />
eine wichtige Voraussetzung für<br />
den Erfolg. Eine solche Partnerschaft<br />
verbindet ratiopharm ulm und die arborsys<br />
GmbH. Für ratiopharm ulm<br />
stellte sich 2018 die Aufgabe, ihren<br />
digitalen Fitnessgrad zu erhöhen. Die<br />
Projektziele, von der Digitalisierung<br />
der Geschäftsprozesse bis hin zu neuen<br />
digitalen Angeboten für die Fans, waren<br />
klar definiert. Im Fokus stand die<br />
Stärkung der Partnerbindung sowie die<br />
Schaffung von Freiräumen für mehr individuelle<br />
Betreuung der Kunden.<br />
Mit der arborsys GmbH fand ratiopharm<br />
ulm einen kompetenten Partner<br />
aus der Region, mit vielen Jahren Erfahrung<br />
in der Unterstützung der digitalen<br />
Transformation von Unternehmen unterschiedlichster<br />
Größe und Branchenzugehörigkeit.<br />
Ein für alle sichtbares Ergebnis dieses<br />
gemeinsamen Projektes ist die „Business<br />
Zone“, das digitale Zuhause der<br />
ratiopharm ulm Partner. Diese erhalten<br />
hier die Möglichkeit, sich neben den<br />
vielfältigen Möglichkeiten der persönlichen<br />
Begegnung zum Beispiel in der<br />
Business Lounge der ratiopharm arena<br />
auch virtuell miteinander zu vernetzen.<br />
Ein weiteres Projektergebnis ist der<br />
hohe Digitalisierungsgrad und die Effizienz<br />
in den Geschäftsprozessen, sowie<br />
in der Zusammenarbeit mit Kunden.<br />
In ihrem gemeinsamen Projekt orientierten<br />
sich beide Partner dabei auch an<br />
Erfolgsfaktoren, die im Basketball wichtig<br />
sind, Speed und Agilität für schnelle<br />
Projekterfolge und frühes Verproben<br />
der Lösungen sowie die Weiterentwicklung<br />
der Unternehmens-Mentalität, das<br />
heißt Schaffung eines „Digitalen Mindsets“<br />
und einer „Change Kultur“.<br />
„Wir wollten uns für die Zukunft wappnen,<br />
unsere Prozesse vereinfachen und<br />
optimieren. Von Anfang an war uns<br />
klar, dass wir uns ein anspruchsvolles<br />
Projekt vorgenommen haben. Aus einer<br />
fundierten Analyse unseres Ökosystems<br />
haben wir für uns ein digitales<br />
Zielbild definiert und einen Projekt-<br />
Steckbrief entwickelt, daraus haben<br />
wir klar definierte Leistungspakete, die<br />
in kurzen Projektzyklen implementiert<br />
werden können. Aufgrund der aktuellen<br />
Situation ist es uns heute noch<br />
wichtiger, dass wir uns bereits vor zwei<br />
Jahren die Weichen für die Digitalisierung<br />
gestellt haben“, so Nikolas Rupp<br />
Director Marketing von ratiopharm<br />
ulm.<br />
Neuer Standort der arborsys GmbH<br />
im OrangeCampus<br />
Seit Ende Juli verbindet ratiopharm<br />
Ulm und die arborsys GmbH nun auch<br />
eine gemeinsame Adresse am Orange-<br />
Campus, einem weiteren Standort des<br />
IT-Dienstleisters in Neu-Ulm.<br />
„Die Gelegenheit, einen Standort im<br />
neu erbauten OrangeCampus zu eröffnen,<br />
war für uns ideal. Wir freuen<br />
uns nun, die Zusammenarbeit mit ratiopharm<br />
ulm und auch mit den anderen<br />
Partnern zu intensivieren“, so der Geschäftsführer<br />
der arborsys GmbH Steffen<br />
Baumgartner.<br />
Über arborsys<br />
„Neben unseren Projekten im Konzernumfeld<br />
haben wir schon eine Vielzahl<br />
von kleineren und mittleren Unternehmen<br />
auf ihrer Digitalisierungsreise begleitet.<br />
Dabei stellen wir häufig fest,<br />
dass durch die verbesserte Nutzung bereits<br />
vorhandener Tools schnell Potentiale<br />
gehoben werden können. Sei es in<br />
Kundenkommunikation zur Leadgenerierung<br />
oder zur Optimierung der internen<br />
und externen Zusammenarbeit“, so<br />
arborsys-Geschäftsführer Steffen Baumgartner.<br />
Wenn auch Sie ein digitales Vorhaben<br />
planen oder auf der Suche nach innovativen<br />
Lösungen sind, um Ihr Business<br />
nach vorne zu bringen unterstützen wir<br />
Sie gerne, von der ersten Projektidee<br />
bis hin zur Lösung.<br />
KONTAKT<br />
arborsys GmbH<br />
Am OrangeCampus<br />
Am alten Donaubad 2<br />
89231 Neu-Ulm<br />
info@arborsys.de<br />
Telefon 0731 493916-50<br />
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zum Dreh- und Angelpunkt Ihres Geschäftserfolgs. Sie haben zu jedem<br />
Zeitpunkt, an jedem Touchpoint die richtigen Informationen, um Ihren<br />
Kunden mit den richtigen Inhalten „abzuholen“. Wir unterstützen unsere<br />
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41
BUSINESS KULTUR<br />
KUNSTMUSEUM HEIDENHEIM<br />
Picasso und<br />
vieles mehr<br />
Heidenheim ist – vom Schloss Hellenstein<br />
abgesehen – nicht gerade reich gesegnet<br />
mit großartigen Baudenkmälern. Aber<br />
das 1904 nach einem Entwurf des berühmten<br />
Stuttgarter Architekten Philipp<br />
Jakob Manz erbaute Volksbad ist ein<br />
Jugendstil-Juwel, wie nur wenige auf der<br />
Ostalb zu finden sind. Und es ist zum<br />
Glück auch erhalten geblieben, als es<br />
für seinen ursprünglichen Zweck nicht<br />
mehr geeignet war. Als Kunstmuseum<br />
Heidenheim bietet das einstige Volksbad<br />
seit 1989 den schönen und stilvollen<br />
Rahmen für Ausstellungen von meist<br />
überregionaler Bedeutung.<br />
xxx<br />
Von Rolf Dieterich<br />
Von oben:<br />
Das Gemälde „Gelbe Figur Blau 1972/73“ von Horst Antes<br />
hatte der Münchner Galerist Alfred Gunzenhauser 2009<br />
dem Kunstmuseum seiner Heimatstadt geschenkt.<br />
Bild: Kunstmuseum Heidenheim/VG Bild Kunst, Bonn <strong>2020</strong><br />
Das Kunstmuseum Heidenheim ist seit 1989 in dem<br />
schönen Jugendstil-Gebäude des ehemaligen Volksbads<br />
untergebracht. Bild: Beate Lutz-Weber<br />
Diese Installation des Stuttgarter Künstlers Camill Leberer<br />
wurde 2007 im großen Wechselausstellungssaal des Museums<br />
gezeigt. Bild: Kunstmuseum Heidenheim<br />
42
Mit der modernen Kunst hatte<br />
die Industriestadt Heidenheim<br />
früher nicht allzu<br />
viel zu tun. So gab es auch<br />
heftige Diskussionen in der Kommunalpolitik<br />
und der Öffentlichkeit, als 1979<br />
der damalige Erste Bürgermeister Roland<br />
Riegger mit dem Vorschlag an den<br />
Gemeinderat herangetreten war, die<br />
Picasso-Plakate-Sammlung des Pariser<br />
Kunsthändlers Christoph Czwiklitzer zu<br />
erwerben. Dass es Riegger in geduldigem<br />
Bemühen schließlich gelang, die<br />
Stadträte zur Zustimmung zu bewegen,<br />
hatte über den Ankauf dieser außergewöhnlichen<br />
Kollektion hinaus weitreichende<br />
Folgen. Denn schon bald entstand<br />
die Idee, nicht nur, aber vor allem<br />
auch für die Picasso-Plakate-Sammlung,<br />
mit mehr als 500 Exemplaren immerhin<br />
weltweit die größte ihrer Art, ein<br />
Museum zu schaffen. Das in die Jahre<br />
gekommene Volksbad bot sich dafür<br />
bestens an. Es musste nur den neuen<br />
Anforderungen entsprechend renoviert<br />
und umgestaltet werden.<br />
Dass aus der Idee auch Wirklichkeit<br />
werden konnte, ist vor allem der großzügigen<br />
Unterstützung durch eine Stiftung<br />
des ehemaligen Geschäftsführers<br />
der Heidenheimer Firma Voith, Hugo<br />
Rupf, und – bei der Erweiterung der<br />
Ausstellungsräume – der Förderung<br />
durch die Hermann-Voith-Stiftung zu<br />
verdanken. Damit setzte sich eine Tradition<br />
unternehmerischen Mäzenatentums<br />
fort, das schon vor fast 120 Jahren den<br />
Bau des Volksbads erst ermöglicht hatte.<br />
Für die Gründung des Museums war<br />
aber auch das politische und finanzielle<br />
Engagement eines Förderkreises von<br />
großer Wichtigkeit. Dieser unterstützt<br />
auch heute noch unter dem Vorsitz von<br />
Gabriele Rogowski, der Ehefrau des früheren<br />
Voith-Konzernchefs Michael Rogowski,<br />
das Museum regelmäßig. Das<br />
gilt ebenso für die beiden Stiftungen.<br />
Die Picasso-Plakate – darunter 80 Originale<br />
– sind nach wie vor ein wesentlicher<br />
Teil des Museumsbestands. Durch<br />
die Ergänzung um viele herausragende<br />
druckgrafische Werke des spanischen<br />
Jahrhundertgenies hat die Heidenheimer<br />
Picasso-Sammlung aber noch erheblich<br />
an Bedeutung gewonnen. Seit<br />
2001 zeigt das Museum im Erdgeschoss<br />
des Gebäudes dauerhaft Arbeiten aus<br />
dieser Kollektion. Auch weitere Plakatsammlungen<br />
(von HAP Grieshaber,<br />
Joan Miró und Horst Antes) kamen im<br />
Laufe der Zeit hinzu. Zudem wurde das<br />
Ein Meisterwerk aus der Druckgrafik-Sammlung des Museums: Die Aquatinta-Radierung „Minotaure<br />
aveugle guidé par une fillette dans la nuit“ von Pablo Picasso. Bild: Kunstmuseum Heidenheim<br />
Museum immer wieder mit Schenkungen<br />
bedacht, so etwa von dem Münchner<br />
Galeristen und Kunstsammler Alfred<br />
Gunzenhauser, der aus Heidenheim<br />
stammte und auf dem dortigen Friedhof<br />
2015 auch seine letzte Ruhestätte fand.<br />
Weitere Schwerpunkte der Sammlung<br />
des Kunstmuseums neben den Plakaten<br />
und der Druckgrafik von Pablo Picasso<br />
Der Stierkampf ist eines der großen Themen<br />
Picassos auch in seinem Plakat-Werk. Bild:<br />
Katalog Kunstmuseum Heidenheim<br />
und den anderen Künstlerplakaten sind,<br />
wie Museumsleiter René Hirner im Gespräch<br />
mit BUSINESS today ausführte,<br />
Arbeiten von Künstlern aus der Region<br />
und Werke der Fotokunst. In den Wechselausstellungen<br />
– etwa sechs pro Jahr<br />
– möchte der promovierte Kunsthistoriker<br />
„möglichst vielfältige Formen der<br />
zeitgenössischen Kunst zeigen“. Dazu<br />
gehören aber auch Werke von Klassikern<br />
der Moderne, wie Otto Dix, George<br />
Grosz oder Marc Chagall. Auch Themenausstellungen<br />
finden sich immer<br />
wieder im Programm. Solche waren beispielsweise<br />
die Präsentationen „Drehen,<br />
Kreisen, Rotieren“ (kinetische Kunst)<br />
oder „Vom Holzschnitt zum Internet<br />
– Die Geschichte der Bildmedien von<br />
1450 bis heute“ und „Flowers – Blumen<br />
in der zeitgenössischen Kunst“ anlässlich<br />
der Landesgartenschau, die 2006 in<br />
Heidenheim stattgefunden hatte. Der<br />
enorm hohe und lichte Wechselausstellungssaal<br />
des Museums (die ehemalige<br />
Schwimmhalle des Volksbads) gestattet<br />
es René Hirner auch, raumfüllende Installationen<br />
bedeutender Künstler zu zeigen.<br />
Einmal im Jahr macht er von dieser<br />
besonderen Möglichkeit Gebrauch.<br />
KONTAKT<br />
KUNSTMUSEUM HEIDENHEIM<br />
Marienstraße 4<br />
89518 Heidenheim<br />
Telefon 07321 3274810<br />
kunstmuseum@heidenheim.de<br />
www.kunstmuseum-heidenheim.de<br />
43
DIENSTLEISTUNG<br />
IHK ULM ZUM AUSBILDUNGSBEGINN<br />
Weniger Ausbildungsverträge<br />
Am 1. September begannen bei<br />
den regionalen Unternehmen<br />
aus Industrie, Dienstleistung<br />
und Handel 1925 junge Menschen<br />
ihre Ausbildung, darunter<br />
42 Flüchtlinge. Das sind<br />
14,3 Prozent oder 322 Verträge<br />
weniger als vor einem Jahr.<br />
„Die sinkende Zahl an Schulabgängern<br />
wie auch die Auswirkungen der Corona-<br />
Krise sind im Ausbildungsbereich deutlich<br />
zu spüren. Viele Vertragsabschlüsse<br />
haben sich verzögert oder kommen erst<br />
jetzt nach der Sommerpause zustande.<br />
Zahlreiche Betriebe suchen weiterhin<br />
nach Azubis, weswegen wir im Laufe<br />
der nächsten Monate mit Neuverträgen<br />
rechnen. Grundsätzlich ist der Start in<br />
eine Ausbildung in Abstimmung mit<br />
dem Ausbildungsbetrieb das ganze Jahr<br />
über möglich“, kommentiert Max-Martin<br />
W. Deinhard, Hauptgeschäftsführer der<br />
Industrie- und Handelskammer Ulm<br />
(IHK), die Situation zum Ausbildungsbeginn<br />
<strong>2020</strong>.<br />
Die Ausbildungszahlen sind in allen drei<br />
Stadt- und Landkreisen der IHK-Region<br />
Ulm auf ähnlichem Niveau rückläufig:<br />
• Alb-Donau-Kreis minus 15,1 Prozent,<br />
• Stadt Ulm minus 14,1 Prozent,<br />
• Landkreis Biberach minus 14,0 Prozent.<br />
Der Rückgang an Auszubildenden ist<br />
gleichermaßen auf die kaufmännischen<br />
(minus 13,2 Prozent) und gewerblichtechnischen<br />
Berufe (minus 15,5 Prozent)<br />
zurückzuführen.<br />
Bewerben lohnt sich!<br />
In der IHK-Region Ulm gibt es noch<br />
zahlreiche offene Ausbildungsstellen<br />
in allen Branchen. Jugendliche finden<br />
in der IHK-Lehrstellenbörse (www.<br />
ihk-lehrstellenboerse.de) auch noch<br />
freie Ausbildungsplätze für den Ausbildungsbeginn<br />
jetzt im Herbst <strong>2020</strong>,<br />
verteilt auf unterschiedliche Branchen.<br />
Händeringend sucht die Baubranche<br />
nach Auszubildenden. „Betriebe planen<br />
ihre Nachwuchsförderung langfristig.<br />
Eine interne Umfrage zeigt: Viele<br />
Unternehmen streben an, die aktuelle<br />
Zahl der Ausbildungsplätze auf dem<br />
gewohnten Niveau zu halten – trotz<br />
Krise“, analysiert Deinhard.<br />
Auch für 2021 sind bereits zahlreiche<br />
Ausbildungsplatzangebote online. Informationen<br />
zu allen Ausbildungsberufen<br />
gibt es bei der IHK Ulm. Das Beratungsteam<br />
hilft mit Rat und Tat unter<br />
Telefon 0731 173-166 weiter. Informationen<br />
gibt es auch auf www.400chancen.<br />
de und auf www.ulm.ihk24.de.<br />
44
Max-Martin W. Deinhard,<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Ulm.<br />
Bild: IHK Ulm<br />
Neues<br />
Aufstiegs-<br />
BAföG<br />
Zehn neu geordnete IHK-Berufe<br />
Zum Beginn des Ausbildungsjahres<br />
<strong>2020</strong> treten insgesamt zehn neu geordnete<br />
IHK-Berufe in Kraft. Neben<br />
den Bankkaufleuten wurden die vier<br />
IT-Berufe auf eine hochmoderne und<br />
aktuelle Basis gestellt. IT-Interessierte<br />
können zukünftig zwischen den beiden<br />
kaufmännisch geprägten Berufen<br />
„Kaufleute für Digitalisierungsmanagement“<br />
und „Kaufleute für IT-System-<br />
Management“ oder den eher technisch<br />
orientierten Fachinformatikern und<br />
IT-System-Elektronikern wählen. Im<br />
Bereich der Chemie wurden die Laborberufe<br />
(Biologie-, Chemie- und Lacklaborant)<br />
in einem schlanken Verfahren<br />
fit für digitale Herausforderungen gemacht.<br />
Eine komplette Überarbeitung<br />
erfuhr auch der Groß- und Außenhandel,<br />
dessen Berufsbild nun unter der<br />
Bezeichnung der Kaufleute für Großund<br />
Außenhandelsmanagement auftritt.<br />
Mit dem Mediengestalter Bild und Ton<br />
wird ein weiterer Medienberuf neu geordnet.<br />
Erfolgreicher Abschluss<br />
Knapp 2500 junge Auszubildende haben<br />
vor den Sommerferien ihre IHK-<br />
Abschlussprüfungen abgelegt. Nicht<br />
nur die Durchführung, sondern auch<br />
die Vorbereitung der IHK-Prüfungen<br />
war dieses Jahr eine besondere Herausforderung.<br />
„Es war unser erklärtes Ziel,<br />
alle Prüfungen vor den Sommerferien<br />
abschließen zu können, damit die jungen<br />
Fachkräfte so frühzeitig wie möglich<br />
von der Ausbildung in die Festanstellung<br />
wechseln können. Es hat<br />
geklappt“, zieht Deinhard Bilanz. Er ergänzt:<br />
„Wir haben alle an einem Strang<br />
gezogen. Vielen herzlichen Dank an<br />
die 933 ehrenamtlichen Prüferinnen<br />
und Prüfer, die in den vergangenen<br />
Monaten im Einsatz waren.“<br />
Mit dem novellierten Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz<br />
(AFBG) wurde<br />
die Förderung zum 1. August <strong>2020</strong> noch<br />
einmal deutlich erhöht. Davon profi tieren<br />
neben den Teilnehmern der Lehrgänge<br />
der Höheren Berufsbildung nicht<br />
zuletzt auch die Unternehmen in der<br />
Region.<br />
Fachkräfte, die sich in der Höheren Berufsbildung<br />
zur/m Fachwirt/in, Meister/<br />
in oder Betriebswirt/in weiterqualifi zieren<br />
wollen, erhalten durch das „Aufstiegs-BAföG“<br />
fi nanzielle Unterstützung.<br />
Als Pendant zum Studierenden-BAföG<br />
beinhaltet diese Förderung Beiträge<br />
zu den Weiterbildungskosten und zum<br />
Lebensunterhalt, die teils als Zuschuss,<br />
teils als Darlehen gewährt werden.<br />
Die Förderung der Lehrgangs- und<br />
Prüfungsgebühren wurde von 40 auf<br />
50 Prozent erhöht. Gleiches gilt für die<br />
dafür aufgenommenen Darlehen: Bei<br />
bestandener Prüfung werden statt 40<br />
nun 50 Prozent des Darlehens erlassen.<br />
Dies entspricht damit insgesamt einer<br />
Förderquote von 75 Prozent.<br />
Hinzu kommt, dass der Zuschuss zum<br />
Lebensunterhalt bei Fortbildungen in<br />
Vollzeit künftig nicht mehr zurückgezahlt<br />
werden muss.<br />
Familien und Alleinerziehende profi tieren<br />
von zusätzlichen, attraktiveren Förderkonditionen.<br />
So wird unter anderem<br />
der mögliche Unterhaltsbeitrag für Kinder<br />
statt zu 55 Prozent nun zu 100 Prozent<br />
als Zuschuss gewährt.<br />
Zu guter Letzt besteht ab sofort auf jeder<br />
Fortbildungsstufe ein neuer AFBG-<br />
Förderanspruch. Damit können jetzt<br />
bis zu drei Fortbildungen mit dem Aufstiegs-BAföG<br />
unterstützt werden.<br />
https://www.aufstiegs-bafoeg.de<br />
45
AKTUELLES | GEWINNSPIEL<br />
Südwesttextil<br />
Gabriele Renner in Vorstand gewählt<br />
ULM_ Gabriele Renner, Geschäftsführerin der pervormance<br />
international GmbH in Ulm, ist in den Vorstand<br />
von Südwesttextil gewählt worden. Der Wirtschafts- und<br />
Arbeitgeberverband ist eine Gemeinschaft von rund 200<br />
Unternehmen mit 7 Milliarden Euro Umsatz und 24.000<br />
Beschäftigten. Der Verband Südwesttextil ist Berater für<br />
seine Mitglieder, Netzwerker in Politik und Wirtschaft,<br />
Sozialpartner in der Tarifpolitik sowie Förderer der Textilforschung<br />
und des Engagements für soziale und ökologische<br />
Standards. „Es freut mich sehr, dass ich unser Fachwissen<br />
und auch unser soziales und ökologisches Engagement mit<br />
einbringen kann“, kommentierte Gabriele Renner ihre Wahl<br />
in den Südwesttextil-Vorstand, dem Vertreter renommierter<br />
Unternehmen wie Vaude, Boss, Amann und Olymp angehören.<br />
Die Ulmerin ist Gründerin und Geschäftsführerin der<br />
pervormance international GmbH, die mit aktiv kühlenden<br />
Funktionstextilien weltweit erfolgreich ist. Das Ulmer Unternehmen<br />
gilt seit 2013 als das erste klimaneutrale Textilunternehmen<br />
der Welt.<br />
Digitales Berichtsheft<br />
Mehr Zeit und weniger Papierkram<br />
ULM_Als neues digitales IHK-Angebot geht das bundesweite<br />
Serviceportal Bildung der IHK-Organisation zum<br />
Ausbildungsbeginn <strong>2020</strong> an den Start. Hierin sollen die<br />
Standardprozesse der beruflichen Bildung aus Mitgliederund<br />
Kundensicht zeitgemäß, digital und serviceorientiert<br />
abgebildet werden. Das digitale Berichtsheft ist die erste<br />
Ausbaustufe des neuen Serviceportals Bildung, das den<br />
IHK-Ausbildungsbetrieben seit dem 1. August <strong>2020</strong> kostenfrei<br />
zur Verfügung steht. „Machen Sie mit, weil Ausbildung<br />
mehr Zeit und weniger Papierkram braucht“, appelliert<br />
Max-Martin W. Deinhard, Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm,<br />
an die Ausbildungsunternehmen. „Die Zukunft ist digital<br />
und die IHK plant, ihren Mitgliedern sukzessive weitere<br />
Onlineservices zur Verfügung zu stellen.“ Die erste Resonanz<br />
der Ausbildungsunternehmen auf das neue Angebot<br />
der IHK-Organisation ist äußerst positiv: Sie bewerten den<br />
Fortschritt südmail-Spende als Signal für eine an digitale Drachenkinder<br />
Zukunft, sich die<br />
dualen Auszubildenden zuhause fühlen werden. „Gerade in<br />
der aktuellen Corona-Situation sind digitale Unterstützungsangebote<br />
für die Durchführung der dualen Ausbildung ein<br />
wichtiger Baustein zum Erhalt der Ausbildungsmotivation<br />
auf beiden Seiten“, unterstreicht Patrizia Grün, Leiterin Ausbildung<br />
bei der IHK Ulm.<br />
www.ulm.ihk24.de/digitales-berichtsheft<br />
25.000 Euro für Kinder in der Region<br />
Bild: Ulmer Pressedienst<br />
Rentschler Biopharma & Vetter<br />
Künftig strategische<br />
Zusammenarbeit<br />
LAUPHEIM/RAVENSBURG_Rentschler Biopharma und Vetter,<br />
zwei weltweit operierende Dienstleistungsunternehmen für<br />
Biopharmazeutika (Contract Development and Manufacturing<br />
Organisation, CDMO), haben Anfang Juli ihre strategische<br />
Zusammenarbeit angekündigt, um ihre Services zu erweitern<br />
und komplementäre Fähigkeiten und Expertise entlang der<br />
Wertschöpfungskette anzubieten. Biopharmazeutische<br />
Unternehmen stehen bei der Markteinführung ihrer Produkte<br />
unter erheblichem Druck, da die Arzneimittelentwicklung<br />
immer komplexer und kostenintensiver wird. Ziel der Zusammenarbeit<br />
ist es, einen langfristigen Mehrwert zu schaffen, um<br />
Kunden eine schnellere und einfachere Produktversorgung<br />
ihrer Patienten zu ermöglichen. Die beiden Unternehmen<br />
haben bereits erste Tätigkeitsfelder identifiziert mit dem Ziel,<br />
durch frühzeitigen und aktiven Austausch von Know-how und<br />
Best Practice-Erfahrungen wertvollen Mehrwert für Kunden<br />
und deren Produkte zu schaffen. In den nächsten Monaten<br />
werden diese Möglichkeiten in Pilot-Kundenprojekten mit<br />
gemeinsamen Teams beider Unternehmen weiter untersucht<br />
und vertieft.<br />
Ausbildungsbotschafter<br />
Hilfe bei der Berufsorientierung<br />
ULM_Jugendliche erhalten einen echten Eindruck von den<br />
Handwerksberufen und einer dualen Ausbildung – das ist<br />
das Ziel der Landesinitiative Ausbildungsbotschafter. Nur<br />
wer weiß, welche Möglichkeiten es gibt, kann sich bewusst<br />
entscheiden. Ausbildungsbotschafter sind Auszubildende<br />
des 2. und 3. Lehrjahres, die – in normalen Zeiten – in allgemeinbildenden<br />
Schulen ihre Berufe vorstellen. Dort geben<br />
sie den Schülerinnen und Schülern Einblicke in Handwerksberufe<br />
und Karrierewege. Die Einsätze der aktuell 118 Ausbildungsbotschafter<br />
werden von der Handwerkskammer Ulm<br />
in Abstimmung mit den Schulen und Betrieben geplant und<br />
gesteuert. Seit dem Beginn der Corona-Krise haben diese<br />
Einsätze online stattgefunden. Über Video-Chat erhalten die<br />
Schüler beispielsweise die Möglichkeit, Ausbildungsbotschaftern<br />
Fragen zu stellen. Zudem werden viele Schüler<br />
über Ausbildungsbotschafter-Videos erreicht. Allein im<br />
Handwerk gibt es rund 130 spannende Berufe, in denen Karriere<br />
machen möglich ist. 46 Ausbildungsbotschafter haben<br />
im vergangenen Jahr ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgeschlossen<br />
und scheiden<br />
daher künftig<br />
als Botschafter<br />
aus.<br />
Bild: Handwerkskammer<br />
Ulm/<br />
Adobe Stock<br />
46
BUCHVERLOSUNG<br />
Haltung zeigen in<br />
haltlosen Zeiten<br />
„Mut steht uns gut!“ hat die vielfach ausgezeichnete<br />
Vaude-Chefin Antje von Dewitz ihr Buch betitelt, und<br />
sie wirbt darin für Nachhaltigkeit, Menschlichkeit und<br />
Fairness – am Beispiel ihres Unternehmens in Tettnang-<br />
Obereisenbach, das sie vor zehn Jahren von ihrem Vater<br />
Albrecht von Dewitz übernommen hat. BUSINESS today<br />
verlost 3 x 1 Exemplar des Dewitz-Buchs.<br />
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
hat das Buch nicht nur gelesen. Er hat auch das Vorwort<br />
geschrieben. Und die Autorin Antje von Dewitz als<br />
Persönlichkeit gelobt, „die Mut macht und kraftvoll anpackt,<br />
Menschen, die wir heute dringender denn je brauchen“.<br />
Antje von Dewitz hat Vaude nicht nur in der Erfolgsspur<br />
gehalten, sondern ihr Unternehmen um Einrichtungen ergänzt,<br />
die für viele Unternehmer (noch) Fremdwörter sind.<br />
Die vierfache Mutter hatte nicht nur die Idee für ein Kinderhaus,<br />
sondern dieses auch verwirklicht und zu einem Familiendienstleister<br />
gestaltet, der darüber hinaus für externe<br />
Kinder offen ist und für spektakuläre Ergebnisse sorgt. Mehr<br />
noch: Die Biokantine „Mittagsspitze“ leistet einen Beitrag<br />
für die Gesundheit und Lebensqualität der Mitarbeitenden,<br />
wozu auch das betriebliche Gesundheitsmanagement beiträgt.<br />
Dass es in Tettnang-Obereisenbach noch ein städtisches<br />
Freibad gibt, wäre ohne die Unterstützung von Vaude<br />
nicht möglich. Engagements, die den Outdoor-Spezialisten<br />
nicht davon abhalten, im schwierigen Mitbewerber-Umfeld<br />
ein erfolgreiches Ausnahme-Unternehmen zu sein.<br />
Antje von Dewitz schreibt von ihrer Vision, Vaude weiterhin<br />
zu einer starken Marke mit tollen Produkten machen zu<br />
wollen und das Unternehmen im Kern wie ein Glashaus zu<br />
gestalten, völlig transparent und bereit, überall Einblick zu<br />
gewähren, ob am oberschwäbischen Standort oder weltweit<br />
in den Produktionsstätten. „Einfach, weil es nichts zu verstecken<br />
gibt und werteorientiert mit konsequenter Rücksicht<br />
auf Mensch und Natur gewirtschaftet wird. Ich hatte das<br />
Bild eines durch und durch nachhaltigen Unternehmens vor<br />
Augen und wollte objektiv sicherstellen, dass unsere Produkte<br />
ökologisch und fair hergestellt werden.“<br />
Antje von Dewitz, die für ihr soziales und ökologisches Engagement<br />
vielfach ausgezeichnet wurde, hat mit „Mut steht<br />
uns gut!“ (ISBN 978-3-7109-0072-3) ein außergewöhnliches<br />
Buch geschrieben. Nicht nur, weil es bis zur letzten Zeile<br />
spannend zu lesen ist. Es gibt Einblicke in unternehmerische<br />
Mühen, Veränderungen herbeizuführen, Widerstände<br />
auszuhalten, zu überzeugen, sich einzumischen und dabei<br />
authentisch zu bleiben.<br />
Wer ein Buch „Mut steht uns gut!“ von Antje von Dewitz<br />
gewinnen möchte, sollte den Gewinn-Coupon<br />
ausfüllen und bis spätestens 15. Oktober <strong>2020</strong> an<br />
BUSINESS today schicken (per E-Mail an: s.haenig@<br />
schwaebische.de).<br />
Ja, ich möchte ein Exemplar des Buchs „Mut steht uns<br />
gut!“ gewinnen.<br />
Name, Vorname<br />
Alter<br />
Adresse<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />
GEWINN-COUPON<br />
Ihre Daten werden im Rahmen des Gewinnspiels erhoben und für die Ermittlung und<br />
Benachrichtigung der Gewinner genutzt. Nach Beendigung werden die Daten vernichtet.<br />
Sie können der Verarbeitung Ihrer Daten jederzeit widersprechen, sind dann<br />
aber von der Teilnahme am Gewinnspiel ausgeschlossen.<br />
Hinweis zum Datenschutz bei Schwäbischer Verlag:<br />
www.schwaebische.de/Datenschutzhinweis<br />
47
MENSCHEN BUSINESS LEBENSLÄUFE<br />
Seit 2018 führt Katharina Beyersdorff<br />
die Pekana Naturheilmittel<br />
GmbH gemeinsam mit ihrem<br />
Sohn Marius. Bilder: Pekana<br />
KATHARINA BEYERSDORFF<br />
Im Einklang mit der Natur<br />
„Man muss den Mut haben zu springen, auch wenn man das andere Ufer noch nicht<br />
sieht“, lautet eine der Grundüberzeugungen von Katharina Beyersdorff. Und Mut hat sie<br />
immer bewiesen, vor allem als sie und ihr Mann Peter Beyersdorff vor genau 40 Jahren<br />
die sichere Existenz einer eigenen Apotheke aufgaben und in Kißlegg im Allgäu einen<br />
Produktionsbetrieb gründeten: die Pekana Naturheilmittel GmbH.<br />
Von Rolf Dieterich<br />
Den Aufbau und die Führung ihres<br />
Familienunternehmens hatten<br />
die Eheleute Beyersdorff<br />
bis zum Tod von Peter Beyersdorff<br />
im Jahr 2009 als gleichberechtigte<br />
Gemeinschaftsarbeit verstanden. Das<br />
sollte auch schon im Firmennamen zum<br />
Ausdruck kommen. Das Kunstwort Pekana<br />
leitet sich aus den Initialen Pe(ter),<br />
Ka(tharina) und Na(turheilmittel) ab. Ihr<br />
Mann, erzählt Katharina Beyersdorff im<br />
Gespräch mit BUSINESS today, sei als<br />
promovierter Apotheker vor allem für die<br />
Entwicklung der homöopathisch-spagyrischen<br />
Arzneimittel und die Produktion<br />
zuständig gewesen. Sie selbst, als Apothekenhelferin,<br />
Pharmazeutisch-technische<br />
Assistentin und Industriefachwirtin<br />
ebenfalls grundsolide ausgebildet, habe<br />
die Geschäfte als Generalistin geführt –<br />
mit den Schwerpunkten Außendienst,<br />
Einkauf und Betreuung der europäischen<br />
Märkte.<br />
Dass die Beyersdorffs, die ihre Apotheke<br />
im badischen Sulzfeld betrieben hatten,<br />
gerade Kißlegg als Standort für ihr neues<br />
Unternehmen wählten, hatte auch etwas<br />
xxxxx<br />
mit den aktiven Bemühungen der Allgäuer<br />
Gemeinde um Industrieansiedlungen<br />
zu tun. Eine gewisse Anziehungskraft<br />
dürfte aber auch das landschaftlich<br />
besonders schöne Voralpenland mit seinen<br />
saftigen Wiesen ausgeübt haben.<br />
Hier wollten und konnten Peter und<br />
Katharina Beyersdorff privat und beruflich<br />
im Einklang mit der Natur leben und<br />
arbeiten. Sie haben diese Entscheidung<br />
nie bereut und die Gemeinde Kißlegg<br />
sicher auch nicht. Natürlich gab es auch<br />
schwierige Zeiten, sogar den einen oder<br />
anderen Rückschlag, aber insgesamt ist<br />
Pekana eine Erfolgsgeschichte, die bis<br />
heute anhält, und auch die Zukunftsperspektiven<br />
sind gut.<br />
48
Regelmäßige Präsenz im Betrieb, wie hier in der Verpackung, ist für<br />
Katharina (Mitte) und Marius Beyersdorff selbstverständlich.<br />
Blick in die Pekana-Versandabteilung.<br />
Das Verwaltungsgebäude der Pekana<br />
Naturheilmittel GmbH in Kißlegg.<br />
Mit diesem Messgerät für die Analytik von Pharmawasser wird der<br />
sogenannte TOC-Wert bestimmt, der die Summe des gesamten<br />
organischen Kohlenstoffs in einer Probe angibt.<br />
Die Firma Pekana ist auf die Herstellung<br />
apothekenpflichtiger Naturheilmittel<br />
nach einem von Peter Beyersdorff<br />
entwickelten Spagyrik-Verfahren spezialisiert.<br />
Dieses Verfahren, das in seinen<br />
Ursprüngen auf Paracelsus zurückgeht<br />
und aus den Schritten Trennung, Reinigung,<br />
Veraschung und Vereinigung besteht,<br />
ermögliche den vollumfänglichen<br />
Erhalt der Vitalenergie der Heilpflanzen,<br />
erläutert Katharina Beyersdorff. Als Bestandteil<br />
der Homöopathie sei die Spagyrik<br />
ein Behandlungsverfahren der<br />
naturheilkundlichen Ganzheitsmedizin.<br />
Entscheidend für den Erfolg der Pekana-Produkte<br />
ist nicht zuletzt, dass ihr hoher<br />
Qualitätsstandard schon bald auch<br />
die Bestätigung durch Zertifizierungen<br />
und Auszeichnungen erhielt. 1991 wurde<br />
die Pekana-Spagyrik in das Homöopathische<br />
Arzneibuch aufgenommen und<br />
1995 im Rahmen des Innovationspreises<br />
des Landes Baden-Württemberg für beispielhafte<br />
Leistungen ausgezeichnet. Im<br />
Jahr 2000 erfolgte die Zertifizierung nach<br />
den Richtlinien der Good Manufacturing<br />
Practice (GMP), welche eine weltweit<br />
anerkannte Qualitätssicherung für die<br />
Herstellung bestätigt. Besonders wichtig<br />
ist auch die mehrfache erfolgreiche<br />
Inspektion durch die amerikanische Gesundheitsbehörde<br />
Food and Drug Administration<br />
(FDA), die die Voraussetzung<br />
für die Einfuhr von Arzneimitteln in die<br />
USA ist.<br />
Der Vertrieb der Pekana-Produkte erfolgt<br />
in Deutschland über den pharmazeutischen<br />
Großhandel oder direkt an<br />
die Apotheken, im Ausland über Vertriebspartner.<br />
Exportiert wird weltweit in<br />
mehr als 20 Länder, unter anderem nach<br />
Österreich, in die Schweiz und die Niederlande,<br />
nach Italien, Schweden, Dänemark,<br />
Kanada, USA, Indien, Pakistan<br />
und neuerdings auch in die Ukraine und<br />
nach Kasachstan. Das Wachstum machte<br />
auch mehrfach größere Erweiterungsund<br />
Modernisierungsinvestitionen in<br />
Kißlegg notwendig.<br />
Nach dem Tod ihres Mannes 2009 blieb<br />
Katharina Beyersdorff alleinige Geschäftsführerin<br />
der Pekana Naturheilmittel<br />
GmbH. Dabei haben ihr neben dem<br />
bereits erwähnten Mut ihre physische<br />
und psychische Belastbarkeit, aber auch<br />
ihre Fähigkeit, neue und komplexe Dinge<br />
schnell zu erfassen, sehr geholfen.<br />
Bei der Führung ihrer rund 60 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter legt sie Wert auf<br />
einen offenen, menschlichen Umgang.<br />
Alle Beschäftigten, insbesondere aber<br />
auch die Frauen, sollen die Chance bekommen,<br />
sich im Betrieb weiterzuentwickeln.<br />
Noch ist Katharina Beyersdorff voll in<br />
der Verantwortung für ihr Unternehmen.<br />
„Ich brenne noch immer für die Vision,<br />
die wir vor 40 Jahren hatten“, sagt sie,<br />
„und dies gibt mir auch die Kraft für meine<br />
tägliche Arbeit.“ Aber erste Weichen<br />
für den Generationswechsel sind gestellt.<br />
Seit 2018 ist ihr Sohn Marius mit in<br />
der Geschäftsführung. Wie zu Zeiten ihres<br />
Mannes pflegt Katharina Beyersdorff<br />
jetzt mit ihrem Sohn eine gleichberechtigte<br />
Partnerschaft mit unterschiedlichen<br />
Funktionen. Neben ihren beruflichen<br />
Aufgaben hat sie sich auch immer wieder<br />
ehrenamtlich betätigt. Aktuell ist Katharina<br />
Beyersdorff Mitglied im Aufsichtsrat<br />
der Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft<br />
Landkreis Ravensburg<br />
(WiR) und Vorsitzende des Kuratoriums<br />
der Stiftung Kinderchancen Allgäu.<br />
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››<br />
Leserin H. war nicht amüsiert.<br />
Das Home-Office,<br />
über das wir im letzten<br />
Heft zu scherzen beliebten,<br />
ist für Profis wie sie kein Sujet humoriger<br />
Betrachtungen. Sondern eine<br />
ernste Sache. Als Personal-Trainerin für<br />
„Burnout-Gratwanderer“ hält Frau H.<br />
das heimische Schaffen nämlich für die<br />
ideale Arbeitsform, zur Schonung zarter<br />
Nerven einerseits und zur Steigerung<br />
der Effizienz andererseits.<br />
Geschätzte Frau H., ich habe bereits<br />
vor Corona lange Jahre im Home-Office<br />
verbracht und pflichte Ihnen in mancher<br />
Hinsicht bei: Man ist zeitlich flexibler,<br />
spart sich die stressige Anfahrt,<br />
palavert nicht lange, wird nur von der<br />
Waschmaschine abgelenkt. Glauben Sie<br />
mir, als junge Mutter mit Vollzeit-Anstellung<br />
hatte ich mir oft einen Tag<br />
im damals noch nicht erfundenen Home-Office<br />
gewünscht. Aber nachdem<br />
ich mich dann selbstständig gemacht<br />
hatte und superkonzentriert zu Hause<br />
arbeiten durfte, vermisste ich das Büroleben<br />
so schmerzlich, dass ich mit<br />
Tagesverträgen gern zurück ins feste<br />
Gefüge ging.<br />
Ja, ich liebe die Arbeitswelt! Mitsamt<br />
ihren Ritualen, ihren Konferenzen, ihren<br />
angeschlagenen Kaffeetassen und<br />
staubigen Topfpflanzen. Ich liebe es,<br />
morgens die passende Kleidung auszusuchen<br />
– Kostüm und Maske für den<br />
beruflichen Auftritt. Ich liebe es, das eigene<br />
Alltagsdrama hinter mir zu lassen<br />
und mich woanders den Forderungen<br />
des Tages zu widmen. Und vor allem<br />
liebe ich das Zusammenspiel mit den<br />
Kollegen, ihre Ideen, ihren Charakter,<br />
unsere Diskussionen. In einem Büro<br />
gibt es natürlich auch private Plaudereien,<br />
Verabredungen am Rande und für<br />
den Geschäftsbetrieb nicht notwendige<br />
Scherze. Das sorgt für eine menschliche<br />
Atmosphäre, fördert die Einsatzbereitschaft.<br />
Und das sage ich nicht nur, weil<br />
ich einige meiner besten Freundinnen<br />
sowie meinen Ehemann im Büro kennengelernt<br />
habe ...<br />
Es wäre sehr traurig, wenn dieses inspirierende<br />
Theater dahinschwinden würde,<br />
weil das Arbeiten im Home-Office<br />
für Unternehmen billiger und für Angestellte<br />
bequemer ist. Keine Videokonferenz<br />
kann je die persönliche Begegnung<br />
ersetzen. Ohne Witz, Frau H.!<br />
Redaktion<br />
MediaPartner Ravensburg<br />
www.mediapartner-ravensburg.de<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Rolf Dieterich, Siegfried Großkopf, Holger Koch,<br />
Birgit Kölgen, Barbara Müller, Meike Winter<br />
Fotos<br />
MediaPartner, Kunden, privat, fotolia<br />
Grafik / Satz<br />
Ulrike Liebel, Blattformen.com, Bad Waldsee<br />
Druck<br />
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Ausgabe 3/<strong>2020</strong><br />
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BUSINESS today erscheint viermal im Jahr.<br />
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nächste Ausgabe SÜD; <strong>NORD</strong>; WEST 4/<strong>2020</strong><br />
erscheint: 26. November <strong>2020</strong><br />
Anzeigenschluss: 22. Oktober <strong>2020</strong><br />
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