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Die Schwarze Lacke von Filzmoos - bufus - Universität Salzburg

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<strong>Die</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Filzmoos</strong><br />

Romana Wimmer und Robert A. Patzner


Impressum<br />

Herausgeber: Biologische Unterwasser-Forschungsgruppe der <strong>Universität</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

(BUFUS)<br />

Hellbrunnerstrasse 34, 5020 <strong>Salzburg</strong><br />

Für den Inhalt verantwortlich: Romana Wimmer und Robert A. Patzner<br />

Alle Bilder, sofern nicht anders angegeben, stammen <strong>von</strong> Romana Wimmer<br />

Unveröffentlichtes Gutachten, <strong>Salzburg</strong>, Dezember 2009<br />

2


Inhalt<br />

Einleitung 4<br />

<strong>Die</strong> Sage 5<br />

Geografi sche Lage 6<br />

Untersuchungsgebiet 7<br />

Untersuchungsmethoden 8<br />

Ergebnisse 9<br />

Makrozoobenthos 9<br />

Amphibien 12<br />

Chemisch-physikalische Parameter 12<br />

Wasserstandsmessungen 13<br />

Schlussfolgerungen 13<br />

Danksagung 14<br />

Referenzen 14<br />

3


4<br />

Einleitung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong> in <strong>Filzmoos</strong> ist ein kleiner<br />

Moorsee, der sich auf dem Weg <strong>von</strong> <strong>Filzmoos</strong><br />

nach Neuberg direkt am Wanderweg<br />

befi ndet. <strong>Die</strong> Natur wurde bis auf den Bau<br />

<strong>von</strong> einem Steg bis zum Ufer der <strong>Lacke</strong> so<br />

belassen, wie sie aufgefunden worden war.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde legt sehr viel Wert auf dieses<br />

außergewöhnliche Biotop und hat es<br />

deshalb zu einem Punkt auf der Wanderroute<br />

durch <strong>Filzmoos</strong> gemacht, der unbedingt<br />

einmal gesehen werden muss und der zum<br />

Einleitung<br />

Erlangen der Goldenen Wandernadel unabdingbar<br />

ist.<br />

Mit dem Namen „<strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong>“ werden<br />

dunkel gefärbten Kleingewässer mit oder<br />

ohne Zufl uss bezeichnet.<br />

Sagen und Geschichten über diesen Moortümpel<br />

machen ihn besonders interessant.<br />

Nebelschwaden über der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong>. Sie liegt am Weg <strong>von</strong> <strong>Filzmoos</strong> nach Neuberg.


<strong>Die</strong> Sage<br />

<strong>Die</strong>ses kleine Gewässer ist umrankt <strong>von</strong> Mythen<br />

und Märchen. Auf diese Geschichten<br />

wird sehr viel Wert gelegt und deshalb sollen<br />

sie für jedermann zugänglich sein. Um<br />

dies zu ermöglichen, steht direkt am Ufer<br />

der <strong>Lacke</strong> eine große Tafel. auf der die berühmteste<br />

Sage geschrieben steht:<br />

Mythos um die <strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong><br />

und den Lindwurm<br />

Auf dem Wurmegg befi ndet sich ein kleiner, tiefschwarzer Bergtümpel. Von<br />

ihm erzählt das Volk, dass sich in seinen Tiefen ein goldener Wagen befi nde,<br />

auf dem ein abscheulicher Lindwurm säße und ihn bewache. <strong>Die</strong>ser Lindwurm<br />

soll an zwei Seiten den See unterwühlen. <strong>Die</strong> eine Richtung weise gegen<br />

<strong>Filzmoos</strong>, die andere nach Neuberg. Dort, wohin sich nun der Lindwurm<br />

zuerst durchfrisst, wird einst das Wasser des Sees abfl ießen und die Gegend<br />

überschwemmen. Auch soll öfters aus der Tiefe der <strong>Lacke</strong> ein dumpfes<br />

Grollen zu hören sein, man nimmt an, dass es das Gebrüll des verärgerten<br />

Drachen ist, denn meist folgt darauf ein Unwetter.<br />

Wie man sich erzählt, soll ein goldener Wagen zur Zeit der Christenverfolgung<br />

<strong>von</strong> den Römern in die <strong>Lacke</strong> versenkt worden sein. An drei bestimmten<br />

Samstagen des Jahres soll noch heute die Deichsel des Wagens sichtbar<br />

werden. Wem es gelingt, diesen Wagen zu bergen, der ist sein Lebtag<br />

lang mit Reichtum gesegnet. Drei junge Burschen versuchten einst oben<br />

ihr Glück. Guten Mutes stiegen sie den Berg hinauf und wirklich zeigte sich<br />

ihnen die Deichsel des Wagens. Zwei machten sich sogleich an die nicht<br />

leichte Arbeit, der dritte musste währenddessen für das Gelingen des Werkes<br />

beten. Als die beiden Burschen den Wagen zur Hälfte heraußen hatten,<br />

sagte einer <strong>von</strong> ihnen zu dem betenden Kameraden:<br />

„Beim Beten brauchst Du Dich ja nicht zu plagen, daher steht Dir auch nur<br />

ein geringerer Anteil zu!“ Kaum hatte er dies ausgesprochen, da wurde der<br />

Wagen immer schwerer und schwerer. Auch mit ihrer ganzen Kraft konnten<br />

die Burschen den Wagen nicht mehr halten und mussten zusehen, wie dieser<br />

vor ihren Augen wieder in den Tiefen des Sees versank (SALCHEGGER<br />

1994).<br />

5


6<br />

Geografi sche Lage<br />

Luftaufnahme der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong>. Rechts oben der Forstweg.<br />

Quelle: SAGIS<br />

Karte <strong>von</strong> <strong>Filzmoos</strong> und Umgebung mit der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong>.<br />

Quelle: SAGIS.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong> befi<br />

ndet sich im Land <strong>Salzburg</strong>,<br />

im Pongau, in der<br />

Gemeinde <strong>Filzmoos</strong> am<br />

Fuße der Bischofsmütze.<br />

Sie liegt am Großberg im<br />

Wurmeggwald unter dem<br />

Halseggköpfl auf einer<br />

Höhe <strong>von</strong> 1400 m (MAND-<br />

LER 2007).<br />

Der wasserführende Teil<br />

der <strong>Lacke</strong> hat eine Fläche<br />

<strong>von</strong> 598 m² (ANZBÖCK<br />

1996). Das Moorgebiet ist<br />

jedoch um ein Vielfaches<br />

größer und zieht sich bis<br />

zum Forstweg und auf der<br />

anderen Seite bis in den<br />

Wald hinein. <strong>Die</strong> Vegetation<br />

lässt die Fläche, die<br />

vom Wasser durchzogen<br />

und somit zunehmend<br />

zum Moor wird, erahnen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Lacke</strong> ist ein Hochmoorgewässer<br />

und wird<br />

vom Regenwasser gespeist.<br />

Sie führt ständig<br />

zwischen 70 und 80 cm<br />

Wasser (MANDLER 2007).<br />

Es gibt keine Zufl üsse.<br />

<strong>Die</strong>s ist auf den geologischen<br />

Untergrund zurückzuführen,<br />

der aus Quarzit<br />

besteht (MANDL 1998).<br />

Weiters befi ndet sich dort<br />

Tonschiefer. <strong>Die</strong>se Kombination<br />

führt zu der Hochmoorbildung<br />

und ist der<br />

Grund dafür, dass es keine<br />

Grundwasserspeisung<br />

gibt. <strong>Die</strong> Gesteine sind<br />

zu dicht und zu undurchlässig<br />

(MANDLER 2007).


<strong>Die</strong> erste Probestele liegt vom<br />

Steg aus gesehen im linken Teil<br />

der <strong>Lacke</strong> und ist eher bewachsen<br />

und hat einen niedrigeren<br />

Wasserstand in Gegensatz zu<br />

den anderen beiden Stelle.<br />

<strong>Die</strong> zweite Stelle liegt genau in<br />

der Mitte der <strong>Lacke</strong> direkt vor<br />

dem Steg.<br />

<strong>Die</strong> dritte Stelle liegt im rechten<br />

Teil der <strong>Lacke</strong> und ist ebenfalls<br />

überwuchert <strong>von</strong> Pfl anzen<br />

Untersuchungsgebiet<br />

7


8<br />

Untersuchungsmethoden<br />

Faunistische Probenahme<br />

Um die in der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong> lebenden<br />

Kleintiere – das sogenannte Makrozoobenthos<br />

- zu untersuchen, wurden im Frühjahr<br />

2009 vom Ufer aus und mit einem Schlauchboot<br />

mehrere Bodenproben entnommen.<br />

<strong>Die</strong> Probennahmen erfolgten einerseits mit<br />

Hilfe eines Drahtsiebes mit einer Maschenweite<br />

<strong>von</strong> 1 x 1 mm, andererseits mit einem<br />

gestielten Netz-Sampler. So wurde sowohl<br />

die obere Sedimentschicht als auch tiefere<br />

Bodenschichten der <strong>Lacke</strong> beprobt. Der enthaltene<br />

Schlamm wurde so gut wie möglich<br />

vom Wasser befreit und mit 70 % Alkohol<br />

als Sammelprobe fi xiert.<br />

Da Libellen unter Naturschutz stehen, wurden<br />

die im Wasser lebenden Larven und die<br />

frei fl iegenden Tiere nicht gefangen sondern<br />

nur fotografi sch festgehalten. Weiters wurden<br />

ihre „Exuvien“ – das sind die verbleibenden<br />

Hüllen nach der Metamorphose <strong>von</strong><br />

der Larve zur Libelle - gesammelt.<br />

Chemisch-physikalische Parameter<br />

Zur Messung <strong>von</strong> Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt<br />

und pH-Wert wurden Freilandsonden<br />

der Firma Greisinger verwendet. <strong>Die</strong> Messungen<br />

wurden ebenfalls an drei signifi kanten<br />

Stellen der <strong>Lacke</strong> durchgeführt. Alle 3<br />

Messungen wurden je 3-mal durchgeführt.<br />

Wassertiefe<br />

<strong>Die</strong> Messung der Tiefe wurde mit Hilfe eines<br />

Lotes <strong>von</strong> einem Schlauchboot aus durchgeführt.<br />

Im Verlauf der Messungen ist auch<br />

der Wasserstand bzw. der Wasserpegel der<br />

<strong>Lacke</strong> mit einer Wasserlatte überwacht worden.<br />

<strong>Die</strong> Probenahmen für die Untersuchungen der im Wasser<br />

lebenden Kleintiere, der chemisch-physikalischen<br />

Parameter und der Wassertiefe erfolgten mit einem<br />

kleinen Schlauchboot.<br />

Der Wasserstand<br />

wurde an einem<br />

Wasserpegel vier<br />

Monate hindurch<br />

19-mal abgelesen


Ergebnisse<br />

Makrozoobenthos<br />

Mit „Makrozoobenthos“ bezeichnet man mit<br />

freiem Auge sichtbare wirbellose Lebewesen<br />

des Gewässerbodens, wie z. B. die Larven<br />

<strong>von</strong> Libellen. Das Makrozoobenthos spielt<br />

eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz sowohl<br />

als Nährtiere für Fische als auch beim Abbau<br />

organischer Substanzen. Einige <strong>von</strong> ihnen<br />

ernähren sich räuberisch, andere sind Filtrierer,<br />

Aufwuchs- oder Pfl anzenfresser.<br />

<strong>Die</strong> Ausbeute an Makrozoobenthos-Organismen<br />

war äußerst gering. Gründe dafür<br />

werden in der Schlussfolgerung (Seite 13)<br />

erläutert.<br />

Libellenlarven<br />

Libellenlarven machen den Großteil der in<br />

der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong> lebenden Organismen<br />

aus. Sie waren am öftesten und mit<br />

der größten Biomasse bei den Beprobungen<br />

vorhanden. Es wurden Larven <strong>von</strong> 3 Familien<br />

gefunden:<br />

• Segellibellen bzw. Libellulidae<br />

• Falkenlibellen bzw. Corduliidae<br />

• Schlanklibellen bzw. Coenagrionidae<br />

Sämtliche Libellenlarven sind Räuber. Zwischen<br />

Wasserpfl anzen oder halb im Schlamm<br />

vergraben lauern sie auf Beute oder schleichen<br />

sich behutsam an. <strong>Die</strong> jüngsten Larven<br />

fressen Einzeller; später werden Kleinkrebse,<br />

Würmer und Wasserinsekten aller Art<br />

gefressen und die älteren Drachenfl iegenlarven<br />

erbeuten auch Wasserasseln, Wasserwanzen<br />

und sogar Jungfi sche (ENGEL-<br />

HARDT 1967).<br />

Segellibellen und Falkenlibellen<br />

<strong>Die</strong> Larven dieser Familien sind leicht an der<br />

tiefschwarzen Farbe und dem charakteristischen<br />

Abdomen zu erkennen.<br />

<strong>Die</strong> Larven der Segel- und Falkenlibellen sind<br />

ausgesprochene Bodentiere, die bei warmem<br />

Wetter recht beweglich sind und offensichtlich<br />

weit umherwandern oder –schwimmen.<br />

Gelegentlich graben sie sich auch in<br />

den Bodenschlamm ein und sind dann mit<br />

Schlammpartikeln bedeckt. Ihr Gesichtssinn<br />

ist viel schlechter entwickelt als der<br />

der Edellibellen, deshalb entdecken sie ihre<br />

Beute auch mit Hilfe der Fühler und der Sinneshaare<br />

an ihren Vorderbeinen. Zur Entwicklung<br />

brauchen sie in der Regel 2 Jahre<br />

und durchlaufen 13 Stadien exklusive Metamorphose<br />

und Schlüpfen der erwachsenen<br />

Tiere (JURZITZA 1978).<br />

Lebende Larve einer Segellibelle <strong>von</strong> der Unterseite.<br />

Am Kopf erkennt man die großen Augen und die „Fangmaske“<br />

(Pfeil), mit der die Beute erfaßt wird.<br />

Alle Segellibellen werfen im adulten Alter,<br />

genau wie alle Großlibellen, mit Ausnahme<br />

der Edellibellen, ihre Eier aus dem Flug ab,<br />

nachdem die Befruchtung und die Paarung<br />

stattgefunden haben. Bei den meisten Arten<br />

ist die Legescheide <strong>von</strong> artspezifi sch gestaltet<br />

und für die Bestimmung der Weibchen<br />

genauso wichtig wie die Hinterleibszangen<br />

der Männchen (JURZITZA 1978).<br />

9


10<br />

Schlanklibellen<br />

<strong>Die</strong> Schlanklibellenlarven fi ndet man meist<br />

zwischen Pfl anzen und Laub fest angeklammert<br />

(JURZITZA 1978). Sie sind durch drei<br />

Kiemenanhänge am Hinterleib gekennzeichnet<br />

und dadurch leich <strong>von</strong> den Larven der<br />

Segel- und Falkenlibllen zu unterscheiden.<br />

<strong>Die</strong> Larven der Schlanklibellen haben am Hinterkörper<br />

drei Kienmenanhänge. <strong>Die</strong> großen Augen zeichnen sie<br />

als Räuber aus. Foto: R.A. Patzner.<br />

<strong>Die</strong> Schlankjungfern - kleine bis<br />

mittelgroße Tiere - haben einen<br />

langen, mehr oder weniger dünnen<br />

Hinterleib. Ihre beiden Flügelpaare<br />

sind <strong>von</strong> nahe zu gleicher Gestalt<br />

und werden in der Ruhehaltung<br />

mit den Oberseiten zueinander<br />

über den Rücken zusammengelegt<br />

oder schräg nach hinten gestellt<br />

(ENGELHARDT 1967).<br />

Haubenazurjungfer (Schlanklibelle) aufgenommen<br />

am 29. 8. 2009 an der <strong>Schwarze</strong>n<br />

<strong>Lacke</strong>.<br />

Zuckmückenlarven<br />

<strong>Die</strong> Größe schwankt je nach Art und Alter<br />

der Larve zwischen 1 mm und etwa 2 cm.<br />

<strong>Die</strong> Färbung kann weiß, gelblich, grün, blaugrau<br />

oder (wenn die Blutfl üssigkeit Hämoglobin<br />

enthält) hell- bis dunkelrot sein. <strong>Die</strong><br />

zwei, teilweise miteinander verwachsenen<br />

Fußstummel am 1. Brustsegment sowie die<br />

ähnlich gebauten „Nachschieber“ ermöglichen<br />

der Larve langsames Kriechen, das<br />

bisweilen spannerraupenartig ist. Der Gasaustausch<br />

erfolgt vorrangig über Hautatmung<br />

wobei noch zusätzlich 2 Paar dünne<br />

Schläuche im vorletzten Hinterleibssegment<br />

im <strong>Die</strong>nst der Sauerstoffaufnahme sind.<br />

Gleichzeitig gibt es am Hinterende noch 4<br />

Analkiemen. <strong>Die</strong> meisten Zuckmücken leben<br />

in der oberen Schlammschicht des Gewässergrundes,<br />

wo sie sich mit dem Sekret<br />

ihrer beiden mächtigen Spinndrüsen feine<br />

Gespinströhrchen bauen, die mit dem Vorder-<br />

und dem Hinterende an der Schlammoberfl<br />

äche münden. Viele Zuckmückenarten<br />

ernähren sich <strong>von</strong> pfl anzlichem Plankton,<br />

andere <strong>von</strong> frischem Pfl anzengewebe und<br />

wieder andere sogar <strong>von</strong> morschem Holz im<br />

Wasser (ENGELHARDT 1967).


Schlammfl iegenlarven<br />

<strong>Die</strong> Larven haben einen Kopf, der breiter ist<br />

als der Brustabschnitt und der Hinterleib.<br />

<strong>Die</strong> Antennen auf dem Kopf sind dreigliedrig.<br />

Das Labrum (Teil des Mundwerkzeuges)<br />

ist halbkreisförmig nach vorne gerundet und<br />

die Mandibeln (Mundwerkzeug) sind ähnlich<br />

der erwachsenen Schlammfl iegen, wobei der<br />

Innenrand der großen Zähne serrat ist. Der<br />

Brustabschnitt ist schmal und die Beine sind<br />

stark ausgebildet und an den Tarsen (Endglied<br />

der Beine) befi nden sich 2 Klauen. Der<br />

Hinterleib hat 10 Segmente und die ersten<br />

7 da<strong>von</strong> haben noch ungegliederte Tracheenkiemen.<br />

Das letzte Segment ist schmal,<br />

langgestreckt, apikal abgestumpft und mit<br />

einem schmalen dreieckigen Anhang versehen,<br />

an welchem beidseits 2 langen Borsten<br />

sitzen. <strong>Die</strong> Larven sind nachtaktiv, räuberisch<br />

und sehr gute Schwimmer. Sie ernähren<br />

sich vorwiegend <strong>von</strong> Insektenlarven,<br />

Mollusken und Würmern, wobei auch Kannibalismus<br />

beobachtet wurde. <strong>Die</strong> 1,1 bis<br />

1,5 mm großen Erstlarven schlüpfen vorwiegend<br />

nachts. Sie fallen dann ins Wasser<br />

oder versuchen so schnell wie möglich dorthin<br />

zu gelangen. Nach der ersten Häutung<br />

ziehen sich die Larven in tieferes Wasser<br />

zurück, wo sie sich im Schlamm verbergen<br />

und den ersten Winter verbringen. Nach 2<br />

Jahren verpuppen sich die Larven an Land<br />

in der Nähe vom Wasser und verbleiben einige<br />

Tage bis zum Schlüpfen (HÖLZEL et al.<br />

2002).<br />

<strong>Die</strong> Larven der Schlammfl iegen sind nachtaktive Räuber,<br />

die hauptsächlich andere Insektenlarven fressen.<br />

Foto: F. Schöberl.<br />

Rückenschwimmer<br />

<strong>Die</strong> Rückenschwimmer gehören zu den Wasserwanzen.<br />

Es gibt mehrere Arten, die in<br />

stehenden Gewässern gefunden werden. Einerseits<br />

sind sie durch ihre Größe auffällig,<br />

andererseits ist die sonderbare Rückenlage<br />

beim Schwimmer bemerkenswert, nicht zuletzt<br />

hat aber dieser oder jener unliebsame<br />

Bekanntschaft mit ihnen gemacht, weil sie<br />

empfi ndlich stechen können. Im Volksmund<br />

habe sie deshalb den Namen „ Wasserbiene“<br />

bekommen.<br />

Der Rückenschwimmer Notonecta lutea ist eine Wasserwanze,<br />

die den zum Atmen wichtigen Sauerstoff an<br />

der Wasseroberfl äche aufnimmt. Foto: F. Schöberl.<br />

<strong>Die</strong> Bauchseite ist beim Schwimmen stets<br />

nach oben gerichtet. Der Kopf ist breit und<br />

mit auffallend großen Augen versehn. <strong>Die</strong><br />

Fühler liegen rückwärts<br />

gerichtet an der<br />

Unterseite des Kopfes<br />

und ruhen auf einer<br />

Luftblase, die sich in<br />

einer Grube zwischen<br />

Kopf und Vorderbrust<br />

befi ndet. Vor allem das<br />

2. und 3. Segment sind<br />

Besonderheit<br />

<strong>Die</strong> Rückenschwimmerart<br />

Notonecta lutea ist im<br />

Rahmen dieser Untersuchung<br />

das erste Mal im<br />

Bundesland <strong>Salzburg</strong> gefunden<br />

worden.<br />

dicht behaart (JORDAN 1950). Er hält sich<br />

vor allem in stehenden Gewässern auf. Das<br />

Weibchen legt ihre Eier <strong>von</strong> Ende Dezember<br />

bis Januar in die Stängel der Wasserpfl anzen<br />

(ZAHRADNIK 1976). Nach fünf larvalen<br />

Häutungen erscheint meist ab Juni das erwachsene<br />

Tier. <strong>Die</strong> in der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong><br />

gefundene Art Notonecta lutea wurde das<br />

erste Mal im Bundesland <strong>Salzburg</strong> verzeichnet.<br />

11


12<br />

Amphibien<br />

Im Laufe des Bearbeitungszeitraumes im<br />

Frühjahr 2009 wurden weder Kaulquappen<br />

noch lebende erwachsene Amphibien gesichtet.<br />

Einzig eine tote Erdkröte (Bufo bufo)<br />

wurde im Randbereich der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong><br />

gefunden.<br />

Erdkröten haben eine „Laichplatztreue“, das<br />

heißt, sie laichen durch Jahre hindurch immer<br />

am selben Laichplatz, an dem sie auch<br />

geboren wurden. Bei ihren Wanderungen<br />

zum und vom Laichpatz legen sie bis zu einem<br />

Kilometer Entfernung zurück. Außerhalb<br />

der Laichzeit sind sie an relativ trockenen<br />

Standorten zu fi nden, die oft weit vom<br />

Wasser entfernt sind. Tagsüber leben sie<br />

versteckt, in der Nach verlassen sie dann<br />

ihren Unterschlupf (SINSCH 1998).<br />

Zum Ablaichen müssen die Erdkröten ein Gewässer<br />

aufsuchen. Dort legen sie ihre Eier in langen Schnüren<br />

ab. Foto: R.A. Patzner.<br />

Chemisch-physikalische Parameter


Wasserstandsmessungen<br />

<strong>Die</strong> Ufer der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong> sind eher steil<br />

und fallen bald auf 50 bis 55 cm ab. Der<br />

mitteltre Bereich ist gleichmäßig 70 bis 80<br />

cm tief.<br />

Am 9. Mai 2009 war die <strong>Schwarze</strong> <strong>Lacke</strong><br />

noch vereist und mit Schnee bedeckt.<br />

Am 21. Mai war die Schneeschmelze abgeschlossen<br />

<strong>Die</strong> Pegel-Schwankungen Ende Mai und Anfang<br />

Juni sind nicht wetterbedingt erklärbar.<br />

Am 27. Juni sowie am 4. und 11. Juli war<br />

andauernder Regenfall.<br />

Am 18. Juli fi el 455 mm Niederschlag in 24<br />

Stunden.<br />

Am 23. Juli War der heißeste Julitag.<br />

Ab 15. August war eine Schönwetterperiode.<br />

Quelle: Salchegger, persönl. Mitteilungen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Auffallend bei der Untersuchung war einerseits<br />

die geringe Besiedlung durch Makrozoobenthos,<br />

andererseits die äußerst niederen<br />

Werte der Leitfähigkeit des Wassers.<br />

Beide Faktoren sowie der relativ niedrige<br />

pH-Wert sprechen für die typische Ausbildung<br />

eines Hochmoores (SCHMIDT 1996).<br />

<strong>Die</strong>se Moore sind so weit über der Umgebung<br />

aufgewölbt und durch eine Torfschicht<br />

gegen den Mineralboden isoliert, dass die<br />

Wasser- und Nährstoffversorgung nur durch<br />

Niederschlag und Staub erfolgen kann, sie<br />

sind damit an Niederschläge gebunden und<br />

extrem nährstoffarm.<br />

<strong>Die</strong>se Bedingungen bevorzugen vor allem<br />

räuberische Arten, wie die Funde <strong>von</strong> Larven<br />

<strong>von</strong> Libellen und Schlammfl iegen sowie die<br />

Rückenschwimmer bestätigen.<br />

Besonders erwähnenswert ist hier der erste<br />

Nachweis der Rückenschwimmer-Art Notonecta<br />

lutea im Bundesland <strong>Salzburg</strong>.<br />

Unklar ist, warum nur eine tote Erdkröte<br />

und keine Kaulquappen im Gewässer anzutreffen<br />

waren.<br />

Unklar sind auch die geringen Schwankungen<br />

des Wasserpegels. Trotz längerem Regen<br />

und einer Schönwetterperiode gab es<br />

nur wenige Zentimeter Schwankungen.<br />

Ob ein goldener Wagen am Grund der<br />

<strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong> liegt, konnte nicht nachgewiesen<br />

werden. Fest steht jedoch, dass<br />

die maximale Wassertiefe einen Meter nicht<br />

überschreitet. Der „Lindwurm“ könnte ein<br />

Feuersalamander gewesen sein. Wer weiß?<br />

13


Wir möchten uns bei den folgenden Personen<br />

und Ämtern für die Hilfestellung bei dieser<br />

Untersuchung bedanken:<br />

Der Gemeinde <strong>Filzmoos</strong> und Herrn Johann<br />

Wieser für die Erlaubnis dieses Gebiet zu<br />

betreten und zu bearbeiten.<br />

Den Österreichischen Bundesforsten für die<br />

Erlaubnis zur Probenentnahme, Benutzung<br />

des Forstweges und für den Schlüssel zu<br />

den Schranken im Gebiet der <strong>Lacke</strong>.<br />

Frau Dr. Gertrude Friese vom Amt der <strong>Salzburg</strong>er<br />

Landesregierung Bereich Umwelt/<br />

Natur/Wasser für die Bereitstellung grundlegender<br />

Informationen über das Gewässer.<br />

Herrn Alois Salchegger für die Unterstützung<br />

der Arbeit durch die Tabellen <strong>von</strong> Niederschlag<br />

und Temperatur vom Standort<br />

<strong>Filzmoos</strong> (Hydrografi scher <strong>Die</strong>nst <strong>von</strong> Österreich).<br />

Herrn Karl Heinz Mandler für die persönliche<br />

Mitteilung über Fakten bezüglich der<br />

<strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong> in <strong>Filzmoos</strong>.<br />

Herrn Stefan Brameshuber, Franz Schöberl<br />

und Dr. Andreas Maletzky (alle <strong>Universität</strong><br />

<strong>Salzburg</strong>) für Hilfe bei der Bestimmung und<br />

wissenschftlaiche Diskussion.<br />

Der Biologischen Unterwasser-Forschungsgruppe<br />

der Universitat <strong>Salzburg</strong> (BUFUS)<br />

für die Bereitstellung der Gerätschaften.<br />

Ganz besonders danke ich (R. W.) meinem<br />

Großvater Johann Wimmer sen. und meinen<br />

Eltern Johann und Andrea Wimmer sowie<br />

meiner Schwester Jasmin für die Unterstützung<br />

bei der Arbeit und die Hilfe bei den<br />

Probenahmen und Werterhebungen.<br />

14<br />

Danksagung Referenzen<br />

ANZBÖCK T. 1996: Biotopkartierung. In<br />

Auftrag und Herausgegeben vom Amt der<br />

<strong>Salzburg</strong>er Landesregierung.<br />

ENGELHARDT W. 1967: Was lebt in Tümpel,<br />

Bach und Weiher. Kosmos, Franckh´sche<br />

Verlagshandlung, Stuttgart.<br />

HÖLZEL K., W. WEISSMAIR & W. SPEIDEL<br />

2002: Insecta: Megaloptera, Neuroptera,<br />

Lepidoptera. Süßwasserfauna <strong>von</strong> Mitteleuropa.<br />

Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg,<br />

Berlin.<br />

JORDAN K.H.C. 1950: Wasserwanzen. A.<br />

Ziemsen Verlag, Wittenberg/Lutherstadt.<br />

JURZITZA G. 1978: Unsere Libellen. Kosmos,<br />

Franckh`sche Verlangshandlung, Stuttgart<br />

MANDL G.W. 1998: Geologische Karte der<br />

Dachsteinregion, Maßstab 1 : 50.000. Herausgegeben<br />

<strong>von</strong> der Geologischen Bundesanstalt<br />

und vom Umweltbundesamt, Wien.<br />

MANDLER K.H. 2007: Ansuchen auf Erklärung<br />

zum geschützten Landschaftsteil der<br />

„<strong>Schwarze</strong>n <strong>Lacke</strong>“ in <strong>Filzmoos</strong>. Nicht veröffentlicht.<br />

SALCHEGGER A. 1994: <strong>Filzmoos</strong>, Überliefertes<br />

und Erlebtes (1333 - 1993). Verlag<br />

und Vertrieb Gemeinde <strong>Filzmoos</strong>.<br />

SCHMIDT E. 1996: Ökosystem See. Quelle<br />

& Meyer, Wiesbaden.<br />

SINSCH U. 1998: Phänologie und Wanderungen.<br />

In: Amphibien. R. Hofrichhter (Hrsg.),<br />

138-141, Weltbild Verlag, Augsburg.<br />

ZAHRADNIK J. 1976: Der Kosmos–Insektenführer.<br />

Kosmos, Franckh`sche Verlangshandlung,<br />

Stuttgart.

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