Protokoll der Preisgerichtssitzung - Bartenbach & David
Protokoll der Preisgerichtssitzung - Bartenbach & David
Protokoll der Preisgerichtssitzung - Bartenbach & David
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Fernwärmeversorgung Freiham<br />
Konzept HW/HKW/Geothermie<br />
Zum Weststich +<br />
Vom Weststich -<br />
DN 400<br />
Netz<br />
+ - Freiham<br />
Weststich<br />
100<br />
0,0 MW<br />
50 °C<br />
Speicherentladung (Netz < Geoth)<br />
Stadtwerke München GmbH<br />
50 °C<br />
DN 500<br />
Realisierungswettbewerb<br />
Heizkraftwerk Freiham<br />
<strong>Protokoll</strong> <strong>der</strong> <strong>Preisgerichtssitzung</strong><br />
80 - 130 °C DN 500 DN 600 130 °C<br />
max 64 MW<br />
Speicherladung<br />
Netz > Geothermie DN 600<br />
ohne Betrieb KWK o. Kessel<br />
Beimischung<br />
53 °C 85 °C Nachwärmung NT-Netz<br />
53 °C<br />
°C 240 m³/h<br />
60 °C MW 120 m³/h<br />
BZ<br />
37 °C 85 °C 85 °C 53 °C<br />
35 °C DN 300<br />
DN 350<br />
80 - 120 °C<br />
NT-Netz .<br />
85 °C<br />
100 l/s<br />
360 m³/h<br />
DHA<br />
Leistung max 12 MW Leistung max: 25 MW<br />
Geothermie Anteil: 1/2 = Fremdnetz/SWM<br />
BHKW<br />
Speicher<br />
Speicher<br />
Speicher<br />
GT<br />
DHA<br />
DN 350 50 °C<br />
K K K K K<br />
Abs. KM<br />
KW-<br />
Speicher<br />
Kühlturm<br />
KW<br />
Netz
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
1<br />
Herr Schwarz als Vertreter <strong>der</strong> Ausloberin SWM Services GmbH begrüßte die versammelte Jury in<br />
den Räumen <strong>der</strong> Stadtwerkszentrale; nach Feststellung <strong>der</strong> Vollzähligkeit des Preisgerichtes (Anwesenheitsliste<br />
im Anhang) erläuterte Herr Arnold den Tagesablauf und verwies auf die mittlerweile<br />
notwendige neuerliche Wahl zum Vorsitz.<br />
Nachdem Frau Prof. Deubzer, die beim Zwischenkolloquium am 19.September als Vorsitzende<br />
gewählt worden war, den heutigen Termin wegen einer Verpflichtung an <strong>der</strong> TUM nicht wahrnehmen<br />
konnte, musste zunächst ein neuer Vorsitz gewählt werden.<br />
Auf Vorschlag von Herrn Meyer wurde Frau Prof. Lauber einstimmig, mit eigener Enthaltung, zur<br />
Vorsitzenden des Preisgerichtes gewählt; sie nahm die Wahl an.<br />
Frau Prof. Lauber ließ sich von den Anwesenden versichern, dass<br />
- sie außerhalb von Kolloquien keinen Meinungsaustausch mit Wettbewerbsteilnehmern<br />
über die Wettbewerbsaufgabe und <strong>der</strong>en Lösung geführt haben,<br />
- bis zum Preisgericht keine Kenntnis <strong>der</strong> Wettbewerbsarbeiten erhalten haben, sofern sie<br />
nicht an <strong>der</strong> Vorprüfung mitgewirkt haben,<br />
- die vertrauliche Behandlung <strong>der</strong> Beratung gewährleistet ist, dies insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick<br />
auf die aufgehobene Anonymität.<br />
Sie wies auf die persönliche Verpflichtung <strong>der</strong> Preisrichter hin, objektiv und allein an <strong>der</strong> Auslobung<br />
orientiert zu beurteilen.<br />
Anschließend erläuterte die Vorprüfung ihre Prüfkriterien und Vorgehensweisen sowie den Aufbau<br />
des vorliegenden Prüfberichtes.<br />
An <strong>der</strong> Vorprüfung beteiligt waren:<br />
Michael Arnold Stadtwerke München, Projektplanung<br />
Werner Rühle<br />
Dr. Christian Pletl<br />
Theo Kröper<br />
Franz Protschky<br />
Nikolaos Stefanidis<br />
Stadtwerke München,<br />
Konzeption Erzeugungsanlagen<br />
Stadtwerke München,<br />
Projektierung Erzeugungsanlagen<br />
Michael Haal Büro Müller BBM, Emissionsschutz<br />
Matthias Gerwe AEW Plan GmbH, Verfahrenstechnik<br />
Helga <strong>Bartenbach</strong> + Viktoria <strong>David</strong> Vorprüfung allgemein<br />
In einem Informationsrundgang wurden alle Arbeiten durch die Gruppe <strong>der</strong> Vorprüfer hinsichtlich<br />
Konzept / Idee, Bauabschnitte, Bauwerk, Tragwerk, Fassade und Anlagenplanung erläutert.<br />
Zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr stellten alle 12 Büros nochmals kurz ihre Entwürfe vor; jedes<br />
Büro hatte ca. 10 Minuten Zeit, dabei bestand auch die Möglichkeit, fragliche Details zu klären.<br />
Um 12.15 Uhr begann <strong>der</strong> 1. Wertungsrundgang, in dessen Verlauf aufgrund <strong>der</strong> hohen Qualität<br />
und Durcharbeitungstiefe keine <strong>der</strong> Arbeiten ausgeschieden wurde.<br />
Frau Dr. Merk verließ die Sitzung, ihre Vertretung übernahm Herr Meyer.<br />
Von 13.30 bis 14.15 Uhr wurde <strong>der</strong> Rundgang für eine Mittagspause unterbrochen.<br />
Um 15.15 Uhr endete <strong>der</strong> 1. Wertungsrundgang.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
2<br />
Anschließend diskutierte die Jury in einem Resumée das Gesehene und bekräftigte auch im Hinblick<br />
auf die bereits in <strong>der</strong> Auslobung formulierten Bedingungen folgende Kriterien, unter denen die<br />
Entwürfe im Weiteren betrachtet werden sollten:<br />
- Nachdem es nach wie vor nicht sicher ist, ob bzw. wann nach dem 1. Bauabschnitt überhaupt<br />
weitere folgen, muss damit gerechnet werden, dass das Bauwerk evtl. 20 Jahre so bestehen<br />
bleibt, das heißt, die Konzeption für den 1. BA muss, fertig und selbstbewusst, im Stadtraum<br />
stehen.<br />
- Das Bauwerk sollte nicht nur nach Westen und Osten (Stichwort „Stadteingang“) „bella figura“<br />
machen; auch den Blicken von S – Bahn – Fahrern sollte möglichst keine Rückseite präsentiert<br />
werden.<br />
- Eine weitere wichtige Blickrichtung ist die von Norden, von den demnächst dort entstehenden<br />
Wohnquartieren aus: Das Geothermie-Heizwerk steht im Zentrum des neuen Stadtteils und<br />
sollte die neue regenerative Energiegewinnung repräsentieren. Die Funktion bzw. Technik<br />
sollte sichtbar gemacht werden, gleichzeitig sollte es aber nicht wie ein herkömmliches Kraftwerk<br />
aussehen: <strong>der</strong> Blick sollte nach Möglichkeit nicht auf eine Wand von Kaminen und Speichern<br />
fallen, die sich wie ein Riegel vor den Blick nach Süden schiebt.<br />
- Auch <strong>der</strong> Blick aus <strong>der</strong> freien Landschaft, z.B. von <strong>der</strong> Freizeit-Region um Gut Freiham, sollte<br />
bedacht werden.<br />
Um 15.30 Uhr begann <strong>der</strong> 2. Wertungsrundgang, in dem jede Arbeit intensiv diskutiert wurde.<br />
Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wurde auf die positiven und für die Lösung <strong>der</strong> Aufgabe des Geothermie-Heizkraftwerkes<br />
weiterführenden Qualitäten <strong>der</strong> einzelnen Arbeiten gelegt. Diese Arbeiten<br />
wurden für die Engere Wahl ausgewählt.<br />
Folgende Arbeiten wurden im 2. Rundgang ausgeschieden:<br />
Büro Abstimmung<br />
Begründung<br />
Franke Seiffert Architekten 10 : 1 Der Entwurf ist in seiner Form von großer Prägnanz<br />
und Klarheit und wird hinsichtlich <strong>der</strong><br />
modularen Erweiterbarkeit grundsätzlich positiv<br />
bewertet. Aus städtebaulicher Sicht wird jedoch<br />
die Riegelwirkung Richtung Norden im Endausbau<br />
sehr kritisch gesehen. Der 1. BA kann hingegen<br />
nicht überzeugend als eigenes Gebäude<br />
bestehen, es wirkt unfertig.<br />
Die vorgeschlagene Lochblechfassade wird<br />
als nicht passend beurteilt.<br />
MGF Architekten 11 : 0 Der Entwurf versucht in seiner baulichen Formulierung<br />
zwischen den umgebenden Strukturen<br />
zu vermitteln.<br />
Konzeptionell ist das Gebäude aus <strong>der</strong> Technik<br />
entwickelt, wobei gestalterisch die gewünschte<br />
Konsequenz vermisst wird. Durch die Glie<strong>der</strong>ung<br />
des Baukörpers verliert <strong>der</strong> Entwurf an<br />
Kraft, ein Eindruck, <strong>der</strong> durch die heterogene<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Fassaden verstärkt wird.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
3<br />
straub tacke architekten, München 11 : 0 Die Baukörper betonen sehr stark den Straßenverlauf<br />
<strong>der</strong> Hans-Steinkohl-Straße und verstärken<br />
dadurch die zwar verkehrlich stärker belastete<br />
Straße, lenken damit aber von <strong>der</strong> gewünschten<br />
Funktion <strong>der</strong> Stadteinfahrt wie<strong>der</strong> ab.<br />
Der modulare Aufbau bietet zwar architektonische<br />
Flexibilität, allerdings erzeugt die Bauform<br />
funktionale Zwänge, die insgesamt die Erweiterbarkeit<br />
beeinträchtigen.<br />
Fragwürdig und funktional aufwändig erscheint<br />
die Positionierung <strong>der</strong> Speichertürme an <strong>der</strong><br />
westlichen Grundstücksgrenze.<br />
Schmidt-Schicketanz u. Partner,<br />
München<br />
Architekten Beck-Enz-Rothgang,<br />
München<br />
7 : 4 Die Arbeit beginnt mit dem klaren Konzept eines<br />
aus <strong>der</strong> Erde aufsteigenden Bauwerks, das alle<br />
Funktionsbereiche verbindet. In <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />
verliert sich dieses Konzept aber in den<br />
Einzelteilen und wirkt unentschieden.<br />
Die stärkste Wirkung erzielt <strong>der</strong> Entwurf in <strong>der</strong><br />
Endausbaustufe, während <strong>der</strong> voraussichtlich<br />
über lange Zeit alleine bestehende 1.BA die<br />
Gesamtidee nicht zu transportieren vermag.<br />
10 : 1 Die <strong>der</strong> Straßenführung folgende Wand bietet<br />
Flexibilität, da sie ein Rückgrat für die unterschiedlichen<br />
Nutzungen und Baustufen bildet.<br />
Die Ausformung dieser Wand, die in ihrer vollen<br />
Länge bereits für den 1. BA errichtet werden<br />
soll/muss, wird als problematisch erachtet.<br />
Der Entwurf erfüllt einen Großteil <strong>der</strong> städtebaulichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, jedoch führt die Vielzahl<br />
an Gestaltungselementen nicht zu einer architektonischen<br />
Einheit. Die Ansicht von Süden<br />
wird als nachteilig für die Gesamterscheinung<br />
empfunden.<br />
Für die Annäherung zur Stadt hin sind dagegen<br />
mit dem schlanken Turm und <strong>der</strong> wegbegleitenden,<br />
"energiegeladenen" Fassade<br />
signifikante und markante Elemente gewählt.
fcg-architekten,<br />
Feuser Clément Glatzel<br />
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
4<br />
10 : 1 Die Gebäudekubatur des ersten Bauabschnitts,<br />
im aufgehenden Baukörper zeichenhaft, wohlproportioniert<br />
und markant, wird im zweiten<br />
Bauabschnitt sehr massiv und zu breit.<br />
Positiv gewürdigt wird die Transparenz <strong>der</strong> Fassade<br />
und des Lichtsockels, die dem Gebäude<br />
Leichtigkeit geben.<br />
Die Erweiterung des Gebäudes scheint jedoch<br />
schwierig und ist nicht modular möglich.<br />
Die Konzentration des Beitrages auf ein knappes<br />
Baufeld wird anerkannt.<br />
Ackermann und Partner 8 : 3 Die zentral freigestellten, technischen Elemente<br />
wie Speicher und Schornsteine stellen den<br />
Kraftwerkscharakter bewusst stark in den Vor<strong>der</strong>grund;<br />
sie vermitteln damit allerdings einen<br />
Eindruck, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lage am Stadteingang und –<br />
ausgang und <strong>der</strong> Einbettung in die künftige nördlich<br />
angrenzende Wohnbebauung wenig angemessen<br />
scheint. Die klar strukturierte Form kann<br />
eher funktional denn städtebaulich überzeugen.<br />
Der Durcharbeitungsgrad und die baukonstruktive<br />
Flexibilität <strong>der</strong> Arbeit werden vom Preisgericht<br />
gewürdigt. Begrüsst wird auch die erdgeschossige<br />
Öffnung des Baukörpers und die<br />
damit verbundene Darstellung <strong>der</strong> Technik zur<br />
PAI<br />
Petersen Architekten-Ingenieure<br />
Öffentlichkeit hin.<br />
11 : 0 Die funktional übersichtliche und modular<br />
erweiterbare Gebäudegruppe entspricht allen<br />
technischen Anfor<strong>der</strong>ungen, erfüllt aber<br />
kaum die Erwartungen, die für ein Bauwerk<br />
an diesem Standort formuliert wurden.<br />
Die dominante Farbgestaltung erscheint für<br />
diesen Standort weit überzogen.<br />
Um 16.30 Uhr war <strong>der</strong> 2. Wertungsrundgang beendet; in <strong>der</strong> Engeren Wahl verblieben<br />
die 4 Entwürfe von:<br />
Bohn Architekten, Brune Architekten, h4a Gessert + Randecker und yes architecture.<br />
Für die Erarbeitung <strong>der</strong> Beurteilungstexte wurden 4 Arbeitsgruppen gebildet, die sich jeweils<br />
aus Fach- und Sachpreisrichtern zusammensetzten; Fachberater für die Aspekte von SWM,<br />
Schallschutz, Anlagenplanung und Grünplanung gaben zu je<strong>der</strong> Arbeit ihre Beurteilung ab.<br />
Um 17.30 Uhr wurden die in den Arbeitsgruppen formulierten Texte vor den Arbeiten verlesen,<br />
diskutiert, überarbeitet und wie folgt verabschiedet:
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
5<br />
Bohn Architekten München<br />
Das städtebauliche Konzept sieht unter dem Leitbild „Grüne Energie“ eine bewegt gestaltete<br />
Landschaft mit einem strahlenden Energieturm als markantem Mittelpunkt vor. Diese gestaltete<br />
Landschaft bildet als Aufschüttung einen Ring, <strong>der</strong> maßgebliche Teile <strong>der</strong> Werksfunktionen beinhaltet.<br />
Die Konzeption des solitären Turms wird betont durch eine eigenständige Stellung zwischen<br />
den beiden Straßenachsen. Die innere Erschließung konzentriert sich auf den nördlichen<br />
Bereich und ermöglicht so eine begrünte Einsicht von <strong>der</strong> S-Bahn aus.<br />
Tragende Idee ist die Bündelung <strong>der</strong> Kamine und Speicher im Kernbereich <strong>der</strong> Anlage. Dieser<br />
Energieturm als transparente Stahlkonstruktion mit einer durchlässigen Stahlgewebeverkleidung<br />
formt die Kubatur und lässt die darin liegenden Komponenten aus <strong>der</strong> Ferne betrachtet<br />
verschwimmen. Die Gesamtanlage entwickelt eine Symbolkraft, die in selbstverständlicher<br />
Weise die innovative Energieerzeugung vermitteln kann.<br />
Die Idee, die Freiflächen nach „Außen“ als dreidimensionale Wiesenböschungen auszubilden,<br />
bildet für das Gebäude eine ganz eigene, sehr expressive Umgebung, die auf sehr eindrucksvolle<br />
Weise <strong>der</strong> nachhaltigen Energiegewinnung Ausdruck verleiht. Die Böschungen erfor<strong>der</strong>n<br />
allerdings sehr präzise Techniken <strong>der</strong> Begrünung, um diese beson<strong>der</strong>e Wirkung entfalten zu<br />
können. Im Hinblick auf die im Süden zur Bahn hin liegenden notwendigen Biotopvernetzungen<br />
sollten die südlichen Böschungen mager ausgeformt werden.<br />
Die Ausbildung <strong>der</strong> Kaminmündungen und <strong>der</strong> Verkleidung im oberen Bereich des Energieturms<br />
ist im Hinblick auf die freie Abströmung <strong>der</strong> Abgase noch nicht voll überzeugend und erfor<strong>der</strong>t<br />
eine Überarbeitung.<br />
Die flexible modulare Erweiterbarkeit entsprechend dem Ausbau <strong>der</strong> Anlagentechnik ist für<br />
Teilaspekte gut gelöst und erfüllt insgesamt - trotz <strong>der</strong> vollständigen Errichtung des Energieturms<br />
und des nördlichen Ringwalls im 1.Bauabschnitt - die Anfor<strong>der</strong>ungen befriedigend. Die<br />
vorgeschlagene Zuordnung <strong>der</strong> einzelnen Räume bzw. Gebäude und ihrer Funktionen bedarf<br />
noch <strong>der</strong> Optimierung, wofür das schlüssige Gesamtkonzept jedoch gute Voraussetzungen<br />
bietet.<br />
Insgesamt besticht das Konzept mit seiner klaren und einprägsamen Sprache, seiner Symbolkraft<br />
und damit <strong>der</strong> Chance, für diese außergewöhnliche Bauaufgabe auch einen neuen und<br />
innovativen architektonischen Ausdruck zu finden.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
6<br />
Brune Architekten München<br />
Zwei diagonal versetzte Hochpunkte in unterschiedlicher Höhe und Länge lassen von allen<br />
Seiten eine dynamische Silhouette entstehen. Die Architekten haben nach einer genauen Analyse<br />
<strong>der</strong> Blick- und Bewegungsrichtungen im Umfeld eine Gebäudeskulptur entwickelt, die mit<br />
knappem Volumen schon im 1. BA eine ausdrucksstarke Markierung für den Stadteingang darstellt.<br />
Hervorzuheben ist auch, dass für die neue, allein verkehrstechnisch motivierte Straßeneinmündung<br />
an <strong>der</strong> Bodenseestraße ein Blickpunkt geschaffen wird.<br />
Der orthogonale, rational und exakt gesetzte Baukörper versucht nicht, die Nutzung als Kraftwerks-<br />
und Wärmeerzeugungsanlage zu überspielen und stellt trotzdem die technischen Elemente<br />
nur am oberen Rand durch die Streckmetallfassade gefiltert zur Schau. Die spannungsvolle<br />
Glie<strong>der</strong>ung aus vertikalen und horizontalen Teilen kippt jedoch um, sobald <strong>der</strong> 2. BA aus<br />
dem Turm eine überlange Wandscheibe macht, die man sich als Gegenüber des neuen Wohngebietes<br />
kaum vorstellen kann.<br />
Im Freibereich werden vielfältige, standortangepasste Vegetationsformen entwickelt, die etwas<br />
zufällig auf <strong>der</strong> Fläche verteilt sind und nicht unbedingt mit den Erschließungsfunktionen übereinstimmen.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> modularen Erweiterbarkeit ist für die KWK-Module nicht ganz befriedigend<br />
erfüllt, für die an<strong>der</strong>en Teilanlagen aber gut gelöst. Dagegen besteht bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />
Kaminmündungen und Lüftungsöffnungen bzw. <strong>der</strong> Streckmetallfassade in den entsprechenden<br />
Bereichen noch Optimierungsbedarf, um die freie Abströmung <strong>der</strong> Abgase und eine geräuscharme<br />
Zu- und Abluftführung sicherzustellen.<br />
Die Arbeit kann mit dem prägnanten Baukörper des 1. Bauabschnittes sehr wohl überzeugen;<br />
die Weiterentwicklung jedoch ist im Vergleich hierzu zu dominant und kaum stadtbildverträglich.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
7<br />
h4a Gessert + Randecker Architekten Stuttgart<br />
Die bauliche Konzeption des Entwurfs basiert auf einer expressiven architektonischen Ausprägung<br />
des HKW und setzt ein markantes Zeichen im Westen von Freiham. Die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Bauabschnitte werden in zwei grundsätzlich unterschiedlichen Baukörpern angeordnet. Der 1.<br />
BA wird in Gestalt einer skulpturalen Großform in paralleler Position zur Bodenseestraße gesetzt.<br />
In Verbindung mit <strong>der</strong> Situierung des 2. BA entsteht ein sinnvolles räumliches Gefüge<br />
zwischen S–Bahn–Trasse und Bodenseestraße. Die erfor<strong>der</strong>lichen Kamine und Speicher werden<br />
in die nach Westen hin aufragende Gesamtform integriert, die sich dennoch mit einer angemessenen<br />
Höhenentwicklung im Stadtbild präsentiert.<br />
Die klare Zweiteilung des 1. + 2. BA bzw. Endausbau wird durch kontrastierende Materialien<br />
<strong>der</strong> Gebäudeoberflächen für beide Ausbaustufen verdeutlicht. Dabei bleiben vor allem hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Verwendung von perforiertem Cortenstahl und ihrer Ausführung im Bereich <strong>der</strong> Zu- und<br />
Abluftöffnungen zu viele Fragen ungeklärt. Aufgrund <strong>der</strong> anlagentechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen ist<br />
die vorgeschlagene Ausbildung als alles überspannende Aussenhülle nicht so konsequent realisierbar,<br />
wie im Entwurf vorausgesetzt. Die Hinterleuchtung <strong>der</strong> Fassade wird als konstruktiver<br />
Beitrag zur Visualisierung des Themas „Geothermie“ anerkannt.<br />
In Bezug auf die dargestellten Baumassen hat vor allem <strong>der</strong> 1. BA ein deutlich zu großes Volumen,<br />
das ursächlich aus seiner formalen Ausprägung abgeleitet ist. Die Angaben zur baulichen<br />
Konstruktion <strong>der</strong> Gebäudehülle sind unzureichend.<br />
Der Freiraum ist präzise zur Architekturskulptur als schwarze Asphaltfläche herausgearbeitet<br />
und vervollständigt die Grundidee in <strong>der</strong> Assoziation von Lava bis zu erstarrtem Gestein sehr<br />
eindrucksvoll. Mit passen<strong>der</strong> Vegetation wird dieser artifizielle Ausdruck unterstützt.<br />
Die erreichte modulare Erweiterbarkeit und die Anordnung <strong>der</strong> KWK-Module erfüllen -trotz <strong>der</strong><br />
insgesamt guten Ausnutzung <strong>der</strong> verfügbaren Grundfläche- die Anfor<strong>der</strong>ungen nur teilweise.<br />
Die Ausbildung <strong>der</strong> Kaminmündungen bedarf zur Sicherstellung <strong>der</strong> freien Abströmung <strong>der</strong> Abgase<br />
noch <strong>der</strong> Optimierung.<br />
Die formale Geste und die Zeichenhaftigkeit des Gebäudes formulieren einen neuen und prägnanten<br />
Ausdruck für die gestellte Aufgabe; sie wirken jedoch in <strong>der</strong> dargestellten Ausprägung<br />
etwas überzogen und verweisen eher auf einen an<strong>der</strong>en funktionalen Inhalt.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
8<br />
yes architecture München<br />
Das Konzept bietet eine bewußt sehr zurückhaltend geglie<strong>der</strong>te Baumasse, die die Funktion als<br />
Kraftwerk nicht verdeckt. Blickbeziehungen aus dem neuen Stadtteil zum Gut Freiham und umgekehrt<br />
aus <strong>der</strong> offenen Landschaft werden - insbeson<strong>der</strong>e im 1.BA - kaum beeinträchtigt. Hieraus<br />
ergibt sich aber auch, dass im 1. BA nur eine geringe Wirkung als Stadteingang bzw. Landmark<br />
entstehen kann, die bauliche Skulptur im 2. BA allerdings sehr dominant wird.<br />
Die starke konstruktive Trennung <strong>der</strong> Bauabschnitte erschwert die Entstehung eines Gesamteindruckes,<br />
was auch durch die „überlappende“ Fassade nicht korrigiert werden kann. Die insgesamt<br />
zu unpräzise architektonische Ausformulierung und die weiße, beinahe modische Fassade werden<br />
<strong>der</strong> Aufgabe und Lage kaum gerecht und lassen die Realisierung <strong>der</strong> weiteren Bauabschnitte unter<br />
städtebaulichen Gesichtspunkten sehr problematisch erscheinen. Dagegen wird die Anfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> flexiblen modularen Erweiterbarkeit insgesamt befriedigend erfüllt.<br />
Das Landschaftskonzept orientiert sich an den örtlichen Gegebenheiten, es bildet eine großzügige<br />
homogene Fläche als Schotterrasen aus, auf <strong>der</strong> die notwendige Erschließung erfolgt. Säulenpappeln<br />
als typischer Münchner Straßenbaum in lockerer Stellung vermitteln ein eigenständiges, charaktervolles<br />
Bild. Die Pflanzstruktur ist flexibel und wird im Kontext zu den Speichertürmen und<br />
Kaminen als sehr stimmig empfunden. Die vorgeschlagenen Bäume im Bereich <strong>der</strong> Montageflächen<br />
drohen jedoch <strong>der</strong>en Funktion unzulässig einzuschränken.<br />
Insgesamt stellt die Arbeit einen prägnanten und diskussionswürdigen Beitrag dar, <strong>der</strong> allerdings in<br />
seiner ersten Stufe eher als Torso empfunden wird.
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
<strong>Protokoll</strong> Preisgericht<br />
Um 18.00 Uhr trat die Jury in die abschließende Entscheidungsrunde ein. Nach Beiträgen <strong>der</strong><br />
verschiedenen Vertreter von Stadtwerken, Stadt, Stadtverordneten und <strong>der</strong> Fachpreisrichter wird<br />
die Rangfolge diskutiert:<br />
Antrag Abstimmung<br />
Die Arbeit von Büro yes architecture soll in <strong>der</strong> Engeren Wahl verbleiben einstimmig<br />
Die Arbeiten von h4a Gessert + Randecker und Brune Architekten<br />
sollen beide jeweils auf den 3. Rang gesetzt werden<br />
einstimmig<br />
Der Entwurf von Bohn Architekten soll auf den 1. Rang gesetzt werden einstimmig<br />
Die Rang-Ordnung entspricht den Preisen einstimmig<br />
Die Preissumme von 2. + 3. Preis soll zusammengelegt und hälftig auf die<br />
beiden Büros verteilt werden, das heißt: 2 x 9.500,- €<br />
einstimmig<br />
Das Preisgericht empfiehlt <strong>der</strong> Ausloberin, die mit dem 1. Preis ausge-<br />
10 ja,<br />
zeichnete Arbeit <strong>der</strong> weiteren Planung zugrunde zu legen.<br />
1 Enthaltung<br />
Die Jury formulierte für die weitere Bearbeitung folgende Empfehlungen:<br />
9<br />
1. Die Arbeit von Bohn Architekten soll <strong>der</strong> weiteren Planung zugrunde gelegt werden. Hierbei<br />
sind die Anmerkungen <strong>der</strong> schriftlichen Beurteilung zu berücksichtigen.<br />
2. Die gegenseitige Zuordnung <strong>der</strong> Betriebsräume sollte unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
des 2. BA überarbeitet werden, um eine optimal auf die Funktionen abgestimmte Anordnung<br />
zu gewährleisten.<br />
3. Die grün gestaltete Dachlandschaft ist bezüglich ihrer Detailausformung, <strong>der</strong> Betriebstauglichkeit<br />
und <strong>der</strong> langfristigen Landschaftspflege zu präzisieren und den Anfor<strong>der</strong>ungen des 1. BA<br />
anzupassen. Es ist zu untersuchen, ob die Dachbegrünung des Mittelbaus aufgrund <strong>der</strong> technischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen überhaupt möglich ist.<br />
4. Angesichts <strong>der</strong> langen Zeiträume bis zur Realisierung des 2. BA ist zu prüfen, ob die Geschlossenheit<br />
des grünen Walls (insbeson<strong>der</strong>e im Süden) mit annehmbaren Aufwand früher<br />
hergestellt werden kann.<br />
Frau Prof. Lauber bedankte sich bei <strong>der</strong> Vorprüfung für die sehr gute Vorbereitung und Durchführung<br />
des Verfahrens; die Vorprüfung wurde entlastet. Sie dankte abschließend <strong>der</strong> Ausloberin für<br />
den Mut, die Lösung für eine solche Aufgabe über einen Wettbewerb zu suchen, beglückwünschte<br />
sie zu den sehr guten Ausschreibungsunterlagen und Grundlagenermittlungen, die solch ein Ergebnis<br />
erst möglich gemacht haben, und dem eindeutigen Ergebnis und wünschte dem Projekt<br />
eine gute Umsetzung – mit <strong>der</strong> Hoffnung, bald zur Eröffnung auf den Turm geladen zu werden. Sie<br />
gab den Vorsitz an die Ausloberin zurück.<br />
Herr Schwarz dankte allen an diesem Verfahren Beteiligten sowie beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Vorsitzenden<br />
und bekräftigte seine Überzeugung, dass gerade durch die Zusammenarbeit von Architekten und<br />
Ingenieuren hier etwas Gutes und Außergewöhnliches entstehen werde.<br />
Die Sitzung endete gegen 19.00 Uhr.<br />
Anhänge:<br />
- Unterschriften <strong>der</strong> Preisrichter<br />
- Anwesenheitsliste<br />
- Liste <strong>der</strong> beteiligten Planer
Realisierungswettbewerb „Heizkraftwerk Freiham“<br />
Architekturbüro Fachplaner<br />
Ackermann und Partner<br />
Architekten BDA<br />
München<br />
Verfasser: Peter Ackermann<br />
Mitarbeiter: Andreas Krämer<br />
Horst Raab<br />
Architekten<br />
Beck-Enz-Rothgang,<br />
München<br />
Verfasser: Eberhard Beck<br />
Rüdiger Enz<br />
Doris Rothgang<br />
Bohn Architekten, München<br />
Verfasserin: Julia Mang-Bohn<br />
Mitarbeiter:<br />
Ina Kapelle<br />
Sabine Haggenmiller<br />
Florian Nikol<br />
Christian Heiny<br />
Brune Architekten BDA<br />
München<br />
Verfasser: Wolfgang Brune<br />
fcg-architekten,<br />
Feuser Clément Glatzel,<br />
München<br />
Verfasser: Thomas Glatzel<br />
Franke Seiffert Architekten<br />
Stuttgart<br />
Verfasser: Michael Franke<br />
Liste <strong>der</strong> beteiligten Planer:<br />
Landschaftsarchitektur: Mahl Gebhard<br />
Landschaftsarchitekten, München<br />
Kathrin Reuther<br />
Landschaftsarchitektur: Landschaftsarchitekt Rolf Lynen,<br />
Freising<br />
Anlagenplanung: IB M. Többen, München<br />
Tragwerk und IB J. Grad, Ingolstadt<br />
Schallschutz:<br />
BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />
Verkehrsplanung: Dr. Uwe Neumann<br />
Tragwerksplanung: Stefan Pangerl<br />
Landschaftsarchitektur: Anna Zeitz Landschaftsarchitektin,<br />
München<br />
Anlage und Energie: IB Energiebüro<br />
Alois Schärfel<br />
Tragwerksplanung: IB Beckh<br />
Matthias Beckh<br />
Landschaftsarchitektur: LUZ Landschaftsarchitekten,<br />
München;<br />
Heiner Luz<br />
Landschaftsarchitektur: biegert landschaftsarchitektur<br />
Bad Friedrichshall, Cornelia Biegert<br />
Energie-/Umwelttechnik IGEU mbH, Neuried, Jens Koetting<br />
Katja Seiffert Tragwerksplanung khing gmbh, Stuttgart,<br />
Jochen Rie<strong>der</strong>er, Boris Peter
Architekturbüro Fachplaner<br />
h4a Gessert + Randecker<br />
Architekten, Stuttgart<br />
Verfasser: Albrecht Randecker<br />
Mitarbeiter: Karin Horn<br />
Matthias Hänsch<br />
Christoph Mettler<br />
Dimitri Boikov<br />
MGF Architekten GmbH<br />
Stuttgart<br />
Verfasser: Prof. Armin Günster, Jan Kliebe, Josef Hämmerl<br />
Mitarbeiter: Max Haug<br />
PAI - Petersen Architekten-Ingenieure, Braunschweig<br />
Landschaftsarchitektur: Glück Landschaftsarchitektur<br />
Anlagentechnik: PUT Planungsgesellschaft<br />
für Umwelttechnik<br />
Conplaning GmbH, Ulm<br />
Ingenieurbüro für Gebäudetechnik<br />
Herr Valencic<br />
Schallschutz: IB Horstmann + Berger<br />
Verfasser: Hauke Petersen<br />
Mitarbeiter: Hans-Thomas Petersen, Mark Kelting, Tobias Plinke<br />
Schmidt-Schicketanz Landschaftsarchitektur: Rita Lex-Kerfers,<br />
und Partner, München<br />
Landschaftsarchitektin, Bockhorn<br />
Verfasser: H.J. Schmidt-<br />
Schicketanz<br />
Mitarbeiter: Achim Grünig<br />
Alexandra Frank<br />
straub tacke architekten,<br />
München<br />
Verfasser: Thomas Straub<br />
Brigitte Tacke<br />
Mitarbeiter: Florian Flocken<br />
yes architecture, München<br />
Verfasserin: Prof. Ruth<br />
Berktold<br />
Mitarbeiter:<br />
Alix Pacher<br />
Axel Körner<br />
Benjamin Schellmann<br />
Markus Hornisch<br />
Franco Bastian<br />
Eva Schuh<br />
Landschaftsarchitektur: ver.de landschaftsarchitektur,<br />
Freising<br />
Jochen Rümpelein<br />
Landschaftsarchitektur: realgrün landschaftsarchitekten,<br />
München<br />
Energiekonzept, TGA: IB Hausladen, München<br />
Schallschutz: Ingenieure Süd GmbH, München<br />
Dr. Stetter<br />
Anlagentechnik: PUT Planungsgesellschaft<br />
für Umwelttechnik<br />
Schallschutz: IB Horstmann + Berger