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Szenario<br />
Bernard<br />
SWYSEN<br />
Gestaltung<br />
bruno<br />
bazile<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Leben</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Film</strong><br />
1
East Street im Walworth-Viertel, im Sü<strong>den</strong> von London …<br />
Am 16. April 1889<br />
gebar die Ehefrau<br />
von Mister Charles <strong>Chaplin</strong><br />
einen wunderschönen<br />
Jungen!<br />
Genau!<br />
Charles <strong>Chaplin</strong>,<br />
ist das nicht der Typ,<br />
der Oui, Tray Bong<br />
singt?<br />
Ich liebe<br />
dieses Lied!<br />
Wir nennen dich Charles,<br />
nach deinem Vater.<br />
seinem Vater?<br />
Bist du dir da<br />
sicher?!<br />
Wie kannst du so was sagen?<br />
Natürlich ist er von dir!<br />
Wie Sydney?<br />
Das ist etwas anderes! Sydney war<br />
schon geboren, bevor wir eine<br />
Familie wur<strong>den</strong>!<br />
Genau! … Ich muss<br />
los, zum Varieté! Ich muss<br />
schliesslich Geld verdienen,<br />
um alle hier satt zu<br />
bekommen!<br />
...<br />
Und um dich zu betrinken, wie immer!<br />
Hannah, du<br />
weisst genau, dass wir<br />
nach jeder Vorführung<br />
trinken müssen, um die<br />
Kun<strong>den</strong> zum Konsumieren<br />
zu animieren!<br />
Die Monate vergehen. Nachdem sich Hannah von der Geburt erholt hat, arbeitet<br />
sie wieder auf der Bühne unter ihrem Künstlernamen Lily Harley.<br />
Ich habe<br />
eine berufliche<br />
Verpflichtung!<br />
9
… und nach der Vorführung<br />
geht die Party weiter …<br />
… und was Charles angeht …<br />
… es geschah, was geschehen musste …<br />
Trunkenbold!<br />
Hure!<br />
Da bin ich nun, ganz auf<br />
mich allein gestellt, mit<br />
einem Fünf- und einem<br />
<strong>Ein</strong>jährigen …<br />
Aber<br />
ich verdiene<br />
mein Geld selber!<br />
Ich brauche diesen<br />
gewalttätigen<br />
Säufer nicht!<br />
Zwei Jahre später …<br />
Hier am West Square<br />
geht es uns viel besser … Da,<br />
wo uns mein schöner Leo Dy<strong>den</strong><br />
untergebracht hat, oder?<br />
Und wie,<br />
Sydney!<br />
Die Lieder,<br />
die er <strong>für</strong>s Varieté<br />
schreibt, feiern<br />
riesige Erfolge!<br />
Stimmt es,<br />
dass er berühmt<br />
ist?<br />
?<br />
Ich werde auch mal ein<br />
berühmter Künstler ... Schau,<br />
<strong>Charlie</strong>, siehst du diesen<br />
Penny? …<br />
Ich<br />
schlucke ihn<br />
runter!<br />
?<br />
Und hopp!<br />
Da ist er wieder …<br />
hinter meinem<br />
Ohr!<br />
Er<br />
wäre fast<br />
erstickt!<br />
Danke, Doktor!<br />
Ich würde gerne wissen,<br />
wer ihn auf diese dumme<br />
Idee gebracht hat, eine<br />
Münze zu verschlucken!<br />
So viel, wie<br />
das Geld gerade<br />
wert ist!<br />
10
Gehen<br />
wir trotzdem<br />
spazieren,<br />
Mama?<br />
Natürlich,<br />
mein Schatz! Auf<br />
der Kensington Road,<br />
wie je<strong>den</strong> Sonntag.<br />
Und du ziehst deinen<br />
schönen blauen<br />
SamtAnzug an, mit<br />
<strong>den</strong> dazu passen<strong>den</strong><br />
Handschuhen!<br />
Oh!<br />
Und wir<br />
bekommen<br />
Zuckerstangen!<br />
Natürlich,<br />
aber ihr dürft Mama<br />
nicht so anstrengen!<br />
Sie hat ein schönes<br />
Baby im Bauch!<br />
Und<br />
dann gehen<br />
wir ins<br />
königliche<br />
Aquarium, um uns<br />
die Attraktionen<br />
anzuschauen …<br />
Wir nehmen<br />
<strong>den</strong> Bus. Aber<br />
bitte: fass<br />
die Lilien nicht<br />
immer an!<br />
Aber … ich mag Blumen<br />
doch so gerne!<br />
Ende August 1892 kommt das schöne Baby<br />
auf die Welt.<br />
Sagt<br />
hallo zu<br />
Wheeler!<br />
Hmm …<br />
Aber einige Monate später …<br />
Leo ist fort und hat<br />
unseren Sohn mitgenommen …<br />
dieser elende Schuft sagt,<br />
ich sei eine schlechte<br />
Mutter!<br />
Und da stehe<br />
ich wieder:<br />
alleine mit zwei<br />
Kindern.<br />
Zwei Jahre später …<br />
Warum haben<br />
wir jedes Mal,<br />
wenn wir umziehen,<br />
ein Zimmer<br />
weniger?<br />
Ich tue, was ich<br />
kann, Sydney … Macht<br />
euch fertig, Mama<br />
geht arbeiten …<br />
Meine<br />
Stimme!<br />
Meine<br />
Stimme!<br />
?<br />
!<br />
?<br />
11
Los, Junge! Ich habe<br />
dich schon singen gehört:<br />
auf die Bühne!<br />
Aber …<br />
?!<br />
Geld<br />
zurück !<br />
Äh …<br />
Ich … äh …<br />
ich sammle das<br />
Geld lieber auf …<br />
ich mache danach<br />
weiter …<br />
Das war<br />
lustig, Charles,<br />
wie du Mama<br />
nachgeahmt hast,<br />
als sie nicht<br />
mehr singen<br />
konnte!<br />
Noch ein<br />
paar Kleider<br />
zum Ausbessern,<br />
Mrs. <strong>Chaplin</strong>.<br />
Oh, danke.<br />
Legen Sie sie<br />
da hin!<br />
Und<br />
wir haben<br />
ganz viele<br />
Schillinge<br />
verdient!<br />
Was soll ich<br />
nur machen, wenn<br />
ich meine Stimme<br />
verliere? Von was<br />
wer<strong>den</strong> wir dann<br />
leben?<br />
Jetzt sind wir<br />
zu dritt in einem<br />
Zimmer. Ich habe nur<br />
noch diese Truhe<br />
mit Kostümen.<br />
12
Mama,<br />
dürfen wir uns<br />
verklei<strong>den</strong>?<br />
”<br />
Ich bin eine Richterin … die beste Richterin, die es gibt!”<br />
<strong>Ein</strong>e aussergewöhnliche<br />
Nummer! Die charmante<br />
und talentierte<br />
Lily Harley,<br />
Schauspielerin,<br />
Pantomimin und<br />
Tänzerin!<br />
… mit<br />
ihrer dünnen<br />
Stimme!<br />
”<br />
Sir, lassen Sie mich<br />
das Buch <strong>für</strong> Sie holen, ich bin<br />
grösser als Sie!”<br />
” Sie<br />
meinen<br />
sicher<br />
länger!”<br />
Hahaha!<br />
Los,<br />
mach noch<br />
mehr <strong>für</strong><br />
uns nach!<br />
Spiel<br />
uns noch mal<br />
Napoleon<br />
vor, Mama!<br />
Oh, mein Kopf!<br />
Schon wieder diese<br />
verdammte Migräne,<br />
die mich überkommt.<br />
…<br />
Geht’s ...<br />
geht’s<br />
dir gut,<br />
Mama?!?<br />
Das passiert ihr immer<br />
öfter!<br />
Können<br />
wir wirklich kein<br />
Licht anmachen?<br />
Es ist hier so<br />
dunkel.<br />
Wo<br />
gehst du hin,<br />
Sydney?<br />
Zeitungen<br />
verkaufen. Das<br />
bringt etwas<br />
Geld!<br />
Das macht<br />
so aber<br />
gar keinen<br />
Spass ...<br />
Zumindest<br />
ein klein<br />
wenig!<br />
13
Schaut!<br />
Ich habe<br />
diese Geldbörse<br />
gefun<strong>den</strong> …<br />
… im<br />
Bus!!<br />
Goldstücke!!<br />
Was machen wir<br />
mit dem ganzen<br />
Geld?!<br />
Das ist<br />
Gold!<br />
Kein<br />
Geld!<br />
Southend-on-Sea …<br />
Das Meer<br />
ist so schön,<br />
Mama!<br />
Aber<br />
der<br />
unerwartete<br />
Geldsegen<br />
ist<br />
schnell<br />
ausgegeben.<br />
Mrs. <strong>Chaplin</strong>, Sie haben die Raten <strong>für</strong><br />
Ihre Nähmaschine nicht bezahlt!<br />
Wir sind hier, um sie<br />
abzuholen!<br />
Nein!<br />
Ich<br />
bitte<br />
Sie!<br />
Was soll nur<br />
aus uns wer<strong>den</strong>?<br />
Wie kann ich mich<br />
noch um euch kümmern,<br />
wenn man mir<br />
meinen einzigen<br />
<strong>Leben</strong>sunterhalt<br />
wegnimmt?<br />
Zurück<br />
in London<br />
im traurigen<br />
Frühling<br />
1896 …<br />
14
Kinder, ich<br />
sehe nur noch eine<br />
Möglichkeit …<br />
… wir müssen<br />
ins Armenhaus von<br />
Lambeth gehen.<br />
Warum haben<br />
sie uns getrennt,<br />
Mama?<br />
Ins Armenhaus?!!?<br />
Die Frauen<br />
ins Frauenhaus und die<br />
Kinder ins Kinderhaus,<br />
so ist das nun mal!<br />
Wir können<br />
uns ja auch hier im<br />
Gemeinschaftsraum<br />
sehen.<br />
Hier, mit dem Geld, das ich mit<br />
dem Häkeln von Spitzenstulpen verdient<br />
habe, konnte ich euch ein paar<br />
Süssigkeiten kaufen.<br />
Warum hilft<br />
uns unser Vater<br />
nicht?<br />
Sydney, der eine der Bei<strong>den</strong>, ist ein Bastard!<br />
Es wäre trotzdem grausam, sie<br />
zu trennen, Mr. <strong>Chaplin</strong>!<br />
Na gut, sie bleiben in Lambeth, aber Sie<br />
müssen 15 Schillinge Unterhalt pro Woche<br />
<strong>für</strong> sie bezahlen.<br />
Keinen<br />
Penny werde<br />
ich <strong>für</strong> das Pack<br />
zahlen!<br />
Die Schule <strong>für</strong> Waisen und<br />
verwahrloste Kinder in Hanwell …<br />
Mein armer<br />
kleiner Bruder! Er<br />
ist so sensibel, jetzt<br />
von mir getrennt,<br />
wegen dem Altersunterschied.<br />
... Ich<br />
hoffe, es<br />
geht ihm<br />
gut!<br />
Bringt<br />
ihn auf die<br />
Krankenstation!<br />
15
Jetzt zu Ihnen …<br />
Mr. <strong>Chaplin</strong>!<br />
I-Ich?!<br />
Ich habe nichts<br />
getan!<br />
Mir wurde berichtet, Sie<br />
hätten die Toiletten angezündet!<br />
Geben Sie die Missetat zu?<br />
Künftig sage<br />
ich gar nichts<br />
mehr!<br />
Klatsch<br />
Klatsch<br />
Klatsch<br />
Die Zeit vergeht …<br />
Syphilis,<br />
Doktor?<br />
Ja, deswegen verhält<br />
sich Hannah <strong>Chaplin</strong> so seltsam.<br />
Diese Krankheit kann das<br />
Gehirn angreifen.<br />
Bringt sie<br />
in die Irrenanstalt<br />
in Cane Hill …<br />
… während die Kinder von hier nach dort<br />
weitergereicht wer<strong>den</strong> …<br />
… 287, Kennington Road.<br />
Es kommt gar nicht inFrage, die Kinder bei uns aufzunehmen!<br />
Wir haben schon genug mit unseren eigenen zu tun!<br />
Beruhige dich, Louise! Das Gericht<br />
hat so entschie<strong>den</strong>, ich kann nichts<br />
daran ändern!<br />
Der da geht ja noch, aber<br />
der Grosse ist Abschaum und<br />
gehört in eine Besserungsanstalt!<br />
Er ist übrigens<br />
nicht mal der Sohn<br />
von <strong>Charlie</strong>!<br />
?<br />
Du Hexe!<br />
?<br />
16
Komm bloss her, dann ramme ich dir das<br />
hier in <strong>den</strong><br />
Bauch!!!<br />
Verdient<br />
hättest du es!<br />
Willst du mich etwa<br />
umbringen?!<br />
Warte nur, bis<br />
dein Vater nach Hause<br />
kommt und …<br />
Ah, da<br />
ist er! Du<br />
wirst schon<br />
sehen …<br />
… jetzt<br />
setzt es<br />
eine Tracht<br />
Prügel!<br />
Dann besaufe ich mich eben auch,<br />
warum auch nicht!<br />
Ab<br />
in euer Zimmer!<br />
Alle beide! Ich will<br />
euch nicht mehr<br />
sehen!<br />
Ich mag die Schule nicht!<br />
In Geschichte geht es nur<br />
um Gewalt, in Erdkunde um<br />
Karten, Poesie ist Sport <strong>für</strong><br />
das Gehirn und Rechnen ist<br />
so langweilig …<br />
… Das<br />
dagegen<br />
ist toll!<br />
Hier, Kleiner,<br />
nimm! … haste dir<br />
verdient!<br />
Oh!<br />
Danke,<br />
Mister!<br />
17
Jeder kennt <strong>Charlie</strong> <strong>Chaplin</strong> als <strong>den</strong> vielleicht<br />
größ ten Komiker aller Zeiten. In seiner<br />
Paraderolle als Tramp, in zu großer Hose,<br />
riesigen Schuhen, zu enger Jacke, kleinem Hut,<br />
mit Spazierstock und dem charakteristischen<br />
Bart, prägte er das <strong>Film</strong>genre und ist einem<br />
Millionenpublikum bis heute bekannt.<br />
Doch wer weiß, dass er Engländer war, dass<br />
er in ärmliche Verhältnisse hineingeboren<br />
wurde und erst in Amerika durch seine eigene<br />
Arbeit erfolgreich und reich gewor<strong>den</strong> ist?<br />
Wer kann sich daran erinnern, dass er in<br />
der McCarthy-Ära aus <strong>den</strong> USA fliehen musste<br />
und dass er die erste <strong>Film</strong>-Produktionsfirma<br />
gegründet hat, die von Künstlern selbst<br />
geleitet wurde?<br />
Dieser Band, in Form eines gezeichneten<br />
Biopics, bietet einen neuen, humor- und<br />
liebevollen Blick auf eine der<br />
größten Leinwandlegen<strong>den</strong> und zeigt in<br />
beeindrucken<strong>den</strong> Bildern <strong>den</strong> Künstler,<br />
das Genie, vor allem aber <strong>den</strong> Menschen<br />
<strong>Charlie</strong> <strong>Chaplin</strong>.<br />
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