RML Schreibwettbewerb 2020 | Wie´s wird, wann´s supa wird"
Die Broschüre aller Einsendungen (in Originalfassung) zum Durchblättern und Nachlesen
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- Gerhard Lambrecht, 24, Admont
Sonntagmorgen in Liezen
1.P
L
A
T
Z
Sonntagmorgen, es wird hell im Schlafzimmer. Sanft
werde ich geweckt vom langsam erhellenden Licht und
der lauter werdenden Melodie meines Weckers. Kann
man es noch Wecker nennen, wenn die Lautsprecher
unsichtbar in den Wänden verborgen sind und sich
die Glühbirne wie von Geisterhand einschaltet? Naja,
Hauptsache es erfüllt seinen Zweck. Ich stehe auf, und
entschließe mich, nach diesem künstlichen Sonnenaufgang
auch wieder einmal einen echten zu bewundern.
Auf der Dachterrasse habe ich einen wunderbaren Blick
auf die umliegende Landschaft, mit den Haller Mauern,
den Gesäusebergen, und den Eisenerzer Alpen. Ich bin
froh, dass ich nach dem Studium in der großen Stadt
wieder meinen Weg hierher zurückfinden konnte.
14
Diesen Wunsch hatte ich eigentlich schon immer. Früher
wurde ich dafür belächelt – „Duat obn findst jo nie
a gscheide Oaweit!“, war häufig die Reaktion derer,
die am Stadtleben mehr Gefallen gefunden haben als
ich es je konnte. Jedoch wurde im Laufe der Zeit die
räumliche Distanz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
immer irrelevanter. Nach und nach wurde
den Entscheidungsträgern bewusst, dass überfüllte
Öffis oder noch überfülltere Straßen zu den Stoßzeiten
nicht gerade förderlich für die Produktivität sind.
Ebenso wenig wie die vor 20 Jahren noch vollkommen
selbstverständliche 40Stunden-Woche, oder ein Großteil
der körperlichen Arbeit, welche inzwischen fast
vollständig durch intelligente Maschinen ersetzt wurde.