Das Gleichgewicht stärken Das Gleichgewicht stärken - DÄGfA
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4. Quartal<br />
Akupunktur<br />
2006<br />
magazin<br />
Hier informiert Sie Ihre Praxis<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die Chinesische Medizin ist rund 3.000<br />
Jahre alt und zugleich aktuell. Denn sie<br />
sieht den Menschen als Ganzes – ein<br />
Konzept, das sich auch in der westlichen<br />
Medizin immer mehr durchsetzt.<br />
Die Akupunktur ist eine der vielen Therapieformen<br />
der Chinesischen Medizin.<br />
Ob bei Verspannungen im Rücken, Kopfschmerzen,<br />
zur Erleichterung der Geburt<br />
oder um sich das Rauchen abzugewöhnen<br />
– auch in der Schulmedizin weiß man<br />
zunehmend mehr um die positiven<br />
Einflüsse dieser Therapie.<br />
Wir Ärzte, die Akupunktur praktizieren,<br />
wissen genau, bei welchen Beschwerden<br />
wir sie erfolgreich einsetzen können.<br />
Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Fragen<br />
dazu oder zu einem der hier behandelten<br />
Themen haben. Wir stehen Ihnen gern<br />
mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Alles Gute für Ihre Gesundheit!<br />
<strong>Das</strong><br />
<strong>Gleichgewicht</strong><br />
<strong>stärken</strong><br />
� Frauenleiden<br />
Im Wechselbad der Hormone<br />
� Akupressur<br />
Heilen mit Fingerspitzengefühl<br />
� Würgereflex<br />
Kleine Nadel – große Wirkung<br />
1<br />
Ihr Exemplar kostenlos<br />
zum Mitnehmen
2<br />
Aus der Forschung<br />
Laserakupunktur wirkt<br />
stimmungsaufhellend<br />
Eine Studie der Monesh University<br />
in Victoria, Australien,<br />
untersuchte, ob sich mit Laserakupunktur<br />
die Symptome einer<br />
Depression lindern lassen. 30 Patienten,<br />
die aufgrund einer depressiven<br />
Erkrankung in Behandlung<br />
waren, nahmen an der Untersuchung<br />
teil.<br />
Für die Studie wurden die Betroffenen<br />
in zwei Gruppen eingeteilt:<br />
Bei der ersten wurden vier<br />
Wochen lang zweimal und anschließend<br />
weitere vier Wochen<br />
einmal wöchentlich bestimmte<br />
Akupunkturpunkte mit Softlaserstrahlen<br />
angeregt. Die Kontrollgruppe<br />
dagegen wurde ebenso<br />
lang mit inaktiven, also mit so<br />
genannten Placebo-Laserstrahlen<br />
behandelt.<br />
Zur Beurteilung des Behandlungserfolgs<br />
wurde ein spezieller, von<br />
Wissenschaftlern erstellter Index<br />
verwendet, anhand dessen sich<br />
der Schweregrad einer Depression<br />
einstufen lässt. Überprüft wurde<br />
zu Beginn der Behandlung, dann<br />
nach vier bzw. acht Wochen sowie<br />
vier und zwölf Wochen nach Ende<br />
der Studie.<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis macht Mut: Unmittelbar<br />
nach Behandlungsende<br />
war der Schweregrad der depressiven<br />
Erkrankung in der Lasergruppe<br />
um 16,1 Prozentpunkte, in<br />
der Placebogruppe dagegen nur<br />
um 6,8 Prozentpunkte gefallen.<br />
Dieser deutliche Unterschied bestand<br />
auch noch zwölf Wochen<br />
nach Abschluss der Akupunkturbehandlung.<br />
Akupunktur bewahrt vor<br />
Gallenblasen-Operation<br />
Wenn die Gallenblase sich zu<br />
langsam entleert, bezeichnen<br />
Mediziner dies als Gallenblasen-Dyskinesie.<br />
<strong>Das</strong> Leiden macht<br />
sich vor allem durch starke<br />
Schmerzen bemerkbar. Meist<br />
wird zur Behandlung die Gallenblase<br />
operativ entfernt. Eine Studie<br />
der University of Puerto Rico<br />
School of Medicine ging daher der<br />
Frage nach, ob Linderung auch<br />
ohne einen solchen chirurgischen<br />
Eingriff möglich ist und eine Akupunkturbehandlung<br />
den Betroffenen<br />
helfen kann.<br />
Die zarten Nadeln erwiesen<br />
sich als erfolgreich: Die Teilnehmer<br />
der Studie – Jugendliche mit<br />
einem Durchschnittsalter von 16<br />
Jahren, die an Gallenblasen-Dyskinesie<br />
litten – wurden einmal<br />
pro Woche und insgesamt durchschnittlich<br />
fünfmal akupunktiert.<br />
Bei allen normalisierte sich schon<br />
nach der ersten oder zweiten Behandlung<br />
die Gallenblasenfunk-<br />
tion spürbar, nach maximal sieben<br />
Nadelungen waren alle Jugendlichen<br />
symptomfrei.<br />
Besonders erfreulich war, dass<br />
bei einer Kontrolluntersuchung<br />
zwei Jahre später immerhin noch<br />
80 Prozent der Patienten angaben,<br />
keinerlei Beschwerden mehr<br />
zu haben.<br />
Hilfe für Zuckerkranke<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Aus der Forschung 2<br />
Frauenleiden 3<br />
Im Wechselbad der Hormone<br />
Akupressur 6<br />
Heilen mit Fingerspitzengefühl<br />
Würgereflex 7<br />
Kleine Nadel – große Wirkung<br />
Die letzte Seite 8<br />
Fotos: Fotos: www.natureasart.de / Hartmut Thorbeck (Titel),<br />
DAK/Wigger (3), AOK-Mediendienst (7), dieBlen.de (8)<br />
Herzinfarkt<br />
vorbeugen mit Tai Chi<br />
<strong>Das</strong> ermutigende Ergebnis einer kleinen<br />
Studie der University of Maryland, USA,<br />
lässt den Schluss zu, dass die chinesische Heilgymnastik<br />
Tai Chi einige Risikofaktoren für<br />
Schlaganfall und Herzinfarkt günstig beeinflusst.<br />
An der Studie nahmen Patienten teil, die<br />
an einem so genannten metabolischen Syndrom<br />
litten, einer gefährlichen Stoffwechselerkrankung,<br />
die mit Bluthochdruck, erhöhten<br />
Blutfett- und Blutzuckerwerten sowie oft erheblichem<br />
Übergewicht einhergeht. All diese<br />
Faktoren schädigen auf Dauer die Blutgefäße<br />
und können deshalb zu Schlaganfall oder Herzinfarkt<br />
führen.<br />
Im Rahmen der Untersuchung übten die Patienten<br />
drei Monate lang regelmäßig Tai Chi<br />
und wurden am Ende mit mehr Wohlbefinden<br />
belohnt: Der Blutdruck sank, Körpergewicht<br />
und Taillenumfang gingen deutlich zurück –<br />
eine wichtige Entlastung für Arterien und andere<br />
Blutgefäße.<br />
Akupunktur hat einen positiven Einfluss auf den häufig mit Diabetes einhergehenden<br />
Juckreiz, wie eine aktuelle taiwanesische Studie zeigte. Die Forscher wollten wissen, ob<br />
die chinesischen Nadeln dieses belastende Begleitsymptom der Zuckerkrankheit lindern<br />
können. Sie untersuchten zwei Gruppen mit je 20 Patienten. Die erste Gruppe erhielt<br />
einen Monat lang dreimal wöchentlich Nadeln an klassischen Akupunkturpunkten,<br />
die Kontrollgruppe wurde ebenso oft an beliebigen Körperpunkten, also nur zum<br />
Schein akupunktiert.<br />
Sowohl unmittelbar am Ende der Studie, als auch bei einer Nachuntersuchung drei Monate<br />
später berichteten die Patienten der ersten Gruppe, der Juckreiz habe deutlich<br />
nachgelassen, die Patienten der Kontrollgruppe konnten dagegen keine Veränderung<br />
feststellen.<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006
Frauenleiden<br />
Im Wechselbad<br />
der Hormone<br />
Sie sind eine Welt für sich und noch immer konnte die Medizin sie nicht<br />
völlig enträtseln: die weiblichen Hormone. Schon kleine Schwankungen<br />
können massive Auswirkungen haben. Besonders vor und während der<br />
Regel, in den Wechseljahren und in der Pubertät können die Hormone<br />
ganz schön Unruhe stiften – doch Vorsicht mit Medikamenten und<br />
Hormonpräparaten! Sanfter reguliert die Akupunktur die weiblichen<br />
Hormone, ohne in deren sensibles Zusammenspiel einzugreifen.<br />
Ein normaler Tag in der<br />
Praxis einer Hamburger<br />
Gynäkologin. Fünf Frauen<br />
sitzen im Wartezimmer,<br />
darunter die 27-jährige Goldschmiedin<br />
Lisa M., die 34-jährige<br />
Frisöse Anna V. und Karin S., 51,<br />
Hausfrau und Mutter von zwei<br />
Kindern. So unterschiedlich die<br />
Frauen sind, der Anlass, der sie an<br />
diesem Nachmittag in die Praxis<br />
führt, ist der Gleiche: Ihre Hormone<br />
scheinen verrückt zu spielen.<br />
„Mein Zyklus ist völlig aus dem Ruder!“,erzählt<br />
Lisa M.„Mal dauert er<br />
nur 23 Tage,dann 33. Ich kann mich<br />
gar nicht mehr darauf einstellen!<br />
Vielleicht hat es damit zu tun,dass<br />
mit meinem Freund Schluss ist? Jedenfalls<br />
geht es mit meiner Regel<br />
seitdem drunter und drüber!“<br />
Über unregelmäßige Blutungen<br />
kann sich Anna V. nicht beklagen.<br />
Im Gegenteil: „Nach meiner Peri-<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006<br />
ode kann ich die Uhr stellen!“,<br />
scherzt die Frisöse. Ebenso pünktlich<br />
stellen sich aber auch die Beschwerden<br />
ein, die Anna V. wie<br />
rund ein Drittel aller Frauen jeden<br />
Monat aufs Neue plagen: Anna V.<br />
leidet am prämenstruellen Syndrom,<br />
kurz PMS, das erst in der<br />
zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung<br />
auftritt und dessen Ursache<br />
die Medizin bislang noch immer<br />
nicht kennt.„Nach dem Eisprung“,<br />
sagt Anna V.,„ist bei mir nichts wie<br />
vorher:Meine Brüste schwellen an,<br />
mein Bauch ist aufgedunsen, oft<br />
kriege ich auch noch Pickel. Und<br />
außerdem habe ich einen beängstigenden<br />
Appetit!“<br />
Die Beschwerden der Tage vor<br />
den Tagen gehen vermutlich auf<br />
ein Ungleichgewicht der Hormone<br />
zurück, wie dies auf ganz andere<br />
Weise auch beim klimakterischen<br />
Syndrom der Fall ist, den<br />
mit den Wechseljahren verbundenen<br />
Leiden. Karin S. kann ein<br />
Lied davon singen: „Seit kurzem<br />
habe ich Hitzewallungen und<br />
Frauenleiden<br />
Schweißausbrüche!“, klagt die 51-<br />
Jährige. „Die überfallen mich aus<br />
heiterem Himmel. Ich schlafe<br />
schlecht, bin andauernd erschöpft<br />
und meine Blutungen sind viel<br />
schwächer als früher und kommen,<br />
wann sie wollen!“<br />
Die Regel hält sich nicht immer<br />
an die Regeln<br />
Was Lisa,Anna und Karin zu schaffen<br />
macht,ist die enorme Wirkung<br />
der Sexualhormone, biochemischer<br />
Substanzen,die nur in kleinsten<br />
Mengen im Körper produziert<br />
werden und die den weiblichen Zyklus,<br />
das körperliche Befinden und<br />
die sexuelle Lust bestimmen. Die<br />
wichtigen Zyklushormone Östrogen,<br />
Progesteron, FSH und LH (s.<br />
Kasten) werden in den Eierstöcken<br />
bzw. der Hypophyse gebildet, der<br />
Hirnanhangdrüse im Zwischenhirn,<br />
die auch die Funktion der<br />
Eierstöcke steuert.<br />
Stress, Extremsport, radikale<br />
Diäten sowie starkes Unter- oder<br />
Übergewicht können den sensiblen<br />
und hochkomplizierten Regelkreis<br />
der Hormone durcheinander<br />
bringen.Der Körper reagiert darauf<br />
prompt: <strong>Das</strong> Allgemeinbefinden<br />
leidet, die Monatsblutung<br />
gerät aus dem Takt, der Eisprung<br />
kommt zu früh, zu spät oder gar<br />
nicht.Letzteres tritt gerade bei jungen<br />
Mädchen und älteren Frauen<br />
gehäuft auf,deren Hormonsystem<br />
noch nicht oder nicht mehr stabil<br />
ist.Die Folge sind Zyklusstörungen:<br />
zu lange, mehr als 35 Tage dauernde<br />
Zyklen, die Mediziner als Oligomenorrhö<br />
bezeichnen, oder stark<br />
3
4<br />
Frauenleiden<br />
?<br />
Sie haben bereits auf<br />
mehreren Gebieten positive<br />
Erfahrungen mit Akupunktur<br />
gemacht...<br />
!<br />
Stimmt! Meine Hausärztin<br />
hat sich voll auf Akupunktur<br />
spezialisiert und hat<br />
mich schon bei ganz unterschiedlichen<br />
Beschwerden<br />
genadelt, bisher immer mit<br />
Erfolg. Kürzlich hatte ich eine<br />
schwere Erkältung, da habe<br />
ich dann sofort, während der<br />
ersten Sitzung, gespürt wie<br />
Nase und Kopf freier wurden.<br />
Auch meine Migräneattacken<br />
habe ich dank Akupunktur<br />
jetzt im Griff.<br />
?<br />
Die Nadeln halfen auch<br />
bei den Regelschmerzen?<br />
!<br />
Ja und ob! Bei mir ist es so,<br />
dass ich an den ersten beiden<br />
Tagen der Regel immer<br />
verkürzte Zyklen von weniger als<br />
25 Tagen, die Polymenorrhö. Auch<br />
die Intensität der Blutung kann<br />
sich verändern. Während sehr<br />
leichte Blutungen selten als störend<br />
empfunden werden, sind außergewöhnlich<br />
starke Blutungen,<br />
die Hypermenorrhö,für die betroffenen<br />
Frauen sehr belastend.Infolge<br />
des Blutverlusts kommt es zudem<br />
zu Müdigkeit, Kreislaufschwäche<br />
und Schwindel.<br />
Schuld sind nicht immer Hormonschwankungen:<br />
Auch Polypen<br />
oder Myome,eigentlich harmlose<br />
Geschwüre der Gebärmuttermuskulatur<br />
sowie Wucherungen<br />
der Gebärmutterschleimhaut stecken<br />
oft hinter einer zu starken<br />
starke Unterleibskrämpfe<br />
habe, die mich sehr einschränken.<br />
Früher habe ich<br />
das mit Schmerzmitteln unterdrückt.<br />
<strong>Das</strong> half schnell<br />
und war natürlich sehr bequem.<br />
Aber irgendwann<br />
dachte ich: Ständig Tabletten,<br />
das kann´s nicht sein.<br />
Meine Ärztin hat dann Akupunktur<br />
vorgeschlagen.<br />
?<br />
Hat die Akupunktur sofort<br />
gewirkt?<br />
!<br />
Wir haben vor zwei Jahren<br />
damit angefangen, seitdem<br />
machen wir das so phasenweise.<br />
Wir nadeln einen<br />
Monat lang einmal die Woche,<br />
dann pausieren wir eine<br />
Weile. Es hat schon ein paar<br />
Monate gedauert bis die<br />
Schmerzen leichter wurden.<br />
Jetzt geht es mir aber we-<br />
Blutung. Schilddrüsenstörungen<br />
sowie Entzündungen der Gebärmutter<br />
oder der Eierstöcke können<br />
ebenfalls die Ursache sein.<br />
Hormone bestimmen<br />
unser Wohlbefinden<br />
„Zyklusstörungen gehören zum<br />
täglich Brot einer Frauenarztpraxis“,<br />
sagt die Hamburger Gynäkologin.<br />
„Doch die mit Abstand<br />
meisten Patientinnen kommen,<br />
weil die Regel unerträgliche<br />
Schmerzen bereitet!“ Dysmenorrhö,<br />
eine schmerzhafte Monatsblutung,<br />
ist die häufigste Störung<br />
bei Frauen. Mehr als ein Drittel<br />
der Betroffenen nehmen deshalb<br />
Der ganze Körper kommt zur Ruhe<br />
Interview<br />
Nicola Furchner, 44 Jahre alt, arbeitet<br />
als Bankkauffrau in Hamburg. Mit<br />
Akupunktur konnte sie ihre Regelschmerzen<br />
in den Griff bekommen.<br />
sentlich besser. Wenn die<br />
Krämpfe ab und zu doch mal<br />
stärker sind, lasse ich mich<br />
sofort akut nadeln – Gott sei<br />
Dank ist meine Ärztin nur<br />
fünf Minuten von meinem<br />
Arbeitsplatz entfernt. Meistens<br />
lassen die Schmerzen<br />
dann schon während der Behandlung<br />
nach.<br />
?<br />
Wie empfinden Sie das<br />
Stechen der Nadeln?<br />
!<br />
Also, ich war ja immer ein<br />
Angsthase, was Nadeln<br />
betrifft. Anfangs musste ich<br />
mich deshalb schon überwinden.<br />
Wenn man dann<br />
aber merkt, dass es einem<br />
einfach gut tut, verliert man<br />
die Angst. Es ist komisch,<br />
manchmal ist der Einstich<br />
der Nadeln recht unangenehm.<br />
Meine Ärztin sagt<br />
dann immer, dass ist ein Zeichen<br />
dafür, dass der Punkt<br />
perfekt gestochen wurde.<br />
regelmäßig Schmerzmittel ein.<br />
Vermutlich entstehen die Schmerzen<br />
durch ein Ungleichgewicht<br />
im Stoffwechsel des Prostaglandin,<br />
eines Gewebehormons, das<br />
unter anderem in der Gebärmutterschleimhaut<br />
aufgebaut wird.<br />
„<strong>Das</strong> kannte ich früher auch“,<br />
erzählt Karin S., „aber jetzt ist es<br />
vorbei mit diesen entsetzlichen<br />
Krämpfen!“ <strong>Das</strong> sei aber so ziemlich<br />
der einzige Vorteil, den sie<br />
durch die Wechseljahre habe,<br />
scherzt die 51-Jährige. Sie leidet<br />
jetzt zwar nicht mehr an Regelschmerzen,<br />
dafür aber an den typischen<br />
Beschwerden des „Wechsels“,<br />
vor allem Schlafstörungen<br />
und Hitzewallungen.<br />
<strong>Das</strong> Pieksen lässt ja auch sofort<br />
nach und dann fühle ich<br />
mich nur noch wohl, der<br />
ganze Körper kommt zur<br />
Ruhe. Es gibt Tage, da freue<br />
ich mich richtig auf die Akupunktur,<br />
weil ich weiß, dass<br />
was Gutes mit mir passiert.<br />
?<br />
Haben Sie Ihre Regelbeschwerden<br />
jetzt unter<br />
Kontrolle?<br />
!<br />
Ja, alles in allem geht es<br />
mir dank der Akupunktur<br />
sehr gut, sofern ich mir nicht<br />
selbst allzu viel Stress mache.<br />
Mein Job bringt es ja mit<br />
sich, dass ich mich manchmal<br />
sehr unter Druck setze.<br />
Da merke ich schon, dass ich<br />
zu meinen Menstruationskrämpfen<br />
auch selbst etwas<br />
beitrage. Insgesamt aber hat<br />
mich die Akupunktur deutlich<br />
entspannt. Ich bin von<br />
dieser Art der Behandlung<br />
sehr überzeugt.<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006
Follikel<br />
Hormone sind auch hier die Ursache:<br />
Durch die nachlassende Aktivität<br />
der Eierstöcke werden weniger<br />
Östrogen und Progesteron produziert,<br />
der Mangel führt – übrigens<br />
nicht bei allen Frauen – zu<br />
mehr oder weniger ausgeprägten<br />
Symptomen.Bei Progesteronmangel<br />
etwa kann es zu unregelmäßigen<br />
Zyklen und Gewichtszunahme<br />
kommen,ein Östrogenmangel äußert<br />
sich in Hitzewallungen,<br />
Östrogen<br />
<strong>Das</strong> dominierende Geschlechtshormon<br />
der Frau ist Östrogen. Es beeinflusst<br />
die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsmerkmale<br />
und steuert den<br />
Zyklus. In der ersten Zyklushälfte steigt<br />
der Östrogenspiegel bis zum Eisprung<br />
kontinuierlich an und bereitet die Gebärmutterschleimhaut<br />
auf die Einnistung<br />
einer befruchteten Eizelle vor.<br />
Nach dem Eisprung fällt der Östrogenspiegel<br />
wieder ab.<br />
FSH<br />
<strong>Das</strong> follikelstimulierende Hormon, kurz<br />
FSH, steuert die Funktion der Eierstöcke.<br />
Wie sein Name schon sagt, regt es das<br />
Wachstum der Eibläschen – der Follikel<br />
– zum Zyklusbeginn an. Erhöhte FSH-<br />
Werte zum Zyklusbeginn können ein<br />
Hinweis darauf sein, dass die Eierstockfunktion<br />
nachlässt. Die Bestimmung<br />
dieses Werts kann daher Auskunft über<br />
den Beginn der Wechseljahre geben.<br />
LH<br />
<strong>Das</strong> luteinisierende Hormon, kurz LH,<br />
steigt in der Zyklusmitte plötzlich an<br />
und löst den Eisprung aus.<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006<br />
Eisprung<br />
1 x 1 der weiblichen Hormone<br />
Gelbkörper<br />
Gelenkschmerzen, trockenen<br />
Schleimhäuten, Herzrhythmusstörungen<br />
oder Bluthochdruck.<br />
Ob Zyklusstörungen, PMS oder<br />
Wechseljahrprobleme – Frauenärzte<br />
behandeln häufig mit Hormongaben,<br />
sofern die Beschwerden<br />
nicht organisch bedingt sind und<br />
pflanzliche Mittel wie Mönchspfeffer<br />
nicht helfen. Die Hamburger<br />
Frauenärztin verschreibt sogar<br />
immer wieder die Antibabypille.<br />
Östrogen<br />
FSH<br />
Progesteron LH<br />
<strong>Das</strong> Wechselspiel<br />
der<br />
Hormone<br />
wiederholt sich<br />
mit jedem<br />
Zyklus. Kleinste<br />
Veränderungen<br />
können bereits<br />
massive<br />
Störungen<br />
hervorrufen.<br />
Progesteron<br />
Progesteron bestimmt die zweite Zyklushälfte,<br />
sein Spiegel steigt ab dem Eisprung.<br />
Es wird auch Gelbkörperhormon<br />
genannt, da es im Gelbkörper, dem<br />
Überbleibsel des Eibläschens nach dem<br />
Eisprung, produziert wird. Progesteron ist<br />
unverzichtbar für die Aufrechterhaltung<br />
einer Schwangerschaft.<br />
Prolaktin<br />
Prolaktin wirkt während der Schwangerschaft<br />
und in der Stillzeit direkt auf die<br />
Brustdrüsen und steuert die Produktion<br />
der Muttermilch. Außerhalb der Schwangerschaft<br />
ist ein Zuviel an Prolaktin schädlich<br />
und hemmt den Eisprung. Häufiger<br />
Grund für die Erhöhung ist chronischer<br />
Stress – Prolaktin ist ein ausgesprochen<br />
stressabhängiges Hormon.<br />
Testosteron<br />
<strong>Das</strong> männliche Geschlechtshormon Testosteron<br />
ist in kleinen Mengen auch bei<br />
der Frau vorhanden. Ein Zuviel kann bei<br />
Frauen zu vermehrtem Haarwuchs, unreiner<br />
Haut oder sogar Vermännlichung<br />
führen. Ein Mangel dagegen kann fehlendes<br />
sexuelles Verlangen verursachen.<br />
Frauenleiden<br />
Der Grund: Durch die Unterdrückung<br />
des Eisprungs und der damit<br />
verbundenen hormonellen Abläufe<br />
entstehen viele Beschwerden<br />
erst gar nicht. Für Frauen mit Kinderwunsch<br />
kommt dies freilich<br />
nicht in Frage.<br />
Auch der Nutzen einer Hormonersatz-Behandlung<br />
in den<br />
Wechseljahren ist umstritten,nicht<br />
zuletzt wegen Risiken wie einer erhöhten<br />
Thromboseneigung. Die<br />
Therapie kann aber bei starken Beschwerden<br />
durchaus sinnvoll sein.<br />
Alternativen bei leichteren Symptomen<br />
sind pflanzliche Mittel wie<br />
Traubensilberkerze oder Sojapräparate<br />
– beide enthalten pflanzliche<br />
Östrogene, so genannte Phytoöstrogene,die<br />
zumindest den Östrogenmangel<br />
lindern können.<br />
Ins hormonelle<br />
<strong>Gleichgewicht</strong> kommen<br />
Vor allem aber hat sich die Akupunktur<br />
bei den genannten und<br />
anderen weiblichen Leiden bewährt<br />
– so auch bei Beckenschmerzen<br />
und Erbrechen in der<br />
Schwangerschaft oder in der Geburtshilfe.<br />
Wie alle Erkrankungen<br />
betrachtet die Chinesische Medizin<br />
auch hormonell verursachte Frauenleiden<br />
als Ausdruck einer Blockade<br />
des Qi (sprich: tschi), der im<br />
Körper fließenden Lebensenergie.<br />
Bei Beschwerden rund um das<br />
„außerordentliche Palastorgan“ –<br />
wie die Chinesen die Gebärmutter<br />
nennen – stimuliert der Akupunkteur<br />
verschiedene Punkte,um<br />
die Energie der Eierstöcke und der<br />
Gebärmutter zu <strong>stärken</strong>. Einige<br />
Punkte am Ohr wirken direkt auf<br />
das vegetative Nervensystem und<br />
die Sexualhormone.Die aus der Balance<br />
geratenen Hormone können<br />
sich dadurch normalisieren. „Für<br />
mich ist die Akupunktur eine wunderbar<br />
natürliche und effektive Hilfe<br />
bei den manchmal ganz schön<br />
komplizierten Beschwerden von<br />
uns Frauen!“, schwärmt die Hamburger<br />
Ärztin über die Erfahrungen<br />
in ihrer Praxis. �<br />
5
6<br />
Chinesische Medizin<br />
Akupressur<br />
Heilen mit<br />
Fingerspitzengefühl<br />
Drücken, schieben, kreisen – die mal sanften, mal zupackenden Druckmassagen<br />
der Akupressur helfen bei vielen körperlichen und seelischen<br />
Beschwerden und eignen sich auch zur Selbstbehandlung. Wie alle<br />
chinesischen Therapien harmonisiert der heilende Druck mit den<br />
Fingern unsere Lebenskraft und stellt so das Wohlbefinden wieder her.<br />
Eine weiße Matratze auf<br />
dem Holzboden, ein Tisch<br />
– der Raum, in dem Maria<br />
M. ihre Patienten behandelt,<br />
wirkt klösterlich einfach.<br />
Nichts Überflüssiges stört die beruhigende<br />
Stimmung, einziger<br />
Schmuck sind eine weiße Callablüte<br />
am Fenster und eine kleine<br />
Buddhafigur, die still lächelt.<br />
An der Wand hängt eine farbige<br />
Zeichnung des menschlichen<br />
Körpers, so wie die Medizinlehre<br />
Chinas ihn sieht: Sie stellt den<br />
Verlauf der Meridiane dar, jener<br />
unsichtbaren Bahnen, auf denen,<br />
wie Chinesen glauben, unsere Lebensenergie<br />
Qi (sprich: tschi)<br />
fließt und mehr als 300 Akupunkturpunkte<br />
liegen. „All diese<br />
Punkte“, erklärt Maria M., „wer-<br />
den auch bei der Akupressur stimuliert!“<br />
Die 50-Jährige, die ihre<br />
Praxis für Chinesische Medizin<br />
seit vielen Jahren betreibt, gibt<br />
eine kleine Probe an ihrer Hand:<br />
Mit kräftigem Druck massiert sie<br />
einen Punkt genau in der Mitte<br />
des Muskels zwischen Daumen<br />
und Zeigefinger, der bei Schmerzen<br />
aller Art, insbesondere bei<br />
Kopfschmerzen behandelt wird.<br />
„Dieser Punkt zum Beispiel ist der<br />
am stärksten schmerzlindernde<br />
Punkt im Körper. Man kann ihn<br />
nadeln oder aber massieren!“<br />
Akupressur hilft auch der Seele<br />
Die Akupressur ist eine der wichtigsten<br />
Heilmethoden der Chinesischen<br />
Medizin. Sie entspricht dem<br />
Akupressur – Massage statt Medikamente<br />
Hilft bei<br />
Konzentrationsstörungen.<br />
Fördert den<br />
Schlaf oder<br />
bekämpft die<br />
Müdigkeit –<br />
je nachdem, in<br />
welche Richtung<br />
massiert wird.<br />
Einige Störungen kann man durch eine Druckmassage selbst lindern. Mit etwas Übung<br />
erspürt man die richtige Position des Fingers und die nötige Behandlungsdauer. Massiert<br />
wird mit der Fingerkuppe des Daumens oder des Zeigefingers, manchmal auch<br />
mit dem Fingernagel. Der Druck sollte nicht zu stark sein. Hier einige Anwendungsbeispiele<br />
(jeweils etwa 4–8 Sekunden, 4–8 mal pro Tag):<br />
� Konzentrationsstörungen: Mit einer Fingerkuppe auf die Nasenwurzel zwischen den<br />
Augenbrauen drücken.<br />
� Kreislaufstörungen: Mit dem Nagel des kleinen Fingers oberhalb der Oberlippe,<br />
direkt unter der Nase drücken.<br />
� Müdigkeit bzw. Schlafstörungen: Massiert wird der Punkt „sprudelnde Quelle“ in der<br />
Grube zwischen den beiden Fußsohlenvorderballen. Wird rechts herum gekreist,<br />
wirkt dies anregend und hilft bei Müdigkeit. Kreisende Bewegungen nach links<br />
dagegen fördern den Schlaf.<br />
japanischen Shiatsu, was so viel<br />
wie „Fingerdruck“ bedeutet. Wie<br />
die Akupunktur, mit der sie eng<br />
verwandt ist, basiert sie auf der<br />
Vorstellung, dass Krankheit nur<br />
dann entstehen kann, wenn der<br />
Fluss der Lebensenergie an irgendeiner<br />
Stelle blockiert ist. Heilen bedeutet<br />
deshalb, den Energiestau<br />
genau an dieser Stelle zu lösen.<br />
Die Akupressur versucht dies<br />
durch Drücken und Massieren der<br />
Akupunkturpunkte mit den Fingerkuppen.<br />
Akupressur-Profis unterscheiden<br />
dabei verschiedene<br />
Techniken wie etwa „Schieben“<br />
oder „Punktieren“. Auch die Intensität<br />
des Drucks variiert: Punkte<br />
im Bereich von Muskeln können<br />
kräftig massiert werden, im<br />
Gesicht oder auf Knochen wird<br />
eher vorsichtig behandelt.<br />
Bewährt hat sich die „Akupunktur<br />
mit den Fingern“ vor allem<br />
bei leichten bis mittelschweren<br />
Zahn-, Kopf- oder Schulterschmerzen<br />
sowie Hexenschuss,<br />
aber auch bei psychosomatischen<br />
Problemen wie Unruhe<br />
oder Schlafstörungen. Ebenso hat<br />
sie in der Psychotherapie einen<br />
festen Platz. Und sie ist – sofern<br />
keine ernste Erkrankung vorliegt<br />
– ideal zur Selbstbehandlung,<br />
denn für die heilenden Fingerübungen<br />
der Akupressur braucht<br />
man keine Hilfsmittel. „So einfach<br />
kann Heilung sein!“, lacht<br />
Maria M. �<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006<br />
Bringt den<br />
Kreislauf auf<br />
Trab.
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006<br />
Würgereflex<br />
Würgereiz bei Untersuchungen<br />
Kleine Nadel – große Wirkung<br />
Allein die Vorstellung ist für Viele entsetzlich: Ein Backenzahn soll geröntgt<br />
werden. Oft macht jedoch ein entsetzlicher Brechreiz dies nahezu<br />
unmöglich. Ein stark ausgeprägter Würgereflex kann bei vielen Untersuchungen<br />
Probleme bereiten – dabei ist Abhilfe einfach: Eine einzige<br />
Akupunkturnadel genügt oft, um den Reiz zuverlässig zu unterdrücken.<br />
Zahnarzt? Oh Gott!“,<br />
seufzt Peter F.„Allein das<br />
Wort rief früher Übelkeit<br />
bei mir hervor!“ Vor jedem<br />
Termin beim Zahnarzt war<br />
dem Aachener Lateinlehrer bange<br />
zu Mute: Was, wenn ein Abdruck<br />
gemacht werden muss?<br />
Oder eine Röntgenaufnahme!<br />
„Ganz ehrlich“, gibt der 37-Jährige<br />
zu,„jedes Mal habe ich gebetet,<br />
dass Röntgen und Abdruck nicht<br />
nötig sind, denn beides war für<br />
mich die reinste Folter!“<br />
Nicht die Angst vor dem Bohrer<br />
oder vor Schmerzen setzte<br />
Peter F. derart zu. Es war die Gewissheit,<br />
dass schon kleine Eingriffe<br />
im Mund bei ihm einen unüberwindbaren<br />
Würgereiz auslösen.<br />
„Am schlimmsten“, erzählt er<br />
„war das Würgen, wenn ich so<br />
einen riesigen Löffel mit eklig<br />
schmeckender Kunststoffmasse in<br />
den Mund bekommen habe,für einen<br />
Abdruck vom Oberkiefer!“<br />
Ein starker Brechreiz, wie Peter<br />
F. ihn beschreibt, ist keine Selten-<br />
heit – Zahnärzte kennen das Phänomen<br />
gut, das ihnen die Arbeit<br />
oft sehr erschwert. Alle Eingriffe,<br />
die mit der Berührung des Gaumens<br />
oder dem Herunterdrücken<br />
der Zunge einhergehen – neben<br />
Röntgenaufnahmen und Abdrücken<br />
etwa auch das Anpassen von<br />
Prothesen oder Zahnersatz – können<br />
bei empfindlichen Personen<br />
dazu führen, dass sich die Rachenmuskeln<br />
zusammenziehen<br />
und ein Würgereiz ausgelöst wird.<br />
„Würgepatienten“, wie Mediziner<br />
die Betroffenen nennen,haben<br />
nicht nur beim Zahnarzt Probleme.<br />
Der Würgereiz –<br />
Schutzmechanismus unseres Körpers<br />
Zwei Hirnnerven, der Nervus vagus und<br />
der Nervus glosspharyngeus, sind verantwortlich<br />
für den Würgereflex im Rachenraum,<br />
den Mediziner auch Gaumenreflex<br />
nennen. Er hat die Funktion, uns<br />
zu schützen: vor zu grober Nahrung sowie<br />
vor Fremdkörpern, die in die Atemwege<br />
eindringen und damit zum Ersticken<br />
führen könnten.<br />
Soll ein<br />
Backenzahn<br />
geröntgt<br />
werden, muss<br />
der Patient<br />
während der<br />
Aufnahme auf<br />
eine Schiene<br />
beißen – bei<br />
vielen wird<br />
dadurch bereits<br />
ein Würgereiz<br />
ausgelöst.<br />
Da der hintere Bereich der Zunge, aber<br />
auch das so genannte Gaumensegel und<br />
das Zäpfchen sehr empfindlich sind, löst<br />
eine Berührung sofort Alarm aus: Die Muskeln<br />
im hinteren Rachenraum ziehen sich<br />
zusammen und es kommt zum Brechreiz.<br />
Gefährliches, wie etwa ungeeignete Nahrung,<br />
wird aus dem Mund ausgestoßen,<br />
ehe es geschluckt werden kann .<br />
Besonders kritisch sind für sie Untersuchungen<br />
wie etwa eine Kehlkopfspiegelung,<br />
die dem Arzt eine<br />
Betrachtung des Kehlkopfs und der<br />
Stimmbänder ermöglicht, oder<br />
eine Magenspiegelung, bei der ein<br />
etwa 10 mm dicker Schlauch über<br />
den Mund zum Magen geführt<br />
wird, um Gewebeproben zu entnehmen.<br />
Dieses „Schlucken“ des<br />
Schlauchs löst oft heftige Würgereflexe<br />
aus,selbst wenn Rachen,Kehlkopf<br />
und Schlund zuvor betäubt<br />
werden. Seltener tritt das Würgen<br />
bei einer so genannten transnasalen<br />
Spiegelung auf, bei der eine ultradünne<br />
Sonde über die Nase statt<br />
über den Mund eingeführt wird.<br />
Die Muskeln im Rachen<br />
entspannen<br />
Durch eine Beruhigungsspritze<br />
oder gar eine leichte Narkose lässt<br />
sich der Brechreiz gut umgehen.<br />
Doch der Nachteil beider Methoden:<br />
Die Magenspiegelung selbst<br />
dauert nur wenige Minuten,der Beruhigungseffekt<br />
dagegen hält 24<br />
Stunden an. Zudem stellt jede Narkose<br />
eine gewisse Belastung für<br />
den Körper dar.<br />
Einfacher, ohne Nebenwirkungen<br />
und sehr zuverlässig schaltet<br />
die Akupunktur den Würgereflex<br />
aus. Die chinesischen Nadeln wirken<br />
vermutlich auf den Vagus-<br />
Nerv im Gehirn, der alle Reize auf<br />
die Schlund- und Speiseröhrenmuskulatur<br />
kontrolliert. Auch Peter<br />
F. hat sein Problem damit gelöst:<br />
„Ich habe einen Zahnarzt gefunden,<br />
der sich damit auskennt.<br />
Er hat mir eine Nadel am Ohr und<br />
eine genau in der Furche zwischen<br />
Unterlippe und Kinn gesetzt<br />
und dann in Ruhe seinen Abdruck<br />
gemacht. Ich konnte es<br />
kaum glauben, der Brechreiz war<br />
wie weggeblasen!“ �<br />
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8<br />
Die letzte Seite<br />
Herbstliche Gaumenfreuden<br />
Schmeckt köstlich und wärmt<br />
an kühlen Tagen: Rote Bete,<br />
Sauerkraut und Kartoffeln. Alle<br />
drei stecken voller Mineralien<br />
wie Eisen, Kalium oder Mangan<br />
und enthalten wichtige Vitami-<br />
ne wie die blutbildende Folsäure<br />
sowie sekundäre Pflanzenstoffe.<br />
Aus Sicht der Chinesischen Medizin<br />
<strong>stärken</strong> Suppe und<br />
Plätzchen das Blut sowie<br />
Leber, Milz und Magen.<br />
Rote-Bete-Suppe mit Sauerkraut-<br />
Kartoffel-Plätzchen Rezept für 4 Personen<br />
250 g Rote Bete<br />
50 g Kartoffeln<br />
1⁄ 2 l Gemüsebrühe<br />
Saft einer 1⁄ 2 Zitrone<br />
50 g Sahne<br />
Meersalz<br />
1 TL Sesamöl<br />
für die Sauerkraut-<br />
Kartoffel-Plätzchen:<br />
100 g Kartoffeln<br />
2 TL Butter<br />
50 g Sauerkraut<br />
1 EL Sauerrahm<br />
1 EL Sesamkörner<br />
Majoran, Meersalz<br />
Kosten der Akupunktur<br />
Rote Bete und Kartoffeln schälen und in kleine<br />
Würfel schneiden, mit der Brühe, Sesamöl<br />
und Zitronensaft aufkochen und 20 min<br />
köcheln lassen, bis die Rote Bete weich ist.<br />
Für die Plätzchen die Kartoffeln schälen, in<br />
dünne Scheiben schneiden und mit Butter bestreichen.<br />
Bei 200° C im Backofen 1⁄2 Stunde goldgelb<br />
backen. Fein gehacktes Sauerkraut in Butter<br />
anschwitzen, Sauerrahm, Majoran und Salz dazugeben.<br />
Diese Masse auf die Kartoffelscheiben<br />
verteilen, mit Sesam bestreuen und noch einige<br />
Minuten überbacken.<br />
Suppe pürieren, mit Salz und Sahne abschmecken<br />
und mit den Sauerkraut-Kartoffel-Plätzchen<br />
servieren.<br />
Wer sich für eine Akupunkturbehandlung interessiert,<br />
sollte vorher auf jeden Fall mit seinem Arzt<br />
über die Behandlungskosten sprechen. Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen übernehmen die Kosten lediglich<br />
bei Rückenschmerzen und Arthrose des<br />
Kniegelenks. Voraussetzung ist jedoch, dass es<br />
sich um chronische Beschwerden handelt, die seit<br />
mehr als sechs Monaten andauern.<br />
Gezahlt werden zehn, in Ausnahmefällen aber<br />
auch 15 Behandlungen pro Jahr. Dabei muss der<br />
Arzt die Zusatzbezeichnung Akupunktur führen<br />
und eine Kassenzulassung haben, sonst gibt es<br />
keine Erstattung.<br />
Die DAK übernimmt außerdem die Kosten für<br />
Akupunktur in der Schwangerschaft. Für die Behandlung<br />
anderer Erkrankungen wie Allergien<br />
oder Übergewicht gibt es meist keinen Zuschuss<br />
von der (gesetzlichen) Kasse. Diese Leistungen<br />
stellt Ihnen der Arzt als individuelle Gesundheitsleistung<br />
(IGeL) je nach Aufwand in Rechnung. Er<br />
wird Sie vorher über die Zusatzkosten informieren<br />
und Sie bitten, eine Einverständniserklärung<br />
zu unterschreiben. Bei Privatversicherten und<br />
Selbstzahlern gilt für die Kostenerstattung in der<br />
Regel die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).<br />
Wichtig: Vor der Behandlung bei der Kasse<br />
anrufen und nachfragen.<br />
Impressum<br />
Akupunktur<br />
Hier informiert Sie Ihr Arzt<br />
HERAUSGEBER: Deutsche Ärztegesellschaft<br />
für Akupunktur e.V. <strong>DÄGfA</strong>, München, www.daegfa.de<br />
VERLAG: publimed Medizin und Medien,<br />
Paul-Heyse-Str. 31a, 80336 München,<br />
Tel. 089/51 61 61 71, Fax 089/51 61 61 99,<br />
akumag@publimed.de<br />
� Redaktion: Dr. med. Patricio Novoa Lill, Arzt für<br />
Innere Medizin (verantwortlich), Christine Preiherr (Text),<br />
Dr. Uwe Siedentopp (Rezept)<br />
� Layout: dm druckmedien gmbh, München<br />
� Projektleitung: Dagmar Loy,<br />
Tel. 089/51 61 61 73<br />
HERSTELLUNG: dm druckmedien gmbh, München<br />
dm@druckmedien.de<br />
KONZEPT: Schreiber & Partner<br />
Verlagsberatung, München<br />
schreiber@verlagsberatung.de<br />
Wir hören und sehen sie<br />
nicht, aber wir spüren sie<br />
ständig – unsere innere Uhr. Sie<br />
sitzt im Gehirn, etwa auf der Höhe<br />
des Nasenrückens, und nennt<br />
sich Suprachiasmatischer Nucleus,<br />
kurz SCN. Nicht größer<br />
als ein Reiskorn ist<br />
dieses Häufchen Nervenzellen,<br />
doch es<br />
hat unseren Körperrhythmus<br />
fest im<br />
Griff: Durch ständige<br />
Signale an das Gehirn<br />
regelt der SCN<br />
das Auf und Ab unserer<br />
Körpertemperatur, unseres<br />
Blutdrucks, der Hormone,<br />
unseren Wach- und Schlafrhythmus...<br />
Gestellt wird die innere Uhr<br />
mit Hilfe von Melatonin, das der<br />
Körper produziert, sobald es dunkel<br />
wird. Der Wechsel von Tag<br />
und Nacht bestimmt also den<br />
Erscheinungsweise: quartalsweise<br />
magazin<br />
© Copyright: publimed für sämtliche Beiträge.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird<br />
keine Haftung übernommen. Nachdruck, Aufnahme in<br />
Online-Dienste oder sonstige Internetangebote sowie<br />
Vervielfältigung auf Datenträger nur mit vorheriger<br />
schriftlicher Zustimmung des Verlags.<br />
Tickt Ihre innere Uhr richtig?<br />
Takt unserer inneren Uhr. Sie gibt<br />
auch jedem Organ sein Timing:<br />
Knifflige Denkaufgaben fallen<br />
uns vormittags am leichtesten,<br />
jetzt hat das Kurzzeitgedächtnis<br />
seinen Höhepunkt<br />
erreicht. Schmerz<br />
empfinden wir am<br />
frühen Nachmittag<br />
am wenigsten,<br />
dafür zwischen<br />
18 und 20<br />
Uhr am stärksten<br />
– zu dieser Zeit<br />
wirken aber auch<br />
Schmerzmittel am<br />
besten. Auch Alkohol<br />
wirkt jetzt besonders stark, denn<br />
die Leber hat ihr Leistungshoch.<br />
Ob Nachteule oder Frühaufsteher<br />
– die Antwort steht in den Genen.<br />
Denn wie die Uhr bei jedem<br />
von uns genau tickt, bestimmt<br />
das Erbgut.<br />
Akupunkturmagazin 4. Quartal 2006