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Lesen - Golf Dornseif

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Wir Christlich-Sozialen müssen bei allem Festhalten an dem, was die geltende Sitte wünscht, auf den<br />

Boden der Tatsachen treten. Wenn also die übrigen kolonialen Staaten keine Verbote von<br />

Rassenmischehen kennen und wenn wir innerhalb des Reichsgebietes derartige Ehen nicht verbieten<br />

können, sondern jeder Standesbeamte kooperieren muss, so ist eine Ausnahmeregelung innerhalb<br />

unserer Kolonien unrealistisch. In Deutsch-Südwest liegt Walvis Bay als Rettungsanker vor der Tür, in<br />

Deutsch-Ostafrika lockt Sansibar mit dem Trauschein nach Belieben und was dann ?<br />

Es darf keine unhaltbaren Zustände geben: Verweigerung der Ehe vor dem Standesbeamten führt zur<br />

Verweigerung der kirchlichen Trauung. Dies wiederum bewirkt Ausschluss von der Gemeinschaft des<br />

Abendmahls und zum unerträglichen Gewissenszwang! Wir brauchen ein Mischlingsrecht und vieles<br />

mehr ...<br />

Abgeordneter Ledebour: Herr Dr. Braband sagte dem Sinn nach, wenn wir die unbegrenzte<br />

Ehefreiheit, wie sie in Deutschland existiert, jetzt auch den Eingeborenen in unseren Kolonien<br />

gewähren, so offerieren wir diesen Eingeborenen ein Privileg, weil sie als Folge ihrer mangelhaften<br />

kulturellen Entwicklung nicht imstande sind die Tragweite einer solchen Eheschliessung zu<br />

überblicken! Das ist keine juristische, sondern eher eine talmudistische Ableitung,<br />

(Heiterkeit)<br />

die bei mir den Verdachte erweckt, dass der Herr Abgeordnete Dr. Braband selber in seinem Blut, in<br />

seiner Denkweise nicht so ganz frei vom Talmud ist.<br />

(Heiterkeit)<br />

Nach meiner Ansicht gibt es hier in Europa viele Männer und Frauen, die ebenfalls ausserstande sind,<br />

die Tragweite einer Eheschliessung zu begreifen und zu durchschauen. Es ist aber noch niemand auf<br />

die Idee gekommen zu verlangen, dass erwachsene deutsche Männer und Frauen kein Recht haben<br />

sollten sich nach eigener Entscheidung zu vermählen. Oder sollte erst mal eine Kommission aus<br />

Juristen und Geistlichen die Ehetauglichkeit begutachten ?<br />

Ich muss jetzt aber noch auf den Erlass des Herrn Staatssekretärs zurückkommen. Darin heisst es, an<br />

das Kaiserliche Gouvernement in Apia auf Samoa gerichtet:<br />

"Die Erfahrungen und Beobachtungen meinerseits verstärken die Überzeugung, dass es für Samoa<br />

allerhöchste Zeit ist, gegen die Vermehrung der Mischlinge mit durchgreifenden Mitteln vorzugehen.<br />

Wir alle wissen nur zu gut, dass die Vermehrung der Mischlinge nicht durch das Verbot der<br />

Eheschliessung verhindert werden kann, denn man kann ja auch ohne Trauring Kinder in die Welt<br />

setzen.<br />

Wie drückt sich der Herr Staatssekretär nun weiter aus? Er setzt fünf Punkte auf und ermahnt das<br />

Gouvernement zur Nachahmung seiner Ideen. Er macht einen Unterschied zwischen den<br />

Mischlingen, die vor dem Erlass und jenen Mischlingen, die nach diesem Ukas geboren werden, und<br />

folgert messerscharf: "Die Nachkommen aus den bisher als legitim angesehenen Rassenmischehen<br />

sind Weisse". --- Nein, Herr Staatssekretär, so weit gehe selbst ich nicht mit meiner Auffassung zur<br />

Sache.<br />

(Heiterkeit)<br />

Sie haben da schon wieder etwas anderes ausdrücken wollen ...<br />

(Heiterkeit)<br />

nämlich: die vor dem Erlass geborenen Mischlinge erwerben die Rechte der Weissen. Das wollten Sie<br />

erklären, nicht wahr?<br />

(Heiterkeit)<br />

Aber in Ihrer unglückseligen Mischlingssprache haben Sie wieder mal den Sinn entstellt ...<br />

(Heiterkeit)

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