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Der Juddeturm in Zons am Rhein - Fleischer-Amteroth.de

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Die Innenräume <strong>de</strong>s Turms wur<strong>de</strong>n vom Verfasser <strong>am</strong> "Tag <strong>de</strong>s<br />

offenen Denkmals 2006" vermessen. - Die Zeichnungen auf <strong>de</strong>r<br />

rechten Seite st<strong>am</strong>men aus: Paul Clemen (Hg.), Die Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />

<strong>de</strong>s Kreises Neuss, Düsseldorf 1895, S.430<br />

Innenansicht <strong>de</strong>s <strong>Jud<strong>de</strong>turm</strong>s<br />

Über e<strong>in</strong>e Außentreppe (entlang <strong>de</strong>r westl. Mauer <strong>de</strong>r<br />

Vorburg) gelangt man <strong>in</strong> das erste Obergeschoss. das e<strong>in</strong><br />

achtseitiges mit e<strong>in</strong>er Kuppel überspanntes Gemach aufweist.<br />

Die Turmmauern haben hier e<strong>in</strong>e Stärke von 2,10 m.<br />

Die Öffnung im Bo<strong>de</strong>n führt <strong>in</strong> das fenster- und türlose Erdgeschoss.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er Seilrolle und Seilw<strong>in</strong><strong>de</strong> konnten<br />

Gegenstän<strong>de</strong> und Menschen <strong>in</strong> die ca. 6,5 m tiefe F<strong>in</strong>sternis<br />

h<strong>in</strong>abgelassen wer<strong>de</strong>n. Dieser Raum diente zeitweise als<br />

Gefängnis, aber auch als Schatzk<strong>am</strong>mer. 5<br />

Vom E<strong>in</strong>gangsgeschoss geht man durch e<strong>in</strong>en engen Gang<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Turmmauer zu e<strong>in</strong>er Wen<strong>de</strong>ltreppe auf <strong>de</strong>r Ostseite<br />

<strong>de</strong>s Turmes. Über diese Treppe s<strong>in</strong>d die weiteren Obergeschosse<br />

zu erreichen. Diese haben e<strong>in</strong>en fast i<strong>de</strong>ntischen<br />

Grundriss mit 1,6 m starken Mauern. Das 2.Obergeschoss<br />

ist mit e<strong>in</strong>em offenen K<strong>am</strong><strong>in</strong> ausgestattet, <strong>de</strong>ssen Abgase<br />

durch das 3. Obergeschoss ziehen und auch diesen Raum<br />

erwärmen. Über <strong>de</strong>m 4. Obergeschoss verläuft e<strong>in</strong> gemauerter<br />

vorgekragter Umgang. Hier könnte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong><br />

Z<strong>in</strong>nenkranz gestan<strong>de</strong>n haben. 6<br />

Auf e<strong>in</strong>er Abbildung aus <strong>de</strong>r Zeit um das Jahr 1400 trägt <strong>de</strong>r<br />

<strong>Jud<strong>de</strong>turm</strong> e<strong>in</strong> spitzes Pyr<strong>am</strong>i<strong>de</strong>ndach. 7<br />

Die Templerthese für <strong>Zons</strong><br />

Immer wie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> die These aufgestellt, die Templer hätten <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> e<strong>in</strong>en Stützpunkt unterhalten, weil es bis<br />

auf <strong>de</strong>n heutigen Tag <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>Zons</strong>er Feldmark <strong>de</strong>n Flurn<strong>am</strong>en "Tempelland" gibt. 8 Diese These wird von gegenwärtigen<br />

Historikern ignoriert o<strong>de</strong>r gar "wi<strong>de</strong>rlegt". So auch von Aenne Hausmann <strong>in</strong> ihrer Dissertation von<br />

1970 über die "Geschichte von Stadt und Amt <strong>Zons</strong>": "Es ist unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass <strong>Zons</strong> e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n Tempelherren<br />

gehört habe.… Das Tempelland leitet se<strong>in</strong>en N<strong>am</strong>en wohl von <strong>de</strong>r kölnischen F<strong>am</strong>ilie <strong>de</strong> Templo her.<br />

Die F<strong>am</strong>ilie wird 1259 zum ersten Mal erwähnt. Ab 1347 s<strong>in</strong>d Besitzungen von ihnen <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> nachweisbar." 9<br />

Doch die Urkun<strong>de</strong>n, die eigentlich die Existenz von Templern <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> wi<strong>de</strong>rlegen sollen, können als Indiz für<br />

die Anwesenheit von Templern <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> <strong>in</strong>terpretiert wer<strong>de</strong>n: Aenne Hausmann bleibt <strong>de</strong>n Beweis schuldig, dass<br />

es sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n um e<strong>in</strong>e "kölnische F<strong>am</strong>ilie" und nicht etwa um Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Templeror<strong>de</strong>ns han<strong>de</strong>lt:<br />

<strong>Der</strong> 1259 <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kölner "Schre<strong>in</strong>sbüchern" (vergleichbar mit <strong>de</strong>n heutigen Grundbüchern) unter <strong>de</strong>r Plankgasse<br />

Nr.1/3 erwähnte Rudolf <strong>de</strong> Templo wird sich (bis 1312 = Auflösung <strong>de</strong>s Templeror<strong>de</strong>ns) wohl nicht <strong>de</strong><br />

Templo genannt haben dürfen, wenn er ke<strong>in</strong> Templer gewesen wäre. Er "übergibt" das Haus (von "verkaufen"<br />

ist ke<strong>in</strong>e Re<strong>de</strong>) <strong>de</strong>n Zisterzienser<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Dalheim bei Erkelenz. Die enge Verb<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>r Templer mit<br />

<strong>de</strong>n Zisterziensern geht auf Bernhard von Clairvaux zurück. Das Haus gehörte bis 1246 e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

"Verwalter aus <strong>Zons</strong>". - Im Jahr 1237 kaufte <strong>de</strong>r Magister domus <strong>in</strong> Brisike (= Breisig) <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Trankgasse das<br />

Haus Nr.9/10, das später das "Alte Templerhaus" heißt. Mutmaßlich wohnte Rudolf <strong>de</strong> Templo bereits dort,<br />

als er 1259 das Haus Nr. 1/3 an die Zisterzienser<strong>in</strong>nen übergab. 10 Die Personen Rol. <strong>de</strong> Templo und Gerardus<br />

<strong>de</strong> Templo wer<strong>de</strong>n im Zus<strong>am</strong>menhang mit <strong>de</strong>m novum Templum (ebenfalls <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kölner Trankgasse)<br />

und e<strong>in</strong>em "Templer-Komtur von Breisig" genannt und s<strong>in</strong>d ziemlich zweifelsfrei Tempelherren gewesen. 11<br />

Aenne Hausmann weist darauf h<strong>in</strong>, dass es im Jahr 1347 <strong>in</strong> <strong>de</strong>r "villa <strong>Zons</strong>" e<strong>in</strong> Haus gab, das <strong>de</strong>r Gu<strong>de</strong>, Witwe<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Templers 'henrici', gehörte. 12 Auch <strong>de</strong>r Templer Henrici wird e<strong>in</strong> Mitglied <strong>de</strong>s Templeror<strong>de</strong>ns<br />

gewesen se<strong>in</strong>. Wann er heiratete und seit wann se<strong>in</strong>e Frau Gu<strong>de</strong> Witwe war, ist nicht überliefert. Aus <strong>de</strong>n<br />

Kölner Schre<strong>in</strong>sbüchern ist zu ersehen, dass sich die Abwicklung <strong>de</strong>s Templervermögens nach <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns bis <strong>in</strong> die 30er-Jahre <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts erstreckte. 13 – Die Grafen von Jülich, die bis 1388 das<br />

Vogteirecht über <strong>Zons</strong> <strong>in</strong>nehatten, gelten als För<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>s Templeror<strong>de</strong>ns und können Henrico <strong>de</strong> Templo<br />

noch lange <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> gedul<strong>de</strong>t haben. 14 - Ab wann Templer <strong>in</strong> <strong>Zons</strong> lebten, ist nicht mehr zu ermitteln.<br />

Die "Tempelfel<strong>de</strong>r" <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Feldmark von <strong>Zons</strong> (ca.84 Morgen = ca.21 ha) sollen nach <strong>de</strong>n Templern <strong>in</strong> Köln<br />

und <strong>Zons</strong> benannt wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. 15 Doch diese "Templer" s<strong>in</strong>d Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Templeror<strong>de</strong>ns gewesen und<br />

st<strong>am</strong>men nicht aus Bürgerf<strong>am</strong>ilien mit <strong>de</strong>m N<strong>am</strong>en "<strong>de</strong> Templo"!<br />

Auch <strong>de</strong>r Verweis auf Sagen, die sich über die Templer bil<strong>de</strong>ten, ist im H<strong>in</strong>blick auf <strong>Zons</strong> nicht gerechtfertigt. 16

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