Lokales - Buntes Haus Celle
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LITERATUR<br />
Oskar Ansull<br />
ZweiGeist<br />
- Karl Emil Franzos<br />
"Wenn man in <strong>Celle</strong> lebt ... Mein<br />
Gott, wenn man in <strong>Celle</strong> lebt ..." schrieb<br />
Karl Emil Franzos in seiner Novelle<br />
>Die FreundePojaz< entdecken ließ,<br />
jenen Roman von Franzos, dem er als Rezitator dann in über<br />
100 Lesungen ein neues Publikum verschaffte. Jetzt hat er als<br />
Herausgeber mit >ZweiGeist. Karl Emil Franzos< ein<br />
Lesebuch herausgegeben, das Victor Klemperers<br />
Aufforderung, "diesen Autor nicht in Vergessenheit geraten zu<br />
lassen", nachkommt. 100 Jahre nach dem Tod des deutschjüdischen<br />
Autors stellt Ansull Biographie und wichtige<br />
Werkauszüge ebenso vor wie die Wirkungsgeschichte. Man<br />
merkt dem Lesebuch an, dass ihm eine jahrzehntelange<br />
Beschäftigung Ansulls mit dem galizischen Erzähler vorausgegangen<br />
ist.<br />
>Zweigeist< nannte Walter Benjamin mal jene biographischen<br />
Hintergründe, die auch Leben und Werk von Franzos<br />
prägten. Immer darauf bedacht, das Jüdische und das<br />
Deutsche in sich auszubalancieren, den Juden die<br />
Gedankenwelt der Aufklärung und den nicht-jüdischen<br />
Deutschen die jüdischen Lebenswelten nahe zu bringen, musste<br />
er in den letzten Jahren seines Lebens erkennen, dass diese<br />
Bemühungen am deutschnationalen Chauvinismus und<br />
Antisemitismus des Kaiserreichs zerschellten. Sein heute<br />
bekanntestes Werk, der erst nach seinem Tod veröffentlichte<br />
Roman >Der Pojaz< ist eine Geschichte dieses Scheiterns.<br />
Bekannt geworden war Franzos mit dem 1877 erschienen<br />
Novellenband >Die Juden von Barnow