Regie- und Produktionsnotizen - Eastalgia
Regie- und Produktionsnotizen - Eastalgia
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<strong>Regie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Produktionsnotizen</strong><br />
Daria Onyshchenko: EASTALGIA erzählt für mich<br />
die Geschichte von einfachen Menschen, die auf<br />
ihre Art <strong>und</strong> Weise entwurzelt wurden. Die Eltern<br />
haben die ehemalige Sowjetunion nach der Wende<br />
verlassen, um ein neues Leben für sich <strong>und</strong> ihre<br />
Kinder im Westen aufzubauen. Doch können sie ihren<br />
Kindern eine Heimat in der Ferne schenken? Wo<br />
befindet sich Heimat überhaupt? Dort, wo wir aufgewachsen<br />
sind, oder dort, wo wir starke menschliche<br />
Bindungen haben, die<br />
uns durchs Leben tragen?<br />
Und was passiert wenn die<br />
Kinder wieder zurück wollen?<br />
Diese Fragestellungen finde<br />
ich faszinierend <strong>und</strong> wichtig<br />
in unserer heutigen Zeit, davon<br />
wollte ich erzählen.<br />
Nach einer Welle der Emigration<br />
in den Westen beschließen<br />
heute immer mehr junge<br />
Leute, wieder in ihrer Heimat<br />
im Osten zu bleiben. Daria<br />
Onyshchenko ist in Kiew aufgewachsen<br />
<strong>und</strong> kennt diese<br />
Situation daher sehr genau.<br />
Und doch ist EASTALGIA kein typischer Film über<br />
Immigranten. Er behandelt eine Problematik, mit<br />
der heutzutage nahezu jeder im globalisierten Europa<br />
konfrontiert ist: Nicht mehr zu wissen, wo<br />
man hingehört. Man ist fremd in der Heimat <strong>und</strong><br />
nicht daheim in der Fremde. Feinfühlig <strong>und</strong> extrem<br />
lebendig wird dieses große Thema von EASTALGIA<br />
quasi im Vorbeigehen beleuchtet, ohne sich in<br />
den Vordergr<strong>und</strong> zu drängen. Daria Onyshchen-<br />
ko versteht es, die Figuren präzise zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> die drei verschiedenen Handlungsstränge in<br />
München, Belgrad <strong>und</strong> Kiev geschickt miteinander<br />
zu verweben. Immerhin galt es ein Ensemble von<br />
acht Hauptfiguren in drei Sprachen <strong>und</strong> in drei<br />
Ländern zu einer Geschichte zu formen. Die poetische<br />
Kamera von Erol Zubcevic, der bereits bei<br />
Onyshchenkos letztem Film Dogs of Ukrainka für<br />
die Bildsprache verantwortlich war, unterstreicht<br />
auf visueller Ebene die intensive<br />
<strong>und</strong> extrem authentische<br />
Atmosphäre des Films. Zusammen<br />
mit der Musik von<br />
Marc-Sydney Müller <strong>und</strong> Carolin<br />
Heiß (Superstrings) <strong>und</strong><br />
dem So<strong>und</strong>design von Ton-<br />
Altmeister Andre Bendocchi-<br />
Alves beschreibt EASTALGIA<br />
eine ganz besondere Nacht<br />
in Europa, in welcher sich die<br />
Schicksale von zwei Familien<br />
entscheiden.<br />
Daria Onyshchenko: Episodisches<br />
Erzählen hat mich<br />
schon immer fasziniert.<br />
Schon mein letzter Film, DOGS OF UKRAINKA war<br />
episodisch aufgebaut <strong>und</strong> spielt ebenfalls in Kiew.<br />
Für mich besteht ein besonderer Reiz darin, verschiedene<br />
Figuren, Lebenssituationen <strong>und</strong> Blickwinkel<br />
filmisch zu erforschen. EASTALGIA spielt nun<br />
in Kiew, dem Ort wo ich aufgewachsen bin, in München,<br />
wo ich studiert habe <strong>und</strong> in Belgrad, das mich<br />
als Stadt schon immer fasziniert hat. In meinem<br />
Ko-Autor Miroslav Mandic, der in Sarajewo gebo-<br />
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