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Herausgegeben von den Stadtsängern Aarau zum Jubiläum ...

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100 Jahre Stadtsänger <strong>Aarau</strong>


<strong>Herausgegeben</strong> <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> <strong>Aarau</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Jubiläum</strong> anlässlich des 100-jährigen Bestehens 1912–2012<br />

2012 © Stadtsänger <strong>Aarau</strong><br />

Fotos: Mitglieder der Stadtsänger <strong>Aarau</strong><br />

Satz und Druck: Rimoldi AG, Schöftland


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

Vorwort ....................................................................... 4<br />

Grusswort ................................................................... 5<br />

Aargauischer Kantonal-Gesangverein .......................... 6<br />

Landammann Kanton Aargau ...................................... 7<br />

Stadtammann <strong>Aarau</strong> ................................................... 8<br />

Stadtmusik <strong>Aarau</strong> ........................................................ 9<br />

Musikverein Harmonie ................................................ 11<br />

Jodlerklub <strong>Aarau</strong> .......................................................... 12<br />

Bürgerturnverein <strong>Aarau</strong> ............................................... 14<br />

Stadtsänger................................................................. 15<br />

Chorgeschichte bis zur Gründung................................ 17<br />

Die Gründungsjahre 1912 bis 1914 ............................... 22<br />

Geschichte Eidgenössischer Sängerverein .................. 24<br />

Archiv Eidgenössischer Sängerverein .......................... 26<br />

Archiv Stadtsänger ...................................................... 29<br />

Orpheus, Urahn der Stadtsänger ................................. 32<br />

Die menschliche Stimme ............................................. 33<br />

Liedgut und Noten ....................................................... 36<br />

Unser Chorleiter Christian Dillig .................................. 38<br />

Aargauer Kantonal-Gesangsfeste 1827 bis 2009 ........ 40<br />

Konzerte und Auftritte ................................................. 44<br />

Ständli- und Bettagsingen, Maienzugbankette ............ 48<br />

Grablied ...................................................................... 52<br />

Freud und Leid beim Chorgesang ............................... 54<br />

Der Chorleiter, Chordirigent oder Kantor ................... 58<br />

Alte und neue Fahne .................................................. 60<br />

Stadtsängerkleidung .................................................. 62<br />

Werbung im Verein ..................................................... 64<br />

Wahlspruch ................................................................ 66<br />

Von Ferne seid herzlich gegrüsst … ........................... 68<br />

Vereinsanlässe ........................................................... 69<br />

Weisch no? ................................................................. 72<br />

Adler und Eagle .......................................................... 76<br />

Familienpicknick und «Chöli» ...................................... 78<br />

«Löschen» .................................................................. 79<br />

Aff und Wirt ................................................................ 81<br />

Ein junger Stadtsänger berichtet ................................ 82<br />

Wandersänger ............................................................ 84<br />

Veteranenstamm ........................................................ 87<br />

Kontakte zu betagten <strong>Stadtsängern</strong> ........................... 89<br />

Erinnerungen «Lin<strong>den</strong>feld» ......................................... 90<br />

Stadtsängerfrauen ..................................................... 93<br />

Volkslieder ................................................................. 95<br />

Präsi<strong>den</strong>ten und Chorleiter SSVA-SSA .........................99<br />

Mitglieder Stadtsänger <strong>Aarau</strong> .....................................100<br />

Rückblende auf 4 Jahrzehnte ...................................... 101<br />

3


4<br />

V O R W O R T<br />

Die Stadtsänger können im Jahre 2012 ihren hundert-<br />

jährigen Geburtstag feiern. Sie tun das mit einem Festakt,<br />

einem Konzert des Schweizer Jugendchors, einer<br />

neuen Fahne und mit der Herausgabe einer <strong>Jubiläum</strong>sschrift.<br />

Die vorliegende Festschrift wirft einen Blick zurück auf<br />

100 Jahre aussergewöhnlicher Chorgeschichte. Sie gibt<br />

Auskunft über Gründung, Vereins- und Gesangstätigkeit,<br />

Reminiszenzen aus dem Sängerleben und enthält<br />

weitere interessante Beiträge. Das Eintauchen in die<br />

Geschichte des Vereins, sei es im Archiv oder in <strong>den</strong><br />

Erfahrungsschatz aktiver und ehemaliger Sänger, war<br />

eine faszinierende Aufgabe. Es war unterhaltsam und<br />

erspriesslich, in all <strong>den</strong> alten Unterlagen zu blättern<br />

und Vergangenes aus dem Vereinsleben zu erforschen.<br />

Dieser Rückblick soll dem Verein aber auch <strong>den</strong> Mut<br />

geben, sich Veränderungen nicht zu verschliessen,<br />

sondern die Zukunft gestärkt und erfolgreich zu erleben<br />

und mitzugestalten.<br />

Wir danken <strong>den</strong> Berichterstattern für ihre schriftliche und<br />

mündliche Hilfe bei der Erstellung dieser Festschrift und<br />

wünschen allen Lesern gute, anregende Unterhaltung.<br />

Das Redaktionsteam<br />

Urs Widmer<br />

Aldo Botta<br />

Erich Zuber


G R U S S W O R T<br />

Das Jahr 1912 war ein ereignisreicher<br />

Jahrgang. Auf dem<br />

Jungfraujoch wurde die Bahnstation<br />

in Betrieb genommen.<br />

Die politischen Konflikte in<br />

Europa nahmen be<strong>den</strong>klich zu<br />

und das grösste Passagierschiff<br />

die Titanic hielt nicht, was die<br />

Erbauer versprochen hatten.<br />

Da raufen sich ein paar Unentwegte<br />

zusammen und grün<strong>den</strong> <strong>den</strong> Stadtsängerverein<br />

<strong>Aarau</strong>. Dies, nachdem wenige Jahrzehnte vorher der<br />

Vorgängerchor aufgelöst wurde. Was waren ihre Beweggründe?<br />

Waren es Gleichgesinnte um die Geselligkeit zu<br />

pflegen, um ein Zeichen zu setzen, ein Frie<strong>den</strong>szeichen<br />

oder war es ganz einfach die Freude am gemeinsamen<br />

Singen? Die Gründer wussten wahrscheinlich noch nicht,<br />

dass Singen gesund ist und klug machen soll. Freude<br />

am Singen und an der Geselligkeit hat <strong>den</strong> Chor auf<br />

je<strong>den</strong> Fall bis heute zusammengehalten. Die Stadtsänger<br />

dürfen auf ein erfolgreiches Jahrhundert zurückblicken.<br />

Obwohl sich die Freizeitangebote in der Zwischenzeit<br />

multiplizierten, hat das Singen seinen Stellenwert behalten.<br />

Neue Singformen und ein aktuelles Liedgut haben<br />

Einzug gehalten in <strong>den</strong> musikalischen Alltag. Auch ein<br />

Männerchor kommt nicht darum herum, sich <strong>den</strong> neuen<br />

Randbedingungen immer wieder neu zu stellen.<br />

Diese <strong>Jubiläum</strong>sschrift möchte einen Teil der Vereinstätigkeit<br />

der letzten 100 Jahre aufzeigen. Sie möchte<br />

aber auch ein Zeichen für die Zukunft setzen, mit dem<br />

Wunsch, dass gemeinsames Singen und damit auch<br />

der Bestand der Stadtsänger <strong>Aarau</strong> weiterhin bestehen<br />

möge.<br />

Willi Müller Thurgau, Präsi<strong>den</strong>t<br />

5


6<br />

A A R G A U I S C H E R<br />

KANTONAL-GESANGVEREIN<br />

Ein lebendiger und leistungsstarker Chor in unserem Verband<br />

feiert seinen 100. Geburtstag! Ein solches <strong>Jubiläum</strong><br />

ist keine alltägliche Sache und es ist mir eine grosse<br />

Freude, <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> <strong>Aarau</strong> zu ihrem run<strong>den</strong> Geburtstag<br />

zu gratulieren – auch im Namen des gesamten<br />

Vorstandes des Aargauischen Kantonal-Gesangvereins.<br />

Ich möchte das <strong>Jubiläum</strong> auch dazu nutzen, mich bei all<br />

<strong>den</strong>jenigen zu bedanken, die diese einhundertjährige<br />

Tradition bis heute aufrechterhalten haben. Allen voran<br />

<strong>den</strong> Vorstandsmitgliedern, <strong>den</strong> Dirigenten sowie allen<br />

aktiven und passiven Sängern. Sie stellen einen grossen<br />

Teil ihrer Freizeit in <strong>den</strong> Dienst der Musik. Das ist eine<br />

schöne, eine erfüllende Aufgabe. Und sie alle tragen<br />

dazu bei, dass ganz vielen Menschen mit ihrem Gesang<br />

Freude bereitet wird.<br />

Sich um die Wiedergabe eines musikalischen Werkes zu<br />

bemühen, die Stimmung eines Liedes zu erfassen und<br />

wiederzugeben – das ist mehr als Freizeitbeschäftigung.<br />

Es beglückt und bereichert unser Leben. Diese Erfahrung<br />

machen unzählige Menschen in aller Welt in <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />

Chören und Singgemeinschaften.<br />

Ich weiss, dass es für unsere Chöre nicht leicht ist, sich<br />

auf dem vielfältigen Markt der Freizeitmöglichkeiten zu<br />

behaupten und auch junge Menschen <strong>zum</strong> Mitmachen<br />

zu animieren. Es würde mich sehr freuen, wenn die Feierlichkeiten<br />

im <strong>Jubiläum</strong>sjahr mit dazu beitragen, neue<br />

Sänger zu werben, die die erfolgreiche Geschichte des<br />

Chores auch in Zukunft fortschreiben.<br />

Möge die wunderbare Erfahrung des gemeinsamen Singens<br />

ihnen noch viele weitere Jahre erhalten bleiben!<br />

Werner Werder, Präsi<strong>den</strong>t


L A N D A M M A N N K A N T O N A A R G A U<br />

Bei meiner politischen Tätigkeit<br />

komme ich regelmässig in<br />

Kontakt mit Vereinen, die Menschen<br />

mit unterschiedlichsten<br />

Interessen zusammenführen,<br />

seien das nun sportliche,<br />

kulturelle, soziale oder andere<br />

Interessen. Doch es gibt nicht<br />

so viele Vereine, in <strong>den</strong>en Traditionen<br />

und lebendiges Kulturgut<br />

so intensiv gepflegt wer<strong>den</strong><br />

wie bei unseren <strong>Stadtsängern</strong>.<br />

Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist dies besonders<br />

wertvoll. Sie schaffen gesellschaftlichen Zusammenhalt<br />

und stellen etwas Beständiges dar. Denn wir alle wissen,<br />

dass unsere Zukunft auch eine Herkunft braucht.<br />

Gleichzeitig haben es die Stadtsänger verstan<strong>den</strong>, sich<br />

dem gesellschaftlichen und musikalischen Wandel<br />

anzupassen. Seit dem Aufblühen der Männerchöre im<br />

Verbund mit Schützen- und Turnvereinen ist viel Wasser<br />

die Aare hinabgeflossen. Der Musikgeschmack hat sich<br />

laufend verändert. In ihrer 100-jährigen Geschichte<br />

haben die Stadtsänger ihr Programm laufend angepasst.<br />

Neben dem populären Repertoire haben Sie auch immer<br />

wieder Werke der klassischen Musik erarbeitet. Auf Ihre<br />

Auszeichnungen an Gesangsfesten können Sie stolz<br />

sein. Sie prägen unsere Gesellschaft mit ihrem Gesangskünsten,<br />

sei es dass Sie mit einem bunten Strauss <strong>von</strong><br />

Melodien <strong>den</strong> neuen Stadtteil Rohr willkommen heissen,<br />

dass sie zusammen mit Musikvereinen auftreten, dass<br />

Sie die Bettagsfeier in der Kirche St. Peter und Paul<br />

begleiten oder das <strong>Aarau</strong>er Stadtfest 2010 mit kulinarischen<br />

Köstlichkeiten bereichern. Wir <strong>Aarau</strong>er sind stolz<br />

auf unsere Stadtsänger.<br />

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem 100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong> und<br />

wünsche Ihnen weiterhin viel Freude und Erfüllung im gemeinsamen<br />

Gesang. Ich selber lasse mich immer wieder<br />

gerne <strong>von</strong> Ihren Gesangskünsten einnehmen.<br />

Dr. Urs Hofmann, Landammann<br />

Vorsteher Departement Volkswirtschaft und Inneres<br />

7


8<br />

STADTAMMANN AARAU<br />

Seit seiner Gründung hat der Stadtsängerverein das<br />

gesellschaftliche Leben <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong> mitgeprägt. Heute<br />

dürfen die Stadtsänger ihr 100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong> feiern und<br />

dazu gratuliere ich im Namen des Stadtrates herzlich.<br />

Musik und Gesang, so wie sie die Stadtsänger bei ihren<br />

Proben und Auftritten pflegen, gehören <strong>zum</strong> Bindegewebe<br />

unserer Gesellschaft. Es sind ästhetische Disziplinen,<br />

die die Eigenschaft des Zusammenhalts in sich bergen.<br />

Theodor Gottlieb <strong>von</strong> Hippel (1741–1796) hat einmal sehr<br />

treffend gesagt: «Sprich, und du bist mein Mitmensch!<br />

Singe und wir sind Brüder und Schwestern!»<br />

Singen verbindet – darüber hinaus macht es bekanntlich<br />

auch glücklich und gesund. Glück oder Zufrie<strong>den</strong>heit<br />

erfahren aber nicht nur die Sängerinnen und Sänger<br />

selber, sondern auch das Publikum. Die Stadtsänger<br />

beglücken ihre Zuhörerinnen und Zuhörer regelmässig<br />

während ihren Konzerten oder während des Ständlisingens<br />

in <strong>den</strong> Alters- und Pflegeheimen.<br />

Wer hundert Jahre alt wird, hat meist eine ereignisreiche<br />

Geschichte zu erzählen. Diese Festschrift, die Sie in <strong>den</strong><br />

Hän<strong>den</strong> halten, beleuchtet die verschie<strong>den</strong>en Facetten<br />

der Vereinsgeschichte und des heutigen Stadtsängerlebens<br />

gleichermassen. Sie ist ein wahrhaftes Potpourri<br />

gewor<strong>den</strong> – zwar nicht eines an beliebten Melodien,<br />

jedoch eines an verschie<strong>den</strong>en interessanten Inhalten.<br />

Ich gratuliere <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> nochmals zu ihrem<br />

run<strong>den</strong> <strong>Jubiläum</strong> sowie zur vorliegen<strong>den</strong> Festschrift und<br />

wünsche ihnen für das kommende Centenarium weiterhin<br />

viel Freude am Singen in der Gemeinschaft.<br />

Marcel Guignard


S T A D T M U S I K A A R A U<br />

Die Stadtmusik <strong>Aarau</strong> gratuliert <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> <strong>Aarau</strong><br />

herzlich zu ihrem 100-jährigen Bestand. Wir freuen<br />

uns, dass die Stadtsänger dieses grossartige <strong>Jubiläum</strong><br />

begehen können, sind die Stadtmusik und die Stadtsänger<br />

doch gemeinsam auf dem Platz <strong>Aarau</strong> aktiv um die<br />

Förderung des musikalischen Lebens bemüht.<br />

Bereits ein Jahr vor der eigentlichen Gründung des Stadtsängervereins<br />

trafen sich die Stadtmusik und die «Stadtsänger»<br />

an einer gemeinsam gestalteten 1.-August-Feier<br />

des Jahres 1911 vor dem soeben eingeweihten Zelglischulhaus.<br />

Wir waren demnach schon zusammen aktiv,<br />

als die Stadtsänger noch gar nicht offiziell gegründet<br />

waren. Es waren wohl die späteren Gründungsmitglieder<br />

der Stadtsänger, welche 1911 zusammen mit der Stadtmusik<br />

an der 1.-August-Feier dabei waren. Möglicherweise<br />

ist die Idee zur späteren Gründung der Stadtsänger in<br />

jenen ersten Augusttagen entstan<strong>den</strong> und gereift.<br />

Im Jahre 1912 wurde der FC <strong>Aarau</strong> <strong>zum</strong> ersten Mal<br />

Schweizer Meister. Im gleichen Jahr trat das Passagierschiff<br />

Titanic seine Jungfernfahrt an. In diesem Umfeld<br />

sind die Stadtsänger in <strong>Aarau</strong> zur Gründung eines<br />

eigenen Vereins geschritten. 1912 war somit für die Welt<br />

wie auch für die Stadt <strong>Aarau</strong> ein ereignisreiches Jahr,<br />

mindestens was das Vereinswesen betrifft.<br />

Die Stadtsänger und die Stadtmusik haben nicht nur das<br />

musikalische Interesse gemeinsam, sondern pflegen daneben<br />

auch die Geselligkeit und Kameradschaft. Beides<br />

gehört zusammen und kann nicht <strong>von</strong>einander getrennt<br />

wer<strong>den</strong>. Gemeinsam mit Kamera<strong>den</strong> lässt sich eben<br />

besser singen und musizieren!<br />

Im Jahre 1937 hat die Stadtmusik anlässlich des 25-Jahr-<br />

<strong>Jubiläum</strong>s der Stadtsänger mitgewirkt. Fünf Jahre<br />

später war die Stadtmusik an der Jahrhundertfeier des<br />

eidgenössischen Sängervereins am Festumzug dabei<br />

und wirkte an zwei Abendunterhaltungen in der Festhütte<br />

mit. Im Jahre 1948 versammelten sich in <strong>Aarau</strong> die<br />

Vorstände der vier grossen eidgenössischen Verbände,<br />

nämlich der Schützen, Turner, Sänger und Musiker, zu<br />

einer gemeinsamen Feier anlässlich des 700-jährigen<br />

Bestehens der Stadt <strong>Aarau</strong>. 1972 startete die Stadtmusik<br />

zusammen mit <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> und dem Cäcilienverein<br />

ein gemeinsames Vereinsblatt mit dem Namen<br />

9


10<br />

«<strong>Aarau</strong>er Musikus». Im Jahre 2000 ist diese Publikation<br />

<strong>zum</strong> letzten Mal erschienen. 1987 haben die Stadtsänger<br />

mit dem Frauenchor Cäcilienverein und der Stadtmusik<br />

ein gemeinsames Kirchenkonzert abgehalten. 1998<br />

führten wir zusammen die eindrückliche Welturaufführung<br />

des «Te Deum» <strong>von</strong> Jeffrey Stone am Schlusstag der<br />

<strong>Jubiläum</strong>sfeierlichkeiten «Aargrandissimo» am Sonntagmorgen<br />

auf der grossen Aarebühne auf. 1999 bestritten<br />

wir in der katholischen Kirche <strong>Aarau</strong> ein Gemeinschaftskonzert,<br />

zusammen mit dem Frauenchor Cäcilienverein<br />

<strong>Aarau</strong>. Als Hauptwerk gelangte wiederum das «Te Deum»<br />

<strong>von</strong> Jeffrey Stone zur Aufführung.<br />

Die Liste der gemeinsamen Anlässe könnte wohl noch<br />

erweitert wer<strong>den</strong>, weitere Hinweise sind jedoch in unseren<br />

Archivalien schwer auffindbar. Wahrscheinlich gab es<br />

nie Mitglieder, welche gleichzeitig bei <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong><br />

und der Stadtmusik Mitglied waren, <strong>den</strong>n die Stadtmusik<br />

probt jeweils am Montagabend und am Donnerstagabend,<br />

während die Stadtsänger ihren Probetag am<br />

Dienstagabend abhalten. Drei Abende pro Woche wäre<br />

wohl zu viel des Guten. Aber einzelne Mitglieder waren<br />

und sind sich <strong>den</strong>noch freundschaftlich verbun<strong>den</strong>.<br />

Die Stadtmusik wünscht <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> weitere<br />

100 Jahre gelungene Vereinsaktivitäten und erfolgreiche<br />

Konzerte.<br />

Rolf Häusler


M U S I K V E R E I N H A R M O N I E<br />

Musik verbindet Menschen, egal ob als Publikum oder<br />

als Aktive.<br />

Beide Seiten sind wichtige Bestandteile für die Entwicklung<br />

der unendlichen Vielfalt der Musik.<br />

Um 100 Jahre im Verein gemeinsam Musik zu machen<br />

braucht es Mut, sich dem wandeln<strong>den</strong> Geschmack des<br />

Publikums anzupassen und das Gespür, sich <strong>den</strong>noch als<br />

Verein treu zu bleiben.<br />

Dies braucht eine starke Gemeinschaft, welche fest<br />

entschlossen ist, die Höhen und Tiefen gemeinsam zu<br />

meistern.<br />

Mit eurem diesjährigen <strong>Jubiläum</strong> dürft ihr mit Stolz auf<br />

die vergangenen 100 Jahre zurückblicken und mit Zuversicht<br />

die nächsten 100 Jahre in Angriff nehmen.<br />

Bestimmt könnten auch ehemalige Mitglieder unseres<br />

Vereins <strong>von</strong> gemeinsamen Erlebnissen berichten. Doch<br />

ist uns die jüngste Vergangenheit am nächsten. So<br />

erinnern wir uns sehr gerne an unser gemeinsames Früh-<br />

lingskonzert 2009<br />

zurück. Musikalisch,<br />

engagiert,<br />

humorvoll und<br />

zuvorkommend,<br />

haben wir euch in<br />

der schönen Zeit<br />

der Vorbereitung<br />

und am Konzert<br />

selbst erlebt. Es<br />

war für uns eine<br />

grosse Freude mit<br />

euch zusammen<br />

Musik zu machen.<br />

Liebe Stadtsänger, wir gratulieren euch ganz herzlich<br />

<strong>zum</strong> 100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong> und freuen uns auf weitere schöne<br />

Momente mit euch.<br />

Jean-Pierre Meyer<br />

11


12<br />

J O D L E R K L U B A A R A U<br />

Im Namen des Jodlerklubs <strong>Aarau</strong> gratuliere ich ganz<br />

herzlich <strong>zum</strong> 100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong> des Vereins. Alle Vereinsmitglieder<br />

können stolz darauf sein, diesem traditionsreichen<br />

Verein anzugehören.<br />

In unserer multimedialen Welt hat der Gesang nach wie<br />

vor einen grossen Stellenwert. Die aktuelle Diskussion<br />

um Jugend und Bildung zeigt, dass wir wieder mehr Wert<br />

auf die musische Ausbildung legen müssen. Dass der<br />

Gesang in <strong>Aarau</strong> seinen festen Platz im kulturellen Leben<br />

hat, liegt an der konsequenten Arbeit der Gesangsvereine.<br />

Die acht Chorgruppen: Stadtsänger, Jodlerklub,<br />

Frauenchor, Kammerchor, Kirchenchöre, Vokalisten und<br />

die Chortruppe «Chor&bündig» zeigen, dass unermüdliche<br />

Arbeit gut in der Bevölkerung aufgenommen wird.<br />

Wie Studien zeigen wird mit dem Gesang die geistige<br />

Entwicklung gefördert. Er befähigt <strong>zum</strong> kreativen Denken.<br />

Ein weiterer wichtiger Effekt ist die harmonische<br />

Einbindung in die Gesellschaft. Der persönliche Kontakt<br />

ist in der heutigen Zeit der computerisierten Kommunikation<br />

ein wichtiger Bestandteil. Ausserdem dient der<br />

Chorgesang durch bewusstes Atmen der Gesundheit<br />

und verbessert die Durchblutung des gesamten Körpers.<br />

Das Gehirn bleibt lebendig, weil immer wieder neue<br />

Lieder eingeübt wer<strong>den</strong>. Singen ist auch eine Sprache<br />

der Seele, die jedem <strong>von</strong> uns in die Wiege gelegt wurde.<br />

Singen bringt zudem Gefühle in Fluss und verhilft dazu,<br />

diese in positive Energien umzuwandeln und verschie<strong>den</strong>e<br />

Stimmungslagen auszudrücken. Den Studien nach<br />

ist es fast ein Muss in einem Chor aktiv zu singen, <strong>den</strong>n<br />

der Chorgesang ist in vielen Bereichen wohltuend für die<br />

Sängerinnen und Sänger. Gemeinsames Singen verbindet<br />

die Menschen. Chorgesang macht Freude <strong>den</strong>en, die<br />

ihn ausüben wie jenen, die ihm zuhören.<br />

In einer Zeit, in der man sich Spitzenchöre jederzeit auf<br />

<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten Medien ins Wohnzimmer holen<br />

kann, ist es nicht selbstverständlich, regelmässig an<br />

Proben eines Chores teilzunehmen. Umso erfreulicher<br />

ist es, dass immer wieder Damen und Herren Woche für<br />

Woche zusammenkommen, um Stücke zu erarbeiten. Das<br />

gemeinsame Einstudieren, Festigen, Gestalten und das<br />

spätere Aufführen des Geübten ist zwar oftmals mit viel<br />

Arbeit verbun<strong>den</strong>, die sich aber auszahlt, wenn man Erfolg<br />

hat und anderen Menschen eine Freude bereiten kann.


Der Jodlerklub <strong>Aarau</strong> wünscht <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> <strong>Aarau</strong>,<br />

dem Vereinsvorstand und dem Dirigenten ein frohes<br />

Jubeljahr und für die kommen<strong>den</strong> 100 Jahre Durchhaltewillen,<br />

Freude am Singen und Dankbarkeit für die wunderschönen<br />

musikalischen Kompositionen, die uns im<br />

Laufe der Jahrhunderte geschenkt wor<strong>den</strong> sind, getreu<br />

der Spruchweisheit:<br />

«Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer<br />

Glück, <strong>den</strong>n die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne<br />

Herz zurück».<br />

Moritz Hunziker<br />

13


14<br />

B Ü R G E R T U R N V E R E I N A A R A U<br />

Gesungen wird in unserem Verein, dem Bürgerturnverein<br />

<strong>Aarau</strong> auch.<br />

Jeweils vor Turnbeginn oder vor der Generalversammlung<br />

singen wir das Turnerlied. An gesellschaftlichen<br />

Anlässen wie Turnfahrten, Racletteabend, Wettkämpfen<br />

usw. vergrössert sich natürlich das Spektrum der Lieder.<br />

Wie der Stadtsänger <strong>den</strong> hohen und tiefen Ton treffen<br />

muss, gilt es bei <strong>den</strong> Turnern in der Leichtathletik die<br />

hohe Latte im Hoch- und Stabhochsprung richtig zu<br />

überqueren, im Volleyball im richtigen Moment über die<br />

hohe Netzkante zu spielen, oder beim Unihockey – und<br />

Fussballspielen <strong>den</strong> Ball tief zu halten. So gesehen,<br />

fin<strong>den</strong> sich zwischen Turner und dem Sänger gewisse<br />

Ähnlichkeiten.<br />

Der Bürgerturnverein <strong>Aarau</strong> gratuliert <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong><br />

<strong>Aarau</strong> <strong>zum</strong> 100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong> des Vereins ganz herzlich<br />

und wünscht für die Zukunft viel Erfolg.


STADTSÄNGER<br />

Wenn die Stadtsänger <strong>Aarau</strong> auf 100 Jahre seit ihrer<br />

Gründung blicken, dann darf man gerne zu diesem<br />

<strong>Jubiläum</strong> re<strong>den</strong> und schreiben. Natürlich und in erster<br />

Linie singen die Stadtsänger und sie tun es auf beachtlichem<br />

Niveau. Sie sind aber nicht nur ein Verein<br />

<strong>von</strong> sangesfreudigen Herren, sondern sie erfüllen<br />

auch eine gesellschaftliche Funktion. In ihrem eigenen<br />

Kreise sind die Stadtsänger ein Verein <strong>von</strong> einander<br />

wohlgesinnten Männern in gefestigten Positionen<br />

des Lebens. Neben <strong>den</strong> Singproben und <strong>den</strong> Konzerten<br />

pflegt man gerne die Geselligkeit. Nach aussen<br />

hin treten die Stadtsänger bei ihren Auftritten und<br />

Konzerten in Erscheinung. Sie begleiten auch verstorbene<br />

Vereinsmitglieder, indem sie bei der Trauerfeier<br />

im An<strong>den</strong>ken an <strong>den</strong> Verstorbenen und <strong>zum</strong> Troste der<br />

Angehörigen singen.<br />

Der Begriff «Stadtsänger» sagt schon viel: er drückt<br />

aus, dass die Stadt und die Sänger zusammengehören.<br />

Die Wortverbindung weist auf eine ganz besondere<br />

Verbun<strong>den</strong>heit mit der Stadt hin. So ist es auch mit der<br />

Stadtkirche, dem Stadtmuseum, dem Stadtbach, der<br />

Stadtmusik. Was wäre die Stadt ohne Kirche, Bach, Mu-<br />

seum, Musik! Die Stadtsänger sind die Sänger der Stadt,<br />

die Sänger für die Stadt.<br />

Die Gesangsvereine haben ihre Wurzeln letztlich bei <strong>den</strong><br />

Minnesängern des Mittelalters. Diese waren Sänger, die<br />

<strong>von</strong> einem fürstlichen Hof <strong>zum</strong> andern zogen. Die Städte<br />

haben dann diese höfische Kultur in der Form übernommen,<br />

dass in bürgerlichen Handwerkerkreisen Vereinigungen<br />

entstan<strong>den</strong>, die Lieder nach strengen Regeln<br />

dichteten, komponierten und sangen. Man <strong>den</strong>ke nur an<br />

die Meistersinger <strong>von</strong> Nürnberg des 16. Jahrhunderts, so<br />

wie sie in der Oper <strong>von</strong> Richard Wagner gezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

Die letzten dieser Meistersinger in Memmingen wur<strong>den</strong><br />

erst 1872 aufgelöst. Ihr letzter aktiver Meistersinger<br />

starb 1922 ebenda. Innerhalb der neueren Sängerbewegung<br />

in der Form <strong>von</strong> Liedertafeln und Gesangsvereinen<br />

sind 1912 die <strong>Aarau</strong>er Stadtsänger relativ spät entstan<strong>den</strong>.<br />

Die Rapperswiler und die Winterthurer Stadtsänger<br />

wur<strong>den</strong> anfangs 19. Jahrhundert gegründet. Diese<br />

Gründungen erfolgten in einer Zeit, wo im deutschen<br />

Kulturraum im Umfeld des erwachen<strong>den</strong> Nationalgefühls<br />

eine starke Bewegung hin <strong>zum</strong> Chorgesang ohne instrumentale<br />

Begleitung stattfand. Diese Verbindung mit<br />

15


16<br />

dem Nationalen und dem Heimatlichen war auch in der<br />

Schweiz ausgeprägt vorhan<strong>den</strong>. Wenn vor allem Männerchöre<br />

gegründet wur<strong>den</strong>, so liegt der Grund wohl in<br />

der dominieren<strong>den</strong> Stellung der Männer ausserhalb der<br />

Familie. Das Schweizerische Zivilgesetzbuch <strong>von</strong> 1907<br />

statuierte im Familienrecht in Art. 161 ja ganz lapidar:<br />

Sie (die Frau) führt <strong>den</strong> Haushalt. Die Romantik und das<br />

Gefühl für Heimat waren ein satter Nährbo<strong>den</strong> für die<br />

Kultur der Männerchöre. Das gemeinsame Singen war<br />

auch ein wichtiger Bestandteil im Leben der Stu<strong>den</strong>tenverbindungen.<br />

Gleichzeitig mit dem Aufblühen der Kultur<br />

der Männerchöre wur<strong>den</strong> auch viele Turnvereine und<br />

Schützenvereine gegründet, wo der Körper ertüchtigt<br />

und die Schiessfertigkeit gepflegt wurde. Heute schaut<br />

man sich mit etwas Nostalgie Dokumente und Fotografien<br />

<strong>von</strong> Sänger-, Schützen- und Turnerfesten an, wie sie<br />

noch bis im 20. Jahrhundert im <strong>Aarau</strong>er Schachen stattfan<strong>den</strong>.<br />

Der kulturelle und gesellschaftliche Hintergrund<br />

für solche Feste hat sich stark verändert.<br />

In der Zeit zwischen 1950 und 1970 erstarkte die Bewegung<br />

der Männerchöre zwar wieder. In diesen Jahren<br />

nach dem zweiten Weltkrieg wur<strong>den</strong> traditionelle Werte<br />

wie Heimat und Familie wieder vermehrt geachtet. Heute<br />

im 21. Jahrhundert jedoch, 100 Jahre nach der Gründung,<br />

richten die Stadtsänger ihr alltägliches Repertoire mehr<br />

nach internationalen Quellen aus. Neben dem populären<br />

Repertoire erarbeiten sich die Stadtsänger auch Werke<br />

der klassischen Musik. Sie veranstalten Konzerte, in<br />

<strong>den</strong>en Kompositionen für Chor, Solisten und Orchester<br />

dargeboten wer<strong>den</strong>. Und so kommt es immer wieder zu<br />

schönen und gut besuchten Aufführungen. Der Schreibende<br />

<strong>den</strong>kt dabei an eigene beglückende Erlebnisse mit<br />

Werken <strong>von</strong> Bizet, Cherubini, Puccini und anderen.<br />

So sind die Stadtsänger im Leben der Stadt unverzichtbar<br />

gewor<strong>den</strong>.<br />

Bei ihren offiziellen Auftritten verkörpern die älteren<br />

Herren in Dunkelblau und mit weinrotem Schlips, je nach<br />

Anlass, eine elegante Solidität, manchmal ernst und<br />

manchmal heiter: die Sangeskunst, die Stadtsänger, sie<br />

leben weiter!<br />

Andreas Hemmeler


C H O R G E S C H I C H T E B I S Z U R G R Ü N D U N G<br />

Entwicklung bis Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

In keinem andern Land wird der Chorgesang seit<br />

Jahrhunderten so gepflegt wie in der Schweiz. Ein<br />

Grund dafür liegt in der geschichtlichen Entwicklung.<br />

Seit dem ausgehen<strong>den</strong> Mittelalter ist die Schweiz ein<br />

demokratisch gestaltetes Land, das kein höfisches<br />

Leben und daher weder Hofkapellen noch Opern<br />

und Solisten gekannt hat. Deshalb erfasste hier der<br />

Chorgesang früher als andernorts alle Schichten des<br />

Volkes. Die älteste Stätte des Chorgesangs ist auch in<br />

der Schweiz die Kirche. Das Kloster St. Gallen verfügte<br />

über die berühmteste Sängerschule des Mittelalters.<br />

Hochkarätige Musiker schrieben Werke für die Liturgie<br />

und unterrichteten die Söhne der Freien und Adligen in<br />

<strong>den</strong> Klosterschulen im Gesang und in der Musik. Das<br />

gemeine Volk hatte keinen Zugang zu diesen Schulen.<br />

Es sang im Gottesdienst <strong>zum</strong> Lobe Gottes <strong>den</strong><br />

schlichten einstimmigen, später auch vierstimmigen<br />

Gemeindegesang.<br />

Waren früher nur der einstimmige Gesang, der gregorianische<br />

Choral und das Volkslied gepflegt wor<strong>den</strong>, so<br />

verbreitete sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch<br />

der mehrstimmige Chorsatz im deutschen Raum. Die<br />

Beginn des Graduales «Tu es Deus» in Quadratnotation <strong>von</strong> 1908<br />

Chorkomposition erlebte in der Folge eine hohe Blüte.<br />

In der Reformationszeit verbannte Huldrych Zwingli <strong>den</strong><br />

Gesang aus der Zürcher Kirche. Johannes Calvin führte<br />

dann <strong>den</strong> einstimmigen, unbegleiteten Psalmengesang<br />

als Kirchenlied ein. Der Komponist Claude Goudimel<br />

vertonte die Psalmen vierstimmig und fasste sie in einem<br />

Chorbuch zusammen.<br />

17


18<br />

Zur Pflege dieses kirchlichen Liedguts auch ausserhalb<br />

der Kirche entstan<strong>den</strong> in der Folge vielerorts «Collegiae<br />

musicae», sogenannte musikalische Kränzchen. So<br />

ist auch in <strong>Aarau</strong> zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein<br />

Musikkollegium gegründet wor<strong>den</strong>. Der Zweck dieser<br />

Vereinigung war in erster Linie die Pflege der Instrumentalmusik.<br />

Aus einzelnen Bemerkungen aber geht hervor,<br />

dass der grosse Eifer, <strong>den</strong> die Gründer an <strong>den</strong> Tag legten<br />

sich auch auf die Pflege der Vokalmusik erstreckte. Ein<br />

aus dem Jahre 1710 stammendes Donatorenbuch der<br />

im Jahre 1704 ins Leben gerufenen «Musikgesellschaft<br />

<strong>Aarau</strong>» ist das älteste Dokument, das vom musikalischen<br />

Leben in der alten Aarestadt Kenntnis gibt.<br />

In <strong>den</strong> im Stadtarchiv aufbewahrten, mit Goldschnitt<br />

und Messingbeschlägen versehenen Bände sind die<br />

folgen<strong>den</strong> Herren als Gründer und Donatoren mit<br />

ihren Wappen eingetragen: Hans Heinrich Haberstock,<br />

Baumeister und Ratsmitglied; Dr. med. Hans Jakob<br />

Steffani, Stadtphysikus und Spitalarzt; Johann Konrad<br />

Schmuziger, Pfarrer und Lateinschullehrer; Salomon<br />

Imhof, Apotheker, Ratsmitglied und Schützenmeister.<br />

Als Direktor, Dictator genannt, funktionierte Herr Johann<br />

Heinrich Kyburz <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong>, Provisor an der Lateinschule.<br />

Vom Jahre 1750 an scheint ihre Tätigkeit jedoch nicht<br />

mehr <strong>von</strong> Belang gewesen zu sein, <strong>den</strong>n aus flüchtig<br />

hingeworfenen Notizen sind erst im Jahre 1768 wieder<br />

neue Namen <strong>von</strong> Personen eingetragen, die sich der<br />

Gesellschaft wieder anschlossen und sie zu neuer Blüte<br />

brachten.<br />

Zum eigentlichen Mittelpunkt einer neuen Entwicklung<br />

des Chorgesanges wur<strong>den</strong> Wetzikon und die Stadt Zürich.<br />

1754 gründete Pfr. Johannes Schmidlin in Wetzikon<br />

<strong>den</strong> ersten, aus 200 Männern und Frauen bestehen<strong>den</strong><br />

volkstümlichen Gesangsverein. Angeregt durch die<br />

Dichtungen <strong>von</strong> Johann Kaspar Lavater komponierte<br />

Schmidlin die 1769 erschienen «Schweizerlieder» und<br />

wurde damit <strong>zum</strong> Begründer der weltlichen Liedkompositionen<br />

in der Schweiz. Auch Schmidlins Schüler Heinrich<br />

Egli, Johann Jakob Walder und Hans Georg Nägeli,<br />

welche die sog. Wetziker-Schule bildeten komponierten<br />

weltliche Lieder. Erst im 19. Jahrhundert hat der<br />

später als Schweizer Sängervater verehrte Hans Georg<br />

Nägeli <strong>den</strong> Chorgesang des Volkes aus dem kirchlichen<br />

Gottesdienst gelöst. Begeistert <strong>von</strong> der Volksbildungs-


lehre Heinrich Pestalozzis wollte er das Volk über <strong>den</strong><br />

Chorgesang musikalisch bil<strong>den</strong>.<br />

1805 initiierte Hans Georg Nägeli in Zürich mit dem<br />

Singinstitut die erste nicht kirchliche Sängerschule. Es<br />

bestand zunächst aus einem gemischten Chor, dem bald<br />

ein Kinderchor und ein Männerchor angegliedert wur<strong>den</strong>.<br />

Für diesen Männerchor schrieb Nägeli erstmals weltliche<br />

vierstimmige Chorsätze nur für Männerstimmen. Nägelis<br />

Ziel war nicht die hohe Kunst, sondern die musikalische<br />

und moralische Bildung des Volkes durch <strong>den</strong> Gesang.<br />

Entsprechend moralisierend sind die Texte, die er dafür<br />

vertonte. 1817 veröffentlichte er seine vierstimmigen<br />

Lieder in einer «Gesangsbildungslehre für Männerchor».<br />

Dieser Lehrgang machte schnell in der ganzen Schweiz<br />

Schule und zog zahlreiche Gründungen <strong>von</strong> Männerchören<br />

nach sich.<br />

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts änderten sich die<br />

Grundzüge des schweizerischen Musiklebens. Die Gründung<br />

<strong>von</strong> örtlichen Vereinen und Gesellschaften sind<br />

Zeichen dieser Wandlung. Die Musikpflege wächst nun<br />

in die Breite. In <strong>den</strong> Kantonen schlossen sich Männer-<br />

chöre zu Verbän<strong>den</strong> zusammen, so auch 1827 im Kanton<br />

Aargau. Die neuen Kantonalverbände veranstalteten<br />

nun in regelmässigen Abstän<strong>den</strong> ihre Feiern. Eines der<br />

wichtigsten Kantonalen Sängerfeste war jenes des Aargauischen<br />

Kantonalverbands <strong>von</strong> 1842. Zu diesem Fest<br />

wur<strong>den</strong> erstmals auch Männerchöre anderer Kantone<br />

eingela<strong>den</strong>, was dann zur Gründung des Eidgenössischen<br />

Sängervereins führte.<br />

Das musikalische Leben in <strong>Aarau</strong> trotzte <strong>den</strong> Stürmen<br />

der Revolution und pulsierte weiter. Aus dieser Periode<br />

(bis 1812) existieren keine schriftlichen Überlieferungen<br />

aus <strong>den</strong>en Näheres über die musikalische Tätigkeit in<br />

<strong>Aarau</strong> entnommen wer<strong>den</strong> könnte. 1802, anlässlich der<br />

feierlichen Eröffnung der alten Kantonsschule, wird die<br />

Aufführung eines Instrumentalsatzes und einer Kantate<br />

durch die Musikvereine <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong> erwähnt. 1812<br />

erfolgte die Gründung einer neuen Orchestergesellschaft.<br />

Um diese Zeit haben sich die in <strong>Aarau</strong> an der<br />

Stadtschule, der Kantonsschule und am Lehrerseminar<br />

amtieren<strong>den</strong> Gesanglehrer Friedrich Wagner, Johann<br />

Greith (Komponist des Rütliliedes) und Michael Traugott<br />

Pfeiffer intensiv <strong>den</strong> existieren<strong>den</strong> Instrumental- und<br />

19


20<br />

Vokalvereinen angenommen. 1830 wir die Casino-Gesellschaft<br />

gegründet und in der Folge das Casino gebaut.<br />

Aus Programmen ergeben sich Anhaltspunkte, dass in<br />

<strong>Aarau</strong> zu dieser Zeit ein Gesangverein und eine Musikgesellschaft<br />

existierten. Die «Winterkonzerte» wur<strong>den</strong> im<br />

Gasthof Rössli oder im Casino und die «Sommerkonzerte»<br />

in der Stadtkirche aufgeführt. Die Leitung oblag dem<br />

als Gesanglehrer an <strong>den</strong> <strong>Aarau</strong>er Schulen wirken<strong>den</strong><br />

Theodor Fröhlich aus Brugg.<br />

Später trat ein selbständiger Männerchor <strong>Aarau</strong><br />

hinzu. Dieser erste Männerchor in <strong>Aarau</strong> dürfte bereits<br />

kurz nach der Jahrhundertwende gegründet wor<strong>den</strong> und<br />

1836 wieder eingeschlafen sein. Eine Protokollnotiz des<br />

«Zofinger Bezirks-Männerchor» aus dieser Zeit berichtet<br />

<strong>von</strong> einer «ernstlichen Krise im Aargauischen Kantonalgesangverein<br />

wofür die Männerchöre <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong>,<br />

Brugg, Lenzburg und Zurzach Zeugnis geben». In <strong>Aarau</strong><br />

müssen offenbar schon bald wieder tatkräftige Sänger<br />

im Männerchor gesungen haben, <strong>den</strong>n dieser Verein<br />

(12 Mitglieder, darunter nur 2 Stadtbürger) führte <strong>den</strong><br />

kantonalen Sängertag vom 5. Juni 1842 durch, <strong>von</strong> welchem<br />

dann die Gründung des Eidg. Sängervereins<br />

ausging. Dass in jenen Jahren ernsthaft musiziert wurde<br />

geht auch daraus hervor, dass am 12. Juni 1836 Mozarts<br />

«Requiem» und Naumanns «Vater unser» zur Aufführung<br />

gelangten.<br />

Seit 1838 waren der Gesangverein (Gemischter<br />

Chor) und die Musikgesellschaft (Orchesterverein)<br />

miteinander verbun<strong>den</strong> und musizierten unter einer<br />

gemeinsamen Direktion. Die oberste Leitung hatte<br />

die Casino-Gesellschaft inne, welche für die Wahl und<br />

die Honorierung des musikalischen Direktors besorgt<br />

war. Häufige Direktionswechsel in diesem Jahrzehnt<br />

mögen dazu geführt haben, dass man bereits im Jahre<br />

1850 einen Verein mit 3 Abteilungen führte: Orchester,<br />

Gemischter Chor und Männerchor. Die Gründung des<br />

Cäcilienvereins erfolgte dann im Herbst des gleichen<br />

Jahres. Die bis anhin selbständigen Vereine: Musikgesellschaft<br />

(Orchesterverein) und Gesangverein (Gemischter<br />

Chor) schlossen sich sofort dem neuen Verein<br />

an. Der Männerchor <strong>Aarau</strong> blieb jedoch weiterhin<br />

selbständig. Von diesem Zeitpunkt an, beginnt neues<br />

und erfolgreiches Leben in <strong>den</strong> musikalischen Bestrebungen<br />

der aargauischen Kantonshauptstadt.


Herr Landammann Dr. med. F. J. Wieland, seit Jahren<br />

der Nervus rerum des musikalischen Lebens <strong>von</strong><br />

<strong>Aarau</strong>, übernimmt mit einem Stab bewährter Mitglieder<br />

die administrative Leitung des Cäcilienvereins.<br />

Als musikalischer Leiter amtet Direktor E. Riedel <strong>von</strong><br />

Rheinpreussen. Um 1857 wird der Männerchor <strong>Aarau</strong><br />

aufgelöst, um schon nach einem Jahrzehnt mit der<br />

Gründung des Sängerbund <strong>Aarau</strong> wiederum als<br />

selbständiger Männerchor weiter zu wirken.<br />

Ganz besonders war es aber der 1850 neu erstan<strong>den</strong>e<br />

Männerchor des Cäcilienvereins, der ab 1864 mit<br />

Eusebius Käslin als musikalischem Leiter <strong>von</strong> <strong>den</strong> eidg.<br />

Sängerfesten Sieg um Sieg heimführen konnte. Aber<br />

auch in <strong>Aarau</strong> selbst sorgte dieser musikalische Leiter<br />

für vorzüglich einstudierte musikalische Darbietungen<br />

mit <strong>den</strong> anderen Abteilungen des Cäcilienvereins. Als<br />

dann 1883 der Saalbau mit genügend Raum für grosse<br />

Konzertaufführungen entstand, entfaltete sich das musikalische<br />

Leben in <strong>Aarau</strong> zu voller Blüte. Aus <strong>den</strong> Reihen<br />

der Orchesterabteilung des Cäcilienvereins bildete sich<br />

1889 unter der Direktion <strong>von</strong> Herr F. Thom, Militär-Musikdirektor<br />

ein selbständiger Orchesterverein.<br />

Der Männerchor des Cäcilienvereins und der Sängerbund<br />

<strong>Aarau</strong> vereinbaren in einem ersten Statut am<br />

16. Juni 1911, bei besonderen Anlässen gemeinsam<br />

aufzutreten und bil<strong>den</strong> zu diesem Behufe einen Verein<br />

unter dem Namen:<br />

«Stadtsängerverein <strong>Aarau</strong>»<br />

Am 5. Oktober 1912 erfolgt die Unterzeichnung<br />

des Fusionsvertrages und an der Generalversammlung<br />

vom 10. Oktober 1912 wer<strong>den</strong> die<br />

ersten Statuten des «Stadtsängerverein <strong>Aarau</strong>»<br />

genehmigt.<br />

Karl Schönenberger<br />

Quellennachweis:<br />

Eidgenössischer Sängerverein; Festschrift 1842–1892/Arnold Niggli · Aus dem<br />

Musikleben <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong>; Cäcilienverein <strong>Aarau</strong>/Robert Kieser-Dammbach, August<br />

1930 · Klingende Vergangenheit, Festschrift Cäcilienverein <strong>Aarau</strong> 1850–1950/<br />

Paul Erismann · Historisches Lexikon der Schweiz: Über das Chorwesen in der<br />

Schweiz/Sibylle Ehrismann · Basler Gesangsverein: Wie die Schweiz das Singen<br />

lernte/Sybille Ehrismann<br />

21


22<br />

D I E G R Ü N D U N G S J A H R E 1 9 1 2 B I S 1 9 1 4<br />

Das Jahr 1912<br />

Die endgültige Fusion wurde 1912 beschlossen. Die<br />

Statuten bestimmten, dass nur noch ein Verein bestehen<br />

solle aus Aktiv-, Passiv- und Ehrenmitgliedern.<br />

Organisierte Unterabteilungen mit eigenen Statuten<br />

und eigenem Vorstand waren nicht mehr genehm. Die<br />

beschei<strong>den</strong>en Vermögen der Vorgängervereine wur<strong>den</strong><br />

in einer Kasse zusammengelegt.<br />

Diese Vereinigung bildete einen fruchtbaren Bo<strong>den</strong> für<br />

das musikalische Leben <strong>Aarau</strong>s mit dem Stadtsängerverein<br />

<strong>Aarau</strong>.<br />

Ehrenhaft bestan<strong>den</strong>e Feste, frohes Treiben und daraus<br />

entstan<strong>den</strong>e Freundschaften der Stadtsänger waren<br />

Höhepunkte in diesem Jahr.<br />

Das Jahr 1913<br />

Am 6. Juli 1913 trug der Stadtsängerverein mit <strong>den</strong><br />

Fricktaler Sängern «Das deutsche Lied» <strong>von</strong> Fassbänder in<br />

Frick vor. Die Wiedergabe und die Freude im frohen Kreise<br />

der Fricktaler Sänger erzeugte einen gewaltigen Eindruck.<br />

Das Jahr 1914<br />

Nach der Teilnahme des Stadtsängervereins <strong>Aarau</strong><br />

am kantonalen Gesangsfest in Laufenburg brach der<br />

unselige 1. Weltkrieg aus, der auch das musikalische<br />

Leben stark beeinträchtigte. Viele Sänger stan<strong>den</strong> an der<br />

Grenze. Der Saalbau und das Probelokal mussten immer<br />

wieder <strong>den</strong> Soldaten überlassen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Stadtsänger nahmen am kantonalen Gesangsfest<br />

in Laufenburg teil. Die festlichen Töne liessen das verträumte<br />

Städtchen erstaunt erwachen. Herrlich erklang<br />

unser Chor mit dem «Reiterlied» <strong>von</strong> E. Käslin. In <strong>den</strong><br />

festlich geschmückten engen Gassen, gab es frohe und<br />

freie Gesangsdarbietungen, wie es Laufenburg wohl nie<br />

zuvor erlebt hatte.<br />

Mit grosser Energie, hielt Dirigent Hermann Hesse seine<br />

dezimierte Sängerschar beisammen. Es war ein riskantes<br />

Unternehmen, sich mit dem CV, Stadtsängerverein und<br />

dem OV an das Studium der «Jahreszeiten» <strong>von</strong> Haydn<br />

zu wagen. Doch das Werk fand in <strong>den</strong> Aufführungen vom<br />

18. und 19. Dezember 1915 hohe Anerkennung und gute<br />

Zensuren. Durch diesen Erfolg ermutigt, brachten die


gleichen Ausführen<strong>den</strong> am 21. und 22. April 1917 Robert<br />

Schumanns Oratorium «Das Paradies und die Peri» <strong>zum</strong><br />

Erklingen.<br />

Es wurde damals <strong>zum</strong> «paradiesischen Erlebnis». Nach<br />

<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> grossen Erfolgen, sollte sich der dritte einstellen.<br />

Es war die <strong>Aarau</strong>er Erstaufführung des unvergleichlich<br />

schönen «Deutschen Requiem» <strong>von</strong> Johannes<br />

Brahms, das am 11. und 12. Mai 1918 in Szene ging.<br />

Welches Werk hätte wohl besser in jene Zeit gepasst!<br />

Walter Keller<br />

23


24<br />

G E S C H I C H T E<br />

E I D G E N Ö S S I S C H E R S Ä N G E R V E R E I N<br />

Die Wiege des Eidgenössischen Sängervereins stand in<br />

der kleinen Stadt <strong>Aarau</strong>, wo einst auch der Eidgenössische<br />

Schützenvereine, der Eidgenössische Turnverein,<br />

sowie der Schweizerische Offiziersverein gegründet<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

Schon im Jahre 1835 hatte Dr. Josef Wieland, Stadtrat<br />

und Arzt in Rheinfel<strong>den</strong> die Gründung eines eidgenössischen<br />

Sängerbundes angeregt. Im Jahre 1842 fiel die<br />

Wahl für das Jahresfest des aargauischen Verbandes, der<br />

42 Männerchöre mit über 500 Sängern umfasste, auf die<br />

Kantonshauptstadt <strong>Aarau</strong>. Regierungssekretär Karl Häfelin,<br />

Präsi<strong>den</strong>t des kleinen nur 12 Mitglieder zählen<strong>den</strong><br />

Männerchors <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong>, machte die Anregung, <strong>zum</strong> Fest<br />

auch die in anderen Kantonen bestehen<strong>den</strong> Männerchöre<br />

einzula<strong>den</strong> und bei diesem Anlass wenn möglich<br />

einen schweizerischen Sängerverband zu grün<strong>den</strong>. Das<br />

vom <strong>Aarau</strong>er Festkomitee unterzeichnete Rundschreiben<br />

wurde mit Begeisterung aufgenommen. Der Ruf nach<br />

einem schweizerischen Männerchor war gross und fand<br />

überall freudigen Widerhall. Als eifrigster Befürworter<br />

betätigte sich Pfarrer J.J. Sprüngli in Thalwil. Am Fest in<br />

<strong>Aarau</strong> nahmen über 1000 Sänger teil.<br />

Am Vorabend des Festes, am 4. Juni 1842 traten die<br />

Abgeordneten aus <strong>den</strong> Kantonen AG/BL/BS/BE/LU/<br />

SO/ZH im Casino in <strong>Aarau</strong> zusammen und einigten<br />

sich über die Gründung des Vaterländischen Bundes.<br />

Der Vorsitzende Karl Häfelin, hielt die Eröffnungsrede.<br />

Einer langen Diskussion bedurfte es nicht, um dem<br />

Gedanken des Zusammenschlusses der schweizerischen<br />

Sänger <strong>zum</strong> Durchbruch zu verhelfen. Nach<br />

<strong>den</strong> durchwegs zustimmen<strong>den</strong> Erklärungen wurde die<br />

Gründung des ESV einstimmig beschlossen und sofort<br />

ein aus 9 Mitgliedern bestehender Ausschuss gewählt,<br />

der mit der Aufstellung <strong>von</strong> Statuten und <strong>den</strong> Vorarbeiten<br />

für die Bildung des Verbandes beauftragt wurde.<br />

Zugleich wurde er ermächtigt, sobald die Statuten <strong>von</strong><br />

Männerchören aus 6 Kantonen angenommen waren,<br />

ein eidgenössisches Sängerfest für das kommende<br />

Jahr zu veranlassen und die anwesen<strong>den</strong> Sänger am<br />

Gründungsfest an <strong>den</strong> Ort, der sich zur Übernahme des<br />

ersten eidgenössischen Sängerfestes in Zürich im Jahre<br />

1843 bereit erklärt, einzula<strong>den</strong>. Dem Gründungsausschuss<br />

gehörten der aargauische Landammann Dr. J. F.<br />

Wieland als Präsi<strong>den</strong>t und Regierungssekretär K. Häfelin<br />

in <strong>Aarau</strong> an.


Damit wurde der 4. Juni 1842 <strong>zum</strong> Geburtstag des ESV,<br />

32 Jahre nach der Gründung des ersten Männerchors<br />

durch <strong>den</strong> Sängervater Nägeli in Zürich. Am folgen<strong>den</strong><br />

Tag, <strong>den</strong> 5. Juni, wurde das aargauische Liederfest unter<br />

Mitwirkung der zahlreichen Gastsänger aus verschie<strong>den</strong>en<br />

Regionen durchgeführt. Feierlich war die Übergabe<br />

der Fahne an <strong>den</strong> neu gegründeten schweizerischen<br />

Männerchorverband. Diese wurde <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>Aarau</strong>er<br />

Sänger als Sinnbild der Freundschaft und Solidarität<br />

gestiftet. Das aargauische Kantonalgesangsfest erhielt<br />

damit schon <strong>zum</strong> guten Teil <strong>den</strong> Charakter eines schweizerischen<br />

Gesangsfestes und war ein wichtiges Vorspiel<br />

<strong>zum</strong> ersten ESF, das ein Jahr später in Zürich stattfand.<br />

Am 19. Oktober1942 trat der in <strong>Aarau</strong> gewählte Ausschuss<br />

zur Beratung der Statuten in Ba<strong>den</strong> zusammen.<br />

Auf Grund des 100-jährigen Statutenentwurfs erklärten<br />

die Sänger <strong>von</strong> 12 Kantonen <strong>den</strong> Eintritt in <strong>den</strong> ESV.<br />

Mittelpunkt einer neuen Entwicklung wur<strong>den</strong> die Orte<br />

Zürich und Wetzikon, <strong>den</strong> Wirkungsstätte der Komponisten<br />

Johannes Schmidli, Heinrich Egli, Johann Jakob<br />

Walder und Hans Georg Nägeli, welche die Umgestaltung<br />

unseres Chorgesanges einleiteten.<br />

Im Jahre 1754 schuf Pfarrer J, Schmidli in Wetzikon<br />

<strong>den</strong> ersten aus 200 Männern und Frauen bestehen<strong>den</strong><br />

volksfreundlichen Gesangverein und dieser bereitete <strong>den</strong><br />

Bo<strong>den</strong> vor, auf dem Nägeli <strong>den</strong> Männergesang begründete.<br />

Dieser Verein bildete während 70 Jahren <strong>den</strong> einzigen<br />

Landesverband.<br />

Seit 1973 wur<strong>den</strong> im Zentralvorstand Diskussionen<br />

über die Auflösung des Eidg. Sängervereins diskutiert,<br />

um sich der neu gegründeten Schweizerischen Chorvereinigung<br />

(SCV) anzuschliessen. Die SCV wurde am<br />

14. Mai 1977 in Bern gegründet und ist die Nachfolgevereinigung<br />

<strong>von</strong> Eidg. Sängerverein, Schweizerischer Verband<br />

Gemischter Chöre und Verband Schweizerischer<br />

Frauen und Töchterchöre.<br />

Ziel dieses landesweiten Zusammenschlusses war eine<br />

straffe Organisation, um <strong>den</strong> weltlichen Laienchorgesang<br />

in allen Aspekten besser zu fördern.<br />

Karl Zünd<br />

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26<br />

A R C H I V<br />

E I D G E N Ö S S I S C H E R S Ä N G E R V E R E I N<br />

Einführung, Standort Turm Rore<br />

Nach vorhan<strong>den</strong>en Aufzeichnungen sind die Gründer der<br />

Stadt <strong>Aarau</strong>, die Grafen <strong>von</strong> Kyburg auch die Erbauer des<br />

«Turm Rore». Der Name geht auf die kyburgischen Edelleute<br />

<strong>von</strong> Rore zurück. <strong>Aarau</strong> und sein Rathaus stan<strong>den</strong> oft im<br />

Zentrum des bewegten politischen Geschehens. Für kurze<br />

Zeit war es sogar der Hauptort der helvetischen Republik.<br />

Der jetzige Zustand erhielt das <strong>Aarau</strong>er Rathaus mit der<br />

grossen Erweiterung und Erneuerung in <strong>den</strong> Jahren 1952<br />

bis 1957. Der Turm Rore in seiner ursprünglichen Gestalt<br />

auf dem prächtigen Kalkfelsen blieb erhalten und im<br />

3. Stock befindet sich das Archiv des eidgenössischen<br />

Sängervereins (ESV).<br />

Das Archiv des ESV<br />

In <strong>den</strong> ersten 48 Jahren seit der Gründung des ESV im<br />

Jahre 1842 bestand kein Archiv. In <strong>den</strong> Akten jeglicher<br />

Art fehlte eine systematisch geordnete, abgelegte und<br />

aufbewahrte Ablage. 1890 wählte der Zentralvorstand<br />

<strong>den</strong> ersten Archivar, Herr Karl Attenhofer, Musikdirektor<br />

in Zürich, dem die Aufgabe der Verwaltung und<br />

Betreuung der Akten aller Art wie Musikalien, Berichte,<br />

Protokolle, etc. sowie die Unterlagen der eidgenössischen<br />

Sängerfeste übertragen wurde. Die Tatsache, dass<br />

bis zu diesem Zeitpunkt kein Archiv bestand und darüber<br />

hinaus eine systematische Sammlung und Einordnung alter<br />

Aktenstücke des ESV und seiner Sängerfeste fehlte,<br />

machte sich in nicht mehr zu ersetzen<strong>den</strong> Lücken in <strong>den</strong><br />

Archivbestän<strong>den</strong> bemerkbar.<br />

Bis 1947 war das Archiv in Zürich in einer Mansarde des<br />

verdienten Mitgliedes Herr Dr. Robert Thomann untergebracht.<br />

Nebst diesem Aktenarchiv waren viele wertvolle<br />

Unterlagen in andern Räumlichkeiten eingelagert. Der<br />

Platzmangel erforderte eine Lösung, die auf die Zukunft<br />

ausgerichtet war. Der Wunsch des Zentralvorstandes war<br />

Räumlichkeiten für dieses Archiv in <strong>Aarau</strong> zu fin<strong>den</strong>, da<br />

<strong>Aarau</strong> die Gründungsstadt des Eidg. Sängervereins war.<br />

Mit Schreiben vom 26. September 1945 stellte der Eidg.<br />

Sängerverein das Gesuch an <strong>den</strong> Stadtrat, die Stadt<br />

<strong>Aarau</strong> möchte dem ESV im geplanten, umzubauen<strong>den</strong><br />

Rathaus einen geeigneten Archivraum zur Verfügung<br />

stellen. Es sei dabei vorgesehen, dass dieses Archiv in<br />

geeigneter, übersichtlicher Form eingerichtet werde,


damit man es auch der Bevölkerung zugänglich machen<br />

könnte. Der Stadtrat trat mit Schreiben vom 16. November<br />

1945 auf das Gesuch ein und unterstrich, dass<br />

durch <strong>den</strong> Standort des Archivs die Verbun<strong>den</strong>heit der<br />

Gründungsstadt mit dem ESV für alle Zeiten gefestigt<br />

sei. Über <strong>den</strong> Ausbau und die Kosten sei mit dem Vorstand<br />

des ESV noch zu verhandeln. Der für <strong>den</strong> Umbau<br />

des Rathauses beauftragte Architekt erhielt <strong>den</strong> Auftrag,<br />

für einen möglichen Standort des Archivs dem Stadtrat<br />

einen Vorschlag zu unterbreiten. Nach Abschluss der<br />

Verhandlungen teilte die Stadt <strong>Aarau</strong> dem Zentralvorstand<br />

mit, dass dem Verein im Turm Rore ein Zimmer zur<br />

Verfügung gestellt wird.<br />

In <strong>den</strong> Jahren 1947/1948 wur<strong>den</strong> die Akten etappenweise<br />

<strong>von</strong> Zürich nach <strong>Aarau</strong> gebracht. Allerdings mussten<br />

diese vorerst vorübergehend in anderen Räumlichkeiten<br />

unter Aufsicht und Betreuung des Mitgliedes des<br />

Zentralvorstandes, Herr Dr. Fritz Meyer <strong>Aarau</strong>, provisorisch<br />

eingelagert wer<strong>den</strong>, bis der Umbau des Rathauses<br />

beendet war. Bei der Übernahme des Archivs nach <strong>Aarau</strong><br />

hatte immer noch der bis in das Jahr 1947 angelegte Archivkatalog,<br />

erarbeitet durch Herr Dr. Robert Thomann,<br />

Gültigkeit. Das Verzeichnis war durch handgeschriebene<br />

Eintragungen und Ergänzungen versehen, sodass die<br />

Uebersicht über die archivierten Akten erschwert wurde.<br />

Rückarchivierungen <strong>von</strong> herausgegebenen Akten waren<br />

sehr schwierig, sodass sich ein neues Aktenverzeichnis<br />

bzw. eine Inventarliste aufdrängte.<br />

Das ab 1958 dem ESV <strong>von</strong> der Stadt <strong>Aarau</strong> zur Verfügung<br />

gestellte Lokal, das nur durch das Sitzungszimmer<br />

des Stadtrates erreichbar war, ist im Turm Rore im<br />

3. Stock mit einer wunderbaren Aussicht auf Teile der<br />

Altstadt, die Aare und <strong>den</strong> südlichen Hang des Hungerberges.<br />

In diesen Lokalitäten sollte das zukünftige Archiv<br />

eingerichtet wer<strong>den</strong>. Bevor es jedoch dem neuen Archivar,<br />

Herr Dr. Jörg Hänny, Mitglied des Zentralvorstandes<br />

des ESV übergeben wer<strong>den</strong> konnte, war noch einiges<br />

an Arbeit zu leisten. Alle Akten jeglicher Art, zu diesem<br />

Zeitpunkt in <strong>den</strong> Kisten eingelagert, mussten sorgfältig<br />

geprüft, durchgelesen und systematisch eingeordnet und<br />

abgelegt wer<strong>den</strong>.<br />

Diese Arbeiten wur<strong>den</strong> durch <strong>den</strong> damaligen Betreuer<br />

des Archivs, August Ging, in der Zeit <strong>von</strong> 1958 bis 1966<br />

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28<br />

mit Sorgfalt und mit einem grossen Einsatz ausgeführt.<br />

Als Grundlage dieser Arbeiten diente das vorhan<strong>den</strong>e<br />

Verzeichnis aus dem Jahr 1947. Erschwerend war, dass<br />

vieles ausstehendes Material in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten Lokalitäten<br />

in der Schweiz beschafft wer<strong>den</strong> musste. Noch<br />

heute fehlen wertvolle Sammelalben <strong>von</strong> Sängerfesten<br />

in Basel (1893) und (1935), Bern (1899), Lausanne (1928)<br />

und Zürich (1905), welche sich in der schweizerischen<br />

Landesbibliothek in Bern befin<strong>den</strong>, ausgenommen das<br />

Album <strong>von</strong> 1905, welches der Sängerverein Harmonie<br />

Zürich besitzt. Es war Gustav Ging nicht vergönnt, das<br />

Archiv im angestrebten, geordneten Zustand dem Archivar<br />

des Zentralvorstandes zu übergeben, er verstarb<br />

1966, zu früh, um seine Ideen noch zu verwirklichen.<br />

Nach dem Hinschied <strong>von</strong> August Ging übernahm Adolf<br />

Dutli die Betreuung des Archivs. Ihm folgten Jakob Brogli,<br />

Jörg Hänny und ab 1974 Karl Zünd als neu gewähltes<br />

Mitglied des Zentralvorstandes. 1974 wurde festgestellt,<br />

dass die Platzverhältnisse nicht mehr reichten, nachdem<br />

Mitglieder des OK vom eidgenössischen Sängerfest<br />

1973 in Zürich sämtliche Festakten zur Archivierung<br />

nach <strong>Aarau</strong> brachten. Der Zentralvorstand entsandte<br />

1975 eine Kommission nach <strong>Aarau</strong> und erteilte ihr die<br />

Weisung, dass sämtliches überflüssiges Material zu<br />

entfernen sei.<br />

Anfang 1976 hat Archivar Karl Zünd die Überarbeitung<br />

des Archivs ESV vorgenommen.<br />

Nachdem das Archiv der Schweizerischen Chorvereinigung<br />

(SCV) in Zürich stationiert war, ist es heute wieder<br />

in <strong>Aarau</strong>; neu im Haus der Musik.<br />

Karl Zünd


A R C H I V S T A D T S Ä N G E R<br />

Chorgesang, eine Tätigkeit die wie bei vielen anderen<br />

Beschäftigungen nicht ohne Materialien und Utensilien<br />

auszukommen vermag, erfordert im Hintergrund einen<br />

unverzichtbaren Aufwand. So etwas pflegt man heutzutage<br />

Infrastruktur zu nennen. Für or<strong>den</strong>tliche Abläufe<br />

im Chor, sowie für die «Zudienarbeiten» ist auch eine<br />

Organisation erforderlich. Es ist erforderlich Material<br />

und Schriftstücke zu lagern, bereitzustellen und zu<br />

archivieren.<br />

Noten und Partituren<br />

Schriftstücke<br />

Chronologische Schriftensammlung<br />

So sollte es sein … … so nicht<br />

Protokolle, Verträge<br />

Fahne und Zubehör<br />

Leistungsauszeichnungen, Pokale, An<strong>den</strong>ken, Raritäten<br />

Damit käme man auf das Raumbedürfnis sowie auf die<br />

Personalfrage zu sprechen. Schon der Entscheid, wie<br />

lange etwas aufbewahrt wird, hat Auswirkungen, die<br />

sich erheblich ins Platzbedürfnis und in die Kostenfolgen<br />

niederschlagen. Die lange Zeit gepflegte Regelung, die<br />

Akten beim Präsi<strong>den</strong>ten und das weitere Material je<br />

nach Umstän<strong>den</strong> in einem Keller, einer Wirtschaft oder<br />

einem befreundeten Geschäftslokal zu deponieren, kann<br />

nicht der Weisheit letzter Schluss sein.<br />

29


30<br />

Eine nicht unbedeutende Frage ist die Persönlichkeit des<br />

Archivars bzw. des Materialverwalters. Für einen Verein<br />

unserer Grössenordnung wird es kaum zu einer Arbeitsteilung<br />

auf zwei Personen reichen, sodass die Besetzung<br />

eines solchen Postens wegen der gestellten Ansprüche<br />

nicht einfach ist. Von Zeit zu Zeit muss die Überarbeitung<br />

des Lagers und des Archivs vorgenommen wer<strong>den</strong>.<br />

Pflichtenheft Aktuar (Statutarische Vorgaben: Art. 30)<br />

Aufgaben<br />

– Betreuung und Bereitstellung des Notenmaterials<br />

– Archivierung <strong>von</strong> nicht benötigtem Notenmaterial<br />

– Mitnehmen <strong>von</strong> Reservenoten an auswärtige Auftritte<br />

– Bereitstellen und Auswerten <strong>von</strong> Präsenzlisten<br />

– Vorbereiten Probelokal<br />

– Ausfüllen der Suisa-Listen<br />

– Besorgung des Geburtstagsweins (Abgabe an run<strong>den</strong><br />

Geburtstagen und an über 70-jährige Sänger)<br />

Eulenberg, Herbert: «Mächtiger als der Tod»;<br />

ein Lei<strong>den</strong>- und Freu<strong>den</strong>spiel


Dialog mit dem Archivar<br />

Bei meiner Arbeit als Materialwart bzw. Archivar könnte<br />

ich am ehesten verzichten auf<br />

… Sänger, die nicht wissen wie ihre Notenmappe aktuell<br />

zu halten ist.<br />

Bei meiner Arbeit freut es mich besonders, wenn<br />

… Sängerkamera<strong>den</strong> für geleistete Erledigungen persönlich<br />

danken.<br />

Meine Motivation hole ich mir<br />

… in der Überzeugung, Dank meiner guten Arbeit eine<br />

effiziente Probe zu ermöglichen.<br />

Meine Freizeit verbringe ich besonders gern<br />

… mit meinen Enkeln beim Spielen und Malen sowie<br />

beim Vorlesen für meine Gattin.<br />

Am liebsten esse ich<br />

… Riz Casimir mit Poulet geschnetzelt, oder seit Aargrandissimo<br />

eine selbst gebratene Rösti.<br />

Mein Getränk ist vorzugsweise<br />

… beim Essen Rotwein, gegen <strong>den</strong> Durst Orangenjus<br />

oder Rivella grün.<br />

Als Sänger ärgere ich mich über<br />

… die falschen Töne(auch eigene) und die unaufmerksamen<br />

Sängerkamera<strong>den</strong>.<br />

Leo Wacker<br />

31


32<br />

O R P H E U S ,<br />

URAHN DER STADTSÄNGER<br />

Aus der griechischen Sagenwelt kennen wir Orpheus,<br />

der ein begnadeter Musiker, Dichter und Sänger war. Er<br />

spielte nicht nur hervorragend die Lyra (Leier) sondern<br />

galt auch als Erfinder der Kithara (Zither). Der Mythos<br />

erzählt, dass seine geliebte Frau Eurydike, eine wunderschöne<br />

Waldnymphe, an einem Flussufer auf eine giftige<br />

Schlange trat, an deren Biss sie starb. Orpheus war<br />

untröstlich darüber und stieg in die Unterwelt hinab, um<br />

sie wieder ins Leben zurück zu führen. Seine Musik besänftigte<br />

die Unterwelt, und die Verdammten vergassen<br />

ihre Strafe und ihr Leid. Sisyphus, Tantalus, die Danai<strong>den</strong><br />

und alle andern unterbrachen ihre endlose Busse und<br />

liessen sich <strong>von</strong> der Musik verzaubern.<br />

Hades, der Gott der Unterwelt und Persephone, seine<br />

Gattin, waren bereit, Eurydike zurückzugeben – unter<br />

einer Bedingung: Beim Aufstieg zur Erde würde sie<br />

Orpheus folgen, der sich aber nicht nach ihr umsehen<br />

durfte, bis sie endgültig die Unterwelt verlassen hätten.<br />

Kurz bevor sie jedoch das Licht der Welt erreichten,<br />

wurde der Zweifel, ob der Schatten ihm auch folge zu<br />

übermächtig. Orpheus drehte sich rasch um, um zu<br />

sehen, ob die Götter der Unterwelt ihn nicht getäuscht<br />

hätten. Alles war umsonst: Eurydike starb<br />

endgültig und Hades blieb unerschütterlich<br />

gegenüber <strong>den</strong> Bitten des trauern<strong>den</strong><br />

Orpheus. Uns ist nur der erste Teil dieser Sage wichtig:<br />

Offenbar waren die Griechen der Antike überzeugt,<br />

dass in der Musik eine Zauberkraft wohnt, welche die<br />

Kraft der Worte übertrifft, eine Kraft, welche sogar in<br />

die Welt der Verstorbenen hinein reicht und dort Tote zu<br />

neuem Leben erwecken kann. Auch wenn solche Mythen<br />

unserm heutigen Weltbild widersprechen, so ahnen wir<br />

doch, dass in ihnen auch eine Kraft innewohnt, die das<br />

naturwissenschaftliche Denken übersteigt.<br />

Wir Stadtsänger wollen mit unsern Liedern und Melodien<br />

zwar nicht Verstorbene aus der Unterwelt zurückholen,<br />

aber wir versuchen, Liedtexte und Noten <strong>zum</strong> Leben zu<br />

erwecken, um so <strong>den</strong> grossen Themen des Lebens wie<br />

Freude, Glück, Liebe, Heimat, Trauer, Enttäuschung,<br />

Freundschaft, Abschied auf der Spur zu bleiben. Orpheus<br />

sei Dank. Er hat uns gezeigt, was die Musik vermag.<br />

Richard Nöthiger


D I E M E N S C H L I C H E S T I M M E<br />

Die Stimme ist Schnittstelle zwischen Körper<br />

und Seele<br />

Sie dient zur Verständlichkeit und <strong>zum</strong><br />

Verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

Je nach Ausdruck, Redefluss und Stimmung,<br />

erzeugt sie entsprechen<strong>den</strong> Eindruck<br />

Jeman<strong>den</strong> an der Stimme erkennen<br />

Im Stimmklang sind nonverbale Botschaften,<br />

wie in der Körpersprache<br />

Zum Singen braucht es die «Horchhaltung»<br />

Ohne Hören kein Gesang?<br />

Tonbildung<br />

Beim Sprechen und Singen wer<strong>den</strong> die im Kehlkopf befindlichen<br />

Stimmlippen – sie wer<strong>den</strong> auch Stimmbänder<br />

genannt – durch Knorpelgelenke und Kehlkopfmuskeln<br />

so verstellt, dass nur noch ein enger Spalt verbleibt.<br />

Durch diesen Spalt (Glottis oder Stimmritze) wer<strong>den</strong><br />

durch die Atemluft die Stimmbänder in Schwingungen<br />

versetzt, die dann im Luft- und Rachenraum, der als Resonanzraum<br />

dient, verstärkt wer<strong>den</strong>. Der so gebildete<br />

und verstärkte Ton wird dann durch <strong>den</strong> Mund an die<br />

Umgebung abgegeben.<br />

Mittels feinen Muskeln können die Spannung und die<br />

Dicke der Stimmlippen verändert und damit die Tonhöhe<br />

beeinflusst wer<strong>den</strong>. Die Länge der Luftsäule ist aber<br />

nur in ganz beschei<strong>den</strong>em Rahmen veränderbar. Durch<br />

komplexe Rückkopplungen und Überlagerungen <strong>von</strong><br />

Schwingungen der eigentlichen Stimmbänder und <strong>den</strong><br />

damit eng verbun<strong>den</strong>en Schichten aus verschie<strong>den</strong>en<br />

Bindegeweben ist es möglich <strong>den</strong> grossen Tonumfang zu<br />

erzeugen.<br />

Stimmerzeugung<br />

Die menschliche Stimme wird durch das Zusammenwirken<br />

der bei<strong>den</strong> Stimmbänder im Kehlkopf und <strong>den</strong><br />

Ansatzräumen erzeugt.<br />

Der Kehlkopf stellt <strong>den</strong> oberen Abschluss der Luftröhre<br />

dar, er liegt vorne im Hals und ist besonders bei<br />

Männern oft deutlich als Adamsapfel zu erkennen. Im<br />

Kehlkopf sind die bei<strong>den</strong> Stimmlippen gespannt, komplexe<br />

Muskel- und Gewebeschichten, deren Stellung durch<br />

Muskeln, Knorpel und Gelenke verändert wer<strong>den</strong> kann.<br />

Die Stimmlippen können die Luftröhre bis auf einen kleinen<br />

Spalt verschliessen. Diese engste Stelle im Kehlkopf<br />

33


34<br />

Stimmritze und Stimmbänder<br />

bezeichnet man als Stimmritze (Glottis). Sie wird <strong>zum</strong> Atmen<br />

durch Abduktion der entspannten Stimmlippen weit<br />

geöffnet, damit die Luft ungehindert ein- und ausströmen<br />

kann. Um stimmhafte Töne zu erzeugen, versetzt<br />

die aus der Lunge strömende Luft die Stimmlippen in<br />

Schwingungen, ähnlich dem Rohrblatt eines Holzblasinstrumentes.<br />

Je entspannter die Stimmlippen sind, desto<br />

langsamer schwingen sie und der Grundton des Klanges<br />

wird tiefer. Sind sie angespannter, schwingen die Stimmbänder<br />

schneller und der Ton wird höher.<br />

Die Tonhöhe des Grundtons der menschlichen Stimme<br />

liegt für die männliche Stimme bei etwa 125 Hz, für die<br />

weibliche bei etwa 250 Hz. Der Stimmumfang beträgt<br />

normalerweise 1,3 bis 2,5 Oktaven, mit Training sind<br />

aber auch 3 und mehr möglich.<br />

Während des Stimmbruchs, im Alter <strong>von</strong> 11 bis 15 Jahren,<br />

wer<strong>den</strong> bei Jungen und Mädchen die Stimmlippen<br />

dicker und länger, die mittlere Sprechstimmlage sinkt<br />

dabei bei Jungen um eine Oktave, bei Mädchen um eine<br />

Terz, der Stimmumfang erhöht sich auf etwa 2 Oktaven.<br />

Die menschliche Stimme selbst ist kein Organ. Aber<br />

damit ein Mensch überhaupt einen Laut <strong>von</strong> sich geben<br />

kann, benötigt er die Zusammenarbeit verschie<strong>den</strong>er<br />

Strukturen in Bauch, Brust, Hals und Kopf und das<br />

Zusammenspiel <strong>von</strong> Lunge, Zwerchfell, Brustkorb, Kehlkopf,<br />

Rachen sowie Mund- und Nasenhöhlen.<br />

Der Ton selbst wird im oberen Teil der Luftröhre, dem<br />

Kehlkopf, erzeugt. Damit die Atemluft hindurch strömen<br />

kann, ist der Kehlkopf hohl. Zudem besteht er aus Knorpel<br />

und in seinem Inneren sind schmale Bändchen aus


Haut gespannt. Diese Stimmbänder verschliessen die<br />

Luftröhre bis auf einen kleinen Spalt, der als Stimmritze<br />

bezeichnet wird.<br />

Während des normalen Atmens sind die Stimmbänder<br />

entspannt und die Stimmritze ist breit. Die Atemluft<br />

kann ungehindert ein- und ausströmen. Soll ein Ton<br />

erzeugt wer<strong>den</strong>, müssen die Stimmbänder angespannt<br />

sein und die Stimmritze verengt wer<strong>den</strong>, so dass nur ein<br />

kleiner Spalt bestehen bleibt. Die Luft, die nun aus der<br />

Lunge kommt, bringt die Stimmbändern sowie die in <strong>den</strong><br />

Atemwegen eingeschlossene Luft <strong>zum</strong> Schwingen. Ein<br />

Ton entsteht und kann vom Flüstern bis <strong>zum</strong> Schreien<br />

reguliert wer<strong>den</strong>.<br />

haben daher eine tiefere Stimme. Auch die hohen Stimmen<br />

der Kinder resultiert aus der Beschaffenheit der<br />

Stimmbänder, die sich noch im Wachstum befin<strong>den</strong>.<br />

Beim Stimmbruch, der übrigens Jungen und Mädchen<br />

gleichermassen betrifft, verändern sich die Stimmbänder<br />

in ihrer Länge und Dicke. Dass bei <strong>den</strong> Jungen der<br />

Stimmbruch eher auffällt liegt daran, dass ihre Stimmlage<br />

um eine Oktave, bei Mädchen jedoch nur um eine<br />

Terz absinkt.<br />

Zudem klingt die Stimme in der Zeit des Stimmbruches<br />

auf Grund der Veränderungen im Kehlkopfbereich oft<br />

gebrochen und stimmlos.<br />

Von <strong>den</strong> Stimmbändern hängt ab, ob eine Stimme hoch Hans Schudel<br />

oder tief klingt. Je entspannter und länger sie sind, umso<br />

weniger Schwingungen wer<strong>den</strong> erzeugt und die Stimme<br />

klingt tief. Je angespannter und kürzer die Stimmbänder<br />

sind, umso mehr Schwingungen erzeugt wer<strong>den</strong>, umso<br />

höher ist auch die Stimmlage des Menschen. Männer,<br />

die in der Regel über einen grösseren Kehlkopf und<br />

längere und dickere Stimmbänder verfügen als Frauen, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Menschliche_Stimme<br />

35


36<br />

L I E D G U T U N D N O T E N<br />

Es gibt ein fast grenzenloses Liedgut in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>sten<br />

Formen. Bereits in der Antike wurde bei allen<br />

Völkern gesungen und musiziert. Dies zu religiösen<br />

Anlässen oder zu einfachsten Festen. Aber auch<br />

Feldarbeiter sangen Volkslieder zu ihrer Arbeit. Schiffer<br />

ruderten im Takt des Gesanges. Die Musik wurde durch<br />

Gesang und rhythmisches Klatschen gestaltet. Dasselbe<br />

vermutet man <strong>von</strong> China, Japan und Indien.<br />

Die erste voll entwickelte Notation ist die griechische.<br />

Sie verwendete Buchstaben.<br />

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts entwickelte Guido <strong>von</strong><br />

Arezzo ein vierliniges Notensystem.<br />

Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts war das heutige<br />

Notensystem abgeschlossen.<br />

Mittels der grafischen Zeichen (Noten) und<br />

Notenschlüssel konnten nunmehr der jeweilige Ton<br />

wiedergegeben wer<strong>den</strong>. Weitere Zeichen am Notenkopf<br />

geben Hinweise auf Tondauer, Notenwert, Artikulation<br />

und Lautstärke des Tones.<br />

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass heute viele Musiker<br />

mit der sogenannten grafischen Notation experimentieren,<br />

um sich <strong>von</strong> dem klassischen Notenbild zu lösen.<br />

Der gemeinsame Gesang wurde durch Singgruppen vorgetragen.<br />

So entstand aus dem Griechischen der Begriff<br />

Chor für die Mitglieder der Singgruppe. Es entwickelte<br />

sich im Mittelalter der mehrstimmige Chorgesang, wie<br />

wir ihn heute kennen.<br />

Zunächst wurde nur kirchliche Musik intoniert.<br />

Danach entstan<strong>den</strong> allmählich auch<br />

weltliche Lieder, vielfach basierend auf kirchlicher<br />

Musik. Dieses Liedgut wurde zu einem grossen<br />

Teil durch die Minnesänger an <strong>den</strong> europäischen Höfen<br />

verbreitet. Der bekannteste Minnesänger im deutschen<br />

Sprachraum war wohl Walther <strong>von</strong> der Vogelweide.<br />

Waren es in dieser Epoche vorwiegend die gehobeneren<br />

Gesellschaftsschichten, welche sich der Pflege des<br />

Gesanges annahmen, entwickelte sich nach und nach<br />

ebenfalls ein Liedgut in <strong>den</strong> sozial schwächeren Bevölkerungsschichten.<br />

Einfache Melodien, Volkslieder wur<strong>den</strong>


abends in <strong>den</strong> Gasthöfen gesungen. Stu<strong>den</strong>ten formulierten<br />

ihre Forderungen, Freu<strong>den</strong> und Träume – und die<br />

Stu<strong>den</strong>tenlieder waren geboren.<br />

Ein weiteres typisches Liedgut wird <strong>von</strong> <strong>den</strong> Shanty-<br />

Chören gepflegt. Es sind die Lieder der Seeleute. Diese<br />

Gesänge wur<strong>den</strong> auch in geselliger Runde am Abend oft<br />

und gerne gesungen, vielmals vermischt mit Trink- und<br />

Countryliedern. In letzteren fan<strong>den</strong> sich bevorzugt Texte,<br />

die aktuelle Ereignisse beschrieben.<br />

Heutzutage fin<strong>den</strong> sich viele religiöse Liedformen in<br />

<strong>den</strong> Gospelsongs wieder. Das ist musikalisch eine<br />

wunderschöne Kombination zwischen afroamerikanischer<br />

und europäischer geistlicher Musik.<br />

Auch Protestlieder gehören zu diesem Themenkreis.<br />

Meist basierend auf traditionellen Liedern<br />

wur<strong>den</strong> diese mit sozialkritischen Texten bestückt.<br />

Es entstan<strong>den</strong> die «Nueva Canción» in Südamerika.<br />

Bemerkenswert auch die politische Musik in Nigeria.<br />

Aus <strong>den</strong> USA kennen wir das Hip-Hop-Liedgut aus<br />

<strong>den</strong> Ghettos der Schwarzen und bei uns die berühmten<br />

Lieder <strong>von</strong> Kurt Weill mit <strong>den</strong> Texten <strong>von</strong> Bertolt Brecht,<br />

welche heute noch als Evergreens und Gassenhauer<br />

Bestand haben.<br />

Das klassische traditionelle Liedgut der Stadtsänger<br />

<strong>Aarau</strong> ist im schwarzen Gesangsbüchlein und im Liederbuch<br />

des Eidgenössischen Sängervereins erfasst. Seit<br />

100 Jahren sind wir bemüht mit Begeisterung, Einsatz<br />

und Freude unser Liederrepertoire zu pflegen und bei<br />

öffentlichen Auftritten möglichst auch ein grosses<br />

Publikum zu erfreuen. Musik gehört zu unserem Leben in<br />

schönen, wie in schweren Zeiten.<br />

Wolfgang Gerschler<br />

37


38<br />

U N S E R C H O R L E I T E R C H R I S T I A N D I L L I G<br />

Christian Dillig, geboren<br />

1967 in Simmern/Hunsrück,<br />

spielte seit dem 8. Lebensjahr<br />

Klavier (ab 1986 Unterricht bei<br />

Wilhelm Ohmen in Mainz) und<br />

ab dem 14. Lebensjahr Cello.<br />

Als Pianist wurde er mehrfacher<br />

Preisträger bei Jugend<br />

musiziert.<br />

An der Albert-Ludwig-Universität<br />

in Freiburg i. Br. absolvierte er ein Germanistik-<br />

und Musikwissenschaftsstudium als Magister und die<br />

künstlerische Ausbildung <strong>zum</strong> Lehramt an Gymnasien<br />

(mit Höchstnoten in <strong>den</strong> künstlerischen Fächern). Zu<br />

seinen Lehrern dort gehörten die Professoren Michel<br />

Beroff, Elza Kolodin und Karl Betz (Klavier); Martin<br />

Hackbarth und Richard Reiss (Gesang) sowie Roland<br />

Börger, Klaus Hövelmann und Hans-Michael Beuerle.<br />

2001 bis 2003 folgte ein Aufbaustudium in Chorleitung<br />

bei Beat Schäfer in Zürich (Orchesterleitung bei<br />

Mark Kissoczy, Gesang bei Samuel Zünd), das er mit<br />

Auszeichnung abschloss. 2007 entschied er sich noch<br />

zu einer SMPV-Ausbildung <strong>zum</strong> Gesangslehrer bei<br />

Stefano Kunz-Annoff. Über das Studium hinaus bildete<br />

er sich auf Meisterkursen in Gesang sowie in Chor- und<br />

Orchesterleitung weiter: etwa bei Udo Reinemann<br />

(Gesang), Lutz Herbig (Orchesterleitung), Anders Eby,<br />

Gary Gra<strong>den</strong>, Volker Hempfling, Uwe Gronostay, Frieder<br />

Bernius, Wolfgang Schäfer (Chorleitung) und weiteren.<br />

Seit dem 16. Lebensjahr steht Christian Dillig als<br />

Chorleiter oder Chorleitungsassistent vor <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />

Chorformationen wie Jugend-, Männer-,<br />

Frauen-, Jazz- und Gospelchor und diversen klassischen<br />

Ensembles. Die Stadtsänger <strong>Aarau</strong> leitet er seit 2003,<br />

daneben derzeit auch <strong>den</strong> Frauenfelder Oratorienchor,<br />

<strong>den</strong> Gospelchor Winterthur, das Markgräfler Vokalensemble<br />

und <strong>den</strong> Kammerchor Zürcher Vokalisten, der<br />

mittlerweile internationale Konzertanfragen erhält.<br />

Die breite musikalische Ausbildung ermöglichen ihm<br />

daneben eine Unterrichtstätigkeit in Klavier, Gesang<br />

und Dirigieren. Darüber hinaus ist er aktiv als Klavierbegleiter<br />

u. a. im Chanson- und Kabarettbereich sowie als<br />

Sänger in verschie<strong>den</strong>en Stilrichtungen. Konzertreisen


führten ihn über Deutschland und die Schweiz hinaus<br />

nach Frankreich, Italien, England, Holland und Marokko.<br />

Erich Zuber<br />

39


40<br />

AARGAUER KANTONAL-GESANGSFESTE<br />

1827 BIS 2009<br />

Jahr Ort Programm (Teilnahme) (Experten-) Bericht<br />

1827<br />

1828<br />

1829<br />

1830<br />

1831<br />

1832<br />

1833<br />

1834<br />

1835<br />

1836<br />

1837<br />

1838<br />

1839<br />

1840<br />

1841<br />

1842<br />

1843<br />

1844<br />

1845<br />

1846<br />

1847<br />

1848<br />

Brugg<br />

Lenzburg<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Zofingen<br />

Zurzach<br />

AARAU<br />

Frick<br />

Schöftland<br />

Rheinfel<strong>den</strong><br />

Sarmenstorf<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Zofingen<br />

Frick<br />

Gränichen<br />

Windisch<br />

AARAU<br />

Laufenburg<br />

Meisterschwan<strong>den</strong><br />

Lenzburg<br />

Zofingen<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Schöftland<br />

1. Gesangsfest<br />

Bis 1853 fand jedes Jahr<br />

ein Kantonales Gesangsfest<br />

statt<br />

Gründung Eidg. Verein<br />

keine Unterlagen<br />

keine Unterlagen


Jahr Ort Programm (Teilnahme) (Experten-) Bericht<br />

1849<br />

1850<br />

1851<br />

1852<br />

1853<br />

1855<br />

1857<br />

1859<br />

1861<br />

1863<br />

1865<br />

1867<br />

1869<br />

1871<br />

1874<br />

1876<br />

1878<br />

1881<br />

1885<br />

1888<br />

Brugg<br />

Frick<br />

Reinach<br />

Lenzburg<br />

Gränichen<br />

Rheinfel<strong>den</strong><br />

AARAU<br />

Leuggern<br />

Lenzburg<br />

Schöftland<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Wohlen<br />

Zofingen<br />

Lenzburg<br />

Bremgarten<br />

AARAU<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Laufenburg<br />

AARAU<br />

Zofingen<br />

Bis 1853 fand jedes Jahr<br />

ein Kantonales Gesangsfest<br />

statt<br />

Ab hier stellt man Pausen<br />

<strong>von</strong> 2 bis 6 Jahren fest<br />

CV Männerchor<br />

SB CV?<br />

SB<br />

CV?<br />

Asp (Untersektion CV)<br />

SB<br />

SB<br />

keine Unterlagen<br />

keine Unterlagen<br />

fehlt<br />

gut/Rang 4 Gast<br />

gut<br />

sehr gut<br />

ungenügend – Fiasko!*<br />

kein Kommentar<br />

Lorbeer/ N 1.25<br />

* Beachte Protokollbuch «Asperchor» 1902<br />

41


42<br />

Jahr Ort Programm (Teilnahme) (Experten-) Bericht<br />

1892<br />

1895<br />

1898<br />

1901<br />

1904<br />

1908<br />

1911<br />

1914<br />

1923<br />

1928<br />

1934<br />

1947<br />

Lenzburg<br />

Wohlen<br />

Brugg<br />

Ba<strong>den</strong><br />

Zofingen<br />

AARAU<br />

Habsburg +<br />

Schinznach<br />

Laufenburg<br />

Zurzach (50.)<br />

Reinach<br />

Muri<br />

Brugg<br />

CV Männerchor<br />

SB<br />

CV Männer<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

SB<br />

CV Mä<br />

CV gem<br />

Fehlt<br />

(dürftig)<br />

REG. GESANGSFEST<br />

Ab hier stellt man oft<br />

grössere Abständ fest!<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

Infolge Krieg erst nach<br />

13 Jahren wieder<br />

ohne Bewertung<br />

Lorbeer 1.25<br />

Lorbeer 1.0<br />

SB Lorbeer 1.75<br />

CV Mä Kunstgesang 1.0<br />

CV Gemischtenchor 1.25<br />

SB Lorbeer 11 P<br />

CV Mä Kunstges. Lorbeer (keine Bewertung)<br />

CV Gem 8 P<br />

SB Kunstgesang<br />

CV Mä wollen keine Besprechung!<br />

CV gem wollen keine Besprechung!<br />

Kunstgesang 1.0<br />

nur Nachmittagskonzert<br />

nur Nachmittagskonzert<br />

SB nur Nachmittagskonzert<br />

CV nur Nachmittagskonzert<br />

SB fehlt? oder fehlen …?<br />

CV fehlt? oder fehlen …?<br />

Lücken<br />

Was ist damals passiert?<br />

CV? «ausgezeichnet» nur Nachmittagskonzert?<br />

SSV nur Konzert<br />

SSV Lorbeer gut mit Auszeichnung


Jahr Ort Programm (Teilnahme) (Experten-) Bericht<br />

1952<br />

1956<br />

1961<br />

1966<br />

1971<br />

1976<br />

1981<br />

1988<br />

1994<br />

1999<br />

2004<br />

2009<br />

Rheinfel<strong>den</strong><br />

Niederlenz<br />

Zofingen<br />

Villmergen<br />

Fislisbach<br />

Zurzach<br />

Oberentfel<strong>den</strong><br />

Mutschellen/Wi<strong>den</strong><br />

Brugg-Windisch<br />

Rheinfel<strong>den</strong><br />

AARAU<br />

Zofingen<br />

SSV<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

Fehlt<br />

Ab hier das Festschrifts-<br />

Team nicht mehr sortiert<br />

SB = Sängerbund <strong>Aarau</strong> CV = Cäcilienverein <strong>Aarau</strong> SSV = Stadtsängerverein<br />

Lorbeer 1.0<br />

SSV Kunstges. fr. Vortrag<br />

SSV vezichtet auf Kranz (sep. Beurteilung auf A4)<br />

Bemerkungen/Auffälligkeiten<br />

<strong>Aarau</strong> organisiert selten (3�), die Abstände der Kantonal-<br />

Gesangfeste variieren stark (2 bis 13 Jahre), ab 1878<br />

Sängerbund, ab 1927 Stadtsängerverein, oftmals lassen<br />

«sie» sich nicht bewerten, CV Mä mit viel Kunstgesang<br />

(1956 Schubert!)<br />

Aldo Botta<br />

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K O N Z E R T E U N D A U F T R I T T E<br />

Die meisten wertvollen Informationen stammen aus<br />

unseren Stadtsänger-Stammbüchern, jahrzehntelang<br />

hervorragend geführt vor allem <strong>von</strong> unserem Ehrenmitglied<br />

Arthur Brenneisen, mit kunstvollen Illustrationen<br />

ausgestattet.<br />

In der Konzerttätigkeit sind vor allem die Gemeinschaftskonzerte<br />

mit befreundeten Chören und Musikgesellschaften<br />

hervorzuheben.<br />

12. September 1953<br />

Galakonzert 150 Jahre Kanton Aargau, Gemeinschaftskonzert.<br />

2./3. März 1954<br />

Sinfoniekonzert in <strong>Aarau</strong> und Basel, Werke <strong>von</strong> Schubert,<br />

Mozart, Brahms und Dvorak.<br />

10./11. März 1956<br />

Mozartfeier, Gemeinschaftskonzert, Requiem <strong>von</strong> Mozart.<br />

18. Mai 1958<br />

Chorkonzert mit Ernst Häfliger, Tenor.<br />

7./8. März 1959<br />

Der Messias <strong>von</strong> G. F. Händel.<br />

5. November 1961<br />

<strong>Jubiläum</strong>skonzert mit Winterthurer Stadtorchester<br />

(50 Jahre Stadtsänger).<br />

8. April 1962<br />

Die Schöpfung <strong>von</strong> J. Haydn, Gemeinschaftsaufführung.<br />

3. Mai 1964<br />

Chorkonzert mit Stalder-Quintett Zürich.<br />

22. März 1965<br />

Die Jahreszeiten <strong>von</strong> J. Haydn, Stadtkirche <strong>Aarau</strong>.<br />

23./24. März 1968<br />

Deutsches Requiem, Gemeinschaftsaufführung in der<br />

Stadtkirche.<br />

1971 bis 1980<br />

Es folgten einige unvergessliche Gemeinschaftskonzerte<br />

mit dem verstorbenen János Tamás. Seine Proben


waren immer ein Erlebnis. Tamas war ein Vollblutmusiker.<br />

Schritt für Schritt führte er uns <strong>von</strong> <strong>den</strong> Einzelproben,<br />

später mit dem Orchester und am Schluss<br />

gemeinsam mit <strong>den</strong> Solisten, zu einem wunderbaren<br />

Gesamtwerk.<br />

20./21. März 1971<br />

Stabat Mater, A.Dvorak, Konzert Stadtkirche.<br />

1975<br />

Gemeinschaftskonzert mit Rosmarie Hofmann.<br />

1976<br />

Gemeinschaftskonzert, Lobgesang <strong>von</strong> Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy.<br />

3./4. Mai 1980<br />

«Te Deum» <strong>von</strong> Georges Bizet, «Messa di Gloria»<br />

<strong>von</strong> G. Puccini.<br />

Erwähnenswert sind auch die Konzerte der Bucherchöre.<br />

Herbert Bucher leitete verschie<strong>den</strong>e Chöre, die er<br />

jeweils zu grossartigen Konzerten zusammenführte.<br />

25. Februar 1979<br />

Deutsche Messe <strong>von</strong> Franz Schubert, Katholische Kirche<br />

<strong>Aarau</strong>.<br />

16./18./25. März 1979<br />

Konzert der Bucherchöre, 250 Sänger, Stadtsänger<br />

<strong>Aarau</strong>, Ba<strong>den</strong>er Sänger, Männerchor Bassersdorf,<br />

Männerchor Neumünster Riessbach Zürich, Liederkranz<br />

Wettingen.<br />

17. März 1981<br />

Konzert der Bucherchöre in Wettingen, Ba<strong>den</strong>, <strong>Aarau</strong><br />

mit Ivan Rebroff. Ausseror<strong>den</strong>tliche Konzerte mit über<br />

1000 begeisterten Besuchern.<br />

7./8. Mai 1983<br />

Requiem <strong>von</strong> Luigi Cherubini, Kantate Nr. 199 <strong>von</strong><br />

J. S. Bach Gemeinschaftskonzert.<br />

20. März 1987<br />

<strong>Jubiläum</strong>skonzert im Saalbau <strong>Aarau</strong> mit Ivan Rebroff<br />

(75 Jahre Stadtsängerverein <strong>Aarau</strong>).<br />

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21./22. März 1992<br />

Messe Solonelle <strong>von</strong> Ch. Gounod und Te Deum <strong>von</strong><br />

G. Bizet, Gemeinschaftskonzert in der Stadtkirche <strong>Aarau</strong>.<br />

22. November 1992<br />

50 Jahre Chorgesang Schweiz (1942 Gründung Eidg.<br />

Sängerverein in <strong>Aarau</strong>) mit Chanson des Resses Yvorne,<br />

Coro Polifonicio Lostallo, Choro viril lumenzia Lugnez,<br />

(<strong>Jubiläum</strong>skonzert SSVA).<br />

11./12./13. Juni 1993<br />

Bucherchorkonzert 200 Sänger <strong>von</strong> Wettingen, Ba<strong>den</strong>,<br />

<strong>Aarau</strong> mit Solisten der Mailänder Scala.<br />

(Siehe Foto Seite 104)<br />

18./19. März 1995<br />

Messa di Gloria <strong>von</strong> G. Puccini Schicksalslied <strong>von</strong><br />

J. Brahms, Gemeinschaftskonzert.<br />

8. November 1997<br />

Jahreskonzert mit Barbershop -Singers und<br />

André Desponds.<br />

7. November 1998<br />

Eine kleine Weltreise, Stadtsänger mit Frauenchor<br />

Unterentfel<strong>den</strong>.<br />

28. November 1999<br />

Gemeinschaftskonzert Te Deum <strong>von</strong> Jeffrey Stone mit<br />

der Stadtmusik <strong>Aarau</strong> und Frauenchor Cäcilienverein.<br />

Nach über 28 Jahren erfolgreicher Chorleitung übernahm<br />

2003 Christian Dillig unseren Chor.<br />

28. Mai, 4./5. Juni 2005<br />

Chormusik aus Barock und Romantik, Stadtsänger und<br />

Cäcilienverein Vivaldi, Corelli, F. Mendelssohn Bartholdy.<br />

19. März 2006<br />

Gemeinschaftskonzert mit Orchesterverein: Werke <strong>von</strong><br />

J. Brahms, F. Schubert, F. Lochner, G. Weber.<br />

24. Februar, 3. März 2007<br />

Evergreens, Konzerte in <strong>Aarau</strong>, Lenzburg und Reinach<br />

mit Frauenchor Cäcilienverein <strong>Aarau</strong> und Gastsängern.


14. Mai 2008<br />

Teilnahme am Eidgenössischen Gesangsfest in<br />

Weinfel<strong>den</strong>.<br />

26. April 2009<br />

Konzert mit dem Musik Verein Harmonie<br />

in der Stadtkirche.<br />

23. Oktober 2010<br />

Herbstkonzert in Rohr AG, Bunter Melodienstrauss<br />

mit feinem Abendessen. Willkommensgruss an das neue<br />

Stadtquartier.<br />

(Siehe Foto Seite 108)<br />

5./6. November 2011<br />

Kirchenkonzerte in <strong>Aarau</strong> und Oberentfel<strong>den</strong> Jodel Klub<br />

<strong>Aarau</strong>/Stadtsänger <strong>Aarau</strong>, «Bärggrüess».<br />

Sehr beliebt waren auch die Stadtsänger-Soirées im<br />

Kultur- und Kongresshaus (ehemals Saalbau) in <strong>Aarau</strong>.<br />

Musik verbun<strong>den</strong> mit feinem Essen und Tanz.<br />

28. Juni 1990<br />

Gesang, Bankett und Ball.<br />

7. November 1992<br />

Soirée mit Slokar Trombone Quartett, integriertem<br />

Galadiner, Tanz mit André Desponds- Quartett.<br />

2. November 1996<br />

Soirée mit Salon Orchester Sonara.<br />

11. November 2000<br />

Soirée mit Frauenchor Cäcilienverein <strong>Aarau</strong> und<br />

Dodo Hug. Gesang, Tafelmusik und Tanz.<br />

Erich Spahr<br />

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S T Ä N D L I - U N D B E T T A G S I N G E N ,<br />

MAIENZUGBANKETTE<br />

Alle Jahre wiederholen sich die gleichen Fest- und Feiertage,<br />

an <strong>den</strong>en die Stadtsänger aktiv einen Beitrag leisten<br />

oder sich kulinarischen Genüssen hingeben. So besuchen<br />

sie auch jeweils während des Sommers die Altersheime,<br />

bringen Freude mit dem Ständlisingen und verkün<strong>den</strong>:<br />

«Wildi Rose heimer gfunde hinder’m Wald im grüene Hag».<br />

Wenn der Hallux Valgus, die fortgeschrittene Arthrose<br />

oder andere altersbedingte Probleme die Gesundheit<br />

und das Wohlbefin<strong>den</strong> einschränken und <strong>den</strong> Alltag<br />

bestimmen, so bringen die Stadtsänger etwas Linderung<br />

und Freude ins Haus oder, wenn es das Wetter erlaubt,<br />

in <strong>den</strong> Garten. Der alternde Mensch ist vielleicht nicht<br />

mehr so beweglich, um vom öffentlichen Kulturangebot<br />

profitieren zu können. Dann ist die Hauslieferung<br />

sehr willkommen und eine kulturelle Bereicherung.<br />

Natürlich haben die Bewohner Fernsehen und Radio zur<br />

Verfügung. Aber der Kontakt mit der Aussenwelt fehlt<br />

sehr oft. Deshalb ermöglichen diese Auftritte auch das<br />

Gespräch mit <strong>den</strong> Bewohnern des Altersheims und bei<br />

Imbiss und Umtrunk wer<strong>den</strong> viele Geschichten ausgetauscht.<br />

Und bald bringt die Nacht «Freundliche Stille<br />

und himmlische Ruh».<br />

Älter wer<strong>den</strong>de Menschen, so hört man, seien wie Edelsteine.<br />

Sie tragen in sich die Kindheit, die Jugend, das<br />

Erwachsensein, Schönes und Trauriges, kur<strong>zum</strong> das ganze<br />

Leben. Wie der Edelstein beim Wachsen und Wer<strong>den</strong><br />

alle Jahreszeiten integriert, gelangen ältere Menschen<br />

wie Edelsteine <strong>zum</strong> Strahlen. Die Stadtsänger haben ein<br />

Repertoire, das dieses Strahlen musikalisch verstärkt.<br />

Vielleicht wird da wieder eine Sehnsucht geweckt, die


kuschelige Seligkeit aus der Jugendzeit, die Schönheit,<br />

Sinnlichkeit, Naivität, wie man fahrlässig und lei<strong>den</strong>schaftlich<br />

als Bohemien die Zeit vertrieb oder dann das<br />

geordnete und gebildete Leben in Erinnerung ruft. Unser<br />

Verein ist 100 Jahre alt. Wird er auch weiterhin strahlen<br />

wie ein Edelstein? «Gaudeamus igitur».<br />

Die Bewohner der Altersheime und die Stadtsänger<br />

haben vieles erlebt. Zwischenmenschliche Krisen und<br />

Feiern in der Freundschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz,<br />

Geburtstage, der Tod <strong>von</strong> lieben Mitmenschen,<br />

Krankheiten oder Unglücksfälle sind Lebensabschnitte,<br />

in <strong>den</strong>en ein Mitmensch vieles vollbringen kann, wenn<br />

er seine offene Hand hinhält. Und wenn die geschätzten<br />

Zuhörer- und Zuhörerinnen ihre offenen Ohren hinhalten,<br />

so können die Sänger ihnen Freude bringen. Musik geht<br />

unter die Haut. Unser Leben ist begrenzt, die Musik lebt<br />

weiter. Singen macht Freude – Singen bringt Freude.<br />

Was wird die Zukunft <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> bringen? Sie<br />

wer<strong>den</strong> weiter singen. «Was wär’ das Leben ohne Lied».<br />

Wenn am Morgen um sechs Böllerschüsse die <strong>Aarau</strong>er<br />

aus ihren Träumen holen und die Kadetten sie dann in<br />

<strong>den</strong> Quartieren mit der «Tagwache» endgültig aus <strong>den</strong><br />

Federn trommeln, dann ist Maienzug. Falls dann noch<br />

die Fahne auf dem Turm der Stadtkirche das Schönwetterprogramm<br />

anzeigt, sind auch die Stadtsänger frohen<br />

Mutes. Die «Granate» am Revers, <strong>von</strong> der hol<strong>den</strong> Gattin<br />

liebevoll drapiert, gehts in das frohe Treiben. Im Mittelpunkt<br />

sind nicht die Sänger, sondern die Kinder in ihren<br />

weissen Kleidern, die am Umzug teilnehmen und <strong>den</strong><br />

stolzen Eltern, Grosseltern, Tanten, Onkeln, Gottis und<br />

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Göttis zuwinken oder eher umgekehrt. Das Programm in<br />

der Telli wird <strong>von</strong> vielen begeistert verfolgt, vor allem <strong>von</strong><br />

<strong>den</strong> Einheimischen, die das Fest seit ihrem Säuglingsalter<br />

miterlebt haben. Andere weniger Verwurzelte zieht es<br />

bald <strong>zum</strong> Apéro und <strong>zum</strong> Bankett auf die Schanz. Wehe<br />

wenn das Wetterglück oder das Catering nicht mitspielen.<br />

Doch die Plätze sind reserviert.<br />

Das Stadtsänger-Logo hebt ab auf dem weiss gedeckten<br />

Tisch. Zwei bis drei Dutzend Sänger mit ihren Partnerinnen<br />

freuen sich auf das Bankett und auf die Ansprache<br />

des Stadtammanns. Man trifft sich auf der Schanz, klopft<br />

sich auf die Schultern und zeigt, wenn vorhan<strong>den</strong>, stolz<br />

die Verbindungsfarben quer über der Brust und auf dem<br />

Kopf. Man erneuert die Freundschaft, die Kameradschaft<br />

und ge<strong>den</strong>kt alter Liebschaften. Man trifft sich, freut<br />

sich, isst und trinkt, manchmal bis die Erde sich dreht.<br />

Dazwischen spielt die Stadtmusik dazu Tafelmusik. Die<br />

Sänger aber ergeben sich <strong>den</strong> kulinarischen Genüssen<br />

und bleiben auf <strong>den</strong> Bänken sitzen, Bachus lässt<br />

grüssen. Sie können nicht mehr singen, sie schwitzen.<br />

«Wohin sie auch schauen ins heimische Land, da blühen<br />

die Reben an sonnigen Hügeln».<br />

Gedankt und gesungen wird dann am Bettag. Zusammen<br />

mit <strong>den</strong> kirchlichen Chören und dem Frauenchor<br />

Cäcilienverein begleiten die Stadtsänger jeweils <strong>den</strong><br />

Gottesdienst musikalisch. Wir loben <strong>den</strong> Herrn auf<br />

Russisch «Tebe Moem» oder auf Deutsch «Alles Leben<br />

strömt aus dir». Die Stadtsänger sind flexibel und singen<br />

vielsprachig, englisch «God bless you» oder lateinisch<br />

«Benedictus».<br />

Es darf auch das italienische «Signore delle cime» oder<br />

das französische «Le petit village» auf dem Programm<br />

sein. Am Bettag pflegen wir die Gemeinschaft in der Kirche<br />

mit anderen Chören, Sängerinnen und Sängern, mit<br />

<strong>den</strong> Gläubigen und Zweiflern, gesanglich und spirituell.<br />

Die Liederauswahl wird diesem Umstand angepasst.<br />

Der Gottesdienst wird ökumenisch gestaltet und jeweils<br />

durch die Vertreter der reformierten, der römisch- und<br />

christkatholischen Kirchen geleitet. Diese Form des<br />

Bettagsingen ist erst in jüngster Zeit entstan<strong>den</strong>. Vorher<br />

sangen die Stadtsänger allein und ausschliesslich in<br />

der reformierten Stadtkirche, obwohl der Verein nicht<br />

konfessionell ausgerichtet ist.


Vielseitigkeit ist die Maxime des 1912 gegründeten<br />

«Stadtsängervereins <strong>Aarau</strong>», der sich heute «Stadtsänger<br />

<strong>Aarau</strong>» nennt. Das Repertoire umfasst Musicals und Spirituals,<br />

aber auch die klassische und kirchliche Literatur.<br />

Ebenso wer<strong>den</strong> das Männerchorlied und der Operettenbereich<br />

gepflegt.<br />

Robert Beck<br />

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G R A B L I E D<br />

Beim Hinschied eines Sängerkamera<strong>den</strong> verabschiedet<br />

sich der Chor <strong>von</strong> <strong>den</strong> Ehren-, Aktiv- und Veteranenmitgliedern.<br />

Der Chor nimmt eine Ehrung des Mitgliedes am<br />

Grabe vor. Neben <strong>den</strong> Liedvorträgen ist der Fahnengruss<br />

eine stilvolle Ergänzung.<br />

Nach Absprache mit <strong>den</strong> Familienangehörigen richtet<br />

sich der Chor ein. Während der Abdankung des<br />

Verstorbenen vernimmt mancher Sänger bekannte und<br />

unbekannte Einzelheiten. Die Gedanken kreisen, man<br />

staunt und fragt sich im Nachhinein, ob die Pflege der<br />

Kameradschaft auch wirklich gut genug war.<br />

Die Stadtsänger kennen eine Auswahl <strong>von</strong> einigen passen<strong>den</strong><br />

Liedern unterschiedlicher Texte und Kompositionen.<br />

Sie wer<strong>den</strong> gelegentlich in <strong>den</strong> normalen Proben<br />

aufgefrischt und damit auch <strong>den</strong> neuen Sängern bekannt<br />

gemacht. Dem Verfasser dieser Notiz ist ein Sonder-<br />

Textbüchlein <strong>von</strong> 24 Seiten mit 12 Liedern unter die<br />

Augen gekommen, das aufgrund der Anschrift nur dem<br />

Grabgesang diente aber schon sehr lange dem Verein<br />

unbekannt ist. Die Vorderseite ist mit einer Zeichnung<br />

der in <strong>Aarau</strong> damals neu gebauten Abdankungshalle<br />

geschmückt und es ist ein Zufall, wie es das Leben<br />

schreibt: Baubeginn der Anlage ist gemäss heutiger<br />

Nachfrage das Jahr 1912. Zeitgemäss ist auch die verwendete<br />

«Deutsche Handschrift».<br />

Mittels dieser Beschreibung der Pflege des Grabgesanges<br />

ist es gut ersichtlich, wie 100 Jahre Vereinsleben mit<br />

allerlei Veränderungen verbun<strong>den</strong> sein können.<br />

Leo Wacker


Komponisten bzw. Dichter möglicher<br />

Grabgesanglieder<br />

Hans-Georg Nägeli, 1773 – 1836<br />

Franz Schubert, 1797 – 1828<br />

Johann-Philipp Neumann, 1774 – 1849<br />

Mathias Claudius, 1740 – 1815<br />

Dr. Joseph Bovet, 1879 – 1951<br />

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F R E U D U N D L E I D B E I M C H O R G E S A N G<br />

Als ich vor einiger Zeit mit meinem Husten beim<br />

Hausarzt war, sagte der zu mir: «Wissen Sie, vielen<br />

meiner Patienten empfehle ich, in einen Chor zu gehen.<br />

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich<br />

das Chorsingen bei allergischen und asthmatischen Beschwer<strong>den</strong><br />

sehr vorteilhaft auf die Genesung auswirkt.»<br />

Überhaupt haben auch andere medizinische Untersuchungen<br />

bestätigt, was jedem Sänger aus Erfahrung klar<br />

ist: Singen erfrischt die Seele. Im Verlauf <strong>von</strong> Chorproben<br />

haben Forscher Blutwerte der Sänger gemessen<br />

und dabei festgestellt, dass beim Chorsingen besonders<br />

viele Glückshormone ausgeschüttet wer<strong>den</strong>. Singen<br />

fördert ausserdem die Stimmentwicklung bei Kindern<br />

und Erwachsenen sowie das Wachstum neuronaler<br />

Verknüpfungen im Gehirn. In regelmässigen Abstän<strong>den</strong><br />

kommen Mitglieder der unterschiedlichen Chöre auf<br />

mich zu und sagen: «Also, eigentlich war mir heute gar<br />

nicht <strong>zum</strong> Singen <strong>zum</strong>ute und ich habe überlegt, ob ich<br />

absagen soll. Jetzt bin ich froh, dass ich gekommen bin,<br />

<strong>den</strong>n es geht mir jetzt viel besser.» Bei einer solch wundersamen<br />

Wirkung des Singens und des Chorgesanges<br />

fragt man sich doch, warum nicht die Mitgliederbeiträge<br />

der Chorsänger <strong>von</strong> <strong>den</strong> Krankenkassen übernommen<br />

wer<strong>den</strong>, wo jene doch ansonsten auch ihr Interesse an<br />

der Gesundheitsprophylaxe bekun<strong>den</strong>.<br />

Es ist nicht nur das Singen selbst, das die Glückshormone<br />

tanzen lässt. Man freut sich auf <strong>den</strong> Kontakt mit <strong>den</strong><br />

Mitsängern. Es ist auch das Gefühl gemeinsam und im<br />

Hinblick auf einen Auftritt an etwas zu arbeiten, was das<br />

Zusammenspiel aller erforderlich macht, vielleicht auch<br />

eine harte Nuss zu knacken und sich dabei stimmlich<br />

im Verbund mit <strong>den</strong> anderen zu erleben. Besonders bei<br />

<strong>den</strong> Frauen- und bei <strong>den</strong> Männerchören mag auch die<br />

eine oder <strong>den</strong> anderen bei aller Liebe <strong>zum</strong> Partner sich<br />

ein eigenes Hobby bewahren oder einfach nur die reine<br />

Frauen- oder die reine Männerrunde geniessen wollen.<br />

Umgekehrt sagen mir in meinen gemischten Chören<br />

auch Paare, sie seien durch die Suche nach einem möglichen<br />

gemeinsamen Hobby <strong>zum</strong> Chorgesang motiviert<br />

wor<strong>den</strong>. Und selbstverständlich kommen etliche Sänger<br />

auch <strong>zum</strong> Singen mit der Vorfreude auf das gemeinsame<br />

Bier danach.<br />

Natürlich ist man nicht in jeder Chorstunde gleich aufgelegt<br />

und besonders dann, wenn Neues einstudiert wird,


muss der Weg <strong>zum</strong> Erfolg bisweilen erst mühsam erkauft<br />

wer<strong>den</strong>. Manchmal ist das Neue dem Ohr auch zunächst<br />

so fremd, dass man sich nicht damit anfreun<strong>den</strong> mag.<br />

Aber so manches Mal habe ich festgestellt, dass ein<br />

anfänglich misstrauisch beäugtes Chorstück mit der Zeit<br />

durch die Gewöhnung und die wachsende Vertrautheit<br />

mit spannen<strong>den</strong> harmonischen oder gesangstechnischen<br />

Wendungen zu einem chorinternen «Schlager»<br />

heranreifte.<br />

Schwierigkeiten tun sich mitunter da auf, wo man nicht<br />

<strong>den</strong> gleichen musikalischen Grundgeschmack hat. In<br />

solchen Fällen müssen immer wieder Kompromisse geschlossen<br />

wer<strong>den</strong>. Als Chorleiter bin ich dabei bemüht,<br />

<strong>den</strong> unterschiedlichen Interessen bis zu einem gewissen<br />

Mass entgegenzukommen. Allerdings lieben viele Sänger<br />

auch gerade die Abwechslung, die dadurch zustande<br />

kommt. Gelegentlich werde ich wie alle Ausübende <strong>von</strong><br />

pädagogischen Berufen auch Projektionsfläche <strong>von</strong><br />

Kritik. Dabei geniesse ich allerdings <strong>den</strong> Vorteil, dass<br />

anders als etwa die Schüler in der Schule, alle Sängerinnen<br />

und Sänger freiwillig in <strong>den</strong> Chören sind und mir ihre<br />

Freude am Singen auch oft bekun<strong>den</strong>.<br />

Alles in allem wür<strong>den</strong> Sänger, die oft Jahrzehnte im Chor<br />

singen, sich kaum Woche für Woche an einem eigentlich<br />

freien Abend zu einer zweistündigen arbeitsintensiven<br />

Probe aus dem Haus begeben, wenn sie nicht da<strong>von</strong><br />

überzeugt wären, dass ihnen das Singen, die Gemeinschaft<br />

und alles was dazu gehört, nicht mehr Freude als<br />

Mühsal bedeuten würde.<br />

Ich selber kenne <strong>den</strong> Chorgesang <strong>von</strong> bei<strong>den</strong> Seiten:<br />

als Sänger wie als Leiter. Das Chorsingen zieht sich<br />

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wie ein roter Fa<strong>den</strong> durch mein Leben. Zuhause, in der<br />

Kirche und im Kindergarten haben wir viel gemeinsam<br />

gesungen. Mein Vater dirigierte als musikalischer<br />

Laie zeitweise auch einige Chöre. Selbst in <strong>den</strong> ersten<br />

Schuljahren sangen wir mit der Klasse allmorgendlich<br />

zu Schulbeginn. Mit grossem Eifer wirkte ich auch in<br />

<strong>den</strong> Schulchören mit und jubilierte dort mit Begeisterung<br />

als Knabensopran in Orffs Carmina Burana bis<br />

<strong>zum</strong> hohen C. Später wirkte ich in einem Konzertchor<br />

mit, wo wir hauptsächlich die barocken und klassischen<br />

Oratorien sangen, manchmal sogar vor über<br />

2000 Zuhörern. Auch sang ich in Kammerchören,<br />

wo ich für mich entdeckte, dass der Chorgesang als<br />

solches ein vielfach unterschätztes besonderes klangliches<br />

Medium ist. Das Singen, das Gemeinschaftsgefühl,<br />

die Faszination des gemeinsamen Musizierens,<br />

die aufregen<strong>den</strong> Auftritte und die gestalterische Hand<br />

des Chorleiters, waren prägende Aspekte, die mich<br />

dazu bewogen haben, selbst <strong>zum</strong> Dirigentenstab zu<br />

greifen.<br />

Wohl gibt es auch Nachteile für mich: Viele Abende,<br />

an <strong>den</strong>en man sich eigentlich mit Freun<strong>den</strong>, die nicht<br />

in einem Chor mitsingen, treffen oder an <strong>den</strong> man<br />

andere Veranstaltungen besuchen könnte, sind durch<br />

die Chorarbeit belegt. Auch an vielen Wochenen<strong>den</strong> im<br />

Jahr, an <strong>den</strong>en andere Ausflüge unternehmen, bin ich in<br />

Sachen Chorleitung unterwegs. Grössere Auftritt bringen<br />

mitunter tagelanges Lampenfieber mit sich.


Wie die Sänger ihre freien<br />

Abende aus Überzeugung<br />

dem Chorgesang widmen, so<br />

bin auch da<strong>von</strong> überzeugt,<br />

dass die Freude an meinem<br />

Beruf <strong>den</strong> damit verbun<strong>den</strong>en<br />

Mühsalen und Nachteilen<br />

wie die belegten Abende und<br />

Wochenen<strong>den</strong> überwiegt.<br />

Sonst hätte ich wohl kaum<br />

Bei Grossauftritten wer<strong>den</strong> die Chorleitung zu meinem<br />

die Stadtsänger <strong>von</strong> der Hauptberuf erkoren. Gerne<br />

Pianistin Nathalie Zweifel suche ich dabei als Chorleiter<br />

am Klavier begleitet.<br />

auch die Abwechslung. So<br />

leite ich gegenwärtig neben<br />

<strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> noch einen Kammerchor, mit dem<br />

ich die hohe Kunst des klassischen A-cappella-Gesangs<br />

pflegen kann, einen Gospelchor, der es erlaubt neben<br />

Gospel und Spirituals auch Rock-, Pop- und Jazzarrangements<br />

erarbeiten zu können sowie einen Oratorienchor,<br />

mit dem ich die grossen klassischen Oratorien aufführen<br />

kann.<br />

Den Stadtsängen wünsche ich viele weitere Jahre fröhlichen<br />

und gemeinsamen Singens. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass auch in Zukunft noch viele Menschen das aktive<br />

Chorsingen für sich entdecken und auch <strong>den</strong> Mut fin<strong>den</strong>,<br />

sich einer aktiv singen<strong>den</strong> Schar wie <strong>zum</strong> Beispiel <strong>den</strong><br />

<strong>Stadtsängern</strong> anzuschliessen.<br />

Christian Dillig, Chorleiter<br />

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D E R C H O R L E I T E R , C H O R D I R I G E N T<br />

O D E R K A N T O R<br />

Welche Gründe veranlassen mich, einen Bericht über<br />

Chorleiter zu schreiben? Ich habe selber über 20 Jahre verschie<strong>den</strong>e<br />

Chöre (Männer- und Gemischten Chor) geleitet<br />

und in diversen Chören mitgesungen. In dieser Zeit habe<br />

ich mich intensiv in zahlreichen Kursen mit Chorleitung in<br />

Theorie und Praxis auseinander setzen müssen und wurde<br />

oft mit der Frage konfrontiert: Welches Anforderungsprofil<br />

muss ein Chorleiter erfüllen? Hier muss man zwischen der<br />

natürlichen, angeborenen Befähigung und dem erlernbaren<br />

Wissen und Können eines Chorleiters unterschei<strong>den</strong>.<br />

Die natürliche Befähigung<br />

eines Chordirigenten<br />

Zur natürlichen Befähigung gehören:<br />

Ein gutes und bildungsfähiges Gehör<br />

Das absolute Gehör (ist keine notwendige Voraussetzung)<br />

Ein relatives Gehör, um kleinste Unreinheiten wahrnehmen<br />

zu können<br />

Eine, vor einer Sängerschar überzeugende, begeisternde<br />

und beeinflussende Stimme<br />

Die Fähigkeit frei zu sprechen<br />

Ein organisatorisches Geschick, um eine optimale<br />

Probenarbeit zu gewährleisten<br />

Temperament, ohne aber Ruhe und Geduld zu verlieren<br />

Nervenstärke, um auch bei schwierigen Probenanlässen,<br />

die Lust und Freude der Sänger nicht zu trüben<br />

Fazit: Es gibt keine schlechten Chöre, es gibt nur schlechte<br />

Chorleiter!<br />

Das erlernbare Wissen und Können<br />

eines Chordirigenten<br />

Wie kann sich der Chorleiter weiterbil<strong>den</strong>, sein Können<br />

perfektionieren und was muss er können?<br />

Jeder Chorleiter sollte in gut geleiteten Chören viel und<br />

lange mitsingen<br />

Eine gute stimmliche Ausbildung ist die Voraussetzung<br />

um einen Chor zu leiten<br />

Die Technik und <strong>den</strong> Ausdruck des Singens, Ausspracheprobleme<br />

und ein einwandfreies Vorsingen der<br />

einzelnen Chorstimmen muss er beherrschen<br />

Ein oder mehrere Instrumente spielen (vor allem Klavier)<br />

Harmonielehre, Musikgeschichte, Formenlehre und<br />

verschie<strong>den</strong>e Stilrichtungen kennen<br />

Die Schlagtechnik einwandfrei beherrschen<br />

Immer wieder Kurse besuchen und sich neue Erkenntnisse<br />

aneignen


Fazit: Jeder Chor singt und spricht so wie sein Leiter!<br />

Die Ausbildung <strong>zum</strong> Chorleiter kann an einer Musikhochschule<br />

(Luzern) studiert wer<strong>den</strong> oder in Kursen,<br />

die <strong>von</strong> <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong> (Dirigentenkurse der Schweizerischen<br />

Chorvereinigung) angeboten wer<strong>den</strong>, kann<br />

man sich das nötige Rüstzeug holen. Im ersteren Fall<br />

sind die Chorleiter freiberuflich meistens bei einem<br />

oder mehreren renommierten Chören fest angestellt.<br />

Um ihren Lebensunterhalt sichern zu können, sind<br />

die Honorare dementsprechend hoch. Die meisten<br />

Chorleiter in der Schweiz sind allerdings nebenberuflich<br />

tätig und üben ihr Metier gleichsam als «Hobby» und<br />

Freude am Gesang aus. Viele kleinere Chöre sind nicht<br />

in der finanziellen Lage, sich einen an der Universität<br />

oder Hochschule ausgebildeten Chorleiter zu leisten.<br />

Umso wichtiger sind die Dirigenten, die neben einem<br />

Hauptberuf einen Verein übernehmen und die faszinierende<br />

Arbeit mit Freude und grossem Engagement<br />

leisten. Die Liebe zur Musik hat auch mich bewogen,<br />

als Chorleiter tätig zu sein. Sängerinnen, Sänger und<br />

Dirigent bil<strong>den</strong> eine Symbiose, daraus resultiert ein gegenseitiges<br />

Geben und Nehmen. Ich glaube, dass man<br />

Chören viel geben, aber <strong>von</strong> ihnen auch viel profitieren<br />

kann bezüglich:<br />

Mitmenschlichen Beziehungen, Zusammengehörigkeit<br />

gleichgesinnter Personen<br />

Bildung <strong>von</strong> Freundschaften<br />

Freude am gemeinsamen Singen, Erlebnissen <strong>von</strong><br />

Aufführungen und Konzerten<br />

Geselligkeit und privater Anlässe<br />

Auslösen <strong>von</strong> Glücksgefühlen<br />

Positiven Feedbacks <strong>von</strong> Sängerinnen und Sängern<br />

Intensiver und enger Zusammenarbeit mit div. Organen<br />

des Chorwesens<br />

Ein Chor ist ein Lebewesen mit einer lebendigen<br />

Seele – diese Seele sollte sein Leiter sein,<br />

der mit seinem Chor untrennbar verbun<strong>den</strong> ist.<br />

Erich Zuber<br />

59


60<br />

A L T E U N D N E U E F A H N E<br />

In geschichtlicher Vorzeit mussten bereits Zeichen<br />

bestan<strong>den</strong> haben, welche Sippen <strong>von</strong>einander unterschie<strong>den</strong>.<br />

Dies kann man in Höhlenmalereien, hin über<br />

frühorientalische bis zu <strong>den</strong> römischen und mittelalterlichen<br />

Feldzeichen (signum) nachvollziehen.<br />

Diese Feldzeichen wur<strong>den</strong> bald als militärische Gruppenzeichen<br />

im Kampf eingesetzt. So konnten die Führer<br />

rasch und präzise Anweisungen und Befehle geben, die<br />

weit sichtbar erkannt und umgesetzt wer<strong>den</strong> konnten.<br />

Sie galten auch als Ehren- und Statussymbol, welche<br />

im Kampf zu verlieren als grosse Schmach empfun<strong>den</strong><br />

wurde. So wur<strong>den</strong> sie besonders geschützt. Bereits<br />

in antiker Zeit wur<strong>den</strong> diese Feldzeichen <strong>von</strong> stark<br />

gepanzerten Elitesoldaten (Kataphrakten) geschützt,<br />

was auch auf die Wichtigkeit des eigentlichen Trägers<br />

hinweist.<br />

An dieser Stelle möchte ich <strong>den</strong> Zofinger Schultheiss<br />

Niklaus Thut erwähnen, der als Fahnenträger in der<br />

Schlacht bei Sempach, das Zofinger Banner verschluckte,<br />

um es der Schmach des Verlustes an die Eidgenossen<br />

zu entziehen (9. Juli 1386).<br />

Im Laufe der Zeit wur<strong>den</strong> die kiloschweren Feldzeichen<br />

abgelöst, einerseits durch Standarten (Standortsbezeichnung<br />

des Feldherrn), Banner, Trikoloren und<br />

Flaggen (Vexillum), andererseits durch persönliche<br />

Wappen auf Schutzschildern der Ritterschaft. Im Mittelalter<br />

wurde die Vielfalt dieser Zeichen <strong>von</strong> Herol<strong>den</strong><br />

verwaltet, was in deutschen Gebieten <strong>zum</strong> Begriff «Heroldsamt»<br />

führte und im 19. Jahrhundert abgeschafft<br />

wur<strong>den</strong>. Daraus hervor ging der eigentliche Begriff<br />

«Heraldik» (Wappenwesen), welche in vielfältiger Weise<br />

(kirchliche, stu<strong>den</strong>tische Heraldik) noch heute verwendet<br />

wer<strong>den</strong> und die zu erklären würde diesen Rahmen<br />

sprengen.<br />

Das Symbol der Fahne war zentrales Zeichen eines<br />

Staates, einer Obrigkeit oder einer Institution auf<br />

welche der Treueid geschworen wurde. So treffen wir<br />

noch heute auf diese Symboleigenschaft als Soldat, als<br />

Schweizer Gardist, als Stu<strong>den</strong>t oder andere Wür<strong>den</strong>träger,<br />

die einen Eid auf die Fahne abgeben. Eine Fahne zu<br />

«beschmutzen» oder gar zu vernichten gilt als allergrösste<br />

Beleidigung an Jene, die treu und eidesstattlich hinter<br />

dieser Fahne stehen.


Eine Fahne wird mit Sorgfalt, ja beinah mit Ehrfurcht<br />

behandelt. So wird sie in die Obhut eines Fahnenträgers,<br />

dem Fähnrich gegeben, der sie gebührlich und<br />

vorschriftsgemäss führt und behandelt. Es bestehen<br />

weltweit viele Reglemente (Militär, internationale Verbände)<br />

zur Führung einer Fahne, die die Aufgaben eines<br />

Fähnrichs, sogar in Kursen umreissen und vorschreiben.<br />

So haben die Stadtsänger <strong>Aarau</strong>, wie viele andere<br />

Vereine auch eine Fahne, welche Zusammengehörigkeit,<br />

Kameradschaft und Ehre symbolisiert. Wir sehen auf<br />

kostbarem Gewebe, auf silberverblichenem Hintergrund<br />

<strong>den</strong> «Stadtadler» <strong>von</strong> <strong>Aarau</strong>. Mir hat diese Fahne sehr gefallen.<br />

Doch auch sie wurde vom «Zahn der Zeit» in Mitlei<strong>den</strong>schaft<br />

gezogen und so wurde hinsichtlich unseres<br />

100-Jahr-<strong>Jubiläum</strong>s der Ruf nach einem neuen Zeichen<br />

laut. Anlässlich der Generalversammlung vom 17. Februar<br />

2009 erging daher der Auftrag an <strong>den</strong> Vorstand, einen<br />

würdigen Ersatz für die alte Fahne zu organisieren. Das<br />

nicht leichte Unterfangen wurde aber überraschend vom<br />

Sänger Marcel Rüetschi und Kaspar Hangartner entkräftet<br />

– sie zeichneten als «Fahnengöttis» für die kostspielige<br />

Beschaffung einer neuen Vereinsfahne. Darauf wurde<br />

eine Fahnenkommission mit Marcel Rüetschi beauftragt<br />

in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma die Auswahl<br />

einer aussagekräftigen, modernen Vereinsfahne zu überwachen<br />

und auszuführen.<br />

Nun – sie ist ausgewählt und bereits in Auftrag gegeben!<br />

Unser Fähnrich Georges Bremgartner wird sich mit uns<br />

freuen!<br />

Traditionsgemäss wird sie am Festakt enthüllt.<br />

Aldo Botta<br />

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62<br />

STADTSÄNGERKLEIDUNG<br />

Anfang der 70er Jahre zählte der Stadtsängerverein<br />

<strong>Aarau</strong> gegen 100 aktive Sänger und bereitete sich unter<br />

der Direktion <strong>von</strong> Herbert Bucher auf das Eidg. Gesangsfest<br />

vor, das 1972 in Zürich stattfand. Unser Wettlied war<br />

die «Seefahrt <strong>von</strong> Friedrich Smetana». Wir traten damals<br />

in Zürich mit über 80 Sängern an und erreichten das<br />

Prädikat «vorzüglich». Da zu dieser Zeit aus beruflichen<br />

oder gesellschaftlichen Grün<strong>den</strong> nahezu alle Sänger über<br />

einen dunkelblauen oder schwarzen Anzug mit weissem<br />

Hemd verfügten, stand das Thema Bekleidung zu dieser<br />

Zeit nicht im Vordergrund, sondern wir brillierten mit<br />

einer guten Leistung. Der Auftritt der Chöre in Zürich<br />

machte uns aber deutlich, dass eine Ten<strong>den</strong>z zu einer<br />

Uniformierung bestand.<br />

In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren fan<strong>den</strong> vor Auftritten, beispielsweise<br />

mit dem Cäcilien- und Orchesterverein in der<br />

Stadtkirche, jeweils zeitraubende, längere Diskussionen<br />

statt, ob auch ein dunkelgrauer oder dunkelbrauner<br />

Anzug getragen wer<strong>den</strong> könne. Auf Antrag des neu<br />

gewählten Präsi<strong>den</strong>ten Hansruedi Schwaller diskutierte<br />

im Jahre 1984 der Vorstand ernsthaft darüber, ob der<br />

Verein ein einheitliches Outfit anschaffen sollte. Infolge<br />

der beträchtlichen Kosten waren die Meinungen in<br />

dieser Angelegenheit kontrovers; weiter wurde darüber<br />

heftig diskutiert, ob ein Anzug oder eine Kombination<br />

vorteilhafter wäre. Es gab auch verschie<strong>den</strong>e telefonisch<br />

geäusserte Einwände, man müsse sich auch auf einen<br />

einheitlichen Schnauz oder Bart festlegen.<br />

Um die Kosten einer einheitlichen Bekleidung für alle<br />

Sänger tragbar zu machen, entschied sich der Vorstand,<br />

eine Beschaffung direkt ab Fabrik ins Auge zu fassen.<br />

Dank der Unterstützung durch unseren Mitsänger<br />

Fritz-Peter Hemmeler, der sich als Textilfachmann in der<br />

Branche auskannte, wurde mit der damaligen Kleiderfirma<br />

RITEX in Zofingen Kontakt aufgenommen, die uns<br />

fachmännisch beriet. Nach langwierigem Pro und Contra<br />

hat man sich auf einen strapazierfähigen, klassischen,<br />

dunkelblauen Anzug geeinigt, <strong>den</strong> jedermann auch für<br />

private Zwecke verwen<strong>den</strong> kann. Nach zähen Verhandlungen<br />

und Dank guten Beziehungen <strong>von</strong> Fritz-Peter<br />

Hemmeler und Max Arnet zur Firma RITEX, erhielten<br />

wir <strong>den</strong> Anzug für ca. Fr. 250.–, was für alle Sänger<br />

erschwinglich war. Die Generalversammlung im Herbst<br />

1985 folgte dem Antrag des Vorstandes und beschloss,


die Beschaffung in die Wege zu leiten. So wurde also<br />

Mitte der 80er Jahre diese Investition getätigt, die sich<br />

bis heute bei verschie<strong>den</strong>en Anlässen bewährt hat.<br />

Fritz-Peter Hemmeler und Hansruedi Schwaller<br />

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64<br />

W E R B U N G I M V E R E I N<br />

Modern, wie ich bin, geb ich <strong>den</strong> Begriff bei Google und<br />

Wikipedia ein und – erwartungsgemäss fliegt mir eine<br />

unübersichtliche Flut an Hinweisen und klugen Ratschlägen<br />

entgegen! Aus dieser Flut «fisch» ich mir, ganz<br />

«zuvorderst» eine nicht zu übersehende Liste auf:<br />

Bauen Sie Ihre Liste auf<br />

Rekrutieren Sie neue Affilates<br />

Generieren Sie neue Leads<br />

Bewerben Sie Membership listen<br />

Bauen Sie Ihre MLM Downlines auf<br />

Gut, jetzt weiss ich wenigstens, dass ich, zeitgemäss<br />

besehen, ein schlechter Werber bin. Ich bin untröstlich<br />

und frage mich ernsthaft, was ich bislang überhaupt in<br />

dieser Richtung gut und richtig gemacht habe. Hab ich<br />

jemals eine Liste «gebaut»? Habe ich Affilates modern<br />

Aus unserem Faltprospekt «Mann o Mann, die können<br />

singen!»:<br />

Wer bei Stimme bleiben will, kommt ums regelmässige<br />

Proben nicht herum: … je<strong>den</strong> Dienstag, 20 Uhr im KuK.<br />

rekrutiert? Habe ich Leads optimal generiert? Bin ich «in»<br />

oder «on»? Hab ich wohl zufrie<strong>den</strong>stellend Membershiplisten<br />

beworben? Und, was in aller Welt und Hölle sind<br />

MLM Downlines? – Ich bin ein Versager!<br />

Gerne erinnere ich mich zurück in die Zeiten, wo nach<br />

«alter Schule» und gewohnter Vätersitte für Vereinsmitglieder<br />

geworben wurde. Man fragte ganz banal,<br />

eindringlich und ohne Internet, E-Mails und ohne Doodle<br />

Kamera<strong>den</strong> aus seinem Umfeld und animierte sie, doch<br />

in einem Verein, in einer Verbindung oder in einem Club<br />

mit<strong>zum</strong>achen und mitzuhelfen. Und plötzlich weiss ich<br />

wieder, wie das Zauberwort heisst: mithelfen! Moderne<br />

Werbung kennt dieses magische Wort gar nicht mehr.<br />

Moderne Werbung will keine Mithilfe, höchstens Hilfe<br />

als Mittel, als psychologische Steuerungen. Der heutige<br />

Mensch will in erster Linie gar nicht mehr helfen, er will<br />

profitieren.<br />

Vor nicht allzu langer Zeit hat ein Bundesrat das Jahr<br />

2011 <strong>zum</strong> «Jahr der Mithilfe» ausgerufen. Er rief auf,<br />

sich doch wieder vermehrt sozial zu engagieren,<br />

mitzuhelfen! Uns geht es zu gut, wir können uns selber


wehren, wir benötigen kaum aussenstehende Hilfe.<br />

Vielleicht später mal die Spitex, <strong>den</strong> Mahlzeitendienst,<br />

<strong>den</strong> Spezialarzt – aber das geht ja noch so lange! Der<br />

Bundesrat appelliert an Pensionierte, sich doch für<br />

Soziales zu engagieren, in Vereinen mitzutun – und<br />

ebenso an Vereine, sich für Junge zu engagieren, das<br />

Netz mit Nachwuchs zu füllen.<br />

An unserer GV <strong>von</strong> 2010 grassierte die Idee: «Jedes<br />

Mitglied wirbt einen Neuen!» Dass das nicht gelingt, war<br />

uns allen bereits klar, als diese Aufforderung in die Welt<br />

gesetzt wurde! Wollen wir <strong>den</strong> Ansatz dieser Idee ernst<br />

nehmen!<br />

Hören wir uns wieder einmal sorgfältiger um, lassen<br />

unsere soziale Ader pulsieren und beachten vermehrt<br />

wieder unsere Mitmenschen, unser Umfeld!<br />

Sprechen wir doch mal zielgerichtet einen Menschen<br />

an. Vielleicht möchte er sogar gerne bei <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong><br />

mitsingen oder mittun! Vielleicht wartet er nur<br />

darauf!<br />

Gehen wir auf Leute zu! Dies nennt man bereits «sozial»<br />

– der Bundesrat und der Vorstand der Stadtsänger<br />

wären glücklich und – es gäbe keine Versager mehr!<br />

Aldo Botta<br />

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66<br />

W A H L S P R U C H<br />

Nach der Aufnahme eines neuen Mitgliedes singt der Chor zu Ehren des neu aufgenommenen Mitgliedes das Lied «Wahlspruch»


68<br />

V O N F E R N E S E I D H E R Z L I C H G E G R Ü S S T<br />

IHR STADTSÄNGER AM AARESTRAND!<br />

Als ehemaliger<br />

aktiver Stadtsänger<br />

<strong>von</strong> 1986 bis<br />

2000 habe ich<br />

immer noch eine<br />

gute Verbindung<br />

<strong>zum</strong> Chor. Während<br />

dieser Zeit<br />

war ich Vize-Dirigent,<br />

Mitglieder-<br />

Kassier (6 Jahre)<br />

und <strong>zum</strong> Schluss noch 4 Jahre Präsi<strong>den</strong>t. Seit dem Jahr<br />

2000 wohne ich in Chur, wo ich als Ehrenmitglied der<br />

SSA immer alle Dokumente (Sänger-Info, Einladungen,<br />

Protokoll usw.) erhalte und somit laufend über das Vereinsleben<br />

informiert bin.<br />

Viele schöne Erinnerungen sind aber in meinen grauen<br />

Zellen gespeichert: Gesangsfeste, Konzerte, gesellige<br />

Anlässe – ich war immer dabei und ich möchte diese<br />

Erlebnisse nicht missen.<br />

Ein Highlight blieb mir in besonderer Erinnerung, das<br />

Städtlifest in <strong>Aarau</strong>. Der musikalische Auftritt für<br />

eine halbe Stunde war auf 18 Uhr auf dem Kirchplatz<br />

programmiert. Unser Dirigent Herbert Bucher hatte uns<br />

vorher krankheitshalber abgesagt. Es lag dann an mir,<br />

als Vize-Dirigent, <strong>den</strong> Auftritt zu leiten. Mit einem Post-<br />

Mobil, das Leo Wacker steuerte, zwängten wir uns zu<br />

Fuss hinter dem Anhänger, auf dem André Desponds auf<br />

dem Klavier spielte, durch die Menschenmenge in der<br />

Altstadt. Schon dieser witzige Umzug war ein Genuss.<br />

Vor der Bühne platzierten wir <strong>den</strong> Anhänger mit dem<br />

Klavier. Um 18 Uhr stan<strong>den</strong> wir bereit. Ich wollte schon<br />

das erste Lied anstimmen – aber o weh da fingen die<br />

Kirchenglocken an zu läuten. Bei diesem «Lärm» war<br />

ein Singen unmöglich. Geduldig warteten wir 10 Minuten,<br />

aber dann gings los – Schlag auf Schlag. Unsere<br />

10 Lieder, begleitet <strong>von</strong> André Desponds am Klavier,<br />

kamen beim Publikum bestens an. Dieser Auftritt bleibt<br />

mir in guter Erinnerung.<br />

Alles Gute, liebe Stadtsänger und weiterhin viel Erfolg!<br />

Aus Chur grüsst Willy Müller


V E R E I N S A N L Ä S S E<br />

«O Harmonie der Töne, weck alles Edle, Schöne …» So<br />

beginnt unser Wahlspruch. Einen Anlass zu planen könnte<br />

mit keinen besseren Worten ausgedrückt wer<strong>den</strong>.<br />

An der jährlichen Generalversammlung wer<strong>den</strong> Bärzelistag,<br />

Maibummel, Sängerreise, Metzgete vorgestellt.<br />

Bärzelitag<br />

Der 2. Januar ist der Bärzelitag. Er war mir als Walliser<br />

nicht bekannt. In <strong>den</strong> letzten Jahren fand der «Bärzelihock»<br />

in der Waldschenke Roggenhausen statt.<br />

Er beginnt mit einem Apéro auf dem Parkplatz.<br />

Nach einem Spaziergang wird im Restaurant das traditionelle<br />

Rindsgeschnetzelte serviert. So begrüssen die<br />

Stadtsänger das neue Jahr.<br />

Maibummel<br />

Den Frühling begrüssen wir mit einer Wanderung, welche<br />

in der Region stattfindet. Im Jahre 2010 beispielsweise<br />

im Seetal.<br />

Metzgete<br />

Jeweils in der Vorweihnachtszeit treffen wir uns in der<br />

Militärkantine. Die Teilnehmer geniessen das währschaf-<br />

Apéro<br />

te Essen mit Blut-, Leber- und Bratwurst, Sauerkraut,<br />

Rösti und Apfelschnitzen.<br />

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70<br />

Sängerreisen<br />

Periodisch fin<strong>den</strong> mehrtägige Reisen statt, welche<br />

geografische, kulturelle und geschichtliche Aspekte<br />

beinhalten.<br />

Im Jahre 2009 organisierte ich eine Reise ins Wallis,<br />

welche Urs Lienhard in folgen<strong>den</strong> Versen kommentierte.<br />

«Schnürt das Bündel, liebe Leute,<br />

auf geht es und in die Weite.<br />

Reisemarschall Pius Schmidt<br />

nimmt uns in sein Wallis mit.<br />

Pünktlichkeit ist sein Gebot,<br />

bei Versäumnis sieht er rot<br />

Boschenasch, so seis halt drum.<br />

Eher bringt der Suff uns um.<br />

Erster Halt am See <strong>von</strong> Greyerz,<br />

<strong>den</strong>n beim Chauffeur emsig leierts<br />

auf der Fahrtenschreiberschaft.<br />

Ohne Pause gibt es Haft.<br />

Saint-Maurice, der nächste Halt.<br />

Viere lässt die Kirche kalt.<br />

Argon, Willi, Hanf und Tauch<br />

saufen Absinth in <strong>den</strong> Bauch.<br />

Guttet-Feschel heisst der Flecken,<br />

wo wir schönste Träume wecken<br />

mit dem halben Repertoire.<br />

Dann heissts Marsch und Aurevoir.<br />

Saillon ruft zur Nachtesruh,<br />

manches Aug geht schleppend zu.<br />

Tags darauf, mit matter Birne,<br />

reist man leger, nicht im Zwirne.<br />

Zügig gehts das Wallis rauf,<br />

Berge sieht man dort zu Hauf,<br />

Berge rechts und Berge links.<br />

Wo nur bleiben unsre Drinks?


Der Pfynwald ist Sprachbarriere.<br />

Nur der Westen macht Karriere,<br />

weil der Osten komisch spricht.<br />

Grüezenis verstehn das nicht.<br />

Schon naht unser nächster Halt,<br />

’s ist ein Weingut an Gestalt.<br />

Wein ist gut, doch Bier ist besser.<br />

Man kre<strong>den</strong>zt sich viele Fässer.<br />

Felsenkirchen sonder Zahl,<br />

und dafür kein Mittagsmahl.<br />

Es geht weiter auf der Fahrt,<br />

und es spriesst des Präsis Bart.<br />

Rilke ruht in Rarons Schoss,<br />

unser Durst ist riesengross.<br />

So geniesst man auf die Schnelle<br />

schön im Schatten ein paar Helle.<br />

Grimselpass mit Schnee hoch oben,<br />

jeder mag die Kühle loben.<br />

Jetzt ist man im Kanton Bern.<br />

Pius sieht das gar nicht gern.<br />

Letzter Halt auf Brünig-Pass,<br />

wieder keine Zeit <strong>zum</strong> Jass.<br />

Pius meint, wir sollten laufen,<br />

doch wir wollen lieber … Lieder singen.<br />

Zweiunddreissig starke Männer,<br />

sehr versierte Noten-Kenner,<br />

labten sich im Tal der Rhone.<br />

Dieser Trip verdient die Krone!»<br />

Pius Schmidt<br />

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72<br />

W E I S C H N O ?<br />

Die Kartause Ittingen, ein Ort der Kraft mit über<br />

850 Jahren Geschichte, ein ehemaliges Kartäuserkloster,<br />

ein wichtiges Kultur<strong>den</strong>kmal.<br />

Während unseres Aufenthaltes hatten wir die Gelegenheit,<br />

die Anlage zu besichtigen. Beeindruckend waren die<br />

vielfältigen Gärten, das Labyrinth, das stimmungsvolle<br />

Gartenrestaurant, der schlichte Klostergang mit <strong>den</strong><br />

renovierten Mönchszellen. Jahre später erfuhr ich, dass<br />

ein Hopfengarten <strong>den</strong> Rohstoff für das eigene Kartäuser-<br />

Bier (bei Calanda in Chur gebraut) liefert.<br />

In diesem Jahr wurde auch an der Klosterkirche – ein<br />

Barockjuwel – eine umfassende Renovation vorgenommen<br />

und so zu einem repräsentativ ausgestatteten Ort<br />

umgewandelt.<br />

Im bereits renovierten Klostergang und in <strong>den</strong> einfach<br />

gehaltenen kargen Zellen hatte ich mich offensichtlich zu<br />

lange aufgehalten.<br />

Überrascht war ich, als ich <strong>von</strong> meinen Sängerkamera<strong>den</strong><br />

nieman<strong>den</strong> mehr antraf. Ein Besucher erklärte<br />

mir im Klostergang, dass sich irgendein Männerchor in<br />

der Kirche <strong>zum</strong> Singen bereit mache. Ich eilte <strong>zum</strong> Car,<br />

nahm meine Noten und eilte weiter zur Kirche.<br />

Wie bereits erwähnt, waren wegen der Renovation in der<br />

Kirche, keine Bänke, kein Altar, keine Beichtstühle, keine<br />

Orgel vorhan<strong>den</strong>, lediglich noch Türen. Am Kirchenbo<strong>den</strong><br />

lag ein grober hellgrauer Sand und auf dem erhöhten<br />

Altarbereich stand «mein Chor» und war am Singen.<br />

Ruedi Fasler stand zusammen mit mir in der hinteren<br />

Kirchenhälfte als Zuhörer.<br />

Es war eine stimmungsvolle Darbietung, viel dazu beigetragen<br />

hat die ausgezeichnete Akustik, trotz fehlen<strong>den</strong><br />

Bänken usw. Mit dem Lied «Sanctus» sorgte «mein Chor»<br />

für <strong>den</strong> berühmten Gänsehaut-Faktor. Da waren Ruedi<br />

und ich uns einig. Eigentlich sollten alle Stadtsänger <strong>von</strong><br />

Zeit zu Zeit unter solchen akustischen Voraussetzungen<br />

die Gelegenheit haben ihren singen<strong>den</strong> Chor zu erleben.<br />

Für <strong>den</strong> interessierten Leser: Die Kartause Ittingen ist<br />

heute ein Begegnungs- und Bildungszentrum. Des Weiteren<br />

gibt es ein Wohnheim für geistig beeinträchtigte


Menschen, die Beschäftigung in der Anlage fin<strong>den</strong>. Dazu<br />

gehören zwei Hotels mit insgesamt 67 Zimmern und ein<br />

Restaurant. Neben der klassischen Landwirtschaft wird<br />

Wein an- und ausgebaut. Vom Hopfengarten habe ich<br />

bereits berichtet. Ich wage zu behaupten, hätten wir vom<br />

Wein und Bier gewusst, wäre es wahrscheinlich nie <strong>zum</strong><br />

Gesang in der Kirche gekommen.<br />

Das Städtchen Appenzell (eigentlich ist es ein Dorf,<br />

da es kein Stadtrecht besitzt) liegt in einer einzigartigen<br />

schönen Landschaft zwischen sanften Hügeln. Es war<br />

eindrücklich, wie die Umformung der hügeligen Landschaft<br />

in die <strong>von</strong> Felsen dominierte Alpenwelt auf uns<br />

Unterländer wirkte. Scheinbar aus dem Nichts erheben<br />

sich das Alpsteingebiet mit dem Säntis oder der Kronberg<br />

und der Hohe Kasten.<br />

Uns blieb nicht viel Zeit die charakteristischen Häuser<br />

mit <strong>den</strong> Wandmalereien und die zahlreichen schmucken<br />

Geschäfte zu bestaunen. Denn eine kleinere Gruppe<br />

– vor allem jüngere Stadtsänger – wur<strong>den</strong> in ein Dorf<br />

unweit <strong>von</strong> Appenzell für die eine Nacht einquartiert.<br />

Nach Zimmerbezug brachte uns der Car zurück <strong>zum</strong><br />

Nachtessen nach Appenzell.<br />

Später blieben die älteren Sänger im Städtchen zurück.<br />

Wie ich am nächsten Tag erfuhr, verteilten sie sich in <strong>den</strong><br />

einla<strong>den</strong><strong>den</strong> Lokalen und einige amüsierten sich sogar<br />

mit Gesang bei einer Hochzeitsgesellschaft.<br />

Bei unserem Nachtquartier angekommen, hatte sich<br />

Dieter Schäfer ein Klavier zu eigen gemacht und nun<br />

ging es richtig los. Wir waren wahrscheinlich die einzigen<br />

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74<br />

Gäste im Hotel. Auf je<strong>den</strong> Fall hatten wir <strong>den</strong> Eindruck,<br />

nieman<strong>den</strong> zu stören. Doch es ging nicht lange, stand<br />

ein Herr im Pyjama <strong>von</strong> vis-à-vis neben dem schön tönen<strong>den</strong><br />

Klavier und unseren begleiten<strong>den</strong> Stimmen. Der<br />

geneigte Leser kann sich etwa vorstellen, was der Herr<br />

im Pyjama zu erklären wusste. Natürlich mit Recht, <strong>den</strong>n<br />

auch die Wirtin bat uns aufzuhören.<br />

Aber wir wollten nicht zu Erbsenzähler mutieren, riefen<br />

unser freiwer<strong>den</strong>des Potential ab und versuchten das<br />

Klavier in <strong>den</strong> Keller zu tragen. Wir konnten die Realität<br />

nicht einschätzen, <strong>den</strong>n das sich anbahnende Problem<br />

liess sich vorgängig nicht erkennen.<br />

Im engen Treppenhaus hat das Ganze eine bedrohliche<br />

Form angenommen. Durch die Schräge des Klaviers hat<br />

es sich selber eingeklemmt. Wir hatten eine Adrenalin<br />

fördernde Situation. Unter Berücksichtigung der weitaus<br />

besseren Variante, entschie<strong>den</strong> wir uns, das Klavier an<br />

<strong>den</strong> angestammten Ort zurück zu stemmen. Und das<br />

Kellerlokal kam nicht zu <strong>den</strong> vorgesehenen Ehren.<br />

Am Sonntagmorgen hatte der ganze Chor die schöne und<br />

ehrenvolle Aufgabe in der Pfarrkirche St. Mauritius die<br />

Messe mit Liedern zu begleiten. Am Schluss vom Gottesdienst<br />

setzten wir einen spannen<strong>den</strong> Akzent. Wir stimmten<br />

das Landsgemeindelied «Alles Leben strömt aus dir»<br />

an! Es war sehr eindrücklich. Die Kirchengänger erhoben<br />

sich <strong>von</strong> ihren Sitzbänken und sangen mit. Darauf hatte<br />

unser Dirigent Herbert Bucher ein kräuselndes Lächeln<br />

auf seinen Lippen und nickte uns anerkennend zu.<br />

Nach dem Gottesdienst bot sich nochmals die Gelegenheit,<br />

durch das Städtchen mit seiner enormen Ausstrahlung<br />

zu schlendern. Die Freundschaftsbekundungen der<br />

Bevölkerung war schön und Ausdruck dafür, dass ihnen<br />

der Gesang in der Kirche gefallen hat.


Das schnittige Kursschiff legte im Hafen <strong>von</strong><br />

Walenstadt ab. Es pflügte sich mit Leichtigkeit über <strong>den</strong><br />

ruhigen See und hinterliess im Wasser eine sich immer<br />

wieder auflösende Spur. Diejenigen Passagiere vorne am<br />

Bug waren luftig unterwegs, jene im Heckbereich zogen<br />

ein mildes Streicheln des Fahrtwindes vor. Schon <strong>von</strong><br />

weitem sahen wir Quinten im Sonnenlicht.<br />

Hans Schudel erklärte uns, dass es neben Quinten noch<br />

das Dorf Quarten gibt. Das ist soweit noch nachvollziehbar,<br />

da es auf der Seite der Autobahn liegt. Aber dass es<br />

noch ein Dorf Terzen gibt, genauer Unter- und Oberterzen,<br />

das war für viele <strong>von</strong> uns neu.<br />

Das Schiff legte in Quinten an. Quinten ist nur mit dem<br />

Schiff oder über einen Wanderweg erreichbar. In der<br />

Sonnenstube am Fusse der Churfirsten reifen Trauben,<br />

Zitronen, Feigen. Der Bo<strong>den</strong> ist karg, kalkhaltig und<br />

ergibt fruchtige aromatische Weine, wie Federweiser,<br />

Schiller, Blauburgunder oder Quintner Dachswy.<br />

Es war für uns ein Leichtes im kleinen Dörfchen <strong>den</strong> Ort<br />

für Tranksame zu fin<strong>den</strong>.<br />

Quinten<br />

Uns war es wohl im Schatten unter <strong>den</strong> mächtigen Platanen.<br />

Doch wir verstan<strong>den</strong> sehr wohl, dass uns Paul Graf,<br />

unser Reisemarschall zur Weiterfahrt bis nach Weesen<br />

nicht bloss einmal auffordern musste.<br />

Ich glaube mich zu erinnern, dass auf der Fahrt nach<br />

<strong>Aarau</strong> einem grossen Teil <strong>von</strong> uns die Augen zufielen.<br />

Der Quintner-Wein schmeckte vorzüglich.<br />

Sigi Binder<br />

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76<br />

ADLER UND EAGLE<br />

Dieses Kleinstadt – Musical wurde 1972 anlässlich des<br />

Eidgenössischen Turnfestes in <strong>Aarau</strong> uraufgeführt. Dabei<br />

spielten gegen 100 Freiwillige mit.<br />

«Adler» und «Eagle» sind die Namen <strong>von</strong> zwei nebeneinander<br />

liegen<strong>den</strong> Gaststätten. Im Adler treffen sich die<br />

senkrechten Bürger, im Eagle die Jungen. Weitere Hauptgruppen<br />

sind die sozialen Damen, die sich ein Altersheim<br />

wünschen, die Bonanza, eine Finanzgesellschaft, die sich<br />

ein Eros-Center erstellen will. Eine fünfte Gruppe Bürokratie<br />

plant eine Strasse, die <strong>zum</strong> eigentlichen Gefechtsobjekt<br />

der vier Hauptgruppen wird. Den Schlussbeitrag<br />

bringt die Gruppe der Italiani, die sich <strong>von</strong> der Regie her<br />

aus <strong>den</strong> gleichen Leuten wie die Bürokratie zusammensetzt.<br />

Das Musical will zeigen, dass die Generationen<br />

und Extremgruppierungen gar nicht so weit auseinander<br />

liegen, wie meistens behauptet wird. Hier liegt auch die<br />

Antwort auf die Frage, warum das Musical «Adler und<br />

Eagle» heisst.<br />

Urs Widmer<br />

Unterlagen <strong>von</strong> Paul Graf, Einsicht bei Peter Günthart<br />

Die Songs:<br />

1. Mini-Stadt-Song<br />

2. Gmachti-Manne-Song<br />

3. Mir-wänd-Läbe-Song<br />

4. Mir-dänke-a-di-alte-Lüt-Song<br />

5. Bonza-Credo<br />

6. Strassenentstehungs-Story<br />

7. Protest-kontra-Unterstützungs-Song<br />

8. Entrüstungs-Song<br />

9. Verführungs-Song<br />

10. Bonza-Damen-Solo mit Männerchor<br />

11. Kompromiss-Song<br />

12. Aufruf-<strong>zum</strong>-Umsturz-Song<br />

13. Beruhigungs-Versuch-Song<br />

14. Umweltschutz-Song<br />

15. Mängisch-träumi-Song<br />

16. Aber-ihr-Herre-Song<br />

17. Frauen-Entfesselungs-Song<br />

18. Siamo-Italiani-Song<br />

19. Schlusschoral/Mini-Stadt-Song


Auszug aus dem Drehbuch:<br />

Jungi Trübel sett me schmiere,<br />

wo gäg alles proteschtiere;<br />

hocke mer, mer eus verloh müend,<br />

dass in Rueh eus alli lo tüend.<br />

– Was macht der Jung?<br />

– Er wachst.<br />

– Isch wohr?<br />

– Jo, vor allem sini Hoor!<br />

– Au sini!<br />

Mer sind gmachti Manne<br />

sänkrächt-grad wie Tanne,<br />

unerschütterlich und fescht,<br />

em Heidi sini Lieblingsgescht.<br />

Schlusschoral<br />

Gmachti-Manne-Song (Auszug), Stadtsänger<br />

Mini-Stadt-Song<br />

Entrüstungs-Song<br />

77


78<br />

F A M I L I E N P I C K N I C K U N D « C H Ö L I »<br />

Die Familienpicknick-Tage waren einst sehr beliebt. Daran<br />

nahmen Familien mit Kindern und Alleinstehende gerne<br />

teil. Man traf sich zu einer kleinen Wanderung oder an<br />

lauschiger Stätte im nahen Jura oder im Mittelland. Sozusagen<br />

aus dem Nichts heraus ergaben sich lustige Spiele<br />

und Aktionen wie das nachfolgende Ballonfest.<br />

Beim Familienpicknick und anderen gesellschaftlichen<br />

Anlässen genossen die «Chölis» einen besonderen Stellenwert.<br />

«Chölis» wer<strong>den</strong> getrunken. Jeder Stadtsänger<br />

musste seine «Chöli-Bremse» im Griff haben.<br />

Es gab drei Zubereitungsvarianten: «Flachländer»,<br />

«Voralpin» und «Hochalpin». Für deren<br />

Zubereitung brauchte es Lebenslust und Erfahrung.<br />

Für Uneingeweihte sei definiert, dass<br />

«Chöli» auch «Lozärnerkafi oder Schwarzes»<br />

genannt wird. Nach 100 Jahren weiss man,<br />

dass «Chöli» nicht nur <strong>den</strong> Durst löschte,<br />

sondern ein Picknick würdig abrundete und<br />

zu einem Erlebnis wer<strong>den</strong> liess.<br />

Max Arnet war der «Chöli-Zubereiter». Und<br />

das ging so: Die speziellen Gläser wur<strong>den</strong> in<br />

Reih und Glied – je nach Zubereitungsvarianten – bereitgestellt.<br />

Dann gab’s in jedes Glas 1 bis 2 Zucker. Geistige Zugaben<br />

entsprechend <strong>den</strong> drei Varianten. Zum Schluss füllte<br />

der «Chölivater» Max die Gläser in einem Zug und Gutsch,<br />

bis die Gläser <strong>von</strong> <strong>den</strong> Kindern heiss und gefüllt <strong>den</strong> Familienoberhäuptern<br />

dargereicht wur<strong>den</strong>. Diese Dienstleistungen<br />

waren so beliebt, da einige Kinder auf dem Rückweg<br />

probieren wollten, was ein richtiger «Chöli» wirklich in sich<br />

hatte. Möglichst ohne Blasen an <strong>den</strong> Lippen und …<br />

Max Arnet


«LÖSCHEN»<br />

Sängerreise nach Mainz, 27. bis 29. Mai 1965<br />

Der hohe Dom zu Mainz Ehrengabe der Stadt Mainz<br />

Aus dem Programm<br />

Besammlung: 6.45 Uhr Bahnhofplatz <strong>Aarau</strong>.<br />

Pauschalpreis pro Person: Fr. 155.–, inbegriffen<br />

Bahnbillett 1. Klasse <strong>Aarau</strong>–Mainz retour, Schiffsbillett<br />

Mainz-Boppard, Busfahrt Boppard–Mainz, Stadtrundfahrt,<br />

Busfahrt Mainz–Wiesba<strong>den</strong>–Neroberg–Lenneberg.<br />

Unterkunft in guten Hotels mit Frühstück, Mittagessen<br />

in Mainz, Boppard und Lenneberg. Nachtessen in Mainz<br />

und Ingelheim. Alle Bedienungsgelder und Taxen<br />

Notenkurs: 100 DM = Fr. 110.25. Frei und unbeschränkt<br />

ein- und ausführbar.<br />

Begrüssungslied der Mainzer<br />

«Wir heissen Euch willkommen», 5. Strophe<br />

Melodie: Es wollt ein Mägdlein früh aufstehn …<br />

Drum auf, Ihr Brüder hochgeschätzt,<br />

macht’s wie beim Wilhelm Tell<br />

und sprecht <strong>den</strong> «Schwur <strong>von</strong> Rütli» jetzt<br />

im «Mainzer Schloss» ganz schnell:<br />

«Wir wollen stets beim gold’nen Wein<br />

ein einzig Volk <strong>von</strong> Brüdern sein<br />

und reichen uns die Freundeshand.<br />

Die Freundschaft <strong>von</strong> Moguntia,<br />

Cäcilia und Helvetia<br />

hab’ immerdar Bestand!»<br />

Bei Sängerfreundschaften wird gesungen – und beim<br />

Wiedersehen wird getrunken …<br />

Einschlägig sprach man nach dieser Reise <strong>von</strong> «Löschen».<br />

Die Stadtsänger wur<strong>den</strong> <strong>von</strong> ihren deutschen<br />

Sängerfreun<strong>den</strong> <strong>zum</strong> Nachtessen eingela<strong>den</strong>. Anschliessend<br />

schwärmte man gruppenweise aus. So auch jene<br />

20 Sänger, die am Ort «Heilig Geist» (halb Kirche, halb<br />

79


80<br />

Dancing) verweilten. Nach dem Heimweg bei leichtem<br />

Regen sichteten Kurt und Max im Treppenhaus ihres<br />

Hotels einen Feuerlöscher. Die Versuchung diesen<br />

auszuprobieren und etwas zu löschen war sehr gross.<br />

Überraschend funktionierte das Gerät und die bei<strong>den</strong><br />

Sänger stritten sich im Zimmer um die Bedienung des<br />

Apparates. Einer gab vorsichtshalber einen «Pfupf»<br />

ins Waschbecken, doch der Feuerlöscher war anderer<br />

Meinung und gab her, was er konnte. Sogar der auf dem<br />

Bett liegende blaue Kittel zeigte «Kampfspuren» und<br />

musste für <strong>den</strong> sonntäglichen Auftritt behelfsmässig<br />

gereinigt wer<strong>den</strong>.<br />

Dramatischer war es, dass der Löschstrahl nicht unterbun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> konnte und die stossartigen Strahlen<br />

<strong>zum</strong> Fenster hinaus eine vorbeiratternde, amerikanische<br />

Panzereinheit trafen …<br />

Max Arnet


AFF UND WIRT<br />

Der Affenkasten war in <strong>Aarau</strong> und in der halben Schweiz<br />

bekannt und berühmt. Insider nannten dieses Restaurant<br />

Aff. Die sprichwörtliche Bekanntheit des Aff erlangte<br />

dieses Speise- und Trinklokal primär <strong>von</strong> Ur-<strong>Aarau</strong>ern,<br />

Rekruten und ihren Kadern, Stu<strong>den</strong>ten und eben <strong>Stadtsängern</strong>.<br />

Für die Stadtsänger war der Aff ein Zentrum.<br />

Man traf sich dort nach dem Singen <strong>zum</strong> Schlummertrunk,<br />

zelebrierte im grossen Saal im ersten Stock<br />

Generalversammlungen und traf sich samstags um<br />

17 Uhr <strong>zum</strong> Stamm.<br />

Der Stamm wurde <strong>von</strong> vielen <strong>Stadtsängern</strong> gern<br />

besucht. Dort wur<strong>den</strong> durstige Seelen befeuchtet und<br />

Nachrichten weiterverbreitet. Das dauerte lang oder<br />

noch länger – teilweise <strong>zum</strong> Ärger der hol<strong>den</strong> Gattinnen.<br />

Allein der weisse Wein und die gutbürgerliche Küche<br />

reichten nicht aus für die Bekanntheit des Affs. Wesentliches<br />

Element war der Wirt namens Fritz Plüss und seine<br />

Frau Lotti Plüss-Villiger.<br />

Fritz, wie ihn die halbe Schweiz nennen durfte, war für<br />

viele der beste Wirt im ganzen Land. Er genoss <strong>den</strong><br />

Nimbus eines «Wirtschafts-Gottes». Während <strong>den</strong> 80er<br />

Jahren sass ein Kern <strong>von</strong> Sänger häufig im Aff. Am Samstagsstamm<br />

soll es für Unentwegte oft Sonntagmorgen<br />

gewor<strong>den</strong> sein, bis der Heimweg gefun<strong>den</strong> wurde.<br />

Anlässlich der Generalversammlung beabsichtige der<br />

Vorstand, <strong>den</strong> Stubenwirt Fritz Plüss <strong>zum</strong> Ehrenmitglied<br />

der Stadtsänger zu ernennen. Doch der Präsi<strong>den</strong>t hatte<br />

seine Rechnung ohne seine Mitglieder gemacht. Gestützt<br />

auf ein flammendes Votum <strong>von</strong> Hans Widmer, dass die<br />

Statuten eine derartige Ehrung nicht zuliessen, wurde<br />

diese mit einem minimalen Stimmenmehr abgelehnt.<br />

Enttäuschend für Fritz und traurig vor allem für Max<br />

Arnet, der dem vororientierten Wirt die Ablehnung der<br />

Ehrung mitteilen musste. Auf einer Sängerreise ins<br />

Wallis, an der im Stockalperpalast in Brig spontan eine<br />

ausseror<strong>den</strong>tliche GV einberufen wurde, konnte dann die<br />

versäumte Ehrung nachgeholt und gebührend gefeiert<br />

wer<strong>den</strong>. Fritz und der Stadtsängerverein <strong>Aarau</strong> hatten es<br />

beide verdient.<br />

Max Arnet<br />

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82<br />

EIN JUNGER STADTSÄNGER BERICHTET<br />

Als ich an meiner ersten Probe der Stadtsänger teilnahm,<br />

war ich beeindruckt <strong>von</strong> dem gesanglichen Niveau. Ohne<br />

Verbissenheit und mit sicht- und fühlbarer Freude wurde<br />

konzentriert geübt. Der Dirigent Christian Dillig verstand<br />

es, die Balance zwischen notwendiger Beharrlichkeit und<br />

herzlicher Nachsicht zu wahren. Auffällig war auch das<br />

eher höhere Durchschnittsalter der Anwesen<strong>den</strong>. Mit<br />

meinen 43 Jahren, gerade inmitten meiner (sanft verlaufen<strong>den</strong>)<br />

Midlife-Crisis, fühlte ich mich schlagartig zehn<br />

Jahre jünger. Als einer der Anwesen<strong>den</strong> der gegenseitigen<br />

Vorstellung ausrief: «Wir sind zwar alt, aber oho» (!),<br />

war das Eis augenblicklich gebrochen. Die Stadtsänger-<br />

Kamera<strong>den</strong> waren und sind tolle Persönlichkeiten. Was<br />

sie verbindet, ist die Liebe <strong>zum</strong> Gesang und die Liebe zu<br />

<strong>Aarau</strong>. In ihren Lebensgeschichten kommt der Stadt stets<br />

ein besonderer Stellenwert zu. Sie ist Teil unserer Geschichte<br />

und wir sind Teil ihrer Geschichte. Wie durch ein<br />

Kaleidoskop blicken wir auf <strong>Aarau</strong> und jeder sieht etwas<br />

anderes: Gebäude wie der alte Globus oder die Wagnerei<br />

am Rain; Gerüche wie der Punsch auf der «Keba», Geräusche<br />

wie die Kanonenschüsse vom Alpenzeiger, welche<br />

<strong>den</strong> Maienzug eröffnen. Gesichter erscheinen, Wortfetzen,<br />

Erinnerungen an Freunde und …Freundinnen!<br />

Die Welt hat sich verändert. Aus einem vierhundert<br />

fränkigen Grassi-Velo ist ein fünftausend Franken teures<br />

Hyper-Bike gewor<strong>den</strong>. Die Jugend chattet und schreibt<br />

SMS im Minutentakt. Wir fliegen um die Welt und die<br />

Welt fliegt uns gelegentlich um die Ohren. Wir <strong>den</strong>ken<br />

vernetzt.<br />

In Zeiten der Multi-Optionen, der Werteauflösung, neuer<br />

Familienstrukturen und Lebensentwürfe suchen wir<br />

Konstanten. Wir suchen das Einfache, das Authentische:<br />

Freunde, Noten, einen Flügel für die Begleitung. Wir<br />

halten die Zeit an, fin<strong>den</strong> uns, vereinen uns für einen<br />

Moment im Gesang, geniessen die Klänge, holen Atem,<br />

entspannen uns.<br />

«Hei was die Becher klangen, wie brannte Hand in Hand,<br />

es lebe die Liebste Deine, Herzbruder im Vaterland!».<br />

Diese fröhliche Liederzeile aus «Im Krug <strong>zum</strong> grünen<br />

Kranze» beschreibt nicht nur <strong>den</strong> Restaurantbesuch nach<br />

<strong>den</strong> Proben, sondern auch sehr treffend das Vereinsleben<br />

und Selbstverständnis der Stadtsänger: Lebensfreude,<br />

Kameradschaft, Wertschätzung der eigenen Partnerinnen


und die Liebe zur Heimat nehmen einen hohen Stellenwert<br />

im Vereinsleben ein.<br />

Die Zukunft wird weisen, ob diese Werte langfristig als<br />

Basis für einen Chor genügen oder ob sie ergänzt, modifiziert,<br />

geupdatet wer<strong>den</strong> müssen. Mit Enthusiasmus,<br />

Weitsicht und Mut wird es gelingen, diese Herausforderungen<br />

zu meistern!<br />

Martin Moor<br />

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84<br />

WANDERSÄNGER<br />

Schloss Hallwyl<br />

Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust. So mag<br />

Ernst Wetter, der ehemalige Pedell der alten Kantonsschule<br />

<strong>Aarau</strong> und Tenor im Stadtsängerverein gedacht<br />

haben. Er animierte Gleichgesinnte mit ihm gelegentlich<br />

an Ausflügen teilzunehmen. Manchmal soll daraus eine<br />

Ganztagestour gewor<strong>den</strong> sein …<br />

Was in <strong>den</strong> Achtzigerjahren sporadisch begonnen hatte,<br />

überzeugte nachhaltig.<br />

Ernst Wetter, der im Ruedertal ein Ferienhaus<br />

mit Umschwung samt Geflügel besass, opferte<br />

einmal im Jahr eines seiner Federtiere<br />

für die Wanderkamera<strong>den</strong>. Dieser Anlass –<br />

wurde «Gänsefrass» genannt – etablierte sich<br />

als beliebter geselliger Event im Restaurant<br />

«Burestube» in Buchs.<br />

Irgendwann begann sich die illustre Senioren-<br />

Sängerschar «Wandersänger» zu nennen. Es<br />

sollte aber kein Verein im Verein entstehen,<br />

somit waren keine Statuten und keine systematischen<br />

Aufzeichnungen vorgesehen.<br />

Anfangs der neunziger Jahre löste Willy Scheuchzer Ernst<br />

Wetter ab und 1997 wählten die Wanderer Guido Hux als<br />

neuen Wanderobmann.<br />

Aktivität der Wandersänger<br />

zielt auf <strong>den</strong> Inneren Müssiggänger.<br />

Drum wer noch gut zu Fusse ist,<br />

der schau, dass er dies nie vergisst!


Seither konzentriert er sich auf die Organisation der<br />

Wanderanlässe, während Paul Graf und seit 2006 Franz<br />

Josef Lenz die Kontakte mit jenen Senioren pflegt, die<br />

aus gesundheitlichen Grün<strong>den</strong> nicht mehr an <strong>den</strong> Wanderungen<br />

teilnehmen können.<br />

Am ersten Donnerstag des Monats (nachmittags) treffen<br />

sich 12 bis 15 wandertüchtige Stadtsänger zu einer ein-<br />

bis zweistündigen Wanderung. Nach der körperlichen<br />

Ertüchtigung trifft man sich zu Imbiss und Umtrunk.<br />

Höhepunkte<br />

Rund um <strong>den</strong> Klingnauer Stausee<br />

Diverse Wanderungen auf dem Jura, im Suhretal, der<br />

Aare entlang, im Seetal, im Ruedertal<br />

Der Aare und der Reuss entlang<br />

Freiämterweg und viele unvergessliche Routen in allen<br />

Himmelsrichtungen um <strong>Aarau</strong><br />

Gugelmann-Museum Schönenwerd, Kunsthaus <strong>Aarau</strong>,<br />

Naturama <strong>Aarau</strong><br />

Stadt Solothurn mit Aareschifffahrt bis zur Petersinsel<br />

Weinrebenpark <strong>von</strong> Bruno Weber in Dietikon mit <strong>den</strong><br />

imposanten Skulpturen<br />

Pfahlbauerdörfli Schönenwerd<br />

Orchideenlehrpfad in Erlinsbach<br />

Stanzwerk Rüetschi in Unterentfel<strong>den</strong><br />

Militärflugplatz Meiringen dank Sponsoring <strong>von</strong> Max<br />

Arnet und Marcel Rüetschi<br />

Sondermülldeponie in Kölliken und Kehrichtverbrennung<br />

in Buchs … u.v.a.<br />

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86<br />

Wichtig gesellige Anlässe seit 1997<br />

Der «Wildschmaus» im Rest. Burestube ist traditioneller<br />

Höhepunkt im Wandersängerjahr<br />

Racletteplausch zu Ehren <strong>von</strong> Hannes Taugwalder<br />

70. Geburtstag <strong>von</strong> Max Arnet<br />

Zahlreiche Gartenfeste und Grilla<strong>den</strong> bei grosszügigen<br />

Spendern<br />

Der Gesang kommt selten zu kurz nach dem Motto:<br />

«Wandersänger leben länger»<br />

Guido Hux


V E T E R A N E N S T A M M<br />

Ein reiches Vereinsleben bringt es mit sich, dass neben<br />

<strong>den</strong> eigentlichen Vereinstätigkeiten, die Mitglieder<br />

sich auch bei anderen Gelegenheiten näher kommen.<br />

Dies geschieht bei Festanlässen, Wanderungen oder<br />

bei einem regelmässigen Hock, dem Veteranenstamm,<br />

welcher in der Regel eine Stunde dauert.<br />

Da die Veteranenstämme informell und freiwillig<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>, sind leider keine Aufzeichnungen<br />

vorhan<strong>den</strong>. Der Autor war deshalb auf eigene Erinnerungen<br />

und solche älterer Sänger angewiesen.<br />

Der ursprünglichste Stammtisch fand im «Affenkasten»<br />

dem damaligen Stammlokal der Stadtsänger statt, das<br />

jahrzehntelang vom später <strong>zum</strong> Ehrenmitglied ernannten<br />

Fritz Plüss geführt wurde. Hier traf sich am run<strong>den</strong><br />

Tisch am Samstagnachmittag eine Gruppe Stadtsänger<br />

zu Trank und Diskussion. Dem Vernehmen nach und<br />

nicht zur Freude der Ehepartnerinnen soll dieser Stamm<br />

oft bis in die ersten Stun<strong>den</strong> des Sonntags hinein gedauert<br />

haben. Anfangs des neuen Jahrtausends wurde<br />

der «Affenkasten» verkauft und in eine Buchhandlung<br />

umgewandelt. Dies führte dazu, dass der Samstags-<br />

stamm heute dienstags im Restaurant «Rendez-vous»<br />

stattfindet.<br />

Zusätzlich <strong>zum</strong> Samstags-Stamm initiierte unser Sängerkamerad<br />

Alois Aschwan<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Jahren nach 1980<br />

zusammen mit Jakob Leutenegger und dem damaligen<br />

Präsi<strong>den</strong>ten Willy Scheuchzer vor allem für Pensionierte<br />

im ehrwürdigen Restaurant Gais am späteren Montag-<br />

Nachmittag <strong>den</strong> sogenannten «Gnagi-Stamm». Gnagi<br />

(auf gut deutsch: Eisbein) deshalb, weil das Wirte-<br />

Ehepaar Baumgartner um diese Zeit heisse Gnagi <strong>zum</strong><br />

Genuss anbot. Die weiteren Teilnehmer rekrutierten<br />

sich einerseits aus <strong>Stadtsängern</strong>, wie Rolf Eichenberger<br />

(*1920), Paul Märki, Erwin Meyer-Queloz (*1920),<br />

daneben auch aus Gewerbe- und verwandten Kreisen.<br />

An Namen seien beispielsweise erwähnt: Kari Wespi<br />

(Möbel-Pfister), Hunziker-Fretz (Schuhfabrik), Oehninger<br />

(Kreditanstalt), Vogt (Feldschösschen-Depot), Hans Roth<br />

(NR), Wullschleger (Wullschleger & Rüetschi), Dr. Stamm<br />

(Hautarzt). In <strong>den</strong> 90er Jahren wurde das Rest Gais<br />

geschlossen, verfiel mehr und mehr und wurde 2003 abgerissen.<br />

Aus diesem Grunde dislozierte dieser Stamm<br />

ungefähr um 1995 ins Restaurant Burestube in Buchs,<br />

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88<br />

wo sich eine kleinere Runde ab 17 Uhr zu Gesprächen<br />

und einem Imbiss traf.<br />

Ergänzend dazu fand vorwiegend unter <strong>Stadtsängern</strong><br />

jeweils am Dienstagmorgen im Restaurant Jeannette<br />

zwischen 10 und 11 Uhr eine «Gipfelkonferenz» statt,<br />

so genannt nach <strong>den</strong> Gipfeli, die jeweils <strong>zum</strong> Kaffee<br />

verzehrt wur<strong>den</strong>. Als Initiator dazu zeichnete ebenfalls<br />

Alois Aschwan<strong>den</strong> verantwortlich. Aus dem Termin wird<br />

ersichtlich, dass bei diesem Stamm vor allem Pensionierte<br />

angesprochen waren, ob sie nun im Verein <strong>den</strong> Status<br />

<strong>von</strong> Veteranen hatten oder nicht.<br />

Dieser Stamm wurde anfangs des neuen Jahrtausends<br />

ins Restaurant <strong>Aarau</strong>erhof verlegt, ein paar Jahre später<br />

in das Restaurant Rendez-vous, wo er bis heute Gastrecht<br />

geniesst. Eine reine Stadtsänger-Angelegenheit<br />

gewor<strong>den</strong>, ist seine Beliebtheit in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />

ständig gestiegen und die Anzahl der Teilnehmer hat<br />

<strong>von</strong> sechs bis acht auf teilweise über zehn zugenommen.<br />

Dass dabei neben dem Geschehen im Verein auch<br />

lokal-, innen- und aussenpolitischen Themen häufig auch<br />

Gesundheitsprobleme erörtert wer<strong>den</strong>, versteht sich<br />

angesichts des Alters der Sänger <strong>von</strong> selbst.<br />

Der Dienstagmorgen-Stamm kann auch Informationen<br />

und Denkanstösse geben und ist damit zu einem «Instrument»<br />

im Leben des Vereins gewor<strong>den</strong>.<br />

Hansruedi Schwaller


KONTAKTE ZU BETAGTEN STADTSÄNGERN<br />

Der SSVA hat es sich zur<br />

Pflicht gemacht, die Verbindung<br />

zu Mitgliedern die nicht<br />

mehr singen oder alters- und<br />

krankheitshalber an keinen<br />

gesellschaftlichen Anlässen<br />

teilnehmen können, nicht<br />

abreissen zu lassen. Diese ehemaligen<br />

Sänger sollen spüren,<br />

dass sie nach wie vor geschätzt<br />

und nicht vergessen sind.<br />

Willy Scheuchzer, unser ehemaliger Präsi<strong>den</strong>t und spätere<br />

Wandersängerobmann, hatte zuerst diese Notwendigkeit<br />

erkannt. Er pflegte zu <strong>den</strong> älteren und zurückgezogenen<br />

Sängern vermehrt Kontakt. Über ihr Befin<strong>den</strong><br />

orientierte er die aktiven Sänger an Wanderungen oder<br />

nach <strong>den</strong> Proben. Seine feinfühlige Art, mit seinen<br />

ehemaligen Sängern zu kommunizieren, wurde allseits<br />

sehr geschätzt. Diese edle Aufgabe der Kontaktpflege<br />

übernahm später Paul Graf und ab dem traditionellen<br />

Wildschmaus-Anlass 2006 Franz Josef Lenz.<br />

Die Erfahrungen zeigen, dass unsere älteren Mitglieder<br />

durch «info Stadtsänger <strong>Aarau</strong>» sehr gut über unser<br />

Vereinsleben orientiert sind und diese Verbindung auch<br />

schätzen. Doch dieses Vereinsorgan ersetzt die persönlichen<br />

Kontakte nicht. Der Gedankenaustausch über<br />

das Vereinsleben, über Proben und Auftritte, über die<br />

Aufnahme neuer Mitglieder, über Veränderungen, über<br />

Freud und Leid bedeuten unseren betagten Freun<strong>den</strong><br />

sehr viel. Sie sind dafür dankbar und lassen es uns auch<br />

spüren.<br />

Immer wieder wer<strong>den</strong> Reminiszenzen aus früheren Jahren<br />

aufgefrischt und <strong>zum</strong> Besten gegeben. Man amüsiert<br />

und freut sich über vergangene Zeiten.<br />

Oftmals ist es schwierig, die richtigen Worte des Trostes<br />

zu fin<strong>den</strong>, wenn Krankheiten und Gebrechen unsere<br />

betagten Mitglieder belasten. Doch die Tatsache, dass<br />

der persönliche Kontakt gepflegt wird ist beliebt und soll<br />

auch in Zukunft fortgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Franz Josef Lenz<br />

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90<br />

E R I N N E R U N G E N « L I N D E N F E L D »<br />

Die erzählen<strong>den</strong> Sänger: Willy Rihner geb. 2. März 1930, Rolf Eichenberger geb. 1. Mai 1920<br />

Franz Josef Lenz, Max Arnet und Urs Widmer besuchen<br />

die Sängerkamera<strong>den</strong> Rolf Eichenberger und Willy Rihner<br />

im Lin<strong>den</strong>feld Suhr. Sie erfahren Reminiszenzen früherer<br />

Zeiten. Der Besuch stand unter einem guten Stern. Alle<br />

freuten sich am offenen Gedankenaustausch bei einem<br />

guten «Hallauer-Tropfen».<br />

Reminiszenzen<br />

Einige Stadtsänger «überhöcklen» im Restaurant<br />

Affenkasten. Nach der Polizeistunde tritt ein Stadtpolizist<br />

ein und schreibt jedem Anwesen<strong>den</strong> einen<br />

Bussenzettel. Max Arnet <strong>zum</strong> Polizisten: «Lassen sie<br />

das. Zählen Sie bitte alle Bussen zusammen, <strong>den</strong>n ich<br />

werde sie gesamthaft begleichen». Die verdutzten Sänger<br />

am Tisch: «Weshalb das?» Max: «Alles in Ordnung,<br />

<strong>den</strong>n ich verkaufte ihm dieser Tage soeben ein neues<br />

Auto»…<br />

Einmal brachte Emil Schibler einen verhüllten, grossen<br />

Zopf mit. Er war so gross, dass er <strong>den</strong> beglückten<br />

Sängern nicht einmal durchs Fenster gereicht wer<strong>den</strong><br />

konnte.


Der gleiche Emil bringt zu einer Hochzeit eine<br />

dreistufige Torte mit, die auf jeder Ebene mit<br />

einem Notensystem dekoriert war.<br />

Der Samstags-Stamm dauerte or<strong>den</strong>tlich <strong>von</strong><br />

17.00 bis 19.00 Uhr. Einmal wurde Franz Josef<br />

mitgeteilt, dass er <strong>von</strong> seinem Vater abgeholt<br />

würde, damit er früher heimkehre. Angebliche<br />

fand die Heimfahrt nach Mitternacht<br />

statt …<br />

Kari Zünd, Franz Josef Lenz, Max Arnet, trafen sich mit<br />

ihren Ehegattinnen im alten Restaurant Storchen zu<br />

Schönenwerd. Eine der Damen gestand eines Tages,<br />

dass ihr ein Bierkrug auf dem run<strong>den</strong> Tisch beim<br />

Ausgang so gut gefiel, dass sie diesen deshalb kurzentschlossen<br />

in ihre Tasche steckte. «Wo steht der Krug<br />

wohl heute?»<br />

Max fuhr mit seinem neuen, zusammenlegbarem Minivelo<br />

an <strong>den</strong> Stamm im «Aff» und parkierte es im Gang. Lotti<br />

Plüss – bereits etwas in Apérostimmung – kurvte damit<br />

<strong>zum</strong> Gaudi vieler Gäste in der Beiz herum.<br />

Die Sängergruppe freut sich am interessanten Gedankenaustausch<br />

Anschliessend wurde beschlossen, noch rasch «an <strong>den</strong><br />

See» zu fahren. Letzte Stationen waren dann das Restaurant<br />

«Frohsinn» und Kurt Schäfers Dachwohnung in<br />

Lenzburg. Max weigerte sich für die Heimkehr, sein Velo<br />

in Karis Peugeot verla<strong>den</strong> zu lassen. Schlussendlich fuhr<br />

er bei aufgehender Sonne allein heim. Ankunft in Suhr<br />

ca. 5 Uhr. Erica öffnete ein Badzimmerfenster und als sie<br />

ihn erblickte schickte sie Max auf eine weitere Velorunde<br />

… bis er wieder geradeaus fahren könne.<br />

Beim SSVA gab es einen Herrenklub. Nur die Besten<br />

waren dabei. Mitglieder gehörten zu <strong>den</strong> Würdigen.<br />

91


92<br />

Berufliche und militärische Stellung bedeuteten etwas.<br />

Die Aufnahmekandidaten wur<strong>den</strong> stimmlich geprüft und<br />

mit Stimmenmehr aufgenommen. Willy Rihner erzählt,<br />

dass die Mitgliedschaft bei <strong>den</strong> <strong>Stadtsängern</strong> ein<br />

positives Argument bei Bewerbungen war, das «Türen<br />

öffnete».<br />

Gewisse Stammgewohnheiten ändern: Samstagsstamm,<br />

Dauer des Stamms, Benehmen des Dirigenten Herbert<br />

Bucher, Gesang in <strong>den</strong> Gaststätten mit spontanen und<br />

rituellen Almosensammlungen, teilweise Ausschweifungen<br />

<strong>zum</strong> Ärger gewisser Ehefrauen, Austritte.<br />

Aussagen wie «Die damaligen Zeiten kommen nicht<br />

wieder» stimmen, doch dürfen wir erfreulicherweise feststellen,<br />

dass sich die Vereinstätigkeit auch der heutigen<br />

Gesellschaft «angepasst hat».<br />

Ältere Mitglieder bedauern, dass nur noch wenig Stammtischpolitik<br />

betrieben wird. Diskussionen, beispielsweise<br />

um das Bildungswesen, Kirche und Staat, Gesundheitswesen<br />

und politisch ernste Themen in Kommunen,<br />

Kanton und Bund verblassen. Angeblich leider …<br />

Das interne gesellschaftliche Leben hat sich gelegt.<br />

Neuzuzüger und Neumitglieder bringen Veränderungen<br />

im Vereinsleben.<br />

Auszeichnungen: Jahrelang kehrte der SSVA <strong>von</strong> Eidg.<br />

und Kant. Singfesten in der Kat. 4 oft mit Lorbeerkränzen<br />

nach <strong>Aarau</strong> zurück. Delegationen anderer Vereine<br />

wie Stadtmusik, Turnverein holten sie am Bahnhof <strong>Aarau</strong><br />

SBB ab und es gab einen Triumphzug durch die Altstadt.<br />

Urs Widmer


STADTSÄNGERFRAUEN<br />

Die Aktivitäten der Stadtsängerfrauen hatte die verstorbene<br />

Frau Kappeler in <strong>den</strong> sechziger Jahren ins Leben<br />

gerufen. Für diese «Höckli» wurde wohlweislich der<br />

Dienstag gewählt und die Lokale berücksichtigt, welche<br />

die Stadtsänger im Anschluss der Proben besuchten.<br />

Schon damals waren die Adventsfeiern der Frauen<br />

äusserst beliebt – sie fan<strong>den</strong> anfänglich im Restaurant<br />

Kettenbrücke oder im Restaurant Gais statt. Nach Frau<br />

Kappeler übernahm Claire Scheuchzer für mehrere Jahre<br />

die Organisation dieser Zusammenkünfte. Für die Adventsfeiern<br />

hat sie jeweils fleissig gebastelt. Die «Höckli»<br />

wer<strong>den</strong> fleissig besucht – Frauengesprächsthemen<br />

hat es immer zur Genüge! Auch die verstorbene Ingrid<br />

Eichenberger hat später mit viel Engagement diese<br />

Abende organisiert.<br />

So haben im Laufe der Zeit verschie<strong>den</strong>e Frauen der<br />

Stadtsänger sich bemüht diese Tradition weiterzuführen.<br />

In <strong>den</strong> Jahren 1995 bis 2007 hatte Gerda Wild sich diesem<br />

Amt mit viel Freude und Engagement angenommen. So<br />

führte sie zusätzlich auch Reisen nach Mühlhausen, Luzern<br />

und eine Besichtigung des Gugelmann Museums durch.<br />

93


94<br />

Ein Kässeli, welches jeweils an <strong>den</strong> Zusammenkünften<br />

zirkuliert, dient für Auslagen der verschie<strong>den</strong>en Einladungen,<br />

für kleine Extras für Adventsfeiern, aber auch für<br />

Blumen bei Krankenbesuchen und Spen<strong>den</strong>.<br />

Seit Ende 2007 organisiere ich diese Treffs mit Freude<br />

und Elan. Es ist erfreulich, dass neue Gesichter<br />

dazukommen und die Runde grösser wird. Die jeweils<br />

ausgesuchten Restaurants sind sehr beliebt. Zum feinen<br />

Essen, einem guten Gläschen Wein wird gerne «gschpröchlet»<br />

– sei es über Politik, Alltagskrämerei, Familie,<br />

Grosskinder, Mode.<br />

Wichtig ist, in geselligem Rahmen einen schönen und<br />

gemütlichen Abend verbringen zu dürfen.<br />

Edith Spahr


V O L K S L I E D E R<br />

Antworten einer Umfrage über das Singen<br />

Justyna Michael<br />

Heidi Fee Theres<br />

Angela<br />

Paul Esther<br />

Lino Arthur Verena<br />

Walter<br />

Monika Hedi<br />

Guido Karl Urs<br />

Vreni<br />

95


96<br />

Lino<br />

Das Singen belebt mich, berührt mir Herz und Seele.<br />

Stress und Müdigkeit lösen sich auf, um einem Glücksgefühl<br />

Platz zu machen. Nach der Probe fühle ich mich<br />

so wohl, dass ich noch eine fröhliche Stunde mit <strong>den</strong><br />

Sängerinnen und Sängern bei einem Bier verbringe.<br />

Guido<br />

In meiner Kindheit wurde in der Familie viel gesungen.<br />

Ich singe einmal pro Woche einen Probeabend in einem<br />

Männerchor und einem Kirchenchor und natürlich bei<br />

<strong>den</strong> Aufführungen der bei<strong>den</strong> Chöre.<br />

Urs<br />

Gesang ist für mich «Befreiung» <strong>von</strong> Geist und Seele, ein<br />

wahres Gruppenerlebnis. Das Singen bringt mir Erholung,<br />

Freude, Heiterkeit und Durst.<br />

Vreni<br />

Vor dem Singen bin ich müde und nachher spüre ich eine<br />

wohltuende Heiterkeit.<br />

Paul<br />

Ich singe einfach zwischendurch zu Hause, in der Stu<strong>den</strong>tenverbindung<br />

oder auf Reisen.<br />

Walter<br />

Für mich ist es schön, mit gleichgesinnten Kollegen Lieder<br />

zu singen. Das bringt mir einen Ausgleich und Ruhe<br />

nach dem hektischen Büro-Alltag.<br />

Jolanda<br />

Das Singen bringt mir ein Wohlgefühl, welches mir auch<br />

oft hilft, traurige Begebenheiten wenigstens für eine<br />

gewisse Zeit zu vergessen.<br />

Arthur<br />

Beim Singen machen alle mit. Mehrstimmige Lieder sind<br />

für mich sehr eindrücklich. Es findet eine Lockerung in<br />

jeder Weise statt. Melodie wirkt stets als «Ohrwurm».


Hedi<br />

Mit Gleichgesinnten zusammen singe ich gerne aus<br />

voller Kehle. Es steigt ein frohes Gefühl in mir auf. Gesungen<br />

wird bei Familienanlässen, beim Wandern oder<br />

einfach spontan.<br />

Heidi<br />

Ich singe seit eh und je in der Wandergruppe, in der<br />

Kirche und einfach dann, wenn es mich «packt»!<br />

Verena<br />

Ich singe gerne in der Kirche und mit meinen Grosskindern.<br />

Monika<br />

Singen heisst: Dem Leben einen Ausdruck geben.<br />

Esther<br />

Seit ich <strong>den</strong>ken kann, singe ich mit meinen Schwestern<br />

beim Abwaschen, später in der Schule und im Jugendchor.<br />

Singen ist für mich nicht einfach Gesang, sondern<br />

auch immer wieder ein Erlebnis.<br />

Fee<br />

Da ich Asthmatikerin bin, bringt mir das Singen sehr viel.<br />

Ich habe mich entschlossen, mit Gesangsstun<strong>den</strong> die<br />

richtige Atemtechnik zu lernen. Sie wirkt sich auf meine<br />

Atmung sehr positiv aus. Das macht mich glücklich und<br />

froh.<br />

Michael<br />

Singen ist für mich der ideale Ausgleich <strong>zum</strong> Alltag.<br />

Singen ist gesund für Körper und Geist und ist Balsam<br />

für die Seele!<br />

Angela<br />

Manchmal singe ich mit Mami, Dädi und meinen Geschwistern.<br />

Das tönt so schön. Wenn ich fröhlich bin<br />

singe ich meistens, sogar am Abend im Bett.<br />

Theres<br />

Das Singen im Chor fördert die Gemeinschaft. Es macht<br />

Spass, verschie<strong>den</strong>e Einzelstimmen miteinander als<br />

Ganzes <strong>zum</strong> Klingen zu bringen.<br />

97


98<br />

Karl<br />

Mit meinem Gesang kann ich vielen Menschen Freude<br />

bereiten. Mir selber bringt das Singen Abwechslung <strong>zum</strong><br />

Alltag.<br />

Justyna<br />

Als kleines Mädchen wollte man mir die Mandeln rausschnei<strong>den</strong>,<br />

damit meine Stimme nicht mehr so tief ist.<br />

Einige Jahre später habe ich eben mit dieser Stimme Musical<br />

und Theaterhauptrollen gesungen. Das Singen ist<br />

für mich eine Therapie, eine Übung fürs Leben. Einfach<br />

war meine Beziehung <strong>zum</strong> Gesang. Ich werde wohl nie<br />

aufhören zu singen.<br />

Der Verfasser<br />

Seit 30 Jahren organisiere ich in meiner Freizeit Wanderwochen<br />

für Erwachsene und Arbeitslager für Jugendliche.<br />

Bei der Begrüssung haben die Teilnehmer einen angespannten<br />

Ausdruck. Die Alltagspflichten und Sorgen<br />

sind noch sichtbar. Die Leute wissen auch nicht, was<br />

auf sie zukommt. Bald stimme ich die ersten Lieder an,<br />

im Reisecar, im Zug, beim Wandern. Die Lieder wirken<br />

befreiend und erfreuen. Sie schaffen Vertrauen und es<br />

spriessen Beziehungen.<br />

Wer sich<br />

allein fühlt im Alltag,<br />

merkt, dass er Menschen<br />

um sich hat,<br />

welche Kontakt pflegen<br />

wollen. Er wird<br />

mutig, öffnet sich,<br />

lacht und freut sich<br />

auf das Reiseziel.<br />

Willy Hunziker


P R Ä S I D E N T E N U N D<br />

C H O R L E I T E R S S V A - S S A<br />

Präsi<strong>den</strong>ten<br />

J. Meyer-Märki 1912 – 1915<br />

E. Schmid 1915 – 1918<br />

Oberstleutnant Metzger 1918 – 1919<br />

S. Schatzmann 1919 – 1923<br />

Adolf Amsler 1923 – 1926<br />

Dr. Fritz Meyer 1926 – 1929<br />

R. Küng 1929 – 1932<br />

Dr. Fritz Moser 1932 – 1936<br />

Fritz Heiniger 1936 – 1943<br />

H. Anliker 1943 – 1949<br />

Dr. Fritz Gloor 1949 – 1952<br />

Alois Moser 1953 – 1961<br />

Walter Hafner 1961 – 1966<br />

Dr. Hans Schnider 1966 – 1970<br />

Max Arnet 1970 – 1974<br />

Willy Scheuchzer 1974 – 1984<br />

Dr. Hansruedi Schwaller 1984 – 1987<br />

Dr. Hans Schudel 1987 – 1995<br />

Willy Müller 1996 – 2000<br />

Adolf Berner 2000– 2004<br />

Eduard Kull 2004– 2006<br />

Willi Müller seit 2006<br />

Chorleiter<br />

Hermann Hesse 1912 –1920<br />

Gustav Niedermann 1920 –1956<br />

Andreas Krättli 1956 –1971<br />

Herbert Bucher 1971 – 2000<br />

Daniel Ungermann 2000 – 2001<br />

Daniel Schmid 2001 – 2003<br />

Christian Dillig seit 2003<br />

Vorstand SSA (2011)<br />

Willi Müller-Thurgau Präsi<strong>den</strong>t<br />

Erich Zuber Vizepräsi<strong>den</strong>t<br />

Urs Widmer Aktuar<br />

Anton Matter Kassier<br />

Franz Rebsamen Archivar und Vizedirigent<br />

Aldo Botta Werbung<br />

Pius Schmidt Reiseleiter<br />

99


100<br />

MITGLIEDER STADTSÄNGER AARAU<br />

Aktive Mitglieder<br />

Barazetti Alexander, Rombach<br />

Bauhofer Hansjörg, Gränichen<br />

Baur Karl, Däniken<br />

Beck Robert, <strong>Aarau</strong><br />

Binder Sigmund, Unterentfel<strong>den</strong><br />

Botta Aldo, Stüsslingen<br />

Bremgartner Georges, <strong>Aarau</strong><br />

Brunner Ulrich, <strong>Aarau</strong><br />

Bürgi Xaver, <strong>Aarau</strong><br />

Chicchini Angelo, <strong>Aarau</strong> Rohr<br />

Fuhrer Werner A., <strong>Aarau</strong> Rohr<br />

Gantner Jan, <strong>Aarau</strong><br />

Gerschler Wolfgang, Unterentfel<strong>den</strong><br />

Günthart Peter, Niederlenz<br />

Heer Jakob, Küttigen<br />

Hemmeler Fritz-Peter, <strong>Aarau</strong><br />

Heuberger Peter, <strong>Aarau</strong><br />

Hilty Robert, Küttigen<br />

Hochreutner Joseph, <strong>Aarau</strong><br />

Hossli Kurt, Erlinsbach<br />

Hux Guido, Unterentfel<strong>den</strong> (EM)<br />

Keller Walter, Küttigen<br />

Landert Karl, Rupperswil<br />

Lenz Franz Josef, Schönenwerd<br />

Lienhard Urs, Erlinsbach<br />

Lüscher Peter, Oberentfel<strong>den</strong><br />

Matter Anton, <strong>Aarau</strong><br />

Meyer Jean-Jacques, Niederlenz<br />

Moor Martin, Rombach<br />

Moro Fabrizio, <strong>Aarau</strong><br />

Müller Willi, <strong>Aarau</strong><br />

Nöthiger Richard, <strong>Aarau</strong><br />

Oberholzer Willi, Suhr<br />

Rebsamen Franz, Unterentfel<strong>den</strong> (EM)<br />

Rihner Willy A., Seon<br />

Rothaupt Kurt, Erlinsbach SO<br />

Rothpletz Pierre, <strong>Aarau</strong><br />

Rüetschi Marcel, Unterentfel<strong>den</strong><br />

Ruflin Georg, <strong>Aarau</strong><br />

Schelling Walter, <strong>Aarau</strong><br />

Scheuzger Willy, <strong>Aarau</strong><br />

Schmid Hans, Lenzburg<br />

Schmidt Pius, <strong>Aarau</strong><br />

Schneider Moritz, Buchs<br />

Schönenberger Karl, Erlinsbach (EM)<br />

Schudel Hans, Rombach (EM)<br />

Schwaller Hansruedi, Küttigen (EM)<br />

Spahr Erich, Gretzenbach<br />

Strähl Kurt, Schönenwerd<br />

Stüdi Bruno, Stüsslingen<br />

Unternährer Beat, Unterentfel<strong>den</strong><br />

Wacker Leo, <strong>Aarau</strong> (EM)<br />

Widmer Urs, Schönenwerd<br />

Zuber Erich, Erlinsbach<br />

Zubler Werner, <strong>Aarau</strong><br />

Zürcher Walter, <strong>Aarau</strong><br />

Chorleiter<br />

Dillig Christian, D-Rheinfel<strong>den</strong>


R Ü C K B L E N D E A U F 4 J A H R Z E H N T E<br />

1977 · Schlossfest SSVA in Lenzburg<br />

26. November 1988 · Herren-Anlass<br />

101


102<br />

5. Mai 1990 · Besuch Baustelle Habsburg-Tunnel<br />

1990 · 700 Jahre Stadtrecht <strong>Aarau</strong>


1991 · Sängerreise Burgund<br />

6.Mai 1993 · Wandersänger Buchberg<br />

103


104<br />

Juni 1993 · Vereinigte Bucher-Chöre (Ba<strong>den</strong>er Sänger – Liederkranz Wettingen – Stadtsänger <strong>Aarau</strong>)<br />

1993 · Sängerreise Berner Oberland, Schilthorn


November 1994 · Martini-Gans 17. August 1996 · Frühlingsbummel St. Urban<br />

1998 · SSV im City-Märt Aargrandissimo, <strong>Aarau</strong><br />

105


106<br />

2004 · 200 Jahre Leo + Käthi + Ehe<br />

5. Juni 2005 · Konzert SSA und CV<br />

Die Präsi<strong>den</strong>ten Edi Kull und Marianne Steiner


2. bis 4. September 2005 · Sängerreise Oberammergau, Füssen, Lindau<br />

Hohenschwangau<br />

Neuschwanstein<br />

107


108<br />

23. Oktober 2010 · Konzert Rohr<br />

Die Rohrer Bevölkerung soll auf unseren<br />

geselligen Chor aufmerksam gemacht wer<strong>den</strong>.<br />

Uraufführung des speziellen Rohrer-Lieds.


4. April 2011 · Besuch Flugplatz Meiringen mit Max und Marcel<br />

109


110<br />

5. und 6. November 2011 Konzert Stadtsänger <strong>Aarau</strong> mit Jodler Klub <strong>Aarau</strong>


5. und 6. November 2011 Konzert Stadtsänger <strong>Aarau</strong> mit Jodler Klub <strong>Aarau</strong><br />

111


112 Vorstand 2011 (Toni Matter fehlt)

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