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Lernbausteine zur Optimierung der schulischen ...

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ESF-Projekt<br />

OPTI-QUA<br />

<strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung durch<br />

Qualfizierungsbausteine<br />

<strong>Lernbausteine</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Bericht über eine praxisorientierte Entscheidungsfindung<br />

in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Qualifizierungsbausteinen:<br />

Berufsbildungspolitisiche Diskussion, Begleitforschung,<br />

eigene Bestandsaufnahmen, Ergebnisse, Schlussfolgerungen<br />

Gerlinde Hammer, Ulf Bendix (IAW)<br />

Bremen, Dezember 2011<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

- Endbericht -<br />

Der Senator für<br />

Wirtschaft, Arbeit<br />

und Häfen<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

Die Senatorin für<br />

Bildung, Wissenschaft<br />

und Gesundheit<br />

Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Universität / Arbeitnehmerkammer Bremen<br />

Forschungseinheit:<br />

Qualifikationsforschung<br />

und Kompetenzerwerb<br />

zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

<strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Bericht über eine praxisorientierte Entscheidungsfindung in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Qualifizierungsbausteinen: Berufsbildungspolitische Diskussion, Begleitforschung, eigene<br />

Bestandsaufnahmen, Ergebnisse, Schlussfolgerungen<br />

- Endbericht -<br />

Gerlinde Hammer, Ulf Benedix (IAW)<br />

Bremen, Dezember 2011<br />

Herausgeber:<br />

Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Universität / Arbeitnehmerkammer Bremen (IAW)<br />

Forschungseinheit: Kompetenzerwerb<br />

und Qualifikationsforschung<br />

Postfach 33 04 40<br />

28334 Bremen<br />

http://www.opti-qua.de<br />

Laufzeit des Projekts: 01.03.2009 – 31.12.2011<br />

Das Projekt Opti-Qua wird vom Europäischen Sozialfonds, vom Senator für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Häfen, von <strong>der</strong> Senatorin für Bildung und Wissenschaft und Gesundheit, vom Magistrat <strong>der</strong> Stadt<br />

Bremerhaven sowie von <strong>der</strong> Arbeitnehmerkammer Bremen geför<strong>der</strong>t.<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

Der Senator für<br />

Wirtschaft, Arbeit<br />

und Häfen<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

Die Senatorin für<br />

Bildung, Wissenschaft<br />

und Gesundheit<br />

Kooperationspartner: Arbeitnehmerkammer Bremen<br />

2


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorbemerkung............................................................................................................................4<br />

2 Qualifizierungsbausteine als Konzept in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung.............................7<br />

2.1 Qualifizierungsbausteine als Instrument <strong>der</strong> Dualisierung <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung............7<br />

2.2 Mit <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung erhalten QB eine spezifische Ausrichtung.........................................8<br />

2.3 Mit <strong>der</strong> „Anrechnungsfähigkeit“ von QB wird ein bestimmtes Anfor<strong>der</strong>ungsniveau definiert.................8<br />

2.4 Das durch „Anrechnungsfähigkeit“ definierte Anfor<strong>der</strong>ungsniveau kann in Konflikt mit <strong>der</strong><br />

Zielgruppengerechtheit <strong>der</strong> Maßnahmen geraten........................................................................................9<br />

2.5 Kompetenzbegriff und Qualifizierungsbausteine....................................................................................9<br />

2.6 Qualifizierungsbausteine als Element <strong>der</strong> Modularisierung beruflicher Bildung..................................13<br />

3 Einsatz von QB in den BvB-Maßnahmen <strong>der</strong> Agenturen für Arbeit: Ergebnisse aus <strong>der</strong><br />

Begleitforschung des IAB..........................................................................................................16<br />

4 Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung (Modellversuche<br />

und Bedingungen für einen Einsatz von QB auch in Schulen)..................................................20<br />

4.1 Modellversuch „Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> Ausbildungsvorbereitung“ QUAV in Rheinland-Pfalz<br />

.....................................................................................................................................................................20<br />

4.2 Modellversuch „Dualisierung <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsvorbereitung“ in NRW........................................22<br />

4.3 Modellversuch BVQB-Berufsausbildungsvorbereitung mit Qualifizierungsbausteinen (Berlin)...........24<br />

4.4 Zusammenfassende Bewertung...........................................................................................................25<br />

5 Bestandsaufnahme durch Opti-Qua..........................................................................................27<br />

5.1 Anmerkungen <strong>zur</strong> Durchführung...........................................................................................................27<br />

5.2 Qualifizierungsbausteine in den BvB-Maßnahmen (Träger)................................................................29<br />

5.3 Qualifizierungsbausteine in den berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen <strong>der</strong> Schulen.....35<br />

5.4 Wo sind GM (Gen<strong>der</strong> Mainstreaming) und CM (Cultural Mainstreaming) zu verorten?......................46<br />

6 Expertengespräche zu Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen <strong>der</strong> Wirtschaft an<br />

Qualifizierungsbausteine im Rahmen berufsausbildungsvorbereiten<strong>der</strong> Bildungsgänge..........48<br />

6.1 Aufgabe <strong>der</strong> Expertengespräche..........................................................................................................48<br />

6.2 Durchführung <strong>der</strong> Expertengespräche..................................................................................................48<br />

6.3 Zusammenfassende Auswertung.........................................................................................................50<br />

7 Projektergebnisse und Perspektiven ........................................................................................56<br />

7.1 Die Umsetzung von Qualifizierungsbausteinen als „<strong>Lernbausteine</strong>“ im Projekt Opti-Qua...................56<br />

7.2 Die entwickelten <strong>Lernbausteine</strong> ...........................................................................................................57<br />

7.3 Einschätzung des Nutzens <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong>.....................................................................................62<br />

7.4 Durchführung des Gen<strong>der</strong>-Konzepts in Opti-Qua................................................................................65<br />

8 Abschließende Überlegungen <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung.................67<br />

8.1 Zum Verzahnungspotenzial zwischen Bildungsgängen und Trägermaßnahmen................................67<br />

8.2 Zum Potenzial von QB nach BAVBVO in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung................69<br />

9 Quellennachweise.....................................................................................................................74<br />

10 Anhang.....................................................................................................................................79<br />

3


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

1 Vorbemerkung<br />

a) Die Aufgaben des ESF-Projekts Opti-Qua („<strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung durch Qualifizierungsbausteine“) stehen mit den „Bremer<br />

Vereinbarungen 2008-2010“ im Zusammenhang, in <strong>der</strong>en „Dritter Verabredung“ es in Bezug auf<br />

die Berufsausbildungsvorbereitung heißt:<br />

„Die Berufsausbildungsvorbereitung <strong>der</strong> Jugendlichen wird durch eine engere Zusammenarbeit<br />

von Schule, Wirtschaft und Berufsberatung verbessert. Die Transparenz <strong>der</strong> Maßnahmen wird<br />

erhöht. In den Maßnahmen werden soweit wie möglich Qualifizierungsbausteine vermittelt.<br />

Dadurch sollen die erworbenen Kenntnisse grundsätzlich anrechenbar werden. Ziel: Die<br />

Landesregierung hat vereinbart, die Berufsausbildungsvorbereitung des Landes Bremen zu<br />

evaluieren. Im Anschluss daran werden präzise Zielsetzungen festgelegt.“ 1<br />

Zur Umsetzung wurde das Landesprogramm „Ausbildung und Jugend mit Zukunft“ (Senatorin für<br />

Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales/ESF) ins Leben gerufen. Das Projekt Opti-Qua ist<br />

in dem darin formulierten „Leitziel A: <strong>Optimierung</strong> des Übergangs und Stärkung <strong>der</strong> Integration<br />

von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die betriebliche Ausbildung“ angesiedelt.<br />

b) Im Rahmen <strong>der</strong> agenturgeför<strong>der</strong>ten BvB-Maßnahmen werden Qualifizierungsbausteine bereits<br />

seit einigen Jahren nach dem Fachkonzept eingesetzt. Die Einführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen (QB) auch in den <strong>schulischen</strong> Bildungsgängen des Übergangssystems –<br />

so die zugrunde liegende Überlegung <strong>der</strong> Bildungsverantwortlichen – soll eine aufeinan<strong>der</strong><br />

ausbauende, auf die duale Ausbildung bezogene Qualifizierung <strong>der</strong> Jugendlichen ermöglichen und<br />

so ihre Chancen auf die Übernahme in Ausbildungsverhältnisse erhöhen. Idealerweise ermöglicht<br />

ein durchgängiger Einsatz von Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Berufs(ausbildungs)vorbereitung 2<br />

daher auch, auf Basis <strong>der</strong> erworbenen nachweisbaren und anrechnungsfähigen beruflichen<br />

Teilqualifikationen Ausbildungszeiten zu verkürzen. 3<br />

c) Opti-Qua hatte seinen Arbeitsschwerpunkt somit in den berufsbildenden Schulen. Die erste<br />

Aufgabe des Projekts bestand daher in <strong>der</strong> Prüfung, wie weitgehend und mit welchen Inhalten<br />

anerkannter Ausbildungsberufe Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung eingesetzt werden sollten. 4 Dies steht im Einklang mit <strong>der</strong><br />

Formulierung <strong>der</strong> Bremer Vereinbarungen, Qualifizierungsbausteine „soweit möglich“ einzusetzen,<br />

und folgt dem Ausschreibungsauftrag, „Ausbildungsinhalte zu identifizieren, welche die Inhalte<br />

anerkannter Ausbildungsberufe vermitteln und somit als anrechenbare Vorqualifikationen<br />

(Qualifizierungsbausteine) anerkannt werden können.“<br />

Dieser Prüfungsauftrag schloss ein:<br />

1 http://www.handelskammerbremen.ihk24.de/produktmarken/Ausbildung_und_Weiterbildung/bildungspolitik/Pakt_II_mit_Unterschriften.pdf,<br />

letzter Zugriff: 2010-09-17<br />

2 Die „geklammerte“ Schreibweise ist im gemeinsamen Bezug auf schulische Bildungsgänge und Trägermaßnahmen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, insofern die agenturgeför<strong>der</strong>ten Maßnahmen nicht zwingend auf einen Übergang in Berufsausbildung,<br />

son<strong>der</strong>n potenziell auch auf Übergänge in Arbeit zielen.<br />

3 Die im Übergangssystem verbrachte Zeit wird in <strong>der</strong> Kritik an dessen <strong>der</strong>zeitigem Zustand oftmals als „nutzlose<br />

Warteschleife“ und damit als verlorene Zeit betrachtet – ihre Anrechnung auf Ausbildung könnte dazu beitragen, sie<br />

zumindest teilweise wie<strong>der</strong> für die Jugendlichen <strong>zur</strong>ückzugewinnen.<br />

4 Eine Übersicht über den Ablaufplan des Projekts findet sich auf Seite 79.<br />

4


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

1. Als Grundlage eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Konzept von Qualifizierungsbausteinen,<br />

einschließlich vorliegen<strong>der</strong> Befunde aus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitforschung: Dazu<br />

wurden insbeson<strong>der</strong>e die Ergebnisse <strong>der</strong> Begleitforschung des IAB für die<br />

agenturgeför<strong>der</strong>ten Maßnahmen sowie die Ergebnisse aus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung<br />

von Modellprojekten zum Einsatz von QB in den Schulen herangezogen.<br />

2. Eine regionale Bestandsaufnahme zum Einsatz von und zu den Erfahrungen mit<br />

Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Berufs(ausbildungs)vorbereitung durch das Projekt: Diese<br />

Bestandsaufnahme schloss die Befragung <strong>der</strong> Träger ein, die in <strong>der</strong> Region<br />

agenturgeför<strong>der</strong>te Maßnahmen durchführen. Ziele <strong>der</strong> Bestandsaufnahme waren im Rahmen<br />

des genannten Prüfungsauftrags<br />

• das Erstellen einer Übersicht über die Maßnahmen und Bildungsgänge <strong>zur</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> Transparenz des Angebots,<br />

• die Ermittlung guter Beispiele des QB-Einsatzes bei den Trägern, die sich ggf. als<br />

Grundlage für die Einführung von QB in den Schulen nutzen lassen sowie<br />

• die Auslotung von Verzahnungspotenzialen.<br />

3. Im weiteren Projektverlauf wurden qualitative Betriebsbefragungen zum Anspruch <strong>der</strong><br />

Betriebe an die Berufsausbildungsvorbereitung (BAV) und zu möglichen Inhalten von<br />

Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Region vom Projekt durchgeführt.<br />

Der Projektauftrag ging somit grundsätzlich von einer Sinnhaftigkeit des Einsatzes von QB in den<br />

Schulen aus. Die konkrete praktische Umsetzung durch das Projekt war jedoch auch in<br />

Abhängigkeit von den Ergebnissen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> eigenen regionalen Erhebungen,<br />

auszugestalten. Dies betraf sowohl die inhaltliche Ausgestaltung des Bezugs <strong>der</strong> Bausteine auf die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Inhalte <strong>der</strong> Berufsausbildung als auch die Form <strong>der</strong> Integration in die<br />

bestehenden Bildungsgänge. 5 In dieser Entscheidungsfindung waren daher weitere<br />

Rahmenbedingungen zu berücksichtigen:<br />

• Zum einen war von <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> bestehenden Bildungsgänge auszugehen – eine<br />

strukturelle Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildungsgänge hinsichtlich Zielsetzung und Rahmenplan sowie in<br />

Bezug auf die grundsätzlichen Festlegungen zu betrieblichen Praktika (Verbindlichkeit,<br />

Umfang und Form) lag erkennbar außerhalb des Auftrags und <strong>der</strong> Wirkmöglichkeiten des<br />

Projekts.<br />

• Zweitens diente die Bestandsaufnahme parallel <strong>der</strong> Akquise von teilnahmebereiten Schulen<br />

bzw. Lehrkräfte-Teams. In <strong>der</strong> Umsetzung des Auftrags war das Projekt somit auf eine<br />

schulische Mitwirkung aus eigenem Interesse heraus angewiesen, die damit nur im Rahmen<br />

eines in den Werkstattgesprächen mit den Lehrkräften diskutierten und entwickelten<br />

Konsenses erreichbar war.<br />

d) Insbeson<strong>der</strong>e auf Grundlage <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> eigenen Bestandsaufnahme hat das Projekt – in<br />

Abstimmung mit dem für die <strong>schulischen</strong> Bildungsgänge zuständigen Referat 22 <strong>der</strong> Senatorin für<br />

Bildung und Wissenschaft – zu einer Praxis einer an die vorgefundenen Bedingungen angepassten<br />

Umsetzung des Projektauftrags gefunden, die allerdings in Bezug auf die in <strong>der</strong> Ausschreibung<br />

5 Auf Basis von Vorrecherchen wurde daher bereits in dem dem Projektantrag zugrunde liegenden Projektvorschlag<br />

die Möglichkeit vorgesehen und begründet, ggf. auch zielgruppenadäquat „niedrigschwellige“ Bausteine zu<br />

entwickeln, also nicht in jedem Fall auf nach <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitungsbescheinigungsverordnung<br />

(BAVBVO) anrechenbare Module abzuzielen.<br />

5


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

formulierten Erwartungen einer detaillierten Begründung bedarf. Der vorliegende Bericht soll<br />

diesem Anspruch gerecht werden. Der Begründungszusammenhang wird in folgenden Kapiteln<br />

entwickelt:<br />

• Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Konzept <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine in seiner ursprünglichen<br />

Konzeption im Rahmen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) (Kapitel 2)<br />

• Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitforschung zum Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen in den Trägermaßnahmen (BvB) (Kapitel 3)<br />

• Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitforschung zum Einsatz von<br />

Modellversuchen zum Einsatz von Qualifizierungsbausteinen in den Schulen (Kapitel 4)<br />

• Darstellung <strong>der</strong> vom Projekt selbst durchgeführten empirischen Erhebungen (Kapitel 5 und<br />

6)<br />

Auf dieser Grundlage werden abschließend die konkreten Schlussfolgerungen in <strong>der</strong> Umsetzung des<br />

Projektauftrags hinsichtlich Auswahl, Ausrichtung und praktischer Durchführung <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine als <strong>Lernbausteine</strong> 6 im Opti-Qua-Projekt erläutert (Kapitel 7).<br />

Abschließend werden einige weitergehende Überlegungen des Projekts <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> des<br />

Übergangssystems dargestellt (Kapitel 8).<br />

6 Für die in Opti-Qua entwickelten Bausteine hat sich im Projektverlauf die Bezeichnung „<strong>Lernbausteine</strong>“<br />

herausgebildet, um sie sichtbar vom Konzept <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine abzugrenzen, das im BBiG und in <strong>der</strong><br />

BAVBVO klar definiert ist. Siehe hierzu Kapitel 7.<br />

6


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

2 Qualifizierungsbausteine 7 als Konzept in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

2.1 Qualifizierungsbausteine als Instrument <strong>der</strong> Dualisierung <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Mit <strong>der</strong> Berufsbildungsgesetz(BBiG)-Novelle von 2005 wurde die Berufsausbildungsvorbereitung<br />

(BAV) gesetzlich im Berufsbildungssystem verankert.<br />

Die Zielgruppe <strong>der</strong> BAV wird dabei eindeutig benannt:<br />

„Die Berufsausbildungsvorbereitung richtet sich an lernbeeinträchtigte o<strong>der</strong> sozial<br />

benachteiligte Personen, <strong>der</strong>en Entwicklungsstand eine erfolgreiche Ausbildung in einem<br />

anerkannten Ausbildungsberuf noch nicht erwarten lässt.“ (BBiG § 68 (1)).<br />

Ihre Durchführung soll sich an den beson<strong>der</strong>en Voraussetzungen und Bedarfen dieser Zielgruppe<br />

orientieren und stellt insofern auch beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Durchführenden:<br />

„Sie muss nach Inhalt, Art, Ziel und Dauer den beson<strong>der</strong>en Erfor<strong>der</strong>nissen des in Satz 1<br />

genannten Personenkreises entsprechen und durch umfassende sozialpädagogische Betreuung<br />

und Unterstützung begleitet werden.“ (ebd.).<br />

So entspricht sie ihrer allgemeinen Zweckbestimmung:<br />

„Die Berufsausbildungsvorbereitung dient dem Ziel, durch die Vermittlung von Grundlagen für<br />

den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit an eine Berufsausbildung in einem anerkannten<br />

Ausbildungsberuf heranzuführen.“ (BBiG § 1 (2)).<br />

Der Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit selbst bildet insofern nicht den Inhalt <strong>der</strong> BAV,<br />

son<strong>der</strong>n ist Inhalt und Aufgabe <strong>der</strong> Ausbildung: In <strong>der</strong> BAV sollen die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Grundlagen geschaffen werden. Die Vorwegnahme von Teilen einer Ausbildung ist somit nicht ihre<br />

Aufgabe; mit ihr wird auch kein alternativer Weg <strong>zur</strong> Erlangung von Ausbildungsabschlüssen<br />

intendiert.<br />

Mit <strong>der</strong> BBiG-Novelle wurden Qualifizierungsbausteine als mögliches Instrument <strong>der</strong> BAV<br />

definiert:<br />

„Die Vermittlung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit (§ 1 Abs. 2)<br />

kann insbeson<strong>der</strong>e durch inhaltlich und zeitlich abgegrenzte Lerneinheiten erfolgen, die aus<br />

den Inhalten anerkannter Ausbildungsberufe entwickelt werden (Qualifizierungsbausteine).“<br />

(BBiG § 69 (1)).<br />

Ihre Einführung diente <strong>der</strong> strukturellen und inhaltlichen Verankerung des Anliegens, die BAV<br />

stärker zu dualisieren, indem <strong>der</strong> Lernort Betrieb in die Durchführung <strong>der</strong> BAV systematisch<br />

einbezogen werden soll: Der Einführung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine entsprach auf<br />

organisatorischer Seite die Öffnung <strong>der</strong> BAV auch als betriebliche Aufgabe:<br />

„Mit <strong>der</strong> Möglichkeit, nach BBiG nun auch die Berufsausbildungsvorbereitung als betriebliche<br />

Aufgabe zu interpretieren, hat die Lehrabsicht im curricularen Sinne einen Namen bekommen:<br />

Qualifizierungsbaustein. [...] Im Grundsatz sind Qualifizierungsbausteine für Betriebe gedacht,<br />

auch wenn ihre Vorgeschichte vielfach über Werkstätten bei überbetrieblichen Trägern o<strong>der</strong> in<br />

Verbindung mit Trägern und Betrieben führt.“ (Buschfeld/Korney 2004, 1).<br />

7 Die Abkürzung QB meint im Folgenden spezifisch QB nach BAVBVO.<br />

7


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Es kann somit davon ausgegangen werden, dass eine Beteiligung <strong>der</strong> Betriebe an <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Qualifizierungsbausteinen im Sinne <strong>der</strong> Dualisierung <strong>der</strong> BAV einen integralen Bestandteil des<br />

Einsatzes von QB bilden sollte.<br />

2.2 Mit <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung erhalten QB eine spezifische Ausrichtung<br />

Während das Gesetz hinsichtlich <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> QB noch recht unspezifisch bleibt (sie<br />

werden ohne weitere Vorgaben „aus den Inhalten anerkannter Ausbildungsberufe entwickelt“),<br />

erfolgte mit <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung für QB (BAVBVO) eine Ausdifferenzierung ihrer<br />

Gestaltung und Zielsetzung in eine bestimmte Richtung. Hier ist insbeson<strong>der</strong>e § 3 Satz 1<br />

richtungsweisend: Die Bausteine sollen „<strong>zur</strong> Ausübung einer Tätigkeit befähigen, die Teil einer<br />

Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf o<strong>der</strong> einer gleichwertigen Berufsausbildung<br />

ist.“ 8 Das im BBiG genannte Ziel von BAV, Grundlagen für den Erwerb beruflicher<br />

Handlungskompetenz zu schaffen, soll durch die Vermittlung beruflicher Teilkompetenzen realisiert<br />

werden. Voraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung sollen geschaffen werden, indem<br />

Teile <strong>der</strong> Ausbildung quasi vorweggenommen werden. Dies bedeutet aber, dass nunmehr mit den<br />

QB berufliche Handlungsfähigkeit für Teilfunktionen eines Berufs erworben werden soll. Dies geht<br />

über die Schaffung von Grundlagen für <strong>der</strong>en Erwerb hinaus.<br />

2.3 Mit <strong>der</strong> „Anrechnungsfähigkeit“ von QB wird ein bestimmtes<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau definiert<br />

Die Zielsetzung <strong>der</strong> Anrechnungsfähigkeit von QB unterstreicht den Charakter einer Vorwegnahme<br />

von Ausbildungsbestandteilen: Anrechnungsfähigkeit – also die Möglichkeit, auf Grundlage von<br />

QB die Ausbildungszeit zu verkürzen – kann nur dann sinnvoll angestrebt werden, wenn das in <strong>der</strong><br />

BAV Vermittelte inhaltlich wie qualitativ <strong>der</strong> Vermittlung von Ausbildungsinhalten in <strong>der</strong><br />

Ausbildung gleichgestellt ist.<br />

„Eine Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildungszeit kommt aber nur dann in Frage, wenn schon in <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung ein Anfor<strong>der</strong>ungsniveau realisiert wurde, das dem einer<br />

Berufsausbildung entspricht. Insofern ist in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung auch das<br />

gleiche Niveau anzustreben wie in <strong>der</strong> Berufsausbildung.“(Brötz et al. 2004, 17-18).<br />

Wenn also die Nachweise über die erfolgreiche Vermittlung von QB Anrechnungsfähigkeit<br />

verbürgen sollen und daher ein <strong>der</strong> Ausbildung entsprechendes Vermittlungsniveau in <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> QB gefor<strong>der</strong>t wird, so wird offenbar zugleich in Kauf genommen, dass ein Teil<br />

<strong>der</strong> Teilnehmenden hinter diesem Anspruch <strong>zur</strong>ückbleibt, also entwe<strong>der</strong> die Anrechnungsfähigkeit<br />

verbürgenden Bescheinigungen nicht erhält o<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> ausgestellten Bescheinigungen keine<br />

Anrechnung erwarten kann:<br />

8 „Bescheinigung und Dokumentation von Qualifizierungsbausteinen<br />

(1) Soweit die Vermittlung von Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit durch Qualifizierungsbausteine (§ 51<br />

Abs. 1 des Berufsbildungsgesetzes) erfolgt, die als inhaltlich und zeitlich abgegrenzte Lerneinheiten<br />

1. <strong>zur</strong> Ausübung einer Tätigkeit befähigen, die Teil einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf o<strong>der</strong><br />

einer gleichwertigen Berufsausbildung ist (Qualifizierungsziel),<br />

2. einen verbindlichen Bezug zu den im Ausbildungsrahmenplan <strong>der</strong> entsprechenden Ausbildungsordnung<br />

enthaltenen Fertigkeiten und Kenntnissen o<strong>der</strong> zu den Ausbildungsinhalten einer gleichwertigen Berufsausbildung<br />

aufweisen,<br />

3. einen Vermittlungsumfang von wenigstens 140 und höchstens 420 Zeitstunden umfassen sollen und<br />

4. durch eine Leistungsfeststellung abgeschlossen werden,<br />

richtet sich ihre Bescheinigung nach den Vorschriften <strong>der</strong> §§ 4 bis 7.“ (BAVBVO, §3)<br />

8


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

„Diesem generellen Anspruch wird aber ein Teil <strong>der</strong> Teilnehmenden einer<br />

Berufsausbildungsvorbereitung nicht genügen können. Deswegen wird es bei dem<br />

anzustrebenden Anspruchsniveau kein Entwe<strong>der</strong>-o<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n nur ein individuelles sich<br />

Annähern an das generell angestrebte Anspruchsniveau geben. Folglich ist es konsequent, dass<br />

auch bei den Teilnehmenden einer Berufsausbildungsvorbereitung über die Frage einer<br />

eventuellen Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildungszeit nur im Einzelfall und auf <strong>der</strong> Basis des § 29 Abs. 2<br />

BBiG entschieden werden kann." (ebd.).<br />

QB sollen durch standardisierte, anrechnungsfähige Nachweise die Anschlussfähigkeit <strong>der</strong><br />

Maßnahmen verbessern. Doch offenbar wurde bereits im Zuge ihrer Einführung davon<br />

ausgegangen, dass überhaupt nur ein Teil <strong>der</strong> Jugendlichen sich diesen Vorteil würde erschließen<br />

können, da fraglich ist, ob <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil das „generell angestrebte Anspruchsniveau“ bereits<br />

erreichen kann.<br />

2.4 Das durch „Anrechnungsfähigkeit“ definierte Anfor<strong>der</strong>ungsniveau kann in<br />

Konflikt mit <strong>der</strong> Zielgruppengerechtheit <strong>der</strong> Maßnahmen geraten<br />

Wird Anrechenbarkeit zum leitenden Kriterium für die Konzeption und Durchführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen, wird also auch ein bestimmtes Anspruchsniveau gesetzt und insofern<br />

„Ausbildungsfähigkeit“ bei den Teilnehmern weitgehend unterstellt.<br />

Anrechnungsfähigkeit gerät daher tendenziell in Konflikt mit einer an<strong>der</strong>en zentralen Anfor<strong>der</strong>ung,<br />

die von BAV zu erfüllen ist: Sie soll den Fähigkeiten <strong>der</strong> Zielgruppe entsprechen (s.o.). Die<br />

Zielgruppe wird, wie oben bereits ausgeführt, vom Gesetz recht eindeutig benannt: Nicht<br />

„marktbenachteiligte, ausbildungsreife“ Jugendliche stehen im Fokus, son<strong>der</strong>n benachteiligte<br />

Jugendliche in dem Sinn, dass Voraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung (noch) fehlen.<br />

Offensichtlich können QB daher nicht das einzige Angebot sein, das Jugendlichen zu ihrer<br />

individuellen Entwicklung in <strong>der</strong> BAV angeboten werden kann.<br />

2.5 Kompetenzbegriff und Qualifizierungsbausteine<br />

Inhaltlich werden Qualifizierungsbausteine über die in ihnen erworbenen, abgrenzbaren<br />

Kompetenzen definiert. Als Bausteine sind sie über den „Output“ bestimmt: Das Ergebnis des<br />

Qualifizierungsprozesses wird festgehalten, unabhängig vom Prozess, in dem dieses Ergebnis<br />

erreicht wurde. Ihr Erwerb ist insofern nicht an einen bestimmten Lernort o<strong>der</strong> ein bestimmtes<br />

didaktisch-methodisches Konzept gebunden.<br />

Ein Projekt, das in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung angesiedelt ist, muss daher für sich seinen<br />

Kompetenzbegriff klären. Dabei werden insbeson<strong>der</strong>e Kompetenzbegriffsbildungen aus <strong>der</strong><br />

beruflichen Bildung wie aus <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung von Bedeutung sein.<br />

2.5.1 Allgemeiner Kompetenzbegriff<br />

Auch wenn das Fehlen eines allgemein anerkannten Kompetenzbegriffs 9 in <strong>der</strong><br />

Kompetenzdiskussion als Gemeinplatz gelten muss, 10 so lässt sich doch mit Erpenbeck und von<br />

9 Für eine aktuelle, allgemeinere Kritik an <strong>der</strong> bislang nicht überwundenen un<strong>zur</strong>eichenden wissenschaftlichen<br />

Fundierung des Kompetenzbegriffs in <strong>der</strong> Berufsbildung, welcher <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Kompetenzkonzepte und<br />

-definitionen zugrunde liegt, siehe Vonken (2011).<br />

10 Exemplarisch Hartig (2008): „Eine allgemeingültige, nach wissenschaftlichen Kriterien zufriedenstellende<br />

Definition von Kompetenz o<strong>der</strong> Kompetenzen ist kein realistisches Ziel – <strong>der</strong> Begriff hat eine zu starke<br />

9


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Rosenstiel (2007) als gemeinsamer Kern <strong>der</strong> Kompetenzdefinitionen das Folgende festhalten:<br />

„Akzeptiert ist in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur die Grundanschauung, dass Kompetenzen<br />

nicht beliebige Handlungsfähigkeiten in allen nur denkbaren Gebieten sind, son<strong>der</strong>n nur<br />

solche, die in komplexen Situationen selbstorganisierte (kreative, innovative) Problemlösungen<br />

erlauben.“ (Erpenbeck/Rosenstiel 2007).<br />

Im Zusammenhang mit Bildungsprozessen definieren Klieme/Leutner (2006) Kompetenzen als<br />

„kontextspezifische kognitive Leistungsdispositionen, die sich funktional auf Situationen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen in bestimmten Domänen beziehen“. (Klieme/Leutner 2006, 4).<br />

Dass auch motivationale und an<strong>der</strong>e Aspekte in den Kompetenzbegriff eingehen, ist dabei<br />

unbestritten:<br />

„In Übereinstimmung mit Weinert (2001, S. 27f.) verstehen wir unter Kompetenzen die bei<br />

Individuen verfügbaren o<strong>der</strong> von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und<br />

sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, die Problemlösungen in variablen Situationen<br />

erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (BMBF 2007).<br />

2.5.2 Kompetenzbegriff in <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

Ziemlich ähnlich wird dies auch, bezogen auf die Berufsbildung, definiert:<br />

„So werden Kompetenzen in <strong>der</strong> Regel als kontextspezifische komplexe Leistungsdisposition<br />

betrachtet, d.h., sie umfassen Wissensbestände, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sich<br />

funktional auf Situationen und Anfor<strong>der</strong>ungen in bestimmten Domänen im Sinne spezifischer<br />

Lern- und Handlungsbereiche beziehen.“ (Seeber et al., 2010).<br />

In Bezug auf das Duale System hat das Konstrukt <strong>der</strong> „beruflichen Handlungsfähigkeit“ sicherlich<br />

einen zentralen Stellenwert und bildet insofern auch für die Gestaltung von Berufsvorbereitung<br />

einen zentralen Bezugspunkt.<br />

„Mit <strong>der</strong> Verankerung des Konzepts <strong>der</strong> Handlungsorientierung Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre […]<br />

orientierten sich die Ziele beruflicher Bildung am Konzept <strong>der</strong> Handlungskompetenz […], das<br />

eine breite Aufmerksamkeit in <strong>der</strong> Forschung erfuhr […] und es wurden stärker jene<br />

Dispositionen betont, die erfor<strong>der</strong>lich sind, um sich in stetig verän<strong>der</strong>nden Umwelten zu<br />

orientieren und diese aktiv mitzugestalten.“ (Minnameier 2002, 2).<br />

Berufliche Handlungskompetenz muss somit als ganzheitlicher Ansatz verstanden werden und<br />

bezeichnet als solcher die Fähigkeit, auf alle Anfor<strong>der</strong>ungen seines Berufs reagieren zu können:<br />

„Befähigung eines Mitarbeiters, die zunehmende Komplexität <strong>der</strong> beruflichen Umwelt zu<br />

begreifen und durch zielgerichtetes, selbstbewusstes, reflektiertes und verantwortliches<br />

Handeln zu gestalten.“ (Sonntag/Schaper 2006, 271).<br />

Als solche ist <strong>der</strong> Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit auch das allgemeine Leitziel <strong>der</strong><br />

beruflichen Ausbildung.<br />

Gängige Differenzierungen unterscheiden darüber hinaus Fachkompetenz, Methodenkompetenz,<br />

Sozialkompetenz und Personalkompetenz nach Sonntag/Schaper:<br />

alltagssprachliche Bedeutungsvielfalt und ist bereits in zu vielen wissenschaftlichen Kontexten unterschiedlich<br />

belegt. Umso wichtiger ist es, für spezifische Fragestellungen eine explizite Arbeitsdefinition zu formulieren, die<br />

klärt, was unter Kompetenz verstanden wird und was nicht.“ (Hartig 2008, 23).<br />

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„Fachkompetenz (berufsspezifische Fertigkeiten und Fachkenntnisse sowie Wissensstrukturen),<br />

Methodenkompetenz (Situations- und fachübergreifende, flexibel einsetzbare kognitive<br />

Fähigkeiten und Expertise), Sozialkompetenz (Fähigkeiten, in Teams unterschiedlicher sozialer<br />

Struktur gruppenorientiertes unterstützendes Verhalten zu zeigen: soziale Sensitivität,<br />

Teamfähigkeit, Gesprächsführung, Konfliktmanagement) und Personalkompetenz<br />

(persönlichkeitsbezogene Dispositionen, die sich in Einstellungen, Werthaltung, Bedürfnissen<br />

und Motivation äußern. Dazu gehören Aspekte wie Zielorientierung, Belastbarkeit, Flexibilität,<br />

Integrität, Eigeninitiative, Leistungsmotivation).“ (Sonntag/Schaper 2006, 6).<br />

Reetz (2010) fasst dies in ähnlicher Weise wie folgt zusammen: Berufliche Handlungskompetenz<br />

„- ist das Potential, das den Menschen befähigt, berufliche Situationen denkend und handelnd<br />

zu bewältigen<br />

- enthält die Kompetenzschwerpunkte: Humane Selbstkompetenz (Personalkompetenz),<br />

Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz<br />

- äußert sich auf <strong>der</strong> Performanzebene als Verhalten in Form von Qualifikationen für<br />

anfor<strong>der</strong>ungsgerechtes und ganzheitliches Handeln: Planen-Durchführen-Kontrollieren<br />

- lässt sich näher beschreiben durch: fachliche Qualifikationen/Lernziele und<br />

fachübergreifende Schlüsselqualifikationen.“ (Reetz 2010).<br />

2.5.3 Kompetenzbegriff in <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

Die Diskussion des Kompetenzbegriffs in <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung kann hier nur selektiv<br />

aufgegriffen werden. Ein zentrales Element bildet sicherlich die begründete Zurückweisung<br />

"defizitorientierter“ Kompetenzbeschreibungen, die den individuellen Stand <strong>der</strong><br />

Kompetenzentwicklung als „Fehlen“ <strong>der</strong> „normalerweise“ zu erwartenden Kompetenzen festhält:<br />

„Aufgrund dieser Sichtweise werden diejenigen benachteiligt, die den Normen nicht<br />

entsprechen – es werden maßgebliche Chancen <strong>der</strong> individuellen Entwicklung vertan (…)“<br />

(Lippegaus-Grünau 2010, 10).<br />

Kompetenzentwicklung in <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung bedeutet daher in Bezug auf die BAV, den<br />

Blick nicht zu sehr auf die zu erreichenden Anfor<strong>der</strong>ungen (wie sie z.B. mit dem Konstrukt<br />

„Ausbildungsfähigkeit“ beschrieben werden können) zu verengen. Denn auch dann, wenn diese<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen als relativ feststehend vorausgesetzt werden müssen und daher letztlich als<br />

Zielperspektive nicht ignoriert werden dürfen, geht es zunächst darum, eine Annäherung an diese<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen dadurch zu erreichen, dass positiv vom Vorhandenen ausgegangen wird:<br />

Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>t ein Verständnis des Kompetenzbegriffs,<br />

„das neben Wissen und Fertigkeiten auch persönliche Erfahrungen, Mentalität, Werte und<br />

Identität <strong>der</strong> Personen einbezieht. Im Vor<strong>der</strong>grund steht <strong>der</strong> Mensch mit seinen Möglichkeiten<br />

und Voraussetzungen in seinem jeweiligen Kontext. Je besser es gelingt, 'ihn dort abzuholen,<br />

wo er steht', je besser die För<strong>der</strong>ung zu ihm passt, umso besser wird es ihm gelingen, sich in<br />

Richtung <strong>der</strong> gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen zu entwickeln.“ (Lippegaus-Grünau 2010, 10).<br />

Die positiv vorhandenen Kompetenzen und individuellen Stärken sind daher zunächst zu erkennen<br />

– dies richtet hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an Kompetenzfeststellungsverfahren, die diesem<br />

Kompetenzverständnis adäquat sein sollen.<br />

Darüber hinaus wird stets auch die Lebenswelt <strong>der</strong> Jugendlichen einzubeziehen sein (vgl. ebd.).<br />

Bereits aus diesen wenigen Hinweisen wird deutlich, dass ein rein Output definierter<br />

Kompetenzbegriff, <strong>der</strong> das Resultat <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung auf den Erwerb von in Arbeitsprozessen<br />

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anwendbaren Teilqualifikationen bezieht, in <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung nicht wirklich<br />

ausreichend sein dürfte.<br />

2.5.4 Kompetenzbegriff im Rahmen des Kompetenzraster-Modells selbstgesteuerten Lernens<br />

Da sich (s. Kapitel 7) zwei <strong>der</strong> beteiligten Schulvorhaben dazu entschieden haben,<br />

Qualifizierungsbausteine mit Kompetenzrastern zu verknüpfen, um Binnendifferenzierung und<br />

selbstständiges individuelles Lernen in <strong>der</strong> Bausteinentwicklung zu verankern, ist auch <strong>der</strong> in<br />

diesem Kontext entwickelte Kompetenzbegriff für Opti-Qua relevant. Andreas Müller, <strong>der</strong> Leiter<br />

des Instituts Beatenberg, von dem wichtige Impulse für die Fundierung und Verbreitung von<br />

Kompetenzraster ausgehen, fasst als Kompetenzbegriff (2003) zusammen:<br />

„Kompetenzen beschreiben, ob und inwieweit sich ein Mensch gegenüber selbst o<strong>der</strong> fremd<br />

gesetzten Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen, handlungsfähig und erfolgreich erlebt. Damit rücken die<br />

Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Aktivitäten ins Zentrum. Damit wird die<br />

persönliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Inhalten, mit an<strong>der</strong>en Menschen und mit sich selbst zum<br />

Dreh- und Angelpunkt. […] Der Schule kommt damit die Aufgabe zu, dieser Individualität<br />

Rechnung zu tragen. Je massgeschnei<strong>der</strong>ter die Programme sind, desto höher die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sie passen.[...] Die Konsequenzen: Ermöglichungsstrukturen:<br />

Schulische Settings haben die Möglichkeit zu schaffen, auf persönlichen Lernwegen die<br />

natürliche Neugier wie<strong>der</strong> zu entdecken und Anregungen zu finden auf die entsprechenden<br />

eigenen Fragen.“ (Müller 2003).<br />

Lernen bedeutet in diesem Zusammenhang das Generieren von „Knowledge – Skills – Attitude“:<br />

„Knowledge steht für […] ein lebendiges und anwendungsbezogenes Wissen, ein Wissen, das<br />

handlungsfähig macht. […] Skills ist ein Sammelbegriff für die Faktoren des Könnens, des<br />

Geschicks, <strong>der</strong> Fertigkeiten, <strong>der</strong> instrumentellen Ressourcen. Literacy beispielsweise, die<br />

persönliche Ausrüstung mit Kenntnissen, Fertigkeiten und Strategien zum Problemlösen und<br />

kontinuierlichen Weiterlernen. Unter attitude ist all das zu verstehen, was sich an Haltungen<br />

und Einstellungen manifestiert: ein bisschen mehr zu tun als nur das Nötigste beispielsweise.<br />

Das zeigt sich auch in den Beziehungen zu sich, zu an<strong>der</strong>en Menschen, zu den Dingen.“ (Müller<br />

2003).<br />

Auch diesem Ansatz liegt somit ein breit gefasster, ganzheitlicher Kompetenzbegriff zugrunde:<br />

Nicht die Teilkompetenz für sich zählt, son<strong>der</strong>n ihr Beitrag zu einer umfassenden individuellen<br />

Persönlichkeitsentwicklung.<br />

2.5.5 Kompetenzbegriff in Opti-Qua<br />

Für das Handlungsfeld von Opti-Qua in <strong>der</strong> (<strong>schulischen</strong>) Berufsausbildungsvorbereitung liegt<br />

daher die Wahl eines weit gespannten Kompetenzbegriffs nahe, <strong>der</strong> die subjektbezogenen<br />

Dimensionen von Kompetenz in beson<strong>der</strong>em Maß berücksichtigt. Als synthetische Definition<br />

könnte man somit für Opti-Qua formulieren:<br />

Kompetenz ist eine auf ein bestimmtes Handlungsfeld bezogene Handlungsfähigkeit, die es erlaubt,<br />

in komplexen Situationen selbstorganisiert und kreativ Probleme zu lösen (Erpenbeck/v.<br />

Rosenstiel). Dabei umfasst Kompetenz Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen des jeweiligen<br />

Handlungsbereichs (Seeber). Kompetenz umfasst sowohl kognitive (Klieme/Leutner) als auch<br />

motivationale Aspekte (Weinert) und Kompetenzför<strong>der</strong>ung ist subjektbezogen,<br />

individualitätsför<strong>der</strong>nd (Müller) und handlungsorientiert (Minnameier). Das ganzheitliche<br />

Konstrukt <strong>der</strong> beruflichen Handlungskompetenz ist zentral zu berücksichtigen. Von einem rein<br />

12


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

defizitorientierten Kompetenzbegriff ist in <strong>der</strong> BAV Abstand zu nehmen.<br />

2.5.6 „Kompetenz“ in Abgrenzung zu „Qualifikation“<br />

„Kompetenz bezeichnet den Lernerfolg in Bezug auf den einzelnen Lernenden und seine<br />

Befähigung zu eigenverantwortlichem Handeln in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten<br />

Situationen. Demgegenüber wird unter Qualifikation <strong>der</strong> Lernerfolg in Bezug auf die<br />

Verwertbarkeit, d. h. aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Nachfrage in beruflichen, gesellschaftlichen und<br />

privaten Situationen, verstanden (vgl. Deutscher Bildungsrat, Empfehlungen <strong>der</strong><br />

Bildungskommission <strong>zur</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Sekundarstufe II).“ (KMK 2000, 9).<br />

In ausdrücklicher Gegenüberstellung zum Kompetenzbegriff beinhaltet Qualifikation für von<br />

Rosenstiel (2005) unter an<strong>der</strong>em die Ausrichtung auf die Erfüllung vorgegebener Zwecke (statt<br />

Selbstorganisationsfähigkeit), ist objektbezogen (Erfüllung konkreter Nachfragen) statt<br />

subjektbezogen, ist verengt auf unmittelbare tätigkeitsbezogene Kenntnisse (statt ganzheitlich) und<br />

ausschließlich auf verwertbare Fähigkeiten ausgerichtet (Von Rosenstiel 2005, Folie 9).<br />

Orientiert man sich an dieser Gegenüberstellung, scheinen QB in <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung<br />

(BAVBVO) dem Qualifikationsbegriff näherzustehen als dem Kompetenzbegriff, da sie sich auf<br />

den Erwerb und den Nachweis einer verwertbaren Tätigkeitsbefähigung richten (siehe Fußnote 2).<br />

Qualifikationsbegriff und Kompetenzbegriff vermischen sich. Wie bereits dargestellt, erscheint es<br />

aus Sicht des Projekts demgegenüber angemessener, von einem breiteren Kompetenzbegriff für das<br />

Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung auszugehen.<br />

2.6 Qualifizierungsbausteine als Element <strong>der</strong> Modularisierung beruflicher Bildung<br />

In Anlage und Anspruch können QB (nach Anrechnungsverordnung) ihren Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Diskussion einer (teilweise) modularisierten beruflichen Bildung nicht leugnen: Im Idealfall sollen<br />

die erworbenen und nachgewiesenen beruflichen Kompetenzen zu einer Abkürzung einer<br />

nachfolgenden Ausbildung führen können.<br />

Auch wenn nun de facto eine Anrechnung <strong>der</strong> Bausteine bisher nur im Ausnahmefall stattfindet, so<br />

entfaltet doch die Anrechenbarkeit als Maßstab – wie oben gezeigt – durchaus normierende<br />

Wirkung auf Inhalt und Durchführungsniveau <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine.<br />

Vorbehalte bis hin <strong>zur</strong> Gegnerschaft gegen die Modularisierung, wie sie von Teilen <strong>der</strong><br />

Gewerkschaften vorgetragen werden, sind insofern auch auf den Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung zu beziehen. Modularisierung wird<br />

als Gegensatz zum Ziel <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit begriffen. Stellvertretend 11 sei hier<br />

Görner (2008) zitiert:<br />

11 Beispielhaft zwei weitere, ähnlich gelagerte Stellungnahmen:<br />

„Modulausbildung ist <strong>der</strong> falsche Weg. Wir lehnen die Modularisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung ab. [...] In unserem<br />

Ausbildungssystem wird mehr vermittelt als die Summe <strong>der</strong> Lerninhalte nach dem Ausbildungsrahmenplan. Lernen,<br />

orientiert an Arbeits- und Geschäftsprozessen in den Unternehmen, vermittelt eine ganzheitliche<br />

Handlungskompetenz.“ (IG-Metall 2007, 3).<br />

„Gravierend wären die Folgen für die fachliche Qualifikation: An die Stelle breit geschnittener ('ganzheitlicher')<br />

Berufsqualifikationen würden schmal geschnittene Teilqualifikationen und Patchwork-Profile treten: Das Mehr an<br />

Verstehen und Können, das im Dualen System aus <strong>der</strong> Breite des angestrebten Qualifikationsprofils und aus <strong>der</strong><br />

Systematik ineinan<strong>der</strong>greifen<strong>der</strong> und aufeinan<strong>der</strong> aufbauen<strong>der</strong> Lernprozesse resultiert, würde verloren gehen. An<br />

die Stelle von Handlungsfähigkeit in einem Beruf, d.h. in einer Vielzahl verwandter Tätigkeiten, und <strong>der</strong> Fähigkeit,<br />

sich auf dem Feld dieses Berufs weiter zu entwickeln, würden Kompetenzen <strong>zur</strong> Bewältigung einzelner<br />

'Handlungssituationen' (d.h. Arbeitsplätze) treten.“ (Drexel 2008, 6).<br />

13


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

„Unser Berufsausbildungssystem kann viel mehr: Es vermittelt das Erkennen und Verstehen<br />

von Zusammenhängen, es regt die Entfaltung von Kreativität an, es vermittelt Haltungen wie<br />

Sicherheits- und Verantwortungsbewusstsein. Es geht also in <strong>der</strong> Ausbildung nicht nur um ein<br />

paar einzelne Kompetenzen, son<strong>der</strong>n um einen regelrechten Bildungsprozess, <strong>der</strong> letztlich erst<br />

das ermöglicht, was wir selbständiges berufliches Handeln nennen.<br />

Ich stelle dies an den Anfang, weil wir in Deutschland <strong>zur</strong> Zeit eine geradezu absurde<br />

Diskussion über die Richtung führen müssen, die unser berufliches Bildungssystem für die<br />

Zukunft nehmen soll. Immer häufiger plädieren vor allem Manager großer international<br />

operieren<strong>der</strong> Unternehmen für einen Kurswechsel: Weg von diesem ganzheitlichen<br />

Bildungsprozess, hin zu einer bunten Ansammlung von Einzelqualifikationen, die angeblich den<br />

Bedürfnissen des Einzelnen und auch <strong>der</strong> Wirtschaft besser dienen soll als das jetzige,<br />

angeblich veraltete und starre System.“ (Görner 2008, 1).<br />

Diese modularisierungskritische Position kann sich auf wissenschaftliche Stellungnahmen aus <strong>der</strong><br />

Berufsbildungsforschung berufen. Insbeson<strong>der</strong>e Rauner (2010) hat hier eindeutig Position bezogen<br />

und diese ausführlich begründet. Seine Position soll daher kurz dargestellt werden.<br />

Modularisierung und Bildungsprozesse sind für Rauner unvereinbar:<br />

„Die Übertragung des ökonomischen und technischen Prinzips <strong>der</strong> Modularisierung auf<br />

Bildungsprozesse, auf die Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit, ist inhuman im wahrsten Sinne des<br />

Wortes. Wenn es <strong>der</strong> Bildung darum geht, die Heranwachsenden zu befähigen, die Welt zu<br />

verstehen und sie mitzugestalten, dann müssen sie sich mit <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> Welt<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen und, darin angekommen, auch mit den Materialien, Prinzipien und Ideen,<br />

die ihren Ausdruck in mehr o<strong>der</strong> weniger gelungenen Arbeitsergebnissen finden. Eine<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitswelt auf eine Summe von Modulen entzieht sich dem Verstehen, <strong>der</strong><br />

Kritik und <strong>der</strong> Mitgestaltung.“ (Rauner 2010, 3-4).<br />

Für Rauner stellt die Modularisierung einen Rückschritt dar, die dem erreichten Stand in <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung des Bildungssystems zuwi<strong>der</strong>läuft und ihren konzeptionellen Nie<strong>der</strong>schlag in<br />

<strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> berufsbildenden Schulen gefunden hat:<br />

„In den letzten zwei Jahrzehnten wurde ein breiter Konsens <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

Beteiligten erzielt, das Konzept einer auf die Mitgestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt zielenden<br />

Berufsbildung – z. B. in Form des Lernfeldkonzeptes - eingeführt. Auszubildende sollen daher<br />

von Anfang an die ihnen übertragenen Aufgaben in die betrieblichen Arbeits- und<br />

Geschäftsprozesse einordnen können. Die Einsicht, dass jede betriebliche Aufgabe einen<br />

Kunden hat, soll die Ausbildung bestimmen. Module haben keinen Kunden. Die Aneignung von<br />

Modulen beruht auf den Prinzipien, Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen aus den realen<br />

Arbeitszusammenhängen und Geschäftsprozessen herauszulösen. Dies wi<strong>der</strong>spricht jedoch den<br />

Reformzielen beruflicher Bildung, die spätestens von <strong>der</strong> Enquête-Kommission des deutschen<br />

Bundestages 'Bildung 2000' 1988 auf den Weg gebracht wurden.“ (Rauner 2010, 4).<br />

Im Kontrast hierzu beschwört Rauner die Unverzichtbarkeit des erreichten „ganzheitlichen“<br />

Kompetenzbegriffs:<br />

„Für die berufliche Bildung ist das Konzept <strong>der</strong> holistischen Aufgabenlösung von<br />

grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung, da diese Anfor<strong>der</strong>ungen an die Gestaltung und Organisation<br />

beruflicher Arbeitsprozesse und -arbeitsergebnisse als domänenspezifische Fähigkeiten<br />

vermittelt werden müssen.“ (Rauner 2010, 15).<br />

Dafür ist eine kontinuierliche Einbindung in den betrieblichen Praxiszusammenhang unverzichtbar:<br />

„Das Hineinwachsen in einen Beruf im Sinne des situierten Lernens entzieht sich <strong>der</strong><br />

14


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Modularisierung. Beinahe täglich erweitert sich beim Hineinwachsen in einen Beruf das<br />

berufliche Arbeitsprozesswissen sowie das Zusammenhangsverständnis – in mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

enger Zusammenarbeit mit den Arbeitskollegen und Ausbil<strong>der</strong>n.“ (Rauner 2010, 12).<br />

In diesem Sinn wäre daher auch die Überlegung, ob nicht die „einfachen“ beruflichen<br />

Grundlagenkompetenzen, wie sie üblicherweise zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung etwa im Rahmen des<br />

ersten Ausbildungsjahrs erworben werden, für eine Modularisierung geeignet sind, zu verwerfen:<br />

So verstandene berufliche Handlungskompetenz lässt sich demnach nicht modularisieren. 12<br />

Dies würde insofern auch für den Versuch gelten müssen, Teile <strong>der</strong> Ausbildung in<br />

Qualifizierungsbausteinen im Rahmen <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung zu vermitteln, denn auch<br />

die im ersten Jahr erworbenen Grundlagen bedürfen ihres Bezugs auf ihr betriebliches Umfeld.<br />

Diese Bedenken erhalten um so mehr Gewicht vor dem Hintergrund dessen, dass gerade die<br />

„Dualisierung“ <strong>der</strong> Berufsausbildung mittels Qualifizierungsbausteinen nur in Ansätzen<br />

funktioniert: Von Ausnahmen abgesehen, werden Qualifikationsbausteine getrennt von<br />

betrieblicher Praxis erworben (bei den Trägern o<strong>der</strong> rein schulisch); ein betriebliches Praktikum<br />

dient im besten Fall <strong>der</strong> „Erprobung“ <strong>der</strong> erworbenen Qualifikation (s. Kapitel 3 und 4).<br />

12 Rauner gesteht den Verfechtern <strong>der</strong> Modularisierung durchaus zu, aus guten Absichten heraus zu handeln, also mit<br />

<strong>der</strong> Modularisierung nicht die Untergrabung des Dualen Systems zu bezwecken, son<strong>der</strong>n Module als didaktischmethodisches<br />

und strukturelles Instrument <strong>zur</strong> Verbesserung des Bildungssystems einsetzen zu wollen:<br />

„In Deutschland geht es den Befürwortern modularisierter Berufsbildung weniger darum, das<br />

Berufsbildungssystem durch ein modulares Zertifizierungssystem zu ersetzen, son<strong>der</strong>n um den Versuch, mit den<br />

Instrumenten <strong>der</strong> didaktischen Modularisierung das Zusammenspiel zwischen Beschäftigungs- und Bildungssystem<br />

zu verbessern. Insofern lassen sich zunächst einmal hehre Absichten unterstellen.“ (Rauner 2010, 5).<br />

Für Rauner spricht dennoch nichts für den Versuch:<br />

„Warum modularisiertes Lernen <strong>der</strong> Leitidee einer gestaltungsorientierten beruflichen Bildung und den Theorien<br />

beruflichen Lernens wi<strong>der</strong>sprechen?<br />

Ich möchte […] diese Frage an einem prominenten Beispiel beantworten. Es geht um die berühmte Bohrplatte, ein<br />

Modul aus dem Grundlehrgang Metall. Er ist weit über 100 Jahre alt und gilt als Inbegriff des Wandels von <strong>der</strong><br />

handwerklichen <strong>zur</strong> industriellen Berufsausbildung. Das Modul Bohrplatte weist alle spezifischen Merkmale eines<br />

Ausbildungsmoduls auf (Abb. 11). […]<br />

Bei <strong>der</strong> Lösung von Aufgaben in <strong>der</strong> Arbeitswelt muss [...] zwischen miteinan<strong>der</strong> konkurrierenden Kriterien wie <strong>der</strong><br />

Funktionalität, <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit, <strong>der</strong> Umwelt- und Sozialverträglichkeit, dem Gebrauchswert etc. und den<br />

damit verknüpften Interessen abgewogen werden. Dieses Charakteristikum beruflicher Aufgaben wird durch die<br />

Modularisierung <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte beseitigt. Beim Bohren von Löchern etc. geht es schließlich nur noch um<br />

richtig o<strong>der</strong> falsch. Damit gerät die modularisierte berufliche Bildung in einen krassen Wi<strong>der</strong>spruch zu den in den<br />

Bildungsgesetzen und in <strong>der</strong> Bildungsprogrammatik verbrieften und verankerten Leitideen und Zielen beruflicher<br />

Bildung.<br />

Die Entschuldigung, dass dabei selten Vorsatz im Spiel sei, sollte man nicht länger hinnehmen. Vor allem die<br />

Sozialpartner haben es in <strong>der</strong> Hand, bei <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung <strong>der</strong> Modularisierung einen<br />

Riegel vorzuschieben und in den Berufsbildungsdialogen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene darauf<br />

hinzuwirken, dass die Leitideen einer demokratischen beruflichen Bildung <strong>zur</strong> Geltung kommen.“ (Rauner 2010, 15-<br />

17).<br />

15


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

3 Einsatz von QB in den BvB-Maßnahmen <strong>der</strong> Agenturen für Arbeit: Ergebnisse<br />

aus <strong>der</strong> Begleitforschung des IAB<br />

Bereits 2004 reagierte die Bundesagentur für Arbeit auf die sich wandelnden Verhältnisse im<br />

Übergangssystem mit einem neuen För<strong>der</strong>konzept. Die nach dem neuen Fachkonzept 13<br />

durchzuführenden berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) ersetzten die<br />

vorherigen Lehrgangsformen und sollten eine individuellere und flexiblere För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Zielgruppe ermöglichen. Mit ihrer Einführung wurden auch die Vergabeverfahren verän<strong>der</strong>t, sodass<br />

die Bildungsanbieter insgesamt mit deutlich gewandelten inhaltlichen und formalen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

konfrontiert waren (Plicht 2010, 6f). Auf dieser Grundlage entstand das Bedürfnis nach einer<br />

Begleitforschung, welche die Umsetzung des Konzepts in <strong>der</strong> Praxis und ihre Wirkung auf das<br />

Übergangsgeschehen untersuchen sollte, die als gemeinsames Projekt <strong>der</strong> Bundesagentur und des<br />

Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) umgesetzt wurde. 14<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> für die Begleitforschung durchgeführten Befragungen von Bildungsanbietern<br />

bildeten die praktische Umsetzung und <strong>der</strong> Erfolg von Qualifizierungsbausteinen im Rahmen <strong>der</strong><br />

BvB-Maßnahmen einen <strong>der</strong> Befragungsschwerpunkte. 15 Ihre diesbezüglichen, empirisch fundierten<br />

Ergebnisse bilden damit eine wichtige Quelle <strong>zur</strong> Bewertung des Stellenwerts von<br />

Qualifizierungsbausteinen im Rahmen <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung. 16<br />

Qualifizierungsbausteine bilden einen integralen Bestandteil des neuen Fachkonzepts und sind<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Qualifizierungssequenzen <strong>zur</strong> „Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten“<br />

vorgesehen. Sie sollen sich dabei als Instrument <strong>der</strong> Dualisierung – also <strong>der</strong> systematischen<br />

Integration des Lernorts Betrieb in die Maßnahme 17 – bewähren:<br />

13 Das Fachkonzept 2004 ist als Anhang in Plicht (2010) enthalten; die überarbeitete, aktuell gültige Fassung<br />

(Fachkonzept 2009) kann unter http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/HEGA-Internet/A05-Berufl-<br />

Qualifizierung/Publikation/HEGA-03-2009-Fachkonzept-BvB-Anlage-Konzept.pdf heruntergeladen werden.<br />

14 Die Untersuchungen basieren auf einer umfangreichen Erhebung von Teilnehmerdaten und auf <strong>der</strong> Befragung von<br />

Bildungsträgern 2006/2007; Details zum Design <strong>der</strong> Begleitforschung bei Plicht (2010, 14-16).<br />

15 Der für die Befragung <strong>der</strong> Träger verwendete Fragebogen ist als Anhang in Plicht (2010) dokumentiert; die Fragen<br />

zu Qualifizierungsbausteinen finden sich dort auf S. 10/11.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> BvB-Maßnahmen erscheint es logisch, in <strong>der</strong> Bewertung des Erfolgs <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine den Gesichtspunkt in den Vor<strong>der</strong>grund zu stellen, ob sie einen nachweisbaren Beitrag dazu<br />

leisten, die Übergänge in Ausbildung (ggf. auch in Beschäftigung) zu verbessern. Davon unabhängig feststellbare<br />

didaktisch-methodische Vorteile des Baustein-Konzepts stehen insofern hinter diesem Gesichtspunkt <strong>zur</strong>ück.<br />

16 Das Projekt nahm bereits 2009 Kontakt zu Frau Dr. Plicht auf. Diese Kontaktaufnahme wurde auf Grundlage <strong>der</strong><br />

Vorgespräche mit den regionalen Agenturen für Arbeit möglich, in denen die Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Begleitforschung des IAB durch das Projekt vereinbart wurde (Letter of Intent). Auf dieser Basis wurde das Projekt<br />

schon vor <strong>der</strong> Veröffentlichung des Berichts über Vorabergebnisse informiert. Auf dem ersten Transferworkshop<br />

des Projekts im September 2009 wurden zentrale Aussagen aus <strong>der</strong> Studie vorab von Frau Dr. Plicht vorgestellt und<br />

<strong>zur</strong> Diskussion gestellt.<br />

17 Interessant sind in diesem Zusammenhang die Unterschiede in <strong>der</strong> Definition des Stellenwerts von QB in den<br />

För<strong>der</strong>- und Qualifizierungssequenzen mit dem Inhalt „Berufliche Grundfertigkeiten“ zwischen <strong>der</strong> ersten Version<br />

des Fachkonzepts (Fachkonzept 2004) und <strong>der</strong> aktuell gültigen Fassung (Fachkonzept 2009), jeweils Punkt 4.2. In<br />

Gegenüberstellung:<br />

2004: „Zentrales Element dieser För<strong>der</strong>- und Qualifizierungssequenz sind Qualifizierungsbausteine (§§ 50 ff des<br />

Berufsbildungsgesetzes; BAVBVO). Qualifizierungsbausteine (QB) sollen sich inhaltlich an Ausbildungsordnungen<br />

und Ausbildungsrahmenplänen orientieren. Sie müssen abprüfbar sein, bescheinigt werden und sollen das Ergebnis<br />

des Qualifizierungsprozesses beschreiben. [...] Qualifizierungsbausteine müssen auf die beson<strong>der</strong>en Zielgruppen<br />

zugeschnitten sein und müssen definierte Standards und gesetzliche Vorgaben erfüllen.“ (Fachkonzept 2004, 14)<br />

16


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

"In <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Qualifizierungssequenz „Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten“<br />

wird in den Verdingungsunterlagen <strong>zur</strong> Ausschreibung <strong>der</strong> BvB-Maßnahmen dezidiert darauf<br />

verwiesen, dass dies erstens grundsätzlich in Betrieben erfolgen soll und als zentrales Element<br />

zweitens die Qualifizierungsbausteine dienen sollen.“ (Plicht 2010, 40).<br />

Gerade diese Verbindung von QB und betriebspraktischer Vermittlung stellt sich jedoch in <strong>der</strong><br />

Realität als „ausgesprochen problematisch“ (ebd.) dar:<br />

„Mehr als ein Drittel <strong>der</strong> Bildungsträger hingegen war gezwungen, alle<br />

Qualifizierungsbausteine ausschließlich in ihren Einrichtungen zu vermitteln (...).<br />

Dies lässt nur die Schlussfolgerung zu, dass sich die For<strong>der</strong>ung des Fachkonzepts nach <strong>der</strong><br />

vorrangigen Vermittlung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine in Betrieben aufgrund <strong>der</strong> fehlenden<br />

Mitwirkung seitens <strong>der</strong> Betriebe kaum umsetzen lässt. Nach Einschätzung <strong>der</strong> Bildungsbegleiter<br />

liegt das an <strong>der</strong> mangelnden Bereitschaft <strong>der</strong> Betriebe, die Art des Einsatzes <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

während des Praktikums nach den Rahmenregeln <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine zu gestalten.<br />

Da die Suche nach Praktikumsplätzen durchaus aufwendig und mit einer Reihe von Problemen<br />

verbunden ist (...), wird es wahrscheinlich auch kaum möglich sein, auf die Vermittlung von<br />

Qualifizierungsbausteinen zu dringen." (Plicht 2010, 41).<br />

Zusammenfassend kommt <strong>der</strong> Bericht zu folgendem Ergebnis:<br />

„Im Gegensatz zu Qualifizierungsbausteinen erfüllen Praktika die in sie gesetzte Hoffnung,<br />

durch einen „Klebeeffekt“ Übergänge in betriebliche Ausbildung zu erleichtern. Es konnte<br />

gezeigt werden, dass rd. 80 % aller Übergänge in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis in<br />

einem Praktikumsbetrieb stattfanden. Damit kann resümiert werden, dass zwar bei weitem nicht<br />

jedes Praktikum in eine Ausbildung führt, aber ein Übergang in betriebliche Ausbildung - wenn<br />

überhaupt - dann am ehesten über ein Praktikum gelingt.<br />

Demgegenüber konnte für den Erwerb von Qualifizierungsbausteinen kein Einfluss auf die<br />

Übergänge in betriebliche Ausbildung nachgewiesen werden. Sowohl auf <strong>der</strong> Individual- als<br />

auch auf <strong>der</strong> Maßnahmeebene zeigt sich kein Effekt auf die Übergangswahrscheinlichkeit bzw.<br />

2009: „Die Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten soll auf <strong>der</strong> Grundlage von Qualifizierungsbausteinen<br />

erfolgen (§§ 68 ff BBiG; Berufsausbildungsvorbereitungs-Bescheinigungsverordnung - BAVBVO).<br />

Qualifizierungsbausteine (QB) sind aus Ausbildungsordnungen und Ausbildungsrahmenplänen abgeleitet. Sie sind<br />

entsprechend §§ 3-7 BAVBVO zu bescheinigen und zu dokumentieren.<br />

Die eingesetzten Qualifizierungsbausteine müssen insbeson<strong>der</strong>e im Anfor<strong>der</strong>ungsniveau sowie im zeitlichen Umfang<br />

auf die Leistungsmöglichkeiten <strong>der</strong> jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten sein. Sie müssen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

BAVBVO entsprechen.<br />

Beim Good Practice Center Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung (GPC) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wurde<br />

eine Datenbank eingerichtet, in <strong>der</strong> bundeszentral alle durch die Kammern bestätigten Qualifizierungsbausteine<br />

gesammelt und nach einheitlichem Muster dokumentiert werden. Diese Datenbank steht den Kammern, Betrieben<br />

und Bildungsträgern <strong>zur</strong> Information und zum Transfer <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.goodpractice.de/bbigbausteine).<br />

Bundesweit anerkannte Ausbildungsbausteine (z.B. im Rahmen des BMBF-Programms JOBSTARTER CONNECT)<br />

können für die Vermittlung <strong>der</strong> beruflichen Grundfertigkeiten in <strong>der</strong> Übergangsqualifizierung eingesetzt werden. “<br />

(Fachkonzept 2009, 17-18)<br />

Darüber hinaus heißt es 2009 in Bezug auf die betrieblichen Qualifizierungsphasen, Punkt 4.3.:<br />

„Soweit möglich ist anzustreben, auch in den betrieblichen Phasen die beruflichen Grundfertigkeiten auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von Qualifizierungs- bzw. Ausbildungsbausteinen zu vermitteln.“ (Fachkonzept 2009, 18).<br />

Während man den Wechsel von <strong>der</strong> Bestimmung als „zentrales Element“ zu einer „Soll-Grundlage“ als gewisse<br />

Abschwächung interpretieren kann, werden doch <strong>der</strong> inhaltliche und formale Bezug auf die Anrechnungsverordnung<br />

deutlicher ausgeführt und insbeson<strong>der</strong>e aber die Rolle <strong>der</strong> betrieblichen Durchführung <strong>der</strong> Bausteine gestärkt<br />

(Außerdem werden die noch in Erprobung befindlichen Ausbildungsbausteine für die BvB zugelassen!).<br />

17


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

die Anteile an Übergängen in betriebliche Ausbildung (im Gegensatz zu einer<br />

überdurchschnittlich hohen Praktikumsdauer) " (Plicht 2010, 64f).<br />

Demnach kann kein Nutzen von Qualifizierungsbausteinen im Rahmen des neuen Fachkonzepts in<br />

den BvB-Maßnahmen für eine Verbesserung <strong>der</strong> Übergänge nachgewiesen werden.<br />

Darüber hinaus ist erneut festzustellen, dass eine Anrechnung von Qualifizierungsbausteinen auf die<br />

Ausbildung nur in Ausnahmefällen erfolgt. 18<br />

Als Manko – gerade in Bezug auf den konzeptionell mit QB verbundenen Dualisierungsanspruch –<br />

erweist sich, dass offenbar ein großer Teil <strong>der</strong> Betriebe nicht bereit o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lage ist, die<br />

Betriebspraktika <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen an <strong>der</strong> Vermittlung von Qualifizierungsbausteinen<br />

aus<strong>zur</strong>ichten, also entlang <strong>der</strong> Bausteine zu strukturieren und auf Ausbildungsniveau<br />

durchzuführen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind es gerade die Praktika, die – in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis nun i.d.R. gerade<br />

nicht mit QB kombiniert – die erhoffte „Klebewirkung“ in Bezug auf erfolgreiche Übergänge in<br />

Ausbildung tatsächlich entfalten können.<br />

Als weiterer Befund ergibt sich (scheinbar paradoxerweise), dass Qualifizierungsbausteine, die<br />

nunmehr vorwiegend ohne betriebliche Beteiligung allein in den Trägereinrichtungen durchgeführt<br />

werden, primär von einem Teil <strong>der</strong> sozial und bildungsmäßig benachteiligten Teilnehmer/-innen<br />

erworben werden. Die eigentliche Zielgruppe <strong>der</strong> QB wird somit in <strong>der</strong> Praxis durchaus gut erreicht<br />

und kann insofern auch von ihnen profitieren (vgl. Plicht 2010, 44f).<br />

Da sich diese Situation nun allerdings im Zusammenhang damit ergibt, dass sich dieser<br />

Personenkreis vergleichsweise schwerer in „anschlussträchtige“ Praktika vermitteln lässt, ließe sich<br />

<strong>der</strong> Einsatz von QB in den Maßnahmen mehr mit den didaktisch-methodischen Vorteilen <strong>der</strong> QB als<br />

unter dem Gesichtspunkt verbesserter Übergänge begründen. Es stellt sich die Frage, inwieweit dies<br />

den ursprünglichen Intentionen des QB-Einsatzes noch entspricht.<br />

Dabei geht es nicht nur um die schwierige bis fehlende Umsetzung <strong>der</strong> mit QB intendierten<br />

Dualisierung, also die systematische Einbeziehung des Lernorts Betrieb in die<br />

Vorbereitungsmaßnahmen. Auch die Standardisierung <strong>der</strong> Nachweise über erworbene<br />

Kompetenzen als wichtiges Anliegen <strong>der</strong> Bescheinigungsverordnung scheint auf dieser Grundlage<br />

nur teilweise einlösbar. In diese Richtung interpretieren wir insbeson<strong>der</strong>e auch die Ergebnisse einer<br />

noch unveröffentlichten Promotion (Arold 2010), aus <strong>der</strong> Teile auf einem Kolloquium des ITB<br />

Bremen im Mai 2010 vorgestellt wurden: 19<br />

Die Zertifizierung von QB 20 ist ein formaler Akt, <strong>der</strong> im Wesentlichen nur ein „Gerüst“ –das<br />

Qualifizierungsbild – „abnimmt“. Wie dieses „Gerüst“ inhaltlich und methodisch zu füllen ist, lässt<br />

Gestaltungsfreiräume, sodass unter dem gleichen Qualifizierungsbaustein unterschiedliche<br />

Vermittlungskonzepte Platz finden können. Insbeson<strong>der</strong>e bleibt die Angabe <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong><br />

Prüfung, ob die im Qualifizierungsbild beschriebenen Kompetenzen auch tatsächlich erworben<br />

wurden, bei nicht wenigen zertifizierten QB vage gehalten. Eine „Qualitätskontrolle“ <strong>der</strong><br />

Vermittlung <strong>der</strong> Inhalte und <strong>der</strong> Frage, ob die gewählte Prüfungsmethode zu den im<br />

18 „Ganz beson<strong>der</strong>s auffallend (und vergleichsweise einhellig) ist die Ablehnung <strong>der</strong> Aussage, dass<br />

Qualifizierungsbausteine zu einer Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildungszeit führen würden.“ (Plicht 2010, 63).<br />

19 Die dort vorgestellten Übersichten stehen im Einklang sowohl mit den Befunden <strong>der</strong> IAB-Studie als auch mit den<br />

Ergebnissen unserer eigenen Bestandsaufnahme.<br />

20 Arold zählt 404 zertifizierte QB aus 80 Berufen.<br />

18


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Qualifizierungsbild dargestellten Inhalten adäquat ist, findet nun faktisch nicht statt. Als Auskunft<br />

über den tatsächlich vermittelten Inhalt bleiben die auf dieser Grundlage ausgestellten<br />

Bescheinigungen daher trotz ihrer standardisierten Form unscharf. 21 Darüber hinaus reagieren<br />

Bildungsanbieter auf eine Konsequenz <strong>der</strong> in Kapitel 2 dargestellten Problematik anrechenbarer QB<br />

– hoch gesteckte Vermittlungsziele können von <strong>der</strong> Zielgruppe vielfach nur zum Teil erreicht<br />

werden – mit <strong>der</strong> offenbar verbreiteten Praxis, an die Teilnehmenden nicht die eigentlich<br />

vorgesehenen standardisierten Nachweise auszugeben, son<strong>der</strong>n individuell „das, was gemacht<br />

wurde“, zu bescheinigen.<br />

21 Die Hamburger Datenbank für Qualifizierungsbausteine (http://www.qualibe.de) – insofern implizit eine praktische<br />

Kritik an diesem Zustand – legt demgegenüber beson<strong>der</strong>en Wert auf den systematischen Bezug <strong>der</strong> Bausteine<br />

untereinan<strong>der</strong> und damit auf den Aspekt einer systematischen Qualifizierungsfolge (wie bauen welche Bausteine<br />

aufeinan<strong>der</strong> auf, welche Bausteine können sich an welche Bausteine anschließen) wie auch auf eine genauere<br />

Festlegung des Prüfungsverfahrens, mit dem <strong>der</strong> Erwerb <strong>der</strong> vermittelten Kompetenzen nachzuweisen ist.<br />

19


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

4 Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

(Modellversuche und Bedingungen für einen Einsatz von QB auch in Schulen)<br />

Quasi parallel <strong>zur</strong> Integration des QB-Konzepts in die BvB-Maßnahmen <strong>der</strong> Agenturen für Arbeit<br />

fand im Rahmen des BQF-Programms 22 eine Erprobung von QB in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung in verschiedenen Modellversuchen in unterschiedlichen Län<strong>der</strong>n<br />

statt. Die wissenschaftlich aufgearbeiteten Erfahrungen aus diesen Modellversuchen sind als<br />

weitere Quelle für die Bewertung von QB in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung und <strong>zur</strong><br />

Einschätzung von Umsetzungsbedingungen nutzbar.<br />

Im Rahmen des BQF-Programms wurde eine große Fülle von Material erarbeitet und publiziert. Für<br />

unsere Darstellung beschränken wir uns im Folgenden auf ausgewählte Aussagen zu drei<br />

Modellversuchen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Berlin. 23 Grundlage bilden<br />

Veröffentlichungen, die mit unterschiedlichem Anspruch und thematischem Spektrum als<br />

Evaluationsbericht bzw. als Zwischenberichte <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung vorliegen.<br />

Für die Einordnung <strong>der</strong> Modellversuche in den bildungspolitischen Kontext spielen die auf das Jahr<br />

1999 <strong>zur</strong>ückgehenden Empfehlungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung des Bündnisses<br />

für Arbeit eine zentrale Rolle. Die Ausbildungsvorbereitung sollte durch eine stärkere Dualisierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsvorbereitung (insb. den Einbezug des Lernorts Betrieb) und eine inhaltliche<br />

Anbindung an die Ausbildungsordnungen anerkannter Ausbildungsberufe sowie, damit verbunden,<br />

durch die Zertifizierung und Anerkennung von Teilqualifikationen (Vermittlung von<br />

Qualifizierungsbausteinen) besser an <strong>der</strong> Ausbildung ausgerichtet werden. Von dieser<br />

„Redualisierung“ <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung wurde eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Übergangschancen <strong>der</strong> Jugendlichen erwartet (vgl. Hörmann 2006, 7 und Hörmann/Lohmann 2006,<br />

73).<br />

Auch bei <strong>der</strong> Erprobung von Qualifizierungsbausteinen im <strong>schulischen</strong> Kontext kommt damit <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> betrieblichen Beteiligung an <strong>der</strong> Vermittlung von Qualifizierungsbausteinen eine zentrale<br />

Rolle zu, wenn <strong>der</strong> im Konzept <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine verfolgte Dualisierungsanspruch<br />

eingelöst werden soll.<br />

Für die betrieblichen Praxisphasen wurden in den Modellversuchen jeweils unterschiedliche<br />

Ansätze verfolgt. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Bedingungen und Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Lernortskooperation. Zu diesem Gesichtspunkt liegt eine geson<strong>der</strong>te Veröffentlichung<br />

(Hörmann, Jahnke, Schwarzbauer 2006) vor.<br />

4.1 Modellversuch „Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> Ausbildungsvorbereitung“<br />

QUAV in Rheinland-Pfalz<br />

Die Erprobung von Qualifizierungsbausteinen in Rheinland-Pfalz im Modellversuch QUAV wurde<br />

im Rahmen des Berufsvorbereitungsjahrs (BVJ) durchgeführt. Zielgruppe des BVJ sind Jugendliche<br />

ohne Hauptschulabschluss und ohne Ausbildungsplatz, <strong>der</strong>en Chancen auf einen Übergang in<br />

Ausbildung o<strong>der</strong> Arbeit erhöht werden sollen. Der Modellversuch war in eine umfassende<br />

Strukturreform <strong>der</strong> Bildungsgänge in Rheinland-Pfalz eingebettet. Die Erprobung von QB fand<br />

somit in einem Bildungsgang statt, in dem neben QB weitere, miteinan<strong>der</strong> verzahnte innovative<br />

22 „Kompetenzen för<strong>der</strong>n - Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf“ (BQF),<br />

http://www.kompetenzen-foer<strong>der</strong>n.de/index.php.<br />

23 Zwei weitere Modellversuche wurden in Hessen und im Saarland durchgeführt (vgl. Hörmann 2006, 7).<br />

20


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Elemente umgesetzt wurden, z.B. individuelle För<strong>der</strong>planung, Ausbau <strong>der</strong> Schulsozialarbeit,<br />

Absenkung <strong>der</strong> Klassenzahl von 18 auf 16 Schüler/-innen. 24<br />

Bereits zu Beginn des Modellversuchs und damit vor dem Vorliegen seiner Ergebnisse wurden QB<br />

in die Berufsschulverordnung aufgenommen und rechtlich die Voraussetzungen für die Übernahme<br />

von QB in die Regelform des Bildungsgangs geschaffen (vgl. Hörmann 2006, 8).<br />

Die wissenschaftliche Begleitung lag beim INBAS (Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik GmbH). Aus dem Modellversuch liegen eine Evaluation (Hörmann 2006) und<br />

eine Praxishilfe für den Transfer (Hörmann/Lohmann 2006) vor.<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> Erprobung des neu strukturierten Bildungsgangs und damit <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine durch die wissenschaftliche Begleitung fällt, insgesamt gesehen, positiv<br />

aus.<br />

Probleme sahen beteiligte Lehrkräfte allerdings in den Anfor<strong>der</strong>ungen, die seitens <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung an anrechnungsfähige Bausteine gestellt werden. Zum einen erwiesen sich<br />

die vorhandenen Bausteine, die diese Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen, als weitgehend ungeeignet für einen<br />

Transfer in den <strong>schulischen</strong> Rahmen:<br />

„Ebenso waren sich fast alle Befragten einig, dass <strong>der</strong> überwiegende Teil <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine des ZDH/ZWH für den <strong>schulischen</strong> Gebrauch als ungeeignet<br />

anzusehen sind, da sie in <strong>der</strong> Regel zu umfangreich und nicht auf die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Zielgruppe ausgerichtet sind.“ (Hörmann 2006, 34).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>te zeitliche Mindestumfang – <strong>der</strong> sich aus den inhaltlichen<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an anrechnungsfähige Bausteine ergibt – wurde als problematisch für einen<br />

Transfer und Einsatz anrechnungsfähiger Bausteine in den <strong>schulischen</strong> Kontext eingeschätzt.<br />

„Der von <strong>der</strong> BAVBVO vorgegebene Mindestumfang für einen Qualifizierungsbaustein von 140<br />

Zeitstunden wird nach übereinstimmen<strong>der</strong> Schätzung als zu groß angesehen. Für Jugendliche<br />

mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf sollte es auch möglich sein, Qualifizierungsbausteine mit einem<br />

geringeren Umfang anzubieten.“ (Hörmann 2006, 59).<br />

Die (daher naheliegende) Anregung, im Stundenumfang (und insofern inhaltlichem Anspruch)<br />

zielgruppenadäquat unter diesen Maßstäben zu bleiben, lässt sich allerdings nicht mit <strong>der</strong> Vorgabe<br />

anrechnungsfähiger Bausteine vereinbaren.<br />

Als schwierig kann auch die praktische Umsetzung einer dem Konzept adäquaten<br />

Lernortkooperation mit den Betrieben eingeschätzt werden. Denn aus <strong>der</strong> Bindung von<br />

Qualifizierungsbausteinen nach Anrechnungsverordnung an eine konkrete Ausbildungsordnung<br />

sowie aus den strukturellen Notwendigkeiten schulischer Bildungsgänge folgen die Praxis,<br />

bestimmte Bausteine in ganzen Klassen bzw. Bildungsgängen einheitlich anzubieten, und damit das<br />

Problem, zu diesen Bausteinen „passende“ Betriebe für eine große Anzahl von Jugendlichen<br />

akquirieren zu müssen. Diese Problematik lässt sich zwar teilweise entschärfen, wenn<br />

Qualifizierungsbausteine eingesetzt werden, die sich nicht nur auf einen Beruf, son<strong>der</strong>n auf mehrere<br />

verwandte („affine“) Berufe anrechnen lassen. Als Erfolg war daher zu werten, dass für einen<br />

beachtlichen Teil (37 %) <strong>der</strong> Jugendlichen ein Praktikumseinsatz wenigstens im gleichen Berufsfeld<br />

(wie <strong>der</strong> Beruf/die affinen Berufe, die dem QB zugrunde liegen) ermöglicht werden konnte (vgl.<br />

Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 2).<br />

24 Die erschwert in <strong>der</strong> Bewertung eine kausale Zuordnung von beobachteten Verbesserungen (z. B. gesteigerte<br />

Motivation) zum Element <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine.<br />

21


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Auch hinsichtlich des Anspruchs, die Betriebe in die Vermittlung <strong>der</strong> Bausteine einzubeziehen,<br />

waren offenbar Abstriche erfor<strong>der</strong>lich, insofern im Betriebspraktikums in <strong>der</strong> Regel lediglich eine<br />

„Erprobung“ <strong>der</strong> rein schulisch erworbenen Kompetenzen möglich war:<br />

„Teilweise war es möglich, Fertigkeiten und Kenntnisse, die im Rahmen des<br />

Qualifikationsbausteins erworben worden waren, in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis zu überprüfen.“<br />

(ebd.)<br />

4.2 Modellversuch „Dualisierung <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsvorbereitung“ in NRW<br />

Im Rahmen des Modellprojekts „Entwicklung und modellhafte Erprobung eines Konzeptes <strong>zur</strong><br />

Dualisierung in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Vorbereitung an 12 Berufskollegs in verschiedenen Regionen in<br />

NRW durch eine stärkere curriculare und didaktisch-organisatorische Verzahnung“ wurden in zwölf<br />

Berufskollegs Qualifizierungsbausteine in ausgewählten Berufsfel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Einzelberufen<br />

entwickelt, zertifiziert und erprobt. In den hierfür geschaffenen und explizit „dualisierten“<br />

Bildungsgängen erhält <strong>der</strong> Lernort Betrieb einen hohen Stellenwert - die Schüler sind in <strong>der</strong> Regel<br />

drei von fünf Tagen im Betrieb:<br />

„Die Schüler schließen mit Betrieben Praktikumsverträge für die Laufzeit von einem Jahr,<br />

wobei sie während <strong>der</strong> Schulzeiten drei Tage im Betrieb und zwei Tage im Berufskolleg<br />

verbringen. Die Lehrenden begleiten die Schülerinnen und Schüler während des Praktikums. In<br />

den Ferienzeiten wird nicht im Betrieb gearbeitet.“ (Buschfeld/Korney 2004, 2).<br />

Unter dem Gesichtspunkt einer stärkeren Dualisierung kam daher <strong>der</strong> curricularen und didaktischorganisatorischen<br />

Verbindung von Schule und Betriebspraktikum (insb. Praktikumsbegleitung) eine<br />

große Bedeutung zu. 25<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung (Universität Köln) wurden Befragungen sowohl <strong>der</strong><br />

Teilnehmer als auch <strong>der</strong> beteiligten Praktikumsbetriebe durchgeführt. Die drei vorliegenden<br />

Evaluationsberichte verzichten weitgehend auf eine summarische Einschätzung des Nutzens von<br />

QB für die Bildungsgänge. Aus den Teilnehmenden- und Betriebsbefragungen ergibt sich zunächst<br />

eine im Allgemeinen positive Nutzenbewertung <strong>der</strong> im BQF-Programm durchgeführten<br />

Bildungsgänge. Im Detail ergeben sich allerdings Hinweise auf die beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die mit dem Anspruch <strong>der</strong> Einführung von QB als Strukturmerkmal in die Bildungsgänge<br />

verbunden sind. Die Gestaltung <strong>der</strong> Lernortkooperation und die Individualisierung durch<br />

Binnendifferenzierung spielen dabei eine zentrale Rolle (Universität Köln, o.J. (2004?), 12).<br />

Zunächst ist bemerkenswert, dass sich unter <strong>der</strong> gleichen Vorgabe in den verschiedenen beteiligten<br />

Schulen (Berufskollegs) sehr unterschiedliche Herangehensweisen herausgebildet haben, um den<br />

jeweiligen Beson<strong>der</strong>heiten gerecht zu werden (Buschfeld/Korney 2004, 2).<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Vermittlung von QB wurde bereits in <strong>der</strong> Anfangsphase des Projekts davon<br />

ausgegangen, dass die beson<strong>der</strong>e Organisationsform <strong>der</strong> Bildungsgänge zwar eine Basis für die<br />

Vermittlung von QB darstellt, dass aber auf dieser Basis zugleich nur ein Teil <strong>der</strong> Lernenden das<br />

Ziel eines o<strong>der</strong> mehrerer <strong>der</strong> angebotenen Qualifizierungsbausteine tatsächlich auch erreichen kann:<br />

"'Zwei Tage Schule plus drei Tage Betrieb größer gleich ein Qualifizierungsbaustein.' Diese<br />

Formel gilt dann aber nur als mutige Prognose für den Bildungsgang, nicht unbedingt faktisch<br />

für jeden und definitiv nicht für alle Schüler <strong>der</strong> Klasse." (Buschfeld/Korney 2004, 7).<br />

Als beson<strong>der</strong>s schwierig muss offenbar auch hier die Einlösung <strong>der</strong> betrieblichen Beteiligung an <strong>der</strong><br />

25 Vgl. den ersten Zwischenbericht aus <strong>der</strong> wiss. Begleitung (Universität Köln o.J. (2004?)).<br />

22


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Vermittlung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine eingeschätzt werden, wie Daten aus <strong>der</strong><br />

Betriebsbefragung im dritten Evaluationsbericht nahelegen:<br />

„Rund 69 % <strong>der</strong> Befragten sind Qualifizierungsbausteine bekannt. Rund 22 % Betriebe gaben<br />

an, bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine mitgewirkt zu haben. An den Inhalten <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine orientieren sich bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Praktikanten rund 56 %. Rund<br />

30 % gaben an, dass dies eher nicht zutrifft, rund 14 % <strong>der</strong> Befragten orientieren sich nicht an<br />

den Qualifizierungsbausteinen.“ (Buschfeld/Dionisius o.J. [2006?], 12).<br />

Der zitierte Bericht bewertet diese Zahlen nicht. Wenn allerdings fast einem Drittel <strong>der</strong> Betriebe,<br />

die an einem Modellversuch teilnehmen, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Erprobung von<br />

Qualifizierungsbausteinen diente, QB „nicht bekannt“ sind, dann wird darin die Schwierigkeit<br />

offenkundig, die Praktikumsbetriebe tatsächlich in die Vermittlung <strong>der</strong> QB systematisch als Lernort<br />

einzubeziehen. 26 Tatsächlich hat sich auch hier nur eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Betriebe <strong>der</strong><br />

Herausfor<strong>der</strong>ung gestellt (o<strong>der</strong> stellen können), die Praktikumsdurchführung im Sinn einer<br />

dualisierten Berufsausbildungsvorbereitung an den Qualifizierungsbausteinen aus<strong>zur</strong>ichten. 27<br />

Die erhoffte Anrechnung <strong>der</strong> erworbenen Qualifizierungsbausteine blieb auch hier auf Einzelfälle<br />

beschränkt:<br />

„Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung gaben 28,4% <strong>der</strong> Befragten an, ihren Praktikanten in ein<br />

Ausbildungsverhältnis zu übernehmen. [...] Bei lediglich einem Praktikanten [bei ca. 107<br />

antwortenden Praktikumsbetrieben, Anm. Opti-Qua] werden die erworbenen<br />

Qualifizierungsbausteine auf die Ausbildungszeit angerechnet. Ein signifikanter<br />

Zusammenhang besteht erwartungsgemäß zwischen <strong>der</strong> Übernahme in Ausbildung und <strong>der</strong><br />

Zufriedenheit mit dem Praktikanten.“ (Buschfeld/Dionisius o.J. [2006?],14).<br />

Auch hier gelten somit die Erfahrungen, die <strong>der</strong> Betrieb mit dem Praktikanten sammeln kann, als<br />

entscheidend für eine eventuelle Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis. Dabei können QB eine<br />

gewisse Rolle spielen; entscheidend sind QB für die Übernahme jedoch nicht: Als Grund für<br />

Übernahme in Ausbildung stimmen die Betriebe den folgenden Vorgaben jeweils prozentual zu:<br />

„Der Praktikant wird den Ausbildungsplatz erhalten, weil er am BQF-Projekt teilnimmt: 63,6;<br />

<strong>der</strong> Praktikant wird den Ausbildungsplatz erhalten, weil er sich an<strong>der</strong>weitig ausgezeichnet hat:<br />

67,7; <strong>der</strong> Praktikant wird den Ausbildungsplatz erhalten, weil er schon<br />

Qualifizierungsbausteine erworben hat: 34,4.“ (Buschfeld/Dionisius o.J. [2006?], 14).<br />

Dass letztlich das „Versprechen“, mittels Qualifizierungsbausteinen einen Teil <strong>der</strong> in den<br />

Bildungsgängen aufgewendeten Zeit durch eine Ausbildungsverkürzung „<strong>zur</strong>ückgewinnen“ zu<br />

können, nicht gehalten werden konnte, wurde insbeson<strong>der</strong>e von den Teilnehmenden kritisch<br />

bewertet:<br />

„Generell wird seitens <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Schüler bemängelt, dass die in Aussicht gestellte<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildung durch Teilnahme an dem Projekt und Erwerb von<br />

Qualifizierungsbausteinen sowie die Möglichkeit, mehrere Qualifizierungsbausteine zu<br />

erwerben, nicht verwirklicht werden konnte. Die Schüler führen das darauf <strong>zur</strong>ück, dass sich<br />

26 Es ist selbstverständlich auch möglich, diese Zahlen positiv zu interpretieren: „Auch lässt sich eine Steigerung des<br />

Bekanntheitsgrades <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine auf 69 Prozent feststellen.“ (Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer<br />

2006, 9).<br />

27 Vgl. aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Betriebsbefragung <strong>der</strong> teilnehmenden Praktikumsbetriebe 2005 die Tabelle <strong>zur</strong><br />

Fragestellung: „Wir orientieren uns bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Praktikanten an den Inhalten <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine“. Angaben in Prozent: Trifft voll zu 14,6, trifft eher zu 41,7, trifft eher nicht zu 30,2, trifft<br />

nicht zu 13,5 (Buschfeld/Dionisius o.J. [2006?], 14).<br />

23


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

die Lehrer „übernommen“ und ihnen zu viele „leere Versprechungen“ unterbreitet haben (vgl.<br />

Gruppeninterviews).“ (Buschfeld et al. o.J. (2005?), 18).<br />

4.3 Modellversuch BVQB-Berufsausbildungsvorbereitung mit<br />

Qualifizierungsbausteinen (Berlin)<br />

Auch <strong>der</strong> Berliner Modellversuch arbeitete mit einer für den Zweck <strong>der</strong> QB-Erprobung speziell<br />

zugeschnittenen neuen Struktur in einem alternativ angebotenen Bildungsgang. Im Unterschied zu<br />

den bisher beschriebenen Modellversuchen wurde hier jedoch ein an<strong>der</strong>er Weg <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Einbindung gewählt. Für die Vermittlung von Qualifizierungsbausteinen wurde <strong>der</strong> Bildungsgang<br />

in drei Trimestern organisiert. Pro Trimester wurde ein Baustein (schulisch) vermittelt; 2 jeweils 5wöchige<br />

Betriebspraktika (am Ende des ersten und zweiten Trimesters) sollten den Bezug <strong>zur</strong><br />

betrieblichen Realität herstellen und <strong>der</strong> Erprobung und Vertiefung <strong>der</strong> in den<br />

Qualifizierungsbausteinen vermittelten Fertigkeiten dienen. 28<br />

„In Berlin setzte <strong>der</strong> BQF-Modellversuch <strong>der</strong> beruflichen Schulen nach dem 10. Schuljahr an<br />

und war dementsprechend ein Wahlangebot für Jugendliche in Analogie zu den so genannten<br />

Berufsqualifizierenden Lehrgängen (BQL, Zugangsvoraussetzung: ohne o<strong>der</strong> mit einfachem<br />

Hauptschulabschluss) und <strong>der</strong> einjährigen Berufsfachschule (Zugangsvoraussetzung:<br />

erweiterter Hauptschulabschluss) im 11.Schulbesuchsjahr.<br />

In seiner Lehrgangsform weicht ein BVQB-Lehrgang in vielerlei Hinsicht von diesen<br />

vollzeit<strong>schulischen</strong> Lehrgangsstrukturen ab, weil ein feststehen<strong>der</strong> Wechsel zwischen<br />

fachpraktischer Unterweisung in <strong>der</strong> beruflichen Schule mit dem Absolvieren eines<br />

Qualifizierungsbausteins und einem längerem Betriebspraktikum organisiert wurde.“<br />

(Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 4).<br />

Dieses Modell bedeutet einen großen Aufwand hinsichtlich <strong>der</strong> Realisierung und Betreuung <strong>der</strong><br />

vorgesehenen Praktikumsphasen, <strong>der</strong> von den Schulen selbst nicht allein geleistet werden kann;<br />

eine Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen ist erfor<strong>der</strong>lich:<br />

„Voraussetzung für diese Form des Lehrgangsangebotes war natürlich eine zielgenaue Akquise<br />

von Praktikumsplätzen für die zwei je fünfwöchigen Praktika, bei den Jugendlichen mit<br />

Lernbehin<strong>der</strong>ungen sogar mit einem strikt einzelfallbezogenen Ansatz. Dieser Aufwand ist nicht<br />

im Organisationsrahmen <strong>der</strong> regulären Betriebspraktika <strong>der</strong> beruflichen Schulen zu realisieren,<br />

so dass als Vermittler in Akquise und Koordinierung <strong>der</strong> Lernorte Betrieb und berufliche<br />

Schule die beiden Bildungsträgern mit ihren Bildungsbegleitern eingesetzt wurden (...).“<br />

(Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 4).<br />

Die angebotenen QB orientieren sich an <strong>der</strong> Untergrenze dessen, was die<br />

Bescheinigungsverordnung seitens des Stundenumfangs vorsieht, die rein schulisch durchgeführt<br />

wurden.<br />

„Diese 'Trimester'-Struktur, in <strong>der</strong> die Jugendlichen maximal drei Qualifizierungsbausteine für<br />

die fachpraktische Qualifizierung absolvieren können, erwies sich beim Zuschnitt <strong>der</strong> schulisch<br />

absolvierten fachpraktischen Qualifizierungsphasen als praktikabel. Damit entstanden relativ<br />

kleine Qualifizierungsbausteine mit einem Umfang von 148 Qualifizierungsstunden.“<br />

(Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 4).<br />

28 Über den Modellversuch in Berlin liegt eine Ergebnisdarstellung (Borsdorf et al. 2007) vor, die auch zumindest am<br />

Beispiel einer <strong>der</strong> beteiligten 5 Schulen eine Erfolgsbewertung vornimmt. Zusätzlich kann auf die Veröffentlichung<br />

von Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer (2006) <strong>zur</strong>ückgegriffen werden, welche die Modellversuche insbeson<strong>der</strong>e unter<br />

dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Lernortkooperation bewertet.<br />

24


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Die Praktika haben in Bezug auf die Qualifizierungsbausteine eher die Rolle einer<br />

„Erprobungsmöglichkeit“ <strong>der</strong> schulisch erworbenen Kenntnisse bzw. ermöglichen eine „doppelte<br />

Evaluation“ für Betriebe und Jugendliche, ob die schulisch erworbenen Qualifikationen im<br />

betrieblichen Alltag praktisch nützlich sind. Eine (systematische) Verzahnung schulischer und<br />

betrieblicher Qualifizierung über die Inhalte <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine blieb damit dem<br />

betrieblichen Einzelfall überlassen:<br />

"In einigen Fällen entwickelte sich wie dargestellt daraus die Möglichkeit, das<br />

Prüfungsverfahren im Betrieb zu organisieren o<strong>der</strong> kleinere Qualifizierungsphasen mit<br />

einzelnen Elementen im Betrieb zu organisieren. Dies galt allerdings nur für Einzelfälle.“<br />

(Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 5).<br />

Der Anspruch von Qualifizierungsbausteinen, die Betriebe in ihre Vermittlung einzubeziehen<br />

(„Dualisierung“, Kapitel 2), konnte somit zwar nahezu nicht eingelöst werden; mit <strong>der</strong> gewählten<br />

Form und <strong>der</strong> aufwendigen Begleitung <strong>der</strong> Praktikumsphasen konnte jedoch zumindest ein Rahmen<br />

für die Kommunikation zwischen Schule und Betrieben geschaffen werden:<br />

„Allerdings ist <strong>der</strong> „vollzeitschulische“ Makel <strong>der</strong> Absolvierung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine<br />

insgesamt doch in einem festen Betriebskontakt aufgehoben.“(Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer<br />

2006, 5).<br />

Die tatsächlich erreichte Einbindung <strong>der</strong> Betriebe erscheint dabei – auch aus <strong>der</strong> realen<br />

Betriebspraxis kleiner Betriebe heraus – als das Maximum dessen, was erwartet werden konnte:<br />

„Angesichts <strong>der</strong> dramatischen Lage auf dem Berliner Ausbildungsmarkt scheint dies ein<br />

realistisches Modell <strong>der</strong> Umsetzung von Qualifizierungsbausteinen zu sein. Die meist kleinen<br />

Betriebe, die den Jugendlichen mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf einen Praktikumsplatz bieten,<br />

können aus ihren täglichen Auftragsdruck heraus kaum curricular bestimmte Phasen in den<br />

Praktikumsablauf einbauen. Diese Einschätzung berührt natürlich die Debatte über den<br />

Lernort Betrieb in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung und die grundsätzliche Möglichkeit von<br />

„Qualifizierungspraktika“ für den Personenkreis <strong>der</strong> Jugendlichen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf.<br />

Die extremere Variante, ganze Qualifizierungselemente in definierten Praktikumsphasen in den<br />

Betrieben umzusetzen, scheiterte bisher an <strong>der</strong> fehlenden Synchronisierungsmöglichkeit, für<br />

eine ganze Klasse die Auslagerung <strong>der</strong> Fachpraxis mit über fünfzehn verschiedenen Lernorten<br />

zu koordinieren." (Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006, 5).<br />

Insgesamt wurde <strong>der</strong> Modellversuch von den Durchführenden als erfolgreich bewertet. Am Beispiel<br />

einer <strong>der</strong> 5 beteiligten Schulen wird insbeson<strong>der</strong>e die im Vergleich zu den parallel weiterlaufenden,<br />

„herkömmlichen“ Bildungsgängen verbesserte Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen hervorgehoben<br />

und auf die Vermittlungserfolge verwiesen (Borsdorf et al. 2007, 39-42). Ein Vergleich auf soli<strong>der</strong><br />

Datenbasis, <strong>der</strong> diese Erfolge konkret auf das Strukturelement „Qualifizierungsbaustein“<br />

<strong>zur</strong>ückführen könnte, liegt jedoch nicht vor.<br />

Interessanterweise hatte das Projekt erhebliche Schwierigkeiten, für die formell und inhaltlich <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung genügenden Qualifizierungsbil<strong>der</strong> die Zertifizierung <strong>der</strong> zuständigen<br />

Stellen zu erreichen (Borsdorf et al. 2007, 35).<br />

4.4 Zusammenfassende Bewertung<br />

Die dargestellten Modellversuche 29 verdeutlichen, dass ein Einsatz von Qualifizierungsbausteinen<br />

29 Die Darstellung erfolgte für den vorliegenden Text in aller Knappheit sowie mit deutlicher Betonung <strong>der</strong><br />

25


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

nach BAVBVO in bestimmten <strong>schulischen</strong> Bildungsgängen durchaus eine praktikable Option<br />

darstellen kann. Zugleich werden aber auch konzeptionelle und Umsetzungsprobleme deutlich. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen:<br />

• Der durch die Verordnung bedingte Mindestumfang und <strong>der</strong> inhaltliche Anspruch <strong>der</strong><br />

Bausteine passen nicht optimal zu den Anfor<strong>der</strong>ungen, welche die Zielgruppe stellt.<br />

• Der Dualisierungsanspruch (als For<strong>der</strong>ung nach einer angemessenen Verbindung <strong>der</strong><br />

Vermittlung <strong>der</strong> Bausteine in <strong>der</strong> Schule mit dem Lernen am Lernort Betrieb) lässt sich nur<br />

mit großen Abstrichen realisieren.<br />

• Anrechnung <strong>der</strong> Bausteine auf die Ausbildung ist offenbar keine realistische Perspektive –<br />

und auch die Anerkennungsprozedur durch die Kammern gestaltete sich teilweise<br />

überraschend schwierig und aufwendig.<br />

• Als wichtige Rahmenbedingungen sind festzuhalten:<br />

• Die betroffenen Bildungsgänge wurden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> QB-Einführung mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger umfassend neu strukturiert bzw. neu geschaffen.<br />

• Die Betreuung <strong>der</strong> Jugendlichen (insb. hinsichtlich <strong>der</strong> Praktika) begründet einen hohen<br />

Ressourcenaufwand.<br />

dargestellten, für Opti-Qua praktisch äußerst relevanten Umsetzungsproblematiken und kann daher den vielfältigen<br />

Aspekten <strong>der</strong> Modellversuche kaum wirklich gerecht werden. Für eine umfassende Wertung <strong>der</strong> Modellversuche sei<br />

daher auf die zitierte Originalliteratur verwiesen.<br />

26


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

5 Bestandsaufnahme durch Opti-Qua 30<br />

5.1 Anmerkungen <strong>zur</strong> Durchführung<br />

5.1.1 Zielsetzung und Stellenwert <strong>der</strong> Bestandsaufnahme<br />

Das Arbeitsprogramm des Projekts sah in <strong>der</strong> ersten Projektphase eine Bestandsaufnahme<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Bedeutung modularer Konzeptionen, bestehen<strong>der</strong> Anrechnungspraxis sowie des<br />

Anschlussergebnisses für die Jugendlichen im regionalen Übergangssystem vor. Das Ziel dieser<br />

Bestandsaufnahme war, Transparenz als Voraussetzung einer Verbesserung <strong>der</strong> Durchlässigkeit <strong>der</strong><br />

Maßnahmen und Bildungsgänge und ihrer Anschlussfähigkeit an die Berufsausbildung zu schaffen<br />

und diesbezügliche Entwicklungspotenziale zu ermitteln. Zugleich war zu prüfen, welche<br />

berufsbezogenen Inhalte in <strong>schulischen</strong> Qualifizierungsbausteinen aufgegriffen werden sollten. 31<br />

Als konkrete Ziele dieser Bestandsaufnahme wurden die folgenden Punkte operationalisiert:<br />

• Es sollte eine Übersicht über die Maßnahmen und Bildungsgänge 32 erstellt werden, um<br />

Material u.a. <strong>zur</strong> wechselseitigen Information über die Angebote <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en<br />

Abteilung des Übergangssystems <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />

• Auf Basis <strong>der</strong> Einschätzung, dass Qualifizierungsbausteine bei Trägern bereits länger<br />

strukturell verankert sind, sollten die Erfahrungen <strong>der</strong> Träger mit dem Einsatz und <strong>der</strong><br />

Anrechnungspraxis von Qualifizierungsbausteinen erhoben und unter dem Gesichtspunkt<br />

des Transfers in die <strong>schulischen</strong> Bildungsgänge bewertet werden.<br />

• Der <strong>der</strong>zeitige Stand hinsichtlich des Einsatzes von Qualifizierungsbausteinen in den<br />

berufsbildenden Schulen sollte ermittelt werden, um den tatsächlichen Entwicklungsbedarf<br />

zu bestimmen: Worauf kann aufgebaut werden, wo sind ggf. Entwicklungen neu<br />

anzustoßen?<br />

• In den berufsbildenden Schulen sollten zugleich potenzielle Schulvorhaben identifiziert<br />

werden, für <strong>der</strong>en Unterstützung das Projekt in den folgenden zwei Schuljahren tätig werden<br />

kann und soll.<br />

5.1.2 Durchführung: Werkstattgespräche bei Trägern und berufsbildenden Schulen<br />

Die Bestandsaufnahme wurde in Form von Werkstattgesprächen durchführt. Diese Form entspricht<br />

dem Anliegen, den Aspekt <strong>der</strong> Informationsgewinnung mit Beratungselementen zu kombinieren,<br />

also das Gespräch dazu zu nutzen, das jeweilige Angebot des Projekts in <strong>der</strong> Durchführungs- und<br />

Transferphase den Gesprächspersonen vorzustellen und konkrete Arbeitsperspektiven zu<br />

entwickeln. Zur Strukturierung <strong>der</strong> Gespräche wurden Gesprächsleitfäden entwickelt und<br />

eingesetzt. Die Gesprächsleitfäden konnten für Träger und Schulen auf einer gemeinsamen<br />

30 Die Ergebnisse wurden zunächst dem Beirat <strong>zur</strong> Verfügung gestellt und mit den Mitglie<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Beiratssitzung<br />

am 01.09.2009 diskutiert. Zentrale Ergebnisse wurden auf dem 1. Transferworkshop am 01.09.2009 vorgestellt.<br />

31 Für das Ziel, geeignete Inhalte aus Ausbildungsberufen zu identifizieren, die <strong>zur</strong> Vermittlung in<br />

Qualifizierungsbausteinen in den Schulen geeignet sind, wurden darüber hinaus Betriebsbefragungen durchgeführt,<br />

über die in Kapitel 6 berichtet wird.<br />

32 Diese Übersicht wurde dem Beirat 2009 <strong>zur</strong> Verfügung gestellt und schloss Kommentare zu den Datenquellen und<br />

Lesehinweise ein, auf die hier nicht weiter eingegangen wird.<br />

27


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Grundstruktur entlang <strong>der</strong> folgenden Themenfel<strong>der</strong> aufbauen:<br />

1. Identifizierung <strong>der</strong> für das Gespräch relevanten Bildungsgänge bzw. Maßnahmen und <strong>der</strong>en<br />

quantitative Bestandsaufnahme<br />

2. Gestaltung <strong>der</strong> Bildungsgänge und Maßnahmen, Verfahren <strong>der</strong> Wirksamkeitsfeststellung<br />

3. Rolle und Bewertung von Qualifizierungsbausteinen in den Bildungsgängen und<br />

Maßnahmen<br />

In den Schulen wurde mit einem weiteren Themenfeld <strong>der</strong> Suche nach potenziellen Schulvorhaben<br />

und <strong>der</strong> Identifikation von Unterstützungsbedarfen Rechnung getragen.<br />

Die verwendeten Gesprächsleitfäden lehnen sich in <strong>der</strong> Form an ein für betriebliche<br />

Qualifikationsbedarfsanalysen im EQUIB-Projekt am IAW entwickeltes und bewährtes Konzept<br />

an. 33<br />

Die Werkstattgespräche wurden im Sinne einer Vollerhebung bei allen Trägern von BvB-<br />

Maßnahmen (2008/2009), in allen berufsbildenden Schulen, die berufsausbildungsvorbereitende<br />

Bildungsgänge durchführen, sowie - auf Anregung <strong>der</strong> BAgIS - auch bei allen Trägern von InJob-<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> Erlangung des Hauptschulabschlusses (U25/U30, HASA) durchgeführt. Listen <strong>der</strong><br />

Träger, die 2008/2009 Maßnahmen durchgeführt haben, wurden von den Arbeitsagenturen Bremen<br />

und Bremerhaven bzw. von <strong>der</strong> BAgIS <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />

Der Zeitrahmen <strong>der</strong> Gespräche lag zwischen März und August 2009.<br />

In Zahlen waren beteiligt:<br />

• 16 berufsbildende Schulen, davon 4 in Bremerhaven (incl. Werkstattschule, die für die<br />

Befragung wie eine eigenständige Schule betrachtet wurde),<br />

• 7 Träger von BvB-Maßnahmen, davon 3 in Bremerhaven,<br />

• 5 Träger In-Job HASA in Bremen,<br />

• und damit insgesamt 63 Gesprächspartner/-innen.<br />

Als für die Bestandsaufnahme relevante berufsausbildungsvorbereitende Bildungsgänge wurden<br />

vollzeitschulische Bildungsgänge, die nicht zu einem berufsverwertbaren Abschluss führen,<br />

definiert. Der <strong>schulischen</strong> Bestandsaufnahme lagen daher zugrunde:<br />

• die einjährigen Berufsfachschulen (BFS)<br />

• für Technik (mit 10 Fachrichtungen),<br />

◦ für das Nahrungsgewerbe,<br />

◦ für hauswirtschaftliche Dienstleistungen,<br />

◦ für Hauswirtschaft und Soziales,<br />

33 Für die Qualifikationsbedarfsanalysen in EQUIB (http://www.equib.de) wurde für jedes Themenfeld eine offen<br />

formulierte Leitfrage, die den Gesprächspersonen als Experten/Expertinnen (auch in Gruppengesprächen) den<br />

nötigen Freiraum <strong>zur</strong> Entwicklung ihrer Gesprächsbeiträge einräumt, mit einer Darstellung des jeweiligen<br />

konzeptionellen Rahmens kombiniert, welche die „Logik“ des Themas in Form einer „Mindmap“ auffächert und<br />

damit auch komplexe Gegenstände für das Gespräch handhabbar macht. Zugleich wird so eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />

individuellen Gesprächsverläufe unterstützt. Für die Befragungen in Opti-Qua wurden statt <strong>der</strong> Mindmaps eine<br />

einfachere Listenform gewählt. Die Leitfäden sind im Anhang ab Seite 79 dokumentiert.<br />

28


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

◦ für das Hotel- und Gaststättengewerbe,<br />

◦ für Gesundheit,<br />

◦ für Gesundheit, Hauswirtschaft und Sozialwesen;<br />

• als Bildungsgänge <strong>der</strong> kaufmännischen Berufsfachschule<br />

◦ die Berufsfachschule für Wirtschaft,<br />

◦ die einjährige Handelsschule;<br />

• dazu Berufsfeldorientierungskurse und Berufswahlvorbereitungskurse.<br />

5.1.3 Struktur <strong>der</strong> folgenden Ergebnisdarstellung<br />

In <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Werkstattgespräche bilden <strong>der</strong> Einsatz und das Potenzial von<br />

Qualifizierungsbausteinen die gemeinsamen zentralen Bezugspunkte. Daher folgt die Auswertung<br />

nicht streng <strong>der</strong> thematischen Logik <strong>der</strong> Leitfäden, son<strong>der</strong>n stellt für beide Abteilungen <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung 34 jeweils dar:<br />

1. den institutionellen Bezugsrahmen für Qualifizierungsbausteine und ihren Einsatz,<br />

2. wichtige Bedingungsfaktoren für den Qualifizierungsbausteine-Einsatz, darunter<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Zieldefinition, die Organisationsform und die Charakteristika <strong>der</strong><br />

Zielgruppe<br />

3. sowie, daraus folgend, die reale praktische Rolle sowie das Potenzial von<br />

Qualifizierungsbausteinen im jeweiligen Bereich.<br />

Daran anschließend wird sowohl für Träger als auch für berufsbildende Schulen gemeinsam<br />

erörtert, welcher Ort den Gesichtspunkten des Gen<strong>der</strong> und Cultural Mainstreamings zukommt.<br />

Die praktischen Folgerungen in <strong>der</strong> Projektdurchführung werden in Kapitel 7 dargestellt.<br />

5.2 Qualifizierungsbausteine in den BvB-Maßnahmen (Träger)<br />

5.2.1 Bezugsrahmen für Qualifizierungsbausteine und ihren Einsatz<br />

Der Einsatz von Qualifizierungsbausteinen in den BvB-Maßnahmen wird vom aktuell gültigen<br />

Fachkonzept (2009) wie folgt definiert:<br />

„Die Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten soll auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />

Qualifizierungsbausteinen erfolgen (§§ 68 ff BBiG; Berufsausbildungsvorbereitungs-<br />

Bescheinigungsverordnung - BAVBVO). Qualifizierungsbausteine (QB) sind aus<br />

Ausbildungsordnungen und Ausbildungsrahmenplänen abgeleitet. Sie sind entsprechend §§ 3-7<br />

BAVBVO zu bescheinigen und zu dokumentieren.<br />

Die eingesetzten Qualifizierungsbausteine müssen insbeson<strong>der</strong>e im Anfor<strong>der</strong>ungsniveau sowie<br />

im zeitlichen Umfang auf die Leistungsmöglichkeiten <strong>der</strong> jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten<br />

sein. Sie müssen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> BAVBVO entsprechen.“ 35<br />

34 Die Auswertung <strong>der</strong> HASA-Maßnahmen ist dabei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> BvB-Trägermaßnahmen zugeordnet.<br />

35 Vgl. http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/HEGA-Internet/<br />

A05-Berufl-Qualifizierung/Publikation/HEGA-03-2009-Fachkonzept-BvB-Anlage-Konzept.pdf, S. 17f.<br />

Das Fachkonzept von 2004 spricht an dieser Stelle übrigens von Qualifizierungsbausteinen noch als „zentralem<br />

29


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Dieser Vorgabe entsprechend, werden bei den Trägern ausschließlich entsprechende zertifizierte<br />

Qualifizierungsbausteine angeboten und durchgeführt. „Niedrigschwellige“<br />

Qualifizierungsbausteine sind in diesem Rahmen nicht vorgesehen.<br />

5.2.2 Bedingungsfaktoren für den Einsatz von Qualifizierungsbausteinen<br />

Zielsetzung, Erfolgskriterium und Organisationsform<br />

Das prioritäre Ziel und <strong>der</strong> Erfolgsmaßstab <strong>der</strong> BvB-Maßnahmen liegen in <strong>der</strong> individuellen<br />

Vermittlung <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Ausbildung o<strong>der</strong> Arbeit:<br />

„Vorrangig wird die Vorbereitung und Einglie<strong>der</strong>ung in Ausbildung angestrebt. Wenn sich im<br />

Maßnahmeverlauf herausstellt, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann, erfolgt die<br />

Vorbereitung auf die Aufnahme einer Beschäftigung. “ (Fachkonzept 2009, S. 1).<br />

Zur individuellen För<strong>der</strong>ung beruflicher Handlungsfähigkeit und damit <strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong><br />

Einglie<strong>der</strong>ungschancen wird ein „auf den Teilnehmenden abgestimmter Qualifizierungsverlauf“<br />

angestrebt. Das Fachkonzept definiert verschiedene Qualifizierungsebenen, die den Rahmen für ein<br />

auf die individuellen Bedarfe zugeschnittenes Angebot bilden, das sich im Resultat als sinnvoll<br />

aufeinan<strong>der</strong> aufbauende För<strong>der</strong>- und Qualifizierungssequenz darstellen soll. Entsprechend steht eine<br />

umfassende Analyse am Anfang und bildet die Grundlage für eine individuelle Planung des<br />

weiteren Maßnahmenverlaufs.<br />

Qualifizierungsbausteine sind dabei im Wesentlichen auf <strong>der</strong> Qualifizierungsebene „Vermittlung<br />

beruflicher Grundfertigkeiten“ angesiedelt. Obwohl ihnen in diesem Rahmen eine wichtige<br />

Funktion zugeschrieben wird, bilden sie somit nur ein mögliches Element individueller För<strong>der</strong>ung.<br />

Als erste allgemeine Aussage <strong>zur</strong> Bedeutung von Qualifizierungsbausteinen im Rahmen <strong>der</strong> BvB-<br />

Maßnahmen ergaben die Werkstattgespräche: Nach allgemeiner Einschätzung bilden<br />

Betriebspraktika das zentrale Element für die Steigerung <strong>der</strong> Vermittlungschancen.<br />

Qualifizierungsbausteine sollten idealerweise einen Bezug zum Betriebspraktikum aufweisen und<br />

dabei eine unterstützende Funktion einnehmen. Ob und wie gut sich das Praktikum mit<br />

Qualifizierungsbausteinen verbinden lässt, hängt jedoch vom einzelbetrieblichen Interesse ab.<br />

Zielgruppe<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TN) sind<br />

• heterogen hinsichtlich <strong>der</strong> Bildungsvoraussetzungen,<br />

• in Teilen durch vielfältige soziale Problemlagen bestimmt,<br />

• in Teilen „schulmüde“,<br />

• in Teilen ohne hinreichende Entwicklung grundlegen<strong>der</strong> Kulturtechniken und sozialer<br />

Kompetenzen.<br />

Auf dieser Grundlage argumentierten viele <strong>der</strong> Befragten, dass Qualifizierungsbausteine - als<br />

anspruchsvolles Konzept - für die Mehrheit <strong>der</strong> Teilnehmenden nicht im Zentrum <strong>der</strong><br />

Maßnahmendurchführung stehen können; meist sind zunächst an<strong>der</strong>e Qualifizierungsebenen<br />

anzusteuern und an<strong>der</strong>e Konzepte einzusetzen, um den TN wirksam voran zu helfen.<br />

Element“ für entsprechende För<strong>der</strong>- und Qualifizierungssequenzen; Dateiname:<br />

Fachkonz__f__BvB__d__BA__pdf.pdf, unter diesem Namen vermutlich nicht mehr im Internet verfügbar.<br />

30


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Für viele Träger bildet zudem die Fluktuation (Ausscheiden von TN und kontinuierliche<br />

Neubesetzung <strong>der</strong> Plätze durch die Agenturen im Maßnahmenverlauf) eine Rahmenbedingung, die<br />

insbeson<strong>der</strong>e einem Angebot von Qualifizierungsbausteinen für alle TN entgegenstehe.<br />

Beide Gesichtspunkte werden unten (Kapitel 5.3.2) weiter ausgeführt.<br />

Entwicklungsaufwand und Nutzung <strong>zur</strong> Verfügung stehen<strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine<br />

Die befragten Träger greifen in <strong>der</strong> Regel auf vorhandene Qualifizierungsbausteine <strong>zur</strong>ück. Das<br />

Angebot (EQ-Module von ZWH/ZDH, Best-Practice-Datenbank des BIBB) wird durchgängig<br />

positiv beurteilt.<br />

Nur ein Träger hat selbst Qualifizierungsbausteine entwickelt und legt auch beson<strong>der</strong>en Wert<br />

darauf, sich mit <strong>der</strong> Entwicklung und Kammerzertifizierung <strong>der</strong> eigenen Module ein<br />

„Markenzeichen“ erarbeitet zu haben, das die Trägerkompetenz nach außen hin sichtbar<br />

dokumentiert. Diese Eigenentwicklung erfolgte allerdings in einem großen Unternehmen als<br />

zentrale Funktion, auf welche die einzelnen Nie<strong>der</strong>lassungen zugreifen können. 36<br />

Im Umkehrschluss und als Erfahrung <strong>der</strong> übrigen befragten Träger bedeutet dies, dass die meisten -<br />

kleineren - Träger mit einer Eigenentwicklung von Qualifizierungsbausteinen überfor<strong>der</strong>t wären.<br />

Lediglich eine Anpassung des Vorhandenen an konkrete Zielsetzungen könnte dort geleistet<br />

werden. Ohne das genannte Angebot verfügbarer Qualifizierungsbausteine könnten somit - kleinere<br />

- Träger die Anfor<strong>der</strong>ungen des Fachkonzepts hinsichtlich <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine nicht aus<br />

eigener Kraft erfüllen und würden aus dem Wettbewerb herausfallen.<br />

5.2.3 Rolle und Potenzial von Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Praxis<br />

Seitens <strong>der</strong> Träger soll und muss <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> individuellen För<strong>der</strong>ung <strong>zur</strong> Eröffnung von<br />

Verbleibperspektiven das leitende Prinzip <strong>der</strong> Maßnahmen sein. Leitziel ist eine individuelle<br />

Einglie<strong>der</strong>ung. Dafür werden nach Eignungsfeststellung individuelle Entwicklungsschritte im<br />

Rahmen des Fachkonzepts organisiert.<br />

Sind die individuellen Voraussetzungen gegeben bzw. herstellbar, werden den TN in diesem<br />

Rahmen auch Qualifizierungsbausteine angeboten. In <strong>der</strong> Praxis durchläuft daher nur ein gewisser<br />

Teil <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer Qualifizierungsbausteine und kann entsprechende<br />

Nachweise erwerben. Umgekehrt bilden die Durchführung von Qualifizierungsbausteinen und <strong>der</strong><br />

Erwerb <strong>der</strong> damit verbundenen Nachweise kein durchgängiges, für alle Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer angestrebtes Maßnahmenziel.<br />

Vorteile von Qualifizierungsbausteinen<br />

Die dargestellte Ein- und Unterordnung von Qualifizierungsbausteinen im Rahmen des<br />

Gesamtkonzepts steht positiven Bewertungen von Qualifizierungsbausteinen als Strukturprinzip in<br />

ihrem tatsächlichen Einsatzfeld nicht entgegen. Als wesentliche Vorteile von<br />

Qualifizierungsbausteinen gelten bei den Trägern:<br />

36 Hier zeigt sich ein wesentlicher Grund, warum von Qualifizierungsbausteinen kaum mehr als das von <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung verlangte „Gerüst“ (die Beschreibung des Qualifizierungsbilds) veröffentlicht wird.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e konkret weiterverwendbare Materialien (didaktisch-methodische Handreichungen und<br />

Vorgehensvorschläge, kommentierte Medien u.a.m.), die allein einen realen Transfer, d. h. eine Wie<strong>der</strong>verwendung<br />

<strong>der</strong> entwickelten Bausteine an an<strong>der</strong>er Stelle, ermöglichen würden, werden in <strong>der</strong> Regel nicht <strong>zur</strong> Verfügung<br />

gestellt. Die von Trägern erarbeiteten Bausteine sind ein Mittel im Wettbewerb und werden daher potenziellen<br />

Konkurrenten nicht ohne Weiteres zugänglich gemacht.<br />

31


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

• Qualifizierungsbausteine sind <strong>zur</strong> Strukturierung nützlich, insofern sie auf die Inhalte des<br />

ersten Ausbildungsjahrs bezogen sind.<br />

• Die Akzeptanz durch und die Motivationswirkung auf die TN werden positiv bewertet. Als<br />

entscheiden<strong>der</strong> Faktor hierfür gilt ein „greifbarer“, „sichtbarer“, „echter“ Nutzen <strong>der</strong> eigenen<br />

Tätigkeit in <strong>der</strong> Maßnahme („Ernstcharakter“).<br />

• Eine Mehrheit <strong>der</strong> Praktikumsbetriebe trägt im Prinzip den Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen mit, ist also grundsätzlich bereit, die Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Bausteins in <strong>der</strong> Durchführung des Praktikums in Absprache mit dem Träger (mehr o<strong>der</strong><br />

weniger) zu berücksichtigen. 37<br />

Diese Aussagen werden jedoch von vielen Trägern dahingehend relativiert, dass die genannten<br />

Pluspunkte nicht zwingend nur durch Qualifizierungsbausteine erreichbar seien. Sie ließen sich<br />

auch ohne den mit Qualifizierungsbausteinen verbundenen formalen „Overhead“ an<strong>der</strong>s, z. B. im<br />

Rahmen einer „Projektorientierung“ <strong>der</strong> Maßnahme, erreichen.<br />

Qualifizierungsbausteine nicht (o<strong>der</strong> nicht vollständig) für alle TN realisierbar<br />

Die wichtigsten Gründe, warum nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgreich<br />

Qualifizierungsbausteine durchlaufen können, sind:<br />

• Fehlende individuelle Voraussetzungen: Qualifizierungsbausteine sind relativ<br />

anspruchsvolle Konzepte, die seitens <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein relativ hohes<br />

Ausgangsniveau unterstellen, das nicht von allen mitgebracht wird bzw. nicht in<br />

angemessener Zeit erreicht werden kann.<br />

• Fluktuation: „Späteinsteiger“ können i. d. R. nicht alle Elemente eines Bausteins komplett<br />

abdecken bzw. nicht mehr einsteigen. Da die innere Struktur <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine<br />

aufeinan<strong>der</strong> aufbaut, müssten verschiedene Teile des Bausteins verschiedenen Teilnehmern<br />

parallel angeboten werden, was eine Ausstattung insbeson<strong>der</strong>e mit personellen Ressourcen<br />

unterstellen würde, über welche die Träger im Interesse ihrer Wirtschaftlichkeit nicht<br />

verfügen. Um das Ziel <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine zu erreichen, müssen diese somit zu<br />

einem bestimmten Zeitpunkt spätestens gestartet sein.<br />

• Fehlende Kooperation <strong>der</strong> Betriebe: Praktika werden vom Betriebsablauf bestimmt, nicht<br />

von den Anfor<strong>der</strong>ungen des Qualifizierungsbausteins; d. h. die Mehrheit <strong>der</strong> Betriebe lässt<br />

sich nicht vom Qualifizierungsbaustein vorschreiben, wie sie das Praktikum ausgestaltet und<br />

die TN einsetzt. Nicht in jedem Fall kann dieser Mangel durch den Träger kompensiert<br />

werden.<br />

Die Folge: Nur einem geringen Teil <strong>der</strong> TN können in <strong>der</strong> realen Praxis „komplette“<br />

Qualifizierungsbausteine bescheinigt werden. Eine Konsequenz lautet: Es werden auch<br />

(Teil-)Bescheinigungen ausgegeben, die „zertifizieren, was gemacht wurde“.<br />

Anrechnung auf Ausbildung findet nur im Einzelfall statt<br />

Zwei Begründungsfaktoren wurden von den Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen bei den<br />

Trägern beson<strong>der</strong>s hervorgehoben:<br />

37 Die Relativierung dieser grundsätzlichen Bereitschaft in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Praktikumsdurchführung wird im folgenden<br />

Punkt erläutert.<br />

32


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

• „Die Anrechnung wird von den meisten Betrieben nicht gewollt.“<br />

Ein wesentliches Hin<strong>der</strong>nis für eine Anrechnung von Qualifizierungsbausteinen auf die<br />

Ausbildungszeit liegt <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Befragten zufolge darin, dass die große Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Betriebe eine solche Anrechnung nicht will. Dabei führen unterschiedliche<br />

Ausbildungsstrategien - ob eher strategisch-personalpolitisch o<strong>der</strong> eher kurzfristigproduktionsorientiert<br />

- in Bezug auf eine Ausbildungsverkürzung zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zum gleichen Resultat:<br />

◦ Wo unter dem Gesichtspunkt strategischer Personalplanung auch in<br />

ressourcenaufwendigen Ausbildungsgängen <strong>zur</strong> Deckung des eigenen Personalbedarfs<br />

ausgebildet wird, wird Wert darauf gelegt, die gesamte Ausbildung, also auch das erste<br />

und in einer Kosten-Nutzen-Betrachtung eher problematische Ausbildungsjahr, im<br />

Betrieb selbst zu gestalten. Hier geht es u.a. um die Herausbildung von<br />

Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen, die sich mit dem Betrieb identifizieren und sich ihm als<br />

„Teil <strong>der</strong> Betriebsfamilie“ verpflichtet sehen - ein Prozess, für den die ungekürzte<br />

Ausbildungszeit als erfor<strong>der</strong>lich betrachtet wird.<br />

◦ Wo an<strong>der</strong>erseits mit den Auszubildenden (auch) als kostengünstigen Arbeitskräften<br />

kalkuliert wird, würde eine Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildung im ersten Jahr den betrieblichen<br />

Nutzen schmälern.<br />

• „Die Anrechnungsdiskussion hängt den Anspruch an Qualifizierungsbausteine zu hoch.“<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Befragten stellt darüber hinaus die Sinnhaftigkeit einer Ausbildungsverkürzung<br />

für die Zielgruppe generell infrage. Demnach leisten Qualifizierungsbausteine nicht (und<br />

können nicht leisten), was erfor<strong>der</strong>lich wäre, um diese Verkürzung zu rechtfertigen. Unter<br />

Hinweis auf die schwierigen Startvoraussetzungen <strong>der</strong> Zielgruppe gilt das demgegenüber<br />

„bescheidenere“ Ziel als realistisch, die Teilnehmenden vor allem erst einmal dahin zu<br />

bringen, sich auf die Ausbildung zu orientieren, ihre Lernferne und z. T. -abneigung zu<br />

überwinden, fehlende Grundlagen in <strong>der</strong> Grundbildung und primär beim Sozialverhalten zu<br />

schaffen. So sind Qualifizierungsbausteine im besten Fall ein sinnvoller Beitrag zum Ziel,<br />

die Teilnehmer und Teilnehmerinnen soweit „aufzubauen“, dass sie das erste<br />

Ausbildungsjahr in Betrieb und Berufsschule erfolgreich meistern können.<br />

Zertifikate über Qualifizierungsbausteine als Vorteil bei Bewerbungen um Ausbildungsplätze<br />

Als zentrales konzeptionelles Element von Qualifizierungsbausteinen gelten die Nachweise, die den<br />

Teilnehmern und Teilnehmerinnen den erfolgreichen Erwerb <strong>der</strong> in den Bausteinen vermittelten<br />

Kompetenzen zertifizieren. Sie können - im Sinn einer „qualitativen Ergänzung“ im „Portfolio“ <strong>der</strong><br />

Bewerbungsunterlagen - als Türöffner wirken, um die Bewerbungschancen zu verbessern.<br />

Dieser Vorteil gilt jedoch mit folgenden Einschränkungen:<br />

• Wichtiger als nachgewiesene Qualifizierungsbausteine erweist sich in <strong>der</strong> Praxis ein<br />

betriebliches Praktikum, ob mit o<strong>der</strong> ohne Bezug zu Qualifizierungsbausteinen<br />

durchgeführt. Den Erfahrungen <strong>der</strong> Befragten zufolge folgt ein erfolgreicher Übergang in<br />

Ausbildung meist nach folgendem Muster: Nach relativ kurzer Orientierungsphase kann<br />

<strong>der</strong>/die TN in einem betrieblichen Praktikum überzeugen und wird auf dieser Grundlage<br />

vom Betrieb für die Ausbildung übernommen. Dafür spielt das Zertifikat über einen ggf.<br />

dabei erfolgreich durchlaufenen Qualifizierungsbaustein nur eine nachgeordnete Rolle: Oft<br />

ist <strong>der</strong> Ausbildungsvertrag bereits sicher, bevor ein ggf. durchlaufener<br />

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ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Qualifizierungsbaustein abgeschlossen ist und zertifiziert werden kann.<br />

• Aus dem gleichen Grund kommen die Zertifikate für die übrigen TN, die nicht aus einem<br />

erfolgreichen Praktikum in Ausbildung kommen, „zu spät“ für eine<br />

Ausbildungsplatzbewerbung in an<strong>der</strong>en Betrieben o<strong>der</strong> sind nur von geringer Relevanz für<br />

die Auswahlentscheidung des Betriebs. Beispiel: Im Netzwerk Träger-Betriebe erkundigen<br />

sich die Zuständigen eher individuell beim Träger, wie die Lehrkräfte und Meister/-innen<br />

die Eignung <strong>der</strong> konkreten TN für die Ausbildung im konkreten Betrieb einschätzen, als auf<br />

ein schriftliches Qualifizierungsbaustein-Zertifikat zu vertrauen.<br />

Zielkonflikt von individueller För<strong>der</strong>ung und Qualifizierungsbausteinen?<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Befragten sieht Qualifizierungsbausteine tendenziell im Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zur</strong> angestrebten<br />

individuellen För<strong>der</strong>ung mit dem Ziel <strong>der</strong> Vermittlung in Ausbildung o<strong>der</strong> Arbeit.<br />

Dieser Wi<strong>der</strong>spruch ist offenbar vor allem für kleinere Träger von Bedeutung: Je kleiner die<br />

Einrichtung, um so schwerer wird es, bei relativ knapper Personaldecke die Ressourcen dafür<br />

bereitstellen zu können, um TN mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unterschiedlichen<br />

Maßnahme-Eintrittsterminen in Qualifizierungsbausteine integrieren zu können. Aus diesem Grund<br />

würden die Befragten mehrheitlich nicht die Stärkung des Gewichts von Qualifizierungsbausteinen<br />

im Rahmen des Gesamtkonzepts begrüßen.<br />

In Beispielen wurde die Problematik sinngemäß wie folgt ausgeführt: Ein Jugendlicher mit sehr<br />

schwachen Startbedingungen konnte in ein (Orientierungs-)Praktikum vermittelt werden, dort<br />

bewährte er sich in einfachen Arbeitsaufgaben. Die Eignung für eine Ausbildung wollte <strong>der</strong> Betrieb<br />

in einer verlängerten Praktikumsdauer absichern. Dies konnte ermöglicht und <strong>der</strong> Jugendliche<br />

daraufhin in die Ausbildung übernommen werden. In einem an<strong>der</strong>en Fall übermittelte <strong>der</strong> Betrieb<br />

eine positive Einschätzung über den TN im Praktikum, verbunden mit <strong>der</strong> Auskunft, mit einem<br />

Staplerschein würde man ihn sofort in Arbeit nehmen. Daraufhin wurde eine entsprechende<br />

Qualifizierung organisiert und <strong>der</strong> Betreffende bekam einen Vertrag. Für individuelle<br />

Vermittlungspfade wie diese, so die Befürchtung, würde eine stärkere Verpflichtung auf<br />

Qualifizierungsbausteine im Rahmen <strong>der</strong> Trägermaßnahmen hin<strong>der</strong>lich wirken.<br />

Aufwand-Ertragskalkulation nicht eindeutig positiv<br />

Das Aufwand-Ertragsverhältnis für den Einsatz von Qualifizierungsbausteinen gilt auf Basis des<br />

bisher Ausgeführten nicht als eindeutig positiv. Zwar wird festgehalten, dass sie den Erwerb<br />

beruflicher Grundqualifikationen sinnvoll strukturieren können. Dem stehe jedoch ein großer<br />

formaler Aufwand gegenüber, <strong>der</strong> insb. für die Anrechenbarkeit geleistet werden muss - also für ein<br />

Ziel, das die Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> realen Praxis nur im Einzelfall erreichen. An<strong>der</strong>e<br />

Formen („Projektorientierung“) könnten für die Integration Vergleichbares ohne diesen „Überbau“<br />

leisten.<br />

Kritik an Ausschreibungspraxis<br />

Abschließend soll Erwähnung finden, dass am Rande <strong>der</strong> Werkstattgespräche auch Kritik an <strong>der</strong><br />

aktuellen Ausschreibungspraxis <strong>der</strong> Agenturen geäußert wurde:<br />

• Die Ausschreibungspraxis wird als erschwerend für die Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>der</strong> Träger wahrgenommen: Der Zwang <strong>zur</strong> Einsparung von Personal (unabdingbar, um im<br />

Wettbewerb den Zuschlag zu erhalten) schlage notwendigerweise gegen die Qualität <strong>der</strong><br />

34


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Arbeit aus und wirke sich auch negativ auf eine adäquate Durchführung von<br />

anspruchsvollen Konzepten, wie Qualifizierungsbausteine, aus.<br />

• Die schlechte Planbarkeit durch die potenziell wechselnde Vergabe <strong>der</strong> Maßnahmen für<br />

recht kurze Zeiträume an die Träger wirke sich negativ auf die Kontinuität <strong>der</strong> Arbeit<br />

(hinsichtlich des beschäftigten Personals und dessen Kompetenzentwicklung) und <strong>der</strong><br />

Kooperationsbeziehungen (z. B. mit Betrieben o<strong>der</strong> Schulen) aus.<br />

5.2.4 Die Rolle von Qualifizierungsbausteinen in den In-Job-HASA-Maßnahmen<br />

Die Befragungen <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> von <strong>der</strong> BAgIS 38 geför<strong>der</strong>ten In-Job-Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

nachträglichen Erreichung des Hauptschulabschlusses fanden ergänzend auf Anregung <strong>der</strong> BAgIS<br />

hin statt. Hierzu wurden in 5 Trägerinstitutionen Werkstattgespräche durchgeführt (Details <strong>zur</strong><br />

Zusammensetzung s.o.).<br />

Zielsetzung und erstes Erfolgskriterium <strong>der</strong> Maßnahmen ist <strong>der</strong> erfolgreiche Hauptschulabschluss.<br />

Dieses Ziel bestimmt wesentlich die Durchführung <strong>der</strong> Maßnahmen. Die Maßstäbe, die seitens <strong>der</strong><br />

Erwachsenenschule für eine erfolgreiche Prüfung gesetzt sind, bilden für die TN eine recht hohe<br />

Hürde und <strong>der</strong>en Bewältigung steht damit auch seitens <strong>der</strong> TN an erster Stelle. Dies gilt selbst dann,<br />

wenn gerade die Praxis, also <strong>der</strong> Beschäftigungsanteil, für manches wichtige Erfolgserlebnis im<br />

Maßnahmenverlauf sorgt.<br />

Diese Lage sowie die Voraussetzungen <strong>der</strong> Zielgruppe, <strong>der</strong>en Beschreibung im Wesentlichen mit<br />

<strong>der</strong> oben für die BvB-Maßnahmen gegebenen übereinstimmt, (wobei <strong>der</strong> psychosoziale<br />

Betreuungsbedarf, <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Lernentwöhnung und die Fluktuation noch deutlicher als dort<br />

ausfallen,) schränken die Möglichkeiten für Vermittlung berufsbezogener Teilkompetenzen in<br />

Qualifizierungsbausteinen sehr stark ein.<br />

Entsprechend findet sich überhaupt nur in einer Maßnahme - und zwar in <strong>der</strong> einzigen U30-<br />

Maßnahme im Untersuchungsfeld - ein Angebot an Qualifizierungsbausteinen (Metall- und Elektro-<br />

Grundkompetenzen, ECDL) als strukturelles Element <strong>der</strong> Maßnahmenkonzeption, das auch hier<br />

lediglich im Einzelfall wahrgenommen werden kann.<br />

5.3 Qualifizierungsbausteine in den berufsausbildungsvorbereitenden<br />

Bildungsgängen <strong>der</strong> Schulen<br />

5.3.1 Bezugsrahmen für Qualifizierungsbausteine und ihren Einsatz<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> Bildungsgänge erfolgt auf Basis <strong>der</strong> jeweils gültigen Verordnungen und<br />

Rahmenpläne. Insofern in ihnen bestimmte Schulabschlüsse erreicht werden können bzw. sollen,<br />

hat <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Prüfungsvorbereitung auf die jeweils erreichbaren Abschlüsse in <strong>der</strong><br />

Gestaltung <strong>der</strong> Bildungsgänge ein großes praktisches Gewicht.<br />

In einem Teil <strong>der</strong> Bildungsgänge sehen die Verordnungen den Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen als Element <strong>der</strong> Bildungsgänge bereits vor. 39 Beispielsweise heißt es in<br />

<strong>der</strong> Verordnung über die Berufsfachschule für das Nahrungsgewerbe vom 5. August 2005 in § 1<br />

Aufgaben und Ziele, Punkt 1:<br />

38 Zum 01.01.2011 wurde aus <strong>der</strong> BAgIS (Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales) das Jobcenter<br />

Bremen.<br />

39 Konkret betrifft dies bereits die nach 2005 erlassenen o<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Verordnungen.<br />

35


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

„Der Unterricht in <strong>der</strong> Berufsfachschule für das Nahrungsgewerbe hat das Ziel, durch eine<br />

breit angelegte berufliche Grundbildung in die betriebliche Ausbildung einzuführen.<br />

Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit sollen durch den Erwerb von Qualifikationen aus<br />

den Ausbildungsrahmenplänen <strong>der</strong> Ausbildungsverordnungen des Bundes<br />

(Qualifizierungsbausteine) erreicht werden.“<br />

Im Unterschied zu den Anfor<strong>der</strong>ungen des Fachkonzepts <strong>der</strong> BvB-Maßnahmen fehlen hier weitere<br />

qualitative Vorgaben, etwa ein Bezug auf die BAVBVO. Eine Anrechenbarkeit <strong>der</strong> Bausteine auf<br />

eine Ausbildung wird somit nicht als Zielperspektive formuliert. Als „kleinster gemeinsamer<br />

Nenner“ für Qualifizierungsbausteine bleibt <strong>der</strong> Bezug auf die Inhalte („Qualifikationen“)<br />

bundesweit anerkannter Ausbildungsberufe.<br />

Die Möglichkeit, Qualifizierungsbausteine in den Bildungsgängen zu etablieren, liegt für viele <strong>der</strong><br />

einbezogenen Lehrkräfte in ihrer grundsätzlichen Kompatibilität mit dem Lernfeldkonzept<br />

begründet. Im weitesten Sinn können demnach Lernfel<strong>der</strong> und die in ihnen erworbenen<br />

Kompetenzen als Grundlage für Qualifizierungsbausteine betrachtet werden.<br />

Aus dem Kreis <strong>der</strong> Befragten wurde ergänzend darauf hingewiesen, dass die Einordnung des<br />

Einsatzes von Qualifizierungsbausteinen in das Ziel einer „breit angelegten beruflichen<br />

Grundbildung“ einer allzu engen Anbindung an Ausbildungsinhalte konkreter Berufe tendenziell<br />

wi<strong>der</strong>spreche.<br />

5.3.2 Bedingungsfaktoren für den Einsatz von Qualifizierungsbausteinen<br />

Zielsetzung, Erfolgskriterium und Organisationsform<br />

Die Erreichung von Schulabschlüssen bildet eine wesentliche Zielperspektive in den<br />

Bildungsgängen, auch subjektiv aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler. Daher sind die während<br />

und am Ende <strong>der</strong> Bildungsgänge durchgeführten Prüfungen und <strong>der</strong>en Benotung ein wichtiges<br />

individuelles und schulisches Erfolgskriterium.<br />

Den korrespondierenden Organisationsrahmen bildet ein Unterricht im Klassenverband. Dies<br />

schränkt die Möglichkeiten für eine Angebotsdifferenzierung deutlich ein: Das Unterrichtsangebot<br />

richtet sich zunächst an alle Schülerinnen und Schüler. Auf unterschiedliche individuelle<br />

Voraussetzungen des Bildungsstands kann und muss nur binnendifferenzierend reagiert werden.<br />

Eine ausgeprägte Teilnehmer/-innendifferenzierung analog zum Vorgehen bei den Trägern, die je<br />

nach festgestelltem Ausgangsstand einen individuellen Entwicklungspfad anbietet, ist auf dieser<br />

Grundlage offenkundig kaum realisierbar. Hier liegt ein wesentlicher und folgenschwerer<br />

Unterschied zu den Trägermaßnahmen.<br />

Exkurs: Wirksamkeitsbeurteilung und Verbleibproblematik<br />

Berufsausbildungsvorbereitende Bildungsgänge können in ihrer Wirksamkeit nicht allein am<br />

prozentualen Anteil bestandener Prüfungen und erfolgreicher Übergänge in Ausbildung gemessen<br />

werden, geht es doch immer auch um einen individuellen Beitrag <strong>zur</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler.<br />

Insofern sich <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Bildungsgänge jedoch auch an erfolgreichen Übergängen in<br />

Ausbildung messen lassen muss, erscheint vielen <strong>der</strong> einbezogenen Lehrkräfte das Fehlen von<br />

verlässlichen, systematisch erhobenen Verbleibinformationen als großer Mangel: Die<br />

veröffentlichten Zahlen <strong>der</strong> Schulstatistik liefern zwar statistische Momentaufnahmen über die<br />

36


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

summarische Zusammensetzung <strong>der</strong> Bildungsgänge. Über den Verbleib - und hier insbeson<strong>der</strong>e<br />

über erfolgreiche Übergänge aus <strong>der</strong> Schule in Ausbildungsverhältnisse - sind auf dieser Basis<br />

jedoch keine Aussagen möglich. 40 Damit fehlt eine statistische Basis für eine Einschätzung, in<br />

welchem Maß die Bildungsgänge dem an sie gestellten Anspruch genügen o<strong>der</strong> ob sie sich<br />

umgekehrt als bloße „Warteschleife“ darstellen. Auch <strong>der</strong> Grad des Erfolgs einer Schule in ihrem<br />

Bemühen, durch Maßnahmen <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsentwicklung diesbezüglich „besser zu<br />

werden“, kann nicht im Zeitverlauf dokumentiert werden.<br />

Auf dieses „statistische Defizit“ reagieren die Schulen mit schulindividuellen, z.T.<br />

lehrkraftindividuellen, eigenen Bemühungen, sich durch Schülerbefragungen ein Bild über den<br />

Verbleib zu verschaffen. Dies bleibt jedoch notwendigerweise un<strong>zur</strong>eichend:<br />

• Die Befragung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler findet, organisatorisch bedingt, noch vor Ende<br />

<strong>der</strong> Bildungsgänge statt. Erhoben werden so die Planungen und Hoffnungen <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler, die nicht unbedingt den tatsächlichen Verbleib nach Ende des<br />

Bildungsgangs abbilden.<br />

• Weitergehende „Längsschnitt“-Informationen werden eher zufällig verfügbar: Wenn<br />

Absolventen/Absolventinnen im gleichem Berufsfeld eine Ausbildung aufnehmen, ohne<br />

dabei den Ort zu wechseln, werden sie oftmals in den Teilzeit-Berufsschulklassen <strong>der</strong><br />

gleichen Schule „wie<strong>der</strong> auftauchen“. Nur in diesem Fall ist <strong>der</strong> Verbleib tatsächlich<br />

bekannt.<br />

• Einzelne Schulen überlegen, auf dem schuleigenen Internetportal Feedback-Möglichkeiten<br />

für ehemalige Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Das Problem <strong>der</strong> Zufälligkeit <strong>der</strong><br />

Rückmeldungen wird damit jedoch nicht gelöst. Erschwerend für diese Art <strong>der</strong> Beschaffung<br />

von Verbleibinformationen tritt hinzu, dass es wegen <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Bildungsgänge in <strong>der</strong><br />

Regel nicht zum Aufbau einer individuellen „Schulbindung“ kommt. So bleibt die<br />

Wahrscheinlichkeit gering, dass ehemalige Schüler und Schülerinnen das Interesse<br />

entwickeln, die Homepage <strong>der</strong> Schule nach Ende des Bildungsgangs erneut aufzusuchen und<br />

dort freiwillige Angaben zu ihrem Lebensweg zu machen.<br />

Nach Aussagen <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Senatorin für Bildung und Wissenschaft für die „Magellan“-Statistik<br />

zuständigen Abteilung könnte man durchaus - mit gewissen Einschränkungen - die vorhandene<br />

Datenbasis für die Auswertung von Verbleininformationen nutzen. Entsprechende Fragestellungen<br />

wurden auch in <strong>der</strong> Vergangenheit schon bearbeitet. Aktuelle Auswertungen müssten entsprechend<br />

definiert und in Auftrag gegeben werden. Als Einschränkung bleibt bestehen: Sobald die<br />

Schülerinnen und Schüler das Bremer Schulsystem verlassen - z.B. durch Wechsel nach<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen - bricht die Information ab. Die Verbleibverläufe lassen sich nur innerhalb des<br />

Bremer Schulsystems verfolgen.<br />

Abschließend sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Warteschleifen auch strukturell<br />

begründet sein können. Bildungsgänge in Berufsfel<strong>der</strong>n, in denen die Betriebe üblicherweise nur<br />

volljährige Auszubildende akzeptieren, führen beispielsweise zu solchen Warteschleifen. So<br />

schreibt etwa das Recht für Ausbildungen in Gesundheitsberufen ein Eintrittsalter vor. Lehrkräfte<br />

40 Zwar werden alle Zugänge an die Berufsschulen, die aus <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Dualen Ausbildung im Land Bremen<br />

resultieren, erfasst. Auch können Aussagen über den „Aufenthaltsort“ <strong>der</strong> noch schulpflichtigen Jugendlichen gemacht<br />

werden. Ein Bild <strong>der</strong> regionalen Übergangsverläufe (z. B.: Was wurde aus den Jugendlichen, die einen bestimmten<br />

Bildungsgang verlassen haben und nun nicht mehr <strong>der</strong> Schulpflicht unterliegen?) lässt sich aus diesen Daten allein<br />

jedoch nicht generieren.<br />

37


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

äußerten die Einschätzung, dass insbeson<strong>der</strong>e im Gaststättenbereich vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

Jugendschutzgesetzgebung durchaus „ausbildungsreife“ Ausbildungsinteressenten bis <strong>zur</strong><br />

Volljährigkeit in den Bildungsgängen sozusagen „geparkt“ werden.<br />

Zielgruppe<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen (TN) sind<br />

• heterogen hinsichtlich <strong>der</strong> Bildungsvoraussetzungen<br />

• in Teilen durch vielfältige soziale Problemlagen bestimmt<br />

• in Teilen „schulmüde“<br />

• in Teilen ohne hinreichende Entwicklung grundlegen<strong>der</strong> Kulturtechniken und sozialer<br />

Kompetenzen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Zielgruppensituation besteht somit eine recht große Parallelität zu den oben<br />

dargestellten BvB-Maßnahmen <strong>der</strong> Träger, auch wenn diese durch den Altersunterschied (man hat<br />

es hier mit noch Schulpflichtigen zu tun) relativiert wird.<br />

Auch für die Schulen spielt die Fluktuation eine große Rolle, die sich hier v.a. als alltäglicher<br />

Absentismus äußert. Aus dem Kreis <strong>der</strong> an den Werkstattgesprächen beteiligten Lehrkräften wurde<br />

berichtet, dass in bestimmten Bildungsgängen eine regelmäßiger Teilnahme fast <strong>zur</strong> Ausnahme<br />

geworden sei, sodass sich die Zusammensetzung <strong>der</strong> zum Unterricht erschienenen Teilmenge <strong>der</strong><br />

Klasse quasi von Tag zu Tag unterscheide - was sicherlich we<strong>der</strong> eine günstige Bedingung für die<br />

individuelle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler noch für eine zielstrebige Umsetzung <strong>der</strong><br />

Rahmenpläne – o<strong>der</strong> von Qualifizierungsbausteinen – darstellen dürfte.<br />

Nicht wenige <strong>der</strong> einbezogenen Lehrkräfte sehen im aktuellen „Zustand <strong>der</strong> Zielgruppe“ ein sich<br />

bereits strukturell auswirkendes Problem ihrer Bildungsgänge: Zwischen Realität und Anspruch <strong>der</strong><br />

Bildungsgänge klafft demnach eine (in den verschiedenen Bildungsgängen und Schulen<br />

unterschiedlich ausgeprägte) Lücke. Da die von den Lehrplänen unterstellten Eingangs-<br />

Kompetenzniveaus von einem Teil <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler heute nicht erreicht werden,<br />

obwohl die formelle Eingangsvoraussetzung (z.B. <strong>der</strong> Hauptschulabschluss mit bestimmten Noten<br />

in zentralen Fächern) beigebracht wird, droht die Umsetzung <strong>der</strong> Rahmenpläne quasi ins Leere zu<br />

laufen und, statt auf einem gegebenen Kenntnisstand aufzubauen, bildet <strong>der</strong> Versuch, individuelle<br />

„Defizite“ (Defizite gemessen an dem eigentlich zu erwartenden Kenntnisstand) aufzuarbeiten, den<br />

wesentlichen Inhalt bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Bildungsgänge. Vor diesem Hintergrund erschien<br />

manchen die Diskussion um eine verstärkte Vermittlung von Ausbildungsinhalten bzw. von<br />

Ausbildungsbestandteilen in den Bildungsgängen „schlicht realitätsfremd“.<br />

Rolle <strong>der</strong> Auswahlentscheidungen von Schule und Bildungsgängen<br />

Die Spezifik <strong>der</strong> berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge liegt in ihrem Bezug auf<br />

Berufsfel<strong>der</strong>. Sie schließen eine spezifische Vorbereitung für die Berufe des jeweiligen Berufsfelds<br />

in Anteilen konzeptionell ein.<br />

Die konkreten Wahlentscheidungen <strong>der</strong> Jugendlichen für eine bestimmte Schule, die im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Kapazitäten und bei vorliegenden Eintrittsvoraussetzungen zu akzeptieren sind, sind jedoch zum<br />

Teil gegenüber <strong>der</strong> beruflichen Richtung des gewählten Bildungsgangs gleichgültig.<br />

Wie die an den Werkstattgesprächen beteiligten Lehrkräfte berichten, ist es keine Seltenheit, dass<br />

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ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

bei <strong>der</strong> Anmeldung das Ziel, stufenweise höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen, im Vor<strong>der</strong>grund<br />

steht. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> konkret gewünschten Schule stehen dann oft die Erhaltung <strong>der</strong> Nähe<br />

zum Wohnort und damit zum sozialen Umfeld und nicht die spezifische berufliche Orientierung an<br />

erster Stelle. Eine Affinität zu den Berufen, auf die <strong>der</strong> Bildungsgang sich bezieht, und damit das<br />

Ziel, in diesen eine Ausbildungsstelle anzustreben, können nicht in jedem Fall unterstellt werden.<br />

Es liegt nahe, dass diese Situation für die Motivation in den berufsfeldspezifischen<br />

Unterrichtsfächern wie für berufsfeldspezifische Qualifizierungsbausteine eine eher schlechte<br />

Voraussetzung darstellt, weil die spezifische potenzielle Nutzenperspektive für eine<br />

Ausbildungsplatzbewerbung im Berufsfeld entfällt.<br />

Weitere Rahmenbedingungen<br />

Die einbezogenen Lehrkräfte betonen die große Bedeutung <strong>der</strong> in den letzten Jahren<br />

implementierten Qualitätsmanagement-Konzepte (Q2E) für die Schulentwicklung. Insbeson<strong>der</strong>e in<br />

den darin etablierten Team- und Kommunikationsstrukturen sehen die Lehrkräfte eine för<strong>der</strong>liche<br />

Bedingung für die Unterrichtsentwicklung. Sie helfen u.a., eine Parallelität <strong>der</strong> Durchführung des<br />

Unterrichts in den Klassen sicherzustellen und eine identische Kommunikation <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Schüler und Schülerinnen zu erreichen, und sind damit auch ein wichtiger Faktor bei<br />

Einführung bzw. Erweiterung im Einsatz von Qualifizierungsbausteinen.<br />

Einzelne Lehrkräfte haben ergänzend darauf hingewiesen, dass <strong>der</strong> Grad des individuellen<br />

Commitments <strong>der</strong> Lehrkräfte gegenüber den Q2E-Konzepten eine wichtige Erfolgsbedingung<br />

darstellt.<br />

5.3.3 Rolle und Potenzial von Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> Schulpraxis<br />

Zielsetzung, Zielgruppe und Organisationsform relativieren die Rolle von<br />

Qualifizierungsbausteinen in den betrachteten Bildungsgängen. Insbeson<strong>der</strong>e setzt die<br />

Organisationsform ihrem Einsatz spezifische Schranken:<br />

Wenn Qualifizierungsbausteine<br />

• in ein Bildungsangebot einzupassen sind, das primär auf Schulabschlüsse zielt und damit<br />

einer darauf gerichteten Prüfungsvorbereitung großen Raum geben muss,<br />

• als Angebot für alle Schülerinnen und Schüler bei heterogenen und heute z.T. niedrigen<br />

Eingangsvoraussetzungen organisiert werden müssen,<br />

dann sind Abstriche vom dem „idealen“ Maßstab, mit Qualifizierungsbausteinen bereits „Teile <strong>der</strong><br />

Ausbildung“ so vermitteln zu wollen, dass anrechnungsfähige Nachweise erworben werden können,<br />

offenbar unvermeidlich.<br />

Darin macht sich insbeson<strong>der</strong>e geltend, dass die Organisationsform des Klassenunterrichts ein<br />

zunächst für alle Schülerinnen und Schüler in <strong>der</strong> Klasse geeignetes Angebot verlangt, in dessen<br />

Rahmen durch geeignete Maßnahmen <strong>der</strong> Binnendifferenzierung auf den unterschiedlichen<br />

Ausgangsstand und die beson<strong>der</strong>en Unterstützungsbedarfe <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

einzugehen ist.<br />

Lehrkräfte sehen jedoch mit dem Lernfeldkonzept in <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Bildungsgänge einen<br />

positiven Ansatzpunkt für Qualifizierungsbausteine. Da das Lernfeldkonzept abgrenzbare,<br />

selbstständige Teilkompetenzen einschließt, können Lernfel<strong>der</strong> als Grundlage für<br />

Qualifizierungsbausteine interpretiert werden bzw. - insbeson<strong>der</strong>e durch die Entwicklung geeigneter<br />

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ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

schulischer Nachweise und <strong>der</strong>en Vergabekriterien – in Richtung von Qualifizierungsbausteinen<br />

weiterentwickelt werden.<br />

An eine Implementation von QB im Sinne <strong>der</strong> BAVBVO wird damit allerdings nicht gedacht. Denn<br />

schon im Ausgangspunkt orientieren sich die Schulen dabei – im Unterschied zum Einsatz von QB<br />

in BvB-Maßnahmen – nicht an den für die Zertifizierung von Qualifizierungsbausteinen gültigen<br />

Standards (BAVBVO), son<strong>der</strong>n gehen von den vorhandenen curricularen Strukturen in den<br />

Bildungsgängen aus. Bausteinkonzepte, wie sie in einzelnen Schulen bereits in <strong>der</strong> Praxis<br />

vorgefunden werden, entsprechen daher viel mehr dem Konzept von „<strong>Lernbausteine</strong>n“ mit<br />

<strong>schulischen</strong> Zertifikaten, das Opti-Qua schließlich seiner Praxis primär zugrunde gelegt hat (s.<br />

Kapitel 7). Die <strong>schulischen</strong> Bausteine im genannten Sinn stellen in <strong>der</strong> Regel schulische<br />

Eigenentwicklungen 41 dar. Eine Nutzung vorhandener Module (ZDH, BIBB) findet im Unterschied<br />

zu den Trägern nicht statt. Vorhandene Bausteine werden zwar auch als mögliche Ideengeber<br />

herangezogen, bilden aber letztlich keine Blaupause für die <strong>schulischen</strong> Module. Sie gelten in <strong>der</strong><br />

Regel als „zu umfangreich“ angelegt und erfor<strong>der</strong>n zumindest umfassende Anpassungsarbeiten, um<br />

sie „auf die Bildungsgänge herunterzubrechen“.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> Bildungsgänge ist - entsprechend auch <strong>der</strong> uneinheitlichen Verordnungslage – <strong>der</strong><br />

praktische Bezug auf Bausteinkonzepte unterschiedlich weit entwickelt. Als Ergebnis <strong>der</strong><br />

Werkstattgespräche kann als These formuliert werden, dass die Bildungsgänge, die auf Berufsfel<strong>der</strong><br />

des sekundären Sektors vorbereiten, eine größere Nähe zu Baustein-Konzepten haben als<br />

diejenigen, <strong>der</strong>en Berufsfel<strong>der</strong> dem Dienstleistungssektor zuzuordnen sind. Insbeson<strong>der</strong>e scheint im<br />

Bereich <strong>der</strong> einjährigen kaufmännischen Berufsfachschulen noch eine relative Ferne zu Baustein-<br />

Konzepten vorzuliegen; hier findet sich <strong>der</strong>zeit vor dem Hintergrund des großen Gewichts <strong>der</strong><br />

Prüfungsvorbereitung noch eine sehr stark ausgeprägte Fächerorientierung. 42<br />

Vorteile des Einsatzes von Qualifizierungsbausteinen 43<br />

Die Konzeption von Qualifizierungsbausteinen wird im Grundsatz von den Lehrkräften positiv<br />

bewertet:<br />

• Qualifizierungsbausteine als Gestaltungsmittel:<br />

Qualifizierungsbausteine werden konzeptionell als Gestaltungsmittel für einen handlungs-<br />

und berufsorientierten Unterricht in Erwägung gezogen. Diese positive Einschätzung gilt<br />

insbeson<strong>der</strong>e dort, wo in Anlehnung an Lernfel<strong>der</strong> o<strong>der</strong> im Rahmen eines projektorientierten<br />

Unterrichts Nachweise über erfolgreiche Teilnahmen bzw. erworbene Kompetenzen<br />

ausgestellt werden können.<br />

• Positive Wirkung auf die Motivation <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler:<br />

Weil und insofern Qualifizierungsbausteine für eine stärkere Handlungs- und<br />

Berufsorientierung des Unterrichts stehen, wird mit Qualifizierungsbausteinen die<br />

Erwartung an eine Verbesserung <strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler verknüpft.<br />

Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf den Teil <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, die noch<br />

41 Nach Aussagen <strong>der</strong> Lehrkräfte wurde in dieser Entwicklungsarbeit die Kooperation mit an<strong>der</strong>en Schulen und den<br />

zuständigen Kammern gesucht und praktiziert.<br />

42 In diesem Bereich sind <strong>der</strong>zeit auch keine Schülerpraktika im Rahmen des Bildungsgangs üblich.<br />

43 Nach den vorausgehenden Überlegungen sollte im Folgenden stets berücksichtigt werden, dass die Lehrkräfte in den<br />

Gesprächen also ein eher weit gefasstes Verständnis von Qualifizierungsbausteinen zugrunde legen, bei denen die<br />

Vorgaben <strong>der</strong> BAVBVO hinsichtlich des zeitlichen Umfangs und <strong>der</strong> Zertifizierungsbedingungen oft nicht<br />

mitgedacht werden.<br />

40


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Schwierigkeiten haben, längere Konzentrationsphasen im Theorieunterricht durchzuhalten.<br />

• Akzeptanz durch Betriebe:<br />

Den größten Nutzen von Qualifizierungsbausteinen erwarten sich die einbezogenen<br />

Lehrkräfte somit aus den mit ihnen verbundenen Nachweisen als „Portfolio“-Bestandteil.<br />

Nach Einschätzung <strong>der</strong> Lehrkräfte gelten die ausgestellten <strong>schulischen</strong> Nachweise als<br />

aussagekräftig; die Betriebe können mit den Nachweisen „etwas anfangen“.<br />

Nachweise über Qualifizierungsbausteine als kompensatorischer Vorteil bei <strong>der</strong> Bewerbung<br />

um Ausbildungsplätze<br />

Auch wenn sich im Zuge des demografischen Wandels die Situation auf dem Ausbildungsmarkt<br />

verän<strong>der</strong>n wird, ist die heutige noch dadurch gekennzeichnet, dass die Schülerinnen und Schüler,<br />

die sich aus den hier zugrunde liegenden Bildungsgängen für Ausbildungsplätze bewerben, mit<br />

einem Wettbewerbsnachteil starten. Aufgrund steigen<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen in vielen Berufen hat sich<br />

das Erwartungsspektrum vieler Betriebe nach oben verschoben, sodass sich die Absolventen/Absolventinnen<br />

<strong>der</strong> Berufsfachschulen im Wettbewerb auch gegen Mitbewerber/Mitbewerberinnen<br />

mit deutlich höheren Schulabschlüssen behaupten müssen. Es ist bekannt, dass nicht wenige<br />

Betriebe ihr Interesse auch in Berufen, die „ursprünglich“ eine Domäne von<br />

Hauptschulabsolventen/-absolventinnen waren, ausschließlich auf Bewerber/-innen mit mindestens<br />

dem Realschul- o<strong>der</strong> höherem Abschluss richten - eine betriebliche Praxis, die viele Lehrkräfte<br />

bedauern.<br />

Der Vorteil von Qualifizierungsbausteinen ist damit eng mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> in ihnen erwerbbaren<br />

Nachweisen verbunden. Es ist von großer Wichtigkeit für das Konzept, dass Jugendliche auch auf<br />

Grundlage von Qualifizierungsbausteinen eine Art qualitative Ergänzung im Sinn eines „Portfolios“<br />

zum Zeugnis erwerben können: Die vorgelegten Nachweise sollen bei Ausbildungsplatzbewerbungen<br />

zumindest als „Türöffner“ wirken und so die Chancen, in eine nähere Bewerberauswahl zu<br />

kommen und zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, vergrößern. Auf diese Weise<br />

können sie einen kompensatorischen Vorteil für die Absolventen/-innen <strong>der</strong> Berufsfachschulen<br />

vermitteln.<br />

Wie oben bereits angesprochen, werden in einem Teil <strong>der</strong> Schulen bereits das Zeugnis ergänzende<br />

schulische Nachweise ausgestellt. Diese sollen das Zeugnis zunächst erläutern (z.B.: Welche Inhalte<br />

verbergen sich hinter <strong>der</strong> abstrakt bleibenden Lernfeldbenennung?) o<strong>der</strong> - bereits im Sinn von<br />

qualitativen Kompetenznachweisen - als Bestandteil eines „Portfolios“ die Schülerinnen und<br />

Schüler bei <strong>der</strong> Bewerbung um Ausbildungsplätze unterstützen.<br />

Ein weiteres Beispiel sind die von einigen Schulen vergebenen Bescheinigungen über die<br />

Teilnahme an einem Sozialtraining.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Nachweise über in Qualifizierungsbausteinen erworbene berufsbezogene<br />

Kompetenzen relativiert sich allerdings an zwei Gesichtspunkten 44 :<br />

• Alle zusätzlichen Nachweise können ihren Zweck nur dann optimal erfüllen, wenn sie zum<br />

Halbjahreszeugnis vorliegen, da dieses Zeugnis das für die Bewerbungsrunde relevante ist.<br />

Nachweise, die erst zum Abschlusszeugnis hinzutreten, kommen zumindest für die laufende<br />

Bewerbungsrunde „zu spät“.<br />

• Für die Bildungsgänge, die betriebliche Praktika organisieren können, gilt, dass die<br />

Bewährung im Praktikum <strong>der</strong> effektivste „Türöffner“ in Ausbildungsverhältnisse ist.<br />

44 Die Träger argumentieren hier nahezu identisch.<br />

41


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Qualifizierungsbausteine nicht (o<strong>der</strong> nicht vollständig) für alle TN realisierbar<br />

Gegen Qualifizierungsbausteine als Regelbestandteil <strong>der</strong> Bildungsgänge wird angeführt, dass sich<br />

die Jahrgänge durchaus deutlich hinsichtlich des Leistungsstands unterscheiden können: Was sich<br />

in einem Jahr durchführen lasse, könne im Folgejahr scheitern. Als Beispiel für diese Problematik<br />

kann <strong>der</strong> folgende Fall dienen, <strong>der</strong> aus einem (technischen) Bildungsgang berichtet wurde: Hier<br />

steht ein (einmal mit recht großem Aufwand entwickelter) Qualifizierungsbaustein voll einsetzbar<br />

einschließlich <strong>der</strong> dafür entwickelten Lernmittel <strong>zur</strong> Verfügung, kann aber <strong>der</strong>zeit im Bildungsgang<br />

nicht eingesetzt werden, weil die Einschätzung besteht, dass die große Mehrheit <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler damit überfor<strong>der</strong>t ist und aus dem Qualifizierungsbaustein daher keinen Nutzen ziehen<br />

kann.<br />

Weil Qualifizierungsbausteine darüber hinaus im Klassenunterricht allen Schülerinnen und<br />

Schülern mit unterschiedlichen individuellen Lernvoraussetzungen angeboten werden müssen,<br />

kommt <strong>der</strong> Binnendifferenzierung in ihrer Durchführung eine große Bedeutung zu.<br />

Als eine Konsequenz formulierten Lehrkräfte daher das Anliegen, die Beschreibung von<br />

Qualifizierungsbausteinen mit <strong>der</strong> Definition von Kompetenzrastern zu verknüpfen, um im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine auf Basis einer individuellen Lernstandfeststellung die Ermittlung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Lernbedarfe in Bezug auf das Ziel des Bausteins zu unterstützen.<br />

In jedem Fall schließt <strong>der</strong> Einsatz von Qualifizierungsbausteinen als mögliche und wahrscheinliche<br />

Folge ein, dass ein Teil <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler das Ziel des Bausteins nicht o<strong>der</strong> nur in<br />

Teilen erreichen kann. Dies ist bei <strong>der</strong> Entwicklung von Nachweisen zu beachten (z.B.: Sind<br />

einfache Teilnachweise ohne Erfolgsbewertung möglich und sinnvoll?).<br />

Bausteine für Basiskompetenzen können einen Beitrag <strong>zur</strong> Berufsvorbereitung leisten<br />

Bausteine, die sich explizit auf die Vermittlung von Basiskompetenzen richten, finden sich bislang<br />

nicht in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Praxis. Gleichwohl traf die Überlegung, auch Bausteine für den Bereich<br />

sozialer Kompetenzen und Grundbildungselemente zu entwickeln, bei einem großen Teil <strong>der</strong><br />

einbezogenen Lehrkräfte auf Interesse und zwar unter folgenden Gesichtspunkten:<br />

• Die Entwicklung sozialer Kompetenzen 45 gilt als die zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung in den<br />

einbezogenen Bildungsgängen, und zwar nach zwei Seiten hin: Zum einen geht es darum,<br />

das verbreitete Desinteresse <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler an <strong>der</strong> Schule - im Extrem die<br />

Ablehnung aller „nach Schule riechenden“ Lernangebote - aufzubrechen. Gelingt <strong>der</strong><br />

Defizitausgleich an dieser Stelle nicht, steht das Ziel, grundlegende Voraussetzungen für die<br />

Ausbildungsreife zu schaffen, grundsätzlich infrage. Zweitens bilden soziale Kompetenzen<br />

nicht nur einen Anspruch <strong>der</strong> Schule, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Arbeitswelt: Ohne sie sind die<br />

Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten bzw. erfolgreich bis zum Abschluss<br />

auszufüllen, gleich Null. 46<br />

• Bausteine für soziale und kulturelle Basiskompetenzen, in fachliche Bausteine didaktischmethodisch<br />

eingebunden, könnten ein Weg sein, sich dem Problem <strong>der</strong> (oftmals defizitären)<br />

sozialen Kompetenzen und Grundbildungselemente (Kulturtechniken) neu zu nähern. Dem<br />

45 Meist genannte Gesichtspunkte: Pünktlichkeit, Bereitschaft, sich in den <strong>schulischen</strong> und betrieblichen Rechtsrahmen<br />

einzuordnen (also die eigene Rolle in Schule und Betrieb auch mit ihren Pflichten zu akzeptieren), ein<br />

Selbstbewusstsein, das die Fähigkeit, Kritik anzunehmen, einschließt, Teamfähigkeit u.a.m.<br />

46 Genauso verbreitet wie diese Einschätzung war <strong>der</strong> Hinweis, dass diese Lagebeschreibung keineswegs die Schüler/innenschaft<br />

in den einbezogenen Bildungsgängen als Generalurteil charakterisiert.<br />

42


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

liegt die Überlegung zugrunde, im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung von niedrigschwelligen<br />

Qualifizierungsbausteinen die in diesem Bereich angestrebten Kompetenzen eindeutiger<br />

und nachvollziehbarer definieren zu können, auch, um eine objektivere Bewertung <strong>der</strong><br />

erreichten Kompetenzen entlang eines klaren Rasters zu beför<strong>der</strong>n.<br />

Die Offenheit des Opti-Qua-Projekts für die Entwicklung auch solcher Bausteine traf daher im<br />

Grundsatz auf breite Zustimmung. Zugleich wurden solche Bausteine in den Werkstattgesprächen<br />

aber auch durchaus kontrovers diskutiert.<br />

In Bezug auf die Kulturtechniken (Deutsch, Mathematik) führt die Diskussion zu einem Ansatz,<br />

<strong>der</strong> die Bausteine funktionell auf die Entwicklung von Kompetenzrastern bezieht, wodurch die<br />

Lernziele neu als aufeinan<strong>der</strong> aufbauende Kompetenzen strukturiert und modular vermittelt werden<br />

können. Damit wird auch eine Verbesserung <strong>der</strong> praktischen Möglichkeiten <strong>zur</strong><br />

Binnendifferenzierung im Unterricht angestrebt. Eine Herausfor<strong>der</strong>ung dürfte darin liegen, diese<br />

Neustrukturierung <strong>der</strong> Kompetenzen einerseits auf die Voraussetzungen <strong>der</strong> Zielgruppe, zugleich<br />

aber auch wi<strong>der</strong>spruchsfrei auf die vorhandenen Definitionen <strong>der</strong> zu erreichenden<br />

Bildungsstandards zu beziehen.<br />

Kontrovers wurde die Frage <strong>der</strong> Nachweise über die auf diesem Weg erreichten Kompetenzstufen<br />

aufgefasst. Ein Teil <strong>der</strong> einbezogenen Lehrkräfte stellte infrage, dass sich hier Bewerbungschancen<br />

verbessern lassen, indem zum „abstrakten“ Notenzeugnis „qualitative“ Nachweise hinzutreten, die<br />

für den potenziellen Ausbildungsbetrieb aussagekräftige Hinweise <strong>zur</strong> Ausbildungseignung geben<br />

könnten: Würde ein Nachweis über die Kompetenz Bruchrechnen wirklich nützen? Sollte das<br />

Zeugnis über den erweiterten Hauptschulabschluss dies nicht wie selbstverständlich beinhalten?<br />

Setzen den Erfahrungen zufolge nicht viele Betriebe ohnehin auf ihre eigenen Bewerbertests, in<br />

denen die entsprechenden Defizite ohnehin zu Tage treten - o<strong>der</strong> eben nicht? Die Mehrheit <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte sah jedoch in Kompetenznachweisen auf dem Feld von Kulturtechniken als „Portfolio-<br />

Bestandteil“ einen potenziellen Nutzen gerade auch für diejenigen Jugendliche, die einen<br />

erfolgreichen Abschluss <strong>der</strong> Bildungsgänge nicht o<strong>der</strong> nur knapp erreichen und auf dieser Basis<br />

eine Beschäftigung o<strong>der</strong> Ausbildung suchen müssen.<br />

In Bezug auf soziale Kompetenzen - <strong>der</strong>en Entwicklung in <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> meisten<br />

einbezogenen Lehrkräfte die zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung in den hier betrachteten Bildungsgängen<br />

darstellt - erscheint es zunächst durchaus ebenso möglich, zu erreichende Kompetenzen als<br />

„Baustein“ zu konkretisieren und damit auch den Bewertungsmaßstäben ein höheres Maß an<br />

„Objektivierbarkeit“ zu verleihen.<br />

An<strong>der</strong>erseits erschien die Übertragung des Baustein-Konzepts auf den Bereich sozialer<br />

Kompetenzen nicht unbedingt schlüssig:<br />

• Soziale Schlüsselqualifikationen können kaum abstrakt „für sich“ gelernt werden; sie<br />

bedürfen <strong>der</strong> Einbettung in einen realen Kontext sozialer Interaktion.<br />

• Soziale Kompetenzen, wie Verlässlichkeit, Verantwortungsbereitschaft, Kritikfähigkeit,<br />

Teamfähigkeit, angemessene Kommunikationsformen, bauen nicht logisch aufeinan<strong>der</strong> auf,<br />

wie es für die meisten Inhalte <strong>der</strong> berufsfeldspezifischen und berufsübergreifenden Fächer<br />

<strong>der</strong> Fall ist, und können daher nur schwer als sukzessiv erwerbbare Bausteine dargestellt<br />

werden.<br />

Ebenso problematisch ist daher auch die Frage, welche Nachweise für Bausteine <strong>zur</strong><br />

Sozialkompetenz vorstellbar sind. Bögen, welche die Erfüllung <strong>der</strong> sozialen Ansprüche bewerten,<br />

43


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

die im Speziellen die Schule und potenzielle Ausbildungsbetriebe an die Jugendlichen stellen, sind<br />

in den Schulen umstritten. Vielfach werden – z. B. für die freiwillige Teilnahme an einem<br />

Sozialtraining, die man als „Qualifizierungsbaustein“ definieren könnte - lediglich einfache<br />

Teilnahmebescheinigungen ausgestellt. Neben <strong>der</strong> generellen Problematik, Sozialverhalten in Noten<br />

zu bewerten, wären entsprechende Bewertungsbögen auch heikel, falls sie notwendiger Bestandteil<br />

bzw. Ergänzung eines Zeugnisses sein sollten. Dass eine Bewertung des Sozialverhaltens insofern<br />

nur als deutliche „interne“ Rückmeldung an die Schülerinnen und Schüler über die Erfüllung o<strong>der</strong><br />

Nichterfüllung gesellschaftlicher Mindestansprüche an das Sozialverhalten erwünscht sein könnte,<br />

ist nun allerdings schon dann praktisch infrage gestellt, wenn nur ein Teil <strong>der</strong> Absolventen und<br />

Absolventinnen diese Bewertungsbögen ihren Bewerbungen individuell beilegt, da nunmehr ein<br />

„Fehlen“ dieses Bogens als Ausdruck nicht vorzeigbarer schlechter „Sozialnoten“ gewertet werden<br />

dürfte.<br />

Ein nachhaltiger Einsatz von Qualifizierungsbausteinen ist auch eine Frage <strong>der</strong> Mittel<br />

Einige Lehrkräfte legten in den Werkstattgesprächen Wert auf die Feststellung, dass eine<br />

nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsgänge durch Qualifizierungsbausteine nicht kostenneutral zu<br />

erreichen sei:<br />

• Qualifizierungsbausteine bedeuten (in <strong>der</strong> Regel) höheren Aufwand bei personellen und<br />

sachlichen Mitteln: Sollen Qualifizierungsbausteine tatsächlich mehr Berufs- und<br />

Praxisorientierung bringen, sind an<strong>der</strong>e Unterrichtsformen erfor<strong>der</strong>lich als im<br />

Fächerunterricht. Praktika bzw. Schulprojekte o<strong>der</strong> Übungsfirmen erfor<strong>der</strong>n zum einen nicht<br />

nur die entsprechende Infrastruktur (Räumlichkeiten und technische Ausstattung), son<strong>der</strong>n<br />

auch einen höheren Personalaufwand (Beteiligung von Lehrmeistern o<strong>der</strong> Betreuung durch<br />

2 fachliche Lehrkräfte). Aus einigen Bildungsgängen wird berichtet, dass im Rahmen <strong>der</strong><br />

<strong>schulischen</strong> Möglichkeiten eine kontinuierliche Schaffung von geeigneten Praxisfel<strong>der</strong>n<br />

nicht gewährleistet werden kann: Beispielsweise steht ein renovierbarer Raum als Praxisfeld<br />

nicht stets <strong>zur</strong> Verfügung. Eine Festlegung des Bildungsgangs auf einen<br />

Qualifizierungsbaustein, <strong>der</strong> ein solches Praxisfeld notwendig unterstellt, ist daher nicht<br />

sinnvoll.<br />

• Dieser Mehraufwand wird insbeson<strong>der</strong>e unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

thematisiert: Sollen diese Konzepte tatsächlich nachhaltig sein, müsse eine angemessene<br />

Mittelausstattung absehbar gesichert sein. Die einbezogenen Lehrkräfte berichten aus <strong>der</strong><br />

Vergangenheit oft über unbefriedigende Erfahrungen aus Modellversuchen, in denen mit<br />

großem Aufwand gute Konzepte entwickelt wurden, die sich dann aber in <strong>der</strong> Praxis nicht<br />

nachhaltig umsetzen ließen und daher wie<strong>der</strong> „eingeschlafen“ sind. Und so wird auch in<br />

Bezug auf die Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen die Frage gestellt, ob sich <strong>der</strong><br />

Aufwand lohnt, wenn nicht gesichert ist, dass sich die Ergebnisse auch nachhaltig umsetzen<br />

lassen.<br />

Grundsätzliche Bedenken gegen „anrechnungsfähige Qualifizierungsbausteine“<br />

Die <strong>schulischen</strong> Gesprächspartner und Geprächspartnerinnen teilten die oben seitens <strong>der</strong> Träger<br />

ausgeführten Gründe, warum in <strong>der</strong> Praxis eine Anrechnung von Qualifizierungsbausteinen de facto<br />

nur in wenigen Ausnahmefällen erfolgt.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> einbezogenen Lehrkräfte formulierte darüber hinaus grundsätzliche Bedenken gegen<br />

eine zu deutliche Ausrichtung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine an den Inhalten bundesweit anerkannter<br />

44


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Ausbildungsberufe. Es sei ein gewisser Wi<strong>der</strong>spruch, einerseits als Ziel <strong>der</strong> Bildungsgänge eine<br />

„breite Berufsorientierung“ zu formulieren, an<strong>der</strong>erseits diese mittels „Qualifizierungsbausteinen<br />

aus bundesweit anerkannten Ausbildungsberufen“ erreichen zu sollen. Denn damit wäre es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, Inhalte aus einem bestimmten Beruf des Berufsfelds zum Gegenstand zu machen, also<br />

die Berufsorientierung tendenziell eher zu verengen. Dies träfe nur dann nicht zu, wenn<br />

übergreifende Inhalte aus mehreren Berufen des Berufsfelds identifiziert und zugrunde gelegt<br />

werden können.<br />

Gegen den Maßstab, dass die Qualifizierungsbausteine in den Bildungsgängen idealerweise die<br />

Ausbildungsinhalte des ersten Lehrjahrs abbilden sollten, sprechen aus Sicht <strong>der</strong> einbezogenen<br />

Lehrkräfte auch folgende Überlegungen:<br />

• Die angestrebten Schulabschlüsse mit ihren durch die Prüfung gesetzten Anfor<strong>der</strong>ungen wie<br />

auch das heutige Leistungsniveau <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler führen zu an<strong>der</strong>en<br />

pädagogischen Schwerpunktsetzungen, die einer ausschließlichen Orientierung auf<br />

Ausbildungsinhalte entgegenstehen.<br />

• Insofern eine Anrechnung de facto nur in Einzelfällen überhaupt erfolgt, ergibt sich für die<br />

große Mehrheit <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler eine unerwünschte Lage: Die in <strong>der</strong> Schule<br />

zum Gegenstand gemachten Ausbildungsbestandteile würden in <strong>der</strong> Ausbildung als bloße<br />

Wie<strong>der</strong>holung wahrgenommen, auch wenn dies nur z.T. zutreffend ist. Damit drohen ein<br />

demotivieren<strong>der</strong> Effekt und somit die Gefahr, dass <strong>der</strong> Anschluss verpasst wird, wenn und<br />

insofern die Behandlung <strong>der</strong> Gegenstände in <strong>der</strong> Ausbildung über das bereits in <strong>der</strong> Schule<br />

Gemachte hinausgeht.<br />

• Die in den einjährigen Bildungsgängen realisierbaren berufsbezogenen Inhalte bleiben daher<br />

notwendig unterhalb dessen, was - etwa im Rahmen <strong>der</strong> für die Einstiegsqualifizierung (EQ)<br />

- als Qualifizierungsbausteine entwickelt und zertifiziert wurde.<br />

• Es wird die Gefahr gesehen, durch „Kammerzertifikate“ für weniger „anspruchsvolle“<br />

Bausteine die Akzeptanz <strong>der</strong> bestehenden zertifizierten EQ-Bausteine anzugreifen.<br />

Vor diesem Hintergrund äußerten sich die einbezogenen Lehrkräfte durchgängig skeptisch<br />

insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich des Anspruchs, dass Qualifizierungsbausteine letztlich durch eine<br />

Anrechnung auf die Ausbildung zu einer Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildungszeit beitragen sollen. Eine<br />

solche Anrechnung werde von <strong>der</strong> großen Mehrheit <strong>der</strong> Betriebe nicht gewünscht. Frühere<br />

Erfahrungen sprächen im Übrigen dafür, insbeson<strong>der</strong>e von einer Verpflichtung <strong>der</strong> Betriebe <strong>zur</strong><br />

Anerkennung von Zeiten in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung Abstand zu nehmen; diese führe zu<br />

einer Fehlsteuerung. Es seien Beispiele aus <strong>der</strong> Vergangenheit bekannt, wo unter dieser Rechtslage<br />

Betriebe Jugendlichen Ausbildungsplätze unter <strong>der</strong> Bedingung zugesagt haben, dass die<br />

Abschlussprüfung nicht bestanden wird, um <strong>der</strong> Anerkennungsverpflichtung zu entgehen. Dies ist<br />

offenkundig nicht mit dem Ziel, die Zahl <strong>der</strong> Jugendlichen ohne Schulabschluss zu verringern,<br />

vereinbar.<br />

Auch gilt die „fehlende“ quasi offizielle Anerkennung <strong>der</strong> Nachweise durch Kammern nicht als<br />

drängendes Problem bzw. zu überwinden<strong>der</strong> Mangel: Wie erläutert, stellen schuleigene Nachweise<br />

über erfolgreich absolvierte Bausteine ein wesentliches konzeptionelles Moment in <strong>der</strong>en<br />

Konzeption und Durchführung dar. Die <strong>schulischen</strong> Nachweise beweisen ihren Wert in <strong>der</strong> Praxis,<br />

insofern die Betriebe sie als aussagekräftige Ergänzung zum Zeugnis <strong>zur</strong> Kenntnis nehmen. Wichtig<br />

ist somit vor allem auch, ob die Schülerinnen und Schüler in <strong>der</strong> Lage sind, in einem<br />

Bewerbungsgespräch die Nachweise zu „erläutern“, also darzustellen, wie <strong>der</strong> Nachweis erworben<br />

45


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

wurde: Denn so erschließt sich für die Betriebsseite, ob hinter dem Nachweis reell erworbene<br />

Kompetenzen, auf die in einer Ausbildung aufgebaut werden könnte, stehen.<br />

Abschließend soll an dieser Stelle darüber berichtet werden, dass ein Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte die<br />

insbeson<strong>der</strong>e seitens <strong>der</strong> Gewerkschaften formulierten Befürchtungen gegenüber<br />

Qualifizierungsbausteinen als Modularisierungsschritt in <strong>der</strong> beruflichen Bildung und damit als<br />

potenzielle Unterhöhlung des Dualen Systems und des Anspruchs, allen Jugendlichen eine<br />

vollwertige Ausbildung zu ermöglichen, teilt. 47<br />

In den Werkstattgesprächen war es daher des Öfteren erfor<strong>der</strong>lich, darauf hinzuweisen, dass die im<br />

Rahmen von Opti-Qua ins Auge gefassten „Module“ nicht in diesem Sinn – als Einstieg in eine<br />

Modularisierung <strong>der</strong> Berufsbildung – zu verstehen sind, insbeson<strong>der</strong>e, insofern auch die<br />

Möglichkeit <strong>zur</strong> Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen zu einer zielgruppengerechten<br />

praktischen Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsgänge, die auch deutlich unter den Ansprüchen „offiziell<br />

zertifizierter“ Qualifizierungsbausteine liegen könnten, offen gehalten wird.<br />

5.4 Wo sind GM (Gen<strong>der</strong> Mainstreaming) und CM (Cultural Mainstreaming) zu<br />

verorten?<br />

Hinsichtlich GM und CM lieferte die Befragung von Schulen und Trägern Aussagen von so großer<br />

Übereinstimmung, dass sie hier für beide Bereiche gemeinsam dargestellt werden können.<br />

Die Fragestellung in den Werkstattgesprächen lautete, wie bzw. inwiefern die Maßnahmen und<br />

Bildungsgänge, weiter eingeschränkt: die Entwicklung und Durchführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen, einen Betrag <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Chancengleichheit von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund bzw. <strong>der</strong> Geschlechter leisten können.<br />

5.4.1 Beitrag <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Chancengleichheit von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

In den berücksichtigten Maßnahmen / Bildungsgängen findet sich in <strong>der</strong> Regel ein hoher Anteil von<br />

Schülern und Schülerinnen bzw. Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Migrationshintergrund.<br />

Deren spezifische Unterstützungsbedarfe und Problemlagen bilden damit Teil des Alltags in den<br />

Bildungsgängen und Maßnahmen.<br />

Generell sehen sowohl Träger als auch Schulen in <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Bildungsgänge und<br />

Maßnahmen im engen Sinn - insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Entwicklung und Durchführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen - nur geringe Einflussmöglichkeiten im Sinne eines Cultural<br />

Mainstreamings.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Träger realisiert sich ihre Verantwortung auf diesem Gebiet auf an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Konfliktberatung bzw. generell im Rahmen <strong>der</strong> individuellen psychosozialen<br />

Betreuung. So sind Konflikte mit sozialem Umfeld (Elternhaus) über die Berufsorientierung nicht<br />

selten: Beispielsweise wollen Eltern ihren Standpunkt „Mein Sohn wird aber Maurer!“ o<strong>der</strong><br />

„Metallbauer ist kein Beruf für meine Tochter!“ berücksichtigt sehen, obwohl formell längst die<br />

Volljährigkeit des/<strong>der</strong> Teilnehmers/Teilnehmerin besteht. Hier kann im Rahmen <strong>der</strong><br />

Konfliktberatung interveniert werden, um zu erreichen, dass das soziale Umfeld die Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> jungen Erwachsenen nicht nur akzeptiert, son<strong>der</strong>n im Idealfall die Bereitschaft, sie mitzutragen,<br />

entwickelt.<br />

Auch an den Schulen wird <strong>der</strong> Gesichtspunkt des Beitrags <strong>zur</strong> Chancengleichheit von Menschen<br />

47 Ein kurzer Blick auf wesentliche Argumente <strong>der</strong> Modularisierungskritiker wird in Kapitel 2 ermöglicht.<br />

46


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

mit Migrationshintergrund mehr außerhalb <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Lehrpläne verortet: Er ist dort<br />

angesiedelt, wo Lehrkräfte, ggf. in Zusammenarbeit mit <strong>schulischen</strong><br />

Sozialpädagogen/Sozialpädagoginnen, (konflikt-)beratend tätig werden und spezifische<br />

Hilfestellungen geben. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Einschätzung aus dem Kreis<br />

<strong>der</strong> einbezogenen Lehrkräfte, dass bestimmte Problematiken, die zunächst in den<br />

Migrationshintergrund eingeordnet werden könnten – etwa dort, wo bestimmte Moralvorstellungen<br />

und Werturteile <strong>der</strong> Eltern in Konflikt mit <strong>der</strong> Berufsfeldentscheidung <strong>der</strong> Jugendlichen geraten -<br />

tatsächlich mehr mit <strong>der</strong> „Bildungsferne“ als mit dem Migrationshintergrund des Elternhauses<br />

verknüpft sind, insofern sie ebenso gut in Familien ohne Migrationshintergrund beobachtet werden.<br />

5.4.2 Beitrag <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Chancengleichheit <strong>der</strong> Geschlechter<br />

Eine deutliche Geschlechtersegregation in den Berufsfel<strong>der</strong>n bildet bei Trägern wie Schulen<br />

gleichermaßen einen Ausgangspunkt. In den verschiedenen Berufsfel<strong>der</strong>n spiegelt sich eine<br />

tradierte „geschlechtstypische“ Berufsorientierung deutlich wi<strong>der</strong>. In einigen Berufsfel<strong>der</strong>n (z.B. in<br />

<strong>der</strong> BFS Technik) sind Schülerinnen extrem unterrepräsentiert bzw. gar nicht vorhanden. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite werden einzelne niedrigschwellige Bildungsgänge sogar bewusst unter Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Koedukation durchgeführt, um Lernfortschritte zu för<strong>der</strong>n (ABS).<br />

Lassen sich die berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge bzw. BvB-Maßnahmen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen in ihnen, dazu nutzen, diese tradierten<br />

Berufsfeldorientierungen „aufzubrechen“? Folgende Überlegungen wurden in den<br />

Werkstattgesprächen ausgeführt:<br />

• Soweit die Schülerinnen und Schüler sich auf Grundlage einer bewussten Wahl „ihrer“<br />

Berufsrichtung an einem Bildungsgang/an einer Schule anmelden o<strong>der</strong> Teilnehmer/-innen<br />

an BvB-Maßnahmen eine solche Orientierung bereits entwickelt haben, liegt die Zeit <strong>der</strong><br />

Weichenstellung, die im Sinne größerer Chancengleichheit <strong>der</strong> Geschlechter beeinflusst<br />

werden könnte, offenbar vor <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> einbezogenen Bildungsgänge bzw.<br />

Maßnahmen.<br />

• Ist es überhaupt wünschenswert, die von den Jugendlichen bzw. Teilnehmer/-innen an dieser<br />

Stelle bereits getroffenen beruflichen Orientierungsentscheidungen „offensiv“ infrage zu<br />

stellen? Angesichts <strong>der</strong> schwierigen Situation vieler Jugendlicher in den Bildungsgängen<br />

wie vieler Teilnehmer/-innen in den Maßnahmen komme es vor allem darauf an, diese<br />

(wie<strong>der</strong>) „aufs Gleis zu setzen“, sie also dafür zu gewinnen, eine positive Stellung zum<br />

<strong>schulischen</strong> bzw. Träger-Angebot und <strong>der</strong> darin eingeschlossenen Perspektive einzunehmen.<br />

Eine erneute Infragestellung <strong>der</strong> gewählten Richtung <strong>der</strong> beruflichen Orientierung wäre<br />

demgegenüber in <strong>der</strong> Regel kontraproduktiv.<br />

• Kenntnisse im Rahmen des gewählten Berufsfelds und Wissen über die zugeordneten<br />

Berufe und ihre Anfor<strong>der</strong>ungen im Arbeitsleben zu erwerben, ist bereits ein umfangreicher<br />

Anspruch. Möglichkeiten zum Erwerb von Erfahrungen auch in an<strong>der</strong>en Berufsfel<strong>der</strong>n zu<br />

organisieren, überfor<strong>der</strong>t meist die organisatorischen und personellen Ressourcen.<br />

Möglichkeiten, noch im Entstehungsprozess von Berufswahlentscheidungen Einfluss im Sinne des<br />

GM zu nehmen, ergeben sich somit mehr auf an<strong>der</strong>en Handlungsfel<strong>der</strong>n, etwa in <strong>der</strong><br />

Berufsorientierungsphase <strong>der</strong> allgemeinbildenden Schulen wie in <strong>der</strong> Beratungsaktivität <strong>der</strong><br />

Schulen bzw. zum Teil auch in <strong>der</strong> Orientierungsphase <strong>der</strong> Trägermaßnahmen.<br />

47


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

6 Expertengespräche zu Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen <strong>der</strong> Wirtschaft an<br />

Qualifizierungsbausteine im Rahmen berufsausbildungsvorbereiten<strong>der</strong><br />

Bildungsgänge<br />

6.1 Aufgabe <strong>der</strong> Expertengespräche<br />

Ziel <strong>der</strong> Gespräche war es, die für den Projektverlauf relevanten Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft an Qualifizierungsbausteine im Rahmen <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung und an<br />

<strong>der</strong>en schulische Nachweise zu ermitteln. Die Ergebnisse sollten eine Grundlage für die Beratung<br />

<strong>der</strong> teilnehmenden Lehrkräfte liefern und frühzeitig in die Gestaltung <strong>der</strong> zu entwickelnden<br />

Bausteine eingehen. So sollte ein spezifischer Beitrag dazu geleistet werden, dass die von den<br />

Schulen entwickelten Bausteine und Nachweise den externen Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen <strong>der</strong><br />

regionalen Wirtschaft entsprechen.<br />

Lesehinweis zu diesem Kapitel:<br />

Die Entscheidungen, welche Bildungsgänge mit welchen konkreten Vorhaben im Projekt<br />

mitarbeiten, gingen den Expertengesprächen voraus. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Betriebsbefragungen<br />

sollten in die konkreten Vorhaben einfließen und sind daher auch in Bezug auf diese Vorhaben<br />

darzustellen.<br />

Da die Expertengespräche an<strong>der</strong>erseits einen wichtigen Teil <strong>der</strong> Bestandsaufnahme bilden, aus<br />

<strong>der</strong>en allgemeinen Ergebnissen sich die praktische Ausrichtung <strong>der</strong> Projektarbeit mit begründet,<br />

wird diese hier <strong>der</strong> detaillierten Darstellung <strong>der</strong> Schulvorhaben in Kapitel 7 vorangestellt.<br />

Für Leser/-innen, die bereits hier auf die Informationen zu den jeweiligen Schulvorhaben zugreifen<br />

wollen, haben wir Querverweise an den entsprechenden Stellen eingefügt.<br />

6.2 Durchführung <strong>der</strong> Expertengespräche<br />

6.2.1 Umfang und Zeitrahmen<br />

Insgesamt waren 10 Expertinnen und Experten an den Gesprächen beteiligt. Die Gespräche wurden<br />

zwischen dem 25. Juni 2009 und dem 22. Oktober 2009 realisiert. Der Anfangszeitpunkt lag somit<br />

noch vor dem Beginn <strong>der</strong> Schulvorhaben im Projekt (mit Beginn des Schuljahrs 2009/10).<br />

Intendiert war, die Befragungsphase möglichst rasch abzuschließen, denn von den Ergebnissen<br />

wurden wichtige Beiträge für die weitere Projektarbeit erwartet, die frühzeitig in die Schulvorhaben<br />

eingebracht werden sollten. Obwohl sich einzelne Interviewtermine in den Betrieben in Anpassung<br />

an den engen Terminkalen<strong>der</strong> unserer Gesprächspersonen erst gegen Ende Oktober realisieren<br />

ließen, konnte dieses Ziel im Wesentlichen erreicht werden.<br />

6.2.2 Auswahl <strong>der</strong> befragten Institutionen und Gesprächspersonen<br />

Um die Anfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen <strong>der</strong> Wirtschaft in Bezug auf die geplanten<br />

Qualifizierungsbausteine zu ermitteln, wurden zwei Bereiche mit Expertengesprächen abgedeckt:<br />

1. Expertengespräche mit den im Beirat vertretenen Arbeitgeberkammern (Handelskammer<br />

Bremen, Industrie- und Handelskammer Bremerhaven, Handwerkskammer Bremen und<br />

Kreishandwerkerschaft Bremerhaven).<br />

48


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

2. Expertengespräche mit Unternehmen, die als potenzielle Ausbildungsbetriebe für die<br />

Absolventen/Absolventinnen <strong>der</strong> einbezogenen Bildungsgänge (Kapitel 7) infrage kommen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Berufsfeld-Ausrichtung <strong>der</strong> einbezogenen Bildungsgänge wurden<br />

Ausbildungsbetriebe<br />

einbezogen.<br />

• für technische Berufe aus Handwerk und Industrie (für BFS Technik am TBZ Mitte),<br />

• für hauswirtschaftliche Berufe (für BFS Hauswirtschaftliche Dienstleistungen bzw. BFS<br />

für Hauswirtschaft und Soziales sowie Berufsfeldorientierungskurse, Schulzentrum<br />

Geschwister Scholl Bremerhaven und Schulzentrum Blumenthal),<br />

• im Einzelhandel (für Handelsschule, Schulzentrum Bördestraße)<br />

• sowie ergänzend ein großer Logistikdienstleister<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Betriebe und Gesprächspartner/-innen erfolgte zum einen auf Basis <strong>der</strong><br />

bestehenden Betriebskontakte aus dem EQUIB-Projekt/RMQ 48 . Aus diesem Zusammenhang<br />

bestehende Kontakte zu Experten/Expertinnen aus dem Bereich Personalentwicklung und<br />

Ausbildung konnten für die Befragung aktiviert werden. Außerdem wurden Expertenempfehlungen<br />

und Hinweise aus Schulen berücksichtigt.<br />

6.2.3 Themenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gespräche<br />

In den Gesprächen mit den Betrieben wurden die folgenden Gesichtspunkte erörtert. Die folgende<br />

Glie<strong>der</strong>ung wurde den Befragten vorab als Leitfaden <strong>zur</strong> Verfügung gestellt:<br />

1. Anfor<strong>der</strong>ungen an Ausbildungsplatzbewerber/-innen, Auswahlverfahren<br />

• Welche Rolle spielen Schulabschlüsse, Zeugnisnoten? „Kopfnoten“?<br />

• Rolle von sozialen Basiskompetenzen?<br />

• Rolle von kulturellen Basiskompetenzen?<br />

• Eigene Eignungstests und -prüfungen?<br />

2. Demografischer Wandel<br />

• Stellt sich <strong>der</strong> Betrieb darauf ein, zukünftig auch auf „schwächere“ Bewerber/-innen<br />

<strong>zur</strong>ückgreifen zu müssen?<br />

• Auswirkungen auf die Ausbildung?<br />

3. Bewerber/-innen, die sich aus den Berufsfachschulen für Technik heraus bewerben:<br />

Erwartungen, Erfahrungen?<br />

4. Inhalte für Qualifizierungsbausteine in den berufsausbildungsvorbereitenden<br />

Bildungsgängen aus betrieblicher Sicht<br />

• Welche nachgewiesenen Teilkompetenzen sind dafür interessant?<br />

• Wie sollte <strong>der</strong> Bezug zu den Ausbildungsverordnungen aussehen? (Spezifische<br />

Teilaspekte versus breitere Abdeckung von Inhalten des 1. Ausbildungsjahrs?)<br />

48 „Regionales Monitoring-System Qualifikationsentwicklung“, seit 2001, siehe http://www.equib.de.<br />

49


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

5. Gestaltung <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Nachweise über die in Qualifizierungsbausteinen erworbenen<br />

Kompetenzen<br />

• Wie sollte so ein Nachweis aussehen?<br />

• Nachweise über erworbene „soziale Kompetenzen“ - sinnvoll?<br />

• Rolle solcher Nachweise für die Auswahl <strong>der</strong> Ausbildungsplatzbewerber/-innen?<br />

6. Auswirkungen auf die praktische Durchführung <strong>der</strong> Ausbildung?<br />

• Anerkennung und Anrechnung von Qualifizierungsbausteinen auf die Ausbildung<br />

• Was ist hier denkbar, was nicht?<br />

7. Gleichberechtigung <strong>der</strong> Geschlechter und von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

• Wie können/sollten diese Aspekte in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

geför<strong>der</strong>t werden?<br />

• Für technische Berufe: Wo wäre anzusetzen, um die Zahl <strong>der</strong> weiblichen<br />

Auszubildenden in technischen Berufen zu steigern?<br />

In den Gesprächen mit den Kammern standen <strong>der</strong> Gesichtspunkt <strong>der</strong> Sinnhaftigkeit einer<br />

„Zertifizierung“ und „Anrechenbarkeit“ <strong>der</strong> in den Schulen geplanten QB bzw. die Frage, welche<br />

inhaltlichen und formalen Aspekte für schulische Nachweise sinnvoll sein können, im Vor<strong>der</strong>grund<br />

<strong>der</strong> Diskussion.<br />

6.3 Zusammenfassende Auswertung<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgt zunächst in Bezug auf die jeweiligen Schulvorhaben, für die<br />

sie praktisch relevant sind und in die sie z.T. auch praktischen Eingang gefunden haben.<br />

Einige übergreifende Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung werden abschließend dargestellt.<br />

6.3.1 BFS Technik (siehe Seite 58)<br />

a) Die Überlegung <strong>der</strong> beteiligten Schule, einen <strong>der</strong> Bausteine auf technische Mathematik<br />

aus<strong>zur</strong>ichten, wurde betrieblicherseits unterstützt: Aussagekräftige Beurteilungen über die<br />

mathematischen Kompetenzen sind bei <strong>der</strong> (Vor-)Auswahl von Ausbildungsplatzbewerbern/bewerberinnen<br />

von großer Bedeutung.<br />

Von <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung wird erwartet, dass an ihrem Ende ein<br />

Grundverständnis für mathematische Zusammenhänge und Operationen vorhanden ist. Die<br />

Fähigkeit, schätzen o<strong>der</strong> Ergebnisse von Rechnungen auf ihre Plausibilität in ihrem technischen<br />

Zusammenhang hin beurteilen zu können, bildet dabei einen wichtigen Gesichtspunkt. Es werden<br />

generell eine zu große Abhängigkeit vom Taschenrechner und ein weitgehend begriffsloser<br />

Umgang mit Formeln beobachtet. Der Bedeutungsgehalt von Rechenoperationen (Prozentrechnung,<br />

Dreisätze) o<strong>der</strong> von Formeln (Ohmsches Gesetz) wird oft nicht verstanden. An diesem Problem<br />

sollte <strong>der</strong> geplante Baustein, wenn möglich, ansetzen. Der Nachweis sollte darstellen, welche<br />

konkreten Kompetenzen erfolgreich vermittelt wurden.<br />

b) „Technische Kommunikation“ wurde als weiterer möglicher Inhalt eines Bausteins<br />

vorgeschlagen. Hinter dieser Anregung stand insbeson<strong>der</strong>e das Argument, dass Zeichnungen eine<br />

Art übergreifen<strong>der</strong> „Sprache“ technischer Berufe darstellen. Handwerker/-innen verständigen sich<br />

50


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

über Zeichnungen, auch über Sprachschranken hinweg. Ein grundlegendes Verständnis für<br />

Zeichnungen würde Ausbildungsplatzbewerbern/-bewerberinnen einen kompensatorischen Vorteil 49<br />

verschaffen.<br />

Die hier gemeinte Kompetenz ist abzugrenzen von einem vertieften Wissen <strong>zur</strong> Erstellung bzw.<br />

zum Lesen von technischen Zeichnungen. Vielmehr geht es um die Fähigkeit, aus Zeichnungen<br />

heraus eine konkrete gedankliche Vorstellung über das Dargestellte zu entwickeln. Dies können<br />

etwa die räumliche Vorstellung eines gezeichneten Körpers o<strong>der</strong> die grundlegende Vorstellung über<br />

die Art des mit <strong>der</strong> Zeichnung verbundenen Arbeitsauftrags usw. sein.<br />

c) Die Überlegung <strong>der</strong> Lehrkräfte, als konkreten Inhalt eines Bausteins Arbeitsschutz als soziale<br />

Kompetenz aufzugreifen, wurde im Prinzip unterstützt, allerdings wurden dabei zu<br />

berücksichtigende Bedenken vorgebracht. Insbeson<strong>der</strong>e wurde darauf hingewiesen, dass<br />

Arbeitsschutz stets eine sehr betriebsspezifische Ausprägung hat und insofern im Betrieb „gelebt“<br />

werden muss. Die Erfahrung zeige lei<strong>der</strong>, dass arbeitsschutzbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz<br />

dazu neige, mit <strong>der</strong> Zeit und Routine in Nachlässigkeit überzugehen - bis die nächste Schulung<br />

ansteht. Vor diesem Hintergrund kann jedoch eine grundsätzliche „Öffnung“ für die Problematik in<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung sinnvoll sein, um eine Basis für eine nachhaltige<br />

Verantwortlichkeit zu schaffen.<br />

Der Ansatz, Arbeitsschutz vor allem in seiner Bedeutung für den (eigenen) Gesundheitsschutz zu<br />

einwickeln, traf insofern auf betriebliches Interesse. Auf keinen Fall dürften allerdings schulische<br />

Nachweise auf diesem Feld <strong>der</strong> Fehleinschätzung bzw. Überschätzung Vorschub leisten, „man<br />

wisse ja nun schon Bescheid über Arbeitsschutz“.<br />

Aus einem <strong>der</strong> Betriebe wurde hierzu eine weitere Anregung gegeben: Insofern es sich bei <strong>der</strong><br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Betriebsunfälle inzwischen um Wegunfälle handele, wäre <strong>der</strong> Einbezug des<br />

Themenfelds „Verhalten im Verkehr“ sinnvoll. Der Betrieb beobachtet oft, dass Jugendliche den<br />

allgemeinen Vorschriften <strong>der</strong> Straßenverkehrsordnung und damit auch den auf dem Betriebsgelände<br />

geltenden Regeln eine allzu große Nonchalance entgegenbringen. Insbeson<strong>der</strong>e viele jugendliche<br />

(männliche) Fahrer überschätzen ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten <strong>der</strong> Fahrzeugbeherrschung.<br />

Dabei fehlt es nicht nur am Bewusstsein für die Selbstgefährdung. Oft ist ihnen nicht klar, dass sie<br />

An<strong>der</strong>e gefährden und dass sie für von ihnen verursachte Personenschäden ggf. für den Rest ihres<br />

Lebens haftbar sind.<br />

Den Bedenken gegenüber einem vorwiegend „technischen“ und damit auf betriebliche<br />

Beson<strong>der</strong>heiten gerichteten Verständnis des Themas Arbeitsschutz wird in <strong>der</strong> TBZ dadurch<br />

Rechnung getragen, dass am Gegenstand Arbeitsschutz auch grundlegende Schlüsselkompetenzen<br />

und Selbstkompetenzen für ein verantwortliches Verhalten am Arbeitsplatz und in <strong>der</strong> Gruppe<br />

vermittelt werden; als Titel des Bausteins wurde daher „Arbeitsschutz und Kommunikation“<br />

gewählt.<br />

6.3.2 BFS Hauswirtschaft (siehe Seite 59 bzw. Seite 60)<br />

a) Eine Ausrichtung auf soziale und kulturelle Basiskompetenzen wird betrieblicherseits für<br />

sinnvoll erachtet. Oft nicht genügend beachtete Aspekte dabei seien die eigene Körperpflege sowie<br />

das Wissen um gesunde Ernährung. Betriebe – insbeson<strong>der</strong>e im Bereich des Gesundheitswesens –<br />

können beide Gesichtspunkte bei <strong>der</strong> Auswahl von Ausbildungsplatzbewerber/-innen nicht außer<br />

Acht lassen.<br />

Auch im Bereich Hauswirtschaft spielten darüber hinaus mathematische Basiskompetenzen eine<br />

49 Als kompensatorisch kann dieser Vorteil bezeichnet werden, weil er darauf zielt, Nachteile auszugleichen, die sich<br />

aus dem Aufenthalt im Übergangssystem ergeben.<br />

51


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

herausragende Rolle. Es müsse beispielsweise möglich sein, ohne Taschenrechner grundlegende<br />

Operationen vorzunehmen und Rechenergebnisse auf Plausibilität hin zu beurteilen (Beispiel für die<br />

Alltäglichkeit dieser Anfor<strong>der</strong>ung: Berechnung von Lösungskonzentrationen u.v.a.m.).<br />

b) Folgende konkrete Inhalte für Qualifizierungsbausteine wurden für beson<strong>der</strong>s nützlich erachtet:<br />

• Wäschepflege: grundlegende Kenntnisse <strong>zur</strong> Aufarbeitung von Wäsche (Wäschearten, wie<br />

wird Wäsche behandelt, Funktion einer Waschmaschine usw.)<br />

• Küche: Schneidetechniken<br />

• Reinigung: Bodenarten (Bodenbeläge und <strong>der</strong>en Eigenschaften, Folgerungen für die<br />

Reinigung)<br />

Nachweise über solche Teilkompetenzen wurden als attraktiv eingeschätzt. Würden solche<br />

Nachweise vorgelegt, könnte man diese im Bewerbungsgespräch ansprechen. Die Fähigkeit des/<strong>der</strong><br />

Bewerber/-in, den Nachweis zu erläutern o<strong>der</strong> in einem Praktikum unter Beweis zu stellen, würde<br />

einen kompensatorischen Vorteil für ihn/sie darstellen.<br />

Während <strong>der</strong> Bedeutung des Aufbaus <strong>der</strong> mathematischen Basiskompetenzen im Vorhaben am SZ<br />

Blumenthal Rechnung getragen wird, wurden die Anregungen, die genannten konkreten und<br />

„verwertbaren“ Teilkompetenzen <strong>zur</strong> Grundlage von Bausteinen zu machen, nicht aufgegriffen.<br />

Dem stand <strong>der</strong> Auftrag <strong>der</strong> Bildungsgänge, eine breite Berufsorientierung zu leisten, entgegen.<br />

Darüber hinaus sind angesichts dessen, dass die Jugendlichen aus diesen Bildungsgängen in <strong>der</strong><br />

Praxis in ein sehr breites Spektrum möglicher Berufe und Branchen einmünden können, die<br />

genannten konkreten Inhalte zu spezifisch, um sie Bausteinen in den Bildungsgängen zugrunde<br />

legen zu können.<br />

6.3.3 BFS Wirtschaft / Handelsschule (siehe Seite 61)<br />

Die Überlegung <strong>der</strong> Lehrkräfte, kaufmännische Standardsoftware (wie z.B. „PC-Kaufmann“) als<br />

Baustein anzubieten, wurde betrieblicherseits gestützt. Damit könne auch das im Rahmen des<br />

Lernfeldkonzepts zu sehr reduzierte Gewicht <strong>der</strong> Buchhaltung praxisnah ein Stück weit<br />

kompensiert werden. Eine Verbindung zum Aufbau eines grundlegenden Verständnisses von<br />

Warenwirtschaftssystemen wurde nahegelegt.<br />

Auch für den Handel wurde die Rolle <strong>der</strong> kulturellen Basiskompetenzen, insb. <strong>der</strong> Mathematik,<br />

deutlich unterstrichen. Wichtig für den Handel wäre darüber hinaus auch <strong>der</strong> Ausgleich <strong>der</strong> Defizite<br />

auf dem Feld des grundlegenden Wissens über kulturelle Unterschiede in einer globalisierten Welt,<br />

die ein Kaufmann / eine Kauffrau berücksichtigen müssen (Beispiel: einschätzen können, ob eine<br />

Werbekampagne auf den europäischen o<strong>der</strong> japanischen Markt zielt). Diese Anregung konnte, weil<br />

inhaltlich nicht passend, im umgesetzten Software-Baustein nicht berücksichtigt werden.<br />

6.3.4 Berufsfeldübergreifende Resultate<br />

a) Alle befragten Betriebsexperten bzw. Betriebsexpertinnen unterstreichen die Bedeutung <strong>der</strong><br />

sozialen Kompetenzen für die Chancen einer Ausbildungsplatzbewerbung. Die nach Aussagen <strong>der</strong><br />

Befragten sehr häufig anzutreffenden Defizite auf diesem Feld wurden in den Gesprächen<br />

ausführlich und plastisch dargestellt. Demnach bringen sich nicht wenige Jugendlichen durch bloße<br />

Formfehler in <strong>der</strong> schriftlichen Bewerbung o<strong>der</strong> im Vorstellungsgespräch um die Chance, in die<br />

nähere Wahl zu kommen.<br />

52


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Insofern gilt Bewerbungstraining als wichtiger und richtiger Ansatz. Dessen Nutzen wurde jedoch<br />

von einzelnen Befragten auch relativiert: Den Bewerbungen fehlen nunmehr oftmals wichtige<br />

individuelle Züge, wenn lediglich bekannte Schablonen für das Bewerbungsschreiben benutzt bzw.<br />

wie<strong>der</strong>verwendet werden. O<strong>der</strong> es zeigt sich in <strong>der</strong> Praxis, dass die Situation<br />

„Bewerbungsgespräch“ zwar „gut einstudiert“, aber nicht wirklich souverän beherrscht wird. Das<br />

allgemeine Urteil lautet dennoch: Besser mit Bewerbungstraining als ohne!<br />

b) Die Diskussionen <strong>zur</strong> Umsetzung von Chancengleichheit <strong>der</strong> Geschlechter wie von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund im Rahmen <strong>der</strong> ausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge boten wenig<br />

Neues im Vergleich zu den aus den Werkstattgesprächen (Kapitel 5) gewonnenen Erkenntnissen.<br />

Auch die Betriebsvertreter/-innen sehen für Bemühungen, hergebrachte Berufswahlmuster<br />

„aufzubrechen“ und zu einer größeren Breite im Berufswahlverhalten von männlichen und<br />

weiblichen Jugendlichen zu kommen, in den hier angesprochenen Bildungsgängen wenig<br />

Ansatzpunkte: Die entsprechenden Grundsatzentscheidungen seien hier meist längst gefallen und<br />

verfestigt. Für nachhaltige Verän<strong>der</strong>ungen müsste vor allem in <strong>der</strong> Familie angesetzt werden.<br />

Ein interessanter Aspekt <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsaufnahme von Mädchen in technischen<br />

Berufen ergibt sich aus <strong>der</strong> Gegenüberstellung <strong>der</strong> Aussage aus dem befragten Maschinenbau-<br />

Industriebetrieb und dem Betrieb aus dem Elektrotechnik-Handwerk: Während <strong>der</strong> Industriebetrieb<br />

eine vermehrte Bewerbung von weiblichen Jugendlichen unbedingt befürworten würde, blieb <strong>der</strong><br />

Handwerksbetrieb demgegenüber skeptisch. Für den Industriebetrieb zählen die Vorteile gemischter<br />

Arbeitsgruppen auch in <strong>der</strong> Ausbildung, zumal Einsatzbeschränkungen, die sich aus physischen<br />

Unterschieden (insb. Körperkraft) einmal begründen ließen, mit <strong>der</strong> Technologieentwicklung längst<br />

überwunden sind. Für den Handwerksbetrieb spielt dagegen die Einschätzung eine Rolle, dass die<br />

(männlich dominierten) Arbeitsteams <strong>der</strong>zeit „noch nicht wirklich bereit“ sind, Frauen zu<br />

integrieren. „Auf <strong>der</strong> Baustelle“ herrsche weiterhin ein „rauer Ton“ und nur Frauen mit einer<br />

äußerst starken Persönlichkeit könne man empfehlen, in diesem Bereich eine Ausbildung<br />

aufzunehmen. 50<br />

Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichberechtigung von Menschen mit Migrationshintergrund ergaben sich in<br />

den Gesprächen folgende, in unserem Zusammenhang interessante Aussagen:<br />

• Die oben genannte Kompetenz zum Verständnis von Zeichnungen als „technischer<br />

Universalsprache“ könnte insbeson<strong>der</strong>e für Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund<br />

einen gewissen Ausgleich zu relativ schwächeren Deutschkenntnissen darstellen.<br />

• Es kam <strong>zur</strong> Sprache, dass in Teilbereichen handwerklicher Auftragsabwicklung - insb. beim<br />

Einsatz auf Baustellen - die Kommunikation in einer von alltagssprachlichen Komponenten<br />

durchsetzten Sprache erfolgt, in <strong>der</strong> z.T. auch die fachsprachlichen Begrifflichkeiten durch<br />

alltagssprachliche ersetzt werden. Auf dieser Grundlage komme es dann zu<br />

Missverständnissen, die ihrerseits Störungen und Fehler nach sich ziehen können. Diese<br />

sprachliche Realität werde bisher in Sprachkursen o<strong>der</strong> in schulischem Deutschunterricht<br />

nicht vermittelt, woraus sich ein spezifisches Einstellungshemmnis für Bewerber/-innen mit<br />

Migrationshintergrund - selbst bei sonst vorteilhaften Voraussetzungen - ergebe. Günstig<br />

wäre somit, wenn sich die tatsächlich im Arbeitsprozess bestimmter Branchen verwendete<br />

Sprache besser in die Berufsvorbereitung integrieren ließe.<br />

Das geschil<strong>der</strong>te Phänomen ist sicher ernst zu nehmen; <strong>der</strong> vorgeschlagene praktische<br />

50 Solche extremen Unterschiede in Bezug auf weibliche Auszubildende in technischen Berufen hatte das Projekt<br />

EQUIB am IAW bereits innerhalb <strong>der</strong> Branchen <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie ermittelt; siehe EQUIB-<br />

Monitoring-Bericht 2006/3, Seite 37f. Dieser Bericht kann weiterhin unter http://www.equib.de heruntergeladen<br />

werden.<br />

53


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Umgang mit ihm erscheint dem Projekt jedoch problematisch. Kann es im Sinn <strong>der</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> Chancengleichheit von Menschen mit Migrationshintergrund sein, eine<br />

quasi nur von Muttersprachlern erwartbare schnelle Adaption an die jeweilige<br />

„Alltagssprache“ <strong>zur</strong> Voraussetzung für die Einbindung in ein Arbeitsteam zu erheben?<br />

Zumal es <strong>zur</strong> Vermeidung von Kommunikationsproblemen viel näher läge, davon<br />

auszugehen, dass die Fachsprache - wie in <strong>der</strong> Ausbildung gelernt – auch die<br />

Kommunikation in <strong>der</strong> Arbeitsrealität bestimmt. Dies sollte als Grundlage für die<br />

Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe auch<br />

eingefor<strong>der</strong>t werden können. Kurz: Es sollte gerade in gemischten Arbeitsteams<br />

selbstverständlich sein, dass Arbeitsaufträge fachsprachlich korrekt kommuniziert werden;<br />

dies wäre ggf. im Rahmen <strong>der</strong> Personal- und Qualifizierungspolitik durch geeignete<br />

Informations- und Trainingsmaßnahmen umzusetzen.<br />

c) Generell ist bemerkenswert, wie einhellig die Frage <strong>zur</strong> Anrechenbarkeit von<br />

Qualifizierungsbausteinen beantwortet wird: Die Überlegung, mit Qualifizierungsbausteinen, die<br />

Teile des ersten Ausbildungsjahres vorwegnehmen, eine Verkürzung <strong>der</strong> Ausbildung am Anfang zu<br />

ermöglichen, wird durchweg als nicht praktikabel <strong>zur</strong>ückgewiesen. Die Aussagen aus den Betrieben<br />

selbst bestätigen somit die Einschätzungen über die (<strong>der</strong>zeit fehlende) betriebliche Akzeptanz für<br />

die Anrechnung von Bausteinen auf die Ausbildung, die das Projekt im Rahmen <strong>der</strong><br />

Werkstattgespräche bei Trägern und berufsbildenden Schulen (Kapitel 5) gewonnen hatte.<br />

Die Betriebe legen oft Wert auf die Klarstellung, dass es ihnen dabei nicht um die prinzipielle<br />

Ablehnung von Möglichkeiten einer Ausbildungszeitverkürzung geht, insofern ja bei erfolgreichem<br />

Ausbildungsverlauf eine Verkürzung am Ende <strong>der</strong> Ausbildung einvernehmlich beantragt werden<br />

könne.<br />

Die Position <strong>der</strong> Befragten bestätigt, dass eine Anrechnung von Teilen <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung auf die Ausbildung <strong>der</strong>zeit nicht auf die praktisch erfor<strong>der</strong>liche<br />

betriebliche Akzeptanz trifft. Die Befragten sind sich weitgehend in <strong>der</strong> Einschätzung einig, dass<br />

auch in einer Berufsfachschule erfolgreich bewältigte „anerkannte“ Bausteine nicht zu einem Stand<br />

<strong>der</strong> Entwicklung beruflicher Kompetenzen führen können, wie es in <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> dualen<br />

Ausbildung erreicht werden kann, und daher eine Anrechnung nur eine seltene Ausnahme darstellen<br />

kann. 51 Die <strong>schulischen</strong> Bildungsgänge können die duale Ausbildung demnach nicht ersetzen, selbst<br />

wenn sie sich mit geän<strong>der</strong>ter Zielsetzung modular an das erste Ausbildungsjahr annähern - und<br />

sollten dies aus betrieblicher Sicht auch nicht tun.<br />

d) Wenn die Betriebe somit heute recht eindeutig die Vorwegnahme von (anrechnungsfähigen)<br />

Ausbildungsbestandteilen als Aufgabe <strong>der</strong> Berufsfachschulen ablehnen, kann umgekehrt die Frage<br />

gestellt werden, was die Befragten positiv von den berufsausbildungsvorbereitenden<br />

Bildungsgängen erwarten. Als Zusammenfassung <strong>der</strong> Betriebsinterviews stellt sich dies so dar: Der<br />

Schwerpunkt soll auf <strong>der</strong> Vorbereitung auf Ausbildung, nicht auf <strong>der</strong> Ersetzung von Ausbildung<br />

liegen. 52 Eine je nach Ausbildungsberuf spezifische, betrieblich verwertbare „Vorqualifizierung“<br />

wird nicht erwartet und gilt auch nicht als hilfreich. Der Erfolgsmaßstab für die Bildungsgänge liegt<br />

vielmehr in <strong>der</strong> Ausbildungsfähigkeit <strong>der</strong> Absolventen/Absolventinnen; wichtig ist den Betrieben<br />

51 Für die Einschätzung, dass die Berufsausbildungsvorbereitung diesem Anspruch nicht gerecht werden kann, spielen<br />

sowohl <strong>der</strong> Ordnungsrahmen <strong>der</strong> Bildungsgänge als auch die aktuelle Problematik <strong>der</strong> Zielgruppe eine Rolle (siehe<br />

hierzu auch Kapitel 5). Der Anrechnung stehen bekanntermaßen außerdem personalstrategische Überlegungen<br />

entgegen, welche die Betriebe auf die Nutzung <strong>der</strong> vollen Ausbildungszeit als Normalität setzen lassen.<br />

52 Die Betriebe vertreten insofern eine „enge“ Auslegung des Auftrags <strong>der</strong> BAV; siehe hierzu Kapitel 2.<br />

54


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

somit primär die „erfolgreiche Reparatur“ <strong>der</strong> einer Ausbildungsaufnahme entgegenstehenden<br />

„Defizite“. 53<br />

Für die Beurteilung, ob die Berufsausbildungsvorbereitung dieses Ziel im Einzelfall erreicht hat,<br />

gelten Qualifizierungsbausteine (bzw. darauf basierende Nachweise über abgrenzbare<br />

Teilkompetenzen) allerdings durchaus als aussagekräftig und dies selbst dann, wenn diese im<br />

Zuschnitt unter den Ansprüchen verbleiben, die etwa für eine Zertifizierung <strong>der</strong> Bausteine nach<br />

BAVBVO erreicht werden müssten. Ihre Aussagekraft liegt allerdings weniger in den von<br />

Bewerbern/Bewerberinnen vorgelegten „Zetteln“, als vielmehr in <strong>der</strong>en Fähigkeit, den jeweiligen<br />

Nachweis bzw. den Weg zu seinem Erwerb im Bewerbungsgespräch kommunizieren zu können.<br />

6.3.5 Nutzung <strong>der</strong> Ergebnisse in den Opti-Qua-Schulvorhaben<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Betriebsbefragungen wurden als Qualifizierungspakete in die Schulvorhaben<br />

eingebracht. Die Schwerpunkte des „Inputs“ lagen den Ergebnissen entsprechend auf den<br />

inhaltlichen Erwartungen an die Qualifizierungsbausteine und auf den von den Betrieben<br />

akzeptierten bzw. gewünschten Formen <strong>der</strong> Nachweise über die in den Bildungsgängen erworbenen<br />

Teilkompetenzen. Die dargestellten inhaltlichen Vorschläge konnten – wie oben bereits ausgeführt -<br />

von den Schulvorhaben teilweise verwertet werden. Zum Teil bestätigen sie den eingeschlagenen<br />

Weg, zum Teil waren sie Ausgangspunkt für inhaltliche Modifikationen in den Schulvorhaben.<br />

53 Siehe Kapitel 2 <strong>zur</strong> Aufgabendefinition von BAV im BBiG.<br />

55


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

7 Projektergebnisse und Perspektiven<br />

7.1 Die Umsetzung von Qualifizierungsbausteinen als „<strong>Lernbausteine</strong>“ im Projekt<br />

Opti-Qua<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> in den Vorkapiteln dargestellten Überlegungen und Ergebnisse – insbeson<strong>der</strong>e<br />

aus <strong>der</strong> eigenen regionalen Bestandsaufnahme – ist das Projekt in <strong>der</strong> Praxis einen Weg gegangen,<br />

<strong>der</strong> eine gewisse Flexibilität in Bezug auf das Konzept <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine im Rahmen <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung einschloss. Dies erschien erfor<strong>der</strong>lich, um den Voraussetzungen <strong>der</strong><br />

Bildungsgänge und den Bedarfen <strong>der</strong> Zielgruppe besser entsprechen zu können. 54<br />

In dem offenkundigen Spannungsfeld von „Anrechenbarkeit“ und „Zielgruppeneignung“ von<br />

Qualifizierungsbausteinen wurde in Abstimmung mit dem Referat 22 <strong>der</strong> Senatorin für Bildung und<br />

Wissenschaft die Zielgruppeneignung an die erste Stelle gestellt. Für das weitere praktische<br />

Vorgehen in Opti-Qua diente somit die Bestimmung des BBiG als Leitfaden, dass in <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung „Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit“<br />

entwickelt werden sollen o<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>s ausgedrückt, die Überwindung diesbezüglicher Hemmnisse<br />

für die Aufnahme einer Ausbildung durch die Jugendlichen selbst ermöglicht werden soll.<br />

In <strong>der</strong> Umsetzung waren darüber hinaus folgende Rahmenbedingungen relevant:<br />

1. Es lag außerhalb des Wirkungsrahmens von Opti-Qua, Bildungsgänge neu zu definieren<br />

o<strong>der</strong> strukturell grundlegend zu än<strong>der</strong>n, sodass die bestehenden Bildungsgänge mit ihren<br />

Strukturen, Zielsetzungen und Curricula den Rahmen für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine bilden mussten.<br />

2. Das Projekt war auf eine freiwillige Mitwirkung <strong>der</strong> Lehrkräfte im Projekt angewiesen;<br />

insofern waren nur von den Lehrkräften mitgetragene Konzepte umsetzbar.<br />

In Opti-Qua wurde daher, ausgehend von <strong>der</strong> gegebenen Struktur und doppelten Zielausrichtung<br />

<strong>der</strong> Bildungsgänge (Schulabschluss und breite Berufsfeldorientierung) und angesichts <strong>der</strong><br />

Beschaffenheit <strong>der</strong> Zielgruppe (heterogener Leistungsstand bei großem Anteil von<br />

Schülern/Schülerinnen mit großen Problemen im Grundlagenbereich), davon abgesehen, die<br />

Orientierung an den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung zum Ausgangspunkt <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Bausteinen zu machen. Statt also „Top-Down“ von dort aus die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Curriculumentwicklung zu definieren, wurde umgekehrt verfahren, um für die konkreten<br />

Bedingungen in den Bildungsgängen entsprechende und an die Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe angepasste<br />

Bausteine zu entwickeln. Von diesen wird ein positiver Effekt auf die Bewerbungschancen <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler erwartet, insofern in den Bausteinen für Betriebe nachvollziehbar<br />

dokumentierte und ggf. in Praktika anwendbare Kompetenzen für berufsfeldbezogene Tätigkeiten<br />

bzw. Kulturtechniken vermittelt werden.<br />

Einerseits wurden entscheidende Merkmale des Konzepts von Qualifizierungsbausteinen dabei also<br />

nicht aufgegeben: Die Bausteine sollen die Jugendlichen zu nachweisbaren, konkreten<br />

Kompetenzen führen, die sich auf die Inhalte und Anfor<strong>der</strong>ungen anerkannter<br />

Berufsausbildungsgänge im jeweiligen Berufsfeld beziehen. Der damit hergestellte Bezug auf die<br />

jeweiligen Ausbildungsordnungen bleibt jedoch unterhalb des Anspruchs, Ausbildung<br />

54 Die Überlegungen des Projekts, die Anrechnungsfähigkeit <strong>der</strong> im Opti-Qua-Projekt entwickelten<br />

Qualifizierungsbausteine nicht zu einer konzeptionellen Bedingung in den beteiligten Schulvorhaben zu machen,<br />

wurden bereits auf <strong>der</strong> ersten Beiratssitzung am 01.09.2009 mit den Beiratsmitglie<strong>der</strong>n diskutiert.<br />

56


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

vorwegzunehmen und sich entsprechend eng an die Ausbildungsordnungen, ihre Inhalte und <strong>der</strong>en<br />

sowohl qualitative als auch zeitliche Vermittlungsanfor<strong>der</strong>ungen anzulehnen. Auf dieser Basis<br />

wurde das Projekt auch für Schulvorhaben geöffnet, <strong>der</strong>en Bausteinvorschläge absehbar deutlich<br />

unterhalb <strong>der</strong> Ansprüche <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung bleiben würden und die dabei ihren<br />

Schwerpunkt auf die Entwicklung soziokultureller Grundkompetenzen gelegt haben.<br />

An<strong>der</strong>erseits bildeten damit offenkundig wesentliche Bestandteile <strong>der</strong> Definition von<br />

Qualifizierungsbausteinen nach BAVBVO nicht den Leitfaden <strong>der</strong> Bausteinentwicklung. Um die in<br />

Opti-Qua entwickelten Bausteine daher von dem in <strong>der</strong> BAVBVO eindeutig definierten Begriff <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine deutlich abzugrenzen, wurde für die Bausteine in Opti-Qua schließlich<br />

durchgängig die Bezeichnung „<strong>Lernbausteine</strong>“ gewählt. 55<br />

Diese Abgrenzung schloss zunächst nicht aus, dass mit den <strong>Lernbausteine</strong>n die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung zumindest in einem Teil <strong>der</strong> Schulvorhaben hätten erreicht werden<br />

können. Praktisch wurde allerdings primär durch eine konsequente Einbeziehung <strong>der</strong> mit dem<br />

Projekt kooperierenden Kammern in die Entwicklungsarbeit an den Schulen dafür Sorge getragen,<br />

dass in <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> berufsfeldrelevanten Inhalte, die in die <strong>schulischen</strong><br />

Qualifizierungsbausteine Eingang finden, <strong>der</strong> Gesichtspunkt ihres vorbereitenden Bezugs auf die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen einer nachfolgenden Ausbildung seinen deutlichen Nie<strong>der</strong>schlag fand. Auf dieser<br />

Grundlage hätte dann im Zuge <strong>der</strong> Erprobung <strong>der</strong> entwickelten <strong>Lernbausteine</strong> in Kooperation mit<br />

den Kammern auch erörtert werden können, ob die formellen Anfor<strong>der</strong>ungen einer Anerkennung<br />

nach BAVBVO ggf. auf diesem Weg erreicht worden sind. 56<br />

7.2 Die entwickelten <strong>Lernbausteine</strong><br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Werkstattgespräche in den Schulen ergab sich - allen in diesem Rahmen<br />

geäußerten Bedenken zum Trotz - ein großes Interesse, das Angebot von Opti-Qua für die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsgänge zu nutzen. Von 7 <strong>der</strong> befragten 16 Schulen wurden mehr o<strong>der</strong><br />

weniger konkretisierte Vorschläge über entsprechende Schulvorhaben in das Projekt eingebracht.<br />

Antrag und Bewilligung des Projekts gingen demgegenüber zunächst nur von 3 im Projekt<br />

mitwirkenden Schulen aus. Um dem <strong>schulischen</strong> Interesse gerecht zu werden, wurden jedoch<br />

insgesamt 5 Schulvorhaben aus 5 Schulen aufgegriffen. 57<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl dieser Schulvorhaben wurden folgende Kriterien berücksichtigt:<br />

• Die Schulvorhaben sollten das vorgefundene breite Spektrum <strong>der</strong> Bildungsgänge abdecken,<br />

also in den verschiedenen Berufsfel<strong>der</strong>n und ihren Bildungsgängen angesiedelt sein. Dies<br />

bedeutet im Ergebnis, dass die Schulvorhaben sich in ihrer Schwerpunktsetzung<br />

55 Auch <strong>der</strong> Vorschlag zu dieser begrifflichen Abgrenzung wurde bereits auf <strong>der</strong> ersten Beiratssitzung 2009 aus dem<br />

Kreis <strong>der</strong> Beiratsmitglie<strong>der</strong> heraus gemacht.<br />

56 Die Entwicklung und Erprobung <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong> in den Schulen hat im Resultat Bausteine hervorgebracht, die<br />

unterhalb <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> BAVBVO bleiben. Vor diesem Hintergrund wurden mit den Kammern auch<br />

an<strong>der</strong>e Möglichkeiten einer „Aufwertung“ <strong>der</strong> Nachweise diskutiert. Beispiel Bördestraße/Softwareschulung: Schon<br />

auf Basis <strong>der</strong> erreichbaren Stundensumme kommt eine Anerkennung nach Verordnung nicht in Betracht; jedoch<br />

kommt ggf. eine externe Prüfung infrage, wenn sich <strong>der</strong> Baustein in <strong>der</strong> weiteren Schulpraxis dauerhaft bewährt.<br />

57 Die Schulvorhaben SZ Blumenthal und <strong>der</strong> LSH Bremerhaven, beide auf das Berufsfeld Hauswirtschaft orientiert,<br />

sollten zunächst als ein Vorhaben in enger Kooperation bei<strong>der</strong> Schulen durchgeführt werden. Bereits zu Beginn <strong>der</strong><br />

praktischen Arbeit haben sich beide Schulen allerdings in ihren Vorhaben so ausdifferenziert, dass sie als getrennte<br />

Schulvorhaben vom Projekt betreut wurden.<br />

57


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

unterscheiden: Die Gewichtung einerseits <strong>der</strong> Vermittlung sozialer und kultureller<br />

Basiskompetenzen, an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> fachrichtungsbezogenen Grundlagen, die Bezüge zu<br />

Inhalten von Ausbildungsordnungen ermöglichen, fällt entsprechend unterschiedlich aus.<br />

Dabei sollte <strong>der</strong> Erwerb sozialer und kultureller Basiskompetenzen in allen Vorhaben<br />

möglichst integrativ berücksichtigt werden.<br />

• Unter dem Gesichtspunkt, <strong>der</strong> Zielgruppe in ihrer Differenzierung möglichst gut gerecht zu<br />

werden, sollte die Auswahl sowohl ein Vorhaben mit ausgeprägtem Bezug auf Schüler/innen<br />

mit Migrationshintergrund als auch Vorhaben umfassen, in denen jeweils männlich<br />

und weiblich dominierte Klassenverbände existieren.<br />

• Unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> gegebenen Ferne bestimmter Bildungsgänge (hier insb. im<br />

Bereich <strong>der</strong> kaufmännischen Berufsfachschulen) zum Konzept <strong>der</strong> Dualisierung<br />

(Praxisorientierung, Einbeziehung von Betriebspraktika) sollte mindestens einer dieser<br />

Bildungsgänge mit einem Vorhaben beteiligt werden.<br />

Entlang dieser Gesichtspunkte wurde in Abstimmung mit dem Referat 22 <strong>der</strong> Senatorin für Bildung<br />

und Wissenschaft eine Auswahl getroffen. Auf dieser Grundlage wurden die folgenden<br />

<strong>Lernbausteine</strong> in den Schulen entwickelt, erprobt und dokumentiert. 58<br />

1. Schulzentrum <strong>der</strong> Sekundarstufe II Technisches Bildungszentrum Mitte (TBZ)<br />

Für die BFS Technik (mit den Fachrichtungen Fahrzeugtechnik/Elektrotechnik/Mechatronik)<br />

wurden drei <strong>Lernbausteine</strong> entwickelt.<br />

• Grundlagen Technische Kommunikation:<br />

Dieser Lernbaustein trägt <strong>der</strong> grundlegenden Bedeutung <strong>der</strong> technischen Kommunikation im<br />

Rahmen einer Ausbildung in technischen Berufen Rechnung (vgl. Kapitel 6, Betriebsbefragung).<br />

Hierzu gehören u. a. die Kenntnis <strong>der</strong> spezifischen Formen, in denen technische<br />

Aufgabenstellungen festgehalten und übermittelt werden („Zeichnung“), und die Fähigkeit,<br />

sich zusätzliche aufgabenrelevante Informationen zu verschaffen („Tabellenbuch“). Somit<br />

ist das selbstständige Erschließen von Informationen aus unterschiedlichen Medien eine<br />

wichtige Kompetenz, die im Rahmen technischer Berufsausbildungen gefor<strong>der</strong>t ist. Nachweisbare<br />

Grundkompetenzen auf diesem Feld sind potenziell kompensatorische Vorteile bei<br />

Bewerbungen um Ausbildungsplätze aus dem Übergangssystem heraus.<br />

Im Lernbaustein „Grundlagen Technische Kommunikation“ werden dieses Fertigkeiten<br />

lernfeldübergreifend erarbeitet und angewandt. Dies schließt ein, sowohl die theoretischen<br />

Grundlagen „manuell“ am Zeichenbrett zu erlernen als auch im Weiteren diese<br />

theoretischen Grundlagen mit elektronischen Hilfsmitteln am PC zu vertiefen.<br />

Dieser Baustein wird zunächst im Berufsfeld Fahrzeugtechnik entwickelt und erprobt. Für<br />

diesen Baustein sind ca. 120 Stunden (incl. 30 Stunden Anwendung im Werkstattbereich) zu<br />

veranschlagen.<br />

• Technische Mathematik<br />

Solide mathematische Grundkenntnisse sind für den Einstieg in eine technische Ausbildung<br />

unabdingbar. Sie sind zugleich ein Bereich, in dem große Defizite bei <strong>der</strong> Zielgruppe (gemessen<br />

an den Anfor<strong>der</strong>ungen von Ausbildungsplatzanbietern) verbreitet vorliegen. Die<br />

58 Die <strong>Lernbausteine</strong> stehen unter http://www.opti-qua.de auch nach Ende des Projekts zum freien Download bereit.<br />

Details zu den jeweiligen Zielsetzungen und didaktisch-methodischen Umsetzungsvorschlägen bitten wir <strong>der</strong><br />

jeweiligen Bausteindokumentation zu entnehmen; im Folgenden geben wir daher nur eine knappe Übersicht über die<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> einzelnen Bausteine.<br />

58


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Kompensation dieser Defizite sowie <strong>der</strong> Aufbau einer soliden Grundlage für die technische<br />

Anwendung <strong>der</strong> Mathematik (z. B. Rechnen mit Größen) können daher einen wichtigen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Chancen für eine Ausbildung leisten. Dem Nachweis über die<br />

hier erworbenen Kompetenzen kommt dabei eine beson<strong>der</strong>e Rolle zu, weil das Zeugnis <strong>der</strong><br />

BFS selbst nur Leistungsbewertungen für Lernfel<strong>der</strong> enthält, also eine von vielen Betrieben<br />

gewünschte Auskunft über die Mathematikfähigkeiten <strong>der</strong> Bewerber fehlt.<br />

Dieser Baustein wird zunächst im Berufsfeld Mechatronik entwickelt und erprobt. Für den<br />

Baustein sind ca. 120 Stunden zu veranschlagen.<br />

• Sozialkompetenz und Arbeitsschutz<br />

Mit diesem Baustein wird <strong>der</strong> Anspruch eingelöst, übergreifend wichtige soziale<br />

Kompetenzen zu vermitteln. Dabei werden nicht abstrakte Arbeitstugenden in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestellt, son<strong>der</strong>n konkrete, praxisrelevante und nachweisbare Grundlagenkompetenzen<br />

(aus dem Bereich Arbeitsschutz) vermittelt. In <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

konkreten Anfor<strong>der</strong>ungen im Betrieb werden ein adäquates Selbstbewusstsein,<br />

kommunikative Kompetenzen und Einsicht in das Handeln nach Regeln geför<strong>der</strong>t. Für<br />

diesen Baustein sind ca. 60 Stunden zu veranschlagen.<br />

• Die Entwicklung <strong>der</strong> drei Bausteine wurde als Chance begriffen, ihre Durchführung als<br />

„zentrale Säule“ zu nutzen, um die Kommunikation und Absprache unter den Lehrkräften<br />

auf eine verbesserte Grundlage zu stellen und dabei den Unterricht in den nicht fachbezogenen<br />

Fächern vermehrt einzubeziehen (auf den Fachunterricht zu beziehen).<br />

Über die erfolgreiche Teilnahme wird jeweils ein schuleigener Nachweis ausgestellt. Eine Anrechnung<br />

auf eine sich evtl. anschließende schulische Ausbildung an <strong>der</strong> TBZ könnte im Prinzip<br />

möglich sein; die Grundlagen für die weitere Klärung dieser Frage liegen jedoch <strong>der</strong>zeit noch nicht<br />

vor.<br />

2. Schulzentrum <strong>der</strong> Sekundarstufe II Blumenthal<br />

Für die Berufsfeldorientierungskurse im Berufsfeld / Profil: Hauswirtschaft und Sozialwesen (BFO<br />

10.1) wurden zwei <strong>Lernbausteine</strong> für die allgemeinbildenden Fächer Deutsch und Mathematik<br />

entwickelt.<br />

Mit den <strong>Lernbausteine</strong>n in Deutsch und Mathematik werden den Jugendlichen abgrenzbare<br />

Kompetenzen vermittelt, die inhaltlich Grundlagen für den Erwerb von beruflicher Handlungskompetenz<br />

sind.<br />

Für den Lernbaustein Deutsch bedeutet dies, dass den Jugendlichen einerseits Basiskompetenzen<br />

vermittelt werden, die in jedem denkbaren Beruf vorausgesetzt werden: Verständnis einfacher Texte<br />

in gebräuchlicher Sprache, Verfassen einfacher Notizen, Mitteilungen o<strong>der</strong> Anweisungen. Durch<br />

den Bezug auf den hauswirtschaftlichen Schwerpunkt erweitert sich die berufsspezifische Handlungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen: Durch das Trainieren sprachlich korrekter Anweisungen und<br />

<strong>der</strong>en Umsetzung in praktische Handlungen in <strong>der</strong> Fachpraxis erwerben die Schülerinnen und<br />

Schüler die Fähigkeit, Anweisungen mit Fachausdrücken aus dem hauswirtschaftlichen Bereich<br />

befolgen und selbst geben zu können. Dabei erweitert <strong>der</strong> Lernbaustein Deutsch gleichzeitig die<br />

Lesekompetenz von Schülern und Schülerinnen, bezogen auf den hauswirtschaftlichen Bereich, indem<br />

diese trainieren, die relevanten Inhalte berufsbezogener Texte zu identifizieren und die gelesenen<br />

Informationen für die Umsetzung in ihrer beruflichen (bzw. berufs<strong>schulischen</strong>) Praxis zu<br />

nutzen. Auch die Schriftsprachkompetenz wird erweitert, indem die Jugendlichen in den verschiedenen<br />

Bausteinsequenzen das Verfassen eigenständiger Texte, bezogen auf verschiedene<br />

59


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

beruflich relevante Bereiche, vermittelt wird.<br />

Der Lernbaustein Grundrechenarten verfolgt das Ziel, bei den Schülerinnen und Schüler über einen<br />

Neueinstieg in den Bereich <strong>der</strong> Grundrechenarten ein mathematisches Grundverständnis zu entwickeln,<br />

auf dem aufbauend, dann „höhere“ berufsbezogene Mathematikkenntnisse erworben<br />

werden können. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler, subjektive Lösungsalgorithmen zu<br />

prüfen und ggf. zu korrigieren. Bereits vorhandene Kenntnisse <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler zu den<br />

Grundrechenarten und fortgeschrittenen mathematischen Operationen sollen erweitert und gefestigt<br />

werden. Durch die Verschriftlichung von Lösungswegen trainieren die Schülerinnen und Schüler<br />

sowohl logisches Denken als auch Kommunikationsfähigkeit und die Anwendung mathematischer<br />

Fachbegriffe. Über den Erwerb mathematischer Fachkompetenz in Kombination mit Schlüsselkompetenzen,<br />

wie Team- und Kritikfähigkeit, eignen sich die Jugendlichen Grundlagen nahezu<br />

je<strong>der</strong> beruflichen Ausbildung an. Durch das Verständnis <strong>der</strong> mathematischen Grundlagen wird auch<br />

<strong>der</strong> Grundstein für alle weiteren fachbezogenen Rechenoperationen gelegt, die im Laufe des Berufs-<br />

und Alltagslebens auf die Schülerinnen und Schüler zukommen werden.<br />

3. Lehranstalten für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft im Schulzentrum Geschwister Scholl<br />

Für die Berufsfachschulen im Berufsfeld Hauswirtschaft (BFS Hauswirtschaft und Soziales, BFS<br />

Hauswirtschaftliche Dienstleistungen und Berufsfeldorientierungskurs Hauswirtschaft) wurden drei<br />

<strong>Lernbausteine</strong> entwickelt und dokumentiert: „Wir eröffnen ein Kaffeehaus“, „Hygiene“, „Internet“.<br />

Die an den Lehranstalten für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft entwickelten Bausteine mussten<br />

sich auf ein recht breites Feld von Ausbildungsberufen im hauswirtschaftlichen Berufsfeld beziehen<br />

und auf unterschiedliche Bildungsgänge mit variierenden Abschlüssen übertragbar sein.<br />

Die Bausteine wurden kompetenzrasterbasiert entwickelt, d. h. zu jedem Baustein liegen<br />

Kompetenzraster vor, die die erwerbbaren Kompetenzen kleinschrittig und sequenziell organisieren.<br />

Wir eröffnen ein Kaffeehaus: Dieser Lernbaustein verbindet Fachpraxis des Lernfelds 2 (Personen<br />

versorgen und betreuen) mit theoretischen Anteilen an<strong>der</strong>er Unterrichtsfächer (z. B. Deutsch).<br />

Teams aus Schülerinnen und Schülern erhalten Arbeitsaufträge <strong>zur</strong> Erarbeitung eines theoretischen<br />

und eines praktischen Inhalts, <strong>der</strong> bei einer klasseninternen und bei einer öffentlichen (bzw. schulöffentlichen)<br />

Abschlussveranstaltung präsentiert wird. Es werden dabei sowohl in weitgehend<br />

selbstständiger Arbeit Inhalte rund um das Thema Kaffee als auch verschiedene Methoden des<br />

Projektmanagements gelernt.<br />

Hygiene: Im Lernbaustein „Hygiene“ erwerben die Schülerinnen und Schüler in einen Lernzirkel<br />

Hygienekenntnisse, die sie für Ausbildung o<strong>der</strong> Praktika im hauswirtschaftlichen Bereich benötigen.<br />

Im Zirkel stehen pro Station mehrere Varianten <strong>der</strong> Aufgabenstellung mit unterschiedlichen<br />

sprachlichen Schwierigkeitsgraden <strong>zur</strong> Verfügung. Auf diese Weise legt <strong>der</strong> Lernbaustein<br />

„Hygiene“ neben dem inhaltlichen Aspekt einen Schwerpunkt auf den Bereich Sprache und<br />

Kommunikation.<br />

Internet: Dieser Baustein wurde zunächst für den Berufsfeldorientierungskurs Hauwirtschaft<br />

konzipiert. Die Jugendlichen erwerben in ihm grundlegende Kenntnisse, die für eine zielführende<br />

und sichere Nutzung des Internets – im privaten wie beruflichen Umfeld – unverzichtbar sind. Zwar<br />

scheint <strong>der</strong> Umgang mit dem Internet heute für die Jugendlichen eine Selbstverständlichkeit zu sein.<br />

Es fehlt jedoch systematisches Grundlagenwissen: Der Umgang mit dem Internet, insbeson<strong>der</strong>e mit<br />

eigenen Dateien in Sozialen Netzwerken, ist oft von einer gewissen „Naivität“ geprägt; die Gefahren<br />

werden unterschätzt und im Umgang mit ihnen fehlen Wissen und Sicherheit. Der Lernbau-<br />

60


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

stein legt eine Grundlage für einen verantwortlichen Umgang mit dem Netz und den Schutz vor<br />

Schadensquellen.<br />

Um <strong>der</strong> zunehmenden Heterogenität <strong>der</strong> Lerngruppen in den Bildungsgängen Rechnung zu tragen,<br />

wurden alle entwickelten <strong>Lernbausteine</strong> mit Kompetenzrastern verbunden. Jedem Baustein ist je ein<br />

Inhalts-Kompetenzraster zugeordnet, ergänzt wird dies durch zwei übergreifende Raster zu den<br />

Themen „Projektmanagement“ und „Arbeits- und Sozialverhalten“. Dies bietet eine didaktische<br />

Möglichkeit <strong>zur</strong> Binnendifferenzierung, zum individualisierten Lernen, <strong>zur</strong> Selbsteinschätzung und<br />

Lernberatung. Außerdem geben diese Raster die Möglichkeit <strong>zur</strong> Festlegung <strong>der</strong> in Lernsituationen<br />

erwerbbaren Kompetenzen.<br />

Die Nachweise wurden in Form einer Zeugnisergänzung so gestaltet, dass die Lernenden bei Bewerbungen<br />

über ihr Zeugnis hinaus weitere Qualifikationen, wie z. B. im Bereich des Projektmanagements<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommunikation, sowie beson<strong>der</strong>e fachliche Kenntnisse nachweisen können.<br />

4. Schulzentrum <strong>der</strong> Sekundarstufe II an <strong>der</strong> Bördestraße<br />

Für den Einsatz in <strong>der</strong> einjährigen Handelsschule wurde ein Lernbaustein entwickelt, in dem<br />

praxisorientierte Grundlagenkompetenzen für den Einsatz einer kaufmännischen Standardsoftware<br />

erworben werden. Das dabei vermittelte Softwareprodukt (PC-Kaufmann/Sage) ist insbeson<strong>der</strong>e in<br />

kleineren Betrieben weit verbreitet im Einsatz.<br />

Die Einführung in die Grundfunktionen <strong>der</strong> Software (Anlage von Stammdaten, Auftragsbearbeitung,<br />

Bestellwesen, Finanzbuchhaltung) ist an Inhalte des Fachunterrichts angebunden. Von<br />

den Schülern und Schülerinnen wird damit die Herstellung von Anwendungs- und Transferbezügen<br />

verlangt (z. B. zwischen <strong>der</strong> Buchung auf T-Konten und <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong>selben Vorgänge<br />

mittels <strong>der</strong> Software). Die theoretischen Kenntnisse können so mit einer an die betriebliche Praxis<br />

angenäherten Anwendung verbunden werden. Neben dem Erwerb praktisch verwendbarer Softwarekompetenzen<br />

wird so auf eine Sicherung und Vertiefung <strong>der</strong> im Fachunterricht zu vermittelnden<br />

Inhalte abgezielt.<br />

Der Lernbaustein mit einem Umfang von 2 Std./Woche angeboten, sodass sich ein ungefährer<br />

Stundenumfang von 30 x 2 = 60 Stunden ergibt. Über die erworbenen Fertigkeiten werden schuleigene<br />

Nachweise ausgestellt.<br />

5. Allgemeine Berufsschule Bremen (ABS)<br />

Unter dem Titel „IT-Kompetenzen mit Spracherwerb für Migrantinnen“ wurden zwei <strong>Lernbausteine</strong><br />

entwickelt:<br />

1. Grundlagen <strong>der</strong> Hard- und Software<br />

2. Grundlagen <strong>der</strong> Textverarbeitung<br />

Die Bausteine wurden für den Bildungsgang „Berufswahlvorbereitung mit Sprachför<strong>der</strong>ung“ im<br />

Berufsfeld Wirtschaft/Verwaltung konzipiert. Dieser Bildungsgang wendet sich spezifisch an spät<br />

zugewan<strong>der</strong>te Mädchen und junge Frauen ab sechzehn Jahren mit geringen Deutschkenntnissen.<br />

Der Unterricht beinhaltet die Grundlagenbildung in Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften und<br />

Politik sowie die Vermittlung erster Kenntnisse und Erfahrungen in Fachpraxis und Fachtheorie des<br />

Berufsfeldes Wirtschaft/Verwaltung. Das Konzept des Bildungsgangs schließt ein, dass Sprachlernen<br />

nicht nur im Deutschunterricht, son<strong>der</strong>n auch in den übrigen Fächern <strong>der</strong> Stundentafel stattfindet.<br />

Die große Heterogenität <strong>der</strong> Voraussetzungen verlangt dabei nach einer individuellen<br />

sprachlichen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerinnen.<br />

Das in den Bausteinen vermittelte DV-Grundlagenwissen und elementare Fertigkeiten werden mit<br />

ausgewählten fachpraktischen Inhalten verbunden. Ziel ist eine eigenständige Handhabung des PCs<br />

61


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

und <strong>der</strong> Textverarbeitung auf einfachem Bedienungsniveau.<br />

In <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> spezifischen Fachsprache werden die Unterrichtsinhalte hinsichtlich ihrer<br />

sprachlichen Beson<strong>der</strong>heiten untersucht. Zu den jeweiligen Unterrichtsinhalten wird ein fachsprachlicher<br />

Basiswortschatz eingeführt, geübt und gefestigt. Die fachsprachlichen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

<strong>der</strong> Wort- und Satzgrammatik werden erklärt und geübt.<br />

Als Lernkontrolle wurden fachpraktische Aufgaben in Kombination mit Fragen zum Fachwissen<br />

entwickelt, die die Schülerinnen ohne fremde Hilfe bearbeiten sollen. Der Lernerfolg wird in einem<br />

persönlichen Lernpass von je<strong>der</strong> Schülerin während des Schuljahres selbst dokumentiert. Am<br />

Schuljahresende erhält jede Schülerin ein Nachweisformular, das die erreichten Teilqualifikationen<br />

benennt.<br />

Alle oben vorgestellten <strong>Lernbausteine</strong> stehen zum freien Download auf <strong>der</strong> Internetseite des<br />

Projekts bereit (http://www.opti-qua.de).<br />

Neben den online verfügbar gemachten <strong>Lernbausteine</strong>n wurden weitere Bausteine in den Schulen<br />

entwickelt, bei denen in erster Linie wegen urheberrechtlicher Fragen auf eine Veröffentlichung<br />

verzichtet wurde.<br />

So liegen vom an den LSH entwickelten Lernbaustein „Umgang mit Geld“ die Bausteinkonzeption<br />

sowie das Kompetenzraster vor. Der Durchführungsvorschlag beruht aber wesentlich auf<br />

bewährtem Fremdmaterial, für das eine Nachdruckgenehmigung nicht erteilt wurde. Ganz ohne<br />

Materialfundus erschien aber eine Veröffentlichung wenig sinnvoll.<br />

Ähnliches gilt für einen weiteren Baustein „Technische Mathematik“ an <strong>der</strong> TBZ für das Lernfeld II<br />

in <strong>der</strong> Fachrichtung Mechatronik, <strong>der</strong> den veröffentlichten Lernbaustein „Technischen Mathematik“<br />

(Lernfeld I) schulintern ergänzt.<br />

In beiden Fällen verfügte das Projekt nicht über die notwendigen Ressourcen für die umfassende<br />

Neugestaltung entsprechen<strong>der</strong> eigener Unterrichtsmaterialien, zumal ohnehin weitaus mehr<br />

<strong>Lernbausteine</strong> als ursprünglich geplant für die Veröffentlichung aufzubereiten waren.<br />

7.3 Einschätzung des Nutzens <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong><br />

An dieser Stelle soll eine erste Einschätzung des Nutzens <strong>der</strong> im Projekt erstellten <strong>Lernbausteine</strong><br />

versucht werden: Tragen die entwickelten <strong>Lernbausteine</strong> zu einer Verbesserung <strong>der</strong><br />

Übergangschancen und einer verbesserten Anschlussfähigkeit <strong>der</strong> Bildungsgänge bei?<br />

Die folgenden Überlegungen 59 beruhen<br />

• auf den kontinuierlichen Gesprächen mit den beteiligten Lehrkräften. Die Frage des Nutzens<br />

<strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong> wurde insbeson<strong>der</strong>e auf den abschließenden Projekttreffen mit den<br />

beteiligten Lehrkräfteteams noch einmal ausdrücklich zum Thema gemacht;<br />

• auf den inhaltlichen Feedback-Runden, die das Projekt im Rahmen seiner Fortbildungsreihe<br />

zum Transfer durchgeführt hat. 60 Diese schlossen Fragen nach <strong>der</strong> Nachhaltigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Lernbausteine</strong> (an <strong>der</strong> Schule, die sie entwickelt hat) und ihres Transferpotenzials (in <strong>der</strong><br />

59 Die folgenden Überlegungen sollen ausdrücklich als Einschätzungen verstanden werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>zur</strong> Frage, ob<br />

mit den <strong>Lernbausteine</strong>n mehr Übergänge in Ausbildung ermöglicht wurden (im Vergleich zu einer Situation, in <strong>der</strong><br />

die <strong>Lernbausteine</strong> nicht entwickelt worden wären), können keine belastbaren Aussagen gemacht werden, zumal kein<br />

solides Erfassungsinstrument für diese Frage vorliegt. Wir sind hier auf die Einschätzung durch die Lehrkräfte<br />

angewiesen. Eine wissenschaftliche Fremdevaluation <strong>der</strong> Wirksamkeit des Projekts ist nicht geplant.<br />

62


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Einschätzung durch die teilnehmenden Multiplikatoren/Multiplikatorinnen für ihren<br />

Arbeitsbereich, also für an<strong>der</strong>e Schulen und Träger) ein;<br />

• auf den Statements und <strong>der</strong> Diskussion des Abschlussworkshops am 03.11.2011.<br />

7.3.1 Einschätzung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

Positiv ist zu vermerken, dass alle <strong>Lernbausteine</strong> an den Schulen fest in den Bildungsgängen, in<br />

denen sie entwickelt wurden, verankert sind. Die Bausteine werden auch nach Ende des Projekts<br />

weiter eingesetzt und dabei selbstverständlich auch weiterentwickelt. Zum Teil ist eine Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Bausteine auf weitere Bildungsgänge vorgesehen.<br />

Insofern zeigen sich <strong>Lernbausteine</strong> – im Unterschied zu Qualifizierungsbausteinen – als „work in<br />

progress“: <strong>Lernbausteine</strong> sind nicht als „statische“ Fixierung eines Kompetenzoutputs zu verstehen,<br />

son<strong>der</strong>n leben von ihrer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Anpassung an die jeweiligen<br />

Lerngruppen.<br />

7.3.2 Transferpotenzial<br />

Das Transferpotenzial in an<strong>der</strong>e regionale Schulen o<strong>der</strong> zu regionalen Weiterbildungsanbietern ist<br />

schwierig einzuschätzen. Die Bausteine wurden im Rahmen <strong>der</strong> Fortbildungsreihe interessierten<br />

Multiplikatoren/Multiplikatorinnen vorgestellt. Eine Entscheidung <strong>zur</strong> Übernahme <strong>der</strong> Bausteine<br />

einschließlich <strong>der</strong> Erarbeitung notwendiger Modifikationen bedarf aber selbstverständlich genauer<br />

Abwägung und Planung. Daher konnte in den Feedback-Runden dazu keine sichere Aussage<br />

erwartet werden. Das Interesse, sich mit dieser Frage auseinan<strong>der</strong>zusetzen, war jedoch vorhanden<br />

und schlägt sich auch in <strong>der</strong> Nachfrage nach den <strong>Lernbausteine</strong>n (Download und Printversionen)<br />

nie<strong>der</strong>.<br />

7.3.3 Nutzeneinschätzung<br />

Hier können zwei Ebenen unterschieden werden:<br />

a) Nutzeneinschätzung durch die Lehrkräfte in Bezug auf die Durchführung ihres Unterrichts<br />

Die Bilanz fällt hier eindeutig positiv aus. Die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong> hat es den<br />

60 Die Fortbildungsreihe diente <strong>der</strong> Kommunikation <strong>der</strong> Projektergebnisse an Multiplikatoren und Multiplikatorinnen<br />

an den beruflichen Schulen und bei Bildungsanbietern.<br />

• Da die <strong>Lernbausteine</strong> berufsfeld- und bildungsgangsspezifische Entwicklungen sind, wurde für jedes im<br />

Projekt bearbeitete Berufsfeld eine Veranstaltung angeboten, in dem Konzeption, Erarbeitung und Umsetzung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen <strong>Lernbausteine</strong> im Mittelpunkt standen:<br />

◦ „Strukturieren mit <strong>Lernbausteine</strong>n in <strong>der</strong> BFS Technik, Konzepte, Umsetzung und Bewertung“ am<br />

16.06.2011,<br />

◦ Entwicklung und Einsatz eines Lernbausteins „Grundlagen kaufmännischer Standardsoftware“<br />

in <strong>der</strong> Handelsschule am 31.08.2011,<br />

◦ Kompetenzrasterbasierte <strong>Lernbausteine</strong> in <strong>der</strong> Berufsausbildungsvorbereitung (Bereich<br />

Hauswirtschaft) am 15.09.2011.<br />

• Als wichtige didaktisch-methodische Grundlage kompetenzrasterbasierter <strong>Lernbausteine</strong> wurden zwei<br />

Veranstaltungen zum Thema Lernentwicklungsgespräche angeboten: am 11./12.02.2011 in Bremerhaven<br />

und am 03./04.04.2011 in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule (LIS) in Bremen.<br />

• Auf einer weiteren Veranstaltung am 13.03.2011 in Kooperation mit <strong>der</strong> Arbeitnehmerkammer standen<br />

Modelle und Erfahrungen bei <strong>der</strong> Gestaltung lokaler „Übergangssysteme im Zentrum.<br />

Mit den sechs Veranstaltungen wurden insgesamt 99 Multiplikatoren/Multiplikatorinnen erreicht.<br />

63


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Lehrkräften aus ihrer Sicht ermöglicht, wichtig Verbesserungen durch eine sinnvolle<br />

Neustrukturierung des Unterrichts zu erproben und dauerhaft im Bildungsgang zu verankern, mit<br />

denen insbeson<strong>der</strong>e auch eine bessere individuelle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

möglich wurde. Auch die Kommunikation zwischen den an den Bildungsgängen mitwirkenden<br />

Lehrkräften wurde durch die <strong>Lernbausteine</strong> verbessert.<br />

b) Nutzeneinschätzung durch die Lehrkräfte in Bezug auf die Ziele <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

Hier kommen wie<strong>der</strong>um zwei Aspekte in Betracht:<br />

1. Ob sich die Bewerbungschancen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schülern wie erhofft mit den<br />

<strong>schulischen</strong> Zertifikaten verbessern, muss sich zeigen; eine solide Einschätzung ist <strong>der</strong>zeit<br />

nicht möglich.<br />

2. Die Lehrkräfte gehen allerdings davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler von den<br />

<strong>Lernbausteine</strong>n profitieren, insofern mit ihnen wichtige Grundlagen für einen erfolgreichen<br />

Übergang in Ausbildung und Arbeit gestärkt wurden. Als beson<strong>der</strong>s wichtig galt die<br />

Stärkung sozialer Schlüsselqualifikationen, insbeson<strong>der</strong>e auch <strong>der</strong> Fähigkeit, das eigene<br />

Lernen selbst zu organisieren und zu regulieren, sowie das gestärkte Selbstbewusstsein, das<br />

aus <strong>der</strong> Erfahrung erwächst, dass erfolgreiches Lernen möglich ist.<br />

Auf dieser Grundlage kommen wir zu einer insgesamt positiven Selbsteinschätzung des Projekts<br />

und seiner Entscheidung, auf <strong>Lernbausteine</strong> zu setzen. In <strong>der</strong> Rückschau erweist sich dafür<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, dass Mittelgeber (Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit) und<br />

die mittelverwaltende Stelle (bremer und bremerhavener arbeit gmbh) gemeinsam die Modifikation<br />

des Projektauftrags – also die Erarbeitung von <strong>Lernbausteine</strong>n – mit getragen haben.<br />

Beson<strong>der</strong>s vielversprechend erscheint uns <strong>der</strong> Ansatz des Lernens mit Kompetenzrastern. Er bildet<br />

aus unserer Sicht nicht nur eine nützliche Ergänzung o<strong>der</strong> sogar Basis für Lernbausteinkonzepte; ihr<br />

Einsatz sollte auch unabhängig davon <strong>zur</strong> Gestaltung und Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsgänge im<br />

Übergangssystem stärker in Erwägung gezogen werden.<br />

7.3.4 Kritischer Punkt: Die Bekanntheit <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Kompetenznachweise<br />

Als kritischen Punkt, <strong>der</strong> zum Projektende nicht abschließend gelöst werden konnte, sehen wir die<br />

Frage <strong>der</strong> schuleigenen Kompetenznachweise. Im Verzicht auf standardisierte und von den<br />

Kammern zertifizierte Kompetenznachweise, wie sie für erfolgreich durchlaufene<br />

Qualifizierungsbausteine erworben werden können, liegt sicher <strong>der</strong> größte Abstrich, <strong>der</strong> beim<br />

Wechsel zum Lernbausteinkonzept in Kauf genommen werden musste.<br />

Dieser Nachteil relativiert sich jedoch an folgenden Überlegungen:<br />

• Schulische Nachweise ermöglichen, flexibel jeweils „das nachzuweisen, was tatsächlich<br />

gemacht wurde“, und sind insofern aussagekräftiger als standardisierte Nachweise.<br />

• Insofern die ausstellenden beruflichen Schulen den Betrieben bekannt sind und dort für ihre<br />

Arbeit geschätzt werden, sollten auch „unstandardisierte“, die Zeugnisse ergänzende<br />

Kompetenznachweise in den Betrieben eine angemessene und wohlwollende Beachtung<br />

finden.<br />

• Im Bewerbungsgespräch entscheidet ohnehin weniger das <strong>der</strong> Bewerbung beigelegte<br />

„Papier“, son<strong>der</strong>n, ob <strong>der</strong> Bewerber/die Bewerberin es versteht, sich mit dem<br />

Kompetenznachweis „zu verkaufen“, also den Betrieb davon zu überzeugen, dass <strong>der</strong><br />

64


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

schulische Nachweis für tatsächlich erarbeitete, für den Betrieb interessante Kompetenzen<br />

steht.<br />

Dennoch bleibt die Herstellung größerer Bekanntheit <strong>der</strong> neuen <strong>schulischen</strong> Nachweise in den<br />

Betrieben ein wichtiges Anliegen. Die am Projekt im Projektbeirat vertretenen Kammern haben hier<br />

bereits wichtige Unterstützung geleistet und die Betriebe in ihren Printmedien auf die <strong>Lernbausteine</strong><br />

und dazu gehörigen Nachweise hingewiesen. Es bleibt die Frage, wie auch nach Projektende<br />

weiterhin <strong>der</strong> Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong> gesteigert werden kann. Diese Aufgabe liegt<br />

wesentlich in den Händen <strong>der</strong> Schulen, die mit <strong>Lernbausteine</strong>n arbeiten werden bzw. wollen.<br />

7.4 Durchführung des Gen<strong>der</strong>-Konzepts in Opti-Qua<br />

Entsprechend den oben ausgeführten Ergebnissen <strong>der</strong> Werkstattgespräche kann <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

eines Gen<strong>der</strong>-Konzepts im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen weniger darauf<br />

liegen, auf die Aufweichung tradierter geschlechtsspezifischer Berufswahlmuster zu zielen. Diese<br />

Auswahlentscheidungen müssen zunächst als gegebene zugrunde gelegt werden. Auf dieser<br />

Grundlage kann die Frage nach Möglichkeiten gestellt werden, „kleinschrittig“ im täglichen<br />

Unterricht didaktisch-methodisch auf eine Umsetzung <strong>der</strong> Chancengleichheit <strong>der</strong> Geschlechter<br />

hinzuwirken, also beispielsweise in Bezug auf z. T. von geschlechtsspezifischer Sozialisation<br />

beeinflusste Faktoren, wie Lernstrategien und soziale Interaktionsformen.<br />

Zunächst stand von Anfang an fest, dass mindestens eines <strong>der</strong> Schulvorhaben schwerpunktmäßig<br />

auf die beson<strong>der</strong>en Bedarfe von weiblichen Schülerinnen mit Migrationshintergrund zielen sollte.<br />

Dies wurde mit dem an <strong>der</strong> Allgemeinen Berufsschule entwickelten Baustein umgesetzt. 61<br />

Des weiteren wurde die Zentralstelle für die Gleichberechtigung <strong>der</strong> Frau (ZGF) durchgängig in die<br />

Projektarbeit einbezogen:<br />

• Das Projektteam wurde durch die ZGF in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Bestandsaufnahme beraten.<br />

• In allen Schulvorhaben wurde im Verlauf des Schuljahrs 2009/2010 ein Projekttreffen<br />

durchgeführt, das die Umsetzung von Gen<strong>der</strong> Mainstreaming (GM) auf didaktischmethodischer<br />

Ebene zum Gegenstand hatte. In diesem Rahmen wurde mit den Lehrkräften<br />

diskutiert, wie <strong>der</strong> Anspruch des Gen<strong>der</strong> Mainstreamings mit den konkreten Bedingungen in<br />

den Bildungsgängen hinsichtlich Zielsetzung, Organisationsform und Zielgruppe vermittelt<br />

werden kann. Die Vertreterin <strong>der</strong> ZFG nahm an diesen Treffen Teil und bewertete<br />

abschließende die Ergebnisse <strong>der</strong> Treffen gemeinsam mit dem Projekt. Als wesentliche<br />

Ergebnisse können festgehalten werden:<br />

◦ Für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Chancengleichheit <strong>der</strong> Geschlechter in <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung kommt individuellen För<strong>der</strong>ungskonzepten eine zentrale<br />

Rolle zu.<br />

◦ Eine Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming-Strategie kann nicht allein durch isolierte Bemühungen <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte in den an Opti-Qua beteiligten Bildungsgängen/Klassen in den Schulen<br />

verankert werden. Das individuelle Engagement <strong>der</strong> Lehrkräfte braucht einen<br />

verlässlichen Bezugspunkt in einem von <strong>der</strong> Leitung („Top-Down“) initiierten und<br />

vertretenen, für die Schule verbindlichen GM-Konzept.<br />

◦ Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichberechtigung <strong>der</strong> Geschlechter kann das Handlungsfeld <strong>der</strong><br />

61 Siehe Seite 61.<br />

65


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

beruflichen Schule kaum isoliert von <strong>der</strong> Arbeitswelt betrachtet werden. Fortschritte sind<br />

insofern auch als Bestandteil längerfristiger gesamtgesellschaftlicher Verän<strong>der</strong>ungen zu<br />

erwarten.<br />

• Dass die mit den <strong>Lernbausteine</strong>n erstellten Lernmaterialien unter dem Gesichtspunkt einer<br />

gen<strong>der</strong>gerechten Sprache erstellt und überprüft wurden, verstand sich von selbst.<br />

66


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

8 Abschließende Überlegungen <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Begleitforschung zum Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> und außer<strong>schulischen</strong> Praxis sowie insbeson<strong>der</strong>e die<br />

eigenen empirischen Bestandsaufnahmen haben im Projekt Opti-Qua zu praktischen Konsequenzen<br />

geführt: Im Resultat wurden im Projekt Opti-Qua Qualifizierungsbausteine als „<strong>Lernbausteine</strong>“ (s.<br />

Kapitel 7) entwickelt, die sich unterhalb <strong>der</strong> von <strong>der</strong> BAVBVO gesetzten Standards bewegen. Diese<br />

Umsetzung des Projektauftrags durch das Projekt Opti-Qua sollte <strong>der</strong> vorliegende Text im<br />

Begründungszusammenhang <strong>der</strong> vorgefundenen Rahmenbedingungen und <strong>der</strong> darauf basierenden<br />

Überlegungen transparent und damit nachvollziehbar machen.<br />

Es erscheint dem Projekt jedoch sinnvoll, auch seine darüber hinausgehenden, den Rahmen <strong>der</strong><br />

Projektarbeit im engeren Sinn sprengenden Überlegungen in Bezug auf den größeren<br />

bildungspolitischen Handlungsrahmen thesenartig offenzulegen.<br />

8.1 Zum Verzahnungspotenzial zwischen Bildungsgängen und Trägermaßnahmen<br />

Verzahnung setzt inhaltliche und strukturelle Gemeinsamkeiten bzw. partielle Identitäten <strong>der</strong> zu<br />

verzahnenden Systeme voraus. Mit <strong>der</strong> Entwicklung und dem Einsatz von<br />

Qualifizierungsbausteinen in den berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen wird die<br />

Hoffnung verknüpft, dass diese als gemeinsames Strukturprinzip bei<strong>der</strong> Abteilungen des<br />

Übergangssystems in diese Richtung wirken könnten.<br />

Vergleicht man die Aussagen zu Qualifizierungsbausteinen aus unserer Bestandsaufnahme in<br />

beiden Abteilungen des Übergangssystems – Träger und berufsbildende Schulen –, so fallen<br />

zunächst in <strong>der</strong> Tat auch Gemeinsamkeiten auf:<br />

• In beiden Abteilungen gilt die Vermittlung sozialer Kompetenzen als die zentrale Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen bzw. Bildungsgänge: Hieran entscheide sich letztlich die<br />

„Anschlussfähigkeit“ <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen bzw. <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler.<br />

• In beiden Abteilungen relativieren Zielsetzung, Organisationsform und die (aktuelle)<br />

Beschaffenheit <strong>der</strong> Zielgruppe das Einsatzfeld, die Nutzbarkeit und den Nutzen von<br />

Qualifizierungsbausteinen.<br />

• In beiden Abteilungen wird die Bedeutung <strong>der</strong> personellen und sachlichen Ressourcen für<br />

einen nachhaltigen erfolgreichen Einsatz von Qualifizierungsbausteinen hervorgehoben.<br />

• Vorteile werden Qualifizierungsbausteinen vor allem als methodisch-didaktisches<br />

Instrument zugeschrieben, insofern sie eine praxis- und handlungsorientierte Vermittlung<br />

strukturell im Unterricht bzw. in <strong>der</strong> Maßnahme verankern. Diese Vorteile sind jedoch nicht<br />

zwingend an die Form „Qualifizierungsbaustein“ gebunden, son<strong>der</strong>n können auch an<strong>der</strong>s<br />

erreicht werden („Projektarbeit“).<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e die Fragen <strong>der</strong> Anrechenbarkeit und <strong>der</strong> Anrechnungspraxis werden generell<br />

sehr kritisch gesehen. Nicht wenige <strong>der</strong> Befragten bei<strong>der</strong> Abteilungen eint eine<br />

grundsätzliche Skepsis gegenüber <strong>der</strong> Sinnhaftigkeit des Bausteinkonzepts, die in<br />

Einzelfällen bis <strong>zur</strong> Ablehnung reicht.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, und praktisch für die Frage <strong>der</strong> Verzahnung letztlich ausschlaggebend,<br />

67


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

ergeben sich erhebliche Unterschiede, die in erster Linie aus dem unterschiedlichen<br />

Organisationsrahmen bei<strong>der</strong> Abteilungen erwachsen. Träger und Schulen agieren in deutlich<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennten Sphären und mit ebenso deutlich unterschiedenen Zielen und<br />

Organisationsformen:<br />

• Einem einheitlichen Fachkonzept für die Träger stehen unterschiedliche<br />

bildungsgangspezifische Verordnungen und Rahmenpläne in den Schulen gegenüber.<br />

• Das Fachkonzept stellt die individuelle Einglie<strong>der</strong>ung in den Vor<strong>der</strong>grund; daraus folgt ein<br />

individuell aus Qualifizierungssequenzen gestalteter Maßnahmenverlauf. Schulen müssen<br />

dagegen das Postulat <strong>der</strong> individuellen För<strong>der</strong>ung als Binnenför<strong>der</strong>ung im Rahmen eines<br />

Klassenunterrichts und unter dem Gesichtspunkt angestrebter Bildungsabschlüsse als<br />

wichtige institutionelle und individuelle Zielperspektive verfolgen.<br />

• Während für die Träger mit dem Fachkonzept grundsätzlich feststeht, welchen Maßstäben<br />

Qualifizierungsbausteine zu genügen haben (z.B. Anerkennung nach BAVBVO), gibt es in<br />

den Schulen keine einheitliche Regelung und daher auch keine einheitliche Auffassung<br />

hierzu. Eine Rechtsgrundlage, welche die Schulen auf die Anwendung ausschließlich von<br />

anrechnungsfähigen Bausteinen verpflichtete, existiert nicht.<br />

Angesichts <strong>der</strong> gegebenen Unterschiede im institutionellen Rahmen und in den Zielsetzungen dürfte<br />

ein gemeinsamer Bezug von Trägern und Schulen auf weitgehend identisch definierte,<br />

zertifizierbare berufsbezogene Teilqualifikationen <strong>der</strong>zeit nur schwer herstellbar sein.<br />

Vor diesem Hintergrund könnte man von einer wechselseitigen Öffnung <strong>der</strong> Angebote bei<strong>der</strong><br />

Subsysteme für alle Jugendlichen einen spürbaren Beitrag <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> des Übergangssystems<br />

erhoffen. Die im Rahmen des BvB-Angebots gegebene Möglichkeit, auf Basis individueller<br />

Kompetenzfeststellung ein individuelles Angebot für die Entwicklung von Ausbildungsfähigkeit zu<br />

erstellen, könnte auch für einen Teil <strong>der</strong> noch schulpflichtigen Jugendlichen von Vorteil sein. Dies<br />

gilt insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn höhere Schulabschlüsse absehbar nicht angestrebt werden (können).<br />

Hierzu müsste allerdings <strong>der</strong> subsidiäre Charakter des Agenturangebots – es richtet sich nur an<br />

Jugendliche, die nicht mehr <strong>der</strong> Schulpflicht unterliegen – aufgehoben werden. Umgekehrt könnte<br />

die Öffnung <strong>der</strong> Bildungsgänge für nicht mehr schulpflichtige junge Erwachsene einen weiteren<br />

Weg zum nachträglichen Erwerb von Bildungsabschlüssen eröffnen. Diese wechselseitige Öffnung<br />

erscheint jedoch angesichts <strong>der</strong> gegebenen Rechtszuständigkeiten <strong>der</strong>zeit unrealistisch.<br />

Doch auch unterhalb dessen lassen sich Potenziale für eine verbesserte Abstimmung und<br />

Anschlussgestaltung zwischen beiden Abteilungen des Übergangsystems identifizieren. Der<br />

wichtigste Ansatzpunkt hierfür liegt dabei im Fachkonzept bei den Trägern selbst: Mit <strong>der</strong><br />

Eignungsanalyse, die am Anfang je<strong>der</strong> BvB-Maßnahme steht, ist die Berücksichtigung bereits<br />

erworbener Qualifikationen systematisch angelegt und würde demnach auch erlauben, an das<br />

anzuknüpfen, was die Teilnehmer/-innen aus <strong>schulischen</strong> Bildungsgängen mitbringen, sowie<br />

unnötige inhaltliche Verdopplungen in den trägerseitig angebotenen Qualifizierungssequenzen zu<br />

vermin<strong>der</strong>n. Eine bessere qualitative Dokumentation <strong>der</strong> in den Schulen erworbenen<br />

berufsfeldbezogenen und allgemeinen Kompetenzen, wie sie das Projekt Opti-Qua im Rahmen <strong>der</strong><br />

Schulvorhaben anstrebt, sollte helfen, dieses Verzahnungspotenzial zukünftig besser zu nutzen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite würde sich das Projekt wünschen, dass „gute Praxis“ aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Träger ihren Weg in die Schulen findet, indem sich Träger bereitfinden, Konzeption und<br />

Praxiserfahrungen gut laufen<strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine in die Schulen zu kommunizieren.<br />

Umgekehrt rechnen wir mit einem Transferpotenzial <strong>der</strong> in den Schulen angestrebten<br />

68


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

konzeptionellen Integration sozialer und kultureller Basiskompetenzen in fachliche<br />

Qualifizierungsbausteine.<br />

8.2 Zum Potenzial von QB nach BAVBVO in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung<br />

a) Auch wenn das Projekt Opti-Qua – wie deutlich geworden sein sollte – keineswegs prinzipiell<br />

ein Nutzungspotenzial von Qualifizierungsbausteinen nach Anerkennungsverordnung für die<br />

Berufsausbildungsvorbereitung in Abrede stellen will, so dürfte doch deutlich geworden sein, dass<br />

aus Sicht des Projekts solche Bausteine in Bezug auf Zielgruppe und Anspruchsniveau einen nicht<br />

leicht handhabbaren „Zwitter“ darstellen.<br />

Demgegenüber steht für das Projekt außer Frage, dass auch und gerade in <strong>der</strong><br />

Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung Qualifizierungsbausteine als methodisch-didaktisches Strukturelemente<br />

sinnvoll eingesetzt werden können und sollten, von denen auch verbesserte Übergangschancen<br />

erwartet werden können.<br />

Dies schließt allerdings konzeptionell die Entwicklung von Bausteinen ein, die unterhalb <strong>der</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Anrechnungsverordnung gesetzten Maßstäbe bleiben dürfen. 62 Wenn diese Maßstäbe einerseits<br />

zweifellos ihren Sinn haben, wenn es darum geht, anrechnungsfähigen Modulen einen<br />

standardisierten Rahmen zu bieten, so erscheint es dem Projekt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite als nachteilig,<br />

dass ein vergleichbarer allgemein anerkannter Rahmen für Bausteine, die nicht auf die Herstellung<br />

von verwertbaren bzw. anrechenbaren Teilqualifikationen zielen, son<strong>der</strong>n primär auf die Schaffung<br />

von „Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit“ für Jugendliche, die noch nicht<br />

über dieses Grundlagen verfügen, bisher fehlt. Denn in diesem Rahmen sind zunächst meist an<strong>der</strong>e<br />

Inhalte und Kriterien (noch vor <strong>der</strong> „Herstellung verwertbarer Teilqualifikationen“) wichtig: Es<br />

geht primär um die Herstellung eines ausreichenden Niveaus in den Basiskompetenzen (Lesen,<br />

Schreiben, Rechnen, Sozialverhalten), um realistische Chancen auf eine erfolgreiche Beteiligung an<br />

<strong>der</strong> Konkurrenz um Ausbildungsplätze zu eröffnen. Der Ausgleich diesbezüglicher Defizite ist<br />

unserer Betriebsbefragung zufolge auch das, was die Betriebe vordringlich von schulischer BAV<br />

erwarten.<br />

Die Etablierung eines solchen Rahmens für Bausteine „unterhalb“ <strong>der</strong> Anrechnungsverordnung<br />

hätte allerdings weitreichende Konsequenzen. Denn dies bedeutete, von <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, möglichst<br />

alle Maßnahmen im Übergangsystem auf den einheitlichen Rahmen <strong>der</strong> BAVBVO-Bausteine zu<br />

beziehen, Abstand zu nehmen. Eine solche Überlegung sollte nicht von vornherein ausgeschlossen<br />

werden: Insofern die Anrechnung von Qualifizierungsbausteinen offenkundig in <strong>der</strong> Realität nur in<br />

Einzelfällen erfolgt, erweist sich das Argument, dass nur mittels <strong>der</strong> Kriterien <strong>der</strong> Verordnung<br />

Transparenz und Anschlussfähigkeit <strong>der</strong> Bausteine sichergestellt werden können, als relativ<br />

schwach, um einen „flächendeckenden“ Einsatz ausschließlich „anerkannter“ Bausteine zu<br />

begründen. Denn: Rechtfertigt eine de facto nur <strong>der</strong> Möglichkeit nach gegebene „Anrechenbarkeit“,<br />

die Bausteine in Inhalt, Umfang und Vermittlungsniveau soweit an die Ausbildung anzunähern,<br />

62 In <strong>der</strong> Bestandsaufnahme hatte sich gezeigt: Zwar werden Qualifizierungsbausteine als strukturierendes und<br />

motivationsför<strong>der</strong>ndes Element einer Qualifizierung, die eine praxisnahe Vermittlung von Grundlagen für den<br />

Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit berufsfeldbezogen anstrebt, weithin befürwortet. Wenn sich Praktiker/-innen<br />

zugleich auch distanziert zum Einsatz von QB äußern, hat dies in aller Regel nicht diese methodisch-didaktische<br />

Funktion <strong>der</strong> Bausteine <strong>zur</strong> Grundlage, son<strong>der</strong>n ihre ordnungspolitische Funktion, wie sie ihren Nie<strong>der</strong>schlag in <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung (BAVBVO) gefunden hat. In gewisser Weise erscheint die aktuelle Fassung <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung – so sinnvoll sie unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten auch sein mag – daher als<br />

problematische Richtlinie, wenn es um die Einführung von Bausteinen in die schulische BAV geht.<br />

69


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

dass die eigentliche Zielgruppe – benachteiligte Jugendliche – tendenziell in ihren Bedarfen verfehlt<br />

wird?<br />

Auch die grundsätzlich positive Wertung von „anrechnungsfähigen“ Qualifizierungsbausteinen im<br />

Rahmen von <strong>schulischen</strong> Modellversuchen (Kapitel 4) scheint heute einer partiellen Neubewertung<br />

zu bedürfen.<br />

Erstens sind positive Auswirkungen auf die Übergänge, die dem Bausteineinsatz zugeschrieben<br />

werden können, auch unabhängig von <strong>der</strong> Anbindung <strong>der</strong> Bausteine an den Kontext <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung erklärbar, insofern bereits die Kombination von Projektlernen – wie es<br />

durch die Bausteine im Unterricht verankert wird – und Praktika für eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Übergangsbilanz ursächlich hinreichend sein könnten. 63 Und hier ermöglichte erst die aktuelle<br />

Begleitforschung zu den BvB-Maßnahmen zum ersten Mal eine statistisch saubere Trennung <strong>der</strong><br />

Effekte. Das Ergebnis (siehe Kapitel 3): Ein Effekt <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine auf die<br />

Übergangswahrscheinlichkeit konnte nicht nachgewiesen werden. Der „Klebeeffekt“ <strong>der</strong> Praktika<br />

realisiert sich demgegenüber ohne <strong>der</strong>en Verbindung mit Qualifizierungsbausteinen. 64<br />

b) Als wichtiger Gesichtspunkt in <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Verfasstheit des<br />

Übergangssystems erscheint dem Projekt, dass im System <strong>zur</strong>zeit zwei Zielgruppen identifiziert<br />

werden können: Neben benachteiligten Jugendlichen, denen Voraussetzungen für die Aufnahme<br />

einer Ausbildung noch fehlen, als <strong>der</strong> „eigentlichen Zielgruppe“ <strong>der</strong> BAV finden sich auch viele<br />

„marktbenachteiligte“, bereits „ausbildungsreife“ Jugendliche („Altbewerber/-innenproblematik“). 65<br />

Die damit sehr weit gespannte, sehr heterogene Zusammensetzung <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen bzw.<br />

Schüler/-innen stellt beson<strong>der</strong>s für die Schulen eine große Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Denn während die<br />

Träger im Rahmen des BvB-Fachkonzept ohnehin auf eine individuelle För<strong>der</strong>ung abzielen müssen,<br />

stellt sich den Lehrkräften in den berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen die Aufgabe,<br />

mittels Binnendifferenzierung im Rahmen eines im Klassenverband durchgeführten Unterrichts auf<br />

unterschiedliche Ausgangslagen und Interessen einzugehen.<br />

Dies hat auch in Bezug auf den Einsatz von Qualifizierungsbausteinen Konsequenzen: Während die<br />

Träger in BvB-Maßnahmen Qualifizierungsbausteine nur dann vermitteln, wenn sie im Rahmen<br />

einer individuellen För<strong>der</strong>strategie sinnvoll und erreichbar erscheinen, konfrontiert ein<br />

Qualifizierungsbaustein im Rahmen des Unterrichts zunächst alle Schülerinnen und Schüler mit <strong>der</strong><br />

63 Auch weitere strukturelle Innovationen (z.B. neue Wege <strong>der</strong> Praktikumsbetreuung), die parallel zu QB in die<br />

Bildungsgänge eingeführt wurden, könnten ursächlich wirksam geworden sein.<br />

64 Möglicherweise ist daher auch für die positive Bilanz des Bausteineinsatzes in den beschriebenen <strong>schulischen</strong><br />

Modellversuchen weniger die Ausrichtung an Standards (Zertifikate, Bezug auf Ausbildungsordnung, Nachweis<br />

verwertbarer Teilqualifikationen) verantwortlich, als vielmehr die Verbesserung des Lernens in den Bildungsgängen<br />

durch Bausteine als methodisch-didaktisches Strukturelement.<br />

65 Von dieser „Zweiteilung“ im Übergangssystem wird auf Grundlage <strong>der</strong> Prozesse, die zu seinem Anwachsen geführt<br />

haben, allgemein ausgegangen. Auch die Initiative „Übergänge mit System“ legt ihren Vorschlägen diese<br />

Unterscheidung zugrunde:<br />

„Für nicht ausbildungsreife Jugendliche werden zielgruppenadäquate und kreative Ansätze genutzt, um<br />

Ausbildungsreife herzustellen. Die Erreichung <strong>der</strong> Ausbildungsreife ist verbindlich mit dem Angebot verbunden,<br />

eine abschlussorientierte Berufsausbildung anzutreten.<br />

Für ausbildungsreife Jugendliche ohne Ausbildungsplatz werden keine Übergangsmaßnahmen vorgesehen, son<strong>der</strong>n<br />

sie werden in einem <strong>der</strong> drei Segmente Duale Ausbildung, Ausbildung durch Schulen und Ausbildung bei<br />

Bildungsträgern ausgebildet.“ („Eckpunkte“, http://www.bertelsmannstiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_32110_32112_2.pdf,<br />

Zugriff 2011-05-25).<br />

Selbstverständlich ist eine genaue Zuordnung zu den beiden „Abteilungen“ im Einzelfall nicht immer möglich, da<br />

trennscharfe Kriterien nicht vorliegen.“<br />

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ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

gleichen Anfor<strong>der</strong>ung: Bei Bausteinen nach Anrechnungsverordnung wird damit zugleich ein<br />

bestimmter (affiner) Beruf allen gleich vorgegeben, in dem „verwertbare Teilqualifikationen“<br />

erworben werden. Angesichts <strong>der</strong> oft noch nicht abgeschlossenen Berufsorientierung erscheint diese<br />

Festlegung problematisch.<br />

Eine stärkere Differenzierung im (<strong>schulischen</strong>) Übergangssystem erscheint dem Projekt daher<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um eine Zusammensetzung <strong>der</strong> Klassen zu erreichen, in <strong>der</strong> Zielgruppen und<br />

Interessen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler besser entsprochen werden kann. Werden primär höhere<br />

Schulabschlüsse angestrebt, um sich eine Studieroption zu eröffnen? O<strong>der</strong> geht es um<br />

Grundlagenkompetenzen? O<strong>der</strong> wird tatsächlich eine Vorbereitung in einem bestimmten Berufsfeld<br />

gewollt, um gezielt die Bewerbungschancen zu verbessern? Ein Angebot von<br />

Qualifizierungsbausteinen und ihre Ausrichtung (nach BAVBVO o<strong>der</strong> „darunter bleibend“)<br />

könnten dann flexibler und gezielter erfolgen.<br />

c) Ausgehend von <strong>der</strong> Überlegung, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen anrechnungsfähiger<br />

Qualifizierungsbausteine die Zielgruppe <strong>der</strong> benachteiligten Jugendlichen im Übergangssystem oft<br />

überfor<strong>der</strong>n, kann die Frage gestellt werden, ob diese nicht dann zumindest für die Gruppe <strong>der</strong><br />

„Marktbenachteiligten“ ein sinnvolles Angebot darstellen. In <strong>der</strong> Tat dürften für diese Zielgruppe<br />

Qualifizierungsbausteine seitens ihrer Voraussetzungen und Leistungsfähigkeit kein Problem<br />

darstellen. Allerdings sind diese Jugendlichen „eigentlich“ nicht die Zielgruppe von BAV-<br />

Maßnahmen (legt man <strong>der</strong>en Definition im BBiG eng aus). Für diese Gruppe ist – wohl unbestritten<br />

– die Aufnahme einer Ausbildung das primäre Ziel.<br />

Wenn nun die Aufnahme einer betrieblichen Ausbildung vielfach wegen ungünstiger<br />

Marktverhältnisse nicht gelingt und wenn daher diesen Jugendlichen ersatzweise eine<br />

modularisierte, außerbetrieblich organisierte und gesellschaftlich finanzierte Ausbildung angeboten<br />

werden soll, dann wären nicht Qualifizierungsbausteine, son<strong>der</strong>n Ausbildungsbausteine zweifellos<br />

eher das Instrument, dieser Gruppe genau definierte Ausbildungsinhalte zu vermitteln, auf <strong>der</strong>en<br />

Grundlage ein flexibler Wechsel (je nach Stand <strong>der</strong> erworbenen Bausteine) in eine betriebliche<br />

Ausbildung möglich sein könnte.<br />

Glücklicherweise deutet sich an, dass diese Gruppe vor dem Hintergrund des demografischen<br />

Wandels bereits verstärkt in Ausbildung absorbiert wird 66 , sodass sich <strong>der</strong> Bedarf für diesen Weg<br />

relativ und auch absolut wie<strong>der</strong> <strong>zur</strong>ückbilden dürfte. Wenn sich die Zusammensetzung des<br />

Übergangssystems „normalisiert“, wird sich das Angebot wie<strong>der</strong> auf die Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

konzentrieren können und müssen.<br />

Ebenfalls mit dem demografischen Wandel verbunden sind Anzeichen, dass die „hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen“ an potenzielle Auszubildende „nicht in Stein gemeißelt“ sind. Offenbar sind<br />

Betriebe durchaus bereit, auch „schwächeren“ Jugendlichen eine Chance zu geben, wenn es gilt,<br />

Fachkräftebedarf perspektivisch zu sichern (Ebbinghaus/Loter 2010).<br />

Dies würde auch die Chancen vergrößern, benachteiligten Jugendlichen einen unmittelbaren Weg in<br />

eine betriebliche Ausbildung zu eröffnen. Die erfor<strong>der</strong>liche individuelle För<strong>der</strong>ung dieser<br />

Auszubildenden im Betrieb wäre allerdings auch dadurch abzusichern, dass die Betriebe verlässlich<br />

auf entsprechende Unterstützungsangebote <strong>zur</strong>ückgreifen können. 67<br />

66 „Bessere Chancen für volle berufliche Qualifizierung – Junge Leute profitieren vom demographischen Wandel.“<br />

Pressemitteilung des BIBB vom 2010-11-11, http://www.bibb.de/de/56237.htm, Zugriff: 2010-12-15. Es handelt<br />

sich um erste Ergebnisse des Projekts „Integrierte Ausbildungsberichtserstattung“.<br />

67 Als Beispiel für einen Rahmen, in dem dies bereits angestrebt wird, sei auf den „Tarifvertrag <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung von<br />

Ausbildungsfähigkeit (TV FAF)“ vom 13. Februar 2008 in Nordrhein-Westfalen hingewiesen (Tarifvertrag NRW<br />

71


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

d) Die weiter bestehende Kritik an Modularisierungstendenzen im Berufsbildungssystem wurde in<br />

Kapitel 2 kurz dargestellt. Aus Sicht des Projekts sollte daher die Frage <strong>der</strong> Herstellung eines<br />

gesellschaftlichen Konsenses in dieser Frage im Auge behalten werden.<br />

Dies betrifft in <strong>der</strong> Praxis auch die Qualifizierungsbausteine. Denn selbst dann, wenn bei <strong>der</strong><br />

Schaffung <strong>der</strong> Qualifizierungsbausteine als Element <strong>der</strong> BAV im BBiG das Wort „Modul“<br />

vermieden wurde, so ist doch offenkundig, dass auch Qualifizierungsbausteine, die ja immerhin<br />

„verwertbare Teilqualifikationen“ zertifizieren sollen, einen Teil eines aktuell anhaltenden<br />

Modularisierungstrends bilden, <strong>der</strong> sich von den Vereinbarungen im Bündnis für Arbeit 1999 über<br />

die Vorschläge aus dem Innovationskreis Bildung (BMBF 2007, 17) bis zu den aktuellen<br />

Modellversuchen mit Ausbildungsbausteinen im Jobstarter-Connect Programm (BBB 2010, 39)<br />

verfolgen lässt.<br />

Ist die Kritik aus Teilen <strong>der</strong> Gewerkschaft am Modularisierungstrend ausreichend aufgegriffen<br />

worden? Immerhin hat diese erst kürzlich argumentative Unterstützung von prominenter Stelle<br />

erfahren (siehe Kapitel 2, S. 14). Und auch das Projekt selbst wurde im Rahmen <strong>der</strong><br />

Bestandsaufnahme von einigen <strong>der</strong> beteiligten Kollegen/Kolleginnen mit <strong>der</strong> Befürchtung<br />

konfrontiert, Opti-Qua sei <strong>der</strong> Versuch, die Modularisierung <strong>der</strong> Berufsbildung quasi „durch die<br />

Hintertür“ <strong>der</strong> BAV praktisch voranzutreiben 68 – ein Misstrauen, das nur in den von uns geführten<br />

Gesprächen zum Teil ausgeräumt werden konnte.<br />

d) Die Entscheidung in Opti-Qua, bei <strong>der</strong> Entwicklung von Bausteinen nicht von <strong>der</strong><br />

Anrechnungsverordnung auszugehen, son<strong>der</strong>n jeweils in den beteiligten Bildungsgängen angepasste<br />

<strong>Lernbausteine</strong> zu entwickeln, begründet sich insbeson<strong>der</strong>e mit den vorgefundenen Bedingungen, in<br />

<strong>der</strong>en Rahmen ein „Top-Down“-Vorgehen, ausgehend von den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> BAVBVO, nicht<br />

sinnvoll erschien.<br />

Lassen sich also umgekehrt Bedingungen formulieren, unter denen ein Einsatz von Modulen nach<br />

BAVBVO in den Schulen möglich wäre? 69 Die folgenden – thesenartigen - Punkte erscheinen dem<br />

Projekt beson<strong>der</strong>s wichtig:<br />

1. Wichtigste Voraussetzungen wären eine Differenzierung des Angebots nach Zielgruppen<br />

(Voraussetzungen/Interessenlagen) sowie die Herstellung eines gesicherten<br />

gesellschaftlichen Konsenses <strong>der</strong>art, dass „ausbildungsfähigen“ Jugendlichen statt einer<br />

(<strong>schulischen</strong> o<strong>der</strong> betrieblichen) Ausbildung anrechnungsfähige Qualifizierungsbausteine<br />

bzw. Ausbildungsbausteine im Rahmen einer <strong>schulischen</strong> BAV angeboten werden sollen.<br />

2. Aus den beschriebenen Modellversuchen (Kapitel 4) lässt sich entnehmen, dass anerkannte<br />

Qualifizierungsbausteine in einer parallelen Strukturreform <strong>der</strong> Bildungsgänge eine wichtige<br />

2008, vgl. auch Mallmann/Burkhard 2008).<br />

68 Opti-Qua geriet sogar zwischenzeitlich in diesem Sinn „ins Schussfeld“ modularisierungskritischer Menschen auf<br />

<strong>der</strong> Plattform http://www.anti-bertelsmann.de, auf <strong>der</strong> sich im Übrigen manch interessanter Materiallink zum Thema<br />

finden lässt.<br />

69 Auch aus den weiteren Entwicklungen im Einsatz von Qualifizierungsbausteinen in Hamburg (siehe auch Fußnote<br />

in Kapitel 3, Seite 19), insbeson<strong>der</strong>e aus den dort <strong>der</strong>zeit gewonnenen praktischen Erfahrungen aus dem Einsatz von<br />

QB in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsvorbereitung (u.a. mit Bausteinen nach BAVBVO) können ggf. praktische Anregungen<br />

für Bremen abgeleitet werden. In Hamburg wurde eine eigene Datenbank für Qualifizierungsbausteine eingerichtet -<br />

eine implizite Kritik an <strong>der</strong> bestehenden GPC-Datenbank des BIBB. Tatsächlich wird in den Hamburger Bausteinen<br />

darauf Wert gelegt, den systematischen Bezug <strong>der</strong> Bausteine untereinan<strong>der</strong> (vorausgesetzte Module, Folgemodule)<br />

darzustellen; zweifellos ein wichtiger Ansatz, um das Versprechen <strong>der</strong> „Anschlussfähigkeit“ einlösbar zu machen.<br />

Außerdem wird <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Methode des Kompetenznachweises (<strong>der</strong> jeweiligen Prüfungsverfahren und<br />

-bestandteile) offenkundig mehr Gewicht beigemessen.<br />

72


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Voraussetzung haben. In diesen Bildungsgängen muss es möglich sein, den Erwerb <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsbausteine als primäres Ziel zu verfolgen.<br />

Diese Bildungsgänge können als eine Alternative neben an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung Bestand haben: Die in den Modellversuchen erprobten<br />

Bildungsgänge haben sich nachhaltig etabliert, allerdings in <strong>der</strong> Regel nur als ein Angebot<br />

neben an<strong>der</strong>en. Auch darin kommt zum Ausdruck, dass QB keine Lösung für alle<br />

Jugendlichen in <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> BAV sein können.<br />

3. Die Anbindung <strong>der</strong> Bildungsgänge an die betriebliche Praxis ist und bleibt <strong>der</strong><br />

„Knackpunkt“ für die Realisierung des Dualisierungsgedankens, <strong>der</strong> mit<br />

Qualifizierungsbausteinen konzeptionell verbunden ist. Die Ausgestaltung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Praktika ist hierfür von zentraler Bedeutung.<br />

Geht es um anrechnungsfähige Qualifizierungsbausteine, muss eigentlich mehr an<br />

Verzahnung angestrebt werden als die „teilweise Möglichkeit“, ein rein schulisch<br />

erworbenes Wissen im Betrieb „zu erproben“. Konzeptuell sollten die Betriebe bei<br />

Qualifizierungsbausteinen als Lernorte in die Vermittlung eingebunden werden. Welcher<br />

Grad <strong>der</strong> Lernortkooperation im Praktikum kann jedoch realistisch angestrebt werden?<br />

Insofern stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Rolle von Praktika in <strong>der</strong> BAV neu. Es könnte<br />

sinnvoll sein, auch das Praktikum eher von den realen Möglichkeiten <strong>der</strong> Betriebe her zu<br />

denken, als die in einem Qualifizierungsbaustein festgeschriebenen Inhalte von außen in die<br />

betrieblichen Abläufe hineintragen zu wollen. Gerade kleine Betriebe und<br />

Handwerksbetriebe können diesen Anspruch oft nicht einlösen, da <strong>der</strong> Betriebsalltag von<br />

ständig wechselnden aktuellen Kundenaufträgen bestimmt wird. In dessen Rahmen ergibt<br />

sich dann auch, in welche Arbeitsabläufe Praktikanten jeweils tatsächlich einbezogen<br />

werden können (o<strong>der</strong> auch nicht). Zu dieser Praktikumsrealität wäre die Vermittlung von<br />

begleiten<strong>der</strong> Fachtheorie in den Schulen resp. beim Träger im Rahmen einer produktiven<br />

Lernortskooperation neu in Beziehung zu setzen.<br />

4. Für ein qualifizierendes Praktikum (wie es Qualifizierungsbausteine konzeptionell<br />

unterstellen) spielt die Betreuung <strong>der</strong> Jugendlichen im Praktikum mit einer kontinuierlichen<br />

Vermittlung zwischen den Lernorten daher eine Schlüsselrolle. Eine solche Betreuung<br />

erfor<strong>der</strong>t zusätzliche Ressourcen – entwe<strong>der</strong> in Form von Zeit, die den Lehrkräften für die<br />

Praktikumsbetreuung <strong>zur</strong> Verfügung steht, o<strong>der</strong> durch Externe. Diese Ressourcen müssten<br />

bereitgestellt werden können.<br />

73


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

9 Quellennachweise<br />

Arold 2010:<br />

Arold, Heike: Qualifizierungsbausteine in Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) -<br />

Fluch o<strong>der</strong> Segen? Auszug aus <strong>der</strong> Dissertation - Foliensatz / ITB-Colloquium, Mai 2010.<br />

BBB 2010:<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2010.<br />

Bonn, 2010<br />

BMBF 2007:<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hg.): Zur Entwicklung nationaler<br />

Bildungsstandards. Bonn: 2007. - URL:<br />

ttp://www.bmbf.de/pub/<strong>zur</strong>_entwicklung_nationaler_bildungsstandards.pdf (Zugriff 2010-08-18)<br />

BMBF 2007:<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.): 10 Leitlinien <strong>zur</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> beruflichen Bildung : Ergebnisse des Innovationskreises berufliche Bildung. Bonn, 2007<br />

Borsdorf et al. 2007:<br />

Borsdorf, Evelyn; Gessner, Ines; Gleisberg, Reinhard; Jahnke, Ralf; Kuhlich, Dagmar; Kotulla,<br />

Reiner; Radatz, Joachim; Richter, Christina; Schauerte, Ernst; Stelte, Michael; Strohmeier, Michael;<br />

Spiesmacher, Sabine: Herausfor<strong>der</strong>ung macht Spaß: Berufsvorbereitung mit<br />

Qualifizierungsbausteinen an Berliner berufsbildenden Schulen. Offenbach, INBAS: 2007.<br />

Brötz et al. 2004:<br />

Brötz, Rainer, et al.; Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (Hrsg.):<br />

Berufsausbildungsvorbereitung - Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen : Beispiele für die<br />

Praxis. Bonn, 2004, S. 17–18<br />

Buschfeld et al. o.J. (2005?):<br />

Buschfeld, Detlef; Dionisius, Regina; Birkholz, Sandra; Oebel, Simone:<br />

Zweiter interner Zwischenbericht <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung Im Projekt: „Schulische<br />

Berufsvorbereitung durch Dualisierung“ im Rahmen des Forschungsprogramms „Kompetenzen<br />

för<strong>der</strong>n – berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf“. Köln, o.J.<br />

(2005?).<br />

Buschfeld/Dionisius o.J. (2006?):<br />

Buschfeld, Detlef; Dionisius, Regina: Dritter interner Zwischenbericht <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitung im Projekt: „Schulische Berufsvorbereitung durch Modularisierung“ im Rahmen des<br />

Forschungsprogramms „Kompetenzen För<strong>der</strong>n - berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit<br />

beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf“. Köln, ohne Jahr (2006?)<br />

Buschfeld/Korney 2004:<br />

Buschfeld, Detlef; Korney, Katja: Zwei plus drei macht einen Qualifizierungsbaustein? Erste<br />

Erfahrungen aus einem Modellprojekt an Berufskollegs. In: Berufsbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis (2004), Nr. 6<br />

Drexel 2008:<br />

Drexel, Ingrid: Berufsprinzip o<strong>der</strong> Modulprinzip? Zur künftigen Struktur beruflicher Bildung in<br />

Deutschland. In: Verband <strong>der</strong> Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs NW vlbs (Hg.):<br />

Dokumentation zum Berufsbildungskongress des vlbs 2007. Krefeld, 2008<br />

74


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Ebbinghaus/Loter 2010:<br />

Ebbinghaus, Margit; Loter, Katarzyna; Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (Hrsg.): Besetzung<br />

von Ausbildungsstellen: Welche Betriebe finden die Wunschkandidaten - welche machen Abstriche<br />

bei <strong>der</strong> Bewerberqualifikation - bei welchen bleiben Ausbildungsstellen unbesetzt? Bonn, 2010<br />

Erpenbeck/Rosenstiel 2007:<br />

Erpenbeck, John; v. Rosenstiel, Lutz.: Handbuch Kompetenzmessung. Stuttgart, Schäffer-Poeschel:<br />

2007. Zitiert nach Köper, Birgit: Zauberformel Kompetenz, Baua Aktuell, Nr. 3-09, 2009, S. 5-7.<br />

Europäische Kommission 2009:<br />

Europäische Kommission: Neue Kompetenzen für neue Arbeitsplätze. Luxemburg, Amt für<br />

Veröffentlichungen <strong>der</strong> Europäischen Union: 2009.<br />

Fachkonzept 2004:<br />

Bundesagentur für Arbeit (Hg.): Fachkonzept für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen nach §§<br />

61, 61a SGB III, 2004. (Als Anhang in Plicht 2010 dokumentiert.)<br />

Fachkonzept 2009:<br />

Bundesagentur für Arbeit (Hg.): Fachkonzept für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen nach §§<br />

61, 61a SGB III 2009. (Download: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/HEGA-<br />

Internet/A05-Berufl-Qualifizierung/Publikation/HEGA-03-2009-Fachkonzept-BvB-Anlage-<br />

Konzept.pdf, Zugriff 2010-09-01.)<br />

Fülling/Rexing 2010:<br />

Fülling, Claudia; Rexing, Volker: För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lesekompetenz von Berufsschülern und<br />

Berufsschülerinnen : Erfahrungen mit <strong>der</strong> Implementierung eines Diagnose- und För<strong>der</strong>instruments<br />

in dualen Bildungsgängen des Bau- und Ausbaugewerbes. In: Berufsbildung in Wissenschaft und<br />

Praxis , Nr. 4/2010, S. 43–46<br />

Görner 2008:<br />

Görner, Regina: Län<strong>der</strong> sollen sich vom Urwald <strong>der</strong> Warteschleifen befreien (Redemanuskript), -<br />

URL: http://www.igmetall-wap.de/node/2839 (Zugriff 2010-03-08)<br />

Hartig 2008:<br />

Hartig, Johannes: Kompetenzen als Ergebnisse von Bildungsprozessen. In: BMBF (Hg.):<br />

Kompetenzerfassung in pädagogischen Handlungsfel<strong>der</strong>n. (Bildungsforschung Band 26)<br />

Bonn/Berlin 2008. S. 15-25.<br />

Hörmann 2006:<br />

Hörmann, Martina; Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH (INBAS)<br />

(Hrsg.): Hilfreiches Instrument o<strong>der</strong> Methode mit begrenzter Wirkung? Qualifizierungsbausteine in<br />

<strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung. Offenbach, INBAS: 2006.<br />

Hörmann/Jahnke/Schwarzbauer 2006:<br />

Hörmann, Martina; Jahnke, Ralf; Schwarzbauer, Heike: Lernortkooperation zwischen Schule und<br />

Betrieb: Wege, Erfolge und Grenzen aus schulischer Sicht. In: Praxis und Perspektiven <strong>zur</strong><br />

Kompetenzentwicklung vor dem Übergang Schule - Berufsbildung. Berlin, 2006 (Schriftenreihe<br />

zum BQF-Programm IIb), S. 86–101<br />

Hörmann/Lohmann 2006:<br />

Hörmann, Martina; Lohmann, Jörg; Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik<br />

75


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

GmbH (INBAS) (Hrsg.): Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> Schule: Eine Praxishilfe für das<br />

Berufsvorbereitungsjahr. Offenbach, INBAS: 2007.<br />

IG Metall 2007:<br />

IG Metall-Vorstand: Modul-Ausbildung in <strong>der</strong> beruflichen Bildung? Position <strong>der</strong> IG Metall.<br />

Frankfurt am Main 2007<br />

KHK 2000:<br />

Sekretariat <strong>der</strong> ständigen Konferenz <strong>der</strong> Kultusminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland (Hg.): Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen <strong>der</strong><br />

Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in <strong>der</strong> Berufsschule und ihre<br />

Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. 2000 -<br />

URL: http://www.quaspo.de/download/Handreichung_KMK.pdf (Zugriff 2010-02-18)<br />

Klieme/Leutner 2006:<br />

Klieme, Eckhard; Leutner, Detlev: Kompetenzmodelle <strong>zur</strong> Erfassung individueller Lernergebnisse<br />

und <strong>zur</strong> Bilanzierung von Bildungsprozessen : Überarbeitete Fassung des Antrags an die DFG auf<br />

Einrichtung eines Schwerpunktprogramms. Juni 2006. - URL:<br />

http://kompetenzmodelle.dipf.de/pdf/rahmenantrag (Zugriff 2010-08-05)<br />

Krämer 2007:<br />

Krämer, Beate: Ausbildungsbausteine versus Qualifizierungsbausteine : Eine Abgrenzung <strong>der</strong><br />

Konzepte. In: Programmstelle beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Programm<br />

JOBSTARTER des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.):<br />

JOBSTARTER CONNECT. Bonn, 2007, S. 29–36<br />

Kremer 2009:<br />

Kremer, Manfred: Implikationen <strong>der</strong> BBiG-Novelle auf die Kooperation von Schule und Betrieb in<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung. In: Zöller, Arnulf (Hrsg.):Vollzeitschulische Ausbildung - eine gleichwertige<br />

Partnerin des dualen Systems? Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, 2009, S. 7–35. - ISBN 978-3-<br />

7639-1131-8<br />

Lippegaus-Grünau 2010:<br />

Lippegaus-Grünau, Petra: „Professionelle Verfahren und eine neue Kultur des Zuhörens und<br />

Hinsehens“ : Interview mit Dr. Petra Lippegaus-Grünau vom Good Practice Center für die<br />

För<strong>der</strong>ung Benachteiligter im BIBB. In: G.I.B. Info (2010), Nr. 1_10, S. 10–13<br />

Mallmann/Burkhard 2008:<br />

Mallmann, Luitwin; Burkhard, Oliver; Verband <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-<br />

Westphalen e.V. (Hrsg.); IG Metall Bezirksleitung Nordrhein-Westphalen (Hrsg.): Tarifvertrag <strong>zur</strong><br />

För<strong>der</strong>ung von Ausbildungsfähigkeit : Ein neuer freiwilliger Weg: Mit Arbeit und För<strong>der</strong>ung zum<br />

Ausbildungsplatz - Handreichung. Darmstadt, 2008<br />

Minnameier 2002:<br />

Minnameier 2002, zitiert nach: Seeber et al: Kompetenzdiagnostik in <strong>der</strong> Berufsbildung, in:<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hg.), Beilage zu BWP 1/2010, S. 3.<br />

(Die genaue Quelle wird in <strong>der</strong> BWP-Beilage in <strong>der</strong> Literaturliste nicht referenziert. Vermutlich<br />

handelt es sich um: Bildung – Schlüsselressource des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts, ZIRP‐ Dialog 3/2002, Hg.<br />

Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Redaktion und Gestaltung zusammen mit E. Wuttke); auch<br />

online publiziert: http://www.zirp.de/archiv/dialog/dialog_02/Berufsb.pdf; <strong>der</strong>zeit aber offenbar im<br />

Netz nicht mehr verfügbar.)<br />

76


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Müller 2002:<br />

Müller, Andreas: Wenn nicht ich, ...? Und weitere unbequeme Fragen zum Lernen in Schule und<br />

Beruf. Bern, hep Verlag: 2002<br />

Müller 2003:<br />

Müller, Andreas: Lernen ist eine Dauerbaustelle. (Reihe : spirit of learning.) Beatenberg, Institut<br />

Beatenberg: 2003. - URL: http://www.institutbeatenberg.ch/xs_daten/Materialien/Artikel/artikel_lernen_als_dauerbaustelle.pdf<br />

Plicht 2010:<br />

Plicht, Hannelore: Das neue Fachkonzept berufsvorbereiten<strong>der</strong> Bildungsmaßnahmen <strong>der</strong> BA in <strong>der</strong><br />

Praxis : Ergebnisse aus <strong>der</strong> Begleitforschung BvB. Nürnberg, 2010 (IAB-Forschungsbericht<br />

7/2010)<br />

Rauner 2010:<br />

Rauner, Felix: Lässt sich berufliche Bildung modularisieren? Vortragsmanuskript - Tagung <strong>der</strong> IG<br />

Metall am 9./10. Februar 2010. 2010. - URL: http://www.antibertelsmann.de/berufsbildung/2010/Vortrag_Rauner.pdf<br />

(Zugriff 2010-08-06)<br />

Reetz 2010:<br />

Reetz, Lothar: Untersuchungen <strong>zur</strong> Praxis <strong>der</strong> Erfassung beruflicher Handlungskompetenz bei den<br />

Abschlussprüfungen im Dualen System <strong>der</strong> deutschen Berufsausbildung. In: Münk, Dieter (Hg.);<br />

Schelten, Andreas (Hg.); Bundesinstitut für Berufsbildung (Hg.): Kompetenzermittlung für die<br />

Berufsbildung; Bonn, W. Bertelsmann Verlag: 2010, S. 101-117.<br />

Reglin/Morawietz 2010:<br />

Reglin, Thomas; Morawietz, Natalie: Der Kompetenzbegriff im Europäischen und im Deutschen<br />

Qualifikationsrahmen. In: Info-Forum f-bb, Nr. 2/10. Nürnberg, Forschungsinstitut Betriebliche<br />

Bildung: 2010.<br />

Rosenstiel von 2005:<br />

Rosenstiel von, Lutz: Von <strong>der</strong> Qualifikation <strong>zur</strong> Kompetenz; Vortragsfolien / FüAk-Forum 2005 am<br />

2005-11-30 in Landshut-Schönbrunn. - URL:<br />

http://www.fueak.bayern.de/sonstiges/14982/linkurl_0_2_0_0.pdf (Zugriff 2010-08-06)<br />

Sonntag/Schaper 2006:<br />

Sonntag, Karlheinz; Schaper, Niclas: För<strong>der</strong>ung beruflicher Handlungskompetenz. In: Sonntag,<br />

Karlheinz (Hg.): Personalentwicklung in Organisationen, Göttingen, Hogrefe 2006. S. 270-311;<br />

Tarifvertrag NRW 2008:<br />

Verband <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westphalen e.V.; IG Metall Bezirksleitung<br />

Nordrhein-Westfalen: Tarifvertrag <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung von Ausbildungsfähigkeit (TV FAF). 13. Februar<br />

2008<br />

Uni Köln o.J. (2004?):<br />

Professur für Berufs- und Wirtschaftspädagogik <strong>der</strong> Universität zu Köln (Hg.): Interner<br />

Zwischenbericht <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung Im Projekt: „Schulische Berufsvorbereitung<br />

durch Dualisierung“ im Rahmen des Forschungsprogramms „Kompetenzen för<strong>der</strong>n – berufliche<br />

Qualifizierung für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf“. Köln o.J. (2004?)<br />

Vonken 2011:<br />

Vonken, Matthias: Kritische Anmerkungen zum Kompetenzbegriff. In: Bethschei<strong>der</strong>, Monika<br />

(Hrsg.) ; Höhns, Gabriela (Hrsg.) ; Münchhausen, Gesa (Hrsg.): Kompetenzorientierung in <strong>der</strong><br />

77


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

beruflichen Bildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, 2011 (Berichte <strong>zur</strong> beruflichen Bildung), S.<br />

21–32.<br />

Abkürzungsverzeichnis:<br />

AfA Agenturen für Arbeit<br />

http://www.arbeitsagentur.de/<br />

Anrechnungsverordnung siehe BAVBVO<br />

BAgIS Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales. Zum 01.01.2011 wurde aus <strong>der</strong><br />

BAgIS das Jobcenter Bremen.<br />

BAV Berufsausbildungsvorbereitung<br />

BAVBVO Berufsausbildungsvorbereitungs-Bescheinigungsverordnung = Verordnung über die<br />

Bescheinigung von Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit im Rahmen <strong>der</strong><br />

Berufsausbildungsvorbereitung vom 16. Juli 2003<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/bavbvo/BJNR147200003.html<br />

BBiG Berufsbildungsgesetz<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bbig_2005/gesamt.pdf<br />

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

http://www.bmbf.de/<br />

BQF "Kompetenzen för<strong>der</strong>n - Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf (BQF-Programm/BMBF)<br />

http://www.kompetenzen-foer<strong>der</strong>n.de/<br />

BQL Berufsqualifizierende Lehrgänge (Berlin)<br />

BvB Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

BVJ Berufsvorbereitungsjahr<br />

BVQB „Berufsausbildungsvorbereitung mit Qualifizierungsbausteinen“, Modellversuch in Berlin<br />

ESF Europäischer Sozialfonds<br />

http://www.esf.de/portal/generator/8/startseite.html<br />

GM Gen<strong>der</strong> Mainstreaming<br />

IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

http://www.iab.de/<br />

INBAS Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH<br />

http://www.inbas.com/<br />

Opti-Qua „<strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong> Berufsausbildungsvorbereitung durch<br />

Qualifizierungsbausteine“ http://www.opti-qua.de<br />

QB Qualifizierungsbaustein<br />

QUAV „Qualifizierungsbausteine in <strong>der</strong> Ausbildungsvorbereitung“, Modellversuch in Rheinland-<br />

Pfalz<br />

TN Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

78


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

10 Anhang<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

12<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

12<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Aufgaben und Ablaufstruktur Projekt Opti-Qua<br />

1. Projektstart<br />

Webstart, Flyer, Konstituierung Beirat, Networking<br />

2. Bestandsaufnahme<br />

Empirische Grundlagen: Erfahrungen / Potenzial / Hemmnisse Quali-Bausteine<br />

Werkstattgespräche (Berufsbilde Schulen, Träger)<br />

1. Transferworkshop<br />

Exertengespräche (Betriebe, Kammern)<br />

3. Erarbeitung<br />

Erarbeitung von Qualifizierungsbausteinen<br />

als <strong>Lernbausteine</strong><br />

Qualifizierung des Lehrpersonals<br />

4. Erprobung<br />

Erprobung <strong>der</strong> <strong>Lernbausteine</strong><br />

Fortbildungsangebote (Transfer)<br />

5. Bewertung<br />

Bewertung <strong>der</strong> Erfahrungen aus <strong>der</strong> Erprobung<br />

79<br />

Homepage<br />

2. Transferworkshop<br />

Fortbildungsangebote<br />

Abschlussworkshop<br />

Abschlussbericht<br />

Transfer<br />

als Querschnittsaufgabe


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

ESF-Projekt OPTI-QUA<br />

Leitfaden Bestandsaufnahme (Träger)<br />

Leitfaden <strong>zur</strong> Bestandsaufnahme<br />

<strong>der</strong> aktuell durchgeführten Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) und<br />

<strong>der</strong> Erfahrungen mit dabei eingesetzten Qualifizierungsbausteinen (QB) und <strong>der</strong>en<br />

Potenziale<br />

Das Projekt Opti-Qua (<strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>zur</strong> Berufsausbildungsvorbereitung durch<br />

Qualifizierungsbausteine) hat die Aufgabe, schwerpunktmäßig die berufsbildenden Schulen durch<br />

Beratung und Fortbildungsangebote bei <strong>der</strong> Weiter- und Neuentwicklung von<br />

Qualifizierungsbausteinen zu unterstützen. Transparenz, Berufsorientierung und Anschlussfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen sollen damit verbessert werden.<br />

Als erster Arbeitsabschnitt ist hierzu eine Bestandsaufnahme <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> und<br />

außer<strong>schulischen</strong> Maßnahmen <strong>der</strong> Berufs(ausbildungs)vorbereitung im Land Bremen<br />

vorgesehen.<br />

Hierzu werden in allen Schulen und bei allen Trägern, die aktuell entsprechende Bildungsgänge /<br />

Maßnahmen anbieten, Gespräche geführt.<br />

Wir schlagen vor, das Thema entlang von vier Themenfel<strong>der</strong>n zu strukturieren:<br />

1. Quantitative Bestandsaufnahme<br />

2. Wirksamkeitseinschätzung <strong>der</strong> aktuell durchgeführten Maßnahmen<br />

3. Einsatz von und Erfahrungen mit Qualifizierungsbausteinen (QB)<br />

4. Potenziale von Qualifizierungsbausteinen (QB)<br />

Der Leitfaden versteht sich nicht als starres Korsett. Wenn Ihnen unter dem Gesichtspunkt ihrer<br />

Praxis eine an<strong>der</strong>e Herangehensweise an die Thematik sinnvoller erscheint, können wir uns im<br />

Gespräch auch vom Leitfaden lösen.<br />

80<br />

leitfaden-träger vom-2009-04-06


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Universität Bremen / Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Projekt OPTI-QUA<br />

Leitfaden Bestandsaufnahme (Träger)<br />

1 Quantitative Bestandsaufnahme<br />

über die aktuell durchgeführten berufsausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge (BAVB) bzw.<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)<br />

Dokumentation des Ist-Standes (Maßnahmen-Übersicht): Siehe Erfassungsbogen "Quantitative-<br />

Erfassung-Maßnahmen", den wir Sie bitten auszufüllen.<br />

2 Wirksamkeitseinschätzung <strong>der</strong> aktuell durchgeführten Maßnahmen<br />

Welche (Qualitäts-)Standards werden dabei umgesetzt?<br />

Welche Verfahren <strong>der</strong> Wirksamkeitsbewertung kommen zum Einsatz?<br />

Wie wird <strong>der</strong> Erfolg quantitativ gemessen?<br />

3 Einsatz von und Erfahrungen mit Qualifizierungsbausteinen (QB)<br />

3.1 Welche Definition von "Qualifizierungsbaustein" liegt zugrunde?<br />

3.2 Einsatzfel<strong>der</strong> von QB<br />

In welchen Berufsfel<strong>der</strong>n / konkreten Maßnahmen (vgl. Erfassungsbogen)?<br />

Für welche konkreten Teilqualifikationen?<br />

In welchen Stufen des Fachkonzepts <strong>der</strong> BA bzw. in welchen För<strong>der</strong>sequenzen werden QB<br />

angeboten und durchgeführt?<br />

(Eignungsanalyse/Grundstufe/För<strong>der</strong>stufe/Übergangsqualifizierung; QB auch für an<strong>der</strong>e<br />

För<strong>der</strong>sequenzen als "Berufliche Grundqualifizierung"?)<br />

Einsatz von QB auch für den Erwerb "niedrigschwelliger" Kompetenzen?<br />

Welche (Qualitäts-)Standards werden dabei umgesetzt?<br />

Welche Verfahren <strong>der</strong> Wirksamkeitsbewertung kommen zum Einsatz?<br />

Welche Teilnahmenachweise/-zertifikate gibt es für QB?<br />

3.3 Erfahrungen bei <strong>der</strong> Konzeption bzw. Implementation <strong>der</strong> QB:<br />

bei <strong>der</strong> Konzeption und Entwicklung<br />

bei <strong>der</strong> Zertifizierung<br />

Werden bestehende (an<strong>der</strong>nsorts entwickelte) QB genutzt bzw. angepasst?<br />

3.4 Erfahrungen aus <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> QB:<br />

Akzeptanz und praktische Anerkennung durch Betriebe<br />

2 von 3<br />

81


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

Universität Bremen / Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Projekt OPTI-QUA<br />

Leitfaden Bestandsaufnahme (Träger)<br />

Akzeptanz durch Teilnehmer/-innen<br />

Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen<br />

Aufwand-Ertragseinschätzung<br />

Günstige und hemmende Faktoren für den Einsatz von QB<br />

Kooperation in <strong>der</strong> Durchführung (z.B. mit Betrieben, beruflichen Schulen, an<strong>der</strong>en<br />

Trägern...)<br />

Beitrag <strong>der</strong> bereits genutzten QB <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Gleichberechtigung <strong>der</strong><br />

Geschlechter bzw. von Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

4 Potenziale von Qualifizierungsbausteinen (QB)<br />

4.1 Einsatzfel<strong>der</strong><br />

Für welche Berufsfel<strong>der</strong>, für welche konkreten Teilqualifikationen sind QB beson<strong>der</strong>s gut<br />

nutzbar, für welche weniger?<br />

Für welche Teilqualifikationen sind (weitere) neue Module denkbar/geplant/in<br />

Entwicklung?<br />

4.2 <strong>Optimierung</strong><br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Wirksamkeit?<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Akzeptanz / <strong>zur</strong> Erreichung einer höheren<br />

Anrechnungsbereitschaft bei Betrieben?<br />

Maßnahmen, um den Beitrag von QB <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Gleichberechtigung <strong>der</strong><br />

Geschlechter sowie von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern<br />

5 Weiterer Aspekte<br />

3 von 3<br />

82


ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

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ESF-Projekt Opti-Qua / <strong>Lernbausteine</strong> <strong>zur</strong> <strong>Optimierung</strong> <strong>der</strong> <strong>schulischen</strong> Berufsausbildungsvorbereitung<br />

ESF-Projekt OPTI-QUA<br />

Erfassungsbogen für Arbeitspaket AP-02: Übersicht über BvB/BAVB<br />

Übersicht über die aktuell durchgeführten berufsvorbereitenden / berufsausbildungsvorbereitenden Maßnahmen<br />

Träger/Schule: Datum:<br />

(Stand ggf. eingedruckter Zahlen: 01.11.2008)<br />

Bezeichnung Berufsfeld Laufzeit Zielgruppe Anzahl TN<br />

86<br />

insgesamt darunter<br />

weiblich<br />

darunter Migr<br />

männlich<br />

darunter Migr.<br />

weiblich<br />

Erfassungsblatt-Maßnahmen-Quantitativ vom 2009-03-30

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