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argument- sonderbände as - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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327 Editorial<br />

marxisten übt! Welcher Logik sollte dies auch entsprechen) [m Argumem ist Altvater<br />

kritisiert w0rden, die Kritik an Bi,choff füllt fJst ein ganzes Heft, der im vorigen<br />

Jahr erschienene Band "Staat und Monopole 11. Probleme der materialistischen<br />

Staatstheorie" (AS 16) setzt sich mit den ,'on Braunsdo1{/Löffler behandelten Autoren<br />

scharf auseinander. Damals ,,'ie heute hat freiEch die Redaktion darauf geachtet,<br />

daE in der Auseinandersetzung <strong>argument</strong>iert statt behauptet, begründet statt - womöglich<br />

noch falsch - etikettiert wird, D<strong>as</strong> ist keine Stilfrage, sondern eine Lebensfrage<br />

<strong>für</strong> diese Zeitschrift, denn aus wissenschaftlichen und politischen Kontroversen<br />

kann nur dann gelernt werden und sie können sich zugleich nur dann entwickeln,<br />

wenn sie <strong>argument</strong>ativ ausgetragen werden. Damals wie heute haben wir darauf ge,<br />

achtet, dag bei uns nicht diffamiert, gelogen, verschwiegen unc verdreht wird, haben<br />

die Techniken des Lügens, Versch,veigens und Verdrehens in der bürgerlichen Presse<br />

,1llfzudecken versucht. D<strong>as</strong> Gleiche nun auch in der so dringend notwendigen Presse<br />

unseres eigenen Lagers zu müssen, ist unter diesen Aufgaben die unangenehmste.<br />

Der eigentliche sachliche Kern der Kontroverse zwischen Butterweggc und dem<br />

Argument ist \'on ihm in einem Brief an uns präzis benannt "'orden. Er wirft uns dort<br />

\'or, ,vir würden die Funktion des Rezensionsteils als Hilfsmittel linker Autoren,<br />

"um ihre Miniauthgen wenigstens teilweise an den :\131111 LU bringen", vergessen und<br />

nennt seine BraunsdorULöffler-Besprechung eine, ,Empfehlungsrezension" . Der<br />

Begriff ist glücklich gewählt, bezeichnet er doch über den konkreten Fall hinaus genau<br />

einen T\'pus \'on Besprechungen, den wir 'licht fördern wollen: undistanzierte,<br />

nacherzählende, Schwächen höflich Hrschweigende und unbegründet urteilende<br />

Rezensionen.<br />

Wir freuen uns, wenn wir zur Verbreitung guter linker Bücher beitragen, und sehen<br />

diesen Effekt nicht behindert durch die Hauptfunktion des Besprechungsteils:<br />

die möglichst knappe, informatiw und <strong>kritische</strong> Orientierung des Lesers. Er wird betrogen,<br />

wenn wir unter dem Aspekt der Verkaufsfördcrung \V<strong>as</strong>chzetteltexte fälschlich<br />

als Besprechungen etikettieren. Betrogen würden auch die Autoren der rezensierten<br />

Bücher, denn gute Rezensionen geben saclwen,tindige Resonanz, enthalten<br />

direkt oder indirekt Anregungen <strong>für</strong> Verbesserungen, setzen die Dialektik von Kritik<br />

und Veränderung in Gang. Nichts wäre verheerender als un<strong>kritische</strong> Haltung und<br />

Schreibweise gegenü ber Autoren aus dem eigenen Lager. \YJ <strong>as</strong> sollte wichtiger sein als<br />

die Entwicklung des Denkens der eigenen Kampfgenossen, w<strong>as</strong> ist tödlicher, als die<br />

stumpfe WaHe des Freundes scharf nennen:<br />

Auseinandersetzungen über die Konzeption unseres Rezensionsteils sind nicht<br />

neu, ebensowenig wie der Konflikt um "Empfehlungsrezensionen" und schematisehe"<br />

V crrisse". Die Konzeption mull mit neucn GencLllionen von Autoren immer<br />

wieder erarbeitet werden. D<strong>as</strong> macht ,'ie! Arbeit - die Rezensionen verschlingen den<br />

gröEtcn Anteil der redaktionellen Arbeitskapazität -, eröffnet aber die Möglichkeit,<br />

aus Lesern Mitarbeiter zu machen, die Konsumenten zu Produzenten.<br />

In dieser \\;reise f<strong>as</strong>sm wir unsere Zeitschrift als Organ einer Strategie auf, die nicht<br />

blog (wie zur Illustration bürgerlicher labeling-<strong>Theorie</strong>) Freund und Feind etikettiert,<br />

sondern die langfristig auf die wissenschaftliche Erkenntnis und ihre Entwicklung<br />

im Bündnis mit der Arbeiterbewegung setzt. Diese Entwicklung kann von den<br />

Intrigen der ideologischen und repressiven Apparate (und von dcn darauf reagierenden<br />

"inneren J ntrigen" der Linken selbst) behindert, aber keineswegs aufgehalten<br />

",'erden, ,veil sie von den Funktionsgesetzen unserer Gesellschaft objektiv ermöglicht<br />

wird. Indem wir die wissemchaftlichen Ansprüche an unsere Arbeit im Rahmen des<br />

Möglichen höherschrauben, erhalten wir bessere Kampf- und Bündnisbedingungen<br />

als wenn wir sie der Gefälligkeit opfern, durch Glaubensbekenntnisse oder schimpfenden<br />

Verbalismus ersetzen. Nur so ist es möglich, auf der Ebene der theoretischen<br />

Auseinandersetzungen der Gefahr der Gettoisierung zu entgehen.

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