Hansrudi Wäscher Telefonkarten - PPM Vertrieb
Hansrudi Wäscher Telefonkarten - PPM Vertrieb
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1<br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
<strong>Telefonkarten</strong>
Hartmut Becker präsentiert<br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
3<br />
<strong>Telefonkarten</strong>
Herausgegeben von Hartmut Becker<br />
1. Auflage Dezember 2012<br />
© Comics-etc. – becker-illustrators<br />
Eduardstr. 48 – 20257 Hamburg<br />
www.comics-etc.de<br />
© für alle Zeichnungen: <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> / becker-illustrators<br />
© Akim: Pedrazza/Renzi<br />
Text<br />
Dieter Herold, Herbert Karbaumer, Gotthard Zappe<br />
Vorlagen<br />
Gotthard Zappe<br />
Redaktion Katalogteil<br />
Achim Schnurrer<br />
Redaktion Einleitung<br />
Klaus Schikowski, Achim Schnurrer, Gotthard Zappe<br />
Korrektorat<br />
Etsche Hoffmann-Mahler<br />
Dokumentation<br />
Ingraban Ewald, Dieter Herold, Herbert Karbaumer, Peter Müller, Gotthard Zappe<br />
Grafische Gestaltung<br />
Mariagrazia Huaman<br />
Umschlaggestaltung (unter Verwendung neuer Illustrationen von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>)<br />
Caroline Kintzel<br />
Scans und Litho<br />
Georgina Botta, Jakob Henkel<br />
Gesamtherstellung<br />
Heider Druck GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
ISBN 978-3-941694-17-0<br />
Bibliografische Informationen der deutschen Bibliothek:<br />
Die deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek, detaillierte<br />
bibliografische Angaben sind im Internet über www.dnb.ddb.de abrufbar.<br />
Dieses Buch gibt es als gebundene Hardcover-Vorzugsausgabe mit einem anderen Titelbild zusammen mit einer<br />
original Telefonkarte der Deutschen Telekom mit einem Sigurd-Motiv und einer original Telefonkarte der Deutschen<br />
Telekom mit einem Falk-Motiv, jeweils nummeriert von 1 bis 125 und signiert von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>.<br />
4
Aufbau und Legende 6<br />
Einleitung 7<br />
- <strong>Wäscher</strong>, Hethke und die <strong>Telefonkarten</strong> 11<br />
- <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> 13<br />
Die <strong>Hansrudi</strong>-<strong>Wäscher</strong>-<strong>Telefonkarten</strong> 15<br />
Anhang 125<br />
- Nicht von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> gezeichnete <strong>Telefonkarten</strong> 128<br />
- Spekulationen – Artikel aus Sprechblase Nr. 122 129<br />
- Interessentenanschreiben 130<br />
- Werbung für <strong>Telefonkarten</strong> 131<br />
• Die Abbildungen auf den Seiten 1 bis 5 und auf Seite 14 zeigen Reinzeichnungen von<br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> für die Rückseiten einiger <strong>Telefonkarten</strong>serien. Die Zeichnung des<br />
Westernhelden Ralf wurde jedoch nicht verwendet.<br />
5<br />
INHALT
Aufbau<br />
In diesem Katalog werden in chronologischer Reihen-<br />
folge alle im Norbert-Hethke-Verlag erschienenen Telefon-<br />
karten mit Motiven von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> abgebildet so-<br />
wie die in Lizenz herausgegebenen Karten, etwa bei Peter<br />
Skodzik und Michael Kreiner. Gezeigt werden Vorder- und<br />
Rückseiten, um die eindeutige Identifikation der Karten zu<br />
erleichtern. Vervollständigt werden die Sets durch die handsignierten<br />
Visitenkarten, die der Verlag in limitierten Auflagen<br />
als Ergänzung der Sets herausgebracht hat. Im Anhang<br />
werden einige Werbeseiten dokumentiert, mit denen im<br />
Comicmagazin Die Sprechblase für die <strong>Telefonkarten</strong> gewor-<br />
LEGENDE<br />
6<br />
ben wurde. Dort findet sich zudem eine Liste all jener Karten,<br />
die bei Hethke erschienen sind, aber nicht von <strong>Wäscher</strong><br />
stammen, und Material, das nicht im Katalogteil untergebracht<br />
werden konnte.<br />
Katalogteil, Text und Recherche basieren auf den Manuskripten<br />
von Dieter Herold, Herbert Karbaumer und Gotthard<br />
Zappe. Der Herausgeber dankt noch folgenden Personen für<br />
ihre Hilfe: Reinhard Armbrüster, Werner Bass und Detlef Lorenz.<br />
Als Quelle dienten die Bücher: Förster, Gerhard (Hg.) -<br />
Das große <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> Buch, Schönau 1987<br />
Wansel, Siegmar - Illustrierte deutsche Comic Geschichte, Ergänzungsband<br />
Walter Lehning Verlag, Köln 2006<br />
• K oder 0: Kundenkarte, Werbekarte für Firmen und Institutionen,<br />
nicht am Schalter erhältlich<br />
• P: Schaltertelefonkarte mit Postmotiv, am Schalter erhältlich<br />
• S: Telefonkarte mit Fremdwerbung, am Schalter erhältlich<br />
• Visitenkarte: limitierte und signierte Auflage als Ergänzung zur Kunden-<br />
oder Schalterkarte, nicht am Schalter erhältlich<br />
• DPR: Deutsche Postreklame<br />
• DTMe: Deutsche Telekom Medien GmbH<br />
• Hologr.: Hologrammkarte<br />
: 1. Norbert-Hethke-<strong>Telefonkarten</strong>serie (Comic Kunst)<br />
: Roman-Boutique Peter Skodzik (<strong>Telefonkarten</strong>reihe)<br />
: Roman-Boutique-Club International Peter Skodzik<br />
: <strong>Telefonkarten</strong>freunde Niederrhein e. V. (Comic Kunst)
Einleitung<br />
Die Verwendung von Motiven <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>s auf<br />
<strong>Telefonkarten</strong> mutet zunächst einmal etwas kurios an. Denn hefte oder Großbände, sodass Comicklassiker wie Sigurd,<br />
es ist nicht unbedingt naheliegend, Bilder eines Comic- Tibor und Nick auf dem Markt in ihrer ursprünglichen Faszeichners<br />
auf den verhältnismäßig kleinen Karten, die gesung verfügbar waren. Zudem wurden die Abenteuer jerade<br />
einmal scheckkartendoch<br />
auch dem Comicmarkt<br />
groß sind, abzubilden. Erst<br />
der 1980er- und 1990er-Jah-<br />
beim genaueren Hinsehen<br />
re angepasst und als Alben<br />
werden die Beweggründe<br />
und kleinformatige Hardco-<br />
deutlich, die dazu führten,<br />
verbände verlegt. Darüber<br />
dass es <strong>Telefonkarten</strong> mit<br />
hinaus motivierte Hethke<br />
Comicmotiven gab. Um das<br />
den Künstler, neue Arbeiten<br />
zu verstehen, muss man eine<br />
anzufertigen. Neben der<br />
kleine Zeitreise zurück in die<br />
exklusiv für den Norbert-<br />
1990er-Jahre machen, als<br />
Hethke-Verlag gezeichneten<br />
die <strong>Telefonkarten</strong> nach ihrer<br />
Fenrir-Serie zeichnete Wä-<br />
Testphase bundesweit einscher<br />
auch neue Abenteuer<br />
geführt wurden, damit man<br />
seiner klassischen Helden.<br />
an den Telefonzellen bar-<br />
Zahllose neue Covermotigeldlos<br />
telefonieren konnte.<br />
ve von <strong>Wäscher</strong> zierten das<br />
Das Mobiltelefon machte<br />
Fachmagazin Die Sprech-<br />
dann letzten Endes die Karblase,<br />
die belegen, dass der<br />
ten überflüssig, aber bis es<br />
Zeichner auch ein großarti-<br />
so weit war, gab es einen<br />
ger Illustrator ist. Doch wie<br />
florierenden Sammlermarkt.<br />
Und wie man einen solchen<br />
• Auch die TELEKOM erkannte den Reiz der bunten Bilder.<br />
ließen sich die beliebten<br />
Motive von <strong>Wäscher</strong> noch<br />
zu pflegen hatte, das wusste der Verleger Norbert Hethke. anders vermarkten? Hethke ging neue Wege bei der Verbreitung<br />
dieses Materials und es entstand die Idee, eine<br />
Eigentlich bediente der Norbert-Hethke-Verlag einen umfangreiche Kollektion <strong>Telefonkarten</strong> mit <strong>Hansrudi</strong>ganz<br />
anderen Markt, den der nostalgischen Comics. Für <strong>Wäscher</strong>-Motiven anzufertigen. Schließlich waren diese<br />
Hethke war die Veröffentlichung der Werke von <strong>Hansrudi</strong> Karten zu jener Zeit ein boomendes Sammlerfeld und ein<br />
<strong>Wäscher</strong> allerdings nicht nur ein lukratives Geschäft, son- wahrer Sammler würde auch gerne ein Bild von seinem<br />
dern auch gleichzeitig eine Herzensangelegenheit. Deshalb Helden im Portemonnaie tragen. So kam es dazu, dass es<br />
waren die <strong>Wäscher</strong>-Comics sicherlich der Schwerpunkt im <strong>Telefonkarten</strong> gab, auf denen der ritterliche Held Sigurd<br />
Programm des Verlages. Dieser brachte die Arbeiten seines abgebildet war.<br />
7<br />
wichtigsten Künstlers in den unterschiedlichsten Publikationsformen<br />
heraus: etwa als Reprints der ursprünglich im<br />
Walter-Lehning-Verlag, Hannover, erschienenen Piccolo
Heutzutage ist die Zeit, als man noch Telefonzellen anderen Spekulanten dazu veranlassten, <strong>Telefonkarten</strong> zu<br />
aufsuchen musste, um Verabredungen zu treffen oder um erwerben, von deren Wertsteigerung er sich eine hohe Ren-<br />
jemanden von unterwegs anzurufen, nur noch Erinnerung.<br />
Damals wurde in Deutschland noch mit Mark und Pfennigen<br />
dite versprach.<br />
bezahlt. Die gelben Telefonzellen waren überall aufgestellt, 1992 begann dann auch Norbert Hethke damit, die<br />
aber wehe, man hatte kein Kleingeld dabei, dann konnte ersten <strong>Wäscher</strong>-<strong>Telefonkarten</strong> auf den Markt zu bringen. Er<br />
man nicht telefonieren. So entschloss sich die Deutsche spekulierte darauf, neben den Fans, die häufig schon in ihrer<br />
Bundespost bzw. ihre Nachfolgerin im Bereich der Telefon- Kindheit und Jugend mit den Comics von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
dienste, die Deutsche Telekom AG, Guthabenkarten auszu- in Berührung gekommen waren und möglichst jede irgendgeben,<br />
um damit das bargeldlose Telefonieren möglich zu wo veröffentlichte <strong>Wäscher</strong>-Zeichnung ihren Sammlungen<br />
machen. 1983 wurden in<br />
einverleiben wollten, auch<br />
vier Testgebieten die ers-<br />
die Sammler von Telefonten<br />
öffentlichen Kartentekarten<br />
generell anzusprelefone<br />
mit Chiptechnik inchen.<br />
Letztere bildeten<br />
stalliert. Für sie brachte die<br />
eine Klientel, die anders<br />
Deutsche Bundespost die<br />
als die Comicfans in ihren<br />
ersten Testkarten heraus.<br />
systematischen Ansätzen<br />
Schon bald erwies sich die<br />
beim Aufbau ihrer Kol-<br />
Überlegenheit dieses Ablektionen<br />
eher mit den<br />
rechnungssystems, sodass<br />
klassischen Briefmarken-<br />
der 1986 begonnene Besammlern<br />
zu vergleichen<br />
triebsversuch 1989 zum<br />
sind. Das heißt, im kaum<br />
bundesweiten Einsatz<br />
überschaubaren Bereich<br />
führte.<br />
der weltweit produzierten<br />
Briefmarken findet<br />
Nahezu gleichzei-<br />
man aus naheliegenden<br />
tig wurden <strong>Telefonkarten</strong><br />
Gründen kaum Komplett-<br />
zum Sammelobjekt. Da<br />
sammler, sondern haupt-<br />
die in den Testgebieten<br />
sächlich solche, die sich<br />
herausgegebenen Karten<br />
auf ein bestimmtes Teilge-<br />
auch jeweils verschiedene<br />
biet wie Länder, Epochen<br />
Motive hatten, entstand<br />
oder Motive spezialisiert<br />
schnell eine Nachfrage<br />
haben. Das Gleiche gilt für<br />
danach, und ein eigenes<br />
den <strong>Telefonkarten</strong>samm-<br />
Sammelgebiet etablierler.<br />
Hethke hatte bei seiner<br />
te sich. Schon kurze Zeit<br />
Kartenproduktion auch<br />
später gebot die Fülle der<br />
jene Sammlerkreise im<br />
herausgegebenen Motive<br />
den Kartensammlern, sich<br />
• Betriebsanleitung der CallingCard<br />
Blick, die sich für ein spezielles<br />
Segment der Tele-<br />
auf bestimmte Gebiete zu spezialisieren. Der <strong>Telefonkarten</strong>- fonkartenproduktion interessierten und gezielt Karten mit<br />
Sammlermarkt entwickelte sich gerade in den Anfangsjahren<br />
sehr dynamisch. Die Presse nahm sich des Themas an<br />
Comicmotiven erwarben.<br />
und man konnte Aufmacher wie „Höherer Gewinn als Akti- Als findiger Verleger wusste Norbert Hethke, wie ein<br />
en“ lesen. Artikel, die wahrscheinlich auch den einen oder neuer Geschäftsbereich – und nichts anderes waren seine<br />
8
Aktivitäten auf diesem Gebiet – aufgebaut werden musste:<br />
Nach einer Anfangsphase mit möglichst preiswerten und<br />
hochauflagigen Karten, die er als Einstiegsangebot herstellen<br />
ließ, erfolgte im nächsten Schritt die Verknappung und<br />
Verteuerung des Angebots, um den von ihm angesprochenen<br />
Sammlern das Gefühl zu vermitteln, etwas Besonderes<br />
zu besitzen, das nur noch einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter<br />
zur Verfügung stand. Es kam so weit, dass sich nicht<br />
wenige <strong>Wäscher</strong>-Fans die Karten nicht mehr leisten konnten<br />
und nur eine kleine Gruppe gut betuchter Sammler heute<br />
eine komplette <strong>Wäscher</strong>-<strong>Telefonkarten</strong>kollektion ihr Eigen<br />
nennen kann.<br />
Zunächst hatte Hethke Dreiersets produziert, die<br />
anfangs aus einer Schalterkarte sowie zwei Kundenkarten<br />
(A und B) bestanden und die er zum Preis von DM 148,00<br />
anbot. Zusätzlich erschien eine limitierte Vorzugsausgabe<br />
zum Preis von DM 298,00. Das waren die von <strong>Hansrudi</strong><br />
<strong>Wäscher</strong> handsignierten Visitenkarten.<br />
Da der Verkaufspreis den tatsächlichen Wert an Guthaben<br />
weit überstieg, ist es kein Geheimnis, dass der eigentliche<br />
Gewinner bei diesem Geschäft der Verlag war.<br />
Der Sammler, der von der ersten bis zur letzten Karte<br />
dabei war und einschließlich der Visitenkarten die regulären<br />
Preise zahlte, investierte über die Jahre umgerechnet<br />
rund 20.000 Euro in sein Hobby, und zwar nur für die<br />
Kartenproduktion des Norbert-Hethke-Verlags. Natürlich<br />
musste man von Verlagsseite bei dieser Rechnung die<br />
Herstellungs- und <strong>Vertrieb</strong>skosten, die Telefonguthaben,<br />
Künstlerhonorare, die laufenden Betriebsausgaben sowie<br />
nicht zuletzt Steuern und sonstige Abgaben berücksichtigen.<br />
Dennoch dürfte unterm Strich eine Gewinnmarge<br />
übrig geblieben sein, von der manche der oben erwähnten<br />
Spekulanten nur träumen konnten.<br />
Neben Norbert Hethke gab es im Comicbereich eine<br />
ganze Reihe anderer Verleger, die ebenfalls in die Kartenproduktion<br />
einstiegen, einige sogar Jahre vor ihm. Allerdings<br />
verdankte Hethke seine im Sammlermarkt schon<br />
bald dominierende Position seinem Hauskünstler <strong>Hansrudi</strong><br />
<strong>Wäscher</strong> und dessen bei vielen Fans beliebten Comichelden.<br />
Bald vergab Hethke auch Lizenzen an weitere<br />
Kartenproduzenten, vor allem Peter Skodzik aus Berlin.<br />
9<br />
Skodziks Roman-Boutique brachte eigene Karten heraus,<br />
von denen Skodzik ab 1995 etliche in Asien von der Korea-<br />
Telecom herstellen ließ. Ausschließliches Verbreitungsgebiet<br />
dieser Karten war aber der deutschsprachige Raum.<br />
Da eine auch nur einmal in einem öffentlichen Fernsprecher<br />
benutzte Karte für den Sammler deutlich an Wert<br />
verloren hatte, sprach nichts gegen diese ungewöhnliche<br />
Herkunft, die von vornherein ausschloss, dass man mit<br />
diesen Karten hierzulande telefonieren konnte.<br />
In jener Zeit, in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre,<br />
als der Sammlermarkt für <strong>Telefonkarten</strong> einen geradezu<br />
euphorischen Boom erlebte, erschienen zuerst im November<br />
1993 bei Peter Skodzik, wenige Monate später,<br />
im Februar 1994, dann auch bei Norbert Hethke die ersten<br />
Hologramm-<strong>Telefonkarten</strong>. Um die Motive richtig erkennen<br />
zu können, wurde solchen Karten immer ein als<br />
Muster gekennzeichnetes Dummy beigelegt, auf dem die<br />
Zeichnung deutlich zu sehen war.<br />
Neben seinen Karten mit Comicillustrationen versuchte<br />
Norbert Hethke auch mit Motiven aus anderen<br />
Bereichen neue Interessentenkreise für seine Produktion<br />
zu erschließen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.<br />
Futuristische Autodesigns von Luigi Colani oder die politischen<br />
Erfolge eines Willy Brandt stießen bei seiner Kundschaft<br />
auf wenig Begeisterung.<br />
Größere Zustimmung fand dagegen später die Idee,<br />
die auf den Kartensätzen veröffentlichten Zeichnungen<br />
in Heften zusammenzufassen, in denen im Stil klassischer<br />
Romanheftserien die Geschichten zu den Illustrationen<br />
erzählt wurden. Zu den in den Heften ungenannten Autoren<br />
gehören Ingraban Ewald und Jürgen Seitz, die nach<br />
einer Idee von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> die Romane schrieben.<br />
Als erste Veröffentlichung, die – wie den Rückseiten<br />
der Karten zu entnehmen war – ausschließlich und kostenlos<br />
an die Abonnenten der <strong>Telefonkarten</strong>sets abgegeben<br />
wurde, erschien das Sigurd-Abenteuer „Die Rückkehr“.<br />
Die 18 auf den verschiedenen Karten verwendeten<br />
Zeichnungen wurden durch eine Reihe weiterer Illustrationen<br />
ergänzt. Tatsächlich kam das Heft mit zwei unterschiedlichen<br />
Coverillustrationen heraus. Ausgabe I war für
die Abonnenten der <strong>Telefonkarten</strong> bestimmt, während<br />
das Heft mit Cover II in den allgemeinen Handel kam. Abgesehen<br />
von den Variantcovern war der Inhalt identisch.<br />
Auch die folgenden Hefte schilderten angereichert<br />
mit zusätzlichen Zeichnungen auf 36 oder mehr Farbseiten<br />
im Großbandformat Abenteuer verschiedener Helden aus<br />
dem Comicuniversum <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>s.<br />
Die Illustrationen von insgesamt sechs Sets à drei Karten<br />
bildeten ab April 1999 das Gerüst für je ein Heft, wobei<br />
das einzelne Set wie schon zuvor aus zwei regulären <strong>Telefonkarten</strong><br />
mit unterschiedlichen Motiven und einer dritten,<br />
nummerierten und von <strong>Wäscher</strong> handsignierten Visitenkarte<br />
bestand.<br />
Eine Veränderung im offiziellen Erscheinungsbild der<br />
Karten fällt mitten in die Serie, deren Zeichnungen die Basis<br />
• Rückseite einer Musterkarte von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
10<br />
für das erste Heft mit dem Sigurd-Abenteuer „Die Rückkehr“<br />
bildeten: Ab Motiv Nr. 92 vom August 1999 wechselte die<br />
Telekom die Produktbezeichnung und nannte die Karten<br />
fortan „CallingCard“.<br />
Betrug der Nennwert der <strong>Telefonkarten</strong> anfangs noch<br />
12 DM, die theoretisch vertelefoniert werden konnten, sank<br />
er im Lauf der Jahre und Euroumstellung schließlich bis auf<br />
den Symbolbetrag von 1,50 € ab.<br />
Dieser Katalog zeigt erstmals sämtliche <strong>Telefonkarten</strong><br />
Hethkes, deren Motive von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> stammen. Das<br />
Buch füllt somit eine Lücke, die nicht nur den Freunden des<br />
Künstlers seit Langem bewusst ist, sondern kommt auch jenen<br />
Sammlern zugute, die sich für ein nun abgeschlossenes<br />
und damit überschaubares Gebiet im Rahmen der <strong>Telefonkarten</strong>produktion<br />
interessieren.<br />
• Telefonkarte zum Bamberger Comic-Tauschtag, herausgegeben von Michael Kreiner
• Buffalo-Bill-Telefonkarte, herausgegeben von Michael Kreiner<br />
<strong>Wäscher</strong>, Hethke und die<br />
<strong>Telefonkarten</strong><br />
Als Norbert Hethke 1990 in Stuttgart die Börse „Alles<br />
aus Papier“ besuchte, traf er auf den Comicsammler Gerhard<br />
Jung, der ihm erstmals eine Telefonkarte zeigte. Jung<br />
war davon begeistert und empfahl, so etwas auch herauszugeben.<br />
„Da ich vorher noch nie etwas von <strong>Telefonkarten</strong><br />
gehört hatte, war ich recht skeptisch“, erinnerte sich Norbert<br />
Hethke später in einem Interview*, „erst ca. ein Jahr später,<br />
nachdem ich die Papierbörse wieder besucht hatte und<br />
Peter Skodzik mich anschließend auf der Kölner Comicbörse<br />
intensiv bearbeitet hatte, glaubte ich ihm und startete mit<br />
unserer Edition. Mit anderen Worten: Ich hätte tatsächlich<br />
schon ein Jahr früher auf dem Markt sein können.“ So begann<br />
also ein neues Abenteuer des Verlegers Hethke, das<br />
noch einmal deutlich macht, dass seine verlegerische Lebensleistung<br />
sich nicht allein auf die Nachdrucke der Werke<br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>s erstreckt.<br />
Denn es gelang Norbert Hethke (* 25. August 1943 –<br />
†13. April 2007), wovon viele Comicfans träumen: Er machte<br />
das Hobby zum Beruf. Alles fing mit dem Verkauf von Dubletten<br />
aus seiner Sammlung an, und das, was zuerst nur<br />
eine Angebotsliste war, entwickelte sich schnell zu einem<br />
der langlebigsten Comicfachmagazine im deutschsprachigen<br />
Raum. Bis zu seinem Tod bildete Die Sprechblase das<br />
11<br />
eigentliche Rückgrat seines Verlages. Der entstand offiziell<br />
1977 und expandierte rasch zu einer der ersten Adressen<br />
für Nachdrucke und Neuauflagen nostalgischer Comicserien<br />
der 1950er- und 1960er-Jahre. Schwerpunkt war hier<br />
zweifellos das Werk <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong>s.<br />
Zu einem weiteren wichtigen Projekt wurde darüber<br />
hinaus der regelmäßig aktualisierte Comicpreiskatalog,<br />
der sich über die Jahrzehnte zur Richtschnur der meisten<br />
Comicsammler im deutschsprachigen Raum entwickelte.<br />
Obwohl die Preisfindung in diesem Nachschlagewerk nicht<br />
immer unumstritten war, gehörte der Comicpreiskatalog<br />
dennoch zu einem der meistbenutzten Medien in Sammlerkreisen.<br />
Analog dazu brachte Hethke auch den Romanpreiskatalog<br />
heraus. Die Nähe zur Sammlerszene wird überdies<br />
daran deutlich, dass Hethke zweimal jährlich die Kölner<br />
Comicbörse veranstaltete, die er 1989 von Hartmut Becker<br />
übernommen hatte.<br />
Lange vor dem Superheldenboom der 1990er-Jahre<br />
publizierte er darüber hinaus bereits zahlreiche Serien, deren<br />
Lizenz er hauptsächlich vom US-amerikanischen Comicgiganten<br />
DC erhielt.<br />
Neben dem umfangreichen Verlagsprogramm, das<br />
Hefte, Bücher und Alben umfasste, produzierte er auch Tradingcards<br />
und nicht zuletzt – Thema dieses Katalogs – eine<br />
stattliche Anzahl <strong>Telefonkarten</strong>.
Da es Hethke zunächst mit Comicmotiven pro-<br />
bieren wollte, lag es nahe, den Zeichner <strong>Hansrudi</strong> Wä-<br />
scher zu fragen, ob dieser Interesse hätte, seine Illus-<br />
trationen auf <strong>Telefonkarten</strong> wiederzufinden. <strong>Wäscher</strong><br />
reagierte „positiv und fand die Idee originell“. So hat<br />
<strong>Wäscher</strong> gemeinsam mit Hethke die Covermotive ausgesucht,<br />
die auf den <strong>Telefonkarten</strong> genutzt wurden.<br />
Dass später sogar eher <strong>Wäscher</strong>s unbekanntere Helden<br />
wie Ork oder Ukar als Motiv verwendet wurden,<br />
war ein Wunsch von Hethke gewesen, wie sich <strong>Wäscher</strong><br />
später erinnerte. Auch die Idee mit den <strong>Telefonkarten</strong>heften<br />
stammte von Hethke. Womöglich konnten<br />
die Karten aber überhaupt nur erscheinen, weil<br />
die Zusammenarbeit gut lief. So wurden beispielsweise<br />
die Visitenkarten von Frau <strong>Wäscher</strong> durchnummeriert<br />
und danach von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> handsigniert.<br />
Die Vielzahl der Visitenkarten stellte dabei kein Problem<br />
dar, Hethke dazu: „Selbstverständlich hatten wir<br />
bei Herrn <strong>Wäscher</strong> mit den Unterschriften keinerlei<br />
Schwierigkeiten, denn Herr <strong>Wäscher</strong> ist nach wie vor<br />
einer der umgänglichsten und zuverlässigsten Partner,<br />
die man haben kann.“<br />
Interessant wird es allerdings an der Stelle, wo<br />
nicht ganz sicher ist, ob es nicht doch noch Illustrationen<br />
von <strong>Wäscher</strong> gibt, die zwar gezeichnet wurden,<br />
jedoch nicht veröffentlicht sind. Hethke äußerte sich<br />
vielsagend: „Könnte ohne Weiteres der Fall sein.“ Im<br />
Nachhinein hat sich herausgestellt, dass tatsächlich<br />
zahlreiche Motive nicht benutzt wurden, die in diesem<br />
Katalog zum Teil erstmals vorgestellt werden.<br />
• Norbert Hethke<br />
12<br />
„Zu Beginn hatten wir nur vor, Comickarten herauszugeben.<br />
Der Kreis der <strong>Telefonkarten</strong>sammler ging jedoch<br />
um ein Vielfaches über den Kern der Comicsammler hinaus.<br />
So entschloss ich mich, auch für diesen Kreis Motive<br />
zu produzieren“, so Norbert Hethke über die Erweiterung<br />
seiner Aktivitäten auf dem Markt. Er kam auf die Idee mit<br />
den Colani- und den Willy-Brandt-Karten. „Mit Herausgabe<br />
dieser Karten merkte ich allerdings, dass mir das verloren<br />
gegangene Jahr jetzt zu schaffen machte. Die Brandt-Karten<br />
liefen damals tatsächlich etwas schlechter, sodass wir<br />
von weiteren Ausgaben abgesehen haben. Geplant waren<br />
zehn oder zwölf Sätze vom Mauerbau bis zum Mauerfall.<br />
Jetzt, nach vielen Jahren, kann man aber auch sagen, dass<br />
die Brandt-Karten genau in die Phase fielen, in der das<br />
Hobby ‚<strong>Telefonkarten</strong> sammeln‘ zum ersten Mal stockte.<br />
Daran sind jedoch nicht die Brandt-Karten schuld, sondern<br />
sie fielen nur in diesen Zeitraum.“ Kleinere Probleme gab<br />
es auch mit den Colani-Karten „mit der Firma Porsche wegen<br />
des Porsche-Wappens. Aber letztendlich hat sich auch<br />
das geregelt.“ Natürlich waren die Rechteverhandlungen<br />
bei diesen Karten weitaus schwieriger, als es bei den Comicserien<br />
der Fall war.<br />
Doch es sind die <strong>Telefonkarten</strong> mit Comicmotiven,<br />
die weiterhin großes Interesse vor allem in Sammlerkreisen<br />
hervorrufen, was letztlich natürlich an den Motiven<br />
von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> liegt. Dass man seine Karten auch<br />
als „Comic-Kunst“ vermarktete, war sicherlich auch eine<br />
Ehre für den Zeichner. So sieht <strong>Wäscher</strong> positiv auf die<br />
<strong>Telefonkarten</strong>phase seines damaligen Verlegers zurück:<br />
„Ich denke, das passte damals gut in die Zeit.“<br />
* Die Originalzitate von Norbert Hethke stammen aus einem Interview, das<br />
Gotthard Zappe Ende 2004 führte. Die Aussagen von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
ergaben sich auf Nachfrage beim Künstler im Juli 2012.
• <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong><br />
Seine ersten Lebensjahre verbrachte der am 5. Ap-<br />
ril 1928 in St. Gallen geborene <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> in der<br />
Schweiz. Als die Familie in der zweiten Hälfte der 1930er-<br />
Jahre nach Lugano umzog, kam er zum ersten Mal mit fumetti,<br />
italienischen Comics, in Berührung, eine Begegnung,<br />
die sein weiteres Leben entscheidend prägen sollte.<br />
1940 ließ sich die Familie in Hannover nieder, wo<br />
<strong>Wäscher</strong> nach der mittleren Reife 1944 eine Lehre als „Gebrauchswerber“,<br />
wie das seinerzeit genannt wurde, begann.<br />
<strong>Wäscher</strong>s Vater, der in der Schweiz keinen Wehrdienst machen<br />
wollte und sie deshalb verließ, wurde dann in Deutschland<br />
eingezogen und fiel 1945 während des Kampfs um Berlin.<br />
Von 1947 bis 1950 besuchte <strong>Wäscher</strong> die Werkkunstschule<br />
und studierte dort Gebrauchsgrafik. In dieser Zeit<br />
verkaufte er seinen ersten Comic an den Schwarzwald-Verlag.<br />
Doch das Heft „Reise in die Unterwelt“ der Peterle-Serie<br />
wurde nicht mehr gedruckt, da der Verlag in Konkurs ging.<br />
Seine ersten Publikationen, die tatsächlich veröffentlicht<br />
13<br />
wurden, waren Hefte zur Verkehrserziehung unter dem Titel<br />
Der Herr Boll.<br />
Mit der Sigurd-Serie, die <strong>Wäscher</strong> Anfang der 1950er-<br />
Jahre für den Walter-Lehning-Verlag, Hannover, zu zeichnen<br />
begann, legte der Künstler den Grundstein für seine bis<br />
heute andauernde Karriere als einer der produktivsten Comickünstler<br />
des deutschsprachigen Raums, als der er 1993<br />
sogar Eingang ins Guinessbuch der Rekorde fand. Neben<br />
den Ritterserien Sigurd und Falk bewies <strong>Wäscher</strong> mit dem<br />
Weltraumhelden Nick, den Dschungelhelden Akim und Tibor,<br />
dem Pilotengespann Bob und Ben sowie den vielen anderen<br />
von ihm erschaffenen Charakteren, dass er in fast allen Genres<br />
der populären narrativen Kunst packende Geschichten<br />
zu erzählen verstand.<br />
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen, die er für sein<br />
Werk erhielt, zählen der Deutsche Fantasypreis und nicht<br />
zuletzt der ihm 2008 verliehene Max-und-Moritz-Preis für<br />
seine „Comic-Pionierleistung“, die bedeutendste Auszeichnung<br />
für Comickünstler des Internationalen Comic-Salons<br />
Erlangen.
Die <strong>Hansrudi</strong>-<strong>Wäscher</strong>-<br />
<strong>Telefonkarten</strong><br />
Es lag auf der Hand, das abenteuerliche Unterfangen, in<br />
einem bis dato reinen Comicverlag auch <strong>Telefonkarten</strong> herauszugeben,<br />
mit einem Sigurd-Motiv zu beginnen. Allein der<br />
berühmteste aller <strong>Wäscher</strong>-Helden konnte für einen würdigen<br />
Auftakt sorgen und die nötige Beachtung finden.<br />
Negativ formuliert: Hätte der Start der Kartenproduktion<br />
mit Sigurd nicht funktioniert, wäre die Nachfrage seitens<br />
der Kunden hinter den Erwartungen zurückgeblieben, der<br />
Verleger hätte sich wohl rasch wieder aus diesem Geschäftsbereich<br />
zurückgezogen.<br />
Auf die Frage, warum der ursprüngliche Titel „Eine kühne<br />
Tat“ des Sigurd-Piccoloheftes Nr. 40 (Juli 1954), das dieser<br />
Karte als Vorlage diente, in „Ein kühner Plan“ geändert wurde,<br />
gab Norbert Hethke 1992 eine vielsagende Antwort: „Es ist<br />
schon eine gewagte Sache für einen Kleinverlag, jetzt auch<br />
noch <strong>Telefonkarten</strong> ins Programm aufzunehmen.“ In der<br />
Tat also ein kühner Plan für einen Geschäftsmann, der sich<br />
in augenzwinkernder Bescheidenheit als Kleinverleger bezeichnete.<br />
Eine leicht zu durchschauende Koketterie, mit der<br />
Hethke den Mitbewerbern und erst recht den Marktführern<br />
zu verstehen geben wollte, dass entscheidende Impulse mit<br />
schöner Regelmäßigkeit von innovationsfreudigen, sprich<br />
kleineren Unternehmen ausgehen, die noch nicht in Routine<br />
erstarrt sind.<br />
Die dagegen ganz und gar nicht bescheidene Auflage<br />
von 100.000 Exemplaren, mit der diese erste Karte auf den<br />
Markt gebracht wurde, folgte dabei Hethkes üblichem Marketingkonzept:<br />
Eine möglichst breite Streuung sollte möglichst<br />
viele potenzielle Kunden ansprechen – und zwar vor<br />
15<br />
allem solche, die noch nicht zum Kreis der Stammleserschaft<br />
seines Verlages gehörten. Diesem Prinzip folgten<br />
auch andere Aktionen, z. B. wenn er die <strong>Vertrieb</strong>skanäle<br />
des Pressegrossos und des Bahnhofbuchhandels nutzte,<br />
um mit hochauflagigen Comicheften auf seine Verlagsproduktion<br />
aufmerksam zu machen – in der Regel<br />
Sammlerausgaben, die in kleinen, oft nur dreistelligen<br />
Stückzahlen zu einem entsprechend hohen Preis produziert<br />
wurden. Trotz hoher Streuverluste konnte er davon<br />
ausgehen, auf diesem Weg einige neue Fans zu gewinnen.<br />
Selbst wenn dies nur dabei half, den natürlichen<br />
Schwund seiner Leserschaft zu stoppen und den Abnehmerkreis<br />
stabil zu halten, hatte er schon viel gewonnen.<br />
Schließlich darf man nicht vergessen, dass die Mehrheit<br />
seiner Kunden aus einem einzigen Grund die von ihm<br />
angebotenen Produkte kaufte. Sie waren mit den Comicheften<br />
aus der Feder von Hethkes wichtigstem Künstler<br />
<strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> aufgewachsen. Die neuerliche Begegnung<br />
mit diesem Material füllte nicht nur die Lücke, die<br />
durch längst verschwundene Hefte aus Kindheit und Jugend<br />
entstanden war, und rief nicht nur die Erinnerung<br />
an alte Zeiten zurück, sondern vermochte nicht zuletzt<br />
ein Stück weit das Gefühl wieder wachzurufen, das das<br />
Gros der <strong>Wäscher</strong>-Fans individuell mit ihrer Jugendzeit<br />
verband. Die Zeit war über die Lebensbereiche, die Orte,<br />
Straßen und Plätze hinweggegangen, sodass nicht mehr<br />
viel an die vergangenen Tage erinnerte. Die Bilder und Erzählungen,<br />
die <strong>Wäscher</strong> damals zu Papier gebracht hatte,<br />
waren dank Hethkes verlegerischem Einsatz jedoch wieder<br />
greifbar.<br />
Konsequent bediente Norbert Hethke also einen<br />
Markt, der eigentlich gar nicht mehr wachsen konnte, sondern<br />
nur noch durch sogenannte Diversifizierung weitere<br />
Gewinne versprach. Die <strong>Telefonkarten</strong>produktion sollte sich<br />
dabei zu einem profitablen Bereich entwickeln.
Schon mit der zweiten Telefonkarte, keine Schalter-,<br />
sondern eine Kundenkarte, wurde die Auflage auf 3.000<br />
Stück heruntergefahren, schließlich musste sie ausschließlich<br />
über die verlagseigenen Kanäle vertrieben werden.<br />
Die Karte greift auf die Coverillustration des Sigurd-Piccoloheftes<br />
Nr. 85, „Dem Tode entrissen“, vom Mai 1955 zurück.<br />
Bei den Motiven auf diesen beiden ersten Karten<br />
handelt es sich um Neuzeichnungen der alten Piccolotitelbilder,<br />
die geringfügig von den alten Originalen abweichen.<br />
Der Grund für diese Maßnahme dürfte darin bestanden<br />
haben, dass die ursprünglichen, zeichnerischen<br />
• Sigurd-Piccolo Nr. 40, Juli 1954<br />
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Vorlagen schon seit Langem nicht mehr existierten und<br />
die Druckqualität der alten Piccolohefte selbst kaum reprofähige<br />
Vorlagen geliefert hätte.<br />
Das zweite Motiv kam im Mai 1992 auf den Markt, und<br />
zwar mit einer A- und einer B-Variante, die im Gegensatz<br />
zur späteren Praxis identische Vorder-, jedoch unterschiedliche<br />
Rückseiten besaßen. Den Abschluss des Sets bildete<br />
die erste von <strong>Hansrudi</strong> <strong>Wäscher</strong> handsignierte Visitenkarte,<br />
limitiert auf 200 Exemplare. Auch sie zeigt dasselbe auf das<br />
Piccoloheft von 1955 zurückgehende Bild.<br />
• Sigurd-Piccolo Nr. 85, Mai 1955