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Gemeindeentwicklungskonzept Fichtenau 2035

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Gemeindeentwicklungskonzept

FICHTENAU 2035


IMPRESSUM


Gemeindeentwicklungskonzept Fichtenau 2035

für die Gemeinde Fichtenau

Auftraggeber

Gemeinde Fichtenau

Hauptstraße 2

74579 Fichtenau

Projektbearbeitung

Prof. Dr. Richard Reschl

M.Eng. Steffen Niehues, Dipl.-Ing.(FH)

M.Sc. Mario Seibold

Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG

Stadtplanung ∙ Wirtschaftsförderung

Projektentwicklung ∙ Kommunalberatung

Leuschnerstraße 45

70176 Stuttgart

Tel. 0711 22 00 41 - 0

Fax. 0711 22 00 41 - 22

http://www.reschl-stadtentwicklung.de

info@reschl-stadtentwicklung.de

Stand: 10. August 2020

Bilder und Abbildungen: Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG


INHALTSÜBERSICHT

VORWORT 8

1. EINFÜHRUNG 10

1.1 Anlass 12

1.2 Der Gemeindeentwicklungsprozess Fichtenau 16

2. GRUNDLAGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN 18

2.1 Räumliche Lage und regionalplanerische Vorgaben 20

2.2 Historische Entwicklung 23

3. HERAUSFORDERUNGEN FÜR STÄDTE UND GEMEINDEN 26

4. HANDLUNGSFELDER DES GEMEINDEENTWICKLUNGSKONZEPTS 34

4.1 Demografische Entwicklung 36

4.1.1 Ausgangslage 36

4.1.2 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 42

4.1.3 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 42

4.2 Landschaft | Ökologie 44

4.2.1 Ausgangslage 44

4.2.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 46

4.2.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 46

4.2.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 46

4.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 49

5.3.1 Ausgangslage 49

5.3.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 58

5.3.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 58

5.3.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 59

4


4.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 60

4.4.1 Ausgangslage 60

4.4.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 63

4.4.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 64

4.4.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 64

4.5 Soziales | Infrastruktur | Gesundheit 66

4.5.1 Ausgangslage 66

4.5.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 67

4.5.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 68

4.5.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 69

4.6 Naherholung | Tourismus | Kultur 70

4.6.1 Ausgangslage 70

4.6.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 70

4.6.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 73

4.6.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 73

4.7 Mobilität | Digitalisierung 74

4.7.1 Ausgangslage 74

4.7.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 75

4.7.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 75

4.7.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 75

4.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 78

4.8.1 Ausgangslage 78

4.8.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 78

4.8.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 79

4.8.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 79

5. STRATEGISCHE ZIELE UND PROJEKTE/PLANUNGEN 82

5.1 Demografische Entwicklung 86

5.2 Landschaft | Ökologie 88

5.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 90

5.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 94

5.5 Soziales | Infrastruktur | Kultur 98

5.6 Naherholung | Tourismus 102

5.7 Mobilität | Digitalisierung 106

5.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 112

5


6. KOMMUNALES LIEGENSCHAFTSMANAGEMENT 113

6.1 Ausgangslage 114

6.2 Methodisches Vorgehen und Untersuchungsansatz 114

6.3 Ergebnis und Perspektive 116

7. HANDLUNGSPROGRAMM 122

7.1 Finanzen 124

7.2 Projektplan 124

7.3 Städtebauliches Leitbild 126

6


Foto: Reschl Stadtentwicklung

7


VORWORT

Anja Schmidt-Wagemann

Bürgermeisterin

8


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der demografische Wandel, strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft, ökologische Herausforderungen

und die angespannte kommunale Haushaltslage stellen Kommunen vor neue Herausforderungen.

Die Gemeinde Fichtenau entschied sich daher für die Erarbeitung eines Gemeindeentwicklungskonzeptes,

um einen “roten Faden” für die Projekte und Aufgaben der kommenden

Jahre zu haben.

Bereits im ersten Schritt – der Bürgerbefragung – kamen die Vorzüge der Gemeinde zum Vorschein:

Fichtenau ist eine attraktive Gemeinde mit einer hohen Lebensqualität, einer tollen Lage inmitten

der Natur, einem großen Vereinsangebot und einem vielfältigen kulturellen Angebot. Besonders hervorzuheben

sind auch unsere Gaststätten und die zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten sowie

die jüngste Entwicklung hinsichtlich der hausärztlichen Versorgung in der Gemeinde.

Mehrere Schritte folgten: eine zweitägige Klausurtagung mit dem Gemeinderat, einer Bürgerwerkstatt

und Expertengespräche. In der Abschlussveranstaltung mit dem Gemeinderat wurden die

gesteckten Ziele priorisiert und damit ein „Fahrplan“ für die Zukunft erstellt.

Wichtig während des ganzen Prozesses war die Bürgerbeteiligung. Ich danke an dieser Stelle allen,

die sich aktiv an diesem Bürgerbeteiligungsprozess eingebracht und damit großes Interesse an der

Zukunft unserer Gemeinde gezeigt haben.

Bemerkenswert war, dass sich die Wünsche der Bevölkerung in weiten Teilen mit der Meinung und

den Plänen des Gemeinderats und der Verwaltung decken. Hervorzuheben sind hier Themen wie die

Notwendigkeit der Breitbandversorgung, der Schaffung von bezahlbarem, innerörtlichen Wohnraum

sowie der Schaffung weiterer Radwege. Es wird weiterhin eine große Aufgabe für den Gemeinderat

und die Verwaltung sein, die Mobilität in der Gemeinde aufrechtzuerhalten und das vorhandene Angebot

an Bildung, Nahversorgung, Gastronomie, ärztlicher Versorgung und Wirtschaft zu stärken.

Ich danke auch den Mitarbeiter*innen des Büros Reschl, die den gesamten Prozess in einer souveränen

und auch sehr begeisternden Art geleitet und begleitet haben.

Unsere Absicht ist es nun, die definierten Aufgaben bis zum Jahr 2035 zielorientiert und systematisch

abzuarbeiten. Seien und bleiben Sie auch in Zukunft „am Ball“ und gestalten Sie unsere

Gemeinde aktiv mit. So können wir unsere schöne Gemeinde weiterentwickeln und nach vorne

bringen. Gehen wir es gemeinsam an!

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Bürgermeisterin

Anja Schmidt-Wagemann

9


1

EINFÜHRUNG

Kommunale Handlungskonzepte sind eine wichtige

Grundlage für die kontinuierliche und umfassende

Weiterentwicklung der Städte und Gemeinden. Da diese

Strategien gemeinschaftlich und unter Einbezug der

unterschiedlichsten Akteure erarbeitet werden, sind sie

eine verlässliche Basis für die Gemeindeentwicklung.


Foto: Reschl Stadtentwicklung

11


1.1 ANLASS

Die Gründe, um einen Gemeindeentwicklungsprozess

anzustoßen, sind vielfältig: So war es auch

in Fichtenau eine Fülle an besonderen Herausforderungen,

die auf die Gemeinde in den kommenden

Jahren zukommen werden und die eine integrierte

Betrachtung, Analyse sowie Priorisierung erfordern.

Um konkrete Entwicklungsperspektiven und Lösungsmöglichkeiten

für diese besonderen Herausforderungen

und darüber hinaus aufzuzeigen,wurde ein

strategisches Konzept der Gemeindeentwicklung

erstellt, welches Fichtenau mit seinen spezifischen

Rahmenbedingungen für die Zukunft ausrichtet und

innerhalb der Region positioniert. Dabei skizziert

das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU

2035“ einen „Fahrplan“ für die Entwicklung

der Gemeinde für die kommenden Jahre und

findet Antworten auf die zentralen Fragen der

Gemeindeentwicklung:

In welchen Bereichen ist die Gemeinde gut bzw.

weniger gut aufgestellt? Welche Themen sind aus

Perspektive der Bürgerschaft, der Kommunal-

politik und der örtlichen Verwaltung von besonderer

Bedeutung und welche Ansätze können diese

Akteure zu diesen Themen geben? Wie sieht

eine zukunftsorientierte Gemeinde Fichtenau aus

und welche Leitplanken können für die künftige Entwicklung

gesetzt werden?

Der Gemeindeentwicklungsprozess in Fichtenau

umfasste dabei einen ganzheitlichen Ansatz,

in welchem unterschiedliche Parameter berücksichtigt

sind und verschiedene Akteure und Gruppen einbezogen

wurden. Die umfassende Beteiligung half dabei,

eine gemeinsame Zielrichtung der einzelnen Akteure

für die künftige Orientierung der Gemeinde zu finden.

Das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU

2035“ wurde ab April 2018 vom Büro Reschl Stadtentwicklung

GmbH & Co. KG aus Stuttgart erarbeitet.

1.2 DER GEMEINDEENTWICKLUNGSPROZESS FICHTENAU

Das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU

2035“ ist Ergebnis einer integrierten Betrachtung und

eines dialogorientierten Prozesses. Der gesamte Prozess

lässt sich dabei in fünf unterschiedliche Phasen

unterteilen:

PHASE 1 | Analysephase

Die Analysephase begann mit einem Auftaktgespräch

und einer gemeinsamen Ortsbegehung

mit der kommunalen Verwaltung und

dem Büro Reschl Stadtentwicklung im Oktober

2018. Darauf aufbauend wurde in enger Abstimmung

mit der Verwaltung eine umfassende Bestandsaufnahme

und -analyse der kommunalen

Ausgangslage in allen Handlungsfeldern der

Gemeindeentwicklung durch das Büro Reschl

Stadtentwicklung - auch unter Integration bereits

vorhandener Fachplanungen - vorgenommen. Für die

Untersuchung waren drei Betrachtungsebenen

von zentraler Bedeutung: Die strukturelle

Entwicklung der Gemeinde Fichtenau, die aktuelle

Flächennutzung bzw. die bestehenden Flächenreserven

für die weitere Entwicklung und

die städtebauliche Kontur insgesamt.

Auf dieser Grundlage wurden für die Gestaltung

des weiteren Gemeindeentwicklungsprozesses

folgende sieben Handlungsfelder definiert:

12


Landschaft | Ökologie

rechnung geht über die Bevölkerungsvorausrechnung

des Statistischen Landesamtes Baden-Württembergs

hinaus und erlaubt Aussagen zu den Auswirkungen

auf die Auslastung der kommunalen Infrastruktur.

Raumstruktur | Siedlungsentwicklung |

Wohnen

Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft |

Einzelhandel

Soziale Infrastruktur | Gesundheit

Naherholung | Tourismus | Kultur

Mobilität | Digitalisierung

Städtebauliche Gestalt | Identität

Diesen Handlungsfeldern wurden drei Querschnittsthemen

vorangestellt, die sich gegenseitig beeinflussen

und die deshalb ganzheitlich sowie

übergreifend betrachtet wurden. Diese sind:

Demografie | Gesellschaftlicher Wandel

Kommunale Finanzen

Kommunales Liegenschaftsmanagement

Insbesondere der demografische Wandel und die

damit verbundene Entwicklung der Einwohnerzahl,

einschließlich der Veränderungen innerhalb

der Nutzergruppen, haben Einfluss auf die künftige

Lebensqualität sowie die Bedarfe und Ausgestaltung

der kommunalen Infrastruktur.

Um der Bedeutung des Handlungsfeldes Demografie

| Gesellschaftlicher Wandel gerecht zu werden, wurde

im Rahmen der Bestandsaufnahme und -analyse

eine eigene Bevölkerungsvorausrechnung durch das

Büro Reschl Stadtentwicklung vorgenommen. Dabei

wurden die Bevölkerungsdaten zum Beispiel

hinsichtlich der Altersgliederung und der Geburtenziffer

in fünf Szenarien aufbereitet. Diese Voraus-

13


Foto: Reschl Stadtentwicklung

14


Foto: Reschl Stadtentwicklung

15


PHASE 2 | Dialogphase I

Bei der kommunalen Klausurtagung am 28. und

29. Juni sowie am 26. September 2019 wurden

dem Gemeinderat die Ergebnisse der Analysephase

vorgestellt und diskutiert.

Nach einer kurzen Auftaktdiskussion im Plenum wurden

dem Gemeinderat die zentralen Ergebnisse der

Bürgerbefragung sowie die Szenarien der eigenen Bevölkerungsvorausrechnung

präsentiert. Im Anschluss

wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten,

das aus ihrer Sicht anzustrebende Szenario der Einwohnerentwicklung

zu priorisieren. Gemeinsam mit

der Betrachtung der kommunalen Haushaltssituation

wurde auf dieser Grundlage die weitere Diskussion zu

den einzelnen Handlungsfeldern der Gemeindeentwicklung

geführt und erste strategische Zielvorstellungen

sowie die dazugehörigen Umsetzungsschritte

formuliert.

Die Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung

verdeutlichten die Handlungsschwerpunkte der

zukünftigen Entwicklung und bildeten die Leitplanken

für die Ausgestaltung des weiteren Gemeindeentwicklungsprozesses.

Foto: Reschl Stadtentwicklung

16


PHASE 3 | Dialogphase II

In der zweiten Dialogphase wurden die Bürgerinnen

und Bürger im Rahmen einer offenen Bürgerbeteiligung

in den Gemeindeentwicklungsprozess

eingebunden. Bei einer Auftaktveranstaltung am 9.

Oktober 2019 in der Turn- und Festhalle in Matzenbach

wurden zunächst die Ergebnisse der Bürgerbefragung

und der Ablauf der darauffolgenden Zukunftswerkstatt

der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Im Anschluss hatten die Bürgerinnen und Bürger die

Möglichkeit ihre Erwartungen an die Zukunftswerkstatt

mündlich oder auf Plakaten zu äußern und sich

für die Teilnahme an der Werkstatt anzumelden.

In der Zukunftswerkstatt am 17. Oktober 2019 in Matzenbach

wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

– analog zur kommunalen Klausurtagung – eingangs

gebeten ihre Einschätzung zur zukünftigen

Bevölkerungsentwicklung auf Grundlage der

vorgestellten Entwicklungsszenarien abzugeben.

Anschließend wurden die einzelnen Handlungsfelder

der Gemeindeentwicklung in Kenntnis der Ergebnisse

aus der Bestandserhebung und -analyse sowie der

Bürgerbefragung in zwei Arbeitsgruppen diskutiert.

Die Ergebnisse der Diskussion wurden in Form von

strategischen Zielen und möglichen Umsetzungsschritten

auf Plakaten festgehalten. Zum Abschluss

der Veranstaltung stellten die Gruppen sich gegenseitig

sowie dem Gemeinderat, der exklusiv für die Ergebnispräsentation

eingeladen war, die Ergebnisse vor.

PHASE 4 | Konzeptionsphase

Die inhaltliche und schriftliche Ausarbeitung des

„Gemeindeentwicklungskonzeptes | FICHTENAU

2035“ erfolgte im Winter 2019/2020. Hierbei wurden

vom Büro Reschl Stadtentwicklung, basierend auf

den Ergebnissen der vorangegangenen Prozessphasen,

Grundsätze, strategische Ziele sowie Projekte

und Planungen erarbeitet und mit einer zugehörigen

Zeitplanung sowie Finanzierungsübersicht versehen.

Die erste Vorstellung und Priorisierung der Leitziele und

Leitprojekte im Gemeinderat erfolgte am 24. Juli 2020

PHASE 5 | Dialogphase III

Final wurde das „Gemeindeentwicklungskonzept

| Fichtenau 2035“ als Ergebnisbericht in einer

öffentlichen Abschlussveranstaltung der Bürgerschaft

am 19.10.2020 vorgestellt.

EXPERTENGESPRÄCHE

In Ergänzung zur offenen Bürgerbeteiligung wurden

Gespräche mit sogenannten „Experten“ der Gemeindeentwicklung

geführt. Über die Expertengespräche

wurden weitere Erkenntnisse zu bestimmten

Handlungsfeldern gewonnen, welche im bisherigen

Prozess gar nicht oder nicht aureichend genug behandelt

wurden. An den Expertengesprächen nahmen

Vertreterinnen und Vertreter des örtlichen Gewerbes,

der Belange Jugendlicher und des bürgerschaftlichen

Engagements teil.

17


2

GRUNDLAGEN

UND RAHMEN-

BEDINGUNGEN

Um die aktuelle Ausgangslage und die

Entwicklungspotentiale einer Gemeinde

begreifen und herausarbeiten zu können,

muss diese in ihrem regionalen Kontext

betrachtet werden: Zwar beschränkt sich

das kommunale Handeln in der Regel auf die

eigene Gemarkung, der Handlungsspielraum

ist jedoch massgeblich von regionalen

Einflüssen und den historisch gewachsenen

Strukturen abhängig.

Foto: Reschl Stadtentwicklung



2.1 RÄUMLICHE LAGE UND REGIONALPLANERISCHE VORGABEN

Die Gemeinde Fichtenau liegt im Nordosten

Baden-Württembergs innerhalb des Landkreises

Schwäbisch Hall und gehört zum Regionalverband

Heilbronn-Franken.

Im Osten und Nordosten grenzt die Gemeinde

an das Nachbarland Bayern und den Landkreis

Ansbach sowie im Süden an den Ostalbkreis und

die Region Ostwürttemberg. Umgeben ist sie von

den Städten Crailsheim, Dinkelsbühl und Ellwangen

sowie den Gemeinden Ellenberg, Jagstzell,

Kreßberg, Stimpfach und Wört. Mit Kreßberg bildet

Fichtenau einen Gemeindeverwaltungsverband.

Die nächstgelegenen Mittelzentren sind Crailsheim,

Dinkelsbühl und Ellwangen. Fichtenau selbst übernimmt

die zentralörtliche Funktion eines Kleinzentrums

und hält somit sowohl Infrastruktur

als auch Grundversorgung für das nähere Umfeld

vor. Im Ortsteil Wildenstein befindet sich ein

regionalplanerisch festgelegter Wohnschwerpunkt,

an dem sich eine verstärkte Siedlungstätigkeit

über die Eigenentwicklung hinaus vollziehen soll.

Die Gemeinde Fichtenau liegt weder an einer Landesnoch

an einer regionalen Entwicklungsachse.

Allerdings verläuft durch die Gemeinde die Autobahn

A7 und es besteht nahe dem Ortsteil Neustädtlein

die Autobahnanschlussstelle Dinkelsbühl/Fichtenau.

Dort ist ein Gewerbepark mit zahlreichen

Gewerbebetrieben entstanden und gemäß Regionalplan

liegt hier ein Schwerpunkt für

Industrie, Gewerbe und Dienstleistung.

Landschaftlich reizvoll liegt Fichtenau eingebettet in

die Naturräume Schwäbisch-Fränkische Waldberge

und Mittelfränkisches Becken. Die Gegend trägt die

landschaftliche Bezeichnung „Auf den Wäldern“,

die die Wald- und Höhenlage der Gemeinde im

Gegensatz zur Gäuebene Crailsheims hervorhebt.

Aufgrund dieser Lagegunst verfügt Fichtenau über

einen hohen Freizeit- und Erholungswert, welcher auch

von den zahlreichen örtlichen Vereinen mitgetragen

und -gestaltet wird. Fichtenau ist seit 1981 ein staatlich

anerkannter Erholungsort und zählt zum Raum

der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ im nordöstlichen

Baden-Württemberg.

Großräumliche Lage

Darstellung Reschl Stadtentwicklung

20

Darstellung: Reschl Stadtentwicklung, 2019


Regionalplan | Strukturkarten

Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken

21


Regionalplan | Raumnutzungskarte

Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken

22


2.2 HISTORISCHE ENTWICKLUNG

Die Gemeinde gliedert sich in insgesamt 26 Weiler und

Wohnplätze und ist aus der Zusammenlegung der

bis dahin selbstständigen Gemeinden Lautenbach,

Matzenbach, Unterdeufstetten und Wildenstein am

1. Januar 1973 hervorgegangen. Zuvor hatten bereits

die Gemeinden Wildenstein und Lautenbach am

12. Januar 1972 den Zusammenschluss zu einer

Gemeinde mit dem Namen „Seewalden“ beschlossen,

wurden jedoch im Zuge der Verwaltungsreform in

Baden-Württemberg vom Land aufgefordert, eine

noch größere Einheit mit den Gemeinden Matzenbach

und Unterdeufstetten zu bilden, um als völlig selbstständiger

Verwaltungsraum bestehen zu können.

Im Jahr 1972 wurde ein Bürgerwettbewerb zur

Namensfindung der neu gebildeten Gemeinde

ausgerichtet. Eine Kommission wählte den Namen

„Fichtenau“ aus den eingesandten Vorschlägen

aus. Die kommunalen Aufgaben wurden mit der

Vereinbarung zum Zusammenschluss der Ortschaften

vom 13. Dezember 1972 arbeitsteilig auf die Ortsteile

verteilt: So befindet sich in Wildenstein das

Verwaltungszentrum, in Lautenbach der Bauhof, in

Unterdeufstetten das Schulzentrum und in Matzenbach

das Sport- und Freizeitzentrum. Ebenfalls wurden

umfangreiche Maßnahmen zum Ausbau des Straßenund

Wegenetzes innerhalb der neuen Gemeinde festgelegt.

Im Folgenden werden die Geschichte und Identität der

einzelnen Ortsteile näher beschrieben:

Für Lautenbach oder ehemals Lauterbach, was ‚klarer

Bach‘ bedeutet, fehlen ältere Aufzeichnungen

komplett; der Ortsteil wird erstmals 1418 erwähnt.

Bekannt ist, dass die höhere Obrigkeit zu dieser

Zeit Brandenburg-Ansbach gehörte und es sich bei

Lautenbach um ein kleines Rittergut handelte,

welches durch Ankauf von einzelnen Gütern durch

Eitel Hans von Knöringen bis 1588 gebildet wurde.

Nach seinem Tod folgten mehrere Herrschaftswechsel,

bis Lautenbach 1810 an Württemberg ging.

Bernhardsweiler, Buckenweiler, Neustädtlein und

Rötlein gehörten zur Altgemeinde Lautenbach

sowie die Wohnplätze Felsenmühle, Hammermühle,

Ölmühle und Vorstadt. In Bernhardsweiler, welches

bereits 1364 erwähnt wurde, begann 1511 der Bau einer

Wallfahrtskirche „Zur heiligen Anna“, welche vermutlich

infolge fehlender Geldmittel nicht vollendet

wurde und bei der es sich heute um die von weithin

sichtbar evangelische Kirche des Ortes handelt

Die Gemeinde Matzenbach wird erstmals 1024

urkundlich als einer der Grenzorte des Bannforstes

der Abtei Ellwangen erwähnt. Die weitere Geschichte

der Gemeinde, bei der es sich um eine Rodesiedlung

handelt, ist für die darauffolgenden 500 Jahre

komplett undokumentiert. Um 1500 wird Matzenbach

dann freies Eigentum des Michal Völkers, bis es 24

Jahre später in den Besitz des Geschlechtes Senft von

Sulburg überging. Diese errichteten ein Schloss, welches

1873 in großen Teilen abbrannte. Davon ist heute noch

der Läuteturm als einer von ehemals vier Türmen des

Schlosses erhalten. Weitere Teile des Schlosses wurden

wieder aufgebaut. Dazu zählt unter anderem das

heutige Pfarrhaus. Die Altgemeinde Matzenbach

umfasste die Ortsteile Fichtenhof, Hahnenberg und

Krettenbach sowie die Wohnplätze Melbersmühle und

Neuhaus.

Unterdeufstetten wird erstmals 1365 urkundlich

im Lehenbuch des Klosters Ellwangen erwähnt. 1405

wird auch Oberdeufstetten erstmals erwähnt. Ab

dem 16. Jahrhundert ist die Zugehörigkeit der beiden

Ortschaften urkundlich dokumentiert. Des Weiteren

zählt der Wohnplatz Birkenhof zur Altgemeinde.

Durch die Grenzlage zu Bayern ist die Geschichte

des Ritterguts jahrhundertelang von immer wieder

wechselnden Hoheitsansprüchen bestimmt. Unter der

Herrschaft der Drechsel von Dinkelsbühl wurde im 16.

und 17. Jahrhundert das Schloss mit Kapelle errichtet.

23


Der Ortsteil Wildenstein wird 1419 erstmals in einer

Öttinger Wildbahnbeschreibung erwähnt. Da Wildenstein

ab dem 16. Jahrhundert Mittelpunkt einer rittersschaftlichen

Herrschaft wurde, begann das Dorf

deutlich zu wachsen. Zu dieser Zeit entstand auch

das Schloss zu Wildenstein. Das Dorf wurde im

Dreißigjährigen Krieg stark zerstört und konnte sich

erst Jahrzehnte später davon erholen und wieder

aufgebaut werden. Zur ehemaligen Gemeinde

Wildenstein gehörten auch die Ortsteile Großenhub,

Gunzach (1933 von Matzenbach nach Wildenstein

umgegliedert) und Wäldershub sowie die Wohnplätze

Spitzenmühle, Völkermühle und Zankhof.

Wäldershub, welches erstmals 1319 erwähnt wurde,

war vormals ein eigenes Rittergut, dessen Schloss

ebenfalls im 16. Jahrhundert errichtet wurde.

ist die Ansiedlung der so genannten Jenischen

nach dem Dreißigjährigen Krieg um die Einkünfte

der Ortschaften zu vermehren. Dabei handelt

es sich um ein fahrendes Volk, das den Hausierhandel

als Haupteinnahmequelle betrieb und bis

heute noch in Fichtenau ansässig und tätig ist.

Noch heute ist die Identität Fichtenaus von den

unterschiedlichen historischen Einflüssen und

damit verbundenen Dynastien, Dialekten und

Konfessionen in den einzelnen Ortsteilen geprägt:

So sind beispielsweise die Ortsteile Bernhardsweiler,

Lautenbach und Wildenstein mehrheitlich evangelisch

geprägt, während in Großenhub und Matzenbach

römisch-katholische Kirchengemeinden beheimatet

sind. In Unterdeufstetten sind beide Kirchen

vertreten. Die schwäbische Mundart ist in Matzenbach

und Unterdeufstetten vertreten und der hohenlohisch-fränkische

Einfluss in den anderen Ortsteilen.

Alle vier Altgemeinden fielen nach den Bestimmungen

des Friedens von Preßburg 1805/06 mehrheitlich

an das Königreich Bayern, bevor sie durch

einen Austauschvertrag nach Württemberg

abgetreten wurden. Bereits mit der Säkularisation

der Fürstpropstei Ellwangen 1802/03 waren deren

Besitzungen in Großenhub, Hahnenberg und

Oberdeufstetten zu Württemberg gefallen.

Alle vier Orte gehörten bis zur Gebietsreform

zum Oberamt Crailsheim, aus dem im Jahr 1934

der Landkreis Crailsheim wurde.

Eine Besonderheit in den Ortsteilen Lautenbach,

Wildenstein, Matzenbach und Unterdeufstetten

24


Foto: Reschl Stadtentwicklung


3

HERAUSFORDERUNGEN

FÜR STÄDTE UND

GEMEINDEN

Foto: Reschl Stadtentwicklung


Bundesweit stehen alle Städte

und Gemeinden vor grossen

Herausforderungen, für die neue

Strategien erarbeitet werden müssen,

um eine zukunftsfähige und nachhaltige

Weiterentwicklung als Orte zum

Wohnen und Arbeiten und für Bildung,

Freizeit und Kultur sicherzustellen

und der hohen Bedeutung der

Lebensräume gerecht zu werden.


Ziel ist es, die Qualität aller Infrastruktureinrichtungen,

des öffentlichen Raums, der Wirtschaft und der Arbeitsplätze,

der Nahversorgung, der Baukultur und

Mobilität,sowie des Wohnraumes und des Wohnumfeldes

zu verbessern und langfristig zu sichern.

Um diese Zielsetzung erreichen zu können, muss

der „Blick über den Tellerrand“ hinaus ausgedehnt

werden, sodass unterschiedlichste und richtungsweisende

Einflüsse berücksichtigt werden können.

Bereits in der Vergangenheit kam es in Städten und

Gemeinden immer wieder zu weitreichenden Veränderungen,

welche sich auch in Zukunft fortsetzen

werden. Für die strategische Ausrichtung in der Entwicklung

der Städte und Gemeinden spielen

vor allem globale Einflussfaktoren wie beispiels-

weise die zunehmende Globalisierung, der ökonomische

Strukturwandel, der demografische Wandel, Migrationsprozesse,

soziale Veränderungen, neue Ansprüche

an städtebauliche Strukturen, veränderte

Anforderungen an die Daseinsvorsorge,

Anpassungserfordernisse durch den Klimawandel,

die Digitalisierung und der damit einhergehende

Wandel in der Kommunikation und Informationsweitergabe

sowie finanzielle Handlungsspielräume eine

besondere Rolle, die auf der lokalen Ebene berücksichtigt

werden müssen. Mehr denn je sind kommunale

Handlungsprogramme eine wichtige Grundlage

für die zukünftige Entwicklung der Städte und

Gemeinden.

DEMOGRAFISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER WANDEL

Der demografische Wandel in der Bundesrepublik

Deutschland lässt sich in besonderem Maße mit

den inzwischen hinlänglich bekannten Schlagworten

„älter und bunter!“ umschreiben:

Wir werden auch, zumindest aus der „natürlichen

Bevölkerungsentwicklung“ weniger, weil die Zahl

der Geburten bereits seit Mitte der 1960er-Jahre

kontinuierlich sinkt. Gründe für diese Entwicklung

lassen sich einerseits im zunehmenden materiellen

Wohlstand, als auch in der veränderten Bedeutung

der Familie sowie einer grundsätzlich gewandelten

Rolle der Frau finden. Die neuesten Vorausrechnungen

der statistischen Ämter auf Landes- wie auch

Bundesebene zeigen jedoch, dass dieses „weniger“

nicht in den unmittelbar nächsten zwei Jahrzehnten

vollzogen wird, sondern durch die sich verändernden

Wanderungsprozesse erst im Zeitraum danach

wirksam wird. Nach wie vor ist es allerdings so, dass

die Stabilisierung der Bevölkerungszahl nicht ohne

Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland

und innerhalb Deutschlands erreicht werden kann.

Trotz des erhöhten Zuzugs aus dem In- und Ausland

hat das seit 2007 anhaltenden Geburtendefizit und die

zunehmende Alterung der Gesellschaft bereits heute

Auswirkungen auf die Gemeinde Fichtenau. Zwar ist

die aktuelle Geburtenrate im Landkreis Schwäbisch-

Hall mit 1,71 Kindern pro Frau vergleichsweise höher als

beispielsweise im Land Baden-Württemberg (1,57),

dessen ungeachtet werden sich zukünftig

jedoch trotzdem starke Veränderungen in der Fichtenauer

Altersstruktur ergeben. Diese führen wiederrum

zu deutlich spürbaren Konsequenzen

für die kommunale Infrastruktur.

Wir werden „älter“, denn die Lebenserwartung der

Menschen steigt stetig an. Die Lebenserwartung von

Personen, die im Jahr 2018 geboren wurden, liegt

weit über der derer, die in den 1960er Jahren geboren

wurden. Dies geht auf den gewachsenen gesellschaftlichen

Wohlstand, verbesserte Lebens- und Arbeitsbedingungen

sowie Fortschritte in der Medizin zurück.

Wir werden „bunter“, da sich unser Wohlstand

auch auf die Arbeitskraft von Zuwanderern

stützt und die eingewanderten Menschen hier

ihre Kultur leben. Wir werden aber auch deshalb

„bunter“, weil sich die Lebensstile in unserer Gesellschaft

immer weiter ausdifferenzieren und individuelle

Lebensentwürfe in den Vordergrund rücken.

28


So positiv sich die Hintergründe der demografischen

Entwicklung grundsätzlich darstellen, so umfangreich

und vielfältig sind die Folgen auf kommunaler Ebene.

Hinter den Stichworten der „Generationengerechtigkeit“

und der „Barrierefreiheit“ verbergen sich

in diesem Zusammenhang weitere Herausforderungen

für die kommunale Ebene. Einerseits muss Jugendlichen

und jungen Erwachsenen eine Perspektive geboten

und auf deren höchst unterschiedliche Bedürfnisse

eingegangen werden. Andererseits muss die Kommune

quantitativ und qualitativ auf die wachsende Zahl

älterer, aber durchaus noch aktiver und im Leben

stehender Menschen reagieren, die veränderte

Anforderungen an das Wohnen und den öffentlichen

Raum stellen. Auch für die wachsende Zahl der

Hochbetagten müssen entsprechende Wohnangebote

in der Pflege oder in der ambulanten

Hilfe vorgehalten werden.

In der „bunten“ und individueller werdenden Gesellschaft

wird es schwieriger, Gemeinschaft zu schaffen und

zu stiften, alle Individuen einzubinden und zum

Engagement anzuregen. Diese Entwicklung spüren

vor allem die Kirchen, aber auch Vereine und Kultureinrichtungen.

Diese Entwicklung ist eine der

großen Aufgabenfelder, auch für die „Gemeindegesellschaft“

in der Gemeinde Fichtenau.

Bevölkerungsvorausrechnung für BW bis 2060

12.000

Zieljahr 2035

11.800

11.600

11.400

Obere Variante

11.200

11.000

Hauptvariante

10.800

10.600

10.400

Nebenvariante

Untere Variante

10.200

10.000

Voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg bis 2060

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019

29


WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL

Ohne eine gedeihende Entwicklung der Wirtschaft

gibt es keine nachhaltige Gemeindeentwicklung. Ein

ausdifferenziertes Arbeitsplatzangebot und respektable

Gewerbesteuereinnahmen ermöglichen

Investitionsspielräume im kommunalen Haushalt.

Die Wirtschaft selbst unterliegt dabei seit längerer

Zeit einem Strukturwandel. Dieser zeichnet sich vor allem

durch eine zunehmende Globalisierung und Verlagerung

in den Dienstleistungssektor (Tertiärisierung)

aus und betrifft sowohl Großkonzerne als auch

mittelständische und kleine Unternehmen. Auch in

der Gemeinde Fichtenau lässt sich diese Entwicklung

nachvollziehen: Der Anteil der Arbeitsplätze

im produzierenden Gewerbe in der Gemeinde

beträgt im Jahr 2018 lediglich ca. 30 Prozent.

Auch der Einzelhandel befindet sich gegenwärtig

in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der

einerseits von Verkaufsflächenwachstum und

Zentralisierung und andererseits von einer Ausdünnung

des Versorgungsnetzes geprägt ist. Vor

allem in ländlich geprägten Gebieten bzw. kleineren

Kommunen und Stadtteilen ist der Einzelhandel

immer weiter auf dem Rückzug, sodass die Sicherstellung

einer fußläufig erreichbaren Grundversorgung

zu einer der wesentlichen Aufgaben für

die Städte und Gemeinden geworden ist. Ein weiterer

Entwicklungstrend ist das progressive Wachstum des

Online-Handels, welcher die lokale Einzelhandelsstruktur

immer stärker beeinflusst. Diese Entwicklung

ist in Fichtenau jedoch bisher weniger spürbar

und der Anteil des Handels, Verkehrs und Gastgewerbes

ist in den letzten Jahren durchgängig konstant

geblieben beziehungsweise angestiegen. Dies gilt es

auch in den kommenden Jahren zu gewährleisten.

MOBILITÄT

Auch im Themenfeld des Verkehrs lassen sich

in den letzten Jahren enorme Veränderungsprozesse

beobachten – mit unmittebaren

Auswirkungen auf die zukünftige Mobilität

in Städten und Gemeinden. Dabei beginnt

im Moment noch überwiegend in

größeren Städten ein Bewusstseinswandel

hin zur Nutzung unterschiedlichster Verkehrsmittel

(Inter- und Multimodalität). Dies zeigt

sich beispielsweise am sogenannten „Modal

Split“, welcher die Verkehrsmittelwahl im

Personenverkehr angibt. Die Anzahl der

PKW-Fahrer ist hierbei in den Städten in den letzten

Jahren stetig gesunken, wohingegen der öffentliche

Personennahverkehr und der Fahrradverkehr

an Prozentpunkten zunehmen konnten.

in der Gemeinde Fichtenau auf 1.000 Einwohner

im Jahr 2019 646 PKW. In Bezug auf die Fahrzeugtechnik

sowie die Vernetzung

des Verkehrswesens lässt sich ebenfalls

eine hohe Dynamik beobachten. Elektromobilität,

autonomes Fahren, Sharing-

Angebote oder der Ausbau von (digitalen)

Verkehrsleitsystemen werden in Zukunft eine

immer größere Bedeutung im örtlichen und überörtlichen

Verkehr haben. Deshalb gilt es für

Städte und Gemeinden zu prüfen, welche

dieser Themengebiete durch Planung und

Realisierung von Maßnahmen aktiv gefördert werden

können.

Nichtsdestotrotz nimmt das Auto in ländlich

geprägten Gebieten immer noch einen hohen

Stellenwert ein. So kommen beispielsweise laut

Statischem Landesamt Baden-Württemberg

30


Mobilitätsziele des Landes

Baden-Württemberg bis 2030

Quelle: Ministerium für Verkehr und Infrastruktur

Baden-Württemberg, 2019

31


ÖKOLOGISCHE

HERAUSFORDERUNGEN

Extreme, für Deutschland bisher untypische

Wetterlagen wie beispielsweise lange

Trockenperioden, Starkregenfälle mit Hochwasser

oder sehr milde Winter sind Anzeichen

eines voranschreitenden Klimawandels und

das Ergebnis der vielfältigen Eingriffe des

Menschen in das globale Ökosystem. Neben

der Versiegelung von wertvollen Bodenflächen

und dem Bau von neuen Gebäuden sind es

vor allem die steigenden Energiebedarfe und

Treibhausemissionen von Verkehr, Industrie

und Gewerbe, welche den Natur- und

Klimahaushalt immer noch stark strapazieren. Aus

diesem Grund sind die Auswirkungen von größeren

und kleineren (Bau-)Maßnahmen auf das Mikroklima

im Quartier zu beachten und ggf. Strategien zur

Anpassung an die damit einhergehenden Klimaveränderungen

zu entwickeln. Die tägliche Neuinanspruchnahme

von überwiegend landwirtschaftlich

genutzten Böden zu Gunsten von Siedlungs- und

Verkehrsflächen, auch „Flächenverbrauch“ genannt,

lag in Baden-Württemberg im Jahr 2017 bei rund

7,9 Hektar pro Tag. Um die endliche und ökologisch

wertvolle Ressource „Boden“ und die in und auf

ihr lebende Artenvielfalt zu schützen, haben Bund

und Länder 2002 die bundesweite Minimierung des

täglichen Flächenverbrauchs auf 30 Hektar pro

Tag bis zum Jahr 2020 beschlossen. Für das Land

Baden-Württemberg bedeutet dies eine Zielgröße

von täglich 3,0 Hektar. Die Landesregierung in

Baden-Württemberg bekräftigte 2016 in ihrem

Koalitionsvertrag den bereits von den Vorgängerregierungen

gesetzten „Netto-Null“-Verbrauch,

jedoch ohne eine zeitliche Zielangabe. Dies macht

deutlich, dass die Reduktion des Flächenverbrauchs

einen langwierigen Prozess erfordert.

Zur Erfüllung der landespolitischen

Vorgaben müssen auf der lokalen Ebene zielführende

Maßnahmen, zum Beispiel eine konsequente

Innenentwicklung, umgesetzt werden. Gleichzeitig

ist auch bei Innenentwicklungsmaßnahmen darauf

zu achten, dass die bestehende Siedlungsund

Freiflächenstruktur durch Nachverdichtungen

oder die Umnutzung von Flächen nicht zu sehr

belastet wird.

Foto: Reschl Stadtentwicklung

Foto: Reschl Stadtentwicklung

32


140

129

14

120

120

113

12

100

10,3

10,2

10

80

8,7

74

7,9

8

60

58

6

40

20

4,5

30 3

51 55

30 minus X

20

4

2

0

1993-

1996

2000 2005 2010 2015 2018 Ziel

2020**

2025 Ziele

2030**

0

Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche (ohne Abbauland)

Verkehrsfläche

Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt (2016)***

Trend (gleitender Vierjahresdurchschnitt)

Erholungsfläche, Friedhof

Ziele**

Ziel Baden-Württemberg

Land Baden-Württemberg

Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2017/2018 in Deutschland und Baden-Württemberg

Quelle: Umweltbundesamt und Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019

33


4

HANDLUNGS-

FELDER GEMEINDE-

ENTWICKLUNGS-

KONZEPT

| FICHTENAU 2035

im rahmen des gemeindentwicklungsprozesses wurden

acht handlungsfelder definiert. die handlungsfelder

dienen als struktur für die diskussion mit dem gemeinderat

und der bürgerschaft.


Foto: Reschl Stadtentwicklung


4.1 DEMOGRAFIE | GESELLSCHAFTLICHER WANDEL

Die Demografie ist ein Querschnittsthema, das alle

Handlungsfelder beeinflusst und daher im Gemeindeentwicklungsprozess

gesondert betrachtet und an

den Prozessanfang gestellt wird.

Die demografische Entwicklung einer Gemeinde wird

von zwei Faktoren beeinflusst: Zum einen ist dies die natürliche

Bevölkerungsentwicklung, also die Geburtenund

Sterberate einer Gemeinde, zum anderen der

Wanderungssaldo, bestehend aus der Differenz von

Zu- und Fortzügen.

Die Bevölkerungsentwicklung kann kommunalpolitisch

nur sehr geringfügig beeinflusst werden.

Jedoch lassen sich unterschiedliche Voraus

setzungen zur Steigerung der Attraktivität als Wohnund

Arbeitsort schaffen, die für einen positiven

Wanderungssaldo bzw. für weniger Fortzüge

sorgen. Neben der Ergänzung von neuen, qualifizierten

Arbeitsplätzen und einem differenzierten

Wohnraumangebot beeinflussen insbesondere

weiche Standortfaktoren diese Attraktivität.

Dazu zählen beispielsweise die kommunale Infrastruktur

(insbesondere Bildungs- und Betreuungseinrichtungen),

ein vielfältiges Sport- und Freizeitangebot

sowie das Gemeindeimage, wozu auch das ehrenamtliche

Engagement einen großen Beitrag leistet.

Außerhalb des kommunalen Handlungsspielraums

beeinflussen auch externe Faktoren die demografische

Entwicklung und das Wanderungsverhalten.

Ein Beispiel hierfür ist die vermehrte Zuwanderung

von Flüchtlingen in den letzten Jahren. Ein solches

Ereignis lässt sich für die weitere Bevölkerungsentwicklung

nicht seriös abschätzen. Ebenso

haben Veränderungen des regionalen Arbeitsplatzangebots

Auswirkungauf die demografische

Entwicklung einer Gemeinde.

4.1.1 Ausgangslage

Rückblick auf die Fichtenauer Bevölkerungsentwicklung

(nach Statistischem Landesamt):

Die Einwohnerzahl der Gemeinde Fichtenau ist seit

dem Jahr 2001 von 4.690 auf 4.601 Einwohner im

Jahr 2018 zurückgegangen (knapp zwei Prozent). Der

Tiefstand von 4.444 Einwohnern wurde im Jahr 2013

erreicht. Entscheidend hierfür waren insbesondere ein

negativer Geburtensaldo (ein jährlicher Durchschnitt

seit 2001 von -3,9 Geburten) in Verbindung mit einem

negativen Wanderungssaldo (ein jährlicher Durchschnitt

seit 2001 von -1,0 Wanderungen). Während

sich in den Jahren 2001 bis 2005 die Fortzüge negativ

auswirkten, waren es in den Jahren 2006 bis 2016 eher

die Anzahl der Gestorbenen. Von 2013 bis 2015 lagen

die Zuzüge deutlich über der Anzahl der Verstorbenen.

Von 2013 bis 2015 lagen die Zuzüge deutlich über der

Anzahl der Fortzüge und auch die Anzahl der Lebendgeborenen

konnte die Zahl der Gestorbenen wieder

übersteigen, weshalb die Einwohnerzahl in den letzten

Jahren wieder leicht angestiegen ist. Die Altersgruppe

zwischen 15 und 21 Jahren ist die stärkste Gruppe an

Fortzügen. Zugezogen sind in den letzten Jahren

besonders viele Paare und Familien

zwischen 30 und 50 Jahren.

Ein Blick auf die Bevölkerungszahlen aus den Jahren

1967 und 1999 zeigt, dass 1967 ein Bevölkerungshöchststand

von 4.838 Einwohnern vorlag und 1999

noch 4.750 Personen in Fichtenau lebten. Dies

verdeutlicht einen bereits seit längerer Zeit

anhaltenden negativen Trend in der Bevölkerungsentwicklung,

der in den letzten Jahren

möglicherweise umgekehrt werden konnte

36


Bevölkerungsentwicklung in

Fichtenau (2001-2018)

Quelle: Statistisches Landesamt

Baden-Württemberg, 2019

DEMOGRAFIE | UND GESELLSCHAFTLICHER WANDEL WANDEL

Bevölkerungsentwicklung

A B C

Geburten und Sterbefälle in

Fichtenau (2001-2018)

Quelle: Statistisches Landesamt

Baden-Württemberg, 2019

70

60

Lebendgeborene

Gestorbene

64

54

66

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2018; Darstellung: Reschl Stadtentwicklung, 2019

50

47

52

40

41

30

35 31

29

20

10

0

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Jährliche Zu- und Fortzüge in

Fichtnau (2001-2017)

Zugezogene

Fortgezogene

Quelle: Statistisches Landesamt

400

Baden-Württemberg, 2019

376

350

351

300

269

250

245

200

150

155

163

100

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

37


Vorausrechnung

Mit Hilfe von Bevölkerungsvorausrechnungen

können künftige Einwohnerentwicklungen einer

Kommune besser abgeschätzt werden. Aus den

berechneten Einwohnerzahlen entstehen Entwicklungskorridore

und kommunalpolitische Handlungsfelder,

die je nach Zielwert unterschiedliche Anforderungen

an die künftige Gemeindeentwicklung stellen.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg

hat für die Gemeinde Fichtenau auf Basis der

Einwohnerzahl aus dem Jahr 2014 einen

Entwicklungskorridor von 4.580 bis 5.440 Einwohnern

bis zum Zieljahr 2035 berechnet. Dabei liegt der Wert

der Hauptvariante bei 4.852 Einwohnern im Jahr

2035. Die zuletzt von der Kommune erfasste Zahl

der Einwohner betrug im Jahr 2018 4.601 Personen,

womit der Wert zwischen der Hauptvariante

und dem Unteren Rand der Bevölkerungsvorausrechnung

des Stala`s liegt.

Tatsächliche Entwicklung Hauptvariante Unterer Rand Oberer Rand

5.600

5.400

5.440

5.200

5.000

4.852

4.800

4.600

4.690

4.543

4.601

4.580

4.400

4.200

4.000

Bevölkerungsvorausrechnung gemäß Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019

Eigene Entwicklungsszenarien

Zur Differenzierung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung

erfolgte durch das Büro Reschl Stadtentwicklung

die Erarbeitung von Entwicklungsperspektiven

in fünf Szenarien. Diese eigene

Bevölkerungsvorausrechnungen basiert auf den

tatsächlichen Geburtenzahlen der Gemeinde Fichtenau

sowie der aktuellen Einwohnerzahl aus dem Jahr 2018.

Laut Einwohnermeldeamt lag am 31.12.2018 bei 4.601

Personen und damit 17 Personen unter dem Vergleichswert

des Statistischen Landesamtes für dasselbe

Datum. Zudem wurden für alle Szenarien die

gleiche örtliche Fertilitäts- und Mortalitätsrate

angenommen. Unterschieden haben sich

jedoch die Annahmen zu den Wanderungsbewegungen.

Für die Gemeinde Fichtenau wurden die

folgenden Szenarien definiert und berechnet:

38


1. „Trend der letzten 10 Jahre“ (*ohne 2015)

Dieses Szenario schreibt die durchschnittlichen

Wanderungsbewegungen der letzten zehn Jahre

fort. Bis zum Jahr 2035 würde so ein jährlicher

Wanderungssaldo von - 8 Personen bestehen. Die

Bevölkerung würde demzufolge um 344 Personen

bzw. um 8 Prozent auf 4.240 Einwohner zurückgehen.

2. „Natürliche Entwicklung“

In diesem Szenario wird keine Zu- oder Abwanderung

angenommen. Lediglich die Geburten- und die Sterberate

haben Einfluss auf die demografische Entwicklung.

Die angenommene jährliche Wanderung beträgt

daher +/- 0. Die Zahl der Einwohner

würde aufgrund der Geburten- und Sterberate bis

2035 auf 4.393 und somit um 4 Prozent sinken.

4. „Bestandserhalt“

Dieses Szenario basiert auf der Frage, wie hoch

die jährliche Wanderung sein muss, um die Einwohnerzahl

aus dem Basisjahr 2018 bis ins Jahr

2035 halten zu können. Hierfür wäre eine jährliche

Wanderung von + 10,15 Personen pro Jahr nötig.

5. „Hauptvariante StaLa“

Dieses Szenario stellt die künftige Bevölkerungsentwicklung

nach den Berechnungen der Hauptvariante

des Statistischen Landesamts Baden-

Württemberg dar. Um 2035 ein Bevölkerungswachstum

von 268 Personen bzw. 6 Prozent

zu erreichen, bedarf es eines Wanderungssaldos

von + 24,5 Personen pro Jahr.

3. „Trend der letzten 5 Jahre“ (*ohne 2015)

Wie in Szenario 1 wird die durchschnittliche

Wanderungsbewegung der letzten Jahre fortgeschrieben,

diesmal über einen (kürzeren) Zeitraum

der letzten fünf Jahre. Der Wanderungssaldo dieses

Zeitraums beträgt + 9 Personen pro Jahr. Die

Bevölkerung würde sich im Jahr 2035 auf 4.562 Einwohnern

und lediglich um 22 Personen verringern.

Der vom Büro Reschl Stadtentwicklung berechnete

Entwicklungskorridor zwischen den einzelnen

Szenarien für die Gemeinde Fichtenau bewegt

sich zwischen 4.240 und 4.852 Einwohnern im

Jahr 2035. Je nach angestrebtem Szenario und

der künftigen Ausrichtung der Gemeinde werden

im Jahr 2035 entweder 268 Einwohner mehr oder 344

Einwohner weniger in Fichtenau leben.

Trend 10* Jahre (2007-2017) Natürliche Entwicklung Trend 5* Jahre (2012-2017)

Bestandserhalt

Trend 10* Jahre (2007-2017) Ziel Natürliche Hauptvariante Entwicklung StaLa

Trend 5* Jahre (2012-2017)

Bestandserhalt

Ziel Hauptvariante StaLa

4900

4900

4800

4800

4700

4700

4600

4600

4500

4584

4584

4500

4400

4400

4300

4300

4200

4200

4100

4100

Kurvenverlauf der Szenarien

Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019

4852

4852

4584

4562

4584

4562

4393

4393

4240

4240

39


Jährlicher

Szenarien Wanderungs- 2018 2035 +/- in %

saldo

Trend 10* Jahre (2007-2017) -8,00 4584 4240 -344 -8%

Natürliche Entwicklung 0,00 4584 4393 -191 -4%

Trend 5* Jahre (2012-2017) 9,00 4584 4562 -22 -0%

Bestandserhalt 10,15 4584 4584 -0 -0%

Ziel Hauptvariante StaLa 24,45 4584 4852 +268 +6%

Wanderungssaldo in den Szenarien

Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019

Trend 10* Jahre

(2007-2017)

Nutzergruppen Alter 2018 2035 2035 2035 2035 2035

Natürliche Entwicklung

Trend 5* Jahre (2012-2017)

-8,0 0 +9,0 +10,2 +24,5

Bestandserhalt

Ziel Hauptvariante StaLa

Kleinkinder < 1 39 36 -7% 39 -1% 41 6% 42 7% 46 17%

U3-Betreuung 1-2 89 74 -17% 79 -11% 84 -5% 85 -5% 93 5%

Ü3-Betreuung 3-6 157 154 -2% 164 4% 174 11% 176 12% 192 22%

Grundschule 6-9 180 156 -13% 165 -8% 174 -3% 176 -2% 191 6%

Weiterführende Schule 10-18 458 362 -21% 376 -18% 393 -14% 395 -14% 422 -8%

Jugendliche 14-21 439 313 -29% 325 -26% 340 -23% 342 -22% 365 -17%

junge Erwachsene 21-30 564 431 -24% 460 -18% 489 -13% 493 -13% 538 -5%

Familiengründer 25-40 877 780 -11% 837 -5% 894 2% 901 3% 992 13%

Erwerbstätige 20-65 2835 2300 -19% 2407 -15% 2522 -11% 2537 -11% 2720 -4%

junge Senioren 66-75 414 664 60% 669 62% 674 63% 675 63% 683 65%

Senioren 76-85 310 382 23% 384 24% 386 25% 386 25% 390 26%

Hochbetagte > 85 85 116 36% 117 38% 119 40% 119 40% 122 44%

Wanderungssaldo der Nutzergruppen

Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019

40


Die differenzierten Szenarien der Bevölkerungsvorausrechnung

lassen neben der Entwicklung der

Einwohnerzahl auch Rückschlüsse auf die

Veränderungen in der Altersstruktur erkennen. Durch

die Zusammenfassung von Altersjahrgängen lassen

sich zudem Nutzergruppen bilden, die dieselben

Anforderungen an die kommunale Infrastruktur

stellen. Aus diesen lassen sich direkte Rückschlüsse

auf bestehende und zukünftige Infrastrukturbedarfe

ziehen. Die hell hinterlegten Felder in der Tabelle

stehen für rückläufige, die dunklen Felder stehen

für gleichbleibende oder steigende Zahlen innerhalb

der jeweiligen Nutzergruppe.

• Ab der Gruppe der weiterführenden Schulen

bis hin zur Gruppe der jungen Erwachsenen

sind in allen Szenarien Verluste zu verzeichnen

• Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt

in allen Szenarien

• Die Zahlen der jungen Senioren bis hin zu

den Hochbetagten steigen in allen

Szenarien deutlich an

Die einzelnen Gruppen überlappen sich teilweise, weshalb

diese nicht kumuliert werden können. Die konkrete

zukünftige Nachfrage für die verschiedenen

Nutzergruppen kann hierüber allerdings nur in

einem groben Rahmen bestimmt werden, da die

konkrete Entwicklung von weiteren, übergeordneten

Faktoren beeinflusst wird. Hierbei sind sich

verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen,

gesetzliche Festlegungen und Mindeststandards

oder über das Gemeindegebiet hinausreichende

Einzugsgebiete jeweiliger Einrichtungen zu nennen.

Diese Faktoren sind zudem von Schwankungen

betroffen und können deshalb nicht exakt errechnet

werden.

Folgende Trends lassen sich anhand der Bevölkerungsvorausrechnung

in den Nutzergruppen erkennen:

• Die Zahl der Kleinkinder verzeichnet, wie

die Zahl der Familiengründer in den Szenarien

3 bis 5, einen Zuwachs

• Der Bedarf an U3-Betreuung geht in allen

Szenarien, außer in Szenario 5, zurück;

gleiches ist in der Gruppe der Grundschule

zu beobachten

• Bei der Ü3-Betreuung ist, außer in

Szenario 1, mit einem Zuwachs zu rechnen

41


4.1.2 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

Im Rahmen der kommunalen Klausurtagung wurden

die Entwicklungsperspektiven der eigenen Bevölkerungsvorausrechnung

vorgestellt und erklärt.

Anschließend wurden der Gemeinderat und die

Bürgermeisterin gebeten, ihre Zielsetzung für die

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Fichtenau mit

einem Klebepunkt zu markieren. Dies erfolgte sowohl

zu Beginn der Veranstaltung als auch zum Abschluss.

Die Punktabfrage bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern

ergab einen Korridor der knapp über dem

Szenario „Bestandserhalt“ beginnt und leicht

über dem Szenario „Hauptvariante“ endet. Ein

Schwerpunkt wurde im Bereich der Zielmarke von

4.800 Einwohnern im Jahr 2035 geklebt, was eine

anzustrebende Wachstumsrate von ca. 4,7

Prozent zur Folge hätte.

Punktabfrage der kommunalen Klausurtagung

Quelle: Reschl Stadtentwicklung

4.1.3 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Im Rahmen der Zukunftswerkstatt hatten die

anwesenden Bürgerinnen und Bürger ebenfalls die

Möglichkeit ihre Zielvorstellung für die zukünftige

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde zu definieren.

Das Ergebnis fällt im Vergleich zur kommunalen

Klausurtagung verhaltener aus: Die Bürgerschaft

präferiert einen Entwicklungskorridor zwischen

den Szenarien der „Natürlichen Entwicklung“

und der „Hauptvariante“. Der Schwerpunkt

befindet sich im Bereich des Zielwertes von

4.650 Einwohnern im Jahr 2035, was einem angestrebten

Wachstum von 1,4 Prozent entsprechen

würde.

Punktabfrage der Zukunftswerkstatt

Quelle: Reschl Stadtentwicklung

42


Foto: Reschl Stadtentwicklung

Foto: Reschl Stadtentwicklung

43


4.2 LANDSCHAFT | ÖKOLOGIE

Der voranschreitende Klimawandel sowie die inzwischen

sichtbaren und spürbaren Auswirkungen auf

Natur und Umwelt führen zu einem Bewusstseinswandel

in der Gesellschaft: Während es vor einigen Jahren

noch galt Wachstum um jeden Preis zu ermöglichen,

gewinnen landschaftsräumliche und ökologische

Belange in der Entwicklung vermehrt an Bedeutung.

Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels und

die Leistung eines Beitrags zur Begrenzung dessen

stellen daher zunehmende Herausforderungen der Gemeindeentwicklung

dar, auf die mit entsprechenden

Maßnahmen auf kommunaler Ebene – im Rahmen der

jeweiligen Möglichkeiten – reagiert werden muss.

Durch einen nachhaltigen Umgang mit vorhandenen

Ressourcen, wie beispielsweise durch eine Reduzierung

der Flächeninanspruchnahme bei zukünftigen

Siedlungsentwicklungen, können Gemeinden einen

wesentlichen Beitrag zum Schutz von hochwertigen

Böden für die Landwirtschaft und zur Minderung

der Flächenversiegelung beitragen - zumal die umgebende

Landschaft schon heute ein

wichtiges Identitätsmerkmal der Bürgerschaft

darstellt und vielseitige Naherholungsmöglichkeiten

bietet, welche es zu erhalten gilt. Gleichzeitig kann

über die Realisierung von Maßnahmen zur Anpassung

an den Klimawandel eine ökologisch hochwertige

und naturnahe Gestaltung von Freiflächen erfolgen:

Neben einem Naherholungswert für die Bevölkerung

tragen diese auch zu einer thermischen Entlastung im

Siedlungsbereich bei und garantieren den

Wasserrückhalt bei Starkregenereignissen. Ebenso

sorgen eine klimaangepasste Gestaltung, Ausstattung

und Beschaffenheit baulicher Anlagen nicht nur für

eine Milderung des Mikroklimas und eine bessere

Durchlüftung in den Gemeinden, sondern sie steigern

auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Einwohnerinnen

und Einwohner.

Als ein weiterer Beitrag zum Ressourcenschutz sind

die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Steigerung

der Energieeffizienz zu nennen. Gerade im

Gebäudebestand bestehen erhebliche Potenziale zur

Minderung des CO2-Ausstoßes. Ein Hemmnis stellt

jedoch oftmals die Mitwirkungsbereitschaft von

Privaten dar, die informiert und sensibilisiert werden

müssen.

Im Bereich der kommunalen Liegenschaften ist zu

beobachten, dass Gemeinden ihrer Vorbildfunktion

weitestgehend gerecht werden und ihre Gebäude

sukzessive energieeffizienter gestalten und vermehrt

mit regenerativen Energien versorgen. Denn langfristig

führt ein geringerer Energieverbrauch auch zu

Kosteneinsparungen, die nicht nur das Klima, sondern

auch den kommunalen Haushalt erfreuen.

4.2 Ausgangslage

Flächennutzung

Das Landschaftsbild der Gemeinde Fichtenau ist von

Wäldern und leichten Hügeln geprägt. Der tiefste Punkt

des Gemeindegebiets liegt bei 439 Metern über NN im

oberen Reiglersbachtal, westlich von Großenhub, und

der höchste Punkt bei 525 Metern über NN im Wald

Mooslache, zwischen Wäldershub und Neustädtlein.

Die Gemeinde Fichtenau umfasst eine Gesamtfläche

von 3.128 Hektar. Davon sind 14,6 Prozent

Siedlungs- und Verkehrsflächen, 48,1 Prozent Flächen

für die Landwirtschaft, 34,7 Prozent Waldflächen,

2,0 Prozent Gewässerflächen (62 Hektar) und 0,6

Prozent sonstige Flächen (z. B. vegetationslose

Flächen). Die Gemeinde Fichtenau gehört mit ihren

Wäldern, in denen vor allem Fichte vorkommt, zu den

so genannten Wäldergemeinden, woraus auch der

Kunstname Fichtenau entstanden ist. Unterbrochen

werden die Waldgebiete an einigen Stellen durch

Rodungsinseln.In Fichtenau wird intensiv Landwirtschaft

betrieben, wobei sich Ackerflächen, Grünland

und Waldgebiete kleinräumig abwechseln.

Eine Besonderheit der gemeindlichen Flächennutzung

ist der vergleichsweise hohe Anteil an

44


Wasserflächen, welche meist als Fischteiche

genutzt werden. Die insgesamt 23 Stauteiche chara

kterisieren die Landschaft und machen Fichtenau

zur weiherreichsten Gemeinde im Landkreis.

Naturräumliche Gliederung

Die Gemeinde Fichtenau liegt naturräumlich umgeben

von den Ellwanger Bergen im Westen mit zur

Jagst verlaufenden Bächen und dem Dinkelsbühler

Hügelland im Osten, dessen Gewässer zur Wörnitz

und mit ihr zur Donau fließen. Etwa in der Mitte der

Gemeinde verläuft die Europäische Wasserscheide

zwischen Rhein und Donau, an die beispielsweise

die Teilorte Wildenstein und Matzenbach direkt

angrenzen.

Regenerative Energieen

Einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leistet

die Gemeinde mit einem Windpark, östlich des

Ortsteils Wäldershub. Drei Windräder mit einer

Nennleistung von 3.300 Kilowatt werden hier von der

EnBW AG betrieben werden.

Anhand der Daten von der Messstation Ellwangen

auf 439 Metern Höhe zeigt das Klima kleinräumige

Unterschiede. Generell liegen die mittleren

Monatstemperaturen im Januar jedoch bei -1,7 °

Celsius und im Juli bei 16,9 ° Celsius, die mittlere Jahrestemperatur

beträgt 7,6 ° Celsius. Auch die Niederschlagshöhen

differieren zwischen 600 und 900 mm.

Naturrechtliche Restriktionen

In der Gemeinde existieren vielfältige naturräumliche

Schutzgebiete, insbesondere entlang der

Rotach mit ihrer historischen Weiherstruktur zwischen

Neustädtlein im Norden und Oberdeufstetten im

Süden. So ist das gesamte Rotachtal auf Fichtenauer

Gemarkung nach der Fauna/Flora/Habitat-

Richtlinie (FFH) in das Netz europäischer Schutzgebiete

»Natura 2000« aufgenommen. Seit den

1990er Jahren haben sich an diesen historischen

Mühlweihern, die auch als Fischteiche genutzt werden,

Biber angesiedelt. Der Biber ist das größte europäische

Nagetier und die Fichtenauer Weiherstruktur ein

Zentrum der aktiven Wiederansiedlung dieser Tiere.

45


4.2.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Auf die Frage, was die Bürgerinnen und

Bürger besonders an ihrer Gemeinde stört, werden

an sechster Stelle die „Windräder“ genannt.

Der Umwelt- und Landschaftsschutz wird in

Fichtenau als wichtiges Thema wahrgenommen,

jedoch nur zu 59,5 Prozent positiv bewertet. Hier sieht

die Bürgerschaft also noch deutliches Handlungs-

potential. Vergleichbar sieht es bei den Themen

Grünflächen und der Begrünung mit 53,0 Prozent

Zustimmung oder erneuerbare Energie und Energieeffizienz

mit 53,5 Prozent Zufriedenheit aus.

4.2.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

Der Gemeinderat war sich in seiner Diskussion einig,

dass der Umwelt-, Landschafts- und Klimaschutz in

Fichtenau künftig eine wichtige Rolle in der Gemeindeentwicklung

einnehmen soll. Allein durch eine

intensivere Innenentwicklung und einen schonenden

Umgang mit der Landschaft, kann ein wichtiger

Beitrag hierzu geleistet werden. Die bestehenden

1.084 Hektar Waldflächen sind zudem ein wichtiger

Faktor für das lokale Klima in Fichtenau. Diese gilt es

auch zukünftig zu erhalten und nachhaltig zu

entwickeln.

Durch eine verbesserte Energieeffizienz der

kommunalen Liegenschaften, beispielsweise durch

neue Heizungsanlagen und eine verbesserte Wärmedämmung,

soll darüber hinaus ein lokaler Beitrag zu

übergeordneten Klimazielen geleistet werden.

Eine wichtige Maßnahme stellt in diesem Zusammenhang

die Sanierung des Rathauses dar.

4.2.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Als erster Aspekt wurde von den Teilnehmerinnen und

Teilnehmern die „Biberproblematik“ in der Gemeinde

angesprochen, die aufgrund der immer größer werdenden

Population unbedingt gelöst werden soll. Als

mögliche Umsetzungsschritte wurden eine

Reduktion des Bestands oder eine teilweise

Umsiedlung vorgeschlagen.

Um den Natur- und Landschaftsraum erlebbarer zu

gestalten, sollen aus Sicht der Bürgerschaft Waldund

Feldwege ausgebaut, miteinander verbunden

und besser gepflegt werden. Als erstrebenswert wird

auch ein Ausbau dieser Wege als Radwegeverbindung

zwischen den Ortschaften gesehen. Die zahlreichen

Weiher und deren zusammenhängende Struktur

soll als naturräumliche Besonderheit Fichtenaus

intensiver gepflegt und zugänglich gestaltet werden.

Die hohe Lichtintensität im Gewerbegebiet Neustädtlein

wird von der beteiligten Bürgerschaft als

Störfaktor empfunden und soll reduziert werden.

46


Legende

Maßstab 1

Gebäude

Neustädtlein

Wald

Gewässer

Bernhardsweiler

Landwirtschaftsgebiet

Rötlein

Legende

Gemarkung

NSTEIN

Gebäude

LAUTENBACH

Wald

Gewässer

Landwirtschaftsgebiet

Wasserschutzgebiet

Gebiet für Forstwirtschaft

Gebiet zur Sicherung von Rohstoffen

Landschaftsschutzgebiet

Gemarkung

FFH-Gebiet

Buckenweiler

Lege

Wasserschutzgebiet

UNTERDEUFSTETTEN

Großenhub

Oberdeufstetten

Gebiet für Forstwirtschaft

Gebiet zur Sicherung von Rohstoffen

Neustädtlein

Landschaftsschutzgebiet

Bernhardsweiler

Buckenweiler

FFH-Gebiet

Wäldershub

Rötlein

Restriktion

Fichtenhof

WILDENSTEIN

Maßstab 1:25000

LAUTENBACH

April 2019

Z. Li

N

Gunzach

Restriktion

Krettenbach

Buckenweiler

Maßstab 1:25000

Oberdeufstetten

April 2019

Z. Li

N

Hahnenbach

UNTERDEUFSTETTEN

MATZENBACH

Restrikti

April 2019

Z. Li

Naturrechtliche Restriktionen und Schutzgebiete

Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, 2019, Darstellung Reschl Stadtentwicklung

47


48

Foto: Reschl Stadtentwicklung


4.3 RAUMSTRUKTUR | SIEDLUNGSENTWICKLUNG | WOHNEN

In unmittelbarem Zusammenhang mit der weiteren

Bevölkerungsentwicklung stehen auch die weitere

Siedlungs- und Wohnungsbauentwicklung. Diese

spielen daher eine zentrale Rolle bei der Ausgestaltung

der künftigen Gemeindeentwicklung.

Der äußere Rahmen der möglichen Einwohnerentwicklung

einer Kommune wird für einen kurzbis

mittelfristigen Zeithorizont über das vorhandene

Wohnungsangebot definiert. Perspektivisch

wird die Entwicklung über die Verfügbarkeit von

Flächenpotentialen, sowohl im Innenbereich als

auch im Außenbereich, beispielsweise als geplante

Baufläche im Flächennutzungsplan, bestimmt.

Neben der quantitativen Verfügbarkeit von

Entwicklungsflächen als limitierender Faktor spielt

auch die qualitative Frage der Passung eine Rolle:

Bestimmte Zielgruppen fragen bestimmte

Wohnungstypen nach, teilweise auch spezielle Lagen.

Daneben führt die Entwicklung der Preise für das

Wohnen dazu, dass einer Preisdifferenzierung eine

stark gestiegene Bedeutung zukommt: Wohnraum

muss gezielt auch zu Preisen angeboten werden, die

sich an den Bedürfnissen von Gruppen mit niedrigerem

Haushaltseinkommen orientieren. Kommunalpolitische

Wohnungsbaustrategien müssen sich

regelmäßig, vor allem an diesen qualitativen Aspekten ,

messen lassen – eine rein quantitative Herangehensweise,

wie sie die vorbereitende Bauleitplanung

kennt, kann ohne flankierende

Konzepte zu Fehlentwicklungen führen.

4.3.1 Ausgangslage

Seit dem Jahr 1993 wurden in Fichtenau durchschnittlich

rund 17 Wohneinheiten pro Jahr errichtet.

Dabei ist die Zahl der Baufertigstellungen in den letzten

Jahren jedoch deutlich zurückgegangen. So wurden

im gesamten Zeitraum von 2013 bis 2017 lediglich

42 Wohneinheiten neu gebaut. Die Wohnbautätigkeit

der letzten Jahre entspricht somit einem

Durchschnittswert von rund 8 Wohneinheiten pro Jahr.

Der Anteil an Einfamilienhäusern liegt dabei mit 70

Prozent vergleichsweise hoch und der Anteil an Mehrfamilienhäusern

mit 5 Prozent vergleichsweise gering.

Um weitere Perspektiven der Siedlungsentwicklung

definieren zu können, müssen die vorhandenen

Potentiale erhoben und quantifiziert werden.

Bei Flächenpotentialen der Siedlungsentwicklung

wird zwischen Flächen innerhalb der Ortsteile (Innenentwicklungspotentiale)

und Flächen außerhalb der

bebauten Ortsteile (Außenentwicklungspotentiale)

unterschieden.

Innenentwicklung | Wohnen

Um die vorhandene Infrastruktur möglichst effizient

auszulasten und die Inanspruchnahme neuer Flächen

zu minimieren, gilt in der Stadt- und Gemeindeentwicklung

das allgemeine Ziel der „Innen- vor

Außenentwicklung“, welches seit 2012 im Baugesetzbuch

verankert ist. Zu den Innenentwicklungflächen

zählen zum einen Baulücken und zum anderen Nachverdichtungsflächen.

Ein Grundstück wird dann

als Baulücke bezeichnet, wenn es unbebaut ist,

gültiges Baurecht besteht und die Erschließung

gesichert ist. Im Gegensatz stellen liegt bei Nachverdichtungsflächen

größere Grundstücke dar, die bereits

geringfügig bebaut sind und über eine Ergänzung

des Baurechts zusätzlich bebaut werden können.

Als Innenentwicklungspotentiale hat das Büro Reschl

Stadtentwicklung im Zuge der Bestandsaufnahme

erstmals alle Baulücken erhoben und kartografiert.

Hieraus ergeben sich für Fichtenau große Innenentwicklungspotentiale

mit einer Gesamtfläche von

über 23 Hektar. Da es sich bei den erhobenen Baulücken

überwiegend um privates Eigentum handelt

49


und nicht davon ausgegangen wird, dass alle Flächen

zum Zieljahr 2035 bebaut oder verkauft werden

können, wurde ein realistischer Aktivierungsfaktor von

30 % bis zum Jahr 2035 angesetzt. Insgesamt stünden

der Gemeinde somit 6,9 Hektar an potenzieller Wohnbaufläche

im Innenbereich zur Verfügung. Es wurden

somit 6,9 Hektar in die Bilanzierung der verfügbaren

Wohnbauflächenpotenziale eingerechnet.

Außenentwicklung | Flächennutzungsplan

Um über ausreichend Flächenreserven für die

zukünftige Siedlungsentwicklung zu verfügen,

müssen neben den Innenentwicklungspotentialen

auch Flächen im Außenbereich vorgehalten werden.

Diese Reserven sind im aktuellen Flächennutzungsplan

des Gemeindeverwaltungsverbands

Kreßberg-Fichtenau enthalten und wurden in der

Analysephase in eigene Karten übertragen. Die

Außenentwicklungspotentiale bestehen sowohl aus

geplanten als auch aus bestehenden Wohnbauflächen.

Die Wohnbauflächen wurden hierbei mit

einem Aktivierungsfaktor von 100 Prozent angerechnet,

da die Baureifmachung kommunal steuerbar

ist.

Aktuell befinden sich in Erschließung beziehungsweise

in der Vermarktung befinden sichdie Baugebiete

„Promenadenweg“ in Wildenstein/Lauterbach, „Hahnenbergweg“

in Matzenbach sowie „Südliche Lange

Äcker“ in Unterdeufstetten.

Die Flächenpotentiale im Außenbereich konzentrieren

sichauf die großen Ortsteile: Matzenbach, Wildenstein,

Lautenbach und Unterdeufstetten. Insgesamt

verfügt die Gemeinde gemäß Flächennutzungsplan

über ein bestehendes Flächenpotential von 9,7 Hektar

für Wohnen. Darüber hinaus sind im Flächennutzungsplan

weitere 10,7 Hektar als geplante

Wohnbauflächen enthalten. Je nach Szenario der

Bevölkerungsvorausrechnung werden zwischen 0 und

11,2 Hektar an zusätzlichen Wohnbauflächen bis zum

Jahr 2035 benötigt.

Neben der veränderten Bevölkerungszahl ist hierbei

auch eine gesteigerte Wohnflächeninanspruchnahme

pro Person eingerechnet. Mit der rechtsverbindlichen

Berechnung durch die „Plausibilitätsprüfung

der Bauflächenbedarfsnachweise im

Rahmen des Genehmigungsverfahren nach §§ 6 und

10 Abs. 2 BauGB“ des Ministeriums für Verkehr und

Infrastruktur Baden-Württemberg lässt sich der

wachsende Wohnraumbedarf, der durch den Rückgang

der Belegungsdichte entsteht, berechnen.

Szenarien

Bevölkerungsänderung

2017- 2035

Flächenbedarf d.

Bevölkerungsänderung

Flächenbedarf d.

Rückgang d.

Belegungsdichte im

Bestand

Flächenbedarf

2017 - 2035

je Szenario

Szenario 1

Trend 10*Jahre (2007-2017)

Szenario 2

Natürliche Entwicklung

Szenario 3

Trend 5* Jahre (2012-2017)

Szenario 4

Bestandserhalt

Szenario 5

Ziel Hauptvariante StaLa

- 344 EW - 7,6 ha 5,2 ha - 2,4 ha

- 191 EW - 4,2 ha 5,2 ha 1,0 ha

- 22 EW - 0,5 ha 5,2 ha 4,7 ha

+/- 0 EW 0,0 ha 5,2 ha 5,2 ha

+ 268 EW 6,0 ha 5,2 ha 11,2 ha

Flächenbedarfe nach Szenarien

Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019

50


Der Wohnflächeninanspruchnahme wird dabei ein

jährliches Wachstum von drei Prozent durch die

Bevölkerung unterstellt. Bezieht man die regionalplanerisch

festgeschriebene Wohndichte von 45

Einwohnern pro Hektar Bruttobauland in die

Rechnung ein, bedeutet dies, dass der Wohnflächenbedarf

in Fichtenau bis zum Jahr 2035 allein durch die

bestehende Bevölkerung um 5,2 Hektar wächst.

Über den wachsenden Flächenbedarf der bestehenden

Bevölkerung hinaus ergeben sich weitere Flächenbedarfe

durch die Szenarien der künftigen

Bevölkerungsentwicklung. Im Folgenden werden

aus den Ergebnissen der individuellen Bevölkerungsvorausrechnung

die weiteren Bedarfe an Wohnbauflächen

abgeleitet.

Im Szenario „Bestandserhalt“ findet bis zum Zieljahr

2035 kein Bevölkerungswachstum und auch kein

Bevölkerungsrückgang statt. Der zusätzliche Flächenbedarf

resultiert daher nur aus dem Mehrbedarf aufgrund

des Rückgangs der Belegungsdichte von 5,2

Hektar Wohnbaufläche.

Im Szenario „Hauptvariante StaLa“ ergibt sich ein

Bevölkerungswachstum von 268 Personen. Dies führt

zu einem Flächenbedarf von 6,0 Hektar. Zusammen

mit dem Flächenbedarf aus dem Rückgang der

Bevölkerungsdichte von 5,2 Hektar ergibt sich ein

Wohnbauflächenbedarf von insgesamt 11,2 Hektar.

Im Szenario „Trend der letzten zehn Jahre“ nimmt

die Bevölkerung in Fichtenau spürbar bis zum Zieljahr

2035 um 334 Personen ab. Durch diesen Rückgang

ergibt sich ein Minderbedarf an Flächen von 7,6

Hektar. Berechnet man den wachsenden Wohnraumbedarf

der bestehenden Bevölkerung mit ein, bleibt

ein Minderbedarf von 2,4 Hektar und es werden keine

weiteren Wohnbauflächen benötigt.

Im Szenario „Natürliche Entwicklung“ wird die

Gemeinde Fichtenau bis zum Jahr 2035 um 191

Personen abnehmen, was einen Flächenminderbedarf

von 4,2 Hektar entspricht. Gegenübergestellt mit dem

wachsenden Bedarf aus der bestehenden Bevölkerung

ergibt sich ein neuer Wohnbauflächenbedarf von 1,0

Hektar.

Im Szenario „Trend der letzten fünf Jahre“ ist mit

einem Bevölkerungsrückgang von 22 Personen bis zum

Jahr 2035 zu rechnen. Dies bedeutet, dass 0,5 Hektar

weniger Wohnbaufläche benötigt wird. Nach Verrechnung

mit dem wachsenden Flächenbedarf von 5,2

Hektar durch die bestehende Bevölkerung, ergibt sich

ein Mehrbedarf bis 2035 von 4,7 Hektar Wohnbaufläche.

51


Neustädtlein

Großenhub

Wäldershub

Rötlein

Fichtenhof

WILDENSTEIN

Gunzach

Krettenbach

Hahnenberg

MATZENBACH

Wohnbauflächenpotentiale Fichtenau

Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019

52


Bernhardsweiler

LAUTENBACH

Legende

Buckenweiler

Oberdeufstetten

Legende

UNTERDEUFSTETTEN

BAUFLÄCHENSPOTENZIAL

UNTERDEUFTETTEN

N

BAUFLÄCHENSPOTENZIAL

UNTERDEUFTETTEN

N

53


Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Datum: 02.04.2019

gez.:

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Datum: 02.04.2019

gez.:

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Datum: 02.04.2019

gez.:

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Leerstandsrisikokataster Ü75

Ein weiteres künftiges Potential besteht durch

Wohneinheiten, welche mittel- bis langfristig dem

Wohnungsmarkt zugeführt werden.

Das vom Büro Reschl Stadtentwicklung angefertigte

Leerstandsrisikokataster zeigt jene Gemeindebereiche,

in denen der perspektivische Bewohnerwechsel

am stärksten auftreten wird. Hierfür wurden

sämtliche Wohneinheiten, in denen der jüngste Bewohner

75 beziehungsweise 80 Jahre alt ist, ermittelt.

Die Zahl der betroffenen Wohneinheiten gibt dabei

Auskunft über die Bereiche, in denen altersbedingt

mit einem zeitnahen Wechsel der Bewohner zu rechnen

ist. Falls zukünftig kein neuer Bewohner gefunden

wird, besteht hier die Gefahr von neuen Wohnungsleerständen.

Aufgrund der sensiblen Daten wurden

die Ergebnisse anonymisiert und in 100 auf 100 Meter

großen Kacheln dargestellt.

Im Ergebnis wurden für die Gemeinde Fichtenau

insgesamt 180 Wohneinheiten ermittelt, in denen der

jüngste Bewohner 75 Jahre oder älter ist. Dies entspricht

einer Leerstandsrisikoquote von 8,9 Prozent.

Eine Konzentration dieser Wohneinheiten lässt sich

insbesondere in Oberdeufstetten, Unterdeufstetten

und Matzenbach beobachten.

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Großenhub | Wäldershub

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Legende

UE75_anonym

FICHTENAU

Legende

´

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

UE75_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Lautenbach | Buckenweier

´

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Legende

UE75_anonym

Legende

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Krettenbach | Gunzach

´

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Matzenbach

UE75_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

´

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Datum: 02.04.2019

gez.:

54


Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

FICHTENAU

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Legende

UE75_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Rötlein | Neustädtlein | Bernhardsweier

Datum: 02.04.2019

gez.:

´

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü75

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Legende

UE75_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Unterdeufstetten | Oberdeufstetten

Datum: 02.04.2019

gez.:

FICHTENAU

Legende

Leerstandsrisikokataster Wohneinheiten Ü75 in 100m Raster

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

1 Wohneinheit

75 Jahre alt)

´

Gebäude

UE75_anonym

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Legende

Originalmaßstab 1 : 2.500

UE75_anonym

0 15 30 60 90 120 150

Meter

´

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü75

Wildenstein

Leerstandsrisikokartierung ´

Fichtenau

Datum: 02.04.2019

Darstellung

gez.:

Reschl Stadtentwicklung, 2019

Datum: 02.04.2019

gez.:

55


Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Datum: 02.04.2019

gez.:

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Gebäude

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Datum: 02.04.2019

gez.:

Leerstandsrisikokataster Ü80

Zieht man das Leerstandsrisikokataster heran, bei

dem der jüngste Bewohner mindestens 80 Jahre alt

ist, ergibt sich eine gesamtgemeindliche Leerstandsrisikoquote

von 5,1 Prozent. Hier lässt sich eine räumliche

Konzentration insbesondere im Ortsteil Matzenbach

nachvollziehen, obwohl auch hier alle Ortsteile

mit einzelnen Wohneinheiten betroffen sind.

Abschließend ist festzustellen, dass die Flächengemeinde

Fichtenau auf ihrer gesamten Gemarkung

über erhebliche Flächenpotenziale für die weitere

Siedlungsentwicklung, sowohl im Innen- als auch im

Außenbereich, verfügt. Im Sinne einer nachhaltigen

und flächensparenden Gemeindeentwicklung sollten

Erstgenannte jedoch prioritär behandelt werden.

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Lautenbach | Buckenweier

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

Legende

UE80_anonym

Datum: 02.04.2019

gez.:

FICHTENAU

´

Leerstandsrisikokataster Ü8

(Die jüngsten Bewohner ein

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

Legende

Legende

UE80_anonym

UE80_anonym

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Krettenbach | Gunzach

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Matzenbach

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

Datum: 02.04.2019

80 Jahre alt)

gez.:

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

´

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

Datum: 02.04.2019

(Die gez.: jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

Legende

UE80_anonym

Legende

UE80_anonym

´

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Großenhub | Wäldershub

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Rötlein | Neustädtlein | Bernhardsweier

´

56


Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Gebäude

Wohneinheiten in 100m Raster

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Meter

Meter

FICHTENAU

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Leerstandsrisikokataster Ü75

Gebäudes sind mindenstens

(Die jüngsten Bewohner eines

80 Jahre alt)

Gebäudes sind mindenstens

75 Jahre alt)

Legende

UE80_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Unterdeufstetten | Oberdeufstetten

Datum: 02.04.2019

gez.:

FICHTENAU

Leerstandsrisikokataster Ü80

(Die jüngsten Bewohner eines

Gebäudes sind mindenstens

80 Jahre alt)

´

Legende

UE80_anonym

Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt

Gebäudepotenzialanalyse Ü80

Wildenstein

Datum: 02.04.2019

gez.:

Legende ´

Gebäude Gebäude

UE75_anonym

UE80_anonym

Wohneinheiten Wohneinheiten 100m in 100m Raster Raster

1 Wohneinheit

1 Wohneinheit

2 Wohneinheiten

2 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

3 - 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Mehr als 5 Wohneinheiten

Flurstuckgrenze

Flurstuckgrenze

Originalmaßstab 1 : 2.500

0 15 30 60 90 120 150

Originalmaßstab 1 : 2.500 Meter

0 15 30 60 90 120 150

Datum: 02.04.2019

gez.:

Datum: 02.04.2019

gez.:

Meter

´ ´

Leerstandsrisikokartierung Fichtenau

Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019

57


4.3.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Bei der Bürgerbefragung wird der lokale Wohnungsmarkt

durchaus differenziert wahrgenommen: So

bewerten 72,8 Prozent der Befragten das Angebot

an Mietwohnungen in der Gemeinde als nicht ausreichend.

Wenn Mietwohnungen verfügbar sind,

werden diese von 65,3 Prozent als bezahlbar

empfunden. Bei den Bauplätzen bewerten

jeweils ca. zwei Drittel der Befragten das Angebot

als ausreichend, attraktiv und die Preise als angemessen

(62,8, 63,4 und 65,8 Prozent). In den entsprechenden

Kontrollfragen wird das Wohnungsangebot

von 70,3 Prozent als weniger bis gar nicht

gut gesehen während das Grundstücksangebot zu

fast gleichen Teilen gut bzw. schlecht bewertet wird.

Für 56,0 Prozent der Befragten soll der Schwerpunkt

des Wohnungsbaus innerhalb des bestehenden Siedlungsbereichs

liegen. 38,4 Prozent befürworten einen

Schwerpunkt an den Ortsrändern durch neue Bauplätze.

In den Altersgruppen der 20- bis 39-Jährigen,

von denen in den kommenden Jahren die höchste

Nachfrage nach Bauland zu erwarten ist, sprechen

sich bis zu 60 Prozent für eine Entwicklung am Ortsrand

aus. Gegen die Entwicklung neuer Bauplätze

sprechen sich lediglich 5,6 Prozent aller Befragten aus.

Wenn die Befragten aufgrund ihres Alters die täglichen

Arbeiten im Haushalt nicht alleine bewältigen

könnten, würden am liebsten 71,0 Prozent im

eigenen Haus/der eigenen Wohnung mit Betreuung

wohnen bleiben. Bei den Kindern oder Verwandten

favorisieren 14,7 Prozent, 12,9 Prozent das

Wohnen in einer Anlage mit betreutem Wohnen

und nur 1,4 Prozent erwägen ein Seniorenheim.

Grundsätzlich ist die Zufriedenheit mit dem unmittelbaren

Wohnumfeld in Fichtenau hoch:

82,6 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr

zufrieden mit diesem. Dabei fällt in Unterdeufstetten

die Zustimmung mit 72,7 Prozent geringer aus als dies

in den anderen Ortsteilen der Fall ist (zwischen 84,5

und 86,9 Prozent).

4.3.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

In der Diskussion um die weitere Siedlungsentwicklung

in Fichtenau wurden im Plenum

Siedlungsschwerpunkte herausgearbeitet. Der

Fokus der weiteren Flächenentwicklung wird dabei

auf die „Entwicklungsschwerpunkte“ (Es) Matzenbach,

Wildenstein und Unterdeufstetten gelegt, da

hier bereits Infrastruktureinrichtungen bestehen,

die durch eine Bevölkerungsstabilisierung gestärkt

und erhalten werden sollen. In diesen Ortsteilen

sollen, neben einer verstärkten Innenentwicklung,

auch Entwicklungen im Außenbereich stattfinden.

Die Ortsteile Neustädtlein und Lautenbach haben

durch ihre Lage und ihren Siedlungscharakter eine

besondere Rolle im Gemeindegebiet. Diese Ortsteile

sollen als Orte der Kategorie „Eigenentwicklung

plus“ (E+) künftig neben der Innenentwicklung auch

die Arrondierung ihres Siedlungskörpers verfolgen.

Alle übrigen Ortsteile sollen sich gemäß der

„Eigenentwicklung“ (E) auf die Entwicklung innerörtlicher

Potentiale fokussieren In der Diskussion mit

dem Gemeinderat wurde klar, dass die Gemeinde

aber auch bei diesen Ortsteilen die Möglichkeiten und

Erfordernisse nach weiteren Ergänzungssatzungen

prüfen soll, so dass auch hier eine künftige, bedarfsgerechte

Entwicklung kommunal gesteuert werden

kann. Damit diese Innenentwicklungspotentiale in allen

Ortsteilen aktiviert werden können, ist die Mitwirkungsbereitschaft

der Eigentümer notwendig,

die unter anderem über Eigentümerversammlungen

erreicht werden soll. Die Einwohnerentwicklung

und der daraus entstehende Bedarf an Wohnbauflächen

soll zukünftig als gesamtgemeindlicher Prozess

gestaltet werden. Mit der Bevölkerung soll dabei die

Bedeutung einer positiven Einwohnerentwicklung für

den kommunalen Haushalt und die bestehende Infrastruktur

diskutiert werden.

58


4.3.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Auch die anwesende Bürgerschaft der Zukunftswerkstatt

sprach sich für verstärkte Bemühungen

in der Innenentwicklung aus. Neben der Aktivierung

von Brachflächen sollen Baulücken geschlossen

und Leerstände behoben werden. Besonders in leerstehenden

Häusern wird ein großes Potential gesehen,

mehr bezahlbare Mietwohnungen in Fichtenau

zu schaffen. Um diese Entwicklung auch finanziell zu

ermöglichen, sollen Förderprogramme geprüft werden.

Im Fokus des Wohnungsbaus soll dabei auch die

weitere Ausdifferenzierung des Wohnungsangebots

stehen. Insbesondere adäquate Angebote

für Senioren, junge Menschen und junge Familien sollen

innerörtlich neu geschaffen werden. Dieses soll dann

auch entsprechend kommuniziert und beworben werden

Im Fokus des Wohnungsbaus soll dabei auch die

weitere Ausdifferenzierung des Wohnungsangebots

stehen. Insbesondere adäquate Angebote für Senioren,

junge Menschen und junge Familien sollen innerörtlich

neu geschaffen werden. Dieses soll dann auch

entsprechend kommuniziert und beworben werden.

Impressionen der Bürgerbeteiligung

Bilder: Reschl Stadtentwicklung

59


4.4 WIRTSCHAFT | HANDWERK | LANDWIRTSCHAFT | EINZELHANDEL

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Kommune

hat als Grundlage das zur Verfügung stehende

Arbeitsplatzangebot, das sich insbesondere

über die Beschäftigungsentwicklung ausdrückt.

Weitere wichtige Indikatoren sind die Pendlerzahlen

und die Gewerbesteuereinnahmen. Im

nachfolgenden Kapitel werden die bisherigen

gewerblichen Entwicklungen der Gemeinde

Fichtenau dargestellt und potentielle Trends

aufgezeigt.

4.4.1 Ausgangslage

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Gemeinde Fichtenau ist ländlich geprägt. Durch

die gute verkehrliche Anbindung an die Autobahn

A 7, die das Gemeindegebiet durchquert, ist Fichtenau

als Gewerbestandort attraktiv. Neben mehreren

Gewerbegebieten in den Ortsteilen, bildet der Gewerbepark

Fichtenau in Neustädtlein den gewerblichen

Schwerpunkt, welcher mitverantwortlich für die

positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre

ist, die sich auch in der Beschäftigtenentwicklung

zeigt. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten gegenüber dem Basisjahr 2001 um

mehr als 22 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung

liegt dabei etwas über dem Wert des Landes

Baden-Württemberg (21,83 %), jedoch unter dem

Wert des Landkreises (30,35 %) und der Region (32,72

%). Trotz der guten Beschäftigtenentwicklung der

letzten Jahre ist Fichtenau in erster Linie eine Wohngemeinde,

was auch die nähere Betrachtung der

Pendlerverflechtungen zeigt. Mit mehr als dreimal

so vielen Auspendlern (1.658) als Einpendlern (540)

besteht in Fichtenau ein deutlicher Einpendlerüberschuss

.

Fichtenau Landkreis Schwäbisch Hall Region Heilbronn-Franken Land Baden-Württemberg

140%

130%

120%

132,72%

130,35%

122,32%

121,83%

110%

100%

90%

80%

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

60

Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,

Darstellung Reschl Stadtentwicklung


Ein- und Auspendler über die Gemeindegrenze (2017)

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,

Darstellung Reschl Stadtentwicklung

Flächenpotentiale für weitere Gewerbeentwicklung

Für die weitere gewerbliche Entwicklung sind im rechtskräftigen

Flächennutzungsplan geplante Flächen

im Umfang von 7,55 Hektar festgeschrieben. Ein Großteil

dieser Flächenreserven (anteilig 4,5 Hektar) liegen

in dem mit der Gemeinde Kressbronn gemeinsam

geplanten interkommunalen Gewerbegebiet „Bergbronn“.

Die wirtschaftlichen Veränderungen in Deutschland,

bei der das produzierende Gewerbe an Bedeutung

verliert und Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen,

lassen sich auch in Fichtenau nachvollziehen.

Während im Jahr 2008 noch beinahe die Hälfte

aller Beschäftigten im produzierenden Gewerbe

tätig war, sind es im Jahr 2018 nur noch knapp ein

Drittel. Im Landesvergleich der sektoralen Verteilung

der Beschäftigten fällt zudem als gemeindliche

Besonderheit auf, dass der Anteil an Handel, Verkehr

und Gastgewerbe mit 36,1 Prozent deutlich

über dem Landesschnitt 23,9 Prozent liegt.

Landwirtschaftliche Entwicklung

Die landwirtschaftliche Nutzung hat mit einem

Anteil von 47,5 Prozent den höchsten Anteil an

der gemeindlichen Flächennutzung. Die Anzahl

der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe hat sich

allerdings, dem deutschlandweiten Trend entsprechend,

in der Vergangenheit stark verringert.

Alleine zwischen 1999 und 2010 ist die Zahl der

örtlichen Landwirte im Haupterwerb von 25 auf 14

gesunken.

Nahversorgung und Einzelhandelsstruktur

Die Nahversorgungssituation in Fichtenau konzentriert

sich vor allem im Ortsteil Wildenstein. Hier

verfügt die Gemeinde über je einen Discounter

und einen Nahversorger, zwei Bankfilialen, einen

Bäcker und einen Metzger. Eine weitere Bäckerei

existiert im Ortsteil Wäldershub. Der gesamte örtliche

Einzelhandel generierte im Jahr 2007 einen Umsatz

von ca. 9 Millionen Euro, womit er unter dem Umsatz

der Nachbargemeinden Kreßberg mit 14 Millionen

Euro und über den Umsätzen in Stimpfach und Frankenhardt

mit 4 beziehungsweise 5 Millionen Euro.

61


"Interkommunaler Gewerbepark

Bergbronn" 9 ha

Neustädtlein

"Neustädtlein Erw. II"

Ca. 2,4 ha

Neustädtlein

ädtlein Erw. II"

ha

Großenhub

BP "Gewerbegebiet

Neustädtlein"

Ca. 17,9 ha

Bernhardsweiler

BP "Gewerbegebiet

Neustädtlein"

Ca. 17,9 ha

Wäldershub

BP "Gewerbegebiet

Bernhardsweiler Hirtenweg, Ca. 1 ha

Rötlein

Rötlein

LAUTENBACH

Fichtenhof

BP "Halde", Ca. 1,7 ha

Gunzach

Krettenbach

LAUTENBACH

WILDENSTEIN

Ca 1,3 ha

BP "Gewerbegebiet

Schnepfenstange"

Ca. 3,8 ha

Buckenweiler

WILDENSTEIN

Ca 1,3 ha

Hahnenbach

Ca 3,6 ha

Oberdeufstetten

BP "Gewerbegebiet

Schnepfenstange"

Ca. 3,8 ha

Buckenweiler

Ca 1 a

Ca 2,8 ha

Gewerbe

MATZENBACH

UNTERDEUFSTETTEN

Gewerbe

Oberdeufstetten

Ca 2,8 ha

Ca 1 a

Gewerbeflächen im Bestand

MATZENBACH

UNTERDEUFSTETTEN

Gewerbeflächen in Planung

Gewerbeflächenpotentiale Fichtenau

Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019

62


Produzierendes Gewerbe Handel, Verkehr und Gastgewerbe Sonstige Dienstleistungen

100%

90%

80%

24,9%

27,3% 29,0% 27,8% 26,8%

28,4% 28,4% 29,1% 30,8% 32,3%

70%

60%

50%

30,3%

31,8%

34,6% 35,2% 35,8%

36,6%

39,3%

39,9% 34,6%

36,1%

40%

30%

20%

10%

44,2%

40,6%

36,0% 36,2% 36,4%

33,6%

31,1% 29,7%

33,3%

30,6%

0%

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Sektorale Verteilung der Beschäftigten in Deutschland

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,

Darstellung Reschl Stadtentwicklung

4.4.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Die Befragten stimmen mit 76,2 Prozent dafür, dass

die Gemeinde Fichtenau auch in Zukunft ausreichend

Gewerbeflächen vorhält, so dass sich bei Bedarf

auch neue (geeignete) Betriebe ansiedeln können.

Weitere 17,6 Prozent meinen, dass nur für bereits

ansässige Betriebe ausreichend Flächen für deren

Eigenentwicklung erschlossen werden, während 6,2

Prozent meinen, dass keine weiteren Gewerbeflächen

erforderlich sind.

Die aktuelle Situation der Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten

wird von 79,3 Prozent der Befragten

als weniger gut oder überhaupt nicht gut bewertet.

Von allen Themen steht dieses Thema für die Bürgerschaft

in seiner Wichtigkeit an achter Stelle. Zudem

stellt der Ausbau des Gewerbes und der Arbeitsplätze

eine häufig genannte Anregung für die weitere

Planung der Gemeindeentwicklung in Fichtenau dar.

Die Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten fällt in

den einzelnen Ortsteilen sehr unterschiedlich aus: In

Lautenbach und Wildenstein sind die Befragten sehr

zufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten – vor allem

mit denen für den kurzfristigen Bedarf. Besonders in

Wildenstein wird eine Zustimmung von 93,8 Prozent

erreicht und die guten Einkaufsmöglichkeiten werden

an in ihrer Wichtigkeit an zweiter Stelle genannt. Anders

sieht es in Matzenbach und Unterdeufstetten aus:

Dort liegt die Zufriedenheit (mit einem Wert von 23,7

Prozent) deutlich unter dem Durchschnittswert

von 68,4 Prozent. Dies war mit

ausschlaggebend dafür, dass die Einkaufsmöglichkeiten

für den kurzfristigen Bedarf als

wichtigstes aller Themenfelder bewertet werden und

die Sicherung der Nahversorgung in den Ortsteilen

eine der meistgenannten Anregungen für die weitere

Gemeindeentwicklung ist. In Unterdeufstetten ist es

sogar die häufigste Nennung.

Der mittelfristige Bedarf wird von 88,0 Prozent als

weniger gut bzw. überhaupt nicht gut eingestuft und

die geringste Wichtigkeit eingestuft. Knapp die Hälfte

der Befragten (51,3 Prozent) vermisst Einzelhandelsangebote

in Fichtenau, insbesondere eine Tankstelle (die

63


meisten Nennungen in Lautenbach und Wildenstein),

eine Bäckerei (Matzenbach) und Nahversorgung in

jedem Ortsteil (Unterdeufstetten). Der Wunsch nach

einer Tankstelle taucht auch mit vielen Nennungen

als Anregung für die weitere Entwicklung auf, sowie

als häufige Nennung, was die Bürgerinnen und

Bürger an der Gemeinde Fichtenau besonders stört.

4.4.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

Der Gemeinderat verständigt sich in der Diskussion

darauf, die landwirtschaftliche Prägung Fichtenaus

künftig stärker zu nutzen und zu vermarkten.

Hierfür sollen die kommunalen Unterstützungsmöglichkeiten

für Direktvermarktungsstrukturen sowie für

lokale und regionale Kooperationen geprüft werden.

Neben den örtlichen Erzeugern übernimmt das

umfangreiche Gastronomieangebot eine weitere

Schlüsselrolle, um die lokale Wertschöpfungskette

auszubauen und lokale Produkte zu vermarkten.

Die Fichtenauer Wirtschaft besteht aus einer kleinteiligen

und mittelstädtischen Struktur, welche auch

in Zukunft weitergeführt und gestärkt werden soll.

Das größte zusammenhängende Flächenpotenzial

für eine weitere Gewerbeentwicklung bietet das in

Planung stehende interkommunale Gewerbegebiet

„Bergbronn“. Neben der vorgesehenen Fläche von 4,5

Hektar bietet der Standort dabei auch perspektivisch

weitere gewerbliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Neben der Entwicklung des interkommunalen

Gewerbegebiets ist die kommunale Zielstellung

bestehenden (Fichtenauer) Betrieben eine Entwicklungsperspektive

zu bieten. Bei der weiteren Entwicklung

von Gewerbegebieten sind daher sinnvolle Anschlussmöglichkeiten

an bestehende Gewerbestrukturen

und mögliche neue Gewerbegebiete zu prüfen.

Mit der weiteren Gewerbeentwicklung sollen die

Gewerbesteuereinnahmen und die Gewerbeflächenproduktivität

der Gemeinde gesteigert werden,

die bislang vergleichsweise gering ausfallen. Die

zusätzlichen kommunalen Steuereinnahmen sollen

insbesondere zum Erhalt und zur Verbesserung der Infrastruktur

für die Bürgerinnen und Bürger beitragen.

Mit der weiteren Gewerbeentwicklung sollen die Gewerbesteuereinnahmen

und die Gewerbeflächenproduktivität

der Gemeinde gesteigert werden,

die bislang vergleichsweise gering ausfallen. Die

zusätzlichen kommunalen Steuereinnahmen sollen

insbesondere zum Erhalt und zur Verbesserung der

Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger beitragen.

Bei der Kommunikation zur weiteren gewerblichen

Entwicklung mit dem Regionalverband konnte in

der Vergangenheit keine Einigung über eine weitere

bedarfsgerechte gewerbliche Entwicklung erzielt

werden. Der Gemeinderat verständigt sich daher

darauf, diesen Dialog erneut zu suchen.

4.4.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Auch im Rahmen der Zukunftswerkstatt wurde der

Fokus der Diskussion auf die gewerbliche Weiterentwicklung

in Fichtenau gelegt mit den Zielen einer

qualitativen Entwicklung der gewerblichen Potentiale

mit hochwertigen Arbeitsplätzen und einer arbeitsplatzintensiven

Gewerbeentwicklung. Über die

Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets

in Bergbronn hinaus wurde von der Bürgerschaft in

der Zukunftswerkstatt angeregt, ein weiteres eigenes

Gewerbegebiet mit Autobahnanschluss zu prüfen.

Die Entwicklung des örtlichen Einzelhandels wurde

primär auf Ebene der kleinteiligen, ortsteilbezogenen

Versorgung geführt, welche neben der Versorgungsfunktion

auch eine große Bedeutung für das örtliche

Zusammenleben und den Zusammenhalt haben.

64


Foto: Reschl Stadtentwicklung

65


4.5 SOZIALES | INFRASTRUKTUR | GESUNDHEIT

Ein ausdifferenziertes Angebot an sozialen Infrastruktureinrichtungen

ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal

von Städten und Gemeinden. Sie sind

ein bedeutender Teil der Daseinsvorsorge, die den

Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt

werden. Ein bedarfsorientiertes Kinderbetreuungsund

Bildungsangebot für die jüngere Bevölkerung auf

der einen Seite und ein engmaschiges Betreuungsangebot

für ältere Menschen auf der anderen Seite

sind wesentlicher Standortfaktoren und tragen zu

einer positiven Gemeindeentwicklung bei. Auch ein

gut ausgebautes Bildungs- und Betreuungsangebot

leistet aus diesem Grund für Neubürger und junge

Familien einen wichtigen Beitrag zum Wachstum

einer Kommune. Neben klassischen Einrichtungen

wie Schulen und Kindergärten etablieren sich

zunehmend spezielle Treffpunkte oder Gemeinschaftseinrichtungen,

insbesondere auch für Seniorinnen

und Senioren. Auch die Freizeitinfrastruktur, kulturelle

Einrichtungen und das Vereinsangebot tragen als

weiche Standortfaktoren zur Gemeindeentwicklung

bei. Auf diese Weise können die Bedingungen für das

Gemeinwesen sowie die Wohn- und Lebensqualität

erhalten und perspektivisch verbessert werden. Vor

dem Hintergrund der demografischen und siedlungsstrukturellen

Veränderungen steht die Planung der

sozialen Infrastruktur jedoch vor großen Herausforderungen.

Insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung

und der schulischen Bildung besteht oftmals

Handlungsbedarf.

4.5.1 Ausgangslage

Kinderbetreuung

Die Gemeinde Fichtenau verfügt über insgesamt

drei Kindergärten in den drei größten Ortsteilen

Unterdeufstetten, Wildenstein und Matzenbach sowie

eine Kinderkrippe in Wildenstein. In Wildenstein wird

die Einrichtung durch eine kommunale Trägerschaft,

in Matzenbach und Unterdeufstetten durch kirchliche

Trägerschaften geführt. Innerhalb der einzelnen Einrichtungen

werden unterschiedliche Betreuungsformen

(verlängerte Öffnungszeiten, Ganztagesbetreuung,

Regelgruppen, Halbtagesbetreuung und

Kinderkrippe) angeboten. Angebotsübergreifend

werden in Fichtenau 187 Ü3-Betreuungsplätze und

20 U3-Betreuungsplätze vorgehalten, wobei in allen

Einrichtungen und Betreuungsformen aktuell

Betreuungsplätze frei sind. Im Jahr 2019 standen

in den Kinderbetreuungseinrichtungen 51 U3- und

8 Ü3-Betreuungsplätze zur Verfügung. Auf Grundlage

der angestellten Bevölkerungsvorausrechnung

ist künftig mit einem Anstieg von Kindern zu rechnen,

die eine Ü3-Betreuung nachfragen. Das vorhandene,

freie Betreuungspotential deckt dabei aber auch

perspektivisch den wachsenden Bedarf.

Bildung (Schulen)

Neben den Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es in

Unterdeufstetten die Chritoph-von-Pfeil-Grundschule.

Aktuell werden die Räumlichkeiten der Bildungseinrichtungen

neu organisiert. Das vormalige Hauptschulgebäude

auf demselben Flurstück wird aktuell

für die Grundschule umgebaut und saniert, so dass

dem Grundschulstandort langfristig moderne Räume

zur Verfügung gestellt werden können. Aktuell

besuchen etwa 165 Kinder die Grundschule, deren

Kapazitäten somit auch perspektivisch ausreichen. Ergänzend

zum Grundschulangebot wird das Angebot

durch die Oberlin-Schule um ein sonderpädagogisches

Bildungs- und Beratungszentrum mit

Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung

und Lernen, in unmittelbarer Nachbarschaft

zur Christoph-von-Pfeil-Grundschule, ergänzt.

Durch die Zweigstelle der Volkshochschule Crailsheim-Land

im Fichtenauer Rathaus in Wildenstein,

kann in der Gemeinde zudem auch ein

Angebot zur Erwachsenenbildung vorgehalten werden.

66


Seniorenbetreuung

Das stationäre Pflegeangebot für Seniorinnen und

Senioren wird in Fichtenau durch den Seniorenstift „Auf

den Wäldern“ in Wildenstein abgedeckt. Insgesamt

stehen hier 45 Pflegebetten zur Verfügung. Ergänzend

zu diesem Angebot bieten zwei mobile Pflegedienste,

in Unterdeufstetten und Wildenstein, verschiedene

Dienstleistungen der Pflege und Alltagsbegleitung an.

Medizinische Versorgung

Die medizinische Grundversorgung ist durch drei

praktizierende Allgemeinärzte sowie eine

Apotheke bisher sehr gut abgedeckt. Die Arztpraxen

befinden sich in Wildenstein und Unterdeufstetten,

die Apotheke liegt in Wildenstein. Durch

den aktuellen Umbau des ehemaligen Grundschulgebäudes

zum Gesundheits- und Gemeinschaftshaus

wird die Grundlage für den langfristigen Erhalt

und Ausbau der medizinischen Versorgung gelegt.

Als Nutzer für das künftige Gebäude konnten bisher

bereits die Bücherei und der Allgemeinmediziner

der Arztpraxis in Unterdeufstetten gewonnen werden,

der im Zuge der Praxisverlegung expandiert.

4.5.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Die befragten Bürgerinnen und Bürger Fichtenaus bewerten

die Lebensbedingungen für Familien mit 86,3

Prozent und für Kinder mit 79,3 Prozent sehr hoch.

Anders sieht es in der Gruppe der Jugendlichen aus:

Deren Lebensbedingungen werden nur zu 38,7 Prozent

positiv gesehen; in der betroffenen Gruppe liegt

der Wert noch darunter. Für Senioren werden die

Bedingungen zu 63,1 Prozent als gut bzw. sehr gut

befunden (in den betroffenen Altersgruppen allerdings

deutlich höher). Für Singles und Alleinstehende

liegt eine positive Stimmung von 51,4 Prozent vor.

Die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für

Kinder werden als äußerst wichtig erachtet und sehr

positiv bewertet: So werden die Kindergärten zu

84,2 Prozent und die Grundschule zu 69,8 Prozent

positiv bewertet. Das entsprechende Ganztagesangebot

der beiden Einrichtungen wird jeweils nur zu

52,7 Prozent positiv eingestuft. Auch die Bewertungen

der weiteren Bildungsangebote für Kinder mit

Behinderungen (75,9 Prozent) und für Erwachsene

(66,7 Prozent) fallen überwiegend positiv aus.

Ebenso werden die sozialen Hilfsangebote (75,6 Prozent)und

stationären Pflegeeinrichtungen für Senioren

(75,6 Prozent) von den Befragten als gut oder sehr

gut eingeschätzt. Schwerpunktmäßig befürworten

die Befragten Betreuungseinrichtungen für

Seniorinnen und Senioren in zentraler Lage am örtlichen

Geschehen mit Nahversorgung (59,8 Prozent).

Größer Defizite sehen die Befragten jedoch insbesondere

bei den Treffpunkten für Jung und Alt

(80,4 Prozent, negativ), Beratungsangeboten für

Ältere (77,1 Prozent, negativ), Angeboten für Menschen

mit Behinderung (72,8 Prozent, negativ) und

Integrationsangeboten für ausländische Mitbürgerinnen

und -bürger (55,3 Prozent, negativ). Und es

sind die Treffpunkte für Jung und Alt, die Grundschule, die

sozialen Hilfsangebote und die Kindergärten, die

mit hohen Nennungen über alle Themenbereiche

hinweg als wichtig für die Gemeinde empfunden werden.

Als eigenes, ergänzendes Angebot für Jugendliche

wird insbesondere ein Jugendhaus/-treff

von der Bürgerschaft vermisst; auch in der

betroffenen Gruppe der Befragten. Angebote für Jugendliche/Jugendtreff

wird an fünfter Stelle der Wünsche

für die weitere Entwicklung genannt.

Die hausärztliche Versorgung wird von 69,4 Prozent

überwiegend als gut oder sehr gut bewertet. Es ist

das wichtigste Thema im Bereich Soziales und unter

allen Themenbereichen an zweiter Stelle, in Lautenbach

und Wildenstein gar an erster Stelle.

67


Die gute ärztliche Versorgung taucht

auch in den häufigsten Nennungen, was

den Bürgern besonders an Fichtenau

gefällt, auf. Die fachärztliche Versorgung steht an

vierter Stelle aller Themen nach ihrer Wichtigkeit,

wird 4.5.3 allerdings Auszüge aus zu der 71,7 kommunalen Prozent negativ Klausurtagung bewertet.

In Fichtenau können sowohl medizinische Dienstleistungen

als auch Bildungs- und Betreuungsangebote

für Kinder vorgehalten werden. Der

Gemeinderat formuliert daher als Zielstellung die

Sicherung der bestehenden Infrastruktur sowie den

bedarfsgerechten Ausbau der vorhandenen Einrichtungen.

Bei der weiteren Planung der Gesundheitsinfrastruktur

steht der Erhalt der Apotheke im

Fokus: Falls diese am aktuellen Standort in Wildenstein

nicht gehalten werden kann, soll eine Standortverlegung

ins neue Gesundheit- und Gemeinschaftshaus

in Unterdeufstetten angestrebt werden.

Für Jugendliche fehlen in Fichtenau sowohl Treffpunkte

als auch Freizeitangebote. Eine hauptamtliche

Betreuung von Angeboten für Jugendlichen kann die

Gemeinde Fichtenau weder finanziell noch personell

leisten. In der weiteren Ausgestaltung der Jugendbetreuung

gilt es daher eine interkommunale

Zusammenarbeit zu prüfen. Der Wert und die

Bedeutung dieses Angebots hängt jedoch maßgeblich

von der Identifikation und Akzeptanz der

Fichtenauer Jugendlichen ab. Aus diesem Grund

wird von Seiten des Gemeinderats ein intensiver

Dialogprozess mit den Jugendlichen angeregt, in

welchem die Jugendlichen die Möglichkeit erhalten

sollen, Ideen und Anregungen für neue,

passende Angebote und Aufenthaltsorte zu geben.

Insbesondere im ländlichen Raum sind ehrenamtliche

Angebote eine wichtige Ressource des gemeinschaftlichen

Zusammenlebens. Der Gemeinderat ist sich

einig, dass das Ehrenamt weiterhin gestärkt werden

soll. Eine verbesserte Transparenz dieser bestehenden

Angebote kann durch eine Ehrenamtsbörse

geschaffen werden. Die Rolle der Verwaltung bestünde

dabei in der Einrichtung und Bereitstellung einer

solchen Börse, die von den Ehrenamtlichen selbstverantwortlich

organisiert und betrieben werden soll.

Foto: Reschl Stadtentwicklung

68


4.5.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Die beteiligte Bürgerschaft in der Zukunftswerkstatt

fokussierten sich bei der Diskussion im Handlungsfeld

auf soziale Netzwerke und Begegnungsräume.

Um das soziale Netzwerk in Fichtenau zu stärken und

zu entwickeln, sollen zukünftig soziale Hilfestellungen

durch bürgerschaftliches Engagement gestärkt

werden. Hierzu soll bei Bedarf ein eigener Verein

gegründet werden, der beispielsweise Unterstützungen

bei Behördengängen, Einkäufen, Besuchsdienste,

Kinderbetreuung oder durch ein „Reparaturcafé“

bietet.

der tatsächliche Bedarf im Dialog mit den Jugendlichen

ermittelt werden und funktionierende Jugendangebote

aus dem Landkreis auf ihre Übertragbarkeit

hin überprüft werden. Einigkeit bestand darin, dass es

ein aktives Angebot für Jugendliche in Fichtenau

braucht.

Auch die Betreuung und Organisation von Begegnungsräumen

soll auf ehrenamtlichem Engagement basieren.

Durch das Teilen einzelner, öffentlicher Räume für

mehrere Nutzungen könnten diese effektiver genutzt

werden. Mögliche Kapazitäten sind die ehemaligen

Feuerwehrräume beziehungsweise das Gesundheits-

und Gemeinschaftshaus. Mögliche Nutzungen

sind insbesondere ein Seniorencafé und eine aktive

Jugendarbeit. Im Allgemeinen soll die lokale Jugendarbeit

– nach Ansicht der beteiligten Bürgerschaft –

professionalisiert werden. Hierzu soll im ersten Schritt

69


4.6 NAHERHOLUNG | TOURISMUS | KULTUR

Freizeit- und Naherholungsflächen schaffen einen Alltagsausgleich

für die örtliche Bevölkerung. Über die

Bedürfnisse und Versorgung der eigenen Bevölkerung

hinaus, hat ein attraktives Naherholungs- und Freizeitangebot

auch Synergien zum Tourismus und steigert

die Außenwahrnehmung und den Imageprozess

einer Gemeinde. Dabei ist eine funktionierende

und gut ausgebaute Freizeitinfrastruktur neben

kommunalen Bemühungen auch das Ergebnis

bürgerschaftlicher und ehrenamtlicher Engagements.

4.6.1 Ausgangslage

Sport- und Freizeiteinrichtungen

Das Sportangebot in Fichtenau ist vielfältig.

Neben den einzelnen Vereinsgeländen in den Ortsteilen,

nimmt das Sportzentrum in Matzenbach

eine besondere Rolle ein und ist über die Gemeindegrenzen

hinaus bekannt. Neben eines modernen

Sporthallengebäudes werden durch den angrenzenden

Minigolfplatz sowie Sportflächen auch freiräumliche

Angebote geschaffen. Aktuell wird eine Ergänzung

des Sportzentrums durch einen Begegnungs- und

Bewegungspark mit öffentlicher Förderung diskutiert.

Insbesondere Angebote für Kinder und Familien

werden mit dem „Spielplatz der Riesen“ (Wildenstein)

und der als Ausflugsziel bekannte und märchen-

hafte „Zauberwald“ (Wildenstein) zur Verfügung

gestellt. Ein besonders hoher Wert für die örtliche

Bevölkerung hat der Storchenweiher in Neustädtlein,

an welchem jährlich das Fest am See stattfindet.

Aufgrund der letztmalig gemessenen Wasserqualität

kann jedoch keine öffentliche Badestelle

an einem der örtlichen Weiher angeboten werden.

Darüber hinaus ist Fichtenau auch im wachsenden

Markt des Fahrradtourismuses positioniert. So

führt die regionalbedeutsame „Wäldertour“,

die eine Radwegeverbindung von Bühlerzell bis

Dinkelsbühl darstellt, auch durch Fichtenau.

Tourismus, Gastronomie und Beherbergung

Die naturräumliche Lage und insbesondere die Vielzahl

an historischen Weihern stellt ein hohes touristisches

Potenzial dar. Neben dem Naturraum bietet auch die

Nähe zur historischen Stadt Dinkelsbühl, welche in

jüngster Vergangenheit stark steigendeÜbernachtungszahlen

verbucht, eine touristische Attraktivität.

Insbesondere im Tagungs- und Wellnessbereich konnte

sich die Gemeinde Fichtenau in der Vergangenheit gut

positionieren. So sind die örtlichen Übernachtungen

in den letzten Jahren auf über 54.000 Übernachtungen

pro Jahr angestiegen. Neben dem touristischen

Angebot ist auch das gastronomische Angebot

in Fichtenau abwechslungsreich und differenziert.

Es existieren auf der gesamten Gemeindegemarkung

etwa zehn Gasthäuser und Restaurants,

die sich über die Ortsteile hinweg gleichmäßig

verteilen.

4.6.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Die Landschafts- und Naturräume, in die Fichtenau

eingebettet ist, sind von herausragender Bedeutung

für die befragte Bürgerschaft: Für 45,3 Prozent ist die

Natur, der Wald, die Lage und Ruhe mit Abstand die

häufigste Nennung auf die Frage „Was gefällt Ihnen

an der Gemeinde Fichtenau besonders?“. Ein Ereignis,

welches mit der Gemeinde Fichtenau besonders

verbunden wird, ist mit 70,0 Prozent, und somit ebenfalls

mit deutlichem Abstand, das „Fest am See“. Darüber

hinaus werden auch mehrfach der Ostereiermarkt,

70


Foto: Reschl Stadtentwicklung

71


Foto: Reschl Stadtentwicklung


private Ereignisse, sowie der Fasching

in Fichtenau genannt.

Mit dem Kultur-, Freizeit-, Sport- und Vereinsangebot

in Fichtenau zeigt sich die Mehrheit, auch in den entsprechenden

Kontrollfragen, überwiegend zufrieden:

So erzielen die Vereinsangebote eine Zufriedenheit von

86,8 Prozent, das Sportangebot von 78,8 Prozent, das

Kulturangebot von 77,7 Prozent und das Freizeitangebot

noch von 61,7 Prozent. Dabei fällt auf, dass die Altersgruppe

der unter 30-Jährigen das einzelne Angebot

immer schlechter bewertet hat als der Durchschnitt.

Erstrebenswerte Ergänzungen in diesen Bereichen,

die bisher aus Sicht der Bürgerschaft als fehlend

erachtet werden, sind die Ausweitung und Ausdifferenzierung

des Sportangebots (27,4 Prozent)

sowie neue und bessere Bademöglichkeiten (18,3

Prozent).

Im Bereich des Tourismus werden die Übernachtungsmöglichkeiten

von 72,1 Prozent positiv bewertet,

während das touristische Angebot als solches zu 57,5

Prozent negativ eingestuft und somit als noch ausbaufähig

gesehen wird.

Dazu zählt unter anderem das gastronomische

Angebot, welches einen hohen Stellenwert genießt und

bei den Restaurants/Gaststätten von 69,0 Prozent als

sehr gut oder gut, bei den Cafés jedoch von 87,5 Prozent

als weniger bzw. überhaupt nicht gut eingestuft wird.

4.6.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

In die vorhandenen touristischen Angeboten, wie

beispielsweise der „Spielplatz der Riesen“, „der

Märchenwald“ und das Sportzentrum, nach Auffassung

des Gemeinderats sollen Investitionen getätigt

werden, um diese aufzuwerten, weiter auszubauen

und in ihrer Ausstattung geeignet zu ergänzen.

Als Grundlage für die weitere Tourismusentwicklung

soll eine konzeptionelle Grundlage in

Auftrag gegeben werden, welche Überlegungen für

neue Beschilderungen (Lesbarkeit), für eine bessere

Vermarktung (Transparenz, Homepage und Kartenmaterial)

sowie eine logische Verbindung der

touristischen Anlaufpunkte enthält. In der integrierten

Betrachtung der touristischen Möglichkeiten soll

dabei auch die Nähe zur historischen Stadt Dinkelsbühl

künftig eine größere Berücksichtigung finden.

Das Vereinsangebot in Fichtenau ist – auch aufgrund

der zahlreichen Ortssteile – vielfältig. Damit dieses

Angebot in der Bürgerschaft stärker wahrgenommen

werden kann, strebt der Gemeinderat eine höhere

Transparenz und stärkere Vernetzung der bestehenden

Freizeit- und Vereinsangebote an.

Für die vorhandenen Gewässerstrukturen beabsichtigt

der Gemeinderat in Verbindung mit der weiteren Gemeindeentwicklung

eine stärkere Erlebbarkeit und die

Überprüfung der Bademöglichkeiten

Bei der weiteren Gestaltung des gastronomischen

Angebots zielt der Gemeinderat darauf ab das

gute Angebot um ein Café zu ergänzen. Hierfür

soll die Kommunikation mit den Immobilieneigentümern

und Gastronomiebetreibern

intensiviert und zielgerichtet geführt werden.

4.6.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Im Allgemeinen sind die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt

mit dem vorhandenen Angebot im

Bereich Naherholung und Tourismus in Fichtenau

zufrieden. Dies gilt es künftig weiter zu erhalten und

auszubauen. Vor allem sehen sie hier Potential im

kommunalen und überregionalen Marketing. Des Weiteren

wurde vorgeschlagen, eine Übersicht über die

Angebote und Vereine zu schaffen und diese regelmäßig

zu aktualisieren und zu veröffentlichen.


4.7 MOBILITÄT | DIGITALISIERUNG

Das Handlungsfeld der Mobilität ist der

Themenbereich, welcher zukünftig die wohl

dynamischste Entwicklung durchlaufen wird. Die

Elektrifizierung vieler Verkehrsmittel sowie die

zunehmende digitale Vernetzung der einzelnen

Verkehrsträger führt dazu, dass sich das Mobilitätsverhalten

der Bevölkerung deutlich verändern wird.

Das schnelle Erreichen des Fahrtziels ist nicht nur im

privaten Individualverkehr von großer Bedeutung, sondern

gerade auch für den gewerblichen Lieferverkehr

ein wichtiger Standortfaktor. Gleichzeitig wird die

Unabhängigkeit vom eigenen Fahrzeug und das

Erreichen der umliegenden Städte und Gemeinden

durch einen guten ÖPNV für viele Menschen immer

wichtiger.

Verkehrstechnisch gut angebundene Standorte sind

ein Vorteil für Wirtschaftsunternehmen und Pendler

und daher sehr begehrt. Ebenso steht es um die

Digitalisierung: Eine schnelle Breitbandanbindung

ist ein immer wichtiger werdender Faktor für den

Standortvorteil einer Gemeinde, auch bei der Wohnbevölkerung.

4.7.1 Ausgangslage

Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Das Mobilitätsangebot in Fichtenau ist maßgeblich

durch den motorisierten Individualverkekehr geprägt:

Der Autobahnanschluss Dinkelsbühl/Fichtenau der

A 7, der auf der Gemeindegemarkung liegt, sorgt

für eine gute Anbindung an das Straßenverkehrsnetz.

Die gemeindedurchführende Autobahn A 7

ist eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen

in Deutschland. Der Anschluss an die Ost-West-

Verbindung der Autobahn A 6 wird in 12 Kilometer

Entfernung am Kreuz Feuchtwangen-Crailsheim

erreicht. Des Weiteren ist Fichtenau über die L 2218

und L 1070 an das Landesstraßennetz angebunden.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs

in Fichtenau dient in erster Linie dem Schulverkehr.

Insgesamt verkehren sechs Buslinien, unter

anderem in die Städte Crailsheim, Dinkelsbühl und

Ellwangen. Eine abgestimmte und überörtliche Anbindung

an den ÖPNV ist aufgrund der mehrfachen

Grenzsituation zwischen den Bundesländern sowie

den Landkreisen und den damit verschiedenen

Verkehrsverbünden schwierig zu gestalten.

Rad- und Fußwegenetz

Der Fuß- und Radverkehr in Fichtenau ist besonders

für die Vernetzung der einzelnen Ortsteile beziehungsweise

für die Erreichbarkeit der kommunalen

Infrastruktur und Freizeiteinrichtungen bedeutend.

Gleichzeitig trägt ein gut ausgebautes und sicheres

Fuß- und Radwegenetz zur Verkehrsentlastung

sowie zur Generationengerechtigkeit bei. Im Juli

2019 konnte hierfür der langfristig geplante Radweg

zwischen Matzenbach und Wildenstein eröffnet

werden.

Digitalisierung

Der aktuelle Ausbaustand der digitalen Infrastruktur

in Fichtenau zeigt ein differenziertes Bild in den

einzelnen Ortsteilen. Insbesondere in den Ortsteilen

Wildenstein und Matzenbach besteht noch ein

größeres Defizit beim Breitbandausbau.

Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur wird aktuell vorangetrieben.

Bereits realisiert wurde der FTTC-Ausbau,

der die Glasfaserverbindungen bis an die Verteilerkästen

legt, im nördlichen Gemeindegebiet. Der Ausbau

der Glasfaserinfrastruktur bis an den Hausanschluss

(FTTB) im südlichen Gemeindegebiet steht bevor.

74


4.7.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Das Handlungsfeld der Mobilität und Digitalisierung

wird in der Befragung überwiegend negativ eingeschätzt:

Bei der Frage, was den Befragten an der

Gemeinde Fichtenau besonders gut gefällt, wird an

sechster Stelle die gute Autobahnanbindung aufgeführt,

hingegen sind mit der schlechten Breitbandversorgung,

den kaputten Straßen, dem Fehlen einer

Tankstelle sowie dem schlechten ÖPNV gleich vier

der fünf häufigsten Nennungen zu den größten Störfaktoren

der Gemeinde aus diesem Handlungsfeld

vertreten.

Zum Breitbandausbau werden in Zukunft von der

Bürgerschaft mehr Informationen gewünscht. Die

Infrastruktur für die digitale Kommunikation wird

von allen Themenbereichen in ihrer Wichtigkeit an

dritter Stelle gesetzt. Aktuell wird es zu 79,5 Prozent

als weniger bzw. überhaupt nicht gut bewertet.

Einen ähnlich negativen Wert mit 75,5 Prozent erreicht

die Berücksichtigung der Belange von Radfahrern. Ebenfalls

mehrheitlich weniger oder überhaupt nicht gut

werden der öffentliche Personennahverkehr (62,9 Prozent),

die Schulwege (51,8 Prozent), die Barrierefreiheit

im öffentlichen Raum (50,6 Prozent) sowie die Berücksichtigung

der Belange von Fußgängern (56,1 Prozent)

eingestuft. Lediglich die Parkierungsmöglichkeiten

im Ortskern (58,7 Prozent) sowie in den Wohngebieten

(52,8 Prozent) erreichen in diesem Themenbereich

positive Werte. Jedoch werden diese von geringerer

Wichtigkeit gesehen als die zuvor genannten Punkte.

Als Wünsche und Anregungen für den weiteren Prozess

werden unter den ersten drei Positionen der Ausbau

der Radwege und eine bessere Breitbandversorgung

genannt. Auch Straßensanierungen und eine Verbesserung

des ÖPNV sind häufig angeführte

Vorschläge .

4.7.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

Den örtlichen Radwegeausbau, bei welchem mit der

Einweihung des Radwegs zwischen Matzenbach und

Wildenstein jüngst eine wichtige Verbindung geschaffen

wurde, gilt es auch künftig weiter voranzutreiben.

Kurze Verbindungen sollen insbesondere

zwischen Wildenstein (da hier das hauptsächliche

Nahversorgungsangebot liegt) und den benachbarten

Ortsteilen in den nächsten Jahren gestärkt

beziehungsweise geschaffen werden. Die bereits

existierenden Verbindungen sind zudem oftmals

unzureichend ausgeschildert. Durch ein neues

und einheitliches Beschilderungssystem sollen

die bestehenden Verbindungen besser kommuniziert

und dadurch mehr genutzt werden.

Neben der Entwicklung örtlicher Radwegeverbindungen,

welche erste Priorität haben, sind

künftig auch überörtliche Radwegeverbindungen zu

prüfen. Dabei sind insbesondere neue Verbindungen

nach Crailsheim und Dinkelsbühl im Dialog mit

den umliegenden Gemeinden zu entwickeln.

Die Anbindung des ÖPNV an die umliegenden

Städte stellt sich aktuell als sehr differenziert dar. Die

Erreichbarkeit unterscheidet sich dabei stark zwischen

den einzelnen Ortsteilen. Um die Erreichbarkeit in

allen Ortsteilen zu verbessern, ist eine bessere

Abstimmung in den Randbereichen mit den angrenzenden

Landkreisen und zugehörigen Verkehrsverbänden

notwendig. Um eine echte Alternative zum

Autoverkehr etablieren zu können, ist im ersten Schritt

eine Bedarfsanalyse der Nutzergruppen notwendig.

Nur wenn die tatsächlichen Nutzeransprüche bekannt

sind, können die Fahrpläne effektiv ausgestaltet

werden. Schon bei der gemeinsamen Diskussion mit

dem Gemeinderat wurde klar, dass bei der bisherigen

Fahrplanausgestaltung insbesondere Abendverbindungen

fehlen.

Neben den Angeboten des ÖPNV wurden in den letzten

Jahren bundesweit vermehrt Alternativen durch

bürgerschaftliches Engagement geschaffen. Der Gemeinderat

verständigte sich in der Klausurtagung da-

75


rauf, in Fichtenau die Möglichkeit eines Bürgerbusses

zu prüfen. Diese Angebotsergänzung soll insbesondere

den Schulverkehr sicherstellen.

Beim Ausbau der örtlichen Verkehrswege wurden

in den letzten Jahren einige Gemeindestraßen saniert.

Trotzdem besteht teilweise, sowohl für den

motorisierten Individualverkehr- als auch für

den Fußgängerverkehr, noch ein erheblicher

Bedarf an Sanierungen des Straßenverkehrsnetzes,

welcher zukünftig angegangen werden sollen.

Der Anteil an Elektromotoren am motorisierten

Individualverkehr wächst jährlich stetig. Dennoch werden

Verbrennungsmotoren in Deutschland noch lange

eine bedeutende Rolle im Verkehr einnehmen. Um

die Infrastruktur in Fichtenau für beide Antriebsarten

zu stärken, hat sich der Gemeinderat sowohl auf die

Ansiedlung einer Tankstelle für fossile Brennstoffe als

auch auf die Erweiterung der E-Ladeinfrastruktur verständigt.

Die Planungen zur Glasfaserinfrastruktur sind in

Fichtenau bereits weit fortgeschritten. Die digitalen

Entwicklungen sind jedoch von einer hohen Dynamik

geprägt, weshalb eine zeitgemäße digitale

Infrastruktur auch weiterhin Zielstellung des Gemeinderats

bleibt.

4.7.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

Als wichtiges Thema wurden Radwege genannt,

die die Verbindung zwischen den Ortsteilen stärken

sollen. Vor allem Wege zur wichtigen Infrastruktur,

wie Einzelhandel, Arzt und Schule sollen dabei abgedeckt

werden. Als weiteres Ziel wurde die Aufwertung

bzw. Attraktivierung der Mitfahrmöglichkeiten formuliert.

In der Umsetzung soll ein System indem die Teilnehmer

sich registrieren können, wodurch eine höhere

Sicherheit gewährleistet werden soll. Ein weiteres Entwicklungsziel

war eine Form von Carsharing, das entweder

privat oder öffentlich organisiert werden kann.

Dazu sollte der Bedarf geklärt und mögliche Kooperationspartner

gesucht werden. Zum Thema ÖPNV

wurde angemerkt, dass dieser flexibilisiert werden

sollte. Insbesondere die Abendzeiten müssten abgedeckt

werden. Zudem sollte das Ruf-Bedarfssystem

optimiert und ein Dialog zwischen den Verkehrsverbünde

geführt werden. Als weiterer Aspekt wurde

das Thema E-Mobilität angesprochen, wobei der

Bedarf an Tankstellen geklärt und dieser abgedeckt

werden sollte.

76


Foto: Reschl Stadtentwicklung

77


4.8 STÄDTEBAULICHE GESTALT | IDENTITÄT

4.8.1 Ausgangslage

Die Wahrnehmung der Gesamtgemeinde ist von

ihrem ländlichen Charakter und den vielen Ortsteilen,

Weilern und Wohnplätzen geprägt. Eine

besondere Rolle der örtlichen Identität nehmen

die vier größten Ortsteile Wildenstein, Matzenbach,

Unterdeufstetten und Lautenbach ein.

Diese haben jeweils ihre eigene Aufgabe bei der

infrastrukturellen Versorgung und somit eine

besondere Wahrnehmung im gesamtgemeindlichen

Gefüge.

Neben der infrastrukturellen Versorgung bestimmen

insbesondere die unterschiedlichen Historien der

einzelnen Ortsteile die Identitäten. Wahrnehmbar

sind die geschichtlichen Entwicklungen insbesondere

durch die historischen Gebäude, wie beispielsweise der

Läuteturm in Matzenbach oder die Schlösser in

Wildenstein und Unterdeufstetten. Ein städtebauliches

Defizit, das beinahe in allen Ortsteilen

vorliegt, besteht in nicht eindeutig definierten Ortsmitten

und dem Fehlen von sozialen Treffpunkten

in Form von öffentlichen Plätzen. Um die bestehende

Bausubstanz zu erhalten und die Umnutzung, die

Modernisierung, den Neubau oder eine eventuelle

Neuordnung von Wohnbauvorhaben zu unterstützen

und somit die Ortskerne zu stärken, ist eine Förderung

entsprechender Vorhaben in Fichtenau durch das

Förderprogramm Entwicklungsprogramm Ländlicher

Raum (ELR) möglich.

Neben der gebauten Umwelt stellt der Natur- und

Landschaftsraum ein wesentliches Identifikationsmerkmal

in Fichtenau dar, welcher die einzelnen Siedlungsbereiche

in unterschiedlichen Ausprägungen

umgibt. Neben großen landwirtschaftlichen Flächen,

Wiesen und Wäldern wird der Fichtenauer Naturund

Landschaftsraum insbesondere durch die historische

Weiherlandschaft zwischen Neustädtlein und

Oberdeufstetten charakterisiert. Der Storchenweiher

in Lautenbach hat als erlebbarer Teil der gemeindlichen

Weiherstruktur einen besonderen Wert für die

gesamtgemeindliche Identifikation und Identität.

Neben der landschaftsräumlichen und städtebaulichen

Identität Fichtenaus Ausgangslage insbesondere

von den dort lebenden Menschen und ihrem Miteinander

geprägt. Diese „soziale beziehungsweise immaterielle

Identität“ wird dabei durch das Vereinsleben, die

Kirchen, der Dorfgemeinschaften, die örtlichen Feste

und Veranstaltungen sowie durch die nachbarschaftlichen

Kontakte gebildet.

4.8.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung

Zwei der identitätsstiftenden Aspekte, die den Befragten

an der Gemeinde Fichtenau besonders gut

gefallen und mit sehr vielen Nennungen bedacht

wurden, sind zum einen der ländliche Charme und

die überschaubare Größe der Gemeinde mit ihren

einzelnen Ortsteilen und zum anderen die netten

Menschen und der Zusammenhalt in der

Gemeinde. Im Gegenzug stören sich die Befragten

an der „Vetterleswirtschaft“ in Gemeinderat

und Verwaltung sowie am schlechten Winterdienst.

Die Orte, die die Befragten mit der Gemeinde

Fichtenau besonders verbinden, sind in erster Linie die

einzelnen Ortsteile Wildenstein, Matzenbach, Unterdeufstetten

und Lautenbach. Des Weiteren werden

die Bildkapelle, die weiteren Ortsteile der Gemeinde,

das Rathaus und das eigene Zuhause aufgeführt.

Im Themenbereich Ortsbild, Sicherheit und Umwelt

werden die Angebote überwiegend als gut oder sehr

gut bewertet - jedoch mit niedrigen, positiven Prozentwerten,

die noch ausbaufähig sind. Dazu zählen die öffentliche

Sicherheit (62,1 Prozent), das Erscheinungsbild

der Gemeinde, (58,6 Prozent) sowie die Sauberkeit

der öffentlichen Straßen und Anlagen (59,4 Prozent).

Die öffentliche Sicherheit und der Schutz vor

Kriminalität wird als wichtigstes Thema eingestuft.

78


Als Wünsche für die weitere Gemeindeentwicklung

wird in diesem Themenbereich vor allem ein stärkerer

Einbezug der Bürgerinnen und Bürger und die Umsetzung

von Bürgerentscheiden gefordert, ein gepflegtes

Erscheinungsbild sowie das Bewahren der Natur.

4.8.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung

Die Diskussion zur städtebaulichen Gestalt und

Identität der Gemeinde Fichtenau konzentrierte sich

vorwiegend auf die Aufwertung der Ortsteile und

die Beseitigung von städtebaulichen Missständen.

Der Gemeinderat befürwortet eine konzeptionelle

und durch Fördermittel unterstützt Minderung bzw.

Beseitigung vorhandener städtebaulicher Defizite

und spricht sich für eine zeitnahe Durchführung

städtebaulicher Erneuerungsmaßnahmen aus. Das

Ziel des Gemeinderats ist es die bevorstehenden und

zum Teil umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen mit

Hilfe von Städtebauförderungsprogrammen umzusetzen.

Das Büro Reschl hat zugesichert, dass im Rahmen

des Gemeindeentwicklungskonzepts mehrere

innerörtliche Bereiche definiert werden, die

potenzielle Gebiete für die Durchführung von

städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen darstellen

und in denen aus Sicht des Büros eine detailliertere,

städtebauliche Untersuchung durchgeführt werden

soll. Auf dieser Grundlage soll im Gemeinderat darüber

entschieden werden, ob für diese vordefinierten

Bereiche ein gebietsbezogenes integriertes städtebauliches

Entwicklungskonzept (GISEK) erstellt wird. Das

GISEK stellt in Verbindung mit dem Gemeindeentwicklungskonzept

die Grundlage und Voraussetzung für

eine Antragstellung zur Aufnahme in ein Programm

der Städtebauförderung dar und enthält konkrete

Informationen zur Entwicklung der jeweiligen Gebiete.

4.8.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt

In der Diskussion zum Thema städtebauliche

Gestalt und Identität wurde klar, dass die Identifikation

der Bürgerschaft mit den beiden Schlössern in Unterdeufstetten

und Wildenstein hoch ist. Diese sind

jedoch in Privatbesitz und teilweise in einem schlechten

baulichen Zustand, weshalb als Lösung eine aktive

Kommunikation mit dem Eigentümer vorgeschlagen

wurde. Ein wichtiges Thema der Zukunftswerkstatt

war die Ausbildung und Weiterentwicklung wahrnehmbarer

Ortsmitten, insbesondere in Unterdeufstetten,

Matzenbach und in Wildenstein um

das Rathaus. Neben der Umgestaltung war den

Beteiligten insbesondere das Pflegen und Erhalten

der vorhandenen Substanz sowie die Sanierung

des Minigolfplatzes in Matzenbach wichtig.

Foto: Reschl Stadtentwicklung

79


Foto: Reschl Stadtentwicklung



5

STRATEGISCHE

ZIELE

UND PROJEKTE/

PLANUNGEN

Das Gemeindeentwicklungskonzept |

FICHTENAU 2035 definiert auf zwei

unterschiedlichen Ebenen sowohl die

strategischen Ziele als auch die Projekte

und Planungen für alle Handlungsfelder

der Gemeindeentwicklung in Fichtenau.

Denen vorangestellt wurden klare, nicht

weiter reduzierbare und allgemein gültige

„Grundsätze“, die in Kurzform die zentralen

Entwicklungsabsichten der Gemeinde

ausdrücken.


Foto: Reschl Stadtentwicklung


Strategische Ziele

Mit Hilfe von strategischen Zielen wird die angestrebte

Entwicklung Fichtenaus für die nächsten

Jahre bzw. Jahrzehnte herausgearbeitet, sowie ein

klarer Handlungsspielraum für die Zukunft definiert.

Die Ziele stellen eine wichtige Orientierungshilfe

für den politischen Willensbildungsprozess dar

und bilden die Basis für künftige kommunalpolitische

Entscheidungen. Langfristig sollen sie darüber hinaus

zur Sicherung und weiteren Verbesserung der Lebensqualität

in der Gemeinde beitragen. Damit die

strategischen Ziele eine nachhaltige Gemeindeentwicklung

ermöglichen können, sollten sie regelmäßig

auf ihre Wirksamkeit geprüft und gegebenenfalls

angepasst werden. Dadurch wird sichergestellt,

dass sich ändernde Rahmenbedingungen nicht dazu

führen, dass die Gesamtheit des Konzepts gefährdet

wird.

Projekte / Planungen

Die Projekte und Planungen bilden das Handlungsprogramm

der Gemeindeentwicklung,

durch das die Strategischen Ziele umgesetzt

werden können. Dabei werden innerhalb des Konzepts

sowohl kleinere und schnell umzusetzende

Maßnahmen als auch Großprojekte behandelt und in

eine sinnvolle Reihenfolge gebracht.

Die letztendliche Entscheidung über die Durchführung

eines Projekts bzw. einer Planung obliegt

dem Gemeinderat im Rahmen von Einzelfallentscheidungen.

Das Handlungsprogramm versteht

sich als dynamisches Konstrukt, das bei Bedarf auch

um neue Projekte ergänzt werden kann, sofern

diese das Gesamtkonzept weiter stärken.

84


Foto: Reschl Stadtentwicklung

85


5.1 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG

“familienfreundliche und lebenswerte

strukturen

STRATEGISCHES ZIEL

Stabilisierender Bevölkerungswachstum

auf 4.800 Einwohner zum Jahr

2035

Für die demografische Entwicklung der Gemeinde

Fichtenau wird ein maßvolles Bevölkerungswachstum

auf 4.800 Personen bis zum Jahr 2035

angestrebt, was in etwa der Entwicklung der

Hauptvariante des Statistischen Landesamtes

Baden-Württemberg entspricht. Diese Entwicklung

entspricht einem relativen Wachstum

von 4,3 Prozent (Bezugsjahr 2018).Im Laufe der

weiteren Gemeindeentwicklung wird diese Zielsetzung

regelmäßig überprüft und falls nötig angepasst.

PLANUNG

Ermöglichung eines Nettozuzugs von 22

Personen pro Jahr

Um das Ziel des Bevölkerungswachstums auf

4.800 Einwohner im Jahr 2035 zu erreichen,

bedarf es eines andauernden, positiven

Wanderungssaldos von im Schnitt 22 Personen

pro Jahr. Das bedeutet, dass die Anzahl der

Zuzüge jährlich um 22 Personen höher liegen

muss als die Anzahl der Fortzüge. Die Gemeinde

Fichtenau schafft die zur Erreichung dieses Zielwerts

erforderlichen Rahmenbedingungen, welche

in den nachfolgenden Projekten und Planungen

enthalten sind.

86


PROJEKT/PLANUNG

Ermöglichung eines Nettozuzugs von 22

Personen

Um das übergeordnete Ziel des Bevölkerungswachstums

auf 4.800 Einwohner

im Jahr 2035 erreichen zu können, bedarf

es eines andauernden, positiven Wanderungsüberschusses.

Im Schnitt müssen

dabei jährlich 22 mehr Menschen zu- als

wegziehen. Um diesen Bevölkerungswachstum

zu erreichen, schafft die Gemeinde

Fichtenau die infrastrukturellen

Grundlagen, die in den nachfolgenden

Projekten und Planungen beschrieben

sind.

Foto: Reschl Stadtentwicklung


5.2 LANDSCHAFT | ÖKOLOGIE

“reizvolle und erlebbare weiherlandschaften

STRATEGISCHE ZIELE

Erhalt des örtlichen Natur- und Landschaftsraums

Der Natur- und Landschaftsraum ist ein zentrales

Potential in Fichtenau, der nicht nur Lebensraum

für die Flora und Fauna bietet, sondern

auch ein zentraler Aspekt des gemeindlichen

Wohnwerts ist. Die lokalen Felder, Wälder und

Weiher an der Schnittfläche der

Schwäbisch-Fränkischen Waldberge, des

Mittelfränkischen Beckens sowie der Frankenhöhe

sind ein bedeutsamer Aspekt der lokalen

Identität. Der Erhalt dieses Natur- und Landschaftsraums

ist daher unbedingte Zielstellung für

die weitere Gemeindeentwicklung in Fichtenau.

Klimaschutz und Klimaanpassung intensivieren

Die Auswirkungen des Klimawandels sind vermehrt

in den letzten Jahren durch lange Trockenphasen,

wiederkehrende Hochwasserereignisse oder milde

Winter spürbar. Der Klimawandel und die

verursachende Emission von Treibhausgasen

sind globale Problemstellungen auf die in verschiedenen

Maßstäben reagiert werden muss.

Auch die Gemeinde Fichtenau fühlt sich hierzu

verpflichtet und trägt durch eine aktive Klimaschutzund

Klimaanpassungsmaßnahme aktiv dazu bei,

die Umwelt zu schonen.

88


PROJEKTE / PLANUNGEN

Kommunale Liegenschaften energieeffizient

und klimafreundlich sanieren

(untersuchen und Prioritäten festlegen)

Durch die Sanierung kommunaler Liegenschaften

kann Energie eingespart und neben der Umwelt auch

der kommunale Haushalt geschont werden. Die Gemeinde

Fichtenau untersucht daher die energetische

Ausgangssituation ihrer kommunalen Liegenschaften

und den damit verbundenen Sanierungsbedarf.

Durch den Gemeinderat werden die Sanierungsarbeiten

anschließend priorisiert, woraus sich

die zeitliche Abfolge der Sanierungsarbeiten

ergibt. Neben einer verbesserten Wärmedämmung,

einem verbesserten Wasserund

Abwasserkreislauf werden hier insbesondere

auch die Produktion von erneuerbaren

Energien, beispielsweise durch Photovoltaik-Anlagen,

geprüft.

Naturraum resilient entwickeln

(zusammen mit Forstamt)

Durch das sich verändernde Klima ist der Natur- und

Landschaftsraum mit einer neuen Situation konfrontiert,

der auch die Tier- und Pflanzenwelt vor Herausforderungen

stellt. Dies zeigt sich durch

vielfache Belastungen, unter anderem auch

durch die Zunahme lokaler Schädlinge. Diese

Entwicklung ist auch in Fichtenau wahrnehmbar,

so mussten beispielsweise in Wildenstein

bereits mehrere Eichen auf Grund von Eichenprozessionsspinnerbefall

in der Gemeinde gefällt

werden, deren Vermehrung auch durch das

veränderte Klima begünstigt wird. Bei der

weiteren Gestaltung des Naturraums achtete

die Gemeinde Fichtenau in Zusammenarbeit

mit dem Forstamt daher auf vielfältige und robuste

Strukturen, die gut mit den verändernden klimatischen

Bedingungen umgehen können. Neben der

Neupflanzung möglichst robuster Pflanzen

zählt hierzu auch die Schonung des Landschaftsraums

durch die Reduzierung

weiterer Flächeninanspruchnahme sowie der Schutz

der bestehenden Biotopflächen.


5.3 RAUMSTRUKTUR | SIEDLUNGSENTWICKLUNG | WOHNEN

“vielfältige strukturen und dörfliche

wohnorte

STRATEGISCHE ZIELE

Innenentwicklung forcieren

In der Gemeinde Fichtenau besteht ein erhebliches

Innenentwicklungspotential an Baulücken

und Gebäudeleerständen, von denen allein die

Baulücken eine Fläche von über 20 Hektar umfassen.

Um die Inanspruchnahme des umgebenden

Natur- und Landschaftsraums zu reduzieren

und die vorhandene kommunale Infrastruktur

möglichst effizient auszulasten, wird in der

weiteren Siedlungsentwicklung in Fichtenau

der Fokus vorrangig auf die Entwicklung

der Innenentwicklungspotentiale gerichtet.

Aufgrund der vielfältigen Eigentumssituation

innerörtlicher Baulücken und leerstehender

Wohngebäude, ist diese Aufgabe mit einer hohen

Kommunikations- und Beratungstätigkeit

verbunden, die die Gemeinde Fichtenau in der

weiteren Gemeindeentwicklung wahrnimmt.

Angebots- und preisdifferenzierte

Wohnraumentwicklung

Bei der Ausgestaltung der weiteren Wohnraumentwicklung

verfolgt die Gemeinde

Fichtenau das Ziel, differenzierte Wohnraumangebote

für möglichst jede Lebensphase

und jede Einkommensklasse zu schaffen. Die

Ausdifferenzierung dieses Angebots drückt sich

neben Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen

insbesondere in unterschiedlich großen

Mietwohnungen in verschiedenen Preis-

klassen aus, wo bereits heute ein Defizit in Fichtenau

festzustellen ist. Neben der Ergänzung von Mietwohnungen

wird ein Schwerpunkt bei der weiteren

Wohnraumentwicklung in der Herstellung von seniorengerechtem

Wohnraum liegen. Auch hier ist mit

einer wachsenden Nachfrage zu rechnen, wie die

Bevölkerungsvorausrechnungen zeigen. In allen Szenarien

ist ein deutlicher Anstieg der Personenzahlen

in den Altersklassen der Senioren zu erkennen.

Außenentwicklung bedarfsgerecht vorantreiben

Neben der vorrangigen Innenentwicklung wird

die Gemeinde Fichtenau auch Siedlungsflächen

im Außenbereich erschließen und aufsiedeln.

Nur so lässt sich das angestrebte Ziel des

weiteren Bevölkerungswachstums erreichen. Bei

der Einhaltung der ortsüblichen Bebauungsdichte

werden die bereits im Flächennutzungsplan

eingetragenen Flächen hierfür ausreichend sein. Bei

der Entwicklung dieser Flächen wird die Gemeinde

Fichtenau darauf achten, den dörflichen Charakter

der Gemeinde und das identitätsstiftende Landschaftsbild

zu erhalten.

90


PROJEKTE / PLANUNGEN

Aktive Eigentümerkommunikation

Um leerstehende Gebäude reaktivieren oder

Baulücken bebauen zu können, ist die Gemeinde

Fichtenau oftmals auf die Mitwirkungsbereitschaft

der privaten Immobilieneigentümer angewiesen.

Im ersten Schritt dieser langfristigen

Kommunikationsaufgabe wird eine aktivierende

Befragung sowie eine Informationsveranstaltung

zur Innenentwicklung durchgeführt, bei der insbesondere

Grundstücks- und Gebäudeeigentümer

eingebunden werden. Durch die aktive

Kommunikation soll ein erhöhtes Bewusstsein

und Verständnis für Entwicklungen

im Innenbreich erreicht werden. Zudem berät

die Gemeinde die Eigentümer über Fördermöglichkeiten

von Sanierungs- und Bauvorhaben,

beispielsweise im „Entwicklungsprogramm

Ländlicher Raum“.

Nachverdichtungsflächen und Schlüsselgrundstücke

untersuchen und entwickeln

(Testentwürfe); Immobilienmakler

und Bauträger ansprechen

Neben den Baulücken und Leerständen existieren

in der Gemeinde Fichtenau auch mehrere Nachverdichtungsflächen,

beispielsweise nördlich der

Hauptstraße in Wildenstein. Diese können mit

dem Ziel der Innenentwicklung durch sinnvolle Bebauungskonzepte,

Grundstückserwerbe oder Baurechtsveränderung

einer ergänzenden oder neuen

Bebauung zugeführt werden. Die Gemeinde

Fichtenau nimmt zu den jeweiligen Eigentümern

den Kontakt auf, fragt die Entwicklungsabsichten

oder Veräußerungsinteresse ab und prüft, möglicherweise

im gemeinsamen Einvernehmen, die

Möglichkeiten einer ortsverträglichen Ergänzungsbzw.

Neubebauung. Zur Umsetzung der Entwicklungsmöglichkeiten

werden zudem Gespräche mit

regionalen Bauträgern und Immobilienmaklern

geführt.

Kommunale Immobilienplattform

entwickeln

Um die Vermarktung privater Baulücken oder Gebäudeleerstände

kommunal weiter zu unterstützen,

initiiert die Gemeinde Fichtenau eine eigene

Immobilienplattform auf ihrer Homepage. Die

bisherige Bauplatzbörse wird in die neue Plattform

integriert und durch diese ersetzt. Verkaufsbereite

Eigentümer können dort kostenfrei und

niedrigschwellig ihre Immobilien (Miet-/Verkaufsobjekte)

anbieten. Die Basis für den Aufbau der

„Immobilien-Börse“ bilden die Ergebnisse aus den

aktiven und regelmäßigen Eigentümergesprächen.

Zum Start der Plattform und zur Motivation der Eigentümer

wird die Gemeinde ihre zum Verkauf stehenden

kommunalen Wohnungen und Bauflächen

ebenfalls einstellen.


Neue Bau- und Wohnformen ermöglichen;

Immobilienmakler und Bauträger

ansprechen

Zur Differenzierung des Wohnraumangebots und zur

Entwicklung neuer Bau- und Wohnformen in Fichtenau

schafft die Gemeinde die notwendigen planungsrechtlichen

Voraussetzungen. Über entsprechende

Festsetzungen in neuen Bebauungsplänen oder

die Anpassung von Festsetzungen in bereits

bestehenden Bebauungsplänen können Aufstockungen

oder Erweiterungen an Bestandsgebäuden

vorgenommen und neue, zeitgemäße

Geschosswohnungsbauten errichtet werden.

Zur Umsetzung der Entwicklungsmöglichkeiten

werden zudem Gespräche mit regionalen Bauträgern

und Immobilienmaklern geführt.

Aktive Bodenpolitik

Um die flächenhafte Gemeindeentwicklung

auch perspektivisch weitreichend steuern zu können,

bedarf es mehrerer Entwicklungsoptionen und

einer guten Verhandlungsposition. Die Gemeinde

Fichtenau betreibt daher eine aktive

Bodenpolitik indem sie strategisch wichtige Flächen

aufkauft, welche der späteren Wohnbauentwicklung

dienen sollen. Durch Weiterveräußerungen mit städtebaulichen

Verträgen oder durch Konzeptvergaben

können dem späteren Erwerber Vorgaben zur

Art und Weise der Bebauung gemacht werden,

die den Zielen der gemeindlichen Entwicklung entsprechen.

Darüber hinaus kann ein hoher kommunaler

Flächenbesitz die Verhandlungsposition durch

Tauschflächen im weiteren Flächenerwerb

verbessern.Um die Bodenpolitik in Fichtenau aktiv gestalten

zu können, stellt die Gemeinde jährlich einen

Betrag in den kommunalen Haushalt ein, der dem

weiteren Flächenerwerb dient.

Entwicklung von weitern Flächen aus

dem Flächennutzungsplan

In der aktuell gültigen Fassung des

Flächennutzungsplans sind noch Wohnbaupotentiale

im Umfang von etwa 20 Hektar festgeschrieben.

Diese Restflächen decken dabei perspektivisch

den Bedarf an örtlichen Wohnbauflächen bis zum

Zieljahr 2035 ab. Derzeit befindet sich das Baugebiet

Hahnenweg in Matzenbach, das Baugebiet

südliche Lange Äcker in Unterdeufstetten sowie

das Baugebiet Promenadenweg in Wildenstein/

Lautenbach in der Vermarktung. Darüber hinaus

wurde im Dezember 2019 die Aufstellung

der Bebauungspläne „2. Erweiterung Badfeld“

in Wildenstein, „Östliche Lange

Äcker“ in Unterdeufstetten und „2.

Erweiterung Schlosswiesen“ in Lautenbach

nach § 13b Baugesetzbuch

beschlossen. Die Gemeinde Fichtenau

wird das bestehende Flächenpotential

bedarfsgerecht und abschnittsweise

entwickeln, so dass ein gemeindeverträgliches

und kontinuierliches

Bevölkerungswachstum erfolgt.

92


Foto: Reschl Stadtentwicklung

93


5.4 WIRTSCHAFT | HANDWERK | LANDWIRTSCHAFT |

EINZELHANDEL

“beschäftigung und versorgung im

ländlichen raum

STRATEGISCHE ZIELE

Gewerbestandort bedarfsgerecht

weiterentwickeln

Die Attraktivität des Gewerbestandorts Fichtenau ist

nicht zuletzt aufgrund der unmittelbaren

Nähe zur Autobahn hoch. Dies kommt auch über

die nur noch geringfügigen gewerblichen Flächenreserven

zum Ausdruck. Neben der Auswirkung

auf den kommunalen Haushalt und die damit

verbundene Bedeutung für die kommunale

Handlungsfähigkeit wirkt sich ein dynamischer

Gewerbestandort auch auf den lokalen Arbeitsmarkt

und damit auf die Attraktivität einer

Gemeinde im Allgemeinen aus. Die Gemeinde

Fichtenau verfolgt daher einen weiteren, bedarfsgerechten

Gewerbeausbau und legt dabei

einen besonderen Fokus auf die Ansiedlung

und Erweiterung von arbeitsplatzintensiven

Unternehmen mit einer hohen Flächenproduktivität.

Örtliche Nahversorgung sichern

Eine besondere Bedeutung für die Qualität des

Wohnwertes bildet eine gute örtliche Nahversorgung.

In den letzten Jahren hat sich insbesondere

der Ortsteil Wildenstein zum Zentrum der örtlichen

Nahversorgung in Fichtenau entwickelt. Die bestehende

Versorgungsstruktur ist dabei in der weiteren

Gemeindeentwicklung zu sichern und wenn

möglich zu ergänzen. Da auch durch künftige

Entwicklungen nicht in jedem Wohnort ein

Einzelhandelsangebot vorgehalten werden

kann, steht insbesondere die bessere Anbindung

und Vernetzung des bestehenden Angebots

im Zentrum der weiteren Einzelhandelsentwicklung

94


PROJEKTE/PLANUNGEN

Interkommunales Gewerbegebiet Bergbronn

entwickeln

Mit einem Flächenumfang von 9 Hektar bietet

das interkommunale Gewerbegebiet Bergbronn, das

gemeinsam mit der Gemeinde Kressberg geplant

wird, aktuell das einzige Potential für eine weitere

gewerbliche Entwicklung in Fichtenau. Die

Gemeinde wird daher die Planung, Erschließung

und Vermarktung dieses Gebietes in

Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kressberg

weiter vorantreiben und dieses Potential

erschließen. Zur Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen

soll bei der Neuansiedlung von Betrieben

neben einer möglichst hohen Anzahl von

Arbeitsplätzen vor allem auf eine hohe

Flächenproduktivität geachtet werden.

Aktive Kommunikation mit den örtlichen

Handels- und Gewerbetreibenden

Für Gemeinden im ländlichen Raum ist die wohnortnahe

Grundversorgung oftmals eine große

Herausforderung. In Fichtenau ist die Ausgangslage

– gemessen an der Gemeindegröße – noch

vergleichsweise gut, auch wenn sich die Versorgungseinrichtungen

ungleich auf die größeren

Ortsteile verteilen. Perspektivisch ist eine Veränderung

oder Ergänzung der vorhandenen

Versorgungsstruktur nicht zu erwarten, weshalb der

Sicherung des Bestands eine hohe Bedeutung beigemessen

wird. Eine ebenso hohe Bedeutung nehmen

die örtlichen Gewerbebetriebe für die wirtschaftliche

Weiterentwicklung für Fichtenau ein. Die

Gemeinde verpflichtet sich aufgrund dessen zu

einer proaktiven Kommunikation mit den bestehenden

Nahversorgern und Gewerbetreibenden.

Einerseits soll damit die Attraktivität der wohnortnahen

Einkaufs- und Beschäftigungsmöglichkeiten

hochgehalten werden, andererseits kann die

Gemeinde Fichtenau auf mögliche Neuplanungen

der lokalen Unternehmen frühzeitig und angemessen

reagieren.

Zukünftigen Gewerbeflächenbedarf

ermitteln; GIFPRO; Abfrage bei Unternehmen

Um die zukünftigen Flächenbedarfe der Gemeinde

für die Gewerbeentwicklung abschätzen und

gestalten zu können, eignet sich neben der

regelmäßigen Entwicklungsabfrage bei

den örtlichen Gewerbetreibenden auch die

Durchführung einer richterlich anerkannten

Gewerbe- und Industrieflächenbedarfsprognose

(GIFPRO). Auf der Grundlage der errechneten

Werte können dann erneute Gespräche zur

Ausweisung von weiteren Gewerbeflächen

mit dem Regionalverband bzw. den zuständigen

Genehmigungsbehörden geführt werden.

Steigerung der Gewerbesteuereinnah-


men soll bei der Neuansiedlung von Betrieben

neben einer möglichst hohen Anzahl von Arbeitsplätzen

vor allem auf eine hohe

Flächenproduktivität geachtet werden.

Flächensuchlauf für Bestandserweiterungen

starten

Die festgeschriebenen gewerblichen Erweiterungsflächen

in Fichtenau sind weitestgehend

aufgebraucht. Um den bestehenden und

wachsenden Gewerbebetrieben eine Zukunftsperspektive

am Standort Fichtenau bieten zu können,

führt die Gemeinde zeitnah einen Gewerbeflächensuchlauf

durch.

96


Foto: Reschl Stadtentwicklung


5.5 SOZIALES | INFRASTRUKTUR | KULTUR |

“bedarfsgerechte und vielfältige angebote

für alle

STRATEGISCHE ZIELE

Soziale Infrastruktur erhalten und

stärken

Die soziale Infrastruktur, insbesondere

im Bereich der Bildungs- und Betreuungsangebote,

ist in Fichtenau sehr gut. Mit den

drei existierenden Kindergärten in Wildenstein,

Matzenbach und Unterdeufstetten sowie der

jüngst sanierten Grundschule kann der Bürgerschaft

ein breites Angebot für die Kinderbetreuung

und -bildung vorgehalten werden. Die

Anforderungen an diese Einrichtungen unterliegen

dabei einem stetigen Wandel mit

steigendem Betreuungsbedarf, beispielsweise

in Form von verlängerten Öffnungszeiten

oder Ganztagesbetreuung. Die Zielstellung der

weiteren Gemeindeentwicklung im Handlungsfeld

ist es daher, die gute Ausgangslage auch künftig

auszubauen und zu qualifizieren.

Angebot für Jugendliche bedarfsgerecht

ausbauen

Jugendliche haben für die Gemeinde Fichtenau

eine hohe Bedeutung bei der Weiterentwicklung

der sozialen Infrastruktur. Um die

Identifikation der Jugendlichen mit dem

Heimatort weiter zu stärken, forciert die

Gemeinde den Ausbau entsprechender Angebote.

Um diese Angebote zielgerichtet und attraktiv

gestalten zu können, ist es notwendig

die Bedarfe der Jugendlichen genau zu

kennen und deren Eigenverantwortlichkeit

zu stärken. Daher wird der weitere Ausbau

der Jugendangebote in Fichtenau im Dialog

mit den örtlichen Jugendlichen gemeinsam gestaltet.

Gesundheitsinfrastruktur weiterentwickeln

Eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist

eine zentrale Herausforderung, insbesondere

für Gemeinden im ländlichen Raum. Mit der

perspektivischen Zunahme der Gruppe der

Älteren wächst auch in Fichtenau der

Bedarf einer wohnortnahen und qualifizierten

Gesundheitsversorgung. Die Gemeinde hat

diesen Bedarf erkannt und mit dem Umbau der

ehemaligen Grundschule in Unterdeufstetten zum

Gesundheits- und Gemeinschaftshaus ein

wichtiges Zukunftsprojekt initiiert.Um die

Gemeindeentwicklung für die gesamte

Bürgerschaft und alle Generationen weiter

zukunftsfähig gestalten zu können, wird in

Fichtenau die gemeindliche Gesundheitsinfrastruktur

bedarfsgerecht und kontinuierlich weiter

ausgebaut.

98


PROJEKTE/PLANUNGEN

Ergänzende Angebote für Jugendliche

dialogorientiert entwickeln

Ein großes Anliegen aller Beteiligten im

Erarbeitungsprozess des Gemeindeentwicklungskonzepts

ist der Einbezug

der Interessen Jugendlicher. Um neue,

ergänzende Angebote möglichst bedarfsgerecht

und nutzerorientiert gestalten zu können,

werden die Jugendlichen aktiv in die

Diskussion eingebunden. Durch niedrigschwellige

regelmäßige Treffen mit den

örtlichen Jugendlichen soll dabei insbesondere

der Bedarf an kommunalen Jugendräumen

geklärt und ein möglicher

Betrieb regelmäßig evaluiert werden.

Die Gemeinde Fichtenau hinterlegt für

die Konzeption neuer Angebote ein entsprechendes

Budget im kommunalen Haushalt.

Bestehende Angebote besser

kommunizieren

Das Angebot der örtlichen Vereine und

Kulturschaffenden in Fichtenau ist umfangreich

und vielfältig. Aufgrund der

gesamtgemeindlichen Verteilung der einzelnen

Vereine und Veranstaltungen sind viele Angebote

jedoch bislang unzureichend bekannt. Die Gemeinde

Fichtenau wird daher das bestehende Vereinsund

Kulturangebot kommunal weiter abstimmen,

besser kommunizieren und somit auch

den gesamtgemeindlichen Austausch

fördern. Neben dem gemeindlichen Mitteilungsblatt

und der Regionalpresse sollen

die Angebote zukünftig auch digital,

beispielsweise über Social-Media-Kanäle, beworben

werden.

Treffpunkte für alle Generationen ergänzen

Treffpunkte als soziale Anlaufstellen und Orte des

Generationenaustauschs sind ein wichtiger

Aspekt des sozialen Miteinanders. In der Gemeinde

Fichtenau existieren bereits einige Treffpunkte

unterschiedlicher Prägungen, wie beispielsweise

die Räume im Rathaus Wildenstein oder das Alte

Schulhaus in Wäldershub. Die Gemeinde Fichtenau

ist sich der Bedeutung dieser Orte für die Identität

und des gesellschaftlichen Zusammenhalts bewusst.

In der weiteren Gemeindeentwicklung prüft

die Gemeinde Fichtenau neue Treffpunkte und Angebote

für alle Generationen.


Barrierefreie Gestaltung des

öffentlichen Raums

Mit dem demografischen Wandel und

dem Wachstum der Gruppe der Älteren

geht vermehrt auch eine Einschränkung

der kognitiven und motorischen Fähigkeiten

einer großen Bevölkerungsgruppe

einher. Diese gesellschaftlichen Veränderungen

haben auch Auswirkungen

auf die Ausgestaltung des öffentlichen

Raums. Die Gemeinde Fichtenau wird

daher bei der Neu- und Umgestaltung

von öffentlichen Plätzen, Straßen und

Wegen die Anforderungen einer barrierefreien

Nutzung besonders berücksichtigen.

Ehrenamtsbörse initiieren

Das örtliche Ehrenamt ist ein zentrales

Element des gemeindlichen Zusammenlebens

in Fichtenau. Um dieses Engagement und damit

auch den gesamtgemeindlichen Austausch

zu fördern, initiiert die Gemeinde Fichtenau eine

Ehrenamtsbörse. In dieser können ehrenamtliche

Angebote und Hilfestellungen von Engagierten

inseriert und von Interessierten gefunden

werden. Die Gemeinde Fichtenau schafft

hierfür personelle Ressourcen. Mit Hilfe der

Ehrenamtsbörse können sowohl bestehende

Angebote gestärkt als auch neue Angebote

gefördert werden.

100


Foto: Reschl Stadtentwicklung


5.6 NAHERHOLUNG | TOURISMUS

“freizeiterlebnisse in natur und

gemeinschaft

STRATEGISCHE ZIELE

Naherholungsangebote erhalten und

vernetzen

In Fichtenau existieren vielfältige Naherholungsangebote

mit regionalem Bekanntheitsgrad,

wie beispielsweise der „Spielplatz der

Riesen“, „der Zauberwald“ oder der „Storchenweiher“.

Diese Angebote und deren Nutzung

gilt es künftig weiter zu stärken und als Standortfaktoren

für die Attraktivität der Gemeinde

intensiver zu nutzen. Ein Hauptaspekt der

weiteren Ausgestaltung wird in der physischen

und konzeptionellen Vernetzung der bestehenden

Angebote untereinander gesehen. Durch

neue verkehrliche Verbindungen und eine

gemeinsame Vermarktung können die Angebote

insgesamt gestärkt und der Wohn- und Freizeitwert

in Fichtenau erhöht werden.

Touristische Potenziale stärker

nutzen

Der örtliche Tourismus hat eine hohe Bedeutung

für die Gemeinde Fichtenau, was sich in den steigenden

Übernachtungszahlen und hohen Beschäftigtenzahlen

im Tourismussektor ausdrückt.

Durch eine engere Verzahnung des gemeindlichen

Tourismuses mit den kulturellen Angeboten

und über eine Steigerung von Freizeitund

Naherholungsmöglichkeiten im umliegenden

Landschaftsraum kann sowohl der Tourismus

als Wirtschaftsfaktor als auch der örtliche

Wohn- und Lebenswert gesteigert werden.

102


PROJEKTE/PLANUNGEN

Touristische Gesamtkonzeption

erarbeiten

Zur besseren Nutzung der vorhandenen Angebote

und zur Erschließung neuer touristischer Potentiale

bedarf es einer klaren Strategie in Form einer

Gesamtkonzeption. Im Rahmen der Konzepterstellung

werden die touristische Ausgangslage

und die vorhandenen Potentiale erfasst, anschließend

bewertet und im Ergebnis Empfehlungen

zur Weiterentwicklung formuliert. Die

Gemeinde Fichtenau wird in der weiteren

Gemeindeentwicklung ein Büro beauftragen,

um eine touristische Gesamtkonzeption erarbeiten

zu lassen.

Weiherstruktur für den Wochenendtourismus

und zur Naherholung

ausbauen

Eine absolute Besonderheit der Gemeinde

Fichtenau ist die historische Weiherstruktur,

welche neben der Bedeutung für

die örtliche Bevölkerung als Naherholungsraum

auch ein hohes touristisches Potential

birgt. Die Erlebbarkeit dieses Naturraums ist bisher

kaum gegeben, weshalb die Integration der Weiherstruktur

in den lokalen Wochenendtourismus

sowie in die örtliche Naherholung in der weiteren

Gemeindeentwicklung ein bedeutendes Zukunftsprojekt

darstellt. Zur Steigerung der Nutzungsmöglichkeiten

führt die Gemeinde Gespräche mit den

angrenzenden Grundstückseigentümern, um beispielsweise

Fuß- und Radwege entlang der Weiherstruktur

ermöglichen zu können.

Wander- und Radwandernetz

optimieren

Wohnortnahe Aktivitäten und Aktivtourismus

haben wachsende Bedeutung in der Freizeitund

Tourismusausgestaltung. Der Naturraum

in Fichtenau und die bestehenden Angebote, wie

beispielsweise der Trimm-Dich-Pfad, definieren

dabei die gute Ausgangslage der Gesamtgemeinde

in diesem Bereich. Um die Verbindungen

zwischen Angeboten zu verbessern und

die Erlebbarkeit des Naturraums zu erhöhen,

optimiert die Gemeinde Fichtenau das örtliche

Wander- und Radwandernetz. Neben der

engen und einheitlichen Neubeschilderung

der bestehenden Verbindungen, prüft die

Gemeinde Ergänzungen, insbesondere durch

die Aktivierung bestehender Wald- und Feldwege,

welche bei Eignung in der weiteren Arbeit

an das Wander- und Radwandernetz angeschlossen

werden.


Entwicklungsmöglichkeit einer Badestelle

prüfen

Die bestehende Weiherstruktur, insbesondere

der „Storchenweiher“ in Lautenbach,

bietet einen hohen Wert für die örtliche Naherholung.

Eine öffentliche Ausweisung als Badestelle

ist jedoch aufgrund der gemessenen Wasserwerte

bisher nicht möglich. Die Gemeinde Fichtenau

stellt ein kommunales Budget zur Verfügung,

um die Gewässersituation neu analysieren

und bewerten zu können. Auf Grundlage

dessen können eventuell nötige

Maßnahmen zur Qualitätssteigerung eingeleitet

werden, um das örtliche Naherholungsangebot

um eine öffentliche Badestelle zu erweitern.

Ansiedlung eines Cafés fördern

Das Gastronomieangebot in Fichtenau

ist vielfältig und von unterschiedlichen Speisegaststätten

geprägt. Ein Café fehlt bisher im

Gemeindegebiet und wurde in den Dialogphasen

der Bürgerschaft mehrfach als bestehendes Defizit

genannt. Um die Möglichkeiten zur Ansiedlung

eines gastronomischen Angebots zu prüfen,

nimmt die Gemeinde eine Kommunikationsrolle

ein, bei der sie in den aktiven Dialog mit

Eigentümern geeigneter Immobilien, den

bestehenden Gastronomiebetrieben und der

Bürgerschaft tritt.

104


Foto: Reschl Stadtentwicklung


5.7 MOBILITÄT | DIGITALISIERUNG

“zeitgemässes mobilitäts- und

breitbandangebot

STRATEGISCHE ZIELE

Radwegeinfrastruktur verbessern

Mit dem Bau der Radwegeverbindung

zwischen Wildenstein und Matzenbach

wurde in jüngster Vergangenheit ein

positiver Beitrag zur Verbesserung der örtlichen

Radwegeinfrastruktur geleistet. Der Bedarf einer

gut ausgebauten Radwegeinfrastruktur besteht

jedoch weiterhin, auch im Hinblick auf ein sich veränderndes

Mobilitätsverhalten innerhalb

der Bevölkerung. In einer Flächengemeinde

wie Fichtenau tragen gut ausgebaute Radwegeverbindungen

zudem zu einem stärkeren

Zusammenwachsen der einzelnen Ortsteile bei.

Die Gemeinde Fichtenau zielt daher darauf ab, die

Radwegeinfrastruktur weiter und bedarfsgerecht

auszubauen.

Verkehrssicherheit erhöhen

Eine moderne und generationengerechte

Gestaltung des Verkehrs beinhaltet auch die Sicherheit

aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

Dies trifft gerade auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer

wie Radfahrer oder Fußgänger, zu. In der

weiteren Verkehrsentwicklung werden die Belange

dieser Mobilitätsformen daher stärker

berücksichtigt und Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung

sowie zur Trennung der jeweiligen

Nutzungsräume geprüft und wo möglich

realisiert.

Alternative

etablieren

Mobilitätsangebote

Um die Mobilität im ländlichen Raum, über das

eigene Auto hinweg, gestalten zu können, braucht

es alternative, gemeinschaftliche und individuelle

Lösungsansätze. Die Gemeinde Fichtenau prüft

und fördert daher neue, alternative Mobilitätsformen,

die sie gemeinsam mit der Bürgerschaft diskutiert.

Ausbau einer zeitgemäßen digitalen

Infrastruktur

Aktuell führt die Gemeinde einen

flächenhaften Ausbau der digitalen Infrastruktur

durch. Dennoch werden die ständigen

technischen Erneuerungen auch zukünftig

für eine Veränderung der Nachfrage und der

Bedarfe sorgen. Aus diesem Grund wird die

Gemeinde Fichtenau ihre technische Ausgangslage

fortlaufend evaluieren und die digitale

Infrastruktur bei Bedarf weiter ausbauen und dafür

sorgen, dass die erforderliche Leistungsfähigkeit

gewährt ist. Neben der hohen Bedeutung

der Breitbandversorgung für den Wohnstandort

Fichtenau hält sich die Gemeinde somit auch als

Wirtschafts- und Gewerbestandort attraktiv.

106


Öffentlichen

attraktiveren

Personennahverkehr

Der öffentliche Personennahverkehr ist von zentraler

Bedeutung bei der Gestaltung der Verkehrswende.

In Fichtenau variiert die Erreichbarkeit der

nächstgelegenen Städte und Gemeinden aus den

einzelnen Ortsteilen stark. Um den öffentlichen

Personennahverkehr künftig attraktiver zu

gestalten und deren Beitrag zur örtlichen

Mobilität zu erhöhen, setzt sich die Gemeinde

Fichtenau zum Ziel, die Erreichbarkeit

der nächstgelegenen Städte und Gemeinden

aus den Ortsteilen heraus zu verbessern

und die Taktung der Busverbindungen zu erhöhen.


PROJEKTE/PLANUNGEN

Weitere Fuß- und Radwegeverbindungen

schaffen

Durch die Nahversorgungseinrichtungen

und den Sitz der Verwaltung hat der Ortsteil

Wildenstein eine hohe Bedeutung für

die Gesamtgemeinde. Für die Erreichbarkeit

dieser Nutzungen ist eine gute verkehrliche Anbindung

an die übrigen Ortsteile besonders

wichtig. Die Anbindung Wildensteins für den

motorisierten Individualverkehr ist gegeben

und die Verbindungsstraßen sind größtenteils

gut ausgebaut. Eine attraktive Anbindung für

den Fuß- und Radverkehr besteht aufgrund

des neu gebauten Fuß- und Radwegs zum

Ortsteil Matzenbach. Um auch die übrigen

Ortsteile besser an Wildenstein anzubinden,

prüft die Gemeinde neue Rad- und Fußwegeverbindungen

von und nach Wildenstein.

Sanierung gemeindlicher Straßen fortführen

Die Sanierung der Gemeindestraßen wird aktuell

mit Hilfe verschiedener Förderprogramme vorangetrieben.

So wurden beispielsweise im Jahr

2019 die Ortsdurchfahrt Wildenstein oder der

Konzenbuck in Unterdeufstetten umfassend

saniert. Trotzdem weisen die Gemeindestraßen

in Fichtenau weiterhin kleinere und größere

Schäden auf.

Die Gemeinde wird die Straßensanierung daher

fortführen und somit neben der Verkehrssicherheit

auch das Erscheinungsbild sowie das Wohnumfeld

in betroffenen Bereichen aufwerten.

Bürgerdialog zur Ergänzung alternativer

Mobilitätsangebote

Neben den konventionellen Mobilitätsangeboten

etablieren sich in den Städten und Gemeinden

zunehmend alternative Mobilitätsformen.

Auch in Fichtenau besteht mit der

Mitfahrbank bereits ein erstes alternative

Angebot zum Öffentlichen Personennahverkehr.

Der Bedarf und Ausbau dieser alternativen

Angebote, beispielsweise durch einen

Bürgerbus, soll in der weiteren Gemeindeentwicklung

untersucht werden. Die

Leistungs- und Tragfähigkeit alternativer

Mobilitätsangebote ist dabei abhängig

von der Akzeptanz in der Bürgerschaft. Bei

der weiteren Ausgestaltung alternativer

Mobilitätsangebote tritt die Gemeinde daher

in den aktiven Dialog mit der Bürgerschaft,

um die Nutzungs- sowie

Mitwirkungsgemeinschaft

abzufragen

und somit auch den tatsächlichen Bedarf

weitere Angebote in Erfahrung zu bringen.

108


Ansiedlung einer Tankstelle

ermöglichen

Um den Energiebedarf des motorisierten

Individualverkehrs zukünftig auch im Gemeindegebiet

abdecken zu können, intensiviert

die Gemeinde Fichtenau ihre Bemühungen

zur Ansiedlung einer Tankstelle. Im Zentrum

dieser Bemühungen stehen der Kontakt zwischen

Verwaltung und möglichen Betreibern

sowie die Prüfung und Abwägung möglicher

Standorte. Darüber hinaus evaluiert die

Gemeinde regelmäßig die Nutzung und Auslastung

der E-Ladesäulen in Wildenstein. Bei hoher

Nutzeranzahl und wachsendem Bedarf wird die

Gemeinde zur Ergänzung der Ladeinfrastruktur

ebenfalls einen Standortsuchlauf durchführen.

Dialog zur Verbesserung des ÖPNVs

fortführen

Die Erreichbarkeit der umliegenden Städte und

Gemeinden über die bestehenden Buslinien

weicht in den einzelnen Ortsteilen stark voneinander

ab. Die Lage an der Landesgrenze

zu Bayern und die damit verbundenen unterschiedlichen

Tarifzonen stellen weitere Herausforderungen

in der Gestaltung der Fahrpläne

und Fahrzeiten dar. Die Gemeinde Fichtenau

wird daher den Dialog mit den betroffenen Landkreisen

und Verkehrsträgern intensivieren, um

einen leistungsfähigeren öffentlichen Personennahverkehr

zu erwirken, der über den Schülerverkehr

hinausgeht.

109


5.8 STÄDTEBAULICHE GESTALT | IDENTITÄT

“attraktive ortsteile mit historischer

bausubstanz

STRATEGISCHE ZIELE

Ortsmitten Wildenstein, Unterdeufstetten

und Matzenbach stärken

und aufwerten

Ortsmitten sind als historischer Ursprung eines

Siedlungsbereichs, als Zentrum der Versorgung

und als Ort der Begegnung von besonderer Bedeutung

für die Identität einer Ortschaft und sie

nehmen unmittelbaren Einfluss auf die örtliche

Lebensqualität und Wahrnehmung. Doch insbesondere

in den Ortsmitten von Wildenstein,

Unterdeufstetten und Matzenbach bestehen städtebauliche

Defizite, die beseitigt werden sollten.

Die Gemeinde Fichtenau wird die betroffenen

Ortsmitten als Orte des Miteinanders und

Zusammenseins weiter stärken und entsprechend

ihrem jeweiligen Charakter attraktiveren.

Ortsteile entsprechend ihrer gesamtgemeindlichen

Funktion entwickeln

Als Flächengemeinde mit insgesamt 26 Dörfern,

Weilern, Höfen und Wüstungen verfügt Fichtenau

über vielfältige Strukturen, Identitäten und Entwicklungspotentiale.

In allen Orten bzw. Ortsteilen eine

gleichwertige kommunale Infrastruktur bereithalten

zu wollen ist weder leistbar noch zukunftsfähig.

Die Gemeinde Fichtenau wird die Entwicklung

ihrer größeren Ortsteile und deren infrastrukturelle

Ausstattung daher weiterhin an der funktionsräumlichen

Gliederung der Gemeinde ausrichten

und die jeweiligen Besonderheiten und Identitäten

stärker hervorheben.

Historische Bausubstanz erhalten und

erneuern

Viele Ortsteile der Gemeinde Fichtenau verfügen

über wertvolle historische Bausubstanz. Diese

Bauten sind Zeuge einer langjährigen Entwicklung

und wechselhaften Geschichte und prägen die

Identität Fichtenaus wesentlich. Über die hohe

Bedeutung der historischen Gebäudesubstanz

ist sich die Gemeinde bewusst und möchte diese

weitestgehend erhalten. Die Zielstellung im Umgang

mit historischer Bausubstanz bleibt daher unverändert,

um diese zu erhalten und zu erneuern.

110


PROJEKTE/PLANUNGEN

Perspektivpläne für die Ortsmitten erarbeiten

Zur gestalterischen und funktionalen

Aufwertung der Ortsmitten in Wildenstein,

Unterdeufstetten und Matzenbach

bedarf es einer konzeptionellen Grundlage.

Die Gemeinde Fichtenau wird daher

für die weitere Entwicklung der jeweiligen

Ortsmitten Perspektivpläne erarbeiten, die

konkrete Handlungsvorschläge zur Aufwertung

des öffentlichen Raums sowie

zum Umgang mit dem Gebäudebestand

und dessen perspektivischer Nutzung

enthalten. Darüber hinaus sollen die

Perspektivpläne auch Aussagen zu

möglichen Abbrüchen oder

Neubebauungen im Sinne der Innenentwicklung

treffen.

Städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen

durchführen (Antragstellung

Städtebauförderung)

In den Ortsmitten von Unterdeufsteten,

Wildenstein und Matzenbach bestehen

sogenannte städtebauliche Missstände,

die auf einen konkreten städtebaulichen

Erneuerungsbedarf hinweisen. Der

tatsächliche Bedarf und die erforderlichen

Maßnahmen zur Aufwertung sollen

daher zeitnah über eine konzeptionelle Grundlage

in Perspektivplänen aufgezeigt werden.

Die anschließende Durchführung städtebaulicher

Erneuerungsmaßnahmen ist oftmals

mit einem hohen finanziellen Aufwand

verbunden. Um eine finanzielle

Unterstützung bei der Beseitigung von

städtebaulichen Missständen zu erhalten,

wird die Gemeinde Fichtenau sich um die

Aufnahme in ein Programm der

Städtebauförderung des Landes oder Bundes

bewerben.

Eigentümergespräche zur Erneuerung

ortsbildprägender Gebäude

Die historische Gebäudesubstanz ist für

die Eigen- und Fremdwahrnehmung der

Gemeinde von besonderer Bedeutung. Trotz

alledem kann es nicht alleine eine kommunale

Aufgabe sein, für den Erhalt und die Instandsetzung

dieser Liegenschaften verantwortlich

zu sein. Die Gemeindeverwaltung wird daher

künftig eine aktivere Rolle in der Kommunikation

mit den Eigentümern von ortsbildprägenden

Gebäuden einnehmen, um die jeweiligen

Entwicklungsabsichten und die generelle

Sanierungsbereitschaft abzufragen.Darüber

hinaus wird sie den Eigentümern eine kostenlose

Beratung anbieten und sie über die Möglichkeiten

einer Förderung von Erneuerungsmaßnahmen

informieren.


6

KOMMUNALES

LIEGENSCHAFTS-

MANAGEMENT

Im Rahmen des Entwicklungskonzeptes für

die Gemeinde Fichtenau wurde auch geprüft,

welchen Stellenwert die – in grosser Zahl

vorhandenen – kommunalen Liegenschaften

strategisch haben können beziehungsweise

sollen.

Foto: Reschl Stadtentwicklung


113


6.1 AUSGANGSLAGE

Kommunale Liegenschaften stellen einen

wesentlichen Teil des kommunalen Vermögens dar.

Charakteristisch für das Immobilienvermögen ist

eine hohe langfristige Kapitalbindung. Außerdem verursacht

die Unterhaltung und der Betrieb der einzelnen

Liegenschaft laufende Kosten, die den kommunalen

Verwaltungshaushalt belasten. Ob und in welcher

Höhe Erträge aus dem Vermögen erzielt werden,

hängt von der Zweckbestimmung, der Nutzung und

der strategischen Bedeutung jeder einzelnen Liegenschaft

ab. Größe und Kosten des kommunalen

Immobilienbestandes beeinflussen damit die

finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten der Kommune.

Andererseits stellt die Verfügbarkeit über Grundvermögen

ein vielseitiges Steuerungsinstrument

für alle kommunalpolitischen Handlungsfelder

dar. Der Bedarf an eigenen Liegenschaften

ist deswegen unter folgenden Aspekten

einer laufenden Überprüfung zu unterziehen:

• Wird die Liegenschaft für eigene Zwecke

der Kommune benötigt (Eigennutzung für

öffentliche Zwecke)? Eine aufgabenkritische

Herangehensweise ist vorzunehmen.

• Kommt der Liegenschaft strategische Bedeu

tung zu; taugt diese zum Beispiel als Tauschobjekt?

• Liegt das Objekt im Bereich geplanter

Gebietsentwicklungen, künftiger Baugebiete

oder Bodenordnungsverfahren?

Durch die Fusion der ehemals eigenständigen

Gemeinden Wildenstein, Lautenbach, Unterdeufstetten

und Matzenbach, mit jeweils eigenem

kommunalem Grundbesitz, existieren eine Vielzahl

kommunaler Liegenschaften in der Gemeinde

Fichtenau. Darüber hinaus sorgen anstehende

infrastrukturelle Veränderungen - wie beispielsweise

der Neubau der Feuerwehr sowie das neue

Gesundheits- und Gemeinschaftshaus im Gebäude

der ehemaligen Grundschule dazu, dass

Gebäude freiwerden. Über diese strukturellen

Veränderungen hinaus existieren in Fichtenau diverse

kommunale Liegenschaften, bei denen sich in

den nächsten Jahren Handlungsbedarfe durch Nutzungsveränderungen

oder bauliche Maßnahmen

abzeichnen.

Um die gegenwärtigen sowie künftige Funktionen und

Nutzungen der kommunalen Liegenschaften zu erfassen

und zu klären, welche Immobilien bei der

Kommune verbleiben, wurden diese im Zuge des

Gemeindeentwicklungsprozesses differenziert

betrachtet. Ziel des Kommunalen Liegenschaftsmanagements

ist die Entwicklung einer Gesamtstrategie

für die kommunalen Liegenschaften.

6.2 METHODISCHES VORGEHEN UND

UNTERSUCHUNGSANSATZ

Die Grundlage einer Gesamtstrategie zum Umgang

mit den kommunalen Liegenschaften in Fichtenau

bildet eine ausführliche Bestandsaufnahme

und Bestandsanalyse. Im ersten Schritt

der Bearbeitung wurden dabei alle kommunalen

Grundstücke und Gebäude (ausgenommen:

Forst- und Landwirtschaftsflächen sowie Straßengrundstücke)

mit ihren aktuellen Nutzungen sowie

mit ihrer gesamtgemeindlichen Funktion erfasst

und die Ergebnisse in Steckbriefen aufbereitet. Die

Datenerhebung zu den einzelnen Liegenschaften

erfolgte dabei in enger Abstimmung mit der kommunalen

Verwaltung.

Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere

Untersuchung in die zwei Kategorien „Liegenschaften

mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“

unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf

Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und

keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie

beispielsweise einer kommunalen Pflichtaufgabe dienen,

in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.

Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit

Handlungsbedarf wurden im weiteren Arbeitsprozess

detailliert behandelt und analysiert.

114


Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035

ENTWURF

Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035

ENTWURF

Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035

Abbildung 20: Liegenschaften mit fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung 2020

Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere Untersuchung in die zwei Kategorien

„Liegenschaften mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“

unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und

keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen

Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.

Die übrigen Auf Basis 19 der kommunalen Bestandsaufnahmen Liegenschaften wurde mit die Handlungsbedarf weitere Untersuchung wurden in im die weiteren zwei Kategorien

Arbeitsprozess „Liegenschaften detailliert mit fester behandelt Funktion“ und analysiert. und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“

unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und

keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen

Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.

Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf wurden im weiteren

Abbildung Methodik 20: des Liegenschaften Kommunalen − mit Liegenschafts-

fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung − 2020

managements −

Darstellung Reschl −Stadtentwicklung, 2019

Arbeitsprozess detailliert behandelt und analysiert. −

ENTWURF

Abbildung 20: Liegenschaften mit fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung 2020

Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere Untersuchung in die zwei Kategorien

„Liegenschaften mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“

unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und

keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen

Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.

Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf wurden im weiteren

115


6.3 ERGEBNIS UND PERSEPEKTIVE

Das Ergebnis der Bestandsanalyse wurde dem Gemeinderat

im Rahmen einer Klausurtagung am 26.

September 2019 vorgestellt und anschließend mit ihm

diskutiert. Für alle 19 Liegenschaften wurden gemeinsame

und langfristige Entwicklungsperspektiven formuliert.

Durch die Diskussion mit dem Gemeinderat

ergeben sich vier Kategorien, wie mit den bestehenden

kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf

Gemeindeentwicklungskonzept umgegangen wird. | Es FICHTENAU sind die 2035 folgende vier

Kategorien:

ENTWURF

• 7.3 ERGEBNIS Liegenschaften, UND PERSPEKTIVE die möglichst umgehend

Das Ergebnis privatisiert der Bestandsanalyse werden sollten wurde dem Gemeinderat im Rahmen einer

Klausurtagung am 26. September 2019 vorgestellt und anschließend mit ihm diskutiert. Für

• alle 19 Liegenschaften, wurden die gemeinsame nach Wegfall und der langfristige Entwicklungsperspektiven

formuliert. Durch die Diskussion mit dem Gemeinderat ergeben sich vier Kategorien, wie

aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert

mit den bestehenden kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf umgegangen

werden sollten

wird. Es sind die folgende vier Kategorien:

• •

Liegenschaften, die möglichst deren Perspektive umgehend privatisiert noch werden sollten.

Liegenschaften, geklärt werden die sollte nach Wegfall der aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert

werden sollten

• Liegenschaften, die im kommunalen Besitz

• Liegenschaften, deren Perspektive noch geklärt werden sollte.

verbleiben

• Liegenschaften, die im kommunalen Besitz verbleiben.

.

Methodik des Kommunalen Liegenschaftsmanagements

Abbildung 22: Schema Kommunales Liegenschaftsmanagement, Reschl Stadtentwicklung 2020

Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019

116


Liegenschaften, die möglichst umgehend privatisiert werden sollen

Immobilien dieser Kategorie werden weder zur Bewältigung

kommunaler Pflichtaufgaben benötigt, noch

besteht ein strategisches Interesse zum Verbleib im

kommunalen Eigentum. Diese Liegenschaften können

kurzfristig, ohne weitere Planungen oder Ersatzmaßnahmen

veräußert werden. Grundlage für die Veräußerung

der Liegenschaften sind Wertgutachten.

HAUPTSTRASSE 56

Das Mehrfamilienhaus Hauptstraße 56 befindet sich

im Südosten Wildensteins. Die Liegenschaft wird ausschließlich

zu Wohnzwecken genutzt. In den nächsten

Jahren müssten erhebliche Investitionen getätigt werden,

um die baulichen Mängel am Gebäude zu beseitigen.

MARKTSTRASSE 6/1

Die Liegenschaft Marktstraße 6/1 in Unterdeufstetten

liegt zentral im Ortskern und wird aktuell ausschließlich

zu Wohnzwecken genutzt. Trotz hoher Investitionen

in der Vergangenheit, bestehen weiterhin bauliche

Mängel an der Liegenschaft, welche in den kommenden

Jahren behoben werden müssen und entsprechend

finanzielle Aufwendungen bedeuten würden.

ALTES RATHAUS LAUTENBACH

Das alte Rathaus in Lautenbach liegt zentral in der

Buckenweiler Straße. Neben den bestehenden Mietwohnungen

werden weitere Räume von der örtlichen

Feuerwehr und dem Freundeskreis Asyl als Lagerfläche

genutzt. Der bauliche Zustand der Liegenschaft ist

schlecht und es bestehen erheblich Mängel.

117


Liegenschaften, die nach Wegfall der aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert

werden sollen

Liegenschaften dieser Kategorie sollen in der weiteren

Gemeindeentwicklung grundsätzlich privatisiert werden.

Durch bestehende Nutzungen ist eine Veräußerung

jedoch erst nach deren Wegfall sinnvoll.

„SPIELPLATZ ABENTEUER“

Der „Spielplatz Abenteuer“ liegt südlich des Sportzentrums

in Matzenbach. Er entspricht nicht mehr den

Anforderungen an einen modernen Spielplatz und

kann aufgrund des dortigen Erdwalls und der Lage

zwischen Einfamilienhäusern nur begrenzt zu einem

solchen qualifiziert werden. Sobald ein alternativer

Spielplatz in Matzenbach entwickelt wurde, soll der

bestehende Spielplatz rückgebaut, zu Bauland entwickelt

und vermarktet werden

KONZENBUCK 27 & 29

Die Gebäude Konzenbuck 27 und 29 befinden sich im

Osten von Unterdeufstetten und werden gegenwärtig

zur Unterbringung von Geflüchteten und Obdachlosen

genutzt. Somit tragen die Immobilien zur Bewältigung

einer kommunalen Pflichtaufgabe bei, auf welche

nicht verzichtet werden kann. Aufgrund der Lage,

des Zuschnitts und der Ausstattung eignen sich die

Gebäude für diese Anforderung jedoch nur bedingt.

Die Gemeinde Fichtenau untersucht daher alternative

Standorte und Lösungen. Sobald ein neues kommunales

Unterbringungsangebot für Geflüchtete und Obdachlose

etabliert wurde, werden die Liegenschaften

am Konzenbuck 27 und 29 veräußert.

FEUERWEHRGERÄTEHAUS

UNTER-

DEUFSTETTEN

Das Feuerwehrgerätehaus in Unterdeufstetten befindet

sich in der Ortsmitte und grenzt direkt an das

neue Gesundheits- und Gemeinschaftshaus an. Durch

den Bau des zentralen Feuerwehrgerätehauses fällt

das Feuerwehrgerätehaus künftig aus seiner langjährigen

Nutzung. Um die Liegenschaften in eine neue

Nutzung überführen und einen Leerstand in zentraler

Lage in Unterdeufstetten verhindern zu können, wird

das Feuerwehrgerätehaus nach Inbetriebnahme des

neuen Feuerwehrhauses privatisiert.

MARKTSTRASSE 10

Das Gebäude Marktstraße 10 liegt zentral in Unterdeufstetten

und wird bisher zu Wohn-, Dienstleistungs-

und öffentlichen Zwecken genutzt. Mit der

Polizeistation und der Allgemeinarztpraxis sind bisher

zwei bedeutende Nutzungen der Gemeinde im Gebäude

eingemietet. Nach dem Umzug der Polizeistation

ins Bürgerhaus und der Verlegung der Arztpraxis

in das neue Gesundheits- und Gemeinschaftshaus

wird diese Liegenschaft veräußert.

118


Liegenschaften, deren Persepektive noch geklärt werden sollte

Für nachfolgende Liegenschaften wird durch weitere

Planungen und Konzeptionen eine tragfähige

Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat

geschaffen. Anhand dieser Grundlage

kann dann der Umgang mit den jeweiligen

Liegenschaften neu bewertet werden.

FEUERWEHRGERÄTEHAUS WILDENSTEIN

Das Feuerwehrgerätehaus in Wildenstein befindet

sich im Ortskern, in unmittelbarer Nachbarschaft

zum Rathaus. Nach Fertigstellung des zentralen Feuerwehrgerätehauses

und dem Wegfall der bisherigen

Nutzung soll das Gebäude rückgebaut werden. Die

freiwerdende Fläche wird in die weitere Gestaltung des

Rathausumfeldes in eine abgestimmte Konzeption integriert.

Auf Grundlage dieser Konzeption wird eine

Entscheidung über die Entwicklung oder Veräußerung

der Fläche getroffen.

FEUERWEHRGERÄTEHAUS MATZENBACH

Das Feuerwehrgerätehaus in Matzenbach liegt in der

Ortsmitte. Aufgrund dieser zentralen Lage und der

hohen Bedeutung für die Ortsentwicklung in Matzenbach

sollen für das Feuerwehrgerätehaus neue Nutzungen

gefunden werden, die den weiteren Umgang

mit dieser Immobilie bestimmt. Das Gebäude soll dabei

möglichst bestehen bleiben, saniert und mit weiteren

Nutzungen belebt werden.

„SPIELPLATZ KAPPELBUSCH“

Der „Spielplatz Kappelbusch“ befindet sich im Süden

von Wildenstein. Seine ursprüngliche Nutzung wurde

bereits aufgegeben. Die Spielgeräte sind rückgebaut

und der Platz wurde eingeebnet. Durch vertiefende

Untersuchungen und Planungen soll die weitere Bedeutung

der Fläche, bspw. als Wohnbaufläche oder zu

Gemeinbedarfszwecken, für die Gemeindeentwicklung

untersucht werden.

MARKTSTRASSE 53

Die Liegenschaft Marktstraße 53 liegt zentral im Ortskern

in Unterdeufstetten. Das Mehrfamilienhaus wird

ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Der bauliche

Zustand der Liegenschaft ist schlecht und es stehen

in den nächsten Jahren hohe Investitionen an. Generell

ist eine Veräußerung der Immobilie vorstellbar, solange

ein sozialverträglicher Verkauf für die Bewohner

gewährleistet werden kann.

ALTES RATHAUS MATZENBACH

Das alte Rathaus in Matzenbach liegt im Zentrum des

Ortsteils. Neben Mietwohnungen wird das Gebäude

durch verschiedene örtliche Vereine genutzt. Der

weitere Erhalt der Nutzungen oder eine alternative

sozialverträgliche Veräußerung soll durch Gespräche

und Planungen geklärt werden.

VEREINSHEIM TSV UNTERDEUFSTETTEN MIT

EHEMALIGER HÜHNERFARM

Das Vereinsgelände des TSV Unterdeufstetten befindet

sich im Westen des Ortsteils. Das Vereinsheim mit

Sportgelände sowie der benachbarte Geräteraum, die

ehemalige Hühnerfarm, befinden sich in einem baulich

sehr schlechten Zustand. Hier besteht in den nächsten

Jahren dringender Handlungs- und Sanierungsbedarf.

Der weitere Erhalt und mögliche Nutzungsalternativen

sollen dabei durch Gespräche und Planungen mit

den Vereinsverantwortlichen geklärt werden.

119


Liegenschaften, die im kommunalem Besitz bleiben

Liegenschaften dieser Kategorie sollen im Eigentum

der Gemeinde bleiben, da diese entweder eine feste

und langfristige Nutzungsperspektive haben, der

weiteren strategischen Gemeindeentwicklung dienen

oder zur künftigen Bewältigung kommunaler Pflichtaufgaben

benötigt werden.

ALTES SCHULHAUS MATZENBACH

Das alte Schulhaus in Matzenbach liegt im Zentrum

des Ortsteils in unmittelbarer Nähe des historischen

Läuteturms. Neben Mietwohnungen wird das Gebäude

durch verschiedene örtliche Vereine genutzt

und belebt. Aufgrund der zentralen Lage, der vielfältigen

Nutzungen und der über einhundertjährigen

Geschichte ist dieses Gebäude ein wichtiger Teil der

Matzenbacher Identität und bleibt als solches in kommunalem

Eigentum.

“SPIELPLATZ HOHENRÖTLE“

Der „Spielplatz Hohenrötle“ befindet im Süd-Westen

von Matzenbach, in der Nähe der berühmten Matzenbacher

Bildkapelle. Die Gemeinde wird den Spielplatzstandort

aufgeben und die Spielgeräte abbauen,

sobald diese schadhaft sind. Das 3.092 m² große

Grundstück bleibt im kommunalen Besitz und wird für

zukünftige Bauvorhaben als Grundlage einer späteren

Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahme im Sinne der

Eingriffsregelung nach Bundesnaturschutzgesetz und

Baugesetzbuch zurückgehalten.

.

ALTES SCHULHAUS WÄLDERSHUB

Das alte Schulhaus liegt zentral im Dorfkern von Wäldershub

und ist als Dorfgemeinschaftshaus der Mittelpunkt

des Dorflebens. Diese Nutzung, die mit einer

hohen Bedeutung für die lokale Identität verbunden

ist, soll gesichert und die Immobilie in kommunalem

Besitz bleiben. Sobald höhere Investitionen für diese

Liegenschaft anfallen, wird die Situation neu bewertet

werden

120


Foto: Reschl Stadtentwicklung

121


7

HANDLUNGS-

PROGRAMM

Das „Gemeindeentwicklungskonzept |

FICHTENAU 2035“ ist ein ganzheitliches

Handlungskonzept, welches die

strukturellen und städtebaulichen

Entwicklungsschwerpunkte der Gemeinde

Fichtenau für einen mittel- bis langfristigen

Zeitraum zusammenfasst. Es formuliert Ziele

und benennt konkrete Handlungsansätze zu

deren Realisierung.

Foto: Reschl Stadtentwicklung


123


7.1 FINANZEN

Die zu Beginn des Gemeindeentwicklungsprozesses

durchgeführte Bewertung der finanziellen Ausgangslage

der Gemeinde Fichtenau erfolgte auf der

Grundlage des vom Gemeinderat beschlossenen

Haushaltsplans 2019. Laut statistischem Landesamt

Baden-Württemberg lagen die Gewerbesteuereinnahmen

der Gemeinde Fichtenau im Jahr 2018 bei

rund 1,1 Mio.€ im Jahr. Dies entspricht etwa einem

Wert von 250 Euro pro Kopf, was deutlich geringer ist

als in den Vergleichsgemeinden Kreßberg (425 €) und

Stimpfach (615 €). Das geringe Gewerbesteueraufkommen

ist auf die starke Bedeutung Fichtenaus als

Wohngemeinde mit nur wenigen, kleineren Gewerbeflächen

zurückzuführen. Bis zum Jahr 2023 geht die

Gemeinde von steigenden Gewerbesteuereinnahmen

(1,65 Mio. € jährlich) aus.

Den wesentlichen Teil ihrer finanziellen Einnahmen

generiert die Gemeinde Fichtenau aus ihrem Anteil

an der Einkommensteuer. Diese Einnahmen schlugen

im Jahr 2018 mit knapp 2,05 Mio. € zu Buche

(Einkommensteuer von 406 € pro Einwohner). Dieser

Wert entspricht annähernd dem Durchschnittswert

der umliegenden Vergleichsgemeinden, der bei 466

€ pro Einwohner liegt. In Zukunft geht die Gemeinde

Fichtenau, auch aufgrund des im Gemeindeentwicklungskonzepts

formulierten Ziels der Stabilisierung,

von steigenden Einkommensteuereinnahmen von ca.

2,5 Mio. Euro pro Jahr aus.

Zum Ende des Jahres 2019 betrug der Schuldenstand

der Gemeinde Fichtenau rund 3,1 Mio. €. Heruntergerechnet

auf die Einwohner der Gemeinde ergibt sich

eine Pro-Kopf-Verschuldung von 675 €/EW. Damit

liegt der Schuldenstand Fichtenaus etwas über dem

Durchschnittswert der Gemeinden in Baden-Württemberg

mit 3.000-5.000 Einwohner (624 €/EW).

Welche Veränderungen die Corona-Pandemie fur den

kommunalen Haushalt in Fichtenau ergeben, ist zum

jetzigen Zeitpunkt nicht seriös einzuschätzen. Zwei

Drittel der öffentlichen Investitionen tätigen Kommunen.

Deshalb ist es wichtig, dass Kommunen nicht

„gegen die Pandemie ansparen“, sondern an ihner Investitionen

kurshalten. Jede andere Haltung würde die

Gefahr einer Rezession erhöhen. Diese Grundansicht

teilt der Gemeinderat Fichtenau.

Foto: Reschl Stadtentwicklung

124


7.2 PROJEKTPLAN

Um die Ansätze aus dem Gemeindeentwicklungskonzept

in ein konkretes Handlungsprogramm einzuarbeiten,

wurde der Gemeinderat im Rahmen einer

kommunalen Klausurtagung am 24.07.2020 darum

gebeten, die ausgearbeiteten Projekte und Planungen

zu priorisieren. Damit werden kurz-, mittel- und langfristige

Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinde

definiert. In Verbindung mit einer Analyse der aktuellen

Haushaltssituation der Gemeinde Fichtenau liegt

somit ein Handlungsprogramm vor, welches sowohl

abarbeitbar als auch finanzierbar ist.

Der nachfolgende Projektplan berücksichtigt die finanziellen

Verpflichtungen des aktuellen Haushaltsplans

und beschreibt einen soliden Ansatz zur Umsetzung

der erarbeiteten Pro¬jekte und Planungen des

Gemeindeentwicklungs¬konzepts bis ins Jahr 2035.

Im Projektplan des „Gemeindeentwicklungskonzepts

| FICHTENAU 2035“ werden die Projekte und Planungen

unter Berücksichtigung der Priorisierung des Gemeinderats

und des finanziellen Handlungsspielraums

hinsichtlich der zu erwartenden Kosten, der Zuständigkeiten

und der zeitlichen Abfolge dargestellt. Der finanzielle

Rahmen sowie der angegebene Projektzeitraum

sind allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt

nicht abschließend zu betrachten. Vielmehr ist der

Projektplan ein Arbeitspapier für die Verwaltung, das

in regelmäßigen Abständen evaluiert und ggf. angepasst

werden muss.

Für bestimmte Projekte kann zum aktuellen Zeitpunkt

nur eine Planungsrate angenommen werden. Einige

Projekte sind im investiven Bereich nicht finanzwirksam

bzw. werden im laufenden Betrieb in der Verwaltung

ohne Mehrkosten abgearbeitet.

Insgesamt umfasst der Projektplan des „Gemeindeentwicklungskonzepts

| FICHTENAU 2035“ ein Investitionsvolumen

von ca. 3,78 Mio. € bis zum Zieljahr 2035.

Neben den Investitionen für Projekte und Planungen,

die sich aus dem Gemeindeentwicklungskonzept ergeben,

hat auch die neue strategische Grundlage zum

Umgang mit den kommunalen Liegenschaften Einfluss

auf den kommunalen Haushalt. Im Entwurf zur

Eröffnungsbilanz des kommunalen Vermögenshaushalts

werden die Liegenschaften, die veräußert werden

sollen, mit rund 25 TEUR bewertet. Es ist davon

auszugehen, dass die tatsächlich erzielbaren Verkaufserlöse

jedoch deutlich höher zu veranschlagen sind.

125


Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035

Handlungsprogramm (Projektplan)

Alle Projekte

Datum: 11.08.2020

Landschaft | Ökologie

Kosten

Kostenart

2020 2021 2022 20

Naturraum resilient entwickeln (zusammen mit Forstamt)

Daueraufgabe

Kommunale Liegenschaften energieeffizent und klimafreundlich sanieren ( Untersuchen und Prioritäten

festlegen) Daueraufgabe

Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen

Nachverdichtungsflächen | Schlüsselgrundstücke untersuchen und entwickeln (Tesstentwürfe);

Makler und Bauträger ansprechen

Planungsrate

Aktivierende Eigentümerkommunikation durchführen Investiv / Daueraufgabe

Neue Bau- und Wohnformen entwickeln

Daueraufgabe

Makler und Bauträger ansprechen

Kommunale Immobilienplattform entwickeln Investiv

Entwicklung von Flächen aus dem Flächennutzungsplan Planungsrate

Aktive Bodenpolitik Daueraufgabe | Fortführung Investitionsrate

Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel

Zukünftigen Gewerbeflächenbedarf ermitteln; GIFPRO, Abfrage bei Unternehmen Investiv

Interkommunales Gewerbegebiet Bergbronn entwickeln Planungsrate | Im Haushalt enthalten

Aktive Kommunikation den örtlichen Handels- und Gewerbetreibenden

Flächensuchlauf für Bestandserweiterung starten Planungsrate

Soziales | Infrastruktur | Kultur

Kontinuerliche Weiterentwicklung und Qualifizierung des Gesundheits- und Gemeinschaftshauses Im Haushalt enthalten

Treffpunke für alle Generationen ergänzen Investiv

Bestehende Angebote besser kommunizieren Investiv | Daueraufgabe

Barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raums Investive Daueraufgabe

Ergänzende Angebote für Jugendliche dialogoientiert entwickeln Investive Jahresrate

Ehrenamtsbörse initiieren Investiv

Naherholung | Tourismus

Wander- und Radwanderwegenetz optimieren Investiv

Touristisches Gesamtkonzept erarbeiten Planungsrate

Weiherstruktur für den Tourismus und zur Naherholung ausbauen Investiv

Entwicklungsmöglichkeit einer Badestelle prüfen Planungsrate

Ansiedlung eines Cafés fördern Daueraufgabe

Mobilität | Digitalisierung

Weitere Fuß- und Radwegeverbindungen schaffen Investiv

Ansiedlung einer Tankstelle ermöglichen Daueraufgabe

Dialog zur Verbesserung des ÖPNVs fortführen Daueraufgabe

Sanierung gemeindlicher Straßen fortführen Investive Jahresrate

Bürgerdialog zur Ergänzung alternativer Mobilitätsangebote Planungsrate

Städtebauliche Gestalt | Identität

Perspektivpläne für die Ortsmitten erarbeiten Planungsrate

Eigentümergespräche zur Erneuerung ortsbildprägender Gebäude Daueraufgabe

Grundlage für Städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen erarbeiten | Antragstellung Städtebauförderung Jährliche Planungsrate

Projektplan zum Gemeindeentwicklungskonzept

Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2020

126


Beteiligte

BM Bürgermeisterin GB Genehmigungsbehörde

VW Verwaltung B Bürgerschaft

GR Gemeinderat EX Externe Planung

23 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031

2032

2033 2034 2035

BM VW GR GB B EX

Projektzeitraum

Laufende Aufgabe

127


7.3 STÄDTEBAULICHES LEITBILD

Städtebaulichen Leitbilder fassen die Zukunftsaufgaben

und Entwicklungsperspektiven von Städten

und Gemeinden zusammen und geben diesen eine

Struktur, in dem sie Schwerpunkte benennen. Im

Gemeindeentwicklungskonzept FICHTENAU | 2035

baut das Leitbild auf den Erkenntnissen der Bestandserhebung

und Bestandsanalyse des Büros, der repräsentativer

Bürgerbefragung, der Klausurtagungen

mit dem Gemeinderat, der Bürgerbeteiligung und den

Gesprächen mit der Verwaltung auf. Das Leitbild ist

zentraler Bestandteil des Gemeindeentwicklungskonzepts

und veranschaulicht die Leitplanken für

die zukünftige Entwicklung der Gemeinde. Dabei

geht es auf die individuellen Qualitäten und Herausforderungen

der Gemeinde ein. Die sich hieraus ergebenden

Aufgaben werden den Kategorien

„Bewahren“, „Entwickeln“ und „Neu“zugeordnet.

Durch die grafische Vereinfachung der komplexen

Aufgabenfelder zeigt das Leitbild nicht nur die individuelle

Entwicklungsperspektiven Fichtenaus,

sondern stellt eine Argumentationsgrundlage für

künftige Entscheidungsprozesse in der Gemeindeentwicklung

dar. Der individuelle Charakter der Ortsteile

und deren Funktion in der Gesamtgemeinde

orientiert sich dabei am Bestand und macht

deutlich, dass nicht allen Ortsteilen alles versprochen

werden kann.

Einen Schwerpunkt der zukünftigen Gemeindeentwicklung

bilden dabei die größten Ortsteile

Wildenstein, Unterdeufstetten und Matzenbach.

Sie verfügen über eine gute infrastrukturelle

Ausstattung, die erhalten und gestärkt werden soll. Die

drei Ortsteile sind Entwicklungsschwerpunkte in der

weiteren Siedlungsentwicklung. Hier gilt es, sowohl

die Möglichkeiten der Innenentwicklung, der Arrondierung

und der Außenentwicklung zu nutzen.

Die Ortsteile Lautenbach und Neustädtlein nehmen

aufgrund ihrer besonderen Prägung ebenfalls eine

besondere Rolle in der Gesamtgemeinde Fichtenau

wahr. Ihnen ist die Raumkategorie Eigenentwicklung

+ zugeordnet, bei der neben Maßnahmen

der Innenentwicklung auch Arroniderungen

mögliich sind.

Die übrigen Ortsteile verfolgen eine konsequente

Innenentwicklung. Aufgrund der hohen Zahl an Baulücken

haben alle Fichtenauer Ortsteile eine klare -

auch räumliche - Entwicklungsperspektive.

Um das gesamtgemeindliche Zusammenleben zu

stärken und die Attraktivität jedes Ortsteils zu erhöhen,

wird der Bau neuer Rad- und Fußwegeverbindungen

verfolgt. Insbesondere neue Verbindungen

von und nach Wildenstein, wo sich der Einzelhandel

befindet, stehen dabei im Fokus.

Die Gemeinde Fichtenau ist in einen äußerst reizvollen

Natur- und Landschaftsraum eingebettet.

Besonders die Weiherstruktur definiert

dabei die örtliche Identitäten sowie Freiraumqualitäten.

Neben einer forcierten Innenentwicklung,

die die Inanspruchnahme von Landschaftsraum reduziert,

gilt es daher, die Nutz- und Erlebbarkeit der

Fichtenauer Wasser- und Grünräume zu stärken.

Die Gemeinde Fichtenau ist geprägt von den vielfältigen

Identitäten und Entwicklungen der einzelnen

Ortsteile. Für diese Ortsteilidentiäten sind Ortsmitten

von herausragender Bedeutung. In Matzenbach

und Wildenstein bestehen in den Ortsmitten

städtebauliche und funktionale Defizite, denen in der

weiteren Entwicklung planerisch begegnet wird. Auch

in Unterdeufstetetn ist die Definition einer eindeutigen

Ortsmitte ein Handlungsschwerpunkt der weiteren

Gemeindeentwicklung.

128


Foto: Reschl Stadtentwicklung

129


Interkommunales Gewerbegebiet

Bergbronn

Leitbild

Neustädtlein

E +

Tourismus

Großenhub

Rötlein

Wäldershub

Fichtenhof

Krettenbach

Gunzach

Hahnenberg

LAUTENBACH

E +

E s

MATZENBACH

UNTERDEUFSTETTEN

E s E s Bildung

Soziales

Versorgung

Verwaltung

WILDENSTEIN

Freizeit

Sport

Natur

Naherholung

O

130


FICHTENAU |

Gemeindeentwicklungskonzept

2035

Städtebauliches Leitbild

Bestand

Bernhardsweiler

Neu

E S

E +

Entwickeln

Buckenweiler

berdeufstetten

Bewahren

1:10.000

131


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