In unserer neuen Ausgabe der "HolzKraft" beschäftigen wir uns mit dem Thema "Wärme".
Besonders beim Heizen gibt es in Österreich auch durchaus noch Potential hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Einen wichtigen Beitrag dazu kann die Bioenergie leisten und hier, mit Blick auf die Holzkraftwerke, vor allem die Fernwärme.
Aber wie viel Fernwärme wird in Österreich eigentlich produziert und verbraucht? Aus welchen Energieträgern wird die Wärme gewonnen? Und wie hoch ist der Beitrag der Holzkraftwerke? Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich in die Tiefen der Energiebilanzen der Statistik Austria vorwagen. Wir haben genau das getan und uns für Sie durch die Zahlen der letzten Jahre gearbeitet.
Zusätzlich haben wir zum Thema biogene Wärme noch jemanden befragt, der es wirklich wissen muss: Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von ProPellets Austria und Präsident des Weltbiomasseverbands.
HolzKraft
Fernwärme aus
Holzkraftwerken
Der Fokus des letzten HolzKraft
Newsletters dieses Jahres liegt,
passend zu der kalten Jahreszeit,
auf dem Thema Wärme. Genauer
gesagt Fernwärme, denn diese
kann einen wichtigen Beitrag zur
Energiewende leisten.
Aus welchen Energieträgern diese
Fernwärme erzeugt wird und welche
Rolle die Holzkraftwerke dabei
spielen, erfahren Sie in dieser Ausgabe.
Einschätzungen zur
Wärmewende
"Die Wärmewende nimmt langsam
Fahrt auf." sagt Christian Rakos,
Geschäftsführer von proPellets
Austria und Präsident des
Weltbiomasseverbandes.
Seine Überlegungen zur
Wärmewende, zur Rolle von
Holz als Energieträger und zur
Wärmeversorgung der Zukunft
lesen Sie in unserem Interview.
Inhalt
Vorwort von Hans-Christian Kirchmeier,
Vorsitzender der IG Holzkraft
........................................................... Seite 2
Fernwärme aus Holzkraftwerken
........................................................... Seite 2
Einschätzungen zur Wärmewende
........................................................... Seite 3
Fröhliche Weihnachten
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein
frohes Weihnachtsfest und einen erfolgreichen
Start ins neue Jahr!
Ausgabe 04/2020
1
Vorwort von Mag. Hans-Christian Kirchmeier, Vorsitzender des
Vorstandes der IG Holzkraft
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Das ist die letzte Ausgabe der
HolzKraft für dieses außergewöhnliche Jahr. Ich weiß ja nicht, wie es
Ihnen geht, aber ich zumindest habe das Gefühl, die Zeit ist verflogen.
Es ist einfach unglaublich viel passiert.
Wir haben in der Vorbereitung auf diese Ausgabe überlegt, welchem
Thema wir uns widmen sollen. Letztendlich haben wir uns für das naheliegendste
entschieden. Denn nachdem wir hier in der nördlichen
Foto: IG Holzkraft/Lisa Grebe
Hemisphäre angesiedelt sind, geht der bevorstehende Jahreswechsel
auch immer mit dem Winter einher. Zwar werden die Winter im Durchschnitt immer milder, heizen
müssen wir aber trotzdem. Besonders beim Heizen gibt es in Österreich auch durchaus noch
Potential hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Einen wichtigen Beitrag dazu kann die
Bioenergie leisten und hier, mit Blick auf die Holzkraftwerke, vor allem die Fernwärme.
Aber wie viel Fernwärme wird in Österreich eigentlich produziert und verbraucht? Aus welchen
Energieträgern wird die Wärme gewonnen? Und wie hoch ist der Beitrag der Holzkraftwerke?
Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich in die Tiefen der Energiebilanzen der Statistik
Austria vorwagen. Wir haben genau das getan und uns für Sie durch die Zahlen der letzten Jahre
gearbeitet.
Zusätzlich haben wir zum Thema biogene Wärme noch jemanden befragt, der es wirklich wissen
muss: Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von ProPellets Austria und Präsident des Weltbiomasseverbands.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
Fernwärme aus Holzkraftwerken
Holzkraftwerke werden in der Regel als Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen betrieben. Daher sind
sie häufig in Fern- oder Nahwärmenetze eingebunden. Abhängig von ihrer Leistung und ihrem
Einsatzort kommen die Kraftwerke entweder zur Deckung der ganzjährigen Grundlast oder des
erhöhten Wärmebedarfs im Winter zum Einsatz.
Der Beitrag der Holzkraftwerke zur Fernwärmeproduktion in Österreich befindet sich seit mehreren
Jahren auf einem konstanten Niveau von rund 4.000.000 Megawattstunden (MWh). Das sind
in etwa 17 % der gesamten Fernwärme.
Die größten Fernwärmeverbraucher in Österreich
sind Privathaushalte, gefolgt vom
Dienstleistungssektor und der Industrie. Insgesamt
deckt die Fernwärme 13 % des Wärmebedarfs
der privaten Haushalte.
1
FERNWÄRMEVERBRAUCH NACH
SEKTOREN 2019
Landwirtschaft
Rund die Hälfte der Fernwärme ist in Österreich
erneuerbar. Zum Einsatz kommt vorrangig Bioenergie.
Industrie
Dienstleistung
45%
Einen kleinen Anteil nehmen Geother-
mie, Solarthermie und große Wärmepumpen
ein. Rund ein Drittel der erneuerbaren Fernwärme
stammt aus Holzkraftwerken. Die weitere
Privathaushalte
40%
biogene Fernwärme wird hauptsächlich in Heizwerken erzeugt. Österreich verfügt mit mehr als
2.000 Biomasse-Heizwerken über eine hohe Dichte an regionalen Nahwärme- und urbanen Fernwärmenetzen.
Somit kommen die Vorteile der Fernwärme auch ländlichen Regionen zu Gute.
1%
14%
2
Insgesamt machte der Wärmebedarf in
Österreich mehr als die Hälfte des Gesamtenergieverbrauchs
aus. Rund die
Hälfte der Wärmeversorgung wird direkt
aus den fossilen Energieträgern Erdgas,
Öl und Kohle gewonnen. Hier besteht
also noch hohes Potential zur Einsparung
von Treibhausgasen.
FERNWÄRMEVERBRAUCH ANTEIL DER-ENERGIETRÄGER NACH
AM WÄRMEVERBRAUCH SEKTOREN 2019
2019
Brennbare-Abfälle
Kohle Landwirtschaft
Sonstige Energieträger
37%
Industrie
45%
Öl
1%
3% 3%
14%
5% 9%
Gemeinsam mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz
wurde am 16. September
2020 auch eine Novelle des Wärme- und
Elektrische-Energie
Dienstleistung
Bioenergie Privathaushalte
Gas
40%
Kälteleitungsausbaugesetzes in Begut-
29%
achtung geschickt. Dieser Entwurf sieht
eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien in der Fernwärme vor. Um eine Förderung zu
erhalten, müssen Fernwärmebetreiber einen Ausbaupfad zu 60 % erneuerbarer Fernwärme bis
2030 nachweisen. Hier besteht auch in Zukunft noch deutliches Potential für die Holzkraftwerke.
14%
Interview mit DI Dr. Christian Rakos (Geschäftsführer von proPellets
Austria) - Einschätzungen zur Wärmewende
Wie steht es um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Österreich?
Ist die Wärmewende erfolgreich?
Grundsätzlich sind wir mit einem Anteil von rund 33% erneuerbarer
Energie im Wärmemarkt längst nicht soweit, wie beim Strommarkt, wo
der Anteil erneuerbarer Energie ja schon bei rund 70% liegt. Ich würde
aber sagen, die Wärmewende nimmt – zumindest im Raumwärmebereich
- langsam Fahrt auf. In der Phase der hohen Ölpreise zwischen
2006 und 2012 kam es schon zu einer Welle der Heizungsumstellungen.
Leider war diese ziemlich abrupt zu Ende, als die Ölpreise wieder sanken.
Es folgten einige Jahre des Stillstands, der erfreulicher Weise jetzt
überwunden scheint.
Foto: www.propellets.at
Wir haben im letzte Jahr und auch heuer - trotz Corona - einen kräftigen Anstieg der Nachfrage
nach Pelletheizungen zu verzeichnen. Dass dies trotz der niedrigen Ölpreise der Fall ist, deutet
auf eine Trendwende hin. Offenbar beginnt sich doch langsam die Erkenntnis durchzusetzen,
dass wir etwas gegen die Klimakatastrophe unternehmen müssen. Dazu kommt sicher auch die
Angst vor dem Verbot der Ölheizung, das zwar noch nicht da ist, aber immerhin im Regierungsabkommen
vereinbart wurde. Schließlich gibt es derzeit sehr hohe Förderungen und ein massiv
aufgestocktes Förderbudget für die Heizungsumstellung. Auch das trägt maßgeblich zu der Bereitschaft
bei umzusteigen.
Noch sehr wenig tut sich der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Industrie. Die dort benötigten
hohen Temperaturniveaus können auch nicht so einfach von erneuerbaren Energiequellen
bereitgestellt werden.
Welche Rolle spielt Holz als Energieträger in der Raumwärmeversorgung in Österreich?
Holz ist der mit Abstand wichtigste Energieträger in der Raumwärmeversorgung. Insgesamt werden
rund 37% der gesamten Raumwärme durch Holzbrennstoffe bereitgestellt – sei es in Kleinfeuerungen
oder auch in Biomasse-Heizwerken. An zweiter Stelle folgt Erdgas mit 28% und an
dritter Stelle Heizöl mit 18% Anteil. Solarthermie und Wärmepumpe kommen zusammen auf unter
10%. Damit hat Österreich schon eine Sonderstellung in Europa. Der sehr hohe Anteil der Holzbrennstoffe
am Wärmemarkt hat maßgeblich zur Entwicklung der heimischen Biomassekesselindustrie
beigetragen. Diese ist heute was die Technologie und Qualität der Produkte betrifft
weltweit führend.
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3
Fortsetzung Interview
Welche großen Veränderungen erwarten uns im Bereich der Wärmeversorgung in den nächsten 10 Jahren?
Es wird in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich zu einem massiven Rückgang der Nutzung von Heizöl
kommen. Sehr viele Ölheizer werden auf Pellets umsteigen, weil dabei keine Umstellung der Wärmeverteilung
und auch keine großen Investitionen in die Dämmung der Gebäudehülle nötig sind. Ich glaube, dass sich der
inländische Pelletbedarf in den nächsten 10 Jahren verdoppeln wird – also von 1 Million Tonnen heute auf rund
2 Millionen Tonnen im Jahr 2030 wachsen wird.
Im Neubau spielen schon heute Wärmepumpen die dominierende Rolle. Das wird sicher auch in Zukunft so
bleiben. Auch bei Gebäuden, die thermisch saniert werden, werden Wärmepumpen eine maßgebliche Rolle
spielen.
In den Städten wird es zu einer Verdrängung von Erdgas durch Fernwärme kommen. Erhebliche Umstellungen
wird es brauchen, um die Fernwärme zu dekarbonisieren. Biomasse wird dabei sicher eine zentrale Rolle
spielen, zumal zu befürchten ist, dass wir als Folge des Klimawandels enorme Mengen an Schadholz haben
werden, die teilweise nur mehr energetisch genutzt werden können. Daneben könnten wir vermehrt große
Solarthermie Anlagen verbunden mit Saisonspeichern sehen, ebenso Geothermie und Großwärmepumpen.
Spannend wird es bei der Wärmeversorgung der Industrie. Hier könnte Biogas oder Holzgas eine Rolle spielen,
wobei ich erhebliche Zweifel an den ausgewiesenen Potentialen von Biogas habe. Global gesehen wäre
es sicher sinnvoll, die Stahlindustrie und andere energieintensive Grundstoffindustrien dort anzusiedeln, wo
mittels Photovoltaik oder Wind große Potentiale gegeben sind um Wasserstoff billig herzustellen. Dies könnte
wirtschaftlicher sein, als Wasserstoff mit großem energetischen und finanziellen Aufwand nach Europa zu
transportieren. Von einer ausreichenden heimischen Produktion von Wasserstoff oder Biogas auszugehen,
um die Grundstoffindustrie zu versorgen, halte ich für völlig illusionär.
1Quellen:
Statistik Austria, Energiebilanz Österreich 1970 bis 2019
Nutzenergiekategorien Österreich 1993 bis 2019
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Die nächste Ausgabe der "HolzKraft" erscheint im
Februar 2021.
Impressum
Herausgeber: IG Holzkraft, Graben 19/5, 1010 Wien;
Kontakt: Tel.: +43 1 93087-3127, Mail: office@ig-holzkraft.at; Gendering: Sämtliche
personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.
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