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Airbag - Feuerwehr Harsefeld

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I N FORMATI ON EN<br />

über<br />

TECHN I SCHE HI LFE<br />

Neues Einsatzkonzept für<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en und Rettungsdienste


Umgang mit<br />

Sicherheitssystemen<br />

bei<br />

PKW ~ LKW –<br />

Unfällen<br />

von C. Kortwig<br />

LERNZIEL :<br />

Kennenlernen und Erkennen von<br />

Gefahren durch Sicherheitssysteme bei<br />

Verkehrsunfällen


Warum neues Einsatzkonzept?<br />

hochtechnisierte Ausstattung<br />

von KFZ und LKW<br />

mit Sicherheitssystemen<br />

– Bis zu 10 <strong>Airbag</strong>s im Innenraum<br />

– Hybridairbagmodule


Zweck des <strong>Airbag</strong>s<br />

• <strong>Airbag</strong>s sind bei bestimmten Vorraussetzungen sich<br />

entfaltende Luftsäcke bei Unfällen mit PKW´s und /<br />

oder LKW´s. Sie sollen nur bei schweren Frontal- und<br />

seitlich versetzten Frontalunfällen auslösen.<br />

• In diese Luftsäcke sollen die Fahrzeuginsassen bei<br />

bestimmten Unfällen hineintauchen und dadurch stark<br />

abgebremst werden, um somit die Gefahr starker<br />

Verletzungen zu reduzieren<br />

• In Zuge der weiteren Technisierung der Systeme<br />

werden heute auch Luftsäcke verwendet, die nicht ein<br />

hineintauchen bezwecken, sondern eine luftgefüllte<br />

„Knautschzone“ zwischen Fahrer und Fahrzeug<br />

entstehen lassen. (Knieairbag,Seitenairbag etc.)


Geschichtliches zum <strong>Airbag</strong><br />

• In den 30er Jahren unseres Jahrhunderts wurden<br />

luftgefüllte Kissen in PKW´s zum Insassenschutz<br />

patentiert. Erst mit der Entwicklung der Elektronik<br />

war es möglich <strong>Airbag</strong>-Systeme zu entwickeln, die<br />

sich in Sekundenbruchteilen entfalten können.<br />

• Erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre begannen<br />

Autohersteller und Zulieferer mit der Erprobung<br />

solcher Systeme in aufwendigen Crash-Tests.<br />

• Anfang der 80er Jahre kamen erste Serienfahrzeuge<br />

der Oberklasse auf den Markt, die als Sonderausstattung<br />

über einen Fahrerairbag verfügten


Geschichtliches zum <strong>Airbag</strong><br />

• Seit Anfang der 90er Jahre hat sich das <strong>Airbag</strong>-<br />

System für Fahrer und Beifahrer(Frontairbags) als<br />

Serienausstattung auch in kleineren Fahrzeugklassen<br />

durchgesetzt.<br />

• In der Mitte der 90er Jahre begannen immer mehr<br />

Hersteller, auch Seitenairbags für die vorn im<br />

Fahrzeug sitzenden Passagiere einzubauen.<br />

• Seit Ende der 90er Jahre kommen immer neue<br />

Einbauorte von <strong>Airbag</strong>s hinzu, und in Zukunft wird<br />

die Anzahl der <strong>Airbag</strong>s im Innenraum noch steigen


Einbauorte der <strong>Airbag</strong>s<br />

und ihrer Steuereinrichtungen


unterschiedliche <strong>Airbag</strong>typen<br />

• Frontairbag (Instrumententafel)<br />

(Festtreibstoffgasgeneratoren)<br />

• Seitenairbag (Türen bzw. Sitzen)<br />

(Hybridgeneratoren)<br />

• Kopfairbag<br />

(Dachhimmel bzw. A-Säule)<br />

(Hybridgeneratoren)


unterschiedliche <strong>Airbag</strong>typen<br />

• Windowbag (B- bzw. C-Säule)<br />

(Hybridgeneratoren)<br />

• Knie – <strong>Airbag</strong><br />

( unterhalb des Lenkrads /<br />

Armaturenbretts )<br />

(Hybridgeneratoren)<br />

• <strong>Airbag</strong> für Fondinsassen (Front sowie Seiten)<br />

(in Gurte bzw. Türen eingearbeitet)<br />

(Hybridgeneratoren)


Aufbau von <strong>Airbag</strong>s<br />

Ein <strong>Airbag</strong> – System besteht<br />

im wesentlichen aus 3 Hauptkomponeneten :<br />

1. Sensorik<br />

- verschiedene Sensoren<br />

- Auslösegerät / Steuergerät<br />

- Safty Sensor<br />

2. Gasgenerator<br />

- Festtreibstoff<br />

- Hybridgenerator<br />

3. <strong>Airbag</strong>


Sensorik<br />

•Die Sensorik des Systems hat die Aufgabe einen<br />

Unfall sicher festzustellen. Für die Auslösung der<br />

verschiedenen <strong>Airbag</strong>s sind im Fahrzeug Sensoren<br />

verteilt, daß sie z. B. eine Frontkollision mit einer max.<br />

Winkelabweichung bis 30 Grad nach rechts oder links<br />

zur Fahrtrichtung erkennen.<br />

•Bei verschiedenen Unfallarten werden also von den<br />

Sensoren die verschiedenen <strong>Airbag</strong>s ausgelöst.<br />

•Das Steuergerät ist im Bereich des Getriebetunnels,<br />

der Mittelkonsole oder der Lenksäule untergebracht,<br />

hier laufen alle elektronischen Steuervorgänge ab


Sensorik<br />

Folgende Sensoren sind heute im Einsatz<br />

• Sensor zur Feststellung der Crashintensität<br />

• Elektronische Frontsensoren<br />

• Seitenaufprallsensoren<br />

• Sitzpositionssensor<br />

• Gewichtssensor<br />

• Sensoren für Sicherheitsgurte<br />

• Infrarotsensor für Kindersitze vorne<br />

• Sensor- und Diagnosemodul mit Überschlagsensor


Gasgenerator<br />

1.Festtreibstoffgasgenerator<br />

- hierbei wird eine Zündtablette gezündet, durch den<br />

schlagartigen Abbrand des nachfolgenden<br />

Festtreibstoffes Natriumazid (NaN 3) entstehen u.a.<br />

Stickstoffverbindungen (98 %), diese füllen dann den<br />

<strong>Airbag</strong> schlagartig! (aggressive Entfaltung)<br />

Es gibt aber auch schon azidfreie Festtreibstoffe die<br />

verwendet werden.


Gasgenerator<br />

2. Hybridgasgenerator<br />

- hierbei wird auch durch einen pyrotechnischen<br />

Zündvorgang eine Gaspatrone geöffnet, um im 2ten Schritt<br />

über seine heißen Verbrennungsprodukte das Füllgas<br />

soweit anzuwärmen, das es den Luftsack füllen kann.<br />

- Das Füllgas (98% Argon und 2 % Helium) befindet sich unter<br />

einem Druck von ca. 250 bar! in einem Stahlzylinder.<br />

- Die Entfaltung des <strong>Airbag</strong>s erfolgt hierbei nicht so<br />

aggressiv, sondern kontrolliert langsamer.


<strong>Airbag</strong><br />

•Ein <strong>Airbag</strong> besteht aus einem beschichteten<br />

Polyamidgewebe,speziellen Nylonfasern, Nomex oder<br />

ähnlichem Material. Der gefaltete <strong>Airbag</strong> ist fest mit dem<br />

Gasgenerator verbunden. Durch den Verbrennungsvorgang<br />

füllt sich der <strong>Airbag</strong>. Dieser zerreißt die Abdeckung an den<br />

Sollbruchstellen und bläst sich auf.<br />

•Unmittelbar nach dem Anprall der Insassen entleert sich der<br />

<strong>Airbag</strong> über Ventilationsöffnungen (definierter Druckabbau).<br />

Kopfairbags werden dieses jedoch in Zukunft nicht mehr<br />

schlagartig tun, sie sollen noch mehr als 10 sec. komplett<br />

gefüllt bleiben.<br />

•Zum Schutz des <strong>Airbag</strong>-Materials ist der <strong>Airbag</strong> mit Talkum<br />

beschichtet. Dies kann zu Reizungen führen!<br />

•Da die Außenhaut der <strong>Airbag</strong>s meist leicht rauh ist kann es<br />

durch Reibung zu leichten Verbrennungen kommen.


Zeitlicher Wirkungsablauf<br />

Beispiel anhand eines Frontalaufpralls bei 56 km/h<br />

Bei einer Auslösung von Seiten bzw. Kopfairbags ist<br />

der zeitlich Ablauf nochmals schneller !


Zeitlicher Wirkungsablauf<br />

Beispiel anhand eines Seitenaufpralls bei 60 km/h


Der Crash


Kennzeichnung von <strong>Airbag</strong>s<br />

Eine von außen sichtbare einheitliche Kennzeichnung<br />

erfolgt zur Zeit noch nicht. Auf den Abdeckungen der<br />

<strong>Airbag</strong>s im Innenraum können sich die Bezeichnungen:<br />

-„RS“ (Rückhaltesystem)<br />

-„SRS“ (Sicherheitsrückhaltesystem)<br />

-„AIRBAG“<br />

finden. Des weiteren sind Piktogramme in der A- oder B-<br />

Säule,sowie auf der Armaturentafel zu finden.<br />

Ein weiterer Hinweis auf das Vorhandensein von <strong>Airbag</strong>s,<br />

ist die Kontrollleuchte „<strong>Airbag</strong>“ in der Armaturentafel.


Kennzeichnung von <strong>Airbag</strong>s<br />

1. Türrahmen<br />

2. Türinnenseite<br />

3. Sitzlehne oben<br />

4. Sitzlehne unten<br />

5. Sitzpolster<br />

6. B-Säule<br />

7. Dachrahmen<br />

8. Armaturenbrett<br />

9. Unter dem Lenkrad<br />

10. Windschutzscheibe<br />

11. A-Säule


Gefahren durch <strong>Airbag</strong>s Teil I


Gefahren durch <strong>Airbag</strong>s Teil II<br />

1.Oberflächenpressung durch den <strong>Airbag</strong><br />

2.Enstehenden Schalldruck<br />

3.Verbrennungsgase<br />

•Bei einer Auslösung werden enorme Stoß- und Preßkräfte<br />

frei, denen wir nichts entgegensetzen können.<br />

•Das Zünden der „Sprengladung“ geht mit meinem Knall<br />

von ca. 170 bis 180dBa einher. Lärmbelastungen um<br />

die 100dBa ziehen bereits gesundheitliche Schäden<br />

nach sich. Im Unfallgeschehen geht der kurze Knall<br />

unter und wird von den Insassen fast nicht wahrgenommen.<br />

Gehörschutz tragen !!!!


Gefahren durch <strong>Airbag</strong>s Teil III<br />

Ein besondere Gefahr für die Einsatzkräfte sind<br />

heutzutage nicht mehr nur die <strong>Airbag</strong>s selbst, sondern<br />

auch deren Treibsätze.<br />

Insbesondere hier der Hybridgasgenerator, da hier Gas<br />

unter 250 bar Druck in einem Stahlzylinder<br />

untergebracht ist.<br />

Es ist auf jeden Fall zu vermeiden diese Stahlzylinder<br />

mit Rettungsgeräten zu beschädigen!!!!<br />

Erhebliche Kräfte beim Zerbersten des Zylinders würden<br />

Einsatzkräfte und Insassen gefährden!!!!!!<br />

Diese Hybridgasgeneratoren befinden sich in den B-,<br />

C-Säulen, im Dachhimmel in Höhe der A-Säule oder<br />

auch im Bereich der Seitenairbags (Türen bzw. Sitze) !!!


Allgemeine Maßnahmen<br />

• Beim Eintreffen immer davon ausgehen, daß ein<br />

oder mehrere <strong>Airbag</strong>s in dem verunfallten<br />

Fahrzeug eingebaut sind !<br />

• Zündung ausschalten (Deckung wahren) und<br />

beide Batteriekabel abklemmen oder<br />

abtrennen !<br />

• Auf Kennzeichnungen achten !


Maßnahmen:<br />

<strong>Airbag</strong> ausgelöst<br />

•Wenn der <strong>Airbag</strong> ausgelöst hat, z.B. Fahrerairbag ist der<br />

Gasgenerator bis zu 700 °C heiß. Noch 30 min nach Auslösung<br />

kann dies zu Verbrennungen führen !!<br />

•Die weiße puderartige Beschichtung ist leicht alkalisch !<br />

•Keine medizinischen Geräte auf dem ausgelösten <strong>Airbag</strong><br />

ablegen !<br />

•Vorsicht es gibt 2 stufige <strong>Airbag</strong>einheiten,immer wie<br />

einen nicht ausgelösten <strong>Airbag</strong> behandeln!!<br />

(1 Stufe 70% 2 Stufe 30 %)<br />

•Für weitere Arbeiten ohne Belang, es sei denn im Arbeitsbereich<br />

befinden sich noch weitere nicht aktivierte<br />

<strong>Airbag</strong>s ! Dann siehe : <strong>Airbag</strong> nicht ausgelöst !!


Maßnahmen:<br />

<strong>Airbag</strong> nicht ausgelöst<br />

In der Regel bei Heckaufprall, Überschlägen und auch<br />

Seitenaufprallen im hinteren Bereich.<br />

• Beide Batteriekabel von Fahrzeugbatterie entfernen!<br />

Achtung : Es können bis zu 2 Batterien eingebaut sein !<br />

Beide Batterien müssen dann deaktiviert werden !!!<br />

• Patientengerechten Zugang zum Insassen schaffen !<br />

• Innenverkleidung des Fahrzueges entfernen, um<br />

Einbaupositionen von <strong>Airbag</strong>s und Komponenten zu<br />

erkennen!!!<br />

• Ggf. <strong>Airbag</strong> mit dementsprechenden Vorrichtungen<br />

gegen Auslösen schützen. Keine Vorrichtungen<br />

verwenden die ein Zerschneiden des <strong>Airbag</strong>s bewirken!!<br />

Gefahr für Insassen und Einsatzkräfte durch heiße<br />

Verbrennungsgase !!!!!!!


Maßnahmen:<br />

<strong>Airbag</strong> nicht ausgelöst<br />

• Gehörschutz tragen !<br />

• Nur die notwendigen Trupps arbeiten im<br />

Wirkungsbereich !<br />

• Niemals mit dem Oberkörper in dem Wirkungsbereich<br />

des <strong>Airbag</strong>s aufhalten !<br />

• Keine Manipulation an <strong>Airbag</strong>s oder Steuereinheit<br />

durchführen !<br />

• Keine Werkzeuge im Wirkungsbereichen der <strong>Airbag</strong>s<br />

ablegen !<br />

• Insassen soweit weg wie möglich von <strong>Airbag</strong>modulen<br />

bewegen ! (Zurückdrehen/- schieben der Sitze)


Maßnahmen:<br />

<strong>Airbag</strong> nicht ausgelöst<br />

• Generell Hitzeeinwirkung unbedingt vermeiden ! Kein<br />

Einsatz von Trennschleifern oder Brennschneidgerät in<br />

der Nähe von <strong>Airbag</strong>modulen, da Auslösung ab ca. 160<br />

°C !!!!!<br />

• Bei Seitenairbags :<br />

1. In den Vordertüren / Hecktüren, Türen möglichst<br />

öffnen oder gar entfernen (VORSICHT !)<br />

2. In den Rückenlehnen, Rückenlehnen keinesfalls<br />

abtrennen, nur umlegen !!!<br />

• Bei Kopfairbags :<br />

1. A-Säule bzw. Dachhimmel im Bereich der A-Säule nicht<br />

durchtrennen, wenn dann nur nahe am Dach !!!


Maßnahmen:<br />

<strong>Airbag</strong> nicht ausgelöst<br />

•Abstandsregel einhalten<br />

30 - 60 - 90<br />

30 cm vom Seitenairbag<br />

60 cm vom Fahrerairbag<br />

90 cm vom Beifahrerairbag


Insassenschutzsysteme<br />

Lösungen von Heute


Insassenschutzsysteme<br />

Lösungen für Morgen


Zur Wiederholung<br />

•Abstandsregel einhalten<br />

•Batterie(en) abklemmen<br />

•Vordersitze in hintere Position<br />

•Nicht im Wirkbereich aufhalten<br />

•Hitzeeinwirkung vermeiden<br />

•Nicht in unausgelöste <strong>Airbag</strong>s und<br />

deren Komponenten schneiden


Haftungsausschluss<br />

Die vorstehenden Hinweise stützen sich auf den<br />

heutigen Stand der Kenntnisse und die Angaben von<br />

Fahrzeugherstellern bzw. deren Zulieferfirmen.<br />

Sie wurden nach bestem Gewissen zusammengestellt,<br />

erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Die vorgestellten Sicherheitsmaßnahmen gelten im<br />

allgemeinen als ausreichend, trotzdem kann keinerlei<br />

Garantie übernommen werden.


Quellenangabe<br />

• <strong>Airbag</strong>: Gefahr für die <strong>Feuerwehr</strong>?<br />

Artikel Brandschutz 10/94, Schwarze,Christian<br />

• Retten und Bergen aus Kraftfahrzeugen mit <strong>Airbag</strong><br />

Artikel Florian Hessen 11/93, Siegfried Nuy<br />

• Patientenorientierte technische Rettung<br />

Kohlhammer, Rote Hefte Nr. 69, Falko Sokolowski<br />

• Gefahren der Einsatzstelle<br />

Kohlhammer, Rote Hefte Nr. 28, Knorr, Karl-Heinz<br />

• Gefahren bei Umgang mit dem <strong>Airbag</strong><br />

Kreisfeuerwehrverband Frankfurt/M., Stephan Kröwer<br />

• Fotos, Zeichnungen, Daten<br />

Delphi-Automotive-Systems, Audi, VW, BMW, Opel,<br />

Daimler-Chrysler. Extrication.com / firehouse.com


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