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Die Reihe „Die großen Philosophen“ von Michael Drews Sokrates

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Es ist immer falsch, einen Mitmenschen zu schädigen. Folglich darf ein Unrecht nicht mit<br />

einem Unrecht vergolten werden. Vereinbarungen und Versprechungen gelten nur dann, wenn<br />

sie gerecht sind. Wenn sie ungerecht sind, müssen sie nicht eingehalten werden. Da <strong>Sokrates</strong><br />

in Athen blieb, hat er die Gesetze der Stadt akzeptiert. Nun fühlt er sich an sie gebunden und<br />

flieht nicht aus dem Gefängnis. Als er den Giftbecher trinkt, glaubt er an ein Weiterleben<br />

seiner Seelenkraft. Der Tod ist für ihn, wie wenn man „<strong>von</strong> einer Krankheit genesen“ ist.<br />

Der Zweck der Philosophie ist die kritische Prüfung des Denkens, die Bildung der Jugend und<br />

die Anleitung zum guten Leben. <strong>Die</strong> ethischen Werte sind nicht relativ, wie die Sophisten<br />

lehrten, sie gelten unbedingt. Wir können sie mit unserer Vernunft erkennen und folglich auch<br />

lehren. Ein Handeln ist dann richtig, wenn es den wahren Nutzern, nämlich die<br />

Glückseligkeit, bewirkt. Jeder muss sich selbst erkennen, um die sittliche Tugend zu<br />

verwirklichen. Wenn ich weiß, wer ich bin, dann erkenne ich, was ich tun soll.<br />

In jedem Menschen findet sich eine innere Stimme (daimonion), die ihm sagt, was er tun und<br />

was er lassen soll. <strong>Die</strong> höchste Tugend ist die Genügsamkeit; denn wer am wenigsten bedarf,<br />

ist der Gottheit am nächsten. Nur wer sich selbst beherrschen kann und die richtige Einsicht in<br />

die Dinge hat, soll im Staat die Herrschaft ausüben. In der Politik reden zu viele mit, die diese<br />

Bedingungen nicht erfüllen.<br />

<strong>Sokrates</strong> starb für seine moralischen Überzeugungen, er wollte kein Unrecht tun. Damit ist er<br />

für unsere Kultur zum Vorbild der aufrechten Vernunft geworden: <strong>Die</strong> Aufgabe der<br />

Philosophie liegt zum einen im kritischen Denken, zum anderen im Erreichen des guten<br />

Lebens.<br />

(Quelle: Anton Grabner-Haider, „<strong>Die</strong> wichtigsten <strong>Philosophen“</strong>, 2006)<br />

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