lengericherwochenblatt-lengerich_02-01-2021
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Wechsel in der W&H-Geschäftsführung<br />
Corona beflügelt digitalen Wandel<br />
Das Familienunternehmen<br />
Windmöller &<br />
Hölscher (W &H)ist<br />
bislang gut durch die Corona-Krise<br />
gekommen. „Im<br />
März haben wird noch von<br />
den Abschlüssen des letzten<br />
Jahres gelebt. Der Auftragseingang<br />
war verhalten. Das<br />
hat sich im Herbst verändert“,<br />
sagt Peter Steinbeck in<br />
einer Videokonferenz mit<br />
den Westfälischen Nachrichten.<br />
Insbesondere Hygiene-<br />
Verpackungen – und damit<br />
auch die dafür erforderlichen<br />
Maschinen –seien gefragt.<br />
Mit der Folge, dass der<br />
Auftragseingang beim<br />
Marktführer für Maschinen<br />
zur Herstellung von Verpackungsmaterialien<br />
zulegt,<br />
erläutert das für Vertrieb<br />
und Service zuständige Vorstandsmitglied.<br />
„Wir sind bislang gut durch<br />
die Krise gekommen“, bestätigt<br />
Dr. Jürgen Vutz. Der<br />
CEO,der zum 1. Januar 2<strong>02</strong>1<br />
dieses Amt an Peter Steinbeck<br />
abgeben wird und in<br />
den Aufsichtsrat wechselt,<br />
macht diese Aussage an drei<br />
Parametern fest: der Gesundheit<br />
der Mitarbeiter,<br />
dem aufrecht erhaltenen Geschäftsbetrieb<br />
und der Zufriedenheit<br />
der Kunden.<br />
Einen Riesenschub hat das<br />
Coronavirus im digitalen Bereich<br />
ausgelöst. Nicht nur,<br />
was das Arbeiten betrifft. In<br />
der Spitze sind bis zu 1000<br />
Mitarbeiter im Home Office<br />
tätig gewesen. Drastisch eingeschränkt<br />
worden ist auch<br />
das Reisen beim weltweit tätigen<br />
Unternehmen. Auf 70<br />
Prozent gegenüber 2<strong>01</strong>9<br />
schätzt Jürgen Vutz den<br />
Rückgang in diesem Bereich.<br />
„Das wird 2<strong>02</strong>1 eingeschränkt<br />
bleiben“, kann er<br />
sich auch auf Dauer nicht<br />
vorstellen, dass das einstige<br />
Niveau wieder erreicht wird.<br />
Was auch an Videokonferenzen<br />
und anderen digitalen<br />
Kommunikationswegen<br />
liegt, die durch Covid-19 unversehens<br />
in den Fokus gerückt<br />
sind –auch im Vertrieb<br />
und Service.<br />
Rund 93 Prozent des Umsatzes<br />
erwirtschaftet Windmöller<br />
&Hölscher außerhalb<br />
Deutschlands. Mal eben ein<br />
Team auf den Weg schicken,<br />
um bei einem Kunden eine<br />
neue Maschine einzurichten<br />
–der Lockdown im Frühjahr<br />
erforderte ein schnelles Umdenken.<br />
Zwar hat W & H<br />
weltweit Servicetechniker<br />
im Einsatz, trotzdem wurde<br />
es beispielsweise in China<br />
und den USA zeitlich sehr<br />
eng, umdie Kunden vor den<br />
Reisestopps noch zu betreuen.<br />
Auch im Vertrieb mussten<br />
neue Wege für den Kundenkontakt<br />
gefunden werden.<br />
„Die wichtigsten Branchenmessen<br />
sind ausgefallen“,<br />
blickt Peter Steinbeck zurück.<br />
Statt persönlicher Kontakte<br />
hat das Familienunternehmen<br />
auf digitale Treffen<br />
und Vorführungen gesetzt.<br />
Seit April haben im Technikum<br />
an der Münsterstraße<br />
rund 100 Maschinendemonstrationen<br />
online<br />
stattgefunden. Hinzu kommen<br />
eine digitale Hausmesse<br />
und zahlreiche Webinare für<br />
Mehr Zeit für Golf –Modelleisenbahn muss warten<br />
Vor 22Jahren haben Dr.<br />
Jürgen Vutz und Peter<br />
Steinbeck gemeinsam als<br />
Vorstände beim Familienunternehmen<br />
Windmöller<br />
&Hölscher angefangen.<br />
Nicht nur deshalb steht<br />
für beide fest, dass der<br />
Wechsel des 63-jährigen<br />
Jürgen Vutz vom Vorstand<br />
in den Aufsichtsrat<br />
reibungslos vonstatten gehen<br />
wird.<br />
Vor drei Jahren sei der<br />
Generationswechsel im<br />
Vorstand eingeleitet worden,<br />
erläutert Jürgen Vutz<br />
mit Blick auf den Einstieg<br />
von Dr. Falco Paepenmüller<br />
als Technologie-Vorstand.<br />
Seit Mitte des Jahres<br />
komplettiert Martin<br />
Symbolische Stabübergabe zwischen Dr. Jürgen Vutz (links) und Peter Steinbeck, der zum 1. Januar neuer<br />
CEO bei Windmöller &Hölscher wird. Jürgen Vutz wechselt in den Aufsichtsrat..<br />
Foto: W&H<br />
spezielle Kundenkreise.<br />
Zweifel, ob dieser Weg die<br />
Bindung stärkt, werden von<br />
den Rückmeldungen der<br />
Kunden entkräftet. „Das ist<br />
von Stammkunden als sehr<br />
persönlich empfunden worden“,<br />
berichtet Peter Steinbeck.<br />
Allerdings, das räumt<br />
er auf Nachfrage ein, die<br />
Neukunden-Akquise sei<br />
durch Corona etwas schwieriger<br />
geworden.<br />
„Wir verkaufen nicht nur<br />
Maschinen, wir verkaufen<br />
auch Vertrauen. Und nicht<br />
alle Probleme sind digital<br />
lösbar“, unterstreicht Jürgen<br />
Vutz und erzählt eine Anekdote.<br />
Ein Kunde aus der Türkei<br />
habe während des Lockdowns<br />
dringend Unterstützung<br />
durch W&H-Servicetechniker<br />
benötigt. Einreiseverbote<br />
und fehlende Flugverbindungen<br />
als unüber-<br />
Schulteis den Vorstand.<br />
„Optimistisch und mit<br />
einem guten Gefühl“ verlässt<br />
der CEO den Vorstand<br />
und freut sich auf<br />
mehr Zeit für die Familie<br />
und ganz besonders darauf,<br />
in diesen Tagen Opa<br />
zu werden. Auf der „langen<br />
Liste“ an Themen, die<br />
er angehen will, steht<br />
windbare Hindernisse?<br />
Nicht für den Kunden. Der<br />
erwirkte bei der türkischen<br />
Regierung eine Sondererlaubnis,<br />
schickte seinen<br />
Privatjet zum FMO, holte die<br />
W & H-Techniker ab und<br />
brachte sie auch wieder zurück.<br />
Neben den aktuellen Veränderungen<br />
durch die Pandemie<br />
wandeln sich auch die<br />
Maschinen weiter, die vom<br />
Familienunternehmen<br />
konstruiert werden. Das hat<br />
immer schon innovative Lösungen<br />
im Portfolio gehabt.<br />
Beispielsweise in Sachen<br />
unter anderem mehr<br />
Sport, dazu gehört auch<br />
Golf.<br />
Peter Steinbeck wird als<br />
CEO und –wie Jürgen<br />
Vutz –geschäftsführender<br />
Gesellschafter weiter nicht<br />
viel Zeit für sein Hobby<br />
haben. „Die Modelleisenbahn<br />
muss noch warten“,<br />
schmunzelt er. (mba)<br />
Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft.<br />
„Lösungen für<br />
besser recycelbare Verpackungen<br />
sind eine unserer<br />
Stärken –diese Entwicklung<br />
geht weiter“, betont Peter<br />
Steinbeck. Ein weiteres<br />
Pfund, mit dem W&Hwuchern<br />
kann, sind die Mitarbeiter.<br />
„Ohne Corona hätten<br />
wir für das, was wir im<br />
vergangenen halben Jahr<br />
umgesetzt haben, zwei Jahre<br />
gebraucht“, nennt Jürgen<br />
Vutz eine Größenordnung.<br />
Was ohne die Belegschaft<br />
nicht möglich gewesen wäre.<br />
„Unser ganzes Team ist sehr<br />
motiviert, hat die ungewohnte<br />
Situation hervorragend<br />
angenommen“, spart er<br />
nicht mit Lob.Und nicht nur<br />
damit. Für jeden W&H-ler<br />
soll es zum Jahresende eine<br />
kleine Prämie geben.<br />
Der Maschinenbauer will<br />
künftig seinen Kunden auch<br />
bei der Digitalisierung der<br />
Produktion verstärkt zur Seite<br />
stehen. Zehn Prozent Umsatzanteil<br />
mit Digital-Produkten<br />
formuliert der CEO<br />
als Ziel für 2<strong>02</strong>5. Derzeit, so<br />
Jürgen Vutz, liege dieser<br />
Wert bei etwa drei Prozent.<br />
Parallel dazu will Windmöller<br />
&Hölscher –auch wenn<br />
der Umsatz in diesem Jahr<br />
wohl auf dem Niveau von<br />
2<strong>01</strong>9 verharren wird –inallen<br />
Bereichen Vollgas geben.<br />
„Wir sind auf dem Weg zu<br />
einem Milliarden-Unternehmen“,<br />
stellt der CEO nüchtern<br />
fest. Der strategische<br />
Plan sehe vor, diese Marke in<br />
den nächsten Jahren zu erreichen.<br />
(mba)