lengericherwochenblatt-lengerich_02-01-2021
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IHK-Experte zur Lage des örtlichen Einzelhandels<br />
Corona beschleunigt Negativ-Trend<br />
Welche Folgen hat<br />
die Corona-Krise<br />
für den örtlichen<br />
Einzelhandel? Wird alles so<br />
sein wie zuvor, wenn die<br />
Pandemie erst einmal im<br />
Griff ist? Jens von Lengerke<br />
liefert dazu eine ziemlich dezidierte<br />
Analyse. Der Abteilungsleiter<br />
für Handel und<br />
Entwicklung der IHK Nord<br />
Westfalen sagt, Corona habe<br />
den Handelsbereich in seiner<br />
Entwicklung „zwei Jahre<br />
nach vorne katapultiert“.<br />
Und das sind keine guten<br />
Aussichten, denn es würde<br />
den Negativtrend in einer<br />
Branche, die ohnehin schon<br />
lange nicht zuletzt mit der<br />
Online-Konkurrenz zu<br />
kämpfen hat, beschleunigen.<br />
Mit Blick auf Lengerich<br />
stellt Lengerke aber auch<br />
fest, nicht jede Kommune<br />
werde gleich hart getroffen.<br />
Und es gebe durchaus Möglichkeiten,<br />
Innenstädte trotz<br />
aller Schwierigkeiten zu beleben.<br />
Dabei könne die Gastronomie<br />
eine zentrale Rolle<br />
einnehmen.<br />
Die, so der Experte, werde<br />
von Corona zwar ebenfalls<br />
hart getroffen. Doch anders<br />
als beim Handel glaubt von<br />
Lengerke bei Cafés und Restaurants<br />
daran, dass ihr Geschäftsmodell<br />
grundsätzlich<br />
weiter gut funktionieren<br />
kann. „Gastronomie ist das<br />
neue Shoppen“,beschreibt er<br />
die Situation. In der Konsequenz<br />
heiße das, die Menschen<br />
kommen oftmals<br />
nicht mehr primär des Einkaufens<br />
wegen in die Innenstadt,<br />
sondern um zu essen,<br />
zu trinken und sich mit anderen<br />
zu treffen.<br />
Da passe es gut ins Bild,<br />
dass in Lengerich die Fußgängerzone<br />
neu gestaltet<br />
werden soll. „Die Lokalpolitik<br />
kann kein Café betreiben,<br />
sie kann aber für eine hohe<br />
Aufenthaltsqualität sorgen.“<br />
Was wiederum Voraussetzung<br />
für viele Passanten und<br />
die Ansiedlung von Betrieben<br />
sei.<br />
Gerade in einer Stadt wie<br />
Lengerich sei dieses Aktivwerden<br />
wichtig. Denn andersals<br />
etwaTecklenburg, so<br />
der Abteilungsleiter, das ohne<br />
großes Zutun ein schönes<br />
Ambiente biete, müsse sich<br />
Der Lockdown sorgt dafür, dass derzeit nicht viel Leben in der Fußgängerzone ist. Die Pandemie wird den örtlichen Einzelhandel aber auch<br />
langfristig treffen, sagt Jens von Lengerke von der IHK.<br />
Foto: Paul Meyer zu Brickwedde<br />
Lengerich darum bemühen,<br />
„schöne Ecken“ zu schaffen.<br />
„Sehr sinnvoll“ sei es in diesem<br />
Zusammenhang ebenfalls,<br />
wenn die Verantwortlichen<br />
ein Fassadenprogramm<br />
Passantenfrequenz nimmt ab<br />
Lengerich verzeichnet,<br />
wie nach Angaben der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
Nord Westfalen viele<br />
Mittelzentren, eine zurückgehende<br />
Zahl an Passanten<br />
in der Innenstadt.<br />
Das ergibt sich aus einer<br />
Frequenzzählung, die die<br />
IHK im September durchgeführt<br />
hat. Wie bei den<br />
vergangenen Zählungen<br />
auch, ist die Statistik an<br />
einem Donnerstag (15 bis<br />
16 Uhr) und an einem<br />
Samstag (11 bis 12 Uhr)<br />
erstellt worden. Zählpunkte<br />
waren die Altstadt und<br />
der Rathausplatz (Römer).<br />
Der Höchstwert wurde am<br />
auf den Weg bringen wollen<br />
(WN berichteten). Und auch<br />
die bei den Beschickern<br />
nicht beliebte, aber ob der<br />
Neubaupläne für Marktplatz<br />
und das angrenzende<br />
Samstag (19. September)<br />
mit 567 Passanten in der<br />
Altstadt registriert. Auf<br />
dem Rathausplatz waren<br />
es an diesem Tag 454. Am<br />
Donnerstag, 17. September,<br />
wurden auf dem Rathausplatz<br />
405 Menschen<br />
gezählt, inder Altstadt<br />
387. Das reicht in der<br />
Kreis-Statistik, in die Werte<br />
aus sieben Kommunen<br />
eingeflossen sind, für die<br />
Plätze 8und 9(Donnerstag<br />
beziehungsweise 9<br />
und 10 (Samstag). Lengerich<br />
fällt damit im Vergleich<br />
zu 2<strong>01</strong>8 etwas zurück.<br />
Vor zwei Jahren<br />
wurden am Donnerstag in<br />
Grundstück der Bodelschwingh-Realschule<br />
über<br />
kurz oder lang anstehende<br />
Verlagerung des Wochenmarkts<br />
hält Lengerke für<br />
eine Chance, die Innenstadt<br />
der Altstadt 648 Passanten<br />
gezählt, auf dem Rathausplatz<br />
405, am Samstag<br />
waren esauf dem Rathausplatz<br />
600, in der Altstadt<br />
426. Insgesamt, konstatiert<br />
die IHK, stagniere<br />
die Passantenfrequenz<br />
vielerorts sei 2<strong>01</strong>4. „Die<br />
Corona-Pandemie in 2<strong>02</strong>0<br />
hat zueinem weiteren<br />
deutlichen Rückgang beigetragen.“<br />
Betont wird,<br />
dass es sich jeweils um<br />
„Momentaufnahmen“<br />
handele, dieser aber in<br />
ihrer Gesamtheit Aufschluss<br />
über Veränderungen<br />
in den Innenstädten<br />
geben.<br />
(mzb)<br />
attraktiver zu machen.<br />
Die von CDU und FDP ins<br />
Spiel gebrachte Idee, in der<br />
Bahnhofstraße zwischen<br />
Kontor und Auf der Laar angesichts<br />
bestehender Leerstände<br />
auch im Erdgeschoss<br />
eine Wohnnutzung zu gestatten,<br />
sollte nach Einschätzung<br />
von Lengerkes „offen<br />
diskutiert“ werden. Klar sollte<br />
den Verantwortlichen dabei<br />
sein, dass es nach einer<br />
Entscheidung für die Umsetzung<br />
eines solchen Vorschlags<br />
kein Zurück mehr<br />
gebe. „Das ist dann vorbei.“<br />
Den örtlichen Einzelhändlern<br />
rät er, möglichst aktiv<br />
zu bleiben. „Das ist immer<br />
noch besser als Nichtstun.“<br />
Wer etwa seinen Online-<br />
Auftritt verbessere, werde<br />
dadurch zwar sicher nicht<br />
Umsatzeinbußen komplett<br />
kompensieren können. Aber<br />
es könne ein Mittel zur Kundenbindung<br />
sein, und dies<br />
über Datenanzupacken werde<br />
zu einem zunehmend<br />
wichtigen Instrument. (mzb)