reformleben - Ausgabe Nr. 36
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<strong>36</strong><br />
JANUAR | FEBRUAR 2021<br />
AUSGABE<br />
FASTEN<br />
Mythen und Wahrheiten zum<br />
Nahrungsverzicht<br />
STOFFWECHSEL<br />
Warum Kalorie nicht gleich<br />
Kalorie ist<br />
IMMUNABWEHR<br />
Natürliche Mittel gegen Stress<br />
Wiederentdeckung<br />
der Bitterkräuter<br />
Ob Chicorée, Löwenzahn oder<br />
Artischocke – aus Gewohnheit<br />
lehnen wir Bitteres ab. Dabei regen<br />
Bitterstoffe die Verdauung an,<br />
zügeln den Appetit und stärken<br />
Körper und Seele. Vor allem jetzt<br />
beim Start ins neue Jahr.
Jetzt<br />
auch als Abo:<br />
6 <strong>Ausgabe</strong>n = 19,– €<br />
Lieferung frei<br />
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gesund<br />
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Abo-Bestellung unter T +49 (0) 6082 922900-0 oder redaktion@<strong>reformleben</strong>.de<br />
Zurückliegende <strong>Ausgabe</strong>n können Sie für 2,50 € pro Exemplar (zzgl. 1,55 € Versandkosten) bestellen.
Inhalt<br />
Liebe Leserinnen & Leser,<br />
es kann nur besser werden – mit diesem Gefühl<br />
starten viele von uns in das Jahr 2021. Die Coronapandemie<br />
hat uns in fast allen Bereichen des Lebens<br />
ausgebremst und wir sehnen uns danach, die Handbremse<br />
wieder etwas zu lösen und frisch durchzustarten.<br />
In der allerersten <strong>reformleben</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />
des neuen Jahres liefern unsere Autorinnen und<br />
Autoren hierfür wertvolle Impulse.<br />
Dr. Klaus Mohr widmet sich den Bitterstoffen, die<br />
zwar ungewohnt schmecken, doch gerade jetzt im<br />
Frühjahr Körper und Seele kräftigen und widerstandsfähiger<br />
machen können. Der Clou: Bitteres<br />
verringert unsere Lust auf Süßes und kann uns<br />
davor schützen, zu viel zu essen. Den Zuckerkonsum<br />
einschränken, das hält auch Dr. Susanne Schwarzer<br />
bei einer gesunden Ernährung für unverzichtbar.<br />
Pünktlich zum Jahresbeginn erklärt sie für uns den<br />
Zusammenhang zwischen Kalorien, Insulinspiegel<br />
und Hormonen, räumt mit Mythen des Fastens auf<br />
und zeigt, welche Fastenmethoden wirksam sind.<br />
Ein rundum gelungenes Heft zum Jahresbeginn.<br />
Starten Sie gut durch!<br />
Gesundheit<br />
Wiederentdeckung der Bitterkräuter S. 4<br />
Kalorie ist nicht gleich Kalorie S. 9<br />
Fasten S. 14<br />
In der Ruhe liegt die Kraft S. 24<br />
MSM – organisch gebundener Schwefel S. 30<br />
Quercetin der gelbe Powerstoff<br />
aus Pflanzen S. 35<br />
Müde & Schlapp? S. 38<br />
Lebenswichtig für das Herz – die Omega-<br />
3-Fettsäuren EPA, DHA und ALA S. 40<br />
Gesundheits-News S. 51<br />
Ernährung & Rezepte<br />
Wiederentdeckt: Bitterkräuter S. 4<br />
Kalorie ist nicht gleich Kalorie S. 9<br />
Fasten S. 14<br />
Quercetin der gelbe Powerstoff<br />
aus Pflanzen S. 35<br />
Müde & Schlapp? S. 38<br />
Lebenswichtig für das Herz – die Omega-<br />
3-Fettsäuren EPA, DHA und ALA S. 40<br />
Meerrettich – Lebensmittel mit<br />
Gesundheitsplus S. 46<br />
Rezepte:<br />
Budwig Schütz-Dich-Creme S. 41<br />
Grünkohl-Süsskartoffel-Auflauf<br />
mit Budwig Senf-Dip,<br />
Winterliches Budwig Pesto S. 42<br />
Nizza-Fisch, Bohnen & Oliven-Gremolata S. 43<br />
Gemüse-Tagliatelle mit Ziegenfrischkäsesauce<br />
S. 44<br />
Cloud-Bread-Sandwich S. 45<br />
Selleriesuppe mit Meerrettich S. 48<br />
Chicorée mit scharfer Meerrettich-Sauce S. 49<br />
Meerrettich-Dip mit Preiselbeeren S. 49<br />
Meerrettich-Aufstrich mit Rote Bete S. 49<br />
Kartoffelrösti mit Meerrettich S. 50<br />
Ihr Bernhard Sillich, Herausgeber<br />
Fitness & Sport<br />
WIE FIT sind Sie? S. 52<br />
Haben Sie Fragen oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns: zoe Media-Verlag GmbH<br />
Brunhildestr. 34 · 61389 Schmitten<br />
oder per E-Mail: info@<strong>reformleben</strong>.de<br />
Lifestyle<br />
Buchempfehlungen S. 56<br />
Impressum S. 45<br />
| 3
Wiederentdeckung der<br />
BITTERK<br />
Bitterstoffhaltige Arzneipflanzen waren<br />
einstmals die Hauptkomponenten von<br />
stärkenden Elixieren und Tonika. Eines der<br />
berühmtesten, das Elixier proprietatis, enthielt<br />
Aloe, Myrrhe und Safran. Die Rezeptur<br />
stammt wahrscheinlich von Theophrastus<br />
von Hohenheim, genannt Paracelsus. Der<br />
als Alchemist und – der Überlieferung nach<br />
– segensreich wirkender Arzt tätig war und<br />
als Protagonist der neuzeitlichen Pharmakologie<br />
gilt. Den Alchimisten zufolge sollte in<br />
den Elixieren das Wesentliche, die Essenz,<br />
der Heilpflanzen enthalten sein.<br />
Manchmal schmeckt<br />
das Wesentliche bitter.<br />
In unserer Zeit wird aber Bitteres leichthin<br />
mit unangenehm und unerwünscht assoziiert,<br />
nicht nur geschmacklich, die Nahrung<br />
betreffend, sondern auch emotional. Das Attribut<br />
bitter beschreibt daher befürchtete Erlebnisse<br />
und Folgen, die man meiden möchte.<br />
Zuerst war auch den Frühmenschen der<br />
bittere Geschmack gesammelter Pflanzenteile<br />
wohl schon ein Grund, allenfalls wenig – zumindest<br />
nicht übermäßig – davon zu essen.<br />
Einesteils war das klug: Schmecken doch etliche<br />
Pflanzenarten, die hochwirksame Alkaloide<br />
enthalten, auffällig bitter. Jedoch wirkt<br />
nicht alles, das bitter schmeckt bzw. bitter<br />
ist, ungünstig im Menschen. Und keineswegs<br />
alles, das süß ist oder süß schmeckt, ist gut<br />
für uns. Das gilt analog auch im seelischen<br />
Bereich. Alles ist Gift, ein jegliches Ding ist<br />
Gift – allein die Dosis macht, ob es Gift oder<br />
Heilmittel sei, hatte Paracelsus am Ausgang<br />
des Mittelalters gelehrt.<br />
Tatsächlich wirken sorgfältig ausgewählte,<br />
bewährte Bitterkräuter schon in sehr kleinen<br />
Dosierungen günstig, d. h. gesundheitsfördernd<br />
auf unseren Organismus. Überhöhte<br />
Mengen jedoch können Abneigung, sogar<br />
Übelkeit auslösen. So steckt in dem Bitteren<br />
eine Art natürlichen Schutzes vor übermä-<br />
4 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
RÄUTER<br />
ßigem Gebrauch. Grundsätzlich sollten nur<br />
bewährte Bitterkräuter in sicherer Dosierung<br />
angewendet werden. Einige wichtige Bitterstoffpflanzen<br />
werden in diesem Text noch<br />
genannt.<br />
Eine Rückbesinnung auf Paracelsus ist in<br />
unserer Zeit dringend notwendig. Denn seit<br />
ein paar Jahrzehnten „erfolgt“ in unserer<br />
Gesellschaft vieles im Übermaß, in maßloser<br />
Überdosierung:<br />
• von Konsum<br />
• von Ressourcenverbrauch<br />
• von Mobilität<br />
• von Nahrung (in Wohlstandsregionen),<br />
zunehmend auch von Medizin.<br />
Unsere Gesellschaft steuert so auf ihren<br />
selbst verursachten Untergang zu. Charakteristisch<br />
für diese Störung ist die Ernährung:<br />
Süßes, Raffiniertes, industriell Produziertes<br />
wird da massenhaft konsumiert – und Bitteres,<br />
Ursprüngliches weitestgehend gemieden.<br />
Dementsprechend werden Nahrungspflanzen<br />
auf das Freisein von Bitterstoffen umgezüchtet<br />
und Fertigprodukte verdeckt mit Zucker<br />
„gewürzt“. Das ist nicht gut für die Gesundheit.<br />
Weniger Verlangen nach Süßem<br />
Geschmacklich ist bitter der Gegenpol zu süß.<br />
Das bewirkt: Wer Bitteres isst, verlangt weniger<br />
Süßes. Und isst insgesamt weniger, isst in<br />
der Regel nicht übermäßig.<br />
Hingegen reduziert Süßes das Bedürfnis nach<br />
Bitterem. Daraufhin nimmt die aufgenommene<br />
Nahrungsmenge zu. Die übermäßige<br />
Aufnahme von Kohlenhydraten, besonders<br />
von raffinierten Zuckern, ist zentraler Faktor<br />
häufiger Krankheiten.<br />
Die regelmäßige Aufnahme von bewährten<br />
Bitterkräutern, als Nahrungspflanzen oder<br />
vor dem Essen als Pulver aus geeigneten getrockneten<br />
Pflanzenarten in Wasser genom-<br />
| 5
men, hilft, übermäßiges Essen von kohlenhydratreicher<br />
Kost und Süßigkeiten sowie<br />
Überernährung einfach zu reduzieren. Allein<br />
deshalb schon sind diese Pflanzenstoffe gut<br />
für die Gesundheit. Aber das ist nicht alles.<br />
Emotionales Wohlbefinden & mehr<br />
Bitterstoffe wirken:<br />
• sekretionsanregend auf Drüsen und<br />
Schleimhäute<br />
• verdauungsfördernd<br />
• entspannend: der Parasympathikus-Tonus<br />
wird höher, wirkt erholungsfördernd<br />
• kräftigend<br />
und Erfahrungen aus der Praxis sowie<br />
Anwendungsstudien zufolge auch leicht<br />
antidepressiv.<br />
Diese Wirkung ist nicht sehr stark ausgeprägt,<br />
aber wesentlich. Der Wirkmechanismus<br />
ist bisher nicht klar bekannt. Mitunter<br />
wird diese Wirkung auf bessere Resorption<br />
von Tryptophan zurückgeführt. Tryptophan<br />
ist die Aminosäure, aus der im Organismus<br />
der antidepressiv wirkende Botenstoff Serotonin<br />
gebildet wird. Wahrscheinlicher jedoch<br />
wirken Bitterstoffe auf das vegetative Nervensystem<br />
und von da auf das emotionale Wohlbefinden.<br />
Möglicherweise trägt auch besseres<br />
Befinden im Bauchraum, auch da wird Serotonin<br />
gebildet, dazu bei. Wie auch immer:<br />
Die Zusammensetzung von Elixieren und<br />
Tonika aus Bitterkräutern war sinnvoll.<br />
Und ist das wohl auch weiterhin. Man muss<br />
dabei nicht einmal so weit gehen wie der<br />
natur- und pflanzenheilkundige Bertrand<br />
Heidelberger, der die Bitterstoffe geradezu<br />
als Universal- und Allheilmittel ansah.<br />
Heidelberger war zu der bildhaften – wissenschaftlich<br />
nicht nachgewiesenen – Auffassung<br />
gelangt, die meisten chronischen<br />
Krankheiten seien durch Verschleimung<br />
von Organen verursacht – und folglich durch<br />
Anregung der Sekretion zu beheben: mit<br />
Bitterstoffen. Deshalb entwickelte er zur<br />
regelmäßigen Anwendung ein feines Pflanzenpulver,<br />
das aus sieben getrockneten Bitterkräutern<br />
besteht.<br />
Die meisten Anwenderinnen/Anwender sind<br />
aus eigener Erfahrung von der Wirksamkeit<br />
überzeugt, etliche begeistert. Die pathophysiologische<br />
Begründung ist jedoch heute nicht<br />
mehr überzeugend. Heidelbergers Siebenkräuterpulver<br />
besteht aus Bibernelle, Kümmel,<br />
Fenchel, Anis, Wacholder, Schafgarbe und Wermut.<br />
Die aromatisch bittere Rezeptur wird seit<br />
über 100 Jahren unverändert hergestellt, was<br />
doch für einige Wirksamkeit spricht. Höhere<br />
Dosierungen von Wermut sollten wegen des Gehaltes<br />
an Thujon, das GABA-Rezeptoren, welche<br />
Neurotransmitter binden, verändern kann,<br />
nicht über längere Zeit angewendet werden.<br />
In unserer Zeit sind Bitterkräuterpulver aus<br />
einer größeren Zahl von bewährten Pflanzenarten<br />
erhältlich. Damit wird ein harmonisches<br />
Wirkspektrum erreicht, mit dem das<br />
Risiko der Überdosierung einzelner Pflanzenarten<br />
gering ist. In der täglichen Praxis haben<br />
sich diese Kräuterpulver als wirksam und gut<br />
verträglich erwiesen. Allergische Reaktionen<br />
sind bei keinem Mittel völlig auszuschließen,<br />
wurden aber nur selten beobachtet. Vielleicht<br />
spielt da die Anregung der Sekretion eine<br />
Rolle, wodurch die Pflanzenstoffe nicht lange<br />
auf der Schleimhaut haften.<br />
Gesundheitsfördernd<br />
Seit langem schon sind einige bitterstoffhaltige<br />
Pflanzenarten wichtige Komponenten<br />
gesundheitsfördernder vollwertiger Nahrung.<br />
War der bittere Geschmack anfangs als Signal<br />
zum Meiden übermäßiger Mengen verstanden<br />
6 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
worden, fanden unsere Vorfahren doch, von<br />
Generation zu Generation weiter bestätigt,<br />
den Nutzen bestimmter Bitterpflanzen für<br />
ihre Gesundheit, als Nahrungs-, Gewürzoder<br />
Arzneipflanzen heraus.<br />
Geradezu elementar sind Salate aus Blättern<br />
von Kopf-, Feld-, Römersalat, Rucola, dazu<br />
in der Saison Brunnenkresse-, Löffelkraut-,<br />
Löwenzahn-, Scharbockskrautblättchen.<br />
Vor allem der Löwenzahn ist auch therapeutisch<br />
bewährt, sekretionsanregend für Leber<br />
und Galle, gut zusammenwirkend mit Artischocken,<br />
einfach anwendbar mittels Saft aus<br />
den ganzen Frischpflanzen. Diese Pflanzenarten<br />
gehören regelmäßig zur alljährlichen<br />
Frühjahrskur, die sekretionsanregend, ausscheidungsfördernd,<br />
reinigend und umstimmend<br />
ist. Damit geht es jedoch, im Einvernehmen<br />
mit der Jahreszeit und dem erneuten<br />
Aufbruch, nicht nur um den Stoffwechsel,<br />
sondern auch um den mentalen Neustart.<br />
Bisher ist die Wirksamkeit einiger Bitterstoffpflanzen<br />
auf das emotionale, seelische Befinden<br />
bloß empirisch diesbezüglich Erfahrenen<br />
bekannt. Ob Curcuma, Engelwurz, Enzian,<br />
Grüntee, Hopfen, Lavendel, Löwenzahn, Safran,<br />
da entfaltet sich mehr Wirkung als bloß<br />
auf das Körperliche. Diese Pflanzenarten sind<br />
wohltuend auch für das Gemüt.<br />
Über die Sensorik, den bitteren Geschmack,<br />
hinaus, sind da sympatholytische, parasympathikusanregende,<br />
mithin entspannende, erholungsfördernde<br />
Effekte. Gewiss wirken da<br />
auch natürliche Begleitstoffe mit, ätherische<br />
Öle zuvorderst. Jedoch ist das Bittere wesentlich.<br />
Obgleich analytisch noch nicht vollständig<br />
erklärt werden kann, wie das Bittere,<br />
der bittere Geschmack, so wohltuend auf die<br />
Seele wirkt. Und wie bestimmte Bitterstoffe<br />
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ausgeprägter Bitternote.<br />
in kleinen Konzentrationen angenehm verdauungsfördernd,<br />
appetitanregend und kräftigend<br />
wirken, gleichzeitig jedoch von übermäßiger<br />
Nahrungsaufnahme abhalten. Obwohl Menschen<br />
seit Urzeiten geeignete Bitterstoffpflanzen herausgefunden<br />
und zur Förderung ihrer Gesundheit<br />
angewendet haben, ist von den Wirkmechanismen<br />
manches noch unbekannt.<br />
In unserer Zeit ist das allgemeine, ebenso wie das<br />
wissenschaftliche Interesse an den pflanzlichen<br />
Bitterstoffen gering. Massenhaft bevorzugt hingegen<br />
wird Süßes, Gezuckertes. Eine Folge davon<br />
ist das zunehmende Auftreten von Zivilisationskrankheiten.<br />
Mit der regelmäßigen Aufnahme<br />
bewährter pflanzlicher Bitterstoffe in optimaler<br />
Dosierung können Sie leichter auf Süßes verzichten,<br />
widerstandsfähiger und kräftiger sein. Auch<br />
ihre Seele wird erleichterter sein, fröhlicher und<br />
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Dr. med. Klaus Mohr<br />
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seinen Lesern hoch geschätzter Mediziner und<br />
Autor, der es versteht, Natur- und Schulmedizin<br />
zum Nutzen seiner Patienten einzusetzen. In<br />
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wachsende Leserschaft seit vielen Jahren an seinem<br />
ganzheitlichen Wissen teilhaben.<br />
8 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
KALORIE<br />
ist nicht gleich Kalorie<br />
Warum Kalorienzählen<br />
nicht funktioniert<br />
Das Geheimnis einer guten Figur scheint auf<br />
den ersten Blick einfach: Wie viele Kalorien<br />
gehen rein, wie viele wieder raus. Die Differenz<br />
ist, was hängen bleibt. Wir setzen die tägliche<br />
Kalorienaufnahme durch die Nahrung<br />
dem Verbrauch gegenüber, den „verbrannten“<br />
Kalorien und ziehen Bilanz: Was nicht verbraucht<br />
wird, wandert als Fett in die Speicher.<br />
Was zu wenig zugeführt wurde, holt sich<br />
der Körper aus den Fettpolstern zurück. So<br />
nehmen wir zu oder ab. Hungern und Sport<br />
treiben müsste damit ein „bombensicheres“<br />
Konzept sein. Ist es aber nicht.<br />
Kalorien sind nicht die Sprache<br />
des Körpers<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang<br />
doch, dass unser Körper über keinerlei Mecha-<br />
| 9
nismus verfügt, mit dem er Kalorien messen<br />
kann. Für fast alle Nährstoffe und deren Wege<br />
im Körper hat er komplexe Sensoren und<br />
Regelkreise, um die Gleichgewichte zwischen<br />
Stoffaufnahme und Stoffverbrauch zu erhalten,<br />
nicht so für Kalorien. Es gibt keine Möglichkeiten,<br />
die Aufnahme im Darm zu kontrollieren,<br />
keine hormonellen Regelkreise, die<br />
auf ein bestimmtes Maß an Kalorien im Blut<br />
achten und auch keine Rezeptoren oder Transporter<br />
für „Kalorien“. Der Körper verfügt nicht<br />
einmal über die Fähigkeit, Kalorien überhaupt<br />
zu erkennen. Er hat keine Idee, was Kalorien<br />
überhaupt sind. Sie sind ihm schlicht egal.<br />
Was sind „Kalorien“ überhaupt?<br />
Kalorien sind eine physikalische Einheit, ein<br />
„Brennwert“. Er wird anhand der Wärme ermittelt,<br />
die ein Lebensmittel in einer standardisierten<br />
Menge bei seiner Verbrennung<br />
in einer speziellen Apparatur, dem Kalorimeter<br />
(lat. calor für Wärme und metari für<br />
abmessen), entwickelt. Die Zahl der Kalorien<br />
pro Gewichtseinheit ist also nur das Maß für<br />
die innewohnende Energie, die dieser Stoff<br />
bei seiner Verbrennung freisetzt. Ob und wie<br />
der Körper ihn nutzen kann, steht auf einem<br />
ganz anderen „Blatt“. Wie das Kalorimeter<br />
„verbrennt“ (oxidiert) auch unser Körper – im<br />
biochemischen Sinne – die Nahrung. Er nutzt<br />
die freiwerdende Energie für seine Prozesse.<br />
Damit hält er die Körperwärme aufrecht,<br />
ermöglicht energiezehrende Prozesse, wie<br />
Stoffwechsel, Denken oder Laufen. Für die<br />
„schnelle Energie“ nutzt er Kohlenhydrate,<br />
vor allem Zucker. Bekommt er davon nicht<br />
genug, kann er auch pflanzliche und tierische<br />
Fette und zur Not sogar Eiweiße zu Zucker<br />
umbauen (Glukoneogenese). Das geschieht<br />
etwa beim Fasten, zur Aufrechterhaltung des<br />
Blutzuckers.<br />
Warum Kalorienzählen<br />
nicht funktioniert?<br />
Deutlich weniger und kalorienreduziert zu<br />
essen und dabei mehr Sport zu machen, zeigt<br />
aufgrund der besseren Kalorienbilanz Erfolg.<br />
Meistens aber nur kurzfristig, und vor allem<br />
muss es gar nicht sein. Es geht zu Lasten der<br />
Sättigung, birgt weniger Genuss (Fette sind<br />
Geschmacksträger) und ist schon allein deshalb<br />
zum Scheitern verurteilt, weil es im Alltag oft<br />
eine zu hohe Belastung ist. Noch dazu stellt<br />
der Körper seinen Stoffwechsel bei anhaltendem<br />
Hungern oder auszehrendem Sport in den<br />
„Sparmodus“ um, um weniger zu verbrauchen.<br />
Der Grundumsatz sinkt. Nach Abbruch der Diät<br />
löst das den „Jo-Jo-Effekt“ aus. Wir nehmen<br />
langfristig zu, statt ab. Viele Übergewichtige<br />
haben sich so über Jahre und mittels diverser<br />
Diäten regelrecht „dick gehungert“.<br />
Wer nur auf die Kalorienbilanz schaut, missachtet<br />
das Kommunikationssystem des Körpers,<br />
die Hormone. Fette, Kohlenhydrate und<br />
Eiweiße, ja sogar die Länge der Fettsäuren und<br />
der Kohlenhydratketten und die Häufigkeit der<br />
Mahlzeiten lenken unseren Stoffwechsel, weil<br />
sie hormonelle Reaktionen auslösen, die dem<br />
Körper sagen, wie er die zugeführten Nährstoffe<br />
verwerten soll. Im Abgleich zur aktuellen<br />
Versorgungssituation und den aktuellen<br />
Anforderungen wandern die Nährstoffe so in<br />
die Speicher oder werden umgehend verbrannt,<br />
hinterlassen Sättigung oder Hunger auf mehr.<br />
So regelt der Körper eine ausgeglichene Präsenz<br />
der wichtigsten Nährstoffe im Blut.<br />
Die Insulinfalle<br />
Das beste Beispiel für einen solchen hormonellen<br />
Regelkreis ist das Wechselspiel<br />
der Hormone „Insulin“ und „Glukagon“, als<br />
10 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Antwort auf die Zufuhr von Kohlenhydraten:<br />
Kohlenhydrate, Zuckerketten unterschiedlicher<br />
Länge, sorgen nach ihrer Aufspaltung für Nachschub<br />
beim Blutzucker (Glukose). Insulin und<br />
Glukagon halten das Gleichgewicht zwischen<br />
Zufuhr und Verbrauch. Diese Konstanz des Blutzuckers<br />
ist enorm wichtig. Der Körper ist auf ihn<br />
als Energiequelle angewiesen. Ein Zuviel schadet<br />
den Gefäßen und damit zahlreichen Organen.<br />
Auf zu wenig (Unterzucker) reagiert der Körper<br />
mit Stresssymptomen, wie Schwitzen und<br />
Herzrasen und abfallender Leistungsfähigkeit.<br />
Unterzuckerung kann lebensbedrohlich werden,<br />
weil es dem Körper für lebenswichtige Prozesse<br />
an Energie mangelt.<br />
Entsprechend steigt das Hormon „Insulin“ im<br />
Blut an, sobald der Darm Kohlenhydrate, vor allem<br />
den sofort verwertbaren Zucker, wie die Glukose,<br />
an das Blut überführt. Insulin sorgt dafür,<br />
dass der steigende Blutzucker schnell wieder auf<br />
das normale Level abfällt. Unter Insulineinwirkung<br />
nehmen die Körperzellen mehr Zucker aus<br />
dem Blut auf und Überschüsse werden von der<br />
Leber und von den Muskeln in den Speicherzucker<br />
Glykogen überführt. So ist das Blut schnell<br />
entlastet. Größere Überschüsse baut die Leber zu<br />
Fett um und verschickt es in die Fettspeicher. Die<br />
Fettverbrennung, als alternative Energiequelle<br />
zum Zucker, wird durch Insulin blockiert. Der<br />
Körper soll schließlich sehen, dass er erst einmal<br />
den anstürmenden Zucker verwertet. Schon hier<br />
wird klar, dass – bei anhaltendem Zuckerangebot<br />
– das Insulin die Fettdepots wachsen lässt und<br />
ein Abbau der Fettpolster unmöglich wird.<br />
Sinkt der Blutzucker dagegen mangels Nachschubs<br />
an Kohlenhydraten aus der Nahrung<br />
ab, tritt der Gegenspieler des Insulins auf den<br />
Plan: das Hormon Glukagon. Es mobilisiert den<br />
Speicherzucker aus Muskeln und Leber wieder<br />
und füllt damit den Blutzucker auf. Es bremst die<br />
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Calcium und Phosphor und<br />
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Knochen und Zähne und zu einer normalen<br />
Muskelfunktion.<br />
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des Immun systems bei.<br />
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eines normalen Cholesterinspiegels<br />
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| 11
Entnahme von Blutzucker durch die Körperzellen<br />
und öffnet dafür die Fettdepots, um<br />
der Fettverbrennung, als alternative Energiequelle,<br />
den Weg frei zu machen. Außerdem<br />
kann der Körper jetzt auch Speicherfette zu<br />
Zucker umbauen und ihn dem Körper zur<br />
Verbrennung zur Verfügung stellen.<br />
ausgeprägten Vorliebe für Gemüse gesegnet<br />
ist, kann falsche Impulse setzen und trotz<br />
weniger Kalorien zunehmen, während der<br />
Nachbar schlemmend abnimmt.<br />
Wir müssen lernen<br />
in Hormonen zu denken<br />
Die Hormone Insulin und Glukagon sorgen<br />
so nicht nur für einen konstanten Blutzuckerspiegel.<br />
Sie entscheiden auch, ob Zucker<br />
und Fette in die Speicher wandern oder aus<br />
ihnen befreit werden. Je öfter und je mehr<br />
Kohlenhydrate wir essen, desto verschlossener<br />
und besser bestückt die Fettdepots.<br />
Die Umstellung von Zucker- auf die Fettverwertung<br />
dauert im Körper etwas, weshalb<br />
wir als „Dauerzuckerkonsumenten“ bei<br />
Verzicht erst einmal müde sind und vielleicht<br />
auch Kopfweh haben. Nach der Umstellung<br />
auf die Fettverbrennung, den sogenannten<br />
„ketogenen Stoffwechsel“, aber sind wir viel<br />
leistungsfähiger. Ein Gramm Fett liefert gut<br />
doppelt so viele Kalorien (Energie) wie ein<br />
Gramm Kohlenhydrate. Fette sind die Energie<br />
für ausdauernde Belastungen.<br />
Was wir essen,<br />
setzt Impulse<br />
Auch die anderen Nährstoffe werden hormonell<br />
ausbalanciert. In ähnlicher Weise steigt<br />
z. B. das Hormon „mTor“, wenn wir über<br />
die Nahrung viel Eiweiß (Proteine) aufnehmen.<br />
Es fördert den Verbrauch von Eiweißbausteinen.<br />
Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße<br />
entscheiden so via Hormonantwort darüber,<br />
was der Körper mit ihnen macht. Er kann sie<br />
speichern oder verbrennen, daraus Muskeln<br />
bauen, sie einfach ausscheiden oder durch<br />
sie ein anhaltendes Sättigungsgefühl erzeugen.<br />
Wer hier nicht zufällig mit einer stark<br />
Der Schlüssel zum Abnehmen ist ein niedriger<br />
Insulin-Spiegel. Und den erreichen wir durch<br />
regelmäßige lange Nahrungspausen und eingeschränkten<br />
Zuckerkonsum. So bleibt kein<br />
Zuckerüberschuss, der als Fett in die Speicher<br />
wandert und die Fettdepots bleiben für den<br />
Export ihrer Vorräte geöffnet, weil der Körper<br />
immer einen gewissen Teil seiner Energie aus<br />
Fetten beziehen muss. Das baut auch die Blutfette<br />
ab.<br />
Das Konzept liegt auf der Hand. Damit kommt<br />
der Körper am besten zurecht. In unserer Entwicklungsgeschichte<br />
gab es kaum Kohlenhydrate,<br />
weil es noch kein Getreide gab. Zucker<br />
(Glukose), wie wir ihn heute für Süßwaren und<br />
in fast allen industrialisierten Nahrungsmitteln<br />
kennen, gab es überhaupt nicht. Vor allem<br />
der überhöhte Zuckerkonsum füllt heute die<br />
Fettspeicher, weil der Körper durch die dauerhaft<br />
erhöhten Insulinwerte nicht mehr in<br />
die Fettverbrennung kommt. Das führt auch<br />
zu Insulinresistenz. Die Zellen reagieren<br />
immer schlechter auf den Dauerbeschuss mit<br />
Insulin, was mittelfristig zu Übergewicht<br />
führt und langfristig die Zuckerkrankheit<br />
Diabetes mellitus auslöst. Geben wir den<br />
Fettdepots eine Chance. Sonst werden die<br />
ursprünglich lebensnotwendigen Rücklagen<br />
zur stetig wachsenden Dauerreserve. Das<br />
Intervallfasten greift diesen Punkt auf und<br />
empfiehlt die Kühlschranktür 16 Stunden<br />
lang geschlossen zu halten – dem Insulinspiegel<br />
zu Liebe.<br />
12 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Mensch beweg Dich<br />
Buchtipps zum Thema<br />
Wir sind als „Jäger und Sammler“ auf diese<br />
Welt gekommen. Ständig unterwegs. Für die<br />
ausdauernde Jagd und lange Wege können<br />
unsere Muskeln Fette als Energiequelle nutzen.<br />
Muskeln sind die Hauptfettverbrenner.<br />
Auch nachts, wenn wir schlafen, verbrennen<br />
sie Fett aus den Depots. Neben dem Vorteil<br />
der Fettverbrennung, ist Bewegung an der<br />
frischen Luft auch wichtig für das psychische<br />
Wohlbefinden, für gesunde Gelenke, ein gutes<br />
Gleichgewicht und gute Reflexe und für die<br />
Vitamin-D-Produktion in der Haut. Bewegung<br />
ist ein Standbein jeder „Gesundheitssanierung“,<br />
um nicht von „Diät“ zu sprechen. Egal<br />
wo und wie, Hauptsache mit einer angemessenen<br />
Belastung, möglichst viel an der frischen<br />
Luft und täglich.<br />
Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer<br />
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Die Schlankformel – Kochbuch<br />
Wer seinen Insulinspiegel durch die<br />
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· 208 Seiten, 1. Auflage 12/2019<br />
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Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer<br />
Dr. Susanne Schwarzer lebt und arbeitet<br />
als freie Fachjournalistin für Medizin<br />
in der Nähe von Rosenheim. Zum<br />
Thema Vitalstoffe hat die promovierte<br />
Biologin ein Buch verfasst.<br />
| 13
FASTEN<br />
Mythen und Wahrheiten<br />
14 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Viele Geschichten und Eitelkeiten ranken<br />
um das Thema „Fasten“. Die Wahrheit ist<br />
wissenschaftlich besser durchleuchtet als<br />
vermutet. Der Körper profitiert vom Verzicht<br />
und das seit Urzeiten.<br />
„Fasten“ bedeutet freiwillig und für eine begrenzte<br />
Zeit auf Nahrung oder zumindest auf<br />
bestimmte Genussmittel zu verzichten. Damit<br />
der Stoffwechsel gesund weiterläuft und entgiften<br />
kann, gilt es begleitend viel zu trinken<br />
und sich regelmäßig zu bewegen. Außerdem<br />
stehen Gemüsesäfte und basische Tees hoch<br />
im Kurs, für einen ausgeglichen Vitaminund<br />
Mineralstoffhaushalt. Ansonsten zählt<br />
beim Fasten die innere Haltung: Fastenkuren<br />
sind Zeiten des Überdenkens und der Neuausrichtung.<br />
Körper und Seele kommen zur<br />
Ruhe. Das Loslassen der ständigen „Jagd nach<br />
Nahrung“ schafft Raum für neue Bewusstseinsinhalte.<br />
Vorteile<br />
wissenschaftlich belegt<br />
Buchtipp<br />
Fasten – Das große Handbuch<br />
Auch die moderne Wissenschaft und<br />
Medizin haben den enormen gesundheitlichen<br />
Nutzen des zeitlich begrenzten<br />
Verzichts auf feste Nahrung erkannt.<br />
Fasten ist ein unglaublich effektiver und<br />
vielseitiger Ansatz, mit dem der Stoffwechsel<br />
normalisiert, das Abnehmen<br />
erleichtert und der Körper gereinigt<br />
werden kann. Fasten bewirkt aber noch<br />
viel mehr: Es verbessert sowohl die<br />
körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit<br />
und steigert das allgemeine<br />
Wohlbefinden.<br />
· Autor: Dr. Jason Fung<br />
· 256 Seiten, 1. Auflage 12/2017<br />
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Die positiv gesundheitliche Wirkung des Fastens<br />
gilt in vielen Bereichen als wissenschaftlich<br />
bewiesen, so z. B. zur Vorbeugung oder<br />
als begleitende Therapie des Metabolischen<br />
Syndroms, mit Übergewicht, der Zuckerkrankheit<br />
Diabetes mellitus und diversen<br />
Herz-Kreislauf-Leiden. Auch für Rheuma und<br />
Gicht wurden positive Effekte belegt und für<br />
einige psychosomatische Leiden.<br />
Allein das regelmäßige Entlasten des Darms<br />
sollte als Motivation zum Fasten ausreichen.<br />
Unser Darm wird heute durch das ständige<br />
und überhöhte Nahrungsangebot sehr belastet.<br />
Das Zuviel an Zucker, Alkohol und<br />
Zusatzstoffen der industrialisierten Nahrung<br />
setzt den Schleimhäuten zu und bricht<br />
deren Barrierefunktion gegen Mikroorganismen<br />
und Giftstoffe. Nicht nur die Zunahme<br />
chronisch entzündlicher Darmerkrankungen<br />
wird dem zugeschrieben. Ein kranker Darm<br />
wird heute mit vielen chronischen Leiden<br />
in Verbindung gebracht, von entzündlich<br />
rheumatischen Gelenken, über Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
und Allergien, bis<br />
zu Hautleiden, Tumoren oder Autoimmunkrankheiten,<br />
wie der Multiplen Sklerose und<br />
Hashimoto.<br />
Verschiedene Fasten-Methoden entlasten<br />
den Körper dabei auf unterschiedliche Weise.<br />
Nicht alle sind für jeden geeignet und nicht<br />
jede ist im Alltag leicht zu integrieren. Hier<br />
die wichtigsten im Überblick:<br />
| 15
Nulldiät: Verzicht pur. Nur Wasser und<br />
Tee. Maximal eine Woche. Je nach Gesundheit<br />
und Statur kann der Körper so lange<br />
auf seine Reserven zurückgreifen. Auf<br />
Dauer drohen Vitamin- und Nährstoffmangel.<br />
Nur unter ärztlicher Aufsicht, z. B. in<br />
einer Fastenklinik durchführen.<br />
Basenfasten: Ausschließlich basische Lebensmittel<br />
(Gemüse, Obst, Nüsse, hochwertige<br />
Pflanzenöle). Auf „Säurebildner“ wird<br />
verzichtet (Fleisch, Eier, Milch, Getreide,<br />
Zucker, Coca-Cola, Alkohol). Zur Entsäuerung<br />
des Körpers, regelmäßig einige Tage<br />
im Jahr.<br />
Saft- und Suppenkur: Shakes und Suppen<br />
aus Obst und Gemüse decken den<br />
Vitamin- und Mineralstoffbedarf, führen<br />
ausreichend Basen zu und erfreuen mit<br />
Geschmack. Dazu reichlich Wasser und<br />
Tee. Leistungsfähigkeit und persönliches<br />
Wohlbefinden sind deutlich besser. Bei<br />
guter Gesundheit bis zu einer Woche oder<br />
in Form von Entlastungstagen.<br />
Detox: Überwiegend Saftkuren, mit initial<br />
aktiver Darmentleerung. Aufbau mit Rohkost.<br />
Basen bildende Lebensmittel stehen<br />
auch hier im Vordergrund. Neben Säuren<br />
sollen hier aber auch andere „Schlacken“<br />
ausgeleitet werden: Umweltschadstoffe,<br />
Schwermetalle, Medikamentenrückstände.<br />
Bäder, Massagen, Sauna und Yoga sowie<br />
Detox-Teekräuter begleiten die Entgiftung.<br />
Heilfasten: Zur Prävention ernährungsbedingter<br />
Erkrankungen. Beim Heilfasten<br />
nach Buchinger mit Entlastungstagen<br />
(leichte Kost, wie Äpfel, Reis, Naturjoghurt)<br />
und 7–10 Tage Kur mit Darmreinigung<br />
(max. 500 kcal pro Tag, durch Kräutertee,<br />
Wasser, Gemüsebrühe, Obst- und<br />
Gemüsesäfte). Am besten als betreute Kur.<br />
Intervallfasten: Ob „Dinner Skipping“<br />
(Wegfall des Abendessens), Frühstücksverzicht,<br />
„5:2“ (fünf Tage normal essen, an<br />
zwei Tagen Fasten) oder „16:8“ (Stunden der<br />
Nahrungskarenz : Essenszeiten), Intervallfasten<br />
oder auch intermittierendes Fasten<br />
(IF) erfreut sich zunehmender Beliebtheit.<br />
Tagsüber vollwertig essen und dafür, vorzugsweise<br />
über Nacht, eine größere Pause<br />
von mindestens 10 Stunden, besser 16 ganz<br />
ohne Nahrung und Zucker-/Alkoholhaltiges.<br />
Im Unterschied zu anderen Fastenformen<br />
hervorragend dauerhaft und zur<br />
Gewichtsreduktion geeignet.<br />
16 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Wie lange<br />
sollte man fasten?<br />
Wegen drohender Nährstoffdefizite ist eine<br />
einseitige oder stark reduzierte Kost nicht<br />
dauerhaft zu empfehlen. Normal sind Entlastungstage<br />
oder einzelne Wochen im Jahr.<br />
In ärztlich betreuten Kuren kann es auch 10<br />
Tage dauern (Heilfasten) oder länger.<br />
Kräuterfermentgetränke<br />
Milchsäurebakterien und mehr<br />
Einen Anhaltspunkt gibt die Reaktion des<br />
Körpers während des Fastens. Während der<br />
Blutzucker schon nach 24 Stunden deutlich<br />
absinkt und über die Fastendauer niedrig<br />
bleibt, erreichen „säubernde“ Stoffwechselprozesse,<br />
die die Zellgesundheit stützen,<br />
einen Höhepunkt nach drei Tagen und<br />
nehmen dann wieder ab. Immunsystem und<br />
Regeneration des Darms laufen ebenfalls<br />
nach drei bis vier Tagen zur Höchstform auf.<br />
Als gewinnbringender Kompromiss ergibt<br />
sich so für den häuslichen Einsatz des Fastens<br />
eine sinnvolle Zeitspanne aus mindestens vier<br />
Tagen (um die wichtigsten positiven Effekte<br />
auszuschöpfen) und einer guten Woche (um<br />
einem Nährstoffmangel vorzubeugen).<br />
In der praktischen<br />
Vorratsgröße für<br />
Ihr Wohlbefinden<br />
an jedem Tag<br />
Intervallfasten – die gesunde Antwort<br />
auf den Überfluss<br />
Fasten schenkt dem Körper Pausen vom „Alltagsgeschäft“.<br />
So kann er „Luft holen“ und<br />
seine entgiftenden Organe und regenerativen<br />
Prozesse erholen sich.<br />
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Das Intervallfasten hat eine neue Dimension<br />
ermöglicht: Dauerhaft anwendbar und alltagstauglich<br />
ist es, strenggenommen, kein „Fasten“<br />
mehr. Eher eine gesunde Ernährungsform<br />
oder – provokant formuliert – eine<br />
Rückkehr in die Normalität. Längere Nahrungspausen<br />
gehören zu unseren entwicklungsgeschichtlichen<br />
Wurzeln. Mal gab es Essen, mal<br />
nicht. Wenn es dunkel wurde, schliefen wir.<br />
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Unser Körper ist auf den Wechsel zwischen<br />
Kalorienverbrauch (jagen/sammeln/schlafen)<br />
und Kalorienaufnahme (essen) programmiert.<br />
Wissenschaftler wissen heute, dass wir diesen<br />
Wechsel zur Regeneration benötigen. Seit an<br />
jeder Ecke das schnelle Essen lauert, muss<br />
unser Körper darauf verzichten.<br />
Der Körper braucht Hunger,<br />
um mit seinem „Müll“ aufzuräumen<br />
„Autophagie“, heißt das Schlüsselwort fachsprachlich.<br />
Erhält der Körper keine Nahrung,<br />
beginnt er bei sich selbst aufzuräumen, zu<br />
essen, was an Ballast „rumliegt“, bildlich<br />
gesprochen. Schadhafte Zellbestandteile<br />
werden vertilgt oder fehlerhaft gefaltete<br />
Eiweiße, wie das Beta-Amyloid im Gehirn, das<br />
mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung<br />
gebracht wird. Angestoßen wird diese „Müllentsorgung“<br />
durch Moleküle, wie „Spermidin“<br />
oder „Sirtuin-1“, ein Enzym, das auch Entzündungen<br />
unterdrückt, die Stressresistenz<br />
von Zellen erhöht und auftritt, sobald der<br />
Körper „Hunger“ meldet.<br />
Studien weisen darauf hin, dass die Autophagie<br />
eine wichtige Säule im Schutz vor Alterungsprozessen<br />
ist. Und es sind Alterungsprozesse,<br />
wie ein verlangsamter Stoffwechsel,<br />
die nachlassende Immunfunktion, rigide<br />
Gewebe und verminderte Regeneration, die<br />
letztlich zu Gebrechen führen, zu Bluthochdruck,<br />
Herzversagen, Demenz, schwer verlaufenden<br />
Infekten und Krebsleiden. Zellen, die<br />
im Labor „hungern“ leben länger.<br />
Das „Aufräumprogramm“ der Zellen läuft in<br />
allen Spezies dieser Erde vergleichbar ab, von<br />
der Bäckerhefe bis zur Stubenfliege, von der<br />
Maus bis zum Menschen – ein Zeichen, dass<br />
es sich bewährt hat.<br />
Günstiger Nebeneffekt: Die Nahrungspause
Ob Wasser und Tee, Saftkur, basische Lebensmittel oder geregelte Essenszeiten –<br />
es gibt viele sinnvolle Fastenmodelle<br />
senkt Tag für Tag über Stunden den Insulin-<br />
Spiegel, die Konzentration des Blutzucker<br />
regulierenden Hormons. Das beugt nicht nur<br />
der Zuckerkrankheit vor. Es schult den Körper<br />
auch flexibel zwischen Zucker und Fetten als<br />
Energiequelle zu wechseln und uns so durchgehend<br />
leistungsfähig und auch schlanker<br />
zu halten. Die entstehenden Ketone aus dem<br />
Fettstoffwechsel wirken ergänzend bösartigem<br />
Tumorwachstum entgegen, unterstützen<br />
die Darmgesundheit und die Immunkompetenz<br />
und wir schlafen auch besser, wenn wir<br />
nach 18 Uhr nichts mehr essen.<br />
Mythen rund ums Fasten<br />
„Fasten ist unnatürlich“: Nichts könnte<br />
weiter von der Wahrheit entfernt sein. Schon<br />
Hippokrates beschrieb die Heilwirkung des<br />
Verzichts und es gab in allen Kulturen von<br />
Anfang an facettenreiche Interpretationen<br />
und Motivationen für den Nahrungsverzicht.<br />
Er dient religiösen Zwecken (christliches Fasten<br />
von Aschermittwoch bis Ostern, Ramadan<br />
der Muslime), wird therapeutisch eingesetzt<br />
(Heilfasten) oder dient der Gesundheitsvorsorge.<br />
Außerdem waren regelmäßige Nahrungspausen<br />
in der überwiegenden Zeit der<br />
Menschheitsgeschichte normal. Wir mussten<br />
unser Essen finden oder erjagen. Der volle<br />
Supermarkt und das regelmäßige Essen sind<br />
das Unnatürliche.<br />
„Fasten macht dick“- „Fasten macht<br />
schlank“: Wer die Kalorienzufuhr dauerhaft<br />
absenkt, senkt seinen Grundumsatz, denn der<br />
Körper versucht mit weniger auszukommen.<br />
So entsteht der berühmte „Jo-Jo-Effekt“ nach<br />
Kalorienreduktion. Wer dagegen regelmäßig<br />
längere Phasen ganz ohne Kalorienzufuhr<br />
einbaut (Intervallfasten), erhöht seinen<br />
| 19
Grundumsatz. Fehlende Nahrungszufuhr ist<br />
für den Körper „potentiell“ lebensbedrohend.<br />
Er mobilisiert daher Extraenergie, damit wir<br />
gerade jetzt weiter auf Nahrungssuche gehen<br />
können.<br />
„Fasten riskiert Nährstoffdefizite“. Wer<br />
nur gelegentlich fastet oder in täglichen<br />
Intervallen, wird mehr Bewusstsein für<br />
gesunde Ernährung entwickeln und für das<br />
Sättigungsgefühl. Die Nährstoffzufuhr wird<br />
sich qualitativ verbessern. Nähstoffmangel<br />
entsteht vor allem durch stark industriell verarbeitete<br />
Nahrung, Weißmehlprodukte und<br />
einseitige Kost. Stark Übergewichtige haben<br />
durch Fehlernährung so z. B. oft Mangelerscheinungen.<br />
„Fasten lässt die Muskeln schwinden“: Nur,<br />
wenn der Körper sehr lange zu wenig Eiweiß<br />
bekommt und auch zu wenig Kalorien (z.B.<br />
Magersucht) beginnt er, Muskelproteine für<br />
seinen Stoffwechsel abzubauen. Beim Intervallfasten<br />
oder bei normalen Fastenkuren<br />
steht die Autophagie im Vordergrund, die<br />
„Reinigung“ der Gewebe.<br />
„Fasten macht schlapp und müde“: Die<br />
meisten fühlen sich leistungsfähiger, leichter,<br />
jünger und wacher beim und nach dem<br />
Fasten. Diabetiker können Ihren Arzt fragen,<br />
ob Intervallfasten für Sie möglich ist. Langfristig<br />
kann sich die Symptomatik darunter<br />
verbessern und der Bedarf an Medikamenten<br />
kann sinken. Eine Änderung der Medikation<br />
kann wiederum nur der Arzt vornehmen.<br />
Nicht für Jedermann<br />
Fasten eignet sich nicht für jeden Menschen:<br />
Ältere Menschen und vor allem diejenigen,<br />
die regelmäßig Medikamente einnehmen, an<br />
einer chronischen Krankheit leiden, besonders<br />
an Herz- oder Nierenleiden oder ohnehin<br />
wenig essen, sollten nur unter ärztlicher<br />
Aufsicht fasten. Für Magersüchtige ist Fasten<br />
tabu. Von einer Fastenkur ganz absehen sollten<br />
auch Schwangere und stillende Frauen,<br />
Kinder und Untergewichtige. Hier ist das<br />
Risiko einer Mangelernährung zu groß.<br />
Dr. rer. nat. Susanne Schwarzer<br />
„Fasten ist schlecht für die Hormone“: Eher<br />
das Gegenteil. Der absinkende Insulinspiegel<br />
schützt vor der Zuckerkrankheit. Schilddrüsenerkrankungen,<br />
wie Hashimoto, lassen<br />
sich besser kontrollieren und die Wechseljahre<br />
verlaufen eher milder. Alles hormonelle<br />
Regelkreise.<br />
20 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
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| 21
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auf Basis neuester Wissenschaft und<br />
eigener ärztlicher Praxis<br />
Sich rundum wohlfühlen, lange gesund bleiben und dabei die biologische Uhr zurückdrehen:<br />
Das „Basisprogramm für längere Gesundheit“ von Dr. Klaus Mohr liefert Ihnen hierfür einen<br />
wertvollen Leitfaden für den Alltag.<br />
Das Konzept für mehr Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Vitalität bis ins hohe Alter hat der<br />
erfahrene Schulmediziner und Naturheilkundler über Jahre hinweg entwickelt und verfeinert –<br />
anhand neuester Studien und Erfahrungen aus der eigenen Praxis.<br />
Das erprobte System umfasst Empfehlungen für eine gesunde Ernährung und den Ausgleich von<br />
Naturstoff-Defiziten sowie Tipps für ausreichend Bewegung und eine bewusste Lebensweise.<br />
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden dabei stets miteinbezogen, wie beispielweise:<br />
· Ernährung: Rückbesinnung auf gute Fette als gesunder „Treibstoff“<br />
· Gewicht: Normalgewicht ist Folge eines gesunden Stoffwechsels<br />
· Nahrungspausen: Positive Effekte durch Intervall- oder Vollfasten<br />
· Darm: Gesund mit den richtigen Bakterien<br />
· Gene: Wie wir mit Epigenetik unsere Gene steuern<br />
· Regeneration: Förderung von Selbstreinigung und Erneuerung durch Autophagie<br />
Weitere Informationen zum Dr. Mohr Basisprogramm finden Sie regelmäßig hier in Ihrer<br />
<strong>reformleben</strong> sowie unter www.basisprogramm.de<br />
22 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Fette<br />
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Curcumin, Grüner Tee,<br />
Granatapfel, Selen<br />
Schutz<br />
Pro- und Prebiotika<br />
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| 23
IN DER<br />
RUHE LIEGT<br />
DIE KRAFT<br />
Stress & Immunsystem<br />
Die Erkenntnis ist ein überliefertes Zitat<br />
des chinesischen Philosophen Konfuzius,<br />
der vor rund 2.500 Jahren lebte. Philosophie<br />
und Medizin aus dem Reich der Mitte bringen<br />
der Menschheit Segen. Im letzten Jahr<br />
aber kam ausgehend von der chinesischen<br />
Stadt Wuhan ein schwerwiegendes Problem:<br />
das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2.<br />
Selbstverständlich gab es vorher schon<br />
Stress, aber nun ist er für viele Menschen<br />
bis zur Unerträglichkeit angewachsen: Sorgen<br />
um die Gesundheit, Überforderung im<br />
Job einerseits, Angst vor dem wirtschaftlichen<br />
Ruin andererseits, Einsamkeit, Streit,<br />
Verarmung der Kultur. Entgegenhalten<br />
könnte man Entlastung der Umwelt und<br />
Besinnung auf den Wert der Familie. Doch<br />
die negativen Auswirkungen überwiegen<br />
eindeutig.<br />
Stressreaktionen befähigen Menschen in Ausnahmesituationen<br />
zu Höchstleistungen. Die<br />
Stresshormone beschleunigen die Herz- und<br />
Atemfrequenz, das Gehirn ist bereit für blitzschnelle<br />
Entscheidungen, die Muskeln werden<br />
verstärkt durchblutet, um Kampf oder Flucht<br />
zu ermöglichen. Wird aber der Alarmzustand<br />
zum Dauerzustand, macht Stress krank und<br />
schränkt die Leistungsfähigkeit ein.<br />
24 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Psyche und Körper<br />
nicht zu trennen<br />
Ein riesiges Netzwerk aus Milliarden Nervenzellen<br />
durchzieht den menschlichen Körper<br />
und steuert alle wichtigen Funktionen – den<br />
Stoffwechsel wie die Gefühle und das Verhalten.<br />
Das weit verzweigte Nervensystem<br />
unterteilt sich in das zentrale Nervensystem,<br />
das aus Gehirn und Rückenmark besteht, und<br />
das periphere Nervensystem. Ständig sind Informationen<br />
in beide Richtungen unterwegs<br />
von der Peripherie ins zentrale Nervensystem<br />
und von dort wieder zurück zu Muskeln, Organen<br />
oder Hormondrüsen. Was da in Sekundenbruchteilen<br />
passiert, schützt beispielsweise<br />
vor Schmerz und Verbrennungen.<br />
Ein Teil des peripheren Nervensystems ist das<br />
vegetative Nervensystem, auch autonomes<br />
Nervensystem genannt, weil seine Reaktionen<br />
der Willenskontrolle weitgehend entzogen<br />
sind. Es überwacht und steuert lebenswichtige,<br />
sozusagen automatische Grundfunktionen<br />
wie Herzschlag, Atmung, Verdauung.<br />
Dieses vegetative Nervensystem besteht<br />
wiederum aus zwei Teilen, Sympathikus und<br />
Parasympathikus, die gegensätzlich arbeiten<br />
und idealerweise in Balance sind.<br />
| 25
Power-Wurzel<br />
Roter Ginseng<br />
Der Sympathikus ist der Stress- oder Leistungsnerv,<br />
versetzt Körper und Psyche in<br />
einen Zustand höherer Aufmerksamkeit,<br />
beschleunigt Herzschlag und Durchblutung.<br />
Der Parasympathikus kann dagegen als Erholungsnerv<br />
bezeichnet werden.<br />
Das vegetative Nervensystem fungiert als<br />
Verbindung zwischen Körper und Psyche.<br />
Leidet die Psyche, hat dies Auswirkungen auf<br />
den Körper. „Das schlägt mir auf den Magen“,<br />
ist beispielsweise eine Redensart, die das bereits<br />
verdeutlicht. Psychosomatische Erkrankungen<br />
können sich entwickeln. Umgekehrt<br />
hat es aber auch psychische Folgen, wenn der<br />
Körper leidet.<br />
Die Stärke der Nerven und die Stabilität des<br />
Nervensystems beeinflussen das Empfinden<br />
und die Immunabwehr. Die Macht der Gedanken<br />
und Gefühle kann von Schmerzen<br />
ablenken oder alles intensiver empfinden<br />
lassen. Genauso wie Stress oder Depressionen<br />
die körpereigenen Abwehrkräfte schwächen<br />
können, kann Lebensfreude sie stärken. Das<br />
ist die Krux bei den Corona-Maßnahmen, sie<br />
verringern das Ansteckungsrisiko mit Abstand<br />
und Einschränkungen, schwächen aber<br />
die Lebensfreude und damit die körpereigene<br />
Immunabwehr.<br />
Natürlich gut<br />
für Nerven und Gesundheit<br />
Nervliche Anspannung führt zu endlos<br />
kreisenden Gedanken und Ruhelosigkeit bis<br />
in die Nacht. Resultat der fehlenden Erholung<br />
ist, dass man schon erschöpft in den Tag<br />
startet, umso mehr angespannt ist. Wie dem<br />
Teufelskreis entkommen? Beruhigungsmittel<br />
können den Schlaf fördern, führen jedoch oft<br />
zu einem „Hangover“. Natürliche Stressdämpfer<br />
wirken nicht so schnell, aber nachhaltiger<br />
26 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
und fördern insgesamt die Gesundheit. Das<br />
sind die Möglichkeiten:<br />
• An der frischen Luft bewegen – bringt<br />
durch die Ausschüttung von Glückshormonen<br />
Lebensfreude, durchflutet die Zellen<br />
mit Sauerstoff, fördert den Stoffwechsel<br />
und das Müdewerden<br />
• Entspannungsübungen machen mit Musik,<br />
die Stimmungen ausgleicht<br />
• Vitalstoffreich essen – mediterran mit viel<br />
Gemüse, pflanzlichen Ölen, Obst, Nüssen<br />
und Samen<br />
• Eine schöne Umgebung schaffen. Farben<br />
und Düfte können harmonisieren. Die Psyche<br />
freut sich über ein kuscheliges Zuhause<br />
– Wohnung dekorieren, Duftöl verwenden<br />
oder ein Bad nehmen mit einem individuell<br />
angenehmen Badezusatz<br />
• Heilpflanzen einsetzen. Johanniskraut<br />
bringt Licht in die Seele, Rosenwurz macht<br />
starke Nerven, Passionsblume, Lavendel und<br />
Melisse entspannen. Ginseng bringt das Leben<br />
in Balance, hat umfangreiche adaptogene<br />
Wirkungen, heißt hilft bei der Anpassung<br />
an widrige Gegebenheiten.<br />
Die Menschenwurzel<br />
Das Multitalent Ginseng wollen wir uns näher<br />
ansehen. Ginseng wird in der fernöstlichen Medizin<br />
gegen vielerlei Beschwerden eingesetzt –<br />
kurbelt den Stoffwechsel an, stärkt das Immunsystem,<br />
macht widerstandsfähiger gegen Stress<br />
und andere negative Umwelteinflüsse.<br />
Arzneilich zum Einsatz kommt die Wurzel.<br />
Sie besteht zu zwei bis drei Prozent aus sogenannten<br />
Triterpensaponinen, zu denen die<br />
Ginsenoside zählen. Das sind die bekanntesten<br />
Inhaltsstoffe, die auch lange Zeit für<br />
die einzig wichtigen gehalten wurden. Von<br />
den Ginsenosiden sind rund 30 verschiedene<br />
bekannt. Inzwischen weiß man aber, dass es<br />
die Gesamtheit der Inhaltsstoffe ist, die die<br />
gesundheitsfördernde Wirkung von Ginseng<br />
ausmacht. Die weiteren Inhaltsstoffe sind<br />
ätherische Öle, Peptidoglykane und Phytosterole,<br />
außerdem diverse Fettsäuren und<br />
Aminosäuren, zahlreiche Mineralstoffe wie<br />
Selen, Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium<br />
sowie Vitamine und Spurenelemente.<br />
Ginseng kann dem Menschen in nahezu<br />
jeder Lebenslage helfen. Er findet Anwendung<br />
bei Erschöpfung, Leistungs- und Konzen-<br />
trationsschwäche, in der Rekonvaleszenz<br />
nach Erkrankungen und Operationen, bei<br />
Wechseljahrsbeschwerden und Alterserscheinungen.<br />
Grund für die vielfältigen Einsatzgebiete<br />
ist die Fähigkeit, die Widerstandskraft<br />
des Organismus gegenüber Stressauslösern<br />
zu erhöhen. Er bewältigt Belastungen besser,<br />
findet leichter zu neuer Harmonie.<br />
Dem Immunsystem verhelfen die Inhaltsstoffe<br />
der Ginsengwurzel zu einer besseren<br />
Funktion. Im Bedarfsfall werden Fresszellen,<br />
weiße Blutkörperchen, Antikörper und Botenstoffe<br />
aktiviert. Ginseng ist aber auch in der<br />
Lage, ein überschießendes Immunsystem in<br />
Richtung Normalfunktion einzuregeln. Weiter<br />
hat Ginseng antioxidative Effekte, schützt<br />
als Radikalfänger vor vorzeitigem Verschleiß.<br />
Somit ist der Einsatz bei körperlichen und<br />
seelischen Belastungen sinnvoll, für die<br />
Krankheitsprophylaxe und um ein altersbedingtes<br />
Nachlassen der Leistungsfähigkeit<br />
zu bremsen.<br />
Panax ginseng, wie die Pflanze mit wissenschaftlichem<br />
Namen heißt, stammt aus den<br />
bergigen Waldgebieten zwischen Südkorea<br />
und dem Nordosten Chinas. Die Anbaugebiete<br />
gelten bis heute als die besten. „Panax“<br />
ist das lateinische Wort für Allheilmittel.<br />
Multitalent<br />
Ginseng<br />
(Menschenwurzel)<br />
| 27
In der Traditionellen Chinesischen Medizin<br />
(TCM) zählt Ginseng, „Jen Shen“, übersetzt<br />
die Menschenwurzel, zu den ranghöchsten<br />
Arzneimitteln.<br />
Die Ginsengpflanze wird bis zu 80 Zentimeter<br />
hoch, hat lang gestielte handförmige Blätter,<br />
im Frühjahr kleine gelblich-weiße Blüten<br />
und im Herbst leuchtend rote Beeren. Die<br />
zylinderförmige Wurzel besitzt zahlreiche<br />
Nebenäste. Bei der ausgewachsenen Pflanze<br />
ist sie acht bis zwölf Zentimeter lang und gut<br />
zwei Zentimeter dick. Ihre Rinde ist gelblichbraun,<br />
das Innere gelblich-weiß.<br />
Diese Wurzeln sind der Pflanzenteil, um den<br />
es beim Anbau geht. Gute Ginsengqualitäten<br />
zu erzeugen ist aufwändig und braucht<br />
vom Samen bis zur erntereifen Wurzel sechs<br />
bis sieben Jahre. Die Bezeichnungen roter<br />
und weißer Ginseng beziehen sich nicht auf<br />
Unter-, sondern auf Weiterverarbeitungsarten.<br />
Weißer Ginseng wird direkt getrocknet<br />
und behält so seine Farbe. Roter Ginseng<br />
entsteht, wenn die Wurzeln vor dem Trocknen<br />
gedämpft werden. Durch die Wärmeeinwirkung<br />
bekommt er seine typisch rot-orange<br />
Färbung, Wirkstoffe werden „aufgeschlossen“.<br />
Um hochwertige Arzneimittel anbieten zu<br />
können, sind sowohl der Einkauf bester<br />
Rohstoffe als auch die Weiterverarbeitung<br />
wichtig. Beispielsweise berichtet Benno von<br />
Sobbe von dem Anbieter KGV (Korea Ginseng<br />
Vertrieb), dass seine Firma inzwischen in<br />
der südlichen Mandschurei einkauft. Dort<br />
wird Ginseng an Waldhängen erzeugt, die<br />
zwischendurch immer wieder aufgeforstet<br />
werden. Nach sechs Jahren Ginsenganbau,<br />
also einer Ernte, kann sich der Boden jeweils<br />
24 Jahre regenerieren. Das sind perfekte Bedingungen<br />
für gute Qualität. Importiert wird<br />
der Rohstoff, die grob geschnittene Wurzel.<br />
Die weiteren Verarbeitungsschritte erfolgen<br />
in Deutschland. Die zur Herstellung von Naturarznei<br />
vorgesehene Rohware wird durch<br />
unabhängige Prüfinstitute analysiert. Dabei<br />
werden der Wirkstoffgehalt und die mikrobiologische<br />
Reinheit geprüft. Nur nach Freigabe<br />
dürfen die einzelnen Chargen weiterverarbeitet<br />
werden. Jeder Herstellungsvorgang ist an<br />
Hand des Chargenberichtes nachvollziehbar.<br />
Beim Kauf von Ginseng-Präparaten ist die<br />
Qualität ein beachtenswertes Kriterium für<br />
die Auswahl. Es gibt Nahrungsergänzungsmittel<br />
und zugelassene Arzneimittel. Präparate,<br />
die den Arzneimittel-Qualitätsstandard<br />
erfüllen, müssen vom Bundesinstitut für<br />
Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen<br />
sein und werden jährlich kontrolliert.<br />
Von den Darreichungsformen her besteht<br />
die Wahl zwischen Hartkapseln, Kapseln, Tabletten,<br />
Wurzelscheiben und Tee. Benno von<br />
Sobbe berichtet, dass gerade Personen, die<br />
sich durch Ginseng zu sehr gepusht fühlen<br />
mit Wurzelscheiben bessere Erfahrungen<br />
gemacht haben. Die Inhaltsstoffe haben nämlich<br />
in der Stammwurzel einen etwas anderen<br />
Schwerpunkt als in den Haarwurzeln, von<br />
denen in den anderen Präparaten mehr verarbeitet<br />
werden. Bestehen dennoch Unsicherheiten,<br />
ob die Einnahme im persönlichen<br />
Kontext bestehender Gesundheitsprobleme<br />
sinnvoll ist, sollte der behandelnde Arzt bzw.<br />
die behandelnde Ärztin darauf angesprochen<br />
werden. Angeraten ist dies bei Einnahme<br />
blutverdünnender Medikamente, bestehendem<br />
Bluthochdruck und Diabetes. Dabei ist<br />
ein Einfluss auf den Blutzuckerspiegel durchaus<br />
gegeben, nur nicht genau zu quantifizieren.<br />
Wer also „austesten“ möchte, wie weit die<br />
natürliche Substanz bei ihm wirkt, sollte dies<br />
unter ärztlicher Kontrolle tun. Beim Bluthochdruck<br />
gibt es ebenfalls positive Berichte,<br />
28 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
insbesondere von Anwendern der Wurzelscheiben.<br />
Aber Patienten sollten die Behandlung<br />
ihrer Erkrankung nicht auf eigene Faust<br />
ändern.<br />
Ein Ausschlusskriterium sind Vorerkrankungen<br />
jedoch keineswegs. Denn gerade dann<br />
gibt es interessante Aspekte für die Einnahme.<br />
Chronisches Entzündungsgeschehen ist die<br />
Ursache vieler Erkrankungen. Der eigentlich<br />
sinnvolle Vorgang, um mit Erregern fertig zu<br />
werden, kann vom Körper nicht abgeschlossen<br />
werden und wendet sich irgendwann gegen<br />
sich selbst. Ginseng hilft, diesen Prozess<br />
zu beenden. Die antioxidative Kapazität ist<br />
hoch. Das entlastet den Körper von Schadstoffen.<br />
Für die Extrakt Hartkapseln von<br />
KGV wurde ein sensationeller Wert von über<br />
300.000 TE/100g gemessen.<br />
Sigrid Oldendorf<br />
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ORAC – was ist das?<br />
Stresssituationen führen zu einer gesteigerten<br />
Produktion an Freien Radikalen im<br />
Körper. Es entsteht eine oxidative Stresslage.<br />
ORAC steht für „Oxygen Radical<br />
Absorbance Capacity“, also die Fähigkeit,<br />
Sauerstoffradikale abzufangen. Der Wert<br />
gibt an, wie viele freie Radikale pro Gramm<br />
Saft oder Frucht beispielsweise neutralisiert<br />
werden können. Beim Messverfahren werden<br />
durch eine chemische Reaktion Freie<br />
Radikale im Reagenzglas erzeugt. Durch<br />
die Zugabe der Antioxidantienprobe werden<br />
Freie Radikale neutralisiert. Man vergleicht<br />
das Ergebnis mit einem Vitamin-E-Standard<br />
(Trolox Equivalent, TE). So wird ein Wert<br />
errechnet, der einen Hinweis auf die antioxidative<br />
Fähigkeit der Probe liefert.<br />
Camu Camu beinhaltet rund 50 mal so viel<br />
Vitamin C wie eine Orange, mehr als Acerola<br />
sowie jede andere am Markt erhältliche Frucht.<br />
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| 29
MSM<br />
organisch gebundener<br />
Schwefel<br />
Was ist MSM?<br />
MSM (Methylsulfonylmethan) ist eine<br />
organische Schwefelverbindung, die natürlicherweise<br />
in tierischen und pflanzlichen<br />
Organismen vorkommt und somit in geringen<br />
Mengen Bestandteil der menschlichen<br />
Ernährung ist, zum Beispiel in Obst, Gemüse,<br />
Getreide, Fleisch, Milch usw. Das Molekül<br />
MSM enthält neben Sauer-, Wasser- und<br />
Kohlenstoff ein Schwefelatom. Schwefel ist<br />
für den Menschen essentiell und an 9. Stelle<br />
der häufigsten Elemente im Körper. Schwefel<br />
ist Bestandteil der Vitamine Biotin und<br />
Thiamin sowie der Aminosäuren Cystein und<br />
Methionin und somit in allen darauf aufbauenden<br />
Peptiden, Proteinen und Enzymen. Als<br />
wesentlicher Bestandteil von Keratin geben<br />
die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin<br />
und Cystein Haut, Haaren und Nägel Form<br />
und Stabilität. Schwefelbrücken zwischen<br />
diesen Aminosäuren sind wichtig für die<br />
räumliche Struktur und Funktionsfähigkeit<br />
von Enzymen und im weiteren Sinne wesentlich<br />
für den Umgang des Körpers mit oxidativem<br />
Stress. Reines MSM, wie es üblicherweise<br />
in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt<br />
wird, bildet ein farbloses, geruchloses, wasserlösliches<br />
und leicht bitter schmeckendes<br />
Pulver. MSM ist übrigens nicht zu verwechseln<br />
mit Schwefeldioxid oder Sulfit, das z. B.<br />
zur Konservierung von Trockenfrüchten oder<br />
bei der Weinherstellung eingesetzt wird.<br />
MSM wird seit Jahrzehnten als Nahrungsergänzungsmittel<br />
für Mensch und Tier (v. a.<br />
30 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Erhältlich im<br />
Pferde) genutzt. Es soll einen Mangel an<br />
Schwefel im Organismus ausgleichen. Auch<br />
in der Komplementär- und Alternativmedizin<br />
wird es bei einer Vielzahl von Indikationen<br />
angewandt, vor allem bei entzündlichen Erkrankungen<br />
der Gelenke und des Darmes, bei<br />
Schmerzen, Hautkrankheiten, Allergien und<br />
zum Entgiften.<br />
Partner des<br />
Reformhauses<br />
Auch viele Forschungsinstitute weltweit<br />
haben die Schwefelsubstanz in den letzten<br />
Jahren ins Auge gefasst und untersuchen sie<br />
im Rahmen von Tier- und klinischen Humanstudien<br />
auf entsprechende gesundheitsförderliche<br />
Wirkungen. Deshalb gibt es zum<br />
Thema MSM mittlerweile eine breite Studienlage,<br />
vor allem zu den Indikationen Entzündungen,<br />
Gelenk- und Muskelschmerzen<br />
sowie die Reduktion von oxidativem Stress.<br />
Die US Lebens- und Arzneimittelbehörde<br />
FDA hat der Substanz MSM im Jahr 2007 den<br />
GRAS- Status (Generally Recognized As Safe,<br />
allgemein als sicher anerkannt) attestiert und<br />
somit die Unbedenklichkeit dieses Stoffes<br />
in bestimmten Lebensmitteln in definierten<br />
Mengen [1]. Die Schweizer Behörden haben<br />
für Erwachsene einen oberen Grenzwert zur<br />
täglichen Einnahme von MSM von 1 Gramm<br />
festgelegt [2]. Wie häufig bei Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
sollte auch MSM nicht<br />
in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei<br />
Überempfindlichkeit und von Kindern und<br />
Jugendlichen eingenommen werden, da hier<br />
Erfahrungswerte fehlen bzw. ein anderes<br />
Risikoprofil vorliegt.<br />
MSM in klinischen Studien<br />
Zumindest in in-vitro Studien – also „im<br />
Reagenzglas“ - wurde gezeigt, dass MSM an<br />
der Entzündungskaskade im Körper entscheidend<br />
beteiligte Komponenten, sogenannte<br />
Interleukine (IL-1, IL-6, TNF-α), reduzieren<br />
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| 31<br />
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kann [3]. Eine solche Reduktion durch MSM<br />
wurde auch für die Aktivierung der Mastzellen<br />
beobachtet [4]. Mastzellen sind Zellen<br />
der körpereigenen Abwehr, die Botenstoffe,<br />
unter anderem Histamin, gespeichert haben.<br />
Mastzellen spielen eine wichtige Rolle bei<br />
Allergien vom Typ 1 (wie z. B. Asthma und<br />
allergische Rhinitis), im Rahmen derer sie<br />
Histamin freisetzen, welches zu den typischen<br />
und umgehenden Allergie- und Entzündungssymptomen<br />
führt. Dies könnte ein<br />
Hinweis auf die Mechanismen sein, wie MSM<br />
die positiven Wirkungen im Zusammenhang<br />
mit Entzündungen und Allergien entfaltet,<br />
die im Rahmen entsprechender klinischer<br />
Studien beobachtet wurden.<br />
Einige dieser Studien untersuchten den<br />
positiven Einfluss von MSM bei Arthritis.<br />
Arthritis ist ein entzündlicher Zustand der<br />
Gelenke und betrifft ca. 1 % der erwachsenen<br />
Bevölkerung. Auslöser dieses Entzündungszustands<br />
können Infektionen, Gicht<br />
und vor allem Autoimmunerkrankungen<br />
(rheumatoide Arthritis) sein. Arthritis geht<br />
einher mit Schmerzen und Steifheit der Gelenke.<br />
Der Einfluss von MSM auf genau diese<br />
Parameter wurde untersucht und zwar mit<br />
Hilfe von standardisierten Fragebögen zu<br />
Schmerz, Funktionalität der Gelenke, aber<br />
auch Gehleistung und Alltagsbewältigung.<br />
Die Ergebnisse waren durchweg positiv.<br />
So konnte beispielsweise im Rahmen einer<br />
doppelblinden Placebo Humanstudie mit<br />
3-stelliger Probandenzahl nach Einnahme<br />
von 1,5 Gramm MSM täglich über 12 Wochen<br />
der Schmerzindex um die Hälfte reduziert<br />
werden [5]. Eine weitere Studie mit 3-stelliger<br />
Probandenzahl zeigte ähnliche positive<br />
Effekte durch MSM bzgl. Schmerz sowie<br />
Steifheit und Gelenkfunktion [6]. Auch in<br />
Kombination mit Boswelliasäuren (Weihrauch)<br />
führte die Einnahme von MSM zu<br />
einer deutlichen Reduktion von Schmerzen<br />
und der Steifheit der Gelenke [7].<br />
Eine andere Studie beschäftigte sich mit der<br />
Wirkung von MSM bei saisonaler, allergischer<br />
Rhinitis, die, wenn sie durch Pollen<br />
oder Gräser ausgelöst wird, gemeinhin als<br />
Heuschnupfen bezeichnet wird. Klinische<br />
Beobachtungen und in-vitro Studien haben<br />
schon im Vorfeld Hinweise ergeben, dass<br />
MSM hier hilfreich sein könnte. Im Rahmen<br />
der Studie wurde den Probanden 2,6 g MSM<br />
täglich über einen Zeitraum von 30 Tagen<br />
verabreicht. Die Heuschnupfensymptome,<br />
wie Müdigkeit und respiratorische Beschwerden,<br />
wurden mithilfe eines standardisierten<br />
Fragebogens quantifiziert.<br />
Flankierend wurden bei den Probanden<br />
Entzündungs- und Allergie Parameter im<br />
Blut gemessen, unter anderem der Histamin-Spiegel.<br />
Schon nach 7 Tagen wurde<br />
eine deutliche Besserung der Beschwerden<br />
der oberen Atemwege bei den Probanden<br />
beobachtet und nach 14 Tagen der unteren<br />
Atemwege sowie der Müdigkeit. Veränderungen<br />
der Blutparameter wurden jedoch nicht<br />
gemessen [8].<br />
32 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Weitere kleine Studien untersuchten den<br />
Einfluss von MSM auf Muskelschmerzen und<br />
die Reduktion des oxidativem Stresslevels mit<br />
zum Teil guten Ergebnissen [9]. Insgesamt<br />
deuten die Ergebnisse der o. g. Studien darauf<br />
hin, dass die natürliche organische Schwefelverbindung<br />
ein breites physiologisches<br />
Wirkspektrum aufweisen könnte, vor allem<br />
bei entzündlichen Erkrankungen. Die Europäische<br />
Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) hat in einer Stellungnahme sämtliche<br />
gesundheitlichen Wirkungen von MSM als<br />
wissenschaftlich nicht belegt gewertet, was<br />
heißt, dass gesundheitsbezogene Angaben für<br />
MSM in Nahrungsergänzungsmitteln gemäß<br />
der Health-Claims-Verordnung nicht zulässig<br />
sind [10]. Dies ist wenig überraschend, da die<br />
EFSA bisher Health-Claims im Wesentlichen<br />
nur für Vitamine, Mineralien, Spurenelemente,<br />
Fettsäuren und Ballaststoffe zugelassen hat.<br />
Möglicherweise wird sich das in der Zukunft<br />
aber ändern, da das wissenschaftliche und<br />
studienbasierte Fundament bezüglich des<br />
Einsatzes und der Wirkweise von MSM zunehmend<br />
breiter wird. Insofern dürfen wir<br />
gespannt sein auf weitere Studien und hoffentlich<br />
vielversprechende Ergebnisse rund<br />
um die Schwefelverbindung MSM.<br />
Dr. Andreas Raab<br />
Dr. Andreas Raab<br />
ist Molekular- und Mikrobiologe und<br />
hat über viele Jahre in der angewandten<br />
Molekularbiologie geforscht und<br />
Entwicklungsprojekte mit führenden<br />
europäischen Unternehmen aus den<br />
Bereichen Nahrungsmittel und<br />
Pharma begleitet. Er ist Autor zahlreicher<br />
Patente und wissenschaftlicher<br />
Veröffentlichungen. Seit 2015<br />
ist er Geschäftsführer der Raab Vitalfood<br />
GmbH.<br />
[1] Borzelleca et al., Dossier in Support of the Generally<br />
Recognized as Safe (GRAS) Status of OptiMSM<br />
(Methylsulfonylmethane; MSM) as a Food Ingredient.<br />
Food and Drug Administration; Vero Beach, FL, USA:<br />
2007.<br />
[2] Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI),<br />
Verordnung des EDI über Nahrungsergänzungsmittel;<br />
vom 16. Dezember 2016 (Stand am 1. Mai 2017),<br />
817.022.14.<br />
[3] Ahn et al., Methylsulfonylmethane inhibits NLRP3 inflammasome<br />
activation. Cytokine. 2015;71:223–231.<br />
[4] Kim et al., The anti-inflammatory effects of methylsulfonylmethane<br />
on lipopolysaccharide-induced<br />
inflammatory responses in murine macrophages.<br />
Biol. Pharm. Bull. 2009;32:651–656.<br />
[5] Usha et al., Randomised, double-blind, parallel,<br />
placebo-controlled study of oral glucosamine,<br />
methylsulfonylmethane and their combination in<br />
osteoarthritis. Clin. Drug Investig. 2004;24:353–<strong>36</strong>3.<br />
[6] Pagonis et al., The effect of methylsulfonylmethane<br />
on osteoarthritic large joints and mobility. Int. J.<br />
Orthop. 2014;1:19–24.<br />
[7] Notarnicola et al., Methylsulfonylmethane and<br />
boswellic acids versus glucosamine sulfate in the<br />
treatment of knee arthritis: Randomized trial. Int. J.<br />
Immunopathol. Pharmacol. 2016;29:140–146.<br />
[8] Barrager et al., A multicentered, open-label trial on<br />
the safety and efficacy of methylsulfonylmethane in<br />
the treatment of seasonal allergic rhinitis. J. Altern.<br />
Complement. Med. 2002;8:167–173.<br />
[9] Butawan et al., Methylsulfonylmethane: Applications<br />
and Safety of a Novel Dietary Supplement. Nutrients.<br />
2017; 9(3):290.<br />
[10] Scientific Opinion on the substantiation of health<br />
claims related to methylsulphonylmethane (MSM).<br />
EFSA Journal 2010;8(10):1746<br />
| 33
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34 | <strong>reformleben</strong> 01/2021<br />
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In Brokkoli steckt er drin, in Äpfeln, Zwiebeln,<br />
Zitrusfrüchten und Tomaten, aber auch in grünen<br />
Bohnen, Grünkohl und Kapern. Die Rede ist von<br />
Quercetin, einem gelben Naturfarbstoff aus der<br />
Substanzgruppe der Flavonole bzw. Flavonoide. Das<br />
Besondere: Quercetin hat Studien zufolge viele positive<br />
Wirkungen auf den Körper. So werden diesem<br />
sekundären Pflanzenstoff zellschützende, entzündungshemmende<br />
und sogar antikanzerogene Effekte<br />
zugesprochen.<br />
Neuer Geheimtipp fürs Immunsystem<br />
In jüngsten Studien hat sich Quercetin immer<br />
mehr zum „Star“ der immunstärkenden sekundären<br />
Pflanzenstoffe gemausert. Dies beruht nicht nur auf<br />
seiner hohen antioxidativen Aktivität, Quercetin<br />
ist auch ein wirksames antivirales Mittel, weil es<br />
die Vermehrung unterschiedlicher Atemwegsviren<br />
hemmt. Dazu gehören das Influenzavirus, das Parainfluenzavirus,<br />
das Respiratorische Syncytialvirus,<br />
das Adenovirus und das Schnupfen- bzw. Rhinovirus.<br />
In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass<br />
Quercetin die durch Schnupfenviren ausgelöste Ausschüttung<br />
entzündungsfördernder Botenstoffe und<br />
Lungenentzündungen sowie die Viruslast reduziert.<br />
An Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass<br />
eine Quercetin-Supplementierung die Anfälligkeit<br />
für Influenza-A-Virusinfektionen und die Schwere<br />
der Erkrankung verringert. Bei Sportlern reduziert<br />
Quercetin die Symptome von Infektionen der oberen<br />
Atemwege nach stressigem Training.<br />
Unterstützung der<br />
Herz-Kreislauf-Gesundheit<br />
Durch die hohe antioxidative Aktivität schützt das<br />
Quercetin das „gute“ LDL-Cholesterin vor Oxidation.<br />
| 35
Und auch die antientzündlichen Effekte des<br />
Quercetins unterstützen die Gefäßgesundheit.<br />
Denn Erkrankungen wie Arteriosklerose gehen mit<br />
entzündlichen Prozessen einher. Darüber hinaus hat<br />
Quercetin aber auch antithrombotische Eigenschaften,<br />
das heißt, es verhindert die Zusammenlagerung<br />
von Blutplättchen. Und durch seinen Einfluss auf<br />
Enzyme im Inneren von Blutgefäßen kann Quercetin<br />
sogar den Blutdruck positiv beeinflussen.<br />
Sinnvoll für die Krebsvorbeugung<br />
Eine weitere wichtige Bedeutung kommt dem natürlichen<br />
Wirkstoff beim Kampf gegen Krebs zu. Denn<br />
hierbei wirkt der sekundäre Pflanzenstoff in vielerlei<br />
Hinsicht. So kann Quercetin durch die Hemmung<br />
der Zellteilung die Vermehrung von Tumorzellen<br />
unterdrücken. Zudem ist der gelbe Naturfarbstoff in<br />
der Lage, körperfremdes oder verändertes Eiweiß zu<br />
zerstören. Dieser auch Autophagie genannte Selbstreinigungsprozess<br />
geht oft mit dem sogenannten<br />
programmierten Zelltod (Apoptose) einher.<br />
Auch auf die Blutgefäßbildung des Tumors nimmt<br />
Quercetin Einfluss: Für die Vermehrung von Tumorzellen<br />
benötigt der Krebs eine Vernetzung über<br />
Blutgefäße. Nur so kann er sich mit den notwendigen<br />
Substanzen versorgen, die er zum Wachstum<br />
braucht. Quercetin hemmt die Bildung dieser notwendigen<br />
Blutgefäße und bekämpft somit das Tumorwachstum.<br />
Für Patienten, die eine Chemotherapie<br />
erhalten, kann Quercetin ebenfalls sinnvoll sein.<br />
Die mit dieser Therapie verabreichten Chemikalien<br />
sind oft aggressiv und greifen auch gesunde Zellen an.<br />
Quercetin setzt hier an und schützt das in den Zellen<br />
enthaltene Erbgut vor den zerstörenden Inhaltsstoffen.<br />
Gesunde Zellen bleiben somit erhalten.<br />
Nur wenig Quercetin<br />
kommt tatsächlich im Körper an<br />
Die empfohlene Dosis liegt für Quercetin bei 5 bis<br />
40 mg pro Tag. 100 g Brokkoli enthalten zum Beispiel<br />
etwa 3 mg Quercetin. Die durchschnittliche<br />
Menge, die wir mit gemischter Kost aufnehmen sollten,<br />
beträgt etwa 5 bis 40 mg pro Tag. Da jedoch ein<br />
Großteil der Bevölkerung die fünf Portionen Obst<br />
und Gemüse nicht erreicht, könnte der Wert wesentlich<br />
niedriger liegen. Hinzu kommt, dass ein großer<br />
Teil des Quercetins von der Ernte bis zum Verzehr<br />
durch viele Verarbeitungsvorgänge wie Transport<br />
und Lagerung, Zerkleinern, Auftauen und Erhitzen<br />
zerstört wird.<br />
Um Quercetin beim Zubereiten der Speisen nicht zu<br />
zerstören, sollte man auf eine schonende Zubereitung<br />
achten. Bei Obst findet sich Quercetin meist<br />
in der Schale. Daher sollte man zum Beispiel Äpfel<br />
nicht schälen. Quercetinhaltiges Gemüse sollte am<br />
besten roh verzehrt oder blanchiert, zumindest<br />
jedoch nicht allzu lange gegart werden. Die Zerstörung<br />
des Quercetins durch das Kochen ist sowohl<br />
von der Zeit als auch von der Menge des Kochwassers<br />
abhängig. Dampfgaren wirkt sich vorteilhaft auf<br />
den Quercetingehalt aus, während das Garen in der<br />
Mikrowelle ungeeignet ist, da hierbei die Zellen<br />
durch das in ihnen siedende Wasser platzen. Das<br />
Kochwasser sollte möglichst weiterverarbeitet<br />
werden, z. B. für Saucen und Suppen. Denn im<br />
Kochwasser ist noch Quercetin enthalten, das nicht<br />
verschwendet werden sollte. Wer Quercetin therapeutisch<br />
nutzen möchte, sollte auf hochwertige<br />
Nahrungsergänzungsmittel mit diesem sekundären<br />
Pflanzenstoff zurückgreifen.<br />
Dr. rer. nat. Anja Bettina Irmler<br />
<strong>36</strong> | <strong>reformleben</strong> 01/2021
MIT ENZYM-HEFEZELLEN DR. WOLZ ®<br />
Mit Bienenkraft fit<br />
durch den Winter!<br />
Zell Oxygen ® + Gelée Royale 1000 mg:<br />
+ FRISC HE M BIO-GELÉE RO YALE<br />
Frisches Bio-Gelée Royale<br />
kombiniert mit den<br />
einzigartigen Enzym-<br />
Hefezellen Dr. Wolz ®<br />
Für den Energiestoff -<br />
wechsel 1 und gegen<br />
Müdigkeit und<br />
Erschöpfung 2<br />
Ideal als Kur<br />
1 Die Vitamine B1, B2, B6, B12, Pantothensäure und Biotin tragen zu einem normalen Energie stoffwechsel bei. 2 Die Vitamine B2 und B6 tragen zur<br />
Verringerung von Müdigkeit und Er schöpfung bei.<br />
Natürlich, nachweislich wirksam. 06722-56100 info@wolz.de www.wolz.de<br />
| 37
Müde & Schlapp?<br />
Gelée Royale<br />
kann munter machen<br />
Von den vielen Naturprodukten, welche die Bienen<br />
uns liefern, ist Gelée Royale sicher nicht nur das<br />
kostbarste, sondern auch das faszinierendste. Es<br />
macht nämlich aus einer Bienenlarve eine Königin.<br />
Während Arbeiterinnen und Drohnen Gelée Royale<br />
nur in den ersten Tagen ihres Larvenstadiums erhalten,<br />
wird die Königin ihr ganzes Leben lang mit diesem<br />
edlen Elixier versorgt. Der Unterschied zwischen<br />
Arbeiterin und Königin ist gewaltig: Königinnen<br />
leben mit einer Dauer von ein bis zwei Jahren fast<br />
zehn Mal länger als Arbeiterinnen. Sie haben einen<br />
deutlich größeren Körper, wachsen viel schneller und<br />
schaffen es, an einem Tag rund 2.000-3.000 Eier zu<br />
legen.<br />
Da es keinen genetischen Unterschied zu einer Arbeiterin<br />
gibt, vollzieht sich die Entwicklung zur Königin<br />
ausschließlich aufgrund der Aufnahme des Futtersekrets<br />
Gelée Royale. Das heißt: Die Bienenlarve wird<br />
nur durch ihre Ernährung verändert – eine fantastische<br />
Erkenntnis, denn sie zeigt, welche Bedeutung<br />
die Ernährung für die Entwicklung und die Gesundheit<br />
eines Lebewesens entfalten kann. Nicht umsonst<br />
wird Gelée Royale in der Naturheilkunde schon<br />
seit der Antike genutzt. Vor allem bei der Stärkung<br />
und Regeneration von stressgeplagten und älteren<br />
Menschen, bei chronischen Krankheiten oder in der<br />
komplementären Krebstherapie wird Gelée Royale<br />
angewendet.<br />
Gesundheitsfördernde Wirkung<br />
des Gelée Royale<br />
Als Grund für die allgemein positive Wirkung des<br />
Gelée Royale auf den menschlichen Organismus wird<br />
meist die Kombination seiner Inhaltsstoffe angeführt,<br />
die im Grunde eine Essenz der vitalsten Pflanzenbestandteile<br />
– der Blütenpollen – darstellt. Diese<br />
werden von den Ammenbienen optimal enzymatisch<br />
aufgeschlossen, sodass sie vom Körper leichter aufgenommen<br />
werden können. Blütenpollen enthalten<br />
im Wesentlichen hochwertiges Eiweiß, Aminosäuren,<br />
Kohlenhydrate, Vitamine, Pflanzenöle mit hoch ungesättigten<br />
Fettsäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente,<br />
Pflanzenfarbstoffe, Phytohormone und antibiotisch<br />
wirkende Stoffe. Die gesundheitsfördernde Wirkung<br />
kann also nicht auf einen einzelnen, wesentlichen<br />
Inhaltsstoff zurückgeführt werden, sondern darauf,<br />
dass Gelée Royale eine große Fülle an wertvollsten<br />
Inhaltsstoffen in konzentrierter Form enthält, die zudem<br />
eine hohe Bioverfügbarkeit aufweisen.<br />
Vor diesem Hintergrund wird Gelée Royale vor allem<br />
als Aufbaupräparat zur allgemeinen Kräftigung und<br />
Leistungssteigerung sowie zur Stärkung des Immunsystems<br />
eingesetzt. Indikationen, bei denen eine Verabreichung<br />
von Gelée Royale zweckmäßig ist, sind<br />
daher vor allem Abwehr- und Antriebsschwäche,<br />
Erschöpfung, chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit,<br />
38 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Stress, Konzentrationsschwäche, schlechtes Allgemeinbefinden<br />
und Niedergeschlagenheit bis hin zum<br />
Burn-out. Gelée Royale optimiert nämlich den Energiehaushalt,<br />
sodass die Reserven geschont werden,<br />
die Kräfte länger halten und die Erholungsphasen<br />
besser genutzt werden. So steigert Gelée Royale unter<br />
anderem den menschlichen Grundumsatz um 24 Prozent.<br />
Dieser Grundumsatz wird in der Wissenschaft<br />
als wichtiger Maßstab für die Intensität der Lebensvorgänge<br />
angesehen.<br />
In Tierversuchen konnte die ausdauersteigernde Wirkung<br />
von Gelée Royale auch wissenschaftlich untermauert<br />
werden. In einer japanischen Studie mussten<br />
Mäuse in einem Pool mit einer Gegenstromanlage<br />
schwimmen. Eine Gruppe war vorher mit Gelée<br />
Royale gefüttert worden, die andere nicht. Ergebnis:<br />
Die Schwimm-Ausdauer der Gelée Royale-Gruppe war<br />
signifikant höher als bei der anderen Gruppe. Zudem<br />
zeigten die Mäuse in der Gelée Royale-Gruppe deutlich<br />
zurückgegangene Werte beim Serum-Laktat und<br />
Serum-Ammoniak sowie einen verminderten Abbau<br />
von Glykogen in den Muskeln. Diese Befunde legen<br />
nahe, dass Gelée Royale die körperliche Ermüdung<br />
nach körperlichen Anstrengungen verringert. Kein<br />
Wunder, dass Gelée Royale-Präparate auch bei Sportlern<br />
sehr beliebt sind.<br />
oft gestreckt und verfälscht. Im Handel liegt Gelée<br />
Royale in der Regel entweder gefriergetrocknet als<br />
Lyophilisat, in Kapselform oder in Mischungen mit<br />
Met und Honig vor. Eine sinnvolle Ergänzung zu<br />
Gelée Royale sind zudem Enzym-Hefezellen. Denn<br />
ein wesentlicher Wirkmechanismus des Gelée Royale<br />
liegt in dessen Enzymaktivität, die durch die Enzyme<br />
der Hefezellen gut ergänzt werden kann, weil diese nahezu<br />
identisch mit den körpereigenen Enzymen sind.<br />
Man sollte auch darauf achten, dass Bio-Gelée Royale<br />
verwendet wurde – nicht nur wegen der besseren<br />
Bioverfügbarkeit; Bioqualität stellt auch sicher, dass<br />
das Gelée Royale schonend gewonnen wird. Denn die<br />
Entfernung der Königin und deren Ersatz durch mehrere<br />
Königinnenwaben mit Larven bedeuten für das<br />
Bienenvolk erheblichen Stress. Übrigens: Als „Hauptfrischefaktor“<br />
des Gelée Royale wurde in Studien das<br />
so genannte „57 kDa-Protein“ identifiziert. Da dies<br />
allerdings leicht abgebaut wird, sollte man nur Präparate<br />
mit frischem Gelée Royale kaufen.<br />
Dr. Mathias Oldhaver<br />
Wie nimmt man Gelée Royale zu sich?<br />
Gelée Royale ist nur mühsam zu gewinnen. Selbst<br />
ein geschickter Imker kann nur maximal 80 bis 250<br />
Gramm Gelée Royale von einem Bienenvolk ernten –<br />
und zwar durch das Auslöffeln der winzigen Bienenwaben<br />
– Milligramm für Milligramm. Zum Glück<br />
werden in der Naturheilkunde nur kleine Dosen<br />
benötigt, um eine gesundheitsfördernde Wirkung zu<br />
erzielen. So gelten als Richtwert für eine Tagesdosis<br />
rund 600 bis 1000 Milligramm. Da eine Dosierung<br />
solch kleiner Mengen problematisch und auch der<br />
säuerliche Geschmack nicht jedermanns Sache ist,<br />
wird Gelée Royal in der Regel mit anderen Substanzen<br />
gemischt. Leider wird es bei der Verarbeitung<br />
Buchtipp<br />
Gelée Royale –<br />
Gesundheit aus dem Bienenstock<br />
Gelée Royale klingt für viele geheimnisvoll,<br />
fast mystisch. Hintergrund ist, dass die<br />
Informationen, die man über diesen wertvollen<br />
Bienenstoff erhält, vorwiegend auf<br />
Erfahrungen und Anwendungsbeobachtungen<br />
beruhen.<br />
· Autor: Dr. Mathias Oldhaver<br />
· ISBN: 978-3-944592-06-0<br />
· Preis: 12,80 €<br />
| 39
Dr. Johanna Budwig zum Thema:<br />
Lebenswichtig für das Herz –<br />
die Omega-3-Fettsäuren EPA, DHA und ALA<br />
Alles, was das Herz erfreut, trägt zur Gesundheit<br />
des Herzens bei. Bewegung, Schlaf und Entspannung<br />
stehen für eine herzgesunde Lebensweise. Hinzu<br />
kommt als Basis zur Gesunderhaltung – die Ernährung.<br />
Dabei ist eine gute Versorgung mit Omega-3-<br />
Fettsäuren entscheidend.<br />
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren spielen in unserem<br />
Körper eine wichtige Rolle. Sie dienen als Energieträger,<br />
sind Bestandteil unserer Zellmembranen<br />
und Ausgangsstoffe für die Bildung hormonartiger<br />
Botenstoffe. Dadurch werden sie zum Vermittler von<br />
Entzündungsreaktionen, die im Hintergrund jeder<br />
Erkrankung aktiv sind. Omega-3-Fettsäuren helfen<br />
dem Körper dabei, dass Entzündungen abklingen und<br />
ausheilen können. Gerade die Omega-3-Fettsäuren<br />
Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure<br />
(DHA) sind für eine gesunde Herzfunktion essenziell.<br />
Im Falle einer koronaren Herzerkrankung können sie<br />
das Herz vor einer Vielzahl von Stressoren schützen.<br />
Eine Anreicherung von EPA in den Herzzellmembranen<br />
kann etwa den Schaden begrenzen, der im Falle<br />
eines Herzinfarkts verursacht wird.<br />
Alpha-Linolensäure (ALA) lenkten und diese in Zusammenhang<br />
mit der Gesamtsterblichkeit und der<br />
Inzidenz für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse<br />
beobachteten.<br />
Die ALA ist weit weniger gut wissenschaftlich untersucht<br />
und steht sehr im Schatten der marinen Omega-3-<br />
Fettsäuren. Die Forscher beobachteten, dass EPA und<br />
ALA sich in ihrer Wirkungsweise ergänzen und nicht<br />
konkurrieren. Sie fanden einen Zusammenhang zwischen<br />
ALA und einem geringeren Risiko für schwere<br />
kardiovaskuläre Vorfälle sowie einen signifikanten<br />
Zusammenhang zwischen ALA und der Gesamtmortalität,<br />
der für die EPA nicht zu sehen war. Das hat zu<br />
der Einschätzung geführt, dass ALA möglicherweise<br />
zusätzlich schützend wirkt, selbst wenn die Ernährung<br />
reich an marinen Omega-3-Fettsäuren ist.<br />
Dieses Ergebnis zeigt, dass die Einbeziehung von<br />
marinen und pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren in die<br />
Ernährung von Menschen mit einem Risiko für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen eine gute Strategie darstellt.<br />
Denn sie führt zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
und der Prognose bei Herzinfarkt.<br />
Das Ergebnis einer neuen wissenschaftlichen Studie<br />
veranschaulicht, dass der regelmäßige Verzehr von<br />
Omega-3-reichen Lebensmitteln, sowohl marinen<br />
(Fisch und Algen) als auch pflanzlichen Ursprungs<br />
(Leinöl), die Prognose im Falle eines Herzinfarkts<br />
verbessern kann. Diese Studie ist gerade im renommierten<br />
Journal des American College of Cardiology<br />
veröffentlicht worden.<br />
Die wesentliche Neuheit dieser Studie ist es, dass<br />
die Forscher den Fokus auch auf die pflanzliche<br />
Bei aller Faszination für die marinen Omega-3-Fettsäuren<br />
EPA und DHA, zeigt diese Studie auch, dass<br />
die pflanzliche Omega-3-Fettsäure in einer gesunden<br />
ausgewogenen Ernährung nicht zu vernachlässigen ist.<br />
Ihre Wege sind genauso vielfältig wie ihre Wirkungen.<br />
Kornelia Paßiel, Dipl.-Ökotrophologin und Buchautorin,<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin der Dr. Johanna Budwig Stiftung<br />
Quelle: Iolanda Lázaro, Ferran Rueda, Germán Cediel, Emilio Ortega,<br />
Cosme García-García, Aleix Sala-Vila, Antoni Bayés-Genís. Circulating<br />
Omega-3 Fatty Acids and Incident Adverse Events in Patients With<br />
Acute Myocardial Infarction. Journal of the American College of Cardiology,<br />
3 November 2020<br />
40 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Budwig SCHÜTZ-DICH-CREME<br />
Zutaten für 1 Portion<br />
Zeitaufwand: 15 Minuten<br />
2 EL Dr. Budwig Omega-3 DHA+EPA<br />
150 g Magerquark<br />
2 EL frische Vollmilch<br />
1/2 Apfel<br />
1 TL Akazienhonig<br />
1 Msp. Gewürzmischung „Schütz Dich“<br />
(Gewürzmühle Brecht)<br />
1/2 TL Kakaopulver<br />
1/2 TL Zimt<br />
10 frische Haselnüsse<br />
2 EL Dr. Budwig Linufit Energiemix Ihrer Wahl<br />
Öl zum<br />
Frühstück<br />
Der gesunde Start in den Tag<br />
Genießen Sie mit Dr. Budwig Omega-3<br />
DHA+EPA Maracuja Öl und Magerquark<br />
täglich eine gesunde Budwig Creme.<br />
• reich an wertvollen<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
• mit DHA- und EPA-reichem<br />
Algenöl<br />
• unterstützt den Erhalt der<br />
normalen Herz- und Hirnfunktion<br />
sowie der Sehkraft*<br />
• fruchtiger Maracuja-Geschmack<br />
Rezepte und Informationen zur<br />
Budwig Ernährung finden Sie unter<br />
www.dr-johanna-budwig.de<br />
Die Haselnüsse grob hacken und in einer Pfanne<br />
anrösten. Aus Dr. Budwig Omega-3 DHA+EPA, Quark<br />
und Milch eine geschmeidige Creme zubereiten. Mit<br />
Akazienhonig süßen. Die Gewürzmischung „Schütz<br />
Dich“ mit Kakao und Zimt mischen und unter die<br />
Creme rühren. Dr. Budwig Linufit Energiemix Ihrer<br />
Wahl in eine Schüssel füllen und die kleingeschnittenen<br />
Äpfel darüber verteilen. Die Budwig „Schütz Dich“<br />
Creme darauf geben und mit den gerösteten Haselnüssen<br />
und etwas Linufit Energiemix bestreuen.<br />
* DHA und EPA tragen zu einer normalen Herzfunktion bei, zudem trägt DHA zum Erhalt der<br />
normalen Hirnfunktion sowie der normalen Sehkraft bei. Die positive Wirkung stellt sich<br />
bei einer täglichen Aufnahme von 250 mg DHA und EPA ein. Die empfohlene Tagesdosis<br />
darf nicht überschritten werden. Achten Sie auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche<br />
Ernährung und gesunde Lebensweise. Außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.<br />
| 41<br />
Im Reformhaus® oder unter www.dr-johanna-budwig.de
Winterliches BUDWIG-PESTO<br />
Zutaten für 1 Portion<br />
Zeitaufwand: 10 Minuten<br />
Grünkohl-Süsskartoffel-Auflauf<br />
mit BUDWIG SENF-DIP<br />
Zutaten für 1 Portion<br />
Zeitaufwand: 45 Minuten<br />
50 g getrocknete Tomaten<br />
1 Handvoll Basilikum<br />
2 EL Tomatenmark<br />
0,25 Stück Chilischote<br />
1 Zehe Knoblauch<br />
0,5 TL Honig<br />
1 Prise Zimt<br />
1 TL Zitronensaft<br />
50 g Sonnenblumenkerne<br />
40 g Parmesankäse<br />
80 ml Dr. Budwig Omega-3-Leinöl<br />
5 Prisen Salz, Pfeffer, Paprika, ital. Kräuter<br />
175 g Grünkohl<br />
je 1 Süßkartoffel & rote Zwiebel<br />
1 Knoblauchzehe<br />
1 TL Rapsöl<br />
je 1 EL Sonnenblumenkerne & Haferkleie<br />
2 EL Frischkäse, natur<br />
150 ml Milch<br />
1 EL Parmesan<br />
2 Prisen Salz, Pfeffer, Muskat, Piment<br />
Für den Senf-Dip:<br />
3 EL Quark<br />
1 EL Dr. Budwig Omega-3 Leinöl<br />
2 TL Senf, mittelscharf<br />
2 Prisen Salz, Pfeffer, Paprikapulver<br />
Die Sonnenblumenkerne ohne Fettzugabe anrösten<br />
und den Parmesankäse etwas zerkleinern oder grob<br />
raspeln. Die getrockneten Tomaten ebenfalls etwas<br />
zerkleinern. Die Chilischote entkernen und fein<br />
würfeln. Die Knoblauchzehe in Scheiben schneiden.<br />
Alle Zutaten in ein hohes Gefäß geben und pürieren.<br />
Das Pesto in ein sauberes, wiederverschließbares Glas<br />
füllen und zusätzlich mit etwas Dr. Budwig Omega-3<br />
Leinöl auffüllen, bis das gesamte Pesto bedeckt ist.<br />
Das Glas verschließen und kühl stellen.<br />
Ofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen, Zwiebeln<br />
und Knoblauch schälen und würfeln. Grünkohl und<br />
Süßkartoffeln waschen und kleinschneiden/-zupfen.<br />
Zwiebeln und Knoblauch in Dr. Budwig Braten&Backen<br />
anschwitzen, Grünkohl dazugeben, würzen und<br />
ca. 5–7 Minuten garen. Auflaufform im Wechsel mit<br />
Süßkartoffeln und Grünkohl schichten. Frischkäse,<br />
Milch, Sonnenblumenkerne und Haferkleie verrühren,<br />
würzen und darüber gießen. Mit Käse bedecken.<br />
25–30 Minuten im Ofen überbacken. Dipzutaten<br />
verrühren und dazu servieren.<br />
42 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Buchtipp zum Thema<br />
„ketogene Ernährung“<br />
Keto – aber gesund!<br />
Low Carb, High Fat – was ist dran am<br />
aktuellen Ernährungstrend? Ist es nur<br />
wieder ein schnelles Diätversprechen<br />
oder ist Keto wirklich gesund? Ist es!<br />
In „Keto – richtig gesund“ zeigen Dr.<br />
med. Brigitte Karner und die Ernährungswissenschaftlerin<br />
Ulrike Gonder,<br />
wie sich eine gesunde Keto-Küche<br />
einfach, saisonal und effektiv umsetzen<br />
lässt. Die Rezepte werden ergänzt durch<br />
wertvolle Tipps, wie Tees, Wildkräuter<br />
und Heilpflanzen, die ketogene Ernährung<br />
unterstützen können. Außerdem<br />
erzählen „Zuckerjunkies“, wie sie zum<br />
Fatburner wurden und welche großartigen<br />
Erfolge sie mit der Ernährungsumstellung<br />
erzielen konnten. So gibt es<br />
neben alltagstauglichen Rezepten und<br />
wichtigen Infos auch die nötige Portion<br />
Motivation.<br />
· Autor: Brigitte Karner,<br />
Ulrike Gonder<br />
· 183 Seiten<br />
· 1. Auflage 03/2020<br />
· Preis: 22,99 €<br />
TIPP<br />
Probieren Sie doch mal eines der<br />
Rezepte aus dem Buch. (Auszüge auf<br />
den folgenden Seiten.)<br />
NIZZA-FISCH, Bohnen & Oliven-Gremolata<br />
Zutaten für 2 Personen<br />
Zeitaufwand ca. 25 Minuten<br />
1 Ei (Größe M)<br />
250 g grüne Bohnen<br />
60 g schwarze Oliven (ohne Stein)<br />
30 g Pinienkerne<br />
1 kleines Bund Petersilie (ca. 30 g)<br />
75 ml kalt gepresstes Olivenöl<br />
½ Bio-Zitrone<br />
Pfeffer aus der Mühle, Salz<br />
200 g weißes Fischfilet (z. B. Seelachs, Kabeljau)<br />
30 g Weidebutter<br />
Das Ei ca. 6 Minuten wachsweich kochen. Bohnen<br />
waschen und klein schneiden, in Salzwasser etwa 12<br />
Minuten blanchieren. Das Ei kalt abschrecken und<br />
pellen. Die Bohnen in ein Sieb abgießen und kalt abschrecken.<br />
Für die Gremolata die Oliven grob hacken,<br />
die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett hell rösten<br />
und ebenfalls hacken. Petersilie waschen und fein<br />
hacken. Oliven, Pinienkerne und Petersilie und Olivenöl<br />
mischen. Zitrone heiß waschen und etwa ½ TL Schale<br />
fein abreiben. 1 EL Zitronensaft auspressen und mit der<br />
Schale unter die Gremolata rühren, mit Salz und Pfeffer<br />
würzen. Den Fisch waschen, trocken tupfen und halbieren,<br />
mit Salz und Pfeffer würzen. Die Butter in einer<br />
beschichteten Pfanne zerlassen und den Fisch darin bei<br />
mittlerer Hitze auf jeder Seite 3 bis 4 Minuten braten.<br />
| 43
GEMÜSE-TAGLIATELLE<br />
mit Ziegenfrischkäsesauce<br />
Zutaten für 2 Personen<br />
Zeitaufwand ca. 25 Minuten<br />
1 Zucchini (ca. 300 g)<br />
1 Salatgurke (ca. 400 g)<br />
50 g Walnusskerne<br />
4 EL natives Olivenöl<br />
Salz, Pfeffer aus der Mühle<br />
1 TL getrockneter Thymian<br />
100 ml Crème fraîche<br />
100 g Ziegenfrischkäse<br />
(20 % Fett i. d. Tr.)<br />
Zucchini und Gurke putzen, waschen und<br />
mit einem Sparschäler der Länge nach<br />
jeweils in dünne Streifen schneiden – sie<br />
sollen wie Gemüse-Tagliatelle aussehen.<br />
Die Nüsse in einer Pfanne ohne Fett hell<br />
rösten, herausnehmen und kurz abkühlen<br />
lassen, dann grob hacken. Das Öl in einer<br />
großen beschichteten Pfanne erhitzen<br />
und die Zucchini darin unter Wenden 2<br />
bis 3 Minuten kräftig anbraten. Mit Salz,<br />
Pfeffer und Thymian würzen. Danach die<br />
Crème fraîche, den Frischkäse und 2 bis 3<br />
EL Wasser hinzufügen und die Sauce etwa<br />
5 Minuten köcheln lassen. Die Gurkenstreifen<br />
untermischen und alles mit Salz<br />
und Pfeffer abschmecken. Zum Servieren<br />
die Gemüse-Tagliatelle auf tiefe Teller<br />
verteilen und mit den gehackten Nüssen<br />
bestreuen. Nach Belieben mit Physalis<br />
oder Sanddornbeeren garnieren.<br />
44 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
IMPRESSUM<br />
1. <strong>Ausgabe</strong> 2021 · <strong>reformleben</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong><br />
unabhängiges Magazin für längere Gesundheit &<br />
Anti-Aging<br />
Herausgeber<br />
zoe Media-Verlag GmbH<br />
Brunhildestr. 34 · 61389 Schmitten<br />
T +49 (0) 6082 922900-0 · F +49 (0) 6082 922900-9<br />
redaktion@<strong>reformleben</strong>.de · www.<strong>reformleben</strong>.de<br />
Geschäftsführer<br />
Bernhard Sillich<br />
Ärztl. wissenschaftl. Redaktion Dr. med. Klaus Mohr<br />
CLOUD-BREAD-SANDWICH<br />
Zutaten für 2 Personen<br />
Zeitaufwand ca. 30 Minuten<br />
2 EL kalt gepresstes Olivenöl<br />
2 Eier (Größe M)<br />
2 Msp. glutenfreies Backpulver<br />
25 g Doppelrahmfrischkäse<br />
1 EL helle Sesamsamen<br />
4 Radieschen, ¼ Salatgurke<br />
3 Dillstiele, 25 g Rucola<br />
50 g Crème fraîche<br />
Pfeffer aus der Mühle, Salz<br />
Backofen auf 150 °C vorheizen, Backblech mit Backpapier<br />
belegen und mit Öl einfetten. Eier trennen, Eiweiße<br />
mit Backpulver und Salz steif schlagen. Eigelbe<br />
und Frischkäse ca. 5 Minuten verrühren und den Eischnee<br />
unterheben. Die Masse auf dem Backblech zu<br />
4 runden Fladen verteilen und mit Sesam bestreuen.<br />
Im Ofen auf der mittleren Schiene etwa 15 Minuten<br />
backen. Herausnehmen und ca. 5 Minuten abkühlen<br />
lassen. Mit einem Messer vom Backpapier lösen und<br />
auf einem Kuchengitter vollständig auskühlen lassen.<br />
Radieschen und Gurke putzen und in dünne Scheiben<br />
hobeln. Dill waschen und die Spitzen abzupfen.<br />
Rucola verlesen und waschen. Crème fraîche mit Salz<br />
und Pfeffer würzen, zwei Fladen damit bestreichen.<br />
und mit Radieschen, Gurke, Dill und Rucola belegen.<br />
Einen zweiten Fladen darauflegen und genießen.<br />
Die Empfehlungen in diesem Heft erfolgen nach bestem<br />
Wissen und Gewissen. Alle Angaben dienen jedoch nur<br />
zur Information und stellen keine Anleitung zur Selbstbehandlung<br />
dar. Bei Erkrankungen ist stets ein Arzt zu<br />
konsultieren. Deshalb haften weder die Autoren noch<br />
der Verlag für Forderungen aller Art, die mit dem Inhalt<br />
dieser <strong>Ausgabe</strong> in Zusammenhang gebracht werden.<br />
Gestaltung & Realisierung<br />
SCHOENE AUSSICHT Ideenagentur GmbH<br />
T +49 (0) 661 296968-0 · www.ideenagentur.de<br />
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alle zwei Monate in Printform.<br />
Hinweis für Österreich<br />
Die genannten Produkte werden größtenteils auch in<br />
Österreich angeboten, jedoch sind Abweichungen aufgrund<br />
arzneimittelrechtlicher Bestimmungen möglich.<br />
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| 45
MEER<br />
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46 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Im Mittelalter wurde er als Heilpflanze<br />
hoch verehrt. Heute ist Meerrettich eher als<br />
scharfe Gewürzpflanze bekannt, hauptsächlich<br />
im Süden Deutschlands beliebt.<br />
Wenn es nach dem Verein zur Förderung der<br />
naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus<br />
Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus,<br />
geht, soll Meerrettich nun als Heilpflanze<br />
wiederentdeckt werden.<br />
Meerrettich<br />
wurde schon im<br />
Mittelalter als Heilpflanze<br />
genutzt<br />
Bei der jährlichen Wahl hat der Meerrettich<br />
für 2021 gewonnen. Dazu beigetragen hat<br />
sicherlich, dass er eine keimhemmende Wirkung<br />
besitzt. Der Kren, wie der Meerrettich in<br />
Bayern heißt, wird auch scherzhaft bayrisches<br />
Antibiotikum genannt.<br />
Eiweißfäulnis und das Auftreten von Blähungen<br />
verhindern.<br />
Die Meerrettichwurzel enthält als Hauptwirkstoff<br />
Glucosinolate, auch Senfölglykoside genannt.<br />
Dazu kommen Vitamin C und Vitamine<br />
der B-Gruppe, Kalium, Calcium, Magnesium<br />
und Phosphor, das Enzym Myrosinase und<br />
Flavonoide. Die reichlich in der Wurzel enthaltenen<br />
Senföle hemmen die Vermehrung<br />
von Bakterien, Viren und Pilzen. Im Labor<br />
konnte dies wissenschaftlich nachgewiesen<br />
werden.<br />
Die wirksamen Senföle werden im Dünndarm<br />
resorbiert und entfalten ihre Wirkung vor<br />
allem dort, wo sie ausgeschieden werden:<br />
Lunge und Nieren. Ganz offiziell empfiehlt die<br />
Kommission E, ein Sachverständigengremium<br />
für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte, die<br />
Meerrettichwurzel bei Infekten der oberen<br />
Luftwege und der ableitenden Harnwege.<br />
Weiter bewirken die scharfen Stoffe im Meerrettich<br />
eine Anregung der Verdauung. Das<br />
dient der Darmreinigung, wobei die Senfölglykoside<br />
insbesondere die Entstehung von<br />
Da die geriebene Meerrettichwurzel eine tiefgreifend<br />
erwärmende Wirkung hat, wenn sie<br />
äußerlich aufgelegt wird, nutzt man sie auch<br />
für eine Nackenauflage bei festsitzendem<br />
Schnupfen. Der kurzzeitige Hitzeimpuls wird<br />
vom Nacken über Nervenreize zum Nasen-<br />
Rachen-Raum geleitet. Der Bereich wird dann<br />
reflektorisch stärker durchblutet und das<br />
Sekret fließt besser ab. Oft lassen dann auch<br />
Kopfschmerzen nach. Aber Vorsicht, es kann<br />
zu Hautreizungen kommen!<br />
Den Speiseplan mit Meerrettich zu bereichern,<br />
ist Küchenapotheke. Beim Zerkleinern spaltet<br />
das Pflanzenenzym Myrosinase die Senfölglykoside<br />
in Senföle auf. Diese Scharfstoffe lassen<br />
die Augen tränen und die Nase kribbeln. Ebenso<br />
setzen sie aber auch Krankheitskeimen zu. Am<br />
wirksamsten ist Meerrettich dabei, wenn er<br />
frisch und roh verwendet wird.<br />
Probieren Sie unsere Meerrettich-Rezepte auf<br />
den Folgeseiten!<br />
Sigrid Oldendorf<br />
| 47
SELLERIE-SUPPE mit Meerrettich<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
Zeitaufwand ca. 45 Minuten<br />
Ca. 800 g Sellerie<br />
2 Kartoffeln<br />
1 Zwiebel<br />
1 EL Rapsöl<br />
2 Äpfel<br />
600 ml Wasser<br />
400 ml Milch (1,5 %) oder Haferdrink<br />
2 EL Instant-Gemüsebrühe<br />
4 EL Schmand oder Brotaufstrich aus Mandeln<br />
4 TL Meerrettich, frisch gerieben<br />
Muskat, Salz, Pfeffer<br />
Sellerie putzen, Kartoffeln und Äpfel schälen und alles<br />
würfeln. Zwiebel schälen und hacken. Öl in einem Topf<br />
erhitzen, Zwiebel anbraten. Sellerie, Kartoffeln und<br />
Apfelstücke hinzufügen, kurz anschwitzen und mit<br />
Wasser und Milch auffüllen, mit Gemüsebrühe würzen.<br />
20 Minuten köcheln lassen. Suppe pürieren. Schmand<br />
mit Meerrettich und Muskat verrühren und unterziehen.<br />
Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und servieren.<br />
48 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
Chicorée mit scharfer MEERRETTICH-SAUCE<br />
MEERRETTICH-AUFSTRICH mit Rote Bete<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
Zeitaufwand ca. 30 Minuten<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
Zeitaufwand ca. 15 Minuten<br />
4 Chicoree<br />
4 Tomaten<br />
2 EL Senf<br />
1 EL Meerrettich, frisch gerieben<br />
1 Handvoll Kräuter (Petersilie, Schnittlauch etc.)<br />
Die Chicorée am Ende abschneiden, waschen und der<br />
Länge nach halbieren. Wasser in einem großen Topf<br />
zum Kochen bringen und die Chicoréehälften ca. fünf<br />
Minuten darin kochen. Abgießen und auf Tellern anrichten.<br />
Für die Sauce die Tomaten in kleine Würfel<br />
schneiden und in einen Topf geben. Senf hinzugeben<br />
und fünf Minuten köcheln lassen. Kräuter waschen,<br />
klein schneiden und zusammen mit dem Meerrettich<br />
einrühren. Die Sauce über die Chicoréehälften<br />
verteilen.<br />
250 g Rote Bete, gekocht<br />
60 g Sonnenblumenkerne<br />
1 EL Meerrettich, frisch gerieben<br />
2 EL Apfelessig<br />
3 EL Olivenöl<br />
1 EL Zitronensaft<br />
2 EL gehackter Koriander<br />
Salz, Pfeffer<br />
Rote Bete reiben. Sonnenblumenkerne hacken. Alles<br />
miteinander vermengen – am besten in einem Mixer.<br />
Den Aufstrich in ein verschließbares Glas füllen und<br />
kühlstellen.<br />
MEERRETTICH-DIP mit Preiselbeeren<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
Zeitaufwand ca. 10 Minuten<br />
1 EL Meerrettich, frisch gerieben<br />
2 EL Preiselbeeren (aus dem Glas)<br />
4 EL Joghurt oder Kokosmilch<br />
1 EL Zitronensaft<br />
1 TL abgeriebene Zitronenschale<br />
Salz, Pfeffer, etwas Worcestersauce<br />
Alles miteinander vermengen und genießen.<br />
Meerrettich frisch<br />
Auf Märkten gibt es bis Ende Februar frischen<br />
Meerrettich. Beim Zerkleinern ist es am besten,<br />
den zuvor gewaschenen und geschälten Meerrettich<br />
bei geöffnetem Fenster zu reiben, damit er<br />
fein aufgeschlossen ist, aber zumindest ein Teil<br />
der tränentreibenden Senföle abzieht. Danach<br />
schnell mit Zitronensaft beträufeln, sonst verwandelt<br />
sich seine weiße Farbe in braun. Immer<br />
nur so viel von der Wurzel abschneiden, wie<br />
verwendet werden soll. Den Rest der Wurzel ungeschält<br />
im Kühlschrank lagern – hält sich zwei<br />
bis drei Wochen. Grüne Stellen unter der Schale<br />
entfernen. Bei warmen Speisen sollte der frisch<br />
geriebene Meerrettich möglichst erst zum Ende<br />
der Garzeit untergemengt und nicht mehr mitgekocht<br />
werden. Er kann sonst bitter schmecken<br />
und verliert an Aroma und Schärfe.<br />
| 49
Vegan oder vegetarisch –<br />
beides ein Genuss in<br />
der kalten Jahreszeit!<br />
KARTOFFELRÖSTI mit Meerrettich<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
Zeitaufwand ca. 30 Minuten<br />
300 g Kartoffeln<br />
2 Eier oder wahlweise Ei-Ersatz (Reformhaus)<br />
2 EL Mehl<br />
2 EL Rapsöl<br />
2 EL Meerrettich, frisch gerieben<br />
Salz, Pfeffer, Muskat<br />
Kartoffeln schälen und reiben. Mit Meerrettich, Salz,<br />
Pfeffer und Muskat würzen. Eier (wahlweise Ei-Ersatz)<br />
dazugeben und mit Mehl abbinden. Öl in der Pfanne erhitzen<br />
und Röstimasse in vier Portionen beidseitig kross<br />
braun braten.<br />
50 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
eformleben informiert<br />
Gesundheits-News<br />
Werte, die Konzentration ist aber<br />
nur im ungefilterten Kaffee so<br />
hoch, dass sie sich auf den Lipidstoffwechsel<br />
in relevantem Ausmaß<br />
auswirkt.<br />
• Kaffee verursacht Herzrhythmusstörungen.<br />
Im Gegenteil drei bis<br />
fünf Tassen täglich scheinen sogar<br />
positiv zu sein.<br />
• Kaffee ist schlecht für den Insulinspiegel.<br />
Auch nicht, in Studien war<br />
regelmäßiges Kaffeetrinken sogar<br />
mit einem geringeren Risiko für die<br />
Entwicklung eines Typ-2-Diabetes<br />
assoziiert. Es kommt aber auch hier<br />
auf die Dosis an, denn viel Koffein<br />
reduziert zumindest kurzfristig die<br />
Insulinsensitivität.<br />
• Kaffee dehydriert. Die Urinausscheidung<br />
wird durch Koffeinkonsum<br />
stimuliert. Es lassen sich aber<br />
keine negativen Auswirkungen auf<br />
den Wasserhaushalt insgesamt feststellen,<br />
es sei denn jemand trinkt<br />
den ganzen Tag über immer wieder<br />
Kaffee.<br />
• Kaffee begünstigt die Krebsentstehung.<br />
Diese Annahme aus den<br />
90er Jahren konnte in Studien<br />
nicht bestätigt werden.<br />
• Wer auf Kaffee verzichtet, lebt<br />
länger. Nein, in Studien ging der<br />
Konsum von zwei bis fünf Standardtassen<br />
täglich sogar mit einer<br />
geringeren Sterblichkeit einher.<br />
Fazit: Kaffee genießen. Nicht<br />
literweise trinken! Außerdem die<br />
individuelle Reaktion beobachten,<br />
Neun Kaffee-Mythen<br />
Lange wurde behauptet, Kaffee sei<br />
ungesund. Ernährungswissenschaftler<br />
um Professor Rob van Dam von<br />
der National University of Singapore<br />
haben dazu die neuesten Erkenntnisse<br />
zusammengetragen.<br />
• Kaffee kompensiert Schlafmangel.<br />
Wahr ist, dass Koffein kurzzeitig<br />
wach hält. Es kompensiert aber<br />
nicht den Leistungsabfall.<br />
• Kaffee ist ungefährlich. Irrtum,<br />
die Koffeindosis entscheidet.<br />
Hohe Dosen machen unruhig und<br />
nervös. Sehr hohe Dosen (75 bis<br />
100 Tassen Kaffee oder in Energy<br />
Drinks und so genannten Shots)<br />
können sogar zu Notfall-Situationen<br />
führen, vor allem in Kombination<br />
mit Alkohol.<br />
• Kaffee ist schlecht bei Bluthochdruck.<br />
Koffeinhaltige Getränke<br />
erhöhen den Blutdruck moderat,<br />
sind aber nicht Ursache der Gesundheitsstörung.<br />
Zudem bleibt<br />
der Anstieg bei Kaffee selbst weitgehend<br />
aus, vermutlich da andere<br />
Substanzen wie Chlorogensäure<br />
quasi ausgleichend wirken.<br />
• Kaffee erhöht den Cholesterinspiegel.<br />
Es kommt auf die Zubereitung<br />
an. Das im Kaffee enthaltene<br />
Cafestol erhöht zwar die LDL-Cund<br />
wer bestimmte Medikamente<br />
oder orale Kontrazeptiva einnimmt,<br />
reagiert empfindlicher auf Koffein.<br />
Das trifft auch auf Schwangere zu.<br />
Quelle: Ärztezeitung<br />
Vitamin D & Omega-3-Fettsäuren<br />
für Senioren<br />
Wie eine Auswertung der europäischen<br />
DO-HEALTH-Studie zeigt,<br />
senken Vitamin D und Omega-3-<br />
Fettsäuren bei manchen Menschen<br />
über 70 Jahren das Risiko für Infekte.<br />
Die größte Altersstudie Europas<br />
untersucht, wie sich die Einnahme<br />
der beiden Substanzen als Nahrungsergänzungsmittel<br />
genommen<br />
sowie einfache Kräftigungsübungen<br />
auf die Gesundheit von Menschen<br />
über 70 Jahren auswirkten.<br />
Dazu rekrutierten die Forscherinnen<br />
um Heike Bischoff-Ferrari von der<br />
Uni Zürich 2.157 relativ gesunde<br />
Senioren aus der Schweiz, Österreich,<br />
Deutschland, Frankreich und<br />
Portugal. Im Lauf von drei Jahren<br />
erfassten sie in Interventions- und<br />
Kontrollgruppen Knochen- und<br />
Muskeldichte, Blutdruck, Gedächtnis,<br />
Geschwindigkeit beim Gehen<br />
usw. Neue Erkrankungen, Infekte,<br />
Stürze, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte<br />
wurden protokolliert<br />
und nun erste Ergebnisse im<br />
Fachmagazin JAMA veröffentlicht.<br />
Sigrid Oldendorf<br />
| 51
WIE FIT<br />
Schon wieder beginnt ein neues Jahr. Wie das<br />
hinter uns liegende wird auch 2021 ein Jahr<br />
werden, in dem uns Corona einiges abverlangen<br />
wird. Das stresst oft ganz schön und damit<br />
umzugehen, ist nicht immer einfach. Eine gute<br />
körperliche Fitness hilft uns dabei in mehrfacher<br />
Hinsicht:<br />
• Sie stärkt unser Immunsystem – in Zeiten<br />
von Erkältungen, Grippe und Corona ist das<br />
ganz besonders wichtig! Aber auch sonst<br />
kommen wir mit einer guten körperlichen<br />
Abwehr einfach besser durchs Leben.<br />
• Sie hält uns insgesamt gesund, verringert<br />
zum Beispiel das Risiko von Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, Diabetes, Krebs und Arthrose.<br />
• Sie stabilisiert unser seelisches Gleichgewicht<br />
und gibt uns Selbstvertrauen in<br />
unsere Fähigkeiten.<br />
• Sie sorgt im Alltag für unsere Konzentrations-<br />
und Leistungsfähigkeit, und zwar bis<br />
ins hohe Alter.<br />
Das sind nur einige, aber doch schon genügend<br />
Gründe, sich um die eigene Fitness zu<br />
kümmern, oder? Hinzu kommt, dass gezielte<br />
Bewegung auch noch Spaß macht und wir sie<br />
auch gut mit Freunden oder der Familie gemeinsam<br />
ausüben können. Außerdem können<br />
wir ohne großen Aufwand zuhause in unseren<br />
vier Wänden und draußen in der direkten<br />
Nachbarschaft etwas für unsere Fitness tun.<br />
Zahlreiche Bücher, Videos und Apps präsentieren<br />
Bewegungsmöglichkeiten für jeden<br />
Geschmack und für jedes Level.<br />
Bausteine der Fitness: Testen Sie sich<br />
Wenn Sie bei dem Begriff Fitness spontan an<br />
Muskeltraining und Joggen gedacht haben,<br />
liegen Sie nicht falsch. Damit stärken Sie<br />
Ihre Kraft und Ihre Ausdauer, zwei wichtige<br />
Bausteine der Fitness, die nicht ohne Grund<br />
im Fokus stehen. Aber zur körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit gehören noch drei weitere<br />
Aspekte: Beweglichkeit, Koordination und<br />
Schnelligkeit.<br />
Kraft – mehr als dicke Muckis<br />
Ohne Muskeln läuft gar nichts, denn sie bewegen<br />
uns, formen unseren Körper, schützen<br />
Knochen und Organe, machen uns körperlich<br />
leistungsfähig. Das alles ist offensichtlich.<br />
Aber im Inneren unserer 654 Muskeln passiert<br />
auch noch viel: Sie sorgen für Energie und<br />
Wärme, indem sie Kohlenhydrate und Fette<br />
verbrennen. Dadurch sind sie unverzichtbar<br />
für einen gut funktionierenden Stoffwechsel.<br />
Außerdem schütten sie Botenstoffe wie<br />
Interleukin aus, die uns gesund erhalten. Diese<br />
sogenannten Myokine sind eine Erklärung,<br />
warum Sport bei zahlreichen Krankheiten so<br />
hervorragende Effekte zeigt. Die Muskelbotenstoffe<br />
werden allerdings ausschließlich bei<br />
Bewegung ausgeschüttet, nicht im Sitzen oder<br />
Liegen.<br />
Ihre Muskeln halten Sie durch Krafttraining<br />
fit. Das klappt nicht nur im Fitnessstudio<br />
an Geräten, sondern auch sehr gut mit dem<br />
52 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
sind Sie?<br />
eigenen Körpergewicht und mit den Übungsklassikern<br />
wie Kniebeuge und Liegestütz.<br />
Beide zusammen bilden ein gutes Ganzkörpertraining<br />
und eignen sich auch wunderbar, um<br />
die eigene Kraft zu testen:<br />
Schaffen Sie als Frau 10 Kniebeugen ohne<br />
Pause und danach noch 8 Liegestütze?<br />
Männer sollten 15 Beugen und 10 Liegestütze<br />
schaffen. Wenn ja: Herzlichen Glückwunsch!<br />
Behalten Sie dieses Level bei. Wenn nein: Diese<br />
Anzahl von Kniebeugen und Liegestütz sind<br />
Ihr Ziel! Trainieren Sie alle zwei Tage 15 Minuten<br />
und Sie werden Ihren Zielzahlen schnell<br />
näher kommen.<br />
angestrengt fühlen sollten, aber nicht so sehr,<br />
dass Sie nur noch nach Luft schnappen: Sie sollten<br />
sich noch problemlos unterhalten können.<br />
Schaffen Sie einen 30-minütigen Spaziergang<br />
im strammen Tempo ohne Probleme?<br />
Falls nicht, legen Sie am besten heute noch<br />
los. Fangen Sie in langsamer Geschwindigkeit<br />
an und steigern Sie sich von Woche zu Woche.<br />
Oder fahren Sie Rad, gehen Sie Wandern,<br />
Nordic Walken oder Joggen – was immer Ihnen<br />
Spaß macht und Ihnen guttut.<br />
Ausdauer – größere Belastbarkeit<br />
in allen Lebenslagen<br />
Das Herz-Kreislauf-System, der Stoffwechsel,<br />
die Atmung und das Immunsystem profitieren<br />
ganz besonders von regelmäßigem Ausdauertraining.<br />
Auf seelischer Ebene wirkt es<br />
doppelt entstressend, weil dabei zum einen die<br />
Stresshormone abgebaut werden, die sich im<br />
Tagesverlauf im Blut angesammelt haben. Zum<br />
anderen werden auch noch Glückshormone<br />
ausgeschüttet.<br />
Damit all das klappt, sind gar keine Riesenanstrengungen<br />
nötig. Im Gegenteil: Es ist das<br />
moderate Ausdauertraining, das die Gesundheit<br />
fördert. Extremleistungen wie Marathon<br />
schaden eher als zu nutzen. Moderat, also<br />
gemäßigt, bedeutet, dass Sie sich zwar leicht<br />
Beweglichkeit – keine Chance<br />
für steife Gelenke<br />
Wie wichtig die Beweglichkeit für unsere Fitness<br />
ist, merken wir meist erst, wenn wir sie<br />
nicht mehr haben, wenn wir uns beim Bücken<br />
oder Aufstehen steif fühlen. Oder wenn wir<br />
uns zum Beispiel beim Autofahren nicht mehr<br />
so gut nach hinten drehen können. Testen Sie<br />
Ihre Geschmeidigkeit selbst:<br />
| 53
Beugen Sie nur Ihren Oberkörper mit gestreckten<br />
Beinen und gestreckten Armen<br />
nach unten. Was erreichen Sie mit Ihren<br />
Fingerspitzen?<br />
Kommen Sie bis auf den Fußboden oder zu<br />
Ihren Zehen? Herzlichen Glückwunsch! Sorgen<br />
Sie dafür, dass es so bleibt. Erreichen Sie<br />
Ihre Knöchel? Dieses Mindestlevel sollten Sie<br />
halten oder noch verbessern. Kommen Sie nur<br />
bis zu Ihren Waden oder gar Knien sollten Sie<br />
dringend etwas für Ihre Beweglichkeit tun.<br />
Mit Dehn- und Stretchübungen können Sie die<br />
Flexibilität Ihrer Gelenke, Ihrer Bänder und<br />
Sehnen erhalten.<br />
Koordination – für reibungslose<br />
Bewegungsabläufe<br />
Kompliziertere Bewegungen wie schreiben<br />
oder einen Ball fangen gelingen uns nur, wenn<br />
die Muskeln gut zusammenarbeiten. Dazu<br />
müssen Informationen zwischen Muskeln und<br />
Nerven ausgetauscht werden, damit der Krafteinsatz<br />
der unterschiedlichen Muskeln genau<br />
aufeinander abgestimmt werden kann. Im Test<br />
erfahren Sie an sich selbst, worum es geht:<br />
Stellen Sie sich erst auf das eine Bein, dann<br />
auf das andere und schauen Sie, wie lange<br />
Sie einbeinig stehen können.<br />
Wenn Sie auf dem schlechteren Bein 20 Sekunden<br />
oder mehr schaffen, sind Sie gut! Je weiter<br />
Sie davon entfernt sind, desto dringender<br />
sollten Sie Ihre körperliche Koordinationsfähigkeit<br />
trainieren. Das geht gut mit haltenden<br />
Ganzkörperübungen wie der Planke oder der<br />
Schulterbrücke.<br />
Schnelligkeit –<br />
vom Reiz zur Reaktion<br />
Bei der Schnelligkeit geht es darum, wie<br />
schnell unsere Muskeln auf einen Reiz mit der<br />
passenden Bewegung reagieren können. Wenn<br />
die Reaktionsschnelligkeit gut funktioniert,<br />
können wir plötzlich notwendige Bewegungen<br />
verletzungsfrei ausführen. Das ist beispielsweise<br />
nötig, wenn wir stolpern und einen<br />
Sturz verhindern wollen. Oder wenn Sie sehen,<br />
dass ein kleines Kind vor ein Auto zu laufen<br />
droht und Sie es blitzschnell zurückhalten.<br />
Oder beim Tennis, Fußball und den meisten<br />
anderen Sportarten. Testen können Sie Ihre<br />
Reaktionsschnelligkeit so:<br />
Springen Sie von der vorletzten Stufe einer<br />
Treppe herunter. Können Sie danach weich<br />
und federnd landen?<br />
Falls nicht, gilt auch hier üben.<br />
Nicht übertreiben<br />
Selbst bei ambitionierten Sportlern sind<br />
keineswegs alle fünf Bausteine der Fitness gut<br />
entwickelt. So gibt es viele Bodybuilder, deren<br />
Bewegungen sehr ungelenk sind, und viele<br />
Läufer, die Probleme haben, mehrere große<br />
Säcke mit Blumenerde ins Auto zu laden. Fast<br />
jeder hat seine Schwachstellen und gerade die<br />
gilt es zu trainieren. Wichtig ist dabei, klein<br />
54 | <strong>reformleben</strong> 01/2021
anzufangen. So haben Sie Erfolgserlebnisse,<br />
und die motivieren weiterzumachen. Übertreiben<br />
Sie dagegen gleich am Anfang, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie bald frustriert<br />
sind, weil Sie sich nur quälen.<br />
Mehr Lebensqualität<br />
in Sport, Beruf und Freizeit!<br />
Grundsätzlich haben Sie mehr davon, wenn Sie<br />
sich mehrmals pro Woche oder täglich kürzere<br />
Einheiten vornehmen statt einmal am Wochenende<br />
ein Megatraining. Das macht mehr<br />
Spaß, bringt mehr für die Gesundheit und Sie<br />
vermeiden Frust, extremen Muskelkater oder<br />
gar Verletzungen.<br />
Ulrike Schöber<br />
Die Powerinsole – ein Powerchip eingebettet in<br />
ein Aktivgel-Kissen – kann dir mehr Energie und<br />
Wohlbefinden im Alltag sowie im Berufsleben und<br />
Sport bringen.<br />
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Gelenks entzündungen* verantwortlich ist, kann<br />
um bis zu 24% gehemmt werden**<br />
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berichteten die Probanden über weniger Kopfund<br />
Rückenschmerzen, weniger Erschöpfungszustände,<br />
weniger Durchblutungsprobleme,<br />
mehr Energie und Ausdauer und vieles mehr.<br />
Buchtipp<br />
Das Fitness-Minimalprogramm:<br />
Kleiner Aufwand – große Wirkung<br />
Das Buch zeigt, dass man gar nicht so<br />
viel Zeit braucht, um fit zu werden und<br />
zu bleiben, wenn man es richtig anfängt.<br />
GU Ratgeber<br />
· Autor: Prof. Dr. Ingo Froböse<br />
· 1. Auflage: 12/2015<br />
· 128 Seiten<br />
· Preis: 12,99 €<br />
Nie war es leichter, mehr Wohlbefinden und<br />
bessere Performance zu erlangen – in nahezu<br />
jeder Situation!<br />
* Studie Medizinische Universität Graz, Institut für Medizinische<br />
und Chemische Labordiagnostik<br />
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| 55
BUCH<br />
Empfehlungen<br />
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Glute Lab – Die Revolution<br />
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Osteopathie für zu Hause<br />
Leicht verständlicher Leitfaden,<br />
der keine Fragen offenlässt und<br />
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Fasten in sein Leben<br />
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