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Jagd & Natur | Ausgabe Februar 2021 | Vorschau

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Revier & Praxis

Jagd ohne Schnee

Auf Sau und Fuchs

auch ohne Schnee

der Sauen. Schwarzwildfreie Reviere gibt es heute fast

nirgends mehr, wenn zum Revier auch Wald dazugehört.

Selbst dort, wo früher der Hase in der Hecke Deckung

gesucht hat, muss man heute mit einem Kessel

rechnen.

Nachdem ich nochmals den Wind geprüft habe, lade

ich meine Gewehre. Ja richtig, seit hier immer wieder

mit Sauen zu rechnen ist, steht auch der Repetierer neben

der Flinte mit den aufgebockten Läufen. Eigentlich

liebe ich diese wenigen Tage im Jahr, wo ich mit der Bracke

allein zum Jagen gehen kann. Auch wenn es in erster

Linie dem Fuchs gilt, bringt sie hin und wieder einen

Hasen vorbei – und immer wieder in den letzten Jahren

eben auch mal Schwarzwild. Darauf muss man vorbereitet

sein, denn auf der Jagd kommt unverhofft oft.

Ich schnalle meine Hündin. Sie weiss, was ihre Aufgabe

ist, denn wir haben in den letzten Wintern schon so

Stöbern mit dem Hund

Für einen Jäger, der über einen gut abgeführten und

eingejagten Stöberhund verfügt, gibt es nichts Spannenderes,

als gemeinsam mit ihm zu jagen. Auch wenn

es einige Jahre und viele manchmal erfolglose Einsätze

braucht, bis der Hund geht, möchte ich diese Sternstunden

nicht missen. Es ist ein Traum, wenn Jäger und

Hund sich blind verstehen. Der firme Hund verrichtet

dieselbe Arbeit, für die sonst Treiber benötigt würden

– nur besser. Er muss sich auch nicht in schwerem Gelände

verausgaben. Dem erfahrenen Hund genügt seine

Nase. Er weiss, wie er Dickungen, Schilfbestände

oder Dornenverhaue absuchen muss, um Gewissheit

zu haben. Verhofft er beim Umrunden, sichert noch

einmal zu seinem Herrn und verschwindet dann im

Dichten, weiss man, gleich wird es ernst. Einmal gehobenem

Wild folgt er sicher laut, hartnäckige Sauen stellt

Ein perfekter Stand

am Ende eines Altholztales.

Das Wild

bleibt gerne bis zur

Spitze der auslaufenden

Naturverjüngung

in der Deckung,

um dann am

halben Hang zu

flüchten (li.).

Welcher Jäger sehnt sie nicht herbei –

die winterlichen Jagden, wo der rote

Fuchs und die schwarze Sau im Pulverschnee

rollieren! Die in den letzten

Jahren zunehmende Klimaerwärmung

sorgt leider immer öfter für schnee ‐

freie Winter. Dennoch brauchen wir

nicht auf reizvolle Jagden zu verzichten

– es geht auch im Grünen.

Matthias Meyer

Fotos: Matthias Meyer

Lautlos habe ich meinen schon so oft bewährten

Stand in einem Kiefernbestand eingenommen.

Den Standplatz habe ich vor wenigen Tagen grosszügig

von Blättern und Ästchen freigekratzt. Die Nadelstreu

bietet zusätzlich einen guten Geräuschdämpfer.

In knapper Schrotschussweite liegt ein alter Naturbau,

den Fuchs und Dachs seit Jahrzehnten gemeinsam

oder im Wechsel bewohnen. Auf der kleinen Kuppe in

diesem wenige Hektar grossen Wäldchen habe ich genügend

Sichtfeld. Der Privatwald bietet auf kleinster

Fläche sehr unterschiedlichen Waldbau. Neben alten,

maroden und schon längst nicht mehr für den Forstschutz

notwendigen Kulturzäunen stehen Stangenhölzer,

in denen es selbst bei Sonnenschein kaum hell

wird. Dort, wo der Wind die eine oder andere steinalte

Buche geworfen hat, entwickelt sich eine üppige Naturverjüngung,

durchsetzt mit weit ausladenden Brombeeren.

Gerade diese Inseln beherbergen regelmässig

Füchse, die die Ruhe und Abgeschiedenheit im spätherbstlichen

Sonnenlicht geniessen. Sind diese kleinen

Inseln gross genug, stecken sich hier auch immer wie­

Fotos: Matthias Meyer

oft auf diese Weise gejagt. Zügig entfernt sie sich von

mir und beginnt rechts oberhalb die erste Brombeerfläche

mit der Nase zu kontrollieren. Das einzigartige an

diesem Wäldchen ist seine mitten in der Feldflur isolierte

Lage. Selten empfehlen sich die von der Bracke gehobenen

Füchse über das freie Feld auf Nimmerwiedersehen.

Sie drehen manchmal eine Runde nach der

anderen, bis sie mir schussgerecht kommen. Es macht

eine Freude, zu sehen, wie sie versuchen, den bedächtig

und stets spurlauten Hund zu narren. Nur manchmal

fehlen einem von ihnen die Nerven, der dann kopflos

auf den vermeintlich rettenden Naturbau zustürmt und

zu meiner Beute wird. Doch diesmal bleibt die Hündin

stumm. Das GPS zeigt an, dass sie bereits den nächsten

dicht bewachsenen Sonnenplatz inspiziert …

er oder bedrängt sie, dass sie rücken. Dabei erkennt der

draussen am Wechsel wartende Jäger meist sofort am

Laut, an welcher Wildart der Hund jagt, ob er Standlaut

gibt oder sichtig anjagt. Hund und Jäger, die oft eng zusammenspielen,

wachsen so zu einem unschlagbaren

Team zusammen. Der kundige Betrachter erkennt sofort,

dass die Arbeit hohe Anforderungen an die Ausbildung,

aber auch die Klugheit und den Jagdverstand

beim Hund stellt.

Bei vielen Jagdgebrauchshunden liegen Antrieb und

Verständnis für das Stöbern in der Anlage. Es liegt am

Hundeführer, das richtige Verhältnis zwischen Motivation

und strenger Einbremsung zu finden, um die Arbeit

in sinnvolle Zusammenarbeit münden zu lassen. Ziel

der Stöberarbeit mit dem Hund ist es, den Einstand des

Mit wenig Arbeit

lässt sich so mancher

Kulturzaun zu

einem fuchsträchtigen

Stöberparadies

umgestalten. Mit

Betonrohrabschnitten

legt der Jäger

kontrollierte Zugänge

und mit ein paar

Aufbrüchen im Inneren

des Zaunes

sorgt er für zusätzliche

Anreize.

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