Methodenblatt: Wie gestalte ich eine politische Rede? - Dialog SoWi
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Lösungshinweise zur Klausur<br />
Thema: Zukunftsperspektiven für die EU -Brauchen wir mehr Europa für<br />
Europa ?<br />
Aufgabenart: Darstellung- Analyse- Erörterung bzw. Gestaltung<br />
Aufgaben:<br />
1. Beschreiben sie den Begriff Integration und stellen Sie zwei integrations<strong>politische</strong><br />
Konzepte (Motive. Prozess, Akteure, Leitbilder) dar. (24 Punkte)<br />
2. Analysieren Sie den Text von U. Beck im Hinblick auf s<strong>eine</strong> Position zur<br />
Zukunftsgestaltung der Europäischen Union unter den Aspekten Vertiefung und<br />
Erweiterung. (49 Punkte)<br />
3. Erörtern Sie unter Einbeziehung der Position des Autors die Perspektiven der<br />
zukünftigen Gestaltung der EU anges<strong>ich</strong>ts der aktuellen globalen Herausforderungen. (27<br />
Punkte)<br />
oder als Gestaltungsaufgabe:<br />
3. Entwerfen Sie vor dem Hintergrund der Position Becks <strong>eine</strong> <strong>Rede</strong> zum Thema „Quo vadis<br />
Europa? Die Perspektiven der Europäischen Integration anges<strong>ich</strong>ts der aktuellen<br />
globalen Herausforderungen. “ (27 Punkte)<br />
Zu Aufgabe 1:<br />
Darstellung<br />
Anforderungsbere<strong>ich</strong> I (Reproduktion)<br />
Hier sollen Sie, wie es die Operatoren „ beschreiben und darstellen“ erfordern (vgl.<br />
Operatorenliste in: <strong>Dialog</strong> Sowi, Bd. 1 S. 317), das Grundlagenwissen zu den<br />
wissenschaftl<strong>ich</strong>en Integrationskonzepten (vgl. S.399ff) fachbegriffl<strong>ich</strong> präzise und<br />
strukturiert wiedergeben.<br />
Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />
1. Beschreibung des Begriffes Integration als friedl<strong>ich</strong>e und freiwillige<br />
Zusammenführung von Gesellschaften, Staaten und Volkswirtschaften über die<br />
existierenden nationalen Grenzen hinweg, bei der im Gegensatz zur Kooperation<br />
nationale Hoheitsrechte aufgegeben und / oder eingeschränkt werden zugunsten von<br />
neu geschaffenen überstaatl<strong>ich</strong>en (integrierten) Institutionen. Gemeinschaftsinteressen<br />
erhalten so auf bestimmten Sektoren Priorität vor den nationalen Interessen.<br />
2. Darstellung von zwei der drei auf Seite 400 ff aufgeführten integrationspoliti-<br />
schen Konzepten entsprechend der Kriterien der Matrix :<br />
1
Kriterien Föderalismus<br />
Motive<br />
(Warum?)<br />
Prozess<br />
(<strong>Wie</strong>?)<br />
Akteure<br />
(Wer?)<br />
Ziele / Leitbilder<br />
(Wohin?)<br />
Zu Aufgabe 2:<br />
Analyse<br />
- Frieden<br />
- Demokratie<br />
- Idealismus<br />
- Schrittweise<br />
Förderalisierung<br />
- Alle <strong>politische</strong>n<br />
Ebenen<br />
- Gesellschaftl<strong>ich</strong>e<br />
Gruppen<br />
- Bundesstaat<br />
-Vereinigte Staaten<br />
von Europa<br />
-Subsidiaritätsprinzip <br />
Intergouvernementalismus<br />
- Machterhalt<br />
- Balance of Power<br />
- S<strong>ich</strong>erheit<br />
- Regierungskonferenzen<br />
Gipfeltreffen<br />
- Nationalstaaten<br />
- Innerstaatl<strong>ich</strong>e<br />
Willensbildung<br />
- Staatenbund<br />
- Europa der<br />
Vaterländer<br />
- Europa der Nationen<br />
Anforderungsbere<strong>ich</strong> II (Reorganisation und Transfer)<br />
Neofunktionalismus<br />
- Frieden<br />
- Überwindung der<br />
Macht der<br />
Nationalstaaten<br />
- Wohlstands-<br />
förderung<br />
- Paketlösungen<br />
- "spill-over"-<br />
Effekte auf andere<br />
Sachbere<strong>ich</strong>e<br />
- Supranationale<br />
Institutionen<br />
- Eliten<br />
- Politische Union<br />
- "form follows<br />
function"<br />
Tipp: Zur Textanalyse vgl. auch das <strong>Methodenblatt</strong> zur Textarbeit im Ergänzungsmaterial<br />
zu Kapitel 1 unter www.dialog-sowi.de.<br />
Hier sollen Sie, wie es der Operator „analysieren“ erfordert (vgl. Operatorenliste in: <strong>Dialog</strong><br />
Sowi, Bd. 1 S. 317), aus dem vorgegebenen Textauszug die Position von U. Beck<br />
zur Zukunftsgestaltung der Europäischen Union unter den Aspekten Vertiefung und Erweiterung<br />
herausarbeiten.<br />
Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />
Erster Schritt der Textanalyse:<br />
Einordnung des Textauszuges: Es handelt s<strong>ich</strong> um <strong>eine</strong>n Diskussionsbeitrag des bekannten<br />
deutschen Soziologen U. Beck zu den Handlungsweisen und Zukunftsperspektiven der<br />
Europäischen Union vor dem Hintergrund der Herausforderungen durch die globale Finanz-<br />
und Wirtschaftskrise, der im März 2009 in der Wochenzeitung die „Zeit“ veröffentl<strong>ich</strong>t<br />
wurde.<br />
Adressat ist die europa- und wirtschaftspolitisch interessierte Leserschaft.<br />
2
Weitere Schritte der Textanalyse:<br />
Herausarbeiten der Grundposition des Autors:<br />
Anges<strong>ich</strong>ts der Herausforderungen durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise seien<br />
insbesondere mehr gemeinsame wirtschafts<strong>politische</strong> Handlungsperspektiven der<br />
verschiedenen Staaten d.h. „mehr Europa für Europa“ w<strong>ich</strong>tig und die EU müsse s<strong>ich</strong><br />
kosmo<strong>politische</strong>r entwickeln, um in der „Weltrisikogesellschaft“ erfolgre<strong>ich</strong> handeln zu<br />
können.<br />
Deshalb seien nationale Alleingänge (vgl. Rettungspaket der deutschen Bundesregierung)<br />
abzulehnen, da nationale Politik in der Weltrisikogesellschaft nur dann erfolgre<strong>ich</strong> sein könne,<br />
wenn sie europäischer und kosmo<strong>politische</strong>r ausger<strong>ich</strong>tet sei.<br />
Erläutern der Begründungen zur Position des Autors:<br />
Die EU besitze durch ihr Modell der Staatenkooperation die Basis für gemeinsame<br />
wirtschafts<strong>politische</strong> Handlungsoptionen und könnte die wirtschafts<strong>politische</strong>n<br />
Kompetenzen, wie von dem französischen Präsidenten Sarkozy und dem britischen<br />
Premierminister Brown gefordert, ausbauen, um die Folgen der globalen Wirtschaftskrise für<br />
die europäische Bevölkerung abzumildern.<br />
Die Folgen der Finanzkrise seien nur durch <strong>eine</strong> gemeinsame Finanz-, Steuer-, Industrie-und<br />
Sozialpolitik, d.h. mit <strong>eine</strong>r „gebündelten Souveränität der EU“ wirkungsvoll zu lösen, da<br />
Alleingänge Arbeitslosigkeit, soziale Unruhen sowie Fremdenfeindl<strong>ich</strong>keit in Europa begünstigen und<br />
somit den Wohlstand und die S<strong>ich</strong>erheit in den EU-Staaten insbesondere in den osteuropäischen<br />
Mitgliedsländern gefährden könne.<br />
Das „Modell des reziproken Nationalismus“ führe n<strong>ich</strong>t aus der Krise, sondern reiße andere Länder<br />
mit in den Bankrott im Zeitalter der wirtschaftl<strong>ich</strong>en Vernetzung. Deshalb kommt er zum Fazit, dass<br />
„zirkuläre Maxime nationaler Realpolitik“ (Z.148f ) durch die „Maxime kosmo<strong>politische</strong>r Realpolitik“<br />
(Z. 151f ) zu ersetzen seien.<br />
Erläutern des Argumentationsaufbau des Autors:<br />
- Gegenüberstellung von positiven und defizitären Entwicklungstendenzen der EU (vgl.<br />
historischer Rückblick)<br />
- Schwerpunktsetzung auf die defizitären Entwicklungstendenzen anges<strong>ich</strong>ts der globalen<br />
Finanz-und Wirtschaftskrise im Sektor der nationalstaatl<strong>ich</strong>en Wirtschaftspolitik<br />
(„reziproker Nationalismus“)<br />
- Entwicklung des Modells der „kosmo<strong>politische</strong>r Realpolitik“ für <strong>eine</strong> erfolgre<strong>ich</strong>e<br />
Gestaltung des weiteren Einigungsprozesses.<br />
Erläutern der Zukunftsvorstellungen des Autors zur Gestaltung der EU unter den Aspekten<br />
Vertiefung und Erweiterung:<br />
Der Autor spr<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong> eindeutig für <strong>eine</strong> Vertiefung (vgl. zum Begriff „Vertiefung“ <strong>Dialog</strong><br />
Sowi S. 425 ff ) der Beziehungen innerhalb der EU durch mehr gemeinsame Kompetenzen,<br />
wie. z.B. s<strong>eine</strong> folgenden Forderungen belegen:<br />
„In der Weltrisikogesellschaft sind isolierte Nationalstaaten weder handlungsfähig noch<br />
überlebensfähig, noch souverän“ (97ff.).<br />
3
„Wer in unserer Ecke der Weltrisikogesellschaft Souveränität zurückerlangen will, muss Europa<br />
wollen, denken und werden. Oder, verallgem<strong>eine</strong>rt gesagt: Die <strong>politische</strong> Handlungseinheit im<br />
kosmo<strong>politische</strong>n Zeitalter ist n<strong>ich</strong>t länger die Nation, sondern die Region“ (107ff).<br />
„Europa braucht n<strong>ich</strong>t weniger, Europa braucht mehr Europa. Gerade die globale Krise zeigt: Die<br />
Währungsunion ist ohne das Ziel <strong>eine</strong>r <strong>politische</strong>n Union unmögl<strong>ich</strong>…...“ (Z.135ff)<br />
Der Autor sieht die Erweiterung (vgl. zum Begriff Erweiterung <strong>Dialog</strong> Sowi S. 424 ff ) der<br />
der EU positiv, wie z.B. s<strong>eine</strong> folgenden Feststellungen belegen:<br />
Zitat von Winston Churchill im Jahre 1946: »Wenn Europa dereinst geeint wäre, dann würde es k<strong>eine</strong><br />
Grenzen geben für das Glück, den Wohlstand und den Ruhm s<strong>eine</strong>r vierhundert Millionen Menschen.«<br />
(Z.3ff)<br />
„Ja, das ist der Fall: Wenn es die Europäische Union n<strong>ich</strong>t gäbe, müsste sie heute erfunden werden.<br />
Am Beginn des 21. Jahrhunderts gefährdet die EU n<strong>ich</strong>t die nationale Souveränität, sondern<br />
ermögl<strong>ich</strong>t diese erst. In der Weltrisikogesellschaft sind isolierte Nationalstaaten weder<br />
handlungsfähig noch überlebensfähig, noch souverän“ (93ff).<br />
Erläutern der Intention des Autors:<br />
Hier sind folgende Aspekte herauszuarbeiten:<br />
- öffentl<strong>ich</strong>e Kritik von U. Beck bezügl<strong>ich</strong> der Defizite <strong>eine</strong>r einheitl<strong>ich</strong>en europäischen<br />
Wirtschaftspolitik anges<strong>ich</strong>ts der globalen Finanz-und Wirtschaftskrise im Sektor der<br />
nationalstaatl<strong>ich</strong>en Wirtschaftspolitik („reziproken Nationalismus“) mit Hinweis auf die<br />
Verantwortung der Politiker ( insbesondere A. Merkel)<br />
- Einflussnahme auf die öffentl<strong>ich</strong>e Meinung und die <strong>politische</strong> Willensbildung in<br />
Deutschland und Europa bezügl<strong>ich</strong> der zukünftigen Gestaltung von Europa im Sinne des<br />
Modells der „kosmo<strong>politische</strong>n Realpolitik“, dazu nutzt er auch entsprechende sprachl<strong>ich</strong>e<br />
Mittel z.B.: „Schande s<strong>eine</strong>r Politiker“ (Z 10), „nationale Idylle“(Z 59), „Taumel der nationalen<br />
Reflexe“ (Z105) etc..<br />
Zu Aufgabe 3:<br />
Erörterung<br />
Anforderungsbere<strong>ich</strong> III (Reflexion und Problemlösung)<br />
Hier sollen Sie, wie es der Operator „Erörtern “ erfordert (vgl. Operatorenliste in: <strong>Dialog</strong><br />
Sowi, Bd.1 S. 318), zu <strong>eine</strong>r vorgegebenen Problemstellung <strong>eine</strong> reflektierte, kontroverse<br />
Auseinandersetzung führen und zu <strong>eine</strong>r abschließenden, begründeten Bewertung gelangen.<br />
Dabei sollten Ihre Ausführungen folgende Aspekte beinhalten:<br />
Die eigenständige kontroverse Auseinandersetzung mit den von Beck aufgezeigten Perspektiven<br />
zur zukünftigen Gestaltung von Europa im Sinne des Modells der „kosmo<strong>politische</strong>n<br />
Realpolitik“:<br />
Vor dem Hintergrund Ihres Sachwissens zu den Gestaltungsmögl<strong>ich</strong>keiten der EU unter der<br />
Perspektive „Erweiterung“ und „Vertiefung“ sowie der verschiedenen europäischen<br />
Reaktionen auf die Finanzkrise sollen Sie <strong>eine</strong> fundierte Auseinandersetzung mit Becks<br />
Modell der zukünftigen Gestaltung Europas vornehmen. Die relativ offene Aufgabenstellung<br />
ermögl<strong>ich</strong>t es Ihnen, die Erörterung in inhaltl<strong>ich</strong>er und methodischer Hins<strong>ich</strong>t selbstständig<br />
anzulegen. Zentral ist, dass Sie die Annahmen von Beck (Verz<strong>ich</strong>t auf nationale Alleingänge,<br />
mehr Integration auf dem Gebiet der Finanz-, Wirtschaftspolitik etc. mit dem Ziel <strong>eine</strong>r<br />
<strong>politische</strong>n Union) berücks<strong>ich</strong>tigen, aus denen s<strong>ich</strong> Becks Forderung nach mehr Integration<br />
im Sinne <strong>eine</strong>r „Föderation von Nationalstaaten“ herleitet. So könnte positiv angeführt<br />
werden, dass ein europäischer Nationalstaat nur konsequent wäre, um im kosmo<strong>politische</strong>n<br />
4
Zeitalter international mehr Gew<strong>ich</strong>t für Europa zu erre<strong>ich</strong>en und so die Folgen der<br />
Finanzkrise besser, d.h. effizienter bewältigen zu können.<br />
Ebenfalls könnte darauf verwiesen werden, dass s<strong>ich</strong> viele junge EU-Bürgerinnen und Bürger<br />
laut Eurobarometer für ein vereintes Europa aussprechen und der seit dem 1.12. 09 geltende<br />
Vertrag von Lissabon Europa <strong>eine</strong> neue „Spitze“ gegeben hat, da zwei neue Ämter für Europa<br />
geschaffen und entsprechende Personen für diese Ämter benannt wurden (Präsident des<br />
Europäischen Rates: Hermann van Rompuy; Hohe Vertreterin für die Gemeinsame Außen-<br />
und S<strong>ich</strong>erheitspolitik: Catherine Ashton).<br />
Kritisch müssten Sie abwägen, ob Sie im von Beck favorisierten Modell der Föderation <strong>eine</strong><br />
flexible Mögl<strong>ich</strong>keit sehen, den sozialen und wirtschaftl<strong>ich</strong>en Unterschieden in den<br />
Nationalstaaten Rechnung zu tragen. Ebenfalls müssten Sie prüfen, inwieweit die 27<br />
Nationalstaaten auf Grund ihrer nationalen Interessen (vgl. auch Wohlstands- und<br />
Sozialgefälle in der EU) zu Gunsten <strong>eine</strong>r gemeinsamen Finanz,- Wirtschaftspolitik etc. zu<br />
<strong>eine</strong>m weiteren Verz<strong>ich</strong>t auf staatl<strong>ich</strong>e Souveränität bereit wären. Denn den Regierungen<br />
könnte der Verz<strong>ich</strong>t auf nationalstaatl<strong>ich</strong>e Kompetenzen innenpolitisch insbesondere zu<br />
Wahlkampfzeiten Nachteile in der Wählergunst entstehen (Arbeitslosigkeit in den<br />
verschieden Ländern, Lohngefälle, Schwächung der nationalen Institutionen). Ebenso könnte<br />
auf die Bedenken kl<strong>eine</strong>rer EU-Staaten (vgl. z. B. Reaktionen von Polen, Iren, Tschechien<br />
auf den Vertrag von Lissabon etc.) gegenüber <strong>eine</strong>r übermächtigen Zentrale (Angst vor dem<br />
„Superstaat“), von verwiesen werden (vgl. Autonomiebestrebungen und mögl<strong>ich</strong>er Ausritt<br />
aus der EU etc.).<br />
Mögl<strong>ich</strong>e Vorbehalte gegen Becks Forderungen könnten Sie daraus herleiten, dass Sie die<br />
Voraussetzungen für „mehr Europa“ in der Wirtschaftspolitik etc. noch n<strong>ich</strong>t als gegeben<br />
ansehen und so auf Grund der derzeitigen wirtschaftl<strong>ich</strong>en Unterschiede und der Probleme in<br />
der Währungspolitik (vgl. „blaue Briefe“) <strong>eine</strong> zeitl<strong>ich</strong>e Staffelung (vgl. Modell der<br />
differenzierten Integration von W. Weidenfeld, S.426f) vorschlagen. Auch könnte eingebracht<br />
werden, dass bisher das „europäische Bürgerbewusstsein“ noch wenig entwickelt ist und<br />
deshalb viele Bürgerinnen und Bürger n<strong>ich</strong>t „mehr Europa“ wünschen (vgl. auch<br />
Wahlbeteiligung bei den EU-Parlamentswahlen).<br />
Sie könnten auch reflektieren, dass es im Prozess der europäischen Integration <strong>eine</strong>n Punkt<br />
„of no return“ gibt und der von Beck beschriebene gegenwärtigen EU-Zustand nur durch<br />
<strong>eine</strong>n europäischen Staatenbund aufgehoben werden kann, europäische Identität also qua<br />
demokratischer Verfassung besser entstehen kann.<br />
Vor diesem Hintergrund sollen Sie dann abschließend in erfahrungs- und<br />
handlungsorientierter Form eigene Entwicklungsperspektiven darstellen und ihre Forderungen<br />
bezügl<strong>ich</strong> der EU-Gestaltung und der Rolle der EU in der globalisierten Welt formulieren. Je<br />
nach Ihrer Interessenlage und Zielperspektive sollten Sie Ihre favorisierte<br />
Gestaltungsperspektive (Bundesstaat, Staatenbund, Staatenverbund) kriterienorientiert<br />
begründen. Bei der Formulierung von institutionellen und inhaltl<strong>ich</strong>en Entwicklungen sollten<br />
folgende Aspekte berücks<strong>ich</strong>tigt werden: Frieden, Demokratie, Wohlstand, Grundrechte,<br />
deutsche Interessen, EU-Interessen, Ungle<strong>ich</strong>gew<strong>ich</strong>t zwischen den EU- Ländern, zukünftige<br />
Mitgliedstaaten, globale Entwicklungen auf dem Finanzsektor etc..<br />
Entscheidend ist, dass Sie auch ihre „BürgerInenrolle“ reflektieren und auch zu mögl<strong>ich</strong>en<br />
Differenzierungen zwischen nationaler und EU-Bürgerschaft kommen bzw. auch den Aspekt<br />
der „globalen“ Bürgerschaft im Zeitalter der Globalisierung einbringen.<br />
5
Zur Aufgabe 3:<br />
Gestaltung<br />
Anforderungsbere<strong>ich</strong> III (Reflexion und Problemlösung)<br />
Hier sollen Sie, wie es der Operator „Gestalten“(vgl. Operatorenliste in: <strong>Dialog</strong> Sowi,<br />
Bd. 1, S. 318) fordert, durch das Entwerfen <strong>eine</strong>r <strong>Rede</strong> zum Thema:<br />
„Quo vadis Europa? Die Perspektiven der Europäischen Integration anges<strong>ich</strong>ts der<br />
aktuellen globalen Herausforderungen“<br />
<strong>eine</strong> produktorientierte Bearbeitung der Aufgabenstellung liefern.<br />
Tipp: Zur Erstellung der <strong>Rede</strong> können Ihnen die beiden <strong>Rede</strong>n von A. Merkel und L. Kaczynznski<br />
(vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi, S.436ff ), die Webhinweise zu weiteren <strong>Rede</strong>fundorten auf dem <strong>Methodenblatt</strong> zur<br />
<strong>Rede</strong>analyse (vgl. <strong>Dialog</strong> Sowi, S. 435) und die von Schülern verfassten EU- <strong>Rede</strong>n im<br />
Ergänzungsmaterial zu Kapitel 7 unter www.dialog-sowi.de. dienen.<br />
Zentral ist, dass Sie das zum Thema der <strong>Rede</strong> erarbeitete Sachwissen zu den mögl<strong>ich</strong>en<br />
Gestaltungsprinzipien der EU fachbegriffl<strong>ich</strong> präzise einbringen und auf der Basis der aktuellen<br />
globalen Herausforderungen <strong>eine</strong> eigene Leitperspektive entwickeln.<br />
Zusätzl<strong>ich</strong> bietet Ihnen das folgende <strong>Methodenblatt</strong> w<strong>ich</strong>tige Anleitungen, um <strong>eine</strong> spannende <strong>Rede</strong> zu<br />
dem Thema „Quo vadis Europa? zu verfassen:<br />
<strong>Methodenblatt</strong>: <strong>Wie</strong> <strong>gestalte</strong> <strong>ich</strong> <strong>eine</strong> <strong>politische</strong><br />
<strong>Rede</strong>?<br />
Gute <strong>politische</strong> <strong>Rede</strong>n zu schreiben und zu halten ist kein le<strong>ich</strong>tes Unterfangen. So bereiten<br />
s<strong>ich</strong> Politiker häufig auch in speziellen Rhetorikseminaren auf ihre <strong>Rede</strong>n vor.<br />
Folgende Ausführungen können Ihnen helfen, <strong>eine</strong> packende <strong>Rede</strong>, zur Gestaltung der<br />
Europäischen Union zu verfassen, bei der das das Publikum Ihnen gern zuhört.<br />
Eine gute <strong>politische</strong> <strong>Rede</strong> hat in der Regel die folgende gle<strong>ich</strong>e Struktur:<br />
1. Eine Einleitung, die schnell und gezielt zum Thema führt,<br />
2. Ausführungen zu <strong>eine</strong>m gut aufbereiteten Sachthema/<strong>eine</strong>r gut aufbereitete<br />
Problemstellung,<br />
3. <strong>eine</strong>n überzeugenden Schluss(satz).<br />
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Beachten Sie bei der Vorbereitung der <strong>Rede</strong> folgende Aspekte:<br />
Was: Inhaltl<strong>ich</strong>e Seite der <strong>Rede</strong>, was wollen Sie thematisieren, gibt es ein Leitmotiv, gibt es<br />
<strong>eine</strong> zentrale Botschaft?<br />
Wem: Wer ist Adressat, gibt es Erwartungen des Publikums?<br />
Warum: Welche <strong>Rede</strong>intentionen haben Sie (Appell, Handlungsaufforderung…)?<br />
<strong>Wie</strong>: Aufbau der <strong>Rede</strong>, Argumentation und Argumentationsgang, Verwendung der<br />
Fachsprache, Nutzung sprachl<strong>ich</strong>er Mittel (besonders Metaphern, Allegorien, Euphemismen,<br />
Schlüsselwörter, Anspielungen...)?<br />
Um das Publikum zum interessierten Zuhören zu gewinnen, sollten Sie in der <strong>Rede</strong> schnell<br />
auf den „Punkt“ kommen und folgende Aspekte achten:<br />
- anschaul<strong>ich</strong>e Formulierungen,<br />
- überzeugende Argumentationsketten,<br />
- der sachl<strong>ich</strong>e Gehalt des Themas,<br />
- die Schaffung <strong>eine</strong>s Spannungsbogens, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten<br />
(<strong>Rede</strong>n arbeiten mit „Emotionen“ und dürfen das Publikum erheitern),<br />
- gute Varianten für die Begrüßung und Abschluss.<br />
Generell gilt:<br />
Je unterhaltsamer <strong>eine</strong> <strong>Rede</strong> <strong>gestalte</strong>t ist, desto nachhaltiger ist der Eindruck, den sie<br />
hinterlässt. Auch bei Sachthemen ist <strong>eine</strong> angemessene Portion Humor erlaubt, um die<br />
„Herzen“ des Publikums für die Sache zu gewinnen.<br />
Ein ungarisches Spr<strong>ich</strong>wort lautet: „Kurze <strong>Rede</strong>n bewegen die Herzen, lange <strong>Rede</strong>n die<br />
Stühle“.<br />
©. C. Schrieverhoff<br />
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