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LAWerleben - 2|2020

Neues aus den Liebenauer Arbeitswelten

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LAWerLeben <strong>2|2020</strong><br />

Neues aus den Liebenauer Arbeitswelten<br />

Ein ganz besonderes Jahr<br />

Das Jahr 2020 ist für die Stiftung Liebenau ein besonderes<br />

Jahr, denn sie wird 150 Jahre alt. Natürlich<br />

muss ein solches Ereignis gefeiert werden, aber leider<br />

können wir das nicht persönlich tun, denn im Frühjahr<br />

hat uns Corona erreicht!<br />

Folglich fand die offizielle Geburtstagsfeier am<br />

15. Oktober dezentral statt und wurde per YouTube und<br />

Facebook übertragen. Die Digitalisierung hält auf dieser<br />

Ebene Einzug und bestimmt immer mehr unser Leben.<br />

Auch die Eltern und Betreuerversammlungen der verschiedenen<br />

Standorte der Liebenauer Arbeitswelten<br />

sind betroffen. Corona und die Auflagen der Behörden<br />

machen es uns beinahe unmöglich, Sie persönlich begrüßen<br />

zu können.<br />

Deshalb erhalten Sie heute ein „<strong>LAWerleben</strong> extra“, damit<br />

wir Sie trotzdem informieren, mit Ihnen im Kontakt<br />

bleiben und Ihnen berichten können, wie es um die<br />

Liebenauer Arbeitswelten bestellt ist.<br />

Ihnen wünschen wir viel Spaß beim Lesen von unserer<br />

Sonderausgabe „LAWerLeben extra“!<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL<br />

FOTO: BRIGITTE ARFF


Werkstattwelt<br />

Die Rückkehr in den Werkstattalltag<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL | FOTO: KATHARINA SCHÄDLE<br />

Wie in jedem Unternehmen wird auch in unseren<br />

Werkstätten eine Jahresplanung gemacht.<br />

Diese betrifft nicht nur die wirtschaftliche Situation.<br />

Im Rahmen der Förder- und Begleitplanung werden<br />

gemeinsam mit unseren Beschäftigten Ziele vereinbart,<br />

Arbeitsbegleitende Maßnahmen (ABM) geplant<br />

und vieles mehr. Doch dann kam Corona.<br />

Anfang März lag der Fokus noch auf der Erarbeitung<br />

von Hygiene- und Infektionsschutzgesetzen. Mitte März<br />

mussten dann unsere Werkstätten auf Anordnung des<br />

Sozialministeriums innerhalb weniger Tage komplett<br />

schließen. Eine Entscheidung, die eine Menge organisatorischer<br />

Maßnahmen nach sich zog. Sie alle haben<br />

hautnah erfahren, wie wir die uns anvertrauten Menschen<br />

in ihr persönliches Wohnumfeld geben mussten.<br />

Aufgrund der engen Abstimmung mit den jeweiligen<br />

persönlichen Wohn- und Betreuungssituationen und<br />

durch die Mithilfe und Unterstützung aller Beteiligten<br />

ist uns das gelungen. Über einen Zeitraum von acht<br />

Wochen blieben die Werkstätten zwar geschlossen,<br />

dennoch wurde dort weitergearbeitet. Die vorhandenen<br />

Aufträge wurden durch die Fachkräfte, begleitenden<br />

Dienste, Leitungen und wer sonst noch schrauben,<br />

verpacken oder anderweitig helfen konnte, weiter<br />

ausgeführt. Wir wollten trotz der Pandemie unsere<br />

Auftraggeber nicht verlieren, denn die Hoffnung, dass<br />

unsere Beschäftigten bald wieder zur Arbeit kommen<br />

konnten, gaben wir nicht auf.<br />

Heimarbeit und Lernpakete<br />

Ein weiterer Teil der Fachkräfte war in den Wohngruppen<br />

eingesetzt, um dort bei der Tagesstruktur zu unterstützen.<br />

Hauptsächlich die Fachdienste und der Berufsbildungsbereich<br />

(BBB) erarbeiteten rund um die Uhr<br />

„alternative Lern- und Beschäftigungsmöglichkeiten“<br />

zur Ermöglichung der Teilhabe an beruflicher Bildung<br />

und Arbeit. Diese alternativen Formen sind von uns in<br />

unterschiedlicher Weise zur Verfügung gestellt worden.<br />

Von der klassischen Heimarbeit bis zu EDV gestützten<br />

Lernpaketen in drei Schwierigkeitsstufen haben wir sehr<br />

personenzentriert und möglichst individuell reagiert.<br />

Allgemeiner Hinweis zu dieser Sonderausgabe<br />

Wir alle wissen, dass eine Information auf diesem Wege kein Ersatz für ein Zusammensein von Eltern und<br />

Betreuern mit den Beschäftigten und Mitarbeitenden der Liebenauer Arbeitswelten sein kann. Leider haben<br />

wir in diesem Jahr keine andere Möglichkeit als dieses „LAW erLeben extra“, um Sie wenigstens in den<br />

Grundzügen informiert zu halten. Wir alle hoffen auf die Wissenschaft und deren Möglichkeit, dieses Virus<br />

zu bekämpfen sowie auf die Vernunft und Einsicht der Mitbürgerinnen und Mitbürger.<br />

Selbstverständlich stehen wir für alle Ihre Fragen zur Verfügung. Bitte nutzen Sie dazu die Ihnen bekannten<br />

Telefonnummern und E-Mail-Adressen und haben Sie etwas Geduld. Wir werden Ihre Fragen schnellstmöglich<br />

beantworten. Vielen Dank – und bleiben Sie gesund.<br />

2<br />

<strong>2|2020</strong>


Werkstattwelt<br />

Auch in Leichter<br />

Sprache,<br />

für jeden<br />

verständlich: die<br />

neuen Corona-<br />

Regeln für den<br />

Arbeitsalltag in<br />

der Werkstatt.<br />

Damit ist es uns in weiten Teilen gelungen, den Beschäftigten<br />

in der Familie, den Wohngemeinschaften oder<br />

in ihrem eigenen privaten Umfeld eine sinnvolle Tagesstruktur<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Stufenweise Wiederöffnung<br />

Es war eine lange Zeit, bis wir dann Mitte Mai für einen<br />

kleinen Teil der Beschäftigten die Werkstatt unter strengen<br />

Auflagen wieder öffnen durften. Zunächst waren<br />

die Platzzahlen begrenzt und die Wiederaufnahme der<br />

Arbeit erfolgte auf freiwilliger Basis. In der zweiten Öffnungsstufe<br />

wurden die Platzzahlen erhöht, das Prinzip<br />

der Freiwilligkeit aber beibehalten. Erst in der dritten<br />

Öffnungsstufe konnten wir nahezu mit Vollbelegung<br />

planen und die Wiederaufnahme der Arbeit wurde<br />

verpflichtend. Das Prinzip der Freiwilligkeit wurde durch<br />

das Sozialministerium aufgehoben.<br />

Heute arbeiten wir in den bisherigen Arbeitsgruppen<br />

unter den allgemein bekannten Corona-Regelungen<br />

sowie unter Einhaltung der SARS-CoV-2 Arbeitsschutzregeln.<br />

„AHA“ – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – plus<br />

Lüften sind auch für unsere Werkstätten und Förderbereiche<br />

der Maßstab. Pausen- und Mittagessensgestaltung<br />

unterliegen den strengen Regelungen der Corona-<br />

Verordnung. Schichtbetrieb und strikte Trennung von<br />

Gruppen sind zum Alltag geworden. Soziale Kontakte<br />

sind nur in begrenztem Maße möglich. Für alle Beteiligten<br />

hat sich der Tagesablauf grundlegend verändert.<br />

Dazu kommen Eingangskontrollen, Symptomscreening,<br />

kontinuierliches Desinfizieren aller Kontaktflächen<br />

sowie regelmäßige Unterweisungen aller Mitarbeitenden<br />

und Beschäftigten. Alles Maßnahmen, die einer<br />

Infektion vorbeugen sollen. Auch die meisten unserer<br />

Beschäftigten bringen für diese Maßnahmen viel Verständnis<br />

auf. Damit können wir bis dato einen möglichst<br />

normalen und verlässlichen Werkstattalltag anbieten.<br />

<strong>2|2020</strong> 3


Werkstattwelt<br />

Leitungswechsel bei Arbeit und Bildung<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL | FOTO: ANNE LUUKA<br />

Stefan Fricker, seit 2005 Gesamtleiter des<br />

Bereiches Arbeit und Bildung, hat das Unternehmen<br />

zum 31. Oktober 2020 auf eigenen Wunsch<br />

verlassen, um sich einer neuen Herausforderung zu<br />

stellen.<br />

Die Leitung des Bereichs liegt seit November in neuen,<br />

aber bekannten Händen: Seine bisherige Kollegin<br />

Isabella Burgey-Meinel, die sich bereits in den letzten<br />

beiden Jahren mit Stefan Fricker die Bereichsleitung<br />

teilte, hat die Alleinverantwortung übernommen.<br />

Wir möchten Stefan Fricker an dieser Stelle für seine<br />

Tätigkeit danken. Er hat in dieser langen Zeit viele<br />

Meilensteine für den Fachbereich erreicht und deutliche<br />

Spuren hinterlassen. Wir und vermutlich auch Sie<br />

werden ihn sehr vermissen. Gleichzeitig wünschen wir<br />

ihm alles Gute für die neue Aufgabe.<br />

Bedingt durch die Veränderung und eine Neustrukturierung<br />

im Förder- und<br />

Betreuungsbereich<br />

Hegenberg (siehe<br />

Seite 5) gibt es aktuell<br />

weitere offene Leitungsstellen.<br />

Der<br />

Bewerbungsprozess<br />

ist bereits initiiert. Wir<br />

rechnen mit der Besetzung<br />

der Stellen im<br />

neuen Jahr.<br />

Stabile wirtschaftliche Situation<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL<br />

Das wirtschaftliche Ergebnis im Jahr 2019 war<br />

durch die Veränderungen in den Förder- und<br />

Betreuungsbereichen etwas unter unserer Planung<br />

geblieben, insgesamt aber zufriedenstellend.<br />

Für 2020 konnte mit dem Abschluss des Veränderungsprozesses<br />

wieder mit einem leicht besseren<br />

Ergebnis gerechnet werden. Nachdem der Januar und<br />

Februar diese Prognose bestätigt hatten, mussten wir<br />

bedingt durch die Corona-Pandemie unsere Planung<br />

ab März neu überdenken. Insgesamt ist die wirtschaftliche<br />

Situation aber stabil und auf einem guten Niveau.<br />

Infolge der Reduzierung der Produktionsumsätze<br />

machten wir einen Abgleich mit den Löhnen. Dieser<br />

Abgleich führte nun zu einem Antrag auf Bezuschussung<br />

im Rahmen der Covid-19 Schutzschirme. Für<br />

die Entlohnung der Beschäftigten ergibt sich dadurch<br />

keine Veränderung.<br />

4<br />

<strong>2|2020</strong>


Werkstattwelt<br />

Neue Strukturen<br />

in Hegenberg<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL<br />

Die Weiterentwicklung der Teilhabe behinderter<br />

Menschen am Arbeitsleben steht seit<br />

Jahren im Mittelpunkt unseres Tuns und wird durch<br />

die Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes<br />

(BTHG) noch verstärkt. Um diesen Rechnung zu<br />

tragen, befinden wir uns momentan am Ort Hegenberg<br />

in einem bereichsübergreifenden Organisationsprozess.<br />

Dabei werden die bisherigen Verantwortlichkeiten,<br />

Förderangebote und Gruppenzusammensetzungen<br />

überdacht, noch stärker auf die<br />

Menschen ausgerichtet, neu strukturiert und geordnet.<br />

So werden Beschäftigte des Förder- und Betreuungsbereichs,<br />

die überwiegend ganztags anwesend sein<br />

können, weiterhin dem Bereich Arbeit und Bildung<br />

zugeordnet. Dieser Personenkreis wird Angebote erhalten,<br />

die einerseits im weiteren Sinne mit „tätig sein“<br />

in Verbindung zu sehen sind, andererseits sich auch mit<br />

den Themen „Bildung“, „Mobilität“ und „Lebenslanges<br />

Lernen“ befassen.<br />

Personen mit komplexen Behinderungen und hohen<br />

Unterstützungsbedarfen, für die eher stundenweise<br />

Angebote sinnvoll sind, werden zukünftig durch den Bereich<br />

Wohnen betreut und gefördert. Im Vordergrund<br />

stehen personenzentrierte Angebote, die ein flexibles<br />

Eingehen auf die jeweiligen individuellen Besonderheiten<br />

in Abhängigkeit der Tagessform voraussetzen.<br />

Schwerpunkte bilden vor dem Hintergrund der persönlichen<br />

Bedingungen, der jeweiligen Bedürfnisse, Wünsche<br />

und Vorlieben gezielte Beschäftigungs-, basale und<br />

therapeutische Angebote.<br />

ABMs sind zurück<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL<br />

FOTO: MICHAEL WRIGHT<br />

Leider wurde auch das Programm der Arbeitsbegleitenden<br />

Maßnahmen (ABM) für 2020<br />

von der Corona-Pandemie gehörig „durchgeschüttelt“.<br />

Während der Schließung und den beiden ersten Öffnungsstufen<br />

konnten keine ABMs angeboten werden. In<br />

der dritten Öffnungsstufe konnten wir unter Einhaltung<br />

der Corona-Auflagen dann mit den ersten ABMs starten.<br />

Mittlerweile sind die meisten Angebote wieder am<br />

Laufen und werden sehr gut angenommen.<br />

Qualität bescheinigt<br />

TEXT: ISABELLA BURGEY-MEINEL<br />

Im Oktober stand das Überwachungsaudit der<br />

DIN EN ISO 9001/2015 und der AZAV an.<br />

Neben den sonst üblichen Zertifizierungsthemen ging<br />

es in diesem Jahr um den Maßnahmenkatalog für den<br />

Umgang mit der Corona-Pandemie und die alternativen<br />

Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Die im Jahr 2019<br />

durchgeführte Rezertifizierung beider Normen war<br />

übrigens erfolgreich. Das Zertifikat wurde uns ohne Auflagen<br />

erneut erteilt. Und auch das diesjährige Überwachungsaudit<br />

bestätigte uns, dass wir in Sachen Qualität<br />

gut aufgestellt sind.<br />

<strong>2|2020</strong> 5


Servicewelt<br />

Personalwechsel in der Servicewelt<br />

TEXT: BRIGITTE ARFF<br />

Was hat sich in der letzten Zeit personell in der<br />

Liebenau Service GmbH (LiSe) getan?<br />

Christian Braun (siehe auch Interview auf Seite 11) teilt<br />

sich mit Frank Moscherosch seit Mai 2019 die Geschäftsführung<br />

der LiSe.<br />

Christina Meßmer ging zum 31. Dezember 2019 in<br />

den Ruhestand. Wir konnten sie dafür gewinnen, uns<br />

weiterhin stundenweise im Bereich Catering und Textilservice<br />

als Fachkraft zu unterstützen.<br />

Sibylle John wechselte zum 1. Januar 2020 in die<br />

Holding der Stiftung Liebenau und arbeitet dort als<br />

Jobcoach.<br />

Chiara Schneider, von ihrer Erstausbildung Hauswirtschafterin,<br />

arbeitet seit Mai 2019 im Textil- und Catering-Team<br />

der WfbM mit und besucht die Fortbildung<br />

der „Sonderpädagogischen Zusatzqualifikation“. Diese<br />

Qualifizierung geht bis Mitte 2021.<br />

Thomas Arendt arbeitet seit dem 1. April 2020 im<br />

WfbM-Team des Textilservice und ist ebenso als Unterstützung<br />

im WfbM-Team Catering eingesetzt.<br />

Stefanie Feiler (Porträt siehe unten) ist seit dem 1. April<br />

2020 die Nachfolgerin von Natascha Schillhorst und<br />

arbeitet als Sozialdienst und Assistenz von Brigitte Arff.<br />

Im September wurde Frau Feiler auch zur Vertrauensperson<br />

der Frauenbeauftragten gewählt.<br />

Lena Mittag, Studentin der Sozialwirtschaft, absolviert<br />

ihr Praxissemester seit Oktober 2020 bei Sozialdienst<br />

und Werkstattleitung der LiSe.<br />

Sarah Gaub (Enzenhöfer) und Ireen Hündorf sind in<br />

Elternzeit.<br />

Wir stellen vor<br />

Stefanie Feiler, Servicewelt<br />

Beruf: Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin Aufgabe: Seit April 2020 tätig im Sozialdienst<br />

und als Assistenz der Werkstattleitung in der LiSe. Zuvor: Studiert habe ich<br />

Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt „Psychische Gesundheit und Sucht“ an der<br />

DHBW in Villingen-Schwenningen. Währenddessen durfte ich in meinen Praxisphasen<br />

in einem Ambulant Betreuten Wohnen in Rottenburg am Neckar Erfahrungen<br />

sammeln. Nach dem Studium hat es mich dann erstmal weggezogen, weshalb ich<br />

durch Zufall in Sigmaringen gelandet bin. Im Landratsamt, besser gesagt in der Eingliederungshilfe<br />

für Menschen mit Behinderungen, lernte ich dann die Seite des Leistungsträgers kennen, was mir<br />

nun in der WfbM von großem Vorteil ist. Im März 2020 bin ich dann gemeinsam mit meinem Partner an den wunderschönen<br />

Bodensee nach Friedrichshafen gezogen und somit zur Stiftung Liebenau gekommen. Hobbys: Kochen,<br />

Backen, Wandern, auf dem Stand-Up-Paddle-Board die Sonne genießen. FOTO: RUTH KUCH<br />

6<br />

<strong>2|2020</strong>


Servicewelt<br />

Textilservice testet neue Abläufe<br />

TEXT: BRIGITTE ARFF | FOTOS: CARMEN MARTIN<br />

Seit einiger Zeit läuft als Projekt die personenbezogene<br />

Wäschesortierung. Diese könnte die<br />

bisherige Bereitstellung, Bearbeitung und Auslieferung<br />

der Wäsche grundlegend verändern. Ausgebaut<br />

wird 2021 der Arbeitsbereich Reinigungstextilien.<br />

Bislang erhält jede Einrichtung und Wohngruppe die<br />

gereinigte Bewohner- beziehungsweise Klientenwäsche<br />

unsortiert auf Wäschewagen. In naher Zukunft soll die<br />

Wäsche personenbezogen sortiert geliefert werden.<br />

Bei dem Projekt arbeiten die Liebenau Service, die Liebenau<br />

Teilhabe, die Liebenau Kliniken und die Liebenau<br />

Pflege und Lebensräume zusammen.<br />

Testphasen gestartet<br />

Zum 1. Oktober starteten Testphasen innerhalb der Stiftung<br />

Liebenau mit ausgewählten Häusern. Diese sind<br />

auf mindestens ein halbes Jahr ausgelegt. Im Dezember<br />

2020 erfolgen dabei gegebenenfalls Veränderungen<br />

oder Anpassungen.<br />

Sollte am Ende des Projekts die Einführung einer personenbezogenen<br />

Wäschesortierung stehen, könnten sich<br />

dadurch die gesamten Abläufe innerhalb der Wäscherei<br />

verändern. Falls es zu einer kompletten Umstellung<br />

kommt, wird dieser Prozess voraussichtlich zwei bis drei<br />

Jahre in Anspruch nehmen. Von den Veränderungen<br />

wären dann auch die Arbeitsplätze unserer WfbM-Beschäftigen<br />

im Textilservice betroffen. Jedoch wurde<br />

bereits zum Projektstart vieles berücksichtigt und mitbedacht,<br />

damit unsere Werkstattbeschäftigten durch<br />

die Schaffung neuer Arbeitsplätze gut integriert werden<br />

und Inklusion erleben können. Somit entstünden<br />

weitere differenzierte und passgenaue Arbeitsplätze<br />

für unsere Werkstatbeschäftigten. Dies wäre ein echter<br />

Gewinn.<br />

Erweiterung der Tätigkeit Reinigungstextilien<br />

Ursprünglich fand die Waschung von Reinigungstextilien<br />

objektbezogen in Netzen statt. Ziel ist es, das Waschverfahren<br />

weg von Objekten (Häusern) zu gestalten. Die<br />

Reinigungstücher werden achtfach gefaltet, anschließend<br />

banderoliert und an die Kunden ausgeliefert.<br />

Ein Großteil der Reinigungstextilien werden bereits<br />

heute von einzelnen Werkstattbeschäftigten des Textilservice<br />

gefaltet, in Zehnerstapel sortiert und anschließend<br />

mit Hilfe einer Maschine banderoliert. Für 2021<br />

ist geplant, dass weitere Kunden dazukommen. Somit<br />

wird diese Tätigkeit für unsere Werkstattbeschäftigten<br />

nicht nur dienstags und freitags zur Verfügung stehen,<br />

sondern an weiteren Tagen.<br />

<strong>2|2020</strong> 7


Servicewelt<br />

Rund 15.000 Masken aus dem Nähwerk<br />

TEXT UND FOTO: CLAUDIA GRASSMANN<br />

Auch im Nähwerk hat die Corona-Krise für<br />

turbulente Zeiten gesorgt. Doch schon davor<br />

gab es hier einige Veränderungen.<br />

Außerdem konnten wir drei neue Industriemaschinen<br />

kaufen, mit denen einige Arbeitsschritte viel einfacher<br />

und schneller zu bearbeiten sind.<br />

Ab Mitte 2019 arbeiteten wir mit acht Werkstattbeschäftigten<br />

(in Teil- sowie Vollzeit) im Nähwerk und<br />

hatten viel Freude an der Arbeit an unseren tollen Upcycling-Produkten.<br />

Wir durften dabei für neue Kunden<br />

nähen, erhielten aber auch immer wieder Aufträge von<br />

„Wiederholungstätern“. Im Sommer 2019 ging Sarah<br />

Enzenhöfer in Elternzeit, dafür kamen Anna-Lena Forstenhäusler<br />

und Chinasa Ejimogu zu uns ins Team. Die<br />

beiden sind Schneiderinnen und brachten viel neues<br />

Know-how mit. Seit unserem Umzug arbeiten wir jetzt<br />

alle zusammen in den Räumlichkeiten der Schneiderei.<br />

Dort haben wir mehr Platz, die Arbeitsabläufe sind einfacher<br />

und nicht mehr mit so viel Lauferei verbunden.<br />

Umstieg auf Produktion von Alltagsmasken<br />

Und dann kam Corona und die Zeit des Daheimbleibens<br />

für die WfbM-Beschäftigten. Spontan entschied das<br />

Nähwerk, Alltagsmasken herzustellen. Und so nähten in<br />

zwei Monaten zu Spitzenzeiten an die 40 Mitarbeitende<br />

aus dem Stiftungsverbund im Nähwerk, im Berufsbildungswerk,<br />

aber auch in Heimarbeit rund 14.700<br />

Masken. Und auch hier arbeiteten unsere Werkstattbeschäftigten<br />

kräftig von zuhause aus mit. Unter den<br />

aktuellen Corona-Verordnungen arbeiten nun seit Juni<br />

Monika Andreas, Janine Czech und Gaby Fürgut in Vollzeit<br />

im Nähwerk. Von der Maskenproduktion sind wir<br />

wieder zu den Upcycling-Produkten zurückgekehrt.<br />

8<br />

<strong>2|2020</strong>


Servicewelt<br />

Die großen Herausforderungen<br />

gut gemeistert<br />

TEXT: BRIGITTE ARFF<br />

Welche Folgen hatte die Corona-Pandemie auf<br />

die Materialwirtschaft, Transportlogistik und<br />

Gebäudereinigung?<br />

Auch in diesen Bereichen war die Arbeit unter Corona-Verordnungen<br />

spannend und eine neue Herausforderung.<br />

Für alle Arbeitsplätze wurden Gefährdungsbeurteilungen<br />

erstellt und umgesetzt – zahlreiche<br />

Maßnahmen zum Schutz des Beschäftigten und der<br />

Mitarbeitenden wurden eingeführt und werden bis<br />

heute angewendet. Ob Hygieneschulungen, versetzte<br />

Pausen- und Kantinenregelungen, Symptomscreening<br />

vor Beginn der Arbeit, Tragen von Alltagsmasken, Trennen<br />

von Arbeitsgruppen und damit kein flexibler Einsatz<br />

mehr von Arbeitsbereichen… Das ist nur ein kleiner Teil<br />

der Veränderungen. Diese waren und sind für alle Beteiligten<br />

gravierend, aber im Großen und Ganzen haben<br />

alle diese Maßnahmen verstanden und gehen bis heute<br />

gut damit um.<br />

Die größte Herausforderung war für viele, als sie während<br />

des Lockdowns nicht in die WfbM zur Arbeit kommen<br />

durften. So wurden beispielsweise Personen, die<br />

als Beifahrer auf dem LKW arbeiten, als Letzte zurück<br />

zur Arbeit geholt, oder es musste ein Alternativarbeitsplatz<br />

gefunden werden. Hier fanden auch einzelne Beschäftigte<br />

einen Platz in der Materialwirtschaft, wo viel<br />

Raum und wenig Kontakte zu anderen gewährleistet<br />

werden konnte. Inzwischen gehören Hyiene- und Corona-Standards<br />

zum Alltag – doch alle hoffen natürlich,<br />

dass irgendwann diese Maßnahmen wieder wegfallen,<br />

um mehr Spielraum bei der Teilhabe am Arbeitsleben<br />

ermöglichen zu können.<br />

Kräutersalze für<br />

„Hörgers Kochfest“<br />

TEXT UND FOTO: SHIU YIE FURZE<br />

Seit August dieses Jahres werden verschiedene<br />

Kräutersalze für „Hörgers Kochfest“ von Ralf<br />

Hörger von den Werkstattbeschäftigten der Küche<br />

abgefüllt.<br />

Diese Tätigkeit gliedert sich in folgende Arbeitsschritte:<br />

das Abfüllen der Salze, das Verschließen der Dosen, das<br />

Aufkleben der Etiketten und schließlich die Verpackung<br />

in Kisten. Der neue Auftrag macht allen sehr viel Spaß,<br />

und die WfbM-Beschäftigten sind hier sehr gerne mit<br />

dabei. So haben sie bereits 800 Dosen Salz verpackt.<br />

<strong>2|2020</strong> 9


Servicewelt<br />

Lecker und gesund:<br />

vitaminreiche Smoothies aus Liebenau<br />

TEXT: SARAH SCHNEIDER | FOTO: SHIU YIE FURZE<br />

Seit Juli 2020 stellen WfbM-Beschäftigte aus<br />

dem Catering unterschiedlichste Smoothies her.<br />

Nachmittags ist es in der Küche ruhiger, viele Mitarbeitende<br />

haben bereits Feierabend – die Hauptküche lädt<br />

geradezu ein, Neues auszuprobieren. Und so bereitet<br />

die Gruppenleitung Shiu Yie Furze in regelmäßigen<br />

Abständen mit ihren Werkstattbeschäftigten unterschiedlichste<br />

leckere Smoothies zu, die dienstags in den<br />

Kantinen in Liebenau und Hegenberg zum Verkauf angeboten<br />

werden. Ende September wurde der Smoothie<br />

sogar als Nachspeise aufgenommen und an verschie-<br />

dene Kunden ausgegeben. Das Ziel: Selbst ein Produkt<br />

zu entwickeln und zu produzieren, das einen Beitrag zu<br />

einer gesunden Ernährung leistet.<br />

Kiwi-Avocado-Smoothie als Vitaminkick<br />

Der Kiwi-Avocado-Smoothie zum Beispiel ist ein erfrischend-cremiger<br />

Vitaminkick. Kiwi steuert Vitamin<br />

C, Magnesium, Kalium und Vitamin K bei, während die<br />

Avocado ungesättigte Fettsäuren wie auch die Vitamine<br />

A und E liefert. Doch das Wichtigste: Der Smoothie<br />

schmeckt einfach unwiderstehlich lecker und macht<br />

einfach Lust auf mehr!<br />

Der Vitaminkick<br />

aus den Kantinen in<br />

Hegenberg und Liebenau:<br />

leckere und<br />

gesunde Smoothies,<br />

zubereitet<br />

von den Werkstattbeschäftigten<br />

aus<br />

dem Catering.<br />

10<br />

<strong>2|2020</strong>


Servicewelt<br />

Im Gespräch mit:<br />

Christian Braun (Liebenau Service)<br />

Seit Mai 2019 ist Christian Braun<br />

– gemeinsam mit Frank Moscherosch<br />

– in der Geschäftsführung der<br />

Liebenau Service GmbH (LiSe).<br />

Herr Braun, Sie führen das Unternehmen<br />

mit durch die Pandemie.<br />

Wie haben Sie die vergangenen<br />

Monate erlebt?<br />

Als eine Zeit, die uns alle extrem<br />

fordert. Insbesondere zu Beginn der<br />

Pandemie spürte ich aber auch sehr<br />

viel Solidarität. Als Stiftung Liebenau<br />

wurde gemeinsam gedacht<br />

und gehandelt. Anpacken und Tun<br />

waren wichtiger als Zuständigkeiten<br />

oder GmbH-Grenzen. Mit tollem<br />

Erfolg: Wir schaffen es weiter, so<br />

gut es uns möglich ist, für die uns<br />

anvertrauten Menschen da zu sein.<br />

Als Liebenau Service konnten wir<br />

im Stiftungsverbund mithelfen,<br />

die Grundbedürfnisse nach Essen,<br />

frischer Wäsche und Sauberkeit zu<br />

stillen. Hier gebührt der Dank unseren<br />

vielen tollen Mitarbeitenden,<br />

die in einer Zeit voller Ungewissheit<br />

zuverlässig, fleißig und mit sehr viel<br />

Herzblut am Werk sind.<br />

Gibt es Momente, an den Sie sich<br />

trotz der Umstände gerne zurückerinnern?<br />

Ja, sehr viele sogar: An die vertrauensvolle,<br />

pragmatische und<br />

unkomplizierte Zusammenarbeit<br />

vieler Beteiligten und die spürbare<br />

Solidarität zueinander. An die Haltung<br />

vieler Mitarbeitenden, sich der<br />

Herausforderung zu stellen und das<br />

Beste daraus zu machen. An unseren<br />

Betriebsrat und Werkstattrat,<br />

der für die Interessen der Mitarbeitenden<br />

und Werkstattbeschäftigten<br />

einsteht und gleichzeitig kooperativ<br />

und zugewandt ist.<br />

Welche Maßnahmen wurden getroffen,<br />

um Ansteckungsrisiken<br />

für Mitarbeitende und Werkstattbeschäftigte<br />

zu reduzieren und<br />

gleichzeitig den Betrieb aufrechtzuerhalten?<br />

In Krisen braucht es zunächst viel<br />

Kommunikation. Alle Beteiligten<br />

benötigen möglichst viel Orientierung<br />

und Sicherheit. Zu Beginn<br />

der Pandemie führten wir als erste<br />

GmbH im Stiftungsverbund einen<br />

„Corona-Krisenstab“ ein. Damit war<br />

sichergestellt, dass wir systematisch,<br />

täglich und damit schnell alle<br />

anfallenden Themen bearbeiten<br />

konnten, wie Verdachtsfälle, notwendige<br />

Hygienestandards oder<br />

Verhaltensregeln. Anfangs stand<br />

dabei die Sicherstellung der Versorgungssicherheit<br />

im Stiftungsverbund<br />

im Vordergrund. Um die<br />

Risiken eines Ausfalls zu reduzieren,<br />

führten wir zum Beispiel bei den<br />

Mitarbeitern einen Mehrschichtbetrieb<br />

im Catering und im Textilservice<br />

ein. Wir entwickelten Pläne,<br />

welche Leistungen wir im Ernstfall<br />

zuerst aufgeben würden, um wichtigere<br />

aufrecht zu erhalten. In Arbeitssicherheitsbegehungen<br />

legten<br />

wir fest, wie wir das Arbeitsumfeld<br />

für Mitarbeitende und Werkstattbeschäftigte<br />

möglichst so gestalten<br />

können, dass Ansteckungsrisiken reduziert<br />

werden. Unser Nähwerk hat<br />

mit der Herstellung von tausenden<br />

Masken hierzu einen großartigen<br />

Beitrag leisten können. Ich bin auch<br />

sehr dankbar für die Disziplin aller,<br />

sich an Hygienevorgaben zu halten.<br />

Was erhoffen Sie sich für die<br />

nächste Jahreshälfte?<br />

Ich hoffe sehr, dass unsere Werkstattbeschäftigten,<br />

Mitarbeitenden<br />

und wir als Liebenau Service gut<br />

durch die Krise kommen und uns<br />

sagen können: Das Schlimmste liegt<br />

hinter uns. Dann wünsche ich mir<br />

aber auch, dass zwar vieles, aber<br />

auch nicht mehr alles so wird wie<br />

vor der Krise. Die Schriftstellerin<br />

Luise Rinser sagte einmal: „Krisen<br />

sind Angebote des Lebens, sich zu<br />

wandeln. Man braucht noch gar<br />

nicht zu wissen was neu werden<br />

soll. Man muss nur bereit und zuversichtlich<br />

sein.“<br />

<strong>2|2020</strong> 11


Grüne Welt<br />

Neue Gesichter in der Grünen Welt<br />

TEXT UND FOTOS: CLAUDIA WÖRNER<br />

In der Grünen Welt der Liebenauer<br />

Arbeitswelten hat es in den mehreren<br />

Bereichen – im Zierpflanzenbau, im<br />

Holzhof, in der Betriebstechnik sowie im<br />

Gemüsebau – personelle Veränderungen<br />

gegeben.<br />

Franziska Hagelstein ist neue Gruppenleiterin in der Gärtnerei Zierpflanzenbau.<br />

Franziska Hagelstein wurde als Gruppenleiterin<br />

in der Gärtnerei Zierpflanzenbau eingestellt.<br />

Die Werkzeugwand als Projekt im Rahmen der Sonderpädagogischen<br />

Zusatzausbildung sorgt für einen guten Überblick: Sascha Martin ist im Bereich<br />

der Technischen Dienste der Stiftung Liebenau tätig.<br />

Markus Joos ist bis März 2021 in Elternzeit<br />

und kommt dann zurück in den Holzhof. Mit<br />

Fabian Kreidler wurde im Januar ein neuer<br />

Kollege eingestellt. Er ist Forstwirt und hat die<br />

berufsbegleitende zweijährige Sonderpädagogische<br />

Zusatzausbildung (SBZ) abgeschlossen.<br />

Seit dem Frühjahr gibt es im Holzhof eine<br />

neue leistungsfähige Sägespaltmaschine.<br />

Durch die effektivere Produktion haben wir<br />

mehr Zeit für Betreuung und für Dienstleistungen<br />

wie das Verpacken von Holz, Baumschultätigkeiten<br />

oder Waldpflegetätigkeiten.<br />

Dadurch werden die Arbeitsplätze im Forstbereich<br />

vielseitiger und attraktiver.<br />

Im Bereich Betriebstechnik hat Sascha<br />

Martin 2020 die SBZ-Ausbildung mit Erfolg<br />

abgeschlossen und führt mit Markus Miller<br />

zusammen die Arbeitsgruppe.<br />

In den Gewächshäusern und auf den Feldern: Gärtnermeister Stephan<br />

Gumpinger ist seit dem 15. März Produktionsleiter des Bereichs Gemüsebau<br />

der Stiftung Liebenau.<br />

Tilmann Wetzel hat im November 2019 die<br />

Gärtnerei Gemüsebau verlassen. Für ihn kam<br />

im März Stephan Gumpinger als neuer Gärtnermeister.<br />

12<br />

<strong>2|2020</strong>


Grüne Welt<br />

Wenn die „jungen Wilden“ kommen<br />

TEXT: CLAUDIA WÖRNER<br />

Die Eingewöhnung und das positive Ankommen<br />

von jungen Teilnehmenden in einer<br />

Arbeitsgruppe ist nach wie vor ein spannender<br />

Prozess. Und so haben wir das bereits in der Betreuerversammlung<br />

2018 vorgestellte Thema „junge<br />

Wilde“ erneut aufgegriffen, da es aus unserer Sicht<br />

nicht abgeschlossen ist.<br />

2018 schienen die jungen Teilnehmenden den Rahmen<br />

der Arbeitsgruppen zu sprengen. Ihre Integration erforderte<br />

einen anderen Umgang, sowohl in fachlicher als<br />

auch in struktureller Hinsicht. Wir versuchten zunächst,<br />

die Rahmenbedingungen für diese Klientel zu ändern.<br />

Das heißt: Wir bildeten Kleingruppen und gaben ihnen<br />

andere Startzeiten. Beide Gruppenleiter waren mit der<br />

Beziehungsarbeit und dem Aufbau von Vertrauen sehr<br />

herausgefordert. Es gab viele Gespräche, um an die Teilnehmenden<br />

heranzukommen.<br />

Beziehungsarbeit an erster Stelle<br />

Die Landschaftsgärtnerei hat sich auf die junge Klientel<br />

eingestellt. Dabei wurde von den Mitarbeitenden von<br />

Anfang an ein hohes Maß an Rücksicht gefordert, da<br />

sich diese Teilnehmenden anders verhielten und von<br />

einem geregelten Arbeitstag zunächst weit entfernt<br />

waren. Am Anfang stand so eher die Beziehungsarbeit<br />

als die Arbeitsleistung im Vordergrund. Aber es gab<br />

dadurch auch einen Gewinn für den Arbeitsbereich<br />

insgesamt: Es wird mehr Toleranz geübt und man hat<br />

mehr Verständnis, auch wenn es manchmal schwerfällt.<br />

Besser gewappnet für die Zukunft<br />

Das Ergebnis aus heutiger Sicht: Die meisten der „jungen<br />

Wilden“ sind ihren Weg gegangen und haben sich<br />

mit viel Ermunterung durch die Gruppenleiter die notwendigen<br />

Arbeitstugenden wie Durchhaltevermögen,<br />

Pünktlichkeit und das Bei-der-Sache-Bleiben mühsam<br />

erarbeitet. Laut Gruppenleiterin Marianke Harras ist<br />

nach wie vor ein hoher pädagogischer Aufwand notwendig.<br />

Heute sind wir durch diese Erfahrungen auf<br />

den nächsten Ansturm durch junge Teilnehmende besser<br />

gewappnet und blicken ihnen positiv entgegen.<br />

Den Führerschein<br />

in der Tasche<br />

TEXT UND FOTO: CLAUDIA WÖRNER<br />

Im Arbeitsbereich Obstbau werden immer<br />

wieder Beschäftigte an den Führerschein<br />

herangeführt. Mit Nico Schütz hat ein weiterer<br />

Beschäftigter aus diesem Bereich den Führerschein<br />

erworben. Unterstützt wurde er dabei über einen<br />

längeren Zeitraum hauptsächlich durch eine FSJ-lerin.<br />

Er selbst hat nie aufgegeben, sondern beharrlich an<br />

seinem selbstgesteckten Ziel gearbeitet.<br />

<strong>2|2020</strong> 13


Grüne Welt<br />

Alter Arbeitsplatz, neue Regeln<br />

TEXT: CLAUDIA WÖRNER | FOTOS: STEFANIE FEY, MARIANKE HARRAS<br />

Am Beispiel der Beschäftigten im Arbeitsbereich<br />

Garten- und Landschaftsbau zeigen sich<br />

die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den<br />

Arbeitsalltag der Menschen.<br />

Laut Gruppenleiterin Marianke Harras freuten sich die<br />

meisten Beschäftigten, wieder arbeiten zu dürfen. Insbesondere<br />

habe ihnen der Kontakt zu ihren Arbeitskollegen<br />

gefehlt. Die meisten Beschäftigten kehrten Mitte<br />

Juni wieder an ihren gewohnten Arbeitsplatz zurück<br />

und nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf. Einzelne Beschäftigte<br />

bekamen neue Aufgaben. Ein Beschäftigter<br />

äußerte beispielsweise den Wunsch, nicht mehr in der<br />

Gruppe zu arbeiten, da er lieber alleine unterwegs sei.<br />

Es war seine Idee, den neubepflanzten Parkplatz in<br />

Liebenau selbstständig zu pflegen. Seine Gruppenleiterin<br />

kennt seine Kompetenzen und weiß, dass er sicher<br />

und zuverlässig Unkräuter von Kulturpflanzen unterscheiden<br />

kann, und so stimmte sie dem Projekt zu. Der<br />

Beschäftigte sieht die Arbeit, bleibt dran und entscheidet<br />

selbst, welche Arbeiten er an welchem Tag macht.<br />

Unterstützt wird er von seiner Gruppenleiterin, die<br />

bisher sehr zufrieden mit seiner Arbeitsleistung ist.<br />

Neue Regeln sind selbstverständlich geworden<br />

Was hat sich in der Corona-Zeit verändert? Im Zusammenhang<br />

mit den Sicherheitsregeln ist ein eine zunehmende<br />

Routine zu beobachten und es klappt immer<br />

besser. Was viele Beschäftigte zunächst als lästige<br />

Forderung erlebten, ist inzwischen selbstverständlich<br />

geworden.<br />

Die vorgeschriebene Abstandsregel war für alle neu. Die<br />

meisten kommen damit klar und können sie umsetzen.<br />

In der Zeit vor Corona hat man sich gewollt, aber auch<br />

manchmal ungewollt, zur Begrüßung auf die Schulter<br />

geklopft oder umarmt. Manche brauchen noch den<br />

Mit dem nötigen<br />

Stuhlabstand wurde<br />

in der Maschinenhalle<br />

die Möglichkeit<br />

geschaffen,<br />

zum Beispiel<br />

Schulungsvideos zu<br />

zeigen.<br />

14<br />

<strong>2|2020</strong>


Grüne Welt<br />

Sara Veeser (links), Sven Schulze (mitte) und Uwe Wendtland, Arbeitsbereich Garten- und Landschaftsbau, vor der Abfahrt zur Baustelle.<br />

Immer an Bord zu Corona-Zeiten: Wasserkanister und Seife fürs Händewaschen unterwegs – und natürlich Mund-Nase-Masken.<br />

Hinweis, dass sie zu nah beieinander sind. Gerade in der<br />

Vesperpause fällt es nicht immer leicht, sich distanziert<br />

zu verhalten. Gemeinsames Arbeiten schafft Nähe, und<br />

die soll jetzt wegen Corona nicht mehr gelebt werden,<br />

worunter so mancher leidet. Ein positiver Nebeneffekt<br />

ist aber, dass jetzt weniger die Grenzen des anderen<br />

überschritten werden und es zu weniger Konflikten<br />

kommt.<br />

Hygiene: noch wichtiger als vor Corona<br />

Hygieneregeln waren schon vor Corona bekannt und<br />

wurden größtenteils praktikziert. Zu den Aufgaben des<br />

Gruppenleiters gehört der regelmäßige Hinweis auf die<br />

Hygiene, vor allem das regelmäßige Händewaschen,<br />

zum Beispiel vor der Vesperpause. Seit Corona sind<br />

Hygieneregeln noch wichtiger geworden. Für viele Beschäftigte<br />

sind sie inzwischen ein selbstverständliches<br />

Ritual.<br />

Die Busfahrt zur Einsatzstelle hat sich verändert. In<br />

den Bussen mit sechs Sitzplätzen wird nur noch zu<br />

viert gefahren – ein Fahrer und drei Beschäftigte. Das<br />

Aufsetzen des Mund-Nasen-Schutzes beim Ein- und<br />

Aussteigen sowie während der Fahrt ist selbstverständlich<br />

geworden. Zur Grundausstattung der Fahrzeuge gehören<br />

ein Kanister mit Frischwasser, Seife und Einweg-<br />

Papiertücher, so dass sich die Beschäftigten jederzeit<br />

die Hände reinigen können. Zur weiteren Sicherheitsausrüstung<br />

hat jeder Beschäftigte im Sommer dünne<br />

Handschuhe bekommen, um die ständige Desinfektion<br />

der Werkzeuge nach jedem Gebrauch zu vermeiden.<br />

Absage von Festen, Ausflügen und Versammlungen<br />

Nur schwer kann man sich an den Gedanken gewöhnen,<br />

dass in diesem Jahr die beliebten Feierlichkeiten,<br />

bei denen sich viele Personen begegnen, ausfallen<br />

müssen. So wurden beispielsweise Weihnachtsfeiern,<br />

das Sommerfest, die Vollversammlung sowie WfbM-<br />

Ausflüge abgesagt.<br />

<strong>2|2020</strong> 15


Grüne Welt<br />

Neue mobile Arbeitsgruppe im Aufbau<br />

TEXT UND FOTO (RECHTS): CLAUDIA WÖRNER<br />

Für Beschäftigte, die in der Region Amtzell/<br />

Wangen leben, ist ein „grünes mobiles Arbeitsplatzangebot“<br />

geschaffen worden.<br />

Arbeitserzieher Tobias Kimmerle, ein neuer Mitarbeiter<br />

im Team des Garten- und Landschaftsbaus (GaLa),<br />

ist dabei, diese mobile Arbeitsgruppe aufzubauen.<br />

Aktuell interessieren sich zwei Beschäftigte für dieses<br />

Arbeitsplatzangebot in der Region Amtzell/Wangen.<br />

Momentan sind sie noch an zwei bis drei Tagen pro<br />

Woche in Liebenau beschäftigt. Ziel ist es, Aufträge,<br />

vor allem in der Grünpflege, von Gemeinden, Firmen<br />

und auch Privatkunden zu akquirieren und zu erledigen.<br />

Servicezeiten im Sozialwesen: Montag bis Freitag,<br />

von 9 bis 12 Uhr unter der Servicenummer 07542<br />

10-2010 oder jederzeit per E-Mail an sozialwesen@<br />

stiftung-liebenau.de<br />

Fragen rund um den Werkstattbereich beantwortet<br />

Gabriele Bertsch: zum Beispiel zu Lohnabrechnung,<br />

Mittagessenspauschale, Krankenversicherung und<br />

Verdienstbescheinigung für die Jahresübersicht.<br />

Kontakt: Gabriele Bertsch, Telefon 07542 10-2015,<br />

gabriele.bertsch@stiftung-liebenau.de.<br />

16<br />

<strong>2|2020</strong>


Grüne Welt<br />

Manuel Maier und<br />

Katja Frey Bei der<br />

Mittagsessensausgabe<br />

‚to go‘ an Mitarbeiter<br />

Kunden zeigen großes Verständnis<br />

TEXT: CLAUDIA WÖRNER | FOTO: ULRIKE DAVID<br />

Die Corona-Regeln bestimmen auch das Bild<br />

im Verkaufsladen des Liebenauer Landlebens.<br />

In diesem sehr öffentlichen Tätigkeitsbereich stellen<br />

sich für die Beschäftigten besonders hohe Anforderungen.<br />

Die permanenten und direkten Kundenkontakte<br />

und die immer wieder anzupassenden<br />

gesetzlichen Vorgaben erfordern ein hohes Maß an<br />

Achtsamkeit und Flexibilität. Die allermeisten Kunden<br />

zeigen großes Verständnis für die vorgeschriebenen<br />

Maßnahmen und setzen diese bereitwillig um. Besonders<br />

betroffen von der „Corona-Umstellung“ sind die<br />

Abläufe in der Küche und der Verpflegungsausgabe.<br />

So wird der Mittagstisch nur noch „to go“ – und für<br />

externe Kunden vorläufig grundsätzlich nicht mehr –<br />

angeboten.<br />

Ehrenamtliches<br />

Engagement<br />

TEXT: CLAUDIA WÖRNER<br />

Willi Brinkmann unterstützt bereits seit Jahren<br />

Beschäftigte beim Erwerb des Führerscheins.<br />

Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen leistet der<br />

Vater eines unserer Beschäftigten einen wertvollen<br />

Beitrag für unsere Institution und die Führerscheinaspiranten.<br />

<strong>2|2020</strong> 17


Liebenauer Arbeitswelten<br />

Jobcoaching – mittendrin und integriert<br />

TEXT UND FOTO: CLAUDIA WÖRNER<br />

Das Jobcoaching der<br />

Liebenauer Arbeitswelten<br />

ermöglicht Menschen mit Behinderungen<br />

die Chance auf einen<br />

„ganz normalen“ Arbeitsplatz im<br />

Betrieb.<br />

Aktuell absolvieren 50 Menschen<br />

Praktika oder haben bereits einen<br />

betriebsintegrierten Arbeitsplatz in<br />

der Gastronomie, im Einzelhandel,<br />

in der Altenhilfe als Stationshilfe, in<br />

der Bäckerei, in der Industrie, als<br />

Hausmeister, auf dem Pferdehof<br />

und in vielen anderen Branchen.<br />

Begleitet werden die Menschen –<br />

ebenso wie die Betriebe – in den<br />

Landkreisen Ravensburg und Sig-<br />

maringen sowie im Bodenseekreis<br />

von fünf Jobcoaches. „2018 haben<br />

drei Teilnehmer den Schritt auf den<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt gewagt,<br />

im vergangenen Jahr war es nur<br />

einer, dieses Jahr macht uns die<br />

wirtschaftliche Lage einen Strich<br />

durch die Rechnung“, berichtet<br />

Jobcoach Danja Kranz.<br />

Niederschwelliges Angebot<br />

„Doch das ist nicht unser einziges<br />

Ziel im Jobcoaching. Stellt jemand<br />

fest, dass die Arbeit in einer herkömmlichen<br />

WfbM doch besser zu<br />

ihm passt, ist das völlig in Ordnung.<br />

Als niederschwelliges Angebot im<br />

Sinne des Wunsch- und Wahlrechts<br />

sollen die Menschen Gelegenheit<br />

haben, sich zu orientieren und verschiedene<br />

Dinge auszuprobieren.“<br />

Zu Danja Kranz' Teilnehmern gehört<br />

Lukas Siegel, der einen betriebsintegrierten<br />

Arbeitsplatz bei Edeka<br />

hat. Formal handelt es sich um<br />

einen Werkstattarbeitsplatz. Aber<br />

Lukas Siegel gehört „ganz normal“<br />

zum Team, kümmert sich um seine<br />

Aufgaben im Supermarkt und<br />

unterstützt die Mitarbeiter.<br />

Individuelle Nischenarbeitsplätze<br />

„Es handelt sich immer um individuelle<br />

Nischenarbeitsplätze. Die<br />

Mitarbeiter werden entlastet und<br />

der Betrieb honoriert die Arbeit<br />

Lukas Siegel ist einer<br />

von 50 Menschen, die<br />

von einem Jobcoach<br />

der Liebenauer<br />

Arbeitswelten<br />

auf dem Weg in<br />

den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt begleitet<br />

werden.<br />

18<br />

<strong>2|2020</strong>


Liebenauer Arbeitswelten<br />

Corona-Bildungspakete<br />

für zuhause<br />

TEXT: LENA SACHSENMAIER<br />

nach Leistung“, erläutert Danja<br />

Kranz. Einmal pro Woche kommt<br />

sie vorbei und ist Ansprechpartnerin<br />

für Betrieb und den Beschäftigten.<br />

Dem betriebsintegrierten<br />

Arbeitsplatz voraus gehen in<br />

der Regel mehrere Praktika, die<br />

zwischen zwei und drei Monate<br />

dauern. Im Jahr 2019 wurden 29<br />

Praktika begleitet, und dieses Jahr<br />

liegt man bei aktuell 18 Praktika.<br />

Hier spiegelt sich der Corona-Lockdown<br />

ganz klar wider.„Das Ziel in<br />

einem Praktikum ist, eine Entscheidung<br />

für sich selbst zu treffen“, so<br />

Danja Kranz. Dabei gebe es kein<br />

Versagen. „Vielmehr schauen wir,<br />

dass die Fähigkeiten zum Tragen<br />

kommen.“<br />

Beitrag der Betriebe zur Inklusion<br />

Von Anfang an sei die Zusammenarbeit<br />

mit den Betrieben sehr gut.<br />

„Durch die besonderen Arbeitsplätze<br />

tragen sie einen Teil zur<br />

inklusiven Gesellschaft bei“, sagt<br />

Danja Kranz. Ein großer Erfolg sei<br />

es, wenn die Menschen in unserer<br />

Leistungsgesellschaft mithalten<br />

können.<br />

Kommt es zu einem regulären<br />

Arbeitsverhältnis, endet die Arbeit<br />

des Jobcoaches und der Integrationsfachdienst<br />

übernimmt die<br />

Begleitung.<br />

Im März 2020 wurden aufgrund der Corona-Pandemie<br />

die Werkstätten und der Berufsbildungsbereich (BBB) an<br />

all unseren Standorten geschlossen. Alle Teilnehmende blieben<br />

zuhause auf ihren Wohngruppen oder in ihren Wohnungen.<br />

Damit aber trotzdem gelernt und gearbeitet werden konnte, bekamen<br />

die Teilnehmenden Unterrichtsmaterial und Arbeitsaufgaben<br />

nach Hause. Eine Teilnehmerin aus der Schreinerei lackierte<br />

auf ihrem Balkon Obstkisten, für den Bereich Industrie verpackten<br />

Teilnehmer Einzelteile für die Firma KOSMOS in Tüten – vom Sofa<br />

aus. In Rosenharz wurde zuhause Wachs von Trägerfolien abgezogen<br />

und die „grünen“ BBB-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer<br />

zogen auf der heimischen Fensterbank Kresse- und Kürbissamen<br />

groß. Passend dazu kam das theoretische Unterrichtsmaterial:<br />

Lese- und Schreibaufgaben, Rechenaufgaben und Ausmalbilder,<br />

Fotodokumentationen und Bildergeschichten, Rätsel und natürlich<br />

auch immer wieder die aktuellen Informationen zum Stand<br />

der Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf das Geschehen<br />

im Berufsbildungsbereich. Wenn nötig unterstützten sie die Mitarbeitenden<br />

der Wohngruppen oder die eigenen Eltern. „Das war<br />

eine tolle Zusammenarbeit!“, freut sich Klaus Böhm, Gruppenleitung<br />

im Bereich Industrie Liebenau und Markdorf. Per Telefon<br />

oder WhatsApp blieben die elf Gruppenleitungen und zwei<br />

Sozialdienste des BBB-Teams mit den Teilnehmenden in stetigem<br />

Kontakt. „Das war uns in der schwierigen Situation besonders<br />

wichtig“, so Gabriele Großpietsch, Leitung des BBB. „Wir möchten<br />

verlässliche Partner auf dem Weg in das Berufsleben sein – auch<br />

in schwierigen Zeiten.“<br />

Trotz Corona beendeten drei Teilnehmerinnen den Berufsbildungsbereich<br />

und sind nun feste Mitarbeiterinnen in den Werkstatt-Arbeitsgruppen.<br />

Eine große, festliche Verabschiedung konnte<br />

leider nicht stattfinden. „Aber wir machen einfach das Beste<br />

daraus“, so Beate Heilig, Gruppenleitung Hauswirtschaft, während<br />

sie beim Abschiedsfrühstück der Absolventin aus ihrem Bereich<br />

das Abschlusszertifikat überreichte.<br />

<strong>2|2020</strong> 19


Werkstattrat<br />

Werkstattrat Liebenau Teilhabe<br />

Freude über Rückkehr an Arbeitsplatz<br />

TEXT: MICHAEL WRIGHT<br />

Im März 2020 änderte sich plötzlich alles in unseren<br />

Werkstätten. In diesem Bericht möchten wir weitergeben,<br />

wie einige Mitglieder des Werkstattrats der<br />

Liebenau Teilhabe diesen Lockdown erlebt haben.<br />

Josef Staib, unser Vorsitzender, war krank zu Hause, als<br />

er erfuhr, dass die WfbMs für eine unbekannte Zeit geschlossen<br />

wurden. So hatte er keine Möglichkeit, etwas<br />

zu sagen oder die Sorge mit seinen Arbeitskollegen zu<br />

teilen. Die Tür zu seinem Arbeitsplatz war geschlossen,<br />

und niemand wusste, wie es weitergehen würde. Er<br />

fühlte sich sehr allein.<br />

Aber das Personal in der Brauhaus-Villa war schnell<br />

dabei, eine Tagesstruktur zu organisieren und jeden in<br />

die alltäglichen Aufgaben einzubinden. Andere Mitglieder<br />

des Werkstattrats lebten zu Hause oder hatten die<br />

Möglichkeit, wieder zu ihrer Familie zurückzukehren.<br />

Und fast alle genossen die enge Beziehung zu und die<br />

enge Zusammenarbeit mit ihrer Familie.<br />

Keine Langeweile, aber der Arbeitsplatz fehlt<br />

Niemand empfand die Zeit als langweilig. Aber nach<br />

einer Weile wollten alle die Möglichkeit haben, an ihren<br />

Arbeitsplatz zurückzukehren. Im Mai, als sich die Türen<br />

für einige der Menschen wieder öffneten, waren alle<br />

sehr froh, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu dürfen. Bei<br />

all den Schwierigkeiten, die Corona in unser Leben gebracht<br />

hat, ist eines klar: Arbeit ist ein äußerst wichtiger<br />

Teil unseres Lebens.<br />

Frauenbeauftragte Liebenau Teilhabe<br />

Weniger Aktionen wegen Corona<br />

TEXT: MELANIE ROSENBERGER, CAROLA SORTINO,<br />

LISA ZYLKA, BARBARA LANGFELDT, BRIGITTE HARSCH<br />

2020 war für uns Frauenbeauftragte ein aufregendes<br />

und auch schwieriges Jahr. Viele Aktionen und Treffen<br />

mussten aufgrund von Corona ausfallen.<br />

Wir mußten flexibel bleiben und die Frauen, die sich angemeldet<br />

hatten, auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten.<br />

In einigen Bereichen fielen auch die regelmäßigen<br />

Sprechstunden aus. Ein Treffen aller Frauenbeauftragten<br />

in Leutkirch fand dagegen, coronabedingt im Freien,<br />

am 28. Juli statt. Ebenfalls angeboten werden konnten<br />

im September und Oktober ein Aufklärungsfilm in<br />

Liebenau, ein Selbstverteidigungskurs und Vorstellung<br />

des Frauen-Netzwerks aus Stuttgart in Liebenau sowie<br />

ein Aufklärungskurs in Markdorf. Danach kamen die<br />

nächsten coronabedingten Einschränkungen, und schon<br />

wieder konnte nichts stattfinden. Also hoffen wir nun<br />

alle, dass es im nächsten Jahr wieder möglich ist, gute<br />

Frauenarbeit zu leisten.<br />

20<br />

<strong>2|2020</strong>


Werkstattrat<br />

Werkstattrat Stiftung Liebenau Holding<br />

Einsatz für passenden Busfahrplan<br />

TEXT: MANUEL MAYER, STEFANIE BERNECKER, UWE WENDTLAND, SWEN ARFF<br />

Dieses Jahr ist – bedingt durch Corona – vieles anders.<br />

Man könnte meinen, die Welt steht Kopf. Wir können<br />

uns auf dem Stiftungsgelände nicht mehr so bewegen<br />

und begegnen wie wir wollen und wie wir es gewohnt<br />

sind. Das betrifft natürlich auch die Arbeit des Holding-Werkstattrats<br />

und die Zusammenarbeit mit der<br />

Werkstattleitung.<br />

Trotz aller Widrigkeiten konnte aber auch hier über<br />

die Vertrauensperson der notwendige Informationsfluss<br />

zwischen Werkstattleitung und Werkstatträten<br />

aufrecht erhalten werden, wichtige Informationen zur<br />

Mitbestimmung, Mitwirkung und dem Informationsrecht<br />

wurden so kommuniziert. Weiterhin hat sich der<br />

Werkstattrat in dieser Zeit, bei stetig wechselnden Fahrplänen<br />

des ÖPNV, dafür eingesetzt, dass der Standort<br />

Liebenau stets passende Busverbindungen bei Dienstbeginn<br />

und -ende hatte. Für die eigentlich anstehende<br />

Vollversammlung im November dieses Jahres, hat sich<br />

der Werkstattrat nach Rücksprache mit der Werkstattleitung<br />

für Corona-konforme Teilversammlungen in den<br />

einzelnen Bereichen entschieden, um den Informationsfluss<br />

zu den Beschäftigten der Werkstatt im geeigneten<br />

Rahmen zu gewährleisten.<br />

Werkstattrat Liebenau Service<br />

Hygienepläne statt Schulungen und Feiern<br />

TEXT: FRANZ VÖLK<br />

Da das Jahr 2020 ganz im Zeichen von Corona steht,<br />

konnte die Jahresplanung des Werkstattrats der Liebenau<br />

Service GmbH nicht wie geplant durchgeführt<br />

werden.<br />

Schulungen, Arbeitsbegleitende Maßnahmen, Sitzungen<br />

oder die 150-Jahresfeier der Stiftung Liebenau<br />

wurden verschoben oder abgesagt. Anfang des Jahres<br />

nahmen wir noch an der Jubilarfeier teil. Es ist immer<br />

wieder erstaunlich, wie lange unsere Kolleginnen und<br />

Kollegen schon in der Werkstatt arbeiten.<br />

Als wir dann nicht mehr in die Werkstatt durften,<br />

wurden wir von unserer Leitung informiert, gefragt und<br />

konnten von zuhause aus unserer Meinung dazu sagen.<br />

Als wir wieder in die Werkstatt zurück konnten, wurden<br />

mit uns die Hygienepläne besprochen, und wir konnten<br />

unseren Kolleginnen und Kollegen bei Fragen weiterhelfen.<br />

Wir hoffen, dass die Pandemie bald vorbei ist und<br />

wir wieder alles wie geplant machen können. So haben<br />

wir noch einige Punkte auf unserer Liste: Busfahrplan,<br />

Lohneinstufungen, Vollversammlung der WfbM, „Creativo“<br />

und so weiter.<br />

<strong>2|2020</strong> 21


Werkstattrat<br />

Beim Werkstattrat und bei der Frauenbeauftragten der<br />

Liebenau Service GmbH gab es einige Veränderungen.<br />

Daher möchten wir die neuen Mitglieder und Vertrauenspersonen<br />

nochmals kurz nennen: Julia Walzik hat die<br />

Gremien verlassen. Vielen Dank für ihre gute Arbeit!<br />

Werkstattrat Liebenau Service<br />

Nachrückerin für Frau Walzik ist Stefanie Allgaier im<br />

Werkstattrat und als Stellvertretung bei den Frauenbeauftragten.<br />

Unterstützt werden die Frauenbeauftragten von Stefanie<br />

Feiler. Herzlich willkommen!<br />

Frauenbeauftragte Liebenau Service<br />

Tanja Maier<br />

aus dem Textil<br />

Vorsitzende<br />

Melanie Hammelsbeck<br />

aus dem Catering<br />

Frauenbeauftragte<br />

Heinrich Arnold<br />

aus dem Catering<br />

Stellvertretung<br />

Stefanie Allgaier<br />

aus dem Transport<br />

Stellvertretung<br />

Stefanie Allgaier<br />

aus dem Transport<br />

Mitglied<br />

Stefanie Feiler<br />

unterstützt als<br />

Vertrauensperson<br />

Franz Völk<br />

unterstützt als<br />

Vertrauensperson<br />

22<br />

<strong>2|2020</strong>


Werkstattrat<br />

Happy Birthday, Stiftung Liebenau!<br />

TEXT: CHRISTOF KLAUS<br />

FOTOS: NICOLE MARSCHALL, WALTER BIRKENMAIER, TATSIANA MIKIC, BRIGITTE ARFF<br />

150 Jahre Stiftung Liebenau – 2020 sollte eigentlich<br />

ganz im Zeichen dieses runden Jubiläums stehen. Doch<br />

fast alle geplanten Veranstaltungen fielen Corona zum<br />

Opfer. Der Stiftungsgeburtstag am 15. Oktober wurde<br />

dennoch in pandemiekonformem Rahmen an allen<br />

Standorten bunt gefeiert – und natürlich waren hier<br />

auch die Liebenauer Arbeitswelten mit dabei, wie man<br />

auf diesen Schnappschüssen sehen kann:<br />

<strong>2|2020</strong> 23


Zum Schluss<br />

„Im Grunde sind es immer die<br />

Verbindungen mit Menschen,<br />

die dem Leben seinen Wert geben“<br />

Wilhelm von Humboldt<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

diese Ausgabe zum Jahresende steht in vielen Bereichen unter dem Einfluss der Pandemie!<br />

Wir möchten aber weiterhin unsere vorrangige Aufgabe nicht aus den Augen verlieren.<br />

Ziel der Liebenauer Arbeitswelten war und ist es, unserer Klientel<br />

eine gute Teilhabe am Arbeitsleben und an Bildung zu ermöglichen.<br />

Dies geschieht weiterhin, jetzt eben unter anderen Rahmenbedingungen und Auflagen<br />

des Sozialministeriums. Die Bewältigung der neuen Herausforderungen ist uns bisher<br />

durch unterschiedliche Interventionen und auch mit Ihrer Unterstützung gut gelungen.<br />

Für das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Arbeit und für die gute Zusammenarbeit<br />

möchten wir Ihnen von Herzen danken.<br />

Wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.<br />

Bleiben Sie gesund.<br />

Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Liebenauer Arbeitswelten<br />

Kontakt für Anregungen und Rückmeldungen zum „LAW erLeben“<br />

Brigitte Arff, Werkstattleitung Liebenau Service GmbH, Liebenauer Arbeitswelten, brigitte.arff@stiftung-liebenau.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Liebenau Teilhabe gemeinnützige GmbH – Liebenauer Arbeitswelten<br />

Siggenweilerstraße 11, 88074 Meckenbeuren – www.stiftung-liebenau.de<br />

Umsetzung: NETZ-3 – Die Medienprofis (Natalie Baumbusch, Christof Klaus) – www.netz-3.de<br />

Illustration: Stiftung Liebenau, Adobe Stock<br />

Dezember 2020 | 1.500 Stück | Dieses Produkt wurde klimaneutral gedruckt.<br />

Mit dem LAWerLeben informieren wir regelmäßig über Ereignisse, Themen und Projekte aus den Liebenauer Arbeitswelten.<br />

Dazu verwenden wir personenbezogene Daten. Sie werden mit der nötigen Sorgfalt und unter Beachtung des gesetzlichen Datenschutzes verarbeitet.<br />

Für Informationen über gespeicherte Daten, zur Ergänzung, Korrektur oder Löschung wenden Sie sich bitte an den Herausgeber.<br />

Weitere Informationen über unsere Maßnahmen finden Sie hier: www.stiftung-liebenau.de/datenschutz<br />

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