5w_2102_Februar_2021
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Unsere liebe Nachbarin
Erinnerungen an
Tante Lassen
In der uns gegenüber liegenden Katenstelle
wohnte Tante Lassen; Oma und Mutter
pflegten mit ihr eine sehr gute Nachbarschaft.
Besonders in der Vorweihnachtszeit
waren sie oft bei Tante Lassen. Sie hatte
schon einen Elektroherd und das Plätzchen
backen geschah dort. Zusammen Kaffeetrinken
war auch etwas Besonderes.
Während des Krieges erhielt Tante Lassen
Kaffeepakete aus Amerika. In unserem Oberdorf
– „Hörn“ genannt – gab es noch bis kurz
in den Krieg hinein einen Hökerladen, betrieben
von einer Frau Jensen. Diese wanderte
Anfang des Krieges nach Amerika aus. Da sie
mit Tante Lassen sehr befreundet war, hielt die
Freundschaft auch über den Ozean, und der
heiß begehrte Kaffee kam gut an. Wenn Tante
Lassen dann mit einem Korb und ein em
Geschirrtuch darüber über die Straße kam, gab
es bei uns Kaffeezeit. Das war immer etwas
Besonderes.
Zum Schnacken kamen die drei gerne zusammen.
Gemeinsam hatten die drei mit ihren
Schicksalsschlägen die Kriegs- und Nachkriegszeit
überstanden. Als Jürgen und ich verheiratet
waren, gingen wir mal abends zu ihr
zum Schnacken. Der Abend verging nie ohne
Kaffee und Plätzchen. Sie freute sich sehr über
Besuch und wusste viel zu erzählen. So erfuhren
wir auch, wie ihre Kindheit gewesen war
und wie die Armut in den Dörfern herrschte.
Oft meinte sie, dass es für den einfachen Menschen
noch nie so eine gute Zeit gegeben hätte.
Das war ungefähr vor etwa 70 Jahren. Ende
der 1940er Jahre übernahm das Ehepaar Bließmer
das kleine Anwesen. So musste sie nicht
mehr alleine in ihrem Haus wohnen. Es wurden
noch zwei Söhne bei Bließmers geboren.
Dass Kinder im Haus waren, kannte sie nicht,
denn selbst hatte sie keine Nachkommen. Die
beiden Jungen und auch unsere Söhne erhielten
oft ein Plätzchen aus der Hand von Tante
Lassen. Ende der siebziger Jahre ist Tante Lassen
im Böklunder Altenheim mit über 90 Jahren
verstorben.
Gerda Zielke
www.gutachter-angeln.de
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