Infodirekt - IG BCE
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Ausgabe Juni 2009<br />
<strong>Infodirekt</strong><br />
Der Betriebsrat LyondellBasell Wesseling informiert<br />
E D I T O R I A L<br />
Realwirtschaft schützen<br />
LyondellBasell hat durch einen<br />
bedeutenden Beitrag der Beschäftigten<br />
aller deutschen<br />
Standorte die Chance, die<br />
Phase der Restrukturierung gut<br />
zu überstehen. Während Banken<br />
als Verursacher der Krise<br />
unter den großzügigen<br />
Rettungsschirm<br />
des Staates geflüchtet<br />
sind, muss<br />
– wie in diesem Fall<br />
– die Realwirtschaft<br />
als Opfer der Krise<br />
ihre Dinge selbst regeln.<br />
Ich fordere die<br />
Wolfgang<br />
Blossey,<br />
Bezirksleiter<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong><br />
Köln-Bonn<br />
Die Vereinbarung ist<br />
gerecht, sagt<br />
Michael Mersmann 2<br />
Politik zum Umdenken<br />
auf: Sie muss<br />
einen leistungsfähigen<br />
Schutzschirm<br />
für die Realwirtschaft<br />
aufspannen.<br />
Mehr als die Ban-<br />
ken stützen die Unternehmen<br />
den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland. Der bestehende<br />
staatliche „Wirtschaftsfonds<br />
Deutschland“ muss aufgestockt<br />
werden und stärker den<br />
betrieblichen Realitäten gerecht<br />
werden. Weiterhin muss der<br />
Staat die Versorgung der Realwirtschaft<br />
mit Krediten zu akzeptablen<br />
Bedingungen<br />
sicherstellen und die Banken<br />
zwingen, diese Aufgabe zu erfüllen.<br />
Die Hilfe für die unverschuldet<br />
in Not geratenen Unternehmen<br />
muss unverzüglich beginnen<br />
und nicht erst nach der Bundestagswahl.<br />
Es ist fünf vor<br />
Zwölf!<br />
Standorte gesichert<br />
Gute Nachricht für die<br />
Beschäftigten von<br />
LyondellBasell-Deutschland:<br />
Ihre Arbeitsplätze<br />
und Tarifentgelte sind<br />
sicher.<br />
Um ihrem Unternehmen wieder<br />
auf die Beine zu helfen, leisten<br />
die Beschäftigten der deutschen<br />
LyondellBasell-Standorte einen<br />
wichtigen Beitrag: Sie verzichten<br />
vorübergehend auf übertarifliche<br />
Zahlungen. Im Gegenzug sichert<br />
die Geschäftsleitung alle tariflichen<br />
Leistungen einschließlich<br />
Weihnachts- und Urlaubsgeld zu,<br />
garantiert die Standorte bis Ende<br />
2011 und hat unterschrieben,<br />
dass keine einseitigen betriebsbedingten<br />
Kündigungen vorgenommen<br />
werden sollen. „Wir<br />
sind mit dem Vereinbarten zufrieden“,<br />
sagt Betriebsratsvorsitzender<br />
Wilfried Hierl.<br />
Ende Dezember 2008 wurde die<br />
Konzernmutter unter US-Insolvenzrecht<br />
gestellt. Die Folge: Erhebliche<br />
Kosteneinsparungen<br />
waren notwendig. Für den Betriebsrat<br />
begann eine turbulente<br />
Zeit: „Uns war klar, dass die Beschäftigten<br />
ihren Beitrag leisten<br />
müssen, aber wir haben schnell<br />
bekräftigt: Keine Unterschrift<br />
ohne die Garantie, dass alle<br />
Standorte sicher sind.“<br />
Ta r i f v e r t r a g n i c h t a n g e t a s t e t<br />
„Ich hätte keine Vereinbarung<br />
unterschrieben, die die tariflichen<br />
Leistungen eingeschränkt<br />
hätte“, sagt Betriebsratsvorsitzender<br />
Wilfried Hierl. „Viele Beschäftigte<br />
sind privat finanzielle<br />
Verpflichtungen eingegangen.<br />
Sie haben Häuser oder Wohnungen<br />
gekauft beziehungsweise<br />
Kreditverträge abgeschlossen.<br />
Dabei haben sie sich<br />
an dem orientiert, was ihnen an<br />
Die Chronik der<br />
Monate Januar bis<br />
März 2009 3<br />
Tarifentgelt monatlich zur Verfügung<br />
steht. Klar, dass sie Planungssicherheit<br />
brauchen.<br />
Deshalb waren für uns die tariflichen<br />
Leistungen nicht antastbar.“<br />
Wichtig ist für Wilfried Hierl<br />
auch, „dass die jetzt vereinbarten<br />
Belastungen der Beschäftigten<br />
sofort ausgesetzt werden,<br />
wenn sich die wirtschaftliche<br />
Lage bessert.“<br />
Was ist eigentlich<br />
„Chapter 11“? Fragen<br />
und Antworten 4<br />
Die Geschäftsfüh-<br />
Ihr monatelanger<br />
Kampf hat sich<br />
rung hatte ursprüng- gelohnt: Dirk und<br />
lich vor, tiefe Ein- Wilfried Hierl<br />
schnittevorzuneh- diskutieren die<br />
men: unter anderem unterschriftsreife<br />
die Reduzierung des<br />
Tarifentgelts, die Abschaffung<br />
der Fahrt-<br />
Vereinbarung.<br />
kostenzuschüsse und die Streichung<br />
des Ausgleichs für die<br />
Schichtübergabezeiten. Der Betriebsrat<br />
machte sofort deutlich,<br />
dass diese Punkte jenseits der<br />
„Schmerzgrenze“ liegen, und<br />
konnte sich damit durchsetzen.<br />
Personalleiter zufrieden<br />
Am 8. Juni schließlich wurde die<br />
Vereinbarung nach zwei Monaten<br />
Verhandlung unterschrieben.<br />
Kommentar von Wilfried Hierl:<br />
„Die Vereinbarung ist die beste,<br />
die ich kenne.“ Auch sein Gegenpart,<br />
Personalleiter Jürgen<br />
Pischke, ist zufrieden: „Wir haben<br />
schnell viel erreicht – auch<br />
deshalb, weil wir uns schon lange<br />
kennen und vertrauensvoll zusammenarbeiten.“<br />
<strong>Infodirekt</strong> – Der Betriebsrat LyondellBasell Wesseling informiert – Ausgabe Juni 2009 www.koeln-bonn.igbce.de
<strong>Infodirekt</strong> 2<br />
Interview<br />
Michael Mersmann<br />
ist Leiter der<br />
Abteilung Internationales/Europa<br />
beim<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>-<br />
Hauptvorstand und<br />
LyondellBasell-<br />
Aufsichtsratsmitglied<br />
auf Arbeitnehmerseite.<br />
Ein großer Schritt<br />
Ein Interview mit<br />
Michael Mersmann. Er war an den<br />
Verhandlungen über die Standortsicherung<br />
beteiligt.<br />
Was ist für dich das herausragende Ergebnis<br />
an der Vereinbarung?<br />
Sie ist gerecht, weil sie alle Gruppen von Beschäftigten<br />
gleichermaßen belastet. Vom<br />
Azubi bis zum leitenden Ange-<br />
»Herausragend stellten tragen alle ihren Teil zur<br />
ist für mich, Sanierung des Unternehmens<br />
dass der Tarif- bei. Woanders kann man immer<br />
vertrag nicht an- wieder erleben, dass die Arbeitgerührt<br />
wurde. geberseite gerne an das Geld der<br />
Alle Leistungen Schichtarbeiter heranwill und<br />
bleiben erhal- dies auch schafft. Wir haben soten.«fort<br />
klargestellt, dass dies mit uns<br />
nicht zu machen ist. Herausragend<br />
ist für mich auch, dass der<br />
Tarifvertrag nicht angerührt wurde. Alle Leistungen<br />
bleiben erhalten.<br />
Und was plante die Geschäftsführung?<br />
Das Übliche: Entlassungen, Kurzarbeit, Zeitkonten<br />
plündern und tarifliche Leistungen<br />
aussetzen. Außerdem sollten die nach langen<br />
Kämpfen erreichten Sonderleistungen für<br />
Schichtarbeiter wegfallen.<br />
Die Vereinbarung betrifft alle deutschen<br />
Standorte, waren alle Betriebsräte einbezogen?<br />
Jeder hat seine Ideen eingebracht und letztlich<br />
haben alle an einem Strang gezogen.<br />
Was bringt das Ergebnis dem Konzern?<br />
Er wird einen großen Schritt in Richtung Sanierung<br />
gehen. Die Kosteneinsparungen erhöhen<br />
die Kreditwürdigkeit. Ende des Jahres<br />
endet das Chapter-11-Verfahren. Ich bin sicher,<br />
dass wir dann eine deutlich bessere<br />
Ausgangsbasis haben, was die Schulden betrifft.<br />
Dass die Beschäftigten hierbei einen<br />
wesentlichen Beitrag geleistet haben, werden<br />
beide Seiten sicher nicht vergessen.<br />
Und wenn sich die Dinge schlecht entwickeln?<br />
Dann gehen wir zurück auf Los. Das heißt,<br />
die finanziellen Opfer der Beschäftigten können<br />
zurückgefordert werden. Dann müssten<br />
sie wenigstens keine Einschränkungen beim<br />
Arbeitslosen- oder Insolvenzgeld erleiden.<br />
Wie war die <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> eingebunden?<br />
Betriebsräte und <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> sind ein starkes<br />
Team, nur so konnten wir zu einem guten Ergebnis<br />
kommen. Die <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> hat sich auf allen<br />
Ebenen stark eingebracht. Sie hat dem<br />
Betriebsrat Kontakte in die politische Ebene<br />
vermittelt und ihn bei allen auftretenden Fragen<br />
beraten. Wir waren immer für die Betriebsräte<br />
erreichbar. Das ist wichtig, weil<br />
manche Fragen schnell geklärt werden müssen.<br />
D a s i s t g e r e c h t<br />
„Für mich sind vier Punkte der Vereinbarung<br />
besonders wichtig:<br />
Erstens Gerechtigkeit. Vom Auszubildenden<br />
bis zum leitenden Angestellten<br />
werden alle gleichermaßen belastet. Wir<br />
haben als Grundlage der Berechnung<br />
nicht eine feste Summe genommen, sondern<br />
einen prozentualen Anteil: Zehn Prozent<br />
von 5.000 Euro sind mehr als zehn<br />
Prozent von 700 Euro. Das bedeutet, wer<br />
mehr verdient, wird auch mehr belastet!<br />
Wir haben auch erreicht, dass die<br />
Schichtarbeiter nicht zu stark bluten müssen.<br />
Sie sind in anderen Firmen immer<br />
die Ersten, die massiv abgeben müssen.<br />
Zweitens Vertrauen. Die bestehenden<br />
Tarifverträge werden nicht angetastet.<br />
Alle dort zugesicherten Leistungen bleiben<br />
erhalten – das sind in erster Linie Urlaubs-<br />
und Weihnachtsgeld.<br />
Drittens Sicherheit. Die Unternehmensleitung<br />
hat eine Sicherung der Standorte bis<br />
zum 31. Dezember 2011 unterschrieben.<br />
Viertens Zukunft. Die Unternehmensleitung<br />
wird an allen deutschen Standorten<br />
bis Ende 2011 keine einseitigen betriebsbedingten<br />
Kündigungen vornehmen.“<br />
Dirk Hierl, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender<br />
am Standort Wesseling<br />
Z u k u n f t g e s i c h e r t !<br />
„Auch in sehr schwierigen wirtschaftlichen<br />
Zeiten bleibt das Ausbildungsengagement<br />
bei LyondellBasell<br />
sehr hoch: Jeweils<br />
50 Ausbildungsplätze<br />
schreibt die<br />
Vereinbarung zwischenGesamtbetriebsrat<br />
und Unternehmensleitung<br />
für<br />
die nächsten drei<br />
Jahren fest. Das ist<br />
aus Sicht der <strong>IG</strong><br />
<strong>BCE</strong> ein sehr gutes<br />
Ergebnis. Mit diesem<br />
Engagement<br />
wird auch der<br />
Standort Wesseling<br />
gestärkt. Wer ausbildet,<br />
sichert seine<br />
Zukunft!“<br />
Helge Herrwegen,<br />
Sekretär im<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>-Bezirk Köln-<br />
Bonn,<br />
Betriebsbetreuer<br />
LyondellBasell-<br />
Standort Wesseling<br />
<strong>Infodirekt</strong> – Der Betriebsrat LyondellBasell Wesseling informiert – Ausgabe Juni 2009 www.koeln-bonn.igbce.de
<strong>Infodirekt</strong> 3<br />
Chronik<br />
Betriebsrat im Dauereinsatz<br />
Die Nachricht schlug ein wie eine<br />
Bombe: Ausgerechnet in der<br />
Silvesternacht erreichte den<br />
Betriebsrat die Nachricht vom<br />
Insolvenzantrag in den USA.<br />
„Wenn man mir bis dahin etwas über<br />
,Chapter 11‘ erzählt hätte, hätte ich die<br />
Gegenfrage gestellt, ob das auf einer<br />
Speisekarte steht“, sagt Betriebsratsvorsitzender<br />
Wilfried Hierl. Sofort nach der<br />
schlechten Nachricht in der Silvesternacht<br />
begannen er und sein Vertreter Dirk Hierl<br />
mit den Recherchen zu der Frage: Welchen<br />
Einfluss hat das US-amerikanische<br />
Insolvenzverfahren nach dem „Chapter<br />
11“ für die deutschen Standorte?<br />
Seitdem waren die beiden täglich im Einsatz<br />
für den Erhalt des Standortes Wesseling<br />
– ob am Wochenende oder feiertags;<br />
natürlich immer in Abstimmung mit<br />
den übrigen Mitgliedern des Wesselinger<br />
Betriebsrats. Sie holten die<br />
Kollegen der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> ins Boot,<br />
insbesondere Wolfgang Blossey,<br />
Helge Herrwegen und Michael<br />
Mersmann, informierten<br />
die Medien und tauschten sich<br />
aus mit den Wirtschaftsministerien<br />
der Bundesländer, in denen<br />
Standorte des Konzerns<br />
ansässig sind.<br />
In den letzten Monaten hat<br />
sich der Betriebsrat mit Unterstützung der<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> ein umfangreiches Netzwerk zur<br />
Sicherung des Standortes aufgebaut. Die<br />
Betriebsräte konnten gegenüber der Politik<br />
deutlich machen, wie wichtig der<br />
Standort Wesseling für die Stadt, Region<br />
und letztlich für Nordrhein-Westfalen ist.<br />
Kontaktiert wurden – neben den in der<br />
Chronik Genannten – SPD-Parteivorsitzender<br />
Franz Müntefering, Bundesfinanzminister<br />
Peer Steinbrück, Hannelore Kraft,<br />
Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion,<br />
SPD-Bundestagsabgeordnete Gabi Frechen,<br />
Günter Ditgens, Bürgermeister der<br />
Stadt Wesseling und andere.<br />
Im Folgenden eine Chronik der wichtigsten<br />
Aktivitäten des Betriebsrats am<br />
spdfraktion.de<br />
Franz<br />
Müntefering<br />
Standort Wesseling in den ersten drei Monaten<br />
des Jahres 2009.<br />
Silvester 2008<br />
Die Aufsichtsratsmitglieder Armin Lührs und<br />
Wilfried Hierl erfahren aus dem Internet, dass<br />
die Unternehmensleitung in den USA Insolvenz<br />
nach US-amerikanischem Recht angemeldet<br />
hat.<br />
1. Januar 2009<br />
Krisensitzung im Betriebsratsbüro mit Jürgen<br />
Kaethner und Armin Lührs, Aufsichtsratsmitglieder<br />
der Arbeitgeberseite, sowie<br />
Marita Groß, Dirk und Wilfried Hierl, Aufsichtsratsmitglieder<br />
der Arbeitnehmerseite.<br />
2. Januar 2009<br />
Telefonate mit Radio Erft, WDR, Kölner Stadtanzeiger<br />
und Kölner Rundschau. Zu der Zeit<br />
ist kein Arbeitgebervertreter im Werk, um<br />
eine Stellungnahme abzugeben.<br />
Willi Zylajew Jürgen<br />
Rüttgers<br />
spdfraktion.de<br />
4. Januar 2009<br />
Am Sonntag Telefonate unter anderem mit<br />
Wolfgang Blossey, Bezirksleiter der <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong><br />
Köln-Bonn, und mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
(MdB) Willi Zylajew.<br />
5. Januar 2009<br />
Willi Zylajew informiert den NRW-Ministerpräsidenten<br />
Jürgen Rüttgers über die Lage<br />
von LyondellBasell. Telefonat mit Dr. Sebastian<br />
Sick von der gewerkschaftlichen Hans-<br />
Böckler-Stiftung. Er will schnellstens einen<br />
Spezialisten für amerikanisches und deutsches<br />
Insolvenzrecht finden.<br />
7. Januar 2009<br />
Presseinformationen an den Kölner Stadtanzeiger,<br />
die Kölner Rundschau, den Bonner<br />
Generalanzeiger, das Handelsblatt, die Financial<br />
Times.<br />
13. Januar 2009<br />
Arbeitsfrühstück in der SPD-Kreisgeschäftsstelle<br />
mit Politikern und Betriebsräten unter<br />
anderem von Evonik und Shell.<br />
14. Januar 2009<br />
Telefonat mit Björn Schubert vom NRW-Wirtschaftsministerium.<br />
19. Januar 2009<br />
Telefonat mit Bundesarbeitsminister Olaf<br />
Scholz.<br />
26. Januar 2009<br />
Gespräch im NRW-Wirtschaftsministerium:<br />
Wilfried Hierl, Dirk Hierl und Dr. Jürgen Kerth.<br />
1. Februar 2009<br />
Gespräch mit CDU-Landrat Werner Stump.<br />
Olaf Scholz Fritz<br />
Schramma<br />
Hubertus<br />
Schmoldt<br />
12. Februar 2009<br />
Gespräch mit Oberbürgermeister Fritz<br />
Schramma.<br />
12. März 2009<br />
Gespräch der Betriebsräte im bayerischen<br />
Wirtschaftsministerium. Im selben Monat findet<br />
auch noch ein Termin im hessischen Wirtschaftsministerium<br />
statt.<br />
16. März 2009<br />
Gespräch mit dem <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong>-Vorsitzenden<br />
Hubertus Schmoldt.<br />
25. März 2009<br />
Besuch von SPD-MdB Helga Kühn-Mengel,<br />
Guido van den Berg, SPD-Kreisvorsitzender,<br />
und Hans Krings, Landratskandidat der SPD.<br />
spdfraktion.de<br />
Helga Kühn-<br />
Mengel
<strong>Infodirekt</strong> 4<br />
Hintergrund<br />
Schutzschirm<br />
aufspannen<br />
• Der „Wirtschaftsfonds Deutschland“<br />
ist unverzüglich aufzustocken,<br />
sollte sich dieser Schutzschirm<br />
für Unternehmen als zu<br />
knapp bemessen erweisen.<br />
• Der Staat muss die Versorgung<br />
der Wirtschaft mit Krediten zu<br />
akzeptablen Bedingungen – insbesondere<br />
für Investitionen – sicherstellen<br />
und auch die Banken<br />
zwingen, dieser Aufgabe gerecht<br />
zu werden.<br />
• Befristete Beteiligungen des<br />
Staates an Unternehmen sind<br />
ein Instrument, das nicht nur in<br />
der Finanzwelt sinnvoll zum Einsatz<br />
kommen kann, sondern<br />
auch in der Realwirtschaft.<br />
• Staatliche Hilfe muss verstärkt<br />
klein- und mittelständischen Unternehmen<br />
zugutekommen, die<br />
mit ihrem Know-how – wie im<br />
Automobilbau – häufig für die<br />
Zukunftsfähigkeit ganzer Branchen<br />
von entscheidender Bedeutung<br />
sind.<br />
Impressum<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> Bezirk Köln-Bonn<br />
Aachener Straße 340–346<br />
50933 Köln<br />
Telefon: 0221 / 95 14 78-0<br />
Fax: 0221 / 95 14 78-9<br />
bezirk.koeln-bonn@igbce.de<br />
www.koeln-bonn.igbce.de<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> fordert von der Bundesregierung<br />
eine wirksamere Bekämpfung der<br />
Krise. Die wesentlichen Punkte:<br />
Herstellung:<br />
ran MedienService<br />
Amsterdamer Str. 228<br />
50733 Köln<br />
V.i.S.d.P.<br />
Wolfgang Blossey<br />
<strong>IG</strong> <strong>BCE</strong> Köln-Bonn<br />
Juni 2009<br />
Illustration: life_artist | Fotolia.com<br />
• Erforderlich ist eine weitere steuerliche<br />
Entlastung von Forschungsaufwendungen,<br />
um die<br />
Innovationsfähigkeit der Unternehmen<br />
im globalen Wettbewerb<br />
zu stärken.<br />
• Unverzichtbar ist eine Energiepolitik,<br />
die eine sichere, umweltfreundliche<br />
Energieversorgung<br />
zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />
garantiert und energieintensive<br />
Unternehmen in ihrer Existenz<br />
nicht gefährdet.<br />
• Eine wachstumsorientierte Fiskalpolitik<br />
muss in internationaler<br />
Abstimmung weitere konjunkturelle<br />
Impulse setzen, solange<br />
sich ein selbsttragender Aufschwung<br />
nicht zu entwickeln<br />
vermag.<br />
• Die finanzielle Handlungsfähigkeit<br />
des Staates ist auch in Zukunft<br />
zu gewährleisten und darf<br />
nicht durch leichtfertige Versprechen<br />
von Steuersenkungen gefährdet<br />
werden.<br />
• Das angekündigte<br />
neue Regelwerk für<br />
die internationalen<br />
Finanzmärkte muss<br />
unverzüglich und<br />
weltweit in Kraft gesetzt<br />
werden.<br />
C h a p t e r 1 1 : F r a g e n + A n t w o r t e n<br />
Was passiert, wenn in den<br />
USA ein Unternehmen unter<br />
das Chapter 11 gestellt wird?<br />
Fragen und Antworten:<br />
LyondellBasell steht unter<br />
„Chapter 11“ – Was bedeutet<br />
das genau?<br />
„Chapter Eleven“ ist das „Kapitel<br />
Elf“ des US-amerikanischen<br />
Konkursrechtes. Darin wird der<br />
Gläubigerschutz für ein Unternehmen<br />
geregelt, das in Zahlungsschwierigkeiten<br />
geraten<br />
ist. LyondellBasell hatte im Januar<br />
2009 diesen Gläubigerschutz<br />
nach Chapter 11 in den<br />
USA beantragt.<br />
Heißt das, LyondellBasell ist<br />
bankrott?<br />
Im Gegenteil. In Chapter 11<br />
geht es in erster Linie um den<br />
Erhalt eines Unternehmens.<br />
Das amerikanische Konkursrecht<br />
bietet mit dem elften<br />
Kapitel verschiedene Möglichkeiten,<br />
ein bedrängtes Unternehmen<br />
zu reorganisieren. Das<br />
Insolvenzgericht verhängt in<br />
der Regel eine Vollstreckungssperre,<br />
so dass Forderungen<br />
nicht sofort eingetrieben werden<br />
können. Darüber hinaus<br />
können Gläubiger zum Beispiel<br />
auch gerichtlich gezwungen<br />
werden, vorläufig oder sogar<br />
ganz auf Forderungen zu verzichten<br />
– abhängig vom wirtschaftlichen<br />
Zustand des Unternehmens.<br />
Ist „Chapter 11“ wie ein deutsches<br />
Insolvenzverfahren?<br />
Glücklicherweise nicht. Es wird<br />
zum Beispiel kein Insolvenzverwalter<br />
bestimmt, sondern die<br />
Unternehmensleitung kann<br />
weiter arbeiten und das Tagesgeschäft<br />
dirigieren. Lediglich<br />
bei wichtigen Transaktionen<br />
muss das Gericht angerufen<br />
werden. Weiterhin kann das<br />
Management neues Kapital für<br />
das Unternehmen besorgen.<br />
Besonders wichtig für den<br />
Standort Wesseling: Ausländische<br />
Tochterfirmen werden<br />
nicht in eine Folgeinsolvenz<br />
verstrickt.<br />
Wann ist ein Insolvenzverfahren<br />
nach „Chapter 11“ beendet?<br />
Ein Unternehmen unter „Chapter<br />
11“ muss einen Reorganisationsplan,<br />
englisch: „Prepackaged<br />
Deal“, ausarbeiten<br />
und dem Insolvenzgericht vorstellen.<br />
Greifen die Maßnahmen,<br />
kann das amerikanische<br />
Insolvenzverfahren bald eingestellt<br />
werden. Die Leitung von<br />
LyondellBasell rechnet mit dem<br />
Ende von „Chapter 11“ im Dezember<br />
dieses Jahres.<br />
Gibt es Beispiele für eine erfolgreiche<br />
Insolvenz nach<br />
„Chapter 11“?<br />
Beispielsweise wurde der Ölkonzern<br />
Texaco auf der Grundlage<br />
des amerikanischen Insolvenzverfahrens<br />
saniert. Ebenso<br />
auch verschiedene US-amerikanische<br />
Fluglinien.<br />
Wie wirkt sich „Chapter 11“<br />
auf die deutschen Standorte<br />
aus?<br />
Die Konzernleitung hat auch<br />
die europäische Holding in das<br />
amerikanische Insolvenzverfahren<br />
einbezogen, garantiert<br />
aber einen reibungslosen Geschäftsablauf:<br />
Kunden wie Lieferanten<br />
werden vertragsgemäß<br />
beliefert und entlohnt.<br />
Zwar sollen weltweit 3.000 Stellen<br />
bei LyondellBasell abgebaut<br />
werden, der Standort<br />
Wesseling wird jedoch ausdrücklich<br />
von einer Schließung<br />
ausgenommen. Wörtlich hieß<br />
es von Anton de Vries, Geschäftsführer<br />
der Europa- und<br />
Asien-Holding, dass Wesseling<br />
„einer der effizientesten Standorte<br />
und strategisch wichtig“<br />
sei.<br />
<strong>Infodirekt</strong> – Der Betriebsrat LyondellBasell Wesseling informiert – Ausgabe Juni 2009 www.koeln-bonn.igbce.de