Astronomischer Kalender - Volkssternwarte Darmstadt
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen<br />
/Reflexionsnebel im Sternbild Pfeil. Trotz seiner<br />
für GN-Verhältnisse kompakten Grösse ist das<br />
Auffinden dieses faszinierenden Objekts mit dem<br />
18”ziemlich leicht, denn es befindet sich gut 2 ◦<br />
westlich von α Sge. Relativ schnell entpuppt sich<br />
die auch ohne Filter sichtbare kleine und annäherd<br />
kreisrunde Aufhellung um einen helleren Stern als<br />
Teil eines grösseren Nebelbereichs, der sich nach N<br />
hin verjüngt (6 mm AP mit UHC). Hier schliesst<br />
sich die schwach leuchtende Emissionskomponente<br />
an, die nach W scharf begrenzt und von mehreren<br />
dunklen Bereichen unterbrochen scheint.<br />
Sh2 91<br />
Sharpless 91 ist ein Supernovarest im Schwan,<br />
der 1977 von T. R. Gull photographisch entdeckt<br />
wurde. Das auch als G65.2+5.7 bezeichnete Objekt<br />
wird oftmals in einem Atemzug mit Sh2 240<br />
(Simeis 147) und CTB 1 genannt und somit als<br />
schier unbeobachtbar abgetan. Tatsächlich aber haben<br />
mehrere Beobachter (Alzner, Ruppel, Buse)<br />
den SNR mit relativ kleinen Öffnungen gesichtet<br />
[5,6]. In [5] berichtet Ronald Stoyan überdies eindrucksvoll<br />
von einer Beobachtung mit 20”Öffnung.<br />
Die Dimensionen dieses Objekts sind mit 4 ◦ x 3 ◦ 3<br />
gigantisch. Der bekannte Doppelstern Albireo eignet<br />
sich vorzüglich als Wegweiser zum nahen Objekt,<br />
ebenso liegt der Kugelhaufen M56 ganz in<br />
der Nähe. Die beiden Hälften des SNR tragen die<br />
Sharpless-Nummern 91 und 94. Sharpless erstellte<br />
seinen Katalog bereits 1959, wobei er nach den<br />
ihm vorliegenden Aufnahmen die wahre Natur dieses<br />
Objekts nicht erkannte. Der VKGN [2] enthält<br />
nur den südlichen Abschnitt Sh2 91 in der Nähe von<br />
φ Cyg, der visuell bereits öfter beobachtet worden<br />
ist. In [6] beschreibt Jürgen Ruppel, der alle Teile<br />
des SNR mit nur 6 ”Öffnung beobachtet hat,<br />
die beiden Sicheln des nördlich gelegenen Sh2 94<br />
als auffälliger und heller. Sie seien bereits in einem<br />
15 x 80-Fernglas auszumachen. Diese Beobachtung<br />
konnte ich trotz hervorragender Bedingungen nicht<br />
nachvollziehen. Mit [OIII]-Filter ist Sh2 91 relativ<br />
schnell gefunden. Als geschwungener, ca. 1 ◦ 5 langer<br />
Nebelausläufer mit sich aufspaltenden Spitzen<br />
zeichnet sich das Objekt gegen den sternenreichen<br />
Hintergrund ab, wobei eine gewisse Ähnlichkeit mit<br />
dem Westteil des Cirrus-Nebels zu bemerken ist.<br />
Ein weiteres schmales Nebelfilament spannt sich in<br />
nordöstliche Richtung.<br />
Bei dem nördlichen Sh2 94 ist — genau wie bei<br />
Sh2 308 — die Beobachtung mit reduzierter AP gewinnbringender.<br />
Ein breiter und spitz auslaufender<br />
Nebelbogen, der sich über eine Länge von ca. 30’<br />
von OSO nach WNW krümmt, kann indirekt ausgemacht<br />
werden. Ein knappes Grad SW, in Richtung<br />
Sh2 91, ist auch das zweite Nebelfilament zu erkennen.<br />
Ohne [OIII]-Linienfilter ist selbst mit 18”Öffnung<br />
nicht ein einziger Fetzen dieses immensen Supernovarestes<br />
sichtbar.<br />
Literatur:<br />
[1] Sharpless: A Catalogue of HII Regions, 1959<br />
[2] Alzner, Stoyan: Visueller Katalog Galaktischer<br />
Nebel, interstellarum 2 (1/95) dto. erweiterte Fassung<br />
in Webb Society Quarterly Journal, January<br />
1996<br />
[3] Stoyan: Wolf-Rayet-Objekte visuell, interstellarum<br />
1 (4/94)<br />
[4] Cragin, Lucyk, Rappaport: The Deep Sky Field<br />
Guide to Uranometria 2000.0, Richmond 1993<br />
[5] Stoyan: Supernovareste visuell, Teil II, interstellarum<br />
4 (4/95)<br />
[6] Ruppel: Die Gasnebel in Cygnus, Mitteilungen<br />
der <strong>Volkssternwarte</strong> <strong>Darmstadt</strong> 5/1983<br />
Mitteilungen <strong>Volkssternwarte</strong> <strong>Darmstadt</strong> Nr. 5/2002 7