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Marburger Magazin Express 6/2021

Das Marburger Stadtmagazin. Ausgabe 6/2021

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Dirk Bamberger möchte Marburg zum „Healthcare-Valley“ machen. Foto: Gesa Coordes

Bambi, Behring & Live-Stream

OB-Kandidat Dirk Bamberger (CDU) setzt auf Wirtschaftsthemen

Es ist „Zehn vor neun“ und

Oberbürgermeister-Kandidat

Dirk Bamberger (CDU) plaudert

bei einer Tasse Kaffee über

die neuesten Nachrichten: „Einen

wunderschönen guten Morgen

hier im Live-Stream aus dem heimischen

Wohnzimmer“, begrüßt

er die Zuschauer. Dass sich seine

Tochter noch beim gemütlichen

Frühstücken in der Fensterscheibe

spiegelt, stört ihn nicht. Auch über

kleine technische Pannen lächelt

er routiniert hinweg. „Guten Morgen

Bambi“, meldet sich ein Zuhörer,

der ihn offenbar besser

kennt.

Der christdemokratische Landtagsabgeordnete

gehört zu den

aussichtsreichen Kandidaten bei

der Marburger Oberbürgermeisterwahl

am 14. März. Vor fünf

Jahren ging er in die Stichwahl gegen

den Sozialdemokraten Thomas

Spies. Jetzt will er den Amtsinhaber

ablösen.

Angesichts der Corona-Pandemie

macht Dirk Bamberger einen „hybriden

Wahlkampf“. Jeden Morgen

meldet er sich in der Sendung

„Zehn vor neun“ auf Facebook

und Instagram. Er spricht über die

aktuellen Corona-Zahlen des

Landkreises, Jeff Bezos und den

Mord an Walter Lübcke, wirbt für

den Kauf bei heimischen Geschäften

und beendet seine Sendung

mit heiteren „Fun-Facts“.

In die eigens angemietete „Wahl-

Lounge“ im Schatten der Elisabethkirche

kommen die Menschen

nur nach Terminvereinbarung.

Stattdessen ist hier ein kleines

Studio aufgebaut. Jeden Nachmittag

sendet die CDU den „Lounge-

Talk“. Zum Teil mit, zum Teil ohne

Bamberger geht es um Kommunales,

Kultur, Frauen, Soziales und

natürlich die CDU. Dazu gibt es

„Politkabarett“ mit den CDU-

Stadtverordneten Jens Seipp und

Roger Pfalz. „Damit erreichen wir

jeden Tag mehrere 1000 Leute“,

freut sich Bamberger.

Der Christdemokrat setzt vor

allem auf Wirtschaftsthemen.

Schließlich ist er sparkassen- und

bankenpolitischer Sprecher der

CDU im Landtag, wo er im Wirtschaftsausschuss

sitzt. Zudem

hat er 28 Jahre lang bei der Marburger

Sparkasse gearbeitet, zuletzt

als stellvertretender Bereichsdirektor.

Er möchte Marburg zum „Healthcare-Valley“

machen und die

Pharmaindustrie weiter stärken.

Der 2020 beschlossene Masterplan

Behringwerke sei eine Forderung

der CDU gewesen: „Die Gewerbesteuereinnahmen

sind die

Lebensader unserer Stadt“, erklärt

Bamberger. Und die hängen

vor allem an den Pharmaunternehmen.

Deshalb möchte er auch,

dass der bereits seit den 70er

Jahren diskutierte Behringtunnel

„endlich ernsthaft geprüft wird“.

Dadurch möchte er die Nordstadt

mit der Ketzerbach vom Durchgangsverkehr

befreien. Der Tunnel

soll an der Abfahrt Afföller an

die Stadtautobahn angebunden

werden, über die Lahn führen und

dann in den Berg am Wehrdaer

Weg gebaut und am oberen Ende

der Marbach wieder herauskommen.

„Ich bin sicher, dass der Tunnel

realisierbar ist“, so Bamberger.

Zudem wünscht er sich eine

bessere Erreichbarkeit der City

mit dem Auto sowie eine Bauland-

Offensive für Marburg.

In der Universitätsstadt ist der

Konservative vor allem durch sein

langjähriges Engagement bei der

Feuerwehr bekannt. So war er

mehr als zehn Jahre lang Wehrführer

in Marburg-Mitte und hat

das Blasorchester der Blauröcke

gegründet. Seit 2018 ist der dreifache

Vater Landtagsabgeordneter.

Dort nahm er zunächst in der

vorletzten Bank Platz. Die einzige

bekannt gewordene Initiative aus

Wiesbaden ist die zum Gehörlosengeld,

das es voraussichtlich ab

Sommer geben wird. Der 48-Jährige

ist nämlich Sohn gehörloser

Eltern – die Gebärdensprache ist

seine Muttersprache.

Größte Schwäche: Die CDU regiert

in Marburg in einem Bündnis mit

der SPD von Amtsinhaber Spies.

Sich neben den Sozialdemokraten

zu profilieren, ist kompliziert.

Doch Bamberger kontert munter:

Das mit einem klaren Fahrplan

versehene Bildungsbauprogramm

Bibap sei eigentlich eine Idee der

CDU. Den „soliden Haushalt“ hätten

sie gemeinsam aufgestellt.

Das Seniorenzentrum am Richtsberg

hätten sie mit der SPD erfolgreich

auf den Weg gebracht.

Dass an die Weidenhäuser Brücke

ein Betonbauwerk „angeflanscht“

wird, hätten sie verhindert. Die

Radfahrer könnten ja auch die

Nachbarbrücken benutzen. Auch

persönlich grenzt er sich von

Amtsinhaber Spies ab, dem er

„Gutsherrenart“ unterstellt: „Der

Oberbürgermeister muss sich als

Dienstleister für diese Stadt verstehen“,

so Bamberger.

Ein weiteres Thema ist die von der

CDU initiierte Stärkung der Stadtpolizei.

Durch verstärkte Kontrollen

habe sich die Situation auf den

Lahnterrassen und im Norhampton

Park verbessert, sagt Bamberger.

Zudem sei die nach einem sexuellen

Übergriff eingerichtete

Kameraüberwachung per Knopfdruck

im Jägertunnel ein Erfolg.

Möglicherweise könne das Konzept

auf den Tunnel an der Philosophischen

Fakultät ausgeweitet

werden.

Klassisch konservative Themen

bedient er übrigens auch. So kritisiert

er die Vergabe des „Marburger

Leuchtfeuers“ an die Gießener

Ärztin Katharina Hänel scharf.

Laut Bamberger ist sie „fast

schon eine Abtreibungsfundamentalistin“.

Gesa Coordes

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