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Halt Fäkalsprache. Halt Gewalt.
Vulgärsprache ist sehr verbreitet.
Vulgäre Worte, Fäkalsprache sind nichts harmloses. Sie sind
weder ein Ausdruck der Moderne, noch Freiheit noch sonst
was, sonden Zeichen von Störungen im Fluss sexueller Energie
und sie bewirken Störungen im Fluss sexueller Energie, zum
Beispiel Verspannungen in der Gebärmutter und Kriege.
Fäkalsprache, vulgäre Worte erzeugen inzestuöse
Atmosphären, wie neonazistische Ausdrücke faschistische
Atmosphären erzeugen. Sie sind ein Versuch die Mitmenschen
in die eigenen nicht verarbeiteten Geschichten und Gefühle - oft
Scham, Angst, Ärger - zu verwickeln. Sie sind ein Weg der
Gewalt.
Es gibt Menschen unter uns, die vulgäre Ausdrücke nicht
verkraften, Ekel empfinden, sobald sie vulgäre Worte hören,
oder körperlich reagieren, zum Beispiel Essstörungen wie
Magersucht mit der Zeit bekommen. Wegen Abspaltung,
Verdrängung inzestuöser Erfahrungen geschieht dies oft so,
dass der Zusammenhang nicht ohne weiteres erspürt werden
kann. Es ist wichtig Kinder und Inzestbetroffene - manche
sagen: jede/r Dritte/r unter uns - vor der Fäkalsprache zu
schützen. Es ist wichtig Wahrnehmungen und Gefühle
entstehen zu lassen und ihnen Raum zu geben, sich
angemessen, nicht ersatzweise, auszudrücken. Es reicht nicht,
die Worte selbst nicht zu sprechen, es ist wichtig der
Fäkalsprache zu wiedersprechen. Es ist wichtig eigene, hilflose
Körperteile mittels Fäkalsprache nicht einzuschüchtern oder zu
beschämen, die Schamgegend nicht ersatzweise zu beleben,
beim Sprechen nicht so zu tun, als ob es die Schamlippen nicht
gäbe. Wie jede Ersatzhandlung, wie jede Sucht, führt auch
Fäkalsprache uns in die Leere. Fäkalsprache ist wie Alkohol
gefährlich.
Es gibt die Möglichkeit, sich differenziert auszudrücken, zu
versuchen die Umstände langsam wahrzunehmen und sie eine
Weile auf sich wirken zu lassen. Es gibt die Möglichkeit einen
Teil des anstößigen Wortes mit Sternchen im Text zu
verdecken, ein solches Wort nicht ganz auszusprechen. Dies
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hilft dem Körper eines Inzestbetroffenen oder dem Körper eines
Kindes die Worte einzuordnen oder zu verkraften, ohne dass
seine Reaktion irgendwann unerträglich oder gar mit Tabletten
stillgelegt wird. Es gibt die Moglichkeit unverarbeitete
Geschichten und Gefuhle therapeutisch zu verarbeiten. Es gibt
das Wort "Gesäß". Es gibt den tantrischen Kuss. Es gibt einiges
mehr.
All das denke ich seit über zwanzig Jahren. Während der
zwanzig Jahre habe ich der Fäkalsprache unzahlige Male
widersprochen. In einer Warteschlange bin ich jeder Zeit der
Vulgärsprache ausgesetzt. Drehe ich mich um und sage:
"Vulgär", muss ich damit rechnen, dass ich gleich
ausgeschimpft werde - wie eine Leibeigene fast. Vulgäre Worte
zu sprechen scheint erlaubt zu sein, sie "vulgär" zu nennen
hingegen nicht. Eine Gruppe von Menschen hat die
Fäkalsprache vor einigen Jahren vor das Amtsgericht in
Nürnberg gebracht. Urteil: Nicht strafbar, es darf mal
ausrutschen. Es rutscht im Bus aus, auf der Straße, in Cafés
und Restaurants an Esstischen, an der Sprechanlage zum
Haus, es rutscht überall aus, es rutscht während der Gebete -
sei dahingestellt welcher Konfession - und es rutscht in Titeln
der Gedichte aus.
Es gibt Räume für Nichtraucher - vor Fäkalsprache ist man an
keinem Ort geschützt. Alkohol gilt als anerkannte Gefahr -
Fäkalsprache nicht.
Es gibt einen Aufruf der Gedichte.com im Internet:
"Vermeidet unanständige Worte!"
© Bożena Friedrich
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