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VERITAS - Das Genussmagazin - Ausgabe 30/2021

Das Genussmagazin der Oberkircher Winzer

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DAS GENUSSMAGAZIN<br />

<strong>30</strong> // <strong>2021</strong><br />

JUBILÄUMSAUSGABE<br />

Dran bleiben!<br />

Weinetiketten<br />

Fein raus!<br />

Picknicken<br />

Wein trifft ins Herz<br />

Big Bottles<br />

Die Kolumne von<br />

Vincenzo De Biase<br />

Europa-Park-Sommelier<br />

Titelthema<br />

DIE KELLERMEISTER<br />

AUS ERFAHRUNG GUT & OFFEN FÜR NEUES<br />

DAS KUNDENMAGAZIN DER OBERKIRCHER WINZER<br />

veritas-genuss.de


Ehrenpreisträger<br />

Bundes- und Landesweinprämierung<br />

2020<br />

Bundesweinprämierung<br />

2× Gold Extra<br />

24× Silber<br />

Landesweinprämierung<br />

7× Top Ten<br />

15× Silber<br />

27× Gold<br />

123× Gold<br />

Internationaler Weinpreis<br />

Mundus Vini<br />

„Bester Betrieb Badens“<br />

DLG Gold<br />

Bestes Rotwein-Cuvée Deutschland<br />

Oberkircher Winzer eG<br />

2017er Cuvée 1 – Christoph Meyer<br />

Martin Bäuerle, Kellermeister Oberkircher Winzer eG,<br />

Frank Männle, Qualitätsmanager, Markus Ell, Geschäftsführender Vorstand,<br />

Thomas Hirt, Kellermeister Hex vom <strong>Das</strong>enstein (v. l.).<br />

Gold<br />

bei Mondial des Pinots<br />

Winzerkeller<br />

Hex vom <strong>Das</strong>enstein<br />

2019er Weißer Burgunder<br />

Großes Gewächs<br />

QbA trocken<br />

Auszeichnung<br />

Beispielhaftes Bauen<br />

„Interior Design“<br />

Winzerkeller<br />

Hex vom <strong>Das</strong>enstein<br />

Villa Heynburg<br />

2018er Spätburgunder „Réserve“<br />

trocken<br />

Oberkircher Winzer eG | Renchener Straße 42 | 77704 Oberkirch / Baden | www.oberkircher-winzer.de<br />

Winzerkeller Hex vom <strong>Das</strong>enstein | Burgunderplatz 1 | 77876 Kappelrodeck / Baden | www.dasenstein.de


Liebe Weinfreundin,<br />

lieber Weinfreund!<br />

Vor mehr als zehn Jahren haben wir mit<br />

unserer Kundenzeitschrift <strong>VERITAS</strong><br />

absolutes Neuland beschritten. Noch keine badische<br />

Winzergenossenschaft hatte bislang Vergleichbares gewagt.<br />

Jetzt halten Sie die <strong>30</strong>. <strong>Ausgabe</strong> in Ihren Händen! An dieser<br />

Stelle danken wir herzlich allen, die bislang etwas zu <strong>VERITAS</strong><br />

beigetragen haben! Wir sind stolz auf die Vielzahl von<br />

Reportagen, Geschichten, Interviews, Tipps und Rezepten<br />

und so ganz nebenbei auf die geleistete Wissensvermittlung.<br />

„Wer mehr weiß, kann besser genießen“, lautet<br />

schließlich unser Leitmotiv.<br />

Mit einer Umfrage wollten wir es wissen! Kommt was an?<br />

Wenn ja, was? Geht jemand hin, wenn wir ein tolles Gasthaus<br />

vorstellen? Ja, das Wissen kommt an, die Restaurants<br />

werden besucht, die Tipps angenommen. Aber lesen Sie<br />

selbst: Auf Seite 22 stehen die Ergebnisse unserer Umfrage.<br />

Wie Sie es alle sehen und spüren, sind jetzt die Zeiten<br />

besonders hart. Was ist erlaubt, was nicht? Lebensfreude?<br />

Existenzängste! Wir möchten für Sie am Ball bleiben, denn<br />

die guten Zeiten kommen wieder! Als Zeichen dafür stellen<br />

wir Ihnen fünf feine Picknickplätze rund um Oberkirch<br />

vor, natürlich mit Weintipps. Und wir kehren für Sie<br />

dort ein, wo Baden urbadisch ist. <strong>Das</strong> Gasthaus Vogt auf<br />

Mühlstein (Seite 14) lohnt sich für Wanderer, Spazier gänger,<br />

Hungrige und alle mit Genuss im Sinn.<br />

Der Mann, der vor mehr als hundert Jahren den damaligen<br />

Hofbauern dazu überredete, aus einem Bauernhof eine<br />

Wirtschaft zu machen, war zufälligerweise auch derjenige,<br />

der die erste Winzergenossenschaft in Baden gründete.<br />

Was bedeutet das? Essen und Wein gehören zusammen!<br />

Aber auch: Wir blicken zurück, um mutig nach vorne schauen<br />

zu können. Um 1900 war nicht die gute alte Zeit, sondern es<br />

war eine Ära, in der Ideen aufgegriffen wurden und etwas<br />

daraus gemacht wurde. Ganz sicher: <strong>Das</strong> Leben war in jener<br />

Zeit kein Ponyhof. In diesem Sinne, lassen Sie uns optimistisch<br />

für die Zukunft sein!<br />

Wir grüßen Sie aufs Herzlichste<br />

Ihre Oberkircher Winzer<br />

VORWORT<br />

Ein Herz und eine Seele. Sandra und Rolf Lehmann werden von<br />

Jigal Fichtner im Herrgottswinkel des Vogts auf Mühlstein fotografiert.<br />

INHALT<br />

In Wahrheit schön »SEITE 6<br />

Titelgeschichte »SEITE 8<br />

Picknickplätze »SEITE 12<br />

Leibspeise »SEITE 14<br />

Weinetikett »SEITE 16<br />

Gut badisch »SEITE 18<br />

Kolumne »SEITE 19<br />

Weinbekenntnisse »SEITE 20<br />

Gewinnspiel »SEITE 21<br />

Umfrage »SEITE 22<br />

Unterhaltung »SEITE 23<br />

Titelbild: Jigal Fichtner – herrfichtner.de<br />

IMPRESSUM:<br />

Herausgeber: Oberkircher Winzer eG I Postanschrift Redaktion: YUPANQUI, Hauptstraße 57, 77652 Offenburg I Chefredakteur (v. i. S. d. P.): Rafael Yupanqui<br />

Redaktion: Pascal Cames I Artdirektion: Sabrina Fritschi I Fotos: Jigal Fichtner, Oberkircher Winzer eG, Renchtal Tourismus GmbH I Anzeigenleitung: Martin Benz<br />

Produktion: YUPANQUI GmbH, Offenburg I Druck: Printograph Forms & Labels GmbH, Schlossbergstraße 5, 77972 Mahlberg I Auflage: 25.000<br />

Bei dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgewirkt: Markus Ell, Martin Benz, Rafael Yupanqui, Sabrina Fritschi, Luisa Engel, Pascal Cames, Jigal Fichtner<br />

<strong>VERITAS</strong> im Abo: Heftbestellung Tel. 07802 - 9 25 80


Genussvoll ins<br />

FRÜHJAHR<br />

Wow, Wein lecker und was ist im Korb? In dieser Situation bekommt<br />

„jemandem einen Korb geben“ einen ganz neuen Sinn. Aber es wird nichts ver raten.<br />

Vorfreude ist die beste Freude. Auf den Frühling!


IN WAHRHEIT SCHÖN<br />

»Da blüht was!«<br />

ROSENGARTEN,<br />

BADEN-BADEN<br />

Baden-Baden, das ist Roulette,<br />

Pferderennen, heiße Quellen<br />

und die berühmte Lichtentaler<br />

Allee. Baden-Baden ist aber<br />

auch die heimliche Rosenhauptstadt<br />

der Republik.<br />

Im mondänen Städtchen<br />

an der Oos gibt es einen<br />

prachtvollen Rosengarten mit Rosen umrankten Lauben,<br />

mit Rosenbögen überspannten Wegen und wunderschönen<br />

Rosenbeeten. Dem Rosengarten wurde die Auszeichnung<br />

„Award of Garden Excellence“ verliehen. Jedes Jahr wird<br />

übrigens die schönste Rose gewählt. Stimmzettel können<br />

bis Ende September abgegeben werden.<br />

Rosenneuheitengarten, Moltkestraße 3, 765<strong>30</strong> Baden-Baden<br />

»Im Ton«<br />

WEINKÜHLER,<br />

KARLSRUHE<br />

Was nutzt der beste Wein,<br />

wenn er nicht richtig gekühlt<br />

ist? Eine elegante Lösung<br />

für dieses „Problem“ sind<br />

Weinkühler aus der Majolika<br />

in Karlsruhe. Die 1901 gegründete<br />

Majolika Keramik<br />

Manufaktur hat sich längst<br />

überregional einen Namen gemacht und produziert<br />

hoch wertige Keramik in Serie und kleinen Auflagen, die<br />

von Künstlerhand gestaltet oder bemalt sind. Mit diesen<br />

Wein kühlern wird nicht nur der Wein zum Gesprächsstoff,<br />

sondern auch das Tongefäß. Hübsch, aus der Toskana?<br />

Nicht ganz, das ist Tonware aus Baden!<br />

Weinkühler, Majolika Karlsruhe<br />

www.majolika-karlsruhe.de<br />

»Der schmeckt aber«<br />

»Vom Stein«<br />

BIBELESKÄS,<br />

RENCHTAL<br />

Ein Hoch auf den Bibeleskäs!<br />

Dieser milde Frischkäse ist<br />

original aus dem Renchtal und<br />

veredelt Vesper und Picknick.<br />

In alter Zeit verstand sich so<br />

gut wie jeder Haushalt oder Bauernhof auf die Kunst der<br />

Käseherstellung. Heute wird die Kultur des Bibeleskäses<br />

(manchmal auch Bibiliskäs) auf den Höfen gelebt. Mit ein<br />

paar frischen Kräutern, Zwiebel ringen und Holzofenbrot<br />

schmeckt er vorzüglich! Dazu ein Glas Rivaner. Perfekt!<br />

So schmeckt das Renchtal!<br />

Bibeleskäs, erhältlich in gut sortierten Supermärkten<br />

und Hofläden.<br />

RIESLING, OBERKIRCH<br />

Riesling ist Riesling ist Unsinn. Wie keine<br />

andere Rebe wirkt sich bei ihr der Boden<br />

(Terroir) aus. Fazit: Riesling schmeckt<br />

überall anders! In diesem Fall spielt das<br />

Granitgestein eine prägende Rolle. Dieser<br />

Klingelberger lag kurze Zeit im Holzfass<br />

(Spontanvergärung!) und danach sensationelle<br />

vier Jahre (!) auf der Feinhefe.<br />

Der moderat starke Tropfen überzeugt mit<br />

dezenten Aromen und Düften von Pfirsich,<br />

Vanille und Jasmin. Passt wunderbar zur<br />

badischen Spezialitätt, dem eingemachten<br />

Kalbsfleisch, und natürlich pur.<br />

Klingelberger 2015 Reserve, 2015,<br />

12,5 Vol.-% Alkohol<br />

www.oberkircher-winzer.de<br />

6


»Der große Rote aus<br />

Kappelrodeck«<br />

Kappelrodeck hatte lange Zeit drei Orientierungspunkte:<br />

Schloss Rodeck auf dem Hügel, das Rotweinmassiven<br />

<strong>Das</strong>enstein und den Mammutbaum, etwas abseits der<br />

Ortsmitte vor dem Winzerkeller Hex vom <strong>Das</strong>enstein.<br />

Dieser markante Riese war zuletzt 50 Meter hoch und<br />

hatte einen Umfang von 9,5 Metern. Seit 1886 stand er<br />

dort und schlug Wurzeln. Jetzt ist er weg. Was ist<br />

geschehen? Drehen wir das Rad der Zeit anderthalb Jahr -<br />

hunderte zurück. Im 19. Jahrhundert war die hohe Zeit der<br />

Sequoioideae, wie die Mammutbäume offiziell heißen.<br />

Entdeckt wurden sie in den amerikanischen Bundesstaaten<br />

Kalifornien und Nevada, wo sie heute noch zu finden<br />

sind. <strong>Das</strong> größte Exemplar, der 84 Meter hohe General-<br />

Sherman-Baum, hat einen Umfang von 31 Metern. Sein<br />

Alter wird auf etwa 1.900 bis 2.500 Jahre geschätzt.<br />

Man sagt, es sei das größte Lebewesen der Erde! In alter<br />

Zeit, als in Europa noch Könige und Fürsten herrschten,<br />

fand man Mammutbäume chic.<br />

Wundersame Samenvermehrung<br />

Der König von Württemberg, Wilhelm I. (1816– 1864), wollte<br />

auch ein paar haben und bestellte „ein Löt Samen“, also<br />

15 Gramm. In Amerika verstand man darunter „a lot“, also<br />

„viel“, und schickte ein Pfund Samen zum König der<br />

Schwaben. Mit den potenziell 100.000 Bäumen hätte man<br />

wohl Stuttgart aufforsten können, es wurden aber<br />

„nur“ 5.000 bis 8.000 Bäumchen in<br />

der Wilhelma gezogen. Mit manchen<br />

Zöglingen wurde auch gehandelt, gut<br />

möglich also, dass ein Exemplar ins<br />

Achertal kam. Dort wurde am 21. August<br />

1886 zu Ehren der Dichterin Elise Vogt<br />

ein Mammut baum gepflanzt. Was nun<br />

kommt, ist kaum der Rede wert, der<br />

Baum wuchs in guten wie in schlechten<br />

Zeiten. Aber der rote Riese kam in die<br />

Jahre und wurde krank. Alle Versuche,<br />

ihn zu retten, scheiterten. Kann man<br />

einen kranken Baum einfach stehen<br />

lassen? Natürlich nicht, die Gefahr ist zu<br />

groß, dass er sich entwurzelt oder Äste abbrechen<br />

und dadurch Schaden anrichtet.<br />

Vergangenes Jahr war es dann so weit:<br />

Professionell wurde der Mammutbaum gefällt.<br />

Zum Ausgleich wurde an anderer Stelle ein neuer gepflanzt.<br />

„Wir sponsern diesen neuen Baum sehr gerne, zumal an<br />

alter Stätte jede Weinprobe beim mächtigen Mammutbaum<br />

begonnen hatte“, sagte Markus Ell. Beherzt griff der<br />

Geschäftsführer der Oberkircher Winzer gemeinsam mit<br />

Bürgermeister Stefan Hattenbach sowie dem stellvertretenden<br />

Vorstandsvorsitzenden Alois Huber, Kellermeister<br />

Thomas Hirt und Aufsichtsratsmitglied Georg Baßler zu<br />

Schaufel und Gießkanne, um das drei Meter hohe „Bäumchen“<br />

zu pflanzen. In Sichtweite des neuen Mammuts hat übrigens<br />

Winzer Georg Baßler einen Teil des Stamms vergraben<br />

und ein Holzhäuschen draufgesetzt. Auch hier sind<br />

Weinproben möglich.<br />

7


TITELGESCHICHTE<br />

Zwei<br />

neugierige<br />

Macher<br />

Kellermeister sind gut gelaunt und interessiert, haben Fantasie und Geduld. Woher man das weiß?<br />

Wenn man sich die Zeit für Oberkircher und Kappelrodecker Weine nimmt, dann erfährt man so<br />

einiges über Mutter Natur und die Kellermeister. Denn die haben es sprichwörtlich in ihren<br />

Händen, wie ein Wein wird. Die Weichen dafür werden im Herbst gestellt. Bei der Trauben anlieferung.<br />

Im 15-Minuten-Takt müssen dann die ganz wichtigen Entscheidungen getroffen werden.<br />

Thomas Hirt und Martin Bäuerle mögen den Herbst. Mit all ihren Fähigkeiten sind sie zur<br />

richtigen Zeit am richtigen Ort.<br />

8


9


TITELGESCHICHTE<br />

Ein Mann der Tat<br />

Er bläst die Tuba, sitzt auf dem Hochsitz,<br />

wandert, reist, liest – und er denkt über<br />

Wein nach. Sehr viel sogar. Der gebürtige<br />

Kappelrodecker MARTIN BÄUERLE (57)<br />

ist seit drei Jahrzehnten der prägende<br />

Mann im Oberkircher Weinkeller. Kurio serweise<br />

wäre er fast Bierbrauer geworden,<br />

aber Mutti sei Dank machte er ein<br />

Praktikum bei der Hex. <strong>Das</strong> machte<br />

Spaß. Alles Weitere ist bekannt. Der<br />

gelernte Weinküfer hatte seit seinem Start<br />

in Oberkirch 1990 freie Hand im Wein -<br />

keller. Weinstile interessieren ihn, aber auch,<br />

wie sich Strukturen verbessern lassen<br />

und Methoden, denn eine verbesserte<br />

Keller technik wirkt sich auf die<br />

Weinqualität aus. Martin Bäuerle sagt:<br />

„Wenn wir uns jedes Jahr nur um ein<br />

Prozent verbessern, dann sind das in zehn<br />

Jahren zehn Prozent. Zehn Prozent sind<br />

eine Welt!“ Seit Jahrzehnten heimsen<br />

die 485 Hektar großen Oberkircher<br />

Winzer Medaillen, Ehrenpreise und Auszeichnungen<br />

ein. Martin Bäuerles Saat<br />

ist also aufgegangen. Aber kann alles so<br />

bleiben? Der Kellermeister macht Moden<br />

und Entwicklungen aus. Wer Schritt halten<br />

will, braucht die richtigen Leute um sich<br />

und den Wissenstransfer zu den Winzern.<br />

Ein Qualitätsmanager wie Frank Männle<br />

war Martin Bäuerles Idee. Dazu kommt<br />

eine rege Bautätigkeit. Ob nun Traubenannahme<br />

oder Vinotorium, Martin Bäuerle<br />

ist immer dabei. „Ich bin ein Praktiker.“<br />

ZITATE<br />

> Weißwein & Barrique<br />

„Einfach nur toll. Dank Barrique bekommen<br />

wir wundervolle Essensbegleiter. Erst der<br />

richtige Wein macht das Essen zum Genuss.“<br />

> Riesling<br />

„Es gibt keine Sorte, die man so unterschiedlich<br />

ausbauen kann. Mein größtes<br />

Anliegen ist es, einen guten Riesling<br />

zu machen.“<br />

> Thomas Hirt<br />

„<strong>Das</strong> ist ein super Kollege, der mindestens<br />

genauso hohe Ansprüche hat wie ich. Wir<br />

denken in dieselbe Richtung und sind uns<br />

schnell einig.“<br />

10


THOMAS HIRT (39), Hex-vom-<strong>Das</strong>enstein-<br />

Kellermeister, ist noch keine 40 Jahre alt,<br />

aber mehr als die Hälfte seines Lebens<br />

hat er schon mit Wein verbracht. Der<br />

gebürtige Waldulmer ist der Spross einer<br />

Winzer familie, lernte in Waldulm und<br />

Schloss Ortenberg Winzer, dann Weinbautechniker<br />

in Weinsberg und arbeitete<br />

danach zuerst als zweiter, später als erster<br />

Kellermeister auf verschiedenen Stationen<br />

in Baden. Seit 2019 ist er der erste<br />

Kellermeister in der Rotweinbastion im<br />

Achertal. Zwei Drittel der 180-Hektar-<br />

Fläche sind mit Rotwein bestockt. Mit dem<br />

Spätburgunder werden im Achertal große<br />

Erwartungen verbunden. „Mit Weißwein<br />

habe ich mehr Freiheiten“, bekennt er.<br />

Der Weißburgunder ist ein gutes Beispiel<br />

für seine Freude am Spielen. Da können<br />

schon kleine Verän derungen in der<br />

Kellertechnik große Veränderungen im<br />

Weinstil nach sich ziehen. Hat der<br />

Weintrinker danach sein Wow-Erlebnis,<br />

freut sich der Kellermeister. Aber auch<br />

beim Rotwein weiß er seine Spielräume<br />

zu nutzen. So wird nicht jeder Rote im<br />

spätesten Moment geerntet, sondern<br />

manchmal schon früher. So behält der<br />

Wein seine Jugendlichkeit, hat aber immer<br />

noch die typische Fülle. Und wer es ganz<br />

klassisch mag, ist bei den Spätlesen<br />

gut aufgehoben, sagt er. „<strong>Das</strong> Richtige<br />

gibt es nicht“, weiß er. Dafür Vielfalt.<br />

> Spucken oder schlucken?<br />

„Im Beruf immer spucken. Schlucken muss<br />

man in Ruhe, auf dem Sofa, mit Freunden.“<br />

> Steillagen<br />

„Mit unseren Steillagen erhalten wir<br />

Kulturlandschaft. Unsere Aufgabe wird<br />

es sein, diese Fläche zu erhalten, zum<br />

Beispiel mit unseren Großen Gewächsen.“<br />

> Martin Bäuerle<br />

„Ich schätze ihn sehr und wir arbeiten sehr<br />

gut zusammen. Er hat eine weitblickende,<br />

ruhige Art. Obwohl er sehr rational arbeitet,<br />

ist er in der Spitze immer noch virtuos. Er<br />

hat sich die Neugierde an der Arbeit erhalten.“<br />

11Der Neugierige


PICKNICKPLÄTZE<br />

Mit Appetit ins Freie<br />

Rund um Oberkirch:<br />

Fünf schöne Plätze<br />

für ein Picknick mit Wein<br />

FATIMAKAPELLE<br />

N48° 33.248' E8° 04.428'<br />

Bei dieser Aussicht, bei diesem Sonnenuntergang<br />

und bei dieser Geschichte im Rücken (Erscheinung<br />

der Muttergottes in Fátima, Portugal, 1917), sollte<br />

es doch ein mediterranes Picknick sein. Dafür<br />

kommt in die engere Wahl: Rucola mit frischem<br />

Zitronensaft als Dressing, Tomatensalat, geröstete<br />

Auberginen und/ oder Zucchini (lauwarm), Tortellini-<br />

Salat, Spinattorte, gefüllte Weinblätter, getrocknete<br />

Tomaten, schwarze Oliven, Pecorino, Focaccia sowie<br />

Aprikosen. Wein: Rosé.<br />

LOTHARDENKMAL<br />

N48° 26.873' E8° 05.546'<br />

Je nach Startpunkt kann der Aufstieg zum Lothardenkmal<br />

auf dem windigen Berg Moos (876,9 Meter)<br />

zu einer „Ochserei“ ausarten, wie man im Badischen<br />

so passend sagt, wenn’s mal knackig wird. Darum<br />

darf es gerne ein herzhaftes Picknick sein, das Kraft<br />

gibt. Dazu gehören: Radieschen, Landjäger, Speck,<br />

Dosenwurst, Münsterkäse * , salzige Butter, Holzofenbrot,<br />

Feigen, Äpfel, Nüsse. Und Senf nicht vergessen!<br />

Dazu passen: Spätburgunder und/ oder klassisch<br />

„ein Müller“ (Rivaner).<br />

*<br />

Unbedingt luftdicht verpacken!<br />

12


GLEITSCHIRM-<br />

STARTPLATZ<br />

48°27'24"N 8°15'39"E<br />

Plätze wie dieser geben nicht nur den Drachenfliegern<br />

Auftrieb, sondern auch den Zuschauern,<br />

die mit einem Grashalm auf der Wiese liegen und<br />

Flugobjekten und Wolken nachschauen. Passend<br />

dazu darf’s ein luftiger Speckgugelhupf oder ein<br />

klassischer Gugelhupf mit Mandeln sein mit einem<br />

(oder zwei) Fläschchen Winzersekt. Mehr braucht’s<br />

wirklich nicht, bei diesem Schauspiel.<br />

TEUFELSKAPELLE<br />

N48° 31.236' E8° 02.227'<br />

Dieser Freisitz über den Reben liegt so schön, dass<br />

weiterwandern wirklich schwierig ist. Dank der Aussicht<br />

auf Bottenau und rüber ins Elsass (Straßburger<br />

Münster!) wäre hier ein badisch-elsässisches Picknick<br />

in Premiumqualität angebracht. Dazu gehören: Wildschweinsalami,<br />

Pâté de campagne, Bibeleskäs, Gürkchen,<br />

Straßburger Wurstsalat, Ochsenmaulsalat, kalter Braten,<br />

Melone mit Schwarzwälder Schinken, Barikas (Bergkäse)<br />

und Apfeltarte sowie Holzofenbrot und Sauerteigbaguette.<br />

Zum Glück gibt’s hier eine Himmelsliege! Weine: Weißer<br />

Burgunder, Spätburgunder, Winzersekt.<br />

PALMFELSEN<br />

N48° 33.669' E8° 06.762'<br />

Großartig!. Hier sieht jeder sofort, worauf die<br />

Reben im Acher- und Renchtal wurzeln: Granit.<br />

Der oder die Palmfelsen lassen sich gut über den<br />

Felsenweg (Rundweg, 16 Kilometer) von Kappelrodeck<br />

oder Waldulm aus erwandern. Dem Granit zu Ehren<br />

wird ein Riesling * – natürlich vom Granit, eventuell<br />

aus dem Steinfass – als Ideengeber für das Picknick<br />

empfohlen. Dazu passt: Schnitzelweck, Sandwich mit<br />

Kochschinken, Gürkchen, Kartoffelsalat, Tomaten,<br />

Hummus, Brie, Birnen, Holzofenbrot, Brezeln.<br />

*<br />

Selbstverständlich auch ein Rivaner.<br />

13


LEIBSPEISE<br />

14<br />

Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner


Altes Haus, junger Schwung<br />

ORIGINAL BADISCH EINKEHREN IM VOGT AUF MÜHLSTEIN<br />

Sie kommen vom Löcherberg, von Nordrach, von Oberharmersbach.<br />

Sie gehen den Hahn-und-Henne-Weg, sind auf<br />

dem Obstbrennerweg oder dem Hansjakobweg. Viele fahren<br />

auch direkt hoch und setzen sich gleich auf die Terrasse<br />

oder in die historische Stube. (Tipp: reservieren!) Die Rede<br />

ist vom Vogt auf Mühlstein, eines der originalen Wirts -<br />

häuser, die der Schwarzwald zu bieten hat. Hier atmet man<br />

die alte Zeit. „Wir arbeiten in der Vergangenheit für die<br />

Zukunft“, sagt der geschäftige Wirt Rolf Lehmann, der mit<br />

seiner Frau Sandra die Wirtschaft am Laufen hält. An<br />

guten Tagen werden schon mal 70 oder 80 Kilo Kartoffeln<br />

für Brägele, Suppe oder Salat verarbeitet, erzählen die<br />

Lehmanns mit Stolz in der Stimme. Dazu kommen die<br />

leckeren Vespervarianten, zum Beispiel mit Bibeleskäs.<br />

Mit der Hilfe ihrer Kinder kriegen die zwei das gewuppt.<br />

Für Sandra und Rolf Lehmann sah die Lebensplanung<br />

eigentlich ganz anders aus, aber als vor neun Jahren der<br />

Onkel starb und Rolf Lehmanns Mutter Haus und Hof erbte,<br />

musste etwas getan werden. <strong>Das</strong> Gehöft (Scheune, Kapelle,<br />

etc.) wurde von Rolf Lehmann gepachtet, dann gings los<br />

und dank Fleiß und ein paar Top-Rezepten von der Oma<br />

oder dem, was man selbst so ausgetüftelt hat, ist das Gasthaus<br />

so gut wie immer voll. <strong>Das</strong> liegt klar an der Herzlichkeit,<br />

der Qualität der durchgängig warmen Küche und<br />

an den Kuchen. 15 Kuchen und Torten sind im Repertoire,<br />

aber manche müssen sie immer auf der Karte haben. „Was,<br />

ihr habt keinen Käsekuchen mehr?!“ So mancher Stammgast<br />

muss dann trocken schlucken, aber wenn man Frische<br />

will, ist halt manchmal etwas aus.<br />

Was außerdem magisch anzieht, ist die Wirtschaft, also die<br />

Vesperstube. Der Boden knarzt und ist wellig, die Decke<br />

ist niedrig, die Fenster sind schön, aber alt, also zugig und<br />

durch die Ritzen pfeift der Wind. Dazu die alten Bilder<br />

und der Herrgottswinkel. Es ist grad ein Wunder, dass<br />

es hier Strom hat, möchte man meinen. „Ich will nichts<br />

ändern“, sagt der Wirt. Die Wirtschaft geht auf einen 1774<br />

erbauten Hof zurück und war Schauplatz einer „Romeo<br />

und Julia“-Geschichte. Wie bei Shakespeare war das Ende<br />

tragisch. Der Heimatdichter und Pfarrer Heinrich Hansjakob<br />

(1837– 1916) hat die Geschichte von Hans und Magdalene<br />

für die Nachwelt aufgeschrieben. Besagtem Pfarrer, einem<br />

sehr rührigen Geist, ist es auch zu verdanken, dass aus<br />

dem Hof eine Wirtschaft wurde. Vor hundert Jahren trafen<br />

sich hier die Leute zu Most und Vesper. Der Dichter sagte<br />

sinn gemäß: „Mach doch eine Wirtschaft draus!“ <strong>Das</strong> war<br />

weise! Welches Gedicht würde dem dichtenden Pfarrer<br />

zu Kartoffel suppe, Bratkartoffeln, Almgröstl und Käsekuchen<br />

einfallen?<br />

Vogt auf Mühlstein<br />

Mühlstein 1 | 77787 Nordrach<br />

Tel. 07838 95 59 410 | info@vogt-auf-muehlstein.de<br />

www.vogt-auf-muehlstein.de |<br />

Almgröstl<br />

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />

1 kg Kartoffeln<br />

2 Schweineschnitzel<br />

2 EL Butterschmalz<br />

1 Zwiebel fein gewürfelt<br />

100 g geräucherte Speckwürfel<br />

4 Scheiben Bacon<br />

8 Eier<br />

Salz, Pfeffer, Paprika<br />

ein gusseisernes Pfännle<br />

vogt_auf_muehlstein<br />

ZUBEREITUNG:<br />

Pellkartoffeln dünn raspeln, Schweineschnitzel in Würfel<br />

schneiden und in Butterschmalz anbraten, Zwiebeln und Speck<br />

mitbraten und unterheben, würzen. Bacon und Spiegeleier<br />

separat braten. Auf die Bratkartoffeln den Bacon legen,<br />

darüber die Spiegeleier, mit Rucola und Lauchzwiebeln dekorieren.<br />

Im Pfännle servieren.<br />

WEINEMPFEHLUNG:<br />

Vinum Nobile, Riesling, Qualitätswein trocken, 2019<br />

15


WEINETIKETT<br />

Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner<br />

16


Eindruck machen mit dem Etikett<br />

WEINETIKETTEN:<br />

DIE ACHERTÄLER DRUCKEREI BIETET DEN VOLLEN SERVICE FÜR WEINETIKETTEN<br />

Weintrinker kaufen nicht die Katze im Sack,<br />

sondern wollen eine klare Ansage über<br />

Rebsorte, Alkoholgehalt, Jahrgang etc.<br />

Wie’s das Weingesetz verlangt, steht’s auf<br />

dem Etikett. „<strong>Das</strong> Gesamterscheinungsbild der Flasche ist<br />

das einzige Kriterium für den Käufer“, weiß Frank Neumann,<br />

der Geschäftsführer der Achertäler Druckerei in Kappel -<br />

rodeck, denn ca. 80 Prozent der Kaufentscheidungen werden<br />

über die Verpackungsgestaltung getroffen. Lange Zeit war<br />

das Nassleimetikett das Maß aller Dinge, es wurde für<br />

Wein-, Bier- und Sprudelflaschen gebraucht. Dafür wird die<br />

Rück seite eines Papier etiketts mit Leim bestrichen und<br />

auf die Flasche geklebt. Aber es geht noch besser! Aus den<br />

USA kam bereits in den 1950er-Jahren die Idee der selbstklebenden<br />

Etiketten. Mit dieser neuen Technologie öffnete<br />

sich eine ganz neue Welt.<br />

Aufkleber oder, wie man im Achertal sagt, „ä Bäpperle“<br />

kleben auf Obst, Maschinen, Möbeln und vielem mehr.<br />

Je nach Verwendung müssen Aufkleber Temperaturen<br />

aushalten, dürfen nicht verblassen oder sich im Wasser<br />

lösen. All das ist auch für Weinflaschen sehr wichtig,<br />

die kühl gelagert werden, manchmal auf Eis liegen oder<br />

der Sonne ausgesetzt sind. Auch sind die Ansprüche<br />

an die Ästhetik gestiegen. Aus diesen Gründen druckt<br />

seit Anfang der 1980er-Jahre die Achertäler Druckerei<br />

hochwertigere Rollenhaftetiketten. Damit waren sie die<br />

erste Haftetikettendruckerei in Baden, die Wein- und<br />

Spirituosenetiketten mit dieser Technologie angeboten hat.<br />

Gestalten, prüfen, belichten, drucken<br />

Ein Klebeetikett hat vier Schichten, erklärt Frank Neumann.<br />

Diese sind: Trägerpapier mit Silikonschicht, Kleber, Papier<br />

oder Folie, das eigentliche Etikettenmaterial. Der Produktion<br />

eines Etiketts beginnt mit der Gestaltung, meist kommt es<br />

von Grafiker Christopher Arnoldi, und der Herstellung der<br />

Druckdaten, das machen Grafiker am Computer. Wie so oft<br />

steckt der Teufel im Detail. Wo hat die AP-Nummer (Amtliche<br />

Prüfungsnummer) ihren Platz? Welche Schriftgröße<br />

für die Rebsorte? Welche Informationen müssen und welche<br />

können genannt werden? Die Achertäler Druckerei weiß es,<br />

dazu kommt das hauseigene Lektorat, sicher ist sicher.<br />

Auch das Ausstanzen oder die Veredelung mit Prägefolien<br />

oder Speziallacken ist eine besondere Leistung.<br />

Nachdem alles gestaltet und geprüft ist, werden die Druckplatten<br />

belichtet und die einzelnen Farben auf einer langen,<br />

aber nicht besonders großen, dafür sehr komplexen Druck-<br />

maschine nacheinander und in Sekundenschnelle gedruckt<br />

Die Druckmaschine kann zudem auch Sonder lacke und<br />

Prägungen drucken. Ein Etikett kann sogar aus mehreren<br />

Teilen bestehen, so wie man es von der „Collection<br />

Oberkirch“ kennt oder von der Hex vom <strong>Das</strong>enstein mit<br />

bis zu vier Etikettenteilen! <strong>Das</strong> wäre mit Nassleimetiketten<br />

definitiv nicht möglich.<br />

Christopher Arnoldi<br />

weiß, um was es geht.<br />

Der Grafiker kommt<br />

aus einer Winzerfamilie.<br />

Zum Schluss werden die Etiketten von der Rolle auf<br />

die Flasche geklebt. Die Oberkircher Winzer und die Hex<br />

von <strong>Das</strong>enstein lassen Etikettenrollen vorproduzieren, aber<br />

ohne die wichtigen, gesetzlich vorgeschriebenen Daten.<br />

Wer weiß schon, wie viel Prozent Alkohol ein <strong>2021</strong>er<br />

Riesling haben wird? Diese erst kurz vor der Abfüllung<br />

des Weines bekannten Daten werden daher auf Zuruf in<br />

das bereits produzierte Etikett eingedruckt. Frank Neumann<br />

und seine 40 Mitarbeiter sind jedes Mal stolz, wenn sie<br />

„ihre“ Flaschen in einem Supermarkt oder in der Gastro-<br />

nomie entdecken. „So wird man zum Weinkenner“, sagt er.<br />

Achertäler Druckerei GmbH & Co. KG<br />

Binzig 12, 77876 Kappelrodeck<br />

www.achertaeler.com<br />

17


GUT BADISCH<br />

SCHNAPSBRUNNEN<br />

Wer im Schwarzwald wandert, weiß,<br />

was es heißt, wenn „der Berg ruft“.<br />

Wo man auch ist, es geht der Buckel<br />

nuff * . <strong>Das</strong> liegt an der Geografie,<br />

denn ein Buchkopfturm steht halt<br />

auf 921 Metern, ein Geigerskopfturm<br />

auf 436 Metern. Da Wanderpark plätze<br />

und Bahnhöfe etwas tiefer liegen,<br />

kommen schnell ein paar Höhenmeter<br />

zusammen. Wen wundert’s, dass<br />

man da ins Schnufe * kommt oder,<br />

neudeutsch, mit Schnappatmung den<br />

Berg hochhechelt. Aber die Wanderziele<br />

machen es wieder wett. Sie lauten:<br />

Türme, Burgen, Himmelsliegen und –<br />

Schnapsbrunnen. Dann geht’s leichter,<br />

erst recht mit einem Schnapsbrunnen<br />

vor Augen. Wer hat’s erfunden? Keine<br />

Ahnung, garantiert kein Schweizer, aber<br />

irgendwer muss im Schwarzwald damit<br />

angefangen haben, hat einen Wassertrog<br />

umfunktioniert und ein paar Flaschen<br />

Bier, Wasser und Limo reingestellt.<br />

Es gibt natürlich auch<br />

solche mit kleinen Weinflaschen<br />

und, gerade im Renchtal,<br />

mit eigenen Schnäpsen vom<br />

Hof, wie zum Beispiel Haferpflaume,<br />

Mirabelle, Williams-<br />

Christ-Birne und Kirschwasser.<br />

Oft hat es eine Sitzgelegenheit<br />

und immer eine Preisliste<br />

und eine Kasse. An besagten<br />

Orten treffen sich dann die<br />

Wanderer. Manche sagen: „Seit<br />

fünf Kilometern warte ich<br />

auf diesen Moment.“ Andere<br />

kurz und knapp: „Ist noch was<br />

da?“ oder humorvoller: „Habt<br />

ihr schon alles ausgetrunken?“<br />

Dann setzt man sich an einen<br />

freien Platz oder stellt sich<br />

wohin. Trinken und vespern<br />

unter freiem Himmel. Was gibt<br />

es Schöneres? Allerdings kann so ein Hock an der<br />

„Tankstelle“ auch ausarten. Probier mal! Oh, das<br />

wird lustig. Hebt man aber einen zu viel und hat<br />

noch ein paar Kilometer vor sich, wird’s haarig.<br />

Da Schnapsbrunnen so unschlagbar gut sind,<br />

klassische Win-win-Situation, sollte man vielleicht<br />

Wanderführer umschreiben. Statt über mythische<br />

Orte zu berichten oder „Nachmittagswanderungen“<br />

zu erfinden (wer wandert am Sonntag schon<br />

acht Stunden oder mehr?) sollte man vielleicht<br />

Wanderungen so beschreiben: „Wanderung zu den<br />

Obstraritäten des Renchtals“, „Wander-Bierprobe“<br />

oder „Wanderung mit trockenen Weinen“.<br />

Aber vielleicht ist das doch keine so gute Idee.<br />

<strong>Das</strong> würde zu viele Leute auf den Plan rufen,<br />

der Wald ist eh schon überfüllt. Und dann wäre<br />

immer alles ausgetrunken. Wirklich, das gibt’s!<br />

Es sind nicht immer die Berge und Burgen,<br />

die den Wanderer rufen. Der Schnapsbrunnen<br />

ruft! Und ganz wichtig: Kleingeld fürs Kässle *<br />

nicht vergessen.<br />

*<br />

Badisch<br />

18


DIE WEINKOLUMNE<br />

MIT VINCENZO DE BIASE<br />

Wein<br />

Lesen<br />

W EIN TRIFFT INS HERZ<br />

E ST 1973<br />

als Sommelier begleiten mich Weinflaschen schon<br />

mein ganzes Berufsleben. Eine große Freude bereiten<br />

mir dabei Magnumflaschen mit einem Fassungsvermögen<br />

von anderthalb Litern oder Flaschen mit drei, sechs<br />

oder neun Litern. Es gibt sogar Flaschen, in denen<br />

15 Liter Wein ist!<br />

Mit unseren großen Flaschen machen wir immer gute Erfahrungen.<br />

Solche Prachtexemplare wecken die Neugier<br />

unserer Gäste. Die Leute fotografieren sie und einige fragen<br />

uns, ob sie die Flasche mitnehmen dürfen. Als Souvenir.<br />

Auch bei unseren Küchenpartys sind die Big Bottles<br />

der Star. Noch ein guter Grund: In großen Gebinden<br />

kann der Wein besser nachreifen als in herkömmlichen<br />

Null-sieben-Flaschen.<br />

Große Weinflaschen sind nicht nur beliebt, sondern auch<br />

praktisch für Bankette, Festlichkeiten und Hochzeiten.<br />

Da ist immer ein bisschen Show dabei und Sie müssen<br />

nicht zehn Flaschen entkorken, sondern nur eine oder<br />

zwei. Alle trinken den gleichen Tropfen, genauso wie<br />

das Essen (meistens) für alle gleich ist.<br />

Wer eine Sechs-Liter-Flasche kauft, muss mehr bezahlen<br />

als für sechs Dreiviertel-Liter-Flaschen. Warum?<br />

Normalerweise sind doch Großpackungen billiger als<br />

viele kleine. Es liegt am dicken Glas.<br />

Wäre die Glaswand so dünn wie bei einer herkömmlichen<br />

Flasche, dann würde sie zerbrechen. Diese Spezialanfertigungen<br />

werden dann von unseren Weinlieferanten<br />

befüllt. Auch das extragroße Etikett ist eine Sonderanfertigung.<br />

Je nach Größe haben die Weinflaschen einen anderen<br />

Namen. Eine Drei-Liter-Flasche heißt Doppelmagnum,<br />

fasst sie sechs Liter, dann sagen wir Methusalem und<br />

eine Neun-Liter-Flasche gilt im Burgund als Salmanazar.<br />

Balthazar heißen die Zwölf-Liter-Flaschen und Nebukadnezar<br />

die 15-Liter-Bouteille. Obwohl es sich um<br />

biblische Namen handelt, stammt diese Tradition aus<br />

Frankreich und nicht aus dem Alten Testament. Für<br />

unsere Leute im Service sind große Flaschen im<br />

wahrsten Sinne des Wortes Schwerstarbeit. Um die<br />

Arbeit leichter zu machen, haben wir eine Maschine.<br />

In dieser wird die Flasche fixiert und das Einschenken<br />

funktioniert über eine Kurbel. Der typische Big-Bottle-Wein<br />

ist ein Rotwein. Aus einem einfachen Grund: Da eine<br />

große Flasche nicht so schnell geleert wird, erwärmt<br />

sich der Wein. Für Weißwein und Rosé ist das schlecht,<br />

aber für einen Rotwein genau richtig. Wichtig ist aber<br />

nicht nur die Farbe, sondern auch der Weinstil. Ich rate<br />

zu einem Wein, der vielen unterschiedlichen Menschen<br />

schmeckt, also unkompliziert ist, aber selbstverständlich<br />

doch Klasse hat. Große Flasche, großes Vergnügen!<br />

Probieren Sie!<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

<strong>VERITAS</strong>-Kolumnist Vincenzo De Biase stammt<br />

aus der Basilicata in Süditalien und lebt und liebt<br />

Wein. „Würde ich noch mal auf die Welt kommen,<br />

würde ich es wieder machen“, sagt er über<br />

seinen Beruf als Sommelier im Europa-Park.<br />

19


WEINBEKENNTNISSE<br />

»... die Sonne Badens im Glas.«<br />

Nichts als Wahrheiten. <strong>VERITAS</strong>-Liebhaberinnen erzählen, was ihnen zum Wein schmeckt, und andere Bekenntnisse.<br />

Name: Diana Bähr // Alter: 24 //<br />

Wohnort: Im wunderschönen Oberkirch //<br />

Leibspeise: Lasagne geht immer //<br />

Hobby: Wandern in den heimischen (Reb-)Bergen //<br />

Am Wein mag ich besonders: seine Vielfältigkeit<br />

und Gelassenheit // Wenn ich ein Glas zu viel<br />

getrunken habe: ... dann gab’s wohl was zu feiern.<br />

Mein Traumpartner für ein Glas Wein:<br />

Meine Familie und Freunde.<br />

Am liebsten bei einer Stärkung<br />

während der Wanderung.<br />

Name: Thomas Fischer // Alter: 54 //<br />

Wohnort: Rheinau-Freistett // Leibspeise: Nudeln<br />

mit Lachssahnesoße // Hobby: Wandern, Radfahren,<br />

Musik machen // Am Wein mag ich besonders:<br />

... dass es zu jedem Anlass und Essen den passenden<br />

Wein als Begleiter gibt // Mein Traumpartner für<br />

ein Glas Wein: Meine Frau und gute Freunde<br />

Wenn ich ein Glas zu viel<br />

getrunken habe:<br />

… werde ich lustig und werde den<br />

Wein bestimmt wieder trinken.<br />

Name: Achim Gaiser // Alter: 49 //<br />

Wohnort: Kappelrodeck // Hobby: Klarinette<br />

spielen, Fahrrad fahren // Wenn ich ein<br />

Glas zu viel getrunken habe: ... war es ein<br />

geselliger Anlass // Mein Traumpartner für<br />

ein Glas Wein: Meine Frau und Freunde<br />

Am Wein mag ich besonders:<br />

... die Vielfalt des Geschmackes<br />

Name: Josef Busam // Alter: Jenseits der 40 ... //<br />

Wohnort: Bottenau // Leibspeise: Es gibt viele<br />

gute Gerichte // Hobby: Mountainbike<br />

fahren, Wandern mit Freunden // Am Wein mag<br />

ich besonders: ... die Vielfältigkeit und das es<br />

für jeden Anlass den passenden Wein gibt //<br />

Mein Traumpartner für ein Glas Wein: Meine<br />

Frau und gute Freunde<br />

Wenn ich ein Glas zu viel<br />

getrunken habe:<br />

… wird es Zeit, nach Hause zu gehen.<br />

20


Viel Glück!<br />

TRINKEN & GEWINNEN<br />

Präsentkorb mit einer italienischen Genussreise durch die südliche Stiefelregion<br />

Gewinnen Sie einen Präsentkorb mit einer italienischen Genussreise durch<br />

die südliche Stiefelregion mit begleitenden Weinen der Oberkircher Winzer<br />

von „Lui e Lei – DELIKAT ESSEN WIE IN ITALIEN“ aus Oberkirch.<br />

FRAGE:<br />

„Geschmack“<br />

Was spielt beim Geschmack eines<br />

Rieslings eine entscheidende Rolle?<br />

MITMACHEN BIS<br />

31.07. <strong>2021</strong><br />

Zu gewinnen gibt es einen Präsentkorb von „Lui e Lei – Delikat essen wie in Italien“ aus Oberkirch mit einer italienischen Genussreise<br />

durch die südliche Stiefelregion mit begleitenden Weinen der Oberkircher Winzer. Und so geht’s: Einfach die Antwort auf unserer<br />

Facebook-Pinnwand (www.facebook.com/oberkircherwinzereG) posten oder eine E-Mail an info@oberkircher-winzer.de senden.<br />

Alternativ können Sie uns die Lösung auch auf einer Postkarte an folgende Adresse senden: Oberkircher Winzer eG, Renchener Straße 42, 77704 Oberkirch. Nur ausreichend<br />

frankierte Einsendungen mit vollständiger Absenderadresse nehmen an der Verlosung teil. Einsendeschluss ist der 31. 07. <strong>2021</strong>. Teilnehmen kann jeder mit Ausnahme der Mitarbeiter<br />

der beteiligten Unternehmen und deren Angehörigen. Eine Barauszahlung des Gewinnes und der Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.<br />

Gewinner des letzten Gewinnspiels: Andreas Brenner aus Offenburg<br />

SCHÖN<br />

„Vom Weißwein schwindet<br />

das Weh ja nicht ganz,<br />

es wird nur etwas weniger.“<br />

Michail Bulgakow, Schriftsteller<br />

WELTWEIT WEIN<br />

Reichskanzler Otto Fürst von<br />

Bismarck (1815 – 1898) brachte<br />

festgefahrene Verhandlungen mit<br />

den besten deutschen Gewächsen<br />

wieder in Schwung. „Deutscher<br />

Wein ist doch mein bester<br />

Botschafter“, soll er gesagt haben.<br />

GESAGT<br />

21


Oldtimer forever<br />

Schmeckt<br />

Käse & Wein<br />

Titelthema<br />

ABGEFAHRENE AUGENBLICKE & EINKEHRMÖGLICHKEITEN<br />

DAS KUNDENMAGAZIN DER OBERKIRCHER WINZER<br />

We i n t r i ff t i n s H e r z<br />

Europa-Park-Sommelier<br />

veritas-genuss.de<br />

UMFRAGE<br />

Auswertung unserer<br />

-Umfrage<br />

Mir gefällt das <strong>VERITAS</strong><br />

38<br />

männlich<br />

Geschlecht<br />

74<br />

weiblich<br />

divers<br />

0 10 20 <strong>30</strong> 40 50 60 70<br />

gut<br />

geht so<br />

sehr gut<br />

0<br />

ote<br />

18 – 33 Jahre<br />

34 – 55 Jahre<br />

Alter<br />

56 – 65 Jahre<br />

über 60 Jahre<br />

Mein Lieblingswein<br />

112<br />

Teilnehmer<br />

Lieblingswein<br />

Mein<br />

41<br />

17<br />

54<br />

DAS GENUSSMAGAZIN<br />

29 // 2020<br />

Traumauto<br />

Rotwein<br />

Weißwein<br />

Rosé<br />

Asiatische Küche<br />

super<br />

Die Kolumne von<br />

Vincenzo De Biase<br />

WEINRADTOUREN<br />

Herzlichen Dank<br />

an alle Teilnehmer!<br />

22


UNTERHALTUNG<br />

Humor<br />

Rätsel<br />

4<br />

3<br />

1. Wie nennt man ein 225 Liter fassendes Weinfass?<br />

2<br />

3<br />

2. Weingenießer, die keinen Chardonnay trinken,<br />

bezeichnet man als ...<br />

3. Einen überalten Wein, der oxidiert ist,<br />

nennt man auch ...<br />

5<br />

1<br />

6<br />

1<br />

5<br />

4. Die Prädikatsstufe von Wein, wird auch<br />

als ... bezeichnet.<br />

4<br />

5. Was wird aus den Rebsorten Pinot Noir,<br />

Chardonnay und Pinot Meunier gemacht?<br />

6. „In vino …“<br />

Lösung<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6.<br />

6<br />

2<br />

Die Lösung finden Sie ab dem 31.07.<strong>2021</strong> auf unserer<br />

Facebook-Seite oder unter: www.oberkircher-winzer.de<br />

23


GENIESSE DEN<br />

Moment.<br />

Wo in den Reben feine Köstlichkeiten<br />

aufgetischt werden, trifft badische<br />

Lebensfreude auf mediterrane Lebensart.<br />

Guter Wein und gutes Essen unter blauem<br />

Himmel stehen für die Heimat von PINOPRIMO.<br />

Hier ist Genuss angesagt. <strong>Das</strong> gute Leben eben –<br />

in echt und in Echtzeit.<br />

PINOPRIMO steht für frisch, fruchtig, elegant<br />

und stellt Ihnen drei Cuvées zur Wahl.<br />

PINoPRIMO – Genieße den Moment.<br />

www.pino-primo.de<br />

Oberkircher Winzer eG | Renchener Straße 42 | 77704 Oberkirch | Tel. +49 07802 - 92 58 0

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