Bote vom Berg - Passion und Ostern
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EIGENE
ERFAHRUNGEN
Fortsetzung: Passionszeit und Ostern
schon alt genug zum Sterben?) - viel schmerzlicher war für
mich die Erfahrung, dass niemand von uns das Leben eines
anderen - auch wenn er oder sie den oder die andere(n)
noch so sehr liebt - in der Hand hat; dass man manchmal
einfach loslassen und die Entscheidung eines anderen Menschen
akzeptieren muss. Trauer und Wut können da sehr
eng beieinander liegen.
Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her und ich habe mich mit
meinem Bruder versöhnt. Es war eine bittere Lektion. Aber
ich kann heute Menschen in vergleichbaren Situationen verständnisvoller
begegnen.
Was mir Hoffnung gibt? Ich lebe von
dem Schatz an Worten und Bildern aus
unserer christlichen Tradition; sammle
und nutze die vielen biblischen Bilder,
die Liedverse oder Gebete. „Wenn uns
durch Grabeshügel der klare Blick verbaut,
verleih der Seele Flügel, dass sie
hinüber schaut.“ „Gott ist mein Licht und
mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir
grauen?“ Diese und viele, viele andere tragen mich, geben
mir die Gewissheit, dass ich ein Netz unter mir habe, etwas,
was mich auffängt und trägt, wenn ich falle.
Und ich brauche immer wieder das Gespräch mit anderen
Menschen und mit Gott; brauche das Sofa einer Freundin,
mit der ich bei einer Tasse Tee reden kann; brauche das
Gebet. Reden hilft, verleiht der Trauer oder dem Leid Worte.
Was ich benennen kann, verliert seine Macht. Und im
Gespräch öffnen sich neue Türen.
In den letzten Tagen habe ich mit einigen Menschen in der
Gemeinde gesprochen. Das waren oft sehr berührende und
interessante Gespräche. Nicht alle wollten ihre Antworten
auf meine Fragen hier im Boten vom Berg veröffentlicht
haben. Aber einige waren dazu bereit, und die sollen jetzt
zu Wort kommen.
Ich möchte allen an dieser Stelle recht herzlich danken.
Pfarrerin Edda Deuer
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