Bote vom Berg - Passion und Ostern
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GEMEINDE
LEBEN
Bücher aus der Gemeindebücherei Hain-Gründau???
Ja, bitte!
Ich möchte Sie mit einem weiteren Buch zum Thema
„Zusammenleben mit an Demenz Erkrankten“ bekanntmachen:
Martina Bergmann: „ Mein Leben mit Martha“.
Das Buch ist autobiografisch. Martina Bergmann lebt in
Borgholzhausen in Ostwestfalen, wo sie eine Buchhandlung
betreibt. Sie ist Ende dreißig, alleinstehend und kinderlos.
Ihre Eltern wohnen in ihrer unmittelbaren Nähe. Diese Hintergrundinformation
ist wichtig, weil diese familiäre Ungebundenheit
das Zusammenleben mit Martha ermöglicht.
Zunächst gehört Heinrich zu dieser Freundesgruppe.
Wir begegnen ihm auf der ersten Seite des
Buches, als er im Jahr 2014 nach einem Unfall mit
seinem teuren Fahrrad im Krankenhaus liegt.
Hier nimmt die Beziehung zu Heinrich und
Martha ihren offiziellen Anfang, da Heinrich dem
Arzt gegenüber Frau Bergmann als seine
„Angehörige“ bezeichnet.
Heinrich lebt seit vierzig Jahren mit Martha unkonventionell
in dem Dorf in einem einfachen
Haus fast am Ende der Dorfstraße. Heinrich ist
ein kluger philosophierender Kopf bis ins hohe Alter,
Martha hat noch im Alter von 50 Jahren promoviert, beide
haben Studenten unterrichtet. Heinrich umschreibt Martha
in ihrer Demenz als „irgendwie verschaltet“, aber immer
noch „geistreich“, ihre Verfassung als „poetisch“, ihre Tätigkeiten
als „sinnfrei“. Nach Heinrichs Tod 2016 übernimmt
Frau Bergmann diese Sicht auf Martha. Während Frau Bergmann
in ihrer Buchhandlung arbeitet, bleibt Martha alleine
im Haus und beschäftigt sich mit ihr wichtig erscheinenden
Sachen: Heu wenden, Einkaufen von Kuchen mit D-Mark (!),
denn sie liebt Süßes, Teddys sortieren. Gefährliches geschieht
nicht. So schaltet Frau Bergmann die Sicherung für
den Elektroofen aus, wenn sie das Haus verlässt. Gerne besucht
Frau Bergmann mit Martha Lokale, wobei Martha
auch einmal den Adventskranz auf dem Tisch bearbeitet, in
einem anderen Lokal den Silberschmuck zerpflückt. Frau
Bergmann akzeptiert das alles gelassen, denn sie begegnet
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