Karg-Heft Nr. 8: Psychologische Beratung im Feld Hochbegabung
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Vorwort der Herausgeber<br />
7<br />
reagieren, Förder- und Interventionsmöglichkeiten vor<br />
dem Hintergrund des individuellen Fähigkeits- und Interessenprofils<br />
der Hochbegabten reflektieren und zudem<br />
auf die Passung zu Person- und Umweltvariablen achten.<br />
Der Artikel von Dietrich Arnold, André Jacob und Iris Großgasteiger<br />
gibt einen Überblick über die häufigsten <strong>Beratung</strong>sthemen<br />
<strong>im</strong> Kontext von <strong>Hochbegabung</strong> aus Sicht der<br />
Erziehungsberatung. Er stellt den Einfluss von familiären<br />
Bedingungen auf eine gelingende Persönlichkeitsentfaltung<br />
hochbegabter Kinder in den Mittelpunkt. Damit unterstreicht<br />
der Beitrag die Notwendigkeit einer systemischen<br />
Betrachtung von <strong>Beratung</strong>sanliegen und arbeitet<br />
hierfür notwendige zentrale fachliche Qualifikationen der<br />
Beraterinnen und Berater heraus. Am Beispiel des in Berlin<br />
auch mit Mitteln der <strong>Karg</strong>-Stiftung geförderten Arbeitskreises<br />
»Erziehungsberatung bei Familien mit hochbegabten<br />
Kindern« wird erläutert, welche Ressourcen sich durch<br />
verbindliche <strong>Beratung</strong>s- und Förderverbünde in den Sozialräumen<br />
eröffnen lassen.<br />
Petra Steinheider thematisiert <strong>Beratung</strong>sschwerpunkte<br />
und -prozesse <strong>im</strong> schulpsychologischen <strong>Feld</strong> zunächst <strong>im</strong><br />
Einzelfall und wendet sich danach systemischen Fragestellungen<br />
zu. So stellt sie Kriterien für eine begabungsfördernde<br />
Schule vor, die <strong>im</strong> Bundesland Hessen auch der<br />
Zertifizierung zugrunde gelegt werden, und beschäftigt<br />
sich mit fachlichen Anforderungen an Beraterinnen und<br />
Berater zur Durchführung qualitativ hochwertiger <strong>Beratung</strong>en<br />
<strong>im</strong> schulischen Bereich. Denn Schulpsychologie<br />
verstehe sich längst nicht mehr nur als »Anwalt des (hochbegabten)<br />
Kindes«, sondern habe den geforderten Paradigmenwechsel<br />
zum »Anwalt einer guten Schule« als<br />
festen Bestandteil in ihr Anforderungsprofil sowie in ihre<br />
Aus- und Weiterbildungskonzepte aufgenommen.<br />
Der Artikel von Brit Re<strong>im</strong>ann-Bernhardt gibt einen Überblick<br />
über spezifische <strong>Beratung</strong>ssituationen und -themen<br />
<strong>im</strong> Kontext einer staatlichen Internatsschule für Hochbegabte.<br />
Der Beitrag sensibilisiert einerseits für individuelle<br />
und gegebenenfalls spezifische Problemlagen von hochbegabten<br />
Schülerinnen und Schülern in einem Internat<br />
für Hochbegabte. Zum anderen werden vor allem auch<br />
die Herausforderungen durch und Anforderungen an eine<br />
interdisziplinäre Kooperation von Lehrkräften und psychologischen<br />
Beraterinnen und Beratern vorgestellt, die<br />
sich in der Institution »Internat« ergeben. Ein solch professionsübergreifendes<br />
Arbeiten, getragen von gegenseitigem<br />
Respekt, an Schule und Internat käme sowohl der<br />
Entfaltung einzelner Schülerinnen und Schüler als auch<br />
der Schule als Organisation sehr entgegen. Die Autorin<br />
arbeitet heraus, welche Vorteile eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
und ein ganzheitliches pädagogisch-psychologisches<br />
Verstehens- und Förderkonzept mit Blick auf<br />
die Umsetzung von Förderempfehlungen und ein professionelles<br />
Arbeitskl<strong>im</strong>a hätten.<br />
Wolfgang Schneider, Eva Stumpf, Brigitte Markert und<br />
Nicole von der Linden reflektieren am Beispiel der Begabungspsychologischen<br />
<strong>Beratung</strong>sstelle der Universität<br />
Würzburg Aufgabenspektrum und Zielstellungen einer<br />
wissenschaftlichen <strong>Beratung</strong>seinrichtung <strong>im</strong> Bereich <strong>Hochbegabung</strong>.<br />
Es wird herausgearbeitet, mit welchem Profil<br />
und welchen Angeboten eine universitäre <strong>Beratung</strong>sstelle<br />
regionale Netzwerke und Unterstützungssysteme in der<br />
Begabtenförderung und -beratung ergänzen und bereichern<br />
kann, sowie welcher Voraussetzungen es hierfür<br />
bedarf. Insbesondere wird auch auf den Mehrwert einer<br />
Verknüpfung von Praxis und Forschung eingegangen, die<br />
helfen könne, wirksame <strong>Beratung</strong>skonzepte zu entwickeln.<br />
Nach diesen Beiträgen, die sich der Darstellung von <strong>Beratung</strong>sspezifika<br />
in unterschiedlichen <strong>Beratung</strong>sfeldern<br />
widmen, folgen einzelne Beiträge, die sich einerseits mit<br />
den Anforderungen an die Qualifikation von Beratenden<br />
<strong>im</strong> Themenfeld <strong>Hochbegabung</strong> auseinandersetzen, oder<br />
aber andererseits auf Aspekte zur weiteren theoretischen<br />
Fundierung der <strong>Beratung</strong>stätigkeit fokussieren.<br />
Die Aufsätze von Christine Koop, André Jacob und Dietrich<br />
Arnold zu fachlichen und strukturellen Anforderungen an<br />
professionelle <strong>Beratung</strong> <strong>im</strong> <strong>Feld</strong> <strong>Hochbegabung</strong> sowie von<br />
Christine Koop und André Jacob zu Kernelementen einer<br />
nachhaltigen berufsbegleitenden Qualifizierung von psychologischen<br />
Beraterinnen und Beratern <strong>im</strong> <strong>Feld</strong> <strong>Hochbegabung</strong><br />
zielen direkt auf die Gestaltung von systemisch<br />
wirksamen Fort- und Weiterbildungen ab. Mithilfe der hier<br />
skizzierten Aspekte wird es möglich, curriculare und systemisch<br />
wirksame Qualifizierungen zu entwickeln und<br />
diese anforderungsgerecht zu adaptieren.<br />
André Jacob beschäftigt sich in seinem Artikel dagegen<br />
mit der Überwindung einseitig auf Expertisierung angelegter<br />
Begabungsmodelle und darauf fußender <strong>Beratung</strong>sansätze.<br />
Er entwirft ein alternatives – auf die ganzheitliche<br />
Entwicklung der Person zielendes – psychosoziales<br />
Modell, das es erlaubt, unterschiedliche Bedingungen der<br />
kindlichen Entwicklung zu skizzieren und diese in Verbindung<br />
mit Entwicklungszielen zu setzen, sodass es den<br />
Beratenden einerseits möglich wird, kindliche Entwicklungsverläufe<br />
in ihren Ressourcen und Risiken zu erkennen,<br />
sowie andererseits differenzierte Entwicklungs- und<br />
damit auch <strong>Beratung</strong>sziele abzuleiten.<br />
Wir glauben, mit dieser Mischung aus reflektierter Praxis<br />
und sich der Praxis verpflichtet fühlender Theorie interessante<br />
Impulse zur Weiterentwicklung der <strong>Beratung</strong> und<br />
der <strong>Beratung</strong>sinstitutionen <strong>im</strong> <strong>Feld</strong> der <strong>Hochbegabung</strong><br />
liefern zu können.<br />
Die Herausgeber und auch die einzelnen Autorinnen und<br />
Autoren freuen sich über Ihre Rückmeldungen.