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Acht verschiedene Diagnosen<br />

Problemzone Schulter<br />

Ebenso wie das Knie ist die Schulter ein hochkomplexes Gelenk des menschlichen Körpers.<br />

Wenn ein Patient unter Schmerzen im Schulterbereich leidet, bedarf es großer Erfahrung,<br />

um herauszufinden, was diese Beschwerden auslöst. An der Schulter treten viele<br />

verschiedene Verletzungsmuster auf. Der behandelnde Arzt muss die Rotatorenmanschette<br />

ebenso in seine Untersuchung mit einbeziehen wie die lange Bizeps-Sehne oder zum<br />

Beispiel das Schulter-Eckgelenk. Grundsätzliches Problem der Schulter: Eine relativ kleine<br />

Pfanne soll einem im Verhältnis viel zu großen Gelenkkopf Halt geben. Die Schulter wird<br />

durch sehr viele Weichteile und dynamische Strukturen stabilisiert. Die Vielzahl dieser<br />

Regelkreise macht eine Diagnose schwierig, wenn in diesen Regelkreisen ein<br />

Ungleichgewicht entstanden ist. Die Orthopädie unterscheidet nicht weniger <strong>als</strong> acht<br />

mögliche Haupt-Diagnosen bei Schulterproblemen.<br />

Von Dr. Andreas Kugler<br />

Gerade bei Problemen mit der Schulter ist für eine richtige Diagnose<br />

ganz entscheidend, dass sich der Orthopäde und Sportmediziner zu<br />

Beginn der Behandlung durch eine ausführliche Anamnese – das ist die<br />

Befragung des Patienten –, eine sorgfältige Klinische Untersuchung,<br />

durch Röntgenbilder und Sonographie sowie falls nötig durch<br />

Aufnahmen per Kernspintomographie ein möglichst detailliertes Bild von<br />

der Verletzung und den möglichen Ursachen der Beschwerden macht. Er<br />

muss bereits vor Beginn einer etwaigen Operation sehr genau wissen,<br />

wo das Problem liegt, denn gerade die Komplexität des Schultergelenks<br />

macht eine weitere Ursachenanalyse während einer Operation kaum<br />

möglich. Grundsätzlich bestehen folgende acht Diagnosemöglichkeiten<br />

für eine Schulterverletzung beziehungsweise bei Beschwerden mit der<br />

Schulter – in der Praxis sind Kombinationen der einzelnen Punkte<br />

möglich, weshalb der behandelnde Arzt immer die Begleit-Pathologie im<br />

Blick haben muss:<br />

ACHT URSACHEN FÜR SCHULTERPROBLEME<br />

1) Instabiltät der Schulter<br />

2) Ruptur (Riß) der Rotatorenmanschette<br />

3) Impingement-Syndrom<br />

4) Verletzung des Schulter-Eckgelenks (AC-Gelenk)<br />

5) Verletzung der langen Bizeps-Sehne<br />

6) Arthrose im Schultergelenk<br />

7) Zysten im Schultergelenk<br />

8) Frakturen (Brüche) im Schulterbereich<br />

Um die Ursache von Schmerzen, Verletzungen oder Bewegungseinschränkungen diagnostizieren und<br />

richtig einschätzen zu können, ist es für den Orthopäden hilfreich, den Hergang eines etwaigen Unfalls<br />

genau zu kennen sowie den (sportlichen) Hintergrund des Patienten. Bei ambitionierten Freizeitsportlern<br />

etwa entstehen viele Probleme durch schlechte Technik. Eklatant sind hier beispielsweise die<br />

Unterschiede zwischen professionellen Baseballspielern und Freizeit-Baseballern, ebenso die zwischen<br />

Tennisprofis und Hobbyspielern. Grundsätzlich gilt: Gute Technik reduziert Probleme.<br />

1<br />

Eine sorgfältige Anamnese<br />

ist für Dr. Andreas Kugler<br />

und seine Kollegen vom<br />

MVZ München die erste<br />

Grundlage für eine korrekte<br />

Diagnose bei Verletzungen<br />

im Schulterbereich.


1) Instabilität der Schulter<br />

Die häufigste Diagnose bei Schulterbeschwerden, insbesondere im jugendlichen Alter, ist die Instabilität<br />

der Schulter. Die Ursache kann ein Unfall sein, <strong>als</strong>o eine traumatische Verletzung, oder aber die<br />

Instabilität tritt willkürlich ein, <strong>als</strong>o ohne auslösendes Unfallereignis.<br />

Die Schulter luxiert in über 90 Prozent der Fälle nach vorne unten. Typische Ursachen für traumatische<br />

Verletzungen sind beim Wintersport Snowboard-Fahrer, die sich mit der Hand aufstützen oder Skifahrer,<br />

die auf den gestreckten Arm fallen. Auch Handballer, denen in den Wurfarm gegriffen wird, sind extrem<br />

gefährdet. Durch die Luxation wird die Gelenklippe, das sogenannte Labrum, verletzt, es wird ein- oder<br />

abgerissen. im gesunden Zustand positioniert das Labrum den Oberarmkopf korrekt in der<br />

Schulterpfanne und verhindert, dass die Schulter luxiert.<br />

Nach einer Luxation sollte die Schulter so schnell wie möglich reponiert, <strong>als</strong>o wieder an die vorgesehene<br />

Stelle gebracht werden. Dies vermindert die Schädigung von Bändern, Muskeln und Sehnen und kann<br />

grundsätzlich mit oder ohne Narkose geschehen. Ein luxiertes Schultergelenk aber beispielsweise gleich<br />

auf der Skipiste wieder einzurenken, ist aus rechtlicher Sicht nicht unproblematisch. Im Zweifelsfall ist<br />

<strong>als</strong>o immer ein Transport des Verletzten ins Krankenhaus oder in eine Arztpraxis angebracht, wo zunächst<br />

genauere Untersuchungen und ein Röntgenbild angefertigt werden können.<br />

Nach einer ersten Schulterluxation stellt sich die Frage, ob die Schulter operiert werden muss, oder nicht.<br />

Das Reluxationsrisiko, <strong>als</strong>o Wahrscheinlichkeit, dass nach einer ersten Luxation eine zweite folgt, liegt bei<br />

20-jährigen Männern bei 80 Prozent, wenn nicht operiert wird. Mit zunehmendem Alter nimmt die<br />

Wahrscheinlichkeit ab. Ob direkt nach einer ersten Luxation operiert werden sollte, oder ob der Patient<br />

zunächst eine mögliche zweite Luxation abwartet, hängt ganz wesentlich davon ab, wie dringend er auf<br />

die Funktionalität seiner Schulter angewiesen ist. Freeclimber oder Kajakfahrer, deren Leben unter<br />

Umständen von der Funktionalität ihres Armes abhängt, werden sich bereits nach der ersten Luxation<br />

operieren lassen. Wessen Leben nicht unbedingt von einer stabilen Schulter abhängt, der wird<br />

gewöhnlich abwarten, ob die Schulter erneut luxiert. Wird die Erstluxation nicht operiert, erhält der<br />

Patient für sechs Wochen einen Verband, der die Schulter ruhig stellt, die Außenrotation verhindert und<br />

der Gelenklippe die Möglichkeit gibt, wieder anzuwachsen.<br />

Ist eine Operation angezeigt, hat der Operateur die Möglichkeit, offen oder arthroskopisch zu agieren.<br />

Nach der Erst-Luxation ist meist ein arthroskopischer, <strong>als</strong>o minimal-invasiver Eingriff angezeigt. Per<br />

Arthroskopie kann die abgerissene Gelenklippe wieder angenäht werden. Dabei kommen resorbierbare<br />

Dübel zum Einsatz, mit denen die Gelenklippe wieder am ursprünglichen Ort befestigt wird. Wenn die<br />

Schulter bereits öfter luxiert war, ist meist nur noch eine offene Operation sinnvoll, bei der beispielsweise<br />

die Gelenkkapsel gerafft werden kann, was der Schulter wieder mehr Stabilität verschafft.<br />

Nach der Operation trägt der Patient den Arm drei Wochen lang tags und nachts in einer Schlinge, die ihn<br />

am Körper fixiert. Weitere drei Wochen muss die Schlinge auch nachts getragen werden, denn insgesamt<br />

sechs Wochen sollte mit dem Arm keinerlei Außenrotation erfolgen. Drei bis vier Monate dauert es, bis<br />

der Patient wieder Sport treiben kann.<br />

Die einzig mögliche Prävention, <strong>als</strong>o die einzige Möglichkeit, sich vor einer Schulterluxation zu schützen,<br />

ist, die Gefahr zu erahnen und zu vermeiden. Als Handballer nicht durchziehen, wenn der Gegner in den<br />

Wurfarm zu greifen droht, <strong>als</strong> Snowboarder nicht auf der Piste abstützen. Muskel-Aufbau bringt nichts: Es<br />

gibt keine Muskulatur, die den Oberarmkopf in der Schulterpfanne halten kann.<br />

Habituelle Schulterluxationen, <strong>als</strong>o solche ohne traumatisches Ereignis, sollten nach Möglichkeit nicht<br />

operiert werden. Kinder, die „Kuck’ mal, was ich kann!“ bewusst ihre Schulter luxieren und dann den Arm<br />

beängstigend kreiseln lassen können, sollten durch einen Physiotherapeuten erklärt bekommen, weshalb<br />

das ungesund ist, und wie sie vermeiden können, dass die Schulter „heraus springt“. Als semi-operative<br />

Methode kommt hier bei extremen Fällen der Einsatz einer Thermo-Sonde in Betracht, welche die Kapsel<br />

schrumpfen lässt.<br />

2


Die Diagnostik der instabilen Schulter erfolgt durch Anamnese, Klinische Untersuchung, ein Röntgenbild<br />

sowie bei nicht akuten Verletzungen durch eine Kernspin-Aufnahme.<br />

2) Ruptur (Riß) der Rotatorenmanschette<br />

Rotatorenmanschette heißt die Muskelgruppe, die den Arm hebt und für die Außenrotation zuständig ist.<br />

Sie besteht aus drei Außenrotatoren (Musculus supraspinatus, Musculus infraspinatus, Musculus teres<br />

minor) und einem Innenrotator (Musculus subscapularis). Ein Riß der Rotatorenmanschette ist meist<br />

degenerativ, <strong>als</strong>o durch Verschleiß bedingt, und tritt gewöhnlich erst ab dem 50 Lebensjahr auf. Der<br />

Muskel scheuert dabei anlagebedingt durch – rund 80 Prozent der 80-Jährigen leiden unter dieser<br />

Verletzung. Bei Verletzungen der Rotatorenmanschette sind oft die Lange Bizeps-Sehne und das Schulter-<br />

Eckgelenk (AC-Gelenk) in Mitleidenschaft gezogen. Dies berücksichtigt der erfahrene Orthopäde bei<br />

seiner Diagnose. Rund 60 Prozent der Schulter-Operationen bei Menschen über 50 Jahre betreffen die<br />

Rotatorenmanschette.<br />

Ist der Schaden groß, leidet der Patient unter dem Drop-Arm-Syndrom – er kann den Arm nicht mehr<br />

oben halten. Sind nur kleine Risse in der Manschette entstanden, schmerzt die Muskulatur.<br />

Ob und wie die Ruptur therapiert, operiert oder überhaupt behandelt werden muss, hängt wesentlich von<br />

den Erwartungen des Patienten ab. Ist ein Loch in der Muskulatur vorhanden, das aber keine<br />

Beschwerden verursacht, erfolgt keine Behandlung. Bei erheblichen Beschwerden, oder falls die Ruptur<br />

durch einen Unfall verursacht wurde, wird das Loch vor allem bei jüngeren Patienten operativ<br />

geschlossen. Ältere Menschen schließlich, die wenig aktiv sind, können die Schulter durch<br />

Krankengymnastik stabilisieren. Tritt binnen drei Monaten keine Besserung ein, kann auch hier operiert<br />

werden.<br />

Der sogenannte Gold-Standard ist dabei die offene Operation, bei der die Rotatorenmanschette mit einer<br />

Knochennut wieder am Knochen fixiert wird. Bei dieser Methode wächst sie mit Abstand am besten ein.<br />

Arthroskopische Techniken basieren auf Ankern, die gesetzt werden, um daran die Rotatorenmanschette<br />

zu befestigen. Je nach Art und Größe der Ruptur findet diese Technik Anwendung.<br />

Die Diagnostik ergibt sich aus Anamnese, Klinischer Untersuchung, Sonografie, Röntgenaufnahme und<br />

Kernspintomographie.<br />

3) Impingement-Syndrom<br />

Als Impingement-Syndrom bezeichnet die Medizin die eingeschränkte Beweglichkeit eines Gelenks. Meist<br />

wird der Begriff im Zusammenhang mit der Schulter verwendet, wenn es zu Schmerzen unter dem<br />

Schulterdach kommt, die durch ein Einklemmen von Gewebe zwischen Oberarmkopf und Schulterdach<br />

verursacht werden. Das Impingement selbst ist dabei nur ein klinisches Zeichen und sagt nichts über die<br />

Ursache des Einklemmens beziehungsweise der Bewegungseinschränkung aus. Es ist ein Symptom wie es<br />

Zahnschmerzen sind, gibt aber keine Auskunft darüber, was den Schmerz verursacht.<br />

Bei Jugendlichen ist die häufigste Ursache für ein Impingement die Instabilität der Schulter. Und es gilt<br />

der Grundsatz: Bei jedem jugendlichen Sportler mit einem Impingement, gilt <strong>als</strong> Ursache des<br />

Impingements so lange eine Instabilität der Schulter, bis bewiesen ist, dass keine Instabilität vorliegt.<br />

Eine weitere Ursache kann eine gerissene Rotatorenmanschette sein.<br />

Problem beim Impingement: Jeder Orthopäde kann sehr leicht feststellen, ob ein Impingement vorliegt.<br />

Herauszufinden, was genau das Impingement verursacht, dafür bedarf es sehr großer Sorgfalt und<br />

Erfahrung – hier kommt es immer wieder zu Fehldiagnosen.<br />

Fallen Instabilität und eine gerissene Rotatorenmanschette <strong>als</strong> Ursachen aus, liegt ein sogenanntes<br />

echtes Impingement vor; echte Impingements sind meist anlagebedingt. Ursachen können ein zu kleines<br />

Loch des Knochensporns am Schulterdach oder ein zu geringer Abstand zwischen Schulterdach und<br />

Oberarmkopf sein. Beides bezeichnet man <strong>als</strong> Outlet-Impingement. Im Gegensatz dazu ist beim Non-<br />

3


Outlet-Impingement der Knochenabstand normal, dafür aber sind die Rotatorenmanschette oder der<br />

Schleimbeutel f<strong>als</strong>ch positioniert – sie werden eingeklemmt und schmerzen.<br />

Wenn keine Instabilität der Schulter oder gerissene Rotatorenmanschette vorliegt, sie <strong>als</strong>o nicht die<br />

Ursache des Impingements sind, sondern ein echtes Impingement-Syndrom vorliegt, entfernt der<br />

Operateur arthroskopisch den Schleimbeutel und falls nötig eine kleine Scheibe des Schulterdaches, um<br />

Platz zu schaffen.<br />

Bevor jedoch eine Operation in Betracht gezogen wird, deren Nachbehandlung mit zumindest zwei<br />

Monaten sehr langwierig ist und nach der der Patient zwei Monate lang keine Überkopf-Tätigkeiten<br />

ausführen darf, müssen alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein. Heißt: Eine<br />

Therapie mit Spritzen, Krankengymnastik, mit Haltungsschule und nicht zuletzt eine Anpassung des<br />

Lebenswandels. Denn auf diese Weise sind 60 Prozent aller Impingements heilbar!<br />

4) Verletzung des Schulter-Eckgelenks (AC-Gelenk)<br />

Beim Verbindungsgelenk zwischen Schlüsselbein und Schulterdach, dem Schulter-Eckgelenk, auch AC-<br />

Gelenk genannt, tritt mit zunehmendem Alter Verschleiß auf. Wenn das AC-Gelenk alleine betroffen ist,<br />

zum Beispiel nach einem Unfall, dann macht es bei der horizontalen Abduktion, <strong>als</strong>o dem Körper-<br />

Übergreifen, Beschwerden. Dauert dieser Zustand längere Zeit an, bildet das Gelenk eine Nase aus, der<br />

Raum zum Schulterdach verkleinert sich – die Folge ist ein Impingement. Ein Impingement kann <strong>als</strong>o<br />

auch durch eine Knochennase am Schulter-Eckgelenk bedingt sein. Diese Knochennase kann<br />

arthroskopisch, aber auch in einer offenen Operation entfernt werden.<br />

Traumatisch ist die sogenannte Sprengung des Gelenks. Die riskiert, wer beispielsweise beim<br />

Snowboardfahren oder Mountainbiken auf den angelegten Arm stürzt. Die Verbindung zwischen<br />

Schlüsselbein und Schulderdach reißt – es kommt zu einem Schlüsselbein-Hochstand. Die Begriffe<br />

„Tossy“ und „Rockwood“ zeigen den Grad des Hochstands an. Beide Verletzungen werden je nach<br />

Ausmaß operativ versorgt.<br />

Schmerzen kann auch Arthrose im Schulter-Eckgelenk verursachen. Bei fast jedem Menschen ist ab ca.<br />

dem 50. Lebensjahr Arthrose im Schulter-Eckgelenk feststellbar. Wenn die Schmerzen durch Injektionen<br />

nicht in den Griff zu bekommen sind, wird das äußere Ende des Schlüsselbeins entfernt. Dieser Eingriff<br />

kann offen oder arthroskopisch erfolgen.<br />

5) Verletzung der langen Bizeps-Sehne<br />

Die lange Bizeps-Sehne ist ein Schulter-Depressor. Wer sie anspannt, drückt seinen Oberarmkopf nach<br />

unten. Die Sehne ist nicht so sehr entscheidend für die Beugung des Ellbogengelenks, sehr wohl aber für<br />

die Drehung. Wenn sie reißt, ist meist Verschleiß die Ursache. Der Kraftverlust fürs Drehen liegt ohne die<br />

Sehne bei 10 bis 15 Prozent.<br />

Die lange Bizeps-Sehne kann scheuern, aus ihrer Führung herausspringen (luxieren) und auf diese Weise<br />

Schmerzen verursachen. Der Operateur kann die Sehne mit einem Dübel wieder refixieren oder auch<br />

ganz entfernen – dann mit der Folge des Kraftverlusts beim Drehen.<br />

6) Arthrose im Schultergelenk<br />

Weil man auf der Schulter nicht läuft und damit keine Dauerbelastung unter hohem Gewicht im Alltag<br />

vorliegt, macht Arthrose im Schultergelenk vergleichsweise spät Beschwerden. Zum Vergleich: Arthrose<br />

im Knie oder in der Hüfte schmerzt bei jedem Schritt!<br />

Arthrose in der Schulter wird gewöhnlich konservativ behandelt, heißt mit Spritzen und Krankengymnastik.<br />

Nur wenn die Schmerzen unerträglich werden, kommt eine Schulterprothese in Betracht. Meist<br />

4


wird dann nur ein künstlicher Oberarmkopf gesetzt, aber auch die Pfanne kann man ersetzen. Die<br />

Funktion der Schulter lässt sich durch diese Operation kaum verbessern, und niemand wird mit einer<br />

künstlichen Schulter je wieder Tennis spielen. Aber die Schmerzen sind weg. Das Ziel einer Operation ist<br />

hier schmerzfreies Bewegen. Diese Operation betrifft gewöhnlich Menschen, die 70 Jahre und älter sind.<br />

7) Zysten im Schultergelenk<br />

Im Schultergelenk gibt es Zysten, die auf einen Nerv (Nervus suprascapularis) drücken und zu einer<br />

Atrophie, <strong>als</strong>o einer Verkleinerung des Musculus supraspinatus oder des Musculus infraspinatus führen<br />

können. Diese Zysten sind tückisch, denn sie verursachen Schulterschmerzen und sind für den<br />

Orthopäden nicht leicht zu erkennen. Nur in den Aufnahmen der Kernspintomographie sind sie sichtbar.<br />

Sie finden sich auch am Nervus supra scapularis, der durch ein dünnes Loch am Schulterblatt führt.<br />

Versursacht werden diese Beschwerden durch Überbelastung – gerade bei Gerade bei Volleyballern<br />

treten diese Zysten vermehrt auf. Sie treten aus dem Engpass am Schulterblatt aus. Unklare Scherzen im<br />

Schulterbereich können durch Zysten ausgelöst werden.<br />

8) Frakturen (Brüche) im Schulterbereich<br />

Zu einer Glenoidfraktur, einem Bruch der Schulterpfanne, kann es kommen, wenn die Schulter nach<br />

vorne luxiert und gleichzeitig eine Stauchung eintritt. Im Grunde handelt es sich um eine knöcherne<br />

Schulterluxation, die etwa zehnmal seltener vorkommt <strong>als</strong> eine gewöhnliche Luxation. Eine Operation ist<br />

angezeigt, wenn ca. 30 Prozent oder mehr der Gelenkfläche abgebrochen sind. Entscheidend ist die Lage<br />

des Fragments; um diese zu bestimmen, wird ein Aufnahme per Dünnschicht-Computertomographie<br />

angefertigt.<br />

Alle anderen Knochenbrüche der Schulter betreffen den Oberarmkopf. Hier kann es zu Brüchen mit einem<br />

bis vier Fragmenten kommen sowie zu einem Sub-Kapital-Bruch, <strong>als</strong>o dem Abbrechen des gesamten<br />

Oberarmkopfes. Letzteres ist vor allem bei älteren Menschen zu beobachten, bei denen der Kopf selbst<br />

ganz bleibt, der Oberarmknochen aber unmittelbar darunter abbricht. Hier führt die konservative<br />

Behandlung meist zu guter Heilung, vorausgesetzt die Fragmente sind geeignet positioniert. Andernfalls<br />

sind eine Operation und die Fixierung mit winkelstabilen Platten angezeigt.<br />

Der Oberarmkopf wird von zwei Knochenvorsprüngen flankiert, dem Tuberculum majus und dem<br />

Tuberculum minus. Am Tuberculum majus ist die Rotatorenmanschette befestigt, und an dieser<br />

Befestigungsstelle kann das Tuberculum majus brechen. Solche Brüche sind meist durch Stürze bedingt,<br />

beispielsweise beim Skifahren auf harter Piste. Dann rutscht das abgebrochene Fragment nach oben und<br />

verursacht zwei Probleme: Die Rotatorenmanschette verliert an Spannung, die Schulter verliert an Kraft.<br />

Zugleich wird es unter dem Schulterdach zu eng – es kommt zu einem Impingement. Deshalb muss das<br />

abgebrochene Stück Knochen mit der daran befestigten Rotatorenmanschette wieder am ursprünglichen<br />

Ort fixiert werden. Falls das Fragment sich nur wenig verschoben hat, kann die Behandlung konservativ,<br />

<strong>als</strong>o mit einer Armschlinge erfolgen. Andernfalls kommen bei einer Operation winkelstabile Platten oder<br />

Schrauben zum Einsatz.<br />

Brüche im Schulterbereich sind oft mit Komplikationen verbunden, die Rehabilitationszeit liegt bei<br />

zumindest drei Monaten. Brüche des Schulterdachs sind sehr selten, die des Schlüsselbeins (Clavikula)<br />

häufiger.<br />

Text, Foto, Copyright: MVZ am Nordbad, München 2011 / www.sport-ortho.de<br />

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