Der Eisschnelltr
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natürlich hoffte Richard, dass ein Tintenkiller für mich in<br />
diesem Paket war.<br />
»Wohl kaum«, antwortete er. »Da ist bestimmt nur<br />
Kram drin, nichts Spannendes.«<br />
»Nichts Spannendes? In einem Westpaket?«, wunderte<br />
ich mich. »Darf ich es aufmachen? Bitte.«<br />
»Erst wenn Papa da ist.«<br />
Unsere Eltern arbeiteten in volkseigenen Betrieben,<br />
Mutter in einem Büromaschinenwerk, Vater in einem<br />
Baustoffkombinat. Sie disponierte und er stellte Drähte<br />
her. Drähte für Maschenzäune, Spannbeton und solche<br />
Sachen. Dicke und dünne Drähte, kurze und lange. Aus<br />
Aluminium, aus Kupfer, aus Stahl und so weiter. Im<br />
Fernsehen sprachen sie manchmal über Leute, die sich<br />
mit Drähten beschäftigten, an Drähten zogen. Dunkle<br />
Gestalten, Halunken waren das aber meistens. Zugegeben,<br />
ich schämte mich dann für unseren Vater.<br />
Vater kam meistens erst so gegen fünf nach Hause.<br />
Ich sah zur Uhr, es war halb, ein paar Minuten musste<br />
ich also noch warten.<br />
Renate hatte wieder abgetragene Sachen, Schokolade<br />
und Backzutaten, aber auch, und das war ungewöhnlich,<br />
verschiedene Südfrüchte geschickt.<br />
Dass die Jeans doch Richard passen könnte, er sie<br />
doch mal anprobieren solle, rief Mutter und warf ihm die<br />
Hose zu, und an mir vorbei, und so nah an mir vorbei,<br />
dass mich ein leiser Lufthauch streifte.<br />
Ich sortierte die Früchte der Größe nach. Ob eine<br />
Kartoffel also auch eine Südfrucht sei, wollte ich wissen.<br />
Und warum uns Renate denn überhaupt Kartoffeln<br />
schicke.<br />
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