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dialog 2021 01 Nr. 184 Ostern

Sind wir angesichts der Corona-Pandemie nicht alle etwas dünnhäutiger geworden? "unter die haut" ist der Titel des Oster-dialogs - mit Beiträgen zu Kirche und Social Media, Ankündigungen und Nachrichten aus der Gemeinde, Geschichten, die "unter die haut" gehen.

Sind wir angesichts der Corona-Pandemie nicht alle etwas dünnhäutiger geworden? "unter die haut" ist der Titel des Oster-dialogs - mit Beiträgen zu Kirche und Social Media, Ankündigungen und Nachrichten aus der Gemeinde, Geschichten, die "unter die haut" gehen.

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Sogenannte Dickhäuter haben Konjunktur.

Der Babyelefant als Symbol

für den Mindestabstand ist immer

noch allgegenwärtig, inzwischen im

Doppelpack. Eigentlich heißt es Elefantenkalb,

aber die Wortschöpfung

wurde sogar zum Wort des Jahres

2020 gekürt.

Babyelefant

Am Babyelefanten scheiden sich

freilich die Geister. Manche finden

ihn genial für den Zweck der Werbekampagne:

Alle reden darüber, oft

mit einem Augenzwinkern, jedeR

kann sich etwas darunter vorstellen

– und er ist ein Sympathieträger.

Doch so nett er anfangs gemeint gewesen

sein mag, ruft der Babyelefant

bei anderen mittlerweile auch viel

Ablehnung der infantilen und bevormundenden

Inszenierung hervor.

von dickhäutern

und dünnhäutigkeit

Dünnhäutig

Die sogenannten Dickhäuter sind

hie und da dünnhäutig. Wie beim

Menschen ist auch beim Elefanten

die Haut das größte Organ. Sie

misst – bei einem ausgewachsenen

Tier – rund zehn Quadratmeter und

ist unterschiedlich dick. An manchen

Stellen ist sie fast so dünn wie

Papier, etwa hinter den Ohren, an

den Augen, an Bauch, Brust und

Achseln. Sonst aber, und besonders

an verletzlichen Stellen wie dem

Rüssel, ist sie bis zu drei Zentimeter

stark. Aber selbst da ist sie aufgrund

der reichen Nervenversorgung sehr

sensibel. Ein Elefant bemerkt jede

Fliege, die auf ihm landet.

Auch was ihr Gefühlsleben angeht,

sind Elefanten äußerst sensibel. Untersuchungen

zufolge empfinden sie

Mitgefühl, Trauer, Freude, Furcht

und Rachsucht. Wenn sie traurig

sind, streicheln sie einander mit dem

Rüssel und beruhigen sich mit speziellen

Tönen.

thema: unter die haut

von

matthias

weigold

Foto: Paul Stajan

Gefühlsleben

Unter uns Menschen macht sich in

der Krise, in der wir nun seit über

einem Jahr stecken, zunehmend bemerkbar,

dass wir dünnhäutiger geworden

sind. Der anfängliche Zusammenhalt

hat sich verflüchtigt

und ist einer Tendenz gewichen,

auf andere zu zeigen und sie zu verurteilen.

Auch ich selbst bin dünnhäutiger

geworden. Wenn immer

die nächsten Wochen entscheidend

werden, geht irgendwann die Kraft

aus. Die ständige Planungsunsicherheit

zehrt an den Nerven. Die Fülle

an Anordnungen, die manchmal

auch unklar oder widersprüchlich

sind und sich schnell ändern, belastet.

Die Verlagerung des Alltags in

die eigenen Wände macht es eng:

Lernen, Arbeit, Freizeit – alles und

alle dauernd zuhause. Selbst bei robusteren

Gemütern braucht es derzeit

nicht viel, dass eineR auszuckt.

Von den existentiellen Ängsten um

die Gesundheit und den Lebensunterhalt

ganz zu schweigen.

Was stärkt?

Was uns sonst quasi selbstverständlich

Abwechslung, Ausgleich und

Entspannung schafft, geht nicht:

sich treffen, umarmen, ausgehen,

feiern, Sport machen, singen und

musizieren, reisen … Die Sehnsucht

nach all dem, was wir vermissen,

macht es nur noch schlimmer.

Mir hilft, dass der Alltag trotz allem

eine Struktur hat und Verschiedenes

seinen Platz. Dazwischen erlebe ich

hie und da etwas, was mir besonders

Kraft gibt. Manchmal unverhofft

und manchmal gezielt, zum

Beispiel im Gottesdienst. Bei allem,

was nicht stattfinden kann, stärken

und freuen sich viele daran umso

mehr: zur vertrauten Zeit am vertrauten

Ort, vertraute Klänge und

vertraute Gesichter. Trotz Abstand

und Masken Gemeinschaft erleben

12

märz 2021 - nr. 184

dialog

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