Erfolgreich ohne Galerie
ISBN 978-3-86859-670-0
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ERFOLG<br />
REICH<br />
OHNE<br />
GALERIE<br />
SELBSTVERMARKTUNG FÜR<br />
KÜNSTLER*INNEN<br />
CAI WAGNER
<br />
Ich möchte meiner Frau Susanne Maßmann für unseren<br />
jahrelangen guten Austausch danken, der auch dieses Mal<br />
wieder geholfen hat, die Übersicht zu behalten.
Vorwort 7<br />
Einführung 10<br />
1 Same same but different –<br />
Wie der Kunstmarkt sich verändert 18<br />
Der Weg zum*zur freien Kunstschaffenden 21<br />
Die Krise der <strong>Galerie</strong>n 24<br />
Brand-Building 30<br />
Digitalisierung 32<br />
2 Selbstvermarktung –<br />
Voraussetzungen und Strategien 36<br />
Vorbereitungen 39<br />
Finanzen im Blick behalten 41<br />
Eigene digitale Kanäle aufbauen und pflegen 42<br />
Eigene analoge Kanäle aufbauen und pflegen 52<br />
3 Wachsen und neue Käufer*innen finden –<br />
Wie Plattformökonomie Künstler*innen hilft 64<br />
Plattformökonomie und ihre Auswirkungen in der<br />
Kunst am Beispiel von Verkaufspreisen 66<br />
Die Logik der Plattformen 70<br />
Platzhirsche im Markt 72<br />
Kleine Anbieter und Nischen im Markt 80<br />
4 Schlussfolgerungen –<br />
Was tun mit dem neuen Wissen? 86<br />
Endnoten 91<br />
Autorenbiografie 95
1
Same same but<br />
different – Wie<br />
der Kunstmarkt<br />
sich verändert
1 Same same but different<br />
In der Einleitung habe ich skizziert, wie sich die Veränderungen<br />
seit der Finanzmarktkrise, aber auch ein neuer, nicht<br />
bildungsbürgerlicher Umgang mit Kunstwerken auf den<br />
Kunstmarkt und das Vertriebssystem Künstler*in – <strong>Galerie</strong><br />
– Sammler*in auswirken. Der Markt differenziert sich<br />
wesentlich stärker als früher, so dass man nicht mehr von<br />
dem Kunstmarkt sprechen kann – es existieren verschiedene<br />
Märkte gleichzeitig. Für Künstler*innen sind diese<br />
Veränderungen existenziell, da sie über Zugehörigkeit und<br />
Nicht-Zugehörigkeit entscheiden und damit auch über Einkommen<br />
und Erfolg.<br />
Ich möchte jetzt genauer auf die Situation von <strong>Galerie</strong>n und<br />
Künstler*innen eingehen, um Ihnen darzulegen, wie es heute<br />
um die Erfolgschancen bestellt ist, entweder mit einer <strong>Galerie</strong><br />
zusammenzuarbeiten oder sich alternativ selbst zu vermarkten.<br />
Denn es sind Sie, der*die zunächst seine*ihre Position<br />
bestimmen muss. Hierzu gehört auch, Ihnen die beiden meiner<br />
Meinung nach wichtigsten und tiefgreifendsten Veränderungen<br />
im Kunstmarktsystem der letzten Jahre zu erläutern:<br />
die Digitalisierung und das Markenprinzip (Brand-Building).<br />
Digitalisierung und Brand-Building haben das Potenzial,<br />
die Kunstwelt in Zukunft umfassend zu verändern. Die<br />
Versuche mit Online-Viewing-Rooms und Online-Messen<br />
während der Corona-Krise deuten darauf bereits hin. In<br />
anderen Branchen spricht man schon lange von Disruption,<br />
wenn es um neue Vertriebswege geht. Doch die Kunstbranche<br />
sieht normalerweise etwas anders aus, denn das<br />
Kunstmarktsystem stellt eine eher träge, innovationsarme<br />
Welt dar. Am liebsten wird hier business as usual gemacht<br />
– Künstler*innen produzieren, <strong>Galerie</strong>n zeigen, vermitteln<br />
und verkaufen, Sammler*innen kaufen. Hieran hat sich im<br />
Grunde seit über 120 Jahren nichts geändert. Die letzte<br />
bedeutende Innovation fand bereits vor über einem halben<br />
Jahrhundert statt: Es war die Erfindung der Kunstmesse Art<br />
Cologne im Jahre 1967. Sie war immerhin so erfolgreich,<br />
dass es heute circa 300 Kunstmessen weltweit gibt. 11
21<br />
Der Weg zum*zur freien Kunstschaffenden<br />
Wer heute eine Kunsthochschule verlässt, möchte eigene<br />
Ideen, Konzepte oder Gefühle thematisieren, in eine<br />
adäquate ästhetische Form bringen und damit möglichst<br />
auch Geld verdienen. So weit, so gut. Aber es war nicht<br />
immer so, dass Künstler*innen <strong>ohne</strong> Auftrag und Thema<br />
oder <strong>ohne</strong> Anlass für einen unbekannten Markt produziert<br />
haben. Leider regelt in der Kunstwelt noch weniger als in<br />
anderen Branchen der Markt das Angebot und die Nachfrage,<br />
sondern eine „unbekannte Hand“. 12 Und hierin besteht<br />
das Dilemma.<br />
Ein kurzer Rückblick: Wie Wolfgang Ullrich in Siegerkunst<br />
darstellt, war es bis ins 16. Jahrhundert üblich und <strong>ohne</strong><br />
Alternative, dass künstlerische Produktion durch die Kirche<br />
und den Adel in Auftrag gegeben wurde. Bilder, Plastiken<br />
oder auch Bauten entstanden entweder, um die Herrlichkeit<br />
und Größe Gottes zu preisen und diese den einfachen<br />
Menschen in ästhetischer Form zu kommunizieren, oder<br />
um die Macht von Herrscher*innen zu demonstrieren<br />
und deren Repräsentationsbedürfnis mit künstlerischen<br />
Mitteln zu untermauern. Es wundert nicht, dass sich viele<br />
Künstler*innen damals eher als Handwerker*innen im besten<br />
Sinne begriffen und mit dem*der Auftraggeber*in recht<br />
simpel abrechneten – beispielsweise danach, wie groß eine<br />
Leinwand war, wie viel Gramm kostbares Pigment benutzt<br />
wurden oder wie lange die Erstellung gedauert hat. Das sind<br />
Kategorien der Preisfindung, wie sie im zeitgenössischen<br />
Kunstmarkt heute gar nicht mehr bis selten vorkommen.<br />
Auftrag – Ausführung – Bezahlung, so einfach waren die<br />
Zusammenhänge.<br />
Über die Entwicklung des Kunstmarkts und der freien<br />
Künstler*innen sind zahlreiche Bücher erschienen, 13 ich will<br />
im Kontext dieses Ratgebers den weiteren Verlauf nur kurz<br />
umreißen: Der Beginn des Kunsthandels wird gemeinhin<br />
auf das 17. Jahrhundert im Holland des Goldenen Zeital-
1 Same same but different<br />
konsequent gehen, bewegen sich weg von der klassischen<br />
Ausstellungsmacherin hin zur Kunstkommunikatorin.<br />
Ist das auch ein Weg, den Künstler*innen alleine gehen können?<br />
Wir werden das in Kapitel 2 betrachten. Bisher haben<br />
wir uns skizzenhaft die Entwicklung des Kunstmarkts und<br />
die Probleme der beiden Kunstmarktteilnehmenden <strong>Galerie</strong><br />
und Künstler*in angesehen. Abschließend möchte ich noch<br />
auf die beiden fundamentalen Marktveränderungen unserer<br />
Zeit zu sprechen kommen: das Brand-Building und die Digitalisierung.<br />
Brand-Building<br />
Der Prozess der Markenbildung erschwert es Künstler*innen,<br />
im Markt Fuß zu fassen. Während kleine <strong>Galerie</strong>n, vor allem<br />
Starter-<strong>Galerie</strong>n, seit einigen Jahren in die Bedeutungslosigkeit<br />
gedrängt werden oder trotz ihrer Entdeckerqualitäten<br />
nur eine kurze Lebensdauer verzeichnen, 22 ringen mittelgroße<br />
<strong>Galerie</strong>n mit dem ökonomischen Druck. Sie müssen<br />
Räume, Personal und internationale Messeteilnahmen finanzieren.<br />
Ihre wenigen Verkaufsstars erwirtschaften zwar den<br />
Großteil des Umsatzes, aber sie sind stets der Gefahr ausgesetzt,<br />
dass diese Stars von potenteren, attraktiveren <strong>Galerie</strong>n<br />
abgeworben werden.<br />
Im Hochpreissegment des Kunstmarkts dagegen finden<br />
Konzentration, Filialisierung und Markenaufbau statt.<br />
Während <strong>Galerie</strong>n traditionell von der Persönlichkeit und<br />
dem Spürsinn ihrer Gründer*innen geprägt sind, mutieren<br />
moderne Großgalerien zu internationalen Unternehmen.<br />
Sie haben weltweit Filialen mit mehreren Dutzend Angestellten<br />
und eigenen Chef*innen vor Ort. 23 Zudem bespielen<br />
sie das gesamte Jahr über die wichtigsten Messen<br />
des globalen Kunstmarkts und verwalten und verkaufen<br />
Künstler*innennachlässe. In ihrem Agieren gleichen sie<br />
eher Firmen, wie man sie außerhalb der Kunstwelt kennt.
Brand-Building<br />
31<br />
Ihr Geschäftsmodell ist sogar offen für Investor*innen.<br />
Der Einfluss von Megagalerien auf Künstler*innenkarrieren<br />
und Ankaufsentscheidungen von wichtigen Museen ist<br />
erwiesen und ihre Deutungsmacht für den Kunstmarkt ist<br />
immens. Nicht zuletzt saugen diese <strong>Galerie</strong>n das symbolische<br />
Kapital auf, um in der Terminologie Bourdieus zu<br />
sprechen, das die kleinen und mittleren <strong>Galerie</strong>n erbringen,<br />
indem sie Künstler*innen entdecken und aufbauen.<br />
So stellt schon 2015 Julia Halperin in The Art Newspaper<br />
fest: „Nearly one-third of the major solo exhibitions held<br />
in US museums between 2007 and 2013 featured artists<br />
represented by just five galleries, according to research<br />
conducted by The Art Newspaper. We analysed nearly<br />
600 exhibitions submitted by 68 museums for our annual<br />
attendance-figures survey and found that 30% of prominent<br />
solo shows featured artists represented by Gagosian<br />
Gallery, Pace, Marian Goodman Gallery, David Zwirner and<br />
Hauser & Wirth.“ 24<br />
Solche Veränderungen zeichnen sich seit längerem ab und<br />
haben sich seit der Finanzmarktkrise und mit der Globalisierung<br />
verschärft. Die Entwicklung, die Wolfgang Ullrich<br />
2016 in seinem Siegerkunst-Buch skizziert, hat sich nur<br />
weiter verschärft. Wenn Kunstwerke heute nicht mehr in<br />
der Lage sind, signifikante Merkmale der geistesgeschichtlichen<br />
Innovation aus sich heraus zu kommunizieren, dann<br />
müssen sie diese Eigenschaften von außen zugemessen<br />
bekommen. Wie funktioniert das? Über den Preis! Je teurer<br />
ein Kunstwerk ist, desto wichtiger muss es sein – so<br />
das Kalkül dieses Ansatzes. Betrachtet man das Angebot<br />
von Kunstwerken der Megagalerien und auch ihren Auftritt<br />
am Markt – riesige <strong>Galerie</strong>räume, große Messestände,<br />
mediale Präsenz usw. –, so findet sich diese Vermutung<br />
bestätigt.<br />
In einer ästhetisch wie kunsthistorisch unsicheren Welt<br />
wird also der Preis zu einem wichtigen Faktor, um Werturteile<br />
und auch Kaufentscheidungen abzusichern. Die
2
Selbstvermarktung<br />
– Voraussetzungen<br />
und<br />
Strategien
2 Selbstvermarktung<br />
Im vorausgegangenen Kapitel habe ich die Herausbildung<br />
des modernen Kunstmarkts dargestellt und versucht,<br />
die Einflussfaktoren zu benennen, die das traditionelle<br />
(Geschäfts-)Verhältnis von Künstler*in, <strong>Galerie</strong> und<br />
Sammler*in sowie das Kunstverständnis im Allgemeinen<br />
seit einigen Jahren verändern. Die wirtschaftlich schwierige<br />
Zeit nach der Corona-Krise wird diese Entwicklungen sowie<br />
den Konzentrations- und Konsolidierungsprozess im Markt<br />
verschärfen. Der Schritt in die Selbstvermarktung <strong>ohne</strong> die<br />
<strong>Galerie</strong>n kann für viele Künstler*innen daher konsequent<br />
sein und bietet eine Zukunftsperspektive.<br />
Ein Wort noch zu den lange eingeübten, verinnerlichten<br />
Verhaltensweisen des Kunstfeldes. Trotz allen Wandels wird<br />
das, was der Kultursoziologe Pierre Bourdieu Statusgewinn<br />
und symbolisches Kapital nennt, meiner Beobachtung nach<br />
noch für viele Jahre wie ein Schatten der Vergangenheit das<br />
Handeln von <strong>Galerie</strong>n bestimmen.<br />
Was heißt das konkret? <strong>Galerie</strong>n, da sie im Wettbewerb<br />
zueinander stehen und auch gegenüber Messejurys und<br />
Sammlern*innen traditionell ein möglichst engagiertes,<br />
kommerzfernes Bild abgeben müssen (oder wollen), achten<br />
darauf, dass die von ihnen vertretenen Künstler*innen<br />
entsprechende, hochwertige Ausstellungen und Auszeichnungen<br />
vorweisen können (symbolisches und kulturelles<br />
Kapital). <strong>Galerie</strong>n erwarten, dass ihre Künstler*innen<br />
seriös und zeitgemäß sind, dass diese ihnen Wege auf der<br />
„kulturellen Leiter“ nach oben ebnen – in die Museen, Privatsammlungen<br />
oder auf die Messen. Sie versuchen sich<br />
also einen Statusgewinn im umkämpften kulturellen Feld<br />
zu verschaffen. Denn noch immer ist das die verbreitete<br />
Voraussetzung, um niedrige in sehr hohe Verkaufspreise<br />
zu konvertieren. Obwohl ich glaube, dass dieses System,<br />
wie Bourdieu es beschrieben hat, an seinen Rändern erodiert,<br />
so zeigt es doch deutlich: Der Wechsel eines*einer<br />
Kunstschaffenden mit <strong>Galerie</strong>vertretung zum Modell der<br />
Selbstvermarktung ist möglich. Der Wechsel von der Selbst-
Vorbereitungen<br />
39<br />
vermarktung (zurück) zur klassischen <strong>Galerie</strong>vertretung ist<br />
nahezu unmöglich, weil er für <strong>Galerie</strong>n unter den gegebenen<br />
Umständen mehr Gefahren als Chancen bietet, denn<br />
noch immer werden vom Großteil der Sammler*innen sich<br />
selbst vermarktende Künstler*innen beargwöhnt. Darüber<br />
sollten Sie sich klar sein!<br />
Diese grundsätzliche Überlegung muss am Anfang Ihrer<br />
Entscheidung stehen. Ebenso die Frage an Sie selbst, ob<br />
Sie nur Kunst produzieren können, oder ob sie auch in der<br />
Lage sind, sich selbst zu vermarkten – mit allem, was dazu<br />
gehört: auf Menschen zugehen, sich als selbständige*r<br />
Geschäftsmann*frau begreifen, PR und Social Media<br />
betreiben, Sammler*innen pflegen und vieles mehr. Selbstvermarktung<br />
für Künstler*innen heißt nicht, Erfolg <strong>ohne</strong><br />
Zuhilfenahme einer <strong>Galerie</strong> zu haben. Es bedeutet, das<br />
eigene berufliche Fortkommen in die Hand zu nehmen und<br />
nicht von Momenten des „Entdecktwerdens“ abhängig zu<br />
sein.<br />
Vorbereitungen<br />
Sollten Sie sich für Selbstvermarktung entscheiden, gewöhnen<br />
Sie sich bitte daran, Ihren gesamten Schaffensprozess,<br />
vor allem aber Ihre Kunstwerke, zu dokumentieren und digital<br />
zu archivieren. Damit schaffen Sie die Basis für ein effizientes,<br />
kontinuierliches Marketing und bekommen einen<br />
Überblick über Ihre Verkäufe (Kundenkartei). Am einfachsten<br />
wird Ihnen dieses „digitale Koproduzieren“ fallen, wenn<br />
Sie sich regelmäßig einmal die Woche damit beschäftigen<br />
und es als einen Teil Ihres kreativen Schaffens verstehen.<br />
Werkabbildungen sollten stets in sehr guter Qualität und<br />
hoher Auflösung erstellt werden, selbst wenn dies entsprechend<br />
Zeit und Aufwand mit sich bringt. Fotos von Werken<br />
sollten außerdem die wesentlichen Informationen enthalten<br />
(Titel, Technik, Maße, Jahr usw.) und in einem guten Archiv
2 Selbstvermarktung<br />
4<br />
Vereinfachter Screenshot einer typischen<br />
Werkverwaltung (Quelle: www.linarta.com)<br />
verwaltet werden. Hierzu gibt es inzwischen viele professionelle<br />
Programme wie Artbutler, Artfilo oder Kunstmatrix<br />
aus Deutschland oder Artworkarchive aus den USA. Sie alle<br />
kosten Geld, bieten aber umfangreiche Verwaltungsmöglichkeiten.<br />
So kann man sich zum Beispiel eine Übersicht<br />
der Bilder anlegen, die in Ausstellungen oder im Lager sind. 26
Finanzen im Blick behalten<br />
41<br />
Für Ihr Social-Media-Marketing eignen sich zudem atmosphärische<br />
Bilder vom Schaffensprozess selbst, von Ateliersituationen<br />
oder Ausstellungsansichten und Vernissagen mit<br />
entsprechenden Schlagworten (Hashtags).<br />
Finanzen im Blick behalten<br />
Für in Deutschland gemeldete Künstler*innen ist es sinnvoll,<br />
sich in der Künstlersozialkasse anzumelden, da diese<br />
die Hälfte der Krankenkassen- und Rentenbeiträge trägt und<br />
Künstler*innen damit eine gewisse soziale Sicherheit gewährleistet.<br />
Dazu ist es aber notwendig, regelmäßige Einnahmen<br />
aus Kunstverkäufen vorzuweisen. 27 Allein aus diesem Grunde<br />
ist es nicht sinnvoll, Verkäufe <strong>ohne</strong> Rechnung vorzunehmen.<br />
Alle Verkäufe sollten stets transparent laufen, zumal Sie sich<br />
ansonsten als Künstler*in immer in eine defensive Position<br />
gegenüber Käufer*innen bringen. Denn es ist davon auszugehen,<br />
dass ein*e Kunstkäufer*in beim nächsten Kauf „gleiche<br />
Konditionen“ verlangt oder den Preis herunterzuhandeln<br />
versucht, zum Beispiel durch das Argument, man spare ja die<br />
Mehrwertsteuer. Solche Geschichten gehören noch immer<br />
zum Künstler*innenalltag und sie drücken meines Erachtens<br />
unbewusst eine geringe Wertschätzung aus.<br />
Laufen alle Ihre Verkäufe transparent, so gewinnen Sie<br />
dadurch zusätzlich eine präzise Übersicht über Ihre Einkünfte<br />
und deren Entwicklung. Für Künstler*innen, die<br />
nicht mit einer <strong>Galerie</strong> zusammenarbeiten, sondern auf<br />
eigene Rechnung verkaufen, gilt, dass sie nicht wie üblich<br />
hälftig mit der <strong>Galerie</strong> teilen müssen. Theoretisch erzielen<br />
Selbstvermarkter*innen also einen doppelten Umsatz.<br />
Ausdrücklich rate ich deshalb dazu, etwa 15–30 Prozent<br />
der erzielten Einnahmen wieder in Marketing und andere<br />
Aspekte der Vermarktung zu investieren. Nur durch einen<br />
dauerhaften und gezielten finanziellen Einsatz können Sie<br />
Ihre Kundschaft pflegen und Ihre Reichweite zum Publikum
2 Selbstvermarktung<br />
Which social media platform do you use most for art-related puposes?<br />
(% of respondents)<br />
52<br />
54<br />
48<br />
57<br />
49<br />
63<br />
65<br />
34<br />
38<br />
33<br />
Instagram<br />
Facebook<br />
2015<br />
2016 2017 2018<br />
5<br />
Auf welchen sozialen Plattformen informieren<br />
sich Kunstinteressent*innen?<br />
(Quelle: Hiscox Online Art Trade Report<br />
2019)
Eigene digitale Kanäle aufbauen und pflegen<br />
51<br />
What do you use social media for?<br />
(% of respondents)<br />
Discover artists<br />
48<br />
61<br />
69<br />
Instagram Facebook Twitter<br />
80<br />
27<br />
6<br />
27<br />
14<br />
3 5<br />
9<br />
4<br />
2016<br />
2017 2018 2019<br />
6<br />
Auf welchen sozialen Plattformen werden<br />
Künstler*innen entdeckt? (Quelle: Hiscox<br />
Online Art Trade Report 2019)<br />
What do you use social media for?<br />
(% of respondents)<br />
Buy from artists<br />
Instagram Facebook Twitter<br />
75<br />
53<br />
61<br />
41<br />
30<br />
25<br />
21<br />
6 4 3<br />
13<br />
3<br />
2016<br />
2017 2018 2019<br />
7<br />
Auf welchen sozialen Plattformen kaufen<br />
Kunstinteressent*innen heute? (Quelle:<br />
Hiscox Online Art Trade Report 2019)
2 Selbstvermarktung<br />
· Künstlermesse Karlsruhe: Seit 1987, richtet sich an<br />
Künstler*innen mit Wohnsitz in Baden-Württemberg,<br />
Rheinland-Pfalz oder dem Elsass. Die Teilnahme<br />
ist kostenlos, es winken sogar Preisgelder<br />
von bis zu 4000 Euro.<br />
Während einige der oben genannten Veranstalter*innen<br />
sehr fair in ihren finanziellen Forderungen gegenüber<br />
Künstlern*innen sind, haben andere einen klaren kommerziellen<br />
Fokus. So verlangt beispielsweise die discovery art fair<br />
198 Euro pro Quadratmeter für ihre Stände. Präsentiert man<br />
sich auf einem 12 Quadratmeter großen Stand, sind das<br />
bereits fast 2400 Euro <strong>ohne</strong> die oben genannten Nebenkosten,<br />
die man unbedingt hinzurechnen sollte.<br />
Neben den finanziellen Aspekten sollten Sie sich im Falle<br />
einer Teilnahme bereits vorher Gedanken über Ihr Standkonzept<br />
machen. Hilfreich kann ein kleines Standmodell im<br />
Maßstab 1:10 sein, mit dessen Hilfe Sie Design und Werkauswahl<br />
oder vielleicht farbige Wandgestaltungen durchspielen<br />
können. Auch grundsätzliche Fragen sollte man klären: Will<br />
ich möglichst viel zeigen und die Messebesucher*innen<br />
überwältigen (sogenannte Petersburger Hängung) oder<br />
setze ich eher auf eine schlichte Präsentation und tausche<br />
Bilder aus, sobald sie verkauft sind? Gleiches gilt für<br />
Beschriftung, Infomaterial oder Beleuchtung.<br />
Festivals dagegen richten sich oft an ein größeres Publikum,<br />
was aber leicht vergessen wird, ist, dass sie keine genuinen<br />
Verkaufsorte wie Kunstmessen darstellen. Oft ist der Fokus<br />
der Festivalbesucher*innen überhaupt nicht auf Kunsterwerb<br />
gerichtet. Eine Teilnahme bedeutet für Künstler*innen<br />
zeitlichen, aber auch finanziellen Aufwand. Da viele Festivals<br />
sich auf Fotografie oder die Bespielung des öffentlichen<br />
Raums konzentrieren, fallen Herstellungskosten an. Vor der<br />
Teilnahme sollten Sie sich über die konkreten Bedingungen<br />
informieren, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Eigene analoge Kanäle aufbauen und pflegen<br />
61<br />
Ausstellungen in gewerblichen Räumen<br />
Künstler*innen <strong>ohne</strong> <strong>Galerie</strong> bieten sich oft nur wenige<br />
Ausstellungsmöglichkeiten an, wenn sie nicht aktiv, wie<br />
oben beschrieben, nach solchen suchen. In einer Arztpraxis,<br />
Anwaltskanzlei oder Bank auszustellen, kann daher eine<br />
gute Gelegenheit bieten, den Kreis der Interessent*innen<br />
auszuweiten und Kunstwerke zu verkaufen. Viele<br />
Künstler*innen mit <strong>Galerie</strong>vertretung versuchen sich von<br />
solchen Ausstellungsformaten zu distanzieren, weil sie<br />
ihnen unseriös oder karriereschädigend anmuten. Mir scheinen<br />
jedoch die Vorteile für Künstler*innen, die sich selbst<br />
vermarkten, zu überwiegen, vorausgesetzt man beachtet<br />
die nachstehenden Aspekte:<br />
· Ankauf: Klären Sie vorab mit dem*der<br />
Veranstalter*in, dass diese*r für Ihren Aufwand<br />
entsprechend aufkommt, indem er*sie Ihnen ein<br />
oder mehrere Kunstwerke abkauft oder Ihnen ein<br />
Aufwandshonorar bezahlt. In der Regel können<br />
Veranstalter*innen solche Ausstellungen als Werbemaßnahmen<br />
in ihrem Unternehmen geltend<br />
machen, denn schließlich dienen Vernissagen beispielsweise<br />
in einer Kanzlei der Kund*innenbindung<br />
in entspannter Atmosphäre. Ihr*e Veranstalter*in<br />
hat mit einer Ausstellung in seinen*ihren Räumen<br />
also ein klares Ziel vor Augen!<br />
· Werbung: Stimmen Sie Werbemaßnahmen im Vorfeld<br />
ab, um zu klären, ob Sie auch Ihre Kontakte<br />
einladen sollten oder nicht. Klären Sie dabei auch,<br />
ob Flyer, Postkarten usw. zu gestalten sind oder ob<br />
nur digital eingeladen wird.<br />
· Vernissage/Veranstaltung: Die Vernissage ist der<br />
wichtigste Tag der Ausstellung. Legen Sie eine<br />
Newsletter-Liste aus, in die sich Interessent*innen<br />
für Ihre künftigen Info-E-Mails eintragen können.<br />
Sprechen Sie auch darüber im Vorfeld.
3
Wachsen<br />
und neue<br />
Käufer*innen<br />
finden – Wie<br />
Plattformökonomie<br />
Künstler*innen<br />
hilft
3 Wachsen und neue Käufer*innen finden<br />
Ein Tipp vorweg, falls Sie unsicher sind: Legen Sie sich auf<br />
den Plattformen ein Pseudonym zu, um Vermarktungserfahrungen<br />
zu sammeln. Sind Ihre Erfahrungen positiv, sollten<br />
Sie künftig mit Ihrem wirklichen Künstler*innennamen<br />
dort agieren. Sind sie dagegen negativ, haben Sie nichts<br />
verloren und keinen falschen Eindruck bei Ihrem Publikum<br />
hinterlassen. 43<br />
Platzhirsche im Markt<br />
Vorreiter heutiger Internetplattformen zur Selbstvermarktung<br />
waren die „Internet-Dinosaurier“ Artprice, Artnet und<br />
Artfacts, später hinzugekommen ist die erst vor einigen Jahren<br />
gegründete Firma Artsy. Ich möchte sie kurz vorstellen,<br />
um Ihnen ein besseres Verständnis für die Möglichkeiten<br />
Ihrer eigenen Vermarktung zu geben.<br />
Artprice (gegründet 1987) versteht sich als Onlinedatenbank<br />
für Auktionsergebnisse und ist in erster Linie auf den<br />
Sekundärmarkt ausgerichtet. Neben der Preishistorie bietet<br />
die Plattform zahlreiche Analysetools, um Trends bei<br />
Künstler*innen ausfindig zu machen. Händler*innen und<br />
Galerist*innen können zusätzlich über den sogenannten<br />
Markplatz eigene Kunstwerke verkaufen. Artnet (gegründet<br />
1989) bietet wie Artprice Auktionsdaten und Marktplatzfunktionen<br />
für Händler*innen, aber auch eine rudimentäre<br />
Ausstellungschronologie von Künstler*innen. Artsy (gegründet<br />
2012) ist den beiden erstgenannten Portalen ähnlich,<br />
nutzt jedoch wesentlich modernere Technik und hat ein<br />
zeitgemäßeres Erscheinungsbild. Zudem versucht Artsy, sich<br />
über ein Editorial und sein sogenanntes Genom-Projekt zur<br />
KI-gestützten Kunsterkennung als wichtige Stimme in der<br />
Kunstwelt zu profilieren und als Meta-Plattform irgendwann<br />
alle anderen Kunstplattformen im Netz zu ersetzen.<br />
All diese Plattformen nützen Ihnen zur Selbstvermarktung<br />
nichts. Sie richten sich zwar an ein breites Publikum, aber
Platzhirsche im Markt<br />
73<br />
9<br />
Beispiel von Kunstwerkvermarktung<br />
für Künstler*innen auf der<br />
Plattform Artfacts<br />
allein Galerist*innen und Kunsthändler*innen können sie<br />
zur Vermarktung nutzen. Lediglich der dritte Dinosaurier,<br />
Artfacts (gegründet 2001), kann Ihren Zielen als Künstler*in<br />
dienlich sein. Die Seite hat jeden Monat circa 100.000<br />
Besucher*innen und bietet den umfassendsten Überblick<br />
über die zeitgenössische Kunst: Artfacts listet rund 700.000<br />
Künstler*innen und gut 850.000 Ausstellungen weltweit auf,<br />
bietet also viel Sichtbarkeit für Künstler*innen. Diese können<br />
biografische Angaben und Ausstellungen kostenlos melden,<br />
vor allem aber auch eigene Kunstwerke mit Preisangaben<br />
und Kontaktmöglichkeit in ihrem Künstler*innenprofil<br />
hochladen. Artfacts ist damit die einzige der klassischen<br />
Plattformen, die auch Künstler*innen zur Selbstvermarktung<br />
offensteht.
3 Wachsen und neue Käufer*innen finden<br />
Singulart<br />
Das 2017 gegründete französische Start-up überzeugt<br />
den*die Besucher*in mit neuster Technik und modernem<br />
Design und versucht dabei, die Rolle eines seriösen Vermittlers<br />
und Kurators von Kunst zu übernehmen. Singulart<br />
zeigt sowohl bereits bekannte als auch unbekannte<br />
Künstler*innen und organisiert neben Versand und Zahlungsabwicklung<br />
auch eine Betreuung der Künstler*innen.<br />
Insofern muss man sich bei Singulart zunächst bewerben.<br />
Abgerundet wird der Service des Unternehmens durch<br />
ein Online-Kunstmagazin in mehreren Sprachen, spezielle<br />
Angebote und Beratung für Firmen und Sammler*innen<br />
(Kunstleasing, Auftragsanfertigungen usw.). Singulart präsentiert<br />
sich auf einigen Kunstmessen auch mit einem<br />
Stand und einer Auswahl von Kunstwerken. Das monatliche<br />
Besucher*innenaufkommen liegt bei einer halben Million,<br />
Tendenz steigend.<br />
Fine Art America<br />
Die Plattform bezeichnet sich selbst als weltgrößte Onlineverkäuferin<br />
für Kunst und besteht seit 2006. Die monatliche<br />
Besucher*innenquote liegt bei rund 6 Millionen, es wird so<br />
ziemlich alles geboten, was Kund*innen sich wünschen:<br />
Rahmung, Transfer der Motive auch auf T-Shirts oder<br />
Tassen, Versand usw. Das Angebot ist eine Mischung aus<br />
Society6 und Redbubble und bietet sowohl <strong>Galerie</strong>n wie<br />
Künstler*innen die Möglichkeit zur Vermarktung, vor allem<br />
Fotograf*innen finden hier vielfältige Verwertungsmöglichkeiten<br />
für ihre Bilder. Statt Provision gibt es eine eingeschränkte<br />
Gratismitgliedschaft oder eine Profimitgliedschaft<br />
für 30 US-Dollar/Jahr.
Kleine Anbieter und Nischen im Markt<br />
83<br />
13<br />
Beispiel Produkte und Funktionalität<br />
von Fine Art America<br />
Kunstkopie<br />
Bereits seit 1999 am Start, hat sich das Portal aus Hamburg<br />
auf Kunstdrucke spezialisiert. Mit etwa 10.000 täglichen<br />
Websitebesucher*innen und 40 Mitarbeiter*innen wickelt<br />
es Rahmung, Versand und Verkauf ebenso professionell<br />
ab wie America Fine Art. Das Angebot hat seinen Schwerpunkt<br />
jedoch auf Kunstdrucken von „30.000 berühmten<br />
Künstlern“, 49 die Auswahl für zeitgenössische Künstler*innen<br />
fällt geringer aus. Künstler*innen können sich unbürokratisch<br />
über ein E-Mail-Formular bewerben. Verkauft wird<br />
einzig und allein der Kunstdruck eines eigenen Kunstwerks,<br />
nie das Original.
4
Schlussfolgerungen<br />
– Was<br />
tun mit dem<br />
neuen Wissen?
4 Schlussfolge rungen<br />
Um noch einmal zu rekapitulieren: Eingangs habe ich<br />
versucht, die Entwicklung des freien Künstler*innentums<br />
und die des Kunstmarkts zu skizzieren, um verständlich zu<br />
machen, wie sich die Lage für Künstler*innen als auch <strong>Galerie</strong>n<br />
heute ausnimmt. In einem zweiten Schritt habe ich sehr<br />
wichtige Veränderungen wie Digitalisierung, Brand-Building<br />
oder Bedeutungszumessung durch Preisbildung beschrieben<br />
und erklärt, welche Wirkungen das auf die Zusammenarbeit<br />
von Künstler*innen und <strong>Galerie</strong>n hat. Im Anschluss<br />
habe ich Ihnen verschiedene Möglichkeiten der digitalen<br />
und analogen Selbstvermarktung aufzeigt, mittels derer Sie<br />
Ihr berufliches Schicksal selbst in die Hand nehmen können.<br />
Insbesondere im digitalen Bereich muss man die Plattformeffekte<br />
wirklich verstehen, um erfolgreich und effektiv im<br />
Kunstbetrieb zu agieren.<br />
Am Ende dieses Ratgebers könnte es sein, dass Sie verunsichert<br />
sind. Das Gegenteil war meine Absicht. Die Vielzahl<br />
der Möglichkeiten und auch die Komplexität einer<br />
gezielten, langfristigen Kommunikationsstrategie mögen<br />
viele Künstler*innen abschrecken oder irritieren. In einem<br />
solchen Fall ist es l<strong>ohne</strong>nswert, doch noch einmal zu überlegen,<br />
ob man weiterhin mit einer <strong>Galerie</strong> vertrauensvoll<br />
zusammenarbeiten bzw. eine solche Zusammenarbeit<br />
anstreben sollte. Um die Schwierigkeiten von kleineren<br />
<strong>Galerie</strong>n und deren Marktpositionierung wissen Sie jetzt.<br />
Vielleicht helfen Ihnen diese Einsichten für Ihre Verhandlungsposition.<br />
In jedem Fall aber benötigen Sie viel Geduld,<br />
Sie müssen frustrationstolerant sein und beachten, dass Sie<br />
stets 50 Prozent des Verkaufserlöses an Ihre <strong>Galerie</strong> abtreten<br />
– egal ob in der Ausstellung oder aus dem Atelier heraus<br />
verkauft wird.<br />
Wollen Sie lieber auf sich selbst zählen oder nicht ewig auf<br />
eine <strong>Galerie</strong> warten, dann sollten Sie loslegen. Viele verschiedene<br />
Möglichkeiten dazu haben Sie kennengelernt.<br />
Selbstermächtigung scheint mir das Gebot der Stunde.<br />
Nach Angaben der letzten großen Künstler*innenumfrage
89<br />
des BBK Deutschland sieht die Situation von Künstler*innen<br />
nicht gerade rosig aus. 50 So leben circa 50 Prozent der<br />
Künstler*innen nicht in den großen Städten (größer als<br />
100.000 Einw<strong>ohne</strong>r), wo eine funktionierende Infrastruktur<br />
aus <strong>Galerie</strong>n, Sammler*innen und Institutionen zu finden<br />
ist, sondern sie leben im ländlichen Raum oder in Kleinstädten.<br />
Diese räumliche Entfernung von den Zentren lässt sich<br />
sowohl durch digitale Alternativen der Vermarktung als auch<br />
durch systematisches, analoges Netzwerken kompensieren.<br />
Auch wenn das Bildungsniveau von Künstlern*innen laut<br />
BBK-Studie nach wir vor hoch ist, so ist das Einkommensniveau<br />
leider weiterhin niedrig – vom reinen Kunstverkauf<br />
kann kaum jemand leben, das Einkommen wird zumeist<br />
durch Lehrtätigkeit und andere Einnahmen und Unterstützungsformen<br />
aufgebessert. So gaben etwa 67 Prozent der<br />
befragten Künstler*innen Einkünfte aus Kunstverkäufen von<br />
maximal 5000 Euro pro Jahr (!) jeweils für die Jahre 2013,<br />
2014 und 2015 an. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen<br />
auch, existiert ein Gender-Pay-Gap, so dass selbst in der<br />
Kunst Männer einkommenstechnisch besser als Frauen<br />
dastehen. 51<br />
Was für eine Perspektive, wenn man die Kunst liebt! Strategische<br />
Selbstvermarktung kann Ihre finanzielle Lage<br />
verbessern, weil Sie Ihren Fokus schärfen, Ihre Sichtbarkeit<br />
erhöhen und potenziell ein globales Publikum erreichen<br />
können. Ich lege Ihnen daher ernsthaft ans Herz, folgende<br />
Punkte zu erfüllen, die wir bereits besprochen haben:<br />
· Regelmäßiges und professionelles Digitalisieren<br />
(qualitatives Abbilden, Archivieren und Bereitstellen<br />
Ihrer Werke)<br />
· Investieren von wenigstens 15–30 Prozent Ihrer<br />
Einkünfte in analoge wie digitale Werbemaßnahmen<br />
· Bereitschaft, auf mehreren kommerziellen Kunstplattformen<br />
im Netz aktiv zu sein
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Das Copyright für die Texte liegt beim Autor.<br />
Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotograf*innen/<br />
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Lektorat: Maike Kleihauer, Berlin<br />
Gestaltung und Satz: Susanne Rösler, jovis, Berlin<br />
Lithografie: Bild1Druck, Berlin<br />
Gedruckt in der Europäischen Union<br />
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind<br />
im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
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