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MITTENDRIN – leben und arbeiten in der Region Fulda

Kommen Sie in unsere Mitte! / Mit Herz, Handwerk und Hightech / Was Chris de Burgh mit Fulda verbindet / Behördengänge per App / Die Rhön – ein Gebirge mit Fanclub / Studentenstadt mit Azubi-Campus / 1.000 Xing-Kontakte ersetzen kein Netzwerk / Abheben, fürstlich feiern und Natur genießen / Heimat schmeckt nach Kümmelbrot

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EIN HERZENSORT<br />

FÜR HERZENSZEIT<br />

LARS RUPPEL ÜBER HEIMAT, SCIENCE SLAM UND SEINE GROSSE LIEBE ZU FULDA<br />

Lars Ruppel ist e<strong>in</strong> Mann mit vielen Talenten. Groß geworden im Poetry Slam, <strong>der</strong> ihn 2014 mit dem Titel des Deutschen Meisters krönte,<br />

hat er sich seitdem beständig fortentwickelt . Der 35-Jährige ist heute mehr denn je e<strong>in</strong> humorvoll-nachdenklicher Poet, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>en<br />

Worten Gänsehaut erzeugt. Charmant <strong>und</strong> augenzw<strong>in</strong>kernd umgarnt er mit Sprache se<strong>in</strong> Publikum <strong>und</strong> (ver)führt zu alltäglichen Orten<br />

mitten im Leben. Berl<strong>in</strong> ist gegenwärtig die Heimat se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Familie <strong>und</strong> doch kommt er immer wie<strong>der</strong> gern nach <strong>Fulda</strong> zurück …<br />

Welchen Bezug hast du zu <strong>Fulda</strong>?<br />

Me<strong>in</strong>e Eltern machen regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhön Urlaub. So gesehen<br />

kannte ich <strong>Fulda</strong> schon. Me<strong>in</strong>e große Liebe zu <strong>Fulda</strong> begann vor<br />

vielen, vielen Jahren mit e<strong>in</strong>em Auftritt. Ich hatte dort e<strong>in</strong>en tollen<br />

Tag <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en tollen Abend. Kurz darauf kam die Anfrage von<br />

e<strong>in</strong>em Gymnasium, ob ich nicht e<strong>in</strong>en Poetry-Slam-Workshop für<br />

die Oberstufe machen könnte. Ich stieg <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong> quasi e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />

Kultur- <strong>und</strong> Bildungsarbeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>s kam zum an<strong>der</strong>en.<br />

Seit 2009 mo<strong>der</strong>iere ich <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong> auf E<strong>in</strong>ladung des Kulturzentrums<br />

Kreuz den Poetry Slam. Und 2014 kam zweimal jährlich<br />

<strong>der</strong> Science Slam dazu, wo mir mit dem Hochschulprofessor<br />

Sascha Skorupka für den MINTmachClub e<strong>in</strong> kongenialer Partner<br />

zur Seite steht. Der Kreuzsaal ist übrigens für mich e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

schönsten Orte deutschlandweit. Das liegt an <strong>der</strong> Atmosphäre,<br />

aber auch an den Menschen. Gerade während <strong>der</strong> Lockdowns<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Corona-Krise ist mir das so richtig klar geworden: Manche<br />

Sachen vermisst man wenig, manche sehr. Den Poetry Slam<br />

im Kreuz <strong>Fulda</strong> vermisse ich sehr. Es ist e<strong>in</strong> Herzensort, da s<strong>in</strong>d<br />

Herzensleute, ich verbr<strong>in</strong>ge dort Herzenszeit.<br />

Du stammst aus Mittelhessen.<br />

Was macht Hessen aus?<br />

Die Hessen werden sehr unterschätzt. Alle an<strong>der</strong>en Ecken<br />

Deutschlands haben ihr Narrativ: Der Norden hat die Fische, den<br />

Hafen <strong>und</strong> den Sturm, Urlaub am Strand. Im Süden gibt es die<br />

Bayern mit ihren Bergen, Dirndl, Le<strong>der</strong>hosen <strong>und</strong> dem Dialekt.<br />

Hessen ist für die Deutschen eher e<strong>in</strong> Transitland <strong>–</strong> da muss man<br />

auf dem Weg <strong>in</strong> den Urlaub halt durch. Das hat aber immer schon<br />

für e<strong>in</strong>e gute Durchmischung gesorgt. Die Hessen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />

nett <strong>und</strong> gastfre<strong>und</strong>lich. Sie selbst profitieren von ihrer<br />

zentralen Lage <strong>und</strong> den daraus resultierenden kurzen Wegen:<br />

Hier hat man die Pole Position!<br />

Du hast dich für e<strong>in</strong>en Umzug nach Berl<strong>in</strong><br />

entschieden. Was f<strong>in</strong>dest du dort toll?<br />

In Berl<strong>in</strong> ist Weltgeschichte sichtbar. Es ist <strong>in</strong>spirierend, wer hier<br />

gelebt hat, was sich hier ereignet hat. Ich liebe die kul<strong>in</strong>arischen<br />

Möglichkeiten <strong>–</strong> hier ist es billiger, Essen zu gehen, als selbst zu<br />

kochen. Kulturell ist Berl<strong>in</strong> natürlich auch e<strong>in</strong> fruchtbarer Boden<br />

mit unzähligen Möglichkeiten. Dann hat Berl<strong>in</strong> ganz viel Natur: In<br />

den vielen Parks <strong>und</strong> um Berl<strong>in</strong> herum.<br />

Was bedeutet Heimat für dich?<br />

Das ist eigentlich e<strong>in</strong> ausgesprochen flexibler Begriff. Je<strong>der</strong><br />

Mensch hat das Recht, ihn ganz persönlich für sich zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

Für mich s<strong>in</strong>d das verschiedene Orte <strong>–</strong> wichtig ist, dass diese<br />

Orte Assoziationen <strong>in</strong> mir auslösen: Da ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Jugend das<br />

K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> Butzbach, aktuell eher das Café im Zoo Berl<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong> ist<br />

<strong>der</strong> Kreuzsaal <strong>in</strong> Horas e<strong>in</strong> Stück Heimat für mich.<br />

Wie trennt man sich von <strong>der</strong> Heimat?<br />

Nach <strong>der</strong> Schule ist es, glaube ich, am e<strong>in</strong>fachsten: Dann ist es<br />

wichtig für das eigene empf<strong>und</strong>ene Glück, diesen Schritt zu wagen.<br />

Man muss die eigene Komfortzone verlassen <strong>und</strong> kann so<br />

neue Heimaten entdecken.<br />

Wie kommt man an?<br />

Wie kann aus Fremde Heimat werden?<br />

Wichtig ist, dass man sich dafür öffnet. Dann ist es leichter. Jede<br />

neue Heimat lädt zum Entdecken e<strong>in</strong>. Man f<strong>in</strong>det auch dort Orte, zu<br />

denen man e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung aufbauen kann. Und wenn man dann<br />

e<strong>in</strong>e Weile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde ist, entdeckt man dann ganz überrascht,<br />

dass das eigene „Heimatkaff“ doch e<strong>in</strong> ganz schöner Ort ist. In gewisser<br />

Weise muss man weggehen, um wie<strong>der</strong>kommen zu können.<br />

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Bildung

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