5w_2104_April_2021
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Flüchtlinge aus Ostpreußen
Familie Herrman in Schnarup
Sie kamen 1945 als Flüchtlinge aus Ostpreußen
und fanden eine Unterkunft bei
Möllgaard in Schnarup (heute Thiessen).
Mutter Herrman musste mit ihren vier
Töchtern aus der Heimat fliehen. In Stettin
trafen sie unverhofft auf ihren Vater. Dieser
war aus dem Kriegsgeschehen entlassen,
denn er hatte im Gefecht ein Bein verloren.
Nun mussten und konnten sie die weitere
Flucht als ganze Familie bewältigen.
Endlich in Schnarup angekommen wurden sie
freundlich von Frau Woye (Kriegerwitwe)
aufgenommen. Frau
Woye beherbergte noch
zwei weitere Familien
in ihrem Bauernhaus.
Sie half beim Ankommen
und sorgte in der
ersten Not für Essen.
Mutter, auch Kriegerwitwe,
half Frau Woye
oft, besonders morgens
und abends beim Melken.
Dadurch freundeten
wir uns schnell mit
den beiden jüngeren
Töchtern an, denn wir
waren oft auf dem Hof.
Im Kuhstall war es für
uns immer schön warm
und die Steckrübenschnitzel
schmeckten
gut.
Emil Herrman entdeckte
schnell das Schnitzen
für sich. Als erstes fertigte
er für sich eine
Prothese an. Sie drückte
ihn oft. Er nahm sie ab.
So saß er oft vor derTür
und fertigte allerlei
brauchbare Sachen an,
denn es fehlte so viel. Meist saß er draußen.
Später baute er sich eine kleine Laube, die
dann seine kleine Werkstatt wurde. Dann fertigte
er für seine Töchter Schuhe an. Von Frau
Woye erhielt er Pferdegeschirr, das nicht mehr
Verwendung fand. Dieses benutzte er als
Schuhleder. Die Sohle schnitzte er aus Holz.
Zu jener Zeit konnte man nichts kaufen, weder
Schuhe noch andere Sachen. Nur Lebensmittel
konnte man auf Lebensmittelkarten kaufen,
war aber sehr eingeschränkt. Aus Kleidung
von Soldaten, Fahnen, konnte man Sachen für
die Kinder fertigen. Aber keine Schuhe, und
die Füße wuchsen. So trugen viele Kinder im
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