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Stadtanzeiger Coesfeld kw 19

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Im Gespräch<br />

Samstag, 8. Mai 2021<br />

Kriminalhauptkommissar Andreas Nitz im Interview<br />

Präventionstag<br />

Digital öffnet der Deutsche Präventionstag<br />

am 10. und 11. Mai<br />

seine Pforten. „Zuhause sicher“ ist<br />

mit dabei und präsentiert sein<br />

Konzept zur Einbruchprävention an<br />

einem virtuellen Infostand.<br />

Unter dem Motto „Prävention<br />

orientiert!“ richtet sich der 26.<br />

Deutsche Präventionstag (DPT) an<br />

die Kongressteilnehmer. „Zuhause<br />

sicher“ bietet Orientierung in Einbruch-<br />

und Brandprävention. Seit<br />

über 15 Jahren setzt sich auf der<br />

bundesweiten Plattform des gemeinnützigen<br />

Vereins eine stetig<br />

wachsende Anzahl an „Zuhause sicher“-Partnern<br />

erfolgreich für Einbruchschutz<br />

und Brandschutz ein.<br />

Entstanden ist ein Konzept, das<br />

die polizeiliche Empfehlungspraxis<br />

multipliziert und auf dieser Basis<br />

die Bürger und ihre Sicherheit in<br />

den Mittelpunkt stellt. Mieter und<br />

Eigentümer können mit dem<br />

Netzwerk „Zuhause sicher“ drei<br />

Schritte zum sicheren Zuhause gehen<br />

–von den polizeilichen Sicherheitsinformationen<br />

über die<br />

handwerkliche Umsetzung bis zur<br />

„Zuhause sicher“-Präventionsplakette.<br />

Das Kongressprogramm ist<br />

hier einsehbar: https://www.prae-<br />

ventionstag.de/nano.cms/dpt-26-<br />

kongressprogramm<br />

Alles rund um den DPT 2021 gibt<br />

es hier: www.praeventionstag.de<br />

Weniger Einbrüche<br />

Die Zahl der von<br />

der Polizei erfassten<br />

Straftaten<br />

ist im vierten<br />

Jahr in Folge gesunken.<br />

Mit den<br />

Vorjahren lässt sich die in der<br />

Polizeilichen Kriminalstatistik<br />

für 2020 abgebildete Entwicklung<br />

allerdings nur bedingt<br />

vergleichen.<br />

Denn aufgrund der Corona-<br />

Pandemie hatten es Taschendiebe<br />

und Einbrecher zuletzt<br />

schwer, Opfer zu finden.<br />

Gleichzeitig nutzten Betrüger<br />

die Pandemie, um unrechtmäßig<br />

staatliche Corona-Hilfen<br />

einzusacken oder verängstigten<br />

Bürgern mit angeblichen<br />

Wundermitteln<br />

gegen das Virus Geld aus der<br />

Tasche zu ziehen.<br />

Insgesamt sank die Zahl der<br />

registrierten Straftaten im<br />

vergangenen Jahr im Vergleich<br />

zu 20<strong>19</strong> um2,3 Prozent<br />

auf rund 5,31 Millionen Fälle.<br />

Auch der Langzeittrend deutet<br />

in die gleiche Richtung. Im<br />

Vergleich zum Jahr 2006 ging<br />

die Zahl der erfassten Straftaten<br />

laut BKA sogar um mehr<br />

als 15 Prozent zurück.<br />

Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche<br />

2020um13,9<br />

Prozent gesunken ist, überrascht<br />

nicht. Schließlich haben<br />

sich die Menschen wegen<br />

Distanzunterricht und Home<br />

Office viel mehr daheim aufgehalten<br />

als in normalen Zeiten.<br />

Dadurch gab es für Einbrecher<br />

deutlich weniger Gelegenheiten,<br />

unbemerkt in<br />

Wohnungen einzusteigen.<br />

Das galt auch für Taschendiebe,<br />

die im öffentlichen Raum<br />

nicht so viele potenzielle Opfer<br />

vorfanden wie sonst. Das<br />

BKA vermutet zudem einen<br />

Zusammenhang zwischen<br />

den verstärkten Grenzkontrollen<br />

und dem Rückgang der<br />

Diebstahlskriminalität.<br />

Auch wenn da meist nicht<br />

so viel zu holen ist, verlagerten<br />

sich einige Einbrecher<br />

mangels anderer Tatgelegenheiten<br />

2020 darauf, inKeller,<br />

Waschküchen und Speicher<br />

einzusteigen. Hier registrierte<br />

die Polizei eine Zunahme der<br />

Fälle um 10,6 Prozent. (dpa)<br />

Lübbesmeyerweg 23<br />

48653 <strong>Coesfeld</strong><br />

Tel. 02541 9283904<br />

www.voss-sicherheit.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo.bis Do.10bis 16 Uhr<br />

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„Die meisten Einbrüche<br />

sind nicht geplant“<br />

Von Jenny Hagedorn<br />

Der Rückgang der Kriminalität<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

in den vergangenen<br />

Jahren ist nach Einschätzung<br />

von Innenminister<br />

Herbert Reul (CDU) wesentlich<br />

auf Prävention zurückzuführen.<br />

„Prävention<br />

knallt nicht, da wird niemand<br />

weggesperrt, niemand<br />

auf frischer Tat ertappt,<br />

da gibt‘s nicht sofort<br />

Erfolge“, sagte Reul am<br />

Dienstag in Köln.<br />

Nächste Woche<br />

findet in Köln<br />

der diesjährige<br />

Präventionstag<br />

online statt.<br />

Zum Thema<br />

„Prävention – sicher rund<br />

ums Haus“. Wie wichtig die<br />

richtige Prävention ist, wie<br />

Diebe überhaupt ins Haus gelangen<br />

und wie man sich<br />

gegen Einbruch schützen<br />

kann, erklärt Kriminalhauptkommissar<br />

Andreas Nitz der<br />

Kreispolizeibehörde <strong>Coesfeld</strong><br />

im Interview.<br />

„Gelegenheit macht Diebe“<br />

– würden Sie dieses<br />

Sprichwort bestätigen?“<br />

Andreas Nitz: Ja, unbedingt!<br />

Die meisten Einbrüche<br />

finden nicht zielgerichtet<br />

statt, sondern spontan. Die<br />

Täter suchen sich ein Wohngebiet<br />

aus und durchstreifen<br />

es mit Blick auf eine günstige<br />

Gelegenheit. Das kann ein<br />

dunkles Haus zur Abendstunde<br />

sein, oder die Beobachtung,<br />

dassdie Bewohner gerade zusammen<br />

das Haus verlassen<br />

haben. Die Einbrecher suchen<br />

also nach Anzeichen dafür,<br />

dassdie Bewohner eines Hauses<br />

nicht anwesend sind.<br />

Wie kann man sich gegen<br />

Einbruch schützen?<br />

Nitz: Um das Risiko Opfer<br />

eines Einbruchs zu werden<br />

erfolgreich zu verringern,<br />

sollten drei Bausteine beachtet<br />

werden: A. Anwesenheit<br />

vortäuschen: Das kann durch<br />

Lichtquellen im Haus erfolgen,<br />

welche über Zeitschaltuhren<br />

zu unterschiedlichen<br />

Zeiten (vorwiegend im Bereich<br />

der Dämmerung) geschaltet<br />

werden, als auch<br />

über elektrisch betriebene<br />

Rollläden. Auch die Nachbarschaftshilfe<br />

kann hierbei<br />

nützlich sein um Bewegung<br />

zu signalisieren, oder den<br />

überquellenden Briefkasten<br />

zu leeren, oder den Rasen zu<br />

mähen. Auch die Lieferung<br />

von Post und Zeitung kann<br />

für einen Zeitraum abbestellt<br />

werden, in welcher man länger<br />

abwesend ist. B. Das Entdeckungsrisiko<br />

erhöhen gut<br />

einsehbare Bereiche der<br />

Der Aufbruch eines Fensters dauert inder Regel keine zwei Minuten. Studien belegen, dass Versuche, welche länger als 5Minuten dauern, in der Regel<br />

abgebrochen werden. Fotos: dpa<br />

Hauszugänge. Zusätzliche<br />

Lichtquellen können im<br />

Außenbereich unterstützend<br />

helfen. Eine Umfriedung,<br />

welche der Täter erst übersteigen<br />

muss, ist für jeden Beobachter<br />

ein klares Zeichen<br />

des unberechtigten Eindringens.<br />

C. Widerstand erhöhen:<br />

Fenster und Türen sollten geund<br />

verschlossen sein. Zusätzlich<br />

gibt es unterschiedliche<br />

Widerstandsstärken.<br />

Herkömmliche Fenster sorgen<br />

z.B. nur für einen Anpressdruck<br />

um das Element<br />

dicht zu schließen, können<br />

aber mit einfachen Werkzeugen<br />

teilweise in unter einer<br />

Minute überwunden werden.<br />

Hier gibt es bei der Neuanschaffung<br />

DIN-Normen, welche<br />

einbruchhemmende<br />

Fenster und Türen als solche<br />

ausweisen. (DIN 1627, RC2)<br />

Eine Nachrüstung der Zugangsmöglichkeiten<br />

ist aber<br />

ebenfalls möglich. Hierzu bietet<br />

jede Polizeibehörde eine<br />

kostenlose Beratung durch<br />

das Kommissariat Prävention<br />

und Opferschutz an. KPO<br />

<strong>Coesfeld</strong> Telefon: 02541-14444.<br />

Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen<br />

wird<br />

durch den Staat finanziell<br />

Unterstützt.<br />

Wie gelangen die Täter ins<br />

Haus oder die Wohnung?<br />

Nitz: Täter suchen in der<br />

Regel nach nicht einsehbaren<br />

Fenster und Türelementen,<br />

vorwiegend im Garten. Diese<br />

werden dann mittels eines<br />

Werkzeugs aufgehebelt, die<br />

Verglasung eingeschlagen,<br />

oder sonstige Öffnungen geschaffenumandie<br />

Türklinke<br />

zu gelangen.<br />

Gibt es einen festen Ablauf,<br />

wie Einbrecher vorgehen?<br />

Nitz: Je nach Täter oder Tätergruppe<br />

können Abläufe variieren.<br />

In der Regel gibt es allerdings<br />

schon ein erkennbares<br />

Ablaufmuster. Es wird ein<br />

Wohngebiet aufgesucht, bei<br />

welchem die Fluchtmöglichkeit<br />

günstig ist. Kurzfristige<br />

Beobachtungen der Häuser<br />

dienen zur Feststellung über<br />

die Abwesenheit der Bewohner.<br />

Anschließend wird häufig<br />

der hintere Bereich des Objektes<br />

aufgesucht, da dieser<br />

schlecht einsehbar aus. Vorwiegend<br />

werden dort Fenster<br />

aufgehebelt und anschließend<br />

schwerpunktmäßig das<br />

Schlafzimmer und Arbeitszimmer<br />

aufgesucht. Hier befindet<br />

sich häufig Schmuck<br />

und Bargeld.<br />

Wer ist besonders gefährdet,<br />

Opfer eines Einbruches<br />

zu werden?<br />

Nitz: Die meisten Einbrüche<br />

sind nicht geplant oder<br />

zielgerichtet, sondern finden<br />

spontan statt. Daher kann jeder<br />

Opfer eines Einbruchversuchs<br />

werden. Vorwiegend<br />

solche Personen, welche die<br />

Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen<br />

nicht beachten.<br />

Nachts oder tagsüber:<br />

Wann brechen Täter öfter<br />

ein?<br />

Nitz: Die Statistik zeigt, dass<br />

die Einbrüche ganz überwiegend<br />

tagsüber stattfinden, da<br />

in dieser Zeit die Bewohner in<br />

der Regel nicht zuhause sind.<br />

Die Einbrüche zur Nachtzeit<br />

sind bei Einfamilienhäusern<br />

sehr gering.<br />

Wie lange dauert ein Einbruch?<br />

Nitz: Der Aufbruch eines<br />

Fensters dauert in der Regel<br />

keine zwei Minuten. Studien<br />

belegen, dass Versuche, welche<br />

länger als 5Minuten dauern,<br />

in der Regel abgebrochen<br />

werden. Der Aufenthalt im<br />

Haus dauert häufig auch<br />

nicht länger als zehn Minuten.<br />

Wie hat sich die Zahl der<br />

Einbrüche im Kreis <strong>Coesfeld</strong><br />

im vergangenen Jahr<br />

entwickelt?<br />

Nitz: Ab etwa 2011 hat sich<br />

im Land ein starker Anstieg<br />

bei den Einbruchszahlen bemerkbar<br />

gemacht, bis hin zu<br />

über 100 Prozent zum Durchschnitt<br />

der davor liegenden<br />

Jahre. Seit der Epidemie sind<br />

die Zahlen deutlich gesunken<br />

und auf einem Tiefststand<br />

der letzten 20 Jahre. Diese Tatsache<br />

ist natürlich auch auf<br />

das Coronageschehen zurückzuführen.<br />

Viele Bürger<br />

halten sich überwiegend zuhause<br />

auf, so dass der Täter<br />

kaum noch Häuser findet, in<br />

welchen niemand anwesend<br />

ist. Dieser Umstand wird sich<br />

sicher bald wieder ändern.<br />

Wie viele versuchte Einbrüche<br />

misslingen wegen<br />

des guten Schutzes?<br />

Nitz: Die Auswertung der<br />

Fallzahlen belegt, dass in den<br />

letzten Jahren immer mehr<br />

Taten scheitern, was vorwiegend<br />

auch an der Tatsache<br />

liegt, dass viele Bürger Sicherungsmaßnahmen<br />

eingebaut<br />

haben. Durchschnittlich<br />

scheitern zirka 40 Prozent der<br />

Taten.

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