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ckend. Natalie neidet ihr den Posten als mein größter Fan,<br />
aber an Mum kommt sie einfach nicht heran. Mum hat<br />
noch nie einen meiner Auftritte verpasst. Sie hat sich die<br />
Finger wundgearbeitet, damit ich das <strong>all</strong>es machen kann.<br />
Und jetzt warten wir darauf, dass es sich endlich auszahlt.<br />
»Ruf mich an, f<strong>all</strong>s der Brief kommt«, bitte ich sie.<br />
»Darauf bestehe ich.«<br />
»Gleichf<strong>all</strong>s.«<br />
»Deal.«<br />
Sie streckt mir ihren kleinen Finger entgegen, und ich<br />
winkle meinen hinein. Die Abmachung ist besiegelt.<br />
»Na, weiter mit der lustigen Morgenansprache?« Sie<br />
schnappt sich ihre Brille vom Küchentisch und setzt sie auf<br />
ihre Nasenspitze, so als ob sie mir eine heftige Predigt erteilen<br />
wollte. Jetzt kriege ich mein Fett weg.<br />
Sie öffnet langsam den Umschlag. Mum wirft keinen<br />
Blick auf den <strong>In</strong>halt, presst ihn nur eng an die Brust und<br />
mustert mich aufmerksam. »Hier, in meinen Händen, halte<br />
ich es nun, das vorletzte Zeugnis.«<br />
»Mum …«<br />
»Halbjahreszeugnis von Robin Cooper.« Sie tupft eine<br />
nichtexistente Träne aus ihrem Augenwinkel. »Ich bin so<br />
stolz auf meinen Sohn.«<br />
Ich schnaube. »Lies es erstmal.«<br />
Sie schaut auf das Zeugnis und beginnt mit ihrer Ansprache.<br />
»Englisch«, verkündet sie, als würde sie auf der Bühne<br />
des Globe Theaters stehen. »›Robin hat ein gutes Sachverständnis<br />
und macht einen interessierten Eindruck, lässt<br />
sich jedoch leicht ablenken.‹«Sie sieht auf. »Autsch.«<br />
»Krass.«<br />
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