Bayerisches Schülerleistungsschreiben 2010 in Texterfassung (PC ...

Grußwort des Herrn Ministerialdirektors Josef Erhard
Sehr geehrte Frau Stellvertretende Verbandsvorsitzende,
liebe Landessiegerinnen und Landessieger des Wettbewerbs,
meine Damen und Herren,
es ist schwierig, die gegensätzlichen Gedanken und Emotionen,
die mit der heutigen Veranstaltung
verbunden sind, in Worte zu fassen.
Auf der einen Seite herrschen bei Euch, liebe Landessiegerinnen
und Landessieger, zu Recht Freude und Stolz über die
erbrachten Leistungen vor. Vielleicht auch Neugier, Spannung
oder Nervosität wegen der bevorstehenden Ehrung und Auszeichnung.
Und von unserer Seite Anerkennung und Respekt
vor Euren Leistungen.
Auf der anderen Seite hat uns vor etwa zwei Wochen die Nachricht
vom Tod des langjährigen Vorsitzenden des Bayerischen
Stenografenverbandes und maßgeblichen Organisators des
bayerischen Schülerleistungsschreibens, Herrn Wolfgang Klein,
sehr erschüttert.
Dass die heutige Veranstaltung – trotz des Todes von Herrn Klein – wenige Tage danach stattfindet, ist jedoch
in seinem Sinne. Schon vor einigen Wochen – zu der Zeit war er schon von schwerer Krankheit gezeichnet
– hat Herr Klein gegenüber dem Staatsministerium den Wunsch und die Bitte geäußert, die heutige
Siegerehrung und Preisverleihung in jedem Fall stattfinden zu lassen. Damals hat er bereits geahnt, dass er
an der heutigen Veranstaltung nicht anwesend sein kann. Doch den heutigen Tag hat er in großen Teilen
noch gemeinsam mit seiner Frau vorbereitet. Beide haben den Wettbewerb am Anfang des Jahres organisiert,
Schulen angeschrieben, Prüfungstexte verschickt, Ergebnisse ausgewertet und letztlich dem Staatsministerium
die Siegerlisten übermittelt. Vor diesem unermüdlichen Einsatz, den er im Alter von immerhin 78
Jahren bis zuletzt gezeigt hat, und vor seinem Engagement für den Bayerischen Stenografenverband habe
ich größten Respekt.
Zusammen mit seiner Frau führte Herr Klein seit 1980 das Bayerische Schülerleistungsschreiben ehrenamtlich
für den Bayerischen Stenografenverband durch. Unter seiner Organisation hat sich die Teilnehmerzahl
von knapp 23 000 Schülerinnen und Schüler im Jahre 1982 auf heute über 62 000 beinahe verdreifacht.
Herr Klein war der dienstälteste Verbandsvorsitzende in der 121-jährigen Geschichte des Bayerischen Stenografenverbandes.
Ohne seinen unermüdlichen Einsatz und sein unübertroffenes Engagement hätte dieser
Wettbewerb mit Sicherheit nicht den Rang, den er heute einnimmt. Für dieses Lebenswerk verdient Herr
Klein, zusammen mit seiner Gattin, höchste Anerkennung.
Dabei kann das Schülerleistungsschreiben selbst auf eine stolze Tradition verweisen: Wir träfen nämlich hier
und heute nicht zusammen, hätte nicht der Bayerische Stenografenverband 1932 – vor nunmehr 78 Jahren
– diesen Wettbewerb aus der Taufe gehoben.
Angesichts der technischen Revolution – in dieser mittlerweile sehr beachtlichen Zeitspanne von 78 Jahren
– überrascht es zunächst, dass dieser Wettstreit niemals an Aktualität eingebüßt hat. Beim näheren Hinsehen
wird jedoch sehr schnell klar, weshalb das so ist. Ohne jemals die Wurzeln aufzugeben, ist es dem
Bayerischen Stenografenverband immer gelungen, das Schülerleistungsschreiben den Erfordernissen der
Zeit anzupassen.
In den ersten Jahrzehnten des Wettbewerbs umfasste das Leistungsschreiben je eine Richtig- und Schnellschreibprobe
in Kurzschrift. Später – in den Siebziger- und Achtzigerjahren – wurden die Landessieger des
Bayerischen Schülerleistungsschreibens in Kurzschrift und Maschinenschreiben ausgezeichnet. Damals war
die gute alte Schreibmaschine in jedem Büro noch ein unverzichtbares und alltägliches Arbeitsgerät. Zu
Beginn der Neunzigerjahre hält der PC Einzug in die „Schreib-“ und bald auch in die „Wohnstuben“. Daher
wurde 1991 erstmals „Maschinenschreiben am Textsystem“ in das Wettbewerbsprogramm aufgenommen.
Inzwischen ist der Wettbewerb im Maschinenschreiben weggefallen. Texterfassung und Textorganisation
am PC haben sich im Wettbewerbsprogramm längst etabliert.
Die uralte Kulturtechnik „Schreiben“ – und zwar mit der Hand – ist nach wie vor unentbehrlich, ob in der
normalen oder der stenographischen Form. Neue Medien und Techniken vermehren die Möglichkeiten des
Menschen, weil sie neben alte Fähigkeiten treten. Das ist echter Fortschritt!
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