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8<br />

Buchproduktionen<br />

z.B. ein Jubiläumsbuch, mit kantonaler Auszeichnung<br />

• Komplette Realisation und<br />

Produktion, von der ersten<br />

Idee bis zur fertigen Buchproduktion.<br />

• Recherchierarbeiten/<br />

Befragungen in Archiven,<br />

bei Institutionen und<br />

Privatpersonen.<br />

• Fotoshootings an verschie -<br />

denen Anlässen/Orten<br />

und Scans von alten Dokumenten.<br />

• Idee, Layout, Grafik,<br />

Illustrationen, Druckvorstufenarbeiten<br />

und<br />

Produktion.<br />

BESENBÜREN eine kurzÜbersicht<br />

besenbüren – eIne KUrZübersIcht<br />

Die erste urkundliche Erwähnung von<br />

Besenbüren erfolgte im Jahr 1160 in der<br />

Acta Murensia.<br />

(siehe Urkunde Innenseite Umschlag)<br />

Die «Acta fundationis monaster i Murensis»<br />

(lateinisch für «Bericht zur Gründung der Abtei<br />

Muri»), in lateinischer Sprache abgefasste<br />

Handschrift umfasst Berichte zur Frühgeschichte<br />

der Benediktinerabtei Muri aus<br />

einer Zeit, die als äusserst schriftarm gilt. Die<br />

Murenser Akten sind die einzigen längeren<br />

historischen Aufzeichnungen zu regionalen<br />

Geschichte des 11. und 12. Jahrhunderts im<br />

schweizerischen Mi te land. Sie gehören zu den<br />

wichtigsten erzählenden Que len des deutschschweizerischen<br />

Hochmi telalters überhaupt.<br />

(Que le: Historisches Lexikon der Schweiz)<br />

Der Ortsname Besenbüren<br />

Die Ersterwähnung im Zusammenhang mit<br />

unserem Dorf erfolgte im Jahre 1160.<br />

Besenbüren als Ortsname in der heutigen<br />

Schreibweise wird erstmals im Jahre 1759 im<br />

Dorfbrief erwähnt (siehe Kapitel «Politik»).<br />

Er leitet sich vom althochdeutschen<br />

Besembú ron ab und stammt von einem<br />

alemannischen Siedler namens Baso (gebräuchliche<br />

Mundart heute «Besso»). Bú ron<br />

hiess übersetzt seinerzeit Haus, womit sich die<br />

Bedeutung «Haus des Baso» ergibt.<br />

Lage<br />

Die Gemeinde liegt am Rande der Bünzebene<br />

an Ausläufern des Wagenrains, rund anderthalb<br />

Kilometer östlich der Bünz und zweieinhalb<br />

Kilometer westlich der Reuss. Der grösste Teil<br />

des Gemeindegebiets ist weitgehend flach, nur<br />

ganz im Nordwesten und Nordosten wird das<br />

Gelände hügelig.<br />

Früher wirkte in besenbüren in einem hübschen<br />

riegelbau, einer ehemaligen schmiede,<br />

der letzte besenbinder im Aargau. Mit der<br />

namensgebung des Dorfes steht jedoch sein<br />

ehrbares handwerk in keiner beziehung.<br />

besenbüren, in obstreicher Gegend am sonnigen<br />

Westhang des auslaufenden sporns des<br />

Wagenrains gelegen, dem Auge freie sicht gewährend<br />

von den bewaldeten Abhängen des<br />

Lindenbergs über die Weite des torfmoores im<br />

süden, über kapf und rigi hinweg bis zu den<br />

fernen höhen der Alpen, diesen reizenden<br />

Fleck erde begründete ein alemannischer siedler<br />

namens «baso» (burjo oder burron hiess<br />

seinerzeit haus, also «haus des baso»).<br />

Die Acta Murensia bezeichnet den Ort als<br />

«besenbûrré», das habsburger urbar (Güterverzeichnis)<br />

nennt ihn «bessembúrron». Die<br />

schreibweise besenbüren tritt erstmals 1361<br />

auf. schon früh besassen die klöster engelberg<br />

und Muri hie rechte.<br />

1415 eroberten di eidgenossen den Aargau,<br />

und besenbüren war nun ein teil des Amtes<br />

boswil in den Freien Ämtern, einer Gemeinen<br />

herrschaft. Die herren von heidegg behielten<br />

ihre rechte auch unter den eidgenossen.<br />

1471 verkauften sie diese an das kloster Muri,<br />

kauften sie wenige Jahre später zurück, um<br />

sie dann 1617 definitiv dem kloster zu veräussern.<br />

im März 1798 marschierten die Franzosen in<br />

die schweiz ein und riefen die helvetische republik<br />

aus. besenbüren wurde eine Gemeinde<br />

im kurzlebigen kanton baden, seit 1803 gehört<br />

sie zum kanton Aargau.<br />

Grundherren im Mittelalter waren die klöster<br />

Muri und engelberg. besenbüren lag im habsburgischen<br />

Amt Muri. Während die habsburger<br />

die hohe Gerichtsbarkeit ausübten, lag die<br />

niedere Gerichtsbarkeit bei den herren von<br />

heidegg, die im schloss heidegg oberhalb<br />

von Gelfingen residierten (siehe nachfolgende<br />

seiten «Geschichte»).<br />

bis um 1508 gehörte in besenbüren nur die<br />

huob (vermutete namensgebung des Geschlechts<br />

der «huber») kirchgenössig nach<br />

Muri, de restliche teil nach boswil. Die zugehörigkeit<br />

zur Pfarrei bünzen wird urkundlich<br />

erst anno 1661 erwähnt. besenbüren erö fnete<br />

1800 die erste schule in der Pfarrei, von der<br />

sich bünzen und Waldhäusern ein Jahr später<br />

trennten – heute führt man die schule wieder<br />

gemeinsam unter dem namen «kreisschule<br />

bünz» (siehe kapitel «schule»).<br />

in vergangene Jahrtausende zurück weisen<br />

Funde aus dem Fohrenmoos. An prächtige<br />

einzelfunde wie z. b. ein vo lständig erhaltenes<br />

geschli fenes steinbeil oder eine Lanzenspitze<br />

aus bronze (im Privatbesitze, Finder<br />

beider stücke wa robert brun, alt Gemeindeschreiber)<br />

reihen sich steingeräte aus Quarz,<br />

serpentin, hornstein und Jaspis. Faustke le,<br />

klingen, schaber etc. werden mit sicherheit in<br />

die mittlere und ältere steinzeit datiert.<br />

ein Gang durch das saubere Dorf gemahnt<br />

den besucher beim Anblick erster holzhäuser<br />

und häuser mit klebedächern bereits an<br />

zugerisches oder luzernerisches Vorland. im<br />

zentrum, in der nähe des schulhauses, steht<br />

ein schmucker barockspeicher aus dem Jahre<br />

1763 (war früher als Dorfmuseum geplant),<br />

und unweit davon erinnert ein imposantes<br />

steinernes Wegkreuz mit brunnen (Dorfbrunnen)<br />

an Pest und not.<br />

besenbüren ist das Dorf der brun, etterli, huber,<br />

keusch, Laubacher, Moser und schriber.<br />

zwar sind die harzers und küfers, die zugers<br />

und Wilisauers längst in a le Welt verstreut,<br />

aber geblieben sind die Antonis, benes, Grazis,<br />

nännis, kaspers, Lenzen, die schwarzen,<br />

die Färbers, kläuslers usw. – ihre namen sind<br />

immer noch im Gebrauch.<br />

kunst<br />

KULTUR UND KUNST<br />

KUNST<br />

DIE MENSCHEN<br />

Ersterwähnungsurkunde aus dem Jahre 1160, Übersetzung siehe Seite 2.<br />

Besenbüren «Zwischen den Stä len» und «Blick auf<br />

Besenbüren», Ölgemälde von Josef Reber, dem<br />

«Maler des Freiamts», ca. 1918, fotografiert im<br />

Kunsthaus Aarau und in der Rai feisenbank Bünzen.<br />

Alfred Schwegler wurde 1939 in Besenbüren<br />

geboren. Seine Mutter war eine Tochter von<br />

Luigi Parietti. Alfred Schwegler ist vor allem<br />

Knaurs Lexikon definiert den Begri f «Kunst» den älteren Leuten ein Begri f. In vielen Stuben<br />

hängt «ein Schwegler», sowie auch im<br />

im engeren Sinn folgendermassen: «Entwicklung<br />

der Erlebnisfähigkeit des Menschen durch Gemeindehaus die Bilder «Steinemoos» und<br />

wirksame Gestaltung eines gegebenen Materials.<br />

Kunst schafft in sich abgeschlossene,<br />

«Spycher».<br />

allgemeingültige, aber nicht immer allgemeinverständliche<br />

Werke.» Auch nach länge-<br />

der Tradition der aargauischen Landschafts-<br />

Der Künstler Alfred Schwegler bewegt sich in<br />

rem Studium dieser Umschreibung wird man maler. Er führt den Betrachter in stille, von der<br />

kaum in der Lage sein, klar abzugrenzen, wo Technik unberührte Winkel im Reuss- , Bünzdie<br />

Kunst «anfängt» und wo sie «aufhört». und Seetal. Auf seinen Reisen inspierierte in<br />

Selbst Fachleute haben damit Mühe, und über vor a lem die Provence und Süditalien – Indien<br />

ist zudem noch etwas Spezieller, betont<br />

Kunst lässt sich bekanntlich streiten. Durch die<br />

Kunst versteht es der Mensch, seine Gefühle, er mit Nachdruck. Licht, Schatten, Stimmung<br />

Stimmungen, Träume und Gedanken zu vermitteln,<br />

sie sichtbar und erlebbar zu machen. Malerei. In seinen Sti leben kommt vor a lem<br />

und Zauber der Landschaft inspirieren seine<br />

«Die Kunst ist unnütz, aber der Mensch kann poesiehaft Beschauliches zum Ausdruck, bei<br />

eben auf das Unnütze nicht verzichten», sagte grossformatigen Bildern langt der Künstler<br />

einst Eugène lonesco. Recht hat er!<br />

vo ler in die Palette und er holt in der Strichführung<br />

kräftiger, breiter und kühner aus. So<br />

Kunst zeigt sich übera l dort, wo Menschen leben,<br />

denken und fühlen. Deshalb so l auch die verträumte Weiher, in denen sich die mannig-<br />

begegnen uns in seinen bisherigen Werken<br />

«Kunst» ihren Platz in diesem Buch finden. fachen Farben des Himmels und der Wälder<br />

EInLEItunG<br />

ALFRED sCHWEGLER<br />

Der Maler aus Besenbüren<br />

spiegeln, Fluss- und Seelandschaften mit saftigen<br />

Auenwäldern oder violettfarbige Lavendelfelder,<br />

vom sommerlichen Winde bewegt.<br />

Und nicht selten findet sich auf seinen Bildern<br />

ein verspielter Fussweg, auf dem der Maler<br />

den Besucher einlädt, ihn weiter durch die<br />

Landschaft zu begleiten.<br />

Bild links:<br />

Alfred Schwegler im Atelier in Gränichen.<br />

Bild oben:<br />

«Steinemoos», dieses Gemälde hängt im Gemeindehaus.<br />

Bild unten:<br />

Provence «Lavendel».<br />

GEWERBE/landWiRtschaft<br />

101<br />

belieferten diese mit Rohmaterial und waren<br />

für die Qualitätskontrolle der angefertigten<br />

Halb- oder Endprodukte zuständig.<br />

In Besenbüren war die Familie von Hermine<br />

Keusch-Stöckli schon seit jeher für die Strohindustrie<br />

tätig. Auf ihrem Hof existierte einst<br />

ein Schwefelhaus, worin Stroh gebleicht worden<br />

war. In einem kleinen Raum neben dem<br />

Stall – im ehemaligen «Fabrikli» – waren in<br />

früheren Zeiten Angeste lte mit dem Herstellen<br />

von «Strohplatten» beschäftigt. Die Herste<br />

lung dieser Strohplatten erforderte eine<br />

grosse Sorgfalt bei jedem Arbeitsgang. Daraus<br />

stanzte man Verzierungen z.B. Schmetterlinge<br />

oder Blumen aus.<br />

Es gab auch Zeiten, da war Hermine Keusch<br />

den ganzen Tag mit einem grossen Sack auf<br />

dem Rücken unterwegs, um Rohmaterial am<br />

Bahnhof Boswil abzuholen und dieses an die<br />

Heimarbeiterinnen in den Dörfern zu verteilen<br />

sowie fertiggestellte Aufträge wieder einzusammeln.<br />

Dabei war diese damals logistische<br />

Herausforderung natürlich nicht ohne die Mitarbeit<br />

ihrer Kinder, und später Grosskinder,<br />

möglich – was für diese bedeutete, nach der<br />

Schule unzählige, ziemlich ausgiebige Botengänge<br />

zu Fuss oder mit vollbepacktem Velo zu<br />

erledigen.<br />

Noch bis in die 1950er-Jahre war sie als Unterhändlerin<br />

für die Firma Jacob Isler in Wohlen<br />

tätig und beschäftigte vor allem Heimarbeiterinnen<br />

aus Besenbüren, Boswil, Buttwil und<br />

Lunkhofen. Einmal galt es, Gewebe in Handarbeit<br />

zu flechten, ein andermal waren Hüte<br />

anzufertigen, Hunderte von Knöpfli, «Mäuse-<br />

oder Rattenkegeln» herzustellen oder aber<br />

Verzierungen anzunähen. Es wird überliefert,<br />

dass gese lschaftliche Ereignisse wie das Begräbnis<br />

der Königin Victoria von England im<br />

Jahre 1901 grosse Aufträge für das Freiamt ergaben.<br />

Dafür musste massenweise schwarzes<br />

Geflecht angefertigt werden. Ein zweites solches<br />

«Event» war 1953 die Krönung der Königin<br />

Elisabeth I. Hier waren Tausende von<br />

Halsketten gefragt.<br />

78<br />

HISToRIScHES GEWERBE<br />

Ausschni te aus einem Musterbuch für Spitzengeflechte.<br />

Jeder Mensch ist einmalig und eine eigenständige Persönlichkeit.<br />

Roggenstroh für die Strohindustrie<br />

Im Freiamt wurde ursprünglich Roggenstroh<br />

zum Flechten verwendet. Um dafür möglichst<br />

zarte, gerade und weisse Halme zu erhalten,<br />

wurde der Roggen auf magerem und möglichst<br />

windgeschütztem Boden angebaut. Je<br />

nach Dichte der Aussaat wuchsen gröbere<br />

oder feinere Halme, die noch grün – in der<br />

sogenannten Milchreife – geerntet wurden.<br />

Danach wurde das unreife Roggenstroh,<br />

Halm an Halm, zum Bleichen flach auf dem<br />

Stoppelfeld ausgelegt. Dabei musste es öfters<br />

gewendet und angefeuchtet werden. Bei<br />

schlechtem Wetter hängte man die zusammengebundenen<br />

Halmbüschel unter dem<br />

Scheunendach auf. Damit das Stroh einen<br />

gleichmässig he len Farbton bekam, wurde<br />

es auch mit Schwefel in speziellen, luftdicht<br />

abschliessbaren Räumen gebleicht.<br />

Im Winter wurden die von den Blättern und<br />

Bla tscheiden befreiten und zurechtgeschnittenen<br />

Halme mittels sogenannter Halmensiebe<br />

auf fünf bis acht verschiedene Halmendicken<br />

sortiert und an Halmenhändler<br />

verkauft, die wie Hausierer durch die Gegend<br />

wanderten.<br />

Die aufgeschlitzten Strohhalme wurden auf der<br />

Halmen-Reibe ausgewalzt und danach auf ein<br />

dünnes Baumwo lgewebe geklebt. Aus diesen<br />

Strohplatten stanzte man mit Meta lstempeln verschiedene<br />

Figuren aus.<br />

Marie Huber-Brun in der Freiämter Fes tagstracht<br />

und Tabita Schär in der Freiämter Sonntagstracht,<br />

mit Accessoires aus Stroh.<br />

KULTUR UND KUNST<br />

Alexej DvorAk<br />

102<br />

KUNST<br />

«Marion» – eine seiner grossen Geliebten?<br />

Er verschweigt es uns.<br />

Alexej Dvorak. Er gehört unbedingt in dieses<br />

Buch, eine schi lernde Person mit vielen Facetten,<br />

Maler und Architekt. Einige Häuser<br />

in Besenbüren sind auf seinem Reissbrett<br />

entstanden, die Häuser im Pfosigart und im<br />

Schlattächer.<br />

Kurzporträt<br />

Geboren in Prag, kam 1968 in die Schweiz,<br />

auf der Flucht vor dem «grossen Bruder». Er<br />

lebte viele Jahre mit seiner Frau und den zwei<br />

Kindern im Schlattächer und wurde in Besenbüren<br />

eingebürgert.<br />

Seit 1993 lebt er auf der Insel La Palma, wo er<br />

sich intensiv mit der Malerei beschäftigt.<br />

1960–1979<br />

Kunstgewerbeschule; freischa fender I lustrator<br />

für mehrere tschechische Zeitschriften;<br />

Architekturstudium an der ETH in Zürich;<br />

Preisträger Schweizer Plakatwetbewerb;<br />

Lehrtätigkeit als Assistent an der ETH-Zürich;<br />

1979–1990<br />

Ausführung von rund dreissig Bauvorhaben,<br />

mehrere Häuser auch in Besenbüren,<br />

meistens nicht nur als Architekt, sondern<br />

auch als Bauunternehmer, um seine kreativen<br />

Ideen überhaupt verwirklichen zu können.<br />

Es handelt sich um organische Architektur<br />

wie bei Hundertwasser oder Gaudi.<br />

kunst im kAff<br />

(Ausste lung von ortsansässigen Künstlern in den<br />

Jahren 2005, 2007 und 2008)<br />

Eine Plattform für lokale Künstler und Kunsthandwerker<br />

zu schaffen und damit Möglichkeit<br />

zu bieten, die Werke nicht nur im Familien-<br />

und Freundeskreis auszuste len, sondern<br />

«Nächtliche Erholung», Gemälde von Karin Klingler. Keramikkreation von Reni Mario.<br />

GEWERBE/LANDWIRTSCHAFT HISTORISCHES GEWERBE<br />

einer grösseren Gruppe von Interessierten zugänglich<br />

zu machen, war eine Idee, die Susanne<br />

Konrad, leidenschaftliche Töpferin, schon<br />

seit Jahren mit sich herumtrug.<br />

Am Dorfmarkt 2004 ergaben sich erste Gespräche<br />

mit Personen, die sich selber auch<br />

künstlerisch beschäftigen, und Susanne Konrad<br />

organisierte ungehend eine erste Zusammenkunft.<br />

Kunstscha fende der ersten Stunde<br />

waren Karin Klingler-Sidler, Susanne Konrad,<br />

Silvia Leuthardt, und Felix Moser.<br />

Man war sich schnell einig, dem Dorf eine erste<br />

Kunstausste lung zu bescheren. Der Name<br />

«Kunst im Ka f» wurde gleich geboren und<br />

die Vorbereitungsarbeiten begannen. Das gewünschte<br />

Ausste lungslokal war schne l definiert.<br />

Di ehemalige Besenfabrik war «die Location»<br />

für einen solchen Anlass. Zum Glück<br />

lies sich Rolf Fischer, Besitzer der Besenfabrik,<br />

von der Idee begeistern und stellte grosszügig<br />

seine Räumlichkeiten zur Verfügung.<br />

Mit viel Herzblut und Vorfreude wurde die<br />

erste «Kunst im Ka f» organisiert. Am 19. August<br />

2005 war die Vernissage, mit Saxophonklängen<br />

von Claudia Vo lenweider untermalt.<br />

Hunderte von Besuchern fanden den Weg in<br />

die Besenfabrik, Lob und Anerkennung seitens<br />

der Bevölkerung und auch der Presse, ein<br />

schöner Lohn für die Arbeit.<br />

Auch in der zweiten Auflage der Ausstellung<br />

im September 2006 standen Besenbürer<br />

Kunstscha fende im Vordergrund. Bilder von<br />

Karin Klingler-Sidler und Glasobjekte von Silvia<br />

Leuthardt und Felix Moser gab es zu bestaunen,<br />

zudem die Werke des Steinbildhauers<br />

Werner Dysli aus Merenschwand.<br />

2008 fand dann die dritte und bislang letzte<br />

«Kunst im Ka f» statt. Neben den Werken von<br />

Karin stellte auch Susanne wieder aus. Bereichert<br />

wurde die Ausste lung mit Keramikfantasien<br />

von Reni Mario und Aquarellen von<br />

Bob Kuiper. A le Kunstsscha fenden leben und<br />

wirken in Besenbüren. Die Ansprache für die<br />

Vernissage hielt die Medienfachfrau Ka Marti,<br />

ehemals Tele M1, die musikalische Untermalung<br />

besorgte Sam Chapman mit seiner Theorbe,<br />

einem Lauteninstrument.<br />

Glasfusing von Silvia Leuthardt und Felix Moser.<br />

torfabbau «tÖrbELE»<br />

Tulpen vom «Tulpensohn» aus Ho land, Bob Kuiper.<br />

Keramikkreation von Susanne Konrad.<br />

DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE<br />

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE<br />

Diese drei «Kunst im Ka f»- Ausste lungen waren<br />

für unser Dorf eine grosse Bereicherung im<br />

Bereich Kultur und Kunst. Originalton aus der<br />

Presse: Das «Ka f» hat viel zu bieten oder «In<br />

der künstlerischen Unterschiedlichkeit wurde<br />

auch viel Verbindendes gefunden».<br />

FLURNAMEN<br />

DIE FLURNAMEN<br />

Flurnamen sind eine bildliche Sprache. Schon die ersten Siedler verwendeten Namen für die Jagdreviere, Unterkünfte und Schutzhütten. Mit<br />

der Urbarisierung der Landschaft kamen Orts- und Städtenamen dazu und für die genauere Orientierung Quartier- und Strassennamen. Einzelne,<br />

besonders wichtige oder hervorstechende Häuser bekamen Namen, zum Beispiel: Amtshaus, Zehntenschüür oder das Schlössli und die Klausenburg<br />

in Besenbüren. Das Gebiet ausserhalb der Siedlung unterteilten die Bauern in Fluren und diese in Gewanne, da sind meistens viereckige<br />

Äcker, hergeleitet von wenden und bedeutet ursprünglich Ackergrenze, an der der Pflug gewendet wurde. Für die Namensgebung zur geografischen<br />

Bezeichnung der Örtlichkeit waren oft die topografischen Gegebenheiten, die Boden- oder Besitzesverhältnisse sowie Pflanzen und Tiere<br />

ausschlaggebend.<br />

• Fraueholz<br />

Waldabteil in welchem die Frauen vom<br />

Kloster Hermetschwil das Nutzungsrecht<br />

hatten.<br />

• Aussermoos<br />

• Acker, Äcker, Acher, Ächer<br />

Das äussere, weiter entfernte Moos.<br />

• Grund<br />

Acker, Äcker bezeichnete ursprünglich das<br />

Grund, alt- und mittelhochdeutsch ‚grunt‘<br />

Land ausserhalb der Siedlungen, wohin das • Breithau<br />

für die unterste Fläche eines Körpers oder<br />

Vieh zum Weiden aber auch zum Düngen Breit verweist auf ein grosses, breites Areal.<br />

Raumes, Boden, Wurzel, Vertiefung, Abgrund;<br />

wird im heutigen Sprachgebrauch<br />

des Bodens getrieben wurde. Heute versteht Hau wird abgeleitet vom mittelhochdeutschen<br />

houwen = abhauen, niederhauen,<br />

man unter einem Acker ein Feld, das zum<br />

häufig für Erde, Erdboden, unterste Fläche,<br />

Anbau von Getreide, Gemüse usw. beackert, zerhauen, schlagen; stechen; behauen,<br />

Unterlage, Fundament verwendet, bezeichnend<br />

in Grundstück.<br />

gepflügt wird.<br />

bearbeiten; (ab)schneiden; mähen, ernten. Im<br />

Wald wurden Bäume gehauen (gefä lt).<br />

• Bühl, Büel<br />

• Haldenweg<br />

Anhöhe, kleiner als der Berg. Kommt oft in • Buchsmatten<br />

Eine Halde ist ein abschüssiges, steiles Gelände<br />

an einer Bergflanke, ein Abhang.<br />

Orts-, Flurnamen und Familiennamen (Bühler, Die Matten (Wiesen) beim Buchsbaum.<br />

Bühlmann, Geissbühler) vor.<br />

• Chäli<br />

• Haldenwegächer<br />

• Hügel, Hübel<br />

Chäli ist ein besonders für Kühe angefertigtes<br />

Die Äcker am Haldenweg.<br />

Erhebung, Wölbung, Buckel, kleiner Berg. Zuggeschirr. Der Acker hatte vie leicht einmal<br />

eine ähnliche Form!<br />

• Hintermoos<br />

• Matt, Matte, Matten<br />

Das hintere Moos zur geografischen Unterscheidung<br />

zum vorderen Moos. Hinten ist<br />

Das landschaftlich und dichterisch verwendete<br />

Wort ist verwandt mit dem Verb mähen Im urtümlichen Hochmoor war die Föhre<br />

• Fohre oder Fore<br />

meistens im Norden, vorne im Süden.<br />

und Mahd für das gemähte Heu und bedeutet<br />

eigentlich «Wiese zum Mähen».<br />

deutsch ‚vorhe‘, mundartlich ‚Förre‘, eines<br />

(Kiefer), althochdeutsch ‚forha‘, mittelhoch-<br />

• Hinter-Steinemoos<br />

der prägenden Gewächse.<br />

Das hintere (nördliche) Steinenmoos.<br />

• Moos<br />

Ein zweiter Deutungsversuch bezieht sich<br />

Steine(n) bezieht sich auf häufig vorkommende<br />

Steine, Geschiebe von einem Bach.<br />

Moor, Torfmoor, Morast<br />

auf das mundartlich immer noch geläufige<br />

Substantiv ‚Foore‘, mittelhochdeutsch ‚vurch‘<br />

• Weid<br />

für eine Furche, ein mit dem Pflug gezogener<br />

• Hohreckhübel<br />

Grasland, Weideplatz, eine Wiese die beweidet<br />

wird, unterscheidet sich zur Mähwiese. germassen nutzen zu können, musste man<br />

kleiner Graben. Um die Moorlandschaft eini-<br />

Eine interessante dreifache Wortkombination.<br />

Hoh bedeutet aus der Ebene herausragen,<br />

(siehe Matt)<br />

das Wasser in Furchen (Gräben) sammeln und<br />

reck (hervorrecken) und Hübel (Hügel, Erhebung)<br />

dasselbe.<br />

ableiten. Nachdem das Torfmoos ausgebeutet<br />

und die «Törbelerzyt» vorbei ist, hat man den<br />

Bezug zu den Gräben nicht mehr und die<br />

• Im Nessel<br />

Namen ‚Fore‘ oder ‚Fohre‘, je nach Deutung<br />

Pflanzenname für über 50 Gattungen innerhalb<br />

der Nesselfamilie. In vielen Gebieten<br />

verschwinden zusehends. In den archivierten<br />

Schriften wird mehrheitlich der Name<br />

stark verbreitet ist die Brennnessel.<br />

‚Fohrenmoos‘ verwendet.<br />

IN MEhREREN WoRtkoMbINAtIoNEN<br />

voRkoMMENDE AUsDRückE<br />

34<br />

VOM STROHHAUS ZU DEN STEINBAUTEN<br />

DIE FLURNAMEN<br />

IM EINzELNEN<br />

die schule<br />

deR KiNdeRGARTeN<br />

14<br />

Torfproduktion im Fohrenmoos. Fotoaufnahme von Josef Stenz, dem ehemaligen «Starfotografen» (heute würde man eher «Promifotograf» sagen) aus Muri.<br />

Basismaterial der Foto: Glaspla tennegativ. Josef Stenz lebt heute 93-jährig in Muri. Personen, die «etwas auf sich hielten», liessen sich von ihm fotografieren.<br />

torbEnproduktion<br />

nach links oben). Diese fördert die Torferde<br />

in einen Trichter (unter dem Dach der kleinen<br />

Holzbaracke). Mit einer Schnecke, einem<br />

Als mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />

in der Schweiz kaum mehr Kohle Fleischwolf ähnlich, wird die Torferde in ein<br />

erhältlich war, wurden die natürlichen Ressourcen<br />

zur Herste lung von Heizmaterial so Die sitzende Frau schiebt Bretter an einem<br />

sich verjüngendes Rechteckstahlrohr gepresst.<br />

weit wie möglich ausgeschöpft, so auch mit seitlichen Anschlag entlang auf einer Ro lenbahn<br />

unter das Ende des Vierkantrohres. Die<br />

Torben, aus Torferde gepressten Torfbriketts.<br />

Anstelle der von Hand gestochenen Torben gepresste Torferde wird längs, mit einem am<br />

verwendete Beat Oswald von Bünzen schon Vierkantrohr gelagerten Messer geteilt. Die<br />

bald nach Beginn der Ausbeutung des Bünzermooses<br />

eine Torbenpressmaschine. Die des Messers gröbere Pflanzenfasern, damit<br />

Frau links zerschneidet durch das Bewegen<br />

Mechanisierung der Handarbeit wurde beim die Schnittflächen der Torben nicht ausfransen.<br />

Mit einem an einem Stahlbügel befestig-<br />

Unternehmer und Landwirt Oswald dadurch<br />

begünstigt, dass er dank längerfristiger Verträge<br />

mit der BBC & Co. AG Baden sowie dem pressten «Torfwürste» in gleichmässig lange<br />

ten Draht (rechte Hand) schneidet sie die ge-<br />

Konsumverein Zürich sichere Abnehmer hatte. Torben. Dabei muss sie genau darauf achten,<br />

Durch die Verbindung mit der BBC AG konnte dass der erste bzw. letzte Schnitt genau mit<br />

er dort auch Motoren und Kupferkabel beziehen,<br />

bei der damaligen Rationierung von Kupmentri<br />

ft. Am Trichter ist ein Bügel mit einem<br />

dem Anfang bzw. Ende des Brettes zusamfer<br />

keine Selbstverständlichkeit.<br />

Messer anste le eines Drahtes aufgehängt,<br />

eine Variante für das Ablängen. Der Mann<br />

funktion der torbenpressmaschine<br />

links nimmt die Bretter mit den Torben und<br />

(siehe Bild oben)<br />

stapelt sie auf einem Transportwagen (nicht<br />

auf dem Bild). Georg Mü ler, Bünzen, erinnert<br />

In der Grube schaufeln Männer Torferde in die sich auch, dass eine endlos umlaufende Seilbahn<br />

mit Paletten zum Einsatz kam.<br />

Förderschnecke (siehe Bild von rechts unten<br />

80<br />

Mit dem Transportgerät werden die beladenen<br />

Bretter auf eine abgemähte Wiese geführt,<br />

wo ein Arbeiter durch ruckartiges Kippen der<br />

Bretter die Torben zur Lufttrocknung auslegt.<br />

Sobald die Torben genügend gefestigt sind,<br />

werden sie kreuzweise zu «Böckli» (im Hintergrund<br />

links und rechts der Maschine sichtbar)<br />

aufgeschichtet, damit sie schne ler trocknen.<br />

Diese Arbeit wurde oft von Kindern verrichtet,<br />

die pro «Böckli» einen halben bis eineinhalb<br />

Rappen verdienten.<br />

Rechts im Bild bringt ein junger Mann mit<br />

braungebranntem blossem Oberkörper Bretter<br />

zurück. Die Frau rechts – sie ist gerade im<br />

Begri f einen Stapel gereinigter Bretter auf den<br />

Böcken neben der sitzenden Frau zu deponieren<br />

– muss die Bretter mit einer Maurerke le<br />

reinigen. Der dabei anfa lende Abfa l fä lt als<br />

«Güsel» in die Kiste am untern Bildrand.<br />

Auf dem Bild zu erkennen sind die Abbauhöhe<br />

der Grube und im Schachenweg ein bereitstehender<br />

Vierradwagen und ein Viehfuhrwerk.<br />

Gemäss Aussage von Guido Oswald, *1934,<br />

muss Josef Stenz die Situation vor 1943 fotografiert<br />

haben.<br />

Bild von Josef Reber, «Maler des Freiamts», Titel: Bauernhaus in Besenbüren, um die Jahre 1912 (fotografiert in der «Pflegi» in Muri).<br />

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