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BESTEUERUNG VON IN- UND AUSLäNDISCHEN STIFTUNGEN ...

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Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

Besteuerung von in- und<br />

ausländischen Stiftungen und<br />

Typenvergleich (3. Teil)<br />

Im 1. Teil (ZfS 2009/1, 31 ff) wurden die zivil-, unternehmens- und<br />

steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für österreichische Stiftungen<br />

dargestellt. Im 2. Teil (ZfS 2009/2, 63 ff) wurde die Bedeutung des<br />

Typenvergleichs für die ertragsteuerliche Einordnung von ausländischen<br />

Stiftungen im EStG, KStG und StiftEG aufgezeigt. Der 3. Teil beschäftigt<br />

sich mit der Durchführung des Typenvergleichs.<br />

4.3 Durchführung des Typenvergleichs<br />

Der Typenvergleich von ausländischen Kapitalgesellschaften<br />

ist nach den Ausführungen des BMF in der Form einer „gutachterlichen<br />

Analyse“ durchzuführen, die im Rahmen der „erhöhten<br />

Mitwirkungspflicht bei Auslandsbeziehungen“ vom Steuerpflichtigen<br />

vorzunehmen ist. 147) Es ist davon auszugehen,<br />

dass dies gleichermaßen für den Typenvergleich von ausländischen<br />

Stiftungen und Vermögensmassen gilt.<br />

Nach der Festlegung der als Vergleichsmaßstab für den<br />

Typenvergleich heranzuziehenden inländischen Rechtsgebilde<br />

sind der Aufbau und die Struktur der ausländischen Stiftung<br />

147) BMF 31.8.2005, Auflösung eines Liechtenstein-Konstrukts,<br />

EAS 2634 = SWI 2005, 506; BMF 4.2.1999, Steuerliche<br />

Behandlung einer US-Limited Liability Company, EAS<br />

1413 = SWI 1999, 186; BMF 21.7.1997, Vergleichbarkeit<br />

einer „Bermuda Exempted Company“ mit einer österreichischen<br />

Kapitalgesellschaft, EAS 1107 = SWI 1998, 3;<br />

BMF 20.6.1994, Beteiligungserträge von einer maltesischen<br />

Limited Company, EAS 455 = SWI 1994, 266.<br />

148) In diesem Zusammenhang wird in der Literatur auch von<br />

einer Zweistufigkeit des Typenvergleichs gesprochen, wobei<br />

die Würdigung der ausländischen Gesellschaft die erste<br />

Stufe darstellt und der Vergleich anhand von Merkmalen<br />

die zweite Stufe repräsentiert. Vgl Steiner, ÖStZ 2007,<br />

160 (162); Müller/Wangler, IStR 2003, 145 (146); Sieker,<br />

BB 1991, 1975 (1976); Schnittker, StuW 2004, 39 (40)<br />

mwN.<br />

149) KStR 2001 Rz 110.<br />

150) Vgl UFS 11.6.2007, RV/0266-W/07; Q/R/S/S, KStG § 1<br />

Tz 31; Staringer, Besteuerung doppelt ansässiger Kapitalgesellschaften<br />

111; Raupach, Der Durchgriff im Steuerrecht<br />

141; alle mit Bezug auf BFH 17.7.1968, I 121/64,<br />

BStBl 1968 II 695; Fraberger, Nationale und internationale<br />

Unternehmensnachfolge 269. Von Schuch/Hammer in<br />

C/H/H/S/W (2008) 204 wird der Typenvergleich als „bewegliches<br />

System“ bezeichnet.<br />

126 | ZfS 2009 / 3<br />

Thomas Bieber / Christoph Finsterer / Martin Lehner<br />

oder der ausländischen Vermögensmasse anhand von Merkmalen<br />

mit dem Aufbau und der Struktur der inländischen<br />

Rechtsformen zu vergleichen. 148) Dabei muss die ausländische<br />

Stiftung oder Vermögensmasse „dem inländischen Typus in ihrer<br />

Struktur zwar nicht genau entsprechen, das eine oder andere Merkmal<br />

kann fehlen oder in seiner Bedeutung eingeschränkt sein, es müssen aber<br />

ihre Merkmale in Gesamtheit unter Beachtung der wirtschaftlichen Stellung<br />

und des rechtlichen Aufbaues der inländischen Körperschaft vergleichbar<br />

sein“. 149,150) Es kommt in diesem Sinne nicht auf eine<br />

Merkmalsmehrheit oder etwa auf ein allein entscheidendes<br />

„Superkriterium“ an. 151) Diese variable Gesamtbetrachtung der<br />

Bedeutung einzelner Merkmale ist vielmehr schon aus dem<br />

Umstand geboten, dass weder durch den Gesetzgeber, noch<br />

durch die Rsp oder Verwaltungspraxis ein eindeutiger und<br />

abschließender Katalog an Typenvergleichsmerkmalen definiert<br />

wird. Für die Vergleichbarkeit von Kapitalgesellschaften<br />

hat sich zumindest ein „Pool“ an breitflächig akzeptierten<br />

Vergleichbarkeitskriterien gebildet. 152) Daraus lässt<br />

sich aber für die Klassifizierung von ausländischen Stiftungen<br />

und Vermögensmassen keine Rechtssicherheit gewin-<br />

151) Vgl Hey in FS Debatin (1997) 121 (136); Fahrenberg/<br />

Henke, IStR 2004, 485 (486).<br />

152) Für Vergleichbarkeitskriterien von Kapitalgesellschaften<br />

siehe VwGH 20.9.2006, 2005/14/0124; KStR 2001 Rz 551;<br />

Q/R/S/S, KStG § 10 Tz 43.1; G. Kofler, Die steuerliche Abschirmwirkung<br />

ausländischer Finanzierungsgesellschaften<br />

197 f; Kirchmayr, Besteuerung von Beteiligungserträgen<br />

309 f; Steiner, ÖStZ 2007, 160 (161 ff); Bergmann in FS<br />

des Fachsenats für Steuerrecht (1998) 47 (51); Gröhs,<br />

ÖStZ 1985, 307 (310); siehe weiters zB BMF 20.7.2007,<br />

Gewinnausschüttungen einer LLP in Kasachstan, EAS<br />

2869 = SWI 2007, 391; BMF 4.5.2007, Gewinnausschüttungen<br />

einer LLC in Sri Lanka, EAS 2843; BMF 6.5.2005,<br />

Gewinnausschüttungen einer LLC in Dubai, EAS 2607 =<br />

SWI 2005, 346; alle mit dem Hinweis auf das Schreiben<br />

der deutschen Finanzverwaltung (dBMF 19.3.2004, IV B 4<br />

– S 1301 USA – 22/04, BStBl 2004 I 411 = GmbHR 2004,<br />

689 = IStR 2004, 351); BMF 7.1.2003, Vergleichbarkeit<br />

einer „International Business Company“ auf den British<br />

Virgin Islands mit einer österreichischen Kapitalgesellschaft,<br />

EAS 2205 mit dem Hinweis auf W/S/S/K, KStG,<br />

§ 10 Anm 24; Steiner, ÖStZ 2007, 204 (204 ff) mit dem<br />

Hinweis auf den Erlass der niederländischen Finanzverwaltung;<br />

Bendlinger in FS Brogyányi (2008) 525 (534);<br />

Henke/Lang, IStR 2001, 514 (519 ff).


nen. 153) Aufbauend auf der vorhandenen Literaturbasis wird<br />

daher im Folgenden der Versuch unternommen, die charakteristischen<br />

Merkmale für den Typenvergleich von ausländischen<br />

Stiftungen und Vermögensmassen aufzuzeigen und in<br />

ihrem Bedeutungszusammenhang darzustellen. 154) Dabei<br />

lassen sich für einen Typenvergleich anhand des Aufbaus<br />

und der Struktur von inländischen Stiftungen vorderhand<br />

folgende wichtige Merkmale feststellen: Rechtspersönlichkeit;<br />

Selbständigkeit bzw Eigentümerlosigkeit; Gewidmetes<br />

Vermögen; Haftung mit dem Vermögen; Zweck; Organe;<br />

Begünstigte.<br />

Sowohl die Auswahl als auch die Gewichtung der einzelnen<br />

Merkmale stehen in Zusammenhang mit den Regelungszielen,<br />

die den Typenvergleich erfordern. Eine gegebene Vergleichbarkeit<br />

einer ausländischen Stiftung oder Vermögensmasse<br />

nach einer gesetzlichen Bestimmung muss daher<br />

nicht zwingend auf andere gesetzliche Regelungen übertragbar<br />

sein. Es gilt insofern auch den teleologischen Hintergrund<br />

der jeweiligen Gesetzesbestimmung in den Typenvergleich<br />

einzubeziehen. 155)<br />

Doppelbesteuerungsabkommen können für einen Typenvergleich<br />

nicht herangezogen werden, da Begriffe im Abkommensrecht<br />

und im nationalen Recht auf verschiedenen<br />

Ebenen angesiedelt sind. 156)<br />

4.3.1 Besteuerung im Ausland<br />

Die Art der Besteuerung des ausländischen Rechtsgebildes<br />

hat für den Typenvergleich nur geringe Aussagekraft. 157) Be-<br />

153) Kriterien für Stiftungen (bzw Trusts) finden sich (jedoch<br />

teilweise ohne Bewertung) bei Gröhs, Stiftungen<br />

im System der österreichischen Unternehmensbesteuerung,<br />

in Csoklich/Müller (1990) 141 (149); Petritz in Fraberger/Petritz<br />

(2008) 48 (52 ff); Schuchter. taxlex 2008,<br />

229 (231); Petritz, taxlex 2008, 275 (277 f); Fraberger/<br />

Petritz, RdW 2008, 299 (300 f); Burgstaller/Huemer<br />

in C/H/H/S/W (2008) 35, 38; Schuch/Hammer in<br />

C/H/H/S/W (2008) 204; Jakom/Marschner EStG 2 , § 27<br />

Rz 179.<br />

154) Die Reihenfolge der hier erörterten Merkmale stellt in keinerlei<br />

Hinsicht eine Wertung dar.<br />

155) Vgl Kirchmayr/Achatz, taxlex 2008, 173; Burgstaller/<br />

Huemer in C/H/H/S/W (2008) 36.<br />

156) Vgl Vogel/Lehner, DBA 4 , Art 3 Rz 98 ff, Einl Rz 153;<br />

Schaumburg, Internationales Steuerrecht 2 788; Kluge,<br />

DStR 1976, 365 (367 ff). Lang, Einführung in das Recht<br />

der Doppelbesteuerungsabkommen 2 (2002) 61 ff.<br />

157) Vgl Achatz (Hrsg), FWB Steuerrecht 434; Bendlinger in FS<br />

Brogyányi (2008) 525 (534).<br />

158) RFH 12.2.1930, VI A 899/27; dem folgend zB BFH 3.2.<br />

1988, I R 134/84, BStBl 1988 II 588; ebenso KStR 2001<br />

Rz 110; Q/R/S/S, KStG § 1 Tz 32; Debatin, BB 1988, 1155<br />

(1158); Altendorf in H/H/R 223 , KStG § 1 Rz 26; G. Kofler,<br />

Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

reits der RFH gelangte zu dem Ergebnis, dass für die Einordnung<br />

von ausländischen Rechtsgebilden nur das inländische<br />

Steuerrecht maßgebend ist. 158) Dementsprechend ist es<br />

für den Typenvergleich nicht von Bedeutung, ob die ausländische<br />

Stiftung oder Vermögensmasse dem ausländischen<br />

Steuerregime für Körperschaften unterliegt oder einer sonstigen<br />

Besteuerung unterworfen wird. 159) Gerade in jenen<br />

Fällen, in denen die ausländische Steuerrechtsordnung für<br />

bestimmte Körperschaften eine Option zwischen der Besteuerung<br />

als Körperschaft oder als Personengesellschaft<br />

vorsieht, zeigt sich, dass dieses Kriterium nicht als alleiniges<br />

Abgrenzungskriterium herangezogen werden kann. 160) Es<br />

geht um eine gleichmäßige Erfassung gleicher wirtschaftlicher<br />

Sachverhalte, die nach den Grundsätzen der inländischen<br />

Steuerrechtsordnung durchzuführen ist. 161)<br />

Dementsprechend ist auch die Höhe des Steuersatzes oder<br />

gar eine Nichtbesteuerung innerhalb der ausländischen<br />

Rechtsordnung nicht maßgeblich für eine Vergleichbarkeitsprüfung.<br />

162) In diesem Zusammenhang ist das sog Hong<br />

Kong Erk des VwGH (19.1.2005, 2000/13/0176) zu erwähnen,<br />

in dem der Gerichtshof die Nichtbesteuerung der Gesellschaft<br />

als Vergleichskriterium herangezogen hat. Das Erk<br />

wurde in der Literatur kritisiert 163) und auch nicht von der<br />

Finanzverwaltung in die für einen Typenvergleich relevanten<br />

Körperschaftsteuerrichtlinien aufgenommen. 164)<br />

4.3.2 Rechtsfähigkeit/Rechtspersönlichkeit<br />

Von Bedeutung für den Typenvergleich sind die Kriterien<br />

der ausländischen Rechtsfähigkeit und der ausländischen<br />

Die steuerliche Abschirmwirkung ausländischer Finanzierungsgesellschaften,<br />

197.<br />

159) Vgl BFH 4.4.2007, I R 110/05, BStBl 2007 II 521; ebenso<br />

BMF 10.5.1999, Jersey Limited Partnership, EAS 1454 =<br />

SWI 1999, 278; BMF 31.7.1996, Steuerliche Behandlung<br />

einer amerikanischen Limited Liability Company, EAS 925<br />

= SWI 1996, 423; Staringer, Besteuerung doppelt ansässiger<br />

Kapitalgesellschaften 109 (FN 102).<br />

160) Vgl KStR 2001 Rz 551; Steiner, ÖStZ 2007, 160 (161 FN<br />

19); Schnittker, StuW 2004, 39 (40); Müller/Wangler, IStR<br />

2003, 145 (146).<br />

161) So Gröhs, ÖStZ 1985, 307 (310); Bornheim in H/H/R 203 ,<br />

KStG, § 2 Tz 24; Kluge, DStR 1976, 365 (365).<br />

162) Vgl Toifl, RdW 2008, 428 (430); Mayr, RdW 2008, 487<br />

(489, FN 28); Jakom/Marschner EStG 2 , § 27 Rz 179.<br />

163) Siehe dazu aus dem kritischen Schrifttum zB Kirchmayr/<br />

Achatz, taxlex 2005, 489: „In der Begründung hat der<br />

VwGH aber teilweise übers Ziel geschossen …“. Preining,<br />

ÖStZ 2006, 14 (16) führt überzeugend aus, dass ein Abstellen<br />

auf eine Nichtbesteuerung oder eine sehr geringe<br />

Besteuerung zu Ungleichmäßigkeiten führen würde.<br />

164) KStR 2001 Rz 110 und Rz 551. Siehe dazu auch BMF<br />

27.5.2005, Gewinnausschüttung einer Hong-Kong-Gesellschaft,<br />

EAS 2608 = SWI 2005, 553.<br />

ZfS 2009 / 3 | 127


Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

Rechtspersönlichkeit. Der Beitrag beschränkt sich an dieser<br />

Stelle auf eine allgemeine Analyse des Vergleichskriteriums<br />

der ausländischen Rechtsfähigkeit/Rechtspersönlichkeit,<br />

ohne näher auf Fragen der Sitzverlegung einzugehen. 165)<br />

Vorweg sei erwähnt, dass österreichischen Stiftungen des<br />

privaten Rechts Rechtspersönlichkeit verliehen wird. 166)<br />

Für die Feststellung der Körperschaftsteuersubjektivität<br />

kann die Rechtsfähigkeit nicht als alleiniges Kriterium gelten,<br />

da in § 1 Abs 2 Z 3 iVm § 3 KStG explizit „nichtrechtsfähigen“<br />

Gebilden Steuersubjekteigenschaft verliehen wird. 167)<br />

Jedoch meinen die Bezeichnungen „nichtrechtsfähige Personenvereinigungen,<br />

Anstalten, Stiftungen und andere Zweckvermögen“ in<br />

§ 1 Abs 2 Z 3 KStG und § 1 Abs 3 Z 1 lit b KStG nicht das<br />

vollkommene Fehlen jeglicher Rechtsfähigkeit. 168) „Denn im<br />

Bereich des Körperschaftsteuerrechts haben jene Gebilde, die allein körperschaftsteuerrechtlich<br />

rechtsfähig sind, grundsätzlich dieselbe Bedeutung<br />

wie Gebilde, die zugleich auch zivilrechtliche Rechtsfähigkeit besitzen“.<br />

169) Die Tragweite des Merkmals der Rechtsfähigkeit<br />

und Rechtspersönlichkeit bei einem Typenvergleich von<br />

ausländischen Stiftungen bzw Vermögensmassen nach § 1<br />

165) Vgl für alle Aigner/Kofler/Tumpel, Zuzug und Wegzug von<br />

Kapitalgesellschaften im Steuerrecht 65 ff mwN.<br />

166) ZB § 1 Abs 1 PSG; § 6 Abs 4 BStFG. Die daraus hervorgehende<br />

Rechtsfähigkeit lässt sich auch nicht durch den satzungsmäßigen<br />

Zweck beschränken; vgl Stern in Csoklich/Müller<br />

(1990) 67 (92). Zur Entwicklung einer gemeinsamen<br />

europäischen Rechtsform der Stiftung siehe nur<br />

von Hippel, European Foundation Statute: Zivilrechtliche<br />

Rahmenbedingungen einer neuen Rechtsform, in Richter/<br />

Wachter, Handbuch des internationalen Stiftungsrechts,<br />

343 (343 ff).<br />

167) Vgl RFH 18.12.1930, VI A 899/30, RStBl 1931, 200 („Rumänien-Entscheidung”);<br />

BFH 23.6.1992, IX R 182/87,<br />

BStBl 1992 II 972. Ebenso Henkel, RIW 1991, 565 (566 f).<br />

Auch Betriebe gewerblicher Art (§ 1 Abs 2 Z 2 KStG) von<br />

KöR haben keine eigene Rechtspersönlichkeit; D/R I 9 , Rz 919.<br />

168) Siehe dazu Q/R/S/S, KStG § 1 Tz 123; KStR 2001 Rz 90.<br />

169) Vgl G. Kofler, Der steuerliche Durchgriff bei der Privatstiftung<br />

75.<br />

170) Vgl Q/R/S/S, KStG § 1 Tz 32; Bergmann in FS des Fachsenats<br />

für Steuerrecht (1998) 47 (51) mit Verweis auf den<br />

RFH (12.2.1930, VI A 899/27, RStBl 1930, 444). Ebenso<br />

BFH 3.2.1988, I R 134/84, BStBl 1988 II 588 zu einer thailändischen<br />

Gesellschaft, die im Ausland als juristische Person<br />

gilt, den Merkmalen nach jedoch einer deutschen KG<br />

entspricht.<br />

171) ZB § 1 Abs 1 AktG; § 1 Abs 1 PSG; § 6 Abs 4 BStFG. Bei<br />

sog unselbständigen Stiftungen ohne Rechtspersönlichkeit<br />

wird eine Vermögensmasse einer anderen Rechtsperson<br />

zugeordnet und von dieser zu einem bestimmten Zweck<br />

verwaltet; siehe Rummel/Welser, ABGB I 3 , § 646 Rz 1;<br />

Koziol/Welser I 13 , 79.<br />

172) Siehe dazu Krejci in Krejci, RK UGB § 105 Rz 25; anders<br />

Koch in Koziol/Bydlinski/Bollenberger, Kommentar zum<br />

ABGB § 26 Tz 7.<br />

128 | ZfS 2009 / 3<br />

KStG ergibt sich also erst aus der Zusammenschau mit<br />

weiteren (unter Berücksichtigung der Grundsätze des inländischen<br />

Steuerrechts identifizierten) Merkmalen. 170)<br />

Wird einem Rechtsgebilde ex lege Rechtspersönlichkeit verliehen<br />

171) und somit eine umfassende Rechtsfähigkeit (bzw<br />

auch alleinige passive Vermögensfähigkeit) 172) eingeräumt,<br />

so kann dies als Indiz für die Vergleichbarkeit von ausländischen<br />

Stiftungen oder Vermögensmassen angesehen werden.<br />

173) Nach hA 174) wird auch eine gegebene volle Rechtsfähigkeit<br />

(meist ohne Differenzierung zur Rechtspersönlichkeit)<br />

des ausländischen Rechtsgebildes als Indiz für eine Vergleichbarkeit<br />

gewertet. 175) Eine durch das ausländische Recht<br />

vorgenommene Unterscheidung zwischen Rechtsfähigkeit<br />

und Rechtspersönlichkeit ist daher im Rahmen des Typenvergleichs<br />

nicht zweckmäßig, zumal schon im Inland keine<br />

eindeutig Unterscheidung möglich ist. 176) Durch die Rechtspersönlichkeit<br />

wird eine inländische Stiftung alleine passiv<br />

vermögensfähig. 177) Bei einem Typenvergleich sollte die<br />

Rechtspersönlichkeit bzw Rechtsfähigkeit daher im Zusammenhang<br />

mit der Haftung beurteilt werden. 178)<br />

173) Vgl Staringer, Besteuerung doppelt ansässiger Kapitalgesellschaften<br />

111; Bergmann in FS des Fachsenats für Steuerrecht<br />

(1998) 47 (51); W/S/S/K, KStG, § 10 Anm 24; zu<br />

Stiftungen: Gröhs in Csoklich/Müller (1990) 141 (149);<br />

Gröhs/Staringer in Csoklich/Müller/Gröhs/Helbich, Handbuch<br />

zum Privatstiftungsgesetz 293 (310); Fraberger, Nationale<br />

und internationale Unternehmensnachfolge 267;<br />

Toifl, SWI 1998, 368 (372); Petritz in Fraberger/Petritz<br />

(2008) 48 (54); Bendlinger in FS Brogyányi (2008) 525<br />

(534).<br />

174) Vgl G. Kofler, Die steuerliche Abschirmwirkung ausländischer<br />

Finanzierungsgesellschaften, 197; Gröhs, ÖStZ 1985,<br />

307 (311); Gassner, LJZ 2004, 101 (112); Schuchter,<br />

taxlex 2008, 229 (231); Jakom/Marschner EStG 2 , § 27<br />

Rz 179.<br />

175) Differenzierter in Deutschland, wo die Rechtsfähigkeit/<br />

Rechtspersönlichkeit (nach ausländischem Recht) überwiegend<br />

nicht als geeignetes Vergleichsmerkmal angesehen<br />

wird; siehe dazu Altendorf in H/H/R 223 , KStG § 1 Rz 27;<br />

Schnittker/Lemaitre, FR 2003, 485 (494); Schnittker/<br />

Lemaitre, GmbHR 2003, 1314 (1318 f); ähnlich dBMF<br />

19.3.2004, IV B 4 – S 1301 USA – 22/04, BStBl 2004 I 411<br />

= GmbHR 2004, 689 = IStR 2004, 351; Meyn/Schöning<br />

in Richter/Wachter, Handbuch des internationalen Stiftungsrechts,<br />

33 (36); anders jedoch Henke/Lang, IStR<br />

2001, 514 (517); Hey in FS Debatin (1977), 121<br />

176) Zum Spannungsverhältnis den Begriffen „Rechtsfähigkeit“<br />

und „juristische Person“ siehe mwN Krejci in Krejci, RK<br />

UGB § 105 Rz 24 ff; Rummel/Aicher, ABGB I 3 , § 26 Rz 12;<br />

Posch in Schwimann, ABGB-Praxiskommentar 3 , § 26 Rz<br />

11. Zur Unterscheidung „Körperschaft – (Privat)stiftung“<br />

siehe Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl Rz 16.<br />

177) Vgl Dellinger, WBl 1994, 177 (177); Arnold, PSG 2 , § 4<br />

Rz 38.<br />

178) Siehe dazu unten Kapitel 4.3.4.


Eine erhöhte Bedeutung könnte dem Merkmal der Rechtspersönlichkeit<br />

im Rahmen des durch § 2 Abs 1 lit a StiftEG<br />

oder § 27 Abs 1 Z 7 EStG idF SchenkMG 2008 verankerten<br />

Typenvergleichs beikommen. Nach diesen Bestimmungen<br />

soll ein Vermögenstransfer von einer Rechtsperson zu einer<br />

anderen Rechtsperson besteuert werden. 179) Es geht daher<br />

nicht um den Vergleich im Hinblick auf die Einordnung in<br />

das System der Ertragsteuern, sondern um einen Typenvergleich<br />

(mit einer Privatstiftung nach dem PSG) bezogen auf<br />

Zuwendungen von oder zu der Stiftung (Vermögensmasse).<br />

Eine fehlende Rechtspersönlichkeit wird daher schwer<br />

durch das Vorhandensein anderer Typenvergleichsmerkmale<br />

kompensiert werden können.<br />

4.3.3 Selbständiges, eigentümerloses<br />

(mitgliederloses) Rechtsgebilde<br />

Die oben ausgeführte Rechtsfähigkeit/Rechtspersönlichkeit<br />

einer ausländischen Stiftung oder Vermögensmasse steht<br />

auch im Zusammenhang mit der inneren und äußeren Struktur<br />

des Rechtsgebildes. Obwohl Stiftungen des privaten<br />

Rechts mit Rechtspersönlichkeit ausgestattet werden, gibt es<br />

keine Mitglieder oder Eigentümer, die autonom für die Wirkungseinheit<br />

„Stiftung“ handeln. 180) Gesellschaften oder Vereine<br />

hingegen sind auf ihre Mitglieder bezogene, und von diesen<br />

bestimmte Wirkungseinheiten. 181) Der Stiftung wohnt somit<br />

grundsätzlich eine Selbständigkeit inne, die sich durch das<br />

Fehlen von Eigentümern (Mitgliedern) und deren Kontrolle<br />

ausdrückt. 182) Das Gestaltungsrecht des Stifters beschränkt<br />

sich weitgehend auf die Gründung (den Stiftungsakt) und dabei<br />

insbesondere auf die Festlegung des Stiftungszwecks. 183)<br />

Diese Selbständigkeit kann durch Mit- und Einwirkungsrechte<br />

von Stifter, Zustifter oder Destinatären beschränkt werden.<br />

184) Dazu zählen etwa die Änderung der Stiftungserklärung<br />

(§ 33 PSG) und der Widerruf (§ 34 PSG) als Rechte<br />

des Stifters von Stiftungen nach dem PSG. 185) Die Kontrolle<br />

von eigentümer- und mitgliederlosen Rechtsträgern ist<br />

unterschiedlich. 186) So werden Stiftungen nach dem BStFG<br />

der Kontrolle einer Aufsichtsbehörde unterworfen (§13<br />

BStFG), Privatstiftungen nach dem PSG dagegen unterliegen<br />

der Kontrolle von stiftungsinternen (neutralen) 187) und<br />

staatlichen Kontrollorganen (zB §§ 20 Abs 1 oder 24 Abs 1<br />

PSG). 188)<br />

Als wichtiges Vergleichsmerkmal lässt sich in diesem Sinne<br />

die eigentümerlose (mitgliederlose) Ausgestaltung des<br />

Rechtsgebildes herausfiltern. 189) Sieht die zu vergleichende<br />

ausländische Rechtsform also die Loslösung der Stiftung<br />

oder der Vermögensmasse von den daran Beteiligten (wie<br />

etwa dem Stifter oder den Begünstigten) grundsätzlich vor,<br />

so ist ein wesentliches Merkmal von inländischen Stiftungen<br />

Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

gegeben. 190) Die Einwirkungsrechte des Stifters oder der<br />

Begünstigten sollten nicht weitreichender sein als jene des<br />

nationalen Stiftungsrechts. 191) Die Trennung von Stifter bzw<br />

Begünstigten und der Stiftung ist somit ein wesentliches Kriterium<br />

für die Bewertung als eigenes Steuersubjekt (Trennungsprinzip).<br />

192) Grundsätzlich ist bei jedem Typenvergleich<br />

im Steuerrecht die Ausprägung des Trennungsprinzips<br />

von hoher Bedeutung.<br />

Die Kontrolle von ausländischen eigentümerlosen (mitgliederlosen)<br />

Rechtsgebilden als Vergleichsmerkmal ist schon<br />

im Hinblick auf die nationalen Unterschiede als gering einzustufen.<br />

193) So werden etwa Stiftungen im Inland in ein<br />

staatliches Register (bzw Firmenbuch) eingetragen. 194) Die<br />

weitere Kontrolle der Stiftungsorgane reicht von einer erheblichen<br />

staatlichen Kontrolle (zB im BStFG) bis zu einer<br />

überwiegend stiftungsinternen Kontrolle (zB im PSG). 195)<br />

Für einen Typenvergleich ist, unabhängig von der jeweiligen<br />

Gesetzesbestimmung, die Eintragung in einem ausländischen<br />

Register oder die Kontrolle durch ausländische Behörden<br />

kein entscheidendes Merkmal, 196) zumal nur die<br />

179) Vgl ErlRV 549 BlgNR 23. GP 2 ff.<br />

180) Gleiches gilt auch für Sparkassen, VVaG oder Hypothekenbanken;<br />

vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl<br />

Rz 16; § 1 Rz 13.<br />

181) Vgl Kalss in Doralt/Kalss, Aktuelle Fragen des Privatstiftungsrechts<br />

(2001) 37 (40); Kalss in Doralt/Novotny/Kalss,<br />

PSG, Einl Rz 16.<br />

182) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl Rz 17.<br />

183) Vgl Bruckner/Fries/Fries, Die Familienstiftung, 24. Siehe<br />

zum Kriterium des Stiftungszwecks unten Kapitel 4.3.5.<br />

184) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl Rz 16; Gröhs<br />

in Csoklich/Müller (1990) 141 (143 f).<br />

185) Vgl Bruckner/Fries/Fries, Die Familienstiftung, 60 ff. Bei<br />

Stiftungen nach dem BStFG sind Änderungen an gewisse<br />

Voraussetzungen geknüpft (§ 17 BStFG); zur Widerruflichkeit<br />

siehe Schauer in Csoklich/Müller (1990) 27 (40 f).<br />

186) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl Rz 18; kritisch<br />

Böhler, WBl 1993, 169 (172 ff).<br />

187) ZB der Aufsichtsrat iSd §§ 22 ff PSG. Vgl Bruckner/<br />

Fries/Fries, Die Familienstiftung, 62.<br />

188) Die Zuständigkeit des Gerichts wird in § 40 PSG geregelt.<br />

189) Vgl Ettinger/Bauer, RIW 2008, 445 (448); Kellersmann/<br />

Schnitger in Richter/Wachter, Handbuch des internationalen<br />

Stiftungsrechts, 607 (615).<br />

190) Vgl Meyn/Schöning in Richter/Wachter, Handbuch des<br />

internationalen Stiftungsrechts, 33 (35).<br />

191) Etwa §§ 33 und 34 PSG. Vgl dazu Toifl, RdW 2008, 428<br />

(430). Dahingehend ähnlich Fraberger/Petritz, RdW 2008,<br />

299 (302).<br />

192) Vgl StiftR 2001 Rz 18; Arnold/Stangl/Tanzer, Privatstiftungs-Steuerrecht,<br />

II/191.<br />

193) Anders wohl Petritz in Fraberger/Petritz (2008) 48 (54).<br />

194) ZB § 7 Abs 1 PSG oder § 40 BStFG.<br />

195) Siehe dazu oben Kapitel 2.1.<br />

196) Vgl Jakom/Marschner EStG 2 , § 27 Rz 179.<br />

ZfS 2009 / 3 | 129


Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

Struktur und der rechtliche Aufbau interessieren. 197) Schon<br />

im Grundsatzurteil des RFH wurde die Bewertung der<br />

Merkmale (nur) nach dem nationalen Steuerrecht gefordert,<br />

198) was auch die Relevanz von ausländischen Kontrollmechanismen<br />

relativiert. Vor diesem Hintergrund kann das<br />

Merkmal einer Registrierung oder einer staatlichen Kontrolle<br />

auch bei einem Vergleich nur mit der Privatstiftung nach<br />

PSG nicht an Bedeutung gewinnen. 199) Für ein Gutachten<br />

über die Vergleichbarkeit sind alle notwendigen Dokumente<br />

betreffend die Konstruktion des Rechtsgebildes heranzuziehen<br />

(zB Stiftungsurkunde, Stiftungszusatzurkunde, Willenserklärung<br />

des Stifters etc), ohne dass es dabei auf deren Veröffentlichung<br />

ankäme.<br />

Kein bedeutendes Vergleichsmerkmal ist außerdem die<br />

Dauerhaftigkeit bzw die zeitliche Beschränkung einer ausländischen<br />

Stiftung oder Vermögensmasse, 200) da auch im<br />

nationalen Stiftungsrecht hierzu keine einheitliche Regelung<br />

vorliegt. So wurden Stiftungen grundsätzlich dauerhaft<br />

errichtet, 201) doch ist seit der Einführung des PSG für<br />

Privatstiftungen jede Befristung möglich (§ 35 Abs 1 Z 1<br />

PSG). 202)<br />

4.3.4 Vermögen und Haftung<br />

Der Stiftung als Rechtsperson muss ein Vermögen übertragen<br />

werden, um ihre Existenz zu begründen und aufrecht zu<br />

erhalten. 203) Ein Vermögensverlust wird gem § 35 Abs 2<br />

PSG als möglicher Auflösungsgrund der Privatstiftung angesehen.<br />

204) Das gewidmete Vermögen ist somit ein wichtiges<br />

Kriterium des Stiftungsbegriffes. 205) Aus der Begriffsdefinition<br />

des § 1 Abs 1 PSG lässt sich jedoch ableiten, dass<br />

trennscharf zwischen der Rechtsperson Stiftung und dem<br />

Vermögen der Stiftung unterschieden werden muss, wenn es<br />

dort heißt: „Die Privatstiftung im Sinn dieses Bundesgesetzes ist ein<br />

Rechtsträger, dem vom Stifter ein Vermögen gewidmet ist …“. Kalss<br />

führt dazu aus, dass „… die Rechtsträgerin Privatstiftung Eigentümerin<br />

des ihr zugeordneten Vermögens [ist], sodaß der Begriff der<br />

‚Eigentümerlosigkeit des Vermögens‘ bzw der ‚eigentümerlosen Vermögensmasse‘,<br />

die praktisch sich selbst gehöre, nicht ganz korrekt ist,<br />

vielmehr wird damit sehr plakativ die Mitgliederlosigkeit des Rechtsträgers<br />

bzw das Fehlen von Eigentümern des Rechtsträgers beschrieben“.<br />

206) In der Literatur wird die Vermögenswidmung als<br />

wichtiges Vergleichsmerkmal angesehen. 207)<br />

Ein anfängliches Mindestvermögen von EUR 70.000 ist nur<br />

bei Privatstiftungen nach dem PSG vorgesehen (§ 4 PSG),<br />

nicht jedoch bei anderen Stiftungsarten. Sollte das anfängliche<br />

Vermögen der zu vergleichenden ausländischen Stiftung<br />

oder Vermögensmasse gering sein (zB weniger als EUR<br />

70.000), ist zu fragen, ob das Vermögen zur Erreichung des<br />

130 | ZfS 2009 / 3<br />

Zwecks ausreicht. 208) Das Typenvergleichsmerkmal Vermögen<br />

steht daher im Zusammenhang mit dem Zweck der Stiftung<br />

bzw Vermögensmasse. Es ist als Vergleichsmerkmal für<br />

den Aufbau und die Struktur des Rechtsgebildes nur dann<br />

von Relevanz, wenn die Höhe des Vermögens für den<br />

Zweck nicht ausreichend ist (siehe dazu unten). 209)<br />

Das Vermögen stellt auch die Haftungsmasse der Gläubiger<br />

einer Stiftung dar. 210) Es wird aufgrund der Rechtspersönlichkeit<br />

der Stiftung daher (im Hinblick auf die Haftung)<br />

nicht auf den Stifter, die Begünstigten oder die Organe der<br />

Stiftung durchgegriffen. 211) Bei der Privatstiftung nach PSG<br />

haften die Stiftungsorgane nur für eine schuldhafte Pflichtverletzung<br />

(§ 29 PSG). Der Gläubigerschutz wird insbesondere<br />

in § 17 Abs 2 PSG hervorgehoben, wonach Zuwendungen<br />

der Stiftung nicht zu einer (weiteren) Überschuldung<br />

führen dürfen. 212) Die Haftung des ausländischen<br />

Rechtsgebildes mit seinem Vermögen kann somit als Vergleichsmerkmal<br />

für den Typenvergleich herangezogen wer-<br />

197) Vgl BFH 25.4.2001, II R 14/98, IStR 2001, 589. Hier liegt<br />

auch der Unterschied zur Rechtspersönlichkeit/Rechtsfähigkeit,<br />

die (gegebenenfalls) auch vom ausländischen<br />

Recht verliehen wird, aber als Indiz für eine Vergleichbarkeit<br />

gilt. Siehe dazu oben Kapitel 4.3.2.<br />

198) RFH 12.2.1930, VI A 899/27, RStBl 1930, 444.<br />

199) Etwa bei § 2 Abs 1 lit a StiftEG.<br />

200) So wohl auch Petritz in Fraberger/Petritz (2008) 48 (54);<br />

Schuchter, taxlex 2008, 229 (231).<br />

201) Zum BStFG siehe ErlRV 1098 BlgNR 13. GP 15 f.<br />

202) Eigennützige Versorgungsstiftungen sind jedoch gem § 35<br />

Abs 2 Z 3 PSG auf maximal 100 Jahre beschränkt, können<br />

aber durch einstimmigen Beschluss weitere 100 Jahre verlängert<br />

werden; dazu Riel in Doralt/Novotny/Kalss, PSG,<br />

§ 35 Rz 33.<br />

203) Ausdrücklich zB § 4 PSG, wo auch eine Mindesthöhe von<br />

EUR 70.000 festgelegt wird.<br />

204) Vgl Riel in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 35 Rz 24. Siehe<br />

auch § 20 Abs 1 BStFG.<br />

205) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 13, wonach<br />

„das Vermögen unverzichtbares Wesensmerkmal der<br />

Privatstiftung“ ist.<br />

206) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 13 mwN.<br />

207) Vgl Petritz in Fraberger/Petritz (2008) 48 (54); Schuchter,<br />

taxlex 2008, 229 (231); Ettinger/Bauer, RIW 2008, 445<br />

(448).<br />

208) Siehe etwa § 5 Abs 1 Z 3 BStFG.<br />

209) Das gilt auch wenn der Vergleich sich auf eine Privatstiftung<br />

nach dem PSG beschränkt, da zB auch das Mindestkapital<br />

bei einem Typenvergleich von Kapitalgesellschaften<br />

nicht relevant ist; vgl VwGH 20.9.2006, 2005/14/<br />

0124; KStR 2001 Rz 551.<br />

210) Vgl Riel in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 4 Rz 12, § 17<br />

Rz 32; Dellinger, WBl 1994, 177 (177).<br />

211) Vgl Dellinger, WBl 1994, 177 (177).<br />

212) Vgl Riel in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 17 Rz 32; Dellinger,<br />

WBl 1994, 177 (178 f).


den. 213) Wird die Haftung zusätzlich auf die Organe der ausländischen<br />

Stiftung oder Vermögensmasse erweitert, die<br />

über eine schuldhafte Pflichtverletzung hinausgeht, kann<br />

dies einer Vergleichbarkeit abträglich sein, 214) selbst wenn<br />

eine selbständige und eigentümerlose (mitgliederlose) Struktur<br />

vorliegt.<br />

4.3.5 Zweck und Tätigkeit<br />

Bereits aus den Legaldefinitionen des österreichischen Stiftungsrechts<br />

geht hervor, dass das Wesen einer Stiftung im<br />

Kern durch die Zweckwidmung von Vermögen geprägt<br />

ist. 215) So wird die dauerhafte Verfolgung eines bestimmten<br />

Zwecks überhaupt als Rechtfertigung der eigentümerlosen<br />

(mitgliederlosen) Rechtsperson Stiftung angesehen. 216) „Der<br />

Zweck der Stiftung ist das wichtigste Definitionselement der Stiftung,<br />

dem die beiden anderen Elemente, nämlich die Vermögensausstattung<br />

und das Vorliegen einer bestimmten Organisation, untergeordnet<br />

sind“ 217) . Fehlt das unabdingbare Merkmal des Zwecks darf<br />

zB eine Privatstiftung nicht in das Firmenbuch eingetragen<br />

werden. 218)<br />

Für den Typenvergleich kann daher die Zweckwidmung des<br />

Vermögens des ausländischen Rechtsgebildes grundsätzlich<br />

als wesentliches Vergleichskriterium angesehen werden. 219)<br />

Folgt man im Hinblick auf den Anwendungsbereich des<br />

StiftEG (§ 1 Abs 1) der Ansicht von Mayr, so wird der<br />

Zweck des ausländischen Rechtsgebildes zum wichtigsten<br />

Vergleichsmerkmal. 220) Für eine Vergleichbarkeit hat sich der<br />

verfolgte Zweck im Rahmen der Möglichkeiten des inländischen<br />

Rechts zu bewegen. So ist der Zweck von Stiftungen<br />

nach dem BStFG oder den neun Landesstiftungsgesetzen<br />

auf Gemeinnützigkeit und Mildtätigkeit begrenzt. 221) Definitionen<br />

finden sich zB in § 2 Abs 2 und 3 BStFG. Stiftungen<br />

nach dem PSG sind demgegenüber zu jedem erlaubten<br />

Zweck möglich (§ 1 Abs 1 PSG). 222) Ein weiterer Unterschied<br />

besteht in der Verwendung der Erträgnisse des Vermögens<br />

zur Zweckverfolgung. Stiftungen nach dem BStFG<br />

dürfen beispielsweise nur die Erträgnisse des dauernd gewidmeten<br />

Vermögens verwenden, Privatstiftungen nach<br />

dem PSG jedoch auch das gestiftete Vermögen selbst. 223)<br />

Vom Zweck zu unterscheiden ist der Gegenstand der Stiftung,<br />

der die Tätigkeiten der Stiftung beschreibt, die zur Erfüllung<br />

des Zwecks notwendig sind. 224) Nach § 1 Abs 2 PSG<br />

werden bestimmte Tätigkeiten untersagt, 225) wohingegen andere<br />

inländische Stiftungsgesetze solch eine Einschränkung<br />

nicht kennen. Eine Stiftung nach dem BStFG kann beispielsweise<br />

selbst gewerblich tätig sein, sofern die Erträge<br />

dem gemeinnützigen oder mildtätigen Zweck zugeführt<br />

werden. 226) Privatstiftungen nach dem PSG sind hingegen<br />

Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

gewerbliche Tätigkeiten nur im Rahmen einer Nebentätigkeit<br />

erlaubt (§ 1 Abs 2 Z 1 PSG). 227) Neben dem Vorhandensein<br />

eines Zwecks treten somit in diesem Zusammenhang<br />

weitere Aspekte für einen Typenvergleich hervor. Ist<br />

die ausländische Stiftung oder Vermögensmasse nicht gemeinnützig<br />

oder mildtätig 228) sondern eigennützig, oder darf<br />

neben den Erträgnissen auch das Vermögen selbst zur<br />

Zweckverwendung herangezogen werden, so kann in dieser<br />

Hinsicht ein Vergleich nur mit den Reglungen des PSG erfolgen.<br />

In § 1 Abs 2 PSG werden bestimmte Tätigkeiten<br />

normiert, die eine österreichische Privatstiftung nicht ausüben<br />

darf. Für einen Typenvergleich haben diese Verbote jedoch<br />

grundsätzlich nur eine geringe Bedeutung, 229) da es um<br />

die rechtliche Struktur und den rechtlichen Aufbau des ausländischen<br />

Rechtsgebildes im Lichte des nationalen Steuerrechts<br />

geht. 230) Auch bei einem Typenvergleich mit Kapitalgesellschaften<br />

ist ein Verbot einer Tätigkeit bei einer inländischen<br />

Rechtsform kein Vergleichsmerkmal. Gleichen etwa<br />

Struktur und Aufbau einer ausländischen Ärzte-GmbH<br />

einer inländischen GmbH wird idR eine Vergleichbarkeit<br />

213) Vgl Petritz in Fraberger/Petritz (2008) 48 (56); Schuchter,<br />

taxlex 2008, 229 (231). Relativierend zum Merkmal der<br />

Haftung bei Kapitalgesellschaften Staringer, Besteuerung<br />

doppelt ansässiger Kapitalgesellschaften 110 (FN 110<br />

mwN).<br />

214) Vgl Petritz in Fraberger/Petritz (2008) 48 (56); Schuchter,<br />

taxlex 2008, 229 (231).<br />

215) Siehe zB § 1 Abs 1 PSG oder § 2 Abs 1 BStFG.<br />

216) Vgl Böhler, WBl 1993, 169 (174); Kronke, Stiftungstypus<br />

57.<br />

217) Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 17 mwN: „[Die<br />

Stiftung ist] Dienerin ihres Zwecks“.<br />

218) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 17.<br />

219) Vgl Schuchter, taxlex 2008, 229 (231); anders Petritz in<br />

Fraberger/Petritz (2008) 48 (54).<br />

220) Vgl Mayr, RdW 2008, 487 (487); ähnlich auch Schuchter,<br />

taxlex 2008, 230, die die Bindung der Stiftung an einen<br />

privaten Zweck als Vergleichskriterium heranzieht.<br />

221) Siehe dazu oben Kapitel 2.1.2 und 2.1.3.<br />

222) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 21 mwN.<br />

223) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, Einl Rz 13; Dellinger,<br />

WBl 1994, 177 (178 ff). Gleiches gilt für Fonds<br />

nach dem BStFG.<br />

224) Vgl Csoklich in Csoklich/Müller/Gröhs/Helbich, Handbuch<br />

zum Privatstiftungsgesetz 13 (19 f); Kalss in Doralt/Novotny/Kalss,<br />

PSG, § 1 Rz 42 mwN.<br />

225) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 50 ff.<br />

226) Vgl Stern in Csoklich/Müller (1990) 67 (79 ff); Csoklich in<br />

Csoklich/Müller (1990) 99 (101 f); Kalss in Doralt/Novotny/Kalss,<br />

PSG, Einl Rz 13.<br />

227) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 57.<br />

228) Vgl § 2 Abs 2 und 3 BStFG; siehe dazu Schwar, GeS 2003,<br />

192 (193 ff).<br />

229) Vgl Jakom/Marschner EStG 2 , § 27 Rz 179; aA wohl Mayr,<br />

RdW 2008, 487 (488, FN 25).<br />

230) Siehe dazu oben Kapitel 4.1.<br />

ZfS 2009 / 3 | 131


Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

mit einer inländischen Kapitalgesellschaft gegeben sein,<br />

wenngleich eine Gruppenpraxis in Österreich nur in der<br />

Rechtsform einer offenen Gesellschaft gem § 105 UGB betrieben<br />

werden darf. 231)<br />

4.3.6 Organe<br />

Als Körperschaft ist die Stiftung selbst nicht handlungsfähig,<br />

sondern wird durch ihre Organe vertreten. 232) Bei Privatstiftungen<br />

sind zwingend ein Stiftungsvorstand und ein<br />

Stiftungsprüfer zu bestellen (§ 14 Abs 1 PSG). Liegen gewisse<br />

Voraussetzungen vor (§ 22 Abs 1 PSG) muss, ansonsten<br />

kann ein Aufsichtsrat gebildet werden. 233) Bei anderen<br />

Stiftungsarten, wie bei den Stiftungen nach dem BStFG,<br />

müssen zwar Verwaltungs- und Vertretungsorgane bestellt<br />

werden (§ 11 BStFG), jedoch besteht insgesamt größerer<br />

Freiraum hinsichtlich der Ausgestaltung der Organisation.<br />

234) Micheler begründet dies folgendermaßen: „Wird die<br />

Geschäftsführung der Stiftung von einer Verwaltungsbehörde überwacht,<br />

ist das Bedürfnis nach interner Kontrolle geringer. Beschränkt<br />

sich die externe Kontrolle aber auf Mißbrauchskontrolle (…), [dann]<br />

muß die Organstruktur der Stiftung mehr leisten“. 235) Die Feststellung<br />

des Vorhandenseins von Organen ist daher für sich<br />

alleine zu wenig, es muss darüber hinaus festgestellt werden,<br />

wer als Organwalter fungiert und wer tatsächlich die Entscheidungen<br />

für das Rechtsgebilde trifft. Dabei ist insbesondere<br />

der mögliche Einfluss des Stifters bzw der Begünstigten<br />

auf die Geschäftsführung und Kontrolle des Rechtsgebildes<br />

zu untersuchen. 236)<br />

Die Organstruktur steht als Vergleichsmerkmal von ausländischen<br />

Stiftungen und Vermögensmassen somit mehrfach<br />

in Verbindung mit anderen Merkmalen. Die Bedeutung von<br />

Kontrollen durch ausländische Behörden ist – wie auch die<br />

Eintragung in ausländische Register 237) – als gering einzuschätzen,<br />

238) da eine staatliche Aufsicht nicht durch die Aufsicht<br />

eines anderen Staates substituiert werden kann. In diesem<br />

Sinne muss die interne Kontrolle des Rechtsgebildes an<br />

Bedeutung gewinnen. Bei einem Vergleich sind daher hauptsächlich<br />

die Regelungen über die Organisation des PSG heranzuziehen.<br />

Im nationalen Privatstiftungsrecht wird die Gründungsphase<br />

zwar durch den Stifter dominiert, jedoch erstarrt sein Wille<br />

in der Stiftungsurkunde, nachdem die Stiftung als eigener<br />

Rechtsträger entstanden ist. 239) In der Organisation der Stiftung<br />

wird der Einfluss des Stifters, aber auch jener der Begünstigten,<br />

durch das Gesetz zurückgedrängt. So darf der<br />

Stifter zwar Mitglied des aus mindestens drei Personen bestehenden<br />

Stiftungsvorstandes sein, jedoch nicht gleichzeitig<br />

Begünstigter der Stiftung. 240) Ähnliche Unvereinbarkeitsbe-<br />

132 | ZfS 2009 / 3<br />

stimmungen bestehen für andere Begünstigte und deren Verwandte<br />

(§ 14 Abs 2 PSG). 241) Weitere Unvereinbarkeiten werden<br />

geregelt für den Stiftungsprüfer, den Aufsichtsrat, sowie<br />

deren Zusammensetzung (§§ 20 und 23 PSG). Im Ergebnis<br />

darf es nicht zu einem dauernden rechtlichen Abhängigkeitsverhältnis<br />

der Stiftung vom Stifter (oder den Begünstigten)<br />

kommen; es soll die Selbständigkeit des eigentümerlosen<br />

(mitgliederlosen) Rechtsgebildes Stiftung bewahrt werden. 242)<br />

Die Qualität des Merkmals der zwingend vorzusehenden<br />

und tatsächlich vorgesehenen Organe ist für einen Typenvergleich<br />

hoch einzuschätzen. 243) Doch alleine die Vertretung<br />

der ausländischen Stiftung oder Vermögensmasse zu<br />

untersuchen genügt nicht, es müssen in der Folge auch die<br />

Einflussmöglichkeiten des Stifters bzw der Destinatäre<br />

überprüft werden. Steht das Rechtsgebilde unter der Kontrolle<br />

der Beteiligten (Stifter oder Begünstigte) und wird seine<br />

Selbständigkeit in einer Weise beschnitten, die über jene<br />

der inländischen Privatstiftung hinausgeht, so kann eine Vergleichbarkeit<br />

nur sehr schwer festgestellt werden. 244)<br />

4.3.7 Begünstigte<br />

Die Begünstigten einer Stiftung stehen in engem Zusammenhang<br />

mit dem Zweck der Stiftung. 245) Der zwingend<br />

festzulegende Zweck einer Stiftung muss nach außen gerichtet<br />

sein und bedarf daher zumindest eines Zweckadressaten,<br />

also eines Begünstigten. 246) Dementsprechend kann<br />

231) § 52a Abs 3 ÄrzteG 1998; siehe dazu Zahrl in Emberger/Wallner,<br />

Ärztegesetz 2 , § 52a Rz 5 ff.<br />

232) Vgl Rummel/Aicher, ABGB I 3 , § 26 Rz 25; Arnold, PSG 2 ,<br />

§ 14 Rz 2.<br />

233) Vgl Arnold, PSG 2 , § 14 Rz 3. Nach § 14 Abs 2 PSG können<br />

auch noch weitere Organe bestellt werden.<br />

234) Vgl Stern in Csoklich/Müller (1990) 67 (84 ff);<br />

235) Vgl Micheler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 14 Rz 5.<br />

236) Siehe dazu Marschner, Optimierung der Familienstiftung<br />

56 ff.<br />

237) Siehe oben Kapitel 4.3.3.<br />

238) Vgl Kronke, Stiftungstypus 157 ff.<br />

239) Vgl Wellinger in FS Batliner (2004) 123 (128); Kalss in Doralt/Kalss,<br />

Aktuelle Fragen des Privatstiftungsrechts (2001)<br />

37 (46).<br />

240) Vgl Micheler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 14 Rz 26.<br />

241) Vgl Schmidt in Doralt/Kalss, Aktuelle Fragen des Privatstiftungsrechts<br />

(2001) 173 (176 ff); Micheler in Doralt/<br />

Novotny/Kalss, PSG, § 15 Rz 5 ff.<br />

242) Vgl Micheler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 14 Rz 27<br />

und Rz 29.<br />

243) Vgl Schuchter, taxlex 2008, 229 (231).<br />

244) Vgl Toifl, taxlex 2008, 234 (237); Toifl, RdW 2008, 428<br />

(430).<br />

245) Vgl Löffler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 5 Rz 1.<br />

246) Vgl Bruckner/Fries/Fries, Die Familienstiftung, 55; Arnold,<br />

PSG 2 , § 5 Rz 4.


das Merkmal der Begünstigten für einen Vergleich als bedeutend<br />

angesehen werden, 247) wobei auf die Einwirkung<br />

der Destinatäre auf die Stiftung bzw Vermögensmasse geachtet<br />

werden muss.<br />

Die Bestimmung der Destinatäre ist in verschiedenen Varianten<br />

möglich, wobei auch eine allgemeine Festlegung des<br />

Begünstigtenkreises möglich ist. 248) Teilweise können die<br />

Destinatäre direkt aus dem Zweck der Stiftung abgeleitet<br />

werden. 249) Für einen Typenvergleich ist daher nicht entscheidend<br />

wie die Begünstigten und deren Zuwendungen ermittelt<br />

werden, sondern zum einen, dass es überhaupt Destinatäre<br />

gibt, 250) und zum anderen deren Einfluss auf die<br />

Stiftung bzw Vermögensmasse. Der Einfluss der Begünstigen<br />

wird im PSG (insbesondere zur Wahrung von Gläubigerinteressen)<br />

beschränkt, 251) wo zB nach § 15 Abs 2 PSG<br />

Begünstigte nicht Mitglied des Stiftungsvorstandes, nach<br />

§ 20 Abs 2 PSG nicht Stiftungsprüfer und nach § 23 Abs 2<br />

PSG nicht die Mehrheit im Aufsichtsrat sein dürfen. 252) Die<br />

Rechtsstellung des Begünstigten ist einem Vertrag zugunsten<br />

Dritter vergleichbar. 253) Die rechtlichen Möglichkeiten der<br />

Begünstigten, insbesondere, ob ein klagbarer Anspruch auf<br />

Zuwendungen besteht, 254) sind vom Gesetz nicht geregelt<br />

und haben daher als Vergleichsmerkmal bloß geringe Bedeutung.<br />

255) Zur Beantwortung der Frage nach den Begünstigten<br />

ist im Rahmen des Typenvergleichs zentral auf den<br />

Stiftungszweck, die selbständige eigentümerlose (mitgliederlose)<br />

Struktur und die Organe des Rechtsgebildes abzustellen.<br />

Nur in der Zusammenschau mit diesen Merkmalen<br />

kann das Vergleichskriterium der Destinatäre sachgerecht<br />

beurteilt werden, wobei insbesondere deren Einfluss auf die<br />

Geschäftsführung der ausländischen Stiftung oder Vermö-<br />

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Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

gensmasse nicht über die nationalen Möglichkeiten hinausgehen<br />

darf. 256)<br />

4.3.8 Rechnungslegung<br />

Bei der Rechnungslegung zeigt sich im nationalen Stiftungsrecht<br />

sehr stark der Unterschied von überwiegend interner<br />

Kontrolle (PSG) und staatlicher Aufsicht (zB BStFG). 257) So<br />

haben Privatstiftungen nach § 18 PSG einen Rechnungsabschluss<br />

iSd UGB zu erstellen, wohingegen das Gesetz bei<br />

anderen Stiftungsarten als Mindestanforderung lediglich eine<br />

Einnahmen-Ausgaben-Rechnung und eine Vermögensaufstellung<br />

verlangt (zB § 14 Abs 2 BStFG). Für einen Vergleich<br />

iZm der Feststellung der Körperschaftsteuersubjektivität<br />

hat die Art der Rechnungslegung daher geringe Bedeu-<br />

247) Vgl Schuchter, taxlex 2008, 229 (231).<br />

248) Vgl Löffler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 5 Rz 6 ff, § 9<br />

Rz 34 ff; Arnold, PSG 2 , § 5 Rz 46; § 10 Abs 2 Z 3 BStFG.<br />

249) Vgl Löffler in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 9 Rz 37; zu<br />

landesgesetzlichen Stiftungen siehe auch Csoklich in Csoklich/Müller<br />

(1990) 99 (104 ff); Arnold, PSG 2 , § 5 Rz 22a.<br />

250) Vgl Kalss in Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 1 Rz 34.<br />

251) Vgl Micheler in Doralt/Kalss, Aktuelle Fragen des Privatstiftungsrechts<br />

(2001) 291 (320 ff).<br />

252) Bei einer Stelle, die die Begünstigten feststellt (§ 5 PSG) ist<br />

zudem eine Selbstbegünstigung unzulässig; vgl Löffler in<br />

Doralt/Novotny/Kalss, PSG, § 5 Rz 15.<br />

253) Vgl Arnold, PSG 2 , § 5 Rz 7; Kalss in Doralt/Kalss, Aktuelle<br />

Fragen des Privatstiftungsrechts (2001) 37 (61).<br />

254) Dazu Arnold, PSG 2 , § 5 Rz 47 nwN.<br />

255) Gesetzlich festgehalten sind jedoch andere Rechte, wie<br />

etwa das Auskunftsrecht nach § 30 PSG.<br />

256) Vgl dazu Kalss/Zollner, GesRZ 2008, 351 (351 ff); Torggler<br />

in G/G/G/L, Privatstiftungen (2000) 61 (61 ff).<br />

257) Vgl Gruber in Doralt/Novotny/Kalss, Privatstiftungsgesetz<br />

(PSG), § 18 Rz 1.<br />

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ZfS 2009 / 3 | 133


Fachbeitrag – Abgabenrecht<br />

tung, 258) obwohl das Fehlen jeglicher Buchführung nicht für<br />

eine Vergleichbarkeit spricht. Besteht im Ausland aufgrund<br />

einer gänzlichen Steuerbefreiung keine Notwendigkeit für<br />

eine Buchführung kann dennoch der Aufbau und die Struktur<br />

des Rechtsgebildes mit einer österreichischen Stiftung<br />

vergleichbar sein. Wird die ausländische Stiftung bzw Vermögensmasse<br />

nach einem Typenvergleich beispielsweise als<br />

Körperschaftsteuersubjekt anerkannt, kommen für die Gewinnermittlung<br />

- etwa einer Betriebstätte im Inland – die nationalen<br />

Vorschriften zur Anwendung. 259)<br />

4.4 Ergebnis des Typenvergleichs<br />

Nach der Prüfung und Abwägung aller relevanten Merkmale<br />

muss als Ergebnis des Typenvergleichs durch den Gutachter<br />

die Frage der strukturellen Vergleichbarkeit beantwortet<br />

werden. Nach der Ermittlung der Struktur und des<br />

rechtlichen Aufbaus der ausländischen Stiftung bzw Vermögensmasse<br />

hat anhand der Stiftungsdokumente (Stiftungsurkunde,<br />

Stiftungszusatzurkunde, Willenserklärung etc) ein individuell-konkreter<br />

Rechtsvergleich zu erfolgen. Wie oben<br />

Zusammenfassung<br />

Die Besteuerung von in- und ausländischen Stiftungen untergliedert<br />

sich in drei Ebenen: Die Besteuerung der Zufuhr von<br />

Kapital vom Stifter an die Stiftung, die Besteuerung der Stiftung<br />

als eigenständiges Körperschaftsteuersubjekt und die Besteuerung<br />

der Zuwendungen von Stiftungen an ihre Begünstigten.<br />

Für die Klassifizierung einer ausländischen Stiftung als Körperschaftsteuersubjekt<br />

iSd § 1 KStG ist die Anwendung des von<br />

Rechtsprechung, Verwaltungspraxis und Lehre entwickelten<br />

und breitflächig akzeptierten „traditionellen“ Typenvergleichs<br />

erforderlich, der seine Wurzeln in der sog Venezuela-Entscheidung<br />

des RFH findet. Dabei werden der<br />

organisationsrechtliche Aufbau und die Funktion der<br />

ausländischen Stiftung primär mit den Wesensmerkmalen<br />

einer inländischen Stiftung und subsidiär mit jenen anderer<br />

inländischer Rechtsformen verglichen. Ist die ausländische<br />

Stiftung mit einer inländischen Stiftung vergleichbar, ergibt sich<br />

bei inländischem Ort der Geschäftsleitung eine unbeschränkte<br />

Körperschaftsteuerpflicht nach § 1 Abs 2 Z 1 KStG und bei<br />

ausländischem Ort der Geschäftsleitung eine beschränkte<br />

Körperschaftsteuerpflicht nach § 1 Abs 3 Z 1 lit a KStG. Besteht<br />

keine Vergleichbarkeit mit einer inländischen Rechtsform<br />

kann sich eine Körperschaftsteuerpflicht nach § 1 Abs 2 Z 3<br />

iVm § 3 KStG bzw § 1 Abs 3 Z 1 lit b iVm § 3 KStG ergeben,<br />

134 | ZfS 2009 / 3<br />

ausgeführt kommt es dabei iSd Judikatur auf eine Gesamtbetrachtung<br />

an, die eine Zusammenschau der wesentlichsten<br />

Merkmale der inländischen Vergleichsrechtsform erfordert,<br />

wobei nicht alle Kriterien (zur Gänze) erfüllt sein müssen. 260)<br />

Kritisch ist die dem Typenvergleich immanente Rechtsunsicherheit<br />

zu sehen, die aufgrund der Vielfalt ausländischer<br />

Rechtsgebilde auch schwer durch Informationen der Verwaltung<br />

oder durch Richtlinien beseitigt werden kann. 261)<br />

Möglicherweise könnten jedoch Bewertungen von bestimmten<br />

Merkmalen durch die Verwaltung für den Rechtsanwender<br />

eine gewisse Hilfestellung (zumindest in der Steuerplanung)<br />

bilden. 262)<br />

258) Vgl Schuchter, taxlex 2008, 229 (231); anders Petritz in<br />

Fraberger/Petritz (2008) 48 (54).<br />

259) Vgl § 21 Abs 1 Z 2 lit b und Z 3 KStG; KStR 2001 Rz 602.<br />

260) Siehe oben Kapitel 4.3.<br />

261) Vgl Rief in FS Brogyányi (2008) 647 (654); Arnold/Ludwig,<br />

taxlex 2008, 190 (190).<br />

262) Ähnlich Burgstaller/Huemer in C/H/H/S/W (2008) 35.<br />

wenn das Einkommen keinem anderen Steuerpflichtigen zuzurechnen<br />

ist.<br />

Durch den in § 1 Abs 1 StiftEG und § 2 Abs 1 lit a StiftEG angeordneten<br />

Typenvergleich ist festzustellen, ob Zuwendungen an<br />

ausländische Rechtsgebilde der Stiftungseingangssteuer unterliegen.<br />

Die gesetzliche Formulierung des § 1 Abs 1 StiftEG eröffnet<br />

allgemein einen weiten Anwendungsbereich der Stiftungseingangssteuer<br />

auf stiftungsähnlich strukturierte ausländische Vermögensmassen,<br />

während der Erhöhungstatbestand des<br />

§ 2 Abs 1 lit a StiftEG im Besonderen zur Anwendung<br />

kommt, wenn keine Vergleichbarkeit mit einer Privatstiftung<br />

nach dem PSG besteht. Eine KESt-Pflicht besteht<br />

nach § 27 Abs 1 Z 7 dritter TS EStG für Zuwendungen<br />

von ausländischen Stiftungen oder sonstigen Vermögensmassen,<br />

die mit einer Privatstiftung vergleichbar sind.<br />

Der Typenvergleich gilt als flexibles Instrument, das durch die<br />

unterschiedliche Auswahl und Gewichtung der Vergleichsmerkmale<br />

im Hinblick auf den Normzweck der jeweiligen Bestimmung<br />

zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann. Eine festgestellte<br />

Körperschaftsteuersubjektivität eines ausländischen<br />

Rechtsgebildes garantiert daher nicht, dass der Erhöhungstatbestand<br />

des § 2 Abs 1 lit a StiftEG (Steuersatz iHv 25%) nicht zur<br />

Anwendung kommt.

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