Schwarzwald-Heftli Ausgabe1 Juli-September 2021
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MUSEEN 53<br />
bis Oktober <strong>2021</strong><br />
Gengenbach<br />
SONDERAUSSTELLUNG LEO FALLER –<br />
DER NÄRRISCHE MALER IM NARREN-<br />
MUSEUM IM NIGGELTURM<br />
Nach langer Corona bedingter Schließung<br />
öffnet nun endlich wieder das Narrenmuseum<br />
Niggelturm seine Pforten.<br />
Dazu haben sich die Macher etwas<br />
Besonderes einfallen lassen. Neben<br />
der Fastnachts-Dauerausstellung auf 6<br />
Stockwerken, zeigt man in der Türmer<br />
Stube ein Querschnitt des Schaffens des berühmten Karlsruher<br />
Malers. Leo Faller wurde am 19. April 1902 in Freiburg im Breisgau geboren,<br />
und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Singen am Hohentwiel. Nach einer<br />
Schreinerlehre zog es Faller 1921 zur Badischen Landeskunstschule nach Karlsruhe,<br />
wo er u.a. Malerei und Illustration bei August Babberger und Ernst Würtenberger<br />
studierte. Faller blieb nach Abschluss seines Studiums 1926 in Karlsruhe, wohnte<br />
und arbeitete im alten Karlsruher Stadtteil Daxlanden, einem ehemaligen Fischerdorf,<br />
welches bereits Anziehungspunkt weiterer Künstler war. Die dortigen Rheinauen<br />
als Motiv der Freiluftmalerei, aber insbesondere das Gasthaus Krone mit seinem<br />
kunstsinnigen Wirt, welches bald als „Künstlerkneipe“ Ruf erlangte, zogen die jungen<br />
Maler an. Verbindung nach Gengenbach: Fallers künstlerischer Schwerpunkt lag<br />
sicher in der Grafik. Gebrauchsgrafische Werke etwa für die Reichsbahn oder spätere<br />
Bundesbahn, welche teilweise sogar in französischer und englischer Sprache<br />
erschienen, sorgten für einen gewissen Wohlstand. Insbesondere seine großformatige<br />
„Romantische Welt am Oberrhein“ sowie „Mit der Bundesbahn ins Märchenland“<br />
gehören sicherlich zu den schönsten seiner Bildkarten. Der in Gengenbach lebende<br />
und in ganz Baden bekannte Schriftsteller und Heimatfreund Otto-Ernst Sutter<br />
schrieb Texte für Bildbände und Reisebeschreibungen, die von Leo Faller illustriert<br />
wurden. Außerdem war auf Fallers Karten der Niggelturm als Piktogramm stellvertretend<br />
für Gengenbach zu sehen. Der Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens<br />
dürften aber seine Fresken von 1940 in den Wartesälen des Berliner Anhalter-Bahnhofes,<br />
seinerzeit der größte Bahnhof in Europa, gewesen sein. Insbesondere die Darstellung<br />
der „Badische Fastnacht“ lässt auf seine alemannische Herkunft schließen.<br />
Leider wurden diese wie auch die Märchendarstellungen, welche bereits 1936 in der<br />
Kinderstation der Chirurgischen Klinik in Heidelberg entstanden, 1945 bei Luftangriffen<br />
zerstört. Die Fastnacht sowie Märchen gehören regelmäßig zu seinen Werken.<br />
So malte er 1965 mehrfach die traditionellen „Fastnachtsschlampen“ seiner Daxlander<br />
Wahlheimat, aber auch Gestalten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht<br />
tauchen immer wieder in seinen Wimmelbildern gleichen Bildkarten auf. Mit seiner