SCHÖNE NEUE WELT – ZUKUNFT FINDET STADT
Shanghai, Tokio, Hongkong, Mumbai, Kairo, Bangkok, Dubai, Singapur ... die Megastädte dieser Welt beeindrucken durch kaum fassbare Dimensionen und ihr scheinbar ungebremstes Wachstum. Sie sind verdichtete, dynamische Bewegungsräume, die Bewohnern und Besuchern immer neue Formen der Wahrnehmung, Orientierung und Anpassung abverlangen. Der Fotograf Jürgen Strasser spürt dieser »Schönen neuen Welt« nach. Er richtet seinen Blick auf einen steingewordenen Fortschrittsglauben, auf die scheinbar immer gleichen Hochhausfassaden und Verkehrsnetze und auf die Visionen menschenwürdigen Massenwohnungsbaus. In konzentrierter Form zeugen seine Stadtlandschaften von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der wachsenden Weltbevölkerung und der stetigen Urbanisierung. Strassers Bilder führen vor, wie austauschbar und wenig ortstypisch Städteplanung in unserer Gegenwart ist und dass der Mensch in seiner Individualität in diesen gigantischen Stadtmaschinen immer weniger eine Rolle zu spielen scheint. Jürgen Strasser lebt als autonomer, visueller Künstler in Wiesbaden und Worpswede. Sein Arbeitsplatz ist die Welt. Seit 2016 verantwortet er die RAW Photo Triennale Worpswede und seit 2022 auch die Wiesbadener Fototage. Mehr Infos zum Bildautor unter www.juergenstrasser.de
Shanghai, Tokio, Hongkong, Mumbai, Kairo, Bangkok, Dubai, Singapur ... die Megastädte dieser Welt beeindrucken durch kaum fassbare Dimensionen und ihr scheinbar ungebremstes Wachstum. Sie sind verdichtete, dynamische Bewegungsräume, die Bewohnern und Besuchern immer neue Formen der Wahrnehmung, Orientierung und Anpassung abverlangen.
Der Fotograf Jürgen Strasser spürt dieser »Schönen neuen Welt« nach. Er richtet seinen Blick auf einen steingewordenen Fortschrittsglauben, auf die scheinbar immer gleichen Hochhausfassaden und Verkehrsnetze und auf die Visionen menschenwürdigen Massenwohnungsbaus. In konzentrierter Form zeugen seine Stadtlandschaften von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der wachsenden Weltbevölkerung und der stetigen Urbanisierung. Strassers Bilder führen vor, wie austauschbar und wenig ortstypisch Städteplanung in unserer Gegenwart ist und dass der Mensch in seiner Individualität in diesen gigantischen Stadtmaschinen immer weniger eine Rolle zu spielen scheint.
Jürgen Strasser lebt als autonomer, visueller Künstler in Wiesbaden und Worpswede. Sein Arbeitsplatz ist die Welt. Seit 2016 verantwortet er die RAW Photo Triennale Worpswede und seit 2022 auch die Wiesbadener Fototage.
Mehr Infos zum Bildautor unter www.juergenstrasser.de
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nisch gewachsen, sondern konstruktiv
gesetzt. Eine Aufnahme von Dubai
zeigt die Türmestadt inmitten der Wüste,
eine der Unwirtlichkeit der Natur abgerungene
Ansiedlung von hoher Künstlichkeit,
eine imperiale Geste der Wirtschaftskraft,
des Überflusses und der
extensiven Ausbeutung nicht nachwachsender
Ressourcen.
Die Aufnahmen zeigen die Metropolen
aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Mal
schaut der Betrachter frontal auf die
Bauwerke, die weniger harmonieren als
vielmehr vereinzelt ein Zeichen setzen,
die einen Pflock einschlagen, ein Terrain
markieren und eine himmelsstürmende
Dynamik ausflaggen. Mal sind es Luftaufnahmen,
in denen die Ansiedlungen
in der Gesamtsicht umso eindrücklicher
den Charakter fiktionaler Exotik einnehmen.
Hier findet eine post-industrielle
Gesellschaft ihren Ausdruck, in der alle
Lebensvollzüge auf digitaler Basis und
in effizientester Struktur rationalisiert
sind. Strasser überhöht diese Anmutung
mit surreal wirkender Farbigkeit
oder einem kalten metallischen Licht,
das dem Ganzen ebenso wertigen Glanz
wie auch spiegelnden Scheincharakter
verleiht. Wenn inmitten der Welten aus
Glas und Stein Naturelemente auftreten,
dann als bloßes Dekor wie in einem
Gehege oder Freiluftmuseum, Bäume
wirken wie Artefakte aus einer historisch
gewordenen Epoche.
Auch wenn die jüngsten Riesenstädte
global uniforme Konturen zeigen, gelingt
es Strasser sie porträthaft ins
Bild zu setzen. Mit Zuspitzung der graffischen
metropolen Eigenarten schafft
er städtebauliche Bildnisse, die Entwicklungsdynamik
dokumentieren, die
aber zugleich in einem hohen Maß an
strukturell gebändigter Überwältigung
die Faszination des Fotografen selbst
ins Spiel bringen. Das lässt sie weit entfernt
von einem bloßen Menetekel wirken.
Diese Städteaufnahmen sind nicht
vordergründige Zivilisationskritik oder
Fortschrittsanklage. Der Betrachter darf
sich von der Wucht der abgebildeten
städteplanerischen und architektonischen
Statements mitgenommen fühlen
und aus seiner Wahrnehmung heraus
eine Haltung entwickeln. Symbolische
Bildanlagerungen, die lediglich eine gesellschaftskritische
Position illustrieren,
liegen Strasser fern. Zentrale Fragen
aber, die sich aus seinen Arbeiten ableiten
lassen, sind die nach der Reichweite
der Planung städtischer Öffentlichkeit
und nach dem Einfluss wachsenden
privaten Vermögens in den Händen immer
weniger. Strassers eindrucksvolle
Fotografien fangen die markantesten
Zeichen der Wachstumsrationalität ein,
welche die globalisierte Gesellschaft
den künftigen Generationen vererbt.
Sie lassen uns nicht zuletzt darüber
nachdenken, welches Schicksal die
künstlerische Sprache der Architektur-
Moderne in den neuen Ballungsgebieten
der Welt erlitten hat.